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BRÜCKENBAUWERKE - zeitschrift-brueckenbau Construction und ...

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Ausgabe 2 . 2011<br />

<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

S<strong>und</strong>svall-Brücke in Schweden Flexibles Klettersystem zur Schalung<br />

Störbrücke bei Itzehoe Quingdao-Haiwan-Brücke in China Die »Rote« in Lichtenfels<br />

Verbindungsbauwerk in Bremerhaven Bauwerke über die Werra<br />

Special: Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />

x x x<br />

ISSN 1867-643X<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

1


Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

E D I TO R I A L<br />

Zur Betrachtung von Brückenbauwerken<br />

Bandbreite an (exemplarischen) Beispielen<br />

von Michael Wiederspahn<br />

Wenn man eines der heute gängigen<br />

Architekturmagazine aufschlägt <strong>und</strong><br />

dann durchblättert, drängt sich einem<br />

fast unweigerlich der Eindruck eines<br />

Bilderbogens oder -buches auf, finden<br />

sich in ihnen doch vor allem viele, viele<br />

großformatige bis ganzseitige Fotos, die<br />

von nur wenigen <strong>und</strong> in der Regel eher<br />

kurzgefassten Texten umrahmt oder<br />

untermalt werden. Eine solche Aneinanderreihung<br />

von mehr oder minder<br />

hochglänzenden Außen- <strong>und</strong> Innenaufnahmen<br />

bietet stets reichlich Anschauungsmaterial<br />

<strong>und</strong> mitunter sogar wech-<br />

selnde Perspektiven, animiert daher<br />

beinahe zwangsläufig zu einem gewissen<br />

Grad der Aufmerksamkeit – <strong>und</strong> hat<br />

dennoch einen kleinen, feinen Schönheitsfehler:<br />

In den porträtierten Gebäuden<br />

scheinen keine Menschen zu leben,<br />

zu wohnen oder zu arbeiten, sie wirken<br />

ausgesprochen jungfräulich, ja bar jeder<br />

(profanen) Nutzung <strong>und</strong> zudem wie<br />

durch ein W<strong>und</strong>er in die Stadt oder<br />

Landschaft eingehoben. Kriterien ihrer<br />

Errichtung <strong>und</strong> damit Entstehung von<br />

der ersten Ideenskizze über die Ausführungsplanung<br />

bis hin zur (eigentlichen)<br />

Gestaltwerdung auf der Baustelle bleiben<br />

infolgedessen unberücksichtigt, sollen<br />

hier wohl ebenso zum Rätselraten ein-<br />

laden wie die Frage nach ihrer (späteren)<br />

Gebrauchstauglichkeit oder das irgendwann<br />

auftauchende Problem, sie im Falle<br />

eines Abbruchs möglichst sach- <strong>und</strong><br />

fachgerecht demontieren <strong>und</strong> recyceln<br />

zu müssen.<br />

Über Sinn <strong>und</strong> Zweck dieser Art von<br />

Dokumentationen lässt sich sicherlich<br />

bestens streiten, zumal sie mit einer<br />

Qualität aufwarten, die sich offenbar<br />

wachsender Beliebtheit erfreut. Den<br />

einen einzigen Moment auf Papier<br />

bannend, in dem sich Konturen <strong>und</strong><br />

Oberflächen (noch) unberührt von<br />

jeglichen Einflüssen im Glanz der er-<br />

hofften Funktionstüchtigkeit zeigen,<br />

künden sie von Alterslosigkeit <strong>und</strong><br />

Dauerhaftigkeit, von Mängelfreiheit<br />

wie Makellosigkeit <strong>und</strong> nähren insofern<br />

den Wunsch der meisten Projektverantwortlichen<br />

nach Häusern, die im Lauf<br />

der Jahre nichts von ihrer Anmutung<br />

<strong>und</strong> Ausstrahlung einbüßen. Tiefschürfendere<br />

Einblicke können oder wollen<br />

sie hingegen, warum auch immer, nicht<br />

vermitteln, was im Prinzip kaum zu<br />

erklären ist, da ein jedes Bauwerk über<br />

eine Tragstruktur <strong>und</strong> (zumindest) ein<br />

F<strong>und</strong>ament verfügt, die seine Form im<br />

Gr<strong>und</strong>e mitdefinieren.<br />

Wer nun eine Lektüre bevorzugt, die<br />

wesentlich ergiebigere Erkenntnisse zu<br />

liefern vermag, wird also ein bisschen<br />

suchen (müssen) – <strong>und</strong> beim Thema<br />

»Brückenbau« natürlich schnell auf eine<br />

Zeitschrift stoßen, die ihn mit den not-<br />

wendigen Informationen versorgt, wie<br />

das vorliegende Heft wiederum mit<br />

Deutlichkeit beweist. Eine große Band-<br />

breite an Beispielen detailliert erörternd,<br />

erstreckt sich sein Spektrum vom Neu-<br />

über den Ersatz- bis hin zum Rückbau<br />

von Bahn-, Fluss- <strong>und</strong> Straßenquerungen,<br />

wobei sämtliche Aspekte angemessen<br />

diskutiert <strong>und</strong> visualisiert werden, <strong>und</strong><br />

zwar inklusive Erwähnung der ohnehin<br />

unabdingbaren Realisierungsverfahren.<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

3


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Ziel, im Dialog die perfekte Brücke zu bauen, erfordern<br />

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Editorial<br />

3 Bandbreite an (exemplarischen) Beispielen<br />

Michael Wiederspahn<br />

Brückenbauwerke<br />

6 Die »Rote« in Lichtenfels<br />

Michael Pötzl, Jacob Müller<br />

9 Zwei Bauwerke über die Werra<br />

Dieter Reitz<br />

14 Neues Verbindungsbauwerk in Bremerhaven<br />

Jens Gunnar Jepsen<br />

19 Charlottenburger Brücke <strong>und</strong> Tor in Berlin<br />

Wolfgang Stockhaus<br />

22 Sprengung der Talbrücke Theilheim<br />

Georg Falk<br />

Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />

24 Schalungen <strong>und</strong> Traggerüste für den Brückenbau<br />

Roland L. Schmitt<br />

29 Systeme <strong>und</strong> Komponenten<br />

Aktuell<br />

34 Brückenbau ist Baukultur<br />

Doris Stickler<br />

38 Produkte <strong>und</strong> Projekte<br />

44 Nachrichten <strong>und</strong> Termine<br />

53 Branchenkompass<br />

55 Impressum<br />

I N H A LT<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

5


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

Brücke mit Be- <strong>und</strong> Unterleuchtung<br />

Die »Rote« in Lichtenfels<br />

von Michael Pötzl, Jacob Müller<br />

Im oberfränkischen Lichtenfels,<br />

der deutschen Korbstadt, am idylli-<br />

schen Obermain gelegen, war eine<br />

bestehende Straßenbrücke über<br />

die ICE-Strecke Berlin–München am<br />

»Brückenberg« durch einen Neubau<br />

in genau einem solchen Umfeld zu<br />

ersetzen: insgesamt 50,00 m lang,<br />

12,75 m breit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der<br />

zweigleisigen Bahnstrecke möglichst<br />

stützenfrei.<br />

1 Lageplan<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

1 Situation<br />

Tankstelle, Bahnlinie, diesseits Gewerbegebiet<br />

mit Supermarkt, jenseits Einfamilienhäuser,<br />

städtebaulich unauffällig. Eine<br />

Situation also, wie man sie h<strong>und</strong>ertfach<br />

am Ortsrand von Kleinstädten in Deutschland<br />

findet.<br />

Auf den ersten Blick handelt es sich um<br />

eine gewöhnliche, eher unspektakuläre<br />

Aufgabe. Mit der Folge, dass in aller Regel<br />

auch eine gewöhnliche, eher unspektakuläre<br />

Brücke entsteht. »Entstünde«, müsste<br />

man sagen, denn die Verfasser konnten<br />

das zuständige Bauamt von einer Lösung<br />

überzeugen, die gestalterische <strong>und</strong> tech-<br />

nische Qualität mit geringen Baukosten<br />

<strong>und</strong> einer »Prise« Innovation verbindet.<br />

6 BRÜCKENBAU | 2 . 6<br />

2011<br />

2 Umfeld: Wohnbebauung <strong>und</strong> Gewerbe<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Die äußerst knappen Sperrpausen der<br />

Deutschen Bahn auf der hoch frequentierten<br />

ICE-Strecke führten zu einer Ein-<br />

feldträgerbrücke in Fertigteilbauweise<br />

mit Ortbetonergänzung. Durch die<br />

»Über-Nacht-Montage« der insgesamt<br />

sechs 35,60 m langen, mit nachträglichem<br />

Verb<strong>und</strong> vorgespannten Elemente<br />

konnte auf ein Lehrgerüst gänzlich ver-<br />

zichtet werden.<br />

2 Tragwerksstruktur<br />

Der Einfeldträger ist die denkbar ein-<br />

fachste statische Aufgabe: statisch<br />

bestimmt <strong>und</strong> damit auch im Zeitalter<br />

der Finite-Elemente-Programme<br />

»händisch« leicht beherrschbar.<br />

3 Brückenquerschnitt<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

4 Brückenlängschnitt<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Die Herausforderung war aber nicht die<br />

Berechnung, sondern der Entwurf. Es<br />

galt, gewichtsminimierte Fertigteile für<br />

den Transport <strong>und</strong> Einhub zu entwickeln.<br />

Die Lösung ist der Fischbauchträger,<br />

weil seine Form affin zur Momentenbeanspruchung<br />

ist. Das Gewicht eines<br />

Fertigteils konnte gegenüber einem<br />

parallelgurtigen Träger um ca. 20 % auf<br />

55 t <strong>und</strong> die Längsvorspannung um 25 %<br />

verringert werden. Ganz »nebenbei«<br />

erhält diese Brücke damit ihre unverwechselbare<br />

Charakteristik.<br />

Der sechsstegige Plattenbalkenquerschnitt<br />

ist mit nachträglichem Verb<strong>und</strong><br />

vorgespannt. Dabei kommen je Steg zwei<br />

Spannglieder (1 x Suspa-DSI 6-15 <strong>und</strong><br />

1 x Suspa-DSI 6-22) zum Einsatz.


Unter konventioneller Auslegung des<br />

gültigen Bemessungsregelwerkes (gemäß<br />

DIN-FB 102 03-2009) wären je Einzelfertigteil<br />

mindestens drei Einzelspannglieder<br />

vorgeschrieben. Einfeldbrücken<br />

werden normalerweise in die sogenannte<br />

Anforderungsklasse B eingruppiert. Das<br />

heißt, dass an der dem Spannglied zu-<br />

gewandten Seite unter 75 % Verkehrslastansatz<br />

keine Zugspannungen auf-<br />

treten dürfen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der in Längsrichtung wirkenden<br />

hohen Anzahl von zwölf Einzelspanngliedern,<br />

des geringeren Brückeneigengewichtes<br />

<strong>und</strong> der monolithisch verbin-<br />

denden, lastverteilenden Ortbetonschicht<br />

(h = 20 cm) wurde aber nach Abstimmung<br />

mit dem Prüfingenieur <strong>und</strong> Bau-<br />

herrn die günstigere Anforderungsklasse<br />

C (gemäß DIN-FB 102 03-2009) angesetzt.<br />

Voraussetzung war der Nachweis, dass<br />

bei Ausfall eines Spanngliedes die Ge-<br />

samtstandsicherheit des Brückentragwerkes<br />

nicht gefährdet ist.<br />

5 Bauwerk bei Tag<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Die Breite des Regelquerschnittes der<br />

Straße beträgt 6,50 m, wobei sich die<br />

Gesamtbreite des Brückenquerschnittes<br />

auf 12,75 m beläuft. Der Kreuzungswinkel<br />

zwischen der Bahnstrecke <strong>und</strong> dem Über-<br />

führungsbauwerk beträgt 100,00 gon.<br />

Die Brücke hat ein Längsgefälle von<br />

2,50 % in Richtung Norden.<br />

Der Überbau ist mittels konventionellen<br />

Kastenwiderlagern auf jeweils fünf Bohr-<br />

pfählen (d = 90 cm) gegründet. Die<br />

Spannweite zwischen den Auflagerachsen<br />

beträgt 35,00 m, was bezogen auf<br />

den Feldquerschnitt einer Schlankheit<br />

von ca. 20,60 entspricht.<br />

Das Geländer lehnt sich formal an den<br />

Fischbauch an. Doppelschwerter als<br />

Pfosten <strong>und</strong> dazwischen eingehängte<br />

Seilnetze verleihen durch ihre Geometrie<br />

der Brücke Spannung <strong>und</strong> Leichtigkeit.<br />

Das Geländer hat eine Höhe von 1,20 m<br />

<strong>und</strong> Pfostenabstände von etwa 2,50 m.<br />

Der Handlauf wird als einfaches R<strong>und</strong>rohr<br />

mit einem Durchmesser von 60 mm<br />

ausgebildet. Die den Handlauf tragenden<br />

Bauteile werden durch sich von unten<br />

nach oben hin verjüngende (150 mm zu<br />

50 mm) Doppelschwerter ausgebildet.<br />

Die horizontale Absturzsicherung erfolgt<br />

über zwei durchlaufende, vorgespannte<br />

Edelstahlseile mit einem Durchmesser<br />

von 10 mm, während die »Zwischenräume«<br />

mit einem Edelstahlnetz (Maschenweite<br />

50 mm) versehen sind.<br />

7 Erscheinungsbild bei Nacht<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

6 Geländer mit Seilnetz<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Eine Besonderheit ist der Übergang von<br />

der Brücke auf das Widerlager. Durch die<br />

»dehnfreudigen« Seile braucht am längs-<br />

verschieblichen Fahrbahnübergang keine<br />

gesonderte Übergangskonstruktion im<br />

Geländer vorgesehen werden. Das Seil<br />

läuft einfach durch!<br />

3 Ansicht bei Nacht<br />

Ihre ganze Stärke entfaltet die Brücke bei<br />

Nacht. Dann verwandelt sich der Fisch-<br />

bauch aus grauem Beton in ein feuriges<br />

Rot. Gleichmäßig mit einem LED-Band<br />

unterhalb der Kappe ausgeleuchtet,<br />

erweckt diese Brücke Aufmerksamkeit.<br />

Feine Lichtstriche aus dem Handlauf des<br />

Geländers leuchten nicht nur beide<br />

Gehwegseiten flächig aus, sondern<br />

schaffen auch nachts eine klare Kontur<br />

der Brücke.<br />

Sowohl die rote Unterleuchtung als auch<br />

die Geländerbeleuchtung in Neutralweiß<br />

basieren auf »Top-Viewing-SMD-LEDs«<br />

mit jeweils 0,08 W Leistungsaufnahme.<br />

Insgesamt kommt die Brücke mit Nutz-<br />

<strong>und</strong> Akzentlicht auf eine Leistungsaufnahme<br />

von weniger als 500 W. Es wurden<br />

94,80 m LED-Band mit 5.688 LEDs ver-<br />

arbeitet.<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

7


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

Der »Clou« der Geländerbeleuchtung<br />

liegt in einer speziell berechneten so-<br />

genannten »Kunststoffoptik«, welche<br />

als Abdeckung der Lichtelemente dient<br />

<strong>und</strong> die Lichtstreuung exakt auf den<br />

Gehweg <strong>und</strong> Fahrradbereich lenkt.<br />

Die Brillanz <strong>und</strong> Intensität des rot<br />

beleuchteten Brückenbauches kann<br />

mittels der LED-Technologie kostengünstig<br />

erreicht werden. Weitere Vorteile der<br />

LED sind Langlebigkeit, Nachhaltigkeit,<br />

geringe Wartungsintervalle, smarte<br />

Bauformen <strong>und</strong> geringe Erwärmung.<br />

4 Vorbildliche Kooperation<br />

Normalerweise greift man bei der hier<br />

beschriebenen Bauaufgabe in das Stan-<br />

dardrepertoire des Brückenbaus: un-<br />

kompliziert, kostengünstig, schnell <strong>und</strong><br />

geräuschlos baubar.<br />

In Lichtenfels trafen die Verfasser im<br />

Stadtbauamt Lichtenfels auf einen Bau-<br />

ingenieur mit Leidenschaft <strong>und</strong> Verantwortung<br />

für die Baukultur. Der besondere<br />

Dank gilt daher Dipl.-Ing. (FH) Jürgen<br />

Graßinger, der das Projekt initiierte <strong>und</strong><br />

zielstrebig begleitete. Es ist kein Zu-, aber<br />

ein Glücksfall, dass hier zwei Absolventen<br />

der Hochschule Coburg zusammentrafen<br />

<strong>und</strong> das interdisziplinäre Lehrkonzept in<br />

die Realität umsetzten.<br />

8 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

9 Brückendaten <strong>und</strong> Abmessungen<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Bereits wenige Wochen nach Inbetriebnahme<br />

ist die Brücke in aller M<strong>und</strong>e.<br />

Besonders bei Nacht erweckt »Die Rote«<br />

Aufmerksamkeit. Im Idealfall wird sie<br />

identitätsstiftend für einen bislang eher<br />

»unauffälligen« Ortsteil sein.<br />

Autoren:<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Pötzl<br />

Hochschule Coburg<br />

Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Dipl.-Ing. (FH) Jacob Müller<br />

Pötzl Ingenieure GmbH,<br />

Coburg<br />

8 Perspektive von der Krappenrother Straße<br />

© Pötzl Ingenieure GmbH<br />

Lichte Weite zwischen den Widerlagern 35,00 m<br />

Fahrbahnbreite je Fahrtrichtung 3,25 m<br />

Überbauhöhe (Fertigteile <strong>und</strong> Ortbeton) Feldmitte 1,70 m<br />

Auflager 1,15 m<br />

Wanddicken Widerlagerwand 1,20 m<br />

Flügelwände 0,60 m<br />

Kammerwand 0,40 m<br />

Pfahldurchmesser D 0,90 m<br />

Brückenfläche ca. 500 m²<br />

Kosten 1.600 €/m²<br />

Errichtungszeit September 2009 bis Oktober 2010<br />

(Abbruch <strong>und</strong> Neubau)<br />

Bauherr<br />

Stadt Lichtenfels<br />

Objektplanung, Tragwerksplanung,<br />

Lichtplanung (Entwurf)<br />

Pötzl Ingenieure GmbH, Coburg<br />

Bautechnische Prüfung<br />

Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Weiden<br />

Licht- <strong>und</strong> ELT-Planung, LED-Lieferung<br />

Illumics GbR, Küps<br />

Abbrucharbeiten<br />

Stegner Abbruch- <strong>und</strong> Baggerunternehmen GmbH,<br />

Coburg<br />

Rohbauarbeiten<br />

Pfister GmbH & Co. Betonwerk Seßlach KG, Seßlach<br />

ELT-Arbeiten<br />

Püls & Schuberth GmbH, Lichtenfels


Markante Brücken aus Stahl<br />

Zwei Bauwerke über die Werra<br />

von Dieter Reitz<br />

Im Zuge des Lückenschlusses der<br />

BAB 30, der sogenannten Nordumgehung<br />

Bad Oeynhausen, werden<br />

neben einem Tunnel zwei markante<br />

Brückenbauwerke zur Überquerung<br />

der Werra erforderlich. Im nachfolgenden<br />

Aufsatz sollen die besonderen<br />

Herausforderungen aus Sicht<br />

des Stahlbauers bei der Ausführungsplanung,<br />

der Fertigung <strong>und</strong><br />

der Montage des Stahltragwerkes<br />

unter Berücksichtigung der Verb<strong>und</strong>plattenherstellung<br />

aufgezeigt<br />

werden. Insbesondere die geometrischen<br />

Randbedingungen der<br />

geplanten Bauwerke stellen Grenz-<br />

werte im Bereich des Stahl- <strong>und</strong><br />

Stahlverb<strong>und</strong>brückenbaus dar.<br />

1 Einleitung<br />

Die Überführung eines maximal 40 m<br />

breiten Gewässers sollte den entwerfenden<br />

Ingenieur vor eine nicht allzu schwie-<br />

rige Aufgabe stellen. Auch wenn auf-<br />

gr<strong>und</strong> von Überflutungsflächen das<br />

Bauwerk mindestens 150 m lang werden<br />

sollte, erscheint die Entwurfsaufgabe<br />

eher alltäglich. Kommen jedoch besondere<br />

Forderungen aus der Trassenführung<br />

<strong>und</strong> Gradiente hinzu <strong>und</strong> soll das Bau-<br />

werk im urbanen Umfeld auch gestalterisch<br />

ansprechend sein, so wird die<br />

Entwurfsaufgabe zur absoluten Herausforderung.<br />

Das Ergebnis der Entwurfsplanung [1]<br />

wurde dann Anfang 2009 europaweit<br />

ausgeschrieben. Als Bestbieter am<br />

25. Februar wurde ein halbes Jahr später<br />

der Auftrag an die Bietergemeinschaft<br />

bickhardt bau ag, Kirchheim, <strong>und</strong> MCE<br />

Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co KG,<br />

Linz, vergeben.<br />

Der Baubeginn war für September 2009<br />

terminiert. Die Fertigstellung des kür-<br />

zeren Bauwerkes BW29 war für Ende 2011<br />

vorgesehen. Das größere Bauwerk BW4<br />

war für Mitte 2012 terminiert.<br />

Beide Bauwerke werden als Stahlverb<strong>und</strong>-Schrägseilbrücken<br />

konzipiert. Die<br />

wesentlichen Tragelemente werden dabei<br />

gleich ausgeführt. Lediglich die vorhan-<br />

1<br />

2 Ansicht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss von BW29<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

denen Randbedingungen, gegeben durch<br />

die Trassierung der Strecke, führen zu<br />

unterschiedlichen Detaillösungen.<br />

Insbesondere die Kurvenführung mit<br />

Radien von 1.400 m beziehungsweise<br />

800 m sowie die Kreuzungswinkel Trasse<br />

zu Fluss mit 80° <strong>und</strong> 37° führten zu<br />

doch unterschiedlichen Bauwerksausbildungen.<br />

2 Entwurf<br />

2.1 Bauwerk BW29<br />

Das Dreifeldbauwerk mit den Stützweiten<br />

42,60 m + 67,95 m + 42,30 m = 152,85 m<br />

zeichnet sich durch den Trägerrost aus<br />

dichtgeschweißten Hohlkästen aus. Dabei<br />

wird die Verb<strong>und</strong>platte auf vier trapezförmig<br />

ausgebildete Längsträger <strong>und</strong> vier<br />

Querträger aufgelagert. Die Querträger<br />

dienen dabei als Seileinleitung, <strong>und</strong> die<br />

drei Stege werden mit der Neigung der<br />

Seile (ca. 34°) angeordnet. Die Querträger<br />

werden über beide Richtungsfahrbahnen<br />

durchgeführt.<br />

3 Querschnitte von BW29<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

Es sind drei Pylonen <strong>und</strong> somit drei<br />

Seilebenen vorgesehen. Die Pylonen<br />

werden komplett in Stahl ausgeführt,<br />

wobei die unteren 15 m als Verb<strong>und</strong>stützen<br />

ausgebildet sind, um die Anpralllasten<br />

aufnehmen zu können. Die biegesteife<br />

Einbindung in die F<strong>und</strong>amente wird<br />

über Kopfbolzendübel hergestellt.<br />

Im Bereich der Pylonen werden jeweils<br />

zwei Längsträger über einen Stahlquerträger<br />

verb<strong>und</strong>en. An den beiden<br />

Widerlagern wird der Querträger in<br />

Stahlbeton ausgeführt.<br />

Die Höhe der konisch verlaufenden<br />

Pylonen mit ca. 23 m über der Fahrbahn<br />

ergibt eine Seilneigung von ca. 34°. Es<br />

werden jeweils zwei vollverschlossene<br />

Spiralseile je Seilebene vorgesehen. So<br />

können die Dimensionen der Seile auf<br />

maximal 140 mm bzw. 154 mm begrenzt<br />

werden.<br />

Die Verb<strong>und</strong>platte wird abschnittsweise<br />

auf Hilfsstützen in den Vorlandfeldern<br />

hergestellt.<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

9


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

2.2 Bauwerk BW4<br />

Das zweite Bauwerk im Zuge der<br />

Nordumgehung besteht neben der<br />

Schrägseilbrücke mit den Stützweiten<br />

52,00 m + 83,05 m + 52,00 m noch aus<br />

vier weiteren Vorlandfeldern mit den<br />

Stützweiten 3 x 32,00 m <strong>und</strong> 25,80 m.<br />

So ergibt sich eine Gesamtlänge von<br />

308,85 m.<br />

Entgegen dem BW29 werden jetzt beide<br />

Richtungsfahrbahnen mit getrennten<br />

Überbauten ausgeführt. Lediglich die<br />

beiden zwischen den Überbauten lie-<br />

genden Seilebenen werden weiterhin<br />

von einem Pylon aufgenommen. Die<br />

Konstruktionselemente entsprechen<br />

denen von BW29.<br />

3 Statische Berechnung<br />

Die Nachweise der Standsicherheit<br />

wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage der Fachberichte<br />

erstellt. Als Basis diente ein<br />

räumliches Stabwerksystem. Die vor-<br />

liegende Aufgabe zeichnete sich beson-<br />

ders durch das vorhandene Seiltragwerk,<br />

die sehr schlanke Konstruktion <strong>und</strong> den<br />

Bauablauf als sehr empfindlich aus.<br />

Kleinste Querschnitts- oder Laständerungen<br />

hatten oft erheblichen Einfluss auf<br />

die Ergebnisse. Dabei war es zwingend<br />

erforderlich, nicht nur die Belastungsgeschichte<br />

der Verb<strong>und</strong>plattenherstellung,<br />

sondern auch alle Bauzustände des<br />

Stahlbaus detailliert in der Statik ab-<br />

zubilden. So galt es insbesondere, den<br />

Bauablauf bereits zu Beginn der statischen<br />

Berechnungen in einer sehr großen<br />

Planungstiefe festzulegen. Vor allem die<br />

Festlegung der Transporteinheiten, die<br />

Möglichkeiten der temporären Lage-<br />

rungen, der Montagereihenfolge, die<br />

Größe <strong>und</strong> Lage der Betonierabschnitte<br />

<strong>und</strong> die Gewichte der Schalungskonstruktion<br />

mussten als Eingangsdaten der<br />

Berechnung definiert werden.<br />

10 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

4<br />

5 Ansicht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss von BW4<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

6 Querschnitte von BW4<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

7 Pylonkonstruktion<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG


8 Räumliches Stabwerksystem mit Werkstattüberhöhung<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

Aber auch die Federsteifigkeiten der<br />

Pylongründungen <strong>und</strong> die Seilsteifigkeiten<br />

galt es exakt zu berücksichtigen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der biegesteifen Ausführung<br />

der beiden Pylonen ergibt sich für den<br />

Endzustand in Brückenlängsrichtung<br />

ein statisch unbestimmtes System. Die<br />

Zwängungen infolge der Temperaturbelastungen<br />

werden durch die biegeweichen<br />

Pylonen kompensiert. Die Brücke<br />

erhält also kein Festlager, sondern ist<br />

schwimmend gelagert. Die Längskräfte<br />

infolge Bremsen <strong>und</strong> Anfahren müssen<br />

somit über die Seile in die Pylonen<br />

abgetragen werden.<br />

4 Fertigung<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der statischen Be-<br />

rechnung werden die Möglichkeiten der<br />

Fertigung festgelegt. Dabei gilt es insbe-<br />

sondere, die spezifischen Voraussetzungen<br />

der Materialbeschaffung <strong>und</strong> der Werk-<br />

statt zu berücksichtigen. Den wesentlichen<br />

Faktor stellt dabei die Festlegung<br />

der Transporteinheiten dar. Ist in der<br />

Regel das Ziel, eine hohe Vorfertigungstiefe<br />

zu erreichen, so sind jedoch immer<br />

die Frage der machbaren Transporteinheiten<br />

sowie die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Kosten zu bewerten.<br />

