Geh- und Radwegbrücken - zeitschrift-brueckenbau Construction ...
Geh- und Radwegbrücken - zeitschrift-brueckenbau Construction ...
Geh- und Radwegbrücken - zeitschrift-brueckenbau Construction ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe 3 . 2012<br />
<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong><br />
Molebrücke in Dresden-Pieschen Steg Nord am Bahnhof Remscheid<br />
Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd Tiflisbrücke in Innsbruck Seebrücke in Winschoten<br />
Margarete-Müller-Bull-Steg in Esslingen Brücke in Neunkirchen-Sinnerthal<br />
Shuter Street Bridge in Toronto Ritz-Carlton-Hotel-Steg in Toronto Eaton Center Bridge in Calgary<br />
Special: Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
x x x<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU ISSN 1867-643X<br />
1
BRÜCKENBAU<br />
CONSTRUCTION & ENGINEERING<br />
Zum<br />
13. Symposium Brückenbau<br />
lädt die<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />
mit<br />
MixedMedia Konzepts<br />
ins pentahotel nach Leipzig ein.<br />
Kühne Bauwerke ebenso wie umstrittene Bauwerke,<br />
technische Innovationen, Verfahren <strong>und</strong> Berechnungen<br />
werden erläutert <strong>und</strong> vorgestellt <strong>und</strong> sorgen dafür,<br />
dass die Arbeit im eigenen Unternehmen danach<br />
ausgerichtet werden kann.<br />
Unsere Referenten kommen wie immer aus großen<br />
Planungsbüros, Bauunternehmen <strong>und</strong> Hochschulen<br />
sowie von Auftraggebern aus dem In- <strong>und</strong> Ausland.<br />
Wir treffen uns am 19. <strong>und</strong> 20. Februar 2013<br />
im pentahotel Leipzig zu den Fachvorträgen,<br />
hoffen jedoch, Sie, wie gewohnt, bereits<br />
am 18.2.2013 beim Abendessen<br />
begrüßen zu können.<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
Weitere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
Biebricher Allee 11 b<br />
65187 Wiesbaden<br />
Tel.: 0611/98 12 92-0<br />
Fax: 0611/80 12 52<br />
kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
www.mixedmedia-konzepts.de
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
Obwohl manche Begriffe ein klein<br />
bisschen dröge oder trocken klingen,<br />
braucht man sie nicht zwangsläufig<br />
gegen vermeintlich prickelndere Neu-<br />
schöpfungen einzutauschen oder auf<br />
Anglizismen, auf jene w<strong>und</strong>erbaren<br />
Varianten auszuweichen, die sich eine<br />
Handy(!)-Generation als modische Verbal-<br />
attribute inzwischen gerne anzueignen<br />
pflegt. Schließlich bietet die deutsche<br />
Sprache eine mehr als große Fülle an<br />
passenden Vokabeln, die sich zu ebenso<br />
schönen wie zutreffenden Formulierungen<br />
fügen <strong>und</strong> verdichten lassen.<br />
Einem Purismus zu huldigen, der (einige)<br />
Redewendungen allein aus geographischen<br />
Gründen ausgrenzt, ist freilich<br />
nicht minder abwegig, wenn die Frage<br />
einer exakten, der idealen oder (wenigstens)<br />
einer angemessenen Benennung<br />
geklärt werden soll. Um letztendlich zu<br />
einer möglichst schlüssigen Lösung zu<br />
gelangen, bedarf es also des reiflichen<br />
<strong>und</strong> zudem unbefangenen Abwägens von<br />
Bedeutung wie Gesamtzusammenhang,<br />
von Konnotation wie Kontext, <strong>und</strong> zwar<br />
in jedem Einzelfall.<br />
Zum Symbolgehalt von Begriffen<br />
Aspekte der (Selbst-)Einschätzung<br />
von Michael Wiederspahn<br />
Ein Beispiel: »Das 1983 veröffentlichte<br />
Buch ›The Tower and the Bridge‹ vertritt<br />
die These, dass seit der industriellen<br />
Revolution manche herausragenden<br />
Ingenieurbauwerke als Kunstwerke<br />
angesehen werden können, die parallel<br />
zu, aber unabhängig von der Architektur<br />
entstanden sind. Tatsächlich sind in den<br />
letzten zwei Jahrh<strong>und</strong>erten zwei neue<br />
Kunstformen erschienen, ›Structural Art‹<br />
<strong>und</strong> Photographie, beide jeweils parallel<br />
zu ihren älteren Schwesterkünsten<br />
Architektur <strong>und</strong> Malerei. Die Werke der<br />
›Structural Art‹ entspringen der Vorstellungskraft<br />
des Ingenieurs auf der Suche<br />
nach eleganten Formen, der sie innerhalb<br />
der Grenzen Effizienz in der Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit im Bau erarbeiten<br />
muss. (…) Der Begriff ›Structural Art‹ lässt<br />
sich nicht zufriedenstellend ins Deutsche<br />
übersetzen, da die Bezeichnungen<br />
›Ingenieurbaukunst‹ oder ›Bauingenieurkunst‹<br />
den Sinn nicht adäquat wiedergeben.<br />
Der englische Ausdruck wird<br />
daher verwendet.« Wer wollte anzweifeln,<br />
was David P. Billington <strong>und</strong> Nicolas<br />
Janberg vor knapp 14 Jahren in <strong>und</strong> für<br />
Nummer 3∙1998 unserer Zeitschrift für<br />
Baukultur thematisiert haben, zumal sie<br />
in ihrem Aufsatz »Die Ästhetik moderner<br />
Schrägseilbrücken« die Kriterien der<br />
»Structural Art« genau definieren?<br />
Im Unterschied zu einer solchen Wort-<br />
bildung, die durchaus berechtigt ist, weil<br />
sie auf einer wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />
Zu- <strong>und</strong> Einordnung beruht, haben es<br />
bereits etablierte Charakterisierungen<br />
natürlich schwerer – wie etwa »Tragwerksplanung«.<br />
Mit Ansehen <strong>und</strong> Aussagekraft<br />
dieses Terminus technicus müss(t)en<br />
sich Bauingenieure daher eingehender<br />
beschäftigen, dient er doch zur formaljuristisch<br />
korrekten Konkretisierung eines<br />
ihrer originären Tätigkeitsfelder. Aber<br />
spiegelt er auch dessen Bandbreite wider,<br />
zeigt er sozusagen die Vielfalt aller Auf-<br />
gaben, ja das enorme Spektrum an<br />
spannenden Herausforderungen, die<br />
Tragwerksplaner meist zu bewältigen<br />
haben? Und wie verhält es sich mit<br />
seiner »Außenwirkung« auf Bauherren,<br />
Architekten oder Laien?<br />
E D I TO R I A L<br />
Wer von ihnen vermutet hinter einer<br />
derart nüchtern, fast schon reduziert<br />
erscheinenden Bezeichnung überhaupt<br />
(noch) markante <strong>und</strong> de facto reizvolle<br />
»Aspekte« wie unter anderem Phantasie<br />
<strong>und</strong> Forschergeist? Werden Ingenieure<br />
deshalb oft nur als hochspezialisierte<br />
Erfüllungsgehilfen, lediglich als reine<br />
Zulieferer, nicht selten sogar als »Rechenknechte«<br />
betrachtet? Oder, um aus der<br />
Erörterung »Erfinden <strong>und</strong> Konstruieren«<br />
zu zitieren, die Jörg Schlaich für Heft<br />
3∙2002 der [Umrisse] verfasst hat:<br />
»Merken sie nicht mehr, dass sie (…)<br />
den schönsten Teil ihres Berufes, das<br />
Entwerfen, verspielen <strong>und</strong> damit das<br />
Image ihres Berufes <strong>und</strong> seine Attraktivität<br />
für einen kreativen Nachwuchs<br />
ruinieren?«<br />
Hier wird indessen nicht der ohnehin<br />
zwecklose Versuch unternommen,<br />
irgendwelche Begriffe einfach gegeneinander<br />
auszuwechseln, sondern weit<br />
eher daran erinnert, dass Qualitäten<br />
anschaulich zu machen, Anliegen wie<br />
Inhalte gleichsam offensiv zu vertreten<br />
sind – gerade im Brückenbau als einer<br />
Disziplin, in der Ingenieure per se die<br />
Federführung innehaben (sollten).<br />
Welche Perspektiven <strong>und</strong> Konzepte auf<br />
die Weise realisierbar werden, präzisieren<br />
wiederum die nachfolgend dokumentierten,<br />
in puncto Gestalt <strong>und</strong> (Trag-)Struktur<br />
wahrlich überzeugenden <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Radwegbrücken</strong>.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
3
Zum zweiten Mal lobt die<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />
mit<br />
MixedMedia Konzepts<br />
einen Ideenwettbewerb aus.<br />
Lärmschutzwände<br />
sind diesmal das große Thema.<br />
Ingenieure, Architekten, Planer, Studierende <strong>und</strong> ausführende<br />
Unternehmen sind aufgerufen, zukunftsweisende Ideen <strong>und</strong><br />
Konzepte für Lärmschutzwände zu entwickeln <strong>und</strong> einzureichen,<br />
die höchste Ansprüche erfüllen – in puncto Ästhetik, Technik,<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Im Rahmen unserer Zeitschriften <strong>und</strong> Symposien engagieren<br />
wir uns seit Jahren für mehr Baukultur bei Ingenieurbauwerken –<br />
<strong>und</strong> dazu gehören selbstverständlich auch Lärmschutzwände<br />
an Bahnanlagen, Autobahnen, Schnell- <strong>und</strong> Stadtstraßen.<br />
Mit unserem Ideenwettbewerb wollen wir daher zur<br />
(weiteren) Qualitätsverbesserung im Infrastrukturbereich<br />
beitragen.<br />
Eine unabhängige <strong>und</strong> hochkarätig besetzte Fachjury<br />
wird alle eingesandten Entwürfe beurteilen.<br />
Die Ausschreibungsunterlagen stehen ab dem 2. Mai 2012<br />
im Internet unter www.mixedmedia-konzepts.de zum<br />
Download zur Verfügung.<br />
Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: 0611/98 12 920 | Fax: 0611/80 12 52 |<br />
kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de | www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de<br />
Neuer Termin<br />
Wir konnten für diesen Wettbewerb<br />
einen Partner gewinnen.<br />
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir<br />
deshalb die Ausschreibungsunterlagen<br />
nicht am 2. Mai, sondern erst am<br />
16. Mai 2012 zum Dowload<br />
online stellen.<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts
Editorial<br />
3 Aspekte der (Selbst-)Einschätzung<br />
Michael Wiederspahn<br />
<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong><br />
6 Der schreitende Pylon<br />
Frank Schwenke, Michael Erler<br />
14 Komplettierung eines Brückenensembles<br />
Manfred Feyerabend<br />
18 Schwungvoll über die Rems<br />
Andreas Keil, Michael Werwigk<br />
22 Querung einer Flussmündung<br />
Thomas Sigl, Hans Peter Gruber<br />
27 Holzbrückenbau 3.0 als Weiterentwicklung<br />
Frank Miebach<br />
32 Blattfeder zwischen Park <strong>und</strong> Stadt<br />
Sven Plieninger, Christiane Sander, Andreas Hahn<br />
37 Erneuerung einer Fußgängerüberführung<br />
Wolfgang Müll<br />
40 Brücken aus Glas <strong>und</strong> Stahl<br />
Armin Franke<br />
Special<br />
46 Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />
Sebastian Schultheis<br />
Aktuell<br />
54 Zwölftes Symposium Brückenbau in Leipzig<br />
Siegfried Löffler<br />
57 Produkte <strong>und</strong> Projekte<br />
60 Software <strong>und</strong> IT<br />
61 Nachrichten <strong>und</strong> Termine<br />
69 Branchenkompass<br />
71 Impressum<br />
I N H A LT<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
5
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Die Molebrücke Dresden-Pieschen<br />
Der schreitende Pylon<br />
von Frank Schwenke, Michael Erler<br />
1 Blick von Pieschen auf die Altstadtsilhouette<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
Der Elbradweg zählt zu den beliebtesten<br />
touristischen Fernradwanderwegen<br />
Deutschlands. In der<br />
Ortsdurchfahrt Dresden kommt ihm<br />
zusätzlich erhebliche Bedeutung<br />
für den öffentlichen Fußgänger-<br />
<strong>und</strong> Radverkehr sowie die Naherholung<br />
zu. Dem Ziel einer<br />
möglichst elbnahen Führung des<br />
Radweges folgend, galt es, in<br />
Dresden-Pieschen eine Lücke im<br />
Bereich des Elbehafens zu schließen,<br />
um die verkehrlich ungünstige<br />
Lage neben einer stark befahrenen<br />
Stadtstraße aufzulösen. Mit dem<br />
Bau der Molebrücke Pieschen<br />
wurde nun der Sprung vom<br />
Pieschener Winkel über die Hafenzufahrt<br />
zur Hafenmole realisiert.<br />
Der zweiachsig symmetrische<br />
gespreizte A-Pylon symbolisiert<br />
diesen Schritt über das Wasser<br />
<strong>und</strong> ist inzwischen ein markantes<br />
Wahrzeichen des Stadtteils.<br />
6 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Eine Idee muss reifen<br />
Das Suchwort »Elberadweg« erbringt<br />
ungefähr 458.000 Einträge bei Google,<br />
vermutlich kann dieses Ergebnis kein<br />
anderer Radweg Deutschlands übertreffen.<br />
Die Fahrt entlang dem Fluss<br />
erfreut sich großer Beliebtheit bei einer<br />
stetig wachsenden Zahl von Aktivurlaubern.<br />
Auch wenn der Trend zum Radtourismus<br />
Anfang der 1990er Jahre noch<br />
nicht so ausgeprägt war, hat die Stadt<br />
Dresden frühzeitig auf die nach der<br />
Wende stark ansteigende Nutzung des<br />
Elbraumes reagiert. Spaziergänger,<br />
Radfahrer, Jogger sowie Inlineskater<br />
nutzen die Wege auf beiden Seiten des<br />
Flusses <strong>und</strong> freuen sich über jeden<br />
Schluss vorhandener Lücken <strong>und</strong> die<br />
Beseitigung mancher Holperstrecke.<br />
Bereits 1995 setzte sich der Ortsbeirat<br />
des Dresdner Stadtteils Pieschen dafür<br />
ein, das Elbufer stärker erlebbar zu<br />
machen. Man träumte von einem »Balkon<br />
für Pieschen« mit Blick auf den Fluss <strong>und</strong><br />
die malerische Altstadtsilhouette.<br />
Realisiert werden sollte dies durch die<br />
Führung des Elbradweges über die Mole<br />
des Pieschener Hafens <strong>und</strong> eine Brücke<br />
über die Hafeneinfahrt. Denn bisher<br />
waren Spaziergänger <strong>und</strong> Radfahrer<br />
gezwungen, auf einer Länge von etwa<br />
1 km einen straßenbegleitenden <strong>Geh</strong>-<br />
<strong>und</strong> Radweg entlang der Leipziger Straße<br />
zu nutzen, um das Hafengelände zu<br />
passieren: bei einer Verkehrsbelastung<br />
von etwa 20.000 Kfz/24 h auf der städti-<br />
schen Hauptverkehrsstraße, zahlreichen<br />
Engstellen <strong>und</strong> Nutzungskonflikten<br />
mit Geschäften <strong>und</strong> Haltepunkten des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs nicht<br />
wirklich eine attraktive Route.<br />
So wurde mit Beschluss des Stadtrates<br />
zum Rahmenplan Nr. 763 (Ostragehege<br />
V 1859-49-1996) vom 5. Dezember 1996,<br />
welcher die Sicherung der öffentlichen<br />
Nutzung des rechtselbischen Ufers fest-<br />
schrieb, die Gr<strong>und</strong>lage für eine planerische<br />
Umsetzung geschaffen. Doch die<br />
Aufstellung eines Bebauungsplanes<br />
gestaltete sich schwieriger als gedacht,<br />
da infolge der Eigentumsverhältnisse<br />
der betroffenen Flächen (Wasserstraßen-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsamt als B<strong>und</strong>esbehörde)<br />
<strong>und</strong> der zu berücksichtigenden Belange<br />
von Anliegern <strong>und</strong> Nutzern keine einver-<br />
nehmliche Lösung gef<strong>und</strong>en werden<br />
konnte.
Es dauerte fünf Jahre, bis nach umfangreichen<br />
Variantenuntersuchungen,<br />
unterstützt durch Umwelterheblichkeitsbetrachtungen,<br />
die Linienführung des<br />
Radweges über die Mole durch einen<br />
Beschluss des Stadtrates bestätigt<br />
werden konnte. Danach sollten aber<br />
weitere neun Jahre vergehen, bis der<br />
Traum von der Elbpromenade am<br />
Pieschener Hafen Wirklichkeit wurde.<br />
2 Der Standort<br />
2.1 Variantenuntersuchung<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der bestätigten<br />
Trassenführung des Elbradweges im<br />
betrachteten Abschnitt wurden im<br />
Rahmen einer Vorplanung verschiedene<br />
Standortvarianten für die Brücke über<br />
den Pieschener Hafen unter Berücksichtigung<br />
der maßgeblichen Schifffahrtsbedingungen<br />
untersucht.<br />
2.2 Standort 1<br />
Dieser Standort folgte der Anregung<br />
des Ortsamtes Pieschen zur Fortführung<br />
einer Sichtachse in Verlängerung der<br />
Rehefelder Straße in Richtung Elbe mit<br />
dem erhofften städtebaulichen Effekt für<br />
eine Öffnung der Siedlungsstrukturen<br />
in jenem Bereich.<br />
Allerdings ließ die Freihaltung des<br />
geforderten Schifffahrtsprofils eine<br />
niveaugleiche Anbindung der Brücke<br />
an die Leipziger Straße nicht zu. Bei<br />
Gewährleistung einer maximalen<br />
Rampenneigung von 6 % hätte sich die<br />
Notwendigkeit der Anordnung einer<br />
parallelen Rampe zur Leipziger Straße<br />
mit einer Länge über 20 m ergeben. Statt<br />
der erhofften Öffnung des Straßenzuges<br />
zum Fluss hin wäre der Blick auf den Fluss<br />
durch einen massiven Querriegel verstellt<br />
worden. Die alternativ erwogene Idee<br />
einer Hubbrücke wurde nicht ernsthaft<br />
weiterverfolgt.<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
2 Luftbild mit Standortvarianten<br />
© Google Earth<br />
2.3 Standort 2<br />
Die Variante einer rechtwinkligen<br />
Anordnung stellte die kürzeste Verbindung<br />
zwischen der Molenspitze <strong>und</strong> der<br />
Leipziger Straße dar. Für diese Variante<br />
wäre die geringste Brückenlänge erfor-<br />
derlich gewesen, so dass sie allein aus<br />
wirtschaftlichen Gründen zu untersuchen<br />
war. Allerdings waren die städtebaulichen<br />
Nachteile aufgr<strong>und</strong> der ebenfalls<br />
erforderlichen Parallelrampe zur Leipziger<br />
Straße mit denen des Standortes 1<br />
vergleichbar, hinzu kam ein Standortkonflikt<br />
mit einer vorhandenen Haltestelle<br />
der Straßenbahn.<br />
Beide Varianten hatten darüber hinaus<br />
den wesentlichen Nachteil, dass vor <strong>und</strong><br />
nach der Brücke jeweils ein fast rechtwinkliges<br />
Abbiegemanöver für Radfahrer<br />
erforderlich gewesen wäre. Vermutlich<br />
hätte schon darin erhebliches Konfliktpotential<br />
gelegen.<br />
2.4 Standort 3<br />
Diese Variante geht von der nahezu<br />
geradlinigen Verlängerung des Elbrad-<br />
<strong>und</strong> Wanderweges von der Spitze der<br />
Hafenmole in Richtung Kötzschenbrodaer<br />
Straße aus. Zwangsläufig erfordert sie<br />
die längste Brücke aller Standortvarianten,<br />
gewährleistet jedoch durch die<br />
gestreckte Führung am besten die<br />
Funktionalität als Radweg sowie als<br />
Element des touristischen Wegenetzes.<br />
Im Gegensatz zu den Standorten 1 <strong>und</strong> 2<br />
kann die Brücke aufgr<strong>und</strong> der größeren<br />
Entwicklungslänge der Rampen niveaugleich<br />
an die Leipziger Straße ange-<br />
b<strong>und</strong>en werden. Der Übergang zur Mole<br />
wird mittels einer Rampe realisiert,<br />
die, ursprünglich massiv geplant, in<br />
Auswertung des Hochwassers 2002 als<br />
aufgeständerte Konstruktion den<br />
Brückenquerschnitt fortführt.<br />
Der Standortvariante 3 wurde aus fol-<br />
genden Gründen der Vorzug gegeben:<br />
– Beste Gewährleistung der Funktionalität<br />
durch die direkte Führung<br />
entlang der Elbe <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />
der geplanten rechtselbischen<br />
Verlängerung hinter dem Ballhaus<br />
Watzke in Richtung Kötzschenbrodaer<br />
Straße.<br />
– Möglichkeit zur Schaffung neuer<br />
Sichtbeziehungen auf die Stadt-<br />
silhouette direkt von der Brücke.<br />
– Optimale Gradientenführung macht<br />
die Ausbildung von Parallelrampen an<br />
der Leipziger Straße überflüssig.<br />
– Minimierung der baulichen Eingriffe<br />
in die historische Ufermauer an der<br />
Leipziger Straße.<br />
– Trotz größerer Brückenlänge ergeben<br />
sich somit nur moderat erhöhte Bau-<br />
kosten im Vergleich zu den kürzeren<br />
Varianten.<br />
Die Untersuchungsergebnisse wurden<br />
mit allen Trägern öffentlicher Belange<br />
intensiv abgestimmt <strong>und</strong> 2002 vom<br />
Ausschuss für Stadtentwicklung <strong>und</strong><br />
Bau bestätigt, so dass das F<strong>und</strong>ament für<br />
die eigentliche Brückenplanung gelegt<br />
war.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
7
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
3 Die Formfindung<br />
Im Rahmen der Standortdiskussion zur<br />
Trassenfindung wurden unter Mitwirkung<br />
eines Architekten bereits mögliche<br />
Konstruktionsvarianten skizzenhaft<br />
untersucht. Rasch war klar, dass wegen<br />
der zu berücksichtigenden Zwangspunkte<br />
(Schifffahrtsprofil, Anbindepunkte in<br />
Lage <strong>und</strong> Höhe) obenliegende Tragwerke<br />
mit schlanken Brückenträgern zu favo-<br />
risieren waren. In einem ersten Planungsschritt<br />
wurden folgende Varianten in<br />
gestalterischer <strong>und</strong> städtebaulicher<br />
Hinsicht untersucht <strong>und</strong> bewertet:<br />
– Variante A: Tragseilkonstruktion mit<br />
vier Monopylonen;<br />
– Variante B: Tragseilkonstruktion mit<br />
zwei Monopylonen (je ein Pylon<br />
einseitig);<br />
– Variante C: Tragseilkonstruktion mit<br />
einem Pylon;<br />
– Variante D: Bogenbrücke mit zwei<br />
seitlichen Bögen.<br />
Naturgemäß ist es im innerstädtischen<br />
Bereich bei einer Vielzahl von Beteiligten<br />
nicht immer ganz einfach, eine gemeinsame<br />
Vorzugsvariante herauszuarbeiten.<br />
8 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Obwohl das Konfliktpotential der<br />
Waldschlößchenbrücke bei weitem<br />
nicht erreicht wurde, so gab es auch in<br />
Pieschen angeregte Diskussionen um das<br />
Für <strong>und</strong> Wider der einzelnen Varianten:<br />
auf der einen Seite den Wunsch nach<br />
einem Wahrzeichen, auf der anderen<br />
Seite den nach einer Brücke, die man<br />
nach Möglichkeit nicht sieht. Bekanntlich<br />
ist der zweite Wunsch bis auf weiteres<br />
noch nicht erfüllbar, aber dem Anspruch,<br />
den Blick auf Fluss <strong>und</strong> Altstadt nicht zu<br />
verbauen, wollte man gerecht werden.<br />
So wurde einer asymmetrischen Schräg-<br />
seilkonstruktion mit einem Pylon am Ufer<br />
der Leipziger Straße der Vorzug gegeben.<br />
Für diese Vorzugsvariante wurden in<br />
einem zweiten Planungsschritt folgende<br />
drei Untervarianten konstruktiv durchgearbeitet<br />
<strong>und</strong> statisch untersucht:<br />
– Variante C 1: A-Pylon, einachsig<br />
symmetrisch gespreizt;<br />
– Variante C 2: A-Pylon, zweiachsig<br />
symmetrisch gespreizt;<br />
– Variante C 3: Monopylon, zweiachsig<br />
exzentrisch geneigt.<br />
Die Variante C 2, eine Schrägseilbrücke<br />
mit einem zweiachsig symmetrisch<br />
gespreizten A-Pylon, kristallisierte sich<br />
dabei als eindeutiger Favorit heraus. Zum<br />
einen, weil es eine wenig schwingungsanfällige,<br />
allen konstruktiven Anforderungen<br />
gerecht werdende Lösung war,<br />
<strong>und</strong> zum anderen, weil die Spreizung<br />
des Pylons auch längs der Brücke die<br />
Anordnung seines F<strong>und</strong>aments in Fahrt-<br />
richtung der ein- <strong>und</strong> ausfahrenden<br />
Schiffe ermöglichte. Damit war die Idee<br />
des »schreitenden Pylons« geboren, also<br />
eines Pylons, der nicht nur die Brücke<br />
trägt, sondern zugleich den Schritt über<br />
das Wasser symbolisiert.<br />
Die Erlangung der Zustimmung des<br />
Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes zu dieser<br />
Lösung bedurfte nun keiner großen<br />
Sprünge mehr. Die positive Entscheidung<br />
der Landeshauptstadt Dresden zur Vor-<br />
zugslösung wurde dann im Ausschuss<br />
für Stadtentwicklung am 12. März 2003<br />
getroffen.<br />
3 A-Pylon, zweiachsig symmetrisch gespreizt<br />
© EIBS GmbH<br />
4 Monopylon, zweiachsig exzentrisch gespreizt<br />
© EIBS GmbH
5 6 7 Ansicht, Längsschnitt, Draufsicht<br />
© EIBS GmbH<br />
4 Die Konstruktion<br />
4.1 Gründung <strong>und</strong> Unterbauten<br />
4.1.1 Widerlager Leipziger Straße<br />
Die Gründung erfolgt im unteren Drittel<br />
der aus Sandsteinquadern bestehenden<br />
Ufermauer mittels Mikroverpresspfählen,<br />
die die Zugkräfte der zum Widerlager<br />
geführten Ankerseile aufnehmen. Die<br />
sich anschließende Stahlbetonkonstruktion<br />
<strong>und</strong> die ergänzenden Flügelwände<br />
werden flach gegründet.<br />
Für die Herstellung der Seilabspannung<br />
des Pylons wird ein luftdicht verschweißtes<br />
Rohr mit einer außenliegenden<br />
Anschlusskonstruktion in das Widerlager<br />
einbetoniert, der Aussteifungsträger ist<br />
in das Widerlager eingespannt. Die<br />
bastionsartige Aufweitung im Anschlussbereich<br />
an die vorhandene Ufermauer<br />
schafft einen großzügigen Übergang, der<br />
die Möglichkeit zum Verweilen bietet.<br />
4.1.2 Pylon<br />
Die Gründung des Pylons erfolgte als<br />
Flachgründung auf Unterwasserbeton<br />
in einem Sp<strong>und</strong>wandkasten in den<br />
anstehenden Flusssanden <strong>und</strong> -kiesen.<br />
Die den Pylon tragende Pfeilerscheibe<br />
hat einen elliptischen, sich nach oben<br />
verjüngenden Gr<strong>und</strong>riss, durch ihre<br />
uferparallele Ausrichtung wird das<br />
Anprallrisiko für ein- bzw. ausfahrende<br />
Schiffe erheblich reduziert. Es entsteht<br />
ein Winkel von ca. 50 gon zwischen der<br />
Achse des Versteifungsträgers <strong>und</strong> der<br />
des Pfeilers, damit ergibt sich ein Schritt-<br />
maß der Pylonfüße von 6,40 m in Längs-<br />
richtung der Brücke.<br />
Aus gestalterischen Gründen war ur-<br />
sprünglich die Verblendung der Pfeilerscheibe<br />
mit Sandstein vorgesehen, um<br />
einen optischen Alterungsprozess zur<br />
Anpassung an das vorhandene Ufermauerwerk<br />
<strong>und</strong> einen gewissen Schutz<br />
vor Graffiti zu erreichen. Die Umstellung<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
auf Sichtbeton mit einer Gliederung<br />
durch eingelegte Trapezleisten im Zuge<br />
der Bauausführung hat leider den Beleg<br />
dafür erbracht, dass dem Gestaltungswillen<br />
der Sprayer nur wenig entgegengesetzt<br />
werden kann.<br />
4.1.3 Podest <strong>und</strong> Stützen<br />
Die Gründungen auf der Mole werden<br />
als Tiefgründung mit Verpresspfählen<br />
realisiert. Vertikal bzw. im Neigungsverhältnis<br />
von 10:1 <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>riss<br />
versetzt angeordnete Bohrpfähle mit<br />
d ≥ 150 mm durchfahren die Mole<br />
<strong>und</strong> leiten die Gründungslasten in die<br />
tragfähigen Flusskiese ein. Stahlbetonf<strong>und</strong>amente<br />
stellen die Verbindung<br />
zu den Stahlrohrstützen her, die das<br />
Rampenbauwerk tragen. Die Rohrstützen<br />
erhalten ein mit 6 % geneigtes Abschlussblech,<br />
das mit dem Bodenblech des<br />
Überbaues verschweißt wird.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
9
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
4.1.4 Widerlager Mole<br />
Das Widerlager am Ende der Rampenbrücke<br />
bildet den Übergang zum Rad-<br />
wegausbau auf der Mole. Es besteht aus<br />
Stahlbeton <strong>und</strong> ist ebenfalls auf vertikalen<br />
Verpresspfählen tief gegründet. Der<br />
Versteifungsträger ist in das Widerlager<br />
eingespannt.<br />
In Auswertung des Hochwassers 2002,<br />
bei dem die Mole ca. 4 m hoch über-<br />
flutet war, wurde der an das Widerlager<br />
anschließende Radweg konstruktiv durch<br />
einen Stahlbetontrog eingefasst. Dieser<br />
wird formschlüssig in das Deckmauerwerk<br />
der Mole eingefügt <strong>und</strong> soll Kolk-<br />
schäden im Falle weiterer Hochwasserereignisse<br />
verhindern.<br />
9<br />
11<br />
10 Perspektive (unterstrom) bei Tag <strong>und</strong> Nacht<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
12 Aussichtsplattform bei Tag <strong>und</strong> Nacht<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
10 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
8 Regelquerschnitt<br />
© EIBS GmbH<br />
4.2 Überbau<br />
Die Tragkonstruktion besteht aus einem<br />
verwindungssteifen, luftdicht verschweißten,<br />
vollwandig ausgebildeten<br />
Stahlhohlkasten. Die Vorzüge dieses<br />
Querschnittes liegen in seiner geringen<br />
Schwingungsanfälligkeit gegenüber<br />
Erregerfrequenzen.<br />
Im Bereich der Hafeneinfahrt befindet<br />
sich der Überbau in einer Kuppenausr<strong>und</strong>ung<br />
H K = 1.050 m mit anschließenden<br />
Längsneigungen von 4 % in Richtung<br />
<strong>Geh</strong>bahn Leipziger Straße <strong>und</strong> 3,30 %<br />
zum Zwischenpodest auf der Molespitze.<br />
Der zweite Teil der Tragkonstruktion hat<br />
ab dem Podest ein konstantes Längsgefälle<br />
von 6 % in Richtung Radweg auf<br />
der Mole.
