06.12.2012 Aufrufe

3/2011 - Psychotherapeutenjournal

3/2011 - Psychotherapeutenjournal

3/2011 - Psychotherapeutenjournal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Saarland<br />

Vertreterversammlung verabschiedet<br />

Resolution<br />

Die Vertreterversammlung der Psychotherapeutenkammer<br />

des Saarlandes hat in ihrer<br />

Sitzung am 20. Juni in einer Resolution<br />

alle saarländischen Politiker aufgefordert<br />

zu verhindern, dass das Versorgungsgesetz<br />

zu einer Verschlechterung der Versorgung<br />

psychisch kranker Menschen führt.<br />

318<br />

Bernhard Morsch – Präsident<br />

Resolution gegen die<br />

Verschärfung der Unterversorgung<br />

psychisch<br />

Kranker<br />

Seit April <strong>2011</strong> liegen die Eckpunkte des<br />

Versorgungsstrukturgesetzes vor. Ziel<br />

soll u. a. eine spürbare Verbesserung<br />

des Versorgungsalltags für die Patienten<br />

sein. Zentraler Inhalt des Gesetzes sind<br />

daher Änderungen der vertragsärztlichen<br />

und vertragspsychotherapeutischen Bedarfsplanung.<br />

Geplant ist aber auch der<br />

Abbau von Praxen in Planungsbereichen<br />

mit Versorgungsgraden von 110 Prozent<br />

und mehr.<br />

Unterschätzung des Behandlungsbedarfs<br />

Der Gesetzgeber unterschätzte den tatsächlichen<br />

ambulanten psychotherapeutischen<br />

Behandlungsbedarf erheblich, als<br />

er die Niederlassungsmöglichkeiten im<br />

Jahr 1999 auf der Basis der damals bestehenden<br />

Praxen festlegte. Seither stieg die<br />

Nachfrage nach psychotherapeutischen<br />

Leistungen ständig. Jahr für Jahr nimmt<br />

die Zahl der Tage zu, an denen Arbeitnehmer<br />

aufgrund psychischer Erkrankungen<br />

arbeitsunfähig sind. Psychische Erkrankungen<br />

sind die Hauptursache für Frühverrentungen<br />

in Deutschland und belasten<br />

schon jetzt Wirtschaft und Sozialversicherung<br />

mit Milliardenkosten, die niedriger<br />

sein könnten, wenn Patienten rechtzeitig<br />

behandelt werden könnten. Für psychisch<br />

kranke Menschen sind Verbesserungen<br />

der Versorgung daher dringend erforderlich.<br />

Die Patienten warten wochenlang<br />

auf ein Erstgespräch und monatelang auf<br />

die Aufnahme einer psychotherapeutischen<br />

Behandlung. Diese Mangelsituation<br />

herrscht in Deutschland flächendeckend,<br />

wobei sie in Abhängigkeit davon,<br />

ob ein Patient in städtischen oder ländlichen<br />

Regionen einen Behandlungsplatz<br />

sucht, unterschiedlich ausgeprägt ist. In<br />

Kernstädten können sich entsprechend<br />

der Vorgaben der Bedarfsplanung 38,8<br />

Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner<br />

niederlassen, in ländlichen Regionen<br />

sollen hingegen 4,3 Psychotherapeuten<br />

100.000 Einwohner versorgen.<br />

Verschlechterung der Versorgung<br />

psychisch kranker<br />

Menschen<br />

Die niedrigen absoluten Verhältniszahlen<br />

führen dazu, dass gemessen in Versorgungsgraden<br />

379 der 395 Planungsbereiche<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

als überversorgt gelten. Werden die mit<br />

dem Versorgungsgesetz geplanten Instrumente<br />

zum Abbau von Überversorgung<br />

bei den geltenden Vorgaben der Bedarfsplanung<br />

umgesetzt, wären daher bundesweit<br />

5.857 der insgesamt knapp 21.000<br />

Praxissitze von Psychotherapeuten – also<br />

knapp 30 Prozent der aktuell verfügbaren<br />

Behandlungsangebote – vom Abbau<br />

bedroht. Auch die psychotherapeutische<br />

Unterversorgung im Saarland würde sich<br />

durch den Abbau von Praxissitzen weiter<br />

verschärfen. Die PKS fordert seit Jahren<br />

mehr Praxissitze für Psychotherapeuten.<br />

Das Ziel des Versorgungsstrukturgesetzes,<br />

zu einer spürbaren Verbesserung der<br />

Versorgung zu führen, würde so nicht nur<br />

verfehlt, sondern geradezu konterkariert.<br />

Aktualisierung der Verhältniszahlen<br />

notwendig<br />

Werden die Verhältniszahlen der Bedarfsplanung<br />

auf Basis der heute zugelassenen<br />

Psychotherapeuten dem gestiegenen<br />

Bedarf entsprechend neu berechnet,<br />

würden die negativen Effekte der vorgeschlagenen<br />

Instrumente deutlich abgemildert.<br />

In vielen – vor allem ländlichen<br />

– Regionen könnten sich im Gegenzug<br />

sogar weitere Psychotherapeuten niederlassen.<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

Psychotherapeutenkammer des Saarlandes<br />

fordert alle saarländischen Politiker<br />

dringend auf zu verhindern, dass das<br />

Versorgungsgesetz zu einer Verschlechterung<br />

der Versorgung psychisch kranker<br />

Menschen führt. Die Gefahr lässt sich abwenden,<br />

wenn alle politischen Kräfte darauf<br />

einwirken, dass im Gesetz der allgemeine<br />

bedarfsgerechte Versorgungsgrad<br />

für die „Arztgruppe“ Psychotherapeuten<br />

zum Stand 31.12.<strong>2011</strong> neu ermittelt wird.<br />

Vertreterversammlung PKS, 20. Juni <strong>2011</strong><br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2011</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!