So wurde der Pylon in drei Elementen<br />

im Werk vorgefertigt. Der erste Schuss<br />

hatte lediglich ein Länge von ca. 5 m. Aus<br />

Fertigungs- <strong>und</strong> Transportgründen hätte<br />

das Bauteil durchaus größer sein können,<br />

da der Schuss aber in die Schalung des<br />

F<strong>und</strong>aments eingehängt werden <strong>und</strong><br />

gleichzeitig mit dem F<strong>und</strong>ament beto-<br />

niert werden musste, wurde auf ein<br />

größeres Pylonstück verzichtet. Die<br />

Pylonkopfabmessungen mit Seileinleitungskonstruktion<br />

von weniger als<br />

5,00 m erlaubten eine komplette Her-<br />

stellung im Werk.<br />

9 Traglastdiagramme: Seile mit d = 154 mm<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

Die Abmessungen der dichtverschlossenen<br />

Längsträger gab die geplante<br />

Konstruktion vor. Bei einer Breite von<br />

2,00 m <strong>und</strong> einer Höhe von 1,30 m konnte<br />

der komplette Querschnitt gefertigt wer-<br />

den. Die Längen der Träger ergaben sich<br />

durch das System des Trägerrostes. Aus<br />

statischen Gründen wurden die Seilquerträger<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die Längsträger<br />

vor <strong>und</strong> hinter den Seilquerträgern an-<br />

geschlossen. Lediglich die Pylonquerträger<br />

sind zwischen den Längsträgern<br />

eingefügt. Waren bei BW29 die Träger<br />

kürzer als 25 m, so wurden bei BW4 für<br />

die Vorlandträger Längen bis 32 m ge-<br />

wählt, um ohne temporäre Stützen in<br />

10 Fertigung der Seilquerträger<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

den Feldern auszukommen, <strong>und</strong> wei-<br />

testgehend Stahl der Sorte S355 ein-<br />

gesetzt.<br />

In einigen Abschnitten kam jedoch auch<br />

der Feinkornbaustahl S460 zum Einsatz.<br />

Bei beiden Sorten kam dabei die Güte TM,<br />

thermomechanisch gewalzt, zur An-<br />

wendung.<br />

Das anspruchsvollste Bauteil für die<br />

Fertigung stellte der Seilquerträger von<br />

BW29 dar. Aus wirtschaftlichen Gründen<br />

entschied man sich dafür, den Querschnitt<br />

mit einer Breite von ca. 6 m<br />

komplett im Werk herzustellen. Die Länge<br />

wurde durch das Transportgewicht von<br />

ca. 90 t bestimmt.<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

11


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

Der ca. 220 t schwere Seilquerträger<br />

bestand somit aus zwei Großteilen von<br />

ca. 90 t <strong>und</strong> einem Mittelelement. Der<br />

dreistegige dichtgeschweißte Hohlkasten<br />

war mit der Seileinleitung <strong>und</strong> der Durch-<br />

leitung der Längsträger, der Schräge von<br />

34°, der geometrischen Abbildung der<br />

Querneigung der Fahrbahn <strong>und</strong> der<br />

Überhöhung der spannungslosen Werk-<br />

stattform ein hochkomplexes Bauteil.<br />

Insbesondere ergab sich die Aufgabe,<br />

Materialstärken bis 70 mm zu verarbeiten<br />

<strong>und</strong> zu verschweißen.<br />

5 Montage<br />

Die Stahlbaumontage von BW29 startete<br />

mit der Montage der Einbetonierteile<br />

der Pylonen. Nach dem Betonieren <strong>und</strong><br />

Aushärten wurde das zweite Segment<br />

aufgesetzt <strong>und</strong> verschweißt. Vor dem<br />

Aufsetzen der Kopfteile wurden die<br />

12 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

11 Bauablauf für BW4<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

Unterteile ausbetoniert. Die unteren<br />

Pylonteile wurden in S460M ausgeführt.<br />

Die Blechdicken betrugen bis zu 60 mm.<br />

Die Seitenfelder der Brücke haben nur<br />

eine geringe lichte Höhe über dem an-<br />

stehenden Gelände. Das Gelände war<br />

auch für schweres Gerät zugänglich. Im<br />

Bereich der Seilquerträger waren laut<br />

Ausschreibung Betonierstützen vorgesehen.<br />

So bot sich eine wirtschaftliche Montagemethode<br />

mit mobilen Großkränen<br />

an. Alle Großbauteile wurden direkt vom<br />

Lkw in die vorgesehene Endlage ge-<br />

hoben. Das Mittelfeld im Bereich der<br />

Werra wurde von beiden Seiten in zwei<br />

Schritten im Freivorbau hergestellt. Im<br />

ersten Schritt wurden die Längsträger<br />

nach dem Pylonen montiert <strong>und</strong> ver-<br />

schweißt. Im zweiten Schritt wurden<br />

dann die Seilquerträger montiert. Der<br />

Lückenschluss wurde durch das Einheben<br />

der mittleren Längsträger vollzogen. Alle<br />

Hubvorgänge erfolgten mit Großkränen<br />

von Landseite, zum Teil im Tandemhub.<br />

Anschließend wurde in acht Abschnitten<br />

die Verb<strong>und</strong>platte betoniert. Aufgr<strong>und</strong><br />

der Verbindung beider Richtungsfahrbahnen<br />

wurde je Abschnitt immer die<br />

komplette Breite der Brücke, ca. 31 m,<br />

hergestellt.<br />

Erst nachdem die Verb<strong>und</strong>platte fertig-<br />

gestellt ist, werden die Seile eingebaut<br />

<strong>und</strong> gereckt. Dabei werden gleichzeitig<br />

die Hilfsstützen freigesetzt.<br />

Mit den Ausbaugewerken <strong>und</strong> dem<br />

Aufbringen der Deckbeschichtung<br />

werden die Arbeiten zum Bauwerk<br />

abgeschlossen.<br />

Zeitversetzt zum BW29 wurde das BW4<br />

analog hergestellt.<br />

Phase 1<br />

Phase 2<br />

Phase 3<br />

Phase 4<br />

Phase 5<br />

Phase 6<br />

Phase 7<br />

Phase 8


Nach der Fertigstellung der Widerlager<br />

<strong>und</strong> Pfeiler wurden die Pylonteile<br />

montiert.<br />

Mit der Montage der Längsträger wurde<br />

vom Widerlager 50 aus begonnen. Die<br />

gewählten Transportlängen lassen eine<br />

feldweise Montage der Stahlträger ohne<br />

weitere Unterstützungen zu. Es werden<br />

beide Richtungsfahrbahnen parallel<br />

montiert.<br />

Entgegen der Montage bei BW 29 müssen<br />

beim BW4 bereits während der Trägermontage<br />

einige Seile eingebaut werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der sehr schrägen Lagerachsen,<br />

aber auch der orthogonal angeordneten<br />

Seilquerträgern; sind zur Stützung die<br />

Seile notwendig. Noch vor dem Abschluss<br />

der Stahlbauarbeiten wird mit der Her-<br />

stellung der Verb<strong>und</strong>platte am Widerlager<br />

50 begonnen.<br />

6 Fertigstellung<br />

Mit der Fertigstellung von BW29 ist Ende<br />

2011 zu rechnen. Diese Brücke wird auch<br />

für die Massentransporte beim Bau des<br />

Tunnels benötigt. Das Bauwerk BW4 wird<br />

ca. Mitte 2012 abgeschlossen sein. Die<br />

Autofahrer werden sich aber noch etwas<br />

gedulden müssen, da die Fertigstellung<br />

des Tunnels, aber auch der restlichen<br />

Trasse, noch zwei bis drei Jahre in An-<br />

spruch nehmen wird.<br />

7 Zusammenfassung<br />

Die beiden Brücken im Zuge der Orts-<br />

umgehung Bad Oeynhausen sind<br />

herausragende Beispiele für die Leistungsfähigkeit<br />

des Werkstoffes Stahl.<br />

Anspruchsvolle Trassenführungen, hohe<br />

Gestaltungsvorgaben, geringer ökologischer<br />

Eingriff <strong>und</strong> kurze Bauzeiten zei-<br />

gen die Vorteile <strong>und</strong> hohe Qualität der<br />

Stahlverb<strong>und</strong>bauweise.<br />

Autor:<br />

Dr.-Ing. Dieter Reitz<br />

Geschäftsführer<br />

MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG,<br />

Linz<br />

12 Einsetzen des Pylonunterteils<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

Literatur<br />

[1] Frickel, J.; Schubart, R.; Hamme, M.; Fischer, T.:<br />

Neue Verb<strong>und</strong>-Schrägseilbrücken (BW29 <strong>und</strong> 4)<br />

im Zuge der BAB 30 – Nordumgehung Bad Oeynhausen;<br />

in: Stahlbau 78, Heft 12, 2009, S. 887–896.<br />

[2] Brixner, S.; Mündecke, M.; Gunkel, F.: Die neue<br />

Berliner Brücke in Halle – Erste deutsche Schrägseilbrücke<br />

in Verb<strong>und</strong>bauweise; in: Stahlbau 76,<br />

Heft 2, 2007, S. 79–86.<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

13 Freivorbau der Seilquerträger<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG<br />

14 Animation der fertigen Brücke<br />

© MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG<br />

Bauherr<br />

Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen,<br />

Regionalniederlassung Ostwestfalen-Lippe, Bielefeld<br />

Auftragnehmer<br />

Arbeitsgemeinschaft Nordumgehung Bad Oeynhausen:<br />

bickhardt bau ag, Kirchheim (Ingenieurbau)<br />

MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau GmbH & Co. KG,<br />

Linz (Stahlbau)<br />

Ausführungsplanung<br />

EHS beratende Ingenieure für Bauwesen<br />

Dr.-Ing. Schmidt-Hurtienne – Dr.-Ing. Osteroth GmbH,<br />

Lohfelden<br />

MCC Dipl.-Ing. Cerin Consulting ZT Gesellschaft m.b.H.,<br />

Salzburg<br />

Bautechnische Prüfung<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Weyer, Dortm<strong>und</strong> (BW29)<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hanswille, Bochum (BW4)<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

13


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

Brückenschlag zur Optimierung des Pkw-Handels mit Übersee<br />

Neues Verbindungsbauwerk in Bremerhaven<br />

von Jens Gunnar Jepsen<br />

Die BLG Automobile Logistics<br />

GmbH & Co. KG wickelt über den<br />

Standort Bremerhaven den Im-<br />

<strong>und</strong> Export in- <strong>und</strong> ausländischer<br />

Pkw-Produktionen ab. Importierte<br />

Fahrzeuge werden per Schiff nach<br />

Bremerhaven angeliefert, entladen<br />

<strong>und</strong> auf Parkflächen zwischengelagert.<br />

Zu abgestimmten Zeiten stellt<br />

die Railion AG im Bahnhof Kaiserhafen<br />

Güterzüge bereit, um die<br />

importierten Fahrzeuge aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> abzutransportieren. Der<br />

Export verläuft ganz entsprechend<br />

in umgekehrter Reihenfolge. Die<br />

Parkflächen liegen größtenteils<br />

nicht direkt am Wasser, sondern<br />

landeinwärts. Um bei wachsendem<br />

Handelsvolumen weiterhin wirtschaftlich<br />

im Wettbewerb anbieten<br />

zu können, entschloss sich die BLG<br />

nach der Jahrtausendwende, eine<br />

Verbindungsbrücke von den Park-<br />

flächen an der Cherbourger Straße<br />

über den Bahnhof Kaiserhafen <strong>und</strong><br />

die Straße Am Erzhafen hinweg<br />

zu dem verfüllten Osthafenkopf zu<br />

realisieren <strong>und</strong> damit die Schiffsliegezeiten<br />

deutlich zu minimieren.<br />

14 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

1 Planung<br />

1.1 Vorgaben<br />

Im November 2005 erhielt das Büro<br />

Fritz-Dieter Tollé den Auftrag, eine kos-<br />

tenoptimierte Brückenkonstruktion von<br />

den Parkflächen zu den verfüllten Flächen<br />

am Osthafen zu entwerfen, auszuschreiben<br />

<strong>und</strong> innerhalb von einem Jahr bis<br />

Ende 2006 zu realisieren.<br />

Vorgaben für die im Freihafengebiet<br />

liegende <strong>und</strong> ausschließlich innerbetrieblich<br />

genutzte Brücke sind eine zweispurige<br />

Verkehrsfläche von 6,50 m Breite<br />

mit 50 km/h Entwurfsgeschwindigkeit,<br />

die Befahrbarkeit mit Fahrzeugen bis zu<br />

30 t im Einspurverkehr <strong>und</strong> beidseitige<br />

Gehwege von je 0,50 m.<br />

1.2 Randbedingungen<br />

1.2.1 Topographie<br />

Die Parkflächen Cherbourger Straße<br />

liegen östlich des Bahnhofs Kaiserhafen<br />

auf einem Niveau von ca. 4,20 m ü. NN.<br />

Nach Nordwesten wird das Gelände durch<br />

die neue viergleisige Pkw-Verladung<br />

<strong>und</strong> ein Parkhaus abgeschlossen. Süd-<br />

lich davon quert die ehemalige Erzbrücke,<br />

derzeit umgebaut zur einspurigen<br />

Pkw-Befahrung, die Gleise. Westlich der<br />

Parkflächen befinden sich der auf zur-<br />

zeit 17 Gleise ausgebaute Hafenbahnhof<br />

Kaiserhafen, ein Privatgleisanschluss <strong>und</strong><br />

die abknickende Gleisachse zum Bahn-<br />

hof Nordhafen. Die zweispurige Straße<br />

Am Erzhafen mit Gehweg <strong>und</strong> Grünstreifen<br />

trennt die Gleise vom verfüllten<br />

Osthafen.<br />

1 Lageplan<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Dem Brückenprojekt voraus- <strong>und</strong> paral-<br />

lellaufend wird das Osthafenende auf<br />

eine Endhöhe von ca. 2,70 m ü. NN<br />

aufgespült. Die gewonnene Fläche dient<br />

als Puffer <strong>und</strong> Verkehrsführung zu den<br />

jeweiligen Schiffsanlegern.<br />

1.2.2 Baugr<strong>und</strong><br />

Zur Erk<strong>und</strong>ung des Baugr<strong>und</strong>es wurden<br />

Bohrungen <strong>und</strong> Drucksondierungen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse durch<br />

das Gr<strong>und</strong>baubüro Jacobsen beurteilt.<br />

Die Bodenaufschlüsse zeigen unter den<br />

ehemaligen Aufspülungen mächtige,<br />

ca. 16 m tiefe Weichschichten. Darunter<br />

folgen mitteldicht bis dicht gelagerte<br />

Lauenburger Tonschichten, mit Sanden<br />

durchzogen. Der Gutachter schlug eine<br />

Ortbetonrammpfahlgründung vor. Die<br />

Druckpfähle (d = 56 cm) konnten bis zu<br />

einer Tragfähigkeit von ca. 1,80 MN<br />

ausgelastet werden, Zugpfähle bis zu<br />

einer Tragfähigkeit von ca. 0,50 MN.<br />

Zur Reduzierung von Mitnahmesetzungen<br />

(negative Mantelreibung auf die<br />

Pfähle) aus dem Fahrbahndamm wurden<br />

die Widerlager frühzeitig hinterfüllt. Für<br />

das Bauwerk schädliche unterschiedliche<br />

Setzungen wurden aufgr<strong>und</strong> der Tief-<br />

gründung nicht erwartet.


2 Gleisquerung im Bahnhofsbereich<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Infolge einer noch nicht abgeschlossenen<br />

Konsolidierung <strong>und</strong> fehlender Stand-<br />

sicherheit im verfüllten Osthafen konnte<br />

eine schwere Ramme nicht eingesetzt<br />

werden. Als Alternative wurden Stahl-<br />

rohrpfähle mit d = 41 cm vorgeschlagen.<br />

Der noch deutlich erkennbare Setzungsvorgang<br />

war über eine negative Mantelreibung<br />

<strong>und</strong> einen horizontalen Fließdruck<br />

abzubilden.<br />

1.2.3 Bahnbetrieb<br />

Die zu querenden 23 Gleise ließen sich<br />

in die vier Gleise der Autoverladung, die<br />

dem Bauherrn unterstehen, einen wenig<br />

frequentierten privaten Gleisanschluss,<br />

das direkte Zugangsgleis 312 zum Bahn-<br />

hof Nordhafen <strong>und</strong> die 17 Gleise der<br />

Hafenbahn unterteilen.<br />

Die sechs westlichen Gleise im Bahnhof<br />

<strong>und</strong> das Gleis 312 waren mit Oberleitungen<br />

elektrifiziert <strong>und</strong> hinsichtlich der<br />

Haltekonstruktionen besonders zu be-<br />

achten. Für alle Gleise mussten für die<br />

Bauphasen <strong>und</strong> den Endzustand die<br />

jeweiligen Lichtraumprofile beachtet<br />

werden. Das gesamte Gleisfeld im Bahn-<br />

hof Kaiserhafen war mit Mastleuchten<br />

für eine qualifizierte Arbeitsausleuchtung<br />

für den Rangierbetrieb ausgestattet.<br />

4 Verfüllung am Osthafen<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Darüber hinaus musste in dem historischen<br />

Bahngelände außer mit bekannten<br />

auch mit unbekannten Medientrassen<br />

gerechnet werden.<br />

Sperrpausen, Gleisumlagerungen <strong>und</strong><br />

jegliche Abstimmungen zu Arbeiten im<br />

Bahnbetrieb hatten über die DB Netz,<br />

bremenports <strong>und</strong> Railion zu erfolgen.<br />

Die genehmigende Behörde war das<br />

Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt Hannover mit<br />

der Außenstelle in Bremen.<br />

1.2.4 Straßenbetrieb<br />

Ähnlich wie das Gleis 312 war auch<br />

die Straße Am Erzhafen die direkte An-<br />

bindung zum Nordhafen <strong>und</strong> von daher<br />

stark vom Pkw-, Lkw- <strong>und</strong> Slw-Verkehr<br />

beansprucht. Im Grünstreifen befanden<br />

sich Gas- <strong>und</strong> Mittelspannungsleitungen<br />

sowie Medientrassen, die der Versorgung<br />

der Infrastruktur am Nordhafen dienten.<br />

Die Abstimmungen der Baumaßnahmen<br />

<strong>und</strong> deren Genehmigung erfolgten über<br />

die Straßenbehörde des Hansestadt<br />

Bremischen Hafenamtes.<br />

1.2.5 Verfüllung Osthafen<br />

Im Jahre 2004 verlangte die Schaffung<br />

dreier neuer Anleger die Umgestaltung<br />

des Osthafens. Das nordöstliche Ende<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

des Hafenbeckens wurde durch eine mit<br />

Schrägpfählen rückverankerte gemischte<br />

Sp<strong>und</strong>wand abgeteilt. Wasserseitig der<br />

Sp<strong>und</strong>wand erfolgten die Schlickausbaggerung<br />

<strong>und</strong> die Umlagerung auf den<br />

geplanten landseitigen Abschnitt im<br />

Kontraktorverfahren. Die Schlickoberkante<br />

wurde durch Geotextile abgedeckt<br />

<strong>und</strong> mit ca. 2 m Sand überschüttet.<br />

Als setzungsbeschleunigende Maßnahmen<br />

wurden für die ca. 1,50 m prognostizierten<br />

Primärsetzungen Vertikaldräns<br />

eingesetzt. Die Langzeitsetzungen wur-<br />

den mit etwa einem weiteren Meter<br />

abgeschätzt.<br />

Zum Start des Brückenbauprojektes<br />

dauerten die Sandverfüllungen noch an.<br />

Die Abstimmung im Projekt der Verfüllung<br />

Osthafen erfolgte über die PHW<br />

(Planer für Hafenflächenrecycling <strong>und</strong><br />

Wasserbau) aus Hamburg.<br />

3 Einbringen der Ortbetonrammpfähle<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

15


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

1.3 Entwurf<br />

1.3.1 Überbau<br />

In Anbetracht der verschiedenen<br />

Randbindungen <strong>und</strong> der besonderen<br />

Wirtschaftlichkeit wurde eine im Gr<strong>und</strong>-<br />

riss geradlinige Brücke mit nahezu<br />

rechtwinkliger Kreuzung der Bahnhofsgleise<br />

gewählt. Um auch eine möglichst<br />

geringe Höhenentwicklung zu verursachen,<br />

wurde dem Bauherrn eine Trog-<br />

brücke mit zwei 2,20 m hohen Längs- <strong>und</strong><br />

60 cm hohen Querträgern im Abstand<br />

von ca. 3,80 m sowie orthotroper Platte<br />

in den Stahlgüten S 235 <strong>und</strong> S 355<br />

vorgeschlagen.<br />

6 Brückenansicht<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Randbedingungen in den<br />

Verkehrsflächen unterhalb der Brücke<br />

ergab sich eine sinnvolle Unterstützung<br />

in acht Achsen mit Stützweiten zwischen<br />

ca. 35 m <strong>und</strong> 45 m. Die Gesamtlänge von<br />

ca. 267,10 m wurde durch Fugen in zwei<br />

Zweifeld- <strong>und</strong> ein Dreifeldsystem unter-<br />

teilt. Die Aussteifungen in Längsrichtung<br />

bilden die Widerlager sowie der Stahlbetonrahmen<br />

in Achse 3. In Brückenquerrichtung<br />

ist jeweils das nördliche Lager<br />

fixiert. Die Verkehrsfläche wurde mit<br />

einem zweilagigen Gussasphalt <strong>und</strong> die<br />

Gehwege mit einer Epoxidharzbeschichtung<br />

versehen. Die Brückenentwässerung<br />

erfolgte über ein Quergefälle von 2 %<br />

<strong>und</strong> Längsgefälle entsprechend der<br />

Gradiente.<br />

16 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

5 Höhenplan<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Ausgestattet wurde der Überbau mit<br />

einer Mastbeleuchtung für die Fahrbahn<br />

<strong>und</strong> unterseitig der Brücke mit einer<br />

Gr<strong>und</strong>beleuchtung für den Rangierbetrieb.<br />

Den Nachweis der Blendfreiheit für<br />

den Bahnhofsbetrieb führte der Beratende<br />

Ingenieur Brunken.<br />

Oberhalb der elektrifizierten Gleise 1–6<br />

<strong>und</strong> 312 erhielt die Brücke einen Berüh-<br />

rungsschutz. Der Überbau <strong>und</strong> sämtliche<br />

7 Regelquerschnitt<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Bauart Stahltrogbrücke mit orthotroper Platte<br />

Brückenklasse 30/30 nach DIN 1072<br />

Einzelstützweiten ca. 34,90 m + 37,60 m + 38,40 m + 43,50 m<br />

+ 36,70 m + 38,00 m + 38,00 m<br />

Gesamtstützweiten ca. 267,10 m<br />

Lichte Weite zwischen Widerlagern ca. 266,00 m<br />

Kleinste lichte Höhe 6,00 m über SOK<br />

Kreuzungswinkel ca. 97 gon zu den Gleisachsen<br />

Breite zwischen den Trogwänden 7,50 m<br />

Fahrbahnbreite 6,50 m<br />

Notgehwege beidseitig 0,50 m<br />

Brückenfläche ca. 2.000 m²<br />

Gr<strong>und</strong>riss R = ∞<br />

Aufriss Kuppe mit R = 500 m, 3.000 m, 500 m<br />

Rampenanschlüsse Wanne mit R = 500 m (West <strong>und</strong> Ost)<br />

8 Hauptabmessungen <strong>und</strong> Trassierungselemente<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Stützen im Gleisbereich sind an die Bahn-<br />

erde angeschlossen worden.<br />

Für die betriebsinterne Kommunikation<br />

wurden sechs Leerrohre am Längsträger<br />

befestigt.<br />

Entsprechend der Firmenfarbe der BLG<br />

ist die Brücke gemäß ZTV-ING korrosionsgeschützt<br />

<strong>und</strong> abschließend in RAL 5002<br />

(blau) gestrichen worden.