Der Aussteifungsträger der Schrägseilkonstruktion<br />
wurde am Widerlager<br />
Leipziger Straße biegesteif eingespannt,<br />
am Pylon auf zwei Elastomerlagern<br />
gelagert sowie mit der Rohrstütze der<br />
Aussichtsplattform verschweißt. <strong>Geh</strong>alten<br />
wird der Träger im Bereich der Hafen-<br />
einfahrt durch sechs am Pylon befestigte<br />
Seilpaare, vier im Bereich der Hauptöffnung<br />
sowie je ein Paar in der Randöffnung<br />
<strong>und</strong> als Rückhängung zum<br />
Widerlager. Als Anschlagmittel dienen<br />
Gabelseilhülsen, konische Vergusshülsen<br />
mit Innengewinde <strong>und</strong> Gewindestangen<br />
in Verbindung mit voll verschlossenen<br />
Spiralseilen, die Verbindung zum Aus-<br />
steifungsträger ist mit diesen durchdringenden<br />
Stahlrohren hergestellt<br />
worden.<br />
Die Rampenbrücke ist ebenfalls am<br />
Widerlager eingespannt, mit den Rohr-<br />
stützen verschweißt <strong>und</strong> liegt am Podest<br />
auf zwei Elastomerlagern auf. Der Ver-<br />
steifungsvollwandträger besteht aus<br />
Boden- <strong>und</strong> Fahrbahnblechen sowie aus<br />
trapezförmigen Randabschlussblechen,<br />
Quer- <strong>und</strong> Längsschotten der Stahlgüte<br />
S 355 J2 G3. Das Deckblech des Kastenträgers<br />
wurde gemäß ZTV-KOR beschichtet<br />
<strong>und</strong> mit Quarzsand abgestreut. Diese<br />
Beschichtung bildet den endgültigen<br />
Fahrbahnbelag.<br />
Die Oberflächenentwässerung der Brücke<br />
ist über die Längsneigungen gewährleistet.<br />
Der Hochpunkt der Gradiente liegt<br />
in der Mitte der Hafeneinfahrt. Der erste<br />
Abschnitt entwässert in eine Rinne an<br />
der <strong>Geh</strong>bahn Leipziger Straße, der andere<br />
Teil in Richtung Podest. Das Oberflächenwasser<br />
auf dem anschließenden Überbau<br />
der Rampenbrücke wird über eine Rinne<br />
am Molewiderlager abgeleitet. Als<br />
Absturzsicherung wurde ein durchgehend<br />
1,30 m hohes Geländer auf der<br />
Brücke sowie dem angrenzenden Mole-<br />
radweg angeordnet. Zur Erhöhung der<br />
Transparenz erhielt das Brückengeländer<br />
eine leichte Drahtnetzfüllung.<br />
In Umsetzung des abgestimmten<br />
Gestaltungs-, Sicherheits- <strong>und</strong> Ausstattungskonzeptes<br />
wurde von der <strong>Geh</strong>bahn<br />
der Leipziger Straße bis zum Podest auf<br />
der Mole eine Beleuchtung mit LED-<br />
Leuchtmitteln in Modulbauweise in den<br />
flussseitigen Handlauf des Geländers<br />
integriert. Das LED-System ist wartungsfre<strong>und</strong>lich,<br />
besitzt eine hohe Lebensdauer<br />
sowie eine nachgewiesene<br />
Insektenverträglichkeit, welche einer<br />
besonderen Forderung nach der Berück-<br />
sichtigung von Umweltschutzbelangen<br />
im FFH-Gebiet Rechnung trug.<br />
4.3 Pylon<br />
Das obere Drittel des Pylons besteht aus<br />
zwei parallelen, durch Aussteifungen<br />
miteinander verb<strong>und</strong>enen Stahlrohren,<br />
die eine symmetrische Konstruktion der<br />
beiden Seilebenen ermöglichen. Auf die<br />
Höhe der unteren zwei Drittel werden<br />
die Rohre in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung<br />
zum zweiachsig symmetrischen A-Pylon<br />
aufgespreizt, so dass sich je nach Stand-<br />
punkt des Betrachters der Eindruck des<br />
»Ausschreitens« ergibt.<br />
Der Auflagerquerträger zwischen den<br />
Pylonfüßen, auf dem der Versteifungsträger<br />
aufliegt, hat ebenfalls einen<br />
Rohrquerschnitt. Die Verbindung zur<br />
Pfeilerscheibe wird durch Schraubverbindungen<br />
hergestellt. Das Bauwerk<br />
ist wegen seiner exponierten Lage mit<br />
einem Blitzschutz versehen.<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
14 Gestalt des Pylons<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
13 Pylonkopfdetail<br />
© EIBS GmbH<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
11
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
5 Das Ergebnis<br />
Von der Idee zum fertigen Bauwerk hat es<br />
ca. 15 Jahre gedauert. Grob betrachtet,<br />
lässt sich dieser Zeitraum etwa hälftig auf<br />
das Ringen um das Baurecht <strong>und</strong> um die<br />
Finanzierung aufteilen. Wie so oft war die<br />
eigentliche Bauausführung dann relativ<br />
zügig vollbracht. Vor allem dem uner-<br />
12 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
15 Vom Ostragehege zum anderen Elbufer …<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
müdlichen Einsatz des Pieschener<br />
Ortsamtsleiters ist es zu danken, dass<br />
trotz aller aufgetretenen Probleme<br />
(differente Eigentümer- <strong>und</strong> Anliegerinteressen,<br />
FFH-Gebietseinstufung,<br />
Hochwasserereignis 2002) immer am<br />
Ziel festgehalten wurde.<br />
Obwohl die Fertigstellung der Brücke<br />
am 9. November 2010 in eine radlerunfre<strong>und</strong>liche<br />
Jahreszeit gefallen ist,<br />
hat das der Akzeptanz des Bauwerkes<br />
keinen Abbruch getan. Insbesondere die<br />
Anwohner der Umgebung haben rasch<br />
von ihr Besitz ergriffen. Mit Fug <strong>und</strong><br />
16 Erscheinungsbild von der Leipziger Straße<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
17 Blick zur Mole<br />
© Ernst-Ulrich Unger
18<br />
19 »Undine« am alten <strong>und</strong> neuen Standort<br />
© Ernst-Ulrich Unger<br />
Recht kann man davon sprechen, dass<br />
der Traum vom »Balkon von Pieschen«<br />
in Erfüllung gegangen ist. Und wenn<br />
sich Spaziergänger <strong>und</strong> Radfahrer<br />
bei schönem Wetter die Brücke teilen<br />
müssen, dann merkt man schnell, dass<br />
3 m recht schmal sein können. Zum Glück<br />
gibt es aber auf der Aussichtsplattform<br />
die Möglichkeit, zur Seite zu treten, um<br />
ein Foto zu machen oder einfach auf den<br />
Fluss oder die Altstadt zu schauen.<br />
Die vormals einsam auf der Mole ver-<br />
weilende Flachstahlskulptur »Undine«<br />
hat zwar ihren Platz für die Brücke<br />
räumen müssen, aber dafür am Widerlager<br />
Leipziger Straße ein neues, etwas<br />
lebhafteres Domizil gef<strong>und</strong>en. Unterstellen<br />
wir einfach, dass sie sich auch<br />
dort wohl fühlt.<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Frank Schwenke<br />
Dipl.-Ing. Michael Erler<br />
EIBS GmbH,<br />
Dresden<br />
Bauherr<br />
Landeshauptstadt Dresden,<br />
vertreten durch Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt<br />
Entwurfs- <strong>und</strong> Ausschreibungsplanung<br />
EIBS GmbH, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Michael Erler<br />
Dipl.-Ing. René Hagen<br />
Baugestalterische Beratung<br />
Kaulfersch Architekten, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Norbert Kaulfersch<br />
Ausführungsplanung<br />
Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner,<br />
Beratende Ingenieure VBI, GmbH, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Christian Anistoroaiei<br />
Prüfingenieur<br />
Prof. Dr.-Ing. Karsten Geißler, Berlin<br />
Ausführung<br />
Hentschke Bau GmbH, Bauten<br />
ZSB Zwickauer Sonderstahlbau GmbH, Zwickau<br />
Ledia GL<br />
Anspruch<br />
Funktionalität <strong>und</strong><br />
handwerkliche<br />
Höchstleistung:<br />
die Geländerleuchte<br />
von Hess hält den<br />
härtesten Bedingungen<br />
stand <strong>und</strong> zeichnet sich<br />
durch einen minimalen<br />
Wartungs- bzw.<br />
Pflegeaufwand aus.<br />
GestAltunG<br />
Eine Formsprache<br />
für Orte mit Charakter:<br />
Hess gestaltet<br />
Städte – mit seinem<br />
umfassenden Leuchtenprogramm<br />
<strong>und</strong><br />
dem perfekt darauf<br />
abgestimmten Stadtmobiliar-Sortiment.<br />
x x x<br />
Anspruch + GestAltunG<br />
3 . www.hess.eu<br />
2012 | BRÜCKENBAU<br />
13
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Der »Steg Nord« am Bahnhofsareal Remscheid<br />
Komplettierung eines Brückenensembles<br />
von Manfred Feyerabend<br />
Der »Steg Nord« bildet zusammen<br />
mit dem bereits zwei Jahre zuvor<br />
erstellten »Steg Süd« nun das<br />
Brückenensemble, welches zum<br />
Signet des neugeschaffenen Einzel-<br />
handelszentrums am revitalisierten<br />
Bahnhofsareal in Remscheid <strong>und</strong><br />
zu dessen Namenspaten wurde<br />
(»Brückencenter«). Der Steg Nord<br />
lehnt sich in Form <strong>und</strong> Konstruktion<br />
an den Steg Süd an, ohne ihn direkt<br />
zu kopieren, denn das zusammengehörige<br />
Gestaltungsprinzip wird<br />
hier hinsichtlich der individuellen<br />
Randbedingungen variiert. Die<br />
Stadt Remscheid hat damit in<br />
mehrerer Hinsicht attraktive<br />
Wegeverbindungen zwischen<br />
verschiedenen Stadtteilen <strong>und</strong><br />
Verkehrsinfrastrukturen.<br />
2 Steg Nord<br />
© Manfred Feyerabend<br />
14 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Steg Süd<br />
© Manfred Feyerabend<br />
1 Allgemeines<br />
Der Bahnhofsbereich der Stadt Remscheid<br />
entsprach schon länger nicht mehr<br />
den aktuellen Anforderungen, weshalb<br />
im Jahre 2002 von der Stadt ein entsprechender<br />
städtebaulicher Wettbewerb<br />
ausgeschrieben wurde. Diesen Wettbewerb<br />
konnte das Team aus dem Architekturbüro<br />
PASD Feldmeier . Wrede, Hagen,<br />
<strong>und</strong> den Landschaftsarchitekten DTP<br />
Davids Terfrüchte + Partner, Essen, für<br />
sich entscheiden.<br />
Ein Hauptmerkmal des Siegerentwurfs<br />
war das Schaffen neuer Wegeverbindungen,<br />
die über zwei neue Fußgängerbrücken<br />
gewährleistet werden sollten:<br />
den Steg Nord <strong>und</strong> den Steg Süd. Über<br />
den Steg Süd, der bereits im Jahre 2009<br />
der Öffentlichkeit übergeben wurde,<br />
ist bereits in [1] berichtet worden; im<br />
Folgenden wird der zwei Jahre später<br />
realisierte Steg Nord vorgestellt.<br />
2 Tragwerksentwurf <strong>und</strong> Konstruktion<br />
Der Steg Nord setzt vom Bahnhofsvorplatz<br />
zum Sprung über die B<strong>und</strong>esstraße<br />
B 229 an <strong>und</strong> muss diese unter Gewährleistung<br />
der erforderlichen Lichtraumprofile<br />
überspannen. Aus Gründen der<br />
Behindertengerechtheit waren die am<br />
Bahnhofsvorplatz beginnende Steigung<br />
<strong>und</strong> damit auch die Konstruktionshöhe<br />
des Überbaus stark begrenzt: Das führte
zur Wahl einer Stahlkonstruktion, die aus<br />
einem niedrigen, 80 cm hohen Stahlhohlkasten<br />
besteht, welcher im Bereich der<br />
größten Spannweite über der B<strong>und</strong>esstraße<br />
durch Abspannungen zusätzlich<br />
gehalten wird.<br />
Diese Konstruktion hatte nicht nur den<br />
Vorteil einer sehr geringen Überbauhöhe,<br />
sondern erlaubte zugleich die Montage<br />
bei quasi laufendem Betrieb auf der zu<br />
überquerenden B<strong>und</strong>esstraße durch<br />
das Einheben großer, vorgefertigter<br />
Überbauteile.<br />
Die unregelmäßig <strong>und</strong> geneigt angeordneten<br />
Stahlrohrstützen verleihen der<br />
Brücke einen spielerischen <strong>und</strong> heiteren<br />
Charakter <strong>und</strong> bilden dadurch ein will-<br />
kommenes optisches Gegengewicht zu<br />
den ansonsten sehr gemäß funktionalen<br />
Gesichtspunkten ausgeformten Elementen<br />
in der näheren <strong>und</strong> ferneren Umge-<br />
bung. Sie korrespondieren in der Art ihrer<br />
Positionierung wie der Farbe mit dem<br />
direkt in der Nachbarschaft befindlichen<br />
Steg Süd. Der Überbauquerschnitt wurde<br />
ebenfalls in gestalterischer Anlehnung an<br />
den Steg Süd konzipiert.<br />
3 Stützenbüschel aus Stahlrohren<br />
© Manfred Feyerabend<br />
Bereits in der Vorentwurfs- <strong>und</strong> Entwurfsphase<br />
der Tragwerksplanung wurde am<br />
räumlichen Stabwerksmodell gearbeitet.<br />
Durch die realistische Darstellung der<br />
Querschnitte im 3-D-Modell erhält man<br />
sehr schnell eine effektive Kontrolle der<br />
äußeren Erscheinung des Bauwerks.<br />
Außerdem ließ sich aus der im Zuge<br />
des Planungsfortschritts immer weiter<br />
fortgeschriebenen Datei das Montagekonzept<br />
anschaulich visualisieren.<br />
4 Regelquerschnitt<br />
© IFS<br />
In der Genehmigungsphase wurden<br />
alle Exzentrizitäten millimetergenau im<br />
EDV-Modell erfasst. Der Gr<strong>und</strong> war nicht<br />
vordringlich die exakte Abbildung der<br />
Realität im Rechenmodell zur Erzielung<br />
einer möglichst hohen Rechengenauigkeit,<br />
sondern vielmehr, dadurch über eine<br />
eigene, millimetergenaue Beschreibung<br />
der räumlichen Geometrie als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Ausführungs- <strong>und</strong> die Werkstattplanung<br />
zu verfügen. Auf Basis der<br />
»exakten« 3-D-Geometrie aus dem<br />
Stabwerksprogramm wurde die Ausführungsplanung<br />
sodann mit einem<br />
2-D-CAD-Programm erstellt. Alle erfor-<br />
derlichen schiefen Maße, räumlichen<br />
Winkel etc. wurden während der Planung<br />
dem Stabwerksprogramm entnommen.<br />
Der Regelquerschnitt ist ein Kasten,<br />
wobei die Dicken des Deck- <strong>und</strong> Boden-<br />
blechs zwischen überwiegend 10 mm<br />
<strong>und</strong> 30 mm im Bereich der großen Stütz-<br />
momente variieren. Seine räumliche<br />
Stabilität wird über einen mittleren<br />
Längssteg mit t = 20 mm <strong>und</strong> die Quer-<br />
schotte mit t = 10 mm, die im Abstand<br />
von ca. 3,00 m angeordnet sind, gewährleistet.<br />
Die Zugstangen (d = 57 mm) haben ein<br />
aufgestauchtes Gewinde mit d = 75 mm<br />
(ASDO-Zugankersystem). Dadurch ist die<br />
Tragkraft im Gewinde genauso groß wie<br />
im Zugstabquerschnitt <strong>und</strong> wird nicht<br />
maßgebend für die Dimensionierung.<br />
Die untere Verankerung der Zugstangen<br />
an den Querträgern ist hier in einem Bild<br />
dargestellt, die Verankerung oben an<br />
den Stützen wurde analog wie unten bei<br />
Weglassen der Abdeckkappe ausgeführt.<br />
In die Querträger (d = 355,60 mm) wur-<br />
den Rohre (152,40 mm x 10 mm) einge-<br />
schweißt, durch welche die Zugstangen<br />
hindurchgeführt <strong>und</strong> rückseitig mit<br />
balligen Muttern verankert wurden. Um<br />
Korrosion <strong>und</strong> Wasseransammlungen zu<br />
vermeiden, wurde der Zwischenraum<br />
zwischen Zugstange <strong>und</strong> Rohr belüftet<br />
<strong>und</strong> mit einer Abflussöffnung versehen.<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
5 Anschluss der Abspannung an den Querträger<br />
© IFS<br />
Über die Abdeckkappe wird verhindert,<br />
dass Laub <strong>und</strong> sonstige gröberen Teile in<br />
den Spalt eingetragen werden <strong>und</strong> die<br />
Abflussöffnung verstopfen könnten.<br />
6 Stützen <strong>und</strong> obere Zugstabverankerung<br />
© Manfred Feyerabend<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
15
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
7 8 9 Anschluss der Stützen an die Querträger<br />
© IFS<br />
Alle zehn Stützen bestehen aus Stahlrohren<br />
mit d = 355,60 mm <strong>und</strong> Wanddicken<br />
von 10–50 mm (S 355). Sie sind<br />
über Rohrstummel (d = 323,90 mm)<br />
mit dem Querträger (d = 457 mm)<br />
verschweißt. Die Rohrstummel bilden<br />
sowohl zu den Stützen als auch zu den<br />
Querträgern immer rechte Winkel <strong>und</strong><br />
haben alle eine einheitliche Netzlänge<br />
von 50 cm. Die nichttragenden oberen<br />
Abschnitte der Stützen wurden mit einer<br />
Wanddicke von 10 mm konzipiert.<br />
Der Überbau wird über die zehn am<br />
Fuß eingespannten Stahlrohrstützen<br />
horizontal elastisch gehalten. Weitere<br />
Festhaltungen in Längsrichtung gibt es<br />
nicht, die Endauflager <strong>und</strong> die Lager auf<br />
dem zwischenunterstützenden Stahlrahmen<br />
nahe dem Endauflager Süd sind<br />
längsverschieblich (Verschiebeweg an<br />
den Brückenenden: ± 47 mm) mit Fest-<br />
haltekonstruktionen in Brückenquerrichtung<br />
ausgebildet.<br />
Da der Überbau durch die Stützenbüschel<br />
ausreichend gegen Verdrehung um die<br />
eigene Achse gesichert war, wurde an<br />
den Enden nur jeweils ein mittiges Lager<br />
angeordnet. Die durch restliche Lagerverdrehungen<br />
um die Brückenachse<br />
hervorgerufenen Vertikalverformungen<br />
in den vier Ecken des Überbaus wurden<br />
für die häufige Lastfallkombination<br />
ermittelt <strong>und</strong> gemäß ZTV-ING Teil 4,<br />
Abschnitt 1, § 3 (6) auf 5 mm begrenzt.<br />
Der Überbauquerschnitt wurde im<br />
großen Feld um 90 mm überhöht her-<br />
gestellt. Der verbleibende maximale<br />
Durchhang beträgt ca. 120 mm.<br />
16 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
3 Endauflager Süd<br />
Am Endauflager Süd gab es die Besonderheit,<br />
dass der Überbau vollständig in die<br />
Platzfläche abtauchen sollte, um so einen<br />
möglichst homogenen Übergang vom<br />
Platz zum Steg zu schaffen. Ein klassisches<br />
Kastenwiderlager konnte somit<br />
nicht angeordnet werden. Andererseits<br />
musste gewährleistet werden, dass die<br />
10 Endauflager Süd<br />
© Manfred Feyerabend<br />
11 Grube am südlichen Endauflager<br />
© PASD<br />
Brückenunterfläche <strong>und</strong> das Lager jeder-<br />
zeit zu Wartungszwecken zugänglich<br />
waren.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde vor der<br />
versenkten Auflagerbank eine begehbare<br />
Grube ausgebildet, die mit einem<br />
herausnehmbaren Gitterrost abgedeckt<br />
ist. Über einen seitlichen Schacht,<br />
ebenfalls abgedeckt durch einen<br />
Gitterrost, kann man neben dem Steg in<br />
die Grube hinabsteigen <strong>und</strong> von innen<br />
die übrigen Gitterroste bei Bedarf<br />
entfernen.<br />
4 Dynamisches Verhalten<br />
Das Schwingungsverhalten der Konstruktion<br />
wurde über die Ermittlung der<br />
Eigenfrequenzen mit Hilfe des Stabwerksprogramms<br />
untersucht. Neben den Bau-<br />
werksmassen wurde eine Verkehrsbelastung<br />
von 20 % angesetzt, was etwa einer<br />
Person pro m² entspricht.<br />
Die unterste horizontale Eigenfrequenz<br />
lag mit 3,10 Hz über dem von Bach-<br />
mann [2] angegebenen unteren Grenzwert<br />
von 1,20 Hz, allerdings genau im<br />
zweiten zu vermeidenden Bereich<br />
(2,60–3,40 Hz). Die unterste vertikale<br />
Eigenfrequenz erreichte mit 1,56 Hz<br />
genau die von Bachmann [2] angegebene<br />
Grenze des zu vermeidenden Frequenzbereichs<br />
zwischen 1,60 Hz <strong>und</strong> 2,40 Hz.<br />
Beim Begehen spürt der Passant die<br />
Schwingungen der Brücke: Sie werden<br />
aber nie so stark, dass sie störend wirken<br />
oder gebrauchseinschränkend werden.
