BRÜCKENBAUWERKE - zeitschrift-brueckenbau Construction und ...
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Ausgabe 2 . 2011<br />
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
S<strong>und</strong>svall-Brücke in Schweden Flexibles Klettersystem zur Schalung<br />
Störbrücke bei Itzehoe Quingdao-Haiwan-Brücke in China Die »Rote« in Lichtenfels<br />
Verbindungsbauwerk in Bremerhaven Bauwerke über die Werra<br />
Special: Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />
x x x<br />
ISSN 1867-643X<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
1
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
E D I TO R I A L<br />
Zur Betrachtung von Brückenbauwerken<br />
Bandbreite an (exemplarischen) Beispielen<br />
von Michael Wiederspahn<br />
Wenn man eines der heute gängigen<br />
Architekturmagazine aufschlägt <strong>und</strong><br />
dann durchblättert, drängt sich einem<br />
fast unweigerlich der Eindruck eines<br />
Bilderbogens oder -buches auf, finden<br />
sich in ihnen doch vor allem viele, viele<br />
großformatige bis ganzseitige Fotos, die<br />
von nur wenigen <strong>und</strong> in der Regel eher<br />
kurzgefassten Texten umrahmt oder<br />
untermalt werden. Eine solche Aneinanderreihung<br />
von mehr oder minder<br />
hochglänzenden Außen- <strong>und</strong> Innenaufnahmen<br />
bietet stets reichlich Anschauungsmaterial<br />
<strong>und</strong> mitunter sogar wech-<br />
selnde Perspektiven, animiert daher<br />
beinahe zwangsläufig zu einem gewissen<br />
Grad der Aufmerksamkeit – <strong>und</strong> hat<br />
dennoch einen kleinen, feinen Schönheitsfehler:<br />
In den porträtierten Gebäuden<br />
scheinen keine Menschen zu leben,<br />
zu wohnen oder zu arbeiten, sie wirken<br />
ausgesprochen jungfräulich, ja bar jeder<br />
(profanen) Nutzung <strong>und</strong> zudem wie<br />
durch ein W<strong>und</strong>er in die Stadt oder<br />
Landschaft eingehoben. Kriterien ihrer<br />
Errichtung <strong>und</strong> damit Entstehung von<br />
der ersten Ideenskizze über die Ausführungsplanung<br />
bis hin zur (eigentlichen)<br />
Gestaltwerdung auf der Baustelle bleiben<br />
infolgedessen unberücksichtigt, sollen<br />
hier wohl ebenso zum Rätselraten ein-<br />
laden wie die Frage nach ihrer (späteren)<br />
Gebrauchstauglichkeit oder das irgendwann<br />
auftauchende Problem, sie im Falle<br />
eines Abbruchs möglichst sach- <strong>und</strong><br />
fachgerecht demontieren <strong>und</strong> recyceln<br />
zu müssen.<br />
Über Sinn <strong>und</strong> Zweck dieser Art von<br />
Dokumentationen lässt sich sicherlich<br />
bestens streiten, zumal sie mit einer<br />
Qualität aufwarten, die sich offenbar<br />
wachsender Beliebtheit erfreut. Den<br />
einen einzigen Moment auf Papier<br />
bannend, in dem sich Konturen <strong>und</strong><br />
Oberflächen (noch) unberührt von<br />
jeglichen Einflüssen im Glanz der er-<br />
hofften Funktionstüchtigkeit zeigen,<br />
künden sie von Alterslosigkeit <strong>und</strong><br />
Dauerhaftigkeit, von Mängelfreiheit<br />
wie Makellosigkeit <strong>und</strong> nähren insofern<br />
den Wunsch der meisten Projektverantwortlichen<br />
nach Häusern, die im Lauf<br />
der Jahre nichts von ihrer Anmutung<br />
<strong>und</strong> Ausstrahlung einbüßen. Tiefschürfendere<br />
Einblicke können oder wollen<br />
sie hingegen, warum auch immer, nicht<br />
vermitteln, was im Prinzip kaum zu<br />
erklären ist, da ein jedes Bauwerk über<br />
eine Tragstruktur <strong>und</strong> (zumindest) ein<br />
F<strong>und</strong>ament verfügt, die seine Form im<br />
Gr<strong>und</strong>e mitdefinieren.<br />
Wer nun eine Lektüre bevorzugt, die<br />
wesentlich ergiebigere Erkenntnisse zu<br />
liefern vermag, wird also ein bisschen<br />
suchen (müssen) – <strong>und</strong> beim Thema<br />
»Brückenbau« natürlich schnell auf eine<br />
Zeitschrift stoßen, die ihn mit den not-<br />
wendigen Informationen versorgt, wie<br />
das vorliegende Heft wiederum mit<br />
Deutlichkeit beweist. Eine große Band-<br />
breite an Beispielen detailliert erörternd,<br />
erstreckt sich sein Spektrum vom Neu-<br />
über den Ersatz- bis hin zum Rückbau<br />
von Bahn-, Fluss- <strong>und</strong> Straßenquerungen,<br />
wobei sämtliche Aspekte angemessen<br />
diskutiert <strong>und</strong> visualisiert werden, <strong>und</strong><br />
zwar inklusive Erwähnung der ohnehin<br />
unabdingbaren Realisierungsverfahren.<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
3
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Brückenbau<br />
Die Verbindung der Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />
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Komplexe Anforderungen, die Größe der Aufgabe <strong>und</strong> das<br />
Ziel, im Dialog die perfekte Brücke zu bauen, erfordern<br />
Innovation<br />
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Editorial<br />
3 Bandbreite an (exemplarischen) Beispielen<br />
Michael Wiederspahn<br />
Brückenbauwerke<br />
6 Die »Rote« in Lichtenfels<br />
Michael Pötzl, Jacob Müller<br />
9 Zwei Bauwerke über die Werra<br />
Dieter Reitz<br />
14 Neues Verbindungsbauwerk in Bremerhaven<br />
Jens Gunnar Jepsen<br />
19 Charlottenburger Brücke <strong>und</strong> Tor in Berlin<br />
Wolfgang Stockhaus<br />
22 Sprengung der Talbrücke Theilheim<br />
Georg Falk<br />
Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />
24 Schalungen <strong>und</strong> Traggerüste für den Brückenbau<br />
Roland L. Schmitt<br />
29 Systeme <strong>und</strong> Komponenten<br />
Aktuell<br />
34 Brückenbau ist Baukultur<br />
Doris Stickler<br />
38 Produkte <strong>und</strong> Projekte<br />
44 Nachrichten <strong>und</strong> Termine<br />
53 Branchenkompass<br />
55 Impressum<br />
I N H A LT<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
5
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
Brücke mit Be- <strong>und</strong> Unterleuchtung<br />
Die »Rote« in Lichtenfels<br />
von Michael Pötzl, Jacob Müller<br />
Im oberfränkischen Lichtenfels,<br />
der deutschen Korbstadt, am idylli-<br />
schen Obermain gelegen, war eine<br />
bestehende Straßenbrücke über<br />
die ICE-Strecke Berlin–München am<br />
»Brückenberg« durch einen Neubau<br />
in genau einem solchen Umfeld zu<br />
ersetzen: insgesamt 50,00 m lang,<br />
12,75 m breit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der<br />
zweigleisigen Bahnstrecke möglichst<br />
stützenfrei.<br />
1 Lageplan<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
1 Situation<br />
Tankstelle, Bahnlinie, diesseits Gewerbegebiet<br />
mit Supermarkt, jenseits Einfamilienhäuser,<br />
städtebaulich unauffällig. Eine<br />
Situation also, wie man sie h<strong>und</strong>ertfach<br />
am Ortsrand von Kleinstädten in Deutschland<br />
findet.<br />
Auf den ersten Blick handelt es sich um<br />
eine gewöhnliche, eher unspektakuläre<br />
Aufgabe. Mit der Folge, dass in aller Regel<br />
auch eine gewöhnliche, eher unspektakuläre<br />
Brücke entsteht. »Entstünde«, müsste<br />
man sagen, denn die Verfasser konnten<br />
das zuständige Bauamt von einer Lösung<br />
überzeugen, die gestalterische <strong>und</strong> tech-<br />
nische Qualität mit geringen Baukosten<br />
<strong>und</strong> einer »Prise« Innovation verbindet.<br />
6 BRÜCKENBAU | 2 . 6<br />
2011<br />
2 Umfeld: Wohnbebauung <strong>und</strong> Gewerbe<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Die äußerst knappen Sperrpausen der<br />
Deutschen Bahn auf der hoch frequentierten<br />
ICE-Strecke führten zu einer Ein-<br />
feldträgerbrücke in Fertigteilbauweise<br />
mit Ortbetonergänzung. Durch die<br />
»Über-Nacht-Montage« der insgesamt<br />
sechs 35,60 m langen, mit nachträglichem<br />
Verb<strong>und</strong> vorgespannten Elemente<br />
konnte auf ein Lehrgerüst gänzlich ver-<br />
zichtet werden.<br />
2 Tragwerksstruktur<br />
Der Einfeldträger ist die denkbar ein-<br />
fachste statische Aufgabe: statisch<br />
bestimmt <strong>und</strong> damit auch im Zeitalter<br />
der Finite-Elemente-Programme<br />
»händisch« leicht beherrschbar.<br />
3 Brückenquerschnitt<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
4 Brückenlängschnitt<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Die Herausforderung war aber nicht die<br />
Berechnung, sondern der Entwurf. Es<br />
galt, gewichtsminimierte Fertigteile für<br />
den Transport <strong>und</strong> Einhub zu entwickeln.<br />
Die Lösung ist der Fischbauchträger,<br />
weil seine Form affin zur Momentenbeanspruchung<br />
ist. Das Gewicht eines<br />
Fertigteils konnte gegenüber einem<br />
parallelgurtigen Träger um ca. 20 % auf<br />
55 t <strong>und</strong> die Längsvorspannung um 25 %<br />
verringert werden. Ganz »nebenbei«<br />
erhält diese Brücke damit ihre unverwechselbare<br />
Charakteristik.<br />
Der sechsstegige Plattenbalkenquerschnitt<br />
ist mit nachträglichem Verb<strong>und</strong><br />
vorgespannt. Dabei kommen je Steg zwei<br />
Spannglieder (1 x Suspa-DSI 6-15 <strong>und</strong><br />
1 x Suspa-DSI 6-22) zum Einsatz.
Unter konventioneller Auslegung des<br />
gültigen Bemessungsregelwerkes (gemäß<br />
DIN-FB 102 03-2009) wären je Einzelfertigteil<br />
mindestens drei Einzelspannglieder<br />
vorgeschrieben. Einfeldbrücken<br />
werden normalerweise in die sogenannte<br />
Anforderungsklasse B eingruppiert. Das<br />
heißt, dass an der dem Spannglied zu-<br />
gewandten Seite unter 75 % Verkehrslastansatz<br />
keine Zugspannungen auf-<br />
treten dürfen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der in Längsrichtung wirkenden<br />
hohen Anzahl von zwölf Einzelspanngliedern,<br />
des geringeren Brückeneigengewichtes<br />
<strong>und</strong> der monolithisch verbin-<br />
denden, lastverteilenden Ortbetonschicht<br />
(h = 20 cm) wurde aber nach Abstimmung<br />
mit dem Prüfingenieur <strong>und</strong> Bau-<br />
herrn die günstigere Anforderungsklasse<br />
C (gemäß DIN-FB 102 03-2009) angesetzt.<br />
Voraussetzung war der Nachweis, dass<br />
bei Ausfall eines Spanngliedes die Ge-<br />
samtstandsicherheit des Brückentragwerkes<br />
nicht gefährdet ist.<br />
5 Bauwerk bei Tag<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Die Breite des Regelquerschnittes der<br />
Straße beträgt 6,50 m, wobei sich die<br />
Gesamtbreite des Brückenquerschnittes<br />
auf 12,75 m beläuft. Der Kreuzungswinkel<br />
zwischen der Bahnstrecke <strong>und</strong> dem Über-<br />
führungsbauwerk beträgt 100,00 gon.<br />
Die Brücke hat ein Längsgefälle von<br />
2,50 % in Richtung Norden.<br />
Der Überbau ist mittels konventionellen<br />
Kastenwiderlagern auf jeweils fünf Bohr-<br />
pfählen (d = 90 cm) gegründet. Die<br />
Spannweite zwischen den Auflagerachsen<br />
beträgt 35,00 m, was bezogen auf<br />
den Feldquerschnitt einer Schlankheit<br />
von ca. 20,60 entspricht.<br />
Das Geländer lehnt sich formal an den<br />
Fischbauch an. Doppelschwerter als<br />
Pfosten <strong>und</strong> dazwischen eingehängte<br />
Seilnetze verleihen durch ihre Geometrie<br />
der Brücke Spannung <strong>und</strong> Leichtigkeit.<br />
Das Geländer hat eine Höhe von 1,20 m<br />
<strong>und</strong> Pfostenabstände von etwa 2,50 m.<br />
Der Handlauf wird als einfaches R<strong>und</strong>rohr<br />
mit einem Durchmesser von 60 mm<br />
ausgebildet. Die den Handlauf tragenden<br />
Bauteile werden durch sich von unten<br />
nach oben hin verjüngende (150 mm zu<br />
50 mm) Doppelschwerter ausgebildet.<br />
Die horizontale Absturzsicherung erfolgt<br />
über zwei durchlaufende, vorgespannte<br />
Edelstahlseile mit einem Durchmesser<br />
von 10 mm, während die »Zwischenräume«<br />
mit einem Edelstahlnetz (Maschenweite<br />
50 mm) versehen sind.<br />
7 Erscheinungsbild bei Nacht<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
6 Geländer mit Seilnetz<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Eine Besonderheit ist der Übergang von<br />
der Brücke auf das Widerlager. Durch die<br />
»dehnfreudigen« Seile braucht am längs-<br />
verschieblichen Fahrbahnübergang keine<br />
gesonderte Übergangskonstruktion im<br />
Geländer vorgesehen werden. Das Seil<br />
läuft einfach durch!<br />
3 Ansicht bei Nacht<br />
Ihre ganze Stärke entfaltet die Brücke bei<br />
Nacht. Dann verwandelt sich der Fisch-<br />
bauch aus grauem Beton in ein feuriges<br />
Rot. Gleichmäßig mit einem LED-Band<br />
unterhalb der Kappe ausgeleuchtet,<br />
erweckt diese Brücke Aufmerksamkeit.<br />
Feine Lichtstriche aus dem Handlauf des<br />
Geländers leuchten nicht nur beide<br />
Gehwegseiten flächig aus, sondern<br />
schaffen auch nachts eine klare Kontur<br />
der Brücke.<br />
Sowohl die rote Unterleuchtung als auch<br />
die Geländerbeleuchtung in Neutralweiß<br />
basieren auf »Top-Viewing-SMD-LEDs«<br />
mit jeweils 0,08 W Leistungsaufnahme.<br />
Insgesamt kommt die Brücke mit Nutz-<br />
<strong>und</strong> Akzentlicht auf eine Leistungsaufnahme<br />
von weniger als 500 W. Es wurden<br />
94,80 m LED-Band mit 5.688 LEDs ver-<br />
arbeitet.<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
7
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
Der »Clou« der Geländerbeleuchtung<br />
liegt in einer speziell berechneten so-<br />
genannten »Kunststoffoptik«, welche<br />
als Abdeckung der Lichtelemente dient<br />
<strong>und</strong> die Lichtstreuung exakt auf den<br />
Gehweg <strong>und</strong> Fahrradbereich lenkt.<br />
Die Brillanz <strong>und</strong> Intensität des rot<br />
beleuchteten Brückenbauches kann<br />
mittels der LED-Technologie kostengünstig<br />
erreicht werden. Weitere Vorteile der<br />
LED sind Langlebigkeit, Nachhaltigkeit,<br />
geringe Wartungsintervalle, smarte<br />
Bauformen <strong>und</strong> geringe Erwärmung.<br />
4 Vorbildliche Kooperation<br />
Normalerweise greift man bei der hier<br />
beschriebenen Bauaufgabe in das Stan-<br />
dardrepertoire des Brückenbaus: un-<br />
kompliziert, kostengünstig, schnell <strong>und</strong><br />
geräuschlos baubar.<br />
In Lichtenfels trafen die Verfasser im<br />
Stadtbauamt Lichtenfels auf einen Bau-<br />
ingenieur mit Leidenschaft <strong>und</strong> Verantwortung<br />
für die Baukultur. Der besondere<br />
Dank gilt daher Dipl.-Ing. (FH) Jürgen<br />
Graßinger, der das Projekt initiierte <strong>und</strong><br />
zielstrebig begleitete. Es ist kein Zu-, aber<br />
ein Glücksfall, dass hier zwei Absolventen<br />
der Hochschule Coburg zusammentrafen<br />
<strong>und</strong> das interdisziplinäre Lehrkonzept in<br />
die Realität umsetzten.<br />
8 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
9 Brückendaten <strong>und</strong> Abmessungen<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Bereits wenige Wochen nach Inbetriebnahme<br />
ist die Brücke in aller M<strong>und</strong>e.<br />
Besonders bei Nacht erweckt »Die Rote«<br />
Aufmerksamkeit. Im Idealfall wird sie<br />
identitätsstiftend für einen bislang eher<br />
»unauffälligen« Ortsteil sein.<br />
Autoren:<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Pötzl<br />
Hochschule Coburg<br />
Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Dipl.-Ing. (FH) Jacob Müller<br />
Pötzl Ingenieure GmbH,<br />
Coburg<br />
8 Perspektive von der Krappenrother Straße<br />
© Pötzl Ingenieure GmbH<br />
Lichte Weite zwischen den Widerlagern 35,00 m<br />
Fahrbahnbreite je Fahrtrichtung 3,25 m<br />
Überbauhöhe (Fertigteile <strong>und</strong> Ortbeton) Feldmitte 1,70 m<br />
Auflager 1,15 m<br />
Wanddicken Widerlagerwand 1,20 m<br />
Flügelwände 0,60 m<br />
Kammerwand 0,40 m<br />
Pfahldurchmesser D 0,90 m<br />
Brückenfläche ca. 500 m²<br />
Kosten 1.600 €/m²<br />
Errichtungszeit September 2009 bis Oktober 2010<br />
(Abbruch <strong>und</strong> Neubau)<br />
Bauherr<br />
Stadt Lichtenfels<br />
Objektplanung, Tragwerksplanung,<br />
Lichtplanung (Entwurf)<br />
Pötzl Ingenieure GmbH, Coburg<br />
Bautechnische Prüfung<br />
Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Weiden<br />
Licht- <strong>und</strong> ELT-Planung, LED-Lieferung<br />
Illumics GbR, Küps<br />
Abbrucharbeiten<br />
Stegner Abbruch- <strong>und</strong> Baggerunternehmen GmbH,<br />
Coburg<br />
Rohbauarbeiten<br />
Pfister GmbH & Co. Betonwerk Seßlach KG, Seßlach<br />
ELT-Arbeiten<br />
Püls & Schuberth GmbH, Lichtenfels
Markante Brücken aus Stahl<br />
Zwei Bauwerke über die Werra<br />
von Dieter Reitz<br />
Im Zuge des Lückenschlusses der<br />
BAB 30, der sogenannten Nordumgehung<br />
Bad Oeynhausen, werden<br />
neben einem Tunnel zwei markante<br />
Brückenbauwerke zur Überquerung<br />
der Werra erforderlich. Im nachfolgenden<br />
Aufsatz sollen die besonderen<br />
Herausforderungen aus Sicht<br />
des Stahlbauers bei der Ausführungsplanung,<br />
der Fertigung <strong>und</strong><br />
der Montage des Stahltragwerkes<br />
unter Berücksichtigung der Verb<strong>und</strong>plattenherstellung<br />
aufgezeigt<br />
werden. Insbesondere die geometrischen<br />
Randbedingungen der<br />
geplanten Bauwerke stellen Grenz-<br />
werte im Bereich des Stahl- <strong>und</strong><br />
Stahlverb<strong>und</strong>brückenbaus dar.<br />
1 Einleitung<br />
Die Überführung eines maximal 40 m<br />
breiten Gewässers sollte den entwerfenden<br />
Ingenieur vor eine nicht allzu schwie-<br />
rige Aufgabe stellen. Auch wenn auf-<br />
gr<strong>und</strong> von Überflutungsflächen das<br />
Bauwerk mindestens 150 m lang werden<br />
sollte, erscheint die Entwurfsaufgabe<br />
eher alltäglich. Kommen jedoch besondere<br />
Forderungen aus der Trassenführung<br />
<strong>und</strong> Gradiente hinzu <strong>und</strong> soll das Bau-<br />
werk im urbanen Umfeld auch gestalterisch<br />
ansprechend sein, so wird die<br />
Entwurfsaufgabe zur absoluten Herausforderung.<br />
Das Ergebnis der Entwurfsplanung [1]<br />
wurde dann Anfang 2009 europaweit<br />
ausgeschrieben. Als Bestbieter am<br />
25. Februar wurde ein halbes Jahr später<br />
der Auftrag an die Bietergemeinschaft<br />
bickhardt bau ag, Kirchheim, <strong>und</strong> MCE<br />
Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co KG,<br />
Linz, vergeben.<br />
Der Baubeginn war für September 2009<br />
terminiert. Die Fertigstellung des kür-<br />
zeren Bauwerkes BW29 war für Ende 2011<br />
vorgesehen. Das größere Bauwerk BW4<br />
war für Mitte 2012 terminiert.<br />
Beide Bauwerke werden als Stahlverb<strong>und</strong>-Schrägseilbrücken<br />
konzipiert. Die<br />
wesentlichen Tragelemente werden dabei<br />
gleich ausgeführt. Lediglich die vorhan-<br />
1<br />
2 Ansicht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss von BW29<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
denen Randbedingungen, gegeben durch<br />
die Trassierung der Strecke, führen zu<br />
unterschiedlichen Detaillösungen.<br />
Insbesondere die Kurvenführung mit<br />
Radien von 1.400 m beziehungsweise<br />
800 m sowie die Kreuzungswinkel Trasse<br />
zu Fluss mit 80° <strong>und</strong> 37° führten zu<br />
doch unterschiedlichen Bauwerksausbildungen.<br />
2 Entwurf<br />
2.1 Bauwerk BW29<br />
Das Dreifeldbauwerk mit den Stützweiten<br />
42,60 m + 67,95 m + 42,30 m = 152,85 m<br />
zeichnet sich durch den Trägerrost aus<br />
dichtgeschweißten Hohlkästen aus. Dabei<br />
wird die Verb<strong>und</strong>platte auf vier trapezförmig<br />
ausgebildete Längsträger <strong>und</strong> vier<br />
Querträger aufgelagert. Die Querträger<br />
dienen dabei als Seileinleitung, <strong>und</strong> die<br />
drei Stege werden mit der Neigung der<br />
Seile (ca. 34°) angeordnet. Die Querträger<br />
werden über beide Richtungsfahrbahnen<br />
durchgeführt.<br />
3 Querschnitte von BW29<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
Es sind drei Pylonen <strong>und</strong> somit drei<br />
Seilebenen vorgesehen. Die Pylonen<br />
werden komplett in Stahl ausgeführt,<br />
wobei die unteren 15 m als Verb<strong>und</strong>stützen<br />
ausgebildet sind, um die Anpralllasten<br />
aufnehmen zu können. Die biegesteife<br />
Einbindung in die F<strong>und</strong>amente wird<br />
über Kopfbolzendübel hergestellt.<br />
Im Bereich der Pylonen werden jeweils<br />
zwei Längsträger über einen Stahlquerträger<br />
verb<strong>und</strong>en. An den beiden<br />
Widerlagern wird der Querträger in<br />
Stahlbeton ausgeführt.<br />
Die Höhe der konisch verlaufenden<br />
Pylonen mit ca. 23 m über der Fahrbahn<br />
ergibt eine Seilneigung von ca. 34°. Es<br />
werden jeweils zwei vollverschlossene<br />
Spiralseile je Seilebene vorgesehen. So<br />
können die Dimensionen der Seile auf<br />
maximal 140 mm bzw. 154 mm begrenzt<br />
werden.<br />
Die Verb<strong>und</strong>platte wird abschnittsweise<br />
auf Hilfsstützen in den Vorlandfeldern<br />
hergestellt.<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
9
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
2.2 Bauwerk BW4<br />
Das zweite Bauwerk im Zuge der<br />
Nordumgehung besteht neben der<br />
Schrägseilbrücke mit den Stützweiten<br />
52,00 m + 83,05 m + 52,00 m noch aus<br />
vier weiteren Vorlandfeldern mit den<br />
Stützweiten 3 x 32,00 m <strong>und</strong> 25,80 m.<br />
So ergibt sich eine Gesamtlänge von<br />
308,85 m.<br />
Entgegen dem BW29 werden jetzt beide<br />
Richtungsfahrbahnen mit getrennten<br />
Überbauten ausgeführt. Lediglich die<br />
beiden zwischen den Überbauten lie-<br />
genden Seilebenen werden weiterhin<br />
von einem Pylon aufgenommen. Die<br />
Konstruktionselemente entsprechen<br />
denen von BW29.<br />
3 Statische Berechnung<br />
Die Nachweise der Standsicherheit<br />
wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage der Fachberichte<br />
erstellt. Als Basis diente ein<br />
räumliches Stabwerksystem. Die vor-<br />
liegende Aufgabe zeichnete sich beson-<br />
ders durch das vorhandene Seiltragwerk,<br />
die sehr schlanke Konstruktion <strong>und</strong> den<br />
Bauablauf als sehr empfindlich aus.<br />
Kleinste Querschnitts- oder Laständerungen<br />
hatten oft erheblichen Einfluss auf<br />
die Ergebnisse. Dabei war es zwingend<br />
erforderlich, nicht nur die Belastungsgeschichte<br />
der Verb<strong>und</strong>plattenherstellung,<br />
sondern auch alle Bauzustände des<br />
Stahlbaus detailliert in der Statik ab-<br />
zubilden. So galt es insbesondere, den<br />
Bauablauf bereits zu Beginn der statischen<br />
Berechnungen in einer sehr großen<br />
Planungstiefe festzulegen. Vor allem die<br />
