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Geh- und Radwegbrücken - zeitschrift-brueckenbau Construction ...

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Ausgabe 3 . 2012<br />

<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong><br />

Molebrücke in Dresden-Pieschen Steg Nord am Bahnhof Remscheid<br />

Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd Tiflisbrücke in Innsbruck Seebrücke in Winschoten<br />

Margarete-Müller-Bull-Steg in Esslingen Brücke in Neunkirchen-Sinnerthal<br />

Shuter Street Bridge in Toronto Ritz-Carlton-Hotel-Steg in Toronto Eaton Center Bridge in Calgary<br />

Special: Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

x x x<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU ISSN 1867-643X<br />

1


BRÜCKENBAU<br />

CONSTRUCTION & ENGINEERING<br />

Zum<br />

13. Symposium Brückenbau<br />

lädt die<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />

mit<br />

MixedMedia Konzepts<br />

ins pentahotel nach Leipzig ein.<br />

Kühne Bauwerke ebenso wie umstrittene Bauwerke,<br />

technische Innovationen, Verfahren <strong>und</strong> Berechnungen<br />

werden erläutert <strong>und</strong> vorgestellt <strong>und</strong> sorgen dafür,<br />

dass die Arbeit im eigenen Unternehmen danach<br />

ausgerichtet werden kann.<br />

Unsere Referenten kommen wie immer aus großen<br />

Planungsbüros, Bauunternehmen <strong>und</strong> Hochschulen<br />

sowie von Auftraggebern aus dem In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

Wir treffen uns am 19. <strong>und</strong> 20. Februar 2013<br />

im pentahotel Leipzig zu den Fachvorträgen,<br />

hoffen jedoch, Sie, wie gewohnt, bereits<br />

am 18.2.2013 beim Abendessen<br />

begrüßen zu können.<br />

Wir freuen uns auf Sie.<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

65187 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/98 12 92-0<br />

Fax: 0611/80 12 52<br />

kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

www.mixedmedia-konzepts.de


Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

Obwohl manche Begriffe ein klein<br />

bisschen dröge oder trocken klingen,<br />

braucht man sie nicht zwangsläufig<br />

gegen vermeintlich prickelndere Neu-<br />

schöpfungen einzutauschen oder auf<br />

Anglizismen, auf jene w<strong>und</strong>erbaren<br />

Varianten auszuweichen, die sich eine<br />

Handy(!)-Generation als modische Verbal-<br />

attribute inzwischen gerne anzueignen<br />

pflegt. Schließlich bietet die deutsche<br />

Sprache eine mehr als große Fülle an<br />

passenden Vokabeln, die sich zu ebenso<br />

schönen wie zutreffenden Formulierungen<br />

fügen <strong>und</strong> verdichten lassen.<br />

Einem Purismus zu huldigen, der (einige)<br />

Redewendungen allein aus geographischen<br />

Gründen ausgrenzt, ist freilich<br />

nicht minder abwegig, wenn die Frage<br />

einer exakten, der idealen oder (wenigstens)<br />

einer angemessenen Benennung<br />

geklärt werden soll. Um letztendlich zu<br />

einer möglichst schlüssigen Lösung zu<br />

gelangen, bedarf es also des reiflichen<br />

<strong>und</strong> zudem unbefangenen Abwägens von<br />

Bedeutung wie Gesamtzusammenhang,<br />

von Konnotation wie Kontext, <strong>und</strong> zwar<br />

in jedem Einzelfall.<br />

Zum Symbolgehalt von Begriffen<br />

Aspekte der (Selbst-)Einschätzung<br />

von Michael Wiederspahn<br />

Ein Beispiel: »Das 1983 veröffentlichte<br />

Buch ›The Tower and the Bridge‹ vertritt<br />

die These, dass seit der industriellen<br />

Revolution manche herausragenden<br />

Ingenieurbauwerke als Kunstwerke<br />

angesehen werden können, die parallel<br />

zu, aber unabhängig von der Architektur<br />

entstanden sind. Tatsächlich sind in den<br />

letzten zwei Jahrh<strong>und</strong>erten zwei neue<br />

Kunstformen erschienen, ›Structural Art‹<br />

<strong>und</strong> Photographie, beide jeweils parallel<br />

zu ihren älteren Schwesterkünsten<br />

Architektur <strong>und</strong> Malerei. Die Werke der<br />

›Structural Art‹ entspringen der Vorstellungskraft<br />

des Ingenieurs auf der Suche<br />

nach eleganten Formen, der sie innerhalb<br />

der Grenzen Effizienz in der Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit im Bau erarbeiten<br />

muss. (…) Der Begriff ›Structural Art‹ lässt<br />

sich nicht zufriedenstellend ins Deutsche<br />

übersetzen, da die Bezeichnungen<br />

›Ingenieurbaukunst‹ oder ›Bauingenieurkunst‹<br />

den Sinn nicht adäquat wiedergeben.<br />

Der englische Ausdruck wird<br />

daher verwendet.« Wer wollte anzweifeln,<br />

was David P. Billington <strong>und</strong> Nicolas<br />

Janberg vor knapp 14 Jahren in <strong>und</strong> für<br />

Nummer 3∙1998 unserer Zeitschrift für<br />

Baukultur thematisiert haben, zumal sie<br />

in ihrem Aufsatz »Die Ästhetik moderner<br />

Schrägseilbrücken« die Kriterien der<br />

»Structural Art« genau definieren?<br />

Im Unterschied zu einer solchen Wort-<br />

bildung, die durchaus berechtigt ist, weil<br />

sie auf einer wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />

Zu- <strong>und</strong> Einordnung beruht, haben es<br />

bereits etablierte Charakterisierungen<br />

natürlich schwerer – wie etwa »Tragwerksplanung«.<br />

Mit Ansehen <strong>und</strong> Aussagekraft<br />

dieses Terminus technicus müss(t)en<br />

sich Bauingenieure daher eingehender<br />

beschäftigen, dient er doch zur formaljuristisch<br />

korrekten Konkretisierung eines<br />

ihrer originären Tätigkeitsfelder. Aber<br />

spiegelt er auch dessen Bandbreite wider,<br />

zeigt er sozusagen die Vielfalt aller Auf-<br />

gaben, ja das enorme Spektrum an<br />

spannenden Herausforderungen, die<br />

Tragwerksplaner meist zu bewältigen<br />

haben? Und wie verhält es sich mit<br />

seiner »Außenwirkung« auf Bauherren,<br />

Architekten oder Laien?<br />

E D I TO R I A L<br />

Wer von ihnen vermutet hinter einer<br />

derart nüchtern, fast schon reduziert<br />

erscheinenden Bezeichnung überhaupt<br />

(noch) markante <strong>und</strong> de facto reizvolle<br />

»Aspekte« wie unter anderem Phantasie<br />

<strong>und</strong> Forschergeist? Werden Ingenieure<br />

deshalb oft nur als hochspezialisierte<br />

Erfüllungsgehilfen, lediglich als reine<br />

Zulieferer, nicht selten sogar als »Rechenknechte«<br />

betrachtet? Oder, um aus der<br />

Erörterung »Erfinden <strong>und</strong> Konstruieren«<br />

zu zitieren, die Jörg Schlaich für Heft<br />

3∙2002 der [Umrisse] verfasst hat:<br />

»Merken sie nicht mehr, dass sie (…)<br />

den schönsten Teil ihres Berufes, das<br />

Entwerfen, verspielen <strong>und</strong> damit das<br />

Image ihres Berufes <strong>und</strong> seine Attraktivität<br />

für einen kreativen Nachwuchs<br />

ruinieren?«<br />

Hier wird indessen nicht der ohnehin<br />

zwecklose Versuch unternommen,<br />

irgendwelche Begriffe einfach gegeneinander<br />

auszuwechseln, sondern weit<br />

eher daran erinnert, dass Qualitäten<br />

anschaulich zu machen, Anliegen wie<br />

Inhalte gleichsam offensiv zu vertreten<br />

sind – gerade im Brückenbau als einer<br />

Disziplin, in der Ingenieure per se die<br />

Federführung innehaben (sollten).<br />

Welche Perspektiven <strong>und</strong> Konzepte auf<br />

die Weise realisierbar werden, präzisieren<br />

wiederum die nachfolgend dokumentierten,<br />

in puncto Gestalt <strong>und</strong> (Trag-)Struktur<br />

wahrlich überzeugenden <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Radwegbrücken</strong>.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

3


Zum zweiten Mal lobt die<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />

mit<br />

MixedMedia Konzepts<br />

einen Ideenwettbewerb aus.<br />

Lärmschutzwände<br />

sind diesmal das große Thema.<br />

Ingenieure, Architekten, Planer, Studierende <strong>und</strong> ausführende<br />

Unternehmen sind aufgerufen, zukunftsweisende Ideen <strong>und</strong><br />

Konzepte für Lärmschutzwände zu entwickeln <strong>und</strong> einzureichen,<br />

die höchste Ansprüche erfüllen – in puncto Ästhetik, Technik,<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />

Im Rahmen unserer Zeitschriften <strong>und</strong> Symposien engagieren<br />

wir uns seit Jahren für mehr Baukultur bei Ingenieurbauwerken –<br />

<strong>und</strong> dazu gehören selbstverständlich auch Lärmschutzwände<br />

an Bahnanlagen, Autobahnen, Schnell- <strong>und</strong> Stadtstraßen.<br />

Mit unserem Ideenwettbewerb wollen wir daher zur<br />

(weiteren) Qualitätsverbesserung im Infrastrukturbereich<br />

beitragen.<br />

Eine unabhängige <strong>und</strong> hochkarätig besetzte Fachjury<br />

wird alle eingesandten Entwürfe beurteilen.<br />

Die Ausschreibungsunterlagen stehen ab dem 2. Mai 2012<br />

im Internet unter www.mixedmedia-konzepts.de zum<br />

Download zur Verfügung.<br />

Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: 0611/98 12 920 | Fax: 0611/80 12 52 |<br />

kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de | www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de<br />

Neuer Termin<br />

Wir konnten für diesen Wettbewerb<br />

einen Partner gewinnen.<br />

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir<br />

deshalb die Ausschreibungsunterlagen<br />

nicht am 2. Mai, sondern erst am<br />

16. Mai 2012 zum Dowload<br />

online stellen.<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts


Editorial<br />

3 Aspekte der (Selbst-)Einschätzung<br />

Michael Wiederspahn<br />

<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong><br />

6 Der schreitende Pylon<br />

Frank Schwenke, Michael Erler<br />

14 Komplettierung eines Brückenensembles<br />

Manfred Feyerabend<br />

18 Schwungvoll über die Rems<br />

Andreas Keil, Michael Werwigk<br />

22 Querung einer Flussmündung<br />

Thomas Sigl, Hans Peter Gruber<br />

27 Holzbrückenbau 3.0 als Weiterentwicklung<br />

Frank Miebach<br />

32 Blattfeder zwischen Park <strong>und</strong> Stadt<br />

Sven Plieninger, Christiane Sander, Andreas Hahn<br />

37 Erneuerung einer Fußgängerüberführung<br />

Wolfgang Müll<br />

40 Brücken aus Glas <strong>und</strong> Stahl<br />

Armin Franke<br />

Special<br />

46 Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />

Sebastian Schultheis<br />

Aktuell<br />

54 Zwölftes Symposium Brückenbau in Leipzig<br />

Siegfried Löffler<br />

57 Produkte <strong>und</strong> Projekte<br />

60 Software <strong>und</strong> IT<br />

61 Nachrichten <strong>und</strong> Termine<br />

69 Branchenkompass<br />

71 Impressum<br />

I N H A LT<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

5


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Die Molebrücke Dresden-Pieschen<br />

Der schreitende Pylon<br />

von Frank Schwenke, Michael Erler<br />

1 Blick von Pieschen auf die Altstadtsilhouette<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

Der Elbradweg zählt zu den beliebtesten<br />

touristischen Fernradwanderwegen<br />

Deutschlands. In der<br />

Ortsdurchfahrt Dresden kommt ihm<br />

zusätzlich erhebliche Bedeutung<br />

für den öffentlichen Fußgänger-<br />

<strong>und</strong> Radverkehr sowie die Naherholung<br />

zu. Dem Ziel einer<br />

möglichst elbnahen Führung des<br />

Radweges folgend, galt es, in<br />

Dresden-Pieschen eine Lücke im<br />

Bereich des Elbehafens zu schließen,<br />

um die verkehrlich ungünstige<br />

Lage neben einer stark befahrenen<br />

Stadtstraße aufzulösen. Mit dem<br />

Bau der Molebrücke Pieschen<br />

wurde nun der Sprung vom<br />

Pieschener Winkel über die Hafenzufahrt<br />

zur Hafenmole realisiert.<br />

Der zweiachsig symmetrische<br />

gespreizte A-Pylon symbolisiert<br />

diesen Schritt über das Wasser<br />

<strong>und</strong> ist inzwischen ein markantes<br />

Wahrzeichen des Stadtteils.<br />

6 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Eine Idee muss reifen<br />

Das Suchwort »Elberadweg« erbringt<br />

ungefähr 458.000 Einträge bei Google,<br />

vermutlich kann dieses Ergebnis kein<br />

anderer Radweg Deutschlands übertreffen.<br />

Die Fahrt entlang dem Fluss<br />

erfreut sich großer Beliebtheit bei einer<br />

stetig wachsenden Zahl von Aktivurlaubern.<br />

Auch wenn der Trend zum Radtourismus<br />

Anfang der 1990er Jahre noch<br />

nicht so ausgeprägt war, hat die Stadt<br />

Dresden frühzeitig auf die nach der<br />

Wende stark ansteigende Nutzung des<br />

Elbraumes reagiert. Spaziergänger,<br />

Radfahrer, Jogger sowie Inlineskater<br />

nutzen die Wege auf beiden Seiten des<br />

Flusses <strong>und</strong> freuen sich über jeden<br />

Schluss vorhandener Lücken <strong>und</strong> die<br />

Beseitigung mancher Holperstrecke.<br />

Bereits 1995 setzte sich der Ortsbeirat<br />

des Dresdner Stadtteils Pieschen dafür<br />

ein, das Elbufer stärker erlebbar zu<br />

machen. Man träumte von einem »Balkon<br />

für Pieschen« mit Blick auf den Fluss <strong>und</strong><br />

die malerische Altstadtsilhouette.<br />

Realisiert werden sollte dies durch die<br />

Führung des Elbradweges über die Mole<br />

des Pieschener Hafens <strong>und</strong> eine Brücke<br />

über die Hafeneinfahrt. Denn bisher<br />

waren Spaziergänger <strong>und</strong> Radfahrer<br />

gezwungen, auf einer Länge von etwa<br />

1 km einen straßenbegleitenden <strong>Geh</strong>-<br />

<strong>und</strong> Radweg entlang der Leipziger Straße<br />

zu nutzen, um das Hafengelände zu<br />

passieren: bei einer Verkehrsbelastung<br />

von etwa 20.000 Kfz/24 h auf der städti-<br />

schen Hauptverkehrsstraße, zahlreichen<br />

Engstellen <strong>und</strong> Nutzungskonflikten<br />

mit Geschäften <strong>und</strong> Haltepunkten des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs nicht<br />

wirklich eine attraktive Route.<br />

So wurde mit Beschluss des Stadtrates<br />

zum Rahmenplan Nr. 763 (Ostragehege<br />

V 1859-49-1996) vom 5. Dezember 1996,<br />

welcher die Sicherung der öffentlichen<br />

Nutzung des rechtselbischen Ufers fest-<br />

schrieb, die Gr<strong>und</strong>lage für eine planerische<br />

Umsetzung geschaffen. Doch die<br />

Aufstellung eines Bebauungsplanes<br />

gestaltete sich schwieriger als gedacht,<br />

da infolge der Eigentumsverhältnisse<br />

der betroffenen Flächen (Wasserstraßen-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsamt als B<strong>und</strong>esbehörde)<br />

<strong>und</strong> der zu berücksichtigenden Belange<br />

von Anliegern <strong>und</strong> Nutzern keine einver-<br />

nehmliche Lösung gef<strong>und</strong>en werden<br />

konnte.


Es dauerte fünf Jahre, bis nach umfangreichen<br />

Variantenuntersuchungen,<br />

unterstützt durch Umwelterheblichkeitsbetrachtungen,<br />

die Linienführung des<br />

Radweges über die Mole durch einen<br />

Beschluss des Stadtrates bestätigt<br />

werden konnte. Danach sollten aber<br />

weitere neun Jahre vergehen, bis der<br />

Traum von der Elbpromenade am<br />

Pieschener Hafen Wirklichkeit wurde.<br />

2 Der Standort<br />

2.1 Variantenuntersuchung<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der bestätigten<br />

Trassenführung des Elbradweges im<br />

betrachteten Abschnitt wurden im<br />

Rahmen einer Vorplanung verschiedene<br />

Standortvarianten für die Brücke über<br />

den Pieschener Hafen unter Berücksichtigung<br />

der maßgeblichen Schifffahrtsbedingungen<br />

untersucht.<br />

2.2 Standort 1<br />

Dieser Standort folgte der Anregung<br />

des Ortsamtes Pieschen zur Fortführung<br />

einer Sichtachse in Verlängerung der<br />

Rehefelder Straße in Richtung Elbe mit<br />

dem erhofften städtebaulichen Effekt für<br />

eine Öffnung der Siedlungsstrukturen<br />

in jenem Bereich.<br />

Allerdings ließ die Freihaltung des<br />

geforderten Schifffahrtsprofils eine<br />

niveaugleiche Anbindung der Brücke<br />

an die Leipziger Straße nicht zu. Bei<br />

Gewährleistung einer maximalen<br />

Rampenneigung von 6 % hätte sich die<br />

Notwendigkeit der Anordnung einer<br />

parallelen Rampe zur Leipziger Straße<br />

mit einer Länge über 20 m ergeben. Statt<br />

der erhofften Öffnung des Straßenzuges<br />

zum Fluss hin wäre der Blick auf den Fluss<br />

durch einen massiven Querriegel verstellt<br />

worden. Die alternativ erwogene Idee<br />

einer Hubbrücke wurde nicht ernsthaft<br />

weiterverfolgt.<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

2 Luftbild mit Standortvarianten<br />

© Google Earth<br />

2.3 Standort 2<br />

Die Variante einer rechtwinkligen<br />

Anordnung stellte die kürzeste Verbindung<br />

zwischen der Molenspitze <strong>und</strong> der<br />

Leipziger Straße dar. Für diese Variante<br />

wäre die geringste Brückenlänge erfor-<br />

derlich gewesen, so dass sie allein aus<br />

wirtschaftlichen Gründen zu untersuchen<br />

war. Allerdings waren die städtebaulichen<br />

Nachteile aufgr<strong>und</strong> der ebenfalls<br />

erforderlichen Parallelrampe zur Leipziger<br />

Straße mit denen des Standortes 1<br />

vergleichbar, hinzu kam ein Standortkonflikt<br />

mit einer vorhandenen Haltestelle<br />

der Straßenbahn.<br />

Beide Varianten hatten darüber hinaus<br />

den wesentlichen Nachteil, dass vor <strong>und</strong><br />

nach der Brücke jeweils ein fast rechtwinkliges<br />

Abbiegemanöver für Radfahrer<br />

erforderlich gewesen wäre. Vermutlich<br />

hätte schon darin erhebliches Konfliktpotential<br />

gelegen.<br />

2.4 Standort 3<br />

Diese Variante geht von der nahezu<br />

geradlinigen Verlängerung des Elbrad-<br />

<strong>und</strong> Wanderweges von der Spitze der<br />

Hafenmole in Richtung Kötzschenbrodaer<br />

Straße aus. Zwangsläufig erfordert sie<br />

die längste Brücke aller Standortvarianten,<br />

gewährleistet jedoch durch die<br />

gestreckte Führung am besten die<br />

Funktionalität als Radweg sowie als<br />

Element des touristischen Wegenetzes.<br />

Im Gegensatz zu den Standorten 1 <strong>und</strong> 2<br />

kann die Brücke aufgr<strong>und</strong> der größeren<br />

Entwicklungslänge der Rampen niveaugleich<br />

an die Leipziger Straße ange-<br />

b<strong>und</strong>en werden. Der Übergang zur Mole<br />

wird mittels einer Rampe realisiert,<br />

die, ursprünglich massiv geplant, in<br />

Auswertung des Hochwassers 2002 als<br />

aufgeständerte Konstruktion den<br />

Brückenquerschnitt fortführt.<br />

Der Standortvariante 3 wurde aus fol-<br />

genden Gründen der Vorzug gegeben:<br />

– Beste Gewährleistung der Funktionalität<br />

durch die direkte Führung<br />

entlang der Elbe <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />

der geplanten rechtselbischen<br />

Verlängerung hinter dem Ballhaus<br />

Watzke in Richtung Kötzschenbrodaer<br />

Straße.<br />

– Möglichkeit zur Schaffung neuer<br />

Sichtbeziehungen auf die Stadt-<br />

silhouette direkt von der Brücke.<br />

– Optimale Gradientenführung macht<br />

die Ausbildung von Parallelrampen an<br />

der Leipziger Straße überflüssig.<br />

– Minimierung der baulichen Eingriffe<br />

in die historische Ufermauer an der<br />

Leipziger Straße.<br />

– Trotz größerer Brückenlänge ergeben<br />

sich somit nur moderat erhöhte Bau-<br />

kosten im Vergleich zu den kürzeren<br />

Varianten.<br />

Die Untersuchungsergebnisse wurden<br />

mit allen Trägern öffentlicher Belange<br />

intensiv abgestimmt <strong>und</strong> 2002 vom<br />

Ausschuss für Stadtentwicklung <strong>und</strong><br />

Bau bestätigt, so dass das F<strong>und</strong>ament für<br />

die eigentliche Brückenplanung gelegt<br />

war.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

7


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

3 Die Formfindung<br />

Im Rahmen der Standortdiskussion zur<br />

Trassenfindung wurden unter Mitwirkung<br />

eines Architekten bereits mögliche<br />

Konstruktionsvarianten skizzenhaft<br />

untersucht. Rasch war klar, dass wegen<br />

der zu berücksichtigenden Zwangspunkte<br />

(Schifffahrtsprofil, Anbindepunkte in<br />

Lage <strong>und</strong> Höhe) obenliegende Tragwerke<br />

mit schlanken Brückenträgern zu favo-<br />

risieren waren. In einem ersten Planungsschritt<br />

wurden folgende Varianten in<br />

gestalterischer <strong>und</strong> städtebaulicher<br />

Hinsicht untersucht <strong>und</strong> bewertet:<br />

– Variante A: Tragseilkonstruktion mit<br />

vier Monopylonen;<br />

– Variante B: Tragseilkonstruktion mit<br />

zwei Monopylonen (je ein Pylon<br />

einseitig);<br />

– Variante C: Tragseilkonstruktion mit<br />

einem Pylon;<br />

– Variante D: Bogenbrücke mit zwei<br />

seitlichen Bögen.<br />

Naturgemäß ist es im innerstädtischen<br />

Bereich bei einer Vielzahl von Beteiligten<br />

nicht immer ganz einfach, eine gemeinsame<br />

Vorzugsvariante herauszuarbeiten.<br />

8 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Obwohl das Konfliktpotential der<br />

Waldschlößchenbrücke bei weitem<br />

nicht erreicht wurde, so gab es auch in<br />

Pieschen angeregte Diskussionen um das<br />

Für <strong>und</strong> Wider der einzelnen Varianten:<br />

auf der einen Seite den Wunsch nach<br />

einem Wahrzeichen, auf der anderen<br />

Seite den nach einer Brücke, die man<br />

nach Möglichkeit nicht sieht. Bekanntlich<br />

ist der zweite Wunsch bis auf weiteres<br />

noch nicht erfüllbar, aber dem Anspruch,<br />

den Blick auf Fluss <strong>und</strong> Altstadt nicht zu<br />

verbauen, wollte man gerecht werden.<br />

So wurde einer asymmetrischen Schräg-<br />

seilkonstruktion mit einem Pylon am Ufer<br />

der Leipziger Straße der Vorzug gegeben.<br />

Für diese Vorzugsvariante wurden in<br />

einem zweiten Planungsschritt folgende<br />

drei Untervarianten konstruktiv durchgearbeitet<br />

<strong>und</strong> statisch untersucht:<br />

– Variante C 1: A-Pylon, einachsig<br />

symmetrisch gespreizt;<br />

– Variante C 2: A-Pylon, zweiachsig<br />

symmetrisch gespreizt;<br />

– Variante C 3: Monopylon, zweiachsig<br />

exzentrisch geneigt.<br />

Die Variante C 2, eine Schrägseilbrücke<br />

mit einem zweiachsig symmetrisch<br />

gespreizten A-Pylon, kristallisierte sich<br />

dabei als eindeutiger Favorit heraus. Zum<br />

einen, weil es eine wenig schwingungsanfällige,<br />

allen konstruktiven Anforderungen<br />

gerecht werdende Lösung war,<br />

<strong>und</strong> zum anderen, weil die Spreizung<br />

des Pylons auch längs der Brücke die<br />

Anordnung seines F<strong>und</strong>aments in Fahrt-<br />

richtung der ein- <strong>und</strong> ausfahrenden<br />

Schiffe ermöglichte. Damit war die Idee<br />

des »schreitenden Pylons« geboren, also<br />

eines Pylons, der nicht nur die Brücke<br />

trägt, sondern zugleich den Schritt über<br />

das Wasser symbolisiert.<br />

Die Erlangung der Zustimmung des<br />

Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes zu dieser<br />

Lösung bedurfte nun keiner großen<br />

Sprünge mehr. Die positive Entscheidung<br />

der Landeshauptstadt Dresden zur Vor-<br />

zugslösung wurde dann im Ausschuss<br />

für Stadtentwicklung am 12. März 2003<br />

getroffen.<br />

3 A-Pylon, zweiachsig symmetrisch gespreizt<br />

© EIBS GmbH<br />

4 Monopylon, zweiachsig exzentrisch gespreizt<br />

© EIBS GmbH


5 6 7 Ansicht, Längsschnitt, Draufsicht<br />

© EIBS GmbH<br />

4 Die Konstruktion<br />

4.1 Gründung <strong>und</strong> Unterbauten<br />

4.1.1 Widerlager Leipziger Straße<br />

Die Gründung erfolgt im unteren Drittel<br />

der aus Sandsteinquadern bestehenden<br />

Ufermauer mittels Mikroverpresspfählen,<br />

die die Zugkräfte der zum Widerlager<br />

geführten Ankerseile aufnehmen. Die<br />

sich anschließende Stahlbetonkonstruktion<br />

<strong>und</strong> die ergänzenden Flügelwände<br />

werden flach gegründet.<br />

Für die Herstellung der Seilabspannung<br />

des Pylons wird ein luftdicht verschweißtes<br />

Rohr mit einer außenliegenden<br />

Anschlusskonstruktion in das Widerlager<br />

einbetoniert, der Aussteifungsträger ist<br />

in das Widerlager eingespannt. Die<br />

bastionsartige Aufweitung im Anschlussbereich<br />

an die vorhandene Ufermauer<br />

schafft einen großzügigen Übergang, der<br />

die Möglichkeit zum Verweilen bietet.<br />

4.1.2 Pylon<br />

Die Gründung des Pylons erfolgte als<br />

Flachgründung auf Unterwasserbeton<br />

in einem Sp<strong>und</strong>wandkasten in den<br />

anstehenden Flusssanden <strong>und</strong> -kiesen.<br />

Die den Pylon tragende Pfeilerscheibe<br />

hat einen elliptischen, sich nach oben<br />

verjüngenden Gr<strong>und</strong>riss, durch ihre<br />

uferparallele Ausrichtung wird das<br />

Anprallrisiko für ein- bzw. ausfahrende<br />

Schiffe erheblich reduziert. Es entsteht<br />

ein Winkel von ca. 50 gon zwischen der<br />

Achse des Versteifungsträgers <strong>und</strong> der<br />

des Pfeilers, damit ergibt sich ein Schritt-<br />

maß der Pylonfüße von 6,40 m in Längs-<br />

richtung der Brücke.<br />

Aus gestalterischen Gründen war ur-<br />

sprünglich die Verblendung der Pfeilerscheibe<br />

mit Sandstein vorgesehen, um<br />

einen optischen Alterungsprozess zur<br />

Anpassung an das vorhandene Ufermauerwerk<br />

<strong>und</strong> einen gewissen Schutz<br />

vor Graffiti zu erreichen. Die Umstellung<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

auf Sichtbeton mit einer Gliederung<br />

durch eingelegte Trapezleisten im Zuge<br />

der Bauausführung hat leider den Beleg<br />

dafür erbracht, dass dem Gestaltungswillen<br />

der Sprayer nur wenig entgegengesetzt<br />

werden kann.<br />

4.1.3 Podest <strong>und</strong> Stützen<br />

Die Gründungen auf der Mole werden<br />

als Tiefgründung mit Verpresspfählen<br />

realisiert. Vertikal bzw. im Neigungsverhältnis<br />

von 10:1 <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>riss<br />

versetzt angeordnete Bohrpfähle mit<br />

d ≥ 150 mm durchfahren die Mole<br />

<strong>und</strong> leiten die Gründungslasten in die<br />

tragfähigen Flusskiese ein. Stahlbetonf<strong>und</strong>amente<br />

stellen die Verbindung<br />

zu den Stahlrohrstützen her, die das<br />

Rampenbauwerk tragen. Die Rohrstützen<br />

erhalten ein mit 6 % geneigtes Abschlussblech,<br />

das mit dem Bodenblech des<br />

Überbaues verschweißt wird.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

9


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

4.1.4 Widerlager Mole<br />

Das Widerlager am Ende der Rampenbrücke<br />

bildet den Übergang zum Rad-<br />

wegausbau auf der Mole. Es besteht aus<br />

Stahlbeton <strong>und</strong> ist ebenfalls auf vertikalen<br />

Verpresspfählen tief gegründet. Der<br />

Versteifungsträger ist in das Widerlager<br />

eingespannt.<br />

In Auswertung des Hochwassers 2002,<br />

bei dem die Mole ca. 4 m hoch über-<br />

flutet war, wurde der an das Widerlager<br />

anschließende Radweg konstruktiv durch<br />

einen Stahlbetontrog eingefasst. Dieser<br />

wird formschlüssig in das Deckmauerwerk<br />

der Mole eingefügt <strong>und</strong> soll Kolk-<br />

schäden im Falle weiterer Hochwasserereignisse<br />

verhindern.<br />

9<br />

11<br />

10 Perspektive (unterstrom) bei Tag <strong>und</strong> Nacht<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

12 Aussichtsplattform bei Tag <strong>und</strong> Nacht<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

10 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

8 Regelquerschnitt<br />

© EIBS GmbH<br />

4.2 Überbau<br />

Die Tragkonstruktion besteht aus einem<br />

verwindungssteifen, luftdicht verschweißten,<br />

vollwandig ausgebildeten<br />

Stahlhohlkasten. Die Vorzüge dieses<br />

Querschnittes liegen in seiner geringen<br />

Schwingungsanfälligkeit gegenüber<br />

Erregerfrequenzen.<br />

Im Bereich der Hafeneinfahrt befindet<br />

sich der Überbau in einer Kuppenausr<strong>und</strong>ung<br />

H K = 1.050 m mit anschließenden<br />

Längsneigungen von 4 % in Richtung<br />

<strong>Geh</strong>bahn Leipziger Straße <strong>und</strong> 3,30 %<br />

zum Zwischenpodest auf der Molespitze.<br />

Der zweite Teil der Tragkonstruktion hat<br />

ab dem Podest ein konstantes Längsgefälle<br />

von 6 % in Richtung Radweg auf<br />

der Mole.