12 Montagekonzept<br />
© Manfred Feyerabend<br />
Auf Schwingungsmessungen vor Ort <strong>und</strong><br />
das Nachrüsten eines Schwingungstilgers<br />
konnte deshalb verzichtet werden, der<br />
Bauherr war jedoch vorsorglich in der<br />
Planungsphase auf diesen eventuell<br />
erforderlichen Mehraufwand hingewiesen<br />
worden.<br />
5 Montage<br />
Das vom Tragwerksplaner vorgegebene<br />
Montagekonzept wurde von den aus-<br />
führenden Firmen ohne Änderungen<br />
umgesetzt. Zuerst wurden die F<strong>und</strong>amente<br />
mit den schrägen, zylinderförmigen<br />
Auflagersockeln betoniert. Auf die<br />
F<strong>und</strong>amente wurden Gerüste aufgestellt,<br />
auf denen die Querträger zu liegen<br />
kamen; an die Querträger waren bereits<br />
die kurzen Rohr-Verbindungsstummel<br />
angeschweißt. Die Stützen wurden nach-<br />
einander eingeschwenkt, provisorisch in<br />
ihrer Lage fixiert <strong>und</strong> am Fuß <strong>und</strong> an den<br />
Verbindungsstummeln verschweißt.<br />
Anschließend wurden weitere Gerüste an<br />
den Fahrbahnrändern der B<strong>und</strong>esstraße<br />
errichtet, der Überbau in vorgefertigten<br />
Schüssen eingehoben <strong>und</strong> untereinander<br />
<strong>und</strong> mit den beiden Querträgern ver-<br />
schweißt. Nach Montieren der Zugstangen<br />
konnten die Gerüste dann wieder<br />
entfernt werden.<br />
6 Epilog<br />
Im April 2011 gab es kurz vor den letzten<br />
Verschweißungen der Überbauschüsse<br />
noch eine unvorhergesehene Verzögerung:<br />
Bei einem illegalen Pkw-Wettrennen<br />
zwischen zwei Jugendlichen auf<br />
der B 229 an einem Samstagnachmittag<br />
raste einer von ihnen mit einem geliehenen<br />
Fahrzeug in einen der Gerüsttürme.<br />
Personenschäden waren glücklicherweise<br />
keine zu verzeichnen. Durch den Aufprall<br />
hatte sich jedoch der getroffene Gerüst-<br />
turm um einige Zentimeter verschoben<br />
<strong>und</strong> den auf ihm lastenden Überbau<br />
mitgenommen. Die zu verschweißenden<br />
Überbauenden passten nun nicht mehr<br />
zusammen. Rechnerische Untersuchungen<br />
auf Gr<strong>und</strong>lage der vorgenommenen<br />
Vermessungen ergaben jedoch, dass es<br />
sich hierbei um elastische Verformungen<br />
handelte: Der Überbau wurde mit einem<br />
kurzfristig georderten Mobilkran ange-<br />
hoben <strong>und</strong> federte in seine ursprüngliche<br />
Lage zurück. Nach Ersatz der beschädigten<br />
Gerüstteile konnten die Arbeiten schließ-<br />
lich im August 2011 fertiggestellt werden.<br />
Autor:<br />
Prof. Dr.-Ing. Manfred Feyerabend<br />
IFS Beratende Ingenieure für Bauwesen<br />
Prof. Feyerabend . Schüller Partnerschaftsgesellschaft,<br />
Hürth<br />
Anmerkungen<br />
[1] Feyerabend, M.: Der »Steg Süd« am Bahnhofsareal<br />
Remscheid; in: Bautechnik 87, 2010, Heft 5,<br />
S. 259–271.<br />
[2] Bachmann, H.: Schwingungsprobleme bei<br />
Fußgängerbrücken; in: Bauingenieur 63, 1988,<br />
S. 67–75.<br />
Bauherr<br />
Stadt Remscheid<br />
Objektplanung<br />
PASD Feldmeier . Wrede Architekten BDA . Stadtplaner<br />
SRL, Hagen<br />
Landschaftsplanung<br />
DTP Davids Terfrüchte + Partner, Essen<br />
Tragwerksplanung<br />
IFS Beratende Ingenieure im Bauwesen<br />
Prof. Feyerabend . Schüller Partnerschaftsgesellschaft,<br />
Hürth<br />
Prüfingenieur<br />
Dr.-Ing. Dietmar Streck, Duisburg<br />
Bauleitung<br />
Stadt Remscheid, Fachbereich Straßen- <strong>und</strong> Brückenbau<br />
Dipl.-Ing. G. Breidbach<br />
Bauausführung<br />
Metallbau Teufert GmbH, Quakenbrück<br />
Joachim Tiesler Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau GmbH, Elsfleth<br />
GEH- UND<br />
EISENBAHNBRÜCKE<br />
FRANKFURT<br />
INBETRIEBNAHME: 2008<br />
FAKTEN ZUR BESCHICHTUNG:<br />
HEMPADUR ZINC 87260 70 µm<br />
HEMPADUR 87431 80 µm<br />
HEMPADUR 87280-47560 80 µm<br />
HEMPADUR 87280-19290 80 µm<br />
HEMPATHANE TOPCOAT 87480 80 µm<br />
WIR<br />
SCHÜTZEN<br />
IHR<br />
INVESTMENT<br />
• umfassende Produktpalette<br />
• BAST-zertifizierte Systeme<br />
• maßgeschneiderte Lösungen<br />
• professionelle Beratung<br />
• kompetente technische<br />
Unterstützung<br />
BESCHICHTUNGSSYSTEME<br />
FÜR DEN MODERNEN<br />
KORROSIONSSCHUTZ<br />
www.hempel.de<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
17
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Neuer Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd<br />
Schwungvoll über die Rems<br />
von Andreas Keil, Michael Werwigk<br />
Als ein zukünftiger Bestandteil der<br />
Landesgartenschau 2014 wurde der<br />
Fehrlesteg in Schwäbisch Gmünd<br />
errichtet, resultierend aus einem im<br />
Jahr 2009 ausgelobten Wettbewerb,<br />
aus dem der Entwurf von schlaich<br />
bergermann <strong>und</strong> partner als Sieger<br />
hervorging. Das Bauwerk, das eine<br />
direkte Verbindung zwischen dem<br />
Bahnhof <strong>und</strong> der Innenstadt dar-<br />
stellt, ist als Spannbandbrücke aus-<br />
geführt worden, die mit Spannweiten<br />
von 22 m bzw. 30 m <strong>und</strong> einem<br />
mittigen Knick im Gr<strong>und</strong>riss die hier<br />
zweiteilige Rems überquert. Der<br />
<strong>Geh</strong>wegbelag aus Natursteinplatten<br />
<strong>und</strong> eine dezente Beleuchtung im<br />
Handlauf des Edelstahlgeländers<br />
prägen das Erscheinungsbild des<br />
neuen Steges, der sich mit seiner<br />
zurückhaltenden Konstruktion<br />
elegant in die Umgebung einfügt.<br />
2 Blick in Richtung der Innenstadt<br />
© Michael Zimmermann<br />
18 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Brücke über die zweiteilige Rems<br />
© Michael Zimmermann<br />
1 Entwurf<br />
Bei den landschaftsplanerischen Umge-<br />
staltungsmaßnahmen war vorgesehen,<br />
ein vorhandenes Remswehr unterhalb<br />
der neu zu erstellenden Brücke abzubrechen<br />
<strong>und</strong> dafür eine »raue Rampe«,<br />
also ein mit großen Steinblöcken ver-<br />
setztes, verbreitertes Flussbett, zu<br />
errichten, dessen Rampenkopf in Höhe<br />
des neuen Fehrlestegs situiert wird. Für<br />
den Hochwasserabfluss <strong>und</strong> die Überwindung<br />
des Höhenunterschieds im<br />
Gewässerverlauf war zudem erforderlich,<br />
die Rems am Rampenkopf im Norden<br />
deutlich aufzuweiten. Um die im alten<br />
Flussbett uferbegleitenden Bäume<br />
partiell erhalten zu können, wurde in<br />
diesem Bereich eine Insel ausgebildet.<br />
Wegeführung <strong>und</strong> Höhenentwicklung<br />
des neuen Fußwegs waren als Entwurfsparameter<br />
grob vorgegeben. Der Steg<br />
beginnt, im Gr<strong>und</strong>riss von der Stadt-<br />
seite kommend, im Anschluss einer<br />
Fußgängerquerung über die Remsstraße,<br />
quert orthogonal den ersten Flussarm,<br />
schwenkt auf der Insel um 20° zur Über-<br />
windung des zweiten Flussabschnitts, um<br />
auf der Nordseite am Fehrle-Parkhaus<br />
dann an den Fußweg in Richtung Bahn-<br />
hof anzubinden.<br />
Für die Kreuzung des landschaftlich<br />
renaturierten Gewässerlaufs wurde eine<br />
zweifeldrige Spannbandbrücke entworfen.<br />
Aufs Äußerste reduziert, schwingt<br />
sich der neue Steg von Ufer zu Ufer,<br />
wobei er, Wegeverlauf <strong>und</strong> Anbindungssituation<br />
folgend, einen mittigen Knick<br />
im Gr<strong>und</strong>riss aufweist, in dem sich die<br />
Zweiteilung der Rems widerspiegelt.
3 4 Längsschnitt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
Die Form des mittigen Auflagers zeichnet<br />
deutlich die Horizontalbeanspruchung<br />
aus der Winkeländerung des Spannbands<br />
nach. So stellt sich das Widerlager<br />
»gegen« die angreifende Kraft, bildet<br />
damit das Kräftespiel ab <strong>und</strong> lädt mit<br />
seiner balkonhaften Auskragung auf der<br />
Insel zum Verweilen <strong>und</strong> Schauen ein.<br />
An den Enden liegen die Spannbänder<br />
sanft auf schlanken Betonsätteln auf,<br />
die aus den durch die Uferböschungen<br />
verdeckten Verankerungskörpern<br />
auskragen.<br />
Durch ihre Schlankheit <strong>und</strong> Transparenz<br />
fügt sich die Brücke sensibel in das<br />
städtebauliche Gesamtensemble ein.<br />
Sie wirkt zurückhaltend, ist aber den-<br />
noch mit ihrer besonderen Konstruktion<br />
präsent <strong>und</strong> unverwechselbar. Granitplatten<br />
als <strong>Geh</strong>belag <strong>und</strong> ein Edelstahlgeländer<br />
verleihen ihr eine besondere<br />
Eleganz.<br />
2 Konstruktion <strong>und</strong> Details<br />
Die Konstruktion des Fehrlestegs besteht<br />
aus einem Spannband mit zwei Stahlzugbändern,<br />
die mit Granitplatten belegt<br />
<strong>und</strong> fest verb<strong>und</strong>en sind.<br />
Die Gradiente der Brücke beginnt an<br />
den vorhandenen Uferböschungen bei<br />
318,50 m ü. NN an beiden Widerlagern in<br />
derselben Höhe <strong>und</strong> verläuft parabolisch<br />
zum Tiefpunkt der Spannbänder etwa in<br />
Feldmitte über den beiden Remsarmen,<br />
um dann zum Mittelauflager wieder<br />
anzusteigen. Die maximale Steigung<br />
beträgt lokal 5 %, die maximale Stichhöhe<br />
der Felder 0,40 m bzw. 0,25 m.<br />
Die Zugbänder mit Querschnittabmessungen<br />
von 400 mm x 40 mm spannen<br />
5 6 Querschnitt <strong>und</strong> Detailansicht<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
sich zwischen die Endwiderlager im<br />
Abstand von ca. 55 m <strong>und</strong> haben unge-<br />
fähr in der Mitte eine Zwischenverankerung<br />
auf dem Umlenkbauwerk der<br />
Rems-Mittelinsel, so dass die freien<br />
Spannweiten der beiden Brückenfelder<br />
30 m bzw. 22 m betragen. Die Spannbänder<br />
bestehen aus jeweils zwei parallel<br />
laufenden, vorgekrümmten <strong>und</strong> voll-<br />
verschweißten Flachstählen der Güte<br />
S355, die jeweils an den Widerlagern <strong>und</strong><br />
dem Umlenklager fest endverankert sind.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
19
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Die Widerlager dienen zur Auflagerung,<br />
Vorspannung <strong>und</strong> Verankerung der<br />
Stahlzugbänder. Diese Zugbänder<br />
werden in einem Krümmungsradius über<br />
die Widerlageroberfläche gezogen <strong>und</strong> in<br />
eigens dafür vorgesehene Vertiefungen<br />
<strong>und</strong> Aussparungen am Widerlagerblock<br />
abgesetzt, wo sie über Einbauteile <strong>und</strong><br />
eine hammerkopfähnliche Aufweitung<br />
millimetergenau fixiert <strong>und</strong> rückverankert<br />
sind. Für den Spannvorgang waren dafür<br />
zusätzliche Aussparungen an der Rück-<br />
seite der Widerlager vorgesehen.<br />
9 Umlenkf<strong>und</strong>ament<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partnern<br />
20 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
7 8 Montage der Spannbänder<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
Ausger<strong>und</strong>ete Stahl-Einbauteile auf dem<br />
Betonsattel nehmen die unterschiedlichen,<br />
belastungsabhängigen vertikalen<br />
Winkeländerungen der Spannbänder<br />
auf, wodurch erhöhte Biegespannungen<br />
infolge der Zugkraft verhindert werden.<br />
Am Umlenklager wurden die Spann-<br />
bänder wiederum als Festanker auf<br />
einem Stahl-Einbauteil eingehängt, das<br />
unterseitig mit Zahnleisten die hohen<br />
Horizontalkräfte in den Betonkörper<br />
einleitet.<br />
Die massiven Widerlagerblöcke sitzen<br />
auf rechteckigen F<strong>und</strong>amentplatten,<br />
über die die Lasten mit Verpresspfählen<br />
in tragfähige, tiefere Bodenschichten<br />
abgetragen werden. Die resultierende<br />
Horizontalkraft wird durch die Schrägstellung<br />
der Verpresspfähle, die abhebenden<br />
Kräfte im Verankerungsbereich der<br />
Widerlager durch die Zugpfähle aufgenommen.<br />
10 Form des Widerlagers<br />
© Michael Zimmermann<br />
Die <strong>Geh</strong>wegplatten, die aus geschnittenem<br />
<strong>und</strong> rau gestrahltem, 12 cm dickem<br />
Granit hergestellt sind, liegen über<br />
unbewehrten Elastomerstreifen auf den<br />
zwei Stahlzugbändern auf. Sie sind auf<br />
Lücke gesetzt <strong>und</strong> dauerhaft sowie<br />
unsichtbar mit den Spannbändern fixiert,<br />
erhalten aber in Zwischenräumen eine<br />
Neopreneinlage, um das Dämpfungsverhalten<br />
der Brücke zu verbessern. Für<br />
den Nachweis von Trag- <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit<br />
wurden in einer unabhängigen<br />
Materialprüfanstalt die Kennwerte der<br />
aus Portugal stammenden Granitplatten<br />
ermittelt: An ca. 40 Probekörpern aus<br />
dem Verschnitt der später einzubauenden<br />
Elemente konnten verbindliche Aussagen<br />
zu Biegefestigkeit, Frostwiderstand <strong>und</strong><br />
Wasseraufnahmefähigkeit unter atmo-<br />
sphärischem Druck gewonnen werden.<br />
Für maßgebende Laststellungen ergab<br />
sich ein Materialsicherheitsfaktor von<br />
ή > 6, <strong>und</strong> durch konstruktive Maß-<br />
nahmen ist selbst bei schlagartigem,<br />
unerwartetem Versagen durch Bruch<br />
eine Lagesicherheit der Granitbauteile<br />
gewährleistet.<br />
11 <strong>Geh</strong>wegplatten aus Granit<br />
© Michael Zimmermann
Die seitliche Absturzsicherung des<br />
Fußweges besteht aus einem segmentweise<br />
gestoßenen <strong>und</strong> 1,20 m hohen<br />
Füllstabgeländer aus Edelstahl. Die<br />
Geländerpfosten sind über Bohrungen<br />
an den Granitplatten mit Schrauben<br />
angeschlossen <strong>und</strong> die einzelnen<br />
Handlaufsegmente längsverschieblich<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en. Das heißt,<br />
die Reibung der ineinandergesteckten<br />
Geländerkonstruktion beeinflusst positiv<br />
das Dämpfungsverhalten der leichten<br />
Spannbandstruktur. Im hohlen, zweiteilig<br />
zusammengefügten Handlauf-<br />
profil konnte die Stegbeleuchtung als<br />
durchlaufendes LED-Band integriert<br />
werden <strong>und</strong> betont dabei auch bei Nacht<br />
stark die Form <strong>und</strong> Tragwirkung des<br />
Spannbandes.<br />
Der Steg wird über die Fugen frei ent-<br />
wässert <strong>und</strong> erhält kein gesondertes<br />
Entwässerungssystem. Über den Veranke-<br />
rungskammern der Spannbänder sind<br />
abnehmbare, mit Gussasphalt gefüllte<br />
Stahlwannen für Revisionszwecke<br />
angebracht, deren Fugen abgedichtet<br />
<strong>und</strong> entwässert werden.<br />
3 Fazit<br />
Mit der im März 2011 abgeschlossenen<br />
Errichtung des Fehrlestegs wurde ein<br />
anspruchsvolles, innovatives Tragwerk<br />
verwirklicht, das durch seine Schlankheit,<br />
Transparenz <strong>und</strong> eine dem Kraftfluss<br />
entsprechende Formgebung der maß-<br />
gebenden Baukörper auch hohen ästhe-<br />
tischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Anforderungen<br />
gerecht wird.<br />
Offen für neue Ideen, konnten im<br />
uneingeschränkten Einverständnis mit<br />
einem aufgeschlossenen Bauherrn <strong>und</strong><br />
Prüfingenieur qualitativ hochwertige<br />
Materialien für tragende Bauteile ver-<br />
wendet werden. Dies kommt den vielen<br />
täglichen Nutzern zugute, die den<br />
neuen Fehrlesteg als wertvollen Beitrag<br />
zur Baukultur Schwäbisch Gmünds<br />
empfinden.<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Keil<br />
Dipl.-Ing. Michael Werwigk<br />
schlaich bergermann <strong>und</strong> partner,<br />
Stuttgart<br />
12<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
13 Spannbandbrücke bei Tag <strong>und</strong> bei Nacht<br />
© Michael Zimmermann<br />
Bauherr<br />
Stadt Schwäbisch Gmünd, Tiefbauamt<br />
Jupp Jünger, Eva Hafner, Kurt Tannenberg<br />
Entwurf <strong>und</strong> Tragwerksplanung<br />
schlaich bergermann <strong>und</strong> partner, Stuttgart<br />
Christian Müller, Sandra Hagenmayer, Frauke Fluhr<br />
Prüfingenieur<br />
Dr.-Ing. Frank Breinlinger, Tuttlingen<br />
Ausführung<br />
Andreas Stark GmbH & Co. KG, Aalen<br />
Eichele GmbH, Schwäbisch Gmünd<br />
Stahlbau Urfer GmbH, Remseck<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
21
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Die Tiflisbrücke in Innsbruck<br />
Querung einer Flussmündung<br />
von Thomas Sigl, Hans Peter Gruber<br />
1 Rad- <strong>und</strong> <strong>Geh</strong>wegverbindung über die Sill<br />
© Walter Zimmeter<br />
Im Zuge des Ausbaues des Inn-<br />
Hochwasserschutzes im Bereich<br />
der Sillmündung in Innsbruck<br />
wurden neben den wasserbaulichen<br />
Zielsetzungen auch städtebauliche<br />
Intentionen verfolgt. Dies<br />
erforderte die Errichtung einer<br />
Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke<br />
über die Sill: Sie stellt jetzt die<br />
Verbindung des Inntal- mit dem<br />
Sill-Radweg her <strong>und</strong> ist Teil eines<br />
Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsbereichs.<br />
Für die Erlangung eines Brückenentwurfes<br />
wurde von der Stadt<br />
Innsbruck ein geladener Ingenieurwettbewerb<br />
ausgeschrieben, wobei<br />
für die gestalterische Beratung ein<br />
Architekt beizuziehen war. Über<br />
den erstplatzierten Entwurf <strong>und</strong><br />
dessen bauliche Umsetzung soll<br />
hier berichtet werden. Die seit<br />
August 2011 fertiggestellte Brücke<br />
ist nach Innsbrucks Partnerstadt<br />
Tiflis benannt.<br />
22 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Entwurfsidee<br />
Im Brücken- <strong>und</strong> Mündungsbereich ist<br />
ein Sohlabsturz der Sill halbseitig als<br />
aufgelöste Sohlrampe fischpassierbar<br />
realisiert, die andere Hälfte wurde, um<br />
sie für den Kajaksport zu nutzen, als<br />
Kajakrampe mit stehender Welle konzi-<br />
piert. Zusammen mit der heterogenen<br />
näheren Umgebung der Brücke aus<br />
Naherholungsflächen, Radwegen,<br />
Wohnbebauung <strong>und</strong> Gewerbegebiet<br />
sowie der mächtigen Nordkette im<br />
Hintergr<strong>und</strong> führte das zum Bestreben<br />
nach einer die verschiedenen Regionen<br />
<strong>und</strong> Aspekte verbindenden, beruhigenden<br />
<strong>und</strong> nicht dominierenden Konstruktion.<br />
In Assoziation zum Paddelsport<br />
wurde das Tragwerk daher gleichsam wie<br />
ein Kanu als Einfeldträger über die Sill<br />
auf die Widerlager gelegt. Die Stützweite<br />
mit 42 m ist größer als das geforderte<br />
Mindestmaß von 36 m. Damit können die<br />
über die Flussböschungen reichenden<br />
Widerlagerflächen klein gehalten <strong>und</strong><br />
harmonisch in die Ufermauern integriert<br />
werden.<br />
2 Tragwerksentwurf<br />
Das Einfeldtragwerk mit der Stützweite<br />
von 42 m ist eine Stahlkonstruktion, die<br />
auf je zwei auf den Widerlagern angeordneten<br />
Elastomerlagern aufliegt.<br />
Der Tragwerksquerschnitt ist entlang der<br />
Längsachse in Höhe <strong>und</strong> Breite variabel.<br />
Er entwickelt sich von einer dreieckigen<br />
Kielform an den Brückenenden mit einer<br />
Breite von 5,84 m <strong>und</strong> einer Konstruktionshöhe<br />
von 0,76 m zu einem bootsförmigen<br />
Querschnitt mit Seitenwangen<br />
in Brückenmitte. Die kielförmige Trag-<br />
werksuntersicht verläuft horizontal,<br />
während das die Fahrbahn bildende<br />
Deckblech von 0,76 m an den Brückenenden<br />
auf 1,21 m, entsprechend der<br />
Nivelette, zur Brückenmitte hin ansteigt.<br />
Gleichzeitig steigen die nach außen<br />
geneigten seitlichen Randträger linear<br />
von 0,16 m an den Brückenenden auf<br />
0,80 m über der Fahrbahn bzw. 1,05 m<br />
an der Tragwerksaußenseite zur Brückenmitte<br />
hin an. Damit ist eine Gesamtbreite<br />
von 7,40 m <strong>und</strong> eine Bauhöhe von<br />
1,94 m gegeben, was einer Schlankheit<br />
von l/h = 21,60 in Brückenmitte <strong>und</strong> von<br />
55,30 beim Widerlager entspricht.
2 Landschaft mit neuer Brücke<br />
© Thomas Sigl<br />
Die Ansicht wird geprägt von der horizontal<br />
verlaufenden Untersicht, dem linear<br />
zur Mitte hin ansteigenden Randträger<br />
<strong>und</strong> zwei dazwischen ausgebildeten<br />
Kanten der Außenbleche. Die so erzeug-<br />
ten drei Flächen mit unterschiedlichen<br />
Neigungen bewirken abgestufte Licht-<br />
<strong>und</strong> Schattenwirkungen. Das beim<br />
Widerlager optisch auf einen Spitz aus-<br />
laufende Tragwerk schwebt scheinbar<br />
über der Sill <strong>und</strong> lässt an das bereits<br />
erwähnte Kanu erinnern.<br />
Die Fahrbahnbreite von 5,50 m teilt sich<br />
in den 3,00 m breiten Fußweg <strong>und</strong> den<br />
2,50 m breiten Radweg. Bei dem Deck-<br />
blech der Fahrbahn handelt es sich um<br />
eine orthotrope Platte, als Fahrbelag<br />
wurde eine besandete Epoxyharz-<br />
beschichtung aufgebracht.<br />
Alle stählernen Bauteile des Überbaues<br />
sind aus Baustahl S235 J2+N gefertigt.<br />
3 Statische Berechnung<br />
Den Berechnungen <strong>und</strong> Bemessungen<br />
liegen die europäischen Normen mit<br />
den nationalen Anhängen zugr<strong>und</strong>e.<br />
Die Verkehrslasten wurden gemäß<br />
ÖN EN 1991-2 Punkt 5 »Einwirkungen<br />
für Fußgängerwege, Radwege <strong>und</strong> Fuß-<br />
gängerbrücken« angesetzt, zur Berücksichtigung<br />
des maßgebenden Dienstfahrzeuges<br />
wurde ein 25-t-Lkw im Alleingang<br />
vorgegeben. Weiters kamen die Verkehrslasten<br />
gemäß ÖN B 4002 für die Straßenbrückenklasse<br />
II zur Anwendung.<br />
Für die Vorbemessung wurde die Brücke<br />
als räumliches Stabwerk modelliert. In<br />
der Detailplanung erfolgte dann eine<br />
ergänzende Finite-Elemente-Berechnung,<br />
für das Obergurtblech der Randträger<br />
war eine Blechdicke von 60 mm erforderlich.<br />
3 4 5 6 Draufsicht, Längsschnitt, Querschnitte<br />
© Ingenieurbüro Sigl<br />
Die rechnerische Ermittlung der ersten<br />
Eigenfrequenz ergab einen Wert von<br />
1,80 Hz. Die Gefahr, dass Fußgängerbrücken<br />
zu erheblichen vertikalen<br />
Schwingungen angeregt werden, ist –<br />
aufgr<strong>und</strong> der Häufigkeitsverteilung der<br />
Schrittfrequenz – gegeben, wenn deren<br />
Gr<strong>und</strong>frequenz F1 zwischen 1,60 Hz<br />
<strong>und</strong> 2,40 Hz liegt. Die errechnete Eigen-<br />
frequenz befindet sich damit in einem für<br />
die Anregung durch Fußgänger kritischen<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Bereich. Im Tragwerk wurden deshalb<br />
Vorkehrungen für die Anordnung von<br />
zwei Schwingungstilgern in Brückenmitte<br />
getroffen. Die Abstimmung <strong>und</strong> der<br />
Einbau dieser Tilger erfolgten dann nach<br />
Fertigstellung der Stahlbauarbeiten: So<br />
konnten die tatsächliche Tragwerksmasse<br />
<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>frequenz, ermittelt durch<br />
Schwingungsmessungen, für ihre<br />
Auslegung berücksichtigt werden.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
23
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
4 Brückenmontage<br />
Die Tragwerksabmessungen erforderten<br />
für den Transport eine Teilung in Längs-<br />
<strong>und</strong> Querrichtung. Die sich ergebenden<br />
Viertelabschnitte wogen je ca. 25 t. Die<br />
Teile wurden dann in erhöhter Lage auf<br />
den Widerlagern <strong>und</strong> auf einem temporären<br />
Mitteljoch abgesetzt. Diese erhöhte<br />
Lage bis über die Widerlageroberkante<br />
ermöglichte die problemlose Zugänglichkeit<br />
für die Montage- <strong>und</strong> Schweiß-<br />
arbeiten im Widerlagerbereich. Die<br />
Stoßverbindungen von Querträger-,<br />
Gurt-, Deck- <strong>und</strong> Stegblechen erfolgten<br />
durch Schweißung, die Außenbleche sind<br />
hier dicht verschweißt. Nach dem Abbau<br />
des Mitteljoches wurde das Tragwerk<br />
schließlich auf die Lager abgesenkt.<br />
5 Dynamische Messungen<br />
5.1 Vor Einbau der Schwingungstilger<br />
Für die Schwingungsmessung wurden<br />
hochempfindliche piezoelektrische<br />
Beschleunigungssensoren verwendet.<br />
Die messtechnisch ermittelte erste verti-<br />
kale Eigenfrequenz ergab einen Wert<br />
von F1 = 1,89 Hz (zum Vergleich:<br />
rechnerischer Wert F = 1,80 Hz), die<br />
zweite vertikale Eigenfrequenz lag bei<br />
F2 = 6,04 Hz. Die natürliche Dämpfung<br />
(Lehr´sches Dämpfungsmaß) ist sehr<br />
gering <strong>und</strong> bewegte sich im Bereich von<br />
ζ = 0,232–0,372 %.<br />
8 Beschleunigungsverlauf vor <strong>und</strong> nach Einbau der Tilger<br />
© Bernard Ingenieure ZT Ges. mbH<br />
24 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
7 Montage der Stahlkonstruktion<br />
© Thomas Sigl<br />
Die Begehung der Brücke »im Gleichschritt«<br />
mit 15 Personen führte zu einer<br />
maximalen Beschleunigungsamplitude<br />
von A = 1,00 m/s² <strong>und</strong> übersteigt damit<br />
das zulässige Maß.<br />
Nach EN 1990: 2002/A1: 2005 ist als<br />
Komfortkriterium ein maximaler Wert von<br />
0,70 m/s² festgelegt. Durch den Einbau<br />
der Schwingungstilger soll der Beschleunigungswert<br />
entsprechend reduziert<br />
werden.<br />
9 Einbau der Schwingungstilger<br />
© Raffl Stahlbau GmbH<br />
5.2 Nach Einbau der Schwingungstilger<br />
Die Begehung der Brücke »im Gleichschritt«<br />
mit 15 Personen ergab eine<br />
maximale Beschleunigungsamplitude<br />
von A = 0,50 m/s² <strong>und</strong> eine Dämpfung<br />
von 0,924–1,372 %.