Festlegung der Transporteinheiten, die<br />
Möglichkeiten der temporären Lage-<br />
rungen, der Montagereihenfolge, die<br />
Größe <strong>und</strong> Lage der Betonierabschnitte<br />
<strong>und</strong> die Gewichte der Schalungskonstruktion<br />
mussten als Eingangsdaten der<br />
Berechnung definiert werden.<br />
10 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
4<br />
5 Ansicht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss von BW4<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
6 Querschnitte von BW4<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
7 Pylonkonstruktion<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG
8 Räumliches Stabwerksystem mit Werkstattüberhöhung<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Aber auch die Federsteifigkeiten der<br />
Pylongründungen <strong>und</strong> die Seilsteifigkeiten<br />
galt es exakt zu berücksichtigen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der biegesteifen Ausführung<br />
der beiden Pylonen ergibt sich für den<br />
Endzustand in Brückenlängsrichtung<br />
ein statisch unbestimmtes System. Die<br />
Zwängungen infolge der Temperaturbelastungen<br />
werden durch die biegeweichen<br />
Pylonen kompensiert. Die Brücke<br />
erhält also kein Festlager, sondern ist<br />
schwimmend gelagert. Die Längskräfte<br />
infolge Bremsen <strong>und</strong> Anfahren müssen<br />
somit über die Seile in die Pylonen<br />
abgetragen werden.<br />
4 Fertigung<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der statischen Be-<br />
rechnung werden die Möglichkeiten der<br />
Fertigung festgelegt. Dabei gilt es insbe-<br />
sondere, die spezifischen Voraussetzungen<br />
der Materialbeschaffung <strong>und</strong> der Werk-<br />
statt zu berücksichtigen. Den wesentlichen<br />
Faktor stellt dabei die Festlegung<br />
der Transporteinheiten dar. Ist in der<br />
Regel das Ziel, eine hohe Vorfertigungstiefe<br />
zu erreichen, so sind jedoch immer<br />
die Frage der machbaren Transporteinheiten<br />
sowie die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Kosten zu bewerten.<br />
So wurde der Pylon in drei Elementen<br />
im Werk vorgefertigt. Der erste Schuss<br />
hatte lediglich ein Länge von ca. 5 m. Aus<br />
Fertigungs- <strong>und</strong> Transportgründen hätte<br />
das Bauteil durchaus größer sein können,<br />
da der Schuss aber in die Schalung des<br />
F<strong>und</strong>aments eingehängt werden <strong>und</strong><br />
gleichzeitig mit dem F<strong>und</strong>ament beto-<br />
niert werden musste, wurde auf ein<br />
größeres Pylonstück verzichtet. Die<br />
Pylonkopfabmessungen mit Seileinleitungskonstruktion<br />
von weniger als<br />
5,00 m erlaubten eine komplette Her-<br />
stellung im Werk.<br />
9 Traglastdiagramme: Seile mit d = 154 mm<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Die Abmessungen der dichtverschlossenen<br />
Längsträger gab die geplante<br />
Konstruktion vor. Bei einer Breite von<br />
2,00 m <strong>und</strong> einer Höhe von 1,30 m konnte<br />
der komplette Querschnitt gefertigt wer-<br />
den. Die Längen der Träger ergaben sich<br />
durch das System des Trägerrostes. Aus<br />
statischen Gründen wurden die Seilquerträger<br />
durchgeführt <strong>und</strong> die Längsträger<br />
vor <strong>und</strong> hinter den Seilquerträgern an-<br />
geschlossen. Lediglich die Pylonquerträger<br />
sind zwischen den Längsträgern<br />
eingefügt. Waren bei BW29 die Träger<br />
kürzer als 25 m, so wurden bei BW4 für<br />
die Vorlandträger Längen bis 32 m ge-<br />
wählt, um ohne temporäre Stützen in<br />
10 Fertigung der Seilquerträger<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
den Feldern auszukommen, <strong>und</strong> wei-<br />
testgehend Stahl der Sorte S355 ein-<br />
gesetzt.<br />
In einigen Abschnitten kam jedoch auch<br />
der Feinkornbaustahl S460 zum Einsatz.<br />
Bei beiden Sorten kam dabei die Güte TM,<br />
thermomechanisch gewalzt, zur An-<br />
wendung.<br />
Das anspruchsvollste Bauteil für die<br />
Fertigung stellte der Seilquerträger von<br />
BW29 dar. Aus wirtschaftlichen Gründen<br />
entschied man sich dafür, den Querschnitt<br />
mit einer Breite von ca. 6 m<br />
komplett im Werk herzustellen. Die Länge<br />
wurde durch das Transportgewicht von<br />
ca. 90 t bestimmt.<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
11
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
Der ca. 220 t schwere Seilquerträger<br />
bestand somit aus zwei Großteilen von<br />
ca. 90 t <strong>und</strong> einem Mittelelement. Der<br />
dreistegige dichtgeschweißte Hohlkasten<br />
war mit der Seileinleitung <strong>und</strong> der Durch-<br />
leitung der Längsträger, der Schräge von<br />
34°, der geometrischen Abbildung der<br />
Querneigung der Fahrbahn <strong>und</strong> der<br />
Überhöhung der spannungslosen Werk-<br />
stattform ein hochkomplexes Bauteil.<br />
Insbesondere ergab sich die Aufgabe,<br />
Materialstärken bis 70 mm zu verarbeiten<br />
<strong>und</strong> zu verschweißen.<br />
5 Montage<br />
Die Stahlbaumontage von BW29 startete<br />
mit der Montage der Einbetonierteile<br />
der Pylonen. Nach dem Betonieren <strong>und</strong><br />
Aushärten wurde das zweite Segment<br />
aufgesetzt <strong>und</strong> verschweißt. Vor dem<br />
Aufsetzen der Kopfteile wurden die<br />
12 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
11 Bauablauf für BW4<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Unterteile ausbetoniert. Die unteren<br />
Pylonteile wurden in S460M ausgeführt.<br />
Die Blechdicken betrugen bis zu 60 mm.<br />
Die Seitenfelder der Brücke haben nur<br />
eine geringe lichte Höhe über dem an-<br />
stehenden Gelände. Das Gelände war<br />
auch für schweres Gerät zugänglich. Im<br />
Bereich der Seilquerträger waren laut<br />
Ausschreibung Betonierstützen vorgesehen.<br />
So bot sich eine wirtschaftliche Montagemethode<br />
mit mobilen Großkränen<br />
an. Alle Großbauteile wurden direkt vom<br />
Lkw in die vorgesehene Endlage ge-<br />
hoben. Das Mittelfeld im Bereich der<br />
Werra wurde von beiden Seiten in zwei<br />
Schritten im Freivorbau hergestellt. Im<br />
ersten Schritt wurden die Längsträger<br />
nach dem Pylonen montiert <strong>und</strong> ver-<br />
schweißt. Im zweiten Schritt wurden<br />
dann die Seilquerträger montiert. Der<br />
Lückenschluss wurde durch das Einheben<br />
der mittleren Längsträger vollzogen. Alle<br />
Hubvorgänge erfolgten mit Großkränen<br />
von Landseite, zum Teil im Tandemhub.<br />
Anschließend wurde in acht Abschnitten<br />
die Verb<strong>und</strong>platte betoniert. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Verbindung beider Richtungsfahrbahnen<br />
wurde je Abschnitt immer die<br />
komplette Breite der Brücke, ca. 31 m,<br />
hergestellt.<br />
Erst nachdem die Verb<strong>und</strong>platte fertig-<br />
gestellt ist, werden die Seile eingebaut<br />
<strong>und</strong> gereckt. Dabei werden gleichzeitig<br />
die Hilfsstützen freigesetzt.<br />
Mit den Ausbaugewerken <strong>und</strong> dem<br />
Aufbringen der Deckbeschichtung<br />
werden die Arbeiten zum Bauwerk<br />
abgeschlossen.<br />
Zeitversetzt zum BW29 wurde das BW4<br />
analog hergestellt.<br />
Phase 1<br />
Phase 2<br />
Phase 3<br />
Phase 4<br />
Phase 5<br />
Phase 6<br />
Phase 7<br />
Phase 8
Nach der Fertigstellung der Widerlager<br />
<strong>und</strong> Pfeiler wurden die Pylonteile<br />
montiert.<br />
Mit der Montage der Längsträger wurde<br />
vom Widerlager 50 aus begonnen. Die<br />
gewählten Transportlängen lassen eine<br />
feldweise Montage der Stahlträger ohne<br />
weitere Unterstützungen zu. Es werden<br />
beide Richtungsfahrbahnen parallel<br />
montiert.<br />
Entgegen der Montage bei BW 29 müssen<br />
beim BW4 bereits während der Trägermontage<br />
einige Seile eingebaut werden.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der sehr schrägen Lagerachsen,<br />
aber auch der orthogonal angeordneten<br />
Seilquerträgern; sind zur Stützung die<br />
Seile notwendig. Noch vor dem Abschluss<br />
der Stahlbauarbeiten wird mit der Her-<br />
stellung der Verb<strong>und</strong>platte am Widerlager<br />
50 begonnen.<br />
6 Fertigstellung<br />
Mit der Fertigstellung von BW29 ist Ende<br />
2011 zu rechnen. Diese Brücke wird auch<br />
für die Massentransporte beim Bau des<br />
Tunnels benötigt. Das Bauwerk BW4 wird<br />
ca. Mitte 2012 abgeschlossen sein. Die<br />
Autofahrer werden sich aber noch etwas<br />
gedulden müssen, da die Fertigstellung<br />
des Tunnels, aber auch der restlichen<br />
Trasse, noch zwei bis drei Jahre in An-<br />
spruch nehmen wird.<br />
7 Zusammenfassung<br />
Die beiden Brücken im Zuge der Orts-<br />
umgehung Bad Oeynhausen sind<br />
herausragende Beispiele für die Leistungsfähigkeit<br />
des Werkstoffes Stahl.<br />
Anspruchsvolle Trassenführungen, hohe<br />
Gestaltungsvorgaben, geringer ökologischer<br />
Eingriff <strong>und</strong> kurze Bauzeiten zei-<br />
gen die Vorteile <strong>und</strong> hohe Qualität der<br />
Stahlverb<strong>und</strong>bauweise.<br />
Autor:<br />
Dr.-Ing. Dieter Reitz<br />
Geschäftsführer<br />
MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG,<br />
Linz<br />
12 Einsetzen des Pylonunterteils<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Literatur<br />
[1] Frickel, J.; Schubart, R.; Hamme, M.; Fischer, T.:<br />
Neue Verb<strong>und</strong>-Schrägseilbrücken (BW29 <strong>und</strong> 4)<br />
im Zuge der BAB 30 – Nordumgehung Bad Oeynhausen;<br />
in: Stahlbau 78, Heft 12, 2009, S. 887–896.<br />
[2] Brixner, S.; Mündecke, M.; Gunkel, F.: Die neue<br />
Berliner Brücke in Halle – Erste deutsche Schrägseilbrücke<br />
in Verb<strong>und</strong>bauweise; in: Stahlbau 76,<br />
Heft 2, 2007, S. 79–86.<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
13 Freivorbau der Seilquerträger<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
14 Animation der fertigen Brücke<br />
© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
Bauherr<br />
Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen,<br />
Regionalniederlassung Ostwestfalen-Lippe, Bielefeld<br />
Auftragnehmer<br />
Arbeitsgemeinschaft Nordumgehung Bad Oeynhausen:<br />
bickhardt bau ag, Kirchheim (Ingenieurbau)<br />
MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG,<br />
Linz (Stahlbau)<br />
Ausführungsplanung<br />
EHS beratende Ingenieure für Bauwesen<br />
Dr.-Ing. Schmidt-Hurtienne – Dr.-Ing. Osteroth GmbH,<br />
Lohfelden<br />
MCC Dipl.-Ing. Cerin Consulting ZT Gesellschaft m.b.H.,<br />
Salzburg<br />
Bautechnische Prüfung<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Weyer, Dortm<strong>und</strong> (BW29)<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hanswille, Bochum (BW4)<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
13
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
Brückenschlag zur Optimierung des Pkw-Handels mit Übersee<br />
Neues Verbindungsbauwerk in Bremerhaven<br />
von Jens Gunnar Jepsen<br />
Die BLG Automobile Logistics<br />
GmbH & Co. KG wickelt über den<br />
Standort Bremerhaven den Im-<br />
<strong>und</strong> Export in- <strong>und</strong> ausländischer<br />
Pkw-Produktionen ab. Importierte<br />
Fahrzeuge werden per Schiff nach<br />
Bremerhaven angeliefert, entladen<br />
<strong>und</strong> auf Parkflächen zwischengelagert.<br />
Zu abgestimmten Zeiten stellt<br />
die Railion AG im Bahnhof Kaiserhafen<br />
Güterzüge bereit, um die<br />
importierten Fahrzeuge aufzunehmen<br />
<strong>und</strong> abzutransportieren. Der<br />
Export verläuft ganz entsprechend<br />
in umgekehrter Reihenfolge. Die<br />
Parkflächen liegen größtenteils<br />
nicht direkt am Wasser, sondern<br />
landeinwärts. Um bei wachsendem<br />
Handelsvolumen weiterhin wirtschaftlich<br />
im Wettbewerb anbieten<br />
zu können, entschloss sich die BLG<br />
nach der Jahrtausendwende, eine<br />
Verbindungsbrücke von den Park-<br />
flächen an der Cherbourger Straße<br />
über den Bahnhof Kaiserhafen <strong>und</strong><br />
die Straße Am Erzhafen hinweg<br />
zu dem verfüllten Osthafenkopf zu<br />
realisieren <strong>und</strong> damit die Schiffsliegezeiten<br />
deutlich zu minimieren.<br />
14 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
1 Planung<br />
1.1 Vorgaben<br />
Im November 2005 erhielt das Büro<br />
Fritz-Dieter Tollé den Auftrag, eine kos-<br />
tenoptimierte Brückenkonstruktion von<br />
den Parkflächen zu den verfüllten Flächen<br />
am Osthafen zu entwerfen, auszuschreiben<br />
<strong>und</strong> innerhalb von einem Jahr bis<br />
Ende 2006 zu realisieren.<br />
Vorgaben für die im Freihafengebiet<br />
liegende <strong>und</strong> ausschließlich innerbetrieblich<br />
genutzte Brücke sind eine zweispurige<br />
Verkehrsfläche von 6,50 m Breite<br />
mit 50 km/h Entwurfsgeschwindigkeit,<br />
die Befahrbarkeit mit Fahrzeugen bis zu<br />
30 t im Einspurverkehr <strong>und</strong> beidseitige<br />
Gehwege von je 0,50 m.<br />
1.2 Randbedingungen<br />
1.2.1 Topographie<br />
Die Parkflächen Cherbourger Straße<br />
liegen östlich des Bahnhofs Kaiserhafen<br />
auf einem Niveau von ca. 4,20 m ü. NN.<br />
Nach Nordwesten wird das Gelände durch<br />
die neue viergleisige Pkw-Verladung<br />
<strong>und</strong> ein Parkhaus abgeschlossen. Süd-<br />
lich davon quert die ehemalige Erzbrücke,<br />
derzeit umgebaut zur einspurigen<br />
Pkw-Befahrung, die Gleise. Westlich der<br />
Parkflächen befinden sich der auf zur-<br />
zeit 17 Gleise ausgebaute Hafenbahnhof<br />
Kaiserhafen, ein Privatgleisanschluss <strong>und</strong><br />
die abknickende Gleisachse zum Bahn-<br />
hof Nordhafen. Die zweispurige Straße<br />
Am Erzhafen mit Gehweg <strong>und</strong> Grünstreifen<br />
trennt die Gleise vom verfüllten<br />
Osthafen.<br />
1 Lageplan<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Dem Brückenprojekt voraus- <strong>und</strong> paral-<br />
lellaufend wird das Osthafenende auf<br />
eine Endhöhe von ca. 2,70 m ü. NN<br />
aufgespült. Die gewonnene Fläche dient<br />
als Puffer <strong>und</strong> Verkehrsführung zu den<br />
jeweiligen Schiffsanlegern.<br />
1.2.2 Baugr<strong>und</strong><br />
Zur Erk<strong>und</strong>ung des Baugr<strong>und</strong>es wurden<br />
Bohrungen <strong>und</strong> Drucksondierungen<br />
durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse durch<br />
das Gr<strong>und</strong>baubüro Jacobsen beurteilt.<br />
Die Bodenaufschlüsse zeigen unter den<br />
ehemaligen Aufspülungen mächtige,<br />
ca. 16 m tiefe Weichschichten. Darunter<br />
folgen mitteldicht bis dicht gelagerte<br />
Lauenburger Tonschichten, mit Sanden<br />
durchzogen. Der Gutachter schlug eine<br />
Ortbetonrammpfahlgründung vor. Die<br />
Druckpfähle (d = 56 cm) konnten bis zu<br />
einer Tragfähigkeit von ca. 1,80 MN<br />
ausgelastet werden, Zugpfähle bis zu<br />
einer Tragfähigkeit von ca. 0,50 MN.<br />
Zur Reduzierung von Mitnahmesetzungen<br />
(negative Mantelreibung auf die<br />
Pfähle) aus dem Fahrbahndamm wurden<br />
die Widerlager frühzeitig hinterfüllt. Für<br />
das Bauwerk schädliche unterschiedliche<br />
Setzungen wurden aufgr<strong>und</strong> der Tief-<br />
gründung nicht erwartet.
2 Gleisquerung im Bahnhofsbereich<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Infolge einer noch nicht abgeschlossenen<br />
Konsolidierung <strong>und</strong> fehlender Stand-<br />
sicherheit im verfüllten Osthafen konnte<br />
eine schwere Ramme nicht eingesetzt<br />
werden. Als Alternative wurden Stahl-<br />
rohrpfähle mit d = 41 cm vorgeschlagen.<br />
Der noch deutlich erkennbare Setzungsvorgang<br />
war über eine negative Mantelreibung<br />
<strong>und</strong> einen horizontalen Fließdruck<br />
abzubilden.<br />
1.2.3 Bahnbetrieb<br />
Die zu querenden 23 Gleise ließen sich<br />
in die vier Gleise der Autoverladung, die<br />
dem Bauherrn unterstehen, einen wenig<br />
frequentierten privaten Gleisanschluss,<br />
das direkte Zugangsgleis 312 zum Bahn-<br />
hof Nordhafen <strong>und</strong> die 17 Gleise der<br />
Hafenbahn unterteilen.<br />
Die sechs westlichen Gleise im Bahnhof<br />
<strong>und</strong> das Gleis 312 waren mit Oberleitungen<br />
elektrifiziert <strong>und</strong> hinsichtlich der<br />
Haltekonstruktionen besonders zu be-<br />
achten. Für alle Gleise mussten für die<br />
Bauphasen <strong>und</strong> den Endzustand die<br />
jeweiligen Lichtraumprofile beachtet<br />
werden. Das gesamte Gleisfeld im Bahn-<br />
hof Kaiserhafen war mit Mastleuchten<br />
für eine qualifizierte Arbeitsausleuchtung<br />
für den Rangierbetrieb ausgestattet.<br />
4 Verfüllung am Osthafen<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Darüber hinaus musste in dem historischen<br />
Bahngelände außer mit bekannten<br />
auch mit unbekannten Medientrassen<br />
gerechnet werden.<br />
Sperrpausen, Gleisumlagerungen <strong>und</strong><br />
jegliche Abstimmungen zu Arbeiten im<br />
Bahnbetrieb hatten über die DB Netz,<br />
bremenports <strong>und</strong> Railion zu erfolgen.<br />
Die genehmigende Behörde war das<br />
Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt Hannover mit<br />
der Außenstelle in Bremen.<br />
1.2.4 Straßenbetrieb<br />
Ähnlich wie das Gleis 312 war auch<br />
die Straße Am Erzhafen die direkte An-<br />
bindung zum Nordhafen <strong>und</strong> von daher<br />
stark vom Pkw-, Lkw- <strong>und</strong> Slw-Verkehr<br />
beansprucht. Im Grünstreifen befanden<br />
sich Gas- <strong>und</strong> Mittelspannungsleitungen<br />
sowie Medientrassen, die der Versorgung<br />
der Infrastruktur am Nordhafen dienten.<br />
Die Abstimmungen der Baumaßnahmen<br />
<strong>und</strong> deren Genehmigung erfolgten über<br />
die Straßenbehörde des Hansestadt<br />
Bremischen Hafenamtes.<br />
1.2.5 Verfüllung Osthafen<br />
Im Jahre 2004 verlangte die Schaffung<br />
dreier neuer Anleger die Umgestaltung<br />
des Osthafens. Das nordöstliche Ende<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
des Hafenbeckens wurde durch eine mit<br />
Schrägpfählen rückverankerte gemischte<br />
Sp<strong>und</strong>wand abgeteilt. Wasserseitig der<br />
Sp<strong>und</strong>wand erfolgten die Schlickausbaggerung<br />
<strong>und</strong> die Umlagerung auf den<br />
geplanten landseitigen Abschnitt im<br />
Kontraktorverfahren. Die Schlickoberkante<br />
wurde durch Geotextile abgedeckt<br />
<strong>und</strong> mit ca. 2 m Sand überschüttet.<br />
Als setzungsbeschleunigende Maßnahmen<br />
wurden für die ca. 1,50 m prognostizierten<br />
Primärsetzungen Vertikaldräns<br />
eingesetzt. Die Langzeitsetzungen wur-<br />
den mit etwa einem weiteren Meter<br />
abgeschätzt.<br />
Zum Start des Brückenbauprojektes<br />
dauerten die Sandverfüllungen noch an.<br />
Die Abstimmung im Projekt der Verfüllung<br />
Osthafen erfolgte über die PHW<br />
(Planer für Hafenflächenrecycling <strong>und</strong><br />
Wasserbau) aus Hamburg.<br />
3 Einbringen der Ortbetonrammpfähle<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
15
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
1.3 Entwurf<br />
1.3.1 Überbau<br />
In Anbetracht der verschiedenen<br />
Randbindungen <strong>und</strong> der besonderen<br />
Wirtschaftlichkeit wurde eine im Gr<strong>und</strong>-<br />
riss geradlinige Brücke mit nahezu<br />
rechtwinkliger Kreuzung der Bahnhofsgleise<br />
gewählt. Um auch eine möglichst<br />
geringe Höhenentwicklung zu verursachen,<br />
wurde dem Bauherrn eine Trog-<br />
brücke mit zwei 2,20 m hohen Längs- <strong>und</strong><br />
60 cm hohen Querträgern im Abstand<br />
von ca. 3,80 m sowie orthotroper Platte<br />
in den Stahlgüten S 235 <strong>und</strong> S 355<br />
vorgeschlagen.<br />
6 Brückenansicht<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Randbedingungen in den<br />
Verkehrsflächen unterhalb der Brücke<br />
ergab sich eine sinnvolle Unterstützung<br />
in acht Achsen mit Stützweiten zwischen<br />
ca. 35 m <strong>und</strong> 45 m. Die Gesamtlänge von<br />
ca. 267,10 m wurde durch Fugen in zwei<br />
Zweifeld- <strong>und</strong> ein Dreifeldsystem unter-<br />
teilt. Die Aussteifungen in Längsrichtung<br />
bilden die Widerlager sowie der Stahlbetonrahmen<br />
in Achse 3. In Brückenquerrichtung<br />
ist jeweils das nördliche Lager<br />
fixiert. Die Verkehrsfläche wurde mit<br />
einem zweilagigen Gussasphalt <strong>und</strong> die<br />
Gehwege mit einer Epoxidharzbeschichtung<br />
versehen. Die Brückenentwässerung<br />
erfolgte über ein Quergefälle von 2 %<br />
<strong>und</strong> Längsgefälle entsprechend der<br />
Gradiente.<br />
16 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
5 Höhenplan<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Ausgestattet wurde der Überbau mit<br />
einer Mastbeleuchtung für die Fahrbahn<br />
<strong>und</strong> unterseitig der Brücke mit einer<br />
Gr<strong>und</strong>beleuchtung für den Rangierbetrieb.<br />
Den Nachweis der Blendfreiheit für<br />
den Bahnhofsbetrieb führte der Beratende<br />
Ingenieur Brunken.<br />
Oberhalb der elektrifizierten Gleise 1–6<br />
<strong>und</strong> 312 erhielt die Brücke einen Berüh-<br />
rungsschutz. Der Überbau <strong>und</strong> sämtliche<br />
7 Regelquerschnitt<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Bauart Stahltrogbrücke mit orthotroper Platte<br />
Brückenklasse 30/30 nach DIN 1072<br />
Einzelstützweiten ca. 34,90 m + 37,60 m + 38,40 m + 43,50 m<br />
+ 36,70 m + 38,00 m + 38,00 m<br />
Gesamtstützweiten ca. 267,10 m<br />
Lichte Weite zwischen Widerlagern ca. 266,00 m<br />
Kleinste lichte Höhe 6,00 m über SOK<br />
Kreuzungswinkel ca. 97 gon zu den Gleisachsen<br />
Breite zwischen den Trogwänden 7,50 m<br />
Fahrbahnbreite 6,50 m<br />
Notgehwege beidseitig 0,50 m<br />
Brückenfläche ca. 2.000 m²<br />
Gr<strong>und</strong>riss R = ∞<br />
Aufriss Kuppe mit R = 500 m, 3.000 m, 500 m<br />
Rampenanschlüsse Wanne mit R = 500 m (West <strong>und</strong> Ost)<br />
8 Hauptabmessungen <strong>und</strong> Trassierungselemente<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Stützen im Gleisbereich sind an die Bahn-<br />
erde angeschlossen worden.<br />
Für die betriebsinterne Kommunikation<br />
wurden sechs Leerrohre am Längsträger<br />
befestigt.<br />
Entsprechend der Firmenfarbe der BLG<br />
ist die Brücke gemäß ZTV-ING korrosionsgeschützt<br />
<strong>und</strong> abschließend in RAL 5002<br />
(blau) gestrichen worden.