Der Aussteifungsträger der Schrägseilkonstruktion<br />

wurde am Widerlager<br />

Leipziger Straße biegesteif eingespannt,<br />

am Pylon auf zwei Elastomerlagern<br />

gelagert sowie mit der Rohrstütze der<br />

Aussichtsplattform verschweißt. <strong>Geh</strong>alten<br />

wird der Träger im Bereich der Hafen-<br />

einfahrt durch sechs am Pylon befestigte<br />

Seilpaare, vier im Bereich der Hauptöffnung<br />

sowie je ein Paar in der Randöffnung<br />

<strong>und</strong> als Rückhängung zum<br />

Widerlager. Als Anschlagmittel dienen<br />

Gabelseilhülsen, konische Vergusshülsen<br />

mit Innengewinde <strong>und</strong> Gewindestangen<br />

in Verbindung mit voll verschlossenen<br />

Spiralseilen, die Verbindung zum Aus-<br />

steifungsträger ist mit diesen durchdringenden<br />

Stahlrohren hergestellt<br />

worden.<br />

Die Rampenbrücke ist ebenfalls am<br />

Widerlager eingespannt, mit den Rohr-<br />

stützen verschweißt <strong>und</strong> liegt am Podest<br />

auf zwei Elastomerlagern auf. Der Ver-<br />

steifungsvollwandträger besteht aus<br />

Boden- <strong>und</strong> Fahrbahnblechen sowie aus<br />

trapezförmigen Randabschlussblechen,<br />

Quer- <strong>und</strong> Längsschotten der Stahlgüte<br />

S 355 J2 G3. Das Deckblech des Kastenträgers<br />

wurde gemäß ZTV-KOR beschichtet<br />

<strong>und</strong> mit Quarzsand abgestreut. Diese<br />

Beschichtung bildet den endgültigen<br />

Fahrbahnbelag.<br />

Die Oberflächenentwässerung der Brücke<br />

ist über die Längsneigungen gewährleistet.<br />

Der Hochpunkt der Gradiente liegt<br />

in der Mitte der Hafeneinfahrt. Der erste<br />

Abschnitt entwässert in eine Rinne an<br />

der <strong>Geh</strong>bahn Leipziger Straße, der andere<br />

Teil in Richtung Podest. Das Oberflächenwasser<br />

auf dem anschließenden Überbau<br />

der Rampenbrücke wird über eine Rinne<br />

am Molewiderlager abgeleitet. Als<br />

Absturzsicherung wurde ein durchgehend<br />

1,30 m hohes Geländer auf der<br />

Brücke sowie dem angrenzenden Mole-<br />

radweg angeordnet. Zur Erhöhung der<br />

Transparenz erhielt das Brückengeländer<br />

eine leichte Drahtnetzfüllung.<br />

In Umsetzung des abgestimmten<br />

Gestaltungs-, Sicherheits- <strong>und</strong> Ausstattungskonzeptes<br />

wurde von der <strong>Geh</strong>bahn<br />

der Leipziger Straße bis zum Podest auf<br />

der Mole eine Beleuchtung mit LED-<br />

Leuchtmitteln in Modulbauweise in den<br />

flussseitigen Handlauf des Geländers<br />

integriert. Das LED-System ist wartungsfre<strong>und</strong>lich,<br />

besitzt eine hohe Lebensdauer<br />

sowie eine nachgewiesene<br />

Insektenverträglichkeit, welche einer<br />

besonderen Forderung nach der Berück-<br />

sichtigung von Umweltschutzbelangen<br />

im FFH-Gebiet Rechnung trug.<br />

4.3 Pylon<br />

Das obere Drittel des Pylons besteht aus<br />

zwei parallelen, durch Aussteifungen<br />

miteinander verb<strong>und</strong>enen Stahlrohren,<br />

die eine symmetrische Konstruktion der<br />

beiden Seilebenen ermöglichen. Auf die<br />

Höhe der unteren zwei Drittel werden<br />

die Rohre in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung<br />

zum zweiachsig symmetrischen A-Pylon<br />

aufgespreizt, so dass sich je nach Stand-<br />

punkt des Betrachters der Eindruck des<br />

»Ausschreitens« ergibt.<br />

Der Auflagerquerträger zwischen den<br />

Pylonfüßen, auf dem der Versteifungsträger<br />

aufliegt, hat ebenfalls einen<br />

Rohrquerschnitt. Die Verbindung zur<br />

Pfeilerscheibe wird durch Schraubverbindungen<br />

hergestellt. Das Bauwerk<br />

ist wegen seiner exponierten Lage mit<br />

einem Blitzschutz versehen.<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

14 Gestalt des Pylons<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

13 Pylonkopfdetail<br />

© EIBS GmbH<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

11


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

5 Das Ergebnis<br />

Von der Idee zum fertigen Bauwerk hat es<br />

ca. 15 Jahre gedauert. Grob betrachtet,<br />

lässt sich dieser Zeitraum etwa hälftig auf<br />

das Ringen um das Baurecht <strong>und</strong> um die<br />

Finanzierung aufteilen. Wie so oft war die<br />

eigentliche Bauausführung dann relativ<br />

zügig vollbracht. Vor allem dem uner-<br />

12 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

15 Vom Ostragehege zum anderen Elbufer …<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

müdlichen Einsatz des Pieschener<br />

Ortsamtsleiters ist es zu danken, dass<br />

trotz aller aufgetretenen Probleme<br />

(differente Eigentümer- <strong>und</strong> Anliegerinteressen,<br />

FFH-Gebietseinstufung,<br />

Hochwasserereignis 2002) immer am<br />

Ziel festgehalten wurde.<br />

Obwohl die Fertigstellung der Brücke<br />

am 9. November 2010 in eine radlerunfre<strong>und</strong>liche<br />

Jahreszeit gefallen ist,<br />

hat das der Akzeptanz des Bauwerkes<br />

keinen Abbruch getan. Insbesondere die<br />

Anwohner der Umgebung haben rasch<br />

von ihr Besitz ergriffen. Mit Fug <strong>und</strong><br />

16 Erscheinungsbild von der Leipziger Straße<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

17 Blick zur Mole<br />

© Ernst-Ulrich Unger


18<br />

19 »Undine« am alten <strong>und</strong> neuen Standort<br />

© Ernst-Ulrich Unger<br />

Recht kann man davon sprechen, dass<br />

der Traum vom »Balkon von Pieschen«<br />

in Erfüllung gegangen ist. Und wenn<br />

sich Spaziergänger <strong>und</strong> Radfahrer<br />

bei schönem Wetter die Brücke teilen<br />

müssen, dann merkt man schnell, dass<br />

3 m recht schmal sein können. Zum Glück<br />

gibt es aber auf der Aussichtsplattform<br />

die Möglichkeit, zur Seite zu treten, um<br />

ein Foto zu machen oder einfach auf den<br />

Fluss oder die Altstadt zu schauen.<br />

Die vormals einsam auf der Mole ver-<br />

weilende Flachstahlskulptur »Undine«<br />

hat zwar ihren Platz für die Brücke<br />

räumen müssen, aber dafür am Widerlager<br />

Leipziger Straße ein neues, etwas<br />

lebhafteres Domizil gef<strong>und</strong>en. Unterstellen<br />

wir einfach, dass sie sich auch<br />

dort wohl fühlt.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Frank Schwenke<br />

Dipl.-Ing. Michael Erler<br />

EIBS GmbH,<br />

Dresden<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt Dresden,<br />

vertreten durch Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt<br />

Entwurfs- <strong>und</strong> Ausschreibungsplanung<br />

EIBS GmbH, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Michael Erler<br />

Dipl.-Ing. René Hagen<br />

Baugestalterische Beratung<br />

Kaulfersch Architekten, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Norbert Kaulfersch<br />

Ausführungsplanung<br />

Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner,<br />

Beratende Ingenieure VBI, GmbH, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Christian Anistoroaiei<br />

Prüfingenieur<br />

Prof. Dr.-Ing. Karsten Geißler, Berlin<br />

Ausführung<br />

Hentschke Bau GmbH, Bauten<br />

ZSB Zwickauer Sonderstahlbau GmbH, Zwickau<br />

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Anspruch<br />

Funktionalität <strong>und</strong><br />

handwerkliche<br />

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härtesten Bedingungen<br />

stand <strong>und</strong> zeichnet sich<br />

durch einen minimalen<br />

Wartungs- bzw.<br />

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2012 | BRÜCKENBAU<br />

13


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Der »Steg Nord« am Bahnhofsareal Remscheid<br />

Komplettierung eines Brückenensembles<br />

von Manfred Feyerabend<br />

Der »Steg Nord« bildet zusammen<br />

mit dem bereits zwei Jahre zuvor<br />

erstellten »Steg Süd« nun das<br />

Brückenensemble, welches zum<br />

Signet des neugeschaffenen Einzel-<br />

handelszentrums am revitalisierten<br />

Bahnhofsareal in Remscheid <strong>und</strong><br />

zu dessen Namenspaten wurde<br />

(»Brückencenter«). Der Steg Nord<br />

lehnt sich in Form <strong>und</strong> Konstruktion<br />

an den Steg Süd an, ohne ihn direkt<br />

zu kopieren, denn das zusammengehörige<br />

Gestaltungsprinzip wird<br />

hier hinsichtlich der individuellen<br />

Randbedingungen variiert. Die<br />

Stadt Remscheid hat damit in<br />

mehrerer Hinsicht attraktive<br />

Wegeverbindungen zwischen<br />

verschiedenen Stadtteilen <strong>und</strong><br />

Verkehrsinfrastrukturen.<br />

2 Steg Nord<br />

© Manfred Feyerabend<br />

14 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Steg Süd<br />

© Manfred Feyerabend<br />

1 Allgemeines<br />

Der Bahnhofsbereich der Stadt Remscheid<br />

entsprach schon länger nicht mehr<br />

den aktuellen Anforderungen, weshalb<br />

im Jahre 2002 von der Stadt ein entsprechender<br />

städtebaulicher Wettbewerb<br />

ausgeschrieben wurde. Diesen Wettbewerb<br />

konnte das Team aus dem Architekturbüro<br />

PASD Feldmeier . Wrede, Hagen,<br />

<strong>und</strong> den Landschaftsarchitekten DTP<br />

Davids Terfrüchte + Partner, Essen, für<br />

sich entscheiden.<br />

Ein Hauptmerkmal des Siegerentwurfs<br />

war das Schaffen neuer Wegeverbindungen,<br />

die über zwei neue Fußgängerbrücken<br />

gewährleistet werden sollten:<br />

den Steg Nord <strong>und</strong> den Steg Süd. Über<br />

den Steg Süd, der bereits im Jahre 2009<br />

der Öffentlichkeit übergeben wurde,<br />

ist bereits in [1] berichtet worden; im<br />

Folgenden wird der zwei Jahre später<br />

realisierte Steg Nord vorgestellt.<br />

2 Tragwerksentwurf <strong>und</strong> Konstruktion<br />

Der Steg Nord setzt vom Bahnhofsvorplatz<br />

zum Sprung über die B<strong>und</strong>esstraße<br />

B 229 an <strong>und</strong> muss diese unter Gewährleistung<br />

der erforderlichen Lichtraumprofile<br />

überspannen. Aus Gründen der<br />

Behindertengerechtheit waren die am<br />

Bahnhofsvorplatz beginnende Steigung<br />

<strong>und</strong> damit auch die Konstruktionshöhe<br />

des Überbaus stark begrenzt: Das führte


zur Wahl einer Stahlkonstruktion, die aus<br />

einem niedrigen, 80 cm hohen Stahlhohlkasten<br />

besteht, welcher im Bereich der<br />

größten Spannweite über der B<strong>und</strong>esstraße<br />

durch Abspannungen zusätzlich<br />

gehalten wird.<br />

Diese Konstruktion hatte nicht nur den<br />

Vorteil einer sehr geringen Überbauhöhe,<br />

sondern erlaubte zugleich die Montage<br />

bei quasi laufendem Betrieb auf der zu<br />

überquerenden B<strong>und</strong>esstraße durch<br />

das Einheben großer, vorgefertigter<br />

Überbauteile.<br />

Die unregelmäßig <strong>und</strong> geneigt angeordneten<br />

Stahlrohrstützen verleihen der<br />

Brücke einen spielerischen <strong>und</strong> heiteren<br />

Charakter <strong>und</strong> bilden dadurch ein will-<br />

kommenes optisches Gegengewicht zu<br />

den ansonsten sehr gemäß funktionalen<br />

Gesichtspunkten ausgeformten Elementen<br />

in der näheren <strong>und</strong> ferneren Umge-<br />

bung. Sie korrespondieren in der Art ihrer<br />

Positionierung wie der Farbe mit dem<br />

direkt in der Nachbarschaft befindlichen<br />

Steg Süd. Der Überbauquerschnitt wurde<br />

ebenfalls in gestalterischer Anlehnung an<br />

den Steg Süd konzipiert.<br />

3 Stützenbüschel aus Stahlrohren<br />

© Manfred Feyerabend<br />

Bereits in der Vorentwurfs- <strong>und</strong> Entwurfsphase<br />

der Tragwerksplanung wurde am<br />

räumlichen Stabwerksmodell gearbeitet.<br />

Durch die realistische Darstellung der<br />

Querschnitte im 3-D-Modell erhält man<br />

sehr schnell eine effektive Kontrolle der<br />

äußeren Erscheinung des Bauwerks.<br />

Außerdem ließ sich aus der im Zuge<br />

des Planungsfortschritts immer weiter<br />

fortgeschriebenen Datei das Montagekonzept<br />

anschaulich visualisieren.<br />

4 Regelquerschnitt<br />

© IFS<br />

In der Genehmigungsphase wurden<br />

alle Exzentrizitäten millimetergenau im<br />

EDV-Modell erfasst. Der Gr<strong>und</strong> war nicht<br />

vordringlich die exakte Abbildung der<br />

Realität im Rechenmodell zur Erzielung<br />

einer möglichst hohen Rechengenauigkeit,<br />

sondern vielmehr, dadurch über eine<br />

eigene, millimetergenaue Beschreibung<br />

der räumlichen Geometrie als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Ausführungs- <strong>und</strong> die Werkstattplanung<br />

zu verfügen. Auf Basis der<br />

»exakten« 3-D-Geometrie aus dem<br />

Stabwerksprogramm wurde die Ausführungsplanung<br />

sodann mit einem<br />

2-D-CAD-Programm erstellt. Alle erfor-<br />

derlichen schiefen Maße, räumlichen<br />

Winkel etc. wurden während der Planung<br />

dem Stabwerksprogramm entnommen.<br />

Der Regelquerschnitt ist ein Kasten,<br />

wobei die Dicken des Deck- <strong>und</strong> Boden-<br />

blechs zwischen überwiegend 10 mm<br />

<strong>und</strong> 30 mm im Bereich der großen Stütz-<br />

momente variieren. Seine räumliche<br />

Stabilität wird über einen mittleren<br />

Längssteg mit t = 20 mm <strong>und</strong> die Quer-<br />

schotte mit t = 10 mm, die im Abstand<br />

von ca. 3,00 m angeordnet sind, gewährleistet.<br />

Die Zugstangen (d = 57 mm) haben ein<br />

aufgestauchtes Gewinde mit d = 75 mm<br />

(ASDO-Zugankersystem). Dadurch ist die<br />

Tragkraft im Gewinde genauso groß wie<br />

im Zugstabquerschnitt <strong>und</strong> wird nicht<br />

maßgebend für die Dimensionierung.<br />

Die untere Verankerung der Zugstangen<br />

an den Querträgern ist hier in einem Bild<br />

dargestellt, die Verankerung oben an<br />

den Stützen wurde analog wie unten bei<br />

Weglassen der Abdeckkappe ausgeführt.<br />

In die Querträger (d = 355,60 mm) wur-<br />

den Rohre (152,40 mm x 10 mm) einge-<br />

schweißt, durch welche die Zugstangen<br />

hindurchgeführt <strong>und</strong> rückseitig mit<br />

balligen Muttern verankert wurden. Um<br />

Korrosion <strong>und</strong> Wasseransammlungen zu<br />

vermeiden, wurde der Zwischenraum<br />

zwischen Zugstange <strong>und</strong> Rohr belüftet<br />

<strong>und</strong> mit einer Abflussöffnung versehen.<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

5 Anschluss der Abspannung an den Querträger<br />

© IFS<br />

Über die Abdeckkappe wird verhindert,<br />

dass Laub <strong>und</strong> sonstige gröberen Teile in<br />

den Spalt eingetragen werden <strong>und</strong> die<br />

Abflussöffnung verstopfen könnten.<br />

6 Stützen <strong>und</strong> obere Zugstabverankerung<br />

© Manfred Feyerabend<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

15


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

7 8 9 Anschluss der Stützen an die Querträger<br />

© IFS<br />

Alle zehn Stützen bestehen aus Stahlrohren<br />

mit d = 355,60 mm <strong>und</strong> Wanddicken<br />

von 10–50 mm (S 355). Sie sind<br />

über Rohrstummel (d = 323,90 mm)<br />

mit dem Querträger (d = 457 mm)<br />

verschweißt. Die Rohrstummel bilden<br />

sowohl zu den Stützen als auch zu den<br />

Querträgern immer rechte Winkel <strong>und</strong><br />

haben alle eine einheitliche Netzlänge<br />

von 50 cm. Die nichttragenden oberen<br />

Abschnitte der Stützen wurden mit einer<br />

Wanddicke von 10 mm konzipiert.<br />

Der Überbau wird über die zehn am<br />

Fuß eingespannten Stahlrohrstützen<br />

horizontal elastisch gehalten. Weitere<br />

Festhaltungen in Längsrichtung gibt es<br />

nicht, die Endauflager <strong>und</strong> die Lager auf<br />

dem zwischenunterstützenden Stahlrahmen<br />

nahe dem Endauflager Süd sind<br />

längsverschieblich (Verschiebeweg an<br />

den Brückenenden: ± 47 mm) mit Fest-<br />

haltekonstruktionen in Brückenquerrichtung<br />

ausgebildet.<br />

Da der Überbau durch die Stützenbüschel<br />

ausreichend gegen Verdrehung um die<br />

eigene Achse gesichert war, wurde an<br />

den Enden nur jeweils ein mittiges Lager<br />

angeordnet. Die durch restliche Lagerverdrehungen<br />

um die Brückenachse<br />

hervorgerufenen Vertikalverformungen<br />

in den vier Ecken des Überbaus wurden<br />

für die häufige Lastfallkombination<br />

ermittelt <strong>und</strong> gemäß ZTV-ING Teil 4,<br />

Abschnitt 1, § 3 (6) auf 5 mm begrenzt.<br />

Der Überbauquerschnitt wurde im<br />

großen Feld um 90 mm überhöht her-<br />

gestellt. Der verbleibende maximale<br />

Durchhang beträgt ca. 120 mm.<br />

16 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

3 Endauflager Süd<br />

Am Endauflager Süd gab es die Besonderheit,<br />

dass der Überbau vollständig in die<br />

Platzfläche abtauchen sollte, um so einen<br />

möglichst homogenen Übergang vom<br />

Platz zum Steg zu schaffen. Ein klassisches<br />

Kastenwiderlager konnte somit<br />

nicht angeordnet werden. Andererseits<br />

musste gewährleistet werden, dass die<br />

10 Endauflager Süd<br />

© Manfred Feyerabend<br />

11 Grube am südlichen Endauflager<br />

© PASD<br />

Brückenunterfläche <strong>und</strong> das Lager jeder-<br />

zeit zu Wartungszwecken zugänglich<br />

waren.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde vor der<br />

versenkten Auflagerbank eine begehbare<br />

Grube ausgebildet, die mit einem<br />

herausnehmbaren Gitterrost abgedeckt<br />

ist. Über einen seitlichen Schacht,<br />

ebenfalls abgedeckt durch einen<br />

Gitterrost, kann man neben dem Steg in<br />

die Grube hinabsteigen <strong>und</strong> von innen<br />

die übrigen Gitterroste bei Bedarf<br />

entfernen.<br />

4 Dynamisches Verhalten<br />

Das Schwingungsverhalten der Konstruktion<br />

wurde über die Ermittlung der<br />

Eigenfrequenzen mit Hilfe des Stabwerksprogramms<br />

untersucht. Neben den Bau-<br />

werksmassen wurde eine Verkehrsbelastung<br />

von 20 % angesetzt, was etwa einer<br />

Person pro m² entspricht.<br />

Die unterste horizontale Eigenfrequenz<br />

lag mit 3,10 Hz über dem von Bach-<br />

mann [2] angegebenen unteren Grenzwert<br />

von 1,20 Hz, allerdings genau im<br />

zweiten zu vermeidenden Bereich<br />

(2,60–3,40 Hz). Die unterste vertikale<br />

Eigenfrequenz erreichte mit 1,56 Hz<br />

genau die von Bachmann [2] angegebene<br />

Grenze des zu vermeidenden Frequenzbereichs<br />

zwischen 1,60 Hz <strong>und</strong> 2,40 Hz.<br />

Beim Begehen spürt der Passant die<br />

Schwingungen der Brücke: Sie werden<br />

aber nie so stark, dass sie störend wirken<br />

oder gebrauchseinschränkend werden.


12 Montagekonzept<br />

© Manfred Feyerabend<br />

Auf Schwingungsmessungen vor Ort <strong>und</strong><br />

das Nachrüsten eines Schwingungstilgers<br />

konnte deshalb verzichtet werden, der<br />

Bauherr war jedoch vorsorglich in der<br />

Planungsphase auf diesen eventuell<br />

erforderlichen Mehraufwand hingewiesen<br />

worden.<br />

5 Montage<br />

Das vom Tragwerksplaner vorgegebene<br />

Montagekonzept wurde von den aus-<br />

führenden Firmen ohne Änderungen<br />

umgesetzt. Zuerst wurden die F<strong>und</strong>amente<br />

mit den schrägen, zylinderförmigen<br />

Auflagersockeln betoniert. Auf die<br />

F<strong>und</strong>amente wurden Gerüste aufgestellt,<br />

auf denen die Querträger zu liegen<br />

kamen; an die Querträger waren bereits<br />

die kurzen Rohr-Verbindungsstummel<br />

angeschweißt. Die Stützen wurden nach-<br />

einander eingeschwenkt, provisorisch in<br />

ihrer Lage fixiert <strong>und</strong> am Fuß <strong>und</strong> an den<br />

Verbindungsstummeln verschweißt.<br />

Anschließend wurden weitere Gerüste an<br />

den Fahrbahnrändern der B<strong>und</strong>esstraße<br />

errichtet, der Überbau in vorgefertigten<br />

Schüssen eingehoben <strong>und</strong> untereinander<br />

<strong>und</strong> mit den beiden Querträgern ver-<br />

schweißt. Nach Montieren der Zugstangen<br />

konnten die Gerüste dann wieder<br />

entfernt werden.<br />

6 Epilog<br />

Im April 2011 gab es kurz vor den letzten<br />

Verschweißungen der Überbauschüsse<br />

noch eine unvorhergesehene Verzögerung:<br />

Bei einem illegalen Pkw-Wettrennen<br />

zwischen zwei Jugendlichen auf<br />

der B 229 an einem Samstagnachmittag<br />

raste einer von ihnen mit einem geliehenen<br />

Fahrzeug in einen der Gerüsttürme.<br />

Personenschäden waren glücklicherweise<br />

keine zu verzeichnen. Durch den Aufprall<br />

hatte sich jedoch der getroffene Gerüst-<br />

turm um einige Zentimeter verschoben<br />

<strong>und</strong> den auf ihm lastenden Überbau<br />

mitgenommen. Die zu verschweißenden<br />

Überbauenden passten nun nicht mehr<br />

zusammen. Rechnerische Untersuchungen<br />

auf Gr<strong>und</strong>lage der vorgenommenen<br />

Vermessungen ergaben jedoch, dass es<br />

sich hierbei um elastische Verformungen<br />

handelte: Der Überbau wurde mit einem<br />

kurzfristig georderten Mobilkran ange-<br />

hoben <strong>und</strong> federte in seine ursprüngliche<br />

Lage zurück. Nach Ersatz der beschädigten<br />

Gerüstteile konnten die Arbeiten schließ-<br />

lich im August 2011 fertiggestellt werden.<br />

Autor:<br />

Prof. Dr.-Ing. Manfred Feyerabend<br />

IFS Beratende Ingenieure für Bauwesen<br />

Prof. Feyerabend . Schüller Partnerschaftsgesellschaft,<br />

Hürth<br />

Anmerkungen<br />

[1] Feyerabend, M.: Der »Steg Süd« am Bahnhofsareal<br />

Remscheid; in: Bautechnik 87, 2010, Heft 5,<br />

S. 259–271.<br />

[2] Bachmann, H.: Schwingungsprobleme bei<br />

Fußgängerbrücken; in: Bauingenieur 63, 1988,<br />

S. 67–75.<br />

Bauherr<br />

Stadt Remscheid<br />

Objektplanung<br />

PASD Feldmeier . Wrede Architekten BDA . Stadtplaner<br />

SRL, Hagen<br />

Landschaftsplanung<br />

DTP Davids Terfrüchte + Partner, Essen<br />

Tragwerksplanung<br />

IFS Beratende Ingenieure im Bauwesen<br />

Prof. Feyerabend . Schüller Partnerschaftsgesellschaft,<br />

Hürth<br />

Prüfingenieur<br />

Dr.-Ing. Dietmar Streck, Duisburg<br />

Bauleitung<br />

Stadt Remscheid, Fachbereich Straßen- <strong>und</strong> Brückenbau<br />

Dipl.-Ing. G. Breidbach<br />

Bauausführung<br />

Metallbau Teufert GmbH, Quakenbrück<br />

Joachim Tiesler Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau GmbH, Elsfleth<br />

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3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

17


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Neuer Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd<br />

Schwungvoll über die Rems<br />

von Andreas Keil, Michael Werwigk<br />

Als ein zukünftiger Bestandteil der<br />

Landesgartenschau 2014 wurde der<br />

Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd<br />

errichtet, resultierend aus einem im<br />

Jahr 2009 ausgelobten Wettbewerb,<br />

aus dem der Entwurf von schlaich<br />

bergermann <strong>und</strong> partner als Sieger<br />

hervorging. Das Bauwerk, das eine<br />

direkte Verbindung zwischen dem<br />

Bahnhof <strong>und</strong> der Innenstadt dar-<br />

stellt, ist als Spannbandbrücke aus-<br />

geführt worden, die mit Spannweiten<br />

von 22 m bzw. 30 m <strong>und</strong> einem<br />

mittigen Knick im Gr<strong>und</strong>riss die hier<br />

zweiteilige Rems überquert. Der<br />

<strong>Geh</strong>wegbelag aus Natursteinplatten<br />

<strong>und</strong> eine dezente Beleuchtung im<br />

Handlauf des Edelstahlgeländers<br />

prägen das Erscheinungsbild des<br />

neuen Steges, der sich mit seiner<br />

zurückhaltenden Konstruktion<br />

elegant in die Umgebung einfügt.<br />

2 Blick in Richtung der Innenstadt<br />

© Michael Zimmermann<br />

18 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Brücke über die zweiteilige Rems<br />

© Michael Zimmermann<br />

1 Entwurf<br />

Bei den landschaftsplanerischen Umge-<br />

staltungsmaßnahmen war vorgesehen,<br />

ein vorhandenes Remswehr unterhalb<br />

der neu zu erstellenden Brücke abzubrechen<br />

<strong>und</strong> dafür eine »raue Rampe«,<br />

also ein mit großen Steinblöcken ver-<br />

setztes, verbreitertes Flussbett, zu<br />

errichten, dessen Rampenkopf in Höhe<br />

des neuen Fehrlestegs situiert wird. Für<br />

den Hochwasserabfluss <strong>und</strong> die Überwindung<br />

des Höhenunterschieds im<br />

Gewässerverlauf war zudem erforderlich,<br />

die Rems am Rampenkopf im Norden<br />

deutlich aufzuweiten. Um die im alten<br />

Flussbett uferbegleitenden Bäume<br />

partiell erhalten zu können, wurde in<br />

diesem Bereich eine Insel ausgebildet.<br />

Wegeführung <strong>und</strong> Höhenentwicklung<br />

des neuen Fußwegs waren als Entwurfsparameter<br />

grob vorgegeben. Der Steg<br />

beginnt, im Gr<strong>und</strong>riss von der Stadt-<br />

seite kommend, im Anschluss einer<br />

Fußgängerquerung über die Remsstraße,<br />

quert orthogonal den ersten Flussarm,<br />

schwenkt auf der Insel um 20° zur Über-<br />

windung des zweiten Flussabschnitts, um<br />

auf der Nordseite am Fehrle-Parkhaus<br />

dann an den Fußweg in Richtung Bahn-<br />

hof anzubinden.<br />

Für die Kreuzung des landschaftlich<br />

renaturierten Gewässerlaufs wurde eine<br />

zweifeldrige Spannbandbrücke entworfen.<br />

Aufs Äußerste reduziert, schwingt<br />

sich der neue Steg von Ufer zu Ufer,<br />

wobei er, Wegeverlauf <strong>und</strong> Anbindungssituation<br />

folgend, einen mittigen Knick<br />

im Gr<strong>und</strong>riss aufweist, in dem sich die<br />

Zweiteilung der Rems widerspiegelt.