10 Querschnitt des Schwingungstilgers<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
5.3 Wirkung der Schwingungstilger<br />
Die Wirkung von Schwingungstilgern<br />
liegt in der Erhöhung der Schwingungsdämpfung<br />
sowie der Reduzierung der<br />
Beschleunigungsamplitude.<br />
Lehr´sches Dämpfungsmaß:<br />
– vorher: ζ = 0,232–0,372 %<br />
– nachher: ζ = 0,924–1,372 %<br />
Die Schwingungstilger bewirken also<br />
eine vierfache Erhöhung der Brückendämpfung.<br />
Beschleunigungsamplitude:<br />
– vorher: A = 1,00 m/s²<br />
– nachher: A = 0,50 m/s² < 0,70 m/s²<br />
Zugehörige dynamische Verformungen:<br />
– vorher: W max = +/- 7,10 mm<br />
– nachher: W max = +/- 3,50 mm<br />
6 Umlandgestaltung<br />
Im Rahmen des Hochwasserschutz-<br />
projektes erfolgte eine umfangreiche<br />
Umgestaltung des Sillmündungsbereiches,<br />
so dass insgesamt ein ökologisch<br />
attraktiver Naherholungsraum geschaffen<br />
wurde. Alle baulichen Maßnahmen<br />
wurden dabei so aufeinander abgestimmt,<br />
dass sich ein einheitliches<br />
Gesamtbild ergibt. Daher sind auch<br />
die Brückenwiderlager in die Ufermauern<br />
integriert. Die Ufermauern zur Sillmündung<br />
flussabwärts der im August 2011<br />
fertiggestellten Brücke verlaufen im<br />
Gr<strong>und</strong>riss zudem wellenförmig <strong>und</strong> sind<br />
als Sitzstufen abgetreppt. Sie bilden den<br />
Zuschauerbereich für die neu entstandenen<br />
Sportmöglichkeiten.<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Thomas Sigl<br />
Ingenieurkonsulent für Bauwesen,<br />
Innsbruck<br />
Dipl.-Ing. Hans Peter Gruber<br />
Architekt,<br />
Innsbruck<br />
4<br />
3<br />
2<br />
11 Widerlager in den Ufermauern<br />
© Walter Zimmeter<br />
12 Erscheinungsbild von Nordwesten<br />
© Markus Bstieler<br />
Bauherr<br />
Stadt Innsbruck, Österreich<br />
1<br />
Entwurf<br />
Dipl.-Ing. Hans Peter Gruber, Innsbruck, Österreich<br />
Tragwerksplanung<br />
Dipl.-Ing. Thomas Sigl, Innsbruck, Österreich<br />
Schwingungsmessungen<br />
Bernard Ingenieure ZT Ges. mbH, Hall in Tirol, Österreich<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
1 Hauptmasse<br />
2 Gr<strong>und</strong>platte<br />
3 Dämpfertopf<br />
4 Führungsstange<br />
Schweißtechnologie<br />
DI Dr. Christian Schaur, Thaur, Österreich<br />
Ausführung<br />
Strabag AG, Thalgau, Österreich<br />
Alpine Bau AG, Salzburg, Österreich<br />
Raffl Stahlbau GmbH, Steinnach, Österreich<br />
Maurer Söhne GmbH & Co. KG, München<br />
(Schwingungstilger)<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
25
Vorankündigung<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Actelion Business Center<br />
(© Actelion Pharmaceutics Ltd.)<br />
Deutscher Stahlbautag am 18.+19.10.2012 in Aachen – Programm<br />
Donnerstag, 18.10.2012<br />
Stahlbau verbindet Europa<br />
Vortragsreihen (10:00 Uhr – 15:30 Uhr)<br />
I Neues aus Forschung, Entwicklung <strong>und</strong> Normung<br />
II Aktuelle Entwicklungen des Stahlbaues<br />
Abendveranstaltung (ab 18:00 Uhr)<br />
Stahlbauforum<br />
Grußworte<br />
Auszeichnung des Deutschen Stahlbaues 2012<br />
Stahlbautreff<br />
Fachausstellung an beiden Tagen<br />
Sponsering möglich<br />
Wir informieren Sie gerne über weitere Details<br />
Ort: eurogress aachen | Monheimsallee 48 | 52062 Aachen<br />
info@eurogress-aachen.de<br />
www.eurogress-aachen.de<br />
Veranstaltung der RWTH Aachen University (Lehrstuhl für Stahlbau <strong>und</strong> Leichtmetallbau)<br />
18. DASt-Kolloquium in Aachen<br />
Am 16./17. Oktober findet das 18. DASt-Kolloquium<br />
in Aachen statt. Vorträge werden zu<br />
folgenden Themenbereichen gehalten:<br />
– Modell <strong>und</strong> Realität<br />
– Experiment <strong>und</strong> Simulation<br />
– Forschung <strong>und</strong> Normen<br />
– neue Werkstoffe <strong>und</strong> Konstruktionen<br />
Wissenschaftliche Beiträge zu der Veranstaltung<br />
sind herzlichst willkommen. Bitte reichen<br />
Sie eine Kurzfassung Ihres Beitrags (maximal<br />
eine Seite) bis zum 30. März 2012 entweder als<br />
E-Mail an dast2012@stb.rwth-aachen.de<br />
oder auf dem Postweg ein:<br />
26 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Lehrstuhl für Stahlbau <strong>und</strong> Leichtmetallbau<br />
RWTH Aachen University<br />
Mies-van-der-Rohe-Str. 1, 52074 Aachen<br />
Tel.: 0241/8025177, Fax: 0241/8022140<br />
Der weitere terminliche Ablauf sieht wie folgt<br />
aus:<br />
Einreichung der Abstracts: bis 16. April 2012<br />
Annahme des Abstracts: bis 15. Mai 2012<br />
Einreichung Ihres Artikels: bis 15. Juli 2012<br />
Anmeldung zur Konferenz: bis 30. September<br />
2012<br />
Einreichung der Präsentation: bis 8. Oktober<br />
2012<br />
Stahlbau-Nachrichten<br />
Deutscher Stahlbautag<br />
am 18.+19.10.2012 in Aachen<br />
Freitag, 19.10.2012<br />
Tag der Stahl.Architektur (10:00 Uhr – 16:00 Uhr)<br />
Eröffnung<br />
Dr. Roger Schlim, Vorsitzender des Vorstands bauforumstahl<br />
Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer NRW<br />
Internationale Projekte<br />
Torre Diamante, Mailand, Actelion Business Center, Allschwil, u.a.<br />
Der Stahl bin Ich ...<br />
Dr. Wolfgang Voigt, stellv. Direktor DAM Frankfurt<br />
Sonderpreis für nachhaltige Stahlarchitektur 2012 des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
Preis des Deutschen Stahlbaues 2012<br />
Präsentationen der Preisträger<br />
Informationen: bauforumstahl e.V. | Sohnstraße 65 | 40237 Düsseldorf<br />
Tel +49 (0)211.6707.812 | corinna.ebenfeld@bauforumstahl.de<br />
www.bauforumstahl.de<br />
Den Link zur Hotelreservierung (auch in Verbindung<br />
mit dem Stahlbautag, der zwei Tage nachher<br />
stattfindet, möglich), den Flyer zum Call<br />
for Papers zum Download sowie alle weiteren<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.stb.rwth-aachen.de/dast2012.<br />
Weitere Informationen<br />
RWTH Aachen University<br />
Institut für Stahlbau <strong>und</strong> Lehrstuhl für Stahlbau<br />
<strong>und</strong> Leichtmetallbau | Institute of Steel<br />
<strong>Construction</strong><br />
52074 Aachen<br />
www.stb.rwth-aachen.de<br />
7<br />
bauforumstahl e.V.
Neue Hybridstruktur im niederländischen Winschoten<br />
Holzbrückenbau 3.0 als Weiterentwicklung<br />
von Frank Miebach<br />
Im niederländischen Winschoten<br />
bei Groningen wurden im Zuge der<br />
Schaffung einer neuen Seenlandschaft<br />
zahlreiche Brücken errichtet.<br />
Um eine grüne, nachhaltige Philo-<br />
sophie zu unterstreichen, entschied<br />
sich der Bauherr für markante<br />
Tragwerke aus Holz – <strong>und</strong> unter<br />
anderem auch für die Holz-Beton-<br />
Verb<strong>und</strong>bauweise. Dabei wird<br />
Beton <strong>und</strong> Holz zu einer effektiven<br />
Hybridstruktur verb<strong>und</strong>en, die<br />
schwere Lasten beachtlich gut<br />
trägt. Scheint sich hier eine neue<br />
Entwicklung abzuzeichnen?<br />
1 Seenlandschaft mit Holz-Beton-Struktur<br />
© InVra Plus B.V.<br />
1 Entwicklungsschritte<br />
Der Brückenbau ist von jeher geprägt von<br />
zahlreichen Innovationen. Und: Besonders<br />
bei dieser Bauform dominieren die<br />
statischen Materialeigenschaften wie<br />
sonst kaum woanders. Dabei stehen<br />
weniger die einzelnen Baustoffe, sondern<br />
eher die Materialkombinationen im<br />
Vordergr<strong>und</strong>. Begann beispielsweise die<br />
Entwicklung im Betonbau erst »sortenrein«<br />
mit Stampfbeton, so stellte sich<br />
rasch die Kombination mit Stahl als<br />
zukunftsträchtig heraus.<br />
Weitere Entwicklungsschritte, etwa<br />
mit Spannstahl, waren somit nur eine<br />
logische Fortführung des Kombinationsgedankens.<br />
Heutzutage findet ein solcher<br />
Kombinationsgedanke bei Brücken in der<br />
derzeit recht modernen Stahl-Beton-<br />
Verb<strong>und</strong>bauweise seinen Niederschlag –<br />
<strong>und</strong> verdeutlicht zudem einen zweiten<br />
wichtigen Aspekt: Position <strong>und</strong> Lage der<br />
gewählten Materialien orientieren sich an<br />
der statischen Beanspruchung. Das heißt,<br />
der unter anderem auf Zug beanspruchte<br />
Stahl zeigt an der Tragwerksunterseite<br />
seine Stärke, während die hohe Druckfestigkeit<br />
des Betons im obenliegenden<br />
Bereich optimal zur Anwendung kommt.<br />
Derartige Effizienzüberlegungen haben<br />
sich speziell im Brückenbau oft durchgesetzt<br />
<strong>und</strong> ihren Siegeszug dann in andere<br />
Gebiete des Bauwesens ausgedehnt.<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Vorsichtig kann man diese Betrachtung<br />
auch auf den Holzbau übertragen,<br />
obschon hier seine deutlich geringere<br />
Verbreitung betont werden muss.<br />
Vermutlich aus einem gesteigerten<br />
Umweltbewusstsein heraus ist eine<br />
Renaissance des Holzbrückenbaus zu<br />
bemerken – <strong>und</strong> die Entwicklung einer<br />
Holz-Beton-Verb<strong>und</strong>bauweise daher eine<br />
erwartbare <strong>und</strong> folgerichtige Vorgehensweise.<br />
2 Erste Bewährungsprobe<br />
Erste Untersuchungen <strong>und</strong> zahlreiche<br />
realisierte Brücken gibt es bereits seit<br />
Anfang der 1930er Jahre in den USA.<br />
Dabei beschränkte man sich jedoch<br />
vorwiegend auf die Verwendung von<br />
R<strong>und</strong>holz für den »hölzernen« Bereich,<br />
da ein möglichst einfacher <strong>und</strong> kostengünstiger<br />
Ansatz verfolgt wurde. Das<br />
Ergebnis war unter statischen Aspekten<br />
zwar sehr einleuchtend, konnte aber<br />
hinsichtlich der Dauerhaftigkeit aufgr<strong>und</strong><br />
der zu simpel gehaltenen Details<br />
besonders bei der Auflagerung nicht<br />
überzeugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
geriet diese Bauweise somit zunächst<br />
wieder in Vergessenheit.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
27
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Umfangreiche Weiterentwicklungen<br />
wurden dann erst Mitte der 1980er Jahre<br />
in Europa, genauer in der Schweiz, auf-<br />
genommen. Der Holzbrückenbau hat<br />
in der Schweiz eine durchgängig gute<br />
Tradition, <strong>und</strong> entsprechend ausgeprägt<br />
war das Interesse, den Werkstoff Holz in<br />
die Moderne zu führen. Größere Brücken<br />
mit Längen über 40 m <strong>und</strong> der Eignung<br />
für den Schwerlastverkehr wurden dort<br />
schon früher errichtet. Durch diese<br />
Erkenntnisse ließ sich nun ein Planungsteam<br />
für die im niederländischen<br />
Winschoten neu zu bauenden Brücken<br />
inspirieren.<br />
3 Grüne (Stadt-)Vision<br />
Die Planung für ein hochwertiges<br />
Neubaugebiet reicht über zehn Jahre<br />
zurück: In einer für die Niederlande dünn<br />
besiedelten Region entstand die Vision<br />
von einer Stadt mitten im Wasser <strong>und</strong><br />
damit der »blauen Stadt«. Ziel war, eine<br />
große Brachfläche auszubaggern, um<br />
einen künstlichen See mit zahlreichen<br />
Inseln zu schaffen. Gleichzeitig sollte er<br />
als einer jener Retentionsflächen dienen,<br />
die in den hochwassergeplagten Nieder-<br />
landen enormen Wert haben, <strong>und</strong> zwar<br />
nicht zuletzt ökologischer Art.<br />
28 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Die hier zu bebauenden Inseln bieten<br />
dementsprechend allen Häusern eigene<br />
Anlegestellen <strong>und</strong> bilden ein modernes<br />
Wohnquartier am Wasser. Bei Ermittlung<br />
der Planungsgr<strong>und</strong>lagen wurde die<br />
Thematik der Nachhaltigkeit bereits sehr<br />
früh verankert, <strong>und</strong> so suchte man auch<br />
nach neuen Möglichkeiten für ökologisch<br />
orientierte Bauweisen. Da sich eine<br />
sinnvolle Erschließung der Inseln nur<br />
über Brückenbauwerke realisieren ließ,<br />
wählte man dazu ebenfalls eine »grüne«<br />
Bauweise – in Holz.<br />
Neben den planerischen Aspekten gab<br />
es jedoch kritische Erwägungen hinsichtlich<br />
der Dauerhaftigkeit: Kann man<br />
langlebige Bauwerke in Holz errichten?<br />
Um mögliche Antworten zu finden,<br />
begaben sich die Bauherren auf eine<br />
»Bildungsreise« zu älteren Holzbrücken<br />
in Deutschland, der Schweiz <strong>und</strong> Nor-<br />
wegen. Durch die Auseinandersetzung<br />
mit Ausführungsdetails kam so ein fruchtbarer<br />
Dialog in Gang, der gute <strong>und</strong><br />
weniger gute Lösungen zu differenzieren<br />
half. Dabei wurde unter anderem über<br />
eine Verb<strong>und</strong>bauweise aus Beton <strong>und</strong><br />
Holz diskutiert, die dann auch bei der zu<br />
verwirklichenden Brückenfamilie Einzug<br />
hielt.<br />
4 Verborgene Schönheit<br />
Die Beteiligung von Architekten bei<br />
Brückenplanungen ist nicht immer<br />
gegeben, in diesem Fall jedoch sehr<br />
fruchtbar <strong>und</strong> wegbereitend verlaufen.<br />
Das Büro De zwarte Hond aus Rotterdam<br />
<strong>und</strong> Groningen zeigte sich hier nicht nur<br />
verantwortlich, sondern zeichnete sich<br />
auch durch materialspezifisches Gespür<br />
<strong>und</strong> Interesse aus.<br />
Die asymmetrische Formsprache mit den<br />
zur Mitte hin anwachsenden Holzquerschnitten<br />
erzeugt eine dezente, aber<br />
wohltuende Erscheinung. Ein schlichtes<br />
Stahlgeländer mit Holzholm <strong>und</strong> Hand-<br />
lauf aus dem dauerhaften Holzprodukt<br />
»Accoya« unterstreicht dabei den ebenso<br />
einfachen wie wertigen Entwurf. An einer<br />
Widerlagerseite weitet sich der Holzträger<br />
mit der Betonplatte im Gr<strong>und</strong>riss<br />
gebogen auf <strong>und</strong> ermöglicht somit eine<br />
harmonische »Einbiegesituation« zur<br />
dicht in 90° angrenzenden Straßen-<br />
kreuzung.<br />
Mit Accoya ist übrigens ein modifiziertes<br />
Holz gemeint: Mit einem patentierten<br />
Verfahren wird eine bestimmte Kiefernholzart<br />
in einer essigsäureartigen<br />
Flüssigkeit getränkt <strong>und</strong> so besonders<br />
dauerhaft gemacht. Laut Hersteller-<br />
angaben verfügt es über eine Lebensdauer<br />
wie Tropenholz, zum Beispiel<br />
Azobe.<br />
2 3 Brückenbauwerk im Entwurf<br />
© De zwarte Hond
4 Längsschnitt<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
5 Brücken-Großfamilie<br />
Die neue, 40 m lange <strong>und</strong> 4 m breite<br />
Holz-Beton-Verb<strong>und</strong>brücke reiht sich<br />
letztlich in ein beachtliches Großprojekt<br />
in der sogenannten »blauen Stadt« ein,<br />
denn in Winschoten sind bereits zwölf<br />
Holzbrücken unterschiedlicher Bauart<br />
errichtet worden, die der teils schwerlasttauglichen<br />
Erschließung von zahlreichen<br />
künstlichen Inseln dienen. Und allen<br />
ist eigen, dass sie mit massiv block-<br />
verleimten Trägern ausgeführt worden<br />
sind <strong>und</strong> eine ähnlich monolithische<br />
Gestaltung aufweisen. Doch in Holz-<br />
Beton-Verb<strong>und</strong>bauweise war dies nun<br />
die erste.<br />
Die eigentliche Fahrbahnplatte mit<br />
ca. 20 cm Dicke besteht aus Beton C 35.<br />
Oberseitig sind an den Seitenrändern<br />
zusätzlich ca. 8 cm hohe Kappen auf-<br />
betoniert, die so eine seitliche Einfassung<br />
des später aufgebrachten zweilagigen<br />
Gussasphalts bilden. Unter dem Gussasphalt<br />
befindet sich wiederum eine<br />
zweilagige Abdichtung, wie sie auch<br />
in der ZTV-Ing. gefordert ist. Das Stahl-<br />
geländer ist in zuvor einbetonierte,<br />
durchgängige Stahlhülsen gesteckt <strong>und</strong><br />
von unten fixiert worden, so dass an<br />
der Brückenoberseite optisch keine<br />
Befestigungsmittel erkennbar sind.<br />
6 Vorfertigung der Einzelquerschnitte<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
5 Querschnitt<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
Die Auflagerung der Holzträger erfolgt<br />
ähnlich wie bei Stahlbrücken: Sandwichelemente,<br />
bestehend aus Stahl-, Elasto-<br />
mer- <strong>und</strong> Stahlgr<strong>und</strong>platte, dienen als<br />
bewegliche Lager.<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
6 Hoher Vorfertigungsgrad<br />
Das Tragwerk selbst besteht aus zwei<br />
nebeneinanderliegenden, blockverklebten<br />
Querschnitten, die jeweils einfeldrig<br />
konzipiert sind. Somit wurden insgesamt<br />
vier Einzelträger mit Querschnitten von<br />
1,80 m Breite <strong>und</strong> variierender Höhe von<br />
0,70–1,10 m in den Hallen der schwäbischen<br />
Brückenbaufirma Schaffitzel<br />
vorgefertigt. Nachdem man dort auch<br />
die Schubverbinder, sogenannte HBV-<br />
Verbinder von TiComTec, eingesetzt<br />
hatte, wurde oberseitig eine zusätzliche<br />
Feuchtesperre in Form einer Epoxidharzschicht<br />
aufgebracht. Im Prinzip ist eine<br />
druckbeanspruchte Betonplatte aus<br />
WU-Beton recht wasserdicht, aber zur<br />
Erhöhung der Red<strong>und</strong>anz wurde dieser<br />
Arbeitsschritt empfohlen.<br />
Sobald die Holzbauteile laut Zimmererjargon<br />
abgeb<strong>und</strong>en waren, begann man<br />
mit der Vormontage der kompletten<br />
Schalung einschließlich der Geländerhüllrohre<br />
für die spätere Ortbetonarbeit<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
29
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
7 Trägertransport per Lkw<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
der Platte. Eine Vorfertigung der Beton-<br />
platte selbst scheidet aus Gewichts-<br />
gründen aus. Dies ist sicherlich auch<br />
ein interessanter Aspekt gegenüber der<br />
reinen Betonbauweise, die nur wenige<br />
Möglichkeiten zur Vorfertigung erlaubt.<br />
Letztlich sind demnach vier komplett<br />
vorgefertigte Brückensegmente inklusive<br />
der Schalung an die Baustelle transportiert<br />
worden.<br />
8 9 Einheben <strong>und</strong> Ausrichten der Holzsegmente<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
30 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
7 Kurze Montagezeit<br />
Das Platzieren aller Holzbrückensegmente<br />
erfolgte innerhalb weniger<br />
St<strong>und</strong>en an einem Tag. Danach wurden<br />
die Füllstücke der Schalung zwischen<br />
den Segmenten verlegt, womit die<br />
Holzbaufirma ihre Leistung erbracht<br />
hatte, <strong>und</strong> es begann der Einsatz der<br />
Betonbauer: das Verlegen der Haupt-<br />
<strong>und</strong> Anschlussbewehrung sowie die<br />
Bauen Sie auf unsere Erfahrung <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit!<br />
Wir beschäftigen uns seit mehr als zehn Jahren sehr intensiv mit dem Holz-Verb<strong>und</strong>bau<br />
<strong>und</strong> insbesondere mit dem Einkleben von Stahlteilen als Verbindungsmittel.<br />
Unsere Leistungen:<br />
• Ingenieurleistungen (Engineering) für die HBV-Brückensysteme<br />
• Ausführung der Verklebung von Stahlteilen mit eigener Leimgenehmigung<br />
• Lieferung der Systemkomponenten an geschulte Fachfirmen mit Leimgenehmigung<br />
• Lieferung von Bauteilkomponenten<br />
Betonnage wenige Tage später. Nach<br />
knapp drei Wochen wurde dann die<br />
seitliche Schalung von den Trägern<br />
gelöst <strong>und</strong> entfernt. Hierbei ist es nicht<br />
erforderlich, die 28-d-Abbindezeit des<br />
Betons abzuwarten, sondern man<br />
untersucht üblicherweise zusätzliche,<br />
zeitgleich betonierte Betonprüfkörper<br />
auf eine Mindestfestigkeit, so dass ein<br />
zügigerer Ablauf sicher möglich ist.<br />
Nach Entfernen der Schalung wurde<br />
das Geländer in die erwähnten Hülsen<br />
montiert, <strong>und</strong> die Gussasphaltfirma<br />
konnte abschließend den zweilagigen<br />
Belag aufbringen. Insgesamt sind etwa<br />
fünf zwischen Einheben der Holzbauteile<br />
<strong>und</strong> der Asphaltierung verstrichen.<br />
8 Tragkonzept<br />
Eine Verb<strong>und</strong>struktur aus Beton <strong>und</strong> Holz<br />
hat bei einer klar zugeordneten Belastungssituation<br />
ihre Stärke, es sollten im<br />
Tragsystem also einheitliche Lastzustände<br />
vorliegen. Konkret bedeutet dies, dass<br />
man Druckkräfte nur in den Beton einzu-<br />
leiten beabsichtigt <strong>und</strong> die Zugkräfte in<br />
das Holz. Im Umkehrschluss heißt das<br />
Goethestraße 60<br />
D-63808 Haibach<br />
Tel.: +49 (0)6021 / 446 426 7<br />
E-Mail: info@ticomtec.de<br />
www.ticomtec.de
10 »Seequerung« kurz vor Fertigstellung<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
aber auch, dass lediglich einfache Trag-<br />
systeme, wie ein einfeldriger Biege-<br />
balken, eine derart klare Zuordnung<br />
ermöglichen.<br />
Daher ist es leicht verständlich, dass<br />
man die zweifeldrige Brücke statisch aus<br />
zwei Einfeldträgern konzipieren muss,<br />
um die Effizienz zu gewährleisten. Dies<br />
hat wiederum zur Folge, dass auf dem<br />
Mittelpfeiler ein Brückenstoß vorgenommen<br />
wurde, der oberseitig mit einer<br />
elastischen Übergangskonstruktion<br />
verdeckt ist. Da sich hier der höchste<br />
Punkt der Fahrbahn befindet, ist die<br />
Feuchtebelastung gering. Generell wird<br />
das Bauwerk rein über Längsgefälle über<br />
die Widerlager hinweg entwässert, die<br />
ebenfalls mit elastischen Übergangskonstruktionen<br />
ausgestattet sind. Alles<br />
in allem sind sämtliche Anschlüsse<br />
der Betonfahrbahn in bewährter <strong>und</strong><br />
konventioneller Bauweise ausgeführt<br />
worden, so wie man es in Deutschland<br />
gemäß ZTV-ING realisieren würde.<br />
Somit gab es letztlich wenig »kritisches«<br />
Neuland bei der Wahl der Holz-Beton-<br />
Verb<strong>und</strong>bauweise.<br />
Ob sich mit der Errichtung eines solchen<br />
Bauwerks eine neue Entwicklung für<br />
Holzbrücken abzeichnet, bleibt abzuwarten.<br />
Attraktiv scheint jedoch die hohe<br />
Effizienz unter anderem durch die zügige<br />
Montage zu sein: Eines der üblichen<br />
Lehrgerüste kam hier nicht zum Einsatz,<br />
eine Abstützung war zudem entbehrlich.<br />
Die Baukosten des im April 2012 fertig-<br />
gestellten Überbaus können mit<br />
ca. 1.750,00 €/m² netto durchaus der<br />
reinen Betonbauweise Paroli bieten.<br />
Und: Der konstruktive Holzschutz wird<br />
eine ähnlich lange Lebensdauer aufweisen<br />
wie die gesamte Konstruktion.<br />
Somit ließe sich in mancher Situation<br />
sehr wohl eine Alternativuntersuchung<br />
pro Holz in Betracht ziehen. Zuallerletzt<br />
sorgt aber allein schon die Materialität<br />
für eine ganz eigene Formensprache –<br />
<strong>und</strong> bindet zugleich noch CO 2.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Frank Miebach<br />
Ingenieurbüro Miebach,<br />
Lohmar bei Bonn<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Bauherr<br />
Provincie Groningen, Niederlande<br />
Entwurf<br />
De zwarte Hond, Groningen, Niederlande<br />
Tragwerksplanung<br />
Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH,<br />
Lohmar<br />
TiComTec GmbH, Haibach<br />
Gesamtprojektleitung<br />
InVra Plus B.V., Haren, Niederlande<br />
Prüfingenieur<br />
Freerk van der Molen, Winschoten, Niederlande<br />
Ausführung<br />
Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH,<br />
Lohmar<br />
Oosterhuis B.V., Nijeveen, Niederlande<br />
11 Pfeiler <strong>und</strong> Überbau<br />
© Schaffitzel + Miebach Faszination Brücken GmbH<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
31
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Der Margarete-Müller-Bull-Steg in Esslingen<br />
Blattfeder zwischen Park <strong>und</strong> Stadt<br />
32 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
von Sven Plieninger, Christiane Sander, Andreas Hahn<br />
1 Brücke über den Rossneckar<br />
© Ingolf Pompe<br />
Der Margarete-Müller-Bull-Steg ging<br />
im Dezember 2009 als Preisträger<br />
aus einem von der Stadtverwaltung<br />
in Esslingen am Neckar durchgeführten<br />
Wettbewerb hervor. Eine<br />
bessere Anbindung der Innenstadt<br />
an den Maille-Park <strong>und</strong> eine neue<br />
Platzgestaltung des Bereiches direkt<br />
vor dem Tiefbauamt Esslingen<br />
waren die primären Ziele des<br />
Projekts.<br />
1 Entwurf<br />
Der Rossneckar ist ein kleiner inner-<br />
städtischer Kanal, ein alter Neckararm,<br />
der den historischen Maille-Park begleitet<br />
<strong>und</strong> von zahlreichen erhaltenswerten<br />
Gebäuden umgeben ist. Die städtebauliche<br />
Eingliederung der neuen Brücke<br />
zwischen dem geschützten Park <strong>und</strong> der<br />
historischen Bebauung einerseits <strong>und</strong><br />
dem im Rahmen des neuen Stadtgestaltungskonzepts<br />
umzuwandelnden Vor-<br />
platz auf der anderen Seite war somit<br />
maßgeblich bei der Entwurfsentwicklung:<br />
Ziel war es, eine schlanke, filigrane Form<br />
zu finden, die sich gut in das historische<br />
Ensemble einfügt. Insofern wurde<br />
ein Brückenentwurf gewählt, der, im<br />
Gr<strong>und</strong>riss gerade, den Rossneckarkanal<br />
annähernd rechtwinklig überquert, sein<br />
»Gewicht« im Wesentlichen auf der<br />
Neubauseite hat <strong>und</strong> den Park lediglich<br />
»zart« berührt. Der enge, klar definierte<br />
Kostenrahmen, der auf Stiftungsgeldern<br />
beruhte <strong>und</strong> nicht überschritten werden<br />
sollte, stellte eine weitere Randbedingung<br />
dar.<br />
Es wurde eine zweifeldrige Brücke<br />
geplant, mit einem kurzen Seitenfeld<br />
über einem kräftigen Widerlager an<br />
der Stadtseite <strong>und</strong> dem größeren Feld<br />
hinüber zum Park, wo sie dann nur noch<br />
auf einer schmalen Widerlagerbank<br />
aufliegt. Das Hauptfeld mit einer Länge<br />
von ca. 22,90 m überquert den Kanal, das<br />
ca. 4,50 m lange Seitenfeld tangiert das<br />
Widerlager. Hierdurch ergibt sich eine<br />
Einspannung auf der Platzseite, die das<br />
Feld entlastet. Dieser Kräfteverlauf wird<br />
vom Querschnitt nachgebildet.<br />
Die Konstruktion des Stahlüberbaus<br />
besteht aus einem Hohlkasten. Seine<br />
Optik wird durch ein seitlich verlaufendes,<br />
konstant hohes silbernes Blech-<br />
band bestimmt. Am linken Brückenende<br />
beginnen der Stahlkasten <strong>und</strong> das Blech-<br />
band auf gleicher Höhe, wobei sich ihre<br />
Unterkanten bis zum Mittelauflager <strong>und</strong><br />
damit hin zur Einspannstelle immer<br />
mehr voneinander lösen. Ein schlichtes,<br />
stählernes Füllstabgeländer ist am Rand<br />
aufgesetzt.