9 Pfahlloch <strong>und</strong> …<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
10 Herstellung der Pfahlkopfplatte<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
1.3.2 Stützungen<br />
An den Brückenenden sind tiefgegründete<br />
Widerlager mit Flügel-, Kammerwänden<br />
<strong>und</strong> Sohlplatte in Ortbeton der Güte<br />
C 30/37 <strong>und</strong> C 35/45 (XC 3, XD 1 <strong>und</strong> XF 1)<br />
erstellt worden. Sie dienen der Längs-<br />
<strong>und</strong> Queraussteifung der jeweiligen Ab-<br />
schnitte <strong>und</strong> bilden den Übergang zu den<br />
Rampen.<br />
In Achse 3 <strong>und</strong> 6 wurden Stahlbetonrahmen<br />
mit Quer- <strong>und</strong> in Achse 3 zusätzlich<br />
mit Längsbelastung vorgesehen. Auch<br />
hier erfolgte die Herstellung in Ortbeton<br />
der Güte C30/37 (XC3, XD 1 <strong>und</strong> XF 1).<br />
In den Achsen 2, 4, 5 <strong>und</strong> 7 wurden<br />
ausgekreuzte Stahlrahmen zum vertikalen<br />
<strong>und</strong> horizontalen Lastabtrag<br />
eingesetzt. Sie erhielten einen Endanstrich<br />
in RAL 1018 (gelb).<br />
1.3.3 Gründungen<br />
Die Aufnahme der angreifenden Mo-<br />
mente <strong>und</strong> Kräfte <strong>und</strong> ihre Ableitung in<br />
den Baugr<strong>und</strong> erfolgte über räumliche<br />
Pfahlböcke mit den Ortbeton- bzw. den<br />
Stahlrohrrammpfählen. Auf die Pfahlkopfplatten<br />
wurden die Widerlagerwände<br />
<strong>und</strong> Rahmenstützen sowie Podeste zur<br />
Absicherung eines Anpralls gegen die<br />
Stahlrahmen betoniert.<br />
2 Ausführung<br />
Im Frühjahr 2006 erfolgte die Projektrealisierung<br />
mit der Beauftragung an die<br />
Firma Krupp Stahlbau Hannover für den<br />
Überbau im April, für die Erd- <strong>und</strong> Stahl-<br />
betonarbeiten an die Firma August<br />
Reiners sowie für die Tiefgründung an<br />
die Firma Fredrich im Mai.<br />
Als vorbereitende Maßnahmen wurden<br />
im Bahnhofsbereich die Oberleitungen<br />
der Gleise 1–6 abgesenkt <strong>und</strong> die Mast-<br />
leuchten im direkten Umfeld der Brücke<br />
zurückgebaut. Im Osthafen dauerte die<br />
Verfüllung noch an <strong>und</strong> befand sich<br />
in der Phase des Sandeinbaues.<br />
Die Herstellung der Tiefgründung er-<br />
folgte mit einer Hydraulikramme Junttan<br />
Typ 7 zuerst in den Achsen 1 <strong>und</strong> 2. Um<br />
an die Bauorte der Achsen 3 <strong>und</strong> 4 her-<br />
anzukommen, wurde eine Baustraße quer<br />
zu den Gleisen verlegt. In Sperrpausen<br />
konnte die Pfahlramme in den Bahnhofsbereich<br />
eingebracht werden, um die<br />
Ortbetonrammpfähle herzustellen.<br />
Insgesamt wurden 39 Pfähle mit durch-<br />
schnittlich 25 m Länge hergestellt.<br />
Im Schutze von Sp<strong>und</strong>wandverbauten<br />
konnten unter örtlich sehr begrenzten<br />
Verhältnissen die Pfahlkopfbalken her-<br />
gestellt werden. In den Achsen 3 <strong>und</strong> 6<br />
folgte die aufgehende Herstellung der<br />
Stahlbetonrahmen <strong>und</strong> in Achse 1 des<br />
13 Werksfertigung der orthotropen Platte<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
11 Stahlbetonrahmen in Achse 3<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
12 Stahlrahmen in Achse 2<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Widerlagers. Parallel wurde die alterna-<br />
tive Tiefgründung mit 21 Stahlrohrrammpfählen<br />
mit der Länge von ca. 20 m im<br />
verfüllten Osthafenbereich ausgeführt.<br />
Während in Hannover noch die Bleche<br />
für die einzelnen Brückensegmente<br />
geschnitten <strong>und</strong> zusammengesetzt<br />
wurden, konnten in den Achsen 2, 4, 5<br />
<strong>und</strong> 7 vor Ort die ausgekreuzten Stahl-<br />
rahmen montiert werden.<br />
14 Montage mit Vorschubeinrichtung<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
17
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
15 Transport auf der Baustelle<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Über die Straße wurden aus Hannover-<br />
Langenhagen die 22 vorgefertigten<br />
Brückenelemente nach Bremerhaven<br />
transportiert. Sie hatten eine Breite von<br />
ca. 4,10 m (Hälfte der Brückenbreite) <strong>und</strong><br />
eine Länge von ca. 21,50 m–28,30 m mit<br />
einem Gesamtgewicht bis ca. 25 t. Auf<br />
der Baustelle wurden die Elemente zur<br />
kompletten Breite zusammengesetzt<br />
<strong>und</strong> über fahrbare Achsen zur Vorschubstelle<br />
verbracht.<br />
Das Konzept der ausführenden Firma<br />
Krupp Stahlbau Hannover sah ein Takt-<br />
schieben von der Achse 2 bis über die<br />
Achse 6 vor. Separat eingehoben wurden<br />
die Elemente der Achse 1–2 <strong>und</strong> 7–8. In<br />
einer Nachtsperrung der Straße wurde<br />
das Schlussstück Achse 6–7 eingesetzt<br />
<strong>und</strong> die Brücke komplett von der Ver-<br />
schub- auf die Lagerebene abgelassen.<br />
17 Realisiertes Verbindungsbauwerk<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
18 Brückenansicht von Süden<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
18 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
16 Einsetzen des Schlussstücks in Achse 6–7<br />
© Fritz-Dieter Tollé<br />
Nach dem Verschweißen der Stöße,<br />
Aufbringen des Korrosionsschutzes <strong>und</strong><br />
Einbau der Fahrbahnübergänge konnte<br />
die Verkehrsfläche hergestellt werden.<br />
An den Brückenenden wurden die<br />
Erdkörper für Rampen <strong>und</strong> die Fahrbahnbeläge<br />
hergestellt. Im verfüllten Osthafen<br />
wurden aufgr<strong>und</strong> der noch deutlichen<br />
Setzungsgeschwindigkeit zunächst nur<br />
eine geschotterte Fahrbahn <strong>und</strong> eine<br />
Schleppplatte, die mehrfach angehoben<br />
<strong>und</strong> unterfüttert werden musste,<br />
ausgeführt.<br />
Am 10. November 2006 konnte die<br />
Befahrbarkeit der Brücke der BLG<br />
Automobile Logistics gemeldet<br />
werden.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. (TU) Jens Gunnar Jepsen<br />
Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />
Architekten Stadtplaner Ingenieure,<br />
Verden<br />
Bauherr<br />
BLG Automobile Logistics GmbH & Co. KG, Bremerhaven<br />
Objektplanung<br />
Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />
Architekten Stadtplaner Ingenieure, Verden<br />
Tragwerksplanung<br />
iCW Ingenieur Consult, Weimar<br />
Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />
Architekten Stadtplaner Ingenieure, Verden<br />
Prüfingenieur<br />
Dr.-Ing. Rainer Wegner, Bremen<br />
Bodengutachten<br />
Gr<strong>und</strong>baubüro Jacobsen, Bremerhaven<br />
Vermessung<br />
Vermessungs- <strong>und</strong> Ingenieurbüro Neumann & Gruber,<br />
Stade<br />
Lichtplanung<br />
Brunken Lichttechnik, Oststeinbek<br />
Bauausführung<br />
Krupp Stahlbau Hannover GmbH KSH, Duisburg<br />
August Reiners Bauunternehmung GmbH, Bremen<br />
Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH, Bremerhaven<br />
Geidel Baugesellschaft mbH Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau, Langen<br />
Matthäi Bauunternehmen, Bremerhaven<br />
Balfour Beatty Rail GmbH Power Systems, Essen
Geschichte eines Gesamtkunstwerks zwischen 1850 <strong>und</strong> 2010<br />
Charlottenburger Brücke <strong>und</strong> Tor in Berlin<br />
von Wolfgang Stockhaus<br />
Aus ihrer Lage an einer ehemaligen<br />
Stadtgrenze ergaben sich besondere<br />
Funktionen der Brücke über den<br />
Landwehrkanal <strong>und</strong> des Tors östlich<br />
des Kanals: Beide markieren die<br />
Stadtgrenze des ehemals unabhängigen<br />
Charlottenburg, sie bildeten<br />
die notwendige Verbindung zwi-<br />
schen Charlottenburg <strong>und</strong> Berlin<br />
<strong>und</strong> repräsentierten Charlottenburg<br />
gegenüber Berlin. Diesen Funktionen<br />
entsprang eine ganz eigene<br />
Identität der beiden Bauwerke,<br />
die sich aufgr<strong>und</strong> dessen während<br />
ihrer Baugeschichte gewisser-<br />
maßen zu einem Gesamtkunst-<br />
werk entwickelten.<br />
2 Charlottenburger Tor als Gesamtkunstwerk, um 1910<br />
© Landesbildstelle Berlin<br />
1 Gemauerter Segmentbogen mit Kandelabern, um 1910<br />
© Heimatmuseum Charlottenburg<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
1 Die erste Brücke<br />
1705 gegründet, war Charlottenburg<br />
bis 1920 eine selbständige Stadt. 8 km<br />
westlich von Berlin gelegen, bildete der<br />
Landwehrkanal ihre Grenze. 1850 wurde<br />
der Flossgraben zum Landwehrkanal<br />
ausgebaut. Östlich des Kanals wurden<br />
1857 zwei Chausseehäuser errichtet, die<br />
der Steuereinziehung dienen sollten. Eine<br />
kleine Zugbrücke verband die Charlottenburger<br />
Seite mit diesen Gebäuden. Die<br />
kleine Stadt mit dem Schloss Charlottenburg<br />
<strong>und</strong> der vom Schloss nach Süden<br />
verlaufenden Schlossstraße entwickelte<br />
sich über die Jahrzehnte nach Osten hin<br />
in Richtung Berlin <strong>und</strong> galt schließlich<br />
200 Jahre später als reichste Stadt<br />
Preußens.<br />
3 Gr<strong>und</strong>riss von 1910<br />
© Zentralblatt der Bauverwaltung (1909)<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
19
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
5 Gr<strong>und</strong>riss von 1934<br />
© Berliner Bauverwaltung<br />
4 Luftaufnahme von Gesamtensemble <strong>und</strong> Landwehrkanal, 1920<br />
© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
6 Brückenverbreiterung: scheitrechter Bogen, um 1939<br />
© Heimatmuseum Charlottenburg<br />
20 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
2 Die zweite Brücke<br />
Anlässlich der 200-Jahr-Feier beschloss<br />
die Stadt, anstelle der alten Zollhäuser<br />
eine imposante Architektur mit Tor <strong>und</strong><br />
Kandelabern als Pendant zum Brandenburger<br />
Tor zu errichten. Die Brücke wurde<br />
verbreitert, auf der Ostseite des Landwehrkanals<br />
flankierten die Charlottenburger<br />
Chaussee zwei Kolonnaden als<br />
Torflügel <strong>und</strong> die Westseite des Kanals<br />
<strong>und</strong> der Brücke zwei Kandelaber mit je<br />
acht Bogenleuchten.<br />
Die Brückenkonstruktion bestand aus<br />
einem gemauerten Segmentbogen, der<br />
eine geringe Erhöhung, quasi einen<br />
kleinen Buckel des Fahrdammes, zur<br />
Folge hatte. Neben dem südlichen Tor<br />
entstand eine halbr<strong>und</strong>e Sitzterrasse<br />
mit Bänken, Pflanzkübeln <strong>und</strong> einem<br />
filigranen Gitter, so dass man auf den<br />
Kanal blicken konnte. Dieser Zustand<br />
der Brücke <strong>und</strong> des Tores blieb bis 1938<br />
bestehen.<br />
3 Die dritte Brücke<br />
Um ihren Militärparaden, auch solchen<br />
mit Panzern, <strong>und</strong> Aufmärschen einen<br />
entsprechenden Ort zu geben, entschieden<br />
die Nationalsozialisten 1938, die<br />
Ost-West-Magistrale zu verbreitern <strong>und</strong><br />
die geringe Erhöhung des Fahrdammes<br />
zu nivellieren. Die vorhandene Segmentbrücke<br />
wurde abgerissen <strong>und</strong> durch<br />
einen scheitrechten Bogen ersetzt, des-<br />
sen Errichtung eine Stahlträgerkonstruktion<br />
notwendig machte.<br />
Sowohl die beiden Torflügel als auch die<br />
Kandelaber mussten auseinandergerückt<br />
werden. Der Abstand zwischen den Tor-<br />
flügeln wurde von 17,00 m auf 34,00 m<br />
erweitert. Der Torcharakter ging damit<br />
verloren.<br />
4 Restauriert <strong>und</strong> rekonstruiert<br />
Den Kriegszerstörungen fielen die beiden<br />
Kandelaber zum Opfer, die Torflügel wur-<br />
den schwer beschädigt <strong>und</strong> ihrer Bronze-<br />
skulpturen auf den Innenpfeilern beraubt.<br />
Die Torflügel, nach dem Krieg notdürftig<br />
<strong>und</strong> dann bautechnisch falsch repariert,<br />
wurden als Tor nicht mehr wahrgenommen.<br />
Dieser Zustand blieb bis zur Jahr-<br />
tausendwende. Zunächst wurden die<br />
Torflügel nachhaltig durch die Stiftung<br />
Denkmalschutz Berlin instand gesetzt, die<br />
diese Arbeiten über Werbung finanzierte.<br />
2005 rief die Stiftung einen »Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
Charlottenburger Tor« ins Leben,<br />
mit der Aufgabe, Überlegungen für die<br />
Verbesserung des gesamten Umfeldes<br />
des Tores <strong>und</strong> der Brücke anzustellen.<br />
7 Geschlossene Brüstung, Zustand 1939–2008<br />
© Wolfgang Stockhaus<br />
8 Bauwerk ohne Kandelaber, Zustand 1950–2008<br />
© Wolfgang Stockhaus
9 Ensemble nach Restaurierung <strong>und</strong> Neukonzeption<br />
© Wolfgang Stockhaus<br />
Damit stellte sich die Frage nach der<br />
weiteren Komplettierung dieses Gesamt-<br />
kunstwerkes. Der Fre<strong>und</strong>eskreis wurde<br />
tätig, <strong>und</strong> ich konnte anhand histori-<br />
scher Unterlagen sowohl die Vorplanung<br />
im Maßstab 1:200 für die Gesamtgestaltung<br />
als auch die Detailplanung für die<br />
Granitbänke der südlichen Sitzterrasse,<br />
der Bastion, erstellen.<br />
Nach Klärung verkehrstechnischer Fragen<br />
bezüglich des Fahrradverkehrs <strong>und</strong> nach<br />
ersten Entwürfen für die neue Pflasterung<br />
der Brückenoberfläche konnte die Stif-<br />
tung für die Rekonstruktion der zwei<br />
21 m hohen Kandelaber einschließlich<br />
der neuen Brückenbeleuchtung, der<br />
Brückenanfänger <strong>und</strong> der Neugestaltung<br />
der Sitzterrasse, der »Bastion«, mit Öff-<br />
nung der Brüstung, schmiedeeisernen<br />
Gittern, Pflanzkübeln <strong>und</strong> Granitsitzbänken,<br />
gewonnen werden.<br />
12 Umgestaltung der Bastion<br />
© Wolfgang Stockhaus<br />
B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />
10 »Torsituation« mit rekonstruierten Kandelabern<br />
© Wolfgang Stockhaus<br />
11 Heutiger (Brücken-)Gr<strong>und</strong>riss<br />
© Wolfgang Stockhaus<br />
Somit werden Torflügel, Kandelaber,<br />
Brückenanfänger auf der Westseite, die<br />
neue Brückenoberfläche, die wiedererstandene<br />
Sitzterrasse <strong>und</strong> die Verlegung<br />
der Fahrradwege auf das Verkehrsstraßenniveau<br />
als Gesamtkunstwerk wahr-<br />
genommen. Die Finanzierung der re-<br />
konstruierten Kandelaber wurde nur<br />
über Werbung ermöglicht.<br />
Am 27. Juni 2010 wurde die gesamte<br />
Anlage der Bezirksbürgermeisterin des<br />
Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />
Monika Thiemen, sowie Baustadtrat<br />
Klaus-Dieter Gröhler festlich übergeben.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Stockhaus<br />
Berlin<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
21
<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />
Anwendung eines neuen Sprengverfahrens<br />
Sprengung der Talbrücke Theilheim<br />
von Georg Falk<br />
Östlich von Würzburg zwischen der<br />
Mainbrücke Randersacker <strong>und</strong> dem<br />
Autobahnkreuz Biebelried ist der<br />
sechsstreifige Ausbau der B<strong>und</strong>esautobahn<br />
A 3 auf ca. 10 km Länge<br />
in vollem Gang. Die alte Talbrücke<br />
Theilheim, ein Dreifeldbauwerk mit<br />
Kastenquerschnitt aus den 1960er<br />
Jahren <strong>und</strong> mit ca. 160 m Länge war<br />
dafür neu zu errichten.<br />
1 Einleitung<br />
Etwa um 20 m nach Süden verrückt, er-<br />
hielt die Richtungsfahrbahn Nürnberg der<br />
Talbrücke die Struktur eines zweistegigen<br />
gevouteten Plattenbalkens der Längen<br />
2 x 40,50 m + 2 x 52,50 m = 186 m (vier<br />
Felder). Die Pfeiler der neuen Brücke<br />
besitzen einen rechteckigen Gr<strong>und</strong>riss,<br />
sind am Pfeilerkopf aufgeweitet <strong>und</strong><br />
massiv.<br />
1<br />
2<br />
22 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
3<br />
4<br />
5 6 Sprengung des Bauwerks am 19. Januar 2011<br />
© Autobahndirektion Nordbayern<br />
Mit dem Bau wurde im Herbst 2009 be-<br />
gonnen. Ende 2010 wurde der Verkehr<br />
der alten Brücke als 4+0-Verkehr auf<br />
den fertiggestellten neuen Überbau<br />
umgelegt.<br />
2 Vorbereitungen zur Sprengung<br />
Die alte Brücke konnte somit beseitigt<br />
werden. Der Abbruch sollte ursprünglich<br />
auf konventionelle Weise vorgenommen<br />
werden, erfolgte dann jedoch, um Zeit zu<br />
sparen, durch Sprengung. Das Besondere<br />
daran war die sogenannte Vollraumsprengung,<br />
mit der die Pfeiler beseitigt wur-<br />
den. Dabei werden die alten, r<strong>und</strong>en<br />
Hohlpfeiler (Durchmesser 4,00 m, Wand-<br />
stärke 40 cm) mit Wasser gefüllt. Da<br />
Wasser nicht komprimierbar ist, wirkt<br />
der Explosionsdruck bei der Sprengung<br />
gleichmäßig auf die Betonwandung.<br />
Wie Sand wird dabei der Beton in kleine,<br />
leicht zu entfernende Trümmer pulverisiert.<br />
Zudem entsteht auch kaum Explo-<br />
sionsstaub, da das Wasser den meisten<br />
Staub bindet. Die Besichtigungstüren<br />
am Fuß der Pfeiler wurden druckwasserdicht<br />
verschlossen <strong>und</strong> der Pfeilerkopf<br />
mit einer 60 cm großen Öffnung ver-<br />
sehen. Zusätzlich mussten Zurrgurte, auf<br />
ähnliche Weise wie bei der Ladungsbefestigung<br />
auf Lkws, die Pfeiler sichern,<br />
um dem Wasserdruck standhalten zu<br />
können (Bewehrungsgrad der Pfeiler<br />
< 0,50 %). Anschließend konnte mit<br />
der Wasserbefüllung begonnen werden<br />
(358 m³). In das Wasser wurde eine<br />
gelatinöse, wasserunlösliche Sprengschnur<br />
aus Nitropenta P.E.T.N. eingehängt.<br />
Damit der Überbau sich im Fallen nicht<br />
verwindet <strong>und</strong> die unmittelbar danebenstehende<br />
neue Brücke beschädigt, wurde<br />
er an den Momentennullpunkten <strong>und</strong><br />
am Widerlager ebenfalls durch Gelenksprengung<br />
geknickt. Die Pfeiler der un-<br />
mittelbar benachbarten neuen Brücke<br />
sind mittels Vlies vor Beschädigung durch<br />
Streuflug geschützt.
3 Sprengung der Brücke<br />
Die Sprengung der Brücke erfolgte am<br />
19. Januar 2011. Während der Sprengung<br />
wurde der Verkehr auf der BAB A 3 kurz-<br />
fristig angehalten, ein Sicherheitsbereich<br />
von 200 m um die Sprengung evakuiert.<br />
Die Pfeiler fielen wie vorgesehen in sich<br />
zusammen. Um Millisek<strong>und</strong>en verzögert,<br />
stürzten wie geplant die beiden alten<br />
Überbauten im Ganzen senkrecht nach<br />
unten in ein vorbereitetes Fallbett,<br />
bestehend aus hochbindigem Material,<br />
um Erschütterungen auszuschließen.<br />
Hydraulikhämmer zerkleinern die<br />
Trümmer, die anschließend von Lkws<br />
abtransportiert werden. Nach Abschluss<br />
dieser Arbeiten wird die unter der Brücke<br />
hindurchführende Kreisstraße WÜ 64<br />
wieder für den Verkehr freigegeben.<br />
Die nicht durch Sulfate kontaminierten<br />
Wassermassen aus den gesprengten<br />
Pfeilern wurden in Rückhaltebecken<br />
aufgefangen <strong>und</strong> dann kontinuierlich<br />
in den Jakobsbach, der durch Theilheim<br />
fließt, geleitet, um so Überschwemmungen<br />
zu verhindern.<br />
Anstelle der beiden durch Sprengung<br />
beseitigten alten Brücken (zwei Richtungsfahrbahnen)<br />
wird nun die Richtungsfahrbahn<br />
Würzburg der Talbrücke<br />
Theilheim gebaut. Der Abschnitt Randersacker–Biebelried<br />
der A 3 soll bis Ende<br />
2012 fertiggestellt werden.<br />
Autor:<br />
Baudirektor Dipl.-Ing. Georg Falk<br />
Autobahndirektion Nordbayern,<br />
Nürnberg<br />
Bauherr<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
Auftraggeber<br />
Autobahndirektion Nordbayern<br />
Dienststelle Würzburg<br />
Bauausführung<br />
Leonhard Weiß GmbH & Co. KG, Satteldorf<br />
Sprengung<br />
Georg Reisch GmbH & Co. KG, Apfeldorf<br />
Sachverständiger Sprengung<br />
Dr.-Ing. Rainer Melzer, Dresden<br />
(im Auftrag der Abbruchfirma<br />
Ruppert GmbH & Co. KG, Frickenhausen)<br />
Baubegleitende Betreuung<br />
Dipl.-Geologe Martin Hopfe,<br />
Thüringer Sprenggesellschaft mbH, Kaulsdorf<br />
Prüfingenier<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Hock, Haibach<br />
Symposien<br />
MixedMedia<br />
Konzepts<br />
Veranstaltungen<br />
Mediaplanung<br />
MixedMedia<br />
Veranstaltungen der<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />
mit ihrem Event-Offi ce MixedMedia Konzepts<br />
12. Symposium Brückenbau<br />
2. Symposium Flughafenbau<br />
4. Symposium Sportstättenbau<br />
(Bauen für Olympia <strong>und</strong> die WM)<br />
Parkhausbau als Fachveranstaltung:<br />
Hier werden Tiefgaragen, Parkhäuser sowie<br />
deren Erhaltung <strong>und</strong> Renovierung thematisiert.<br />
Weiterhin werden erörtert:<br />
Bau von Tank- <strong>und</strong> Rastanlagen einschließlich<br />
neuer Lkw-Rastplätze mit den erforderlichen<br />
Telematik-Einrichtungen.<br />
Events<br />
Informieren Sie sich doch einfach auf<br />
unserer Website www.mixedmedia-konzepts.de<br />
oder, noch besser, rufen Sie uns an.<br />
Wir stehen unter 06 11/98 12 92-0 gerne Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />
MixedMedia Konzepts<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
23
SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />
Hochwertige Ingenieurbauwerke<br />
Schalungen <strong>und</strong> Traggerüste für den Brückenbau<br />
von Roland L. Schmitt<br />
Gelungene Brückenbauwerke<br />
werden als ȟberzeugend, dank<br />
der gelungenen Kombination aus<br />
schlichter Eleganz <strong>und</strong> innovativer<br />
Konstruktionsidee« (Deutscher<br />
Brückenbaupreis) beschrieben.<br />
Handelt es sich dabei um Stahlbeton-<br />
<strong>und</strong> Spannbetonbrücken,<br />
werden diese Bauwerke in Schalungen<br />
geformt <strong>und</strong> bis zu ihrer<br />
eigenen Lastaufnahmefähigkeit<br />
von Traggerüsten unterstützt.<br />
Schalungen <strong>und</strong> Rüstungen sind<br />
zwar nur »negativ« <strong>und</strong> »temporär«,<br />
da sie lediglich der Formgebung<br />
dienen <strong>und</strong> nach der Fertigstellung<br />
des Bauwerks wieder abgebaut<br />
werden. Diese Konstruktionen sind<br />
aber ebenso Ingenieurbauwerke,<br />
deren Aufgabe es ist, nicht nur<br />
die gewünschte Form zu geben,<br />
sondern beim Bau auch für die<br />
Minimierung des Material- <strong>und</strong><br />
Lohnaufwandes <strong>und</strong> für die Maximierung<br />
der Sicherheit zu sorgen.<br />
Neben »Anmut, Schlankheit <strong>und</strong><br />
Eleganz« müssen die Brückenbauwerke<br />
technisch einwandfrei sein<br />
<strong>und</strong> auch Kriterien wie robust,<br />
dauerhaft, leicht in Stand zu halten,<br />
also nachhaltig, erfüllen. Ihr Herstellprozess<br />
soll kurz <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />
sein. Optimierte Tragsysteme<br />
<strong>und</strong> Formen der Bauelemente,<br />
Weiterentwicklungen bei Betonen<br />
<strong>und</strong> Stählen haben bei den Brücken<br />
Gewichtseinsparungen ermöglicht<br />
<strong>und</strong> zu Verbesserungen bei den<br />
Baumethoden geführt. Die Schalungs-<br />
<strong>und</strong> Traggerüstindustrie hat<br />
sich darauf eingestellt.<br />
24 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
1 Überblick<br />
Traggerüste <strong>und</strong> Schalungen sollen bei<br />
hoher Tragfähigkeit möglichst leicht,<br />
schnell auf- <strong>und</strong> abbaubar, vielfältig<br />
verwendbar, anpassungsfähig, mietbar<br />
<strong>und</strong> sicher sein. Sie sollen zusätzlich den<br />
Personaleinsatz möglichst durch eine<br />
Taktfertigung reduzieren <strong>und</strong> den Einbau<br />
bzw. die Kombination mit vorgefertigten<br />
Bauelementen ermöglichen.<br />
Statiker <strong>und</strong> Konstrukteure haben sich<br />
Werkzeuge geschaffen, mit denen sie<br />
effizienter planen können, <strong>und</strong> die Scha-<br />
lungsindustrie versucht, die Personalknappheit<br />
in den Arbeitsvorbereitungen<br />
durch umfassende Dienstleistungen zu<br />
kompensieren. Auf Baumethoden des<br />
Brückenbaus spezialisierte Schalungstechniker<br />
sind meistens weltweit tätig<br />
<strong>und</strong> können so alle ihre Erfahrungen in<br />
die Projekte ihrer K<strong>und</strong>en einfließen<br />
lassen. Alle statischen <strong>und</strong> geometrischen<br />
Betrachtungen, Berechnungen<br />
<strong>und</strong> Darstellungen sind inzwischen<br />
selbstverständlich dreidimensional <strong>und</strong><br />
bei Bedarf fotorealistisch. So werden<br />
Schalungseinsätze, Betonierabschnitte<br />
<strong>und</strong> Ausführungsdetails visualisiert. Die<br />
erforderlichen Standsicherheitsnachweise<br />
oder prüffähige statische Berechnungen<br />
haben ein hohes Niveau. Die hohe Quali-<br />
tät dieser Ingenieurleistungen ist dann<br />
möglich, wenn das mietfähige Gerät aus<br />
der gleichen Quelle stammt <strong>und</strong> Schnitt-<br />
stellen in der Kommunikation wegfallen.<br />
Der Trend, Systembauteile aus einem<br />
Ingenieurbaukasten zu entnehmen <strong>und</strong><br />
Lastoptimierung, Flexibilität <strong>und</strong> Funk-<br />
tionalität für unterschiedlichste Baustellenanforderungen<br />