9 Pfahlloch <strong>und</strong> …<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

10 Herstellung der Pfahlkopfplatte<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

1.3.2 Stützungen<br />

An den Brückenenden sind tiefgegründete<br />

Widerlager mit Flügel-, Kammerwänden<br />

<strong>und</strong> Sohlplatte in Ortbeton der Güte<br />

C 30/37 <strong>und</strong> C 35/45 (XC 3, XD 1 <strong>und</strong> XF 1)<br />

erstellt worden. Sie dienen der Längs-<br />

<strong>und</strong> Queraussteifung der jeweiligen Ab-<br />

schnitte <strong>und</strong> bilden den Übergang zu den<br />

Rampen.<br />

In Achse 3 <strong>und</strong> 6 wurden Stahlbetonrahmen<br />

mit Quer- <strong>und</strong> in Achse 3 zusätzlich<br />

mit Längsbelastung vorgesehen. Auch<br />

hier erfolgte die Herstellung in Ortbeton<br />

der Güte C30/37 (XC3, XD 1 <strong>und</strong> XF 1).<br />

In den Achsen 2, 4, 5 <strong>und</strong> 7 wurden<br />

ausgekreuzte Stahlrahmen zum vertikalen<br />

<strong>und</strong> horizontalen Lastabtrag<br />

eingesetzt. Sie erhielten einen Endanstrich<br />

in RAL 1018 (gelb).<br />

1.3.3 Gründungen<br />

Die Aufnahme der angreifenden Mo-<br />

mente <strong>und</strong> Kräfte <strong>und</strong> ihre Ableitung in<br />

den Baugr<strong>und</strong> erfolgte über räumliche<br />

Pfahlböcke mit den Ortbeton- bzw. den<br />

Stahlrohrrammpfählen. Auf die Pfahlkopfplatten<br />

wurden die Widerlagerwände<br />

<strong>und</strong> Rahmenstützen sowie Podeste zur<br />

Absicherung eines Anpralls gegen die<br />

Stahlrahmen betoniert.<br />

2 Ausführung<br />

Im Frühjahr 2006 erfolgte die Projektrealisierung<br />

mit der Beauftragung an die<br />

Firma Krupp Stahlbau Hannover für den<br />

Überbau im April, für die Erd- <strong>und</strong> Stahl-<br />

betonarbeiten an die Firma August<br />

Reiners sowie für die Tiefgründung an<br />

die Firma Fredrich im Mai.<br />

Als vorbereitende Maßnahmen wurden<br />

im Bahnhofsbereich die Oberleitungen<br />

der Gleise 1–6 abgesenkt <strong>und</strong> die Mast-<br />

leuchten im direkten Umfeld der Brücke<br />

zurückgebaut. Im Osthafen dauerte die<br />

Verfüllung noch an <strong>und</strong> befand sich<br />

in der Phase des Sandeinbaues.<br />

Die Herstellung der Tiefgründung er-<br />

folgte mit einer Hydraulikramme Junttan<br />

Typ 7 zuerst in den Achsen 1 <strong>und</strong> 2. Um<br />

an die Bauorte der Achsen 3 <strong>und</strong> 4 her-<br />

anzukommen, wurde eine Baustraße quer<br />

zu den Gleisen verlegt. In Sperrpausen<br />

konnte die Pfahlramme in den Bahnhofsbereich<br />

eingebracht werden, um die<br />

Ortbetonrammpfähle herzustellen.<br />

Insgesamt wurden 39 Pfähle mit durch-<br />

schnittlich 25 m Länge hergestellt.<br />

Im Schutze von Sp<strong>und</strong>wandverbauten<br />

konnten unter örtlich sehr begrenzten<br />

Verhältnissen die Pfahlkopfbalken her-<br />

gestellt werden. In den Achsen 3 <strong>und</strong> 6<br />

folgte die aufgehende Herstellung der<br />

Stahlbetonrahmen <strong>und</strong> in Achse 1 des<br />

13 Werksfertigung der orthotropen Platte<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

11 Stahlbetonrahmen in Achse 3<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

12 Stahlrahmen in Achse 2<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Widerlagers. Parallel wurde die alterna-<br />

tive Tiefgründung mit 21 Stahlrohrrammpfählen<br />

mit der Länge von ca. 20 m im<br />

verfüllten Osthafenbereich ausgeführt.<br />

Während in Hannover noch die Bleche<br />

für die einzelnen Brückensegmente<br />

geschnitten <strong>und</strong> zusammengesetzt<br />

wurden, konnten in den Achsen 2, 4, 5<br />

<strong>und</strong> 7 vor Ort die ausgekreuzten Stahl-<br />

rahmen montiert werden.<br />

14 Montage mit Vorschubeinrichtung<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

17


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

15 Transport auf der Baustelle<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Über die Straße wurden aus Hannover-<br />

Langenhagen die 22 vorgefertigten<br />

Brückenelemente nach Bremerhaven<br />

transportiert. Sie hatten eine Breite von<br />

ca. 4,10 m (Hälfte der Brückenbreite) <strong>und</strong><br />

eine Länge von ca. 21,50 m–28,30 m mit<br />

einem Gesamtgewicht bis ca. 25 t. Auf<br />

der Baustelle wurden die Elemente zur<br />

kompletten Breite zusammengesetzt<br />

<strong>und</strong> über fahrbare Achsen zur Vorschubstelle<br />

verbracht.<br />

Das Konzept der ausführenden Firma<br />

Krupp Stahlbau Hannover sah ein Takt-<br />

schieben von der Achse 2 bis über die<br />

Achse 6 vor. Separat eingehoben wurden<br />

die Elemente der Achse 1–2 <strong>und</strong> 7–8. In<br />

einer Nachtsperrung der Straße wurde<br />

das Schlussstück Achse 6–7 eingesetzt<br />

<strong>und</strong> die Brücke komplett von der Ver-<br />

schub- auf die Lagerebene abgelassen.<br />

17 Realisiertes Verbindungsbauwerk<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

18 Brückenansicht von Süden<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

18 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

16 Einsetzen des Schlussstücks in Achse 6–7<br />

© Fritz-Dieter Tollé<br />

Nach dem Verschweißen der Stöße,<br />

Aufbringen des Korrosionsschutzes <strong>und</strong><br />

Einbau der Fahrbahnübergänge konnte<br />

die Verkehrsfläche hergestellt werden.<br />

An den Brückenenden wurden die<br />

Erdkörper für Rampen <strong>und</strong> die Fahrbahnbeläge<br />

hergestellt. Im verfüllten Osthafen<br />

wurden aufgr<strong>und</strong> der noch deutlichen<br />

Setzungsgeschwindigkeit zunächst nur<br />

eine geschotterte Fahrbahn <strong>und</strong> eine<br />

Schleppplatte, die mehrfach angehoben<br />

<strong>und</strong> unterfüttert werden musste,<br />

ausgeführt.<br />

Am 10. November 2006 konnte die<br />

Befahrbarkeit der Brücke der BLG<br />

Automobile Logistics gemeldet<br />

werden.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. (TU) Jens Gunnar Jepsen<br />

Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />

Architekten Stadtplaner Ingenieure,<br />

Verden<br />

Bauherr<br />

BLG Automobile Logistics GmbH & Co. KG, Bremerhaven<br />

Objektplanung<br />

Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />

Architekten Stadtplaner Ingenieure, Verden<br />

Tragwerksplanung<br />

iCW Ingenieur Consult, Weimar<br />

Fritz-Dieter Tollé Architekt BDB<br />

Architekten Stadtplaner Ingenieure, Verden<br />

Prüfingenieur<br />

Dr.-Ing. Rainer Wegner, Bremen<br />

Bodengutachten<br />

Gr<strong>und</strong>baubüro Jacobsen, Bremerhaven<br />

Vermessung<br />

Vermessungs- <strong>und</strong> Ingenieurbüro Neumann & Gruber,<br />

Stade<br />

Lichtplanung<br />

Brunken Lichttechnik, Oststeinbek<br />

Bauausführung<br />

Krupp Stahlbau Hannover GmbH KSH, Duisburg<br />

August Reiners Bauunternehmung GmbH, Bremen<br />

Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH, Bremerhaven<br />

Geidel Baugesellschaft mbH Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau, Langen<br />

Matthäi Bauunternehmen, Bremerhaven<br />

Balfour Beatty Rail GmbH Power Systems, Essen


Geschichte eines Gesamtkunstwerks zwischen 1850 <strong>und</strong> 2010<br />

Charlottenburger Brücke <strong>und</strong> Tor in Berlin<br />

von Wolfgang Stockhaus<br />

Aus ihrer Lage an einer ehemaligen<br />

Stadtgrenze ergaben sich besondere<br />

Funktionen der Brücke über den<br />

Landwehrkanal <strong>und</strong> des Tors östlich<br />

des Kanals: Beide markieren die<br />

Stadtgrenze des ehemals unabhängigen<br />

Charlottenburg, sie bildeten<br />

die notwendige Verbindung zwi-<br />

schen Charlottenburg <strong>und</strong> Berlin<br />

<strong>und</strong> repräsentierten Charlottenburg<br />

gegenüber Berlin. Diesen Funktionen<br />

entsprang eine ganz eigene<br />

Identität der beiden Bauwerke,<br />

die sich aufgr<strong>und</strong> dessen während<br />

ihrer Baugeschichte gewisser-<br />

maßen zu einem Gesamtkunst-<br />

werk entwickelten.<br />

2 Charlottenburger Tor als Gesamtkunstwerk, um 1910<br />

© Landesbildstelle Berlin<br />

1 Gemauerter Segmentbogen mit Kandelabern, um 1910<br />

© Heimatmuseum Charlottenburg<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

1 Die erste Brücke<br />

1705 gegründet, war Charlottenburg<br />

bis 1920 eine selbständige Stadt. 8 km<br />

westlich von Berlin gelegen, bildete der<br />

Landwehrkanal ihre Grenze. 1850 wurde<br />

der Flossgraben zum Landwehrkanal<br />

ausgebaut. Östlich des Kanals wurden<br />

1857 zwei Chausseehäuser errichtet, die<br />

der Steuereinziehung dienen sollten. Eine<br />

kleine Zugbrücke verband die Charlottenburger<br />

Seite mit diesen Gebäuden. Die<br />

kleine Stadt mit dem Schloss Charlottenburg<br />

<strong>und</strong> der vom Schloss nach Süden<br />

verlaufenden Schlossstraße entwickelte<br />

sich über die Jahrzehnte nach Osten hin<br />

in Richtung Berlin <strong>und</strong> galt schließlich<br />

200 Jahre später als reichste Stadt<br />

Preußens.<br />

3 Gr<strong>und</strong>riss von 1910<br />

© Zentralblatt der Bauverwaltung (1909)<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

19


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

5 Gr<strong>und</strong>riss von 1934<br />

© Berliner Bauverwaltung<br />

4 Luftaufnahme von Gesamtensemble <strong>und</strong> Landwehrkanal, 1920<br />

© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

6 Brückenverbreiterung: scheitrechter Bogen, um 1939<br />

© Heimatmuseum Charlottenburg<br />

20 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

2 Die zweite Brücke<br />

Anlässlich der 200-Jahr-Feier beschloss<br />

die Stadt, anstelle der alten Zollhäuser<br />

eine imposante Architektur mit Tor <strong>und</strong><br />

Kandelabern als Pendant zum Brandenburger<br />

Tor zu errichten. Die Brücke wurde<br />

verbreitert, auf der Ostseite des Landwehrkanals<br />

flankierten die Charlottenburger<br />

Chaussee zwei Kolonnaden als<br />

Torflügel <strong>und</strong> die Westseite des Kanals<br />

<strong>und</strong> der Brücke zwei Kandelaber mit je<br />

acht Bogenleuchten.<br />

Die Brückenkonstruktion bestand aus<br />

einem gemauerten Segmentbogen, der<br />

eine geringe Erhöhung, quasi einen<br />

kleinen Buckel des Fahrdammes, zur<br />

Folge hatte. Neben dem südlichen Tor<br />

entstand eine halbr<strong>und</strong>e Sitzterrasse<br />

mit Bänken, Pflanzkübeln <strong>und</strong> einem<br />

filigranen Gitter, so dass man auf den<br />

Kanal blicken konnte. Dieser Zustand<br />

der Brücke <strong>und</strong> des Tores blieb bis 1938<br />

bestehen.<br />

3 Die dritte Brücke<br />

Um ihren Militärparaden, auch solchen<br />

mit Panzern, <strong>und</strong> Aufmärschen einen<br />

entsprechenden Ort zu geben, entschieden<br />

die Nationalsozialisten 1938, die<br />

Ost-West-Magistrale zu verbreitern <strong>und</strong><br />

die geringe Erhöhung des Fahrdammes<br />

zu nivellieren. Die vorhandene Segmentbrücke<br />

wurde abgerissen <strong>und</strong> durch<br />

einen scheitrechten Bogen ersetzt, des-<br />

sen Errichtung eine Stahlträgerkonstruktion<br />

notwendig machte.<br />

Sowohl die beiden Torflügel als auch die<br />

Kandelaber mussten auseinandergerückt<br />

werden. Der Abstand zwischen den Tor-<br />

flügeln wurde von 17,00 m auf 34,00 m<br />

erweitert. Der Torcharakter ging damit<br />

verloren.<br />

4 Restauriert <strong>und</strong> rekonstruiert<br />

Den Kriegszerstörungen fielen die beiden<br />

Kandelaber zum Opfer, die Torflügel wur-<br />

den schwer beschädigt <strong>und</strong> ihrer Bronze-<br />

skulpturen auf den Innenpfeilern beraubt.<br />

Die Torflügel, nach dem Krieg notdürftig<br />

<strong>und</strong> dann bautechnisch falsch repariert,<br />

wurden als Tor nicht mehr wahrgenommen.<br />

Dieser Zustand blieb bis zur Jahr-<br />

tausendwende. Zunächst wurden die<br />

Torflügel nachhaltig durch die Stiftung<br />

Denkmalschutz Berlin instand gesetzt, die<br />

diese Arbeiten über Werbung finanzierte.<br />

2005 rief die Stiftung einen »Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

Charlottenburger Tor« ins Leben,<br />

mit der Aufgabe, Überlegungen für die<br />

Verbesserung des gesamten Umfeldes<br />

des Tores <strong>und</strong> der Brücke anzustellen.<br />

7 Geschlossene Brüstung, Zustand 1939–2008<br />

© Wolfgang Stockhaus<br />

8 Bauwerk ohne Kandelaber, Zustand 1950–2008<br />

© Wolfgang Stockhaus


9 Ensemble nach Restaurierung <strong>und</strong> Neukonzeption<br />

© Wolfgang Stockhaus<br />

Damit stellte sich die Frage nach der<br />

weiteren Komplettierung dieses Gesamt-<br />

kunstwerkes. Der Fre<strong>und</strong>eskreis wurde<br />

tätig, <strong>und</strong> ich konnte anhand histori-<br />

scher Unterlagen sowohl die Vorplanung<br />

im Maßstab 1:200 für die Gesamtgestaltung<br />

als auch die Detailplanung für die<br />

Granitbänke der südlichen Sitzterrasse,<br />

der Bastion, erstellen.<br />

Nach Klärung verkehrstechnischer Fragen<br />

bezüglich des Fahrradverkehrs <strong>und</strong> nach<br />

ersten Entwürfen für die neue Pflasterung<br />

der Brückenoberfläche konnte die Stif-<br />

tung für die Rekonstruktion der zwei<br />

21 m hohen Kandelaber einschließlich<br />

der neuen Brückenbeleuchtung, der<br />

Brückenanfänger <strong>und</strong> der Neugestaltung<br />

der Sitzterrasse, der »Bastion«, mit Öff-<br />

nung der Brüstung, schmiedeeisernen<br />

Gittern, Pflanzkübeln <strong>und</strong> Granitsitzbänken,<br />

gewonnen werden.<br />

12 Umgestaltung der Bastion<br />

© Wolfgang Stockhaus<br />

B R Ü C K E N B AU W E R K E<br />

10 »Torsituation« mit rekonstruierten Kandelabern<br />

© Wolfgang Stockhaus<br />

11 Heutiger (Brücken-)Gr<strong>und</strong>riss<br />

© Wolfgang Stockhaus<br />

Somit werden Torflügel, Kandelaber,<br />

Brückenanfänger auf der Westseite, die<br />

neue Brückenoberfläche, die wiedererstandene<br />

Sitzterrasse <strong>und</strong> die Verlegung<br />

der Fahrradwege auf das Verkehrsstraßenniveau<br />

als Gesamtkunstwerk wahr-<br />

genommen. Die Finanzierung der re-<br />

konstruierten Kandelaber wurde nur<br />

über Werbung ermöglicht.<br />

Am 27. Juni 2010 wurde die gesamte<br />

Anlage der Bezirksbürgermeisterin des<br />

Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

Monika Thiemen, sowie Baustadtrat<br />

Klaus-Dieter Gröhler festlich übergeben.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Stockhaus<br />

Berlin<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

21


<strong>BRÜCKENBAUWERKE</strong><br />

Anwendung eines neuen Sprengverfahrens<br />

Sprengung der Talbrücke Theilheim<br />

von Georg Falk<br />

Östlich von Würzburg zwischen der<br />

Mainbrücke Randersacker <strong>und</strong> dem<br />

Autobahnkreuz Biebelried ist der<br />

sechsstreifige Ausbau der B<strong>und</strong>esautobahn<br />

A 3 auf ca. 10 km Länge<br />

in vollem Gang. Die alte Talbrücke<br />

Theilheim, ein Dreifeldbauwerk mit<br />

Kastenquerschnitt aus den 1960er<br />

Jahren <strong>und</strong> mit ca. 160 m Länge war<br />

dafür neu zu errichten.<br />

1 Einleitung<br />

Etwa um 20 m nach Süden verrückt, er-<br />

hielt die Richtungsfahrbahn Nürnberg der<br />

Talbrücke die Struktur eines zweistegigen<br />

gevouteten Plattenbalkens der Längen<br />

2 x 40,50 m + 2 x 52,50 m = 186 m (vier<br />

Felder). Die Pfeiler der neuen Brücke<br />

besitzen einen rechteckigen Gr<strong>und</strong>riss,<br />

sind am Pfeilerkopf aufgeweitet <strong>und</strong><br />

massiv.<br />

1<br />

2<br />

22 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

3<br />

4<br />

5 6 Sprengung des Bauwerks am 19. Januar 2011<br />

© Autobahndirektion Nordbayern<br />

Mit dem Bau wurde im Herbst 2009 be-<br />

gonnen. Ende 2010 wurde der Verkehr<br />

der alten Brücke als 4+0-Verkehr auf<br />

den fertiggestellten neuen Überbau<br />

umgelegt.<br />

2 Vorbereitungen zur Sprengung<br />

Die alte Brücke konnte somit beseitigt<br />

werden. Der Abbruch sollte ursprünglich<br />

auf konventionelle Weise vorgenommen<br />

werden, erfolgte dann jedoch, um Zeit zu<br />

sparen, durch Sprengung. Das Besondere<br />

daran war die sogenannte Vollraumsprengung,<br />

mit der die Pfeiler beseitigt wur-<br />

den. Dabei werden die alten, r<strong>und</strong>en<br />

Hohlpfeiler (Durchmesser 4,00 m, Wand-<br />

stärke 40 cm) mit Wasser gefüllt. Da<br />

Wasser nicht komprimierbar ist, wirkt<br />

der Explosionsdruck bei der Sprengung<br />

gleichmäßig auf die Betonwandung.<br />

Wie Sand wird dabei der Beton in kleine,<br />

leicht zu entfernende Trümmer pulverisiert.<br />

Zudem entsteht auch kaum Explo-<br />

sionsstaub, da das Wasser den meisten<br />

Staub bindet. Die Besichtigungstüren<br />

am Fuß der Pfeiler wurden druckwasserdicht<br />

verschlossen <strong>und</strong> der Pfeilerkopf<br />

mit einer 60 cm großen Öffnung ver-<br />

sehen. Zusätzlich mussten Zurrgurte, auf<br />

ähnliche Weise wie bei der Ladungsbefestigung<br />

auf Lkws, die Pfeiler sichern,<br />

um dem Wasserdruck standhalten zu<br />

können (Bewehrungsgrad der Pfeiler<br />

< 0,50 %). Anschließend konnte mit<br />

der Wasserbefüllung begonnen werden<br />

(358 m³). In das Wasser wurde eine<br />

gelatinöse, wasserunlösliche Sprengschnur<br />

aus Nitropenta P.E.T.N. eingehängt.<br />

Damit der Überbau sich im Fallen nicht<br />

verwindet <strong>und</strong> die unmittelbar danebenstehende<br />

neue Brücke beschädigt, wurde<br />

er an den Momentennullpunkten <strong>und</strong><br />

am Widerlager ebenfalls durch Gelenksprengung<br />

geknickt. Die Pfeiler der un-<br />

mittelbar benachbarten neuen Brücke<br />

sind mittels Vlies vor Beschädigung durch<br />

Streuflug geschützt.


3 Sprengung der Brücke<br />

Die Sprengung der Brücke erfolgte am<br />

19. Januar 2011. Während der Sprengung<br />

wurde der Verkehr auf der BAB A 3 kurz-<br />

fristig angehalten, ein Sicherheitsbereich<br />

von 200 m um die Sprengung evakuiert.<br />

Die Pfeiler fielen wie vorgesehen in sich<br />

zusammen. Um Millisek<strong>und</strong>en verzögert,<br />

stürzten wie geplant die beiden alten<br />

Überbauten im Ganzen senkrecht nach<br />

unten in ein vorbereitetes Fallbett,<br />

bestehend aus hochbindigem Material,<br />

um Erschütterungen auszuschließen.<br />

Hydraulikhämmer zerkleinern die<br />

Trümmer, die anschließend von Lkws<br />

abtransportiert werden. Nach Abschluss<br />

dieser Arbeiten wird die unter der Brücke<br />

hindurchführende Kreisstraße WÜ 64<br />

wieder für den Verkehr freigegeben.<br />

Die nicht durch Sulfate kontaminierten<br />

Wassermassen aus den gesprengten<br />

Pfeilern wurden in Rückhaltebecken<br />

aufgefangen <strong>und</strong> dann kontinuierlich<br />

in den Jakobsbach, der durch Theilheim<br />

fließt, geleitet, um so Überschwemmungen<br />

zu verhindern.<br />

Anstelle der beiden durch Sprengung<br />

beseitigten alten Brücken (zwei Richtungsfahrbahnen)<br />

wird nun die Richtungsfahrbahn<br />

Würzburg der Talbrücke<br />

Theilheim gebaut. Der Abschnitt Randersacker–Biebelried<br />

der A 3 soll bis Ende<br />

2012 fertiggestellt werden.<br />

Autor:<br />

Baudirektor Dipl.-Ing. Georg Falk<br />

Autobahndirektion Nordbayern,<br />

Nürnberg<br />

Bauherr<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Auftraggeber<br />

Autobahndirektion Nordbayern<br />

Dienststelle Würzburg<br />

Bauausführung<br />

Leonhard Weiß GmbH & Co. KG, Satteldorf<br />

Sprengung<br />

Georg Reisch GmbH & Co. KG, Apfeldorf<br />

Sachverständiger Sprengung<br />

Dr.-Ing. Rainer Melzer, Dresden<br />

(im Auftrag der Abbruchfirma<br />

Ruppert GmbH & Co. KG, Frickenhausen)<br />

Baubegleitende Betreuung<br />

Dipl.-Geologe Martin Hopfe,<br />

Thüringer Sprenggesellschaft mbH, Kaulsdorf<br />

Prüfingenier<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Hock, Haibach<br />

Symposien<br />

MixedMedia<br />

Konzepts<br />

Veranstaltungen<br />

Mediaplanung<br />

MixedMedia<br />

Veranstaltungen der<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />

mit ihrem Event-Offi ce MixedMedia Konzepts<br />

12. Symposium Brückenbau<br />

2. Symposium Flughafenbau<br />

4. Symposium Sportstättenbau<br />

(Bauen für Olympia <strong>und</strong> die WM)<br />

Parkhausbau als Fachveranstaltung:<br />

Hier werden Tiefgaragen, Parkhäuser sowie<br />

deren Erhaltung <strong>und</strong> Renovierung thematisiert.<br />

Weiterhin werden erörtert:<br />

Bau von Tank- <strong>und</strong> Rastanlagen einschließlich<br />

neuer Lkw-Rastplätze mit den erforderlichen<br />

Telematik-Einrichtungen.<br />

Events<br />

Informieren Sie sich doch einfach auf<br />

unserer Website www.mixedmedia-konzepts.de<br />

oder, noch besser, rufen Sie uns an.<br />

Wir stehen unter 06 11/98 12 92-0 gerne Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />

MixedMedia Konzepts<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

23


SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />

Hochwertige Ingenieurbauwerke<br />

Schalungen <strong>und</strong> Traggerüste für den Brückenbau<br />

von Roland L. Schmitt<br />

Gelungene Brückenbauwerke<br />

werden als ȟberzeugend, dank<br />

der gelungenen Kombination aus<br />

schlichter Eleganz <strong>und</strong> innovativer<br />

Konstruktionsidee« (Deutscher<br />

Brückenbaupreis) beschrieben.<br />

Handelt es sich dabei um Stahlbeton-<br />

<strong>und</strong> Spannbetonbrücken,<br />

werden diese Bauwerke in Schalungen<br />

geformt <strong>und</strong> bis zu ihrer<br />

eigenen Lastaufnahmefähigkeit<br />

von Traggerüsten unterstützt.<br />

Schalungen <strong>und</strong> Rüstungen sind<br />

zwar nur »negativ« <strong>und</strong> »temporär«,<br />

da sie lediglich der Formgebung<br />

dienen <strong>und</strong> nach der Fertigstellung<br />

des Bauwerks wieder abgebaut<br />

werden. Diese Konstruktionen sind<br />

aber ebenso Ingenieurbauwerke,<br />

deren Aufgabe es ist, nicht nur<br />

die gewünschte Form zu geben,<br />

sondern beim Bau auch für die<br />

Minimierung des Material- <strong>und</strong><br />

Lohnaufwandes <strong>und</strong> für die Maximierung<br />

der Sicherheit zu sorgen.<br />

Neben »Anmut, Schlankheit <strong>und</strong><br />

Eleganz« müssen die Brückenbauwerke<br />

technisch einwandfrei sein<br />

<strong>und</strong> auch Kriterien wie robust,<br />

dauerhaft, leicht in Stand zu halten,<br />

also nachhaltig, erfüllen. Ihr Herstellprozess<br />

soll kurz <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

sein. Optimierte Tragsysteme<br />

<strong>und</strong> Formen der Bauelemente,<br />

Weiterentwicklungen bei Betonen<br />

<strong>und</strong> Stählen haben bei den Brücken<br />

Gewichtseinsparungen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> zu Verbesserungen bei den<br />