2 Konstruktion <strong>und</strong> Details<br />
Die Konstruktion über den Rossneckarkanal<br />
wurde in Stahl-Monocoque-Bauweise<br />
ausgeführt. Äußerst schlank<br />
mit nur knapp 23 cm Bauhöhe auf der<br />
Parkseite ausgebildet, erhöht sich der<br />
Überbauquerschnitt auf ca. 65 cm im<br />
Bereich des Mittelauflagers. Vom Mittel-<br />
zum Endauflager auf der Platzseite<br />
verjüngt sich der Querschnitt dann<br />
wieder auf 50 cm.<br />
Das Monocoque besteht aus einem<br />
vierzelligen Hohlkasten, dessen Untergurt<br />
bündig mit den äußeren Blechen<br />
abschließt, der Obergurt kragt hingegen<br />
30 cm darüber hinaus. Diese Auskragung<br />
ermöglichte eine Verbreiterung der<br />
<strong>Geh</strong>fläche auf das gewünschte Maß<br />
von 3 m.<br />
Der gesamte Stahlkasten wurde mit<br />
Blechen der Dicke t = 10–12 mm<br />
ausgeführt. Dies reduzierte effektiv das<br />
Gewicht, bedingte aber zugleich, dass<br />
beulgefährdete Abschnitte durch Quer-<br />
rippen ausgesteift werden mussten.<br />
4 5 6 Monocoque-Bauweise<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
2 3 Ansicht <strong>und</strong> Aufsicht<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
33
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
7<br />
Besonders im Obergurtbereich wurden<br />
zur Aufnahme von Radlasten alle<br />
200 mm Rippen mit einem Verhältnis<br />
h/t=100 mm/10 mm eingeplant. Sie<br />
unterstützen den Obergurt auch dort,<br />
wo er auskragt, <strong>und</strong> sorgen zusammen<br />
mit Querschotten, die alle 6 m angeordnet<br />
wurden, für eine ausreichende<br />
Torsionssteifigkeit.<br />
Die Gründungslasten werden über<br />
Mikropfähle in tragfähige, tiefere<br />
Bodenschichten eingeleitet. Die Aufnahme<br />
der geringen Horizontalkräfte<br />
erfolgt durch Schrägstellung der Mikro-<br />
34 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
8 9 Lagersituation Ost<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner/Ingolf Pompe<br />
10<br />
11 Lagersituation West<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
pfähle, die der abhebenden Kräfte am<br />
Endauflager des Seitenfeldes durch<br />
Zugpfähle.<br />
Die Gradiente der Brücke beginnt auf<br />
der Parkseite am Widerlagerende bei<br />
+237,00 m ü. NN <strong>und</strong> auf der Platzseite<br />
am Übergang bei +236,76 m ü. NN.<br />
Die maximale Steigung beträgt auf<br />
der Parkseite 3,00 %, auf der Platzseite<br />
3,50 %.<br />
Die erforderliche Überhöhung in Feld-<br />
mitte wurde nicht ausschließlich über die<br />
geometrische Anpassung der Gradiente<br />
in der Werksstattform erzielt, sondern<br />
durch eine nachträgliche vertikale Vor-<br />
spannung am rechten, platzseitigen<br />
Brückenende unterstützt. Die dabei<br />
auftretenden Zugkräfte werden mit<br />
pendelartigen Stahleinbauteilen an<br />
das Widerlager übertragen <strong>und</strong> über<br />
die Mikropfähle in tragfähigen Gr<strong>und</strong><br />
geleitet. Bei deren Durchbildung musste<br />
unter anderem darauf geachtet werden,<br />
dass sie nicht nur Zugkräften, sondern<br />
auch kurzfristig auftretenden Druckkräften<br />
infolge des Befahrens durch<br />
städtische Reinigungsfahrzeuge<br />
standhalten.
12 13 14 15<br />
Das mittlere Auflagerdetail besteht aus<br />
einer Reihe am Stahlkasten angeschweißter<br />
Lagerbleche, die in einen im Widerlager<br />
einbetonierten Stahlkranz eingesetzt<br />
wurden. Dieser robust gewählte<br />
Lagerpunkt stellt den Festpunkt der<br />
Brücke dar. Beide Endauflager sind somit<br />
längsverschieblich <strong>und</strong> ermöglichen<br />
eine spannungsfreie Dehnung des Stahl-<br />
kastens bei Last <strong>und</strong> Temperatur.<br />
Am parkseitigen Ende wurde die hori-<br />
zontale Verschieblichkeit des Stahl-<br />
kastens bei gleichzeitig vorhandenen<br />
positiven wie negativen Vertikalkräften<br />
über Querkraftdorne erreicht. Im Überbau<br />
sind hierfür zwei Dorne mit d = 70 mm<br />
aus Edelstahl eingeschweißt. Sie wurden<br />
auf der knappen Widerlagerbank der<br />
Parkseite in ein dort vorab als Fertigteil<br />
platziertes Element eingeschoben.<br />
16 Geländerdetails<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner/Ingolf Pompe<br />
Die horizontal verschieblichen Lager an<br />
der Platzseite sind über zwei vertikale<br />
Pendel wartungsfrei realisiert. Für den<br />
Einbauzustand wurden die notwendigen<br />
Vorspannkräfte der Pendel ermittelt <strong>und</strong><br />
nach dem Einhub mit Spannpressen<br />
kraftgenau <strong>und</strong> geometrisch gesteuert<br />
aufgebracht.<br />
Da es sich um einen extrem schlanken<br />
Querschnitt handelt, treten während der<br />
Montage <strong>und</strong> auch während der Nutzung<br />
deutliche Verformungen auf. Diese sollten<br />
jedoch nicht auf die Konstruktion des<br />
leichten Geländers übertragen werden.<br />
Um das zu vermeiden, ist das Geländer<br />
in mehrere Einzelabschnitte aufgeteilt<br />
<strong>und</strong> kann sich so den Verformungen<br />
anpassen. Viele kleine Details, etwa<br />
Schiebehülsen im Handlauf oder Zapfen-<br />
verbindungen im unteren Holm, verhin-<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
dern dezent die Übertragung der relativ<br />
großen Deformationen des Stahlkastens<br />
in Form von Zwangskräften. Das gesamte<br />
Geländer mit Holmen, Pfosten <strong>und</strong><br />
Handlauf wurde zudem passend zum<br />
Stahlkasten konstruiert <strong>und</strong> der aufgesetzte<br />
Handlauf mit einer Breite von 4 cm<br />
<strong>und</strong> einer Höhe von 2 cm komplett aus<br />
Edelstahl gefertigt.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
35
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Für die <strong>Geh</strong>fläche wurde ein heller<br />
Dünnschichtbelag gewählt. Oft störende<br />
Spiegeleffekte <strong>und</strong> eine erhöhte Rutsch-<br />
gefahr aufgr<strong>und</strong> Fehlausführungen<br />
konnten durch Weglassen der häufig<br />
durchgeführten Kopfversiegelung<br />
vermieden werden. So ist eine helle <strong>und</strong><br />
griffige, natürlich wirkende <strong>Geh</strong>fläche<br />
entstanden, die sich hervorragend in<br />
das Bild der Brücke fügt.<br />
Durch den Einsatz all dieser harmonisch<br />
aufeinander abgestimmten Farben,<br />
Materialien <strong>und</strong> Konstruktionsarten<br />
gelang es, eine perfekte Mischung aus<br />
moderner Technik <strong>und</strong> Bauweise mit<br />
einer natürlichen Optik zu erzeugen.<br />
Die Montage der Brücke war aufgr<strong>und</strong><br />
der geringen Gesamtlänge denkbar<br />
einfach: Die Herstellung des Überbaus,<br />
der Geländer <strong>und</strong> des Belages erfolgte<br />
vollständig in der Werkstatt des Stahlbauunternehmers,<br />
was eine extrem hohe<br />
Ausführungsqualität ermöglichte. Die<br />
Betonbauteile der Auflager wurden dann<br />
vorab auf der Baustelle gefertigt <strong>und</strong> der<br />
gesamte Überbau vom Tieflader innerhalb<br />
von nur 3 h eingehoben.<br />
17 Montage des Stahlstegs<br />
© schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
36 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
16 Blick entlang der Brücke<br />
© Ingolf Pompe<br />
3 Fazit<br />
Mit dem schlanken, stählernen Steg über<br />
den Rossneckar ist eine Lösung realisiert<br />
worden, die sich wie selbstverständlich in<br />
das Umfeld aus neuer <strong>und</strong> historischer<br />
Bebauung einfügt. Material <strong>und</strong> Farbwahl<br />
tragen ihren Teil dazu bei, dass bei dieser<br />
kleinen Aufgabe ein adäquates Miteinander<br />
der Bauwerke entstehen kann. Das<br />
ist jedoch nur durch einen ganz erheb-<br />
lichen planerischen Aufwand <strong>und</strong> eine<br />
gute Abstimmung mit den Auftraggebern<br />
möglich: ein Vorgehen, das sich so kaum<br />
von dem bei großen Brücken unterscheidet.<br />
Das im Juni 2011 fertiggestellte<br />
Ergebnis ist aber Beweis genug, dass sich<br />
die Mühen auch bei kleineren Projekten<br />
für die Auftraggeber <strong>und</strong> späteren Nutzer<br />
lohnen.<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Sven Plieninger<br />
Dipl.-Des. (FH) Christiane Sander<br />
Dipl.-Ing. Andreas Hahn<br />
schlaich bergermann <strong>und</strong> partner,<br />
Stuttgart<br />
Bauherr<br />
Stadt Esslingen, Tiefbauamt<br />
Regine Zunker, Reinhard Mattl, Norbert Seidel<br />
Entwurf <strong>und</strong> Tragwerksplanung<br />
schlaich bergermann <strong>und</strong> partner, Stuttgart<br />
Andreas Hahn, Christiane Sander, Kai Kürschner<br />
(Wettbewerb mit: Internationales Stadtbauatelier,<br />
Stuttgart)<br />
Prüfingenieur<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann, Stuttgart<br />
Ausführung<br />
Schwenk GmbH & Co KG, Unterensingen<br />
Stahlbau Urfer GmbH, Remseck
Holzbrücke als Ersatzneubau in Neunkirchen-Sinnerthal<br />
Erneuerung einer Fußgängerüberführung<br />
von Wolfgang Müll<br />
Bei einer Brückenprüfung der Dekra<br />
im Jahr 2010 wurde festgestellt,<br />
dass die Stand- <strong>und</strong> Verkehrssicherheit<br />
der vorhandenen Fußgängerüberführung<br />
in Neunkirchen-<br />
Sinnerthal beeinträchtigt <strong>und</strong> ihr<br />
Bauwerkszustand mit Ungenügend<br />
einzustufen war. Eine Sanierung der<br />
maroden Stahlbetonquerung über<br />
die Bahnlinie Bingen–Saarbrücken<br />
wurde vom Bauherrn als nicht<br />
sinnvoll erachtet. Verschiedene<br />
Neubauvarianten wurden deshalb<br />
untersucht, wobei sich eine vorgefertigte<br />
Holzbrücke als wirtschaftlichste<br />
Lösung erwies – <strong>und</strong> seit<br />
Dezember 2011 nun den Stadtteil<br />
Sinnerthal mit einer südlich der<br />
Gleise angrenzenden Kleingartenanlage<br />
verbindet.<br />
2 Längsschnitt<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
1 Ausschreibung <strong>und</strong> Konstruktion<br />
Die Ausschreibung beinhaltete den<br />
Rückbau der vorhandenen Brücke, den<br />
Neubau des Mittelpfeilers aus Stahlbeton<br />
mit Pfahlgründung sowie Herstellung<br />
<strong>und</strong> Errichtung des Überbaus aus Holz.<br />
Die neue <strong>und</strong> 67 m lange Trogbrücke<br />
setzt sich aus zwei identisch konzipierten<br />
Einfeldträgern mit einer Stützweite von<br />
jeweils 32,35 m zusammen. Der Stahlbetonmittelpfeiler<br />
in Achse 20 ist quer<br />
zur Fahrbahnlängsrichtung eingespannt,<br />
um die Wind- <strong>und</strong> Stabilisierungskräfte<br />
aus dem Überbauquerschnitt abzu-<br />
leiten.<br />
In Längsrichtung ist er als Pendelstütze<br />
ausgebildet, das heißt kopfseitig durch<br />
den Überbau zug-, druck- <strong>und</strong> querfest<br />
mit dem Widerlager in Achse 30 verb<strong>und</strong>en.<br />
Der Anschluss des Überbaus an<br />
das Widerlager in Achse 10 erfolgt zu-<br />
dem längsverschieblich <strong>und</strong> querfest:<br />
Die errechneten Längsverschiebungen<br />
der Brücke aus Feuchteänderung des<br />
Holz (+/- 33 mm) <strong>und</strong> Durchbiegung<br />
(4 mm) werden also allein am Lager 10<br />
aufgenommen.<br />
Die Trogkonstruktion selbst umfasst<br />
zwei Hauptträger 22 cm x 172 cm aus<br />
Fichtenbrettschichtholz der Festigkeitsklasse<br />
GL 32c. Dazwischen sind im<br />
Abstand von 2,70 m Querrahmen aus<br />
Stahlprofilen angeordnet, die neben<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
1 Vorherige Gleisquerung<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
der vertikalen Lastabtragung auch für<br />
die Ableitung der Wind- <strong>und</strong> Seitenlasten<br />
in den horizontalen Windverband<br />
sorgen. Dieser 32 m lange Windverband<br />
besteht aus feuerverzinkten R<strong>und</strong>stahldiagonalen.<br />
Für die eigentliche <strong>Geh</strong>fläche<br />
wurde ein 7 cm dicker Gussasphaltbelag<br />
mit 2,50 % Quergefälle zur <strong>Geh</strong>wegmitte<br />
hin gewählt, darunter befindet sich eine<br />
40 mm dicke BFU-Platte auf Längsträgern<br />
aus Brettschichtholz.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
37
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
2 Rückbau, Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />
Für den Rückbau der massiven Stahlbetonbrücke<br />
benötigte man einen<br />
500-t-Kran, um deren schwere Segmente<br />
über der Bahnlinie auszuheben. Danach<br />
wurden die Teile seitlich auf dem Baufeld<br />
abgelegt, aufwendig zerkleinert <strong>und</strong><br />
der Betonstahl entfernt.<br />
Die Fertigung der neuen Brücke erfolgte<br />
im 300 km entfernten Holzbaubetrieb.<br />
Dort wurden die beiden 33 m langen,<br />
3 m breiten, 2 m hohen <strong>und</strong> ca. 20 t<br />
schweren Tröge fertig vormontiert,<br />
danach mittels Autokran auf die Nach-<br />
läuferfahrzeuge verladen <strong>und</strong> im Konvoi<br />
zur Baustelle transportiert. Das erste<br />
Brückenteil wurde dann vor Ort mit<br />
einem 200-t-Kran direkt vom Lkw auf<br />
die Widerlager gehoben.<br />
5 Zwischenlagerung des zweiten Trogs<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
38 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
4 Vorfertigung im Holzbaubetrieb<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
3 Querschnitt<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
Das zweite Brückenteil wurde auf dem<br />
Baufeld zwischengelagert, um zunächst<br />
den Berührungsschutz anzubringen.<br />
In einer Nachtsperrung der Bahngleise<br />
von Samstag auf Sonntag wurde dieser<br />
Trog dann über die Bahngleise einge-<br />
hoben. Danach mussten nur noch die<br />
Verschalung des Brückenstoßes vorgenommen,<br />
die Widerlager vergossen <strong>und</strong><br />
die Übergangskonstruktionen mon-<br />
tiert werden. Zum Schluss wurde<br />
der Gussasphalt aufgebracht.
3 Geschützte Brücke<br />
Die Holzbrücke ist als »geschützte<br />
Brücke« errichtet worden. Das bedeutet,<br />
alle tragenden Bauteile wurden so<br />
ausgebildet, dass sie vor der Witterung<br />
geschützt sind. So sind die Hauptträger<br />
oberseitig durch eine Verblechung <strong>und</strong><br />
an beiden Seiten durch eine Verschalung<br />
aus sibirischer Lärche abgedeckt. Die<br />
BFU-Platte <strong>und</strong> die Längsträger werden<br />
wiederum durch den Gussasphaltbelag<br />
geschützt. Der Fahrbahnübergang<br />
wurde gemäß der Ausschreibung nach<br />
Musterzeichnung H Übe 2 der Deutschen<br />
Gesellschaft für Holzforschung geschlossen<br />
ausgeführt.<br />
Die nach DIN 1076 vorgesehenen<br />
Bauwerksprüfungen sind erforderlich.<br />
Jedoch lässt die geschützte Ausführung<br />
der Brücke nur geringe Unterhaltungskosten<br />
erwarten.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Müll<br />
Holzbau Amann GmbH,<br />
Weilheim-Bannholz<br />
7 Neue Brücke nach Fertigstellung<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
Bauherr<br />
Kreisstadt Neunkirchen<br />
Entwurfsplanung<br />
IBWS Wagner + Schäfer, Neunkirchen<br />
Tragwerksplanung<br />
HSW-Ingenieure, Bad Oeynhausen<br />
Ausführung<br />
Modernbau GmbH, Saarbrücken<br />
Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
6 Hauptträger mit Abdeckung<br />
© Holzbau Amann GmbH<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
39
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Beispiele aus Kanada<br />
Brücken aus Glas <strong>und</strong> Stahl<br />
von Armin Franke<br />
Mit drei unterschiedlichen Konstruktionen<br />
hat Gartner Steel and<br />
Glass aus Würzburg in den kanadischen<br />
Metropolen Toronto <strong>und</strong><br />
Calgary Stege mit großen Spannweiten<br />
realisiert. In Ganzglas- oder<br />
Stahl-Glas-Bauweise ausgeführt,<br />
zeichnen sie sich durch Transparenz,<br />
Leichtigkeit <strong>und</strong> Eleganz aus.<br />
Besondere Herausforderungen<br />
stellen diese scheinbar schwerelosen<br />
Verbindungen an die Tragstruktur<br />
<strong>und</strong> die jeweilige Ausformung<br />
des Glases. Da entweder<br />
die ganze Brücke oder aber große<br />
Teilelemente schon in Deutschland<br />
vorgefertigt wurden, mussten<br />
auch für den Transport maßgeschneiderte<br />
Lösungen gef<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
40 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Shuter Street Bridge nach Fertigstellung<br />
© Tom Arban<br />
1 Shuter Street, Toronto<br />
1.1 Lage <strong>und</strong> Anbindung<br />
Die 30 m lange gläserne Fußgängerbrücke<br />
mit einer Tragstruktur aus<br />
gebogenen Stahlrohren erstreckt sich<br />
über die Shuter Street im Zentrum von<br />
Toronto <strong>und</strong> verbindet seit März 2011<br />
das St. Michael’s Hospital mit dem<br />
neuen Li Ka Shing Knowledge Institute.<br />
Entworfen von Diamond and Schmitt<br />
Architects Inc., ist sie 4,60 m hoch <strong>und</strong><br />
3,80 m breit sowie aus ovalen, zueinander<br />
verdrehten Stahlr<strong>und</strong>rohren <strong>und</strong><br />
gebogenem Isolierglas konzipiert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des in der City von Toronto<br />
vorherrschenden unterirdischen<br />
Passagensystems, des sogenannten Path<br />
von 28 km Länge mit 1.200 angegliederten<br />
Geschäften, erforderte ihr Bau<br />
eine Sondergenehmigung, die nur<br />
aufgr<strong>und</strong> der gewählten Konstruktion<br />
erteilt wurde. Vor dem Transport nach<br />
Kanada wurde die Brücke bei Gartner<br />
Steel and Glass in Würzburg berechnet,<br />
konstruiert <strong>und</strong> anschließend in<br />
Deutschland gefertigt.<br />
Die elliptisch geformte Brücke endet im<br />
Bereich des bestehenden Altbaus des<br />
Hospitals in einer ca. 2,20 m breiten<br />
Gasse. Ihr ovaler Querschnitt kann des-<br />
wegen nicht beibehalten werden, sie wird<br />
dort rechteckig fortgeführt. Linksseitig<br />
wurden im Hinblick auf die absehbare<br />
Sanierung des Hospitals sämtliche<br />
Auflagerpunkte auf eine Brückenlängsseite<br />
konzentriert. Der Übergang wurde<br />
mit Schleppblechen <strong>und</strong> Dehnungsfugen<br />
zwängungsfrei ausgebildet, die Anbindung<br />
an den Neubau auf der gegenüberliegenden<br />
Seite erfolgte ebenfalls<br />
in rechteckigem Querschnitt, um eine<br />
einfachere Eingliederung in die Fassadenstruktur<br />
des Gebäudes zu ermöglichen.