zu vereinen, ist ein-<br />
deutig. Die Idee: Vielseitig einsetzbare,<br />
standardisierte Kernbauteile, die durch<br />
geprüfte Typenstatik nachgewiesen,<br />
erprobt <strong>und</strong> damit sicher sind, werden<br />
sowohl statisch als auch wirtschaftlich<br />
optimal ausgelastet. Auch die Verbindungsteile<br />
sind reduziert <strong>und</strong> standardisiert.<br />
Diese Vielfachnutzen können<br />
an den Anwender kostengünstig weiter-<br />
gegeben werden.<br />
Wie bei den Brückenbauwerken sind es<br />
nicht die spektakulären Konstruktionen,<br />
die das Tagesgeschäft bestimmen. Die<br />
Verbesserungen <strong>und</strong> Erleichterungen bei<br />
der »Standardschalung« haben betriebswirtschaftlich<br />
mindestens die gleiche<br />
Bedeutung. Das gilt für Absenkkeile für<br />
große Lasten mit geprüften Typenstatiken,<br />
standardisierte, bauaufsichtlich zu-<br />
gelassene Trägerklemmen <strong>und</strong> bauaufsichtlich<br />
zugelassene Abspannsysteme.<br />
Die wesentlichen Bauelemente einer<br />
Brücke sind der Unterbau, bestehend aus<br />
der Gründung, den F<strong>und</strong>amenten, den<br />
Widerlagern oder Kämpfern, den Pfeilern<br />
<strong>und</strong> Pylonen. Zum Überbau werden die<br />
Fahrbahnplatte, die Längsträger <strong>und</strong> die<br />
Gesimse gerechnet.<br />
1 Absenkkeil mit Ringschlüssel<br />
© Friedr. Ischebeck GmbH
2 Handschalung für F<strong>und</strong>amente als Baukastensystem<br />
© Meva Schalungs-Systeme GmbH<br />
2 Schalungen für den Unterbau<br />
2.1 F<strong>und</strong>amentschalung<br />
Flach gegründete Brückenf<strong>und</strong>amente<br />
werden mit Rahmentafelschalungen<br />
geschalt. Bei höheren Einsatzzahlen<br />
werden auch Trägerschalungen verwendet.<br />
Sind im nicht tragenden Untergr<strong>und</strong><br />
Brunnengründungen, Pfähle oder andere<br />
Varianten der Gründung erforderlich, so<br />
werden für die darüberliegenden last-<br />
verteilenden Bauteile die gleichen<br />
Schalungssysteme genutzt.<br />
2.2 Widerlagerschalung<br />
Zum Schalen der Widerlager sind Schal-<br />
systeme erforderlich, die sowohl im<br />
Gr<strong>und</strong>riss als auch in der Höhe flexibel<br />
an die geometrischen Anforderungen<br />
dieses Bauelements angepasst werden<br />
können. Widerlager haben die Lasten<br />
aus dem Überbau <strong>und</strong> den Erddruck aus<br />
der Rampe zu übernehmen. Oft sind sie<br />
schalungstechnisch kompliziert, weil sie<br />
zusätzlich ästhetische Ansprüche in ihrer<br />
Gestalt <strong>und</strong> in der Betonfläche erfüllen<br />
müssen. Für den Bau dieser Formen sind<br />
steife <strong>und</strong> robuste Systeme erforderlich,<br />
die den auftretenden Frischbetondruck<br />
bei geringer Durchbiegung ableiten <strong>und</strong><br />
in der Anordnung der Schalungsanker<br />
flexibel sind.<br />
Hauptsächlich werden Trägerschalungen<br />
verwendet. Standard-Rahmenschalungen<br />
werden mit einer zusätzlichen Scha-<br />
lungshaut belegt. Mögliche stirnseitige<br />
Frischbetonlasten aus den Widerlager-<br />
Flügelwänden oder Anteile aus deren<br />
Eigengewicht werden mit kleinen Gerüst-<br />
systemen in den Untergr<strong>und</strong> geleitet.<br />
3 Widerlager- mit Trägerschalung<br />
© Doka GmbH<br />
2.3 Pfeiler-, Pfeilerkopf<strong>und</strong><br />
Pylon-Schalungen<br />
Hohe Lasten, hohe Genauigkeitsanforderungen<br />
<strong>und</strong> architektonisch gestaltete<br />
Formen mit dichten, farblich ausgewogenen<br />
Oberflächen erfordern sorgfältig<br />
ausgewählte Schalungssysteme. Schlanke<br />
Pfeiler mit eher geringen Querschnitten<br />
begünstigen beim Betonieren einen<br />
höheren Frischbetondruck. Für Pfeiler<br />
<strong>und</strong> Pylonen werden meist Trägerschalsysteme<br />
verwendet, die kranabhängig<br />
geklettert oder auch mit einer Selbstkletterrüstung<br />
ausgestattet sind. Der<br />
zusätzliche Aufwand für Aussteifungs-<br />
<strong>und</strong> Abdichtungsmaßnahmen bis hin<br />
zum letzten Abschnitt soll so gering wie<br />
möglich sein. Für Pylonen ist wegen der<br />
Veränderung ihrer Querschnitte eine<br />
detaillierte Planung der einzelnen Beto-<br />
nierabschnitte erforderlich. Die Umsetzeinheiten<br />
aus Klettergerüst, Arbeitsbühnen<br />
<strong>und</strong> Schalungselementen werden an<br />
Profilschienen am Bauwerk geführt. Die<br />
Innenschalungen stehen auf Schachtbühnen.<br />
Es kommen auch eigens gefertigte<br />
Stahlschalungen zum Einsatz. Auch die<br />
Pfeilerköpfe, die aus technischen oder<br />
architektonischen Gründen besonders<br />
gestaltet sind, benötigen zusätzliche<br />
Aufmerksamkeit. Als Traggerüst für den<br />
Pfeilertisch werden häufig hängend<br />
eingesetzte Abstützböcke verwendet.<br />
S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />
4 Brücke Schleusetal in Thüringen:<br />
Pfeilererrichtung mit einhäuptigem Klettergerüst<br />
© Peri GmbH<br />
5 R<strong>und</strong>säulenschalung aus Stahl für Sichtbetonstützen<br />
© Meva Schalungs-Systeme GmbH<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
25
SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />
6 Autobahnbrücke über den Rio Sordo in Portugal: Schwerlasttürme als Traggerüst<br />
© Peri GmbH<br />
3 Schalungen <strong>und</strong> Rüstungen<br />
für den Überbau<br />
3.1 Ortsfeste Traggerüste aus Stahl<br />
<strong>und</strong> Leichtmetall<br />
Wenn der vorhandene Untergr<strong>und</strong> ohne<br />
umfangreiche zusätzliche Maßnahmen<br />
als Tragfläche geeignet ist, kommen für<br />
das Traggerüst in Höhen bis ca. 8,00 m<br />
Lasttürme <strong>und</strong> für größere Höhen Raum-<br />
<strong>und</strong> Knotengerüste zum Einsatz. Rahmenstützen<br />
aus Baukastensystemen zeichnen<br />
sich durch ihre Anpassungsfähigkeit beim<br />
Ableiten von unterschiedlichen Lasten<br />
aus. Sie sind leicht, sicher <strong>und</strong> können<br />
schnell auf-, um- <strong>und</strong> abgebaut werden.<br />
Für Öffnungen innerhalb des Traggerüstes<br />
werden diese Systeme mit Rüstträgern<br />
<strong>und</strong> Schwerlaststützen, zum Teil aus<br />
dem gleichen Baukastensystem, ergänzt.<br />
Die Abstände innerhalb der Schwerlasttürme<br />
<strong>und</strong> Rahmensysteme bilden die<br />
Geometrie der Brücke in Längs- <strong>und</strong><br />
Querrichtung ab. Bei größeren Höhen<br />
werden die Türme am Boden vormontiert,<br />
mit dem Kran aufgerichtet <strong>und</strong> vor Ort<br />
ergänzt. Ergänzende Modulgerüste be-<br />
schleunigen die Montage- <strong>und</strong> Umsetzvorgänge<br />
<strong>und</strong> erhöhen die Arbeitssicherheit.<br />
Bei nicht tragfähigem Untergr<strong>und</strong> werden<br />
die Traggerüstscheiben so positioniert<br />
<strong>und</strong> mit Rüstträgern ergänzt, dass die<br />
Lasten auf die Pfeiler- oder Widerlagerf<strong>und</strong>amente<br />
geführt werden können.<br />
Hat der Überbau die Form einer massiven<br />
Platte, so ähnelt die Überbauschalung<br />
einer Deckenschalung. Für diese Scha-<br />
lungskonstruktion stehen Holz-, Holz-<br />
gitter-, <strong>und</strong> Aluminiumträger <strong>und</strong> eine<br />
große Auswahl an Schalhautplatten zur<br />
Verfügung.<br />
26 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Bei Querschnitten in der Form eines<br />
Plattenbalkens werden für die Stegaußen-<br />
<strong>und</strong> Kragarmschalungen Brückengespärre<br />
aus Holz, Holzträgern, Stahlriegeln<br />
<strong>und</strong> Lastspindeln zusammengebaut <strong>und</strong><br />
auf dem Traggerüst positioniert. Für<br />
Hohlkastenquerschnitte werden ähnliche<br />
Gespärre verwendet, die die Lasten aus<br />
Kragarm <strong>und</strong> schrägem Steg auf die<br />
Ebene des Hohlkastenbodens abtragen.<br />
Die inneren Seiten des Hohlkastens<br />
werden mit Wandschalung zugeschalt.<br />
Die Schalungselemente werden im<br />
Schalungsbau vorgefertigt <strong>und</strong> einsatzbereit<br />
auf die Baustelle geliefert. Die<br />
Fahrbahndecke kann meist in einem<br />
zweiten Arbeitsgang mit umsetzbaren<br />
Deckenschaltischen hergestellt werden.<br />
Dazu werden diese Schalungen auf<br />
Verfahrkonstruktionen in den nächsten<br />
Abschnitt gezogen.<br />
3.2 Vorschubrüstungen<br />
Für die feldweise Herstellung des Über-<br />
baus werden Vorschubrüstungen ver-<br />
wendet, die sich auf Pfeilern abstützen<br />
bzw. sich im letzten Abschnitt hochhängen.<br />
Die Lastabtragungen zum Bau<br />
der Brücke werden so unabhängig vom<br />
Gelände. Schalung <strong>und</strong> Rüstung werden<br />
nur für einen Brückenabschnitt vorgehalten.<br />
Das Umsetzen erfolgt über hydraulischen<br />
Pressen. Die Schalung wird an<br />
das Vorschubgerüst gehängt oder darauf<br />
gelegt. Untenliegende Rüstträger ermög-<br />
lichen einen ungehinderten Zugang für<br />
die Arbeiten am Überbau. Obenliegende<br />
Rüstträger lassen die Gestaltung des<br />
Brückenquerschnitts leichter zu. Bei<br />
der Positionsänderung werden die Schal-<br />
elemente geteilt <strong>und</strong> geöffnet <strong>und</strong> zu-<br />
sammen mit dem Vorschubrüstträger<br />
zum nächsten Pfeiler verschoben.<br />
7 Köröshegy-Brücke in Ungarn: hydraulisch auseinanderklappbarer Überbauschalwagen<br />
© Doka GmbH
8 Freivorbauwagen bei der Donaubrücke Traismauer<br />
© Doka GmbH<br />
3.3 Freivorbaurüstungen<br />
Die Gr<strong>und</strong>idee des Freivorbaus ist es, eine<br />
Brücke von den Pfeilern aus als Waagebalken<br />
nach beiden Seiten in Abschnitten<br />
zu bauen. Der erhärtete <strong>und</strong> vorgespannte<br />
Vorbauabschnitt ist Teil des länger<br />
werdenden Kragarms <strong>und</strong> übernimmt<br />
das Gewicht <strong>und</strong> Überhangmoment der<br />
vorgefahrenen Rüstung <strong>und</strong> Schalung<br />
sowie das Gewicht des Frischbetons für<br />
den Folgeabschnitt. Die Abschnitte wer-<br />
den durch Vorspannung an die erhärteten<br />
Abschnitte gespannt. Dadurch können<br />
unabhängig vom Untergr<strong>und</strong> Balkenbrücken<br />
mit großen bis sehr großen Stütz-<br />
weiten hergestellt werden.<br />
Freivorbauwagen bestehen aus einer auf<br />
dem Überbau verankerten Oberkonstruktion<br />
aus zwei in Brückenrichtung aus-<br />
kragenden Längsfachwerken <strong>und</strong> vorne<br />
einem Querträger. Daran werden die<br />
Schalungselemente an Hängestangen<br />
abgehängt <strong>und</strong> an der Koppelfuge an den<br />
letzten Betonierabschnitt vorgespannt.<br />
Die Schalungen hängen beim Verfahren<br />
an der Oberkonstruktion. Inzwischen sind<br />
Freivorbauwagen auch als Baukastensysteme<br />
zu mieten, bei denen die Schalung<br />
<strong>und</strong> die Rüstung so aufeinander abgestimmt<br />
sind, dass die Summe der zu<br />
leistenden St<strong>und</strong>en pro Segment opti-<br />
miert ist. Die Baukastensysteme kön-<br />
nen auch an verschiedene Brückenquerschnitte<br />
angepasst werden <strong>und</strong> haben<br />
für die Arbeiter gesicherte Wege zu den<br />
Montage- <strong>und</strong> Justiereinrichtungen, die<br />
in jedem Abschnitt erforderlich sind.<br />
S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />
9 Autobahnbrücke Oparno in Tschechien: Freivorbau mit zwei Schalungs- <strong>und</strong> Rüsteinheiten<br />
© Peri GmbH<br />
3.4 Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />
für Bogenbrücken<br />
Bogenbrücken sind meist sehr hohe, sehr<br />
weit spannende, ästhetische Bauwerke,<br />
die enge Täler, oft mit Biotopen <strong>und</strong><br />
wertvollem Tier- <strong>und</strong> Pflanzenbestand,<br />
überbrücken <strong>und</strong> dabei die Eigenschaften<br />
des Betons besonders gut nutzen. Wird<br />
der Bogen mit einer Freivorbaurüstung<br />
hergestellt, werden die Lasten aus dem<br />
Schalungswagen über Hilfspylonen, über<br />
die Kämpferpfeiler <strong>und</strong> zusätzliche Fels-<br />
anker zurückgehängt. Eine schalungstechnische<br />
Herausforderung ist es, die<br />
Schalungselemente für die Anfängertakte<br />
möglichst so auszulegen, dass sie sich<br />
später auf dem Bogenschalwagen ohne<br />
große Abänderung aufsetzen lassen.<br />
Darf das Tal betreten werden, kann die<br />
Brücke auch auf einem stationären Trag-<br />
gerüst aus Gerüsttürmen <strong>und</strong> Längsträgern<br />
hergestellt werden. Die Konstruktion<br />
wird auf die F<strong>und</strong>amente gestellt <strong>und</strong> ist<br />
zwischen den Kämpfern eingespannt.<br />
3.5 Schalungen für Taktschiebebrücken<br />
Beim Taktschiebeverfahren werden in<br />
einer mechanisierten, ortsfesten Scha-<br />
lung hinter einem Widerlager, der so-<br />
genannten Feldfabrik, Teilstücke von<br />
ca. 10–30 m einer Brücke hergestellt,<br />
die dann um die Länge eines Schalungstaktes<br />
in Vorbaurichtung mit hydraulischen<br />
Pressen auf Gleitlagern verschoben<br />
werden. Mit einen Vorbauschnabel als<br />
Anfänger werden zu große Kragmomente<br />
vermieden. Die einzelnen Teilstücke wer-<br />
den unmittelbar aneinanderbetoniert<br />
<strong>und</strong> durch eine zentrische Vorspannung<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en. Als Schalung<br />
werden robuste Schalhäute, die von<br />
justierbaren Gespärren unterstützt<br />
werden <strong>und</strong> auf einem Stahlträgerrost<br />
lagern, verwendet. Taktschiebebrücken<br />
stellen Anforderungen an die Geometrie<br />
der Brücke. Die Verschublinie muss eine<br />
Gerade, ein Kreisbogen oder eine<br />
Schraublinie sein.<br />
10 Bauwerk in Skope, Slowenien: Doppel-Taktschiebebrücke über den Fluss Rižan<br />
© Noe-Schaltechnik Georg Meyer-Keller GmbH & Co. KG<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
27
SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />
11 Konstruktion eines oben fahrenden Verb<strong>und</strong>schalwagens<br />
© Doka GmbH<br />
3.6 Verb<strong>und</strong>schalwagen<br />
Die Fahrbahnplatten des Überbaus<br />
können auch auf Stahltrögen gelagert<br />
werden, die regelmäßig mit Querträgern<br />
verb<strong>und</strong>en sind. Diese Konstruktionen<br />
könnten als »verlorenes Traggerüst«<br />
bezeichnet werden. Die Stahlbetonfahrbahnplatte<br />
wird meist im Pilgerschrittverfahren<br />
mit Verb<strong>und</strong>schalwagen hergestellt,<br />
der seine Lasten über die Stege des<br />
Hohlkastens in die Konstruktion einleitet.<br />
Schalwagenstühlchen, die oberhalb der<br />
Stege aufgesetzt werden, dienen als<br />
Rollenbahn für den Schalwagen. Spindeln<br />
in Quer- <strong>und</strong> Längsrichtung leiten die<br />
auftretenden Lasten über Panzerrollen in<br />
das Brückenbauwerk. Die Innenschalung<br />
wird über die Rollenträger zusammen<br />
mit dem Wagen in den nächsten Takt<br />
verfahren.<br />
28 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
12 Autobahnhochbrücke D1, Sverepec–Vrtižer, Slowakei:<br />
Schalwagen aus dem Baukastensystem<br />
© Peri GmbH<br />
3.7 Schalung für die Gesimskappen<br />
Gesimskappenwagen sind Systeme, bei<br />
denen die Tragkonstruktion, die Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Schutzbühnen <strong>und</strong> das Schalungssystem<br />
in eine verfahrbare Einheit<br />
zusammengefasst sind. Am Markt sind<br />
sowohl obenlaufende wie auch untenlaufende<br />
Systeme verfügbar. Schalungen für<br />
Gesimse waren aufwendige Lösungen,<br />
die vor Ort mit wenigen mietbaren Teilen<br />
hergestellt wurden. Heute werden leichte,<br />
schnell <strong>und</strong> einfach montierbare, an-<br />
passungsfähige <strong>und</strong> verstellbare fah-<br />
13 Brücke Rheintalautobahn bei Dornbirn in Österreich: Gesimskappenkonsole<br />
© Peri GmbH<br />
rende Systeme oder Konsolen komplett<br />
in Miete angeboten, die auch aus einem<br />
Systembaukasten stammen. Für eine<br />
zeitgemäße Konsole müssen zugelassene<br />
Verankerungen, der komplett geschlossene<br />
Boden- <strong>und</strong> Seitenschutz <strong>und</strong> eine<br />
Anlieferung in vormontierten Einheiten<br />
selbstverständlich sein.<br />
Autor:<br />
Prof. Dr.-Ing. Roland L. Schmitt<br />
Ingenieur für Baubetriebs- <strong>und</strong> Schalungstechnik,<br />
Gilching bei München<br />
14 Prinzip eines obenlaufenden Gesimskappenwagens<br />
© Ulma Betonschalungen <strong>und</strong> Gerüste GmbH
Neuentwicklung von Paschal<br />
Flexibles Klettersystem für mehr Effizienz<br />
Die Paschal-Gruppe, weltweit spezialisiert<br />
auf Betonschalungen, Unterstützungssysteme<br />
<strong>und</strong> Schalplanungssoftware,<br />
erweitert ihr Produktprogramm um<br />
innovative Kletterkonsolen. Die Kletterkonsolen<br />
lassen sich flexibel an die Bau-<br />
werksgeometrie anpassen <strong>und</strong> erlauben<br />
größere Schalungseinheiten. Die Konso-<br />
len sind über den internationalen Vertrieb<br />
sowie die zahlreichen Handelspartner der<br />
Paschal-Gruppe erhältlich.<br />
Die von Paschal entwickelten Kletterkonsolen<br />
lassen sich mit bis zu +/- 15° an die<br />
Bauwerksgeometrie anpassen <strong>und</strong> sind<br />
damit für eine Vielzahl von Einsatzbereichen<br />
im Wohnungs- <strong>und</strong> Industriebau<br />
geeignet, beispielsweise auch für beson-<br />
dere Anforderungen im Brückenbau. Die<br />
Konsolen zeichnen sich durch eine hohe<br />
Tragfähigkeit aus, so dass große Schalungseinheiten<br />
umgesetzt <strong>und</strong> somit<br />
wertvolle Zeit <strong>und</strong> Kosten eingespart<br />
werden können. Großzügige Arbeitsräume<br />
vor <strong>und</strong> hinter der Schalung gewährleisten<br />
ein hohes Maß an Arbeitssicherheit<br />
nach neuesten Sicherheitsstandards.<br />
Die kombinierbaren Einzelteile wie<br />
Horizontalriegel, Vertikalträger, Diagonalen,<br />
Fahrwagen <strong>und</strong> Nachlaufgerüst<br />
können je nach Verwendungszweck<br />
zusammengesetzt werden.<br />
Anpassbare Kletterkonsole<br />
© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />
Ein weiterer Vorteil des modularen Auf-<br />
baus ist die Zerlegbarkeit in handliche<br />
Einzelteile, so dass die Klettereinheiten<br />
sich durch ein geringes Transport- <strong>und</strong><br />
Lagervolumen auszeichnen. Die haltbare<br />
Feuerverzinkung garantiert eine lange<br />
Lebensdauer <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit.<br />
www.paschal.de<br />
S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />
Breitere Arbeitsflächen<br />
© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />
Modularer Aufbau<br />
© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
29
SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />
Flexibles Hydrauliksystem von Enerpac<br />
Brückenbau mit schrittweisem Vorschub<br />
Die neue Ringumgehung um Teruel in<br />
Spanien wird von Ingenieuren gebaut,<br />
die zusammen mit dem Experten Enerpac<br />
ein flexibles hydraulisches Vorschubsystem<br />
entwickelt haben, welches speziell<br />
auf den Vorschub aller vier Brücken in<br />
der neuen 16,60 km langen Umgehung<br />
der Autobahn zwischen Valencia <strong>und</strong><br />
Zaragoza angepasst werden kann.<br />
Die neue Umgehungsstraße wird Be-<br />
standteil der derzeit noch in der Bau-<br />
phase befindlichen Autobahn von<br />
Valencia nach Zaragoza sein.<br />
Als Einzelkonstruktionen scheint es nicht<br />
möglich, dass die vier neuen Brücken, die<br />
Bestandteil der Umgehungsstraße von<br />
Teruel im Nordosten von Spanien sind,<br />
per schrittweisem Vorschub gebaut wer-<br />
den. Die Brücken sind unterschiedlich<br />
in Bezug auf ihre Neigung, ihre Quer-<br />
gefälle <strong>und</strong> ihre Krümmung im Gr<strong>und</strong>riss.<br />
Die Viadukte sollen per schrittweisem<br />
Aufwärts- bzw. Abwärtsvorschub gebaut<br />
werden. Hierfür ist Enerpac Spezialist. Ziel<br />
war es, ein einfaches <strong>und</strong> flexibles System<br />
zu entwickeln, das an alle vier Konstruktionen<br />
angepasst werden kann.<br />
Die vier vorgeschobenen Brücken – jede<br />
als Doppelkonstruktion, also acht Deck-<br />
brücken insgesamt – wurden so ähnlich<br />
wie möglich konstruiert, damit die Be-<br />
wegung der Vorschubausrüstung von<br />
einer Brücke zur nächsten so reibungslos<br />
wie möglich erfolgen konnte. Bei allen<br />
haben die einzelnen Segmente denselben<br />
Querschnitt, <strong>und</strong> der Abstand zwi-<br />
schen den Pfeilern von 52 m ist bei jeder<br />
Konstruktion konstant.<br />
Es wurde ein System entwickelt, das<br />
für alle vier Konstruktionen verwendet<br />
werden kann. Die gesamte »Fertigungsanlage«,<br />
Gießplatz <strong>und</strong> Vorschubausrüstung<br />
gleichermaßen, wird nach der<br />
Automatisiertes Verfahren<br />
© Enerpac BV<br />
30 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Fertigstellung der jeweiligen Konstruktion<br />
von dem entsprechenden Standort<br />
zum nächsten bewegt. Es wurden zwei<br />
Ausrüstungssätze hergestellt, so dass<br />
beide Deckbrücken der jeweiligen Brücke<br />
gleichzeitig gefertigt <strong>und</strong> vorgeschoben<br />
werden können. Bei der Konstruktion der<br />
letzten beiden Brücken, die fast aneinandergrenzen,<br />
wird aufgr<strong>und</strong> der Platz-<br />
einschränkungen an den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />
zurzeit nur eine Deckbrücke<br />
gebaut.<br />
Aus Platzgründen können nicht einfach<br />
alle Brücken gegen die Neigung, das<br />
heißt aufwärts, vorgeschoben werden.<br />
Darüber hinaus erschweren die schlechten<br />
Bodenverhältnisse an den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />
die Arbeit. Das entwickelte<br />
System umfasst sowohl Bremsheber als<br />
auch Druckheber. Jedes der Segmente ist<br />
26 m lang.<br />
Die Deckbrücke wird auf einfache Weise<br />
mit dem Vorschubsystem verb<strong>und</strong>en.<br />
Jedes Segment wird mit temporären<br />
Öffnungen im unteren <strong>und</strong> oberen Teil<br />
des Kastenträgers gegossen, durch die für<br />
den Vorschub die beiden sonderangefertigten<br />
Stahlständer geführt werden. Der<br />
untere Teil des Stahlständers, der sich bis<br />
unter das Segment erstreckt, ist mit den<br />
Vorschubhebern über eine Anzahl 6 mm<br />
langer HS-Stahlstangen mit einem Durch-<br />
messer von 60 mm in Reihe verb<strong>und</strong>en.<br />
Bei einem Standard-Aufwärtsvorschub<br />
werden die Heber – die hierfür erforderliche<br />
Kraft wird von bis zu vier Hochdruckhebern<br />
mit einer Kapazität von 50 t<br />
<strong>und</strong> einem Hub von 600 mm geliefert –<br />
auf die Druckf<strong>und</strong>amente hinter einem<br />
speziell entwickelten »Stützblock«<br />
platziert.<br />
Zwei provisorische Stützen werden zwi-<br />
schen dem Druckf<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> der<br />
Gusszelle eingesetzt, über diese Gleitplatten<br />
platziert <strong>und</strong> auf den Pfeilern<br />
Umgehungsring um Teruel<br />
© Enerpac BV<br />
Stahlkappen über die Kapsellager ge-<br />
zogen, die dann in der korrekten Aus-<br />
richtung für den Vorschub fixiert werden.<br />
Wenn die Brücke fertig ist, wird die Deck-<br />
brücke angehoben, die Platten werden<br />
entfernt <strong>und</strong> die Lager für den normalen<br />
Betrieb gelöst.<br />
Auf Basis der zuvor berechneten Werte<br />
können die Ingenieure feststellen, wie<br />
viel Last sie für einen erfolgreichen Vor-<br />
schub in den Hebern benötigen. Die vier<br />
Heber eines jeden Vorschubsystems<br />
können bis zu 600 t bereitstellen.<br />
Vermutlich werden in diesem Fall aber<br />
nur maximal. 440 t erforderlich sein. Für<br />
jeden Vorschub werden ein oberer <strong>und</strong><br />
ein unterer Grenzwert festgelegt <strong>und</strong> in<br />
die speicherprogrammierbare Steue-<br />
rung (SPS) für das Hydrauliksystem<br />
einprogrammiert. Der obere Grenzwert<br />
ist ebenso wichtig wie der untere Grenz-<br />
wert, selbst bei einem Aufwärtsvorschub.<br />
Sollte nämlich zu viel Last benötigt<br />
werden, kann dies ein Hinweis auf eine<br />
Störung oder einen außerplanmäßigen<br />
Verlauf sein. Wird der obere Grenzwert<br />
(Maximum) überschritten, stoppt das<br />
System automatisch. Die Ingenieure<br />
werden zu einer Kontrolle aufgefordert,<br />
damit alles wieder planmäßig läuft.<br />
Auf jedem Pfeiler befindet sich ein Paar<br />
Seitenführungen, die dazu dienen, die<br />
korrekte Ausrichtung beim Vorschub<br />
sicherzustellen.<br />
Die Reibungswirkung der Stützen <strong>und</strong><br />
der ungleichmäßige Hub der Heber<br />
können dazu führen, dass sich die<br />
Deckbrücke um bis zu 60 mm aus der<br />
geplanten Richtung verschiebt. Pro<br />
Woche kann ein Vorschub eines Segments<br />
auf jeder Deckbrücke erreicht<br />
werden. Dies entspricht insgesamt 52 m<br />
Deckbrücke. Es wird eine Vorschubgeschwindigkeit<br />
von ungefähr 10 m/h<br />
erreicht.