Baumethoden geführt. Die Schalungs-<br />

<strong>und</strong> Traggerüstindustrie hat<br />

sich darauf eingestellt.<br />

24 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

1 Überblick<br />

Traggerüste <strong>und</strong> Schalungen sollen bei<br />

hoher Tragfähigkeit möglichst leicht,<br />

schnell auf- <strong>und</strong> abbaubar, vielfältig<br />

verwendbar, anpassungsfähig, mietbar<br />

<strong>und</strong> sicher sein. Sie sollen zusätzlich den<br />

Personaleinsatz möglichst durch eine<br />

Taktfertigung reduzieren <strong>und</strong> den Einbau<br />

bzw. die Kombination mit vorgefertigten<br />

Bauelementen ermöglichen.<br />

Statiker <strong>und</strong> Konstrukteure haben sich<br />

Werkzeuge geschaffen, mit denen sie<br />

effizienter planen können, <strong>und</strong> die Scha-<br />

lungsindustrie versucht, die Personalknappheit<br />

in den Arbeitsvorbereitungen<br />

durch umfassende Dienstleistungen zu<br />

kompensieren. Auf Baumethoden des<br />

Brückenbaus spezialisierte Schalungstechniker<br />

sind meistens weltweit tätig<br />

<strong>und</strong> können so alle ihre Erfahrungen in<br />

die Projekte ihrer K<strong>und</strong>en einfließen<br />

lassen. Alle statischen <strong>und</strong> geometrischen<br />

Betrachtungen, Berechnungen<br />

<strong>und</strong> Darstellungen sind inzwischen<br />

selbstverständlich dreidimensional <strong>und</strong><br />

bei Bedarf fotorealistisch. So werden<br />

Schalungseinsätze, Betonierabschnitte<br />

<strong>und</strong> Ausführungsdetails visualisiert. Die<br />

erforderlichen Standsicherheitsnachweise<br />

oder prüffähige statische Berechnungen<br />

haben ein hohes Niveau. Die hohe Quali-<br />

tät dieser Ingenieurleistungen ist dann<br />

möglich, wenn das mietfähige Gerät aus<br />

der gleichen Quelle stammt <strong>und</strong> Schnitt-<br />

stellen in der Kommunikation wegfallen.<br />

Der Trend, Systembauteile aus einem<br />

Ingenieurbaukasten zu entnehmen <strong>und</strong><br />

Lastoptimierung, Flexibilität <strong>und</strong> Funk-<br />

tionalität für unterschiedlichste Baustellenanforderungen<br />

zu vereinen, ist ein-<br />

deutig. Die Idee: Vielseitig einsetzbare,<br />

standardisierte Kernbauteile, die durch<br />

geprüfte Typenstatik nachgewiesen,<br />

erprobt <strong>und</strong> damit sicher sind, werden<br />

sowohl statisch als auch wirtschaftlich<br />

optimal ausgelastet. Auch die Verbindungsteile<br />

sind reduziert <strong>und</strong> standardisiert.<br />

Diese Vielfachnutzen können<br />

an den Anwender kostengünstig weiter-<br />

gegeben werden.<br />

Wie bei den Brückenbauwerken sind es<br />

nicht die spektakulären Konstruktionen,<br />

die das Tagesgeschäft bestimmen. Die<br />

Verbesserungen <strong>und</strong> Erleichterungen bei<br />

der »Standardschalung« haben betriebswirtschaftlich<br />

mindestens die gleiche<br />

Bedeutung. Das gilt für Absenkkeile für<br />

große Lasten mit geprüften Typenstatiken,<br />

standardisierte, bauaufsichtlich zu-<br />

gelassene Trägerklemmen <strong>und</strong> bauaufsichtlich<br />

zugelassene Abspannsysteme.<br />

Die wesentlichen Bauelemente einer<br />

Brücke sind der Unterbau, bestehend aus<br />

der Gründung, den F<strong>und</strong>amenten, den<br />

Widerlagern oder Kämpfern, den Pfeilern<br />

<strong>und</strong> Pylonen. Zum Überbau werden die<br />

Fahrbahnplatte, die Längsträger <strong>und</strong> die<br />

Gesimse gerechnet.<br />

1 Absenkkeil mit Ringschlüssel<br />

© Friedr. Ischebeck GmbH


2 Handschalung für F<strong>und</strong>amente als Baukastensystem<br />

© Meva Schalungs-Systeme GmbH<br />

2 Schalungen für den Unterbau<br />

2.1 F<strong>und</strong>amentschalung<br />

Flach gegründete Brückenf<strong>und</strong>amente<br />

werden mit Rahmentafelschalungen<br />

geschalt. Bei höheren Einsatzzahlen<br />

werden auch Trägerschalungen verwendet.<br />

Sind im nicht tragenden Untergr<strong>und</strong><br />

Brunnengründungen, Pfähle oder andere<br />

Varianten der Gründung erforderlich, so<br />

werden für die darüberliegenden last-<br />

verteilenden Bauteile die gleichen<br />

Schalungssysteme genutzt.<br />

2.2 Widerlagerschalung<br />

Zum Schalen der Widerlager sind Schal-<br />

systeme erforderlich, die sowohl im<br />

Gr<strong>und</strong>riss als auch in der Höhe flexibel<br />

an die geometrischen Anforderungen<br />

dieses Bauelements angepasst werden<br />

können. Widerlager haben die Lasten<br />

aus dem Überbau <strong>und</strong> den Erddruck aus<br />

der Rampe zu übernehmen. Oft sind sie<br />

schalungstechnisch kompliziert, weil sie<br />

zusätzlich ästhetische Ansprüche in ihrer<br />

Gestalt <strong>und</strong> in der Betonfläche erfüllen<br />

müssen. Für den Bau dieser Formen sind<br />

steife <strong>und</strong> robuste Systeme erforderlich,<br />

die den auftretenden Frischbetondruck<br />

bei geringer Durchbiegung ableiten <strong>und</strong><br />

in der Anordnung der Schalungsanker<br />

flexibel sind.<br />

Hauptsächlich werden Trägerschalungen<br />

verwendet. Standard-Rahmenschalungen<br />

werden mit einer zusätzlichen Scha-<br />

lungshaut belegt. Mögliche stirnseitige<br />

Frischbetonlasten aus den Widerlager-<br />

Flügelwänden oder Anteile aus deren<br />

Eigengewicht werden mit kleinen Gerüst-<br />

systemen in den Untergr<strong>und</strong> geleitet.<br />

3 Widerlager- mit Trägerschalung<br />

© Doka GmbH<br />

2.3 Pfeiler-, Pfeilerkopf<strong>und</strong><br />

Pylon-Schalungen<br />

Hohe Lasten, hohe Genauigkeitsanforderungen<br />

<strong>und</strong> architektonisch gestaltete<br />

Formen mit dichten, farblich ausgewogenen<br />

Oberflächen erfordern sorgfältig<br />

ausgewählte Schalungssysteme. Schlanke<br />

Pfeiler mit eher geringen Querschnitten<br />

begünstigen beim Betonieren einen<br />

höheren Frischbetondruck. Für Pfeiler<br />

<strong>und</strong> Pylonen werden meist Trägerschalsysteme<br />

verwendet, die kranabhängig<br />

geklettert oder auch mit einer Selbstkletterrüstung<br />

ausgestattet sind. Der<br />

zusätzliche Aufwand für Aussteifungs-<br />

<strong>und</strong> Abdichtungsmaßnahmen bis hin<br />

zum letzten Abschnitt soll so gering wie<br />

möglich sein. Für Pylonen ist wegen der<br />

Veränderung ihrer Querschnitte eine<br />

detaillierte Planung der einzelnen Beto-<br />

nierabschnitte erforderlich. Die Umsetzeinheiten<br />

aus Klettergerüst, Arbeitsbühnen<br />

<strong>und</strong> Schalungselementen werden an<br />

Profilschienen am Bauwerk geführt. Die<br />

Innenschalungen stehen auf Schachtbühnen.<br />

Es kommen auch eigens gefertigte<br />

Stahlschalungen zum Einsatz. Auch die<br />

Pfeilerköpfe, die aus technischen oder<br />

architektonischen Gründen besonders<br />

gestaltet sind, benötigen zusätzliche<br />

Aufmerksamkeit. Als Traggerüst für den<br />

Pfeilertisch werden häufig hängend<br />

eingesetzte Abstützböcke verwendet.<br />

S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />

4 Brücke Schleusetal in Thüringen:<br />

Pfeilererrichtung mit einhäuptigem Klettergerüst<br />

© Peri GmbH<br />

5 R<strong>und</strong>säulenschalung aus Stahl für Sichtbetonstützen<br />

© Meva Schalungs-Systeme GmbH<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

25


SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />

6 Autobahnbrücke über den Rio Sordo in Portugal: Schwerlasttürme als Traggerüst<br />

© Peri GmbH<br />

3 Schalungen <strong>und</strong> Rüstungen<br />

für den Überbau<br />

3.1 Ortsfeste Traggerüste aus Stahl<br />

<strong>und</strong> Leichtmetall<br />

Wenn der vorhandene Untergr<strong>und</strong> ohne<br />

umfangreiche zusätzliche Maßnahmen<br />

als Tragfläche geeignet ist, kommen für<br />

das Traggerüst in Höhen bis ca. 8,00 m<br />

Lasttürme <strong>und</strong> für größere Höhen Raum-<br />

<strong>und</strong> Knotengerüste zum Einsatz. Rahmenstützen<br />

aus Baukastensystemen zeichnen<br />

sich durch ihre Anpassungsfähigkeit beim<br />

Ableiten von unterschiedlichen Lasten<br />

aus. Sie sind leicht, sicher <strong>und</strong> können<br />

schnell auf-, um- <strong>und</strong> abgebaut werden.<br />

Für Öffnungen innerhalb des Traggerüstes<br />

werden diese Systeme mit Rüstträgern<br />

<strong>und</strong> Schwerlaststützen, zum Teil aus<br />

dem gleichen Baukastensystem, ergänzt.<br />

Die Abstände innerhalb der Schwerlasttürme<br />

<strong>und</strong> Rahmensysteme bilden die<br />

Geometrie der Brücke in Längs- <strong>und</strong><br />

Querrichtung ab. Bei größeren Höhen<br />

werden die Türme am Boden vormontiert,<br />

mit dem Kran aufgerichtet <strong>und</strong> vor Ort<br />

ergänzt. Ergänzende Modulgerüste be-<br />

schleunigen die Montage- <strong>und</strong> Umsetzvorgänge<br />

<strong>und</strong> erhöhen die Arbeitssicherheit.<br />

Bei nicht tragfähigem Untergr<strong>und</strong> werden<br />

die Traggerüstscheiben so positioniert<br />

<strong>und</strong> mit Rüstträgern ergänzt, dass die<br />

Lasten auf die Pfeiler- oder Widerlagerf<strong>und</strong>amente<br />

geführt werden können.<br />

Hat der Überbau die Form einer massiven<br />

Platte, so ähnelt die Überbauschalung<br />

einer Deckenschalung. Für diese Scha-<br />

lungskonstruktion stehen Holz-, Holz-<br />

gitter-, <strong>und</strong> Aluminiumträger <strong>und</strong> eine<br />

große Auswahl an Schalhautplatten zur<br />

Verfügung.<br />

26 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Bei Querschnitten in der Form eines<br />

Plattenbalkens werden für die Stegaußen-<br />

<strong>und</strong> Kragarmschalungen Brückengespärre<br />

aus Holz, Holzträgern, Stahlriegeln<br />

<strong>und</strong> Lastspindeln zusammengebaut <strong>und</strong><br />

auf dem Traggerüst positioniert. Für<br />

Hohlkastenquerschnitte werden ähnliche<br />

Gespärre verwendet, die die Lasten aus<br />

Kragarm <strong>und</strong> schrägem Steg auf die<br />

Ebene des Hohlkastenbodens abtragen.<br />

Die inneren Seiten des Hohlkastens<br />

werden mit Wandschalung zugeschalt.<br />

Die Schalungselemente werden im<br />

Schalungsbau vorgefertigt <strong>und</strong> einsatzbereit<br />

auf die Baustelle geliefert. Die<br />

Fahrbahndecke kann meist in einem<br />

zweiten Arbeitsgang mit umsetzbaren<br />

Deckenschaltischen hergestellt werden.<br />

Dazu werden diese Schalungen auf<br />

Verfahrkonstruktionen in den nächsten<br />

Abschnitt gezogen.<br />

3.2 Vorschubrüstungen<br />

Für die feldweise Herstellung des Über-<br />

baus werden Vorschubrüstungen ver-<br />

wendet, die sich auf Pfeilern abstützen<br />

bzw. sich im letzten Abschnitt hochhängen.<br />

Die Lastabtragungen zum Bau<br />

der Brücke werden so unabhängig vom<br />

Gelände. Schalung <strong>und</strong> Rüstung werden<br />

nur für einen Brückenabschnitt vorgehalten.<br />

Das Umsetzen erfolgt über hydraulischen<br />

Pressen. Die Schalung wird an<br />

das Vorschubgerüst gehängt oder darauf<br />

gelegt. Untenliegende Rüstträger ermög-<br />

lichen einen ungehinderten Zugang für<br />

die Arbeiten am Überbau. Obenliegende<br />

Rüstträger lassen die Gestaltung des<br />

Brückenquerschnitts leichter zu. Bei<br />

der Positionsänderung werden die Schal-<br />

elemente geteilt <strong>und</strong> geöffnet <strong>und</strong> zu-<br />

sammen mit dem Vorschubrüstträger<br />

zum nächsten Pfeiler verschoben.<br />

7 Köröshegy-Brücke in Ungarn: hydraulisch auseinanderklappbarer Überbauschalwagen<br />

© Doka GmbH


8 Freivorbauwagen bei der Donaubrücke Traismauer<br />

© Doka GmbH<br />

3.3 Freivorbaurüstungen<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee des Freivorbaus ist es, eine<br />

Brücke von den Pfeilern aus als Waagebalken<br />

nach beiden Seiten in Abschnitten<br />

zu bauen. Der erhärtete <strong>und</strong> vorgespannte<br />

Vorbauabschnitt ist Teil des länger<br />

werdenden Kragarms <strong>und</strong> übernimmt<br />

das Gewicht <strong>und</strong> Überhangmoment der<br />

vorgefahrenen Rüstung <strong>und</strong> Schalung<br />

sowie das Gewicht des Frischbetons für<br />

den Folgeabschnitt. Die Abschnitte wer-<br />

den durch Vorspannung an die erhärteten<br />

Abschnitte gespannt. Dadurch können<br />

unabhängig vom Untergr<strong>und</strong> Balkenbrücken<br />

mit großen bis sehr großen Stütz-<br />

weiten hergestellt werden.<br />

Freivorbauwagen bestehen aus einer auf<br />

dem Überbau verankerten Oberkonstruktion<br />

aus zwei in Brückenrichtung aus-<br />

kragenden Längsfachwerken <strong>und</strong> vorne<br />

einem Querträger. Daran werden die<br />

Schalungselemente an Hängestangen<br />

abgehängt <strong>und</strong> an der Koppelfuge an den<br />

letzten Betonierabschnitt vorgespannt.<br />

Die Schalungen hängen beim Verfahren<br />

an der Oberkonstruktion. Inzwischen sind<br />

Freivorbauwagen auch als Baukastensysteme<br />

zu mieten, bei denen die Schalung<br />

<strong>und</strong> die Rüstung so aufeinander abgestimmt<br />

sind, dass die Summe der zu<br />

leistenden St<strong>und</strong>en pro Segment opti-<br />

miert ist. Die Baukastensysteme kön-<br />

nen auch an verschiedene Brückenquerschnitte<br />

angepasst werden <strong>und</strong> haben<br />

für die Arbeiter gesicherte Wege zu den<br />

Montage- <strong>und</strong> Justiereinrichtungen, die<br />

in jedem Abschnitt erforderlich sind.<br />

S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />

9 Autobahnbrücke Oparno in Tschechien: Freivorbau mit zwei Schalungs- <strong>und</strong> Rüsteinheiten<br />

© Peri GmbH<br />

3.4 Schalung <strong>und</strong> Rüstung<br />

für Bogenbrücken<br />

Bogenbrücken sind meist sehr hohe, sehr<br />

weit spannende, ästhetische Bauwerke,<br />

die enge Täler, oft mit Biotopen <strong>und</strong><br />

wertvollem Tier- <strong>und</strong> Pflanzenbestand,<br />

überbrücken <strong>und</strong> dabei die Eigenschaften<br />

des Betons besonders gut nutzen. Wird<br />

der Bogen mit einer Freivorbaurüstung<br />

hergestellt, werden die Lasten aus dem<br />

Schalungswagen über Hilfspylonen, über<br />

die Kämpferpfeiler <strong>und</strong> zusätzliche Fels-<br />

anker zurückgehängt. Eine schalungstechnische<br />

Herausforderung ist es, die<br />

Schalungselemente für die Anfängertakte<br />

möglichst so auszulegen, dass sie sich<br />

später auf dem Bogenschalwagen ohne<br />

große Abänderung aufsetzen lassen.<br />

Darf das Tal betreten werden, kann die<br />

Brücke auch auf einem stationären Trag-<br />

gerüst aus Gerüsttürmen <strong>und</strong> Längsträgern<br />

hergestellt werden. Die Konstruktion<br />

wird auf die F<strong>und</strong>amente gestellt <strong>und</strong> ist<br />

zwischen den Kämpfern eingespannt.<br />

3.5 Schalungen für Taktschiebebrücken<br />

Beim Taktschiebeverfahren werden in<br />

einer mechanisierten, ortsfesten Scha-<br />

lung hinter einem Widerlager, der so-<br />

genannten Feldfabrik, Teilstücke von<br />

ca. 10–30 m einer Brücke hergestellt,<br />

die dann um die Länge eines Schalungstaktes<br />

in Vorbaurichtung mit hydraulischen<br />

Pressen auf Gleitlagern verschoben<br />

werden. Mit einen Vorbauschnabel als<br />

Anfänger werden zu große Kragmomente<br />

vermieden. Die einzelnen Teilstücke wer-<br />

den unmittelbar aneinanderbetoniert<br />

<strong>und</strong> durch eine zentrische Vorspannung<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en. Als Schalung<br />

werden robuste Schalhäute, die von<br />

justierbaren Gespärren unterstützt<br />

werden <strong>und</strong> auf einem Stahlträgerrost<br />

lagern, verwendet. Taktschiebebrücken<br />

stellen Anforderungen an die Geometrie<br />

der Brücke. Die Verschublinie muss eine<br />

Gerade, ein Kreisbogen oder eine<br />

Schraublinie sein.<br />

10 Bauwerk in Skope, Slowenien: Doppel-Taktschiebebrücke über den Fluss Rižan<br />

© Noe-Schaltechnik Georg Meyer-Keller GmbH & Co. KG<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

27


SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />

11 Konstruktion eines oben fahrenden Verb<strong>und</strong>schalwagens<br />

© Doka GmbH<br />

3.6 Verb<strong>und</strong>schalwagen<br />

Die Fahrbahnplatten des Überbaus<br />

können auch auf Stahltrögen gelagert<br />

werden, die regelmäßig mit Querträgern<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Diese Konstruktionen<br />

könnten als »verlorenes Traggerüst«<br />

bezeichnet werden. Die Stahlbetonfahrbahnplatte<br />

wird meist im Pilgerschrittverfahren<br />

mit Verb<strong>und</strong>schalwagen hergestellt,<br />

der seine Lasten über die Stege des<br />

Hohlkastens in die Konstruktion einleitet.<br />

Schalwagenstühlchen, die oberhalb der<br />

Stege aufgesetzt werden, dienen als<br />

Rollenbahn für den Schalwagen. Spindeln<br />

in Quer- <strong>und</strong> Längsrichtung leiten die<br />

auftretenden Lasten über Panzerrollen in<br />

das Brückenbauwerk. Die Innenschalung<br />

wird über die Rollenträger zusammen<br />

mit dem Wagen in den nächsten Takt<br />

verfahren.<br />

28 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

12 Autobahnhochbrücke D1, Sverepec–Vrtižer, Slowakei:<br />

Schalwagen aus dem Baukastensystem<br />

© Peri GmbH<br />

3.7 Schalung für die Gesimskappen<br />

Gesimskappenwagen sind Systeme, bei<br />

denen die Tragkonstruktion, die Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Schutzbühnen <strong>und</strong> das Schalungssystem<br />

in eine verfahrbare Einheit<br />

zusammengefasst sind. Am Markt sind<br />

sowohl obenlaufende wie auch untenlaufende<br />

Systeme verfügbar. Schalungen für<br />

Gesimse waren aufwendige Lösungen,<br />

die vor Ort mit wenigen mietbaren Teilen<br />

hergestellt wurden. Heute werden leichte,<br />

schnell <strong>und</strong> einfach montierbare, an-<br />

passungsfähige <strong>und</strong> verstellbare fah-<br />

13 Brücke Rheintalautobahn bei Dornbirn in Österreich: Gesimskappenkonsole<br />

© Peri GmbH<br />

rende Systeme oder Konsolen komplett<br />

in Miete angeboten, die auch aus einem<br />

Systembaukasten stammen. Für eine<br />

zeitgemäße Konsole müssen zugelassene<br />

Verankerungen, der komplett geschlossene<br />

Boden- <strong>und</strong> Seitenschutz <strong>und</strong> eine<br />

Anlieferung in vormontierten Einheiten<br />

selbstverständlich sein.<br />

Autor:<br />

Prof. Dr.-Ing. Roland L. Schmitt<br />

Ingenieur für Baubetriebs- <strong>und</strong> Schalungstechnik,<br />

Gilching bei München<br />

14 Prinzip eines obenlaufenden Gesimskappenwagens<br />

© Ulma Betonschalungen <strong>und</strong> Gerüste GmbH


Neuentwicklung von Paschal<br />

Flexibles Klettersystem für mehr Effizienz<br />

Die Paschal-Gruppe, weltweit spezialisiert<br />

auf Betonschalungen, Unterstützungssysteme<br />

<strong>und</strong> Schalplanungssoftware,<br />

erweitert ihr Produktprogramm um<br />

innovative Kletterkonsolen. Die Kletterkonsolen<br />

lassen sich flexibel an die Bau-<br />

werksgeometrie anpassen <strong>und</strong> erlauben<br />

größere Schalungseinheiten. Die Konso-<br />

len sind über den internationalen Vertrieb<br />

sowie die zahlreichen Handelspartner der<br />

Paschal-Gruppe erhältlich.<br />

Die von Paschal entwickelten Kletterkonsolen<br />

lassen sich mit bis zu +/- 15° an die<br />

Bauwerksgeometrie anpassen <strong>und</strong> sind<br />

damit für eine Vielzahl von Einsatzbereichen<br />

im Wohnungs- <strong>und</strong> Industriebau<br />

geeignet, beispielsweise auch für beson-<br />

dere Anforderungen im Brückenbau. Die<br />

Konsolen zeichnen sich durch eine hohe<br />

Tragfähigkeit aus, so dass große Schalungseinheiten<br />

umgesetzt <strong>und</strong> somit<br />

wertvolle Zeit <strong>und</strong> Kosten eingespart<br />

werden können. Großzügige Arbeitsräume<br />

vor <strong>und</strong> hinter der Schalung gewährleisten<br />

ein hohes Maß an Arbeitssicherheit<br />

nach neuesten Sicherheitsstandards.<br />

Die kombinierbaren Einzelteile wie<br />

Horizontalriegel, Vertikalträger, Diagonalen,<br />

Fahrwagen <strong>und</strong> Nachlaufgerüst<br />

können je nach Verwendungszweck<br />

zusammengesetzt werden.<br />

Anpassbare Kletterkonsole<br />

© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />

Ein weiterer Vorteil des modularen Auf-<br />

baus ist die Zerlegbarkeit in handliche<br />

Einzelteile, so dass die Klettereinheiten<br />

sich durch ein geringes Transport- <strong>und</strong><br />

Lagervolumen auszeichnen. Die haltbare<br />

Feuerverzinkung garantiert eine lange<br />

Lebensdauer <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit.<br />

www.paschal.de<br />

S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />

Breitere Arbeitsflächen<br />

© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />

Modularer Aufbau<br />

© Paschal-Werk G. Maier GmbH<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

29


SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />

Flexibles Hydrauliksystem von Enerpac<br />

Brückenbau mit schrittweisem Vorschub<br />

Die neue Ringumgehung um Teruel in<br />

Spanien wird von Ingenieuren gebaut,<br />

die zusammen mit dem Experten Enerpac<br />

ein flexibles hydraulisches Vorschubsystem<br />

entwickelt haben, welches speziell<br />

auf den Vorschub aller vier Brücken in<br />

der neuen 16,60 km langen Umgehung<br />

der Autobahn zwischen Valencia <strong>und</strong><br />

Zaragoza angepasst werden kann.<br />

Die neue Umgehungsstraße wird Be-<br />

standteil der derzeit noch in der Bau-<br />

phase befindlichen Autobahn von<br />

Valencia nach Zaragoza sein.<br />

Als Einzelkonstruktionen scheint es nicht<br />

möglich, dass die vier neuen Brücken, die<br />

Bestandteil der Umgehungsstraße von<br />

Teruel im Nordosten von Spanien sind,<br />

per schrittweisem Vorschub gebaut wer-<br />

den. Die Brücken sind unterschiedlich<br />

in Bezug auf ihre Neigung, ihre Quer-<br />

gefälle <strong>und</strong> ihre Krümmung im Gr<strong>und</strong>riss.<br />

Die Viadukte sollen per schrittweisem<br />

Aufwärts- bzw. Abwärtsvorschub gebaut<br />

werden. Hierfür ist Enerpac Spezialist. Ziel<br />

war es, ein einfaches <strong>und</strong> flexibles System<br />

zu entwickeln, das an alle vier Konstruktionen<br />

angepasst werden kann.<br />

Die vier vorgeschobenen Brücken – jede<br />

als Doppelkonstruktion, also acht Deck-<br />

brücken insgesamt – wurden so ähnlich<br />

wie möglich konstruiert, damit die Be-<br />

wegung der Vorschubausrüstung von<br />

einer Brücke zur nächsten so reibungslos<br />

wie möglich erfolgen konnte. Bei allen<br />

haben die einzelnen Segmente denselben<br />

Querschnitt, <strong>und</strong> der Abstand zwi-<br />

schen den Pfeilern von 52 m ist bei jeder<br />

Konstruktion konstant.<br />

Es wurde ein System entwickelt, das<br />

für alle vier Konstruktionen verwendet<br />

werden kann. Die gesamte »Fertigungsanlage«,<br />

Gießplatz <strong>und</strong> Vorschubausrüstung<br />

gleichermaßen, wird nach der<br />

Automatisiertes Verfahren<br />

© Enerpac BV<br />

30 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Fertigstellung der jeweiligen Konstruktion<br />

von dem entsprechenden Standort<br />

zum nächsten bewegt. Es wurden zwei<br />

Ausrüstungssätze hergestellt, so dass<br />

beide Deckbrücken der jeweiligen Brücke<br />

gleichzeitig gefertigt <strong>und</strong> vorgeschoben<br />

werden können. Bei der Konstruktion der<br />

letzten beiden Brücken, die fast aneinandergrenzen,<br />

wird aufgr<strong>und</strong> der Platz-<br />

einschränkungen an den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />

zurzeit nur eine Deckbrücke<br />

gebaut.<br />

Aus Platzgründen können nicht einfach<br />

alle Brücken gegen die Neigung, das<br />

heißt aufwärts, vorgeschoben werden.<br />

Darüber hinaus erschweren die schlechten<br />

Bodenverhältnisse an den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />

die Arbeit. Das entwickelte<br />

System umfasst sowohl Bremsheber als<br />

auch Druckheber. Jedes der Segmente ist<br />

26 m lang.<br />

Die Deckbrücke wird auf einfache Weise<br />

mit dem Vorschubsystem verb<strong>und</strong>en.<br />

Jedes Segment wird mit temporären<br />

Öffnungen im unteren <strong>und</strong> oberen Teil<br />

des Kastenträgers gegossen, durch die für<br />

den Vorschub die beiden sonderangefertigten<br />

Stahlständer geführt werden. Der<br />

untere Teil des Stahlständers, der sich bis<br />

unter das Segment erstreckt, ist mit den<br />

Vorschubhebern über eine Anzahl 6 mm<br />

langer HS-Stahlstangen mit einem Durch-<br />

messer von 60 mm in Reihe verb<strong>und</strong>en.<br />

Bei einem Standard-Aufwärtsvorschub<br />

werden die Heber – die hierfür erforderliche<br />

Kraft wird von bis zu vier Hochdruckhebern<br />

mit einer Kapazität von 50 t<br />

<strong>und</strong> einem Hub von 600 mm geliefert –<br />

auf die Druckf<strong>und</strong>amente hinter einem<br />

speziell entwickelten »Stützblock«<br />

platziert.<br />

Zwei provisorische Stützen werden zwi-<br />

schen dem Druckf<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> der<br />

Gusszelle eingesetzt, über diese Gleitplatten<br />

platziert <strong>und</strong> auf den Pfeilern<br />

Umgehungsring um Teruel<br />

© Enerpac BV<br />

Stahlkappen über die Kapsellager ge-<br />

zogen, die dann in der korrekten Aus-<br />

richtung für den Vorschub fixiert werden.<br />

Wenn die Brücke fertig ist, wird die Deck-<br />

brücke angehoben, die Platten werden<br />

entfernt <strong>und</strong> die Lager für den normalen<br />

Betrieb gelöst.<br />

Auf Basis der zuvor berechneten Werte<br />

können die Ingenieure feststellen, wie<br />

viel Last sie für einen erfolgreichen Vor-<br />

schub in den Hebern benötigen. Die vier<br />

Heber eines jeden Vorschubsystems<br />

können bis zu 600 t bereitstellen.<br />

Vermutlich werden in diesem Fall aber<br />

nur maximal. 440 t erforderlich sein. Für<br />

jeden Vorschub werden ein oberer <strong>und</strong><br />

ein unterer Grenzwert festgelegt <strong>und</strong> in<br />

die speicherprogrammierbare Steue-<br />

rung (SPS) für das Hydrauliksystem<br />

einprogrammiert. Der obere Grenzwert<br />

ist ebenso wichtig wie der untere Grenz-<br />

wert, selbst bei einem Aufwärtsvorschub.<br />

Sollte nämlich zu viel Last benötigt<br />

werden, kann dies ein Hinweis auf eine<br />

Störung oder einen außerplanmäßigen<br />

Verlauf sein. Wird der obere Grenzwert<br />

(Maximum) überschritten, stoppt das<br />

System automatisch. Die Ingenieure<br />

werden zu einer Kontrolle aufgefordert,<br />

damit alles wieder planmäßig läuft.<br />

Auf jedem Pfeiler befindet sich ein Paar<br />

Seitenführungen, die dazu dienen, die<br />

korrekte Ausrichtung beim Vorschub<br />

sicherzustellen.<br />

Die Reibungswirkung der Stützen <strong>und</strong><br />

der ungleichmäßige Hub der Heber<br />

können dazu führen, dass sich die<br />

Deckbrücke um bis zu 60 mm aus der<br />

geplanten Richtung verschiebt. Pro<br />

Woche kann ein Vorschub eines Segments<br />

auf jeder Deckbrücke erreicht<br />

werden. Dies entspricht insgesamt 52 m<br />

Deckbrücke. Es wird eine Vorschubgeschwindigkeit<br />

von ungefähr 10 m/h<br />

erreicht.