2 3 Ansicht <strong>und</strong> Querschnitt<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
1.2 Konstruktion<br />
Die Brücke musste als statisch bestimmtes<br />
Tragwerk konstruiert werden, weil<br />
keine größeren Lasten in die angrenzenden<br />
Gebäude übertragen werden<br />
durften. Für die Horizontalkräfte wurde<br />
die Lastableitung auf die Altbauseite<br />
konzentriert, wobei die erste Stütze als<br />
Festpunkt dient. Die dadurch mögliche<br />
Ausdehnung der Brücke in zwei Richtungen<br />
reduziert die Temperatur-<br />
ausdehnung.<br />
Die tragende Röhre der elliptischen<br />
Brücke wird aus einer Vielzahl von paral-<br />
lel liegenden kreisförmigen Rohren<br />
gebildet, die sich mit gegenläufig paral-<br />
lel verlaufenden kreisförmigen Rohren<br />
verschneiden. Die Rohre kreuzen sich<br />
im oberen <strong>und</strong> unteren Abschnitt <strong>und</strong><br />
berühren sich nur an den zwei gegenüberliegenden<br />
Äquatorlinien. Zusammen<br />
mit den Ober- <strong>und</strong> Untergurten, der<br />
Verkehrsfläche, ergibt sich so eine<br />
röhrenförmige Netzschale als Trag-<br />
struktur, die dank ihrer Steifheit die<br />
entsprechende Gebrauchstauglichkeit<br />
bietet <strong>und</strong> auch eine hohe Torsions-<br />
steifigkeit besitzt.<br />
Die Stahlkonstruktion der Netzröhre<br />
besteht im Wesentlichen aus kreisförmig<br />
gebogenen Rohren mit einem Durchmesser<br />
von 114,30 mm. Die Ebenen der<br />
Kreise sind nicht senkrecht zur Brückenlängsachse<br />
orientiert, sondern in der<br />
z-Achse um 45° verdreht. Im Bereich<br />
des Fußweges sind Walzträger in Längs-<br />
richtung angeordnet <strong>und</strong> mit den<br />
R<strong>und</strong>rohren verschweißt, geschlossen<br />
wird die Netzschale durch eine Anfangs-<br />
<strong>und</strong> Endellipse. Für die Netzschale<br />
wurden ausschließlich Rohre mit einer<br />
Wandstärke von 10 mm in der Stahlgüte<br />
S355J2H verwendet. Die Netzschale<br />
wurde voll verschweißt, bei den Knoten<br />
daher auch auf eine Optimierung der<br />
Schweißnahtdicken geachtet. Aufgr<strong>und</strong><br />
der hohen Genauigkeitsanforderungen<br />
wurden die Befestigungen der Glashalter<br />
erst nach dem Zusammenbau der Netz-<br />
schale positioniert, ausgerichtet <strong>und</strong><br />
verschweißt.<br />
Für die Fachwerkstruktur im Bereich<br />
des Altbaus kamen Quadratrohre zum<br />
Einsatz: Die Querschnitte für Ober-<br />
<strong>und</strong> Untergurt <strong>und</strong> die Pfosten messen<br />
200 mm, die der Diagonalstäbe 100 mm.<br />
4 Blick in das »Röhreninnere«<br />
© Tom Arban<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
1 Isolierglas<br />
2 Stahlrahmen<br />
3 Brüstungsglas<br />
4 <strong>Geh</strong>weg Stahl<br />
1.3 Verglasung<br />
Der ovale Brückenabschnitt ist r<strong>und</strong>um<br />
mit gebogenem Isolierglas geschlossen.<br />
Das Glas auf der oberen Hälfte hat<br />
folgenden Aufbau: 8 mm ESG, 16 mm<br />
SZR, 8 mm TVG, 1,52 mm PVB, 8 mm<br />
TVG. Für die Sicherheit des darunter<br />
ablaufenden Straßenverkehrs wurde<br />
die VSG-Einheit auf der unteren Hälfte<br />
umgedreht <strong>und</strong> auf die Außenseite<br />
gelegt. Alle Gläser verfügen über eine<br />
Sonnenschutzbeschichtung, jene unter-<br />
halb der Lauffläche wurden zudem<br />
mittels keramischen Siebdrucks mit<br />
einem Punktmuster versehen, um die<br />
innere Stahlkonstruktion zu kaschieren.<br />
Die einzelnen Glasscheiben werden<br />
durch Randklemmhalter fixiert, die über<br />
Spider mit der Hauptstruktur verb<strong>und</strong>en<br />
sind.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
41
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
Das Geländer des <strong>Geh</strong>weges besteht<br />
aus linienförmig am Boden geklemm-<br />
ten VSG-Gläsern aus 2 x 10 mm TVG.<br />
Zwischen den Einzelgläsern wurde der<br />
Schriftzug »St. Michael’s Hospital – Li Ka<br />
Shing Knowledge Institute« keramisch<br />
aufgedruckt. Die direkte unterseitige<br />
Beleuchtung der unteren Glaskanten<br />
durch helle LED-Leuchten bringt ihn in<br />
der Dunkelheit zum Leuchten.<br />
5 Befestigung der Glasscheiben<br />
© Tom Arban<br />
1.4 Bemessung <strong>und</strong> Nachweisführung<br />
Für die Bemessung konnte nach Abstimmung<br />
mit dem örtlichen Prüfingenieur<br />
die DIN 18800 zugr<strong>und</strong>e gelegt werden,<br />
die Lasten wurden hingegen nach den<br />
lokalen Vorschriften ermittelt <strong>und</strong><br />
berücksichtigt: Für die Brücke wurde eine<br />
Verkehrslast von 4,80 kN/m² im Bereich<br />
des Steges <strong>und</strong> 1,00 kN/m² außerhalb<br />
des Steges angesetzt. Wegen der Lage<br />
in einer Straßenflucht musste eine maxi-<br />
male Windsoglast von -1,40 kN/m² in<br />
die Berechnung einfließen, die für die<br />
Bemessung der Stahlkonstruktion<br />
mit einer maximalen Drucklast von<br />
0,80 kN/m² zu überlagern war. Schnee-,<br />
Regen- <strong>und</strong> Vereisungslasten sowie die<br />
üblichen Temperaturbelastungen <strong>und</strong><br />
Bemessungstoleranzen wurden ebenfalls<br />
mit einbezogen.<br />
Die Nachweisführung erfolgte über ein<br />
3-D-Modell der gesamten Brückenkonstruktion<br />
mit der Bemessungssoftware<br />
RStab 6. In drei unterschiedlichen Schrit-<br />
ten wurden die Nachweise für die Trag-<br />
fähigkeit der Stahlstruktur, für fußgängerinduzierte<br />
Schwingungen <strong>und</strong> für die<br />
Tragfähigkeit der Glaselemente geführt.<br />
1.5 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />
Die Stahlbrücke wurde komplett in<br />
Deutschland gebaut. Beim Fertigungsprozess<br />
wurden die Schweißarbeiten<br />
fremdüberwacht sowie zusätzlich<br />
zerstörende Prüfungen an geschweißten<br />
Probeknoten vorgenommen. Die<br />
42 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
6 Stahlkonstruktion im Modell<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
Befestigungsklötze der Stahlspider<br />
mussten bei dem Einschweißen in die<br />
Struktur exakt ausgerichtet werden, da<br />
bei der Montage der Glasscheiben später<br />
nur geringe Toleranzen ausgeglichen<br />
werden konnten: Wegen der zur Brücken-<br />
achse verdreht umlaufenden Glasfugen<br />
ergab sich für jede Einzelscheibe eine<br />
eigene Geometrie mit einem Versatz<br />
zur Nachbarscheibe.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Verkehrssituation in der<br />
Stadtmitte durften die Montagearbeiten,<br />
die mit einer Sperrung der Straße ver-<br />
b<strong>und</strong>en waren, lediglich an den Wochenenden<br />
durchgeführt werden. Beim<br />
Einheben musste die Brücke mittels<br />
zweier Kräne zunächst wieder um 90°<br />
in die Einbaulage gedreht werden. Erst<br />
danach begann der eigentliche Einhub,<br />
der an der engsten Stelle nur knapp<br />
20 cm Spielraum zu den bestehenden<br />
Gebäuden zuließ. Während auf der<br />
Neubauseite die Brücke direkt auf die<br />
Gleitlager positioniert werden konnte,<br />
war sie auf der Krankenhausseite zu-<br />
nächst auf einer Hilfskonstruktion zu<br />
platzieren. Für die nachfolgende Ver-<br />
glasung, die ringförmig von oben nach<br />
unten aufgebracht wurde, kam ein<br />
Mobilkran zum Einsatz.<br />
Bauherr<br />
St. Michael’s Hospital, Toronto, Kanada<br />
Entwurf<br />
Diamond and Schmitt Architects Inc., Toronto, Kanada<br />
Prüfung<br />
Carruthers & Wallace Ltd., Toronto, Kanada<br />
Konstruktion <strong>und</strong> Ausführung<br />
Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />
Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />
7 Einheben der Brücke<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH
8 Glassteg im Ritz Carlton Hotel<br />
© Tom Arban<br />
2 Ritz Carlton Hotel, Toronto<br />
2.1 Lage, Design <strong>und</strong> Struktur<br />
Die 9 m lange freitragende gläserne<br />
Brücke in der Eingangshalle des Hotels<br />
Ritz Carlton in Toronto bildet einen<br />
Blickfang für Gäste <strong>und</strong> Besucher. In<br />
der Designphase wurde schrittweise der<br />
Stahlanteil reduziert bis zu dem Resultat<br />
einer einfachen <strong>und</strong> eleganten Konstruktion,<br />
die aufgr<strong>und</strong> der großflächigen<br />
Verglasung hohe Ansprüche an die<br />
Tragstruktur stellt: Die Glasbrüstungen<br />
tragen die Hauptlasten des 9 m langen<br />
<strong>und</strong> 2,10 m breiten Bauwerks. Über<br />
Punkthalter wurden gläserne Schwertträger<br />
an den beiden Glasbrüstungen<br />
befestigt, die gläsernen Bodenplatten<br />
sind hingegen nur aufgelegt. Das Stabi-<br />
litätsverhalten der Brücke wurde mit<br />
Finite-Elemente-Analysen untersucht<br />
<strong>und</strong> anhand von Bauteilversuchen<br />
nachgewiesen.<br />
10 Querschnitt<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
2.2 Verglasung<br />
Drei verschiedene Glaselemente wur-<br />
den eingesetzt: Die Glasbodenplatten<br />
bestehen aus 8 mm ESG <strong>und</strong> 2 x 10 mm<br />
TVG mit jeweils 1,52 mm PVB-Folie, die<br />
Glasquerträger wiederum aus 3 x 10 mm<br />
TVG mit jeweils 1,52 mm PVB-Folie. Und<br />
die Brüstungen als Glashauptträger<br />
gliedern sich in 12 mm ESG, 12 mm TVG<br />
<strong>und</strong> 12 mm ESG mit jeweils 1,52 mm<br />
PVB-Folie. Das Gewicht der Elemente<br />
beträgt bis zu 1,40 t.<br />
2.3 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />
Die einzelnen Glaselemente, die 9 m lang<br />
<strong>und</strong> 1,90 m hoch sind, wurden einzeln<br />
von Deutschland aus verschifft, wobei<br />
das speziell hierfür entwickelte Transportgestell<br />
auf der beengten Baustelle in der<br />
Hotellobby auch bei der Montage zur<br />
Anwendung kam. Danach wurde es im<br />
Gebäude eingelagert <strong>und</strong> gewährleistet<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
9 Unterseite der Tragstruktur<br />
© Tom Arban<br />
so einen relativ einfachen späteren Aus-<br />
tausch von defekten Glaselementen.<br />
Die detaillierte Ablaufplanung sorgte<br />
für eine zügige <strong>und</strong> risikofreie Montage:<br />
Die Glaselemente wurden zunächst so<br />
positioniert, dass die Bolzenanschlüsse<br />
lastfrei mit Mörtel vergossen werden<br />
konnten. Das Montagegestell wurde nach<br />
dem Aushärten des Mörtels mit hydraulischen<br />
Pressen kontrolliert abgelassen,<br />
um die Verformungen der im Januar 2010<br />
letztlich fertiggestellten Brücke zu<br />
überprüfen.<br />
Bauherr<br />
Simcoe Wellington Residences, Toronto, Kanada<br />
Entwurf<br />
Halcrow Yolles, Toronto, Kanada<br />
Konstruktion <strong>und</strong> Ausführung<br />
Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />
Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />
11 Detailanschluss<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
43
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
3 Eaton Center, Calgary<br />
3.1 Lage, Design <strong>und</strong> Struktur<br />
Eine Ganzglasbrücke ist das Highlight im<br />
Eaton Center in Calgary, einem beliebten<br />
Einkaufzentrum im Herzen der Olympiastadt<br />
von 1988. Die Brücke mit einer<br />
Spannweite von 14,25 m ist 3,66 m breit<br />
<strong>und</strong> umfasst drei Abschnitte, wobei der<br />
mittlere von einer Baumstütze aus Stahl<br />
getragen wird. Verkleidung, Laufbelag<br />
<strong>und</strong> die Tragstruktur bestehen aus Glas,<br />
dessen Aufbau gemäß den Trag- <strong>und</strong><br />
Resttrageigenschaften gewählt wurde.<br />
Die Bodenplatten wurden auf der Ober-<br />
seite mit einem Antirutschsiebdruck<br />
versehen, sind aber durch den Einsatz<br />
einer matten PVB-Folie von 0,38 mm<br />
transluzent ausgebildet. Volle Transparenz<br />
würde bei den Benutzern ein<br />
mulmiges Gefühl erzeugen <strong>und</strong> zudem<br />
keinerlei Blickschutz gegenüber den<br />
Personen unter der Brücke bieten.<br />
Die Tragstruktur wurde mittels Finite-<br />
Elemente-Analysen untersucht. Das<br />
Resultat war, dass für die Bolzenverbindungen<br />
die Toleranzen in den Loch-<br />
bohrungen in den einzelnen Glas-<br />
scheiben kompensiert werden mussten.<br />
Dazu wurden Bohrungen mit einem<br />
Übermaß durchgeführt <strong>und</strong> der Spalt<br />
zwischen Glas <strong>und</strong> Stahlbolzen mit einem<br />
unter anderem besonders druckfesten<br />
<strong>und</strong> nichtklebenden Mörtel verpresst.<br />
44 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
12 Einkaufszentrum mit Brücke<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
3.2 Verglasung<br />
Drei verschiedene Glaselemente aus<br />
Dreifachverb<strong>und</strong>sicherheitsglas kamen<br />
hier zum Einsatz: zwölf Glasbodenplatten<br />
aus 8 mm ESG <strong>und</strong> 2 x 10 mm TVG mit<br />
jeweils 1,52 mm PVB, elf Glasquerträger<br />
13 Detailausbildung<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
aus 3 x 10 mm TVG mit jeweils 1,52 mm<br />
PVB sowie sechs Glashauptträger aus<br />
12 mm ESG, 12 mm TVG, 12 mm ESG mit<br />
jeweils 1,52 mm PVB.
14 15 Montagezustand mit <strong>und</strong> ohne Gerüst<br />
© Gartner Steel and Glass GmbH<br />
3.3 Fertigung <strong>und</strong> Montage<br />
Die Fertigung der Stahl- <strong>und</strong> Glaselemente<br />
erfolgte im Auftrag von Gartner<br />
Steel and Glass: Für den Stahl wurde die<br />
Legierung 1.4301 mit geschliffener<br />
Oberfläche gewählt.<br />
Wie bei dem vergleichbar konstruierten<br />
Steg im Ritz Carlton von Toronto wurde<br />
auch für diese Brücke eine detaillierte<br />
Montageplanung erstellt, um so das<br />
Bruchrisiko zu minimieren <strong>und</strong> das<br />
Bauwerk im Juli 2010 möglichst schnell<br />
<strong>und</strong> reibungslos errichten zu können.<br />
Bauherr<br />
20 VIC Retail Inc., Toronto, Kanada<br />
Entwurf<br />
MMC International Architects Ltd., Toronto, Kanada<br />
Tragwerksplanung<br />
Halcrow Yolles, Toronto, Kanada<br />
Ausführung<br />
Gartner Steel and Glass GmbH, Würzburg<br />
Josef Gartner USA, Chicago, USA<br />
GEH- UND RADWEGBRÜCKEN<br />
16 Baumstütze als Auflager<br />
© Noah Fallis<br />
4 Fazit<br />
Ganzglasbrücken sowie Brücken aus<br />
Stahl <strong>und</strong> Glas erweitern die gestalterischen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten. Vor<br />
ihrer Errichtung gilt es jedoch, vielfältige<br />
technische Herausforderungen zu lösen.<br />
So sind zum Beispiel die Tragfähigkeit<br />
<strong>und</strong> der Bodenaufbau solcher Brücken im<br />
Labor zu testen <strong>und</strong> das Tragverhalten<br />
der Scheiben in Belastungs- <strong>und</strong> Fall-<br />
versuchen zu überprüfen. Zu betrachten<br />
ist hier insbesondere die Resttragfähigkeit,<br />
also die Tragfähigkeit einer gebrochenen<br />
Scheibe. Zwar dürfen einzelne<br />
Scheiben einer gläsernen Brücke brechen,<br />
aber ein vollständiges Versagen der<br />
Struktur muss ausgeschlossen werden.<br />
Die Bodenscheiben werden üblicherweise<br />
mit einem Antirutschsiebdruck<br />
versehen <strong>und</strong> transluzent ausgeführt, um<br />
eine Durchsicht von unten zu verhindern.<br />
Im Glasbau erfahrene Unternehmen<br />
können dabei helfen, solche Brücken<br />
realisierbar zu machen, indem sie deren<br />
Komplexität oft schon in der Entwurfsphase<br />
zu reduzieren vermögen <strong>und</strong> so<br />
der Entwicklung einfacher, sicherer <strong>und</strong><br />
eleganter Konstruktionen den Weg<br />
ebnen.<br />
Autor:<br />
Dr. Armin Franke<br />
Geschäftsführer<br />
Gartner Steel and Glass GmbH,<br />
Würzburg<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
45
SPECIAL<br />
Vom Wettbewerbsentwurf bis zur Bauausführung<br />
Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main<br />
von Sebastian Schultheis<br />
1 Perspektive mit Frankfurter Skyline<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
Mit der Mainbrücke Ost baut die<br />
Stadt Frankfurt nach fast 20 Jahren<br />
eine neue Querung über ihre<br />
Lebensader, den Main. Das Bauwerk<br />
befindet sich im Kontext eines<br />
Stadtentwicklungsprogramms,<br />
in dem die ehemaligen Industrie-<br />
<strong>und</strong> Hafenanlagen im Frankfurter<br />
Ostend neu erschlossen <strong>und</strong> für<br />
zeitgemäße Nutzung vorbereitet<br />
werden. Der vorliegende Artikel<br />
stellt die Fortsetzung der Ausführungen<br />
des Architekten Ferdinand<br />
Heide über den Wettbewerbsentwurf<br />
der Mainbrücke Ost dar, die im<br />
Tagungsband zum 7. »Symposium<br />
Brückenbau« 2007 veröffentlicht<br />
wurden. Es wird über die Weiterentwicklung<br />
des Brückenentwurfs<br />
im Verlauf der Planung der einzelnen<br />
HOAI-Phasen bis zur Auftragsvergabe<br />
an die bauausführende<br />
Firma berichtet.<br />
46 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
1 Rückblick: Wettbewerbsentwurf<br />
Der Brückenentwurf im interdisziplinären<br />
Realisierungswettbewerb wurde durch<br />
die Einpassung des Bauwerks in die<br />
vorhandene Umgebung geprägt. Zum<br />
einen wurden die historischen Bogenkonstruktionen<br />
der Honsellbrücke über<br />
der Hafeneinfahrt <strong>und</strong> deren Vorland-<br />
Hochstraße mit Betongewölben, der<br />
benachbarten Deutschherren-Eisenbahnbrücke<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt des Schalendaches<br />
der Elsässer-Großmarkthalle<br />
modern interpretiert <strong>und</strong> technisch<br />
weiterentwickelt. Zum anderen wurde<br />
erheblicher Wert auf die Gestaltung der<br />
2 Wettbewerbsentwurf im Modell<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
Freiräume <strong>und</strong> Wegeverknüpfungen<br />
insbesondere im Bereich der südlichen,<br />
parkähnlichen Mainpromenade als attraktive<br />
Verbindung der Mainufer gelegt. Eine<br />
zentrale Rolle spielte auch die Erlebbarkeit<br />
der neu erschlossenen Aufenthaltszonen<br />
auf dem Molenkopf sowie in <strong>und</strong><br />
um die Hochstraßen-Gewölbe am nörd-<br />
lichen Mainufer. Ein ganz wesentlicher<br />
Aspekt hierbei war beispielsweise die<br />
Inkaufnahme einer um etwa 20 m grö-<br />
ßeren Stützweite der Brücke zugunsten<br />
einer pfeilerlosen <strong>und</strong> damit blickfreien<br />
Mainpromenade.
3 Modell der Mainbrücke Ost<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
Das Haupttragwerk der Mainbrücke<br />
Ost wurde nach intensivem Variantenstudium<br />
als Langer’scher Balken konzi-<br />
piert, jedoch nicht mit den bei diesen<br />
Bauwerken üblichen senkrechten, paral-<br />
lelen Hängern, sondern mit schrägen,<br />
einfach gekreuzten Hängern aus Seilen<br />
mit beidseitigen Gabelköpfen. Der<br />
Stabbogen mit solchen gekreuzten<br />
Diagonalen vereint die wesentlichen<br />
Vorzüge eines Stützlinientragwerks mit<br />
denjenigen eines Fachwerks, wodurch<br />
es möglich wird, den Versteifungsträger<br />
sehr viel schlanker auszubilden. Außerdem<br />
wurden durch die Vielzahl relativ<br />
dünner Seile, vor allem für Passanten,<br />
optisch prägnante Seilebenen geschaffen,<br />
die die Erlebbarkeit des obenliegen-<br />
den Tragwerks weiter intensivieren. Es<br />
wurden vollverschlossene Seile mit<br />
beidseitig angeformten Gabelköpfen<br />
verwendet, die den Kraftfluss sichtbarer<br />
gestalten als gängige Schweißverbindungen.<br />
Die leicht nach innen geneigten<br />
<strong>und</strong> mit lediglich drei ansprechend<br />
gestalteten Spangen querversteiften<br />
Hohlkästen der Bögen sowie die Ver-<br />
steifungsträger, Querträger <strong>und</strong> die<br />
beidseits außerhalb der Seilebenen<br />
angehängten <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwege mit<br />
orthotropen Fahrbahnplatten wurden aus<br />
Baustahl S 355 J2 +N bzw. S 355 K2 +N<br />
geplant. Für die Stahlkonstruktion wur-<br />
den ausnahmslos Hohlkästen verwendet,<br />
was gestalterischen Gesichtspunkten,<br />
aber auch der innerstädtischen Taubenproblematik<br />
geschuldet war.<br />
Die dreispurige Fahrbahn wurde als<br />
Verb<strong>und</strong>platte konzipiert, zum einen<br />
um durch ihr Gewicht die erforderliche<br />
Zugspannung in den Seilen auch bei<br />
asymmetrischen Lasten zu gewährleisten,<br />
zum anderen um die wirtschaftlichen<br />
Vorteile gegenüber der sehr aufwendig<br />
herzustellenden orthotropen Fahrbahnplatte<br />
zu erzielen. Zu guter Letzt wird für<br />
einen eventuellen Einschwimmvorgang<br />
das zu bewegende Gesamtgewicht<br />
reduziert, da die Platte erst in Endlage<br />
betoniert wird <strong>und</strong> nicht als orthotrope<br />
Platte mit eingeschwommen werden<br />
muss.<br />
Die Stützweite des Bauwerks beträgt<br />
175 m, das Baustahlgewicht beläuft sich<br />
auf ca. 2.300 t, <strong>und</strong> insgesamt werden<br />
96 Seilhänger eingesetzt. Für die Errich-<br />
4 Erscheinungsbild bei Nacht<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
SPECIAL<br />
tung der Brücke wurden bereits im<br />
Wettbewerb neben einer konventionellen<br />
Ausführung an Ort <strong>und</strong> Stelle mit den<br />
entsprechenden Hilfsunterstützungen im<br />
Main die Vormontage des Stahlüberbaus<br />
auf einem benachbarten Gr<strong>und</strong>stück<br />
<strong>und</strong> das Einschwimmen während einer<br />
Schifffahrtssperrung in Erwägung<br />
gezogen.<br />
Für die Gestaltung der Tagansicht der<br />
Brücke wurde als Farbe Anthrazit zur<br />
kontrastreichen Betonung der Tragkonstruktion<br />
gewählt. Bei Nacht hingegen<br />
sollten als wesentliche Konzeptelemente<br />
hell beleuchtete, filigrane Seilscharen<br />
<strong>und</strong> ein dünnes Lichtband auf Höhe des<br />
Brückendecks sichtbar sein <strong>und</strong> die sonst<br />
dominierenden Stahlbögen weitgehend<br />
im Dunkel verschwinden.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
47
SPECIAL<br />
2 Entwurfsplanung<br />
2.1 Mainbrücke<br />
Nachdem die Stadt Frankfurt am Main<br />
zur baurechtlichen Genehmigung der<br />
Erschließungs- <strong>und</strong> Brückenbaumaßnahme<br />
im Frankfurter Ostend ein Bebau-<br />
ungsplanverfahren gestartet hatte,<br />
wurden im Jahr 2008 die Planungen zur<br />
Umsetzung des Wettbewerbsentwurfs<br />
durch die Ingenieurgemeinschaft aus<br />
Grontmij GmbH <strong>und</strong> Ferdinand Heide<br />
Architekt BDA begonnen. Die Bearbeitung<br />
beinhaltete wie im Wettbewerb<br />
auch die denkmalgeschützte Honsell-<br />
5 Regelquerschnitt<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
6 Längsschnitt<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
7 Draufsicht<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
48 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
rampe, auf deren Planung im Rahmen<br />
dieses Berichts jedoch nicht eingegangen<br />
wird.<br />
In der Vorplanung wurden zunächst die<br />
inzwischen fortgeschriebenen Gr<strong>und</strong>lagedaten<br />
aufgearbeitet <strong>und</strong> als Basis<br />
dem weiteren Vorgehen zugr<strong>und</strong>e gelegt,<br />
hatte doch zwischenzeitlich die Umstellung<br />
der Vermessungsgr<strong>und</strong>lagen in<br />
Frankfurt auf den Lagestatus 100 statt-<br />
gef<strong>und</strong>en. Das Vorhandensein verschiedener<br />
Vermessungssysteme, wie es auch<br />
bei Kreuzungsbauwerken zwischen Bahn<br />
<strong>und</strong> Straße oftmals der Fall ist, bedeutet<br />
erfahrungsgemäß ein sehr hohes Pla-<br />
nungsrisiko, da eine Vermischung der<br />
Daten zu Fehlplanungen führt, die meist<br />
erst bei der örtlichen Absteckung bei<br />
Bauausführung erkannt werden <strong>und</strong><br />
dann nur noch aufwendig zu korrigieren<br />
sind.<br />
Der Wettbewerbsentwurf wurde an-<br />
schließend mit Hilfe der aktualisierten<br />
Gr<strong>und</strong>lagen Schritt für Schritt aufbereitet<br />
<strong>und</strong> durchgearbeitet. In diesem Prozess<br />
wurden zum Beispiel die Glasgeländer<br />
<strong>und</strong> der bereichsweise <strong>Geh</strong>wegbelag<br />
aus Holz hinterfragt <strong>und</strong>, den hohen<br />
Ansprüchen an die Dauerhaftigkeit<br />
folgend, durch bewährte Regellösungen<br />
ersetzt. Andere Ideen aus dem Wettbewerb<br />
wurden weiter vertieft. Da der<br />
Einbau stationärer Befahreinrichtungen<br />
zur Bauwerksprüfung nach DIN 1076<br />
wirtschaftlich nicht vertretbar ist, wurden<br />
die Einwirkungen eines mobilen Brücken-<br />
untersichtgeräts, einschließlich der<br />
erforderlichen geometrischen Anforderungen<br />
zu dessen Aufbau, in der Kon-<br />
struktion berücksichtigt. Hierfür musste<br />
die Geräteaufstellung auf den außenliegenden<br />
<strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwegen eingeplant<br />
werden, da ein Durchgreifen der Seil-<br />
ebene nicht realisierbar war.
