3/2011 - Psychotherapeutenjournal
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Zur Diskussion<br />
Kommentare zu Giovanni Maios Artikel im <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2011</strong>:<br />
Verstehen nach Schemata und Vorgaben? Zu den ethischen Grenzen einer<br />
Industrialisierung der Psychotherapie<br />
Psychotherapeuten sind keine auswechselbaren Dienstleister<br />
Renate Feistner<br />
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Maio,<br />
vielen Dank für Ihren hervorragenden<br />
Beitrag über die Grundidentität der Psychotherapie,<br />
ich kann jeden Ihrer Sätze<br />
bejahen.<br />
Psychotherapeuten sind tatsächlich keine<br />
auswechselbaren Dienstleister.<br />
Das „Handwerk“ der Psychotherapie kann<br />
erlernt werden, die Ausübung ist jedoch<br />
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eine Kunst. Leitlinien helfen da auch nicht<br />
weiter. Patienten sind einzigartige Menschen,<br />
Psychotherapeuten auch. Der Patient<br />
erwartet in erster Linie Verständnis,<br />
Akzeptanz und vertrauenswürdige Kompetenz.<br />
Die therapeutische Beziehung ist der<br />
wichtigste Wirkfaktor in der Psychotherapie,<br />
nicht die Methode.<br />
Die Freiheit, noch echte Psychotherapie<br />
in dem von Ihnen beschriebenen Sinn<br />
auszuüben, ist schon lange eingeschränkt<br />
durch vielfache Vorschriften, zu beantragende<br />
Zeitkontingente (einschließlich<br />
Gutachterbeurteilungen nach Aktenlage),<br />
Standardisierung und Modularisierung der<br />
Behandlungsformen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dipl.-Psych. Renate Feistner<br />
Psychologische Psychotherapeutin<br />
renate.feistner@t-online.de<br />
Der Verzicht darauf, für die „Ware“ eins zu eins Geld zu erwarten, gehört dazu<br />
Marianne Hegenscheidt<br />
Routinemäßig schlug ich das Heft auf –<br />
und wurde von dem Artikel von Prof. G.<br />
Maio völlig überrascht. Seit Jahren habe<br />
ich nicht so einen wohltuenden Fachartikel<br />
gelesen. Und es freute mich sehr, dass der<br />
Redaktionsbeirat diesen offensichtlich mit<br />
viel Zustimmung hineingenommen hat.<br />
Danke. Balsam für meine Psychotherapeutenseele.<br />
Ein Echo meiner unausgesprochenen<br />
Worte. Es ist alles wahr – und das<br />
spüren offensichtlich nicht nur ein paar<br />
Psychotherapeutenfreunde und ich, sondern<br />
natürlich auch die Patienten.<br />
Es ist gut und notwendig, dass das so ausgesprochen<br />
wird und dass es da einfach<br />
so steht. Das allein hat Wirkung.<br />
Aber wie ist das ansonsten – handelnd<br />
– zu lösen? Gegenwärtig offensichtlich<br />
auch nur individuell. Ich „löse“ das durch<br />
Minimierung der Einhaltung der Qualitätsmanagementanforderungen<br />
und Maximierung<br />
der Qualität der individuellen psychotherapeutischen<br />
Beziehung im Sinne<br />
Maios. Ganz einfach ist das nicht.<br />
Immerhin weiß ich mich mit jetzt 69 Jahren<br />
auch in einer komfortableren Lage<br />
als in früheren Zeiten. Mit einem halben<br />
Kassensitz und Lust und Zeit für einige<br />
zusätzliche E-Mails oder für das Durchlesen<br />
längerer persönlicher Texte sowie für<br />
Telefonate oder flexible Termine usw. kann<br />
ich meinen Patienten ganz gut gerecht<br />
werden. Dazu gehört aber eben auch der<br />
Verzicht darauf, für die „Ware“ eins zu eins<br />
Geld zu erwarten. Gedankt wird es mir mit<br />
der lebendigen Entwicklung meines Gegenübers.<br />
Manches macht Mut. So wie dieser Artikel.<br />
Oder wenn ich einige wenige Unternehmen<br />
erlebe, die kooperativ arbeiten<br />
ohne dass die Mitarbeitenden – bei Chef<br />
oder Chefin angefangen – sich jeden<br />
Einsatz bezahlen lassen, die auf diese<br />
Weise eine gute Atmosphäre erzeugen,<br />
in der jeder dennoch sein gutes Geld<br />
verdient.<br />
Marianne Hegenscheidt<br />
marianne.hegenscheidt@web.de<br />
Die Frage der Wirksamkeit von Psychotherapie nicht einfach beiseiteschieben!<br />
Joseph Kuhn<br />
Die Psychotherapie als „Kunst“, deren Gegenstand<br />
eine „einzigartige Situation“ des<br />
Patienten ist, die sich „jeder standardisierten<br />
Behandlung widersetzt“ und deren Gü-<br />
te davon bestimmt wird, „mit welcher persönlichen<br />
Einstellung und Motivation, mit<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2011</strong>