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Erinnerungen Von Heinz Eggert Heinz Eggert war Funkoffizier bei der Handelsmarine. Er musterte am 5. Mai 1939 als II. Funkoffizier auf dem Dampfer "General Artigas/DHIO" an. Die Fahrt führte diagonal über den Atlantischen Ozean. Dies Kapitel aus den "Erinnerungen" wird fortgesetzt. Von Vera Cruz verholten wir nach dem etwa 450 Kilometer weiter nördlich gelegenen Tampico, wo wir am 25. August eintrafen. An diesem Tag sollte Bergfest sein, d.h. die Hälfte der Reise war geschafft. Doch es sollte ganz anders kommen. Die "0rinoco" hat ihren Heimathafen Hamburg nie wiedergesehen. Am 13.3.1938 war der Anschluß Österreichs an Deutschland vollzogen worden und im März 1939 erfolgte die Besetzung des restlichen Sudetenlandes, also auch des von der Tschechoslowakei beanspruchten Teils als Protektorat. Diese machtpolitische Offensive stieß auf entschlossenen Widerstand der Westmächte. Nachdem Hitler im August 1939 durch den Vertrag mit der Sowjetunion Rückendeckung gewonnen hatte, löste er durch den Angriff auf Polen am 1.9.1939 den II. Weltkrieg aus. Wir lagen an der Bleipier und harrten der Dinge. Auf den Ablauf sämtlicher Kriegshandlungen werde ich im einzelnen nicht eingehen; es widerspricht der Absicht dieser Niederschrift. Im übrigen gibt es reichlich Literatur hierüber, die in jeder Bücherei ausgeliehen werden kann oder beim Buchhandel käuflich zu haben ist. Deutschland war nun ein kriegführender Staat und daher versiegelte die mexikanische Polizei die Funkstation. Der Allwellen-Empfänger jedoch war von uns in weiser Voraussicht vorher herausgeholt; so konnten wir weiterhin täglich die Presse aus Nauen bei Berlin empfangen und die von Norddeichradio im einseitigen Funkdienst ausgestrahlten für M/S "Orinoco" bestimmten Telegramme empfangen. Am 25. September teilt mir das Deutsche Konsulat in Tampico mit, daß ich auf Grund der Ereignisse als Funkoffizier auf das deutsche Tankschiff "Emmy Friederich/DOAD" ummustern muß. Dieses Schiff hatte bereits einige Jahrzehnte auf dem Puckel und die gesamte Einrichtung bezeugte diese Tatsache auch optisch.
Auch auf der "Emmy Friederich" war die Funkstation versiegelt; doch ein kleines Fenster, das von der Brücke eine direkte Verbindung mit dem Funkraum herstellte, war von den Beamten übersehen. Durch diese Öffnung mußte ich mich durchzwängen, wenn ich in die Funkstation wollte. (Es ist aber eine Mär, daß das nur vor dem Frühstück möglich war und daß immer einer nachschieben mußte). Die technische Ausrüstung der Station war miserabel. Es gab weder einen Kurzwellen-Sender noch -Empfänger. Der Konsul zeigte auf meinen Einwand hin Verständnis. Mit einer stattlichen Summe Geld ausgerüstet, sollte ich versuchen, einen Kurzwellen-Empfänger zu kaufen. In ganz Tampico gab es aber keinen Telegrafie-Empfänger und so kaufte ich wenigstens ein gutes Kurzwellenradio. Eine ideale Lösung war das natürlich nicht. Daher überzeugte ich Kapitän Dreier, dem Führer dieses alten Kastens, daß uns eines der in Tampico zusammengezogenen deutschen Schiffe einen Allwellen-Empfänger überlassen müsse. Kapitän Dreier und ich machten uns am nächsten Tag in Begleitung eines Konsularvertreters auf den Weg zum M/S "Rhein", das uns am zweckmäßigsten erschien. Wie wir vorausgesehen hatten, widersetzte sich Kapitän U. unserem Ansinnen ganz energisch. Erst unser Argument, daß die "Emmy Friederich" eine vordringliche Aufgabe zu erfüllen habe, die ohne Kurzwellenempfänger nicht ausführbar sei, minderte seinen Widerstand um ein beträchtliches. Der Hinweis: „Als guter Deutscher haben Sie dieses Opfer zu bringen für Führer, Volk und Vaterland“, veranlaßte ihn schließlich, seine Zustimmung zu geben. (Kapitän U. von der "Rhein" war als "150"prozentiger Nazi bekannt). Während der Mittagszeit, als die zwei Zollposten an Bord ihre übliche dreistündige Siesta hielten, holten wir den dringend benötigten Empfänger aus der Funkstation heraus. Das Problem der Versiegelung der Tür zur Funkstation waren für den Zimmermann und Bootsmann keine Hürde. In Abständen waren mindestens zehn als Siegel gekennzeichneten Papierstreifen über die Tür und die Einfassung geklebt; also entfernten die beiden Fachleute die Tür samt Rahmen, und nachdem der Empfänger beiseite geschafft war, wur den Tür nebst Umgrenzung wieder so angebracht, daß kein Siegel beschädigt wurde und nichts Auffälliges zu sehen war. Der Empfänger war tropen- und erschütterungssicher. Technisch gesehen war das Gerät hervorragend; auf sämtlichen Lang-, Mittel- und Kurzwellen bis zu 22 000 Kilohertz lieferte der "Brotkasten", wie wir das Gerät wegen der Form des metallenen Gehäuses nannten, einen klaren
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