Humboldt-Blätter 16-2010 - Humboldtianer.de
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Aus Nordhausen kommt durch die<br />
Tätigkeit <strong>de</strong>s vor Ort in Gambia leben<strong>de</strong>n<br />
Ehepaares Dr. Robinski ein über<br />
viele Jahre durch persönlichen Einsatz –<br />
und Kontrolle! – wirksames Projekt:<br />
zahlreichen gambianischen Kin<strong>de</strong>rn<br />
wird unter laufen<strong>de</strong>r Leistungskontrolle<br />
<strong>de</strong>r Schulbesuch ermöglicht und Einzelprojekte<br />
mit einheimischen Handwerkern<br />
und Ressourcen realisiert. Das ist<br />
möglich gewor<strong>de</strong>n durch zahlreiche<br />
Sponsoren aus Deutschland und <strong>de</strong>r<br />
Schweiz. Wir haben hier ein, gemessen<br />
an <strong>de</strong>n großen Problemen in Afrika,<br />
zwar kleines, aber sehr wirksames Projekt.<br />
Nach<strong>de</strong>m kritisch Entwicklungshilfe<br />
hinterfragt wur<strong>de</strong>, sollen Aspekte <strong>de</strong>s<br />
Freiwilligendienstes beleuchtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach Schulabschluss leisten viele Jugendliche<br />
ein sog. freiwilliges soziales<br />
Jahr ab, häufig im Ausland. Die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
för<strong>de</strong>rt diesen Freiwilligendienst<br />
„weltwärts“ und gibt kirchlichen<br />
sowie weltlichen Organisationen<br />
dafür Zuschüsse, die diese durch private<br />
Spen<strong>de</strong>n ergänzen. Seit 2008 haben<br />
rund 6000 Jugendliche an diesem Programm<br />
teilgenommen.<br />
Die Berliner Entwicklungspolitik-<br />
Professorin Claudia von Braunmühl hat<br />
aber <strong>de</strong>n Freiwilligendienst <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
kritisiert, weil das Programm<br />
nicht an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r Entwicklungslän<strong>de</strong>r<br />
orientiert sei. Es sei ein<br />
unglaubliches Privileg, die Reise in ein<br />
fernes Land finanziert zu bekommen,<br />
welches die Menschen so dort nicht<br />
kennen, sagt von Braunmühl, und fügt<br />
an: „Es ist eine schöne Erfahrung für<br />
Jugendliche, aber nennen Sie es bitte<br />
14<br />
nicht Entwicklungspolitik.“ Harte Worte,<br />
doch im Kern ist wohl was dran.<br />
Dennoch sollten wir <strong>de</strong>n Freiwilligendienst<br />
in Entwicklungslän<strong>de</strong>rn differenziert<br />
sehen: Ein vor<strong>de</strong>rgründiges Helfersyndrom<br />
bei <strong>de</strong>n Jugendlichen sollte<br />
zunächst einmal weggesteckt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn man aufmerksam die mehrfachen<br />
Berichte von Johanna Krause (Abitur<br />
2008) über ihre Erlebnisse bei <strong>de</strong>m<br />
mehrmonatigen Einsatz in <strong>de</strong>r ostafrikanischen<br />
Republik Malawi und ein von<br />
ihr und an<strong>de</strong>ren Jugendlichen zwischendurch<br />
gegebenes Interview liest, wird<br />
<strong>de</strong>utlich, dass europäische Wertevorstellungen<br />
gegenüber <strong>de</strong>n afrikanischen<br />
Menschen fehl am Platze sind. Sehr<br />
sensibel sollten die Jugendlichen – und<br />
nicht nur sie – auf die kulturellen Hintergrün<strong>de</strong><br />
und Lebensumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Afrikaners achten. Sklavenhan<strong>de</strong>l, Kolonialis<br />
mus, Bevormundung und auch<br />
Rassismus haben historisch viel Unglück,<br />
insbeson<strong>de</strong>re in Afrika, angerichtet,<br />
was vielfach Ursache für eine verzerrte<br />
Wahrnehmung ist. Johanna vom<br />
Südharz und Gertje aus Ostfriesland<br />
haben sich in Malawi im Dorf Madisi –<br />
auf etwa halbem Weg zwischen <strong>de</strong>r<br />
Hauptstadt Lilongwe und Kasungu<br />
gelegen – um die Kin<strong>de</strong>r dort bemüht.<br />
Es fan<strong>de</strong>n sich immer mehr ein und<br />
schließlich entstand mit spontaner finanzieller<br />
Unterstützung, insbeson<strong>de</strong>re<br />
aus Nordhausen, ein Projekt: ein Spielplatz<br />
wur<strong>de</strong> gebaut und ein Sportklub<br />
als organisatorischer Hintergrund gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Die bei<strong>de</strong>n jungen Frauen lebten<br />
mit „ihren“ Kin<strong>de</strong>rn, lernten Landschaft<br />
sowie Menschen ihres Einsatzgebietes<br />
kennen und berichteten, auch