Ein Gießplatz wird hinter den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />
der einzelnen Konstruktionen<br />
angelegt. Jeder Gießplatz verfügt über<br />
einen Verschalungssatz für das Gießen<br />
der 26 m langen Segmente.<br />
Ein Turmkran ist jeweils für einen Ver-<br />
schalungssatz zuständig; der Einsatz<br />
eines Turmkrans zwischen zwei Verschalungssätzen<br />
hätte keine ausreichende<br />
Flexibilität gewährleistet. Selbst die Ver-<br />
schalung – des Herstellers Peri – wurde<br />
so entwickelt, dass sie für alle Brücken<br />
wiederverwendet werden kann, unab-<br />
hängig von der jeweiligen Krümmung im<br />
Gr<strong>und</strong>riss. Die Verschalung wird in drei<br />
Modulen geliefert, um somit die volle<br />
Länge des jeweiligen Segments abzudecken.<br />
Unterschiedliche Verbindungs-<br />
elemente sorgen dafür, dass eine Krüm-<br />
mung erreicht wird. Das Auftreffen ist<br />
automatisiert: Die äußere Verschalung<br />
klappt nach außen auf die hydraulischen<br />
Heber, die sie stützen; die innere Ver-<br />
schalung lässt sich auf einem kleinen<br />
Wagen, der auf einer temporären Schiene<br />
in der Mitte des Segments läuft, aus dem<br />
Segment befördern.<br />
Die Konstruktion der ersten Brücken dient<br />
als »Warmlaufphase« für die Deckbrücke,<br />
die abwärts vorgeschoben werden muss.<br />
Auf diese Weise kann sich das Personal<br />
vorabr mit den anderen Abschnitten des<br />
Konstruktionsverfahrens vertraut machen,<br />
bevor es sich mit dem geänderten Vor-<br />
schubverfahren befassen muss.<br />
Um eine positive Bremskraft zu erzielen,<br />
mussten die Heber neu angeordnet wer-<br />
den. Zwei bleiben, wie für den Standardvorschub,<br />
auf dem Druckf<strong>und</strong>ament, <strong>und</strong><br />
die anderen beiden werden hinten am<br />
jeweils vorzuschiebenden Segment an-<br />
gebracht. Diese beiden fungieren als<br />
Bremsheber. Die Stahlstangen werden<br />
ganz von den Vorwärtshebern bis zu den<br />
Bremshebern <strong>und</strong> wieder zurück zu den<br />
Lasthebern hinter den Bremshebern<br />
geführt. Die Lasttransferheber dienen<br />
dazu, das Segment an Ort <strong>und</strong> Stelle<br />
zu halten, wenn die anderen Heber voll-<br />
ständig ausgefahren sind <strong>und</strong> gelöst<br />
werden müssen, so dass sie zurückgezogen<br />
werden können.<br />
Neben dem Vorschubsystem ist zudem<br />
die Hydraulikausrüstung von Enerpac<br />
vorn am Vorschubsteg angebaut. Zwei<br />
Heber mit einer Kapazität von 40 t <strong>und</strong><br />
einem Hub von 400 mm korrigieren die<br />
Abweichung von ungefähr 300 mm,<br />
wenn der Steg der Deckbrücke die Pfei-<br />
ler erreicht. Die Abweichung entsteht<br />
durch die relativ lange Spanne von 52 m<br />
zwischen den Pfeilern.<br />
S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />
Vier verschiedene Konstruktionen<br />
© Enerpac BV<br />
Das Projekt des Umgehungsrings um<br />
Teruel ist ein beeindruckendes Beispiel<br />
für eine leistungsstarke Kombination<br />
eines Bauexperten <strong>und</strong> eines Hochdruckhydraulikspezialisten.<br />
Jede der vier Brücken mit ihren Doppel-<br />
Deckbrücken hat unterschiedliche Eigen-<br />
schaften in Bezug auf Neigung, Quergefälle<br />
<strong>und</strong> Biegung. Die Integration<br />
des Hydrauliksystems ist jedoch flexibel<br />
genug, um sich diesen Unterschieden<br />
anzupassen <strong>und</strong> diese zu bewältigen.<br />
www.enerpac.com<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
31
SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />
Ausgereifte Lösungen von Doka<br />
Neubau der Saale-Elster-Talbrücke<br />
Südlich von Halle entsteht im Zuge der<br />
Eisenbahn-Aus- <strong>und</strong> Neubaustrecke<br />
Nürnberg-Ebensfeld-Erfurt-Leipzig–<br />
Halle-Berlin die insgesamt 8,60 km lan-<br />
ge Saale-Elster-Talbrücke. Sie überquert<br />
in einer Höhe von r<strong>und</strong> 15,00 m die<br />
Auenlandschaft der Saale <strong>und</strong> Weißen<br />
Elster.<br />
Von der Bauausführung verlangt die<br />
Überquerung einer Wasserschutzzone<br />
<strong>und</strong> mehrerer Natur- <strong>und</strong> Vogelschutzgebiete<br />
einen absolut sorgsamen Umgang<br />
mit der Natur. Beidseitige Schallschutzwände<br />
werden den Geräuschpegel auf<br />
ein Minimum reduzieren, wenn künftig<br />
ICE-Züge mit 300 km/h die Trasse be-<br />
fahren. Nach seiner Fertigstellung im<br />
Jahr 2012 wird das Bauwerk die längste<br />
Eisenbahnbrücke Deutschlands sein.<br />
Bis die ersten Züge rollen, arbeitet die<br />
Arge aus den Firmen Hochtief, Adam<br />
Hörnig <strong>und</strong> Gerdum u. Breuer auf dem<br />
32 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Aus- <strong>und</strong> Neubaustrecke der Eisenbahn<br />
© Doka GmbH<br />
Querung von Natur- <strong>und</strong> …<br />
© Doka GmbH<br />
riesigen Y-förmigen Baufeld an zehn Stel-<br />
len gleichzeitig mit insgesamt r<strong>und</strong> 110<br />
versierten Betonbauern <strong>und</strong> 30 Eisenflechtern.<br />
Die einzelnen Brückenabschnitte<br />
werden sich zukünftig nahtlos in das<br />
Gesamtbauwerk einpassen.<br />
Auf der Brücke wird es eine Streckenverzweigung<br />
mit einem Überwerfungsbauwerk<br />
geben. Die komplexen Überführungen<br />
erfordern vier Widerlager mit Höhen<br />
bis zu 8,00 m.<br />
Insgesamt 220 Pfeiler tragen den 8.614 m<br />
langen <strong>und</strong> im Regelquerschnitt 13,90 m<br />
breiten einzelligen Hohlkasten-Überbau.<br />
Er wird mit einer Konstruktionshöhe von<br />
4,00 m hauptsächlich auf Vorschubgerüsten<br />
errichtet – mit möglichst wenig Ein-<br />
griff in Flora <strong>und</strong> Fauna. Die 32 Pfeiler in<br />
den besonders sensiblen Biotopbereichen<br />
werden, von zwei Vorschubgerüsten aus,<br />
umweltschonend in einem wasserdichten<br />
Sp<strong>und</strong>wandkasten vorauslaufend in<br />
Vor-Kopf-Bauweise flachgegründet.<br />
Vogelschutzgebieten<br />
© Doka GmbH<br />
Sp<strong>und</strong>wände mit bis zu 20,00 m Tiefe <strong>und</strong><br />
Stahlbetonsohlplatten bis 2,75 m Stärke<br />
bilden in Verbindung mit r<strong>und</strong> 1.000<br />
angeschossenen Kopfbolzen eine kraft-<br />
schlüssige Einheit. Sie sind rechnerisch<br />
einer Tiefgründung gleichzusetzen.<br />
Die gesamte Baumaßnahme umfasst<br />
mehr als 140.000 m³ Beton. Die Doka-<br />
Schalungstechniker stellen ihr Know-<br />
how mit ausgereiften Schalungslösungen<br />
unter Beweis, um den geforderten<br />
Sichtbeton in bester Qualität abzuliefern.<br />
Zur Herstellung der vier Widerlager dient<br />
eine Kombination aus zwei unterschiedlichen<br />
Doka-Trägerschalungen: Die<br />
werksseitig fix <strong>und</strong> fertig montierte<br />
Trägerschalung FF 20 erhielt im Fertigservice<br />
der Doka-Niederlassung Leipzig<br />
zum Teil eine zusätzliche Brettbelegung,<br />
um die nach ZTV-ING ausgeschriebene<br />
Sichtbetonanforderung zielsicher zu<br />
erfüllen.<br />
Zusätzlich sorgen Elemente aus dem<br />
Baukasten der Trägerschalung Top 50 für<br />
beste Anpassung an die eingeb<strong>und</strong>ene<br />
Auflagerbank <strong>und</strong> die mitzuschalenden<br />
Pfeilervorlagen. Auch diese Schalungen<br />
stellte der Doka-Fertigservice her <strong>und</strong><br />
lieferte sie einsatzbereit auf die Baustelle.<br />
Beide Systeme passen optimal zusammen<br />
<strong>und</strong> ergänzen sich nahtlos für einen<br />
raschen Baufortschritt.<br />
Um die 220 Hohlpfeiler termingerecht<br />
zu erstellen, arbeitet die Arge mit drei<br />
kompletten Sätzen Trägerschalung Top 50<br />
als Anfängerschalung <strong>und</strong> weiteren fünf<br />
Kletterschalungssätzen. Die lotrechten<br />
Fest- <strong>und</strong> Trennpfeiler messen bei einer<br />
umlaufenden Wandstärke von 30 cm in<br />
Brückenquerrichtung jeweils 6,00 m <strong>und</strong><br />
in Brückenlängsrichtung 2,70 m bzw.<br />
3,50 m.
Errichtung mit Kletterschalung <strong>und</strong> …<br />
© Doka GmbH<br />
Um die ständig wechselnden Abmessungen<br />
einfach <strong>und</strong> ohne Umbaumaßnahmen<br />
herzustellen, enthält jeder Schalungssatz<br />
zwei Längsseiten <strong>und</strong> jeweils<br />
zwei kleine <strong>und</strong> zwei große Stirnseiten.<br />
Bis zu einer Höhe von 7,50 m entstehen<br />
die Pfeiler mit der auf dem F<strong>und</strong>ament<br />
aufgestellten Anfängerschalung.<br />
Für die Folgeeinsätze wird die Doka-<br />
Kletterschalung MF 240 mit bauaufsichtlich<br />
zugelassenen Konen am Anfängerblock<br />
befestigt. Die darauf stehenden<br />
Top-50-Elemente lassen sich mühelos um<br />
bis zu 75 cm vom Beton zurückspindeln.<br />
Erst wenn die Schalung für den nächsten<br />
Einsatz vorbereitet ist, hebt der Kran die<br />
gesamte Einheit samt Bühnen mit nur<br />
einem einzigen Hub pro Seite in den<br />
nächsten Abschnitt.<br />
Nach Einbau der Bewehrung kann die<br />
Schalung vorgespindelt, verankert <strong>und</strong><br />
erneut betoniert werden. So geht es in<br />
Kletterschritten von bis zu 5,20 m nach<br />
oben, bis zur maximalen Pfeilerhöhe von<br />
17,00 m. Aus optischen Gründen einge-<br />
legte Trapezleisten kennzeichnen die<br />
einzelnen Betonierabschnitte. Für einen<br />
kompletten Pfeiler benötigen drei Mann<br />
lediglich vier Wochen.<br />
Mit einer Fläche von 117.000 m² ent-<br />
spricht der Überbau der Größe von r<strong>und</strong><br />
34 Fußballfeldern. Hier sind zeitgleich<br />
mehrere Traggerüste <strong>und</strong> Vorschubgerüste<br />
im Einsatz. Zwei der Vorschubgerüste<br />
sind bei diesem Projekt mit jeweils<br />
1.400 m² Doka-Trägerschalung Top 50<br />
bestückt.<br />
Um dem Sichtbeton die geforderte<br />
Brettstruktur in Längsrichtung zu geben<br />
<strong>und</strong> die statischen Vorgaben zu erfüllen,<br />
entschieden sich die Doka-Projektingenieure<br />
in enger Abstimmung mit den<br />
Spezialisten des Vorschubgerüstes für<br />
3,00 m lange Gespärre. Sie tragen die<br />
Lasten aus dem schrägen Steg <strong>und</strong><br />
Kragarm sicher ab. Zur Anpassung an<br />
die Radien sind sie rückspindelbar mit<br />
dem Vorschubgerüst verb<strong>und</strong>en.<br />
Vorschubgerüsten <strong>und</strong> …<br />
© Doka GmbH<br />
Die 3,31 m hohe Stegschalung ist auf<br />
einen Frischbetondruck von 40 kN/m²<br />
ausgelegt. Sie benötigt lediglich vier<br />
Anker 20,0 pro Einheit. Dies ermöglicht<br />
einen raschen Baufortschritt.<br />
Die Betonage der Hohlkasten-Überbauten<br />
erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wer-<br />
den Bodenplatte, Stegwände inklusive<br />
Lisenen sowie die Stütz- <strong>und</strong> Endquerträger<br />
betoniert <strong>und</strong> die Elemente der<br />
Steginnenschalung ausgehoben.<br />
Greifzüge ziehen anschließend die auf<br />
Konsolen <strong>und</strong> Verfahrriegeln gelagerten<br />
Elemente der Deckenschalung aus dem<br />
vorhergehenden Takt in den neuen<br />
Abschnitt.<br />
Auf millimetergenaues Einrichten <strong>und</strong><br />
anschließendes Bewehren folgt die<br />
Betonage der ca. 30 cm starken Decke<br />
des Hohlkastens <strong>und</strong> des Kragarmes.<br />
Innerhalb von vier Wochen entstehen<br />
S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />
Trägerschalung<br />
© Doka GmbH<br />
Rückspindelbare Steg- <strong>und</strong> Steginnenschalung<br />
© Doka GmbH<br />
88,00 m Brückenüberbau in je einem<br />
51,00 m <strong>und</strong> 37,00 m langen Takt.<br />
R<strong>und</strong> drei Viertel der gesamten Brücke<br />
werden mit Vorschubgerüsten erstellt.<br />
In den Kreuzungsbereichen mit Straßen,<br />
einer Bahntrasse, einer Straßenbahnlinie<br />
<strong>und</strong> der Saale kommen Traggerüste zur<br />
Anwendung – allein schon wegen der<br />
größeren Stützweiten <strong>und</strong> der veränderten<br />
Höhe des angevouteten Überbaues.<br />
Bei einem solch großen Brückenprojekt<br />
sind die Koordination <strong>und</strong> die enge Ab-<br />
stimmung zwischen allen Baubeteilig-<br />
ten sehr wichtig. Das Team der Doka-<br />
Schalungstechniker hat seine Kompetenz<br />
im Großbrückenbau bei diesem Brückenbau<br />
eindrucksvoll bewiesen.<br />
www.doka.com<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
33
AKTUELL<br />
Elftes Symposium in Leipzig<br />
Brückenbau ist Baukultur<br />
von Doris Stickler<br />
Zum elften Mal organisierte die<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHH<br />
mit MixedMedia Konzepts ihr<br />
Brückenbau-Symposium in Leipzig<br />
<strong>und</strong> blickt damit auf eine Veranstaltungsreihe,<br />
die sich wachsender<br />
Beliebtheit erfreut: Mit mehr als<br />
180 Teilnehmern wurde am 8. <strong>und</strong><br />
9. Februar eine rekordverdächtige<br />
Besucherzahl registriert. Kein Wun-<br />
der, versammelte sich hier doch<br />
wiederum die geballte Fachkompetenz,<br />
die weder Fragen noch<br />
Wünsche offen ließ. Wie gewohnt,<br />
stimmte schon am Vorabend ein<br />
unkonventioneller Empfang das<br />
zweitägige Ingenieurstreffen ein<br />
<strong>und</strong> lieferte Gästen wie Referen-<br />
ten die Gelegenheit zu ersten<br />
Gesprächen.<br />
Schrägseil- <strong>und</strong> Hängebrücken<br />
Am nächsten Morgen gab Dipl.-Ing.<br />
Michael Wiederspahn mit der offiziellen<br />
Begrüßung <strong>und</strong> einleitenden Worten den<br />
Startschuss für ein ebenso inhalts- wie<br />
abwechslungsreiches Programm. Den<br />
Auftakt machte dann Dipl.-Ing. Wolfgang<br />
Eilzer von Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner,<br />
der Einblicke in die Planung von Schräg-<br />
kabel- <strong>und</strong> Hängebrücken in Südamerika<br />
gewährte.<br />
Dipl.-Ing. Eilzer<br />
© Leonhardt, Andrä<br />
<strong>und</strong> Partner GmbH<br />
34 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Prof. Dr. Schlaich<br />
© Schlaich Bergermann<br />
<strong>und</strong> Partner<br />
Yamuna-Brücke in Indien<br />
© Schlaich Bergermann <strong>und</strong> Partner<br />
Danach versetzte Dr.-Ing. Dieter Reitz,<br />
Geschäftsführer MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />
GmbH, die Zuhörer ins deutsche<br />
Bad Oeynhausen, indem er das Augenmerk<br />
auf die Finessen der dortigen Schräg-<br />
seilbrücke lenkte. Prof. Dr. sc. techn. Mike<br />
Schlaich, Schlaich Bergermann <strong>und</strong> Part-<br />
ner, erläuterte anschließend Entwurf<br />
<strong>und</strong> Tragwerk der Yamuna-Brücke, einer<br />
sogenannten Signature Bridge, die der-<br />
zeit in Neu-Delhi errichtet wird.<br />
Die erste Kaffeepause bot, genau wie<br />
alle weiteren, mehr als bloße Leckerbissen<br />
für Leib <strong>und</strong> Magen, denn im Foyer<br />
warteten die Unternehmen Maurer<br />
Söhne, Alpin Technik, RW Solinger Hütte,<br />
Sofistik, Inkon, Schaffitzel + Miebach,<br />
mageba <strong>und</strong> Höllein Carolinenhütte mit<br />
einer Fachausstellung auf, die weitere<br />
Informationen zu vermitteln vermochte.<br />
An den Ständen fand daher auch ein<br />
reger Austausch statt, der mannigfaltige<br />
<strong>und</strong> zudem nutzbringende Kontakte<br />
ermöglichte.<br />
Zurück im Konferenzraum rückten erneut<br />
die Vortragenden ins Zentrum des Inter-<br />
esses: Dr.-Ing. Christian Gläser, Dywidag-<br />
Dr.-Ing. Gläser<br />
© Dywidag-Systems<br />
International GmbH<br />
Systems International, gewann den Bei-<br />
fall des Publikums für seine Präsentation<br />
der Sae Poong Bridge in Korea, während<br />
Dr. S. H. Robin Sham, Global Long Span<br />
and Speciality Bridges Director, Transportation<br />
Secom, als nächster Referent<br />
nicht minder zu begeistern wusste, zu-<br />
mal er mit der Sutong Bridge in China<br />
die Charakteristika der wohl größten<br />
Schrägkabelbrücke der Welt aufzeigte.<br />
Beim wohlverdienten Mittagessen er-<br />
warteten die Anwesenden nicht nur die<br />
Köstlichkeiten des Sternebuffets, sondern<br />
es konnten zugleich manche Aspekte des<br />
zuvor Erfahrenen aufgegriffen werden.<br />
Sae Pong Bridge in Südkorea<br />
© Dywidag-Systems International GmbH
Dipl.-Ing. Duczek<br />
© Max Bögl<br />
GmbH & Co. KG<br />
Pilot- <strong>und</strong> Zukunftsprojekte<br />
Vor einem ausgeruhten Auditorium<br />
eröffnete Dipl.-Ing. Norbert Duczek von<br />
der Max Bögl Bauunternehmung mit<br />
einer prof<strong>und</strong>en Charakterisierung des<br />
Brückenneubaus über die IJssel die<br />
zweite Etappe des ersten Symposiumstages.<br />
Ihm folgte der Architekt Chris Pou-<br />
lissen von Ney & Partners, der die Vor-<br />
stellung seines Wettbewerbsentwurfs zur<br />
Stadtbrücke Nijmwegen in einen stark<br />
Brücke über die IJssel in den Niederlanden<br />
© Max Bögl Nederland DV<br />
beachteten Exkurs über Formfindungsprozesse<br />
einzubetten verstand. Wissenswertes<br />
über die Talbrücke Schallermühle,<br />
ein Pilotprojekt zum Bauweisenvergleich<br />
von interner, verb<strong>und</strong>loser sowie konven-<br />
tioneller Längsvorspannung mit nach-<br />
träglichem Verb<strong>und</strong>, veranschaulichten<br />
danach Ltd. Baudirektor Dipl.-Ing. Günther<br />
Kleiner, Autobahndirektion Nordbayern,<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek, bulicek +<br />
ingenieure. Für die passende Ergänzung<br />
vor der nachmittäglichen Kaffeepause<br />
sorgte indessen Dr.-Ing. Markus Hamme<br />
Dipl.-Ing. Kleiner<br />
© Autobahndirektion<br />
Nordbayern<br />
Dr.-Ing. Hamme<br />
© Landesbetrieb<br />
Straßenbau NRW<br />
Dipl.-Ing. Rothe<br />
© DEGES GmbH<br />
vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen<br />
mit seiner Beschreibung<br />
der komplexen Randbedingungen bei<br />
Konzeption <strong>und</strong> Konstruktion der<br />
Schnettkerbrücke.<br />
Nach einem kleinen Imbiss <strong>und</strong> hinreichend<br />
Koffein richtete Dipl.-Ing. Vitus<br />
Danzl vom Straßenbauamt Traunstein<br />
die Aufmerksamkeit auf die Überquerung<br />
des Trauntals, die als Resultat eines Ge-<br />
staltungshandbuches bis Ende 2012 ver-<br />
A K T U E L L<br />
Schnettkerbrücke in Dortm<strong>und</strong><br />
© Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen<br />
wirklicht sein soll. Der Frage, welche<br />
Großprojekte in <strong>und</strong> für Hamburg vor-<br />
gesehen <strong>und</strong> zum Teil schon konkretisiert<br />
worden sind, widmete sich nun<br />
Dipl.-Ing. Bernd Rothe, DEGES, der sich<br />
dank seiner sehr detaillierten Schilderung<br />
von künftigen Planungs- <strong>und</strong> Bauvorhaben<br />
naturgemäß über besonders viel<br />
Zuspruch freuen durfte.<br />
Trauntalbrücke in Traunstein<br />
© Staatliches Bauamt Trauntal<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
35
AKTUELL<br />
Differential- <strong>und</strong> Integralbauweise<br />
Ein nicht minder konzentriertes Ohr<br />
schenkten die Teilnehmer aber auch<br />
Dr.-Ing. Günter Seidl von SSF Ingenieure,<br />
der den Zusammenhang von gestalterischen<br />
<strong>und</strong> konstruktiven Aspekten bei<br />
der Umsetzung von Verb<strong>und</strong>strukturen<br />
eingehend skizzierte. Nachdem Dr.-Ing.<br />
Christian Braun, Maurer Söhne, den<br />
Begriff der Differentialbauweise definiert<br />
<strong>und</strong> deren Vorzüge in puncto Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> Dauerhaftigkeit verdeutlicht<br />
hatte, begründete Dipl.-Ing. Winfried<br />
Glitsch, DEGES, anhand diverser Beispiele<br />
die »Renaissance der integralen Bauweise<br />
im Brückenbau« – <strong>und</strong> leitete derart zu<br />
der abschließenden Podiumsdiskussion<br />
über: Unter dem Titel »Integral, differential<br />
oder …« loteten die beiden Experten<br />
gemeinsam mit Ltd. Baudirektor Dipl.-Ing.<br />
Günther Kleiner, Dr.-Ing. Günther Seidl<br />
<strong>und</strong> Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn in<br />
einer durchaus kontroversen Debatte die<br />
jeweiligen Vor- <strong>und</strong> Nachteile aus.<br />
36 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Match-Cast-F<strong>und</strong>ertalbrücke in Dänemark<br />
© Züblin Scandinacia A/S<br />
Dr.-Ing. Braun<br />
© Maurer Söhne<br />
GmbH & Co. KG<br />
Dipl.-Ing. Glitsch<br />
© DEGES GmbH<br />
R<strong>und</strong>um zufrieden mit einem Tag, der<br />
nach einhelliger Meinung restlos über-<br />
zeugen konnte, freuten sich jetzt alle auf<br />
das Abendessen im Restaurant Da Capo<br />
im Leipziger Oldtimer-Museum, das von<br />
drei Bussen angesteuert wurde. Wie sich<br />
bald zeigte, war es genau das richtige<br />
Ambiente. Ausgestattet mit einem Be-<br />
grüßungsdrink, bestaunte man zuerst<br />
die zahlreichen Exponate <strong>und</strong> genoss<br />
dann bei lebhaften Unterredungen das<br />
ausgezeichnete Buffet.<br />
Dipl.-Ing. Angelmaier<br />
© Leonhardt, Andrä<br />
<strong>und</strong> Partner GmbH<br />
Groß- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken<br />
Am nächsten Morgen regierte höchste<br />
Aufmerksamkeit: Mit seinen fachk<strong>und</strong>igen<br />
Erläuterungen zur Eisenbahnbrücke<br />
über die Unstrut, die in integraler Bau-<br />
weise entstanden ist, vertrieb Dipl.-Ing.<br />
Jörg Friedrich von SMP Ingenieure<br />
etwaige letzte Reste von Müdigkeit.<br />
Der Vortrag von Dipl.-Ing. Volkhard<br />
Angelmaier, Leonhardt, Andrä <strong>und</strong><br />
Partner, über die Ertüchtigung von<br />
Großbrücken der deutschen B<strong>und</strong>esautobahnen<br />
zog das Publikum aber<br />
ebenso in Bann wie »Klothoide im Takt-<br />
schiebeverfahren« <strong>und</strong> damit die beim<br />
Bau der größten dänischen Landbrücke<br />
erstmals angewandte, patentierte<br />
Match-Cast-Methode, über deren Eigen-<br />
schaften Dipl.-Ing. Holger Hauser von<br />
K + S Ingenieur-Consult aufklärte.