3 4 Längsschnitt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

Die Form des mittigen Auflagers zeichnet<br />

deutlich die Horizontalbeanspruchung<br />

aus der Winkeländerung des Spannbands<br />

nach. So stellt sich das Widerlager<br />

»gegen« die angreifende Kraft, bildet<br />

damit das Kräftespiel ab <strong>und</strong> lädt mit<br />

seiner balkonhaften Auskragung auf der<br />

Insel zum Verweilen <strong>und</strong> Schauen ein.<br />

An den Enden liegen die Spannbänder<br />

sanft auf schlanken Betonsätteln auf,<br />

die aus den durch die Uferböschungen<br />

verdeckten Verankerungskörpern<br />

auskragen.<br />

Durch ihre Schlankheit <strong>und</strong> Transparenz<br />

fügt sich die Brücke sensibel in das<br />

städtebauliche Gesamtensemble ein.<br />

Sie wirkt zurückhaltend, ist aber den-<br />

noch mit ihrer besonderen Konstruktion<br />

präsent <strong>und</strong> unverwechselbar. Granitplatten<br />

als <strong>Geh</strong>belag <strong>und</strong> ein Edelstahlgeländer<br />

verleihen ihr eine besondere<br />

Eleganz.<br />

2 Konstruktion <strong>und</strong> Details<br />

Die Konstruktion des Fehrlestegs besteht<br />

aus einem Spannband mit zwei Stahlzugbändern,<br />

die mit Granitplatten belegt<br />

<strong>und</strong> fest verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Die Gradiente der Brücke beginnt an<br />

den vorhandenen Uferböschungen bei<br />

318,50 m ü. NN an beiden Widerlagern in<br />

derselben Höhe <strong>und</strong> verläuft parabolisch<br />

zum Tiefpunkt der Spannbänder etwa in<br />

Feldmitte über den beiden Remsarmen,<br />

um dann zum Mittelauflager wieder<br />

anzusteigen. Die maximale Steigung<br />

beträgt lokal 5 %, die maximale Stichhöhe<br />

der Felder 0,40 m bzw. 0,25 m.<br />

Die Zugbänder mit Querschnittabmessungen<br />

von 400 mm x 40 mm spannen<br />

5 6 Querschnitt <strong>und</strong> Detailansicht<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

sich zwischen die Endwiderlager im<br />

Abstand von ca. 55 m <strong>und</strong> haben unge-<br />

fähr in der Mitte eine Zwischenverankerung<br />

auf dem Umlenkbauwerk der<br />

Rems-Mittelinsel, so dass die freien<br />

Spannweiten der beiden Brückenfelder<br />

30 m bzw. 22 m betragen. Die Spannbänder<br />

bestehen aus jeweils zwei parallel<br />

laufenden, vorgekrümmten <strong>und</strong> voll-<br />

verschweißten Flachstählen der Güte<br />

S355, die jeweils an den Widerlagern <strong>und</strong><br />

dem Umlenklager fest endverankert sind.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

19


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Die Widerlager dienen zur Auflagerung,<br />

Vorspannung <strong>und</strong> Verankerung der<br />

Stahlzugbänder. Diese Zugbänder<br />

werden in einem Krümmungsradius über<br />

die Widerlageroberfläche gezogen <strong>und</strong> in<br />

eigens dafür vorgesehene Vertiefungen<br />

<strong>und</strong> Aussparungen am Widerlagerblock<br />

abgesetzt, wo sie über Einbauteile <strong>und</strong><br />

eine hammerkopfähnliche Aufweitung<br />

millimetergenau fixiert <strong>und</strong> rückverankert<br />

sind. Für den Spannvorgang waren dafür<br />

zusätzliche Aussparungen an der Rück-<br />

seite der Widerlager vorgesehen.<br />

9 Umlenkf<strong>und</strong>ament<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partnern<br />

20 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

7 8 Montage der Spannbänder<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

Ausger<strong>und</strong>ete Stahl-Einbauteile auf dem<br />

Betonsattel nehmen die unterschiedlichen,<br />

belastungsabhängigen vertikalen<br />

Winkeländerungen der Spannbänder<br />

auf, wodurch erhöhte Biegespannungen<br />

infolge der Zugkraft verhindert werden.<br />

Am Umlenklager wurden die Spann-<br />

bänder wiederum als Festanker auf<br />

einem Stahl-Einbauteil eingehängt, das<br />

unterseitig mit Zahnleisten die hohen<br />

Horizontalkräfte in den Betonkörper<br />

einleitet.<br />

Die massiven Widerlagerblöcke sitzen<br />

auf rechteckigen F<strong>und</strong>amentplatten,<br />

über die die Lasten mit Verpresspfählen<br />

in tragfähige, tiefere Bodenschichten<br />

abgetragen werden. Die resultierende<br />

Horizontalkraft wird durch die Schrägstellung<br />

der Verpresspfähle, die abhebenden<br />

Kräfte im Verankerungsbereich der<br />

Widerlager durch die Zugpfähle aufgenommen.<br />

10 Form des Widerlagers<br />

© Michael Zimmermann<br />

Die <strong>Geh</strong>wegplatten, die aus geschnittenem<br />

<strong>und</strong> rau gestrahltem, 12 cm dickem<br />

Granit hergestellt sind, liegen über<br />

unbewehrten Elastomerstreifen auf den<br />

zwei Stahlzugbändern auf. Sie sind auf<br />

Lücke gesetzt <strong>und</strong> dauerhaft sowie<br />

unsichtbar mit den Spannbändern fixiert,<br />

erhalten aber in Zwischenräumen eine<br />

Neopreneinlage, um das Dämpfungsverhalten<br />

der Brücke zu verbessern. Für<br />

den Nachweis von Trag- <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit<br />

wurden in einer unabhängigen<br />

Materialprüfanstalt die Kennwerte der<br />

aus Portugal stammenden Granitplatten<br />

ermittelt: An ca. 40 Probekörpern aus<br />

dem Verschnitt der später einzubauenden<br />

Elemente konnten verbindliche Aussagen<br />

zu Biegefestigkeit, Frostwiderstand <strong>und</strong><br />

Wasseraufnahmefähigkeit unter atmo-<br />

sphärischem Druck gewonnen werden.<br />

Für maßgebende Laststellungen ergab<br />

sich ein Materialsicherheitsfaktor von<br />

ή > 6, <strong>und</strong> durch konstruktive Maß-<br />

nahmen ist selbst bei schlagartigem,<br />

unerwartetem Versagen durch Bruch<br />

eine Lagesicherheit der Granitbauteile<br />

gewährleistet.<br />

11 <strong>Geh</strong>wegplatten aus Granit<br />

© Michael Zimmermann


Die seitliche Absturzsicherung des<br />

Fußweges besteht aus einem segmentweise<br />

gestoßenen <strong>und</strong> 1,20 m hohen<br />

Füllstabgeländer aus Edelstahl. Die<br />

Geländerpfosten sind über Bohrungen<br />

an den Granitplatten mit Schrauben<br />

angeschlossen <strong>und</strong> die einzelnen<br />

Handlaufsegmente längsverschieblich<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en. Das heißt,<br />

die Reibung der ineinandergesteckten<br />

Geländerkonstruktion beeinflusst positiv<br />

das Dämpfungsverhalten der leichten<br />

Spannbandstruktur. Im hohlen, zweiteilig<br />

zusammengefügten Handlauf-<br />

profil konnte die Stegbeleuchtung als<br />

durchlaufendes LED-Band integriert<br />

werden <strong>und</strong> betont dabei auch bei Nacht<br />

stark die Form <strong>und</strong> Tragwirkung des<br />

Spannbandes.<br />

Der Steg wird über die Fugen frei ent-<br />

wässert <strong>und</strong> erhält kein gesondertes<br />

Entwässerungssystem. Über den Veranke-<br />

rungskammern der Spannbänder sind<br />

abnehmbare, mit Gussasphalt gefüllte<br />

Stahlwannen für Revisionszwecke<br />

angebracht, deren Fugen abgedichtet<br />

<strong>und</strong> entwässert werden.<br />

3 Fazit<br />

Mit der im März 2011 abgeschlossenen<br />

Errichtung des Fehrlestegs wurde ein<br />

anspruchsvolles, innovatives Tragwerk<br />

verwirklicht, das durch seine Schlankheit,<br />

Transparenz <strong>und</strong> eine dem Kraftfluss<br />

entsprechende Formgebung der maß-<br />

gebenden Baukörper auch hohen ästhe-<br />

tischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Anforderungen<br />

gerecht wird.<br />

Offen für neue Ideen, konnten im<br />

uneingeschränkten Einverständnis mit<br />

einem aufgeschlossenen Bauherrn <strong>und</strong><br />

Prüfingenieur qualitativ hochwertige<br />

Materialien für tragende Bauteile ver-<br />

wendet werden. Dies kommt den vielen<br />

täglichen Nutzern zugute, die den<br />

neuen Fehrlesteg als wertvollen Beitrag<br />

zur Baukultur Schwäbisch Gmünds<br />

empfinden.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Keil<br />

Dipl.-Ing. Michael Werwigk<br />

schlaich bergermann <strong>und</strong> partner,<br />

Stuttgart<br />

12<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

13 Spannbandbrücke bei Tag <strong>und</strong> bei Nacht<br />

© Michael Zimmermann<br />

Bauherr<br />

Stadt Schwäbisch Gmünd, Tiefbauamt<br />

Jupp Jünger, Eva Hafner, Kurt Tannenberg<br />

Entwurf <strong>und</strong> Tragwerksplanung<br />

schlaich bergermann <strong>und</strong> partner, Stuttgart<br />

Christian Müller, Sandra Hagenmayer, Frauke Fluhr<br />

Prüfingenieur<br />

Dr.-Ing. Frank Breinlinger, Tuttlingen<br />

Ausführung<br />

Andreas Stark GmbH & Co. KG, Aalen<br />

Eichele GmbH, Schwäbisch Gmünd<br />

Stahlbau Urfer GmbH, Remseck<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

21


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Die Tiflisbrücke in Innsbruck<br />

Querung einer Flussmündung<br />

von Thomas Sigl, Hans Peter Gruber<br />

1 Rad- <strong>und</strong> <strong>Geh</strong>wegverbindung über die Sill<br />

© Walter Zimmeter<br />

Im Zuge des Ausbaues des Inn-<br />

Hochwasserschutzes im Bereich<br />

der Sillmündung in Innsbruck<br />

wurden neben den wasserbaulichen<br />

Zielsetzungen auch städtebauliche<br />

Intentionen verfolgt. Dies<br />

erforderte die Errichtung einer<br />

Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke<br />

über die Sill: Sie stellt jetzt die<br />

Verbindung des Inntal- mit dem<br />

Sill-Radweg her <strong>und</strong> ist Teil eines<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsbereichs.<br />

Für die Erlangung eines Brückenentwurfes<br />

wurde von der Stadt<br />

Innsbruck ein geladener Ingenieurwettbewerb<br />

ausgeschrieben, wobei<br />

für die gestalterische Beratung ein<br />

Architekt beizuziehen war. Über<br />

den erstplatzierten Entwurf <strong>und</strong><br />

dessen bauliche Umsetzung soll<br />

hier berichtet werden. Die seit<br />

August 2011 fertiggestellte Brücke<br />

ist nach Innsbrucks Partnerstadt<br />

Tiflis benannt.<br />

22 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Entwurfsidee<br />

Im Brücken- <strong>und</strong> Mündungsbereich ist<br />

ein Sohlabsturz der Sill halbseitig als<br />

aufgelöste Sohlrampe fischpassierbar<br />

realisiert, die andere Hälfte wurde, um<br />

sie für den Kajaksport zu nutzen, als<br />

Kajakrampe mit stehender Welle konzi-<br />

piert. Zusammen mit der heterogenen<br />

näheren Umgebung der Brücke aus<br />

Naherholungsflächen, Radwegen,<br />

Wohnbebauung <strong>und</strong> Gewerbegebiet<br />

sowie der mächtigen Nordkette im<br />

Hintergr<strong>und</strong> führte das zum Bestreben<br />

nach einer die verschiedenen Regionen<br />

<strong>und</strong> Aspekte verbindenden, beruhigenden<br />

<strong>und</strong> nicht dominierenden Konstruktion.<br />

In Assoziation zum Paddelsport<br />

wurde das Tragwerk daher gleichsam wie<br />

ein Kanu als Einfeldträger über die Sill<br />

auf die Widerlager gelegt. Die Stützweite<br />

mit 42 m ist größer als das geforderte<br />

Mindestmaß von 36 m. Damit können die<br />

über die Flussböschungen reichenden<br />

Widerlagerflächen klein gehalten <strong>und</strong><br />

harmonisch in die Ufermauern integriert<br />

werden.<br />

2 Tragwerksentwurf<br />

Das Einfeldtragwerk mit der Stützweite<br />

von 42 m ist eine Stahlkonstruktion, die<br />

auf je zwei auf den Widerlagern angeordneten<br />

Elastomerlagern aufliegt.<br />

Der Tragwerksquerschnitt ist entlang der<br />

Längsachse in Höhe <strong>und</strong> Breite variabel.<br />

Er entwickelt sich von einer dreieckigen<br />

Kielform an den Brückenenden mit einer<br />

Breite von 5,84 m <strong>und</strong> einer Konstruktionshöhe<br />

von 0,76 m zu einem bootsförmigen<br />

Querschnitt mit Seitenwangen<br />

in Brückenmitte. Die kielförmige Trag-<br />

werksuntersicht verläuft horizontal,<br />

während das die Fahrbahn bildende<br />

Deckblech von 0,76 m an den Brückenenden<br />

auf 1,21 m, entsprechend der<br />

Nivelette, zur Brückenmitte hin ansteigt.<br />

Gleichzeitig steigen die nach außen<br />

geneigten seitlichen Randträger linear<br />

von 0,16 m an den Brückenenden auf<br />

0,80 m über der Fahrbahn bzw. 1,05 m<br />

an der Tragwerksaußenseite zur Brückenmitte<br />

hin an. Damit ist eine Gesamtbreite<br />

von 7,40 m <strong>und</strong> eine Bauhöhe von<br />

1,94 m gegeben, was einer Schlankheit<br />

von l/h = 21,60 in Brückenmitte <strong>und</strong> von<br />

55,30 beim Widerlager entspricht.


2 Landschaft mit neuer Brücke<br />

© Thomas Sigl<br />

Die Ansicht wird geprägt von der horizontal<br />

verlaufenden Untersicht, dem linear<br />

zur Mitte hin ansteigenden Randträger<br />

<strong>und</strong> zwei dazwischen ausgebildeten<br />

Kanten der Außenbleche. Die so erzeug-<br />

ten drei Flächen mit unterschiedlichen<br />

Neigungen bewirken abgestufte Licht-<br />

<strong>und</strong> Schattenwirkungen. Das beim<br />

Widerlager optisch auf einen Spitz aus-<br />

laufende Tragwerk schwebt scheinbar<br />

über der Sill <strong>und</strong> lässt an das bereits<br />

erwähnte Kanu erinnern.<br />

Die Fahrbahnbreite von 5,50 m teilt sich<br />

in den 3,00 m breiten Fußweg <strong>und</strong> den<br />

2,50 m breiten Radweg. Bei dem Deck-<br />

blech der Fahrbahn handelt es sich um<br />

eine orthotrope Platte, als Fahrbelag<br />

wurde eine besandete Epoxyharz-<br />

beschichtung aufgebracht.<br />

Alle stählernen Bauteile des Überbaues<br />

sind aus Baustahl S235 J2+N gefertigt.<br />

3 Statische Berechnung<br />

Den Berechnungen <strong>und</strong> Bemessungen<br />

liegen die europäischen Normen mit<br />

den nationalen Anhängen zugr<strong>und</strong>e.<br />

Die Verkehrslasten wurden gemäß<br />

ÖN EN 1991-2 Punkt 5 »Einwirkungen<br />

für Fußgängerwege, Radwege <strong>und</strong> Fuß-<br />

gängerbrücken« angesetzt, zur Berücksichtigung<br />

des maßgebenden Dienstfahrzeuges<br />

wurde ein 25-t-Lkw im Alleingang<br />

vorgegeben. Weiters kamen die Verkehrslasten<br />

gemäß ÖN B 4002 für die Straßenbrückenklasse<br />

II zur Anwendung.<br />

Für die Vorbemessung wurde die Brücke<br />

als räumliches Stabwerk modelliert. In<br />

der Detailplanung erfolgte dann eine<br />

ergänzende Finite-Elemente-Berechnung,<br />

für das Obergurtblech der Randträger<br />

war eine Blechdicke von 60 mm erforderlich.<br />

3 4 5 6 Draufsicht, Längsschnitt, Querschnitte<br />

© Ingenieurbüro Sigl<br />

Die rechnerische Ermittlung der ersten<br />

Eigenfrequenz ergab einen Wert von<br />

1,80 Hz. Die Gefahr, dass Fußgängerbrücken<br />

zu erheblichen vertikalen<br />

Schwingungen angeregt werden, ist –<br />

aufgr<strong>und</strong> der Häufigkeitsverteilung der<br />

Schrittfrequenz – gegeben, wenn deren<br />

Gr<strong>und</strong>frequenz F1 zwischen 1,60 Hz<br />

<strong>und</strong> 2,40 Hz liegt. Die errechnete Eigen-<br />

frequenz befindet sich damit in einem für<br />

die Anregung durch Fußgänger kritischen<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Bereich. Im Tragwerk wurden deshalb<br />

Vorkehrungen für die Anordnung von<br />

zwei Schwingungstilgern in Brückenmitte<br />

getroffen. Die Abstimmung <strong>und</strong> der<br />

Einbau dieser Tilger erfolgten dann nach<br />

Fertigstellung der Stahlbauarbeiten: So<br />

konnten die tatsächliche Tragwerksmasse<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>frequenz, ermittelt durch<br />

Schwingungsmessungen, für ihre<br />

Auslegung berücksichtigt werden.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

23


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

4 Brückenmontage<br />

Die Tragwerksabmessungen erforderten<br />

für den Transport eine Teilung in Längs-<br />

<strong>und</strong> Querrichtung. Die sich ergebenden<br />

Viertelabschnitte wogen je ca. 25 t. Die<br />

Teile wurden dann in erhöhter Lage auf<br />

den Widerlagern <strong>und</strong> auf einem temporären<br />

Mitteljoch abgesetzt. Diese erhöhte<br />

Lage bis über die Widerlageroberkante<br />

ermöglichte die problemlose Zugänglichkeit<br />

für die Montage- <strong>und</strong> Schweiß-<br />

arbeiten im Widerlagerbereich. Die<br />

Stoßverbindungen von Querträger-,<br />

Gurt-, Deck- <strong>und</strong> Stegblechen erfolgten<br />

durch Schweißung, die Außenbleche sind<br />

hier dicht verschweißt. Nach dem Abbau<br />

des Mitteljoches wurde das Tragwerk<br />

schließlich auf die Lager abgesenkt.<br />

5 Dynamische Messungen<br />

5.1 Vor Einbau der Schwingungstilger<br />

Für die Schwingungsmessung wurden<br />

hochempfindliche piezoelektrische<br />

Beschleunigungssensoren verwendet.<br />

Die messtechnisch ermittelte erste verti-<br />

kale Eigenfrequenz ergab einen Wert<br />

von F1 = 1,89 Hz (zum Vergleich:<br />

rechnerischer Wert F = 1,80 Hz), die<br />

zweite vertikale Eigenfrequenz lag bei<br />

F2 = 6,04 Hz. Die natürliche Dämpfung<br />

(Lehr´sches Dämpfungsmaß) ist sehr<br />

gering <strong>und</strong> bewegte sich im Bereich von<br />

ζ = 0,232–0,372 %.<br />

8 Beschleunigungsverlauf vor <strong>und</strong> nach Einbau der Tilger<br />

© Bernard Ingenieure ZT Ges. mbH<br />

24 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

7 Montage der Stahlkonstruktion<br />

© Thomas Sigl<br />

Die Begehung der Brücke »im Gleichschritt«<br />

mit 15 Personen führte zu einer<br />

maximalen Beschleunigungsamplitude<br />

von A = 1,00 m/s² <strong>und</strong> übersteigt damit<br />

das zulässige Maß.<br />

Nach EN 1990: 2002/A1: 2005 ist als<br />

Komfortkriterium ein maximaler Wert von<br />

0,70 m/s² festgelegt. Durch den Einbau<br />

der Schwingungstilger soll der Beschleunigungswert<br />

entsprechend reduziert<br />

werden.<br />

9 Einbau der Schwingungstilger<br />

© Raffl Stahlbau GmbH<br />

5.2 Nach Einbau der Schwingungstilger<br />

Die Begehung der Brücke »im Gleichschritt«<br />

mit 15 Personen ergab eine<br />

maximale Beschleunigungsamplitude<br />

von A = 0,50 m/s² <strong>und</strong> eine Dämpfung<br />

von 0,924–1,372 %.


10 Querschnitt des Schwingungstilgers<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

5.3 Wirkung der Schwingungstilger<br />

Die Wirkung von Schwingungstilgern<br />

liegt in der Erhöhung der Schwingungsdämpfung<br />

sowie der Reduzierung der<br />

Beschleunigungsamplitude.<br />

Lehr´sches Dämpfungsmaß:<br />

– vorher: ζ = 0,232–0,372 %<br />

– nachher: ζ = 0,924–1,372 %<br />

Die Schwingungstilger bewirken also<br />

eine vierfache Erhöhung der Brückendämpfung.<br />

Beschleunigungsamplitude:<br />

– vorher: A = 1,00 m/s²<br />

– nachher: A = 0,50 m/s² < 0,70 m/s²<br />

Zugehörige dynamische Verformungen:<br />

– vorher: W max = +/- 7,10 mm<br />

– nachher: W max = +/- 3,50 mm<br />

6 Umlandgestaltung<br />

Im Rahmen des Hochwasserschutz-<br />

projektes erfolgte eine umfangreiche<br />

Umgestaltung des Sillmündungsbereiches,<br />

so dass insgesamt ein ökologisch<br />

attraktiver Naherholungsraum geschaffen<br />

wurde. Alle baulichen Maßnahmen<br />

wurden dabei so aufeinander abgestimmt,<br />

dass sich ein einheitliches<br />

Gesamtbild ergibt. Daher sind auch<br />

die Brückenwiderlager in die Ufermauern<br />

integriert. Die Ufermauern zur Sillmündung<br />

flussabwärts der im August 2011<br />

fertiggestellten Brücke verlaufen im<br />

Gr<strong>und</strong>riss zudem wellenförmig <strong>und</strong> sind<br />

als Sitzstufen abgetreppt. Sie bilden den<br />

Zuschauerbereich für die neu entstandenen<br />

Sportmöglichkeiten.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Thomas Sigl<br />

Ingenieurkonsulent für Bauwesen,<br />

Innsbruck<br />

Dipl.-Ing. Hans Peter Gruber<br />

Architekt,<br />

Innsbruck<br />

4<br />

3<br />

2<br />

11 Widerlager in den Ufermauern<br />

© Walter Zimmeter<br />

12 Erscheinungsbild von Nordwesten<br />

© Markus Bstieler<br />

Bauherr<br />

Stadt Innsbruck, Österreich<br />

1<br />

Entwurf<br />

Dipl.-Ing. Hans Peter Gruber, Innsbruck, Österreich<br />

Tragwerksplanung<br />

Dipl.-Ing. Thomas Sigl, Innsbruck, Österreich<br />

Schwingungsmessungen<br />

Bernard Ingenieure ZT Ges. mbH, Hall in Tirol, Österreich<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

1 Hauptmasse<br />

2 Gr<strong>und</strong>platte<br />

3 Dämpfertopf<br />

4 Führungsstange<br />

Schweißtechnologie<br />

DI Dr. Christian Schaur, Thaur, Österreich<br />

Ausführung<br />

Strabag AG, Thalgau, Österreich<br />

Alpine Bau AG, Salzburg, Österreich<br />

Raffl Stahlbau GmbH, Steinnach, Österreich<br />

Maurer Söhne GmbH & Co. KG, München<br />

(Schwingungstilger)<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

25


Vorankündigung<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Actelion Business Center<br />

(© Actelion Pharmaceutics Ltd.)<br />

Deutscher Stahlbautag am 18.+19.10.2012 in Aachen – Programm<br />

Donnerstag, 18.10.2012<br />

Stahlbau verbindet Europa<br />

Vortragsreihen (10:00 Uhr – 15:30 Uhr)<br />

I Neues aus Forschung, Entwicklung <strong>und</strong> Normung<br />

II Aktuelle Entwicklungen des Stahlbaues<br />

Abendveranstaltung (ab 18:00 Uhr)<br />

Stahlbauforum<br />

Grußworte<br />

Auszeichnung des Deutschen Stahlbaues 2012<br />

Stahlbautreff<br />

Fachausstellung an beiden Tagen<br />

Sponsering möglich<br />

Wir informieren Sie gerne über weitere Details<br />

Ort: eurogress aachen | Monheimsallee 48 | 52062 Aachen<br />

info@eurogress-aachen.de<br />

www.eurogress-aachen.de<br />

Veranstaltung der RWTH Aachen University (Lehrstuhl für Stahlbau <strong>und</strong> Leichtmetallbau)<br />

18. DASt-Kolloquium in Aachen<br />

Am 16./17. Oktober findet das 18. DASt-Kolloquium<br />

in Aachen statt. Vorträge werden zu<br />

folgenden Themenbereichen gehalten:<br />

– Modell <strong>und</strong> Realität<br />

– Experiment <strong>und</strong> Simulation<br />

– Forschung <strong>und</strong> Normen<br />

– neue Werkstoffe <strong>und</strong> Konstruktionen<br />

Wissenschaftliche Beiträge zu der Veranstaltung<br />

sind herzlichst willkommen. Bitte reichen<br />

Sie eine Kurzfassung Ihres Beitrags (maximal<br />

eine Seite) bis zum 30. März 2012 entweder als<br />

E-Mail an dast2012@stb.rwth-aachen.de<br />

oder auf dem Postweg ein:<br />

26 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Lehrstuhl für Stahlbau <strong>und</strong> Leichtmetallbau<br />

RWTH Aachen University<br />

Mies-van-der-Rohe-Str. 1, 52074 Aachen<br />

Tel.: 0241/8025177, Fax: 0241/8022140<br />

Der weitere terminliche Ablauf sieht wie folgt<br />

aus:<br />

Einreichung der Abstracts: bis 16. April 2012<br />

Annahme des Abstracts: bis 15. Mai 2012<br />

Einreichung Ihres Artikels: bis 15. Juli 2012<br />

Anmeldung zur Konferenz: bis 30. September<br />

2012<br />

Einreichung der Präsentation: bis 8. Oktober<br />

2012<br />

Stahlbau-Nachrichten<br />

Deutscher Stahlbautag<br />

am 18.+19.10.2012 in Aachen<br />

Freitag, 19.10.2012<br />

Tag der Stahl.Architektur (10:00 Uhr – 16:00 Uhr)<br />

Eröffnung<br />

Dr. Roger Schlim, Vorsitzender des Vorstands bauforumstahl<br />

Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer NRW<br />

Internationale Projekte<br />

Torre Diamante, Mailand, Actelion Business Center, Allschwil, u.a.<br />

Der Stahl bin Ich ...<br />

Dr. Wolfgang Voigt, stellv. Direktor DAM Frankfurt<br />

Sonderpreis für nachhaltige Stahlarchitektur 2012 des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

Preis des Deutschen Stahlbaues 2012<br />

Präsentationen der Preisträger<br />

Informationen: bauforumstahl e.V. | Sohnstraße 65 | 40237 Düsseldorf<br />

Tel +49 (0)211.6707.812 | corinna.ebenfeld@bauforumstahl.de<br />

www.bauforumstahl.de<br />

Den Link zur Hotelreservierung (auch in Verbindung<br />

mit dem Stahlbautag, der zwei Tage nachher<br />

stattfindet, möglich), den Flyer zum Call<br />

for Papers zum Download sowie alle weiteren<br />

Informationen finden Sie unter<br />

www.stb.rwth-aachen.de/dast2012.<br />

Weitere Informationen<br />

RWTH Aachen University<br />

Institut für Stahlbau <strong>und</strong> Lehrstuhl für Stahlbau<br />

<strong>und</strong> Leichtmetallbau | Institute of Steel<br />

<strong>Construction</strong><br />

52074 Aachen<br />

www.stb.rwth-aachen.de<br />

7<br />

bauforumstahl e.V.


Neue Hybridstruktur im niederländischen Winschoten<br />

Holzbrückenbau 3.0 als Weiterentwicklung<br />

von Frank Miebach<br />

Im niederländischen Winschoten<br />

bei Groningen wurden im Zuge der<br />

Schaffung einer neuen Seenlandschaft<br />

zahlreiche Brücken errichtet.<br />

Um eine grüne, nachhaltige Philo-<br />

sophie zu unterstreichen, entschied<br />

sich der Bauherr für markante<br />

Tragwerke aus Holz – <strong>und</strong> unter<br />

anderem auch für die Holz-Beton-<br />

Verb<strong>und</strong>bauweise. Dabei wird<br />

Beton <strong>und</strong> Holz zu einer effektiven<br />

Hybridstruktur verb<strong>und</strong>en, die<br />

schwere Lasten beachtlich gut<br />

trägt. Scheint sich hier eine neue<br />

Entwicklung abzuzeichnen?<br />

1 Seenlandschaft mit Holz-Beton-Struktur<br />

© InVra Plus B.V.<br />

1 Entwicklungsschritte<br />

Der Brückenbau ist von jeher geprägt von<br />

zahlreichen Innovationen. Und: Besonders<br />

bei dieser Bauform dominieren die<br />

statischen Materialeigenschaften wie<br />

sonst kaum woanders. Dabei stehen<br />

weniger die einzelnen Baustoffe, sondern<br />

eher die Materialkombinationen im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Begann beispielsweise die<br />

Entwicklung im Betonbau erst »sortenrein«<br />

mit Stampfbeton, so stellte sich<br />

rasch die Kombination mit Stahl als<br />

zukunftsträchtig heraus.<br />

Weitere Entwicklungsschritte, etwa<br />

mit Spannstahl, waren somit nur eine<br />

logische Fortführung des Kombinationsgedankens.<br />

Heutzutage findet ein solcher<br />

Kombinationsgedanke bei Brücken in der<br />

derzeit recht modernen Stahl-Beton-<br />

Verb<strong>und</strong>bauweise seinen Niederschlag –<br />

<strong>und</strong> verdeutlicht zudem einen zweiten<br />

wichtigen Aspekt: Position <strong>und</strong> Lage der<br />

gewählten Materialien orientieren sich an<br />

der statischen Beanspruchung. Das heißt,<br />

der unter anderem auf Zug beanspruchte<br />

Stahl zeigt an der Tragwerksunterseite<br />

seine Stärke, während die hohe Druckfestigkeit<br />

des Betons im obenliegenden<br />

Bereich optimal zur Anwendung kommt.<br />

Derartige Effizienzüberlegungen haben<br />

sich speziell im Brückenbau oft durchgesetzt<br />

<strong>und</strong> ihren Siegeszug dann in andere<br />

Gebiete des Bauwesens ausgedehnt.<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Vorsichtig kann man diese Betrachtung<br />

auch auf den Holzbau übertragen,<br />

obschon hier seine deutlich geringere<br />

Verbreitung betont werden muss.<br />

Vermutlich aus einem gesteigerten<br />

Umweltbewusstsein heraus ist eine<br />

Renaissance des Holzbrückenbaus zu<br />

bemerken – <strong>und</strong> die Entwicklung einer<br />

Holz-Beton-Verb<strong>und</strong>bauweise daher eine<br />

erwartbare <strong>und</strong> folgerichtige Vorgehensweise.<br />

2 Erste Bewährungsprobe<br />

Erste Untersuchungen <strong>und</strong> zahlreiche<br />

realisierte Brücken gibt es bereits seit<br />

Anfang der 1930er Jahre in den USA.<br />

Dabei beschränkte man sich jedoch<br />

vorwiegend auf die Verwendung von<br />

R<strong>und</strong>holz für den »hölzernen« Bereich,<br />

da ein möglichst einfacher <strong>und</strong> kostengünstiger<br />

Ansatz verfolgt wurde. Das<br />

Ergebnis war unter statischen Aspekten<br />

zwar sehr einleuchtend, konnte aber<br />

hinsichtlich der Dauerhaftigkeit aufgr<strong>und</strong><br />

der zu simpel gehaltenen Details<br />

besonders bei der Auflagerung nicht<br />

überzeugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

geriet diese Bauweise somit zunächst<br />

wieder in Vergessenheit.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

27


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Umfangreiche Weiterentwicklungen<br />

wurden dann erst Mitte der 1980er Jahre<br />

in Europa, genauer in der Schweiz, auf-<br />

genommen. Der Holzbrückenbau hat<br />

in der Schweiz eine durchgängig gute<br />

Tradition, <strong>und</strong> entsprechend ausgeprägt<br />

war das Interesse, den Werkstoff Holz in<br />

die Moderne zu führen. Größere Brücken<br />

mit Längen über 40 m <strong>und</strong> der Eignung<br />

für den Schwerlastverkehr wurden dort<br />

schon früher errichtet. Durch diese<br />

Erkenntnisse ließ sich nun ein Planungsteam<br />

für die im niederländischen<br />

Winschoten neu zu bauenden Brücken<br />

inspirieren.<br />

3 Grüne (Stadt-)Vision<br />

Die Planung für ein hochwertiges<br />

Neubaugebiet reicht über zehn Jahre<br />

zurück: In einer für die Niederlande dünn<br />

besiedelten Region entstand die Vision<br />

von einer Stadt mitten im Wasser <strong>und</strong><br />

damit der »blauen Stadt«. Ziel war, eine<br />

große Brachfläche auszubaggern, um<br />

einen künstlichen See mit zahlreichen<br />

Inseln zu schaffen. Gleichzeitig sollte er<br />

als einer jener Retentionsflächen dienen,<br />

die in den hochwassergeplagten Nieder-<br />

landen enormen Wert haben, <strong>und</strong> zwar<br />

nicht zuletzt ökologischer Art.<br />

28 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Die hier zu bebauenden Inseln bieten<br />

dementsprechend allen Häusern eigene<br />

Anlegestellen <strong>und</strong> bilden ein modernes<br />

Wohnquartier am Wasser. Bei Ermittlung<br />

der Planungsgr<strong>und</strong>lagen wurde die<br />

Thematik der Nachhaltigkeit bereits sehr<br />

früh verankert, <strong>und</strong> so suchte man auch<br />

nach neuen Möglichkeiten für ökologisch<br />

orientierte Bauweisen. Da sich eine<br />

sinnvolle Erschließung der Inseln nur<br />

über Brückenbauwerke realisieren ließ,<br />

wählte man dazu ebenfalls eine »grüne«<br />

Bauweise – in Holz.<br />

Neben den planerischen Aspekten gab<br />

es jedoch kritische Erwägungen hinsichtlich<br />

der Dauerhaftigkeit: Kann man<br />

langlebige Bauwerke in Holz errichten?<br />

Um mögliche Antworten zu finden,<br />

begaben sich die Bauherren auf eine<br />

»Bildungsreise« zu älteren Holzbrücken<br />

in Deutschland, der Schweiz <strong>und</strong> Nor-<br />

wegen. Durch die Auseinandersetzung<br />

mit Ausführungsdetails kam so ein fruchtbarer<br />

Dialog in Gang, der gute <strong>und</strong><br />

weniger gute Lösungen zu differenzieren<br />

half. Dabei wurde unter anderem über<br />

eine Verb<strong>und</strong>bauweise aus Beton <strong>und</strong><br />

Holz diskutiert, die dann auch bei der zu<br />

verwirklichenden Brückenfamilie Einzug<br />

hielt.<br />

4 Verborgene Schönheit<br />

Die Beteiligung von Architekten bei<br />

Brückenplanungen ist nicht immer<br />

gegeben, in diesem Fall jedoch sehr<br />

fruchtbar <strong>und</strong> wegbereitend verlaufen.<br />

Das Büro De zwarte Hond aus Rotterdam<br />

<strong>und</strong> Groningen zeigte sich hier nicht nur<br />

verantwortlich, sondern zeichnete sich<br />

auch durch materialspezifisches Gespür<br />

<strong>und</strong> Interesse aus.<br />

Die asymmetrische Formsprache mit den<br />

zur Mitte hin anwachsenden Holzquerschnitten<br />

erzeugt eine dezente, aber<br />

wohltuende Erscheinung. Ein schlichtes<br />

Stahlgeländer mit Holzholm <strong>und</strong> Hand-<br />

lauf aus dem dauerhaften Holzprodukt<br />

»Accoya« unterstreicht dabei den ebenso<br />

einfachen wie wertigen Entwurf. An einer<br />

Widerlagerseite weitet sich der Holzträger<br />

mit der Betonplatte im Gr<strong>und</strong>riss<br />

gebogen auf <strong>und</strong> ermöglicht somit eine<br />

harmonische »Einbiegesituation« zur<br />

dicht in 90° angrenzenden Straßen-<br />

kreuzung.<br />

Mit Accoya ist übrigens ein modifiziertes<br />

Holz gemeint: Mit einem patentierten<br />

Verfahren wird eine bestimmte Kiefernholzart<br />

in einer essigsäureartigen<br />

Flüssigkeit getränkt <strong>und</strong> so besonders<br />

dauerhaft gemacht. Laut Hersteller-<br />

angaben verfügt es über eine Lebensdauer<br />

wie Tropenholz, zum Beispiel<br />

Azobe.<br />

2 3 Brückenbauwerk im Entwurf<br />

© De zwarte Hond


4 Längsschnitt<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

5 Brücken-Großfamilie<br />

Die neue, 40 m lange <strong>und</strong> 4 m breite<br />

Holz-Beton-Verb<strong>und</strong>brücke reiht sich<br />

letztlich in ein beachtliches Großprojekt<br />

in der sogenannten »blauen Stadt« ein,<br />

denn in Winschoten sind bereits zwölf<br />

Holzbrücken unterschiedlicher Bauart<br />

errichtet worden, die der teils schwerlasttauglichen<br />

Erschließung von zahlreichen<br />

künstlichen Inseln dienen. Und allen<br />

ist eigen, dass sie mit massiv block-<br />

verleimten Trägern ausgeführt worden<br />

sind <strong>und</strong> eine ähnlich monolithische<br />

Gestaltung aufweisen. Doch in Holz-<br />

Beton-Verb<strong>und</strong>bauweise war dies nun<br />

die erste.<br />

Die eigentliche Fahrbahnplatte mit<br />

ca. 20 cm Dicke besteht aus Beton C 35.<br />

Oberseitig sind an den Seitenrändern<br />

zusätzlich ca. 8 cm hohe Kappen auf-<br />

betoniert, die so eine seitliche Einfassung<br />

des später aufgebrachten zweilagigen<br />

Gussasphalts bilden. Unter dem Gussasphalt<br />

befindet sich wiederum eine<br />

zweilagige Abdichtung, wie sie auch<br />

in der ZTV-Ing. gefordert ist. Das Stahl-<br />

geländer ist in zuvor einbetonierte,<br />

durchgängige Stahlhülsen gesteckt <strong>und</strong><br />

von unten fixiert worden, so dass an<br />

der Brückenoberseite optisch keine<br />

Befestigungsmittel erkennbar sind.<br />

6 Vorfertigung der Einzelquerschnitte<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

5 Querschnitt<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

Die Auflagerung der Holzträger erfolgt<br />

ähnlich wie bei Stahlbrücken: Sandwichelemente,<br />

bestehend aus Stahl-, Elasto-<br />

mer- <strong>und</strong> Stahlgr<strong>und</strong>platte, dienen als<br />

bewegliche Lager.<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

6 Hoher Vorfertigungsgrad<br />

Das Tragwerk selbst besteht aus zwei<br />

nebeneinanderliegenden, blockverklebten<br />

Querschnitten, die jeweils einfeldrig<br />

konzipiert sind. Somit wurden insgesamt<br />

vier Einzelträger mit Querschnitten von<br />

1,80 m Breite <strong>und</strong> variierender Höhe von<br />

0,70–1,10 m in den Hallen der schwäbischen<br />

Brückenbaufirma Schaffitzel<br />

vorgefertigt. Nachdem man dort auch<br />

die Schubverbinder, sogenannte HBV-<br />

Verbinder von TiComTec, eingesetzt<br />

hatte, wurde oberseitig eine zusätzliche<br />

Feuchtesperre in Form einer Epoxidharzschicht<br />

aufgebracht. Im Prinzip ist eine<br />

druckbeanspruchte Betonplatte aus<br />

WU-Beton recht wasserdicht, aber zur<br />

Erhöhung der Red<strong>und</strong>anz wurde dieser<br />

Arbeitsschritt empfohlen.<br />

Sobald die Holzbauteile laut Zimmererjargon<br />

abgeb<strong>und</strong>en waren, begann man<br />

mit der Vormontage der kompletten<br />

Schalung einschließlich der Geländerhüllrohre<br />

für die spätere Ortbetonarbeit<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