Ein Gießplatz wird hinter den Druckf<strong>und</strong>amenten<br />

der einzelnen Konstruktionen<br />

angelegt. Jeder Gießplatz verfügt über<br />

einen Verschalungssatz für das Gießen<br />

der 26 m langen Segmente.<br />

Ein Turmkran ist jeweils für einen Ver-<br />

schalungssatz zuständig; der Einsatz<br />

eines Turmkrans zwischen zwei Verschalungssätzen<br />

hätte keine ausreichende<br />

Flexibilität gewährleistet. Selbst die Ver-<br />

schalung – des Herstellers Peri – wurde<br />

so entwickelt, dass sie für alle Brücken<br />

wiederverwendet werden kann, unab-<br />

hängig von der jeweiligen Krümmung im<br />

Gr<strong>und</strong>riss. Die Verschalung wird in drei<br />

Modulen geliefert, um somit die volle<br />

Länge des jeweiligen Segments abzudecken.<br />

Unterschiedliche Verbindungs-<br />

elemente sorgen dafür, dass eine Krüm-<br />

mung erreicht wird. Das Auftreffen ist<br />

automatisiert: Die äußere Verschalung<br />

klappt nach außen auf die hydraulischen<br />

Heber, die sie stützen; die innere Ver-<br />

schalung lässt sich auf einem kleinen<br />

Wagen, der auf einer temporären Schiene<br />

in der Mitte des Segments läuft, aus dem<br />

Segment befördern.<br />

Die Konstruktion der ersten Brücken dient<br />

als »Warmlaufphase« für die Deckbrücke,<br />

die abwärts vorgeschoben werden muss.<br />

Auf diese Weise kann sich das Personal<br />

vorabr mit den anderen Abschnitten des<br />

Konstruktionsverfahrens vertraut machen,<br />

bevor es sich mit dem geänderten Vor-<br />

schubverfahren befassen muss.<br />

Um eine positive Bremskraft zu erzielen,<br />

mussten die Heber neu angeordnet wer-<br />

den. Zwei bleiben, wie für den Standardvorschub,<br />

auf dem Druckf<strong>und</strong>ament, <strong>und</strong><br />

die anderen beiden werden hinten am<br />

jeweils vorzuschiebenden Segment an-<br />

gebracht. Diese beiden fungieren als<br />

Bremsheber. Die Stahlstangen werden<br />

ganz von den Vorwärtshebern bis zu den<br />

Bremshebern <strong>und</strong> wieder zurück zu den<br />

Lasthebern hinter den Bremshebern<br />

geführt. Die Lasttransferheber dienen<br />

dazu, das Segment an Ort <strong>und</strong> Stelle<br />

zu halten, wenn die anderen Heber voll-<br />

ständig ausgefahren sind <strong>und</strong> gelöst<br />

werden müssen, so dass sie zurückgezogen<br />

werden können.<br />

Neben dem Vorschubsystem ist zudem<br />

die Hydraulikausrüstung von Enerpac<br />

vorn am Vorschubsteg angebaut. Zwei<br />

Heber mit einer Kapazität von 40 t <strong>und</strong><br />

einem Hub von 400 mm korrigieren die<br />

Abweichung von ungefähr 300 mm,<br />

wenn der Steg der Deckbrücke die Pfei-<br />

ler erreicht. Die Abweichung entsteht<br />

durch die relativ lange Spanne von 52 m<br />

zwischen den Pfeilern.<br />

S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />

Vier verschiedene Konstruktionen<br />

© Enerpac BV<br />

Das Projekt des Umgehungsrings um<br />

Teruel ist ein beeindruckendes Beispiel<br />

für eine leistungsstarke Kombination<br />

eines Bauexperten <strong>und</strong> eines Hochdruckhydraulikspezialisten.<br />

Jede der vier Brücken mit ihren Doppel-<br />

Deckbrücken hat unterschiedliche Eigen-<br />

schaften in Bezug auf Neigung, Quergefälle<br />

<strong>und</strong> Biegung. Die Integration<br />

des Hydrauliksystems ist jedoch flexibel<br />

genug, um sich diesen Unterschieden<br />

anzupassen <strong>und</strong> diese zu bewältigen.<br />

www.enerpac.com<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

31


SCHALUNG UND RÜSTUNG<br />

Ausgereifte Lösungen von Doka<br />

Neubau der Saale-Elster-Talbrücke<br />

Südlich von Halle entsteht im Zuge der<br />

Eisenbahn-Aus- <strong>und</strong> Neubaustrecke<br />

Nürnberg-Ebensfeld-Erfurt-Leipzig–<br />

Halle-Berlin die insgesamt 8,60 km lan-<br />

ge Saale-Elster-Talbrücke. Sie überquert<br />

in einer Höhe von r<strong>und</strong> 15,00 m die<br />

Auenlandschaft der Saale <strong>und</strong> Weißen<br />

Elster.<br />

Von der Bauausführung verlangt die<br />

Überquerung einer Wasserschutzzone<br />

<strong>und</strong> mehrerer Natur- <strong>und</strong> Vogelschutzgebiete<br />

einen absolut sorgsamen Umgang<br />

mit der Natur. Beidseitige Schallschutzwände<br />

werden den Geräuschpegel auf<br />

ein Minimum reduzieren, wenn künftig<br />

ICE-Züge mit 300 km/h die Trasse be-<br />

fahren. Nach seiner Fertigstellung im<br />

Jahr 2012 wird das Bauwerk die längste<br />

Eisenbahnbrücke Deutschlands sein.<br />

Bis die ersten Züge rollen, arbeitet die<br />

Arge aus den Firmen Hochtief, Adam<br />

Hörnig <strong>und</strong> Gerdum u. Breuer auf dem<br />

32 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Aus- <strong>und</strong> Neubaustrecke der Eisenbahn<br />

© Doka GmbH<br />

Querung von Natur- <strong>und</strong> …<br />

© Doka GmbH<br />

riesigen Y-förmigen Baufeld an zehn Stel-<br />

len gleichzeitig mit insgesamt r<strong>und</strong> 110<br />

versierten Betonbauern <strong>und</strong> 30 Eisenflechtern.<br />

Die einzelnen Brückenabschnitte<br />

werden sich zukünftig nahtlos in das<br />

Gesamtbauwerk einpassen.<br />

Auf der Brücke wird es eine Streckenverzweigung<br />

mit einem Überwerfungsbauwerk<br />

geben. Die komplexen Überführungen<br />

erfordern vier Widerlager mit Höhen<br />

bis zu 8,00 m.<br />

Insgesamt 220 Pfeiler tragen den 8.614 m<br />

langen <strong>und</strong> im Regelquerschnitt 13,90 m<br />

breiten einzelligen Hohlkasten-Überbau.<br />

Er wird mit einer Konstruktionshöhe von<br />

4,00 m hauptsächlich auf Vorschubgerüsten<br />

errichtet – mit möglichst wenig Ein-<br />

griff in Flora <strong>und</strong> Fauna. Die 32 Pfeiler in<br />

den besonders sensiblen Biotopbereichen<br />

werden, von zwei Vorschubgerüsten aus,<br />

umweltschonend in einem wasserdichten<br />

Sp<strong>und</strong>wandkasten vorauslaufend in<br />

Vor-Kopf-Bauweise flachgegründet.<br />

Vogelschutzgebieten<br />

© Doka GmbH<br />

Sp<strong>und</strong>wände mit bis zu 20,00 m Tiefe <strong>und</strong><br />

Stahlbetonsohlplatten bis 2,75 m Stärke<br />

bilden in Verbindung mit r<strong>und</strong> 1.000<br />

angeschossenen Kopfbolzen eine kraft-<br />

schlüssige Einheit. Sie sind rechnerisch<br />

einer Tiefgründung gleichzusetzen.<br />

Die gesamte Baumaßnahme umfasst<br />

mehr als 140.000 m³ Beton. Die Doka-<br />

Schalungstechniker stellen ihr Know-<br />

how mit ausgereiften Schalungslösungen<br />

unter Beweis, um den geforderten<br />

Sichtbeton in bester Qualität abzuliefern.<br />

Zur Herstellung der vier Widerlager dient<br />

eine Kombination aus zwei unterschiedlichen<br />

Doka-Trägerschalungen: Die<br />

werksseitig fix <strong>und</strong> fertig montierte<br />

Trägerschalung FF 20 erhielt im Fertigservice<br />

der Doka-Niederlassung Leipzig<br />

zum Teil eine zusätzliche Brettbelegung,<br />

um die nach ZTV-ING ausgeschriebene<br />

Sichtbetonanforderung zielsicher zu<br />

erfüllen.<br />

Zusätzlich sorgen Elemente aus dem<br />

Baukasten der Trägerschalung Top 50 für<br />

beste Anpassung an die eingeb<strong>und</strong>ene<br />

Auflagerbank <strong>und</strong> die mitzuschalenden<br />

Pfeilervorlagen. Auch diese Schalungen<br />

stellte der Doka-Fertigservice her <strong>und</strong><br />

lieferte sie einsatzbereit auf die Baustelle.<br />

Beide Systeme passen optimal zusammen<br />

<strong>und</strong> ergänzen sich nahtlos für einen<br />

raschen Baufortschritt.<br />

Um die 220 Hohlpfeiler termingerecht<br />

zu erstellen, arbeitet die Arge mit drei<br />

kompletten Sätzen Trägerschalung Top 50<br />

als Anfängerschalung <strong>und</strong> weiteren fünf<br />

Kletterschalungssätzen. Die lotrechten<br />

Fest- <strong>und</strong> Trennpfeiler messen bei einer<br />

umlaufenden Wandstärke von 30 cm in<br />

Brückenquerrichtung jeweils 6,00 m <strong>und</strong><br />

in Brückenlängsrichtung 2,70 m bzw.<br />

3,50 m.


Errichtung mit Kletterschalung <strong>und</strong> …<br />

© Doka GmbH<br />

Um die ständig wechselnden Abmessungen<br />

einfach <strong>und</strong> ohne Umbaumaßnahmen<br />

herzustellen, enthält jeder Schalungssatz<br />

zwei Längsseiten <strong>und</strong> jeweils<br />

zwei kleine <strong>und</strong> zwei große Stirnseiten.<br />

Bis zu einer Höhe von 7,50 m entstehen<br />

die Pfeiler mit der auf dem F<strong>und</strong>ament<br />

aufgestellten Anfängerschalung.<br />

Für die Folgeeinsätze wird die Doka-<br />

Kletterschalung MF 240 mit bauaufsichtlich<br />

zugelassenen Konen am Anfängerblock<br />

befestigt. Die darauf stehenden<br />

Top-50-Elemente lassen sich mühelos um<br />

bis zu 75 cm vom Beton zurückspindeln.<br />

Erst wenn die Schalung für den nächsten<br />

Einsatz vorbereitet ist, hebt der Kran die<br />

gesamte Einheit samt Bühnen mit nur<br />

einem einzigen Hub pro Seite in den<br />

nächsten Abschnitt.<br />

Nach Einbau der Bewehrung kann die<br />

Schalung vorgespindelt, verankert <strong>und</strong><br />

erneut betoniert werden. So geht es in<br />

Kletterschritten von bis zu 5,20 m nach<br />

oben, bis zur maximalen Pfeilerhöhe von<br />

17,00 m. Aus optischen Gründen einge-<br />

legte Trapezleisten kennzeichnen die<br />

einzelnen Betonierabschnitte. Für einen<br />

kompletten Pfeiler benötigen drei Mann<br />

lediglich vier Wochen.<br />

Mit einer Fläche von 117.000 m² ent-<br />

spricht der Überbau der Größe von r<strong>und</strong><br />

34 Fußballfeldern. Hier sind zeitgleich<br />

mehrere Traggerüste <strong>und</strong> Vorschubgerüste<br />

im Einsatz. Zwei der Vorschubgerüste<br />

sind bei diesem Projekt mit jeweils<br />

1.400 m² Doka-Trägerschalung Top 50<br />

bestückt.<br />

Um dem Sichtbeton die geforderte<br />

Brettstruktur in Längsrichtung zu geben<br />

<strong>und</strong> die statischen Vorgaben zu erfüllen,<br />

entschieden sich die Doka-Projektingenieure<br />

in enger Abstimmung mit den<br />

Spezialisten des Vorschubgerüstes für<br />

3,00 m lange Gespärre. Sie tragen die<br />

Lasten aus dem schrägen Steg <strong>und</strong><br />

Kragarm sicher ab. Zur Anpassung an<br />

die Radien sind sie rückspindelbar mit<br />

dem Vorschubgerüst verb<strong>und</strong>en.<br />

Vorschubgerüsten <strong>und</strong> …<br />

© Doka GmbH<br />

Die 3,31 m hohe Stegschalung ist auf<br />

einen Frischbetondruck von 40 kN/m²<br />

ausgelegt. Sie benötigt lediglich vier<br />

Anker 20,0 pro Einheit. Dies ermöglicht<br />

einen raschen Baufortschritt.<br />

Die Betonage der Hohlkasten-Überbauten<br />

erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wer-<br />

den Bodenplatte, Stegwände inklusive<br />

Lisenen sowie die Stütz- <strong>und</strong> Endquerträger<br />

betoniert <strong>und</strong> die Elemente der<br />

Steginnenschalung ausgehoben.<br />

Greifzüge ziehen anschließend die auf<br />

Konsolen <strong>und</strong> Verfahrriegeln gelagerten<br />

Elemente der Deckenschalung aus dem<br />

vorhergehenden Takt in den neuen<br />

Abschnitt.<br />

Auf millimetergenaues Einrichten <strong>und</strong><br />

anschließendes Bewehren folgt die<br />

Betonage der ca. 30 cm starken Decke<br />

des Hohlkastens <strong>und</strong> des Kragarmes.<br />

Innerhalb von vier Wochen entstehen<br />

S C H A LU N G U N D R Ü S T U N G<br />

Trägerschalung<br />

© Doka GmbH<br />

Rückspindelbare Steg- <strong>und</strong> Steginnenschalung<br />

© Doka GmbH<br />

88,00 m Brückenüberbau in je einem<br />

51,00 m <strong>und</strong> 37,00 m langen Takt.<br />

R<strong>und</strong> drei Viertel der gesamten Brücke<br />

werden mit Vorschubgerüsten erstellt.<br />

In den Kreuzungsbereichen mit Straßen,<br />

einer Bahntrasse, einer Straßenbahnlinie<br />

<strong>und</strong> der Saale kommen Traggerüste zur<br />

Anwendung – allein schon wegen der<br />

größeren Stützweiten <strong>und</strong> der veränderten<br />

Höhe des angevouteten Überbaues.<br />

Bei einem solch großen Brückenprojekt<br />

sind die Koordination <strong>und</strong> die enge Ab-<br />

stimmung zwischen allen Baubeteilig-<br />

ten sehr wichtig. Das Team der Doka-<br />

Schalungstechniker hat seine Kompetenz<br />

im Großbrückenbau bei diesem Brückenbau<br />

eindrucksvoll bewiesen.<br />

www.doka.com<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

33


AKTUELL<br />

Elftes Symposium in Leipzig<br />

Brückenbau ist Baukultur<br />

von Doris Stickler<br />

Zum elften Mal organisierte die<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHH<br />

mit MixedMedia Konzepts ihr<br />

Brückenbau-Symposium in Leipzig<br />

<strong>und</strong> blickt damit auf eine Veranstaltungsreihe,<br />

die sich wachsender<br />

Beliebtheit erfreut: Mit mehr als<br />

180 Teilnehmern wurde am 8. <strong>und</strong><br />

9. Februar eine rekordverdächtige<br />

Besucherzahl registriert. Kein Wun-<br />

der, versammelte sich hier doch<br />

wiederum die geballte Fachkompetenz,<br />

die weder Fragen noch<br />

Wünsche offen ließ. Wie gewohnt,<br />

stimmte schon am Vorabend ein<br />

unkonventioneller Empfang das<br />

zweitägige Ingenieurstreffen ein<br />

<strong>und</strong> lieferte Gästen wie Referen-<br />

ten die Gelegenheit zu ersten<br />

Gesprächen.<br />

Schrägseil- <strong>und</strong> Hängebrücken<br />

Am nächsten Morgen gab Dipl.-Ing.<br />

Michael Wiederspahn mit der offiziellen<br />

Begrüßung <strong>und</strong> einleitenden Worten den<br />

Startschuss für ein ebenso inhalts- wie<br />

abwechslungsreiches Programm. Den<br />

Auftakt machte dann Dipl.-Ing. Wolfgang<br />

Eilzer von Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner,<br />

der Einblicke in die Planung von Schräg-<br />

kabel- <strong>und</strong> Hängebrücken in Südamerika<br />

gewährte.<br />

Dipl.-Ing. Eilzer<br />

© Leonhardt, Andrä<br />

<strong>und</strong> Partner GmbH<br />

34 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Prof. Dr. Schlaich<br />

© Schlaich Bergermann<br />

<strong>und</strong> Partner<br />

Yamuna-Brücke in Indien<br />

© Schlaich Bergermann <strong>und</strong> Partner<br />

Danach versetzte Dr.-Ing. Dieter Reitz,<br />

Geschäftsführer MCE Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />

GmbH, die Zuhörer ins deutsche<br />

Bad Oeynhausen, indem er das Augenmerk<br />

auf die Finessen der dortigen Schräg-<br />

seilbrücke lenkte. Prof. Dr. sc. techn. Mike<br />

Schlaich, Schlaich Bergermann <strong>und</strong> Part-<br />

ner, erläuterte anschließend Entwurf<br />

<strong>und</strong> Tragwerk der Yamuna-Brücke, einer<br />

sogenannten Signature Bridge, die der-<br />

zeit in Neu-Delhi errichtet wird.<br />

Die erste Kaffeepause bot, genau wie<br />

alle weiteren, mehr als bloße Leckerbissen<br />

für Leib <strong>und</strong> Magen, denn im Foyer<br />

warteten die Unternehmen Maurer<br />

Söhne, Alpin Technik, RW Solinger Hütte,<br />

Sofistik, Inkon, Schaffitzel + Miebach,<br />

mageba <strong>und</strong> Höllein Carolinenhütte mit<br />

einer Fachausstellung auf, die weitere<br />

Informationen zu vermitteln vermochte.<br />

An den Ständen fand daher auch ein<br />

reger Austausch statt, der mannigfaltige<br />

<strong>und</strong> zudem nutzbringende Kontakte<br />

ermöglichte.<br />

Zurück im Konferenzraum rückten erneut<br />

die Vortragenden ins Zentrum des Inter-<br />

esses: Dr.-Ing. Christian Gläser, Dywidag-<br />

Dr.-Ing. Gläser<br />

© Dywidag-Systems<br />

International GmbH<br />

Systems International, gewann den Bei-<br />

fall des Publikums für seine Präsentation<br />

der Sae Poong Bridge in Korea, während<br />

Dr. S. H. Robin Sham, Global Long Span<br />

and Speciality Bridges Director, Transportation<br />

Secom, als nächster Referent<br />

nicht minder zu begeistern wusste, zu-<br />

mal er mit der Sutong Bridge in China<br />

die Charakteristika der wohl größten<br />

Schrägkabelbrücke der Welt aufzeigte.<br />

Beim wohlverdienten Mittagessen er-<br />

warteten die Anwesenden nicht nur die<br />

Köstlichkeiten des Sternebuffets, sondern<br />

es konnten zugleich manche Aspekte des<br />

zuvor Erfahrenen aufgegriffen werden.<br />

Sae Pong Bridge in Südkorea<br />

© Dywidag-Systems International GmbH


Dipl.-Ing. Duczek<br />

© Max Bögl<br />

GmbH & Co. KG<br />

Pilot- <strong>und</strong> Zukunftsprojekte<br />

Vor einem ausgeruhten Auditorium<br />

eröffnete Dipl.-Ing. Norbert Duczek von<br />

der Max Bögl Bauunternehmung mit<br />

einer prof<strong>und</strong>en Charakterisierung des<br />

Brückenneubaus über die IJssel die<br />

zweite Etappe des ersten Symposiumstages.<br />

Ihm folgte der Architekt Chris Pou-<br />

lissen von Ney & Partners, der die Vor-<br />

stellung seines Wettbewerbsentwurfs zur<br />

Stadtbrücke Nijmwegen in einen stark<br />

Brücke über die IJssel in den Niederlanden<br />

© Max Bögl Nederland DV<br />

beachteten Exkurs über Formfindungsprozesse<br />

einzubetten verstand. Wissenswertes<br />

über die Talbrücke Schallermühle,<br />

ein Pilotprojekt zum Bauweisenvergleich<br />

von interner, verb<strong>und</strong>loser sowie konven-<br />

tioneller Längsvorspannung mit nach-<br />

träglichem Verb<strong>und</strong>, veranschaulichten<br />

danach Ltd. Baudirektor Dipl.-Ing. Günther<br />

Kleiner, Autobahndirektion Nordbayern,<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek, bulicek +<br />

ingenieure. Für die passende Ergänzung<br />

vor der nachmittäglichen Kaffeepause<br />

sorgte indessen Dr.-Ing. Markus Hamme<br />

Dipl.-Ing. Kleiner<br />

© Autobahndirektion<br />

Nordbayern<br />

Dr.-Ing. Hamme<br />

© Landesbetrieb<br />

Straßenbau NRW<br />

Dipl.-Ing. Rothe<br />

© DEGES GmbH<br />

vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen<br />

mit seiner Beschreibung<br />

der komplexen Randbedingungen bei<br />

Konzeption <strong>und</strong> Konstruktion der<br />

Schnettkerbrücke.<br />

Nach einem kleinen Imbiss <strong>und</strong> hinreichend<br />

Koffein richtete Dipl.-Ing. Vitus<br />

Danzl vom Straßenbauamt Traunstein<br />

die Aufmerksamkeit auf die Überquerung<br />

des Trauntals, die als Resultat eines Ge-<br />

staltungshandbuches bis Ende 2012 ver-<br />

A K T U E L L<br />

Schnettkerbrücke in Dortm<strong>und</strong><br />

© Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen<br />

wirklicht sein soll. Der Frage, welche<br />

Großprojekte in <strong>und</strong> für Hamburg vor-<br />

gesehen <strong>und</strong> zum Teil schon konkretisiert<br />

worden sind, widmete sich nun<br />

Dipl.-Ing. Bernd Rothe, DEGES, der sich<br />

dank seiner sehr detaillierten Schilderung<br />

von künftigen Planungs- <strong>und</strong> Bauvorhaben<br />

naturgemäß über besonders viel<br />

Zuspruch freuen durfte.<br />

Trauntalbrücke in Traunstein<br />

© Staatliches Bauamt Trauntal<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

35


AKTUELL<br />

Differential- <strong>und</strong> Integralbauweise<br />

Ein nicht minder konzentriertes Ohr<br />

schenkten die Teilnehmer aber auch<br />

Dr.-Ing. Günter Seidl von SSF Ingenieure,<br />

der den Zusammenhang von gestalterischen<br />

<strong>und</strong> konstruktiven Aspekten bei<br />

der Umsetzung von Verb<strong>und</strong>strukturen<br />

eingehend skizzierte. Nachdem Dr.-Ing.<br />

Christian Braun, Maurer Söhne, den<br />

Begriff der Differentialbauweise definiert<br />

<strong>und</strong> deren Vorzüge in puncto Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> Dauerhaftigkeit verdeutlicht<br />

hatte, begründete Dipl.-Ing. Winfried<br />

Glitsch, DEGES, anhand diverser Beispiele<br />

die »Renaissance der integralen Bauweise<br />

im Brückenbau« – <strong>und</strong> leitete derart zu<br />

der abschließenden Podiumsdiskussion<br />

über: Unter dem Titel »Integral, differential<br />

oder …« loteten die beiden Experten<br />

gemeinsam mit Ltd. Baudirektor Dipl.-Ing.<br />

Günther Kleiner, Dr.-Ing. Günther Seidl<br />

<strong>und</strong> Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn in<br />

einer durchaus kontroversen Debatte die<br />

jeweiligen Vor- <strong>und</strong> Nachteile aus.<br />

36 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Match-Cast-F<strong>und</strong>ertalbrücke in Dänemark<br />

© Züblin Scandinacia A/S<br />

Dr.-Ing. Braun<br />

© Maurer Söhne<br />

GmbH & Co. KG<br />

Dipl.-Ing. Glitsch<br />

© DEGES GmbH<br />

R<strong>und</strong>um zufrieden mit einem Tag, der<br />

nach einhelliger Meinung restlos über-<br />

zeugen konnte, freuten sich jetzt alle auf<br />

das Abendessen im Restaurant Da Capo<br />

im Leipziger Oldtimer-Museum, das von<br />

drei Bussen angesteuert wurde. Wie sich<br />

bald zeigte, war es genau das richtige<br />

Ambiente. Ausgestattet mit einem Be-<br />

grüßungsdrink, bestaunte man zuerst<br />

die zahlreichen Exponate <strong>und</strong> genoss<br />

dann bei lebhaften Unterredungen das<br />

ausgezeichnete Buffet.<br />

Dipl.-Ing. Angelmaier<br />

© Leonhardt, Andrä<br />

<strong>und</strong> Partner GmbH<br />

Groß- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken<br />

Am nächsten Morgen regierte höchste<br />

Aufmerksamkeit: Mit seinen fachk<strong>und</strong>igen<br />

Erläuterungen zur Eisenbahnbrücke<br />

über die Unstrut, die in integraler Bau-<br />

weise entstanden ist, vertrieb Dipl.-Ing.<br />

Jörg Friedrich von SMP Ingenieure<br />

etwaige letzte Reste von Müdigkeit.<br />

Der Vortrag von Dipl.-Ing. Volkhard<br />

Angelmaier, Leonhardt, Andrä <strong>und</strong><br />

Partner, über die Ertüchtigung von<br />

Großbrücken der deutschen B<strong>und</strong>esautobahnen<br />

zog das Publikum aber<br />

ebenso in Bann wie »Klothoide im Takt-<br />

schiebeverfahren« <strong>und</strong> damit die beim<br />

Bau der größten dänischen Landbrücke<br />

erstmals angewandte, patentierte<br />

Match-Cast-Methode, über deren Eigen-<br />

schaften Dipl.-Ing. Holger Hauser von<br />

K + S Ingenieur-Consult aufklärte.