Dipl.-Ing. Bock<br />
© Kinkel + Partner<br />
GmbH<br />
Nach einer kurzen Auflockerung am<br />
Kaffeebuffet referierte Dipl.-Ing. Knut<br />
Bock, Geschäftsführer von Kinkel +<br />
Partner, über die Talbrücke Weißenbrunn<br />
am Forst, die als semiintegrale Rahmenstruktur<br />
für den Eisenbahnverkehr über-<br />
dies mit der Besonderheit von Betongelenken<br />
in den Stützenfußpunkten<br />
aufwartet. Dr.-Ing. Frank Minas von DSD<br />
Brückenbau rückte mit der Savequerung<br />
in Belgrad hingegen wieder eine Straßen-<br />
<strong>und</strong> zudem eine Schrägseilbrücke in den<br />
Mittelpunkt des Interesses – <strong>und</strong> über-<br />
gab dann das Wort an Dipl.-Ing. Karl Goj,<br />
Ministerialrat in der Obersten Baubehörde<br />
im Bayerischen Staatsministerium<br />
des Innern, der mit der Talbrücke Enzen-<br />
stetten ein Tragwerk vorstellte, das<br />
während seiner Realisierung von Stahl-<br />
verb<strong>und</strong> in Spannbeton umgeplant werden<br />
musste. Dipl.-Ing. Dietrich Hommel,<br />
Chief Engineer Major Bridges bei Cowi<br />
r<strong>und</strong>ete mit seiner kenntnisreichen Ana-<br />
lyse über den Ist-Zustand des Fehmarnbelt-Projektes<br />
den Reigen letztlich ab.<br />
Talbrücke Weißenbrunn am Forst bei Coburg<br />
© Kinkel + Partner GmbH<br />
Dr.-Ing. Minas<br />
© DSD Brückenbau<br />
GmbH<br />
Dipl.-Ing. Goj<br />
© Bayerisches Staatsministerium<br />
des Innern<br />
Dipl.-Ing. Hommel<br />
© Cowi A/S<br />
Verabschiedung <strong>und</strong> Ausblick<br />
Mit ausdrücklichem Dank für die kom-<br />
petenten <strong>und</strong> stets inspirierenden Aus-<br />
führungen der Referenten sowie die<br />
konzentrierte Aufmerksamkeit des<br />
Auditoriums setzte Moderator Dipl.-Ing.<br />
Michael Wiederspahn den Schlussak-<br />
kord unter den offiziellen Teil des elften<br />
Leipziger Brückenbau-Symposiums. Das<br />
tat er selbstverständlich nicht ohne den<br />
Hinweis auf die jetzt schon beginnenden<br />
Planungen für 2012, verb<strong>und</strong>en mit dem<br />
A K T U E L L<br />
Savebrücke in Serbien<br />
© Ogranak Sava Most<br />
Wunsch, alle Teilnehmer im nächsten<br />
Jahr wieder wohlbehalten begrüßen zu<br />
dürfen.<br />
Und wie stets wurden Besucher, Gäste<br />
<strong>und</strong> Vortragende zu einem finalen Mit-<br />
tagessen eingeladen, bei dem der hohe<br />
Stellenwert der Veranstaltung nochmals<br />
explizit bestätigt <strong>und</strong> die Gelegenheit zu<br />
weiteren informellen Gesprächen <strong>und</strong><br />
Diskussionen genutzt wurde.<br />
Ein Tagungsband lag mit Ausgabe 1∙2011<br />
der Zeitschrift BRÜCKENBAU natürlich<br />
ebenfalls vor – erhältlich im Fachbuchhandel<br />
oder direkt, auch im Abonnement,<br />
über den Verlag.<br />
Autorin:<br />
Doris Stickler<br />
Freie Journalistin,<br />
Frankfurt am Main<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
37
PRODUKTE UND PROJEKTE<br />
Dehnfugen vom Weltmarktführer Maurer Söhne<br />
Längste Straßenbrücke der Welt<br />
Über 42 km lang ist die längste Straßenbrücke<br />
der Welt, die Qingdao-Haiwan-<br />
Brücke in der chinesischen Provinz<br />
Shandong. Die Marathonbrücke verlangte<br />
Marathonleistungen von Maurer Söhne<br />
München. Nach den intensiven Vergabeverhandlungen<br />
war die Lieferung von<br />
191 Dehnfugen der größte Einzelauftrag<br />
in der Firmengeschichte des Weltmarktführers<br />
– produziert in einer Rekord-<br />
zeit von fünf Monaten am Stammsitz in<br />
München.<br />
Die Qingdao-Haiwan-Brücke verbindet<br />
über eine Meeresbucht hinweg die Stadt<br />
Qingdao mit Huangdao <strong>und</strong> dem Flug-<br />
hafen Qingdao-Liuting. Qingdao war<br />
ehemals deutsche Kolonie (Tsingtau)<br />
<strong>und</strong> Austragungsort der Segelwettbewerbe<br />
bei den Olympischen Spielen<br />
in Peking. Die längste Straßenbrücke<br />
der Welt wurde Ende Dezember fertiggestellt,<br />
offizielle Einweihung war am<br />
1. Mai 2011.<br />
Marathonleistungen werden in China<br />
von allen Lieferanten erwartet, wobei<br />
die Bedingungen je nach Provinz stark<br />
unterschiedlich sind: »Hier in Shandong<br />
forderte der Bauherr vor allem eine hohe<br />
Qualität für diese Differentialbrücke mit<br />
den vielen Dehnfugen. Das gab letztlich<br />
den Ausschlag, dass wir den Zuschlag<br />
bekamen«, berichtet Projektleiter<br />
Wolfgang Fobo von Maurer Söhne.<br />
Maurer Söhne ist Weltmarktführer bei<br />
Dehnfugen, doch dieser Auftrag war auch<br />
für den Branchenprimus eine Herausforderung.<br />
Für das Prestigeobjekt duldete<br />
der Bauherr keine Kompromisse: Eine<br />
Lebensdauer von mindestens 40 Jahren<br />
<strong>und</strong> hohe Korrosionsbeständigkeit waren<br />
die ausschlaggebenden Argumente bei<br />
der Auftragsvergabe.<br />
Qingdao-Haiwan-Brücke in Planung<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
38 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Bauwerk mit Fahrbahnübergängen<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Kreuzende Verkehrswege<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Die eigentliche Herausforderung begann<br />
für Maurer Söhne aber erst mit dem<br />
Zuschlag: Die Produktionszeit war mit<br />
acht Monaten schon reichlich knapp be-<br />
messen – <strong>und</strong> wurde gleich nochmal um<br />
drei Monate verkürzt. So findet der Ein-<br />
weihungstermin der Brücke einen Monat<br />
früher statt, während sich der Vergabezeitpunkt<br />
aufgr<strong>und</strong> der außerordentlich<br />
herausfordernden Wettbewerbssituation<br />
um zwei Monaten nach hinten geschoben<br />
hatte.<br />
Auf solche Unwägbarkeiten k<strong>und</strong>engerecht<br />
reagieren zu können, ist unabdingbar<br />
im China-Geschäft, <strong>und</strong> ohne ent-<br />
sprechende Kapazitäten in der Fertigung<br />
sind solche Großaufträge kaum zu meis-<br />
tern.<br />
»Dank einem Gewaltakt in unserer Pro-<br />
duktion am Stammsitz in München haben<br />
wir diesen Großauftrag in nur fünf Mona-<br />
ten gestemmt«, freut sich Projektleiter<br />
Fobo angesichts der offiziellen Einweihung<br />
der Brücke am 1. Mai.<br />
Die Qingdao-Haiwan-Brücke ist in Diffe-<br />
rentialbauweise erstellt <strong>und</strong> verfügt über<br />
insgesamt 3.359 m Dehnfugen. Das Gros<br />
sind drei- <strong>und</strong> vierprofilige Fahrbahnübergange<br />
für Dehnwege bis zur 320 mm.<br />
Im Bereich der zentralen Schrägseilbrücke<br />
wurden 10- <strong>und</strong> 14-profilige Fahrbahnübergänge<br />
eingebaut. Dort sind bis zu<br />
1.120 mm Dehnwege nötig, weil die<br />
Spannweiten größer sind, um die Durch-<br />
fahrt der Schiffe zu ermöglichen.<br />
www.maurer-soehne.de
Sicherheitsglas mit SentryGlas®-Zwischenlage von DuPont<br />
Transparentes Bauwerk zur Gebäudeverbindung<br />
Eine leicht <strong>und</strong> transparent wirkende<br />
Brücke aus Stahl <strong>und</strong> Glas verbindet die<br />
beiden Baukörper des Centre for the<br />
Unknown, der kürzlich fertiggestellten<br />
biomedizinischen Forschungseinrichtung<br />
der Champalimaud-Stiftung in Lissabon,<br />
Portugal. Die gläserne Hülle dieser 21 m<br />
langen Konstruktion besteht aus kreis-<br />
förmig gebogene Verb<strong>und</strong>glasscheiben,<br />
die mit der SentryGlas®-Zwischenlage<br />
von DuPont hergestellt sind. Im Vergleich<br />
zu herkömmlichem PVB ergibt diese<br />
Hochleistungsfolie ein Verb<strong>und</strong>sicherheitsglas<br />
mit einer geringeren Verformung<br />
unter Last <strong>und</strong> einer höheren<br />
Resttragfähigkeit nach Glasbruch.<br />
Dadurch reichte ein relativ dünnes, leich-<br />
tes Laminat aus, um die hohen Sicherheitsanforderungen<br />
zu erfüllen. Wichtig<br />
war auch die langzeitige Witterungsbeständigkeit.<br />
Vier spezifisch ausgeführte<br />
Klemmplatten fixieren die 1.950 mm ×<br />
1.320 mm großen Scheiben an ihren<br />
Eckpunkten. Als Tragwerk für die Hülle<br />
dienen stählerne, im Abstand von je 2 m<br />
positionierte Rippenbögen. Die bauliche<br />
Ausführung übernahm der Verglasungsspezialist<br />
Bellapart, Olot, Spanien.<br />
Die von Cricursa, Granollers, Spanien,<br />
hergestellten Verb<strong>und</strong>glasscheiben für<br />
die Hülle der Brücke bestehen aus je<br />
zwei 8 mm dicken Scheiben aus heiß-<br />
gelagertem Einscheibensicherheits-<br />
glas (ESG-H) <strong>und</strong> einer 2,28 mm dicken<br />
SentryGlas®-Zwischenlage. Die geltenden<br />
Sicherheitsstandards werden erfüllt. Bei<br />
P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />
Brücke aus Stahl <strong>und</strong> Glas<br />
© DuPont de Nemour (Deutschland) GmbH<br />
Leichte Konstruktion<br />
© DuPont de Nemour<br />
(Deutschland) GmbH<br />
den angenommenen Windlasten liegt<br />
die Durchbiegung bei Verwendung der<br />
beiden 8 mm dicken Glasscheiben <strong>und</strong><br />
der SentryGlas®-Zwischenlage unterhalb<br />
des geforderten Grenzwerts von einem<br />
H<strong>und</strong>ertstel der Scheibenlänge. Entscheidend<br />
war darüber hinaus die für Über-<br />
kopfverglasungen erforderliche hohe<br />
Resttragfähigkeit nach Glasbruch. Dank<br />
der hohen Steifigkeit <strong>und</strong> der geringen<br />
Kriechneigung der SentryGlas®-Zwischenlage<br />
verbleiben die Scheiben nach einem<br />
potenziellen Versagen des Glases länger<br />
in ihren Halterungen. Damit steht mehr<br />
Zeit für die Reparatur zur Verfügung, <strong>und</strong><br />
das Gefährdungspotenzial für Passanten<br />
ist geringer. Das Verb<strong>und</strong>sicherheitsglas<br />
mit SentryGlas® verfügt über eine hohe<br />
Kantenstabilität.<br />
Das am 5. Oktober 2010 eingeweihte<br />
Champalimaud Centre for the Unknown<br />
ist ein Entwurf von Charles Correa Asso-<br />
ciates, Mumbai, Indien. Seine beiden über<br />
die Brücke verb<strong>und</strong>enen Baukörper be-<br />
herbergen Labors für die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
in den Bereichen Neurowissenschaft<br />
<strong>und</strong> Onkologie, ein ambulantes<br />
Versorgungszentrum, einen Hörsaal,<br />
Konferenzräume, Lehreinrichtungen <strong>und</strong><br />
einen Ausstellungsbereich sowie die<br />
Büros der Champalimaud-Stiftung selbst.<br />
Es steht auf einem 60.000 m 2 großen,<br />
öffentlich zugänglichen Areal im Lissa-<br />
boner Stadtteil Belém, unmittelbar an<br />
der Mündung des Flusses Tejo in den<br />
Atlantik.<br />
www.dupont.com<br />
Kreisförmig gebogene Hülle<br />
© DuPont de Nemour (Deutschland) GmbH<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
39
PRODUKTE UND PROJEKTE<br />
Neuentwicklung von Maurer Söhne<br />
Doppelzylinder statt Rollen<br />
Sie wirken wie ein Rollenlager, sind aber<br />
kostengünstiger <strong>und</strong> bieten zusätzlich<br />
alle Vorteile eines Gleitlagers: Doppelzylinderlager<br />
mit dem Gleitwerkstoff MSM®.<br />
Erstmals in Deutschland baut Maurer<br />
Söhne, München sie jetzt im Austausch<br />
gegen Rollenlager an der Grenzwaldbrücke<br />
südlich von Fulda ein.<br />
Die Grenzwaldbrücke wurde 1966–1968<br />
errichtet. Das über 900 m lange Bauwerk<br />
gehört zur A 7 an der Grenze zwischen<br />
Bayern <strong>und</strong> Hessen. Die Brücke hat zehn<br />
Lagerachsen mit je zwei Lagern. Auf den<br />
beiden Mittelpfeilern sitzen vier feste<br />
Lager, die 16 Rollenlager waren aus<br />
Altersgründen auszuwechseln.<br />
Die Rollenlager halbieren die Bewegung<br />
von Überbau <strong>und</strong> Unterbau, was speziell<br />
bei der Grenzwaldbrücke mit ihren Spann-<br />
weiten bis 120 m <strong>und</strong> ihren bis zu 95 m<br />
hohen Pfeilern ein wichtiger Aspekt ist.<br />
Der zweite Vorteil ist, dass die langen<br />
Rollen <strong>und</strong> die rechteckigen Panzerplatten<br />
relativ hohe Lasten aufnehmen kön-<br />
nen. Der Nachteil von Rollenlagern ist<br />
bekannt: Sie sind teuer in der Fertigung.<br />
Zudem ist es schwierig, die Abmessungen<br />
zu reduzieren, da höherfeste Werkstoffe<br />
auch eine höhere Sprödbruchgefahr<br />
haben.<br />
Die Ausschreibung für den fälligen<br />
Lagertausch verlangte Kalottenlager mit<br />
besonderem Gleitwerkstoff, doch den<br />
Auftrag erhielt Maurer Söhne mit seinem<br />
Sondervorschlag »Doppelzylinderlager«.<br />
Altes Rollenlager (links) <strong>und</strong> eingebautes Doppelzylinderlager (rechts)<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
40 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Komponenten eines Doppelzylinderlagers<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Für diese Neuentwicklung war erst An-<br />
fang 2010 die bauaufsichtliche Zulassung<br />
(AbZ Z-16.4-436) erteilt worden. Der neue<br />
Lagertyp simuliert ein Rollenlager bei<br />
Dehnwegen, Geometrie <strong>und</strong> Verdrehung,<br />
ist aber deutlich kostengünstiger, redun-<br />
danter <strong>und</strong> langlebiger. Das Thema Ver-<br />
schiebung war zudem doppelt brisant,<br />
da infolge der neuen Normenlage<br />
besonders große Dehnwege an den<br />
beweglichen Lagern angenommen<br />
werden mussten.<br />
Die neuen Doppelzylinderlager haben<br />
wie Rollenlager zwei Bewegungsflächen<br />
(eine oben, eine unten) <strong>und</strong> teilen so<br />
die Dehnwege auf Über- <strong>und</strong> Unterbau<br />
auf. Eine dritte Gleitfläche liegt wannenförmig<br />
dazwischen <strong>und</strong> nimmt die<br />
Kippungen auf.<br />
Im Schnitt quer zur Fahrtrichtung sieht<br />
ein Zylinderlager ähnlich aus wie ein<br />
Kalottenlager. Doch in der Wanne liegt<br />
nicht eine r<strong>und</strong>e Kalotte, sondern ein der<br />
Länge nach geteilter Zylinder. Wie beim<br />
Rollenlager ergibt sich so ein rechteckiger<br />
Gr<strong>und</strong>riss, <strong>und</strong> das Lager kann entsprechend<br />
der Auflast ausreichend breit ge-<br />
baut werden. Ein Kalottenlager dagegen<br />
ist für den Lasteintrag immer auf einen<br />
quadratischen oder kreisr<strong>und</strong>en Gr<strong>und</strong>-<br />
riss limitiert.<br />
Der Zylinder in der Wanne lässt (wie<br />
ein Rollenlager) nur Rotationen um die<br />
Zylinderachse zu. Über spezielle, paten-<br />
tierte Anschlagvorrichtungen wurde das<br />
Zylinderlager letztlich so gebaut, dass<br />
es geometrisch <strong>und</strong> funktional einem<br />
Rollenlager gleichkommt. Dadurch<br />
können die Rollenlager ohne Eingriff<br />
am Bauwerk ersetzt werden.<br />
An allen drei Gleitflächen kommt MSM®<br />
zum Einsatz. Das Gleitmaterial ist dafür<br />
verantwortlich, dass für die neuen Zylin-<br />
derlager trotz hoher aufsummierter<br />
Wege eine Lebensdauer von mindes-<br />
tens 50 Jahren garantiert werden kann.<br />
Zusätzliche Vorteile der neuen Gleitlager<br />
sind die niedrigeren Reibwerte, die den<br />
Rollwiderständen von hochfesten Rollen-<br />
lagern nahe kommen, sowie eine gewis-<br />
se (minimale) Verdrehung um die<br />
Querachse.<br />
Die 16 Lager werden seit Oktober 2010<br />
nach <strong>und</strong> nach ausgetauscht. Die neuen<br />
Doppelzylinderlager sind niedriger als<br />
die alten Rollen mit Panzerplatten. Die<br />
niedrigere Bauhöhe wird durch einen<br />
Verguss nach oben <strong>und</strong> unten ausgeglichen.<br />
www.maurer-soehne.de
Federal-Mogul-Deva-Lager zum Schutz vor Korrosion<br />
Tore der Kaiserschleuse mit Granit als Gleitpartner<br />
Am 29. April ging die neue Kaiserschleuse<br />
in Bremerhaven offiziell in Betrieb. Sie ist<br />
mehr als 300 m lang, 55 m breit <strong>und</strong> 13 m<br />
tief <strong>und</strong> damit eine der größten Schleusenanlagen<br />
der Welt. Die Federal-Mogul<br />
Deva GmbH aus Stadtallendorf hat die<br />
Gleitlagerungen für die gewaltigen<br />
Hub-Schiebe-Tore der Schleuse geliefert.<br />
Erstmals wird hier als einer der Gleitpartner<br />
Granit benutzt.<br />
Im Stahlwasserbau kommt es bei gleich-<br />
zeitigem Einsatz von Bauteilen aus Edel-<br />
stahl <strong>und</strong> sogenanntem »schwarzem«<br />
Stahl oft zu unzulässig hohem Korrosionsangriff.<br />
IRS Rapsch & Schubert, ein<br />
führendes Unternehmen im Stahlwasserbau-Engineering,<br />
hatte deshalb für die<br />
Lagerungen der Hub-Schiebe-Tore beim<br />
Neubau der Kaiserschleuse nach Alterna-<br />
Wartungsfreie Kenterkufen<br />
© Federal-Mogul Deva GmbH<br />
Wo werben?<br />
Wo werben?<br />
tiven gesucht <strong>und</strong> sich dann für Granit<br />
entschieden. Granit ist ein nativer mine-<br />
ralischer Werkstoff, der erstmals bei<br />
einem solchen Projekt eingesetzt wurde.<br />
Die Entwickler von Federal-Mogul Deva<br />
wurden damit beauftragt, einen Werk-<br />
stoff zu finden, der sowohl unter Wasser<br />
als auch an Luft die geforderten Gleiteigenschaften<br />
sicherstellt: hohe Lebensdauer<br />
von 25 Jahren, konstante Reibwerte,<br />
Verzicht auf jede Nachschmierung<br />
über die gesamte Lebensdauer. Deva.tex,<br />
ein aus zwei Schichten aufgebauter<br />
Lagerwerkstoff, schien bei den sehr<br />
speziellen Anforderungen am besten<br />
geeignet. Die Tragschicht aus glasfaserverstärktem<br />
Epoxidharz ermöglicht bei<br />
deva.tex hohe Festigkeit, die Gleitschicht<br />
aus nichtabrasiven Fasern <strong>und</strong> Festschmierstoffen<br />
sorgt für hervorragende<br />
tribologische Eigenschaften auch unter<br />
Wasser <strong>und</strong> bei Kantenpressungen.<br />
Im spezifischen Fall der Kaiserschleuse<br />
waren anwendungsbedingt auch größere<br />
geometrische Abweichungen wie Biege-<br />
verformungen durch den einwirkenden<br />
Wasserstaudruck zu berücksichtigen. Als<br />
unmittelbare Folge davon können Kanten-<br />
pressungen entstehen, die im schlimmsten<br />
Fall zur Überlastung bzw. Zerstörung<br />
der Gleitleisten führen würden.<br />
Auf den hauseigenen Prüfständen bei<br />
Deva konnten jene Betriebsbedingungen<br />
simuliert werden, wie sie in der Kaiserschleuse<br />
für die Schleusentore zu<br />
erwarten sind.<br />
P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />
Kaiserschleuse in Bremerhaven<br />
© bremenports GmbH & Co. KG<br />
Die Schleuse ist unabdingbar für das<br />
Funktionieren der Hafeninfrastruktur.<br />
Denn jedes Schiff, das zum Löschen<br />
seiner Ladung in den Binnenhafen<br />
Bremerhavens will, muss wegen der Tide<br />
geschleust werden. Die Tore dichten die<br />
Schleusenkammer ab <strong>und</strong> ermöglichen<br />
den Wasseraustausch beim Schleusenvorgang.<br />
Dabei teilen sie sich horizontal<br />
in zwei Sektionen. Hydraulikzylinder<br />
heben den oberen Teil des Schleusentors<br />
um bis zu 70 cm an. Auch hier stellen<br />
deva.tex-Gleitelemente in Kombination<br />
mit Granitplatten die exakte Führung<br />
sicher.<br />
www.federalmogul.com<br />
[Umrisse]<br />
[Umrisse]<br />
Zeitschrift für Baukultur<br />
Zeitschrift für Baukultur<br />
Ganz einfach!<br />
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2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
41
PRODUKTE UND PROJEKTE<br />
Feuchtigkeitsrelevant mit Sikafloor-375<br />
Verschleißschicht für Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücken<br />
Mit dem Polyurethanbindemittel Sika-<br />
floor-375 bringt Sika Deutschland eine<br />
äußerst feuchtigkeitstolerante Verschleißschicht<br />
auf den Markt, die ideal für Ober-<br />
flächenschutzsysteme auf frei bewitterten<br />
<strong>und</strong> mechanisch belasteten Flächen<br />
ist. Neu dabei ist das äußerst geringe<br />
Aufschäumen bei definierter Wasserbeaufschlagung.<br />
Damit bietet das niedrigviskose<br />
zweikomponentige PU-Binde-<br />
mittel hohe Sicherheit bezüglich Ver-<br />
arbeitbarkeit, Aushärtungsverlauf <strong>und</strong><br />
Nutzungseigenschaften – selbst bei<br />
erhöhter Luftfeuchte bis 80 %.<br />
Flüssigkeitsdichte Oberfläche<br />
© Sika Deutschland GmbH<br />
Neue Polyurethanharze von StoCretec<br />
Rissinjektion im Stahlbeton<br />
Mit den beiden Polyurethanharzen<br />
StoJet PIH 100 <strong>und</strong> StoJet PU VH 100 stellt<br />
StoCretec zwei neue Produkte für die<br />
Riss-Sanierung bei Betonbauwerken<br />
vor.<br />
Ein bewährtes Verfahren zum Abdichten<br />
von Rissen <strong>und</strong> zum Wiederherstellen der<br />
Tragfähigkeit ist die Rissinjektion. Dabei<br />
werden über Injektionspacker spezielle<br />
auf die Rissursache, den Risstyp <strong>und</strong> den<br />
Feuchtezustand des Risses abgestimmte,<br />
Reaktionsharze in den vorhandenen<br />
Riss injiziert. Zum Schließen, Abdichten<br />
<strong>und</strong> dehnfähigen Verbinden von Rissen<br />
verwendet man Polyurethanharze.<br />
StoCretec hat jetzt das Portfolio an<br />
Rissfüllstoffen ergänzt. StoJet PIH 100<br />
verfügt über eine niedrige Viskosität bei<br />
42 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Sikafloor-375 wird auf die Oberflächenschutzschicht<br />
appliziert <strong>und</strong> abgesandet.<br />
Dadurch ist das System besonders ab-<br />
riebfest, rutschhemmend <strong>und</strong> rissüberbrückend.<br />
Zusammen mit der Kopfversiegelung<br />
ist das System flüssigkeitsdicht<br />
<strong>und</strong> beständig gegenüber in Wasser<br />
gelösten Tausalzen. Die Einsatzgebiete<br />
können beispielsweise Fußgänger- <strong>und</strong><br />
Radwegbrücken, Brückenkappen, Park-<br />
häuser, Tiefgaragen oder andere mecha-<br />
nisch belastete Bereiche sein.<br />
Der Schichtaufbau dieser Systeme basiert<br />
auf einer Gr<strong>und</strong>ierung mit Sikafloor-156<br />
bzw. Sikafloor-161. Die beiden zweikomponentigen<br />
Epoxidharzbindemittel sind<br />
mechanisch hochfest <strong>und</strong> einfach zu<br />
dosieren.<br />
Die abschließende Kopfversiegelung<br />
erfolgt mit Sikafloor-358 oder Sikafloor-<br />
359 N. Beide Produkte sind insbesondere<br />
für die Versiegelung von abgestreuten,<br />
rissüberbrückenden <strong>und</strong> befahrbaren<br />
Beschichtungen geeignet. Das Epoxidharzbindemittel<br />
Sikafloor-358 <strong>und</strong> die<br />
Polyurethanversiegelung Sikafloor-359 N<br />
sind chemisch beständig, zähelastisch<br />
<strong>und</strong> flüssigkeitsdicht. Für eine UV- <strong>und</strong><br />
farbtonstabile Oberfläche ist Sikafloor-<br />
359 N einzusetzen.<br />
www.sika.de<br />
hoher Elastizität <strong>und</strong> schließt daher auch<br />
sehr feine Risse. Um den Wasserfluss zu<br />
stoppen, kommt im ersten Schritt StoJet<br />
PU VH 100 zum Einsatz. Das Harz bildet<br />
bei Wasserkontakt sofort einen dichten<br />
<strong>und</strong> stabilen Schaum. Anschließend folgt<br />
die dauerhafte elastische Abdichtung mit<br />
StoJet PIH 100. Die Produktreihe ist nach<br />
DIN V 18028 geprüft, BASt-gelistet <strong>und</strong><br />
für die standsicherheitsrelevante Riss-<br />
injektion zugelassen.<br />
www.stocretec.de<br />
Prinzipieller Systemaufbau<br />
© Sika Deutschland GmbH<br />
Dichtungsschicht aus Kunststoff<br />
© Sika Deutschland GmbH<br />
Zielführende Alternative<br />
© StoCretec GmbH
Hochfeste Glasfaserbewehrung von Schöck<br />
Aufprallversuch zur Bestätigung<br />
Kürzlich wurde ein Anprallversuch in<br />
Nordamerika unternommen: Ein 36 t<br />
schwerer Sattelschlepper fährt mit 80 km/h<br />
gegen eine Anprallwand – <strong>und</strong> die Schä-<br />
den an der Wand sind nur marginal. Ein-<br />
gebaut <strong>und</strong> umfangreich getestet wurde<br />
dabei die Glasfaserbewehrung Schöck<br />
ComBAR. In Zusammenarbeit mit dem<br />
Verkehrsministerium der kanadischen<br />