29


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

7 Trägertransport per Lkw<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

der Platte. Eine Vorfertigung der Beton-<br />

platte selbst scheidet aus Gewichts-<br />

gründen aus. Dies ist sicherlich auch<br />

ein interessanter Aspekt gegenüber der<br />

reinen Betonbauweise, die nur wenige<br />

Möglichkeiten zur Vorfertigung erlaubt.<br />

Letztlich sind demnach vier komplett<br />

vorgefertigte Brückensegmente inklusive<br />

der Schalung an die Baustelle transportiert<br />

worden.<br />

8 9 Einheben <strong>und</strong> Ausrichten der Holzsegmente<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

30 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

7 Kurze Montagezeit<br />

Das Platzieren aller Holzbrückensegmente<br />

erfolgte innerhalb weniger<br />

St<strong>und</strong>en an einem Tag. Danach wurden<br />

die Füllstücke der Schalung zwischen<br />

den Segmenten verlegt, womit die<br />

Holzbaufirma ihre Leistung erbracht<br />

hatte, <strong>und</strong> es begann der Einsatz der<br />

Betonbauer: das Verlegen der Haupt-<br />

<strong>und</strong> Anschlussbewehrung sowie die<br />

Bauen Sie auf unsere Erfahrung <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit!<br />

Wir beschäftigen uns seit mehr als zehn Jahren sehr intensiv mit dem Holz-Verb<strong>und</strong>bau<br />

<strong>und</strong> insbesondere mit dem Einkleben von Stahlteilen als Verbindungsmittel.<br />

Unsere Leistungen:<br />

• Ingenieurleistungen (Engineering) für die HBV-Brückensysteme<br />

• Ausführung der Verklebung von Stahlteilen mit eigener Leimgenehmigung<br />

• Lieferung der Systemkomponenten an geschulte Fachfirmen mit Leimgenehmigung<br />

• Lieferung von Bauteilkomponenten<br />

Betonnage wenige Tage später. Nach<br />

knapp drei Wochen wurde dann die<br />

seitliche Schalung von den Trägern<br />

gelöst <strong>und</strong> entfernt. Hierbei ist es nicht<br />

erforderlich, die 28-d-Abbindezeit des<br />

Betons abzuwarten, sondern man<br />

untersucht üblicherweise zusätzliche,<br />

zeitgleich betonierte Betonprüfkörper<br />

auf eine Mindestfestigkeit, so dass ein<br />

zügigerer Ablauf sicher möglich ist.<br />

Nach Entfernen der Schalung wurde<br />

das Geländer in die erwähnten Hülsen<br />

montiert, <strong>und</strong> die Gussasphaltfirma<br />

konnte abschließend den zweilagigen<br />

Belag aufbringen. Insgesamt sind etwa<br />

fünf zwischen Einheben der Holzbauteile<br />

<strong>und</strong> der Asphaltierung verstrichen.<br />

8 Tragkonzept<br />

Eine Verb<strong>und</strong>struktur aus Beton <strong>und</strong> Holz<br />

hat bei einer klar zugeordneten Belastungssituation<br />

ihre Stärke, es sollten im<br />

Tragsystem also einheitliche Lastzustände<br />

vorliegen. Konkret bedeutet dies, dass<br />

man Druckkräfte nur in den Beton einzu-<br />

leiten beabsichtigt <strong>und</strong> die Zugkräfte in<br />

das Holz. Im Umkehrschluss heißt das<br />

Goethestraße 60<br />

D-63808 Haibach<br />

Tel.: +49 (0)6021 / 446 426 7<br />

E-Mail: info@ticomtec.de<br />

www.ticomtec.de


10 »Seequerung« kurz vor Fertigstellung<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

aber auch, dass lediglich einfache Trag-<br />

systeme, wie ein einfeldriger Biege-<br />

balken, eine derart klare Zuordnung<br />

ermöglichen.<br />

Daher ist es leicht verständlich, dass<br />

man die zweifeldrige Brücke statisch aus<br />

zwei Einfeldträgern konzipieren muss,<br />

um die Effizienz zu gewährleisten. Dies<br />

hat wiederum zur Folge, dass auf dem<br />

Mittelpfeiler ein Brückenstoß vorgenommen<br />

wurde, der oberseitig mit einer<br />

elastischen Übergangskonstruktion<br />

verdeckt ist. Da sich hier der höchste<br />

Punkt der Fahrbahn befindet, ist die<br />

Feuchtebelastung gering. Generell wird<br />

das Bauwerk rein über Längsgefälle über<br />

die Widerlager hinweg entwässert, die<br />

ebenfalls mit elastischen Übergangskonstruktionen<br />

ausgestattet sind. Alles<br />

in allem sind sämtliche Anschlüsse<br />

der Betonfahrbahn in bewährter <strong>und</strong><br />

konventioneller Bauweise ausgeführt<br />

worden, so wie man es in Deutschland<br />

gemäß ZTV-ING realisieren würde.<br />

Somit gab es letztlich wenig »kritisches«<br />

Neuland bei der Wahl der Holz-Beton-<br />

Verb<strong>und</strong>bauweise.<br />

Ob sich mit der Errichtung eines solchen<br />

Bauwerks eine neue Entwicklung für<br />

Holzbrücken abzeichnet, bleibt abzuwarten.<br />

Attraktiv scheint jedoch die hohe<br />

Effizienz unter anderem durch die zügige<br />

Montage zu sein: Eines der üblichen<br />

Lehrgerüste kam hier nicht zum Einsatz,<br />

eine Abstützung war zudem entbehrlich.<br />

Die Baukosten des im April 2012 fertig-<br />

gestellten Überbaus können mit<br />

ca. 1.750,00 €/m² netto durchaus der<br />

reinen Betonbauweise Paroli bieten.<br />

Und: Der konstruktive Holzschutz wird<br />

eine ähnlich lange Lebensdauer aufweisen<br />

wie die gesamte Konstruktion.<br />

Somit ließe sich in mancher Situation<br />

sehr wohl eine Alternativuntersuchung<br />

pro Holz in Betracht ziehen. Zuallerletzt<br />

sorgt aber allein schon die Materialität<br />

für eine ganz eigene Formensprache –<br />

<strong>und</strong> bindet zugleich noch CO 2.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Frank Miebach<br />

Ingenieurbüro Miebach,<br />

Lohmar bei Bonn<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Bauherr<br />

Provincie Groningen, Niederlande<br />

Entwurf<br />

De zwarte Hond, Groningen, Niederlande<br />

Tragwerksplanung<br />

Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH,<br />

Lohmar<br />

TiComTec GmbH, Haibach<br />

Gesamtprojektleitung<br />

InVra Plus B.V., Haren, Niederlande<br />

Prüfingenieur<br />

Freerk van der Molen, Winschoten, Niederlande<br />

Ausführung<br />

Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH,<br />

Lohmar<br />

Oosterhuis B.V., Nijeveen, Niederlande<br />

11 Pfeiler <strong>und</strong> Überbau<br />

© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

31


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Der Margarete-Müller-Bull-Steg in Esslingen<br />

Blattfeder zwischen Park <strong>und</strong> Stadt<br />

32 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

von Sven Plieninger, Christiane Sander, Andreas Hahn<br />

1 Brücke über den Rossneckar<br />

© Ingolf Pompe<br />

Der Margarete-Müller-Bull-Steg ging<br />

im Dezember 2009 als Preisträger<br />

aus einem von der Stadtverwaltung<br />

in Esslingen am Neckar durchgeführten<br />

Wettbewerb hervor. Eine<br />

bessere Anbindung der Innenstadt<br />

an den Maille-Park <strong>und</strong> eine neue<br />

Platzgestaltung des Bereiches direkt<br />

vor dem Tiefbauamt Esslingen<br />

waren die primären Ziele des<br />

Projekts.<br />

1 Entwurf<br />

Der Rossneckar ist ein kleiner inner-<br />

städtischer Kanal, ein alter Neckararm,<br />

der den historischen Maille-Park begleitet<br />

<strong>und</strong> von zahlreichen erhaltenswerten<br />

Gebäuden umgeben ist. Die städtebauliche<br />

Eingliederung der neuen Brücke<br />

zwischen dem geschützten Park <strong>und</strong> der<br />

historischen Bebauung einerseits <strong>und</strong><br />

dem im Rahmen des neuen Stadtgestaltungskonzepts<br />

umzuwandelnden Vor-<br />

platz auf der anderen Seite war somit<br />

maßgeblich bei der Entwurfsentwicklung:<br />

Ziel war es, eine schlanke, filigrane Form<br />

zu finden, die sich gut in das historische<br />

Ensemble einfügt. Insofern wurde<br />

ein Brückenentwurf gewählt, der, im<br />

Gr<strong>und</strong>riss gerade, den Rossneckarkanal<br />

annähernd rechtwinklig überquert, sein<br />

»Gewicht« im Wesentlichen auf der<br />

Neubauseite hat <strong>und</strong> den Park lediglich<br />

»zart« berührt. Der enge, klar definierte<br />

Kostenrahmen, der auf Stiftungsgeldern<br />

beruhte <strong>und</strong> nicht überschritten werden<br />

sollte, stellte eine weitere Randbedingung<br />

dar.<br />

Es wurde eine zweifeldrige Brücke<br />

geplant, mit einem kurzen Seitenfeld<br />

über einem kräftigen Widerlager an<br />

der Stadtseite <strong>und</strong> dem größeren Feld<br />

hinüber zum Park, wo sie dann nur noch<br />

auf einer schmalen Widerlagerbank<br />

aufliegt. Das Hauptfeld mit einer Länge<br />

von ca. 22,90 m überquert den Kanal, das<br />

ca. 4,50 m lange Seitenfeld tangiert das<br />

Widerlager. Hierdurch ergibt sich eine<br />

Einspannung auf der Platzseite, die das<br />

Feld entlastet. Dieser Kräfteverlauf wird<br />

vom Querschnitt nachgebildet.<br />

Die Konstruktion des Stahlüberbaus<br />

besteht aus einem Hohlkasten. Seine<br />

Optik wird durch ein seitlich verlaufendes,<br />

konstant hohes silbernes Blech-<br />

band bestimmt. Am linken Brückenende<br />

beginnen der Stahlkasten <strong>und</strong> das Blech-<br />

band auf gleicher Höhe, wobei sich ihre<br />

Unterkanten bis zum Mittelauflager <strong>und</strong><br />

damit hin zur Einspannstelle immer<br />

mehr voneinander lösen. Ein schlichtes,<br />

stählernes Füllstabgeländer ist am Rand<br />

aufgesetzt.


2 Konstruktion <strong>und</strong> Details<br />

Die Konstruktion über den Rossneckarkanal<br />

wurde in Stahl-Monocoque-Bauweise<br />

ausgeführt. Äußerst schlank<br />

mit nur knapp 23 cm Bauhöhe auf der<br />

Parkseite ausgebildet, erhöht sich der<br />

Überbauquerschnitt auf ca. 65 cm im<br />

Bereich des Mittelauflagers. Vom Mittel-<br />

zum Endauflager auf der Platzseite<br />

verjüngt sich der Querschnitt dann<br />

wieder auf 50 cm.<br />

Das Monocoque besteht aus einem<br />

vierzelligen Hohlkasten, dessen Untergurt<br />

bündig mit den äußeren Blechen<br />

abschließt, der Obergurt kragt hingegen<br />

30 cm darüber hinaus. Diese Auskragung<br />

ermöglichte eine Verbreiterung der<br />

<strong>Geh</strong>fläche auf das gewünschte Maß<br />

von 3 m.<br />

Der gesamte Stahlkasten wurde mit<br />

Blechen der Dicke t = 10–12 mm<br />

ausgeführt. Dies reduzierte effektiv das<br />

Gewicht, bedingte aber zugleich, dass<br />

beulgefährdete Abschnitte durch Quer-<br />

rippen ausgesteift werden mussten.<br />

4 5 6 Monocoque-Bauweise<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

2 3 Ansicht <strong>und</strong> Aufsicht<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

33


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

7<br />

Besonders im Obergurtbereich wurden<br />

zur Aufnahme von Radlasten alle<br />

200 mm Rippen mit einem Verhältnis<br />

h/t=100 mm/10 mm eingeplant. Sie<br />

unterstützen den Obergurt auch dort,<br />

wo er auskragt, <strong>und</strong> sorgen zusammen<br />

mit Querschotten, die alle 6 m angeordnet<br />

wurden, für eine ausreichende<br />

Torsionssteifigkeit.<br />

Die Gründungslasten werden über<br />

Mikropfähle in tragfähige, tiefere<br />

Bodenschichten eingeleitet. Die Aufnahme<br />

der geringen Horizontalkräfte<br />

erfolgt durch Schrägstellung der Mikro-<br />

34 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

8 9 Lagersituation Ost<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner/Ingolf Pompe<br />

10<br />

11 Lagersituation West<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

pfähle, die der abhebenden Kräfte am<br />

Endauflager des Seitenfeldes durch<br />

Zugpfähle.<br />

Die Gradiente der Brücke beginnt auf<br />

der Parkseite am Widerlagerende bei<br />

+237,00 m ü. NN <strong>und</strong> auf der Platzseite<br />

am Übergang bei +236,76 m ü. NN.<br />

Die maximale Steigung beträgt auf<br />

der Parkseite 3,00 %, auf der Platzseite<br />

3,50 %.<br />

Die erforderliche Überhöhung in Feld-<br />

mitte wurde nicht ausschließlich über die<br />

geometrische Anpassung der Gradiente<br />

in der Werksstattform erzielt, sondern<br />

durch eine nachträgliche vertikale Vor-<br />

spannung am rechten, platzseitigen<br />

Brückenende unterstützt. Die dabei<br />

auftretenden Zugkräfte werden mit<br />

pendelartigen Stahleinbauteilen an<br />

das Widerlager übertragen <strong>und</strong> über<br />

die Mikropfähle in tragfähigen Gr<strong>und</strong><br />

geleitet. Bei deren Durchbildung musste<br />

unter anderem darauf geachtet werden,<br />

dass sie nicht nur Zugkräften, sondern<br />

auch kurzfristig auftretenden Druckkräften<br />

infolge des Befahrens durch<br />

städtische Reinigungsfahrzeuge<br />

standhalten.


12 13 14 15<br />

Das mittlere Auflagerdetail besteht aus<br />

einer Reihe am Stahlkasten angeschweißter<br />

Lagerbleche, die in einen im Widerlager<br />

einbetonierten Stahlkranz eingesetzt<br />

wurden. Dieser robust gewählte<br />

Lagerpunkt stellt den Festpunkt der<br />

Brücke dar. Beide Endauflager sind somit<br />

längsverschieblich <strong>und</strong> ermöglichen<br />

eine spannungsfreie Dehnung des Stahl-<br />

kastens bei Last <strong>und</strong> Temperatur.<br />

Am parkseitigen Ende wurde die hori-<br />

zontale Verschieblichkeit des Stahl-<br />

kastens bei gleichzeitig vorhandenen<br />

positiven wie negativen Vertikalkräften<br />

über Querkraftdorne erreicht. Im Überbau<br />

sind hierfür zwei Dorne mit d = 70 mm<br />

aus Edelstahl eingeschweißt. Sie wurden<br />

auf der knappen Widerlagerbank der<br />

Parkseite in ein dort vorab als Fertigteil<br />

platziertes Element eingeschoben.<br />

16 Geländerdetails<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner/Ingolf Pompe<br />

Die horizontal verschieblichen Lager an<br />

der Platzseite sind über zwei vertikale<br />

Pendel wartungsfrei realisiert. Für den<br />

Einbauzustand wurden die notwendigen<br />

Vorspannkräfte der Pendel ermittelt <strong>und</strong><br />

nach dem Einhub mit Spannpressen<br />

kraftgenau <strong>und</strong> geometrisch gesteuert<br />

aufgebracht.<br />

Da es sich um einen extrem schlanken<br />

Querschnitt handelt, treten während der<br />

Montage <strong>und</strong> auch während der Nutzung<br />

deutliche Verformungen auf. Diese sollten<br />

jedoch nicht auf die Konstruktion des<br />

leichten Geländers übertragen werden.<br />

Um das zu vermeiden, ist das Geländer<br />

in mehrere Einzelabschnitte aufgeteilt<br />

<strong>und</strong> kann sich so den Verformungen<br />

anpassen. Viele kleine Details, etwa<br />

Schiebehülsen im Handlauf oder Zapfen-<br />

verbindungen im unteren Holm, verhin-<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

dern dezent die Übertragung der relativ<br />

großen Deformationen des Stahlkastens<br />

in Form von Zwangskräften. Das gesamte<br />

Geländer mit Holmen, Pfosten <strong>und</strong><br />

Handlauf wurde zudem passend zum<br />

Stahlkasten konstruiert <strong>und</strong> der aufgesetzte<br />

Handlauf mit einer Breite von 4 cm<br />

<strong>und</strong> einer Höhe von 2 cm komplett aus<br />

Edelstahl gefertigt.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

35


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Für die <strong>Geh</strong>fläche wurde ein heller<br />

Dünnschichtbelag gewählt. Oft störende<br />

Spiegeleffekte <strong>und</strong> eine erhöhte Rutsch-<br />

gefahr aufgr<strong>und</strong> Fehlausführungen<br />

konnten durch Weglassen der häufig<br />

durchgeführten Kopfversiegelung<br />

vermieden werden. So ist eine helle <strong>und</strong><br />

griffige, natürlich wirkende <strong>Geh</strong>fläche<br />

entstanden, die sich hervorragend in<br />

das Bild der Brücke fügt.<br />

Durch den Einsatz all dieser harmonisch<br />

aufeinander abgestimmten Farben,<br />

Materialien <strong>und</strong> Konstruktionsarten<br />

gelang es, eine perfekte Mischung aus<br />

moderner Technik <strong>und</strong> Bauweise mit<br />

einer natürlichen Optik zu erzeugen.<br />

Die Montage der Brücke war aufgr<strong>und</strong><br />

der geringen Gesamtlänge denkbar<br />

einfach: Die Herstellung des Überbaus,<br />

der Geländer <strong>und</strong> des Belages erfolgte<br />

vollständig in der Werkstatt des Stahlbauunternehmers,<br />

was eine extrem hohe<br />

Ausführungsqualität ermöglichte. Die<br />

Betonbauteile der Auflager wurden dann<br />

vorab auf der Baustelle gefertigt <strong>und</strong> der<br />

gesamte Überbau vom Tieflader innerhalb<br />

von nur 3 h eingehoben.<br />

17 Montage des Stahlstegs<br />

© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />

36 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

16 Blick entlang der Brücke<br />

© Ingolf Pompe<br />

3 Fazit<br />

Mit dem schlanken, stählernen Steg über<br />

den Rossneckar ist eine Lösung realisiert<br />

worden, die sich wie selbstverständlich in<br />

das Umfeld aus neuer <strong>und</strong> historischer<br />

Bebauung einfügt. Material <strong>und</strong> Farbwahl<br />

tragen ihren Teil dazu bei, dass bei dieser<br />

kleinen Aufgabe ein adäquates Miteinander<br />

der Bauwerke entstehen kann. Das<br />

ist jedoch nur durch einen ganz erheb-<br />

lichen planerischen Aufwand <strong>und</strong> eine<br />

gute Abstimmung mit den Auftraggebern<br />

möglich: ein Vorgehen, das sich so kaum<br />

von dem bei großen Brücken unterscheidet.<br />

Das im Juni 2011 fertiggestellte<br />

Ergebnis ist aber Beweis genug, dass sich<br />

die Mühen auch bei kleineren Projekten<br />

für die Auftraggeber <strong>und</strong> späteren Nutzer<br />

lohnen.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Sven Plieninger<br />

Dipl.-Des. (FH) Christiane Sander<br />

Dipl.-Ing. Andreas Hahn<br />

schlaich bergermann <strong>und</strong> partner,<br />

Stuttgart<br />

Bauherr<br />

Stadt Esslingen, Tiefbauamt<br />

Regine Zunker, Reinhard Mattl, Norbert Seidel<br />

Entwurf <strong>und</strong> Tragwerksplanung<br />

schlaich bergermann <strong>und</strong> partner, Stuttgart<br />

Andreas Hahn, Christiane Sander, Kai Kürschner<br />

(Wettbewerb mit: Internationales Stadtbauatelier,<br />

Stuttgart)<br />

Prüfingenieur<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann, Stuttgart<br />

Ausführung<br />

Schwenk GmbH & Co KG, Unterensingen<br />

Stahlbau Urfer GmbH, Remseck


Holzbrücke als Ersatzneubau in Neunkirchen-Sinnerthal<br />

Erneuerung einer Fußgängerüberführung<br />

von Wolfgang Müll<br />

Bei einer Brückenprüfung der Dekra<br />

im Jahr 2010 wurde festgestellt,<br />

dass die Stand- <strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />

der vorhandenen Fußgängerüberführung<br />

in Neunkirchen-<br />

Sinnerthal beeinträchtigt <strong>und</strong> ihr<br />

Bauwerkszustand mit Ungenügend<br />

einzustufen war. Eine Sanierung der<br />

maroden Stahlbetonquerung über<br />

die Bahnlinie Bingen–Saarbrücken<br />

wurde vom Bauherrn als nicht<br />

sinnvoll erachtet. Verschiedene<br />

Neubauvarianten wurden deshalb<br />

untersucht, wobei sich eine vorgefertigte<br />

Holzbrücke als wirtschaftlichste<br />

Lösung erwies – <strong>und</strong> seit<br />

Dezember 2011 nun den Stadtteil<br />

Sinnerthal mit einer südlich der<br />

Gleise angrenzenden Kleingartenanlage<br />

verbindet.<br />

2 Längsschnitt<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

1 Ausschreibung <strong>und</strong> Konstruktion<br />

Die Ausschreibung beinhaltete den<br />

Rückbau der vorhandenen Brücke, den<br />

Neubau des Mittelpfeilers aus Stahlbeton<br />

mit Pfahlgründung sowie Herstellung<br />

<strong>und</strong> Errichtung des Überbaus aus Holz.<br />

Die neue <strong>und</strong> 67 m lange Trogbrücke<br />

setzt sich aus zwei identisch konzipierten<br />

Einfeldträgern mit einer Stützweite von<br />

jeweils 32,35 m zusammen. Der Stahlbetonmittelpfeiler<br />

in Achse 20 ist quer<br />

zur Fahrbahnlängsrichtung eingespannt,<br />

um die Wind- <strong>und</strong> Stabilisierungskräfte<br />

aus dem Überbauquerschnitt abzu-<br />

leiten.<br />

In Längsrichtung ist er als Pendelstütze<br />

ausgebildet, das heißt kopfseitig durch<br />

den Überbau zug-, druck- <strong>und</strong> querfest<br />

mit dem Widerlager in Achse 30 verb<strong>und</strong>en.<br />

Der Anschluss des Überbaus an<br />

das Widerlager in Achse 10 erfolgt zu-<br />

dem längsverschieblich <strong>und</strong> querfest:<br />

Die errechneten Längsverschiebungen<br />

der Brücke aus Feuchteänderung des<br />

Holz (+/- 33 mm) <strong>und</strong> Durchbiegung<br />

(4 mm) werden also allein am Lager 10<br />

aufgenommen.<br />

Die Trogkonstruktion selbst umfasst<br />

zwei Hauptträger 22 cm x 172 cm aus<br />

Fichtenbrettschichtholz der Festigkeitsklasse<br />

GL 32c. Dazwischen sind im<br />

Abstand von 2,70 m Querrahmen aus<br />

Stahlprofilen angeordnet, die neben<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

1 Vorherige Gleisquerung<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

der vertikalen Lastabtragung auch für<br />

die Ableitung der Wind- <strong>und</strong> Seitenlasten<br />

in den horizontalen Windverband<br />

sorgen. Dieser 32 m lange Windverband<br />

besteht aus feuerverzinkten R<strong>und</strong>stahldiagonalen.<br />

Für die eigentliche <strong>Geh</strong>fläche<br />

wurde ein 7 cm dicker Gussasphaltbelag<br />

mit 2,50 % Quergefälle zur <strong>Geh</strong>wegmitte<br />

hin gewählt, darunter befindet sich eine<br />

40 mm dicke BFU-Platte auf Längsträgern<br />

aus Brettschichtholz.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

37


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

2 Rückbau, Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />

Für den Rückbau der massiven Stahlbetonbrücke<br />

benötigte man einen<br />

500-t-Kran, um deren schwere Segmente<br />

über der Bahnlinie auszuheben. Danach<br />

wurden die Teile seitlich auf dem Baufeld<br />

abgelegt, aufwendig zerkleinert <strong>und</strong><br />

der Betonstahl entfernt.<br />

Die Fertigung der neuen Brücke erfolgte<br />

im 300 km entfernten Holzbaubetrieb.<br />

Dort wurden die beiden 33 m langen,<br />

3 m breiten, 2 m hohen <strong>und</strong> ca. 20 t<br />

schweren Tröge fertig vormontiert,<br />

danach mittels Autokran auf die Nach-<br />

läuferfahrzeuge verladen <strong>und</strong> im Konvoi<br />

zur Baustelle transportiert. Das erste<br />

Brückenteil wurde dann vor Ort mit<br />

einem 200-t-Kran direkt vom Lkw auf<br />

die Widerlager gehoben.<br />

5 Zwischenlagerung des zweiten Trogs<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

38 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

4 Vorfertigung im Holzbaubetrieb<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

3 Querschnitt<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

Das zweite Brückenteil wurde auf dem<br />

Baufeld zwischengelagert, um zunächst<br />

den Berührungsschutz anzubringen.<br />

In einer Nachtsperrung der Bahngleise<br />

von Samstag auf Sonntag wurde dieser<br />

Trog dann über die Bahngleise einge-<br />

hoben. Danach mussten nur noch die<br />

Verschalung des Brückenstoßes vorgenommen,<br />

die Widerlager vergossen <strong>und</strong><br />

die Übergangskonstruktionen mon-<br />

tiert werden. Zum Schluss wurde<br />

der Gussasphalt aufgebracht.


3 Geschützte Brücke<br />

Die Holzbrücke ist als »geschützte<br />

Brücke« errichtet worden. Das bedeutet,<br />

alle tragenden Bauteile wurden so<br />

ausgebildet, dass sie vor der Witterung<br />

geschützt sind. So sind die Hauptträger<br />

oberseitig durch eine Verblechung <strong>und</strong><br />

an beiden Seiten durch eine Verschalung<br />

aus sibirischer Lärche abgedeckt. Die<br />

BFU-Platte <strong>und</strong> die Längsträger werden<br />

wiederum durch den Gussasphaltbelag<br />

geschützt. Der Fahrbahnübergang<br />

wurde gemäß der Ausschreibung nach<br />

Musterzeichnung H Übe 2 der Deutschen<br />

Gesellschaft für Holzforschung geschlossen<br />

ausgeführt.<br />

Die nach DIN 1076 vorgesehenen<br />

Bauwerksprüfungen sind erforderlich.<br />

Jedoch lässt die geschützte Ausführung<br />

der Brücke nur geringe Unterhaltungskosten<br />

erwarten.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Müll<br />

Holzbau Amann GmbH,<br />

Weilheim-Bannholz<br />

7 Neue Brücke nach Fertigstellung<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

Bauherr<br />

Kreisstadt Neunkirchen<br />

Entwurfsplanung<br />

IBWS Wagner + Schäfer, Neunkirchen<br />

Tragwerksplanung<br />

HSW-Ingenieure, Bad Oeynhausen<br />

Ausführung<br />

Modernbau GmbH, Saarbrücken<br />

Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

6 Hauptträger mit Abdeckung<br />

© Holzbau Amann GmbH<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

39


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Beispiele aus Kanada<br />

Brücken aus Glas <strong>und</strong> Stahl<br />

von Armin Franke<br />

Mit drei unterschiedlichen Konstruktionen<br />

hat Gartner Steel and<br />

Glass aus Würzburg in den kanadischen<br />

Metropolen Toronto <strong>und</strong><br />

Calgary Stege mit großen Spannweiten<br />

realisiert. In Ganzglas- oder<br />

Stahl-Glas-Bauweise ausgeführt,<br />

zeichnen sie sich durch Transparenz,<br />

Leichtigkeit <strong>und</strong> Eleganz aus.<br />

Besondere Herausforderungen<br />

stellen diese scheinbar schwerelosen<br />

Verbindungen an die Tragstruktur<br />

<strong>und</strong> die jeweilige Ausformung<br />

des Glases. Da entweder<br />

die ganze Brücke oder aber große<br />

Teilelemente schon in Deutschland<br />

vorgefertigt wurden, mussten<br />

auch für den Transport maßgeschneiderte<br />

Lösungen gef<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

40 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Shuter Street Bridge nach Fertigstellung<br />

© Tom Arban<br />

1 Shuter Street, Toronto<br />

1.1 Lage <strong>und</strong> Anbindung<br />

Die 30 m lange gläserne Fußgängerbrücke<br />

mit einer Tragstruktur aus<br />

gebogenen Stahlrohren erstreckt sich<br />

über die Shuter Street im Zentrum von<br />

Toronto <strong>und</strong> verbindet seit März 2011<br />

das St. Michael’s Hospital mit dem<br />

neuen Li Ka Shing Knowledge Institute.<br />

Entworfen von Diamond and Schmitt<br />

Architects Inc., ist sie 4,60 m hoch <strong>und</strong><br />

3,80 m breit sowie aus ovalen, zueinander<br />

verdrehten Stahlr<strong>und</strong>rohren <strong>und</strong><br />

gebogenem Isolierglas konzipiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des in der City von Toronto<br />

vorherrschenden unterirdischen<br />

Passagensystems, des sogenannten Path<br />

von 28 km Länge mit 1.200 angegliederten<br />

Geschäften, erforderte ihr Bau<br />

eine Sondergenehmigung, die nur<br />

aufgr<strong>und</strong> der gewählten Konstruktion<br />

erteilt wurde. Vor dem Transport nach<br />

Kanada wurde die Brücke bei Gartner<br />

Steel and Glass in Würzburg berechnet,<br />

konstruiert <strong>und</strong> anschließend in<br />

Deutschland gefertigt.<br />

Die elliptisch geformte Brücke endet im<br />

Bereich des bestehenden Altbaus des<br />

Hospitals in einer ca. 2,20 m breiten<br />

Gasse. Ihr ovaler Querschnitt kann des-<br />

wegen nicht beibehalten werden, sie wird<br />

dort rechteckig fortgeführt. Linksseitig<br />

wurden im Hinblick auf die absehbare<br />

Sanierung des Hospitals sämtliche<br />

Auflagerpunkte auf eine Brückenlängsseite<br />

konzentriert. Der Übergang wurde<br />

mit Schleppblechen <strong>und</strong> Dehnungsfugen<br />

zwängungsfrei ausgebildet, die Anbindung<br />

an den Neubau auf der gegenüberliegenden<br />

Seite erfolgte ebenfalls<br />

in rechteckigem Querschnitt, um eine<br />

einfachere Eingliederung in die Fassadenstruktur<br />

des Gebäudes zu ermöglichen.