Ein wesentliches Element des Wettbewerbsentwurfs<br />
lag in der Beleuchtung<br />
des Bauwerks, die sich in die gesamte<br />
Mainuferbeleuchtung eingliedern sollte.<br />
Im Wettbewerb wurden dazu punktförmige<br />
Lichtquellen an den unteren<br />
Seilenden vorgesehen, um den gewünschten<br />
Effekt »helle Seile <strong>und</strong> dunkler<br />
Bogen« in der Fernansicht zu erzielen;<br />
außerdem wurden linienförmige Beleuchtungen<br />
in die äußeren Handläufe inte-<br />
griert. Um die Effektivität dieser Ideenansätze<br />
zu verifizieren, wurde ein<br />
Beleuchtungsversuch an einer ähnlichen<br />
Brücke vorgenommen: Dort wurden<br />
durch den Beleuchtungs-Fachplaner<br />
verschiedene Lampen temporär installiert<br />
<strong>und</strong> die bestmögliche Konzeptumsetzung<br />
mit Alternativen ausprobiert.<br />
Durch den Versuch wurde nun klar, dass<br />
sich der gewünschte Effekt heller Seile<br />
am besten durch eine seitlich installierte<br />
Lichtleiste in der Nähe des Fußpunkts<br />
der Seile, kombiniert mit einer Fahrbahnbeleuchtung<br />
in engeren Abständen in der<br />
Bogenachse, erzielen lässt, nicht jedoch<br />
mit den ursprünglich vorgesehenen<br />
punktförmigen Lichtquellen am unteren<br />
Gabelkopf. Aufgr<strong>und</strong> der Randausstrahlung<br />
der Straßenbeleuchtung in den<br />
Bereich der <strong>Geh</strong>wege hinein wurden<br />
darüber hinaus die zuvor geplanten,<br />
beleuchteten Handläufe überflüssig.<br />
In der anschließenden Detailplanung<br />
der Straßenbeleuchtung wurden diese<br />
Lichtpunkte in den Hohlkasten der<br />
Stahlbögen versenkt, um Blendeffekte<br />
auf Schiffsführer <strong>und</strong> die Brücke überquerende<br />
Fahrzeuge zu unterbinden.<br />
Die Bauart einer Stabbogenstruktur mit<br />
schrägen Seilhängern ist in Deutschland<br />
bei Straßenbrücken bisher nicht realisiert<br />
worden, im Ausland aber durchaus ver-<br />
breitet. Zudem befand sich die Normung<br />
der vollverschlossenen Seile zum Zeit-<br />
punkt der Planung auf einem von der<br />
technischen Entwicklung überholten<br />
Stand. Infolgedessen wurden die Seile im<br />
Entwurf besonders intensiv bearbeitet.<br />
Neben dynamischen Untersuchungen<br />
wurde durch Seilversuche eine bessere<br />
Kerbgruppe von 150 gegenüber der<br />
konservativen Abschätzung von 112 im<br />
DIN-Fachbericht 103 nachgewiesen.<br />
Hierdurch konnten für den Nachweis<br />
der Ermüdung Seildurchmesser unter<br />
70 mm gewählt werden, wodurch keine<br />
Nachweise aufgr<strong>und</strong> Regen-Wind-induzierter<br />
Querschwingungen erforderlich<br />
wurden. Zum Einsatz kamen vollverschlossene<br />
Seile aus S 1570/1770 mit<br />
d = 62 mm <strong>und</strong> Gabelköpfe aus kalt-<br />
zähem Stahlguss gemäß SEW 685. Um<br />
8 Probebeleuchtung …<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
das Schwingungsverhalten zu verbessern<br />
<strong>und</strong> die Beschädigung des Korrosionsschutzes<br />
durch unplanmäßig zusammenschlagende<br />
Seile zu verhindern, wurden<br />
Schellenverbindungen an den Kreuzungspunkten<br />
eingeordnet. Einen nicht uner-<br />
heblichen Einfluss haben in dem Zusam-<br />
menhang die Durchhänge infolge<br />
Seileigengewicht in asymmetrischen<br />
Verkehrslastfällen.<br />
Der Korrosionsschutz der Seile wurde<br />
zunächst nach RKS-Seile, Ausgabe 1983,<br />
vorgesehen. Nach Gesprächen mit der<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Straßenwesen wurden<br />
der Planung der Mainbrücke Ost dann die<br />
Entwürfe der ZTV-ING Teil 4, Abschnitt 5<br />
»Korrosionsschutz von Brückenseilen«,<br />
<strong>und</strong> der TL/TP-KOR-VSS zugr<strong>und</strong>e gelegt<br />
<strong>und</strong> damit dem Stand der Technik ange-<br />
passt. Gleiches erfolgte für die Ausführung<br />
der Seile nach den Entwürfen der<br />
ZTV-ING Teil 4, Abschnitt 4 »Brückenseile«,<br />
<strong>und</strong> TL/TP VVS anstelle der noch<br />
gültigen TL Seile in der Ausgabe von<br />
1994.<br />
Der Wettbewerbsentwurf sah zur Ober-<br />
flächenentwässerung der zugunsten<br />
eines schlanken Brückendecks nach<br />
SPECIAL<br />
außen geneigten <strong>Geh</strong>- <strong>und</strong> Radwege<br />
durchgehende Rinnen an den Brückenrändern<br />
vor. Dieses gestalterische Detail<br />
bedurfte im Entwurf genauerer Betrachtung,<br />
da es für den Einbau in einer ortho-<br />
tropen Stahlplatte keine fertigen Ent-<br />
wässerungs-Rinnensysteme, wie zum<br />
Beispiel im Straßenbau, gibt. Nach<br />
unterschiedlichsten Lösungsansätzen<br />
fiel die Wahl auf einen handelsüblichen<br />
Gussrost mit Längsstegen, der durch eine<br />
individuell gefertigte Zargenkonstruktion<br />
<strong>und</strong> eine Edelstahlblechrinne ergänzt<br />
wurde. Zu beachten war dabei die<br />
konstruktive Verbindung des Gesimshohlkastens,<br />
der das Geländer trägt,<br />
mit dem restlichen Brückentragwerk<br />
unter Berücksichtigung des trennenden<br />
Elements Entwässerungsrinne. Die Ver-<br />
bindung wurde letztlich durch Bleche<br />
unterhalb der Rinnenroste im Bereich<br />
der ausgeklinkten Querträger <strong>und</strong><br />
Rostschlösser realisiert, um sowohl die<br />
Übertragung des Biegemoments aus<br />
dem Geländer als auch die (horizontal)<br />
schubfeste Verbindung zwischen<br />
Randträger <strong>und</strong> Resttragwerk zu<br />
gewährleisten.<br />
9 Entwässerungssrinne<br />
© Grontmij GmbH/<br />
Architekturbüro Heide<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
49
SPECIAL<br />
Im Zuge der Planung wurde die Möglichkeit<br />
einer Gradientenoptimierung wahr-<br />
genommen, so dass sich aus einer stetig<br />
fallenden Gradiente mit langer, konstanter<br />
Längsneigung eine im Wesentlichen<br />
auf einem Halbmesser von 2.700 m<br />
liegende als statisch günstigere Form<br />
ergab. Durch den neuen Hochpunkt,<br />
ca. 25 m vom nördlichen Widerlager<br />
entfernt, war es in Folge der Optimierung<br />
erforderlich, die Entwässerungsleitungen<br />
in Richtung beider Widerlager zu führen.<br />
Zur Optimierung des Leitungsgefälles<br />
wurde hier ein Verlauf gewählt, der in<br />
den flachen Gradientenbereichen nicht<br />
parallel zur Gradiente, sondern steiler ist.<br />
Dadurch ergaben sich für die Querträger<br />
jeweils unterschiedliche Rohrdurchdringungshöhen<br />
relativ zur Trägerunterkante<br />
<strong>und</strong> Längsentwässerungsrinnen mit<br />
veränderlicher Bauhöhe.<br />
Bereits im Entwurfsstadium der Brücke<br />
wurde ein Prüfingenieur für Baustatik<br />
der Fachrichtungen Stahl- <strong>und</strong> Massivbau<br />
in das Projekt eingeb<strong>und</strong>en, schon die<br />
statische Berechnung zum Bauwerksentwurf<br />
war also in prüfbarer Form zu<br />
erstellen <strong>und</strong> wurde dann einer Überprüfung<br />
unterzogen. Damit konnten<br />
gr<strong>und</strong>sätzliche Diskussionen zeitlich<br />
vorgezogen werden, was Reibungs-<br />
verluste in der späteren, zeitkritischen<br />
Genehmigungsphase verringerte <strong>und</strong><br />
eine Vergrößerung der Planungssicherheit<br />
einbrachte.<br />
Bei der Planung einer Brücke stellt die<br />
Betrachtung der Bauzustände eine<br />
wesentliche, oftmals sogar die maßgebliche<br />
Bemessungssituation des<br />
Tragwerks dar. Für den Bau der Mainbrücke<br />
Ost war außerdem die Frage nach<br />
dem Ort der Fertigung auf der Baustelle<br />
zu klären. Es galt abzuwägen, ob eine<br />
Montage in Endlage mit den erforderlichen<br />
Hilfsunterstützungen im Main,<br />
eventuell in erhöhter Lage mit Absenken<br />
zur Gewinnung von Platz für Gerüste<br />
unter der Brücke, oder gar das Einschwimmen<br />
des Stahlüberbaus nach<br />
Vormontage in der näheren Umgebung<br />
die optimale Lösung bedeutete. Zunächst<br />
wurden mögliche Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Orte<br />
für gut andienbare Montageplattformen<br />
über Wasser erk<strong>und</strong>et <strong>und</strong> die jeweils<br />
erforderlichen Einschub-, Einhub- oder<br />
Einschwimmprozesse bewertet. Hierbei<br />
waren die nicht unerheblichen Abmessungen<br />
der Brücke das entscheidende,<br />
einschränkende Argument. Mehr oder<br />
weniger zufällig ergab sich erst gegen<br />
Ende der Entwurfsplanungszeit die<br />
Gelegenheit, ein zunächst nicht zur<br />
Verfügung stehendes Gr<strong>und</strong>stück doch<br />
nutzen zu können, das fast ideale Vor-<br />
aussetzungen zur Vormontage bietet.<br />
50 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Parallel wurde die Fertigung vor Ort mit<br />
den erforderlichen Hilfsunterstützungen,<br />
Dalben zum Schutz vor Schiffsanprall,<br />
Arbeitsgerüsten <strong>und</strong> Einhubmöglichkeiten<br />
der einzelnen Schüsse untersucht.<br />
Entscheidende Argumente für die Ferti-<br />
gung auf Land waren die höhere zu<br />
erwartende Ausführungsqualität als über<br />
Wasser, eine höhere Arbeitssicherheit <strong>und</strong><br />
die besseren Unterstützungsmöglichkeiten.<br />
Dank der gewählten Lösung ließ sich<br />
der Stahlüberbau in nahezu spannungsloser<br />
Werkstattform zusammenbauen,<br />
was auch zu einer erhöhten Sicherheit<br />
beim Erzielen der gewünschten Gradiente<br />
<strong>und</strong> zu Einsparungen von Stahlmassen<br />
aus Bauzuständen führte. Außerdem<br />
liegen bei der Vorfertigung an Land<br />
deutliche Vorteile in der »Leichtigkeit der<br />
Schifffahrt«, da der Main nicht dauerhaft<br />
eine Eng- <strong>und</strong> damit Gefahrenstelle<br />
aufweist, sondern nur an zwei Tagen zum<br />
Einschwimmen gesperrt werden muss.<br />
2.2 Molenkopf<br />
Auf dem Molenkopf zwischen Hafeneinfahrt<br />
<strong>und</strong> Main ist die Feuerlöschbootstation<br />
der Feuerwehr Frankfurt<br />
in mehreren Häusern, Garagen <strong>und</strong><br />
Schuppen angesiedelt, die neben dem<br />
10 Molenkopf mit Feuerlöschboot<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
großen Feuerlösch- auch ein Rettungsschnellboot<br />
einsatzbereit vorhält. Auf der<br />
nordwestlichen Seite des Molenkopfs,<br />
auf dem die Mainuferstraße in einem<br />
Kreisverkehr in die Mainquerung mündet,<br />
schließt die Honsellbrücke an, die baulich<br />
über eine sandsteinverkleidete Wand mit<br />
der Mainbrücke verb<strong>und</strong>en ist.<br />
Im Wettbewerbsentwurf war der Umzug<br />
der Feuerwache in ein im Bereich des<br />
Molenkopfs ins Gesamtgestaltungs-<br />
konzept integriertes, überschüttetes<br />
Teilbauwerk vorgesehen. Nachdem dies<br />
in der Vorplanung weiter verfeinert<br />
wurde, stellte sich aber ein Projektinteresse<br />
an der Erstellung eines Hochhauses<br />
auf der Molenkopfspitze heraus. Dort<br />
ist nach dem Hochhausrahmenplan<br />
der Stadt Frankfurt ein bis zu 60 m<br />
hohes Gebäude genehmigungsfähig.<br />
Der Ingenieurgemeinschaftspartner<br />
Ferdinand Heide erarbeitete nun eine<br />
entsprechende Studie im Investorenauftrag,<br />
die unter anderem darlegte,<br />
dass auf dem verhältnismäßig kleinen<br />
Molenkopfgr<strong>und</strong>stück nur ein Hochhaus<br />
mit Teilbereichen unterhalb des Kreisverkehrs<br />
mit Zufahrtsmöglichkeit jenseits<br />
der Mainbrücke wirtschaftlich realisierbar<br />
ist.
Nachdem seitens der Stadt Frankfurt die<br />
Möglichkeit eines solchen Gebäudes an<br />
diesem reizvollen Standort nicht durch<br />
das neue Verkehrsbauwerk ausgeschlossen<br />
werden sollte, wurde als Vorabmaßnahme<br />
für ein späteres Hochhaus eine<br />
»Unterkellerung« des Kreisverkehrs mit<br />
Andienungsgeschoß, Tiefgarage <strong>und</strong><br />
Zufahrtsrampe in der Entwurfsplanung<br />
entwickelt. Die bauliche Herstellung des<br />
unbedingt erforderlichen Rohbauzustands<br />
erfolgt mit der Mainbrücke. Dies<br />
soll neben der Standortsicherung einer<br />
längerfristigen Vollsperrung der wichtigen<br />
neuen Mainquerung vorbeugen, die<br />
Vorinvestitionskosten begrenzen <strong>und</strong><br />
gleichzeitig Freiräume für die detaillierte<br />
Hochhausroh- <strong>und</strong> -ausbauplanung<br />
lassen.<br />
Die Unterkellerung des Kreisverkehrs zog<br />
die Umplanung des Feuerwehrgebäudes<br />
in einen separaten Gebäudeteil neben<br />
dem nördlichen Widerlager der Brücke<br />
nach sich. Letztendlich entschlossen sich<br />
die Verantwortlichen allerdings zu einer<br />
Verlegung der Feuerlöschbootstation<br />
in die zeitgleich neu errichtete Feuerwache<br />
in Frankfurt-Niederrad, so dass<br />
die Feuerwehrstation an der Mainbrücke<br />
Ost komplett entfiel.<br />
3 Genehmigungs- <strong>und</strong><br />
Ausführungsplanung<br />
Zentrales Anliegen eines jeden Bauherrn<br />
ist es, den Bauvertrag so exakt wie mög-<br />
lich zu gestalten, um Kosten- <strong>und</strong> Termin-<br />
sicherheit zu erlangen. Im Brückenbau ist<br />
es üblich, die Vergabeunterlagen auf<br />
Basis der Entwurfsplanung zu erstellen.<br />
Dies liefert bei konventionellen Bauverfahren<br />
über die statische Vorberechnung<br />
<strong>und</strong> die Erfahrungswerte hinreichend<br />
12 <strong>Geh</strong>weg <strong>und</strong> geteilter Versteifungsträger<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
11 Molenkopf im Wettbewerbsentwurf<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
genaue Massenansätze <strong>und</strong> verringert<br />
den Gesamtaufwand der technischen<br />
Bearbeitung beim Zuschlag auf Sondervorschläge<br />
des Bieters. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Besonderheit wurden bei der Mainbrücke<br />
die Genehmigungsstatik <strong>und</strong> die Aus-<br />
führungspläne (ohne Werkstattzeichnungen)<br />
des Brückenüberbaus vor den<br />
Vergabeunterlagen angefertigt. Hierdurch<br />
konnten den Bietern sehr detaillierte<br />
Kalkulationsgr<strong>und</strong>lagen zur<br />
Verfügung gestellt <strong>und</strong> bei der Vergabe<br />
die bereits geprüfte statische Berechnung<br />
übergeben werden. Die Dauer<br />
der technischen Bearbeitung durch die<br />
ausführende Baufirma einschließlich der<br />
zugehörigen Prüfläufe der Standsicher-<br />
SPECIAL<br />
heitsnachweise konnte so deutlich redu-<br />
ziert <strong>und</strong> die zeitkritische Stahlbestellung<br />
frühzeitig durchgeführt werden.<br />
Die intensive Durcharbeitung <strong>und</strong><br />
Fortentwicklung der Entwurfsplanung<br />
ergaben die Möglichkeit, die stahlbaugerechte<br />
Konstruktion aller Details zu<br />
verfeinern, die Montageabschnitte unter<br />
Beachtung aller Schweißmöglichkeiten<br />
bei den Hohlkastenquerschnitten exakt<br />
zu definieren <strong>und</strong> letztlich die Massen,<br />
auch der erforderlichen Stähle mit<br />
Z-Güten, genau zu ermitteln. Außerdem<br />
wurden die Bauzustände, insbesondere<br />
die bemessungsrelevante Auswirkung<br />
des Einschwimmens auf die Überbauquerschnitte,<br />
dezidiert untersucht.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
51
13<br />
SPECIAL<br />
14 Einschwimmen des Überbaus: Draufsicht <strong>und</strong> Schnitt<br />
© Grontmij GmbH/Architekturbüro Heide<br />
4 Ausschreibung <strong>und</strong> Vergabe<br />
Die Gesamtheit der Baumaßnahmen zur<br />
Umgestaltung des Frankfurter Ostens ist<br />
in eine Vielzahl von großteils straßenbaulastigen<br />
Bauabschnitten <strong>und</strong> -losen<br />
aufgeteilt. Bei dem Komplex Honsellrampe-Honsellbrücke-Molenkopf-Mainbrücke<br />
Ost wurde die Aufteilung auf<br />
zwei Bauverträge vorgesehen, um die<br />
Mainbrücke Ost gemeinsam mit dem<br />
Molenkopf <strong>und</strong> den in diesem Bereich<br />
erforderlichen Straßenbaumaßnahmen<br />
zu beauftragen. Durch die Größenordnung<br />
der Vergabeeinheit war eine<br />
europaweite Bekanntmachung der<br />
Maßnahme erforderlich, die über eine<br />
Öffentliche Ausschreibung mit gleichzeitiger<br />
Beurteilung der Qualifikation<br />
der Bieter auf Basis vorab formulierter<br />
Wertungskriterien vergeben werden<br />
sollte.<br />
Als Zuschlagskriterium diente neben dem<br />
Angebotspreis auch die Umweltverträglichkeit<br />
des Stahltransports, bei dem<br />
die verschiedenen Verkehrsmittel in der<br />
Transportkette über den Primärenergiebedarf<br />
pro Tonne <strong>und</strong> Kilometer bewer-<br />
tet wurden. Hierdurch sollte seitens<br />
des Verkehrsdezernats ein Zeichen für<br />
umweltbewusstes <strong>und</strong> nachhaltiges<br />
Bauen gesetzt werden. Die Auswertung<br />
der Angebote ergab schlussendlich, dass<br />
der ursprünglich politisch gewünschte<br />
Schiffstransport tatsächlich vom Auf-<br />
tragnehmer als geplante Transportmöglichkeit<br />
vorgesehen war. Als positiver<br />
52 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Nebeneffekt des Schiffstransports stellte<br />
sich die Möglichkeit zur Vergrößerung<br />
einzelner Bauteile heraus, so dass auf<br />
der Baustelle weniger Schweiß- <strong>und</strong><br />
Korrosionsschutzarbeiten erforderlich<br />
werden <strong>und</strong> damit die Gesamtqualität<br />
des Bauwerks verbessert wird.<br />
Bei der Erarbeitung der Ausführungsunterlagen<br />
wurde neben den üblichen<br />
hohen Anforderungen die Schnittstelle<br />
mit der benachbarten Vergabeeinheit<br />
der Honsellbrücke <strong>und</strong> Honsellrampe in<br />
besonderem Maße betrachtet, da durch<br />
unterschiedliche Baubeginne <strong>und</strong> -fort-<br />
schritte bei gleichzeitiger räumlicher<br />
Enge der beiden Baufelder eine gegenseitige<br />
Abhängigkeit mit erforderlicher<br />
Berücksichtigung der Belange des<br />
benachbarten Auftragnehmers unumgänglich<br />
war.<br />
15 Abladen des ersten Schiffs<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide
16 Aufstellen der beiden ersten Bogenschüsse<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
17 Auslegen des Versteifungsträger mit <strong>Geh</strong>weg<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
18 Versetzen von Bogenelementen<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
Für die Güte des zur Verwendung kom-<br />
menden Baustahls wurden über die<br />
gültigen Normen hinausgehende Forde-<br />
rungen in Bezug auf die maximalen<br />
<strong>Geh</strong>alte an Phosphor, Schwefel <strong>und</strong> Bor<br />
getroffen <strong>und</strong> zum Wertungskriterium<br />
erhoben, um unter anderem die optimale<br />
Schweißeignung zu gewährleisten; das<br />
Umweltkriterium wie die Begrenzung<br />
von Phosphor, Schwefel <strong>und</strong> Bor waren<br />
bereits in der Bekanntmachung der<br />
Baumaßnahme enthalten.<br />
Die Vergabe erfolgte im Frühjahr 2011.<br />
5 Ausblick<br />
Die Fertigung im Werk wurde zwischenzeitlich<br />
abgeschlossen <strong>und</strong> die Bau-<br />
teile mit zwei Schiffsladungen auf die<br />
Baustelle geliefert. Das Brückendeck<br />
ist derzeit vollständig ausgelegt <strong>und</strong><br />
zu etwa zwei Dritteln verschweißt,<br />
die ersten beiden Bogenschüsse sind<br />
aufgestellt. Das Einschwimmen des<br />
Überbaus ist für Ende August nach<br />
Fertigstellung der Unterbauten vor-<br />
gesehen, die Eröffnung der Brücke<br />
soll im Sommer 2013 erfolgen. Die<br />
Stadt Frankfurt hat für die Baumaß-<br />
nahme im Übrigen die Internetseite<br />
www.neue-mainbruecke-frankfurt.de<br />
einschließlich einer Webcam eingerichtet.<br />
Die Neue Mainbrücke Ost zeigt, dass<br />
durch interdisziplinäre Wettbewerbe für<br />
Brücken in städtebaulich bedeutsamem<br />
Umfeld sowohl gut gestaltete als auch<br />
tragwerksplanerisch prägnante Bauwerke<br />
entstehen können, die die Bau-<br />
kultur in Deutschland fördern <strong>und</strong> unsere<br />
Städtebilder nachhaltig positiv beeinflussen.<br />
An dieser Stelle möchten wir allen<br />
Planungsbeteiligten für die durchweg<br />
gute <strong>und</strong> intensive Zusammenarbeit<br />
danken.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. Sebastian Schultheis<br />
Grontmij GmbH,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bauherr<br />
Stadt Frankfurt am Main, Amt für Straßenbau <strong>und</strong><br />
Erschließung<br />
Entwurf, Genehmigungs- <strong>und</strong> Ausführungsplanung,<br />
Ausschreibung<br />
Grontmij GmbH, Frankfurt am Main<br />
Ferdinand Heide Architekt BDA, Frankfurt am Main<br />
Prüfingenieur<br />
Dr.-Ing. Wolfgang Vogel, Wiesbaden<br />
Ausführung<br />
Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Neumarkt<br />
19 Seilanschläge <strong>und</strong> Lampenaussparung im Bogen<br />
© Frank Heinen/Architekturbüro Heide<br />
S P E C I A L<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
53
AKTUELL<br />
Hochkarätige Veranstaltungsreihe der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Zwölftes Symposium Brückenbau in Leipzig<br />
von Siegfried Löffler<br />
Auch in diesem Jahr hatte die<br />
Verlagsgruppe Wiederspahn mit<br />
MixedMedia Konzepts unter dem<br />
Motto »Brückenbau ist Baukultur«<br />
nach Leipzig eingeladen – zum<br />
inzwischen zwölften »Symposium<br />
Brückenbau« am 7. <strong>und</strong> 8. Februar<br />
2012. Und genau wie in den Vor-<br />
jahren konnte sich der Veranstalter<br />
über steigende Teilnehmerzahlen<br />
freuen, so dass erneut eine Bestmarke<br />
erzielt wurde: ein höchst<br />
eindrucksvoller Beleg für das<br />
Renommee eines Ingenieurtreffens,<br />
das schon von jeher durch die<br />
Qualität seines Vortrags- wie des<br />
Rahmenprogramms zu überzeugen<br />
vermochte. Eine schöne Tradition,<br />
die hier von Anfang an gepflegt<br />
worden ist <strong>und</strong> zudem stets regen<br />
Anklang fand <strong>und</strong> findet, ist das<br />
sogenannte Referentenessen am<br />
Vorabend, bietet es doch eine erste<br />
Gelegenheit zu Gesprächen <strong>und</strong><br />
Diskussionen. Mehr als die Hälfte<br />
der angemeldeten Brückenbauexperten<br />
aus dem In- <strong>und</strong> Ausland<br />
reisten daher bereits am 6. Februar<br />
an, um sich in zwangloser Atmosphäre<br />
auszutauschen, Kontakte zu<br />
knüpfen oder aber zu vertiefen.<br />