Provinz Ontario (MTO) hat ein Team aus<br />
Ingenieuren die ComBAR-bewehrte<br />
Versuchswand entwickelt <strong>und</strong> bemessen.<br />
Der eindrucksvolle Crashtest ist<br />
auch als Video auf www.schoeck.de<br />
dokumentiert.<br />
In Nordamerika werden zunehmend<br />
Bewehrungen aus Glasfasern in Anprallwände<br />
eingebaut. Gr<strong>und</strong>: Korrosionsprobleme,<br />
die oft beim Einsatz von<br />
traditionellem Betonstahl auftreten,<br />
werden bei gleich guten Materialeigenschaften<br />
mit Glasfaserbewehrungen<br />
vermieden. Das Material »Glasfaser«<br />
wurde bereits vor einigen Jahren für<br />
die Sonderbewehrung Schöck ComBAR<br />
eingesetzt <strong>und</strong> seitdem kontinuierlich<br />
Lkw beim Test<br />
© Schöck Bauteile GmbH<br />
weiterentwickelt. Die Stäbe bestehen<br />
mittlerweile aus einer Vielzahl besonders<br />
korrosionsbeständiger Glasfasern, die<br />
von einer Harzmatrix umgeben <strong>und</strong><br />
linear ausgerichtet sind. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
speziellen Herstellung zeichnen sich alle<br />
Stabdurchmesser von Schöck durch eine<br />
hohe Zugfestigkeit aus.<br />
Bei dem spektakulären Crashtest in<br />
Nordamerika hielt eine mit ComBARbewehrte<br />
Anprallwand dem Aufprall<br />
eines 36 t schweren Sattelzuges stand.<br />
P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />
Unbeschädigte Wand<br />
© Schöck Bauteile GmbH<br />
In einem Winkel von 15° prallte der<br />
Schlepper mit 80 km/h an die Wand<br />
<strong>und</strong> stoppte nach r<strong>und</strong> 50 m. Nach dem<br />
Aufprall konnten weder Biegerisse noch<br />
anderweitige Zeichen eines Biegeversagens<br />
an der Wand festgestellt werden.<br />
Die Testwand hielt dem sogenannten<br />
Performance Level stand, der die Stand-<br />
haftigkeit für Straßenbegrenzungen auf<br />
Brücken beschreibt.<br />
www.schoeck.de<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
43
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Größter Stahlbrückenauftrag in der Firmengeschichte von Max Bögl<br />
Errichtung der S<strong>und</strong>svall-Brücke in Schweden<br />
Spektakulärer Großbrückenbau in Schwe-<br />
den: Im Zuge des Ausbaus der E 4 von<br />
Myre nach Skönsberg wird bis Oktober<br />
2014 der S<strong>und</strong>svall-Meeresarm nahe<br />
der gleichnamigen Hafenstadt am<br />
Bottnischen Meerbusen überquert.<br />
Beauftragt für den Bau der 2,10 km<br />
langen Stahlbrücke wurde das Joint<br />
Venture »S<strong>und</strong>svallbroen PBM« unter<br />
Beteiligung der Firmengruppe Max Bögl.<br />
Die Bauarbeiten für das ehrgeizige Groß-<br />
projekt r<strong>und</strong> 400 km nördlich von Stock-<br />
holm haben im März 2011 begonnen.<br />
Bauherr ist das schwedische Zentralamt<br />
für Verkehrswesen (Trafikverket). Ge-<br />
meinsam mit den starken Arge-Partnern<br />
E. Pihl & Søn A.S. aus Dänemark <strong>und</strong> Josef<br />
Möbius AG konnte sich die Firmengruppe<br />
auf internationaler Wettbewerbsebene<br />
durchsetzen.<br />
Querung des Meeresarms am Bottnischen Meerbusen<br />
© www.trafikverket.se<br />
Die stetig gewachsene Kompetenz in der<br />
Realisierung großer Stahlbrücken ist die<br />
Basis dieses Erfolges. Die 2,10 km lange<br />
Stahlbaubrücke ist der bislang größte<br />
Brückenauftrag in der Geschichte des<br />
Max-Bögl-Stahl- <strong>und</strong> Anlagen-Baus.<br />
Zu den Referenzprojekten zählen der Bau<br />
der 2. Strelas<strong>und</strong>querung in Strals<strong>und</strong><br />
sowie der IJsselbrücke bei Zwolle in den<br />
Niederlanden.<br />
Bauliche Herausforderung in Schweden<br />
wird es sein, eine 2,10 km lange Straßenbrücke<br />
in Stahlbauweise zu erstellen, die<br />
mit Spannweiten zwischen 88 <strong>und</strong> 170 m<br />
den S<strong>und</strong>svall-Meeresarm in bis zu 33 m<br />
Höhe überspannt. Das Brückenbauwerk<br />
aus der Feder des dänischen Architekturbüros<br />
KHR Arkitekter A/S besteht aus<br />
einer 1,40 km langen Stahlkonstruktion<br />
<strong>und</strong> beidseitig angeb<strong>und</strong>enen Dammbauwerken<br />
an Land mit jeweils 500 m<br />
Länge.<br />
44 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Die Brücke ist in Ihrer doppelgekrümmten Form sowohl in horizontaler<br />
als auch in vertikaler Richtung gebogen.<br />
© www.trafikverket.se<br />
Außergewöhnlich ist die S<strong>und</strong>svall-Brücke<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer doppelt gekrümmten<br />
Form, was bedeutet, dass sie sowohl in<br />
horizontaler als auch in vertikaler Rich-<br />
tung gebogen ist.<br />
Ein weiteres bautechnisches Highlight<br />
sind die aufwendigen F<strong>und</strong>amentarbeiten<br />
der Brückenpfeiler im Bereich des<br />
Meeresarms. Neben der Installation von<br />
bis zu 48 Meter langen Sp<strong>und</strong>wänden im<br />
Meeresgr<strong>und</strong> müssen auch umfangreiche<br />
Bodenaustauschmaßnahmen durchgeführt<br />
werden.<br />
Die Doppelkrümmung der S<strong>und</strong>svall-<br />
Brücke stellt an die Stahlbauer von Max<br />
Bögl eine enorme Herausforderung dar.<br />
Kein einziger Querschnitt gleicht dem<br />
anderen, so dass jedes einzelne Stahlbau-<br />
Filigrane Straßenbrücke in Stahlbauweise<br />
© www.trafikverket.se<br />
teil individuell <strong>und</strong> mit höchster Präzision<br />
am Hauptsitz Sengenthal gefertigt wer-<br />
den muss. Per Schiff werden die Einzel-<br />
segmente mit einer Gesamttonnage<br />
von r<strong>und</strong> 22.000 t Stahl auf dem Rhein-<br />
Main-Donau-Kanal nach Stettin trans-<br />
portiert.<br />
Dort werden die Bauteile zu größeren<br />
Brückensegmenten mit bis zu 170 m<br />
Länge <strong>und</strong> einem Gesamtgewicht von<br />
2.000 t vormontiert. Anschließend erfolgt<br />
der weitere Schiffstransport über die<br />
Ostsee bis zur Hafenstadt S<strong>und</strong>svall.<br />
www.max-boegl.de
Errichtung unter Beteiligung von Eiffel Deutschland<br />
Größter Stahlbrückenneubau Deutschlands<br />
Einem Konsortium, bestehend aus den<br />
Firmen Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />
GmbH, Porr Technobau <strong>und</strong> Umwelt<br />
GmbH <strong>und</strong> der Compagnie Francaise<br />
Eiffel Contruction Métallique, wurde der<br />
Auftrag zum Neubau der Hochmoselquerung<br />
im Ergebnis eines europaweiten<br />
Ausschreibungsverfahrens im November<br />
2010 erteilt. Die technische Federführung<br />
des Konsortiums liegt in den Händen der<br />
Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />
GmbH.<br />
Im zweiten Halbjahr 2011 wird mit dem<br />
Bau der 160 m hohen Moselbrücke<br />
zwischen Ürzig <strong>und</strong> Rachtig, Rheinland-<br />
Pfalz, begonnen. Der sogenannte Hoch-<br />
moselübergang ist Teil der B<strong>und</strong>esstraße<br />
B 50, die das Rhein-Main-Gebiet mit<br />
Belgien <strong>und</strong> Luxemburg verbindet. Die Deckbrücke in Ganzstahlbauweise<br />
mit einer Stahltonnage von ca. 25.000 t<br />
ist 1.700 m lang <strong>und</strong> hat Stützweiten von<br />
104–210 m über der Mosel.<br />
Die Dimensionen der Brücke <strong>und</strong> das<br />
entwurfsbedingte Ganzstahlkonzept<br />
führen zu einem der größten Stahlbrückenneubauten<br />
Deutschlands nach der<br />
Wiedervereinigung. Die Stahlkonstruktion<br />
wird in den Eiffel-Gesellschaften in<br />
Deutschland (Hannover) <strong>und</strong> in Frankreich<br />
(Lauterbourg) gefertigt. Der zu<br />
Umfangreiche Beispielsammlung<br />
Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken<br />
Bauingenieure mögen Fußwegbrücken<br />
geringer Breite <strong>und</strong> Traglasten weniger<br />
beachten als Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken<br />
von spektakulärer Spannweite <strong>und</strong><br />
Konstruktion. Die kommunalen Behörden<br />
hingegen erachten innerstädtische oder<br />
die umgebende Landschaft erschließende<br />
Brücken für Fußgänger <strong>und</strong> Radler für<br />
weitaus entscheidender, nicht selten für<br />
prägend, <strong>und</strong> veranlassen in der Regel<br />
Entwurfswettbewerbe. Da es keine ein-<br />
heitlichen Entwurfsrichtlinien gibt, bilden<br />
die Erfahrungen aus realisierten Brücken<br />
eine wichtige Informations- <strong>und</strong> Inspira-<br />
tionsquelle für Bauingenieure, Architekten,<br />
Stadt- <strong>und</strong> Landschaftsplaner.<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Künftige Hochmoselquerung<br />
© Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH<br />
Das vorliegende Buch von Dipl.-Ing. Klaus<br />
Idelberger, der auf dem Gebiet des Stahl-<br />
baus bereits zahlreiche technische Be-<br />
schreibungen international beachtenswerter<br />
Bauwerke verfasst hat, enthält<br />
85 Beispiele, die in den letzten drei Jahr-<br />
zehnten weltweit gebaut wurden: offene<br />
Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken, Viehtrieb- <strong>und</strong><br />
Medienbrücken sowie einige geschlossene<br />
Verbindungsstege.<br />
Die Beispielsammlung ist nach Tragwerks-<br />
typen <strong>und</strong> Spannweiten gegliedert. Zu<br />
jeder Brücke gibt es eine kurze Darstellung<br />
ihrer Randbedingungen <strong>und</strong> eine<br />
Bauwerksbeschreibung, illustriert anhand<br />
von Fotos, Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Aufrissen, einigen<br />
Konstruktionsdetails: eine wahre F<strong>und</strong>-<br />
grube für Planer.<br />
www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />
verarbeitende Stahl wird im Wesentlichen<br />
aus deutschen Stahl- <strong>und</strong> Walzwerken<br />
bezogen.<br />
Die Unterbauten der Brücke bestehen<br />
aus zwei Widerlagern <strong>und</strong> zehn Pfeilern.<br />
Die Höhe der Pfeiler beträgt bis zu 155 m.<br />
Die Gründung der Unterbauten erfolgt<br />
über Großbohrpfähle mit 180 cm Durch-<br />
messer <strong>und</strong> einer Tiefe bis zu 50 m.<br />
www.eiffel.de<br />
Lektüreempfehlung …<br />
© Verlag Ernst <strong>und</strong> Sohn<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
45
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Jubiläum von Inros Lackner<br />
75 Jahre Generalplanung<br />
Norddeutschlands größter Generalplaner<br />
feiert im Mai das 75. Firmenjubiläum: Mit<br />
mehr als 400 Mitarbeitern an 21 Standorten<br />
im In- <strong>und</strong> Ausland gehört die Inros<br />
Lackner AG zu den »Top Ten« in der Bun-<br />
desrepublik. Das Unternehmen realisiert<br />
weltweit anspruchsvolle Architektur-<br />
<strong>und</strong> Ingenieurleistungen, die jährlich ein<br />
Volumen von r<strong>und</strong> 30 Millionen Euro<br />
aufweisen.<br />
Aktuelle Projekte in Deutschland sind<br />
unter anderem der Offshorewindpark<br />
Baltic I, der Ersatzneubau der Kaiserschleuse<br />
in Bremerhaven, das neue Ein-<br />
gangsgebäude auf der Museumsinsel<br />
Berlin <strong>und</strong> der Wiederaufbau des Stadt-<br />
schlosses in Berlin.<br />
Zu den internationalen Aufträgen ge-<br />
hören zum Beispiel die Konzeption für<br />
erdbebensichere <strong>und</strong> energieeffiziente<br />
Gebäude in Hanoi, Vietnam, der Hafenausbau<br />
im togoischen Lomé, ein moder-<br />
nes Container-Terminal im Großraum<br />
Sankt Petersburg sowie die Strecken- <strong>und</strong><br />
Ausrüstungsplanung des Brennertunnels<br />
auf österreichischer Seite.<br />
»Das Geheimnis der erfolgreichen Unter-<br />
nehmensgeschichte liegt im ständigen<br />
Wandel, im kreativen Ringen um höchste<br />
Qualität an ingenieurtechnischen Leis-<br />
tungen«, sagt Vorstandsvorsitzender Uwe<br />
Lemcke. »Als Ingenieure versuchen wir,<br />
der Zeit immer ein Stück voraus zu sein.<br />
Unsere K<strong>und</strong>en profitieren bereits seit<br />
langem von der Nutzung regenerativer<br />
Energien wie Wind- <strong>und</strong> Wasserkraft,<br />
Solarenergie <strong>und</strong> Geothermie. Das um-<br />
welt- <strong>und</strong> ressourcenschonende Bauen<br />
ist keine Erfindung der letzten Jahre,<br />
dringt jetzt aber stärker in das Alltagsbewusstsein«,<br />
so der Bauingenieur.<br />
46 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Die Inros Lackner AG ist ein deutschdeutsches<br />
Unternehmen, das durch die<br />
Fusion der traditionsreichen Büros Prof.<br />
Dr. Lackner & Partner GmbH in Bremen<br />
<strong>und</strong> der Inros Planungsgesellschaft mbH<br />
in Rostock entstand: Vor 75 Jahren be-<br />
gann alles mit dem Wirken von Prof. Dr.<br />
Arnold Agatz, einem renommierten<br />
Hafenplaner <strong>und</strong> Inhaber eines Lehrstuhls<br />
für Gr<strong>und</strong>bau, Wasser- <strong>und</strong> Hafenbau an<br />
der Technischen Hochschule Berlin. Er<br />
gründete 1936 das Ingenieurbüro Agatz<br />
<strong>und</strong> Bock in Berlin <strong>und</strong> Köln, das 1937<br />
den internationalen Wettbewerb zum<br />
Ausbau des Hafens Bangkok gewann,<br />
aber auch zahlreiche Marinebauten in<br />
Deutschland, Norwegen <strong>und</strong> Frankreich<br />
verantwortete <strong>und</strong> in dem Prof. Dr. Erich<br />
Lackner seit 1947 Partner war. Die Inros-<br />
Firmengruppe hatte ihren Vorläufer in<br />
dem 1950 in Rostock entstandenen VEB<br />
Industrieentwurf, dessen Hauptaufgabe<br />
im Entwurf von Hafen- <strong>und</strong> Wasserbauten<br />
an der Ostseeküste lag.<br />
Mit der deutschen Einheit erfolgte dann<br />
die Privatisierung des Betriebes durch ein<br />
Management-Buy-Out.<br />
Heute konzentriert sich das Leistungsportfolio<br />
von Inros Lackner auf die Kern-<br />
bereiche Wasserbau <strong>und</strong> Hafenlogistik,<br />
Energie- <strong>und</strong> Umweltplanung, komplexe<br />
Gebäude- <strong>und</strong> Infrastrukturplanung. Das<br />
internationale Geschäft machte 2010<br />
r<strong>und</strong> 20 % aus, wobei Afrika mit etwa<br />
12 % den Hauptanteil erbrachte <strong>und</strong><br />
Vietnam mit Leistungen von über einer<br />
Million Euro international das stärkste<br />
»Einzelland« war.<br />
www.inros-lackner.de<br />
Bau der Kaiserschleuse<br />
© Inros Lackner AG<br />
Offshorewndpark Baltic I<br />
© Inros Lackner AG<br />
Museumsgebäude in Hanoi<br />
© Inros Lackner AG<br />
Vorstand: (oben) Uwe Lemcke, Thomas Prehn, Hans-Jörg Niemeck,<br />
(unten) Dr. Wolfram Tauer, Frank Bernhardt, Ingo Aschmann<br />
© Inros Lackner AG
BRÜCKENBAU<br />
<strong>Construction</strong> & Engineering<br />
ISSN 1867-643X<br />
... ist die jüngste Baufach<strong>zeitschrift</strong> der<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN.<br />
Das gesamte Spektrum des Brückenbaus<br />
thematisierend, erscheint sie<br />
seit 2009 viermal pro Jahr.<br />
Lassen Sie sich überraschen von<br />
dieser qualitätvollen Publikation,<br />
die einzigartig ist – <strong>und</strong> die bisher<br />
noch bestehende Lücke im deutsch-<br />
sprachigen Fach<strong>zeitschrift</strong>enangebot<br />
schließen wird.<br />
Weitere geplante Heftthemen sind<br />
zum Beispiel Autobahnbrücken <strong>und</strong><br />
Geh- <strong>und</strong> Radwegbrücken.<br />
Zögern Sie also nicht <strong>und</strong> bestellen<br />
Sie ein Probeabonnement zum<br />
Einführungspreis.<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
Biebricher Allee 11 b<br />
65187 Wiesbaden<br />
Tel.: 0611/98 12 920<br />
Fax: 0611/80 12 52<br />
kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
www.mixedmedia-konzepts.de<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Ja, ich nehme das Angebot an <strong>und</strong> bestelle ein Probeabonnement:<br />
drei Ausgaben der Zeitschrift BRÜCKENBAU zum Preis von<br />
e 42,00 inkl. Porto <strong>und</strong> MwSt.<br />
Firma/Büro<br />
Name/Vorname<br />
Straße/Hausnummer<br />
Postleitzahl/Stadt<br />
E-Mail/Telefon<br />
Datum Unterschrift<br />
Wenn Sie den BRÜCKENBAU nach Ablauf des Probeabonnements nicht weiterbeziehen<br />
möchten, genügt eine formlose schriftliche Mitteilung an den Verlag innerhalb von<br />
14 Tagen nach Erhalt der letzten Ausgabe. Andernfalls erhalten Sie diese Zeitschrift<br />
weiter zum günstigen Abonnementpreis bis auf Widerruf. Bezugsbedingungen <strong>und</strong><br />
Abonnementpreis sind verbindlich im Impressum jeder Ausgabe aufgeführt.<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
47
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Aufruf zur Teilnahme<br />
Deutscher Brückenbaupreis 2012<br />
Die B<strong>und</strong>esingenieurkammer <strong>und</strong> der<br />
Verband Beratender Ingenieure VBI loben<br />
den Deutschen Brückenbaupreis 2010<br />
aus. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Ver-<br />
kehr, Bau- <strong>und</strong> Stadtentwicklung <strong>und</strong><br />
ist ein Beitrag zur Baukultur.<br />
Wettbewerbsunterlagen …<br />
© B<strong>und</strong>esingenieurkammer<br />
Maurer Söhne als Weltmarktführer geadelt<br />
Lexikon der Weltmarktführer<br />
In Deutschland gibt es mehr Weltmarktführer<br />
als in jedem anderen Land der<br />
Welt: Maurer Söhne, München, ist einer<br />
von ihnen <strong>und</strong> wird jetzt dementsprechend<br />
gewürdigt – in dem »Lexikon der<br />
deutschen Weltmarktführer«, das ca. 780<br />
solcher Vorreiter auflistet, basierend auf<br />
der gleichnamigen Datenbank von Prof.<br />
Dr. Bernd Venohr, Berlin, einem der profi-<br />
liertesten Analysten <strong>und</strong> Kenner der<br />
deutschen Erfolgsunternehmen.<br />
48 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Brücken sind als Teil der technischen<br />
Infrastruktur Ausdruck der Innovationskraft<br />
unserer Gesellschaft <strong>und</strong> ihrer<br />
Ingenieure. Gestaltungsleistung, Um-<br />
gang mit Natur <strong>und</strong> gebauter Umgebung,<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> technische Funk-<br />
tionalität finden in guten Brücken eine<br />
überzeugende Balance <strong>und</strong> entfalten<br />
Symbolkraft für die Baukultur in Deutschland.<br />
Mit dem Deutschen Brückenbaupreis<br />
werden nun herausragende Ingenieurleistungen<br />
im Brückenbau der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland sowie deren Be-<br />
deutung für die Baukultur öffentlich<br />
gewürdigt. Der Preis, der alle zwei Jahre<br />
vergeben wird, ist ein ideeller. Er wird in<br />
den Kategorien »Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken«<br />
sowie »Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken«<br />
vergeben. Eine von den Auslobern<br />
bestellte Jury wählt aus den Einsendungen<br />
drei Brücken je Kategorie aus, die im<br />
Januar 2012 als Nominierungen des Deutschen<br />
Brückenbaupreises öffentlichkeitswirksam<br />
vorgestellt werden. Aus den<br />
nominierten Bauwerken wählt die Jury<br />
dann ein Preisträgerprojekt pro Kategorie<br />
aus: Die Beurteilungskriterien beziehen<br />
sich auf die Gestaltung, Konstruktion,<br />
Neben prominenten Schwergewichten<br />
der deutschen Wirtschaft wie Siemens,<br />
Heraeus oder Bosch steht hier der Münchner<br />
Stahlbauer Maurer Söhne, der Bau-<br />
werkschutzsysteme <strong>und</strong> Achterbahnen<br />
entwickelt, produziert <strong>und</strong> weltweit<br />
vertreibt. Im vierseitigen Eintrag wird<br />
neben der Firmengeschichte <strong>und</strong> dem<br />
Produktprogramm exemplarisch die neue<br />
Wellenfuge vorgestellt, die vor kurzem<br />
erstmalig an der Donnersberger Brücke in<br />
München Verwendung fand. Dieser uner-<br />
müdlich forschende (Unternehmer-)Geist<br />
ist es, der unabhängig von der Branche<br />
viele der hier berücksichtigten »Innovatoren«<br />
auszeichnet <strong>und</strong> ihren anhaltenden<br />
Erfolg letztlich mitbegründet.<br />
www.maurer-soehne.de<br />
Funktion, Innovation, Wirtschaftlichkeit,<br />
Planungs- <strong>und</strong> Bauverfahren, Nachhaltigkeit.<br />
Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />
eines Festaktes am Vorabend des<br />
22. Dresdner Brückenbausymposiums<br />
am 12. März 2012 statt. Einsendeschluss<br />
ist der 17. September 2011.<br />
www.<strong>brueckenbau</strong>preis.de<br />
Offizielles Siegel<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG
Errichtung durch Eiffel Deutschland<br />
Zweite Störbrücke bei Itzehoe<br />
Vor kurzem wurde die Eiffel Deutschland<br />
Stahltechnologie GmbH als Teil einer Bie-<br />
tergemeinschaft mit der Porr Deutschland<br />
GmbH vom Landesbetrieb Straßenbau<br />
<strong>und</strong> Verkehr Schleswig-Holstein mit<br />
der Errichtung der zweiten Störbrücke<br />
bei Itzehoe beauftragt. Diese Aufgabe<br />
umfasst neben dem Bau der »Richtungsfahrbahn<br />
Hamburg« auch die Demontage<br />
<strong>und</strong> Entsorgung der zurzeit stillgelegten<br />
Spannbetonbrücke aus den 1970er<br />
Jahren, die eine Länge von ca. 1.200 m<br />
aufweist.<br />
Die sogenannte zweite Störbrücke mit<br />
einer Gesamtlänge von ca. 1.160 m<br />
untergliedert sich in die Vorlandbrücken<br />
Süd <strong>und</strong> Nord mit 454,80 m <strong>und</strong> 585,80 m<br />
Länge, die beide als einzelliger Hohlkastenverb<strong>und</strong>querschnitt<br />
zur Ausführung<br />
kommen, sowie in die (eigentliche)<br />
Störquerung: eine Stabbogenbrücke in<br />
Verb<strong>und</strong>bauweise mit ca. 120 m Länge.<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Brückenzugangstechnik vom Marktführer Wemo-tec<br />
Deutschlandweite K<strong>und</strong>ennähe dank strategischem Schachzug<br />
»B<strong>und</strong>esweit agieren, k<strong>und</strong>ennah<br />
reagieren«. So könnte das Motto des<br />
Geschäftsbereiches Brückenuntersicht-<br />
<strong>und</strong> Tunnelinspektionsgeräte der<br />
Wemo-tec GmbH lauten. Das Eichenzeller<br />
Unternehmen ist mit mehr als 50<br />
vermietbaren Brückenuntersichtgeräten<br />
Marktführer in Deutschland <strong>und</strong> Europa.<br />
»Wenn eine Brücke geprüft oder saniert<br />
werden soll, dann bieten wir unseren<br />
K<strong>und</strong>en dafür das passende Equipment«,<br />
erklärt Frank Seidler, Geschäftsbereichsleiter<br />
<strong>und</strong> Prokurist der Wemo-tec. Vor der<br />
der Werkstatthalle der Firmenzentrale<br />
werden zurzeit vier Brückenuntersichtgeräte<br />
gewartet <strong>und</strong> einsatzbereit ge-<br />
macht. Die Geräte sind das Resultat des<br />
neuesten strategischen Schachzuges in<br />
Richtung deutschlandweiter K<strong>und</strong>ennähe:<br />
Seit 1. Februar 2011 sind die<br />
Maschinen Eigentum der Wemo-tec –<br />
erworben vom bayerischen Arbeits-<br />
bühnenvermieter Roggermaier aus<br />
Kirchheim bei München. Das Unternehmen<br />
ist einer der größten Vermieter<br />
seiner Branche in Süddeutschland <strong>und</strong><br />
will sich nun auf seine Kernkompetenz,<br />
die Arbeitsbühnenvermietung, konzentrieren.<br />
In Pfaffenhofen, nahe der A 9, nördlich<br />
von München, liegt das neue Domizil der<br />
Flussquerung<br />
© Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH<br />
Die Realisierung wird 2011–2014 erfol-<br />
gen <strong>und</strong> beinhaltet die Herstellung,<br />
Lieferung <strong>und</strong> Montage von ca. 5.300 t<br />
Stahlkonstruktion.<br />
(Brücken-)Untersichtgeräte im Einsatz<br />
© Wemo-tec GmbH<br />
Wemo-tec. Hier haben die vier Arbeitsgeräte<br />
(Korb- <strong>und</strong> Steggeräte) ihr neues<br />
Zuhause gef<strong>und</strong>en – <strong>und</strong> sollen im süd-<br />
deutschen Raum eingesetzt werden.<br />
Der Standort wird dann auch mit einem<br />