Dipl.-Ing. Bock<br />

© Kinkel + Partner<br />

GmbH<br />

Nach einer kurzen Auflockerung am<br />

Kaffeebuffet referierte Dipl.-Ing. Knut<br />

Bock, Geschäftsführer von Kinkel +<br />

Partner, über die Talbrücke Weißenbrunn<br />

am Forst, die als semiintegrale Rahmenstruktur<br />

für den Eisenbahnverkehr über-<br />

dies mit der Besonderheit von Betongelenken<br />

in den Stützenfußpunkten<br />

aufwartet. Dr.-Ing. Frank Minas von DSD<br />

Brückenbau rückte mit der Savequerung<br />

in Belgrad hingegen wieder eine Straßen-<br />

<strong>und</strong> zudem eine Schrägseilbrücke in den<br />

Mittelpunkt des Interesses – <strong>und</strong> über-<br />

gab dann das Wort an Dipl.-Ing. Karl Goj,<br />

Ministerialrat in der Obersten Baubehörde<br />

im Bayerischen Staatsministerium<br />

des Innern, der mit der Talbrücke Enzen-<br />

stetten ein Tragwerk vorstellte, das<br />

während seiner Realisierung von Stahl-<br />

verb<strong>und</strong> in Spannbeton umgeplant werden<br />

musste. Dipl.-Ing. Dietrich Hommel,<br />

Chief Engineer Major Bridges bei Cowi<br />

r<strong>und</strong>ete mit seiner kenntnisreichen Ana-<br />

lyse über den Ist-Zustand des Fehmarnbelt-Projektes<br />

den Reigen letztlich ab.<br />

Talbrücke Weißenbrunn am Forst bei Coburg<br />

© Kinkel + Partner GmbH<br />

Dr.-Ing. Minas<br />

© DSD Brückenbau<br />

GmbH<br />

Dipl.-Ing. Goj<br />

© Bayerisches Staatsministerium<br />

des Innern<br />

Dipl.-Ing. Hommel<br />

© Cowi A/S<br />

Verabschiedung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Mit ausdrücklichem Dank für die kom-<br />

petenten <strong>und</strong> stets inspirierenden Aus-<br />

führungen der Referenten sowie die<br />

konzentrierte Aufmerksamkeit des<br />

Auditoriums setzte Moderator Dipl.-Ing.<br />

Michael Wiederspahn den Schlussak-<br />

kord unter den offiziellen Teil des elften<br />

Leipziger Brückenbau-Symposiums. Das<br />

tat er selbstverständlich nicht ohne den<br />

Hinweis auf die jetzt schon beginnenden<br />

Planungen für 2012, verb<strong>und</strong>en mit dem<br />

A K T U E L L<br />

Savebrücke in Serbien<br />

© Ogranak Sava Most<br />

Wunsch, alle Teilnehmer im nächsten<br />

Jahr wieder wohlbehalten begrüßen zu<br />

dürfen.<br />

Und wie stets wurden Besucher, Gäste<br />

<strong>und</strong> Vortragende zu einem finalen Mit-<br />

tagessen eingeladen, bei dem der hohe<br />

Stellenwert der Veranstaltung nochmals<br />

explizit bestätigt <strong>und</strong> die Gelegenheit zu<br />

weiteren informellen Gesprächen <strong>und</strong><br />

Diskussionen genutzt wurde.<br />

Ein Tagungsband lag mit Ausgabe 1∙2011<br />

der Zeitschrift BRÜCKENBAU natürlich<br />

ebenfalls vor – erhältlich im Fachbuchhandel<br />

oder direkt, auch im Abonnement,<br />

über den Verlag.<br />

Autorin:<br />

Doris Stickler<br />

Freie Journalistin,<br />

Frankfurt am Main<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

37


PRODUKTE UND PROJEKTE<br />

Dehnfugen vom Weltmarktführer Maurer Söhne<br />

Längste Straßenbrücke der Welt<br />

Über 42 km lang ist die längste Straßenbrücke<br />

der Welt, die Qingdao-Haiwan-<br />

Brücke in der chinesischen Provinz<br />

Shandong. Die Marathonbrücke verlangte<br />

Marathonleistungen von Maurer Söhne<br />

München. Nach den intensiven Vergabeverhandlungen<br />

war die Lieferung von<br />

191 Dehnfugen der größte Einzelauftrag<br />

in der Firmengeschichte des Weltmarktführers<br />

– produziert in einer Rekord-<br />

zeit von fünf Monaten am Stammsitz in<br />

München.<br />

Die Qingdao-Haiwan-Brücke verbindet<br />

über eine Meeresbucht hinweg die Stadt<br />

Qingdao mit Huangdao <strong>und</strong> dem Flug-<br />

hafen Qingdao-Liuting. Qingdao war<br />

ehemals deutsche Kolonie (Tsingtau)<br />

<strong>und</strong> Austragungsort der Segelwettbewerbe<br />

bei den Olympischen Spielen<br />

in Peking. Die längste Straßenbrücke<br />

der Welt wurde Ende Dezember fertiggestellt,<br />

offizielle Einweihung war am<br />

1. Mai 2011.<br />

Marathonleistungen werden in China<br />

von allen Lieferanten erwartet, wobei<br />

die Bedingungen je nach Provinz stark<br />

unterschiedlich sind: »Hier in Shandong<br />

forderte der Bauherr vor allem eine hohe<br />

Qualität für diese Differentialbrücke mit<br />

den vielen Dehnfugen. Das gab letztlich<br />

den Ausschlag, dass wir den Zuschlag<br />

bekamen«, berichtet Projektleiter<br />

Wolfgang Fobo von Maurer Söhne.<br />

Maurer Söhne ist Weltmarktführer bei<br />

Dehnfugen, doch dieser Auftrag war auch<br />

für den Branchenprimus eine Herausforderung.<br />

Für das Prestigeobjekt duldete<br />

der Bauherr keine Kompromisse: Eine<br />

Lebensdauer von mindestens 40 Jahren<br />

<strong>und</strong> hohe Korrosionsbeständigkeit waren<br />

die ausschlaggebenden Argumente bei<br />

der Auftragsvergabe.<br />

Qingdao-Haiwan-Brücke in Planung<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

38 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Bauwerk mit Fahrbahnübergängen<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Kreuzende Verkehrswege<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Die eigentliche Herausforderung begann<br />

für Maurer Söhne aber erst mit dem<br />

Zuschlag: Die Produktionszeit war mit<br />

acht Monaten schon reichlich knapp be-<br />

messen – <strong>und</strong> wurde gleich nochmal um<br />

drei Monate verkürzt. So findet der Ein-<br />

weihungstermin der Brücke einen Monat<br />

früher statt, während sich der Vergabezeitpunkt<br />

aufgr<strong>und</strong> der außerordentlich<br />

herausfordernden Wettbewerbssituation<br />

um zwei Monaten nach hinten geschoben<br />

hatte.<br />

Auf solche Unwägbarkeiten k<strong>und</strong>engerecht<br />

reagieren zu können, ist unabdingbar<br />

im China-Geschäft, <strong>und</strong> ohne ent-<br />

sprechende Kapazitäten in der Fertigung<br />

sind solche Großaufträge kaum zu meis-<br />

tern.<br />

»Dank einem Gewaltakt in unserer Pro-<br />

duktion am Stammsitz in München haben<br />

wir diesen Großauftrag in nur fünf Mona-<br />

ten gestemmt«, freut sich Projektleiter<br />

Fobo angesichts der offiziellen Einweihung<br />

der Brücke am 1. Mai.<br />

Die Qingdao-Haiwan-Brücke ist in Diffe-<br />

rentialbauweise erstellt <strong>und</strong> verfügt über<br />

insgesamt 3.359 m Dehnfugen. Das Gros<br />

sind drei- <strong>und</strong> vierprofilige Fahrbahnübergange<br />

für Dehnwege bis zur 320 mm.<br />

Im Bereich der zentralen Schrägseilbrücke<br />

wurden 10- <strong>und</strong> 14-profilige Fahrbahnübergänge<br />

eingebaut. Dort sind bis zu<br />

1.120 mm Dehnwege nötig, weil die<br />

Spannweiten größer sind, um die Durch-<br />

fahrt der Schiffe zu ermöglichen.<br />

www.maurer-soehne.de


Sicherheitsglas mit SentryGlas®-Zwischenlage von DuPont<br />

Transparentes Bauwerk zur Gebäudeverbindung<br />

Eine leicht <strong>und</strong> transparent wirkende<br />

Brücke aus Stahl <strong>und</strong> Glas verbindet die<br />

beiden Baukörper des Centre for the<br />

Unknown, der kürzlich fertiggestellten<br />

biomedizinischen Forschungseinrichtung<br />

der Champalimaud-Stiftung in Lissabon,<br />

Portugal. Die gläserne Hülle dieser 21 m<br />

langen Konstruktion besteht aus kreis-<br />

förmig gebogene Verb<strong>und</strong>glasscheiben,<br />

die mit der SentryGlas®-Zwischenlage<br />

von DuPont hergestellt sind. Im Vergleich<br />

zu herkömmlichem PVB ergibt diese<br />

Hochleistungsfolie ein Verb<strong>und</strong>sicherheitsglas<br />

mit einer geringeren Verformung<br />

unter Last <strong>und</strong> einer höheren<br />

Resttragfähigkeit nach Glasbruch.<br />

Dadurch reichte ein relativ dünnes, leich-<br />

tes Laminat aus, um die hohen Sicherheitsanforderungen<br />

zu erfüllen. Wichtig<br />

war auch die langzeitige Witterungsbeständigkeit.<br />

Vier spezifisch ausgeführte<br />

Klemmplatten fixieren die 1.950 mm ×<br />

1.320 mm großen Scheiben an ihren<br />

Eckpunkten. Als Tragwerk für die Hülle<br />

dienen stählerne, im Abstand von je 2 m<br />

positionierte Rippenbögen. Die bauliche<br />

Ausführung übernahm der Verglasungsspezialist<br />

Bellapart, Olot, Spanien.<br />

Die von Cricursa, Granollers, Spanien,<br />

hergestellten Verb<strong>und</strong>glasscheiben für<br />

die Hülle der Brücke bestehen aus je<br />

zwei 8 mm dicken Scheiben aus heiß-<br />

gelagertem Einscheibensicherheits-<br />

glas (ESG-H) <strong>und</strong> einer 2,28 mm dicken<br />

SentryGlas®-Zwischenlage. Die geltenden<br />

Sicherheitsstandards werden erfüllt. Bei<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Brücke aus Stahl <strong>und</strong> Glas<br />

© DuPont de Nemour (Deutschland) GmbH<br />

Leichte Konstruktion<br />

© DuPont de Nemour<br />

(Deutschland) GmbH<br />

den angenommenen Windlasten liegt<br />

die Durchbiegung bei Verwendung der<br />

beiden 8 mm dicken Glasscheiben <strong>und</strong><br />

der SentryGlas®-Zwischenlage unterhalb<br />

des geforderten Grenzwerts von einem<br />

H<strong>und</strong>ertstel der Scheibenlänge. Entscheidend<br />

war darüber hinaus die für Über-<br />

kopfverglasungen erforderliche hohe<br />

Resttragfähigkeit nach Glasbruch. Dank<br />

der hohen Steifigkeit <strong>und</strong> der geringen<br />

Kriechneigung der SentryGlas®-Zwischenlage<br />

verbleiben die Scheiben nach einem<br />

potenziellen Versagen des Glases länger<br />

in ihren Halterungen. Damit steht mehr<br />

Zeit für die Reparatur zur Verfügung, <strong>und</strong><br />

das Gefährdungspotenzial für Passanten<br />

ist geringer. Das Verb<strong>und</strong>sicherheitsglas<br />

mit SentryGlas® verfügt über eine hohe<br />

Kantenstabilität.<br />

Das am 5. Oktober 2010 eingeweihte<br />

Champalimaud Centre for the Unknown<br />

ist ein Entwurf von Charles Correa Asso-<br />

ciates, Mumbai, Indien. Seine beiden über<br />

die Brücke verb<strong>und</strong>enen Baukörper be-<br />

herbergen Labors für die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

in den Bereichen Neurowissenschaft<br />

<strong>und</strong> Onkologie, ein ambulantes<br />

Versorgungszentrum, einen Hörsaal,<br />

Konferenzräume, Lehreinrichtungen <strong>und</strong><br />

einen Ausstellungsbereich sowie die<br />

Büros der Champalimaud-Stiftung selbst.<br />

Es steht auf einem 60.000 m 2 großen,<br />

öffentlich zugänglichen Areal im Lissa-<br />

boner Stadtteil Belém, unmittelbar an<br />

der Mündung des Flusses Tejo in den<br />

Atlantik.<br />

www.dupont.com<br />

Kreisförmig gebogene Hülle<br />

© DuPont de Nemour (Deutschland) GmbH<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

39


PRODUKTE UND PROJEKTE<br />

Neuentwicklung von Maurer Söhne<br />

Doppelzylinder statt Rollen<br />

Sie wirken wie ein Rollenlager, sind aber<br />

kostengünstiger <strong>und</strong> bieten zusätzlich<br />

alle Vorteile eines Gleitlagers: Doppelzylinderlager<br />

mit dem Gleitwerkstoff MSM®.<br />

Erstmals in Deutschland baut Maurer<br />

Söhne, München sie jetzt im Austausch<br />

gegen Rollenlager an der Grenzwaldbrücke<br />

südlich von Fulda ein.<br />

Die Grenzwaldbrücke wurde 1966–1968<br />

errichtet. Das über 900 m lange Bauwerk<br />

gehört zur A 7 an der Grenze zwischen<br />

Bayern <strong>und</strong> Hessen. Die Brücke hat zehn<br />

Lagerachsen mit je zwei Lagern. Auf den<br />

beiden Mittelpfeilern sitzen vier feste<br />

Lager, die 16 Rollenlager waren aus<br />

Altersgründen auszuwechseln.<br />

Die Rollenlager halbieren die Bewegung<br />

von Überbau <strong>und</strong> Unterbau, was speziell<br />

bei der Grenzwaldbrücke mit ihren Spann-<br />

weiten bis 120 m <strong>und</strong> ihren bis zu 95 m<br />

hohen Pfeilern ein wichtiger Aspekt ist.<br />

Der zweite Vorteil ist, dass die langen<br />

Rollen <strong>und</strong> die rechteckigen Panzerplatten<br />

relativ hohe Lasten aufnehmen kön-<br />

nen. Der Nachteil von Rollenlagern ist<br />

bekannt: Sie sind teuer in der Fertigung.<br />

Zudem ist es schwierig, die Abmessungen<br />

zu reduzieren, da höherfeste Werkstoffe<br />

auch eine höhere Sprödbruchgefahr<br />

haben.<br />

Die Ausschreibung für den fälligen<br />

Lagertausch verlangte Kalottenlager mit<br />

besonderem Gleitwerkstoff, doch den<br />

Auftrag erhielt Maurer Söhne mit seinem<br />

Sondervorschlag »Doppelzylinderlager«.<br />

Altes Rollenlager (links) <strong>und</strong> eingebautes Doppelzylinderlager (rechts)<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

40 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Komponenten eines Doppelzylinderlagers<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Für diese Neuentwicklung war erst An-<br />

fang 2010 die bauaufsichtliche Zulassung<br />

(AbZ Z-16.4-436) erteilt worden. Der neue<br />

Lagertyp simuliert ein Rollenlager bei<br />

Dehnwegen, Geometrie <strong>und</strong> Verdrehung,<br />

ist aber deutlich kostengünstiger, redun-<br />

danter <strong>und</strong> langlebiger. Das Thema Ver-<br />

schiebung war zudem doppelt brisant,<br />

da infolge der neuen Normenlage<br />

besonders große Dehnwege an den<br />

beweglichen Lagern angenommen<br />

werden mussten.<br />

Die neuen Doppelzylinderlager haben<br />

wie Rollenlager zwei Bewegungsflächen<br />

(eine oben, eine unten) <strong>und</strong> teilen so<br />

die Dehnwege auf Über- <strong>und</strong> Unterbau<br />

auf. Eine dritte Gleitfläche liegt wannenförmig<br />

dazwischen <strong>und</strong> nimmt die<br />

Kippungen auf.<br />

Im Schnitt quer zur Fahrtrichtung sieht<br />

ein Zylinderlager ähnlich aus wie ein<br />

Kalottenlager. Doch in der Wanne liegt<br />

nicht eine r<strong>und</strong>e Kalotte, sondern ein der<br />

Länge nach geteilter Zylinder. Wie beim<br />

Rollenlager ergibt sich so ein rechteckiger<br />

Gr<strong>und</strong>riss, <strong>und</strong> das Lager kann entsprechend<br />

der Auflast ausreichend breit ge-<br />

baut werden. Ein Kalottenlager dagegen<br />

ist für den Lasteintrag immer auf einen<br />

quadratischen oder kreisr<strong>und</strong>en Gr<strong>und</strong>-<br />

riss limitiert.<br />

Der Zylinder in der Wanne lässt (wie<br />

ein Rollenlager) nur Rotationen um die<br />

Zylinderachse zu. Über spezielle, paten-<br />

tierte Anschlagvorrichtungen wurde das<br />

Zylinderlager letztlich so gebaut, dass<br />

es geometrisch <strong>und</strong> funktional einem<br />

Rollenlager gleichkommt. Dadurch<br />

können die Rollenlager ohne Eingriff<br />

am Bauwerk ersetzt werden.<br />

An allen drei Gleitflächen kommt MSM®<br />

zum Einsatz. Das Gleitmaterial ist dafür<br />

verantwortlich, dass für die neuen Zylin-<br />

derlager trotz hoher aufsummierter<br />

Wege eine Lebensdauer von mindes-<br />

tens 50 Jahren garantiert werden kann.<br />

Zusätzliche Vorteile der neuen Gleitlager<br />

sind die niedrigeren Reibwerte, die den<br />

Rollwiderständen von hochfesten Rollen-<br />

lagern nahe kommen, sowie eine gewis-<br />

se (minimale) Verdrehung um die<br />

Querachse.<br />

Die 16 Lager werden seit Oktober 2010<br />

nach <strong>und</strong> nach ausgetauscht. Die neuen<br />

Doppelzylinderlager sind niedriger als<br />

die alten Rollen mit Panzerplatten. Die<br />

niedrigere Bauhöhe wird durch einen<br />

Verguss nach oben <strong>und</strong> unten ausgeglichen.<br />

www.maurer-soehne.de


Federal-Mogul-Deva-Lager zum Schutz vor Korrosion<br />

Tore der Kaiserschleuse mit Granit als Gleitpartner<br />

Am 29. April ging die neue Kaiserschleuse<br />

in Bremerhaven offiziell in Betrieb. Sie ist<br />

mehr als 300 m lang, 55 m breit <strong>und</strong> 13 m<br />

tief <strong>und</strong> damit eine der größten Schleusenanlagen<br />

der Welt. Die Federal-Mogul<br />

Deva GmbH aus Stadtallendorf hat die<br />

Gleitlagerungen für die gewaltigen<br />

Hub-Schiebe-Tore der Schleuse geliefert.<br />

Erstmals wird hier als einer der Gleitpartner<br />

Granit benutzt.<br />

Im Stahlwasserbau kommt es bei gleich-<br />

zeitigem Einsatz von Bauteilen aus Edel-<br />

stahl <strong>und</strong> sogenanntem »schwarzem«<br />

Stahl oft zu unzulässig hohem Korrosionsangriff.<br />

IRS Rapsch & Schubert, ein<br />

führendes Unternehmen im Stahlwasserbau-Engineering,<br />

hatte deshalb für die<br />

Lagerungen der Hub-Schiebe-Tore beim<br />

Neubau der Kaiserschleuse nach Alterna-<br />

Wartungsfreie Kenterkufen<br />

© Federal-Mogul Deva GmbH<br />

Wo werben?<br />

Wo werben?<br />

tiven gesucht <strong>und</strong> sich dann für Granit<br />

entschieden. Granit ist ein nativer mine-<br />

ralischer Werkstoff, der erstmals bei<br />

einem solchen Projekt eingesetzt wurde.<br />

Die Entwickler von Federal-Mogul Deva<br />

wurden damit beauftragt, einen Werk-<br />

stoff zu finden, der sowohl unter Wasser<br />

als auch an Luft die geforderten Gleiteigenschaften<br />

sicherstellt: hohe Lebensdauer<br />

von 25 Jahren, konstante Reibwerte,<br />

Verzicht auf jede Nachschmierung<br />

über die gesamte Lebensdauer. Deva.tex,<br />

ein aus zwei Schichten aufgebauter<br />

Lagerwerkstoff, schien bei den sehr<br />

speziellen Anforderungen am besten<br />

geeignet. Die Tragschicht aus glasfaserverstärktem<br />

Epoxidharz ermöglicht bei<br />

deva.tex hohe Festigkeit, die Gleitschicht<br />

aus nichtabrasiven Fasern <strong>und</strong> Festschmierstoffen<br />

sorgt für hervorragende<br />

tribologische Eigenschaften auch unter<br />

Wasser <strong>und</strong> bei Kantenpressungen.<br />

Im spezifischen Fall der Kaiserschleuse<br />

waren anwendungsbedingt auch größere<br />

geometrische Abweichungen wie Biege-<br />

verformungen durch den einwirkenden<br />

Wasserstaudruck zu berücksichtigen. Als<br />

unmittelbare Folge davon können Kanten-<br />

pressungen entstehen, die im schlimmsten<br />

Fall zur Überlastung bzw. Zerstörung<br />

der Gleitleisten führen würden.<br />

Auf den hauseigenen Prüfständen bei<br />

Deva konnten jene Betriebsbedingungen<br />

simuliert werden, wie sie in der Kaiserschleuse<br />

für die Schleusentore zu<br />

erwarten sind.<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Kaiserschleuse in Bremerhaven<br />

© bremenports GmbH & Co. KG<br />

Die Schleuse ist unabdingbar für das<br />

Funktionieren der Hafeninfrastruktur.<br />

Denn jedes Schiff, das zum Löschen<br />

seiner Ladung in den Binnenhafen<br />

Bremerhavens will, muss wegen der Tide<br />

geschleust werden. Die Tore dichten die<br />

Schleusenkammer ab <strong>und</strong> ermöglichen<br />

den Wasseraustausch beim Schleusenvorgang.<br />

Dabei teilen sie sich horizontal<br />

in zwei Sektionen. Hydraulikzylinder<br />

heben den oberen Teil des Schleusentors<br />

um bis zu 70 cm an. Auch hier stellen<br />

deva.tex-Gleitelemente in Kombination<br />

mit Granitplatten die exakte Führung<br />

sicher.<br />

www.federalmogul.com<br />

[Umrisse]<br />

[Umrisse]<br />

Zeitschrift für Baukultur<br />

Zeitschrift für Baukultur<br />

Ganz einfach!<br />

Unsere Mediadaten<br />

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2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

41


PRODUKTE UND PROJEKTE<br />

Feuchtigkeitsrelevant mit Sikafloor-375<br />

Verschleißschicht für Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücken<br />

Mit dem Polyurethanbindemittel Sika-<br />

floor-375 bringt Sika Deutschland eine<br />

äußerst feuchtigkeitstolerante Verschleißschicht<br />

auf den Markt, die ideal für Ober-<br />

flächenschutzsysteme auf frei bewitterten<br />

<strong>und</strong> mechanisch belasteten Flächen<br />

ist. Neu dabei ist das äußerst geringe<br />

Aufschäumen bei definierter Wasserbeaufschlagung.<br />

Damit bietet das niedrigviskose<br />

zweikomponentige PU-Binde-<br />

mittel hohe Sicherheit bezüglich Ver-<br />

arbeitbarkeit, Aushärtungsverlauf <strong>und</strong><br />

Nutzungseigenschaften – selbst bei<br />

erhöhter Luftfeuchte bis 80 %.<br />

Flüssigkeitsdichte Oberfläche<br />

© Sika Deutschland GmbH<br />

Neue Polyurethanharze von StoCretec<br />

Rissinjektion im Stahlbeton<br />

Mit den beiden Polyurethanharzen<br />

StoJet PIH 100 <strong>und</strong> StoJet PU VH 100 stellt<br />

StoCretec zwei neue Produkte für die<br />

Riss-Sanierung bei Betonbauwerken<br />

vor.<br />

Ein bewährtes Verfahren zum Abdichten<br />

von Rissen <strong>und</strong> zum Wiederherstellen der<br />

Tragfähigkeit ist die Rissinjektion. Dabei<br />

werden über Injektionspacker spezielle<br />

auf die Rissursache, den Risstyp <strong>und</strong> den<br />

Feuchtezustand des Risses abgestimmte,<br />

Reaktionsharze in den vorhandenen<br />

Riss injiziert. Zum Schließen, Abdichten<br />

<strong>und</strong> dehnfähigen Verbinden von Rissen<br />

verwendet man Polyurethanharze.<br />

StoCretec hat jetzt das Portfolio an<br />

Rissfüllstoffen ergänzt. StoJet PIH 100<br />

verfügt über eine niedrige Viskosität bei<br />

42 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Sikafloor-375 wird auf die Oberflächenschutzschicht<br />

appliziert <strong>und</strong> abgesandet.<br />

Dadurch ist das System besonders ab-<br />

riebfest, rutschhemmend <strong>und</strong> rissüberbrückend.<br />

Zusammen mit der Kopfversiegelung<br />

ist das System flüssigkeitsdicht<br />

<strong>und</strong> beständig gegenüber in Wasser<br />

gelösten Tausalzen. Die Einsatzgebiete<br />

können beispielsweise Fußgänger- <strong>und</strong><br />

Radwegbrücken, Brückenkappen, Park-<br />

häuser, Tiefgaragen oder andere mecha-<br />

nisch belastete Bereiche sein.<br />

Der Schichtaufbau dieser Systeme basiert<br />

auf einer Gr<strong>und</strong>ierung mit Sikafloor-156<br />

bzw. Sikafloor-161. Die beiden zweikomponentigen<br />

Epoxidharzbindemittel sind<br />

mechanisch hochfest <strong>und</strong> einfach zu<br />

dosieren.<br />

Die abschließende Kopfversiegelung<br />

erfolgt mit Sikafloor-358 oder Sikafloor-<br />

359 N. Beide Produkte sind insbesondere<br />

für die Versiegelung von abgestreuten,<br />

rissüberbrückenden <strong>und</strong> befahrbaren<br />

Beschichtungen geeignet. Das Epoxidharzbindemittel<br />

Sikafloor-358 <strong>und</strong> die<br />

Polyurethanversiegelung Sikafloor-359 N<br />

sind chemisch beständig, zähelastisch<br />

<strong>und</strong> flüssigkeitsdicht. Für eine UV- <strong>und</strong><br />

farbtonstabile Oberfläche ist Sikafloor-<br />

359 N einzusetzen.<br />

www.sika.de<br />

hoher Elastizität <strong>und</strong> schließt daher auch<br />

sehr feine Risse. Um den Wasserfluss zu<br />

stoppen, kommt im ersten Schritt StoJet<br />

PU VH 100 zum Einsatz. Das Harz bildet<br />

bei Wasserkontakt sofort einen dichten<br />

<strong>und</strong> stabilen Schaum. Anschließend folgt<br />

die dauerhafte elastische Abdichtung mit<br />

StoJet PIH 100. Die Produktreihe ist nach<br />

DIN V 18028 geprüft, BASt-gelistet <strong>und</strong><br />

für die standsicherheitsrelevante Riss-<br />

injektion zugelassen.<br />

www.stocretec.de<br />

Prinzipieller Systemaufbau<br />

© Sika Deutschland GmbH<br />

Dichtungsschicht aus Kunststoff<br />

© Sika Deutschland GmbH<br />

Zielführende Alternative<br />

© StoCretec GmbH


Hochfeste Glasfaserbewehrung von Schöck<br />

Aufprallversuch zur Bestätigung<br />

Kürzlich wurde ein Anprallversuch in<br />

Nordamerika unternommen: Ein 36 t<br />

schwerer Sattelschlepper fährt mit 80 km/h<br />

gegen eine Anprallwand – <strong>und</strong> die Schä-<br />

den an der Wand sind nur marginal. Ein-<br />

gebaut <strong>und</strong> umfangreich getestet wurde<br />

dabei die Glasfaserbewehrung Schöck<br />

ComBAR. In Zusammenarbeit mit dem<br />

Verkehrsministerium der kanadischen<br />

Provinz Ontario (MTO) hat ein Team aus<br />

Ingenieuren die ComBAR-bewehrte<br />

Versuchswand entwickelt <strong>und</strong> bemessen.<br />

Der eindrucksvolle Crashtest ist<br />

auch als Video auf www.schoeck.de<br />

dokumentiert.<br />

In Nordamerika werden zunehmend<br />

Bewehrungen aus Glasfasern in Anprallwände<br />

eingebaut. Gr<strong>und</strong>: Korrosionsprobleme,<br />

die oft beim Einsatz von<br />

traditionellem Betonstahl auftreten,<br />

werden bei gleich guten Materialeigenschaften<br />

mit Glasfaserbewehrungen<br />

vermieden. Das Material »Glasfaser«<br />

wurde bereits vor einigen Jahren für<br />

die Sonderbewehrung Schöck ComBAR<br />

eingesetzt <strong>und</strong> seitdem kontinuierlich<br />

Lkw beim Test<br />

© Schöck Bauteile GmbH<br />

weiterentwickelt. Die Stäbe bestehen<br />

mittlerweile aus einer Vielzahl besonders<br />

korrosionsbeständiger Glasfasern, die<br />

von einer Harzmatrix umgeben <strong>und</strong><br />

linear ausgerichtet sind. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

speziellen Herstellung zeichnen sich alle<br />

Stabdurchmesser von Schöck durch eine<br />

hohe Zugfestigkeit aus.<br />

Bei dem spektakulären Crashtest in<br />

Nordamerika hielt eine mit ComBARbewehrte<br />

Anprallwand dem Aufprall<br />

eines 36 t schweren Sattelzuges stand.<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Unbeschädigte Wand<br />