2 3 Ansicht <strong>und</strong> Querschnitt<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

1.2 Konstruktion<br />

Die Brücke musste als statisch bestimmtes<br />

Tragwerk konstruiert werden, weil<br />

keine größeren Lasten in die angrenzenden<br />

Gebäude übertragen werden<br />

durften. Für die Horizontalkräfte wurde<br />

die Lastableitung auf die Altbauseite<br />

konzentriert, wobei die erste Stütze als<br />

Festpunkt dient. Die dadurch mögliche<br />

Ausdehnung der Brücke in zwei Richtungen<br />

reduziert die Temperatur-<br />

ausdehnung.<br />

Die tragende Röhre der elliptischen<br />

Brücke wird aus einer Vielzahl von paral-<br />

lel liegenden kreisförmigen Rohren<br />

gebildet, die sich mit gegenläufig paral-<br />

lel verlaufenden kreisförmigen Rohren<br />

verschneiden. Die Rohre kreuzen sich<br />

im oberen <strong>und</strong> unteren Abschnitt <strong>und</strong><br />

berühren sich nur an den zwei gegenüberliegenden<br />

Äquatorlinien. Zusammen<br />

mit den Ober- <strong>und</strong> Untergurten, der<br />

Verkehrsfläche, ergibt sich so eine<br />

röhrenförmige Netzschale als Trag-<br />

struktur, die dank ihrer Steifheit die<br />

entsprechende Gebrauchstauglichkeit<br />

bietet <strong>und</strong> auch eine hohe Torsions-<br />

steifigkeit besitzt.<br />

Die Stahlkonstruktion der Netzröhre<br />

besteht im Wesentlichen aus kreisförmig<br />

gebogenen Rohren mit einem Durchmesser<br />

von 114,30 mm. Die Ebenen der<br />

Kreise sind nicht senkrecht zur Brückenlängsachse<br />

orientiert, sondern in der<br />

z-Achse um 45° verdreht. Im Bereich<br />

des Fußweges sind Walzträger in Längs-<br />

richtung angeordnet <strong>und</strong> mit den<br />

R<strong>und</strong>rohren verschweißt, geschlossen<br />

wird die Netzschale durch eine Anfangs-<br />

<strong>und</strong> Endellipse. Für die Netzschale<br />

wurden ausschließlich Rohre mit einer<br />

Wandstärke von 10 mm in der Stahlgüte<br />

S355J2H verwendet. Die Netzschale<br />

wurde voll verschweißt, bei den Knoten<br />

daher auch auf eine Optimierung der<br />

Schweißnahtdicken geachtet. Aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Genauigkeitsanforderungen<br />

wurden die Befestigungen der Glashalter<br />

erst nach dem Zusammenbau der Netz-<br />

schale positioniert, ausgerichtet <strong>und</strong><br />

verschweißt.<br />

Für die Fachwerkstruktur im Bereich<br />

des Altbaus kamen Quadratrohre zum<br />

Einsatz: Die Querschnitte für Ober-<br />

<strong>und</strong> Untergurt <strong>und</strong> die Pfosten messen<br />

200 mm, die der Diagonalstäbe 100 mm.<br />

4 Blick in das »Röhreninnere«<br />

© Tom Arban<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

1 Isolierglas<br />

2 Stahlrahmen<br />

3 Brüstungsglas<br />

4 <strong>Geh</strong>weg Stahl<br />

1.3 Verglasung<br />

Der ovale Brückenabschnitt ist r<strong>und</strong>um<br />

mit gebogenem Isolierglas geschlossen.<br />

Das Glas auf der oberen Hälfte hat<br />

folgenden Aufbau: 8 mm ESG, 16 mm<br />

SZR, 8 mm TVG, 1,52 mm PVB, 8 mm<br />

TVG. Für die Sicherheit des darunter<br />

ablaufenden Straßenverkehrs wurde<br />

die VSG-Einheit auf der unteren Hälfte<br />

umgedreht <strong>und</strong> auf die Außenseite<br />

gelegt. Alle Gläser verfügen über eine<br />

Sonnenschutzbeschichtung, jene unter-<br />

halb der Lauffläche wurden zudem<br />

mittels keramischen Siebdrucks mit<br />

einem Punktmuster versehen, um die<br />

innere Stahlkonstruktion zu kaschieren.<br />

Die einzelnen Glasscheiben werden<br />

durch Randklemmhalter fixiert, die über<br />

Spider mit der Hauptstruktur verb<strong>und</strong>en<br />

sind.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

41


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

Das Geländer des <strong>Geh</strong>weges besteht<br />

aus linienförmig am Boden geklemm-<br />

ten VSG-Gläsern aus 2 x 10 mm TVG.<br />

Zwischen den Einzelgläsern wurde der<br />

Schriftzug »St. Michael’s Hospital – Li Ka<br />

Shing Knowledge Institute« keramisch<br />

aufgedruckt. Die direkte unterseitige<br />

Beleuchtung der unteren Glaskanten<br />

durch helle LED-Leuchten bringt ihn in<br />

der Dunkelheit zum Leuchten.<br />

5 Befestigung der Glasscheiben<br />

© Tom Arban<br />

1.4 Bemessung <strong>und</strong> Nachweisführung<br />

Für die Bemessung konnte nach Abstimmung<br />

mit dem örtlichen Prüfingenieur<br />

die DIN 18800 zugr<strong>und</strong>e gelegt werden,<br />

die Lasten wurden hingegen nach den<br />

lokalen Vorschriften ermittelt <strong>und</strong><br />

berücksichtigt: Für die Brücke wurde eine<br />

Verkehrslast von 4,80 kN/m² im Bereich<br />

des Steges <strong>und</strong> 1,00 kN/m² außerhalb<br />

des Steges angesetzt. Wegen der Lage<br />

in einer Straßenflucht musste eine maxi-<br />

male Windsoglast von -1,40 kN/m² in<br />

die Berechnung einfließen, die für die<br />

Bemessung der Stahlkonstruktion<br />

mit einer maximalen Drucklast von<br />

0,80 kN/m² zu überlagern war. Schnee-,<br />

Regen- <strong>und</strong> Vereisungslasten sowie die<br />

üblichen Temperaturbelastungen <strong>und</strong><br />

Bemessungstoleranzen wurden ebenfalls<br />

mit einbezogen.<br />

Die Nachweisführung erfolgte über ein<br />

3-D-Modell der gesamten Brückenkonstruktion<br />

mit der Bemessungssoftware<br />

RStab 6. In drei unterschiedlichen Schrit-<br />

ten wurden die Nachweise für die Trag-<br />

fähigkeit der Stahlstruktur, für fußgängerinduzierte<br />

Schwingungen <strong>und</strong> für die<br />

Tragfähigkeit der Glaselemente geführt.<br />

1.5 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />

Die Stahlbrücke wurde komplett in<br />

Deutschland gebaut. Beim Fertigungsprozess<br />

wurden die Schweißarbeiten<br />

fremdüberwacht sowie zusätzlich<br />

zerstörende Prüfungen an geschweißten<br />

Probeknoten vorgenommen. Die<br />

42 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

6 Stahlkonstruktion im Modell<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

Befestigungsklötze der Stahlspider<br />

mussten bei dem Einschweißen in die<br />

Struktur exakt ausgerichtet werden, da<br />

bei der Montage der Glasscheiben später<br />

nur geringe Toleranzen ausgeglichen<br />

werden konnten: Wegen der zur Brücken-<br />

achse verdreht umlaufenden Glasfugen<br />

ergab sich für jede Einzelscheibe eine<br />

eigene Geometrie mit einem Versatz<br />

zur Nachbarscheibe.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Verkehrssituation in der<br />

Stadtmitte durften die Montagearbeiten,<br />

die mit einer Sperrung der Straße ver-<br />

b<strong>und</strong>en waren, lediglich an den Wochenenden<br />

durchgeführt werden. Beim<br />

Einheben musste die Brücke mittels<br />

zweier Kräne zunächst wieder um 90°<br />

in die Einbaulage gedreht werden. Erst<br />

danach begann der eigentliche Einhub,<br />

der an der engsten Stelle nur knapp<br />

20 cm Spielraum zu den bestehenden<br />

Gebäuden zuließ. Während auf der<br />

Neubauseite die Brücke direkt auf die<br />

Gleitlager positioniert werden konnte,<br />

war sie auf der Krankenhausseite zu-<br />

nächst auf einer Hilfskonstruktion zu<br />

platzieren. Für die nachfolgende Ver-<br />

glasung, die ringförmig von oben nach<br />

unten aufgebracht wurde, kam ein<br />

Mobilkran zum Einsatz.<br />

Bauherr<br />

St. Michael’s Hospital, Toronto, Kanada<br />

Entwurf<br />

Diamond and Schmitt Architects Inc., Toronto, Kanada<br />

Prüfung<br />

Carruthers & Wallace Ltd., Toronto, Kanada<br />

Konstruktion <strong>und</strong> Ausführung<br />

Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />

Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />

7 Einheben der Brücke<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH


8 Glassteg im Ritz Carlton Hotel<br />

© Tom Arban<br />

2 Ritz Carlton Hotel, Toronto<br />

2.1 Lage, Design <strong>und</strong> Struktur<br />

Die 9 m lange freitragende gläserne<br />

Brücke in der Eingangshalle des Hotels<br />

Ritz Carlton in Toronto bildet einen<br />

Blickfang für Gäste <strong>und</strong> Besucher. In<br />

der Designphase wurde schrittweise der<br />

Stahlanteil reduziert bis zu dem Resultat<br />

einer einfachen <strong>und</strong> eleganten Konstruktion,<br />

die aufgr<strong>und</strong> der großflächigen<br />

Verglasung hohe Ansprüche an die<br />

Tragstruktur stellt: Die Glasbrüstungen<br />

tragen die Hauptlasten des 9 m langen<br />

<strong>und</strong> 2,10 m breiten Bauwerks. Über<br />

Punkthalter wurden gläserne Schwertträger<br />

an den beiden Glasbrüstungen<br />

befestigt, die gläsernen Bodenplatten<br />

sind hingegen nur aufgelegt. Das Stabi-<br />

litätsverhalten der Brücke wurde mit<br />

Finite-Elemente-Analysen untersucht<br />

<strong>und</strong> anhand von Bauteilversuchen<br />

nachgewiesen.<br />

10 Querschnitt<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

2.2 Verglasung<br />

Drei verschiedene Glaselemente wur-<br />

den eingesetzt: Die Glasbodenplatten<br />

bestehen aus 8 mm ESG <strong>und</strong> 2 x 10 mm<br />

TVG mit jeweils 1,52 mm PVB-Folie, die<br />

Glasquerträger wiederum aus 3 x 10 mm<br />

TVG mit jeweils 1,52 mm PVB-Folie. Und<br />

die Brüstungen als Glashauptträger<br />

gliedern sich in 12 mm ESG, 12 mm TVG<br />

<strong>und</strong> 12 mm ESG mit jeweils 1,52 mm<br />

PVB-Folie. Das Gewicht der Elemente<br />

beträgt bis zu 1,40 t.<br />

2.3 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />

Die einzelnen Glaselemente, die 9 m lang<br />

<strong>und</strong> 1,90 m hoch sind, wurden einzeln<br />

von Deutschland aus verschifft, wobei<br />

das speziell hierfür entwickelte Transportgestell<br />

auf der beengten Baustelle in der<br />

Hotellobby auch bei der Montage zur<br />

Anwendung kam. Danach wurde es im<br />

Gebäude eingelagert <strong>und</strong> gewährleistet<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

9 Unterseite der Tragstruktur<br />

© Tom Arban<br />

so einen relativ einfachen späteren Aus-<br />

tausch von defekten Glaselementen.<br />

Die detaillierte Ablaufplanung sorgte<br />

für eine zügige <strong>und</strong> risikofreie Montage:<br />

Die Glaselemente wurden zunächst so<br />

positioniert, dass die Bolzenanschlüsse<br />

lastfrei mit Mörtel vergossen werden<br />

konnten. Das Montagegestell wurde nach<br />

dem Aushärten des Mörtels mit hydraulischen<br />

Pressen kontrolliert abgelassen,<br />

um die Verformungen der im Januar 2010<br />

letztlich fertiggestellten Brücke zu<br />

überprüfen.<br />

Bauherr<br />

Simcoe Wellington Residences, Toronto, Kanada<br />

Entwurf<br />

Halcrow Yolles, Toronto, Kanada<br />

Konstruktion <strong>und</strong> Ausführung<br />

Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />

Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />

11 Detailanschluss<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

43


GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

3 Eaton Center, Calgary<br />

3.1 Lage, Design <strong>und</strong> Struktur<br />

Eine Ganzglasbrücke ist das Highlight im<br />

Eaton Center in Calgary, einem beliebten<br />

Einkaufzentrum im Herzen der Olympiastadt<br />

von 1988. Die Brücke mit einer<br />

Spannweite von 14,25 m ist 3,66 m breit<br />

<strong>und</strong> umfasst drei Abschnitte, wobei der<br />

mittlere von einer Baumstütze aus Stahl<br />

getragen wird. Verkleidung, Laufbelag<br />

<strong>und</strong> die Tragstruktur bestehen aus Glas,<br />

dessen Aufbau gemäß den Trag- <strong>und</strong><br />

Resttrageigenschaften gewählt wurde.<br />

Die Bodenplatten wurden auf der Ober-<br />

seite mit einem Antirutschsiebdruck<br />

versehen, sind aber durch den Einsatz<br />

einer matten PVB-Folie von 0,38 mm<br />

transluzent ausgebildet. Volle Transparenz<br />

würde bei den Benutzern ein<br />

mulmiges Gefühl erzeugen <strong>und</strong> zudem<br />

keinerlei Blickschutz gegenüber den<br />

Personen unter der Brücke bieten.<br />

Die Tragstruktur wurde mittels Finite-<br />

Elemente-Analysen untersucht. Das<br />

Resultat war, dass für die Bolzenverbindungen<br />

die Toleranzen in den Loch-<br />

bohrungen in den einzelnen Glas-<br />

scheiben kompensiert werden mussten.<br />

Dazu wurden Bohrungen mit einem<br />

Übermaß durchgeführt <strong>und</strong> der Spalt<br />

zwischen Glas <strong>und</strong> Stahlbolzen mit einem<br />

unter anderem besonders druckfesten<br />

<strong>und</strong> nichtklebenden Mörtel verpresst.<br />

44 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

12 Einkaufszentrum mit Brücke<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

3.2 Verglasung<br />

Drei verschiedene Glaselemente aus<br />

Dreifachverb<strong>und</strong>sicherheitsglas kamen<br />

hier zum Einsatz: zwölf Glasbodenplatten<br />

aus 8 mm ESG <strong>und</strong> 2 x 10 mm TVG mit<br />

jeweils 1,52 mm PVB, elf Glasquerträger<br />

13 Detailausbildung<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

aus 3 x 10 mm TVG mit jeweils 1,52 mm<br />

PVB sowie sechs Glashauptträger aus<br />

12 mm ESG, 12 mm TVG, 12 mm ESG mit<br />

jeweils 1,52 mm PVB.


14 15 Montagezustand mit <strong>und</strong> ohne Gerüst<br />

© Gartner Steel and Glass GmbH<br />

3.3 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />

Die Fertigung der Stahl- <strong>und</strong> Glaselemente<br />

erfolgte im Auftrag von Gartner<br />

Steel and Glass: Für den Stahl wurde die<br />

Legierung 1.4301 mit geschliffener<br />

Oberfläche gewählt.<br />

Wie bei dem vergleichbar konstruierten<br />

Steg im Ritz Carlton von Toronto wurde<br />

auch für diese Brücke eine detaillierte<br />

Montageplanung erstellt, um so das<br />

Bruchrisiko zu minimieren <strong>und</strong> das<br />

Bauwerk im Juli 2010 möglichst schnell<br />

<strong>und</strong> reibungslos errichten zu können.<br />

Bauherr<br />

20 VIC Retail Inc., Toronto, Kanada<br />

Entwurf<br />

MMC International Architects Ltd., Toronto, Kanada<br />

Tragwerksplanung<br />

Halcrow Yolles, Toronto, Kanada<br />

Ausführung<br />

Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />

Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />

GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />

16 Baumstütze als Auflager<br />

© Noah Fallis<br />

4 Fazit<br />

Ganzglasbrücken sowie Brücken aus<br />

Stahl <strong>und</strong> Glas erweitern die gestalterischen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten. Vor<br />

ihrer Errichtung gilt es jedoch, vielfältige<br />

technische Herausforderungen zu lösen.<br />

So sind zum Beispiel die Tragfähigkeit<br />

<strong>und</strong> der Bodenaufbau solcher Brücken im<br />

Labor zu testen <strong>und</strong> das Tragverhalten<br />

der Scheiben in Belastungs- <strong>und</strong> Fall-<br />

versuchen zu überprüfen. Zu betrachten<br />

ist hier insbesondere die Resttragfähigkeit,<br />

also die Tragfähigkeit einer gebrochenen<br />

Scheibe. Zwar dürfen einzelne<br />

Scheiben einer gläsernen Brücke brechen,<br />

aber ein vollständiges Versagen der<br />

Struktur muss ausgeschlossen werden.<br />

Die Bodenscheiben werden üblicherweise<br />

mit einem Antirutschsiebdruck<br />

versehen <strong>und</strong> transluzent ausgeführt, um<br />

eine Durchsicht von unten zu verhindern.<br />

Im Glasbau erfahrene Unternehmen<br />

können dabei helfen, solche Brücken<br />

realisierbar zu machen, indem sie deren<br />

Komplexität oft schon in der Entwurfsphase<br />

zu reduzieren vermögen <strong>und</strong> so<br />

der Entwicklung einfacher, sicherer <strong>und</strong><br />

eleganter Konstruktionen den Weg<br />

ebnen.<br />

Autor:<br />

Dr. Armin Franke<br />

Geschäftsführer<br />

Gartner Steel and Glass GmbH,<br />

Würzburg<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

45


SPECIAL<br />

Vom Wettbewerbsentwurf bis zur Bauausführung<br />

Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />

von Sebastian Schultheis<br />

1 Perspektive mit Frankfurter Skyline<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

Mit der Mainbrücke Ost baut die<br />

Stadt Frankfurt nach fast 20 Jahren<br />

eine neue Querung über ihre<br />

Lebensader, den Main. Das Bauwerk<br />

befindet sich im Kontext eines<br />

Stadtentwicklungsprogramms,<br />

in dem die ehemaligen Industrie-<br />

<strong>und</strong> Hafenanlagen im Frankfurter<br />

Ostend neu erschlossen <strong>und</strong> für<br />

zeitgemäße Nutzung vorbereitet<br />

werden. Der vorliegende Artikel<br />

stellt die Fortsetzung der Ausführungen<br />

des Architekten Ferdinand<br />

Heide über den Wettbewerbsentwurf<br />

der Mainbrücke Ost dar, die im<br />

Tagungsband zum 7. »Symposium<br />

Brückenbau« 2007 veröffentlicht<br />

wurden. Es wird über die Weiterentwicklung<br />

des Brückenentwurfs<br />

im Verlauf der Planung der einzelnen<br />

HOAI-Phasen bis zur Auftragsvergabe<br />

an die bauausführende<br />

Firma berichtet.<br />

46 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

1 Rückblick: Wettbewerbsentwurf<br />

Der Brückenentwurf im interdisziplinären<br />

Realisierungswettbewerb wurde durch<br />

die Einpassung des Bauwerks in die<br />

vorhandene Umgebung geprägt. Zum<br />

einen wurden die historischen Bogenkonstruktionen<br />

der Honsellbrücke über<br />

der Hafeneinfahrt <strong>und</strong> deren Vorland-<br />

Hochstraße mit Betongewölben, der<br />

benachbarten Deutschherren-Eisenbahnbrücke<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt des Schalendaches<br />

der Elsässer-Großmarkthalle<br />

modern interpretiert <strong>und</strong> technisch<br />

weiterentwickelt. Zum anderen wurde<br />

erheblicher Wert auf die Gestaltung der<br />

2 Wettbewerbsentwurf im Modell<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

Freiräume <strong>und</strong> Wegeverknüpfungen<br />

insbesondere im Bereich der südlichen,<br />

parkähnlichen Mainpromenade als attraktive<br />

Verbindung der Mainufer gelegt. Eine<br />

zentrale Rolle spielte auch die Erlebbarkeit<br />

der neu erschlossenen Aufenthaltszonen<br />

auf dem Molenkopf sowie in <strong>und</strong><br />

um die Hochstraßen-Gewölbe am nörd-<br />

lichen Mainufer. Ein ganz wesentlicher<br />

Aspekt hierbei war beispielsweise die<br />

Inkaufnahme einer um etwa 20 m grö-<br />

ßeren Stützweite der Brücke zugunsten<br />

einer pfeilerlosen <strong>und</strong> damit blickfreien<br />

Mainpromenade.


3 Modell der Mainbrücke Ost<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

Das Haupttragwerk der Mainbrücke<br />

Ost wurde nach intensivem Variantenstudium<br />

als Langer’scher Balken konzi-<br />

piert, jedoch nicht mit den bei diesen<br />

Bauwerken üblichen senkrechten, paral-<br />

lelen Hängern, sondern mit schrägen,<br />

einfach gekreuzten Hängern aus Seilen<br />

mit beidseitigen Gabelköpfen. Der<br />

Stabbogen mit solchen gekreuzten<br />

Diagonalen vereint die wesentlichen<br />

Vorzüge eines Stützlinientragwerks mit<br />

denjenigen eines Fachwerks, wodurch<br />

es möglich wird, den Versteifungsträger<br />

sehr viel schlanker auszubilden. Außerdem<br />

wurden durch die Vielzahl relativ<br />

dünner Seile, vor allem für Passanten,<br />

optisch prägnante Seilebenen geschaffen,<br />

die die Erlebbarkeit des obenliegen-<br />

den Tragwerks weiter intensivieren. Es<br />

wurden vollverschlossene Seile mit<br />

beidseitig angeformten Gabelköpfen<br />

verwendet, die den Kraftfluss sichtbarer<br />

gestalten als gängige Schweißverbindungen.<br />

Die leicht nach innen geneigten<br />

<strong>und</strong> mit lediglich drei ansprechend<br />

gestalteten Spangen querversteiften<br />

Hohlkästen der Bögen sowie die Ver-<br />

steifungsträger, Querträger <strong>und</strong> die<br />

beidseits außerhalb der Seilebenen<br />

angehängten <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwege mit<br />

orthotropen Fahrbahnplatten wurden aus<br />

Baustahl S 355 J2 +N bzw. S 355 K2 +N<br />

geplant. Für die Stahlkonstruktion wur-<br />

den ausnahmslos Hohlkästen verwendet,<br />

was gestalterischen Gesichtspunkten,<br />

aber auch der innerstädtischen Taubenproblematik<br />

geschuldet war.<br />

Die dreispurige Fahrbahn wurde als<br />

Verb<strong>und</strong>platte konzipiert, zum einen<br />

um durch ihr Gewicht die erforderliche<br />

Zugspannung in den Seilen auch bei<br />

asymmetrischen Lasten zu gewährleisten,<br />

zum anderen um die wirtschaftlichen<br />

Vorteile gegenüber der sehr aufwendig<br />

herzustellenden orthotropen Fahrbahnplatte<br />

zu erzielen. Zu guter Letzt wird für<br />

einen eventuellen Einschwimmvorgang<br />

das zu bewegende Gesamtgewicht<br />

reduziert, da die Platte erst in Endlage<br />

betoniert wird <strong>und</strong> nicht als orthotrope<br />

Platte mit eingeschwommen werden<br />

muss.<br />

Die Stützweite des Bauwerks beträgt<br />

175 m, das Baustahlgewicht beläuft sich<br />

auf ca. 2.300 t, <strong>und</strong> insgesamt werden<br />

96 Seilhänger eingesetzt. Für die Errich-<br />

4 Erscheinungsbild bei Nacht<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

SPECIAL<br />

tung der Brücke wurden bereits im<br />

Wettbewerb neben einer konventionellen<br />

Ausführung an Ort <strong>und</strong> Stelle mit den<br />

entsprechenden Hilfsunterstützungen im<br />

Main die Vormontage des Stahlüberbaus<br />

auf einem benachbarten Gr<strong>und</strong>stück<br />

<strong>und</strong> das Einschwimmen während einer<br />

Schifffahrtssperrung in Erwägung<br />

gezogen.<br />

Für die Gestaltung der Tagansicht der<br />

Brücke wurde als Farbe Anthrazit zur<br />

kontrastreichen Betonung der Tragkonstruktion<br />

gewählt. Bei Nacht hingegen<br />

sollten als wesentliche Konzeptelemente<br />

hell beleuchtete, filigrane Seilscharen<br />

<strong>und</strong> ein dünnes Lichtband auf Höhe des<br />

Brückendecks sichtbar sein <strong>und</strong> die sonst<br />

dominierenden Stahlbögen weitgehend<br />

im Dunkel verschwinden.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

47


SPECIAL<br />

2 Entwurfsplanung<br />

2.1 Mainbrücke<br />

Nachdem die Stadt Frankfurt am Main<br />

zur baurechtlichen Genehmigung der<br />

Erschließungs- <strong>und</strong> Brückenbaumaßnahme<br />

im Frankfurter Ostend ein Bebau-<br />

ungsplanverfahren gestartet hatte,<br />

wurden im Jahr 2008 die Planungen zur<br />

Umsetzung des Wettbewerbsentwurfs<br />

durch die Ingenieurgemeinschaft aus<br />

Grontmij GmbH <strong>und</strong> Ferdinand Heide<br />

Architekt BDA begonnen. Die Bearbeitung<br />

beinhaltete wie im Wettbewerb<br />

auch die denkmalgeschützte Honsell-<br />

5 Regelquerschnitt<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

6 Längsschnitt<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

7 Draufsicht<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

48 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

rampe, auf deren Planung im Rahmen<br />

dieses Berichts jedoch nicht eingegangen<br />

wird.<br />

In der Vorplanung wurden zunächst die<br />

inzwischen fortgeschriebenen Gr<strong>und</strong>lagedaten<br />

aufgearbeitet <strong>und</strong> als Basis<br />

dem weiteren Vorgehen zugr<strong>und</strong>e gelegt,<br />

hatte doch zwischenzeitlich die Umstellung<br />

der Vermessungsgr<strong>und</strong>lagen in<br />

Frankfurt auf den Lagestatus 100 statt-<br />

gef<strong>und</strong>en. Das Vorhandensein verschiedener<br />

Vermessungssysteme, wie es auch<br />

bei Kreuzungsbauwerken zwischen Bahn<br />

<strong>und</strong> Straße oftmals der Fall ist, bedeutet<br />

erfahrungsgemäß ein sehr hohes Pla-<br />

nungsrisiko, da eine Vermischung der<br />

Daten zu Fehlplanungen führt, die meist<br />

erst bei der örtlichen Absteckung bei<br />

Bauausführung erkannt werden <strong>und</strong><br />

dann nur noch aufwendig zu korrigieren<br />

sind.<br />

Der Wettbewerbsentwurf wurde an-<br />

schließend mit Hilfe der aktualisierten<br />

Gr<strong>und</strong>lagen Schritt für Schritt aufbereitet<br />

<strong>und</strong> durchgearbeitet. In diesem Prozess<br />

wurden zum Beispiel die Glasgeländer<br />

<strong>und</strong> der bereichsweise <strong>Geh</strong>wegbelag<br />

aus Holz hinterfragt <strong>und</strong>, den hohen<br />

Ansprüchen an die Dauerhaftigkeit<br />

folgend, durch bewährte Regellösungen<br />

ersetzt. Andere Ideen aus dem Wettbewerb<br />

wurden weiter vertieft. Da der<br />

Einbau stationärer Befahreinrichtungen<br />

zur Bauwerksprüfung nach DIN 1076<br />

wirtschaftlich nicht vertretbar ist, wurden<br />

die Einwirkungen eines mobilen Brücken-<br />

untersichtgeräts, einschließlich der<br />

erforderlichen geometrischen Anforderungen<br />

zu dessen Aufbau, in der Kon-<br />

struktion berücksichtigt. Hierfür musste<br />

die Geräteaufstellung auf den außenliegenden<br />

<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwegen eingeplant<br />

werden, da ein Durchgreifen der Seil-<br />

ebene nicht realisierbar war.