Vertriebsmitarbeiter für Süddeutschland<br />
besetzt sein. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
leitet Roggermaier K<strong>und</strong>enanfragen<br />
an die Eichenzeller Wemo-tec Zentrale<br />
weiter. Die Vermietung der Maschinen<br />
bietet Seidler aber bereits zu einem<br />
attraktiven Preisvorteil ab München an.<br />
Mit der neuen Zweigniederlassung<br />
könnte das Konzept der regionalen Kun-<br />
dennähe im Süden aufgehen: direkter<br />
Der entsprechende Auftragswert hat<br />
ein Volumen von ca. 18 Millionen Euro.<br />
www. eiffel.de<br />
Ansprechpartner vor Ort, mehr als 20<br />
Jahre Know-how plus attraktivere Preise<br />
für die größte verfügbare Vielfalt an<br />
Standard- <strong>und</strong> Spezialmaschinen.<br />
Lückenlos kann der Vermieter nun von<br />
vier Orten aus auf K<strong>und</strong>enanfragen rea-<br />
gieren: zentral von Eichenzell bei Fulda,<br />
im Norden von Kronsforde bei Lübeck,<br />
im Osten von Weißenfels bei Leipzig <strong>und</strong><br />
eben Pfaffenhofen in Süddeutschland.<br />
Hiermit signalisiert Wemo-tec, wie<br />
wichtig ihr der Vor-Ort-Kontakt zum<br />
K<strong>und</strong>en ist.<br />
www.wemo-tec.com<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
49
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Einrichtung an der Technischen Universität Berlin<br />
Baustoffe <strong>und</strong> Bauchemie als Professur<br />
Das Institut für Bauingenieurwesen der<br />
Technischen Universität Berlin hat vor<br />
kurzem die Professur »Baustoffe <strong>und</strong><br />
Bauchemie« eingerichtet, die über fünf<br />
Jahre von der Deutschen Bauchemie e. V.<br />
gefördert <strong>und</strong> die nun von Prof. Dr. Diet-<br />
mar Stephan wahrgenommen wird.<br />
In dieser Professur soll die klassische<br />
Werkstofflehre aufgehen: Dietmar<br />
Stephan wird unter anderem den Ein-<br />
fluss von Baustoffen auf die Umwelt, auf<br />
Luft, Wasser <strong>und</strong> Boden untersuchen.<br />
Geplant ist zudem die Entwicklung »intel-<br />
ligenter«, multifunktionaler Baustoffe,<br />
die aktiv auf die Bedingungen der Um-<br />
gebung reagieren. Erforschen will er<br />
darüber hinaus ressourcenschonende,<br />
anorganische Bindemittel für Beton,<br />
Mörtel <strong>und</strong> bauchemische Anwendungen<br />
sowie die Einsatzmöglichkeiten von<br />
Nanomaterialien <strong>und</strong> die Erstellung von<br />
Öko- <strong>und</strong> Produktbilanzen.<br />
In einer kürzlich verabschiedeten Reso-<br />
lution fordern die im Bauwesen tätigen<br />
Ingenieure eine Verbesserung der Teil-<br />
nahmebedingungen von Ingenieuren an<br />
Wettbewerben. Alle Wettbewerbe sollen<br />
möglichst interdisziplinär ausgeschrieben<br />
werden.<br />
Bauvorlageberechtigte Bauingenieure<br />
sollen den Architekten bei der Teilnahme<br />
an Wettbewerben gr<strong>und</strong>sätzlich gleich-<br />
gestellt <strong>und</strong> damit die nicht bauordnungskonforme<br />
Ungleichbehandlung<br />
<strong>und</strong> Benachteiligung der Ingenieure bei<br />
der Auftragsvergabe aufgehoben werden.<br />
In dem Papier wird außerdem eine der<br />
Aufgabenstellung entsprechende Beset-<br />
zung von Preisgerichten gefordert. Dies<br />
bedeutet bei interdisziplinären Wettbewerben<br />
eine Beteiligung von Ingenieuren<br />
der betroffenen Disziplinen.<br />
Mit Wirkung vom 01.01.2009 sind durch<br />
das BMVBS die neuen Richtlinien für<br />
Planungswettbewerbe – RPW 2008 – eingeführt<br />
worden. Die RPW 2008 vereinfacht<br />
die Auslobung von Planungswettbewerben<br />
gegenüber der bis dahin gel-<br />
tenden GRW.<br />
Gegenstand von Wettbewerben sind nach<br />
RPW die nachfolgenden Aufgabenfelder:<br />
Stadtplanung- <strong>und</strong> Entwicklung,<br />
Landschafts- <strong>und</strong> Freiraumplanung,<br />
Planung von Gebäuden <strong>und</strong> Innenräumen,<br />
Planung von Ingenieurbauwerken<br />
50 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
»Wenn neue Baustoffe an der Technischen<br />
Universität Berlin mitentwickelt werden,<br />
ist das nicht nur für Bauingenieure von<br />
großer Bedeutung«, hob Präsident Prof.<br />
Dr.-Ing. Jörg Steinbach bei der Übergabe<br />
der Urk<strong>und</strong>e hervor. »Dank der großzügigen<br />
Unterstützung des Industrieverbandes<br />
Deutsche Bauchemie kann die<br />
Technische Universität Berlin das Fach-<br />
gebiet hervorragend <strong>und</strong> weitaus um-<br />
fangreicher ausstatten«, ergänzte Prof.<br />
Dr.-Ing. Stavros Savidis, Dekan der Fakul-<br />
tät VI Bauen Planen Umwelt. Nach Ab-<br />
lauf von fünf Jahren wird die Technische<br />
Universität Berlin die Professur vereinbarungsgemäß<br />
mit ihrem erweiterten<br />
Spektrum fortführen. Daraus ergebe sich<br />
auch für die Branche eine wirksame Nachhaltigkeit,<br />
so Dipl.-Ing. Norbert Schröter,<br />
Hauptgeschäftsführer der Deutschen<br />
Bauchemie e. V., der die Förderer bei der<br />
Urk<strong>und</strong>enübergabe vertrat.<br />
Forderung der im Bauwesen tätigen Ingenieure<br />
Bessere Teilnahmebedingungen an Wettbewerben<br />
<strong>und</strong> Verkehrsanlagen <strong>und</strong> technische<br />
Fachplanungen. Sie umschließen nach<br />
dieser Definition Planungsleistungen, die<br />
von unterschiedlichen Disziplinen, vor<br />
allem aber auch von Ingenieuren erbracht<br />
werden.<br />
Bereits in der Präambel der RPW wird die<br />
Gleichbehandlung aller Teilnehmer, auch<br />
im Bewerbungsverfahren, gefordert. Die<br />
traditionelle Auslobung von Wettbewerben,<br />
bei denen der Kreis der Teilnehmer<br />
auf Architekten, Stadtplaner <strong>und</strong>/oder<br />
Landschaftsarchitekten beschränkt ist,<br />
wird der Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt der<br />
Aufgabenstellungen schon lange nicht<br />
mehr gerecht. Die einseitige Eingrenzung<br />
der Teilnahmeberechtigten beziehungsweise<br />
die Auslobung von reinen Archi-<br />
tektenwettbewerben widerspricht den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen des Wettbewerbswesens<br />
<strong>und</strong> einer fairen <strong>und</strong> transparenten Ver-<br />
gabe von Dienstleistungen. Qualitativ<br />
hochwertige Bauwerke verlangen inter-<br />
disziplinäre Planungsleistungen von<br />
Architekten <strong>und</strong> Ingenieuren.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau<br />
<strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS) empfiehlt,<br />
der zunehmenden Bedeutung<br />
interdisziplinärer Planungsprozesse <strong>und</strong><br />
des erheblichen Beitrags der Ingenieure<br />
Rechnung zu tragen <strong>und</strong> Wettbewerbe,<br />
wo immer möglich, als interdisziplinäre<br />
Wettbewerbe auszuloben.<br />
Urk<strong>und</strong>enübergabe: (v.l.n.r.) Prof. Dr.-Ing. Stavros Savidis,<br />
Prof. Dr. sc. techn. Mike Schlaich, Dipl.-Ing. Norbert Schröter,<br />
Prof. Dr. Dietmar Stephan, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach<br />
© Technische Universität Berlin/Deutsche Bauchemie e. V.<br />
www.deutsche-bauchemie.de<br />
www.tu-berlin.de<br />
Die B<strong>und</strong>esingenieurkammer <strong>und</strong> mit<br />
ihr die in den 16 Länderkammern r<strong>und</strong><br />
43.000 organisierten Ingenieure des<br />
Bauwesens bekennen sich zu Baukultur<br />
<strong>und</strong> Wettbewerbswesen <strong>und</strong> fordern:<br />
Bei Wettbewerbsauslobungen soll der<br />
interdisziplinäre Wettbewerb als Regelfall<br />
eingeführt <strong>und</strong> umgesetzt werden. Reine<br />
Ingenieurwettbewerbe sollten bei Inge-<br />
nieurbauwerken ausgelobt <strong>und</strong> durchgeführt<br />
werden. Reine Architektenwettbewerbe<br />
sollten sich auf Bauaufgaben<br />
begrenzen, bei deren Realisierung die<br />
Planungsleistungen von Ingenieuren eine<br />
untergeordnete Rolle spielen <strong>und</strong> die in<br />
der Regel Architektenleistungen erfor-<br />
derlich machen. Bauvorlageberechtigte<br />
Bauingenieure sind den Architekten bei<br />
der Teilnahme an Wettbewerben gr<strong>und</strong>-<br />
sätzlich gleichzustellen, um die nicht<br />
bauordnungskonforme Ungleichbehandlung<br />
<strong>und</strong> Benachteiligung der bauvor-<br />
lageberechtigten Bauingenieure bei der<br />
Auftragsvergabe aufzuheben. Kleinere<br />
Büroorganisationen <strong>und</strong> Berufsanfänger<br />
sollen bei der Wettbewerbsauslobung<br />
angemessen berücksichtigt werden. Das<br />
»Auftragsversprechen« gemäß § 8 Abs. 2<br />
der RPW 2008 soll bei Realisierungswettbewerben<br />
nicht verzichtbarer Bestandteil<br />
aller Wettbewerbsauslobungen sein.<br />
www.bayika.de
»Hinweis« vom Stahl-Informations-Zentrum<br />
Stahlbrücken im Autobahnbau<br />
Fast 50 % der Staus werden durch Bau-<br />
stellen verursacht, wie ein Gutachten<br />
zur Stausituation auf den nordrheinwestfälischen<br />
Autobahnen unlängst<br />
festgestellt hat. Unnötig viel CO 2 gelangt<br />
so in die Atmosphäre. »Deshalb sollten<br />
alle Maßnahmen zur Stauvermeidung<br />
genutzt werden, <strong>und</strong> hierzu zählt ein-<br />
deutig auch ein moderner Brückenbau«,<br />
sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf.<br />
Den Blick allein auf die Baukosten<br />
zu richten, wie dies die öffentliche Hand<br />
bei vielen Bauvorhaben macht, ignoriere<br />
die Umweltkosten. »Es ist höchste Zeit,<br />
auch aus Gründen der Ressourceneffi-<br />
zienz, die Weichen für einen umweltverträglichen<br />
Brückenbau zu stellen«,<br />
so der Verbandspräsident.<br />
Stahl- <strong>und</strong> Stahlverb<strong>und</strong>brücken über<br />
Autobahnen zeichnen sich dadurch aus,<br />
dass der Verkehr während der Bauzeit<br />
ungehindert fließen kann, mit nur kurzen<br />
Sperrzeiten nachts oder am Wochenende.<br />
Forschungsergebnis der Universität Kassel<br />
Baukasten für Tensegrity-Strukturen<br />
Es muss nicht immer ein massiver Bau<br />
aus Beton <strong>und</strong> Stahl sein: Auch mit Stä-<br />
ben <strong>und</strong> Seilen vermag man durch die<br />
intelligente Verknüpfung von Zug- <strong>und</strong><br />
Druckelementen filigrane <strong>und</strong> dennoch<br />
belastbare, sich selbst tragende Gebilde<br />
zu realisieren. Auf dem Weg dorthin<br />
haben Wissenschaftler der Universität<br />
Kassel jetzt einen gewaltigen Schritt<br />
nach vorn getan – mit der Konzeption<br />
einer Art von Baukasten für Tensegrity-<br />
Strukturen, der Errichtung eines 4 m<br />
hohen Prototyps als Messestand <strong>und</strong> der<br />
Patentanmeldung der von ihnen ent-<br />
wickelten Anschluss- <strong>und</strong> Vorspann-<br />
technik.<br />
Obwohl solche Konstruktionen wenig<br />
Material benötigen <strong>und</strong> zudem (theoretisch)<br />
schnell wieder demontiert,<br />
»zusammengefaltet« <strong>und</strong> dann an<br />
anderen Orten neu aufgebaut werden<br />
können, haben sie sich bisher kaum<br />
durchgesetzt, so Prof. Dr.-Ing. Detlef Kuhl,<br />
Leiter des Fachgebiets Baumechanik <strong>und</strong><br />
Baudynamik. Zwar seien sie beispielsweise<br />
in der Kuppel der olympischen<br />
Gymnastikarena in Seoul oder im<br />
Die einzelnen Bauteile werden in der<br />
Werkstatt oder auf mobilen Fertigungsplätzen<br />
direkt neben den Verkehrswegen<br />
vormontiert <strong>und</strong> als Ganzes oder in weni-<br />
gen Segmenten eingehoben. Dank der<br />
großen Spannweiten, die sich mit dem<br />
Baustoff Stahl erreichen lassen, kann<br />
bei diesen Brücken außerdem die Mittel-<br />
stütze entfallen. Damit werden nicht nur<br />
die Kosten des Mittelpfeilers eingespart,<br />
sondern auch Aufwendungen für be-<br />
engende Verkehrsführungen. Der ge-<br />
samte Bauablauf ohne Baustelle im<br />
Mittelstreifen von mehrspurigen Auto-<br />
bahnen ist deutlich einfacher. Verbreiterungen<br />
lassen sich gleichfalls bei lau-<br />
fendem Verkehr durchführen.<br />
Durch den Einsatz von Verb<strong>und</strong>fertigteilen<br />
kann der Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />
weiter optimiert werden, wie in<br />
einem Forschungsvorhaben der Düsseldorfer<br />
Forschungsvereinigung Stahlanwendung<br />
e. V. (FOSTA) festgestellt<br />
wurde. Die schlanken Stahlverb<strong>und</strong>-<br />
Georgia-Dom von Atlanta zu finden,<br />
doch stets unter Verwendung eines<br />
umlaufenden Druckrings als stabilisierendes<br />
Hilfsmittel.<br />
Kuhl <strong>und</strong> sein Doktorand Sönke Carstens<br />
haben diesen Schwachpunkt nun be-<br />
seitigt: Da Stabilität <strong>und</strong> Eignung der<br />
Tensegrity-Strukturen entscheidend von<br />
der richtigen Vorspannung der Stahlseile<br />
<strong>und</strong> deren perfekten Anschluss an die<br />
druckfesten Metallstäbe abhängen, inte-<br />
grierten sie Aufnahme, Kupplung <strong>und</strong><br />
Spanneinrichtung als Zylinder in die<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
brücken erfüllen darüber hinaus die<br />
Anforderungen an ressourceneffizientes<br />
Bauen, da sie Material <strong>und</strong> Gewicht ein-<br />
sparen <strong>und</strong> einen effizienten Bauablauf<br />
ermöglichen. Bereits 2007 bestätigte ein<br />
Gutachten der Universität Stuttgart für<br />
die Hessische Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverwaltung,<br />
dass sich die Umweltkosten<br />
durch den Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />
deutlich senken lassen.<br />
Allein in Nordrhein-Westfalen sind nach<br />
Einschätzungen des Landesverkehrsministeriums<br />
mehr als 300 Bauwerke an<br />
Autobahnen <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esstraßen kurz-<br />
fristig sanierungsbedürftig oder müssen<br />
neu gebaut werden, mittelfristig kommen<br />
weitere 700 Brücken aus den 1960er <strong>und</strong><br />
70er Jahren hinzu.<br />
www.stahl-zentrum.de<br />
Modell der Konstruktion<br />
© Universität Kassel<br />
Stäbe. Das heißt, die Spannung der<br />
einzelnen Seile lässt sich individuell<br />
einstellen, jederzeit verändern <strong>und</strong> da-<br />
mit stets auf die »auszuhaltenden«<br />
Belastungen abstimmen.<br />
Die Forscher arbeiten inzwischen am<br />
nächsten Projekt – einer Brücke zwischen<br />
zwei Bürogebäuden, wobei ihre Vision<br />
wesentlich weiter reicht: Es sei sein<br />
Traum, so Kuhl, einmal eine tensegre<br />
Brücke über die Fulda zu bauen …<br />
www.uni-kassel.de<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
51
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Auszeichnung für Bamtec Bewehrungstechnologie<br />
Innovationspreis der deutschen Wirtschaft<br />
Im Rahmen einer festlichen Galanacht<br />
erfolgte vor kurzem die Verleihung des<br />
30. Innovationspreises der deutschen<br />
Wirtschaft, zu dem deutsche Unternehmen<br />
insgesamt 324 Vorschläge eingereicht<br />
hatten. Die Schirmherrschaft<br />
übernahm die B<strong>und</strong>esministerin für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung Prof. Dr. Annette<br />
Schavan. Als Finalist in der Kategorie<br />
Mittelstand durfte hier Dipl.-Ing. Franz<br />
Häussler eine Entwicklung seines gleich-<br />
namigen Ingenieurbüros den ca. 1.500<br />
Gästen vorstellen – die Bamtec Bewehrungstechnologie.<br />
Diese Technologie bietet ein wirtschaftliches<br />
Verfahren zur Bewehrung von<br />
Stahlbetondecken, Bodenplatten <strong>und</strong><br />
Wänden: Die Hauptvorteile gegenüber<br />
dem herkömmlichen Vorgehen sind eine<br />
Betonstahlersparnis bis zu 40 %, eine<br />
um 80–90 % minimierte Verlegezeit <strong>und</strong><br />
eine Verbesserung der Qualität.<br />
Bauauftrag für Hochtief Solutions<br />
Thames Tunnel in London<br />
Die Hochtief Solutions AG hat nach dem<br />
Channel Tunnel Rail Link ein weiteres<br />
(Tunnel-)Projekt in London akquiriert:<br />
Gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner<br />
J. Murphy & Sons wird das Unternehmen<br />
im Auftrag der staatlichen Bahngesellschaft<br />
Crossrail zwei Tunnelröhren<br />
mit einer Gesamtlänge von ca. 8 km im<br />
Südosten der britischen Hauptstadt rea-<br />
lisieren. Hochtief ist hier federführend,<br />
der Gesamtauftrag hat ein Volumen von<br />
ca. 220 Millionen Euro.<br />
Initiative des bayerischen Clusters<br />
Holzbauten in Wort <strong>und</strong> Bild<br />
Im Tourismus sind sie eine Attraktion:<br />
die historischen Fachwerkhäuser im<br />
Stadt- oder Ortsbild. Die moderne Bau-<br />
kunst zieht jetzt allerdings nach, gibt es<br />
doch nicht minder beeindruckende Holz-<br />
konstruktionen jüngeren Datums – in<br />
Form von Wohn- <strong>und</strong> Bürogebäuden,<br />
Schulen <strong>und</strong> Kindergärten, Hotels, Indus-<br />
triebauten <strong>und</strong> eben auch Brücken.<br />
52 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />
Hauptprofiteur ist also der Bauherr, Bau-<br />
träger oder Generalunternehmer, denn<br />
bei der Deckenbewehrung lässt sich zum<br />
Beispiel durch die dezimierte Stahlmenge<br />
eine Kostenreduktion von 20 % erzielen.<br />
Zugleich werden die Baukosten durch<br />
eine mögliche Rohbauzeitverkürzung<br />
gesenkt, so dass die entsprechenden<br />
Gebäude früher bezogen, verkauft oder<br />
vermietet werden können. Ein weiterer<br />
Gewinner ist zudem die Umwelt, da ein<br />
kleineres Stahlvolumen auch zu weniger<br />
Energieverbrauch <strong>und</strong> damit zu einer<br />
Verringerung der CO 2-Emissionen führt.<br />
www.bamtec.com<br />
Der Thames Tunnel ist Teil eines großen<br />
Infrastrukturprojekts, das Bahnstrecken<br />
im Westen <strong>und</strong> Osten Londons verknüpft.<br />
Der Neubau wird also die Stadtteile Plum-<br />
stead <strong>und</strong> North Woolwich anbinden <strong>und</strong><br />
zudem die bestehende North-Kent-Linie<br />
an das Crossrail-Netz anschließen. Die<br />
Bauarbeiten sollen noch im April begin-<br />
nen: Die beiden Tunnelbohrmaschinen<br />
starten bei laufendem Bahnbetrieb in<br />
Plumstead, durchqueren unterirdisch<br />
Woolwich <strong>und</strong> münden dann im Ziel-<br />
Wer sich informieren will, was sich heute<br />
alles mit <strong>und</strong> in Holz realisieren lässt, soll-<br />
te daher einen Blick auf die Datenbank<br />
des Clusters Forst <strong>und</strong> Holz in Bayern<br />
werfen, die mit Fotos, Zeichnungen <strong>und</strong><br />
vielen Informationen zu den einzelnen<br />
Holzbauten aufwartet.<br />
Diese Datenbank ist natürlich keineswegs<br />
vollständig oder gar abgeschlossen, son-<br />
Dipl.-Ing. Franz Häussler <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Annette Schavan<br />
© BAM AG<br />
punkt North Woolwich in der Nähe des<br />
Londoner City-Flughafens. Hochtief<br />
<strong>und</strong> Murphy kooperieren dabei eng mit<br />
Crossrail, um zahlreiche Sonderlösungen<br />
für die Ausführungsplanung als Teil eines<br />
kontinuierlichen Optimierungsprozesses<br />
zu entwickeln.<br />
www.hochtief-solutions.de<br />
www.hochtief.de<br />
dern wird in den nächsten Jahren weiter<br />
ergänzt. Die Cluster-Initiative bittet<br />
deshalb um Benennung neuer Beispiele<br />
guter bayerischer Holzarchitektur <strong>und</strong><br />
entsprechender Ingenieurleistungen, die<br />
hier Berücksichtigung finden könnten.<br />
www.cluster-forstholzbayern.de
BOLZENSCHWEISSGERÄTE<br />
Köster & Co. GmbH<br />
Spreeler Weg 32<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: +49/2333/8306-0<br />
Fax: +49/2333/8306-38<br />
Mail: info@koeco.net<br />
www.koeco.net<br />
B R A N C H E N KO M PA S S<br />
KOPFBOLZEN<br />
Köster & Co. GmbH<br />
Spreeler Weg 32<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: +49/2333/8306-0<br />
Fax: +49/2333/8306-38<br />
Mail: info@koeco.net<br />
www.koeco.net<br />
2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />
53
BRANCHENKOMPASS<br />
MixedMedia<br />
wir sind Ihre zuverlässigen <strong>und</strong> erfahrenen Partner, wenn es um die Ausrichtung<br />
von<br />
Pressekonferenzen,<br />
Firmenjubiläen<br />
oder die<br />
Vorstellung neuer Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />
geht.<br />
Ob auf einer Messe, in Ihrem Unternehmen oder in einer ausgewählten Location,<br />
wir sind mit Freude, Erfahrung <strong>und</strong> Engagement für Sie im Einsatz.<br />
Ihre Wünsche <strong>und</strong> Ansprüche werden umgesetzt <strong>und</strong> Geschäftspartner,<br />
Mitarbeiter, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Besucher überzeugt <strong>und</strong> begeistert.<br />
Unser Bestreben gilt Ihrem Erfolg.<br />
Lassen Sie sich überraschen <strong>und</strong> fordern Sie uns heraus.<br />
MixedMedia Konzepts . Biebricher Allee 11b . 65187 Wiesbaden<br />
www.mixedmedia-konzepts.de . email: info@mixedmedia-konzepts.de<br />
54 BRÜCKENBAU | 2 . 2011
BRÜCKENBAU<br />
ISSN 1867-643X<br />
3. Jahrgang<br />
Ausgabe 2 . 2011<br />
www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Verlag<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
Biebricher Allee 11 b<br />
D-65187 Wiesbaden<br />
Tel.: +49 (0)6 11/84 65 15<br />
Fax: +49 (0)6 11/80 12 52<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Redaktion<br />
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Anzeigen<br />
Ulla Leitner<br />
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2011.<br />
Satz <strong>und</strong> Layout<br />
Christina Neuner<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
Druck<br />
Schmidt & more Drucktechnik GmbH<br />
Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />
Erscheinungsweise <strong>und</strong> Bezugspreise<br />
Einzelheft: 14 Euro<br />
Doppelheft: 28 Euro<br />
Abonnement: Inland (4 Ausgaben) 56 Euro<br />
Ausland (4 Ausgaben) 58 Euro<br />
Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens<br />
ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr,<br />
wenn nicht sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugs-<br />
zeitraums schriftlich gekündigt wird.<br />
Copyright<br />
Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong><br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />
Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form<br />
reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />
Sprache übertragen werden.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />
Beilage<br />
Die Gesamtauflage von Ausgabe 2 . 2011 enthält eine Beilage<br />
von Delta Bloc Deutschland GmbH, Neumarkt.<br />
I M P R E S S U M
Die fl exible Brücke<br />
Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />
Telefon (089)32394–0<br />
Telefax (089)32394–306<br />
ba@maurer-soehne.de<br />
www.maurer-soehne.de<br />
MMBS – Neu für<br />
Behelfsbrücken!<br />
MMBS – MAURER<br />
Modular Bridging System<br />
Neues temporäres Überbrückungssystem<br />
für Bauwerkspalte <strong>und</strong> Gräben<br />
bis zu 3,5 m Breite.<br />
Schneller Wechsel zwischen<br />
Bauarbeiten <strong>und</strong> Verkehrsfluss<br />
Modular: Einfacher Transport,<br />
schnelle Montage, flexibel <strong>und</strong><br />
mehrfach einsetzbar<br />
Wirtschaftlich: reduziert Baustellenkosten,<br />
verbessert Verkehrsfluss,<br />
spart Zeit<br />
Mit bis zu 70 km/h überfahrbar<br />
Gleicht an Bauwerkspalten<br />
thermische <strong>und</strong> dynamische<br />
Verformungen aus<br />
Unsere Produktpalette<br />
MAURER Dehnfugen<br />
MAURER Bauwerkslager<br />
MAURER Erdbebenvorrichtungen<br />
MAURER Schwingungsdämpfer<br />
MAURER Bauwerksmonitoring