© Schöck Bauteile GmbH<br />

In einem Winkel von 15° prallte der<br />

Schlepper mit 80 km/h an die Wand<br />

<strong>und</strong> stoppte nach r<strong>und</strong> 50 m. Nach dem<br />

Aufprall konnten weder Biegerisse noch<br />

anderweitige Zeichen eines Biegeversagens<br />

an der Wand festgestellt werden.<br />

Die Testwand hielt dem sogenannten<br />

Performance Level stand, der die Stand-<br />

haftigkeit für Straßenbegrenzungen auf<br />

Brücken beschreibt.<br />

www.schoeck.de<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

43


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Größter Stahlbrückenauftrag in der Firmengeschichte von Max Bögl<br />

Errichtung der S<strong>und</strong>svall-Brücke in Schweden<br />

Spektakulärer Großbrückenbau in Schwe-<br />

den: Im Zuge des Ausbaus der E 4 von<br />

Myre nach Skönsberg wird bis Oktober<br />

2014 der S<strong>und</strong>svall-Meeresarm nahe<br />

der gleichnamigen Hafenstadt am<br />

Bottnischen Meerbusen überquert.<br />

Beauftragt für den Bau der 2,10 km<br />

langen Stahlbrücke wurde das Joint<br />

Venture »S<strong>und</strong>svallbroen PBM« unter<br />

Beteiligung der Firmengruppe Max Bögl.<br />

Die Bauarbeiten für das ehrgeizige Groß-<br />

projekt r<strong>und</strong> 400 km nördlich von Stock-<br />

holm haben im März 2011 begonnen.<br />

Bauherr ist das schwedische Zentralamt<br />

für Verkehrswesen (Trafikverket). Ge-<br />

meinsam mit den starken Arge-Partnern<br />

E. Pihl & Søn A.S. aus Dänemark <strong>und</strong> Josef<br />

Möbius AG konnte sich die Firmengruppe<br />

auf internationaler Wettbewerbsebene<br />

durchsetzen.<br />

Querung des Meeresarms am Bottnischen Meerbusen<br />

© www.trafikverket.se<br />

Die stetig gewachsene Kompetenz in der<br />

Realisierung großer Stahlbrücken ist die<br />

Basis dieses Erfolges. Die 2,10 km lange<br />

Stahlbaubrücke ist der bislang größte<br />

Brückenauftrag in der Geschichte des<br />

Max-Bögl-Stahl- <strong>und</strong> Anlagen-Baus.<br />

Zu den Referenzprojekten zählen der Bau<br />

der 2. Strelas<strong>und</strong>querung in Strals<strong>und</strong><br />

sowie der IJsselbrücke bei Zwolle in den<br />

Niederlanden.<br />

Bauliche Herausforderung in Schweden<br />

wird es sein, eine 2,10 km lange Straßenbrücke<br />

in Stahlbauweise zu erstellen, die<br />

mit Spannweiten zwischen 88 <strong>und</strong> 170 m<br />

den S<strong>und</strong>svall-Meeresarm in bis zu 33 m<br />

Höhe überspannt. Das Brückenbauwerk<br />

aus der Feder des dänischen Architekturbüros<br />

KHR Arkitekter A/S besteht aus<br />

einer 1,40 km langen Stahlkonstruktion<br />

<strong>und</strong> beidseitig angeb<strong>und</strong>enen Dammbauwerken<br />

an Land mit jeweils 500 m<br />

Länge.<br />

44 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Die Brücke ist in Ihrer doppelgekrümmten Form sowohl in horizontaler<br />

als auch in vertikaler Richtung gebogen.<br />

© www.trafikverket.se<br />

Außergewöhnlich ist die S<strong>und</strong>svall-Brücke<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer doppelt gekrümmten<br />

Form, was bedeutet, dass sie sowohl in<br />

horizontaler als auch in vertikaler Rich-<br />

tung gebogen ist.<br />

Ein weiteres bautechnisches Highlight<br />

sind die aufwendigen F<strong>und</strong>amentarbeiten<br />

der Brückenpfeiler im Bereich des<br />

Meeresarms. Neben der Installation von<br />

bis zu 48 Meter langen Sp<strong>und</strong>wänden im<br />

Meeresgr<strong>und</strong> müssen auch umfangreiche<br />

Bodenaustauschmaßnahmen durchgeführt<br />

werden.<br />

Die Doppelkrümmung der S<strong>und</strong>svall-<br />

Brücke stellt an die Stahlbauer von Max<br />

Bögl eine enorme Herausforderung dar.<br />

Kein einziger Querschnitt gleicht dem<br />

anderen, so dass jedes einzelne Stahlbau-<br />

Filigrane Straßenbrücke in Stahlbauweise<br />

© www.trafikverket.se<br />

teil individuell <strong>und</strong> mit höchster Präzision<br />

am Hauptsitz Sengenthal gefertigt wer-<br />

den muss. Per Schiff werden die Einzel-<br />

segmente mit einer Gesamttonnage<br />

von r<strong>und</strong> 22.000 t Stahl auf dem Rhein-<br />

Main-Donau-Kanal nach Stettin trans-<br />

portiert.<br />

Dort werden die Bauteile zu größeren<br />

Brückensegmenten mit bis zu 170 m<br />

Länge <strong>und</strong> einem Gesamtgewicht von<br />

2.000 t vormontiert. Anschließend erfolgt<br />

der weitere Schiffstransport über die<br />

Ostsee bis zur Hafenstadt S<strong>und</strong>svall.<br />

www.max-boegl.de


Errichtung unter Beteiligung von Eiffel Deutschland<br />

Größter Stahlbrückenneubau Deutschlands<br />

Einem Konsortium, bestehend aus den<br />

Firmen Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />

GmbH, Porr Technobau <strong>und</strong> Umwelt<br />

GmbH <strong>und</strong> der Compagnie Francaise<br />

Eiffel Contruction Métallique, wurde der<br />

Auftrag zum Neubau der Hochmoselquerung<br />

im Ergebnis eines europaweiten<br />

Ausschreibungsverfahrens im November<br />

2010 erteilt. Die technische Federführung<br />

des Konsortiums liegt in den Händen der<br />

Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />

GmbH.<br />

Im zweiten Halbjahr 2011 wird mit dem<br />

Bau der 160 m hohen Moselbrücke<br />

zwischen Ürzig <strong>und</strong> Rachtig, Rheinland-<br />

Pfalz, begonnen. Der sogenannte Hoch-<br />

moselübergang ist Teil der B<strong>und</strong>esstraße<br />

B 50, die das Rhein-Main-Gebiet mit<br />

Belgien <strong>und</strong> Luxemburg verbindet. Die Deckbrücke in Ganzstahlbauweise<br />

mit einer Stahltonnage von ca. 25.000 t<br />

ist 1.700 m lang <strong>und</strong> hat Stützweiten von<br />

104–210 m über der Mosel.<br />

Die Dimensionen der Brücke <strong>und</strong> das<br />

entwurfsbedingte Ganzstahlkonzept<br />

führen zu einem der größten Stahlbrückenneubauten<br />

Deutschlands nach der<br />

Wiedervereinigung. Die Stahlkonstruktion<br />

wird in den Eiffel-Gesellschaften in<br />

Deutschland (Hannover) <strong>und</strong> in Frankreich<br />

(Lauterbourg) gefertigt. Der zu<br />

Umfangreiche Beispielsammlung<br />

Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken<br />

Bauingenieure mögen Fußwegbrücken<br />

geringer Breite <strong>und</strong> Traglasten weniger<br />

beachten als Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken<br />

von spektakulärer Spannweite <strong>und</strong><br />

Konstruktion. Die kommunalen Behörden<br />

hingegen erachten innerstädtische oder<br />

die umgebende Landschaft erschließende<br />

Brücken für Fußgänger <strong>und</strong> Radler für<br />

weitaus entscheidender, nicht selten für<br />

prägend, <strong>und</strong> veranlassen in der Regel<br />

Entwurfswettbewerbe. Da es keine ein-<br />

heitlichen Entwurfsrichtlinien gibt, bilden<br />

die Erfahrungen aus realisierten Brücken<br />

eine wichtige Informations- <strong>und</strong> Inspira-<br />

tionsquelle für Bauingenieure, Architekten,<br />

Stadt- <strong>und</strong> Landschaftsplaner.<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Künftige Hochmoselquerung<br />

© Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH<br />

Das vorliegende Buch von Dipl.-Ing. Klaus<br />

Idelberger, der auf dem Gebiet des Stahl-<br />

baus bereits zahlreiche technische Be-<br />

schreibungen international beachtenswerter<br />

Bauwerke verfasst hat, enthält<br />

85 Beispiele, die in den letzten drei Jahr-<br />

zehnten weltweit gebaut wurden: offene<br />

Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken, Viehtrieb- <strong>und</strong><br />

Medienbrücken sowie einige geschlossene<br />

Verbindungsstege.<br />

Die Beispielsammlung ist nach Tragwerks-<br />

typen <strong>und</strong> Spannweiten gegliedert. Zu<br />

jeder Brücke gibt es eine kurze Darstellung<br />

ihrer Randbedingungen <strong>und</strong> eine<br />

Bauwerksbeschreibung, illustriert anhand<br />

von Fotos, Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Aufrissen, einigen<br />

Konstruktionsdetails: eine wahre F<strong>und</strong>-<br />

grube für Planer.<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

verarbeitende Stahl wird im Wesentlichen<br />

aus deutschen Stahl- <strong>und</strong> Walzwerken<br />

bezogen.<br />

Die Unterbauten der Brücke bestehen<br />

aus zwei Widerlagern <strong>und</strong> zehn Pfeilern.<br />

Die Höhe der Pfeiler beträgt bis zu 155 m.<br />

Die Gründung der Unterbauten erfolgt<br />

über Großbohrpfähle mit 180 cm Durch-<br />

messer <strong>und</strong> einer Tiefe bis zu 50 m.<br />

www.eiffel.de<br />

Lektüreempfehlung …<br />

© Verlag Ernst <strong>und</strong> Sohn<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

45


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Jubiläum von Inros Lackner<br />

75 Jahre Generalplanung<br />

Norddeutschlands größter Generalplaner<br />

feiert im Mai das 75. Firmenjubiläum: Mit<br />

mehr als 400 Mitarbeitern an 21 Standorten<br />

im In- <strong>und</strong> Ausland gehört die Inros<br />

Lackner AG zu den »Top Ten« in der Bun-<br />

desrepublik. Das Unternehmen realisiert<br />

weltweit anspruchsvolle Architektur-<br />

<strong>und</strong> Ingenieurleistungen, die jährlich ein<br />

Volumen von r<strong>und</strong> 30 Millionen Euro<br />

aufweisen.<br />

Aktuelle Projekte in Deutschland sind<br />

unter anderem der Offshorewindpark<br />

Baltic I, der Ersatzneubau der Kaiserschleuse<br />

in Bremerhaven, das neue Ein-<br />

gangsgebäude auf der Museumsinsel<br />

Berlin <strong>und</strong> der Wiederaufbau des Stadt-<br />

schlosses in Berlin.<br />

Zu den internationalen Aufträgen ge-<br />

hören zum Beispiel die Konzeption für<br />

erdbebensichere <strong>und</strong> energieeffiziente<br />

Gebäude in Hanoi, Vietnam, der Hafenausbau<br />

im togoischen Lomé, ein moder-<br />

nes Container-Terminal im Großraum<br />

Sankt Petersburg sowie die Strecken- <strong>und</strong><br />

Ausrüstungsplanung des Brennertunnels<br />

auf österreichischer Seite.<br />

»Das Geheimnis der erfolgreichen Unter-<br />

nehmensgeschichte liegt im ständigen<br />

Wandel, im kreativen Ringen um höchste<br />

Qualität an ingenieurtechnischen Leis-<br />

tungen«, sagt Vorstandsvorsitzender Uwe<br />

Lemcke. »Als Ingenieure versuchen wir,<br />

der Zeit immer ein Stück voraus zu sein.<br />

Unsere K<strong>und</strong>en profitieren bereits seit<br />

langem von der Nutzung regenerativer<br />

Energien wie Wind- <strong>und</strong> Wasserkraft,<br />

Solarenergie <strong>und</strong> Geothermie. Das um-<br />

welt- <strong>und</strong> ressourcenschonende Bauen<br />

ist keine Erfindung der letzten Jahre,<br />

dringt jetzt aber stärker in das Alltagsbewusstsein«,<br />

so der Bauingenieur.<br />

46 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Die Inros Lackner AG ist ein deutschdeutsches<br />

Unternehmen, das durch die<br />

Fusion der traditionsreichen Büros Prof.<br />

Dr. Lackner & Partner GmbH in Bremen<br />

<strong>und</strong> der Inros Planungsgesellschaft mbH<br />

in Rostock entstand: Vor 75 Jahren be-<br />

gann alles mit dem Wirken von Prof. Dr.<br />

Arnold Agatz, einem renommierten<br />

Hafenplaner <strong>und</strong> Inhaber eines Lehrstuhls<br />

für Gr<strong>und</strong>bau, Wasser- <strong>und</strong> Hafenbau an<br />

der Technischen Hochschule Berlin. Er<br />

gründete 1936 das Ingenieurbüro Agatz<br />

<strong>und</strong> Bock in Berlin <strong>und</strong> Köln, das 1937<br />

den internationalen Wettbewerb zum<br />

Ausbau des Hafens Bangkok gewann,<br />

aber auch zahlreiche Marinebauten in<br />

Deutschland, Norwegen <strong>und</strong> Frankreich<br />

verantwortete <strong>und</strong> in dem Prof. Dr. Erich<br />

Lackner seit 1947 Partner war. Die Inros-<br />

Firmengruppe hatte ihren Vorläufer in<br />

dem 1950 in Rostock entstandenen VEB<br />

Industrieentwurf, dessen Hauptaufgabe<br />

im Entwurf von Hafen- <strong>und</strong> Wasserbauten<br />

an der Ostseeküste lag.<br />

Mit der deutschen Einheit erfolgte dann<br />

die Privatisierung des Betriebes durch ein<br />

Management-Buy-Out.<br />

Heute konzentriert sich das Leistungsportfolio<br />

von Inros Lackner auf die Kern-<br />

bereiche Wasserbau <strong>und</strong> Hafenlogistik,<br />

Energie- <strong>und</strong> Umweltplanung, komplexe<br />

Gebäude- <strong>und</strong> Infrastrukturplanung. Das<br />

internationale Geschäft machte 2010<br />

r<strong>und</strong> 20 % aus, wobei Afrika mit etwa<br />

12 % den Hauptanteil erbrachte <strong>und</strong><br />

Vietnam mit Leistungen von über einer<br />

Million Euro international das stärkste<br />

»Einzelland« war.<br />

www.inros-lackner.de<br />

Bau der Kaiserschleuse<br />

© Inros Lackner AG<br />

Offshorewndpark Baltic I<br />

© Inros Lackner AG<br />

Museumsgebäude in Hanoi<br />

© Inros Lackner AG<br />

Vorstand: (oben) Uwe Lemcke, Thomas Prehn, Hans-Jörg Niemeck,<br />

(unten) Dr. Wolfram Tauer, Frank Bernhardt, Ingo Aschmann<br />

© Inros Lackner AG


BRÜCKENBAU<br />

<strong>Construction</strong> & Engineering<br />

ISSN 1867-643X<br />

... ist die jüngste Baufach<strong>zeitschrift</strong> der<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN.<br />

Das gesamte Spektrum des Brückenbaus<br />

thematisierend, erscheint sie<br />

seit 2009 viermal pro Jahr.<br />

Lassen Sie sich überraschen von<br />

dieser qualitätvollen Publikation,<br />

die einzigartig ist – <strong>und</strong> die bisher<br />

noch bestehende Lücke im deutsch-<br />

sprachigen Fach<strong>zeitschrift</strong>enangebot<br />

schließen wird.<br />

Weitere geplante Heftthemen sind<br />

zum Beispiel Autobahnbrücken <strong>und</strong><br />

Geh- <strong>und</strong> Radwegbrücken.<br />

Zögern Sie also nicht <strong>und</strong> bestellen<br />

Sie ein Probeabonnement zum<br />

Einführungspreis.<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

65187 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/98 12 920<br />

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Ja, ich nehme das Angebot an <strong>und</strong> bestelle ein Probeabonnement:<br />

drei Ausgaben der Zeitschrift BRÜCKENBAU zum Preis von<br />

e 42,00 inkl. Porto <strong>und</strong> MwSt.<br />

Firma/Büro<br />

Name/Vorname<br />

Straße/Hausnummer<br />

Postleitzahl/Stadt<br />

E-Mail/Telefon<br />

Datum Unterschrift<br />

Wenn Sie den BRÜCKENBAU nach Ablauf des Probeabonnements nicht weiterbeziehen<br />

möchten, genügt eine formlose schriftliche Mitteilung an den Verlag innerhalb von<br />

14 Tagen nach Erhalt der letzten Ausgabe. Andernfalls erhalten Sie diese Zeitschrift<br />

weiter zum günstigen Abonnementpreis bis auf Widerruf. Bezugsbedingungen <strong>und</strong><br />

Abonnementpreis sind verbindlich im Impressum jeder Ausgabe aufgeführt.<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

47


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Aufruf zur Teilnahme<br />

Deutscher Brückenbaupreis 2012<br />

Die B<strong>und</strong>esingenieurkammer <strong>und</strong> der<br />

Verband Beratender Ingenieure VBI loben<br />

den Deutschen Brückenbaupreis 2010<br />

aus. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums für Ver-<br />

kehr, Bau- <strong>und</strong> Stadtentwicklung <strong>und</strong><br />

ist ein Beitrag zur Baukultur.<br />

Wettbewerbsunterlagen …<br />

© B<strong>und</strong>esingenieurkammer<br />

Maurer Söhne als Weltmarktführer geadelt<br />

Lexikon der Weltmarktführer<br />

In Deutschland gibt es mehr Weltmarktführer<br />

als in jedem anderen Land der<br />

Welt: Maurer Söhne, München, ist einer<br />

von ihnen <strong>und</strong> wird jetzt dementsprechend<br />

gewürdigt – in dem »Lexikon der<br />

deutschen Weltmarktführer«, das ca. 780<br />

solcher Vorreiter auflistet, basierend auf<br />

der gleichnamigen Datenbank von Prof.<br />

Dr. Bernd Venohr, Berlin, einem der profi-<br />

liertesten Analysten <strong>und</strong> Kenner der<br />

deutschen Erfolgsunternehmen.<br />

48 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Brücken sind als Teil der technischen<br />

Infrastruktur Ausdruck der Innovationskraft<br />

unserer Gesellschaft <strong>und</strong> ihrer<br />

Ingenieure. Gestaltungsleistung, Um-<br />

gang mit Natur <strong>und</strong> gebauter Umgebung,<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> technische Funk-<br />

tionalität finden in guten Brücken eine<br />

überzeugende Balance <strong>und</strong> entfalten<br />

Symbolkraft für die Baukultur in Deutschland.<br />

Mit dem Deutschen Brückenbaupreis<br />

werden nun herausragende Ingenieurleistungen<br />

im Brückenbau der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sowie deren Be-<br />

deutung für die Baukultur öffentlich<br />

gewürdigt. Der Preis, der alle zwei Jahre<br />

vergeben wird, ist ein ideeller. Er wird in<br />

den Kategorien »Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken«<br />

sowie »Fuß- <strong>und</strong> Radwegbrücken«<br />

vergeben. Eine von den Auslobern<br />

bestellte Jury wählt aus den Einsendungen<br />

drei Brücken je Kategorie aus, die im<br />

Januar 2012 als Nominierungen des Deutschen<br />

Brückenbaupreises öffentlichkeitswirksam<br />

vorgestellt werden. Aus den<br />

nominierten Bauwerken wählt die Jury<br />

dann ein Preisträgerprojekt pro Kategorie<br />

aus: Die Beurteilungskriterien beziehen<br />

sich auf die Gestaltung, Konstruktion,<br />

Neben prominenten Schwergewichten<br />

der deutschen Wirtschaft wie Siemens,<br />

Heraeus oder Bosch steht hier der Münchner<br />

Stahlbauer Maurer Söhne, der Bau-<br />

werkschutzsysteme <strong>und</strong> Achterbahnen<br />

entwickelt, produziert <strong>und</strong> weltweit<br />

vertreibt. Im vierseitigen Eintrag wird<br />

neben der Firmengeschichte <strong>und</strong> dem<br />

Produktprogramm exemplarisch die neue<br />

Wellenfuge vorgestellt, die vor kurzem<br />

erstmalig an der Donnersberger Brücke in<br />

München Verwendung fand. Dieser uner-<br />

müdlich forschende (Unternehmer-)Geist<br />

ist es, der unabhängig von der Branche<br />

viele der hier berücksichtigten »Innovatoren«<br />

auszeichnet <strong>und</strong> ihren anhaltenden<br />

Erfolg letztlich mitbegründet.<br />

www.maurer-soehne.de<br />

Funktion, Innovation, Wirtschaftlichkeit,<br />

Planungs- <strong>und</strong> Bauverfahren, Nachhaltigkeit.<br />

Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />

eines Festaktes am Vorabend des<br />

22. Dresdner Brückenbausymposiums<br />

am 12. März 2012 statt. Einsendeschluss<br />

ist der 17. September 2011.<br />

www.<strong>brueckenbau</strong>preis.de<br />

Offizielles Siegel<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG


Errichtung durch Eiffel Deutschland<br />

Zweite Störbrücke bei Itzehoe<br />

Vor kurzem wurde die Eiffel Deutschland<br />

Stahltechnologie GmbH als Teil einer Bie-<br />

tergemeinschaft mit der Porr Deutschland<br />

GmbH vom Landesbetrieb Straßenbau<br />

<strong>und</strong> Verkehr Schleswig-Holstein mit<br />

der Errichtung der zweiten Störbrücke<br />

bei Itzehoe beauftragt. Diese Aufgabe<br />

umfasst neben dem Bau der »Richtungsfahrbahn<br />

Hamburg« auch die Demontage<br />

<strong>und</strong> Entsorgung der zurzeit stillgelegten<br />

Spannbetonbrücke aus den 1970er<br />

Jahren, die eine Länge von ca. 1.200 m<br />

aufweist.<br />

Die sogenannte zweite Störbrücke mit<br />

einer Gesamtlänge von ca. 1.160 m<br />

untergliedert sich in die Vorlandbrücken<br />

Süd <strong>und</strong> Nord mit 454,80 m <strong>und</strong> 585,80 m<br />

Länge, die beide als einzelliger Hohlkastenverb<strong>und</strong>querschnitt<br />

zur Ausführung<br />

kommen, sowie in die (eigentliche)<br />

Störquerung: eine Stabbogenbrücke in<br />

Verb<strong>und</strong>bauweise mit ca. 120 m Länge.<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Brückenzugangstechnik vom Marktführer Wemo-tec<br />