Ein wesentliches Element des Wettbewerbsentwurfs<br />

lag in der Beleuchtung<br />

des Bauwerks, die sich in die gesamte<br />

Mainuferbeleuchtung eingliedern sollte.<br />

Im Wettbewerb wurden dazu punktförmige<br />

Lichtquellen an den unteren<br />

Seilenden vorgesehen, um den gewünschten<br />

Effekt »helle Seile <strong>und</strong> dunkler<br />

Bogen« in der Fernansicht zu erzielen;<br />

außerdem wurden linienförmige Beleuchtungen<br />

in die äußeren Handläufe inte-<br />

griert. Um die Effektivität dieser Ideenansätze<br />

zu verifizieren, wurde ein<br />

Beleuchtungsversuch an einer ähnlichen<br />

Brücke vorgenommen: Dort wurden<br />

durch den Beleuchtungs-Fachplaner<br />

verschiedene Lampen temporär installiert<br />

<strong>und</strong> die bestmögliche Konzeptumsetzung<br />

mit Alternativen ausprobiert.<br />

Durch den Versuch wurde nun klar, dass<br />

sich der gewünschte Effekt heller Seile<br />

am besten durch eine seitlich installierte<br />

Lichtleiste in der Nähe des Fußpunkts<br />

der Seile, kombiniert mit einer Fahrbahnbeleuchtung<br />

in engeren Abständen in der<br />

Bogenachse, erzielen lässt, nicht jedoch<br />

mit den ursprünglich vorgesehenen<br />

punktförmigen Lichtquellen am unteren<br />

Gabelkopf. Aufgr<strong>und</strong> der Randausstrahlung<br />

der Straßenbeleuchtung in den<br />

Bereich der <strong>Geh</strong>wege hinein wurden<br />

darüber hinaus die zuvor geplanten,<br />

beleuchteten Handläufe überflüssig.<br />

In der anschließenden Detailplanung<br />

der Straßenbeleuchtung wurden diese<br />

Lichtpunkte in den Hohlkasten der<br />

Stahlbögen versenkt, um Blendeffekte<br />

auf Schiffsführer <strong>und</strong> die Brücke überquerende<br />

Fahrzeuge zu unterbinden.<br />

Die Bauart einer Stabbogenstruktur mit<br />

schrägen Seilhängern ist in Deutschland<br />

bei Straßenbrücken bisher nicht realisiert<br />

worden, im Ausland aber durchaus ver-<br />

breitet. Zudem befand sich die Normung<br />

der vollverschlossenen Seile zum Zeit-<br />

punkt der Planung auf einem von der<br />

technischen Entwicklung überholten<br />

Stand. Infolgedessen wurden die Seile im<br />

Entwurf besonders intensiv bearbeitet.<br />

Neben dynamischen Untersuchungen<br />

wurde durch Seilversuche eine bessere<br />

Kerbgruppe von 150 gegenüber der<br />

konservativen Abschätzung von 112 im<br />

DIN-Fachbericht 103 nachgewiesen.<br />

Hierdurch konnten für den Nachweis<br />

der Ermüdung Seildurchmesser unter<br />

70 mm gewählt werden, wodurch keine<br />

Nachweise aufgr<strong>und</strong> Regen-Wind-induzierter<br />

Querschwingungen erforderlich<br />

wurden. Zum Einsatz kamen vollverschlossene<br />

Seile aus S 1570/1770 mit<br />

d = 62 mm <strong>und</strong> Gabelköpfe aus kalt-<br />

zähem Stahlguss gemäß SEW 685. Um<br />

8 Probebeleuchtung …<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

das Schwingungsverhalten zu verbessern<br />

<strong>und</strong> die Beschädigung des Korrosionsschutzes<br />

durch unplanmäßig zusammenschlagende<br />

Seile zu verhindern, wurden<br />

Schellenverbindungen an den Kreuzungspunkten<br />

eingeordnet. Einen nicht uner-<br />

heblichen Einfluss haben in dem Zusam-<br />

menhang die Durchhänge infolge<br />

Seileigengewicht in asymmetrischen<br />

Verkehrslastfällen.<br />

Der Korrosionsschutz der Seile wurde<br />

zunächst nach RKS-Seile, Ausgabe 1983,<br />

vorgesehen. Nach Gesprächen mit der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Straßenwesen wurden<br />

der Planung der Mainbrücke Ost dann die<br />

Entwürfe der ZTV-ING Teil 4, Abschnitt 5<br />

»Korrosionsschutz von Brückenseilen«,<br />

<strong>und</strong> der TL/TP-KOR-VSS zugr<strong>und</strong>e gelegt<br />

<strong>und</strong> damit dem Stand der Technik ange-<br />

passt. Gleiches erfolgte für die Ausführung<br />

der Seile nach den Entwürfen der<br />

ZTV-ING Teil 4, Abschnitt 4 »Brückenseile«,<br />

<strong>und</strong> TL/TP VVS anstelle der noch<br />

gültigen TL Seile in der Ausgabe von<br />

1994.<br />

Der Wettbewerbsentwurf sah zur Ober-<br />

flächenentwässerung der zugunsten<br />

eines schlanken Brückendecks nach<br />

SPECIAL<br />

außen geneigten <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwege<br />

durchgehende Rinnen an den Brückenrändern<br />

vor. Dieses gestalterische Detail<br />

bedurfte im Entwurf genauerer Betrachtung,<br />

da es für den Einbau in einer ortho-<br />

tropen Stahlplatte keine fertigen Ent-<br />

wässerungs-Rinnensysteme, wie zum<br />

Beispiel im Straßenbau, gibt. Nach<br />

unterschiedlichsten Lösungsansätzen<br />

fiel die Wahl auf einen handelsüblichen<br />

Gussrost mit Längsstegen, der durch eine<br />

individuell gefertigte Zargenkonstruktion<br />

<strong>und</strong> eine Edelstahlblechrinne ergänzt<br />

wurde. Zu beachten war dabei die<br />

konstruktive Verbindung des Gesimshohlkastens,<br />

der das Geländer trägt,<br />

mit dem restlichen Brückentragwerk<br />

unter Berücksichtigung des trennenden<br />

Elements Entwässerungsrinne. Die Ver-<br />

bindung wurde letztlich durch Bleche<br />

unterhalb der Rinnenroste im Bereich<br />

der ausgeklinkten Querträger <strong>und</strong><br />

Rostschlösser realisiert, um sowohl die<br />

Übertragung des Biegemoments aus<br />

dem Geländer als auch die (horizontal)<br />

schubfeste Verbindung zwischen<br />

Randträger <strong>und</strong> Resttragwerk zu<br />

gewährleisten.<br />

9 Entwässerungssrinne<br />

© Grontmij GmbH/<br />

Architekturbüro Heide<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

49


SPECIAL<br />

Im Zuge der Planung wurde die Möglichkeit<br />

einer Gradientenoptimierung wahr-<br />

genommen, so dass sich aus einer stetig<br />

fallenden Gradiente mit langer, konstanter<br />

Längsneigung eine im Wesentlichen<br />

auf einem Halbmesser von 2.700 m<br />

liegende als statisch günstigere Form<br />

ergab. Durch den neuen Hochpunkt,<br />

ca. 25 m vom nördlichen Widerlager<br />

entfernt, war es in Folge der Optimierung<br />

erforderlich, die Entwässerungsleitungen<br />

in Richtung beider Widerlager zu führen.<br />

Zur Optimierung des Leitungsgefälles<br />

wurde hier ein Verlauf gewählt, der in<br />

den flachen Gradientenbereichen nicht<br />

parallel zur Gradiente, sondern steiler ist.<br />

Dadurch ergaben sich für die Querträger<br />

jeweils unterschiedliche Rohrdurchdringungshöhen<br />

relativ zur Trägerunterkante<br />

<strong>und</strong> Längsentwässerungsrinnen mit<br />

veränderlicher Bauhöhe.<br />

Bereits im Entwurfsstadium der Brücke<br />

wurde ein Prüfingenieur für Baustatik<br />

der Fachrichtungen Stahl- <strong>und</strong> Massivbau<br />

in das Projekt eingeb<strong>und</strong>en, schon die<br />

statische Berechnung zum Bauwerksentwurf<br />

war also in prüfbarer Form zu<br />

erstellen <strong>und</strong> wurde dann einer Überprüfung<br />

unterzogen. Damit konnten<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Diskussionen zeitlich<br />

vorgezogen werden, was Reibungs-<br />

verluste in der späteren, zeitkritischen<br />

Genehmigungsphase verringerte <strong>und</strong><br />

eine Vergrößerung der Planungssicherheit<br />

einbrachte.<br />

Bei der Planung einer Brücke stellt die<br />

Betrachtung der Bauzustände eine<br />

wesentliche, oftmals sogar die maßgebliche<br />

Bemessungssituation des<br />

Tragwerks dar. Für den Bau der Mainbrücke<br />

Ost war außerdem die Frage nach<br />

dem Ort der Fertigung auf der Baustelle<br />

zu klären. Es galt abzuwägen, ob eine<br />

Montage in Endlage mit den erforderlichen<br />

Hilfsunterstützungen im Main,<br />

eventuell in erhöhter Lage mit Absenken<br />

zur Gewinnung von Platz für Gerüste<br />

unter der Brücke, oder gar das Einschwimmen<br />

des Stahlüberbaus nach<br />

Vormontage in der näheren Umgebung<br />

die optimale Lösung bedeutete. Zunächst<br />

wurden mögliche Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Orte<br />

für gut andienbare Montageplattformen<br />

über Wasser erk<strong>und</strong>et <strong>und</strong> die jeweils<br />

erforderlichen Einschub-, Einhub- oder<br />

Einschwimmprozesse bewertet. Hierbei<br />

waren die nicht unerheblichen Abmessungen<br />

der Brücke das entscheidende,<br />

einschränkende Argument. Mehr oder<br />

weniger zufällig ergab sich erst gegen<br />

Ende der Entwurfsplanungszeit die<br />

Gelegenheit, ein zunächst nicht zur<br />

Verfügung stehendes Gr<strong>und</strong>stück doch<br />

nutzen zu können, das fast ideale Vor-<br />

aussetzungen zur Vormontage bietet.<br />

50 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Parallel wurde die Fertigung vor Ort mit<br />

den erforderlichen Hilfsunterstützungen,<br />

Dalben zum Schutz vor Schiffsanprall,<br />

Arbeitsgerüsten <strong>und</strong> Einhubmöglichkeiten<br />

der einzelnen Schüsse untersucht.<br />

Entscheidende Argumente für die Ferti-<br />

gung auf Land waren die höhere zu<br />

erwartende Ausführungsqualität als über<br />

Wasser, eine höhere Arbeitssicherheit <strong>und</strong><br />

die besseren Unterstützungsmöglichkeiten.<br />

Dank der gewählten Lösung ließ sich<br />

der Stahlüberbau in nahezu spannungsloser<br />

Werkstattform zusammenbauen,<br />

was auch zu einer erhöhten Sicherheit<br />

beim Erzielen der gewünschten Gradiente<br />

<strong>und</strong> zu Einsparungen von Stahlmassen<br />

aus Bauzuständen führte. Außerdem<br />

liegen bei der Vorfertigung an Land<br />

deutliche Vorteile in der »Leichtigkeit der<br />

Schifffahrt«, da der Main nicht dauerhaft<br />

eine Eng- <strong>und</strong> damit Gefahrenstelle<br />

aufweist, sondern nur an zwei Tagen zum<br />

Einschwimmen gesperrt werden muss.<br />

2.2 Molenkopf<br />

Auf dem Molenkopf zwischen Hafeneinfahrt<br />

<strong>und</strong> Main ist die Feuerlöschbootstation<br />

der Feuerwehr Frankfurt<br />

in mehreren Häusern, Garagen <strong>und</strong><br />

Schuppen angesiedelt, die neben dem<br />

10 Molenkopf mit Feuerlöschboot<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

großen Feuerlösch- auch ein Rettungsschnellboot<br />

einsatzbereit vorhält. Auf der<br />

nordwestlichen Seite des Molenkopfs,<br />

auf dem die Mainuferstraße in einem<br />

Kreisverkehr in die Mainquerung mündet,<br />

schließt die Honsellbrücke an, die baulich<br />

über eine sandsteinverkleidete Wand mit<br />

der Mainbrücke verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Im Wettbewerbsentwurf war der Umzug<br />

der Feuerwache in ein im Bereich des<br />

Molenkopfs ins Gesamtgestaltungs-<br />

konzept integriertes, überschüttetes<br />

Teilbauwerk vorgesehen. Nachdem dies<br />

in der Vorplanung weiter verfeinert<br />

wurde, stellte sich aber ein Projektinteresse<br />

an der Erstellung eines Hochhauses<br />

auf der Molenkopfspitze heraus. Dort<br />

ist nach dem Hochhausrahmenplan<br />

der Stadt Frankfurt ein bis zu 60 m<br />

hohes Gebäude genehmigungsfähig.<br />

Der Ingenieurgemeinschaftspartner<br />

Ferdinand Heide erarbeitete nun eine<br />

entsprechende Studie im Investorenauftrag,<br />

die unter anderem darlegte,<br />

dass auf dem verhältnismäßig kleinen<br />

Molenkopfgr<strong>und</strong>stück nur ein Hochhaus<br />

mit Teilbereichen unterhalb des Kreisverkehrs<br />

mit Zufahrtsmöglichkeit jenseits<br />

der Mainbrücke wirtschaftlich realisierbar<br />

ist.


Nachdem seitens der Stadt Frankfurt die<br />

Möglichkeit eines solchen Gebäudes an<br />

diesem reizvollen Standort nicht durch<br />

das neue Verkehrsbauwerk ausgeschlossen<br />

werden sollte, wurde als Vorabmaßnahme<br />

für ein späteres Hochhaus eine<br />

»Unterkellerung« des Kreisverkehrs mit<br />

Andienungsgeschoß, Tiefgarage <strong>und</strong><br />

Zufahrtsrampe in der Entwurfsplanung<br />

entwickelt. Die bauliche Herstellung des<br />

unbedingt erforderlichen Rohbauzustands<br />

erfolgt mit der Mainbrücke. Dies<br />

soll neben der Standortsicherung einer<br />

längerfristigen Vollsperrung der wichtigen<br />

neuen Mainquerung vorbeugen, die<br />

Vorinvestitionskosten begrenzen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig Freiräume für die detaillierte<br />

Hochhausroh- <strong>und</strong> -ausbauplanung<br />

lassen.<br />

Die Unterkellerung des Kreisverkehrs zog<br />

die Umplanung des Feuerwehrgebäudes<br />

in einen separaten Gebäudeteil neben<br />

dem nördlichen Widerlager der Brücke<br />

nach sich. Letztendlich entschlossen sich<br />

die Verantwortlichen allerdings zu einer<br />

Verlegung der Feuerlöschbootstation<br />

in die zeitgleich neu errichtete Feuerwache<br />

in Frankfurt-Niederrad, so dass<br />

die Feuerwehrstation an der Mainbrücke<br />

Ost komplett entfiel.<br />

3 Genehmigungs- <strong>und</strong><br />

Ausführungsplanung<br />

Zentrales Anliegen eines jeden Bauherrn<br />

ist es, den Bauvertrag so exakt wie mög-<br />

lich zu gestalten, um Kosten- <strong>und</strong> Termin-<br />

sicherheit zu erlangen. Im Brückenbau ist<br />

es üblich, die Vergabeunterlagen auf<br />

Basis der Entwurfsplanung zu erstellen.<br />

Dies liefert bei konventionellen Bauverfahren<br />

über die statische Vorberechnung<br />

<strong>und</strong> die Erfahrungswerte hinreichend<br />

12 <strong>Geh</strong>weg <strong>und</strong> geteilter Versteifungsträger<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

11 Molenkopf im Wettbewerbsentwurf<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

genaue Massenansätze <strong>und</strong> verringert<br />

den Gesamtaufwand der technischen<br />

Bearbeitung beim Zuschlag auf Sondervorschläge<br />

des Bieters. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Besonderheit wurden bei der Mainbrücke<br />

die Genehmigungsstatik <strong>und</strong> die Aus-<br />

führungspläne (ohne Werkstattzeichnungen)<br />

des Brückenüberbaus vor den<br />

Vergabeunterlagen angefertigt. Hierdurch<br />

konnten den Bietern sehr detaillierte<br />

Kalkulationsgr<strong>und</strong>lagen zur<br />

Verfügung gestellt <strong>und</strong> bei der Vergabe<br />

die bereits geprüfte statische Berechnung<br />

übergeben werden. Die Dauer<br />

der technischen Bearbeitung durch die<br />

ausführende Baufirma einschließlich der<br />

zugehörigen Prüfläufe der Standsicher-<br />

SPECIAL<br />

heitsnachweise konnte so deutlich redu-<br />

ziert <strong>und</strong> die zeitkritische Stahlbestellung<br />

frühzeitig durchgeführt werden.<br />

Die intensive Durcharbeitung <strong>und</strong><br />

Fortentwicklung der Entwurfsplanung<br />

ergaben die Möglichkeit, die stahlbaugerechte<br />

Konstruktion aller Details zu<br />

verfeinern, die Montageabschnitte unter<br />

Beachtung aller Schweißmöglichkeiten<br />

bei den Hohlkastenquerschnitten exakt<br />

zu definieren <strong>und</strong> letztlich die Massen,<br />

auch der erforderlichen Stähle mit<br />

Z-Güten, genau zu ermitteln. Außerdem<br />

wurden die Bauzustände, insbesondere<br />

die bemessungsrelevante Auswirkung<br />

des Einschwimmens auf die Überbauquerschnitte,<br />

dezidiert untersucht.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

51


13<br />

SPECIAL<br />

14 Einschwimmen des Überbaus: Draufsicht <strong>und</strong> Schnitt<br />

© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />

4 Ausschreibung <strong>und</strong> Vergabe<br />

Die Gesamtheit der Baumaßnahmen zur<br />

Umgestaltung des Frankfurter Ostens ist<br />

in eine Vielzahl von großteils straßenbaulastigen<br />

Bauabschnitten <strong>und</strong> -losen<br />

aufgeteilt. Bei dem Komplex Honsellrampe-Honsellbrücke-Molenkopf-Mainbrücke<br />

Ost wurde die Aufteilung auf<br />

zwei Bauverträge vorgesehen, um die<br />

Mainbrücke Ost gemeinsam mit dem<br />

Molenkopf <strong>und</strong> den in diesem Bereich<br />

erforderlichen Straßenbaumaßnahmen<br />

zu beauftragen. Durch die Größenordnung<br />

der Vergabeeinheit war eine<br />

europaweite Bekanntmachung der<br />

Maßnahme erforderlich, die über eine<br />

Öffentliche Ausschreibung mit gleichzeitiger<br />

Beurteilung der Qualifikation<br />

der Bieter auf Basis vorab formulierter<br />

Wertungskriterien vergeben werden<br />

sollte.<br />

Als Zuschlagskriterium diente neben dem<br />

Angebotspreis auch die Umweltverträglichkeit<br />

des Stahltransports, bei dem<br />

die verschiedenen Verkehrsmittel in der<br />

Transportkette über den Primärenergiebedarf<br />

pro Tonne <strong>und</strong> Kilometer bewer-<br />

tet wurden. Hierdurch sollte seitens<br />

des Verkehrsdezernats ein Zeichen für<br />

umweltbewusstes <strong>und</strong> nachhaltiges<br />

Bauen gesetzt werden. Die Auswertung<br />

der Angebote ergab schlussendlich, dass<br />

der ursprünglich politisch gewünschte<br />

Schiffstransport tatsächlich vom Auf-<br />

tragnehmer als geplante Transportmöglichkeit<br />

vorgesehen war. Als positiver<br />

52 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Nebeneffekt des Schiffstransports stellte<br />

sich die Möglichkeit zur Vergrößerung<br />

einzelner Bauteile heraus, so dass auf<br />

der Baustelle weniger Schweiß- <strong>und</strong><br />

Korrosionsschutzarbeiten erforderlich<br />

werden <strong>und</strong> damit die Gesamtqualität<br />

des Bauwerks verbessert wird.<br />

Bei der Erarbeitung der Ausführungsunterlagen<br />

wurde neben den üblichen<br />

hohen Anforderungen die Schnittstelle<br />

mit der benachbarten Vergabeeinheit<br />

der Honsellbrücke <strong>und</strong> Honsellrampe in<br />

besonderem Maße betrachtet, da durch<br />

unterschiedliche Baubeginne <strong>und</strong> -fort-<br />

schritte bei gleichzeitiger räumlicher<br />

Enge der beiden Baufelder eine gegenseitige<br />

Abhängigkeit mit erforderlicher<br />

Berücksichtigung der Belange des<br />

benachbarten Auftragnehmers unumgänglich<br />

war.<br />

15 Abladen des ersten Schiffs<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide


16 Aufstellen der beiden ersten Bogenschüsse<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

17 Auslegen des Versteifungsträger mit <strong>Geh</strong>weg<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

18 Versetzen von Bogenelementen<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

Für die Güte des zur Verwendung kom-<br />

menden Baustahls wurden über die<br />

gültigen Normen hinausgehende Forde-<br />

rungen in Bezug auf die maximalen<br />

<strong>Geh</strong>alte an Phosphor, Schwefel <strong>und</strong> Bor<br />

getroffen <strong>und</strong> zum Wertungskriterium<br />

erhoben, um unter anderem die optimale<br />

Schweißeignung zu gewährleisten; das<br />

Umweltkriterium wie die Begrenzung<br />

von Phosphor, Schwefel <strong>und</strong> Bor waren<br />

bereits in der Bekanntmachung der<br />

Baumaßnahme enthalten.<br />

Die Vergabe erfolgte im Frühjahr 2011.<br />

5 Ausblick<br />

Die Fertigung im Werk wurde zwischenzeitlich<br />

abgeschlossen <strong>und</strong> die Bau-<br />

teile mit zwei Schiffsladungen auf die<br />

Baustelle geliefert. Das Brückendeck<br />

ist derzeit vollständig ausgelegt <strong>und</strong><br />

zu etwa zwei Dritteln verschweißt,<br />

die ersten beiden Bogenschüsse sind<br />

aufgestellt. Das Einschwimmen des<br />

Überbaus ist für Ende August nach<br />

Fertigstellung der Unterbauten vor-<br />

gesehen, die Eröffnung der Brücke<br />

soll im Sommer 2013 erfolgen. Die<br />

Stadt Frankfurt hat für die Baumaß-<br />

nahme im Übrigen die Internetseite<br />

www.neue-mainbruecke-frankfurt.de<br />

einschließlich einer Webcam eingerichtet.<br />

Die Neue Mainbrücke Ost zeigt, dass<br />

durch interdisziplinäre Wettbewerbe für<br />

Brücken in städtebaulich bedeutsamem<br />

Umfeld sowohl gut gestaltete als auch<br />

tragwerksplanerisch prägnante Bauwerke<br />

entstehen können, die die Bau-<br />

kultur in Deutschland fördern <strong>und</strong> unsere<br />

Städtebilder nachhaltig positiv beeinflussen.<br />

An dieser Stelle möchten wir allen<br />

Planungsbeteiligten für die durchweg<br />

gute <strong>und</strong> intensive Zusammenarbeit<br />

danken.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Sebastian Schultheis<br />

Grontmij GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bauherr<br />

Stadt Frankfurt am Main, Amt für Straßenbau <strong>und</strong><br />

Erschließung<br />

Entwurf, Genehmigungs- <strong>und</strong> Ausführungsplanung,<br />

Ausschreibung<br />

Grontmij GmbH, Frankfurt am Main<br />

Ferdinand Heide Architekt BDA, Frankfurt am Main<br />

Prüfingenieur<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Vogel, Wiesbaden<br />

Ausführung<br />

Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Neumarkt<br />

19 Seilanschläge <strong>und</strong> Lampenaussparung im Bogen<br />

© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />

S P E C I A L<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

53


AKTUELL<br />

Hochkarätige Veranstaltungsreihe der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Zwölftes Symposium Brückenbau in Leipzig<br />

von Siegfried Löffler<br />

Auch in diesem Jahr hatte die<br />

Verlagsgruppe Wiederspahn mit<br />

MixedMedia Konzepts unter dem<br />

Motto »Brückenbau ist Baukultur«<br />

nach Leipzig eingeladen – zum<br />

inzwischen zwölften »Symposium<br />

Brückenbau« am 7. <strong>und</strong> 8. Februar<br />

2012. Und genau wie in den Vor-<br />

jahren konnte sich der Veranstalter<br />

über steigende Teilnehmerzahlen<br />

freuen, so dass erneut eine Bestmarke<br />

erzielt wurde: ein höchst<br />

eindrucksvoller Beleg für das<br />

Renommee eines Ingenieurtreffens,<br />

das schon von jeher durch die<br />

Qualität seines Vortrags- wie des<br />

Rahmenprogramms zu überzeugen<br />

vermochte. Eine schöne Tradition,<br />

die hier von Anfang an gepflegt<br />

worden ist <strong>und</strong> zudem stets regen<br />

Anklang fand <strong>und</strong> findet, ist das<br />

sogenannte Referentenessen am<br />

Vorabend, bietet es doch eine erste<br />

Gelegenheit zu Gesprächen <strong>und</strong><br />

Diskussionen. Mehr als die Hälfte<br />

der angemeldeten Brückenbauexperten<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland<br />

reisten daher bereits am 6. Februar<br />

an, um sich in zwangloser Atmosphäre<br />

auszutauschen, Kontakte zu<br />

knüpfen oder aber zu vertiefen.<br />

54 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Wie immer ein herzlicher Empfang …<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Deutsche Ingenieurbaukunst<br />

Den offiziellen Auftakt zum zwölften<br />

Symposium Brückenbau in Leipzig bildete<br />

die Begrüßung durch Dipl.-Ing. Michael<br />

Wiederspahn am Dienstagmorgen, der<br />

hier wie immer als Moderator fungierte<br />

<strong>und</strong> nach ein paar einleitenden Sätzen<br />

zu Ablauf <strong>und</strong> Themenspektrum sogleich<br />

den Vortrag von Dipl.-Ing. Holger Haug,<br />

Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner, ankündigte.<br />

Einblicke in den Brückenbau im<br />

Iran vermittelnd, widmete er sich vor<br />

allem zwei aktuellen Großprojekten: der<br />

Lali Bridge, einer Schrägkabelstruktur von<br />

456 m Länge im Südwesten des Landes,<br />

sowie dem Sadr Expressway <strong>und</strong> damit<br />

einer stark frequentierten Hochstraße in<br />

Teheran, deren notwendige Verbreiterung<br />

um insgesamt vier Fahrspuren als<br />

Einfeldträgerkette in Fertigteil-Segmentbauweise<br />

unter Verkehr herzustellen ist.<br />

In Hamburg werden ebenfalls außergewöhnliche<br />

Brücken geplant <strong>und</strong> errichtet,<br />

wie die folgenden vier Präsentationen<br />

vor Augen führten. Zunächst skizzierte<br />

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Rentjes, Deges,<br />

die Herausforderungen <strong>und</strong> Randbedingungen,<br />

die es bei der Erweiterung der<br />

Stadtautobahn A 7 zu beachten gilt,<br />

während direkt im Anschluss Dipl.-Ing.<br />

Gregor Gebert, Schüßler-Plan, mit dem<br />

»Abbruch <strong>und</strong> Neubau der Langenfelder<br />

Brücke« ein konkretes Beispiel für<br />

Umfang <strong>und</strong> Inhalt jener Infrastrukturmaßnahme<br />

lieferte. Die neue Kattwykbrücke,<br />

eine Hubkonstruktion aus Stahl<br />

von 300 m Länge, über deren Entwurf<br />

Dr.-Ing. Helmut Schmitt, Hamburg Port<br />

Authority, <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Rico Stockmann,<br />

Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner, informierten,<br />

soll hingegen eine aus den 1970er<br />

Jahren stammende Süderelbequerung<br />

vom Bahnverkehr entlasten, weshalb<br />

sie parallel zum fast gleichnamigen<br />

Bestandsbauwerk mit einer aus nautischen<br />

Gründen vorgeschriebenen<br />

Durchfahrtsbreite von 108 m konzipiert<br />

ist. Eine Lösung von ähnlichem Schwierigkeitsgrad<br />

erläuterten Dipl.-Ing. Martin<br />

Tenkleve, Hamburg Port Authority, <strong>und</strong><br />

Dipl.-Ing. Henning Schrewe, Hochtief<br />

Solutions, indem sie die Entwicklung von<br />

der bisherigen Rethe-Hub- zur künftigen<br />

-Klappbrücke nachzeichneten, die als ein,<br />

wie sie sagten, »Highlight der Ingenieurkunst«<br />

im Hafengebiet Erstere nicht nur<br />

ersetzen, sondern nach ihrer Vollendung<br />

(2014) sogar die größte ihrer Art in ganz<br />

Europa sein wird.<br />

Warum »Straßenbrücken aus Holz in<br />

Bayern« in der Regel als Pilotprojekte zur<br />

Realisierung kommen, erörterte danach<br />

Ministerialrat Dipl.-Ing. Karl Goj von der<br />

Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />

Staatsministerium des Innern anhand von<br />

vier Tragwerken jüngeren Datums, die<br />

trotz einiger Unterschiede in Form <strong>und</strong><br />

Detaillierung durchaus über Gemeinsamkeiten<br />

verfügen – als Optimierungsschritte,<br />

um, so seine Worte, »die Tauglichkeit<br />

des Baustoffs Holz unter wirtschaft-<br />

lichen Aspekten ohne Einschränkungen<br />

bei der Dauerhaftigkeit« nachzuweisen<br />

<strong>und</strong> zu verbessern.<br />

»Probelauf« vor Veranstaltungsbeginn<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn


Karl Goj mit Pilotprojekten aus Holz<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Mit der Sinntalbrücke, die als Teil der<br />

B<strong>und</strong>esautobahn A 7 den Naturpark<br />

Bayerische Rhön auf 770 m Länge<br />

überspannt, beschäftigten sich wiederum<br />

drei Referenten: Ltd. Baudirektor<br />

Dipl.-Ing. Günther Kleiner, Autobahndirektion<br />

Nordbayern, veranschaulichte<br />

die prinzipiellen Parameter, die Planung<br />

<strong>und</strong> Ausführung dieses Ersatzneubaus<br />

bestimmen, wobei er unter anderem auf<br />

Fragen der Trassierung <strong>und</strong> der Materialwahl<br />

sowie auf die Charakteristika von<br />

Amts- <strong>und</strong> später beauftragtem Sondervorschlag<br />

einging. Dr.-Ing. Erhard Garske,<br />

Albrecht & Garske, blieb es nun vorbehalten,<br />

das letztlich angewandte Takt-<br />

schiebeverfahren mit nachlaufendem<br />

Schalwagen näher zu beschreiben, <strong>und</strong><br />

zwar primär unter den Gesichtspunkten<br />

der Prüfung <strong>und</strong> Überwachung, was quasi<br />

für ein Erkenntnisf<strong>und</strong>ament sorgte, das<br />

der Film »Verschub der Sinntalbrücke«<br />

von Dipl.-Ing. Roland Dörsch dann<br />

nochmals abzur<strong>und</strong>en half.<br />

Internationale Großprojekte<br />

Die Asfinag, in Österreich Betreiber eines<br />

über 2.100 km umfassenden Straßennetzes<br />

mit ca. 5.000 Brücken, hat eine<br />

übergeordnete Gestaltungsinitiative<br />

zur ästhetischen Aufwertung <strong>und</strong> land-<br />

schaftsgerechten Eingliederung sämtlicher<br />

Bauwerke gestartet, die sich in<br />

diverse Einzelkonzepte auffächert, wie<br />

etwa in die Leitlinie »Brücke«. Deren<br />

Intention <strong>und</strong> Kriterien inklusive Maß-<br />

nahmenkatalog beleuchtete Dipl.-Ing.<br />

Michael Kleiser, sie als ein Instrument<br />

definierend, das zur Verwirklichung von<br />

baukulturellen (Mindest-)Standards<br />

verpflichte.<br />

Im Zuge der Errichtung des neuen<br />

Hauptbahnhofs in Wien, immerhin eines<br />

der derzeit größten Infrastrukturvorhaben<br />

in Europa, werden natürlich eben-<br />

falls Brücken benötigt <strong>und</strong> gebaut,<br />

Igor Kolyushev zum Thema »Balkenbrücken«<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

wie Dipl.-Ing. Judith Engel MBA, ÖBB,<br />

betonte, die als nächste Rednerin in<br />

Summe zehn solcher Gleisanlagenüber-<br />

<strong>und</strong> -unterführungen nuanciert vorstellte.<br />

Ihr folgte Dipl.-Ing. Franz Bergmair, Alpine<br />

Bau, mit »Neue Beska-Brücke in Serbien«<br />

<strong>und</strong> insofern mit der seit ihrer Eröffnung<br />

im Oktober 2011 höchsten <strong>und</strong> längsten<br />

Donauquerung, was er in seinem Vortrag<br />

genauso wenig zu erwähnen vergaß<br />

wie die Tatsache, dass ihr Vorgängerbau<br />

ehedem den Weltrekord für Spannbetonbrücken<br />

hielt.<br />

»Yi Sun-Sin Bridge: Design and <strong>Construction</strong>«<br />

lautete hingegen das Thema von<br />

Ph. D. Jaeho Jung, Daelim, der ein aktu-<br />

elles Weltrekordprojekt aus Korea präsen-<br />

tierte: eine Hängebrücke von 2.260 m<br />

Länge, die über eine Hauptspannweite<br />

von 1.545 m <strong>und</strong> 270 m hohe Pylone<br />

verfügt. Während sich diese »Mega-<br />

konstruktion« in Realisierung befindet<br />

<strong>und</strong> erst Ende 2012 dem Verkehr<br />

übergeben wird, erfüllt eine andere<br />

bereits ihren Zweck – zu Beginn freilich<br />

mit ein paar Einschränkungen, die Igor<br />

Kolyushev, Institute Giprostroymost,<br />

unter dem Titel »Schwingungsprobleme<br />

bei Balkenbrücken großer Spannweiten<br />

am Beispiel der Wolgabrücke in Wolgagrad«<br />

kompetent zu erklären wusste.<br />

Dass die Hardanger Bridge mit vergleichbaren<br />

Superlativen aufwartet, verdeutlichte<br />

indessen Jan Ove Nygård, Norwegian<br />

Public Road Administration, handelt<br />

es sich bei ihr doch um eine Hängebrücke<br />

mit einer Hauptspannweite von 1.310 m<br />

<strong>und</strong> 203 m hohen Pylonen, die insbesondere<br />

wegen ihrer Erscheinung, der<br />

Einpassung in die Topographie <strong>und</strong> der<br />

Herausforderungen bei ihrer Montage<br />

in einer Gebirgsregion wohl nicht nur<br />

für Norwegen singulär sein dürfte.<br />

Welche Perspektiven aus dem Anspruch<br />

erwachsen, eine buchstäblich grenzüberschreitende<br />

Lösung zu erarbeiten,<br />

A K T U E L L<br />

Ph. D. Jaeho Jung über die Yi Sun-Sin Bridge<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

schilderten anschließend Dipl.-Ing. Gilles<br />

Didier, Administration des Ponts et<br />

Chaussées Luxembourg, <strong>und</strong> Dipl.-Ing.<br />

Andrea De Cillia, Inca Ingénieurs. Ihren<br />

ambitionierten Entwurf für die künftige<br />

Stahlbogenbrücke über die Mosel bei<br />

Grevenmacher <strong>und</strong> Wellen, die eine<br />

inzwischen schadhafte Spannbetonquerung<br />

aus den 1950er Jahren ersetzen<br />

soll, interpretierten sie daher auch als<br />

Resultat eines Planungsprozesses mit<br />

dem Ziel, ein markantes Bindeglied<br />

zwischen zwei Staaten schaffen zu<br />

wollen.<br />

Dr. Anil Anwikar, Günther Kleiner, Dr. Hermann Weiher (v.l.n.r.)<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Diskussion: Rico Stockmann <strong>und</strong> Michael Wiederspahn<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

55


AKTUELL<br />

Zukunftsweisende Impulse<br />

Der Gedanke, die an vielen Autobahnstrecken<br />

ohnehin unverzichtbaren<br />

Lärmschutzwände mit Photovoltaikelementen<br />

zu bestücken, sie also zur<br />

Stromgewinnung zu nutzen, drängt sich<br />

zweifellos auf, wie Dr.-Ing. Karl Kleinhanß,<br />

Deges, meinte, der, »Ein Leuchtturmprojekt<br />

im Land Brandenburg: Solarer<br />

Lärmschutz am Berliner Ring« beschreibend,<br />

plausibel machte, weshalb<br />

energieautarke Trassen für Elektrofahrzeuge<br />

keine Vision zu bleiben brauchen.<br />

In Ergänzung der von ihm umrissenen<br />

Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten kündigte<br />

danach Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

die Auslobung des Ideenwettbewerbs<br />

»Lärmschutzwände« an – als eine weitere<br />

Initiative der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

zur Qualitätsverbesserung im Ingenieurbau.<br />

Der offizielle Teil des ersten Vortrags-<br />

tages war damit beendet, das Programm<br />

sah nun, wie stets beim Leipziger Sym-<br />

posium, eine kurzweilige Abendveranstaltung<br />

in einer exquisiten »Lokalität«<br />

für alle Teilnehmer <strong>und</strong> Gäste vor.<br />

Die sicherlich nicht ganz einfache Auf-<br />

gabe, am frühen Dienstagmorgen das<br />

Auftaktreferat bestreiten zu müssen,<br />

meisterte Dipl.-Ing. Uwe Heiland, Eiffel<br />

Deutschland, in vortrefflicher Manier,<br />

indem er am Beispiel der zweiten<br />

Störbrücke Itzehoe zeigte, wie sich die<br />

komplexen Berechnungs- <strong>und</strong> Fertigungsprobleme<br />

beim Rück- <strong>und</strong> Neubau eines<br />

A-23-Brückenzuges bewältigen lassen.<br />

Auf nicht minder große Aufmerksamkeit<br />

stießen dann die Ausführungen von<br />

Baudirektor Dr.-Ing. Michael Fuchs,<br />

Staatliches Bauamt Würzburg, über den<br />

»Ausbau der A 6 zwischen Roth <strong>und</strong><br />

Nürnberg-Süd«, den er wegen der erst-<br />

maligen Anwendung eines Funktionsbauvertrags<br />

zur Realisierung von Strecke<br />

56 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Referenten (auch) als aufmerksame Zuhörer<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

<strong>und</strong> Brücken als ein Public-Private-<br />

Partnership-(PPP-)Pilotprojekt bezeichnete.<br />

Was sich hinter dem Begriff »Überflieger«<br />

verbirgt, nämlich eine Art Kombinationsbauwerk<br />

aus Direkt-, Tangenten<strong>und</strong><br />

Verbindungsrampen, erläuterte<br />

wiederum Dipl.-Ing. Peter Radl, SSF<br />

Ingenieure, anhand einer Infrastrukturmaßnahme,<br />

die im Rahmen des Konjunkturpakets<br />

II am Autobahnkreuz Neufahrn<br />

nördlich von München verwirklicht<br />

wurde.<br />

Über den Rückbau der Döllbachtalbrücke,<br />

der, als Novum bei Talquerungen, unter<br />

Einsatz einer Vorschubrüstung erfolgt<br />

ist, informierte Dr.-Ing. Jan Lingemann,<br />

Büchting + Streit, wobei er die Vielfalt an<br />

konzeptionellen wie statischen Aspekten,<br />

die es hier zu beachten galt, eindrucksvoll<br />

zu veranschaulichen verstand. Dipl.-Ing.<br />

Sven Kimmeskamp, Ed. Züblin, konnte im<br />

Anschluss ebenfalls von Besonderheiten<br />

berichten, da mit dem »Querverschub der<br />

Mainbrücke Randersacker« technologisches<br />

Neuland betreten wurde <strong>und</strong> das<br />

gewählte Verfahren zudem einen Verschub<br />

mit Lagern bedingte.<br />

Der Forschungsverb<strong>und</strong> »Virtuelle Baustelle«<br />

oder (kurz) Good ForBau Vibrations<br />

wurde von<br />

Dipl.-Ing. Dieter Stumpf, SSF Ingenieure,<br />

vorgestellt: Die digitale Baustelle ist ein<br />

MAURER<br />

virtuelles Abbild der realen, umfasst Erdbebenschutzsysteme<br />

MSTU Shocktransmitter<br />

MSTL Shocktransmitter mit<br />

hochwertige 3-D-Daten <strong>und</strong> erlaubt, max. Lastbegrenzung<br />

MHD Hydraulikdämpfer zur<br />

Energiedissipation<br />

MLRB Bleikernlager<br />

den Bauablauf detailliert zu planen, MHDRB<br />

hochdämpfende Elastomerlager<br />

SIP Gleitpendellager<br />

am Computer zu testen <strong>und</strong> später Erdbebenschutzsysteme das von Maurer<br />

Söhne dienen dazu, bauliche Anlagen<br />

aller Art vor den zerstörerischen<br />

Ein wirkungen schwerer Erdbeben zu<br />

tatsächliche Baugeschehen zu überschützen.<br />

wachen. Zukunftspotential besitzt<br />

auch »Ultrahochfester Beton bei Spannverfahren<br />

<strong>und</strong> Brückenlagern«, wie<br />

Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Hermann Weiher,<br />

Telefon (089)32394–0<br />

Telefax (089)32394–306<br />

ba@maurer-soehne.de<br />

www.maurer-soehne.de<br />

matrics engineering, <strong>und</strong> Dr. tech. sc.<br />

Simon Hoffmann, Mageba, dokumentierten,<br />

die unter Verweis auf ihre Entwick-<br />

Intensiver Austausch in den Pausen<br />

© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

SPS – Schutz<br />

vor Erdbeben!<br />

BRÜCKENBAU<br />

Ausgabe 1/2 . 2012<br />

lungsarbeit seine Leistungsmerkmale<br />

verdeutlichten <strong>und</strong> ihn dank seiner Vor-<br />

teile bei vorwiegender Belastung auf<br />

Druck als wirtschaftliche Alternative zu<br />

korrosionsempfindlichem, schwerem <strong>und</strong><br />

teurem Stahl empfahlen.<br />

Mit einem gemeinsamen Mittagessen<br />

endete danach dieses außerordentlich<br />

interessante <strong>und</strong> gelungene zwölfte<br />

Symposium, das allen Anwesenden<br />

bestätigte: Brückenbau ist (zweifelsohne)<br />

Baukultur. Und wie in jedem Jahr liegen<br />

sämtliche Vorträge zusätzlich in gedruckter<br />

Form vor – als Ausgabe 1/2∙2012 des<br />

BRÜCKENBAU, das heißt in Form eines<br />

Doppelheftes, das 28 € kostet <strong>und</strong> in gut<br />

sortierten Fachbuchhandlungen oder<br />

aber direkt über den Veranstalter zu<br />

erwerben ist.<br />

Autor:<br />

Siegfried Löffler<br />

Fachjournalist,<br />

München<br />

Ausgabe 1/2 . 2012<br />

12. Symposium Brückenbau in Leipzig<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Tagungsband zum Nachlesen<br />

© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

ISSN 1867-643X<br />

Brückenbau_1-2_2012_U1-U4.indd 1 31.01.12 15:57


Ausstattung mit Massendämpfern von Maurer Söhne<br />

Europas längste Straßenbrücke in Wolgograd<br />

Wolgograd (früher: Stalingrad) bekam<br />

im Oktober 2009 die dringend benötigte<br />

Brücke über die Wolga – <strong>und</strong> damit die<br />

die längste Straßenbrücke Europas. Nach<br />

zwölf Jahren war sie fertiggestellt, doch<br />

bereits sechs Monate später musste das<br />

7,10 km lange Bauwerk wegen massiver<br />

Schwingungen gesperrt werden, <strong>und</strong><br />

zwar zunächst komplett, dann wurde<br />

es schrittweise wieder für den Verkehr<br />

freigegeben. Der Gr<strong>und</strong> war gleichmäßiger<br />

Seitenwind, der bei einer bestimmten<br />

Stärke dafür sorgt, dass die Wirbel im<br />

Windschatten der Brücke abreißen <strong>und</strong><br />

zu Vibrationen führen, die genau zu<br />

ihrer Eigenfrequenz passen: Die Brücke<br />

beginnt zu schwingen, mit ± 400 mm.<br />

Die sehr schlank dimensionierte Stahl-<br />

brücke musste also bedämpft werden,<br />

was ein weiteres Problem aufwarf: Wie<br />

viel Dämpfermasse er-»trägt« eine<br />

Brücke, deren bis zu 155 m lange Felder<br />

sich schon bei der Überfahrt eines Lkws<br />

in der Mitte absenken? Errechnet wurde<br />

schließlich eine Tilgermasse von 5.200 kg,<br />

<strong>und</strong> insgesamt zwölf abgestimmte<br />

Massendämpfer wurden eingebaut –<br />

allerdings nicht gleichmäßig über die<br />

Brücke verteilt, sondern konzentriert<br />

in jenen Bereichen, in denen sich die<br />

gravierendsten Schwingungen zeigten.<br />

Diese erhielten nun je vier Tilger, die drei<br />

Aufgaben zu erfüllen haben:<br />

– Brückendeck insgesamt bei Normal-<br />

verkehr beruhigen,<br />

– Abklingzeiten reduzieren,<br />

– Maximalausschläge in Feldmitte von<br />

± 400 mm auf ± 40–95 mm reduzieren.<br />

Eine Reduzierung auf null war tech-<br />

nisch nicht machbar, da die Tilger-<br />

im Vergleich zur Brückenmasse zu<br />

klein ist.<br />

Obwohl die Massendämpfer nur in drei<br />

Feldern angeordnet wurden, hat das<br />

Auswirkungen auf die gesamte Brücke,<br />

da sie aus einem schwingenden »Stück«<br />

besteht.<br />

Die Tilger sind abgestimmt auf die Fre-<br />

quenz der Brücke. Weil deren Frequenz<br />

aber zwischen 0,41 Hz <strong>und</strong> 0,68 Hz<br />

variiert <strong>und</strong> zudem von weiteren Fak-<br />

toren abhängig ist, wie Temperatur <strong>und</strong><br />

Materialermüdung, wurden Dämpfer<br />

gewählt, die sich anpassen. Diese adap-<br />

tiven Massendämpfer sind eine von<br />

Maurer Söhne patentierte Entwicklung,<br />

die bereits an mehreren Brücken zur<br />

Dämpfung von Schrägseilen zum Einsatz<br />

kam, zum Beispiel im niederländischen<br />

Kampen, in Dubrovnik <strong>und</strong> in Sutong,<br />

Wolgaquerung vor Realisierung des zweiten Überbaus<br />

© Mostootryad № 57/Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

China. Weltweit erstmals erfolgte nun<br />

die Anwendung im Deck einer Straßenbrücke.<br />

In einem solchen Massendämpfer wird<br />

der Dämpfungsparameter in einem<br />

hydraulischen Dämpfelement selbstständig<br />

reguliert: Eine Sensorik misst<br />

die Eigenfrequenz, sendet die Daten<br />

an einen Industrierechner, der die<br />

gewünschte Dämpferantwort ermittelt<br />

<strong>und</strong> über Stromimpulse an die Dämpfer<br />

meldet. In den hydraulischen Dämpfelementen<br />

wiederum befindet sich eine<br />

magneto-rheologische Flüssigkeit, deren<br />

Scherfestigkeit ein Magnetfeld steuert:<br />

Die Stromimpulse aus dem Rechner<br />

gehen in eine Spule <strong>und</strong> regeln so den<br />

Widerstand, mit dem der Dämpfer rea-<br />

giert. So lässt sich die Schwingung der<br />

Tilgermasse einbremsen, was in Echtzeit<br />

mit 50–100 ms erfolgt.<br />

Eine Herausforderung war auch der Ein-<br />

bau der Tilger im August <strong>und</strong> September<br />

2011, denn es handelt sich bei dem<br />

Brückendeck um einen durchlaufenden<br />

Stahlhohlkasten, der zu Wartungszwecken<br />

nur über Luken an den Widerlagern<br />

zugänglich ist. Das Deck wurde deshalb<br />

direkt an den Einbaustellen außen<br />

aufgeschweißt, die Dämpfer wurden<br />

darüber hinaus in maximal 100 kg<br />

schwere Einzelteile zerlegt, mit Hubwagen<br />

an die Öffnungen gehievt, über<br />

Rutschen ins Innere befördert <strong>und</strong> dort<br />

zusammengefügt – aus ca. 100 Einzelelementen.<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Seit der Tilgeranordnung ist der Sonderlastfall<br />

»gleichmäßiger Seitenwind« noch<br />

nicht wieder aufgetreten. Erst dann wird<br />

sich freilich zeigen, wie sich die Brücke<br />

mit maximal 80–95 mm Amplitude<br />

verhält <strong>und</strong> ob sie gegebenenfalls zeit-<br />

weise für den Verkehr gesperrt werden<br />

muss. Bauwerksgefährdend sind die<br />

künftig zu erwartenden Schwingungen<br />

sicher nicht mehr.<br />

www.maurer-soehne.de<br />

System zur Schwingungsregulierung<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

57


PRODUKTE UND PROJEKTE<br />

Feuerverzinken als Korrosionsschutz<br />

Skywalk Allgäu bei Scheidegg<br />

Bei dem sogenannten Skywalk Allgäu<br />

handelt es sich um einen Baumwipfelpfad,<br />

im vorliegenden Fall aber nicht um<br />

eine der inzwischen üblichen Holzstrukturen,<br />

sondern um eine Stahl-Seil-Konstruktion<br />

von 540 m Länge, die 15–30 m<br />

über dem Waldboden zu schweben<br />

scheint. Diverse Hängebrücken <strong>und</strong> Stege<br />

umfassend, wird sie von einem 50 m<br />

hohen Aussichtsturm <strong>und</strong> einem Netz-<br />

tunnel mit anschließender Rutsche<br />

als Erlebnisbereich ergänzt (Entwurf:<br />

Bergwolf, Scheidegg; Tragwerksplanung:<br />

Meyer + Schubart, Partnerschaft Bera-<br />

tender Ingenieure, Wunstorf; Werkstattplanung:<br />

Innovatech Ingenieurgesellschaft<br />

für Bau- <strong>und</strong> Anlagentechnik mbH,<br />

Gotha; Ausführung: Biedenkapp Stahlbau<br />

GmbH, Wangen).<br />

58 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Insgesamt 14 Pylone mit einer maximalen<br />

Länge von 45 m »tragen« diese Hängebrücken,<br />

wobei die stählernen R<strong>und</strong>rohrmasten<br />

mit einem Durchmesser von<br />

500–600 mm aufwarten, an ihrem oberen<br />

wie unteren Ende auf jeweils 2,70 m<br />

Länge konisch geformt <strong>und</strong> zudem<br />

entsprechend dem Pfadverlauf wie der<br />

Geländegeometrie im Wechsel schräg<br />

<strong>und</strong> gerade angeordnet sind. Die Hänge-<br />

brücken wiederum bestehen aus ca.<br />

2,50 m langen <strong>und</strong> 1,80 m breiten Seg-<br />

menten: geschweißten Baugruppen aus<br />

Doppelwinkeln mit Querrohren, die<br />

mittels eines Horizontalverbandes stabi-<br />

lisiert werden.<br />

Sämtliche Stahlbauteile des Baumwipfelpfades<br />

wurden durch Feuerverzinken<br />

gegen Korrosion geschützt, also mittels<br />

eines Verfahrens, das einen möglichst<br />

langlebigen Schutz ohne Wartungszwang<br />

sowie eine hohe Abrieb- <strong>und</strong> Schlagfestigkeit<br />

bietet – sogar bei großer<br />

mechanischer Beanspruchung, wie<br />

zum Beispiel bei der sehr schwierigen<br />

Montage eines solchen Bauwerks.<br />

www.feuerverzinken.com<br />

Qualitätsnachweis für Maurer Söhne<br />

Zertifizierung nach europäischer Norm<br />

Jahrzehntelang war im deutschen<br />

Stahlbau die DIN 18800 Teil 7 das Maß<br />

der Dinge. Die neue EN 1090 wird sie<br />

nun nach einer Koexistenzphase ersetzen<br />

– <strong>und</strong> Maurer Söhne gehört zu den ersten<br />

Unternehmen, die mit all ihren Werken<br />

nach der neuen EN zertifiziert wurden.<br />

»Für uns war es eine Selbstverständlichkeit,<br />

die Zertifizierung nach der neuen<br />

Norm schnellstmöglich anzustreben«,<br />

erklärt Dr. Christian Braun, Geschäftsführer<br />

im Bereich Bauwerkschutzsysteme<br />

der Maurer Söhne GmbH & Co. KG,<br />

München. »Als weltweit tätiges Stahlbauunternehmen<br />

belegen wir mit der<br />

raschen europäischen Zertifizierung zum<br />

wiederholten Mal die hohe Qualität, die<br />

wir beständig liefern.«<br />

Zertifiziert wurde nach den harmonisierten<br />

technischen Spezifikationen<br />

EN 1090-1 in Verbindung mit EN 1090-2<br />

»Tragende Bauteile aus Stahl«. Basis ist<br />

hier, dass die Produktion in den Herstell-<br />

Baumwipfelpfad aus (Hänge-)Brücken<br />

© Institut Feuerverzinken GmbH<br />

werken München, Lünen, Bernsdorf <strong>und</strong><br />

Torbali, Türkei, einer (werks)eigenen<br />

Kontrolle unterliegt. Und: Der TÜV Rhein-<br />

land überprüft regelmäßig, ob diese die<br />

Anforderungen der EN erfüllt.<br />

www.maurer-soehne.de<br />

Siegel mit Identifikationsnummer<br />

© TÜV Rheinland AG


Erfolgreiche Brückensprengung durch Eurovia<br />

Autobahnverbreiterung in Thüringen<br />

Die Eurovia GmbH, die bis Ende 2014<br />

federführend den Teilausbau der von<br />

Berlin nach München reichenden B<strong>und</strong>es-<br />

autobahn A 9 inklusive der (zugehörigen)<br />

Errichtung von 24 neuen Brücken<br />

übernimmt, hat im März nun einige<br />

»Altquerungen« an dieser Strecke<br />

abgerissen: zwei Bauwerke zwischen den<br />

Anschlussstellen Triptis <strong>und</strong> Dittersdorf<br />

sowie ein oberirdisches Widerlager<br />

südlich von Triptis.<br />

Zunächst wurde eine 56 m lange Bogen-<br />

konstruktion aus Stahlbeton bei Wüsten-<br />

wetzdorf gesprengt, <strong>und</strong> zwar mit 220 kg<br />

Sprengstoff, verteilt auf insgesamt 2.400<br />

Bohrlöcher. Danach folgte bei Reinsdorf<br />

eine zweite Stahlbetonstruktur von 58 m<br />

Länge, für deren »Entfernung« wiederum<br />

400 Bohrlöcher mit ca. 200 kg Sprengstoff<br />

befüllt wurden.<br />

Wo werben?<br />

Ihr Abbruch ließ sich nicht vermeiden, da<br />

die A 9 zwischen Dittersdorf <strong>und</strong> Schleiz<br />

auf sechs Spuren erweitert wird. Bislang<br />

verläuft sie hier auf 19 km Länge vier-<br />

spurig ohne Standstreifen, weshalb in<br />

Bauwerk bei Wüstenwetzdorf: vorher <strong>und</strong> nachher<br />

© Eurovia GmbH<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

den nächsten Monaten noch weitere<br />

Über- <strong>und</strong> Unterführungsbauwerke<br />

beseitigt werden.<br />

www.eurovia.de<br />

Ganz einfach!<br />

Unsere Mediadaten<br />

können Sie als PDF unter<br />

www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />

downloaden.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

59


SOFT WARE UND IT<br />

Zusatzmodule von Ingenieur-Software Dlubal<br />

Bemessung nach internationalen Normen<br />

Das neue Zusatzmodul Stahl CS erweitert<br />

die Dlubal-Produktpalette für die Stahl-<br />

bemessung nach internationalen Nor-<br />

men um die Kanadische Stahlbaunorm<br />

CS S16-09. Es ist von der Funktionsweise<br />

ähnlich wie die schon vorhandenen<br />

Module, wie etwa<br />

– Stahl EC 3 (Eurocode),<br />

– Stahl AISC (US-Norm),<br />

– Stahl SIA (Schweizer Norm),<br />

– Stahl IS (Indische Norm),<br />

– Stahl BS (Britische Norm),<br />

– Stahl GB (Chinesische Norm).<br />

In allen von ihnen ist es möglich, neben<br />

der Tragfähigkeit <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeit<br />

auch die Stabilität nachzuweisen.<br />

Die Bemessung erfolgt dabei für Stäbe<br />

<strong>und</strong> Stabsätze mit einfachen <strong>und</strong> kombi-<br />

nierten Beanspruchungen aus Druck,<br />

Biegung <strong>und</strong> Schub, wobei sich seitliche<br />

Halterungen für die Träger definieren<br />

lassen <strong>und</strong> Knicklängenbeiwerte aus<br />

dem Zusatzmodul RSKnick übernommen<br />

werden können. Die Klassifizierung der<br />

60 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

einzelnen Querschnitte geschieht zudem<br />

automatisch, basierend auf einer großen<br />

an I-, U-, T-, Winkel-, Hohlprofilen usw.<br />

Die Bemessungsresultate werden in<br />

übersichtlichen Tabellen ausgegeben<br />

oder, wenn gewünscht, lastfall-, querschnitts-,<br />

stabweise angezeigt.<br />

Flexible <strong>und</strong> profitable Neuentwicklung von KIP<br />

Hybrid-Drucksystem für Zeichnungen<br />

Vor vier Jahren hat KIP professionelle<br />

CAD-Anwendungen im DIN-A0-Wide-<br />

Format mit dem ersten Farbdrucksystem<br />

auf Tonerbasis quasi revolutioniert. Seit<br />

Februar 2012 ist nun das neue Gerät auf<br />

dem Markt: Dank des geringen Klickpreises<br />

werden Farbausgaben von Konstruktionszeichnungen<br />

aller Art so rentabel<br />

wie herkömmliche Monochromprints.<br />

Und auch bei Schwarz-Weiß-Drucken<br />

setzt das mit nur 0,19 € inklusive Toner<br />

einen Maßstab.<br />

Attraktiv ist zudem seine Geschwindigkeit:<br />

Ob farbig oder monochrom, es<br />

benötigt für den Druck von 5 m² ledig-<br />

lich 1 min. Bei einer Auflösung von<br />

600 dpi × 2.400 dpi generiert das toner-<br />

basierte LED-System überdies eine<br />

brillante <strong>und</strong> originalgetreue Wiedergabe<br />

feinster Linien, Bögen <strong>und</strong> kleinster<br />

Bilder, wobei es mit Hilfe der drei voll-<br />

automatischen Einzugsrollen für extrem<br />

schnellen (Rollen-)Zugriff mehrere<br />

Medien in verschiedenen Breiten ohne<br />

Produktionsunterbrechung nutzen kann.<br />

Visualisierte (Bemessungs-)Ergebnisse<br />

© Ingenieur-Software Dlubal GmbH<br />

Die maximale Drucklänge beträgt 40 m,<br />

bedrucken lassen sich Standard- <strong>und</strong><br />

Spezialpapiere sowie Folien.<br />

Bei den Ausstattungsmerkmalen wurde<br />

auf einfache Bedienung <strong>und</strong> höchste<br />

Produktivität Wert gelegt. So gibt es eine<br />

vollautomatische Medienkalibrierung<br />

unabhängig von Papiersorte <strong>und</strong> -format,<br />

ein neues Transportband sowie vorinstallierte<br />

Programme, RIPs <strong>und</strong> Treiber für<br />

anspruchsvolle CAD-Anwendungen<br />

<strong>und</strong> A0-Drucke allgemein. Der in jedes<br />

bestehende Netzwerk integrierbare<br />

Hybriddrucker vermag webbasierte<br />

Aufträge zu verarbeiten <strong>und</strong> Druck-<br />

ausgaben mobiler Geräte per E-Mail<br />

zu generieren. Darüber hinaus verfügt<br />

er über zwei USB-2.0-Anschlüsse <strong>und</strong><br />

gewährleistet ein exaktes Druckkostenmanagement,<br />

indem er die Möglichkeit<br />

bietet, Farb- <strong>und</strong> Schwarz-Weiß-Drucke<br />

getrennt zu bearbeiten <strong>und</strong> zuberechnen.<br />

www.kip-deutschland.de<br />

Sämtliche Moduldaten sind Teil des<br />

Hauptausdruckprotokolls: Hier wird<br />

gezielt selektiert, welche Inhalte in<br />

welcher Form ausgedruckt werden<br />

sollen.<br />

www.dlubal.de<br />

Medienpaket mit Netzwerkfähigkeit<br />

© KIP Deutschland GmbH


Auszeichnung für verantwortliche Ingenieure<br />

Deutscher Brückenbaupreis 2012<br />

Die Scherkondetalbrücke im Weimarer<br />

Land in der Kategorie »Straßen- <strong>und</strong><br />

Eisenbahnbrücken« <strong>und</strong> die sogenannte<br />

Blaue Welle, Flöha, in der Kategorie<br />

»Fuß- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong>« sind die<br />

Gewinner des am 12. März vergebenen<br />

Deutschen Brückenbaupreises 2012. Als<br />

maßgeblich verantwortliche Ingenieure<br />

wurden Dipl.-Ing. Ludolf Krontal, DB<br />

ProjektBau GmbH, <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Stephan<br />

Sonnabend, Büchting + Streit AG, sowie<br />

Dipl.-Ing. Frank Ehrlicher, Schüßler-Plan<br />

Ingenieurgesellschaft mbH, ausge-<br />

zeichnet.<br />

Ludolf Krontal <strong>und</strong> Stephan Sonnabend<br />

ist mit der 576,50 m langen Scherkonde-<br />

talbrücke, so die Jury, ein Meilenstein<br />

des modernen Eisenbahnbrückenbaus<br />

gelungen: eine nahezu fugen- <strong>und</strong><br />

lagerlose Konstruktion <strong>und</strong> damit ein<br />

besonders wartungsarmes <strong>und</strong> nachhaltiges<br />

Bauwerk. Frank Ehrlicher hat<br />

die S-förmige Krümmung der 110,60 m<br />

langen <strong>und</strong> »Blaue Welle« getauften<br />

Brücke den örtlichen Gegebenheiten<br />

angepasst: in Gestalt einer wirtschaft-<br />

lich optimierten Lösung, die dank ihrer<br />

Farbgebung den neuen Bahnhofsbereich<br />

von Flöha entscheidend mitprägt.<br />

Scherkondetalbrücke im Weimarer Land<br />

© DB ProjektBau GmbH/Büchting + Streit AG<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Blaue Welle in Flöha<br />

© Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH<br />

Insgesamt lagen 37 Bewerbungen vor,<br />

von denen die Jury je Kategorie drei<br />

Bauwerke nominiert <strong>und</strong> je ein Siegerbauwerk<br />

gekürt hat. Neben den Preisträgern<br />

kamen folgende Einreichungen<br />

in die engere Wahl: in der Kategorie<br />

»Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken«<br />

die Niederrheinbrücke Wesel <strong>und</strong> die<br />

Sandauer Brücke in Havelberg, Sachsen-<br />

Anhalt; in der Kategorie »Fuß- <strong>und</strong><br />

<strong>Radwegbrücken</strong>« die Brücke über den<br />

Rhein-Herne-Kanal, Gelsenkirchen, <strong>und</strong><br />

die Victor-Neels-Brücke über den Urftsee<br />

im Nationalpark Eifel.<br />

Die feierliche Verleihung des Deutschen<br />

Brückenbaupreises erfolgte wiederum<br />

im Audimax der Technischen Universität<br />

Dresden. Ausgelobt von der B<strong>und</strong>esingenieurkammer<br />

<strong>und</strong> dem Verband<br />

Beratender Ingenieure, geht er seit seiner<br />

Premiere 2006 stets an jene Ingenieure,<br />

deren schöpferische Leistung maßgeblich<br />

zum Entstehen des (prämierten) Bau-<br />

werks beigetragen hat. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadt-<br />

entwicklung unterstützt <strong>und</strong> fördert<br />

diesen Preis als Schirmherr im Rahmen<br />

der Initiative Baukultur, Hauptsponsor<br />

ist die Deutsche Bahn AG.<br />

www.<strong>brueckenbau</strong>preis.de<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

61


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Ausführliche Darstellung aller Brücken(entwürfe)<br />

Ideenwettbewerb mit ganzheitlichen Wertungskriterien<br />

Der Ideenwettbewerb »Entwurf einer<br />

Straßenbrücke nach ganzheitlichen<br />

Wertungskriterien« war der jüngste<br />

Schritt im Bestreben der Bayerischen<br />

Ingenieurekammer-Bau, die ganzheitliche<br />

Planung der Verkehrsinfrastruktur<br />

einschließlich der zugehörigen Ingenieurbauwerke<br />

aktiv zu fördern. Seine Reali-<br />

sierung erfolgte gemeinsam mit der<br />

Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />

Staatsministerium des Innern, aufgr<strong>und</strong><br />

des herausragenden, zukunftsweisenden<br />

Ansatzes der Ausschreibung wurde er<br />

zudem durch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung, das<br />

Bayerische Staatsministerium für Umwelt<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Landesgewerbeanstalt<br />

Bayern unterstützt. Die wissenschaftliche<br />

Begleitung des gesamten<br />

Verfahrens oblag dem Lehrstuhl für<br />

Massivbau der Technischen Universität<br />

München.<br />

Preisverleihung durch den AIV zu Berlin<br />

Schinkel-Wettbewerb 2012<br />

Die Preisträger des 157. Schinkel-Wettbewerbs<br />

des Architekten- <strong>und</strong> Ingenieur-<br />

Vereins (AIV) zu Berlin stehen fest: Den<br />

Schinkelpreis in Landschaftsarchitektur<br />

erhalten Sebastian Pietzsch <strong>und</strong> Martin<br />

Reil, Studenten der Technischen Universität<br />

Dresden, denn ihr Beitrag »Stadtmosaiken«<br />

integriert auf, so die Jury,<br />

ȟberzeugende Art den Nuthepark in<br />

die Potsdamer Kulturlandschaft«. Der<br />

Schinkelpreis ist in diesem Jahr mit<br />

2.500 € dotiert, außerdem gewannen<br />

beide Teilnehmer für die beste aller<br />

228 Wettbewerbsarbeiten das Schinkel-<br />

Italienreise-Stipendium der Hans-<br />

Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von<br />

2.500 €. Der zweite, ebenfalls mit 2.500 €<br />

»ausgestattete« Schinkelpreis geht in der<br />

Fachsparte Städtebau an Shaghajegh<br />

Einali <strong>und</strong> Thomas Hartmann, Absolventen<br />

der Studienrichtung Architektur der<br />

Technischen Universität Dresden, für die<br />

62 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Detaillierte Beschreibung von Verfahren <strong>und</strong> Ergebnis<br />