Deutschlandweite K<strong>und</strong>ennähe dank strategischem Schachzug<br />

»B<strong>und</strong>esweit agieren, k<strong>und</strong>ennah<br />

reagieren«. So könnte das Motto des<br />

Geschäftsbereiches Brückenuntersicht-<br />

<strong>und</strong> Tunnelinspektionsgeräte der<br />

Wemo-tec GmbH lauten. Das Eichenzeller<br />

Unternehmen ist mit mehr als 50<br />

vermietbaren Brückenuntersichtgeräten<br />

Marktführer in Deutschland <strong>und</strong> Europa.<br />

»Wenn eine Brücke geprüft oder saniert<br />

werden soll, dann bieten wir unseren<br />

K<strong>und</strong>en dafür das passende Equipment«,<br />

erklärt Frank Seidler, Geschäftsbereichsleiter<br />

<strong>und</strong> Prokurist der Wemo-tec. Vor der<br />

der Werkstatthalle der Firmenzentrale<br />

werden zurzeit vier Brückenuntersichtgeräte<br />

gewartet <strong>und</strong> einsatzbereit ge-<br />

macht. Die Geräte sind das Resultat des<br />

neuesten strategischen Schachzuges in<br />

Richtung deutschlandweiter K<strong>und</strong>ennähe:<br />

Seit 1. Februar 2011 sind die<br />

Maschinen Eigentum der Wemo-tec –<br />

erworben vom bayerischen Arbeits-<br />

bühnenvermieter Roggermaier aus<br />

Kirchheim bei München. Das Unternehmen<br />

ist einer der größten Vermieter<br />

seiner Branche in Süddeutschland <strong>und</strong><br />

will sich nun auf seine Kernkompetenz,<br />

die Arbeitsbühnenvermietung, konzentrieren.<br />

In Pfaffenhofen, nahe der A 9, nördlich<br />

von München, liegt das neue Domizil der<br />

Flussquerung<br />

© Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH<br />

Die Realisierung wird 2011–2014 erfol-<br />

gen <strong>und</strong> beinhaltet die Herstellung,<br />

Lieferung <strong>und</strong> Montage von ca. 5.300 t<br />

Stahlkonstruktion.<br />

(Brücken-)Untersichtgeräte im Einsatz<br />

© Wemo-tec GmbH<br />

Wemo-tec. Hier haben die vier Arbeitsgeräte<br />

(Korb- <strong>und</strong> Steggeräte) ihr neues<br />

Zuhause gef<strong>und</strong>en – <strong>und</strong> sollen im süd-<br />

deutschen Raum eingesetzt werden.<br />

Der Standort wird dann auch mit einem<br />

Vertriebsmitarbeiter für Süddeutschland<br />

besetzt sein. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

leitet Roggermaier K<strong>und</strong>enanfragen<br />

an die Eichenzeller Wemo-tec Zentrale<br />

weiter. Die Vermietung der Maschinen<br />

bietet Seidler aber bereits zu einem<br />

attraktiven Preisvorteil ab München an.<br />

Mit der neuen Zweigniederlassung<br />

könnte das Konzept der regionalen Kun-<br />

dennähe im Süden aufgehen: direkter<br />

Der entsprechende Auftragswert hat<br />

ein Volumen von ca. 18 Millionen Euro.<br />

www. eiffel.de<br />

Ansprechpartner vor Ort, mehr als 20<br />

Jahre Know-how plus attraktivere Preise<br />

für die größte verfügbare Vielfalt an<br />

Standard- <strong>und</strong> Spezialmaschinen.<br />

Lückenlos kann der Vermieter nun von<br />

vier Orten aus auf K<strong>und</strong>enanfragen rea-<br />

gieren: zentral von Eichenzell bei Fulda,<br />

im Norden von Kronsforde bei Lübeck,<br />

im Osten von Weißenfels bei Leipzig <strong>und</strong><br />

eben Pfaffenhofen in Süddeutschland.<br />

Hiermit signalisiert Wemo-tec, wie<br />

wichtig ihr der Vor-Ort-Kontakt zum<br />

K<strong>und</strong>en ist.<br />

www.wemo-tec.com<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

49


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Einrichtung an der Technischen Universität Berlin<br />

Baustoffe <strong>und</strong> Bauchemie als Professur<br />

Das Institut für Bauingenieurwesen der<br />

Technischen Universität Berlin hat vor<br />

kurzem die Professur »Baustoffe <strong>und</strong><br />

Bauchemie« eingerichtet, die über fünf<br />

Jahre von der Deutschen Bauchemie e. V.<br />

gefördert <strong>und</strong> die nun von Prof. Dr. Diet-<br />

mar Stephan wahrgenommen wird.<br />

In dieser Professur soll die klassische<br />

Werkstofflehre aufgehen: Dietmar<br />

Stephan wird unter anderem den Ein-<br />

fluss von Baustoffen auf die Umwelt, auf<br />

Luft, Wasser <strong>und</strong> Boden untersuchen.<br />

Geplant ist zudem die Entwicklung »intel-<br />

ligenter«, multifunktionaler Baustoffe,<br />

die aktiv auf die Bedingungen der Um-<br />

gebung reagieren. Erforschen will er<br />

darüber hinaus ressourcenschonende,<br />

anorganische Bindemittel für Beton,<br />

Mörtel <strong>und</strong> bauchemische Anwendungen<br />

sowie die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Nanomaterialien <strong>und</strong> die Erstellung von<br />

Öko- <strong>und</strong> Produktbilanzen.<br />

In einer kürzlich verabschiedeten Reso-<br />

lution fordern die im Bauwesen tätigen<br />

Ingenieure eine Verbesserung der Teil-<br />

nahmebedingungen von Ingenieuren an<br />

Wettbewerben. Alle Wettbewerbe sollen<br />

möglichst interdisziplinär ausgeschrieben<br />

werden.<br />

Bauvorlageberechtigte Bauingenieure<br />

sollen den Architekten bei der Teilnahme<br />

an Wettbewerben gr<strong>und</strong>sätzlich gleich-<br />

gestellt <strong>und</strong> damit die nicht bauordnungskonforme<br />

Ungleichbehandlung<br />

<strong>und</strong> Benachteiligung der Ingenieure bei<br />

der Auftragsvergabe aufgehoben werden.<br />

In dem Papier wird außerdem eine der<br />

Aufgabenstellung entsprechende Beset-<br />

zung von Preisgerichten gefordert. Dies<br />

bedeutet bei interdisziplinären Wettbewerben<br />

eine Beteiligung von Ingenieuren<br />

der betroffenen Disziplinen.<br />

Mit Wirkung vom 01.01.2009 sind durch<br />

das BMVBS die neuen Richtlinien für<br />

Planungswettbewerbe – RPW 2008 – eingeführt<br />

worden. Die RPW 2008 vereinfacht<br />

die Auslobung von Planungswettbewerben<br />

gegenüber der bis dahin gel-<br />

tenden GRW.<br />

Gegenstand von Wettbewerben sind nach<br />

RPW die nachfolgenden Aufgabenfelder:<br />

Stadtplanung- <strong>und</strong> Entwicklung,<br />

Landschafts- <strong>und</strong> Freiraumplanung,<br />

Planung von Gebäuden <strong>und</strong> Innenräumen,<br />

Planung von Ingenieurbauwerken<br />

50 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

»Wenn neue Baustoffe an der Technischen<br />

Universität Berlin mitentwickelt werden,<br />

ist das nicht nur für Bauingenieure von<br />

großer Bedeutung«, hob Präsident Prof.<br />

Dr.-Ing. Jörg Steinbach bei der Übergabe<br />

der Urk<strong>und</strong>e hervor. »Dank der großzügigen<br />

Unterstützung des Industrieverbandes<br />

Deutsche Bauchemie kann die<br />

Technische Universität Berlin das Fach-<br />

gebiet hervorragend <strong>und</strong> weitaus um-<br />

fangreicher ausstatten«, ergänzte Prof.<br />

Dr.-Ing. Stavros Savidis, Dekan der Fakul-<br />

tät VI Bauen Planen Umwelt. Nach Ab-<br />

lauf von fünf Jahren wird die Technische<br />

Universität Berlin die Professur vereinbarungsgemäß<br />

mit ihrem erweiterten<br />

Spektrum fortführen. Daraus ergebe sich<br />

auch für die Branche eine wirksame Nachhaltigkeit,<br />

so Dipl.-Ing. Norbert Schröter,<br />

Hauptgeschäftsführer der Deutschen<br />

Bauchemie e. V., der die Förderer bei der<br />

Urk<strong>und</strong>enübergabe vertrat.<br />

Forderung der im Bauwesen tätigen Ingenieure<br />

Bessere Teilnahmebedingungen an Wettbewerben<br />

<strong>und</strong> Verkehrsanlagen <strong>und</strong> technische<br />

Fachplanungen. Sie umschließen nach<br />

dieser Definition Planungsleistungen, die<br />

von unterschiedlichen Disziplinen, vor<br />

allem aber auch von Ingenieuren erbracht<br />

werden.<br />

Bereits in der Präambel der RPW wird die<br />

Gleichbehandlung aller Teilnehmer, auch<br />

im Bewerbungsverfahren, gefordert. Die<br />

traditionelle Auslobung von Wettbewerben,<br />

bei denen der Kreis der Teilnehmer<br />

auf Architekten, Stadtplaner <strong>und</strong>/oder<br />

Landschaftsarchitekten beschränkt ist,<br />

wird der Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt der<br />

Aufgabenstellungen schon lange nicht<br />

mehr gerecht. Die einseitige Eingrenzung<br />

der Teilnahmeberechtigten beziehungsweise<br />

die Auslobung von reinen Archi-<br />

tektenwettbewerben widerspricht den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen des Wettbewerbswesens<br />

<strong>und</strong> einer fairen <strong>und</strong> transparenten Ver-<br />

gabe von Dienstleistungen. Qualitativ<br />

hochwertige Bauwerke verlangen inter-<br />

disziplinäre Planungsleistungen von<br />

Architekten <strong>und</strong> Ingenieuren.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS) empfiehlt,<br />

der zunehmenden Bedeutung<br />

interdisziplinärer Planungsprozesse <strong>und</strong><br />

des erheblichen Beitrags der Ingenieure<br />

Rechnung zu tragen <strong>und</strong> Wettbewerbe,<br />

wo immer möglich, als interdisziplinäre<br />

Wettbewerbe auszuloben.<br />

Urk<strong>und</strong>enübergabe: (v.l.n.r.) Prof. Dr.-Ing. Stavros Savidis,<br />

Prof. Dr. sc. techn. Mike Schlaich, Dipl.-Ing. Norbert Schröter,<br />

Prof. Dr. Dietmar Stephan, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach<br />

© Technische Universität Berlin/Deutsche Bauchemie e. V.<br />

www.deutsche-bauchemie.de<br />

www.tu-berlin.de<br />

Die B<strong>und</strong>esingenieurkammer <strong>und</strong> mit<br />

ihr die in den 16 Länderkammern r<strong>und</strong><br />

43.000 organisierten Ingenieure des<br />

Bauwesens bekennen sich zu Baukultur<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbswesen <strong>und</strong> fordern:<br />

Bei Wettbewerbsauslobungen soll der<br />

interdisziplinäre Wettbewerb als Regelfall<br />

eingeführt <strong>und</strong> umgesetzt werden. Reine<br />

Ingenieurwettbewerbe sollten bei Inge-<br />

nieurbauwerken ausgelobt <strong>und</strong> durchgeführt<br />

werden. Reine Architektenwettbewerbe<br />

sollten sich auf Bauaufgaben<br />

begrenzen, bei deren Realisierung die<br />

Planungsleistungen von Ingenieuren eine<br />

untergeordnete Rolle spielen <strong>und</strong> die in<br />

der Regel Architektenleistungen erfor-<br />

derlich machen. Bauvorlageberechtigte<br />

Bauingenieure sind den Architekten bei<br />

der Teilnahme an Wettbewerben gr<strong>und</strong>-<br />

sätzlich gleichzustellen, um die nicht<br />

bauordnungskonforme Ungleichbehandlung<br />

<strong>und</strong> Benachteiligung der bauvor-<br />

lageberechtigten Bauingenieure bei der<br />

Auftragsvergabe aufzuheben. Kleinere<br />

Büroorganisationen <strong>und</strong> Berufsanfänger<br />

sollen bei der Wettbewerbsauslobung<br />

angemessen berücksichtigt werden. Das<br />

»Auftragsversprechen« gemäß § 8 Abs. 2<br />

der RPW 2008 soll bei Realisierungswettbewerben<br />

nicht verzichtbarer Bestandteil<br />

aller Wettbewerbsauslobungen sein.<br />

www.bayika.de


»Hinweis« vom Stahl-Informations-Zentrum<br />

Stahlbrücken im Autobahnbau<br />

Fast 50 % der Staus werden durch Bau-<br />

stellen verursacht, wie ein Gutachten<br />

zur Stausituation auf den nordrheinwestfälischen<br />

Autobahnen unlängst<br />

festgestellt hat. Unnötig viel CO 2 gelangt<br />

so in die Atmosphäre. »Deshalb sollten<br />

alle Maßnahmen zur Stauvermeidung<br />

genutzt werden, <strong>und</strong> hierzu zählt ein-<br />

deutig auch ein moderner Brückenbau«,<br />

sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf.<br />

Den Blick allein auf die Baukosten<br />

zu richten, wie dies die öffentliche Hand<br />

bei vielen Bauvorhaben macht, ignoriere<br />

die Umweltkosten. »Es ist höchste Zeit,<br />

auch aus Gründen der Ressourceneffi-<br />

zienz, die Weichen für einen umweltverträglichen<br />

Brückenbau zu stellen«,<br />

so der Verbandspräsident.<br />

Stahl- <strong>und</strong> Stahlverb<strong>und</strong>brücken über<br />

Autobahnen zeichnen sich dadurch aus,<br />

dass der Verkehr während der Bauzeit<br />

ungehindert fließen kann, mit nur kurzen<br />

Sperrzeiten nachts oder am Wochenende.<br />

Forschungsergebnis der Universität Kassel<br />

Baukasten für Tensegrity-Strukturen<br />

Es muss nicht immer ein massiver Bau<br />

aus Beton <strong>und</strong> Stahl sein: Auch mit Stä-<br />

ben <strong>und</strong> Seilen vermag man durch die<br />

intelligente Verknüpfung von Zug- <strong>und</strong><br />

Druckelementen filigrane <strong>und</strong> dennoch<br />

belastbare, sich selbst tragende Gebilde<br />

zu realisieren. Auf dem Weg dorthin<br />

haben Wissenschaftler der Universität<br />

Kassel jetzt einen gewaltigen Schritt<br />

nach vorn getan – mit der Konzeption<br />

einer Art von Baukasten für Tensegrity-<br />

Strukturen, der Errichtung eines 4 m<br />

hohen Prototyps als Messestand <strong>und</strong> der<br />

Patentanmeldung der von ihnen ent-<br />

wickelten Anschluss- <strong>und</strong> Vorspann-<br />

technik.<br />

Obwohl solche Konstruktionen wenig<br />

Material benötigen <strong>und</strong> zudem (theoretisch)<br />

schnell wieder demontiert,<br />

»zusammengefaltet« <strong>und</strong> dann an<br />

anderen Orten neu aufgebaut werden<br />

können, haben sie sich bisher kaum<br />

durchgesetzt, so Prof. Dr.-Ing. Detlef Kuhl,<br />

Leiter des Fachgebiets Baumechanik <strong>und</strong><br />

Baudynamik. Zwar seien sie beispielsweise<br />

in der Kuppel der olympischen<br />

Gymnastikarena in Seoul oder im<br />

Die einzelnen Bauteile werden in der<br />

Werkstatt oder auf mobilen Fertigungsplätzen<br />

direkt neben den Verkehrswegen<br />

vormontiert <strong>und</strong> als Ganzes oder in weni-<br />

gen Segmenten eingehoben. Dank der<br />

großen Spannweiten, die sich mit dem<br />

Baustoff Stahl erreichen lassen, kann<br />

bei diesen Brücken außerdem die Mittel-<br />

stütze entfallen. Damit werden nicht nur<br />

die Kosten des Mittelpfeilers eingespart,<br />

sondern auch Aufwendungen für be-<br />

engende Verkehrsführungen. Der ge-<br />

samte Bauablauf ohne Baustelle im<br />

Mittelstreifen von mehrspurigen Auto-<br />

bahnen ist deutlich einfacher. Verbreiterungen<br />

lassen sich gleichfalls bei lau-<br />

fendem Verkehr durchführen.<br />

Durch den Einsatz von Verb<strong>und</strong>fertigteilen<br />

kann der Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />

weiter optimiert werden, wie in<br />

einem Forschungsvorhaben der Düsseldorfer<br />

Forschungsvereinigung Stahlanwendung<br />

e. V. (FOSTA) festgestellt<br />

wurde. Die schlanken Stahlverb<strong>und</strong>-<br />

Georgia-Dom von Atlanta zu finden,<br />

doch stets unter Verwendung eines<br />

umlaufenden Druckrings als stabilisierendes<br />

Hilfsmittel.<br />

Kuhl <strong>und</strong> sein Doktorand Sönke Carstens<br />

haben diesen Schwachpunkt nun be-<br />

seitigt: Da Stabilität <strong>und</strong> Eignung der<br />

Tensegrity-Strukturen entscheidend von<br />

der richtigen Vorspannung der Stahlseile<br />

<strong>und</strong> deren perfekten Anschluss an die<br />

druckfesten Metallstäbe abhängen, inte-<br />

grierten sie Aufnahme, Kupplung <strong>und</strong><br />

Spanneinrichtung als Zylinder in die<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

brücken erfüllen darüber hinaus die<br />

Anforderungen an ressourceneffizientes<br />

Bauen, da sie Material <strong>und</strong> Gewicht ein-<br />

sparen <strong>und</strong> einen effizienten Bauablauf<br />

ermöglichen. Bereits 2007 bestätigte ein<br />

Gutachten der Universität Stuttgart für<br />

die Hessische Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverwaltung,<br />

dass sich die Umweltkosten<br />

durch den Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />

deutlich senken lassen.<br />

Allein in Nordrhein-Westfalen sind nach<br />

Einschätzungen des Landesverkehrsministeriums<br />

mehr als 300 Bauwerke an<br />

Autobahnen <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esstraßen kurz-<br />

fristig sanierungsbedürftig oder müssen<br />

neu gebaut werden, mittelfristig kommen<br />

weitere 700 Brücken aus den 1960er <strong>und</strong><br />

70er Jahren hinzu.<br />

www.stahl-zentrum.de<br />

Modell der Konstruktion<br />

© Universität Kassel<br />

Stäbe. Das heißt, die Spannung der<br />

einzelnen Seile lässt sich individuell<br />

einstellen, jederzeit verändern <strong>und</strong> da-<br />

mit stets auf die »auszuhaltenden«<br />

Belastungen abstimmen.<br />

Die Forscher arbeiten inzwischen am<br />

nächsten Projekt – einer Brücke zwischen<br />

zwei Bürogebäuden, wobei ihre Vision<br />

wesentlich weiter reicht: Es sei sein<br />

Traum, so Kuhl, einmal eine tensegre<br />

Brücke über die Fulda zu bauen …<br />

www.uni-kassel.de<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

51


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Auszeichnung für Bamtec Bewehrungstechnologie<br />

Innovationspreis der deutschen Wirtschaft<br />

Im Rahmen einer festlichen Galanacht<br />

erfolgte vor kurzem die Verleihung des<br />

30. Innovationspreises der deutschen<br />

Wirtschaft, zu dem deutsche Unternehmen<br />

insgesamt 324 Vorschläge eingereicht<br />

hatten. Die Schirmherrschaft<br />

übernahm die B<strong>und</strong>esministerin für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung Prof. Dr. Annette<br />

Schavan. Als Finalist in der Kategorie<br />

Mittelstand durfte hier Dipl.-Ing. Franz<br />

Häussler eine Entwicklung seines gleich-<br />

namigen Ingenieurbüros den ca. 1.500<br />

Gästen vorstellen – die Bamtec Bewehrungstechnologie.<br />

Diese Technologie bietet ein wirtschaftliches<br />

Verfahren zur Bewehrung von<br />

Stahlbetondecken, Bodenplatten <strong>und</strong><br />

Wänden: Die Hauptvorteile gegenüber<br />

dem herkömmlichen Vorgehen sind eine<br />

Betonstahlersparnis bis zu 40 %, eine<br />

um 80–90 % minimierte Verlegezeit <strong>und</strong><br />

eine Verbesserung der Qualität.<br />

Bauauftrag für Hochtief Solutions<br />

Thames Tunnel in London<br />

Die Hochtief Solutions AG hat nach dem<br />

Channel Tunnel Rail Link ein weiteres<br />

(Tunnel-)Projekt in London akquiriert:<br />

Gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner<br />

J. Murphy & Sons wird das Unternehmen<br />

im Auftrag der staatlichen Bahngesellschaft<br />

Crossrail zwei Tunnelröhren<br />

mit einer Gesamtlänge von ca. 8 km im<br />

Südosten der britischen Hauptstadt rea-<br />

lisieren. Hochtief ist hier federführend,<br />

der Gesamtauftrag hat ein Volumen von<br />

ca. 220 Millionen Euro.<br />

Initiative des bayerischen Clusters<br />

Holzbauten in Wort <strong>und</strong> Bild<br />

Im Tourismus sind sie eine Attraktion:<br />

die historischen Fachwerkhäuser im<br />

Stadt- oder Ortsbild. Die moderne Bau-<br />

kunst zieht jetzt allerdings nach, gibt es<br />

doch nicht minder beeindruckende Holz-<br />

konstruktionen jüngeren Datums – in<br />

Form von Wohn- <strong>und</strong> Bürogebäuden,<br />

Schulen <strong>und</strong> Kindergärten, Hotels, Indus-<br />

triebauten <strong>und</strong> eben auch Brücken.<br />

52 BRÜCKENBAU | 2 . 2011<br />

Hauptprofiteur ist also der Bauherr, Bau-<br />

träger oder Generalunternehmer, denn<br />

bei der Deckenbewehrung lässt sich zum<br />

Beispiel durch die dezimierte Stahlmenge<br />

eine Kostenreduktion von 20 % erzielen.<br />

Zugleich werden die Baukosten durch<br />

eine mögliche Rohbauzeitverkürzung<br />

gesenkt, so dass die entsprechenden<br />

Gebäude früher bezogen, verkauft oder<br />

vermietet werden können. Ein weiterer<br />

Gewinner ist zudem die Umwelt, da ein<br />

kleineres Stahlvolumen auch zu weniger<br />

Energieverbrauch <strong>und</strong> damit zu einer<br />

Verringerung der CO 2-Emissionen führt.<br />

www.bamtec.com<br />

Der Thames Tunnel ist Teil eines großen<br />

Infrastrukturprojekts, das Bahnstrecken<br />

im Westen <strong>und</strong> Osten Londons verknüpft.<br />

Der Neubau wird also die Stadtteile Plum-<br />

stead <strong>und</strong> North Woolwich anbinden <strong>und</strong><br />

zudem die bestehende North-Kent-Linie<br />

an das Crossrail-Netz anschließen. Die<br />

Bauarbeiten sollen noch im April begin-<br />

nen: Die beiden Tunnelbohrmaschinen<br />

starten bei laufendem Bahnbetrieb in<br />

Plumstead, durchqueren unterirdisch<br />

Woolwich <strong>und</strong> münden dann im Ziel-<br />

Wer sich informieren will, was sich heute<br />

alles mit <strong>und</strong> in Holz realisieren lässt, soll-<br />

te daher einen Blick auf die Datenbank<br />

des Clusters Forst <strong>und</strong> Holz in Bayern<br />

werfen, die mit Fotos, Zeichnungen <strong>und</strong><br />

vielen Informationen zu den einzelnen<br />

Holzbauten aufwartet.<br />

Diese Datenbank ist natürlich keineswegs<br />

vollständig oder gar abgeschlossen, son-<br />

Dipl.-Ing. Franz Häussler <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Annette Schavan<br />

© BAM AG<br />

punkt North Woolwich in der Nähe des<br />

Londoner City-Flughafens. Hochtief<br />

<strong>und</strong> Murphy kooperieren dabei eng mit<br />

Crossrail, um zahlreiche Sonderlösungen<br />

für die Ausführungsplanung als Teil eines<br />

kontinuierlichen Optimierungsprozesses<br />

zu entwickeln.<br />

www.hochtief-solutions.de<br />

www.hochtief.de<br />

dern wird in den nächsten Jahren weiter<br />

ergänzt. Die Cluster-Initiative bittet<br />

deshalb um Benennung neuer Beispiele<br />

guter bayerischer Holzarchitektur <strong>und</strong><br />

entsprechender Ingenieurleistungen, die<br />

hier Berücksichtigung finden könnten.<br />

www.cluster-forstholzbayern.de


BOLZENSCHWEISSGERÄTE<br />

Köster & Co. GmbH<br />

Spreeler Weg 32<br />

58256 Ennepetal<br />

Tel.: +49/2333/8306-0<br />

Fax: +49/2333/8306-38<br />

Mail: info@koeco.net<br />

www.koeco.net<br />

B R A N C H E N KO M PA S S<br />

KOPFBOLZEN<br />

Köster & Co. GmbH<br />

Spreeler Weg 32<br />

58256 Ennepetal<br />

Tel.: +49/2333/8306-0<br />

Fax: +49/2333/8306-38<br />

Mail: info@koeco.net<br />

www.koeco.net<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

53


BRANCHENKOMPASS<br />

MixedMedia<br />

wir sind Ihre zuverlässigen <strong>und</strong> erfahrenen Partner, wenn es um die Ausrichtung<br />

von<br />

Pressekonferenzen,<br />

Firmenjubiläen<br />

oder die<br />

Vorstellung neuer Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />

geht.<br />

Ob auf einer Messe, in Ihrem Unternehmen oder in einer ausgewählten Location,<br />

wir sind mit Freude, Erfahrung <strong>und</strong> Engagement für Sie im Einsatz.<br />

Ihre Wünsche <strong>und</strong> Ansprüche werden umgesetzt <strong>und</strong> Geschäftspartner,<br />

Mitarbeiter, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Besucher überzeugt <strong>und</strong> begeistert.<br />

Unser Bestreben gilt Ihrem Erfolg.<br />

Lassen Sie sich überraschen <strong>und</strong> fordern Sie uns heraus.<br />

MixedMedia Konzepts . Biebricher Allee 11b . 65187 Wiesbaden<br />

www.mixedmedia-konzepts.de . email: info@mixedmedia-konzepts.de<br />

54 BRÜCKENBAU | 2 . 2011


BRÜCKENBAU<br />

ISSN 1867-643X<br />

3. Jahrgang<br />

Ausgabe 2 . 2011<br />

www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verlag<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

D-65187 Wiesbaden<br />

Tel.: +49 (0)6 11/84 65 15<br />

Fax: +49 (0)6 11/80 12 52<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Anzeigen<br />

Ulla Leitner<br />

Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2011.<br />

Satz <strong>und</strong> Layout<br />

Christina Neuner<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Druck<br />

Schmidt & more Drucktechnik GmbH<br />

Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />

Erscheinungsweise <strong>und</strong> Bezugspreise<br />

Einzelheft: 14 Euro<br />

Doppelheft: 28 Euro<br />

Abonnement: Inland (4 Ausgaben) 56 Euro<br />

Ausland (4 Ausgaben) 58 Euro<br />

Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens<br />

ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr,<br />

wenn nicht sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugs-<br />

zeitraums schriftlich gekündigt wird.<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong><br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />

Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form<br />

reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />

Sprache übertragen werden.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />

Beilage<br />

Die Gesamtauflage von Ausgabe 2 . 2011 enthält eine Beilage<br />

von Delta Bloc Deutschland GmbH, Neumarkt.<br />

I M P R E S S U M


Die fl exible Brücke<br />

Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />

Telefon (089)32394–0<br />

Telefax (089)32394–306<br />

ba@maurer-soehne.de<br />

www.maurer-soehne.de<br />

MMBS – Neu für<br />

Behelfsbrücken!<br />

MMBS – MAURER<br />

Modular Bridging System<br />

Neues temporäres Überbrückungssystem<br />

für Bauwerkspalte <strong>und</strong> Gräben<br />

bis zu 3,5 m Breite.<br />

Schneller Wechsel zwischen<br />

Bauarbeiten <strong>und</strong> Verkehrsfluss<br />

Modular: Einfacher Transport,<br />

schnelle Montage, flexibel <strong>und</strong><br />

mehrfach einsetzbar<br />

Wirtschaftlich: reduziert Baustellenkosten,<br />

verbessert Verkehrsfluss,<br />

spart Zeit<br />

Mit bis zu 70 km/h überfahrbar<br />

Gleicht an Bauwerkspalten<br />

thermische <strong>und</strong> dynamische<br />

Verformungen aus<br />

Unsere Produktpalette<br />

MAURER Dehnfugen<br />

MAURER Bauwerkslager<br />

MAURER Erdbebenvorrichtungen<br />

MAURER Schwingungsdämpfer<br />

MAURER Bauwerksmonitoring

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