© Bayerische Ingenieurekammer-Bau/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Die besondere Herausforderung bestand<br />

darin, den Bau einer Straßenbrücke in<br />

einem Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Schutz-<br />

gebiet zu konzipieren. Nachhaltigkeit war<br />

hier also gefragt <strong>und</strong> wurde von der Jury<br />

nach einem speziell für diesen Zweck<br />

entwickelten Bewertungsschema<br />

beurteilt – nachzulesen in Ausgabe<br />

3∙2011 des BRÜCKENBAU, in der das<br />

Ergebnis des Wettbewerbs <strong>und</strong> die<br />

prämierten Arbeiten zusammenfassend<br />

dargestellt sind.<br />

die sehr maßstäbliche Erweiterung der<br />

südlichen Innenstadt Potsdams.<br />

Rico Wittke, Ole Brügmann, Krischan<br />

Hubert <strong>und</strong> Sören Janson, Studenten der<br />

Hafencity Universität Hamburg, bekommen<br />

für ihre Kooperationsarbeit zwischen<br />

Bauingenieuren <strong>und</strong> Architekten den<br />

Sonderpreis des Fördervereins Verband<br />

Beratender Ingenieure in Höhe von<br />

2.000 €. Von ihnen wird nicht nur das<br />

gesamte Areal südlich des Bahndamms<br />

durch neue Grünflächen gestaltet, son-<br />

dern auch an der Landspitze zur Vorder-<br />

kappe auf einer spektakulären Fuß-<br />

gänger- <strong>und</strong> Radfahrerbrücke ein neues<br />

Gästehaus für die Stadt Potsdam vorge-<br />

schlagen. In den Fachsparten Straßenbau,<br />

Eisenbahnbau <strong>und</strong> Freie Kunst finden sich<br />

nicht minder überzeugende Ergebnisse,<br />

wie zum Beispiel der Entwurf von Robert<br />

Patz, Student der Universität der Künste<br />

Berlin, der die in diesem Jahr sehr offen<br />

Die 48-seitige Dokumentation mit<br />

erläuternden Beiträgen zur Nachhaltigkeit<br />

im Brückenbau, zu Anlass <strong>und</strong><br />

Durchführung des Wettbewerbs, zur<br />

angewandten Bewertungsmatrix <strong>und</strong><br />

allen eingereichten Entwürfen ist bereits<br />

zu Anfang des Jahres erschienen, in<br />

gedruckter Form lässt sie sich direkt über<br />

die Bayerische Ingenieurekammer-Bau<br />

beziehen – <strong>und</strong> steht jetzt auch kostenfrei<br />

zum Download zur Verfügung.<br />

www.bayika.de<br />

Plakat zur Ausstellung<br />

© Architekten- <strong>und</strong> Ingenieur-Verein zu Berlin e.V.<br />

formulierte Aufgabenstellung in der<br />

Fachsparte Freie Kunst mit einem<br />

schreienden Poster beantwortet <strong>und</strong><br />

dafür mit einem Sonderpreis <strong>und</strong><br />

1.500 € ausgezeichnet wird.<br />

www.aiv-berlin.de


Veröffentlichung des Investitionsrahmenplans<br />

Aus- <strong>und</strong> Neubau der Verkehrsinfrastruktur<br />

B<strong>und</strong>esverkehrsminister Peter Ramsauer<br />

hat Ende März die endgültige Fassung<br />

des Investitionsrahmenplans 2011–2015<br />

für die Verkehrsinfrastruktur des B<strong>und</strong>es<br />

(IRP) bekanntgegeben. Zu dem am<br />

15. Dezember 2011 von ihm vorgelegten<br />

Entwurf konnten die Länder in den<br />

vergangenen Monaten Stellungnahmen<br />

abgeben, die unter Berücksichtigung<br />

der Erfordernisse für das Gesamtnetz<br />

<strong>und</strong> aktueller Planungsentwicklungen<br />

sorgfältig geprüft wurden. Ein Teil der<br />

eingegangenen Änderungsvorschläge<br />

floss hier nun ein. Ramsauer: »Es ist bei<br />

den Ländern auf große Zustimmung<br />

gestoßen, dass der B<strong>und</strong> in den kommenden<br />

Jahren verstärkt in den Erhalt der<br />

bestehenden Verkehrsinfrastruktur<br />

investieren wird. Zudem begrüßen die<br />

Länder, dass wir klare Prioritäten setzen<br />

Beschluss des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

Infrastrukturbeschleunigungsprogramm …<br />

Der Haushaltsausschuss des Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages hat die von B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />

Peter Ramsauer vorgelegte Pro-<br />

jektliste für das »Infrastrukturbeschleunigungsprogramm«<br />

beschlossen. Damit<br />

steht ab 2012 eine zusätzliche Milliarde<br />

Euro für Investitionen in Straße, Schiene<br />

<strong>und</strong> Wasserstraße bereit.<br />

Schwerpunkt ist hier die Straße als Ver-<br />

kehrsträger Nummer 1: Mit 400 Millionen<br />

Euro werden im Bau befindliche Bedarfsplanmaßnahmen<br />

verstärkt, 127 Millionen<br />

sind für Erhaltungsprojekte <strong>und</strong> 60 Millio-<br />

nen Euro für sogenannte Neubeginne<br />

vorgesehen. 13 Millionen Euro fließen<br />

zudem in den Radwegebau an B<strong>und</strong>esstraßen.<br />

<strong>und</strong> die Planung der Aus- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />

am Bedarf sowie den zur<br />

Verfügung stehenden Haushaltsmitteln<br />

ausrichten.«<br />

Das Projektvolumen der Aus- <strong>und</strong><br />

Neubaumaßnahmen, die im Zeitraum<br />

2011–2015 begonnen, fortgeführt oder<br />

abgeschlossen werden, beträgt knapp<br />

42 Milliarden Euro, während der Vorgängerplan<br />

noch eine Gesamtsumme<br />

von r<strong>und</strong> 57 Milliarden auswies – trotz<br />

deutlich niedrigerer zur Verfügung<br />

stehender Haushaltsmittel. Ramsauer:<br />

»Unser Investitionsrahmenplan orientiert<br />

sich am Machbaren. (…) Es wird aber<br />

auch deutlich, dass wir es mit einer<br />

strukturellen Unterfinanzierung im<br />

Bereich der Verkehrsinfrastruktur zu tun<br />

haben. Das haben auch die Länder in<br />

ihren Stellungnahmen klargemacht.<br />

Auf die Schiene entfällt ein Plus von<br />

100 Millionen Euro, das vor allem für die<br />

Modernisierung von Personenbahnhöfen<br />

eingesetzt werden soll, wie etwa zur<br />

Herstellung von Barrierefreiheit, zur<br />

Sanierung von Bahnsteigen oder zur<br />

Verbesserung des Wetterschutzes.<br />

Die Investitionen in die Wasserstraßen<br />

werden um 300 Millionen Euro aufgestockt,<br />

<strong>und</strong> zwar für den Bau der fünften<br />

Schleuse in Brunsbüttel am Nord-Ostsee-<br />

Kanal. Ramsauer: »Der Nord-Ostsee-<br />

Kanal ist die meistbefahrene künstliche<br />

Wasserstraße der Welt <strong>und</strong> wichtig für<br />

die Anbindung der deutschen Häfen.<br />

Die notwendigen Ausbaumaßnahmen<br />

sind über Jahre immer wieder verschoben<br />

Gemeinsame Erklärung von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esländern<br />

(Autobahn-)Planung <strong>und</strong> Bau in Norddeutschland<br />

Im Februar haben B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />

Peter Ramsauer <strong>und</strong> der Minister für<br />

Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Verkehr Jost<br />

de Jager in Vertretung des Ministerpräsidenten<br />

von Schleswig-Holstein sowie der<br />

Niedersächsische Ministerpräsidenten<br />

David McAllister eine gemeinsame<br />

Erklärung zur Realisierung der B<strong>und</strong>esautobahn<br />

(BAB) A 20 in Norddeutschland<br />

unterzeichnet.<br />

Ziel ist es, die Planung, die Finanzierung<br />

<strong>und</strong> den Bau der A 20 auf ganzer Länge<br />

in Schleswig-Holstein (ca. 80 km) <strong>und</strong><br />

Niedersachsen (ca. 120 km) zuverlässig,<br />

kontinuierlich <strong>und</strong> engagiert zu vollenden.<br />

Ramsauer: »Der Bau der A 20 als<br />

leistungsfähige Ost-West-Achse hat für<br />

den B<strong>und</strong> hohe Priorität <strong>und</strong> ist für die<br />

Menschen <strong>und</strong> die Wirtschaft in Norddeutschland<br />

von herausragender Bedeu-<br />

tung. Mit der Autobahn sollen die deut-<br />

schen Seehäfen miteinander verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> an das überregionale Straßennetz<br />

angeschlossen werden. Wir werden<br />

die Finanzierung im Rahmen der zur<br />

Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Umfangreiche Auflistung mit Projektbenennungen<br />

© B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung<br />

Für den B<strong>und</strong> gilt: Ich werde mich weiter<br />

dafür einsetzen, dass mehr Geld für<br />

Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur<br />

zur Verfügung steht.«<br />

www.bmvbs.de<br />

Verteilung der Investitionen<br />

© B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

worden. Jetzt packen wir das an <strong>und</strong><br />

machen damit den Kanal leistungs-<br />

fähiger.«<br />

www.bmvbs.de<br />

gewährleisten <strong>und</strong> weiter verlässlich <strong>und</strong><br />

eng mit den Ländern zusammenarbeiten,<br />

um das Projekt voranzutreiben.«<br />

Mit den entsprechenden Maßnahmen<br />

kann also begonnen werden, sobald (hier-<br />

für) das Baurecht vorliegt. Mit der Strecke<br />

zwischen dem Autobahnkreuz Uckermark<br />

nahe der polnischen Grenze <strong>und</strong> Weede<br />

bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein<br />

sind im Übrigen bereits mehr als 340 km<br />

dieser BAB durchgängig befahrbar.<br />

www.bmvbs.de<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

63


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Umstrukturierung im Freistaat Sachsen<br />

(Neues) Landesamt für Straßenbau <strong>und</strong> Verkehr<br />

Der Aufbau des Landesamtes für<br />

Straßenbau <strong>und</strong> Verkehr (LASuV) ist<br />

abgeschlossen: Mit Inkrafttreten des<br />

Standortegesetzes am 1. März ist das<br />

LASuV die zentrale Behörde für den<br />

gesamten Verkehrsbereich in Sachsen.<br />

»Mit der Übernahme der Aufgaben von<br />

der Landesdirektion können wir landesweit<br />

Planung, Bau <strong>und</strong> Unterhaltung der<br />

Verkehrsinfrastruktur aus einer Hand<br />

garantieren«, so Verkehrsminister Sven<br />

Morlok.<br />

Initiative des B<strong>und</strong>es Heimat <strong>und</strong> Umwelt<br />

Historische Wege als Kulturdenkmal<br />

Der B<strong>und</strong> Heimat <strong>und</strong> Umwelt in<br />

Deutschland (BHU) hat sich für »Historische<br />

Wege« als Kulturdenkmal des<br />

Jahres 2012 <strong>und</strong> damit für Anlagen bzw.<br />

Bauwerke entschieden, die inzwischen<br />

mehr oder minder stark vom Verschwinden<br />

bedroht sind.<br />

64 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Das (neue) Landesamt trägt damit die<br />

Verantwortung für die Verwendung von<br />

r<strong>und</strong> 700 Millionen Euro für die Förderung<br />

des kommunalen Straßenbaus, für<br />

den Staats- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esfernstraßenbau<br />

sowie die Förderung von Investitionen in<br />

den öffentlichen Personennahverkehr.<br />

Neben dem »Kerngebiet« der Verkehrsinfrastruktur<br />

übernimmt es von den<br />

Landesdirektionen zudem umfangreiche<br />

Aufgaben im Bereich des Straßenrechts,<br />

der technischen Aufsicht über Straßenbahnen<br />

<strong>und</strong> des Straßenverkehrswesens.<br />

Manche von ihnen können durchaus<br />

unauffällig sein, wie Weide- <strong>und</strong> Trift-<br />

wege, während andere, zum Beispiel<br />

Kanäle oder Eisenbahntrassen, meist<br />

unmittelbar ins Auge stechen. Mit der<br />

Wahl zum Kulturdenkmal des Jahres 2012<br />

will der BHU nun auf den früheren wie<br />

den aktuellen Stellenwert dieser Zeug-<br />

nisse der Kulturhistorie hinweisen, da<br />

für sie alle gilt: Mit dem Fortfall von<br />

politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen<br />

Organisations- <strong>und</strong> Nutzungsformen im<br />

Laufe der Zeit verlieren Wege zunächst<br />

ihre direkte funktionale Bedeutung <strong>und</strong><br />

gehen dann später dank mangelnder<br />

Instandhaltung auch oft im Landschaftsbild<br />

verloren – zusammen mit den<br />

»Wegbegleitern«, wie etwa Stegen <strong>und</strong><br />

(kleineren) Brücken, Herbergen <strong>und</strong><br />

Gasthäusern, Rast- <strong>und</strong> Umspannplätzen,<br />

Kapellen <strong>und</strong> Wegkreuzen, Grenz- <strong>und</strong><br />

Meilensteinen. Gerade solchen Elementen<br />

gebührt jedoch große Aufmerk-<br />

samkeit, denn mit ihnen lassen sich die<br />

Entwicklung, Zweck <strong>und</strong> Eigenart von<br />

Wegen belegen. Umso wichtiger ist es,<br />

sie als Quellen der Kultur-, Agrar-, Sozial-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsgeschichte bewusst zu<br />

machen <strong>und</strong> zu schützen.<br />

www.bhu.de<br />

Das Landesamt für Straßenbau <strong>und</strong><br />

Verkehr verfügt neben der Zentrale in<br />

Dresden unter Leitung von Rainer Förster<br />

über fünf Niederlassungen, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

für zwei Landkreise zuständig<br />

sind, um eine sachsenweit ausgewo-<br />

gene <strong>und</strong> standortnahe Betreuung zu<br />

gewährleisten. Insgesamt sind (dazu)<br />

im LASuV mehr als 1.000 Bedienstete<br />

tätig.<br />

www.smwa.sachsen.de<br />

Elisabethenstraße mit Kreuz bei (Wiesbaden-)Kastel<br />

© www.commons.wikimedia.org


Bemerkenswertes Jubiläum von Büchting + Streit<br />

50 Jahre Verantwortung <strong>und</strong> Qualität<br />

2012 feiert die Büchting + Streit AG 50-jähriges Bestehen. Das 1962<br />

von Dipl.-Ing. Frank Büchting gegründete Ingenieurbüro bietet<br />

Beratung, Planung, Prüfung, Begutachtung <strong>und</strong> Überwachung im<br />

Brücken- <strong>und</strong> sonstigen konstruktiven Ingenieurbau. Die Leistungen<br />

des heutigen Unternehmens sind deutschlandweit <strong>und</strong> international<br />

gefragt – dank hoher fachlicher Kompetenz <strong>und</strong> jahrzehntelanger<br />

Erfahrung.<br />

Das Büro zeichnet zum Beispiel für die Ausführungsplanung der<br />

Eisenbahnbrücke Scherkondetal, seit kurzem Trägerin des Deutschen<br />

Brückenbaupreises 2012, sowie für die Ausführungsplanung<br />

der unterirdischen Schienenanbindung <strong>und</strong> des Bahnhofs des dem-<br />

nächst eröffnenden Flughafens Berlin Brandenburg verantwortlich.<br />

Außerdem werden von Büchting + Streit derzeit unter anderem die<br />

Planungsunterlagen der Saale-Elster-Talbrücke, nach ihrer Fertigstellung<br />

Deutschlands längste Eisenbahnbrücke, <strong>und</strong> des neuen<br />

Tunnels im Zuge des Mittleren Rings am Luise-Kiesselbach-Platz in<br />

München geprüft. Nach dem im Jahr 2008 erfolgten Eintritt von<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Mensinger <strong>und</strong> damit der fachlichen<br />

Erweiterung im Bereich Stahl- <strong>und</strong> Metallbau wurden im vergangenen<br />

Jahr durch die Beteiligung an der Prof. Fischer Ingenieure<br />

GmbH unter Führung des neuen Vorstandsmitglieds Univ.-Prof.<br />

Dr.-Ing. Oliver Fischer auch Kompetenz <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit im<br />

Bereich Ingenieurtief- <strong>und</strong> Tunnelbau wirkungsvoll ergänzt.<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit der Konstruktion, zugleich aber<br />

Ressourcenoptimierung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit definieren den Rahmen,<br />

in dem sich das Unternehmen bewegt <strong>und</strong> seine Stärken zeigt: Auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage langjähriger Erfahrungen <strong>und</strong> unter Einbeziehung<br />

neuester Erkenntnisse aus Theorie <strong>und</strong> Praxis entwickeln die 40<br />

hochqualifizierten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter des Büros<br />

sichere <strong>und</strong> innovative Lösungen für anspruchsvollste Aufgaben des<br />

konstruktiven Ingenieurbaus. Die Kombination von Bauverfahren<br />

<strong>und</strong> die Wiederverwendung von Bauteilen spielen dabei eine<br />

ebenso wichtige Rolle wie der Einsatz neuer Materialien, deren<br />

Effizienz in Anordnung wie Berücksichtigung <strong>und</strong> die Erneuerbarkeit<br />

von Bauelementen.<br />

Ihrer Verantwortung stellen sich alle Gesellschafter, Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter der Büchting + Streit AG darüber hinaus<br />

durch ihr Engagement für die Umwelt. Das heißt, der schonende<br />

Umgang mit Ressourcen ist einer ihrer definierten Qualitätsstandards.<br />

So war das Unternehmen als erstes deutsches Mitglied<br />

maßgeblich an der Etablierung der Idee von »1 % for the Planet«<br />

beteiligt. Im Rahmen dieser Initiative spendet das Büro mindestens<br />

1 % des Jahresumsatzes gemeinnützigen Organisationen, die sich<br />

für den Erhalt <strong>und</strong> die Wiederherstellung der Umwelt einsetzen.<br />

www.buechting-streit.de<br />

Mitglieder von Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat<br />

© Büchting + Streit AG<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Symposien<br />

MixedMedia<br />

Konzepts<br />

Veranstaltungen<br />

Mediaplanung<br />

MixedMedia<br />

Veranstaltungen der<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />

mit ihrem Event-Offi ce MixedMedia Konzepts<br />

13.<br />

12. Symposium Brückenbau<br />

2. Symposium Flughafenbau<br />

4. Symposium Sportstättenbau<br />

(Bauen für Olympia <strong>und</strong> die WM)<br />

Parkhausbau als Fachveranstaltung:<br />

Hier werden Tiefgaragen, Parkhäuser sowie<br />

deren Erhaltung <strong>und</strong> Renovierung thematisiert.<br />

Weiterhin werden erörtert:<br />

Bau von Tank- <strong>und</strong> Rastanlagen einschließlich<br />

neuer Lkw-Rastplätze mit den erforderlichen<br />

Telematik-Einrichtungen.<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

Events<br />

Informieren Sie sich doch einfach auf<br />

unserer Website www.mixedmedia-konzepts.de<br />

oder, noch besser, rufen Sie uns an.<br />

Wir stehen unter 06 11/98 12 92-0 gerne Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />

MixedMedia Konzepts<br />

65


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

»Standardwerk« vom Verlag Friedrich Pustet<br />

Sammelband zur Brückenarchäologie<br />

Wer wollte bestreiten, dass Brücken<br />

höchst faszinierende Bauwerke sind, <strong>und</strong><br />

zwar schon von jeher? Spätestens seit der<br />

Jungsteinzeit überquerte der Mensch<br />

ja auf Bohlenwegen <strong>und</strong> Holzbrücken<br />

schwieriges Gelände, seit dem zweiten<br />

Jahrtausend vor Christus auch auf<br />

Steinbrücken.<br />

Doch was ist von den alten Konstruktionen<br />

<strong>und</strong> Strukturen geblieben? Was<br />

verraten archäologische Reste über<br />

exaktes Errichtungsdatum, über Bauweise<br />

<strong>und</strong> ehemaliges Aussehen einer Brücke?<br />

Und: Mit welchen Methoden <strong>und</strong> Werk-<br />

zeugen kann man sie über <strong>und</strong> unter<br />

Wasser erforschen? Um genau solche<br />

Fragen europaweit erstmalig zu diskutieren,<br />

trafen sich im November 2009<br />

nationale <strong>und</strong> internationale Experten<br />

in Regensburg zum Fachkongress<br />

»Archäologie der Brücken«.<br />

Neues Buch von DOM publishers<br />

Infrastruktur als Gestaltungselement<br />

Architektur <strong>und</strong> öffentlicher Raum<br />

werden als die prägenden Gestaltungselemente<br />

unserer gebauten Umwelt<br />

wahrgenommen – doch welche Bedeutung<br />

hat die technische Infrastruktur?<br />

In baukultureller Hinsicht bislang eine<br />

vergleichsweise untergeordnete Rolle<br />

spielend, wird sie eher als notwendiges<br />

»Übel« betrachtet, das offenbar kaum bis<br />

keine gehobenen ästhetischen Ansprüche<br />

erfüllen muss oder eben auch kann.<br />

Dass es sich bei dieser weitverbreiteten<br />

Meinung um eine nachgerade gewaltige<br />

Fehleinschätzung handelt, zeigt nun die<br />

englische Ausgabe eines Buches, das<br />

vor kurzem bei DOM publishers in der<br />

Reihe »Gr<strong>und</strong>lagen« zum Preis von 28 €<br />

erschienen ist.<br />

Und so thematisiert es unter dem ebenso<br />

wohlklingenden wie zutreffenden Titel<br />

»Infrastructural Urbanism. Adressing<br />

the In-between« die Auswirkungen von<br />

Infrastrukturen auf Stadträume <strong>und</strong><br />

deren Rezeption durch Anwohner <strong>und</strong><br />

(Be-)Nutzer, durch Planer <strong>und</strong> in der<br />

Wissenschaft. Vorgestellt werden hier<br />

zudem Projekte unterschiedlicher<br />

Größenordnungen in Mexico City,<br />

66 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Bei dem jetzt erschienenen, gleichnamigen<br />

Buch handelt es sich aber nicht nur<br />

um den Tagungsband zu eben jener<br />

Veranstaltung, sondern zugleich um<br />

ein Standardwerk, dessen Lektüre hier<br />

nachgerade wärmstens empfohlen wird,<br />

da sie einen reichen, tiefgründigen <strong>und</strong><br />

zudem mannigfaltige Aspekte berücksichtigenden<br />

Erkenntnisgewinn ermöglicht:<br />

Ingesamt 54 Beiträge umfassend,<br />

die allesamt bebildert sind, bietet diese<br />

Aufsatzsammlung einen aktuellen, sehr<br />

detaillierten <strong>und</strong> dabei ausgesprochen<br />

lesbaren Einblick in ein Thema, das sonst<br />

nur wenig bis gar keine Beachtung fin-<br />

det – obwohl es im Prinzip einen jeden<br />

(Brückenbau-)Planer <strong>und</strong> Historiker<br />

interessieren sollte. Eine bessere Chance<br />

zur »geschichtlichen« Wissensversorgung<br />

auf hohem Niveau dürfte es vorerst nicht<br />

geben, weder zum Preis von 49,90 € noch<br />

in anderer Form.<br />

www.verlag-pustet.de<br />

New York, London, Paris, Zürich, Seattle,<br />

Barcelona oder Antwerpen, deren<br />

Spektrum unter anderem Stadtautobahnen<br />

<strong>und</strong> vor allem auch Hochstraßen<br />

bzw. -brücken umfasst.<br />

Der Inhalt der insgesamt 336 Seiten<br />

basiert auf den Vorträgen eines gleichnamigen<br />

Symposiums, das im Februar<br />

2010 an der Technischen Universität<br />

München durchgeführt <strong>und</strong> überwiegend<br />

Lektüre (auch) für Ingenieure<br />

© Verlag Friedrich Pustet<br />

von »architekturaffinen« Referenten<br />

bestritten wurde. Die meisten Texte<br />

stammen also von Landschafts- <strong>und</strong><br />

Stadtplanern – <strong>und</strong> eröffnen dennoch<br />

oder genau deshalb lohnende Perspektiven<br />

für jene Ingenieure, die ihr Fach-<br />

gebiet sonst nur unter rein statischen<br />

Gesichtspunkten betrachten.<br />

www.dom-publishers.com<br />

Angebot zum Perspektivenwechsel<br />

© DOM publishers


Ausstellung im Dortm<strong>und</strong>er U<br />

Tragwerke von Stefan Polónyi<br />

»Es ist nicht Aufgabe des Ingenieurs, dem<br />

Architekten klarzumachen, dass es nicht<br />

geht, sondern zu zeigen, wie es geht«,<br />

hat Stefan Polónyi einmal gesagt <strong>und</strong><br />

damit einen Gutteil seines Selbstverständnisses<br />

umrissen: Form <strong>und</strong> Material<br />

in Übereinstimmung zu bringen, Gestalt<br />

<strong>und</strong> Tragwerk zu einer eigenen Ästhetik<br />

zu verbinden war <strong>und</strong> ist für ihn bei jeder<br />

Aufgabe eine Herausforderung. Er hat<br />

den Dialog mit den Architekten gesucht,<br />

oft im Diskurs bauliche Lösungen ent-<br />

wickelt <strong>und</strong> diesen Anspruch auch <strong>und</strong><br />

gerade in der Lehre vertreten, wie das<br />

»Brückenskulptur« in Castrop-Rauxel<br />

© Claudia Dreysee<br />

von ihm (mit)initiierte, inzwischen<br />

aber leider als historisch geltende<br />

»Dortm<strong>und</strong>er Modell« mit Nachdruck<br />

zu beweisen mag.<br />

Mittlerweile befindet sich Polónyis<br />

»Vorlass« im Archiv für Architektur <strong>und</strong><br />

Ingenieurbaukunst der Technischen<br />

Universität Dortm<strong>und</strong> – <strong>und</strong> bildet<br />

nun die Gr<strong>und</strong>lage für die Ausstellung<br />

»Tragende Linien <strong>und</strong> tragende Flächen«,<br />

die noch bis 24. Juni im Dortm<strong>und</strong>er U<br />

(Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dort-<br />

m<strong>und</strong>) zu sehen ist. Präsentiert vom<br />

M:AI Museum für Architektur <strong>und</strong><br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Rohrbrücke in Oberhausen<br />

© Claudia Dreysee<br />

Vortragsveranstaltung mit Fachausstellung in Leipzig<br />

Deutscher Straßen- <strong>und</strong> Verkehrskongress 2012<br />

Am 16. <strong>und</strong> 17. Oktober 2012 lädt die<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- <strong>und</strong><br />

Verkehrswesen e. V. (FGSV) die Fachwelt<br />

zum Deutschen Straßen- <strong>und</strong> Verkehrskongress<br />

2012 mit begleitender Fachausstellung<br />

»Straßen <strong>und</strong> Verkehr 2012« in<br />

das Congress Center Leipzig ein.<br />

Zu den (diesjährigen) Themenschwerpunkten<br />

gehören<br />

– Verkehrsplanung,<br />

– Straßenentwurf,<br />

– Verkehrsmanagement,<br />

– Infrastrukturmanagement, Erhaltung,<br />

– ungeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> Pflasterbauweisen,<br />

– Asphaltbauweisen sowie<br />

– Betonbauweisen,<br />

die jeweils in Vorträgen <strong>und</strong> Diskussionen<br />

unter Berücksichtigung aktuellster<br />

Fragestellungen behandelt werden. Das<br />

komplette Programm steht demnächst<br />

zum Download zur Verfügung.<br />

www.fgsv-kongress-2012.de<br />

www.fgsv.de<br />

Ingenieurkunst NRW in Kooperation<br />

mit ebenjener Alma Mater, zeigt sie<br />

die vielfältigen Projekte, an deren Reali-<br />

sierung der engagierte Bauingenieur<br />

Univ.-Prof. em. Dr.-Ing. E. h. mult. Stefan<br />

Polónyi (mit)gearbeitet hat, die also<br />

von ihm nicht selten federführend ver-<br />

wirklicht wurden. Ein Besuch dieser,<br />

im allerbesten Sinne, Leistungsschau<br />

sollte daher nicht nur Tragwerksplanern<br />

eindringlich empfohlen werden.<br />

www.dortm<strong>und</strong>er-u.de<br />

www.mai-nrw.de<br />

3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

67


NACHRICHTEN UND TERMINE<br />

Erste internationale 5-D-Konferenz in Konstanz<br />

Anwendung prozessorientierter Simulationen<br />

Die Technologie der prozessorientierten<br />

5-D-Simulationen schafft neue Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />

das Bauwesen, ergänzt sie doch gängige<br />

Verfahren des Building Information<br />

Modeling (BIM) um zentrale Informationen<br />

zum Bauablauf: Ziel ist die Schaffung<br />

einer durchgehenden digitalen Kette von<br />

der Planung über den Bau bis hin zum<br />

Betrieb von Bauwerken. So lassen sich<br />

bereits in frühen Projektphasen schnell<br />

unterschiedliche Handlungsalternativen<br />

hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />

Kosten, Termine <strong>und</strong> Qualität bewerten.<br />

Um die Potentiale der 5-D-Technologie<br />

zu verdeutlichen, veranstaltet die Hoch-<br />

schule Konstanz Technik, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Gestaltung (HTWG) am 21. <strong>und</strong> 22. Mai<br />

in der größten Stadt am Bodensee die<br />

erste internationale 5-D-Konferenz.<br />

Beginn der Auslobung<br />

Ingenieurbau-Preis 2013<br />

Der Einsendeschluss für den inzwischen<br />

13. Ingenieurbau-Preis ist der 14. September<br />

2012. Ausgeschrieben vom Verlag<br />

Ernst & Sohn, wird diese Würdigung alle<br />

zwei Jahre verliehen, <strong>und</strong> zwar für, wie es<br />

in der Auslobung steht, »herausragende<br />

Leistungen im Konstruktiven Ingenieurbau«.<br />

Das heißt, er geht an das Projektteam<br />

des (ausgezeichneten) Bauwerks<br />

<strong>und</strong> beinhaltet eine repräsentative<br />

Plakette.<br />

68 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />

Unterstützt wird sie dabei von der<br />

5-D-Initiative, einem Konsortium von<br />

fünf führenden europäischen Bauunternehmen,<br />

die verstärkt mit digitalen<br />

5-D-Bauwerksmodellen arbeiten.<br />

Keynote Speaker Prof. Martin Fischer von<br />

der kalifornischen Stanford University<br />

eröffnet die Konferenz mit einem Referat<br />

Die Teilnahmebedingungen haben sich<br />

seit seiner Premiere 1988 kaum verändert<br />

<strong>und</strong> umfassen folgende Punkte:<br />

– Die Ingenieurleistung muss innerhalb<br />

Deutschlands, Österreichs oder der<br />

Schweiz erbracht worden sein.<br />

– Der Standort des zu prämierenden<br />

Bauwerks – <strong>und</strong> das ist neu – ist<br />

regional nicht eingeschränkt, sondern<br />

kann sich weltweit befinden.<br />

– Das Bauwerk muss zwischen August<br />

2010 <strong>und</strong> August 2012 fertiggestellt<br />

worden sein.<br />

– Teilnahmeberechtigt sind Personen,<br />

die für den Entwurf <strong>und</strong>/oder die<br />

Ausführung verantwortlich waren.<br />

Die Bewertungskriterien lauten wiederum<br />

folgendermaßen: Die gesamte<br />

Baumaßnahme wird nach funktionalen,<br />

technischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

gestalterischen Gesichtspunkten bewer-<br />

tet, wobei eine besondere Ingenieurleistung<br />

erkennbar sein muss. Zur<br />

Bewertung der eingereichten Objekte<br />

werden folgende Kriterien herangezogen:<br />

Konstruktion, Innovation, Ästhetik,<br />

Ökologie, Bautechnik.<br />

zum aktuellen Forschungsstand, für<br />

Praxisvorträge konnten zudem mit Al<br />

Jaber, Ballast Nedam, Boldt, Bouygues,<br />

CCC, Max Bögl, Royal BAM, Saudi Oger,<br />

Strabag <strong>und</strong> Sunway zehn weltweit tätige<br />

Baukonzerne gewonnen werden.<br />

www.htwg-konstanz.de<br />

Die Preisgerichtssitzung ist für Ende<br />

November 2012, die Preisverleihung für<br />

Ende Februar 2013 vorgesehen. Anmeldeunterlagen<br />

<strong>und</strong> eine Dokumentation zum<br />

bisherigen Ingenieurbau-Preis sind im<br />

Internet verfügbar.<br />

www.ingenieurbaupreis.de<br />

Aufschlussreiches Programmheft<br />

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3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />

69


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70 BRÜCKENBAU | 3 . 2012


BRÜCKENBAU<br />

ISSN 1867-643X<br />

4. Jahrgang<br />

Ausgabe 3 . 2012<br />

www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Chefredaktion<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Verlag<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

D-65187 Wiesbaden<br />

Tel.: +49 (0)6 11/84 65 15<br />

Fax: +49 (0)6 11/80 12 52<br />

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Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2012.<br />

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Schmidt & more Drucktechnik GmbH<br />

Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />

Erscheinungsweise <strong>und</strong> Bezugspreise<br />

Einzelheft: 14 Euro<br />

Doppelheft: 28 Euro<br />

Abonnement: Inland (5 Ausgaben) 56 Euro<br />

Ausland (5 Ausgaben) 58 Euro<br />

Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens<br />

ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr,<br />

wenn nicht sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugs-<br />

zeitraums schriftlich gekündigt wird.<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong><br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />

Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form<br />

reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />

Sprache übertragen werden.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />

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