54 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Wie immer ein herzlicher Empfang …<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Deutsche Ingenieurbaukunst<br />
Den offiziellen Auftakt zum zwölften<br />
Symposium Brückenbau in Leipzig bildete<br />
die Begrüßung durch Dipl.-Ing. Michael<br />
Wiederspahn am Dienstagmorgen, der<br />
hier wie immer als Moderator fungierte<br />
<strong>und</strong> nach ein paar einleitenden Sätzen<br />
zu Ablauf <strong>und</strong> Themenspektrum sogleich<br />
den Vortrag von Dipl.-Ing. Holger Haug,<br />
Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner, ankündigte.<br />
Einblicke in den Brückenbau im<br />
Iran vermittelnd, widmete er sich vor<br />
allem zwei aktuellen Großprojekten: der<br />
Lali Bridge, einer Schrägkabelstruktur von<br />
456 m Länge im Südwesten des Landes,<br />
sowie dem Sadr Expressway <strong>und</strong> damit<br />
einer stark frequentierten Hochstraße in<br />
Teheran, deren notwendige Verbreiterung<br />
um insgesamt vier Fahrspuren als<br />
Einfeldträgerkette in Fertigteil-Segmentbauweise<br />
unter Verkehr herzustellen ist.<br />
In Hamburg werden ebenfalls außergewöhnliche<br />
Brücken geplant <strong>und</strong> errichtet,<br />
wie die folgenden vier Präsentationen<br />
vor Augen führten. Zunächst skizzierte<br />
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Rentjes, Deges,<br />
die Herausforderungen <strong>und</strong> Randbedingungen,<br />
die es bei der Erweiterung der<br />
Stadtautobahn A 7 zu beachten gilt,<br />
während direkt im Anschluss Dipl.-Ing.<br />
Gregor Gebert, Schüßler-Plan, mit dem<br />
»Abbruch <strong>und</strong> Neubau der Langenfelder<br />
Brücke« ein konkretes Beispiel für<br />
Umfang <strong>und</strong> Inhalt jener Infrastrukturmaßnahme<br />
lieferte. Die neue Kattwykbrücke,<br />
eine Hubkonstruktion aus Stahl<br />
von 300 m Länge, über deren Entwurf<br />
Dr.-Ing. Helmut Schmitt, Hamburg Port<br />
Authority, <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Rico Stockmann,<br />
Leonhardt, Andrä <strong>und</strong> Partner, informierten,<br />
soll hingegen eine aus den 1970er<br />
Jahren stammende Süderelbequerung<br />
vom Bahnverkehr entlasten, weshalb<br />
sie parallel zum fast gleichnamigen<br />
Bestandsbauwerk mit einer aus nautischen<br />
Gründen vorgeschriebenen<br />
Durchfahrtsbreite von 108 m konzipiert<br />
ist. Eine Lösung von ähnlichem Schwierigkeitsgrad<br />
erläuterten Dipl.-Ing. Martin<br />
Tenkleve, Hamburg Port Authority, <strong>und</strong><br />
Dipl.-Ing. Henning Schrewe, Hochtief<br />
Solutions, indem sie die Entwicklung von<br />
der bisherigen Rethe-Hub- zur künftigen<br />
-Klappbrücke nachzeichneten, die als ein,<br />
wie sie sagten, »Highlight der Ingenieurkunst«<br />
im Hafengebiet Erstere nicht nur<br />
ersetzen, sondern nach ihrer Vollendung<br />
(2014) sogar die größte ihrer Art in ganz<br />
Europa sein wird.<br />
Warum »Straßenbrücken aus Holz in<br />
Bayern« in der Regel als Pilotprojekte zur<br />
Realisierung kommen, erörterte danach<br />
Ministerialrat Dipl.-Ing. Karl Goj von der<br />
Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />
Staatsministerium des Innern anhand von<br />
vier Tragwerken jüngeren Datums, die<br />
trotz einiger Unterschiede in Form <strong>und</strong><br />
Detaillierung durchaus über Gemeinsamkeiten<br />
verfügen – als Optimierungsschritte,<br />
um, so seine Worte, »die Tauglichkeit<br />
des Baustoffs Holz unter wirtschaft-<br />
lichen Aspekten ohne Einschränkungen<br />
bei der Dauerhaftigkeit« nachzuweisen<br />
<strong>und</strong> zu verbessern.<br />
»Probelauf« vor Veranstaltungsbeginn<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn
Karl Goj mit Pilotprojekten aus Holz<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Mit der Sinntalbrücke, die als Teil der<br />
B<strong>und</strong>esautobahn A 7 den Naturpark<br />
Bayerische Rhön auf 770 m Länge<br />
überspannt, beschäftigten sich wiederum<br />
drei Referenten: Ltd. Baudirektor<br />
Dipl.-Ing. Günther Kleiner, Autobahndirektion<br />
Nordbayern, veranschaulichte<br />
die prinzipiellen Parameter, die Planung<br />
<strong>und</strong> Ausführung dieses Ersatzneubaus<br />
bestimmen, wobei er unter anderem auf<br />
Fragen der Trassierung <strong>und</strong> der Materialwahl<br />
sowie auf die Charakteristika von<br />
Amts- <strong>und</strong> später beauftragtem Sondervorschlag<br />
einging. Dr.-Ing. Erhard Garske,<br />
Albrecht & Garske, blieb es nun vorbehalten,<br />
das letztlich angewandte Takt-<br />
schiebeverfahren mit nachlaufendem<br />
Schalwagen näher zu beschreiben, <strong>und</strong><br />
zwar primär unter den Gesichtspunkten<br />
der Prüfung <strong>und</strong> Überwachung, was quasi<br />
für ein Erkenntnisf<strong>und</strong>ament sorgte, das<br />
der Film »Verschub der Sinntalbrücke«<br />
von Dipl.-Ing. Roland Dörsch dann<br />
nochmals abzur<strong>und</strong>en half.<br />
Internationale Großprojekte<br />
Die Asfinag, in Österreich Betreiber eines<br />
über 2.100 km umfassenden Straßennetzes<br />
mit ca. 5.000 Brücken, hat eine<br />
übergeordnete Gestaltungsinitiative<br />
zur ästhetischen Aufwertung <strong>und</strong> land-<br />
schaftsgerechten Eingliederung sämtlicher<br />
Bauwerke gestartet, die sich in<br />
diverse Einzelkonzepte auffächert, wie<br />
etwa in die Leitlinie »Brücke«. Deren<br />
Intention <strong>und</strong> Kriterien inklusive Maß-<br />
nahmenkatalog beleuchtete Dipl.-Ing.<br />
Michael Kleiser, sie als ein Instrument<br />
definierend, das zur Verwirklichung von<br />
baukulturellen (Mindest-)Standards<br />
verpflichte.<br />
Im Zuge der Errichtung des neuen<br />
Hauptbahnhofs in Wien, immerhin eines<br />
der derzeit größten Infrastrukturvorhaben<br />
in Europa, werden natürlich eben-<br />
falls Brücken benötigt <strong>und</strong> gebaut,<br />
Igor Kolyushev zum Thema »Balkenbrücken«<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
wie Dipl.-Ing. Judith Engel MBA, ÖBB,<br />
betonte, die als nächste Rednerin in<br />
Summe zehn solcher Gleisanlagenüber-<br />
<strong>und</strong> -unterführungen nuanciert vorstellte.<br />
Ihr folgte Dipl.-Ing. Franz Bergmair, Alpine<br />
Bau, mit »Neue Beska-Brücke in Serbien«<br />
<strong>und</strong> insofern mit der seit ihrer Eröffnung<br />
im Oktober 2011 höchsten <strong>und</strong> längsten<br />
Donauquerung, was er in seinem Vortrag<br />
genauso wenig zu erwähnen vergaß<br />
wie die Tatsache, dass ihr Vorgängerbau<br />
ehedem den Weltrekord für Spannbetonbrücken<br />
hielt.<br />
»Yi Sun-Sin Bridge: Design and <strong>Construction</strong>«<br />
lautete hingegen das Thema von<br />
Ph. D. Jaeho Jung, Daelim, der ein aktu-<br />
elles Weltrekordprojekt aus Korea präsen-<br />
tierte: eine Hängebrücke von 2.260 m<br />
Länge, die über eine Hauptspannweite<br />
von 1.545 m <strong>und</strong> 270 m hohe Pylone<br />
verfügt. Während sich diese »Mega-<br />
konstruktion« in Realisierung befindet<br />
<strong>und</strong> erst Ende 2012 dem Verkehr<br />
übergeben wird, erfüllt eine andere<br />
bereits ihren Zweck – zu Beginn freilich<br />
mit ein paar Einschränkungen, die Igor<br />
Kolyushev, Institute Giprostroymost,<br />
unter dem Titel »Schwingungsprobleme<br />
bei Balkenbrücken großer Spannweiten<br />
am Beispiel der Wolgabrücke in Wolgagrad«<br />
kompetent zu erklären wusste.<br />
Dass die Hardanger Bridge mit vergleichbaren<br />
Superlativen aufwartet, verdeutlichte<br />
indessen Jan Ove Nygård, Norwegian<br />
Public Road Administration, handelt<br />
es sich bei ihr doch um eine Hängebrücke<br />
mit einer Hauptspannweite von 1.310 m<br />
<strong>und</strong> 203 m hohen Pylonen, die insbesondere<br />
wegen ihrer Erscheinung, der<br />
Einpassung in die Topographie <strong>und</strong> der<br />
Herausforderungen bei ihrer Montage<br />
in einer Gebirgsregion wohl nicht nur<br />
für Norwegen singulär sein dürfte.<br />
Welche Perspektiven aus dem Anspruch<br />
erwachsen, eine buchstäblich grenzüberschreitende<br />
Lösung zu erarbeiten,<br />
A K T U E L L<br />
Ph. D. Jaeho Jung über die Yi Sun-Sin Bridge<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
schilderten anschließend Dipl.-Ing. Gilles<br />
Didier, Administration des Ponts et<br />
Chaussées Luxembourg, <strong>und</strong> Dipl.-Ing.<br />
Andrea De Cillia, Inca Ingénieurs. Ihren<br />
ambitionierten Entwurf für die künftige<br />
Stahlbogenbrücke über die Mosel bei<br />
Grevenmacher <strong>und</strong> Wellen, die eine<br />
inzwischen schadhafte Spannbetonquerung<br />
aus den 1950er Jahren ersetzen<br />
soll, interpretierten sie daher auch als<br />
Resultat eines Planungsprozesses mit<br />
dem Ziel, ein markantes Bindeglied<br />
zwischen zwei Staaten schaffen zu<br />
wollen.<br />
Dr. Anil Anwikar, Günther Kleiner, Dr. Hermann Weiher (v.l.n.r.)<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Diskussion: Rico Stockmann <strong>und</strong> Michael Wiederspahn<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
55
AKTUELL<br />
Zukunftsweisende Impulse<br />
Der Gedanke, die an vielen Autobahnstrecken<br />
ohnehin unverzichtbaren<br />
Lärmschutzwände mit Photovoltaikelementen<br />
zu bestücken, sie also zur<br />
Stromgewinnung zu nutzen, drängt sich<br />
zweifellos auf, wie Dr.-Ing. Karl Kleinhanß,<br />
Deges, meinte, der, »Ein Leuchtturmprojekt<br />
im Land Brandenburg: Solarer<br />
Lärmschutz am Berliner Ring« beschreibend,<br />
plausibel machte, weshalb<br />
energieautarke Trassen für Elektrofahrzeuge<br />
keine Vision zu bleiben brauchen.<br />
In Ergänzung der von ihm umrissenen<br />
Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten kündigte<br />
danach Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
die Auslobung des Ideenwettbewerbs<br />
»Lärmschutzwände« an – als eine weitere<br />
Initiative der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
zur Qualitätsverbesserung im Ingenieurbau.<br />
Der offizielle Teil des ersten Vortrags-<br />
tages war damit beendet, das Programm<br />
sah nun, wie stets beim Leipziger Sym-<br />
posium, eine kurzweilige Abendveranstaltung<br />
in einer exquisiten »Lokalität«<br />
für alle Teilnehmer <strong>und</strong> Gäste vor.<br />
Die sicherlich nicht ganz einfache Auf-<br />
gabe, am frühen Dienstagmorgen das<br />
Auftaktreferat bestreiten zu müssen,<br />
meisterte Dipl.-Ing. Uwe Heiland, Eiffel<br />
Deutschland, in vortrefflicher Manier,<br />
indem er am Beispiel der zweiten<br />
Störbrücke Itzehoe zeigte, wie sich die<br />
komplexen Berechnungs- <strong>und</strong> Fertigungsprobleme<br />
beim Rück- <strong>und</strong> Neubau eines<br />
A-23-Brückenzuges bewältigen lassen.<br />
Auf nicht minder große Aufmerksamkeit<br />
stießen dann die Ausführungen von<br />
Baudirektor Dr.-Ing. Michael Fuchs,<br />
Staatliches Bauamt Würzburg, über den<br />
»Ausbau der A 6 zwischen Roth <strong>und</strong><br />
Nürnberg-Süd«, den er wegen der erst-<br />
maligen Anwendung eines Funktionsbauvertrags<br />
zur Realisierung von Strecke<br />
56 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Referenten (auch) als aufmerksame Zuhörer<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
<strong>und</strong> Brücken als ein Public-Private-<br />
Partnership-(PPP-)Pilotprojekt bezeichnete.<br />
Was sich hinter dem Begriff »Überflieger«<br />
verbirgt, nämlich eine Art Kombinationsbauwerk<br />
aus Direkt-, Tangenten<strong>und</strong><br />
Verbindungsrampen, erläuterte<br />
wiederum Dipl.-Ing. Peter Radl, SSF<br />
Ingenieure, anhand einer Infrastrukturmaßnahme,<br />
die im Rahmen des Konjunkturpakets<br />
II am Autobahnkreuz Neufahrn<br />
nördlich von München verwirklicht<br />
wurde.<br />
Über den Rückbau der Döllbachtalbrücke,<br />
der, als Novum bei Talquerungen, unter<br />
Einsatz einer Vorschubrüstung erfolgt<br />
ist, informierte Dr.-Ing. Jan Lingemann,<br />
Büchting + Streit, wobei er die Vielfalt an<br />
konzeptionellen wie statischen Aspekten,<br />
die es hier zu beachten galt, eindrucksvoll<br />
zu veranschaulichen verstand. Dipl.-Ing.<br />
Sven Kimmeskamp, Ed. Züblin, konnte im<br />
Anschluss ebenfalls von Besonderheiten<br />
berichten, da mit dem »Querverschub der<br />
Mainbrücke Randersacker« technologisches<br />
Neuland betreten wurde <strong>und</strong> das<br />
gewählte Verfahren zudem einen Verschub<br />
mit Lagern bedingte.<br />
Der Forschungsverb<strong>und</strong> »Virtuelle Baustelle«<br />
oder (kurz) Good ForBau Vibrations<br />
wurde von<br />
Dipl.-Ing. Dieter Stumpf, SSF Ingenieure,<br />
vorgestellt: Die digitale Baustelle ist ein<br />
MAURER<br />
virtuelles Abbild der realen, umfasst Erdbebenschutzsysteme<br />
MSTU Shocktransmitter<br />
MSTL Shocktransmitter mit<br />
hochwertige 3-D-Daten <strong>und</strong> erlaubt, max. Lastbegrenzung<br />
MHD Hydraulikdämpfer zur<br />
Energiedissipation<br />
MLRB Bleikernlager<br />
den Bauablauf detailliert zu planen, MHDRB<br />
hochdämpfende Elastomerlager<br />
SIP Gleitpendellager<br />
am Computer zu testen <strong>und</strong> später Erdbebenschutzsysteme das von Maurer<br />
Söhne dienen dazu, bauliche Anlagen<br />
aller Art vor den zerstörerischen<br />
Ein wirkungen schwerer Erdbeben zu<br />
tatsächliche Baugeschehen zu überschützen.<br />
wachen. Zukunftspotential besitzt<br />
auch »Ultrahochfester Beton bei Spannverfahren<br />
<strong>und</strong> Brückenlagern«, wie<br />
Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />
Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Hermann Weiher,<br />
Telefon (089)32394–0<br />
Telefax (089)32394–306<br />
ba@maurer-soehne.de<br />
www.maurer-soehne.de<br />
matrics engineering, <strong>und</strong> Dr. tech. sc.<br />
Simon Hoffmann, Mageba, dokumentierten,<br />
die unter Verweis auf ihre Entwick-<br />
Intensiver Austausch in den Pausen<br />
© Roland Dörsch/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
SPS – Schutz<br />
vor Erdbeben!<br />
BRÜCKENBAU<br />
Ausgabe 1/2 . 2012<br />
lungsarbeit seine Leistungsmerkmale<br />
verdeutlichten <strong>und</strong> ihn dank seiner Vor-<br />
teile bei vorwiegender Belastung auf<br />
Druck als wirtschaftliche Alternative zu<br />
korrosionsempfindlichem, schwerem <strong>und</strong><br />
teurem Stahl empfahlen.<br />
Mit einem gemeinsamen Mittagessen<br />
endete danach dieses außerordentlich<br />
interessante <strong>und</strong> gelungene zwölfte<br />
Symposium, das allen Anwesenden<br />
bestätigte: Brückenbau ist (zweifelsohne)<br />
Baukultur. Und wie in jedem Jahr liegen<br />
sämtliche Vorträge zusätzlich in gedruckter<br />
Form vor – als Ausgabe 1/2∙2012 des<br />
BRÜCKENBAU, das heißt in Form eines<br />
Doppelheftes, das 28 € kostet <strong>und</strong> in gut<br />
sortierten Fachbuchhandlungen oder<br />
aber direkt über den Veranstalter zu<br />
erwerben ist.<br />
Autor:<br />
Siegfried Löffler<br />
Fachjournalist,<br />
München<br />
Ausgabe 1/2 . 2012<br />
12. Symposium Brückenbau in Leipzig<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Tagungsband zum Nachlesen<br />
© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
ISSN 1867-643X<br />
Brückenbau_1-2_2012_U1-U4.indd 1 31.01.12 15:57
Ausstattung mit Massendämpfern von Maurer Söhne<br />
Europas längste Straßenbrücke in Wolgograd<br />
Wolgograd (früher: Stalingrad) bekam<br />
im Oktober 2009 die dringend benötigte<br />
Brücke über die Wolga – <strong>und</strong> damit die<br />
die längste Straßenbrücke Europas. Nach<br />
zwölf Jahren war sie fertiggestellt, doch<br />
bereits sechs Monate später musste das<br />
7,10 km lange Bauwerk wegen massiver<br />
Schwingungen gesperrt werden, <strong>und</strong><br />
zwar zunächst komplett, dann wurde<br />
es schrittweise wieder für den Verkehr<br />
freigegeben. Der Gr<strong>und</strong> war gleichmäßiger<br />
Seitenwind, der bei einer bestimmten<br />
Stärke dafür sorgt, dass die Wirbel im<br />
Windschatten der Brücke abreißen <strong>und</strong><br />
zu Vibrationen führen, die genau zu<br />
ihrer Eigenfrequenz passen: Die Brücke<br />
beginnt zu schwingen, mit ± 400 mm.<br />
Die sehr schlank dimensionierte Stahl-<br />
brücke musste also bedämpft werden,<br />
was ein weiteres Problem aufwarf: Wie<br />
viel Dämpfermasse er-»trägt« eine<br />
Brücke, deren bis zu 155 m lange Felder<br />
sich schon bei der Überfahrt eines Lkws<br />
in der Mitte absenken? Errechnet wurde<br />
schließlich eine Tilgermasse von 5.200 kg,<br />
<strong>und</strong> insgesamt zwölf abgestimmte<br />
Massendämpfer wurden eingebaut –<br />
allerdings nicht gleichmäßig über die<br />
Brücke verteilt, sondern konzentriert<br />
in jenen Bereichen, in denen sich die<br />
gravierendsten Schwingungen zeigten.<br />
Diese erhielten nun je vier Tilger, die drei<br />
Aufgaben zu erfüllen haben:<br />
– Brückendeck insgesamt bei Normal-<br />
verkehr beruhigen,<br />
– Abklingzeiten reduzieren,<br />
– Maximalausschläge in Feldmitte von<br />
± 400 mm auf ± 40–95 mm reduzieren.<br />
Eine Reduzierung auf null war tech-<br />
nisch nicht machbar, da die Tilger-<br />
im Vergleich zur Brückenmasse zu<br />
klein ist.<br />
Obwohl die Massendämpfer nur in drei<br />
Feldern angeordnet wurden, hat das<br />
Auswirkungen auf die gesamte Brücke,<br />
da sie aus einem schwingenden »Stück«<br />
besteht.<br />
Die Tilger sind abgestimmt auf die Fre-<br />
quenz der Brücke. Weil deren Frequenz<br />
aber zwischen 0,41 Hz <strong>und</strong> 0,68 Hz<br />
variiert <strong>und</strong> zudem von weiteren Fak-<br />
toren abhängig ist, wie Temperatur <strong>und</strong><br />
Materialermüdung, wurden Dämpfer<br />
gewählt, die sich anpassen. Diese adap-<br />
tiven Massendämpfer sind eine von<br />
Maurer Söhne patentierte Entwicklung,<br />
die bereits an mehreren Brücken zur<br />
Dämpfung von Schrägseilen zum Einsatz<br />
kam, zum Beispiel im niederländischen<br />
Kampen, in Dubrovnik <strong>und</strong> in Sutong,<br />
Wolgaquerung vor Realisierung des zweiten Überbaus<br />
© Mostootryad № 57/Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
China. Weltweit erstmals erfolgte nun<br />
die Anwendung im Deck einer Straßenbrücke.<br />
In einem solchen Massendämpfer wird<br />
der Dämpfungsparameter in einem<br />
hydraulischen Dämpfelement selbstständig<br />
reguliert: Eine Sensorik misst<br />
die Eigenfrequenz, sendet die Daten<br />
an einen Industrierechner, der die<br />
gewünschte Dämpferantwort ermittelt<br />
<strong>und</strong> über Stromimpulse an die Dämpfer<br />
meldet. In den hydraulischen Dämpfelementen<br />
wiederum befindet sich eine<br />
magneto-rheologische Flüssigkeit, deren<br />
Scherfestigkeit ein Magnetfeld steuert:<br />
Die Stromimpulse aus dem Rechner<br />
gehen in eine Spule <strong>und</strong> regeln so den<br />
Widerstand, mit dem der Dämpfer rea-<br />
giert. So lässt sich die Schwingung der<br />
Tilgermasse einbremsen, was in Echtzeit<br />
mit 50–100 ms erfolgt.<br />
Eine Herausforderung war auch der Ein-<br />
bau der Tilger im August <strong>und</strong> September<br />
2011, denn es handelt sich bei dem<br />
Brückendeck um einen durchlaufenden<br />
Stahlhohlkasten, der zu Wartungszwecken<br />
nur über Luken an den Widerlagern<br />
zugänglich ist. Das Deck wurde deshalb<br />
direkt an den Einbaustellen außen<br />
aufgeschweißt, die Dämpfer wurden<br />
darüber hinaus in maximal 100 kg<br />
schwere Einzelteile zerlegt, mit Hubwagen<br />
an die Öffnungen gehievt, über<br />
Rutschen ins Innere befördert <strong>und</strong> dort<br />
zusammengefügt – aus ca. 100 Einzelelementen.<br />
P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />
Seit der Tilgeranordnung ist der Sonderlastfall<br />
»gleichmäßiger Seitenwind« noch<br />
nicht wieder aufgetreten. Erst dann wird<br />
sich freilich zeigen, wie sich die Brücke<br />
mit maximal 80–95 mm Amplitude<br />
verhält <strong>und</strong> ob sie gegebenenfalls zeit-<br />
weise für den Verkehr gesperrt werden<br />
muss. Bauwerksgefährdend sind die<br />
künftig zu erwartenden Schwingungen<br />
sicher nicht mehr.<br />
www.maurer-soehne.de<br />
System zur Schwingungsregulierung<br />
© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
57
PRODUKTE UND PROJEKTE<br />
Feuerverzinken als Korrosionsschutz<br />
Skywalk Allgäu bei Scheidegg<br />
Bei dem sogenannten Skywalk Allgäu<br />
handelt es sich um einen Baumwipfelpfad,<br />
im vorliegenden Fall aber nicht um<br />
eine der inzwischen üblichen Holzstrukturen,<br />
sondern um eine Stahl-Seil-Konstruktion<br />
von 540 m Länge, die 15–30 m<br />
über dem Waldboden zu schweben<br />
scheint. Diverse Hängebrücken <strong>und</strong> Stege<br />
umfassend, wird sie von einem 50 m<br />
hohen Aussichtsturm <strong>und</strong> einem Netz-<br />
tunnel mit anschließender Rutsche<br />
als Erlebnisbereich ergänzt (Entwurf:<br />
Bergwolf, Scheidegg; Tragwerksplanung:<br />
Meyer + Schubart, Partnerschaft Bera-<br />
tender Ingenieure, Wunstorf; Werkstattplanung:<br />
Innovatech Ingenieurgesellschaft<br />
für Bau- <strong>und</strong> Anlagentechnik mbH,<br />
Gotha; Ausführung: Biedenkapp Stahlbau<br />
GmbH, Wangen).<br />
58 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Insgesamt 14 Pylone mit einer maximalen<br />
Länge von 45 m »tragen« diese Hängebrücken,<br />
wobei die stählernen R<strong>und</strong>rohrmasten<br />
mit einem Durchmesser von<br />
500–600 mm aufwarten, an ihrem oberen<br />
wie unteren Ende auf jeweils 2,70 m<br />
Länge konisch geformt <strong>und</strong> zudem<br />
entsprechend dem Pfadverlauf wie der<br />
Geländegeometrie im Wechsel schräg<br />
<strong>und</strong> gerade angeordnet sind. Die Hänge-<br />
brücken wiederum bestehen aus ca.<br />
2,50 m langen <strong>und</strong> 1,80 m breiten Seg-<br />
menten: geschweißten Baugruppen aus<br />
Doppelwinkeln mit Querrohren, die<br />
mittels eines Horizontalverbandes stabi-<br />
lisiert werden.<br />
Sämtliche Stahlbauteile des Baumwipfelpfades<br />
wurden durch Feuerverzinken<br />
gegen Korrosion geschützt, also mittels<br />
eines Verfahrens, das einen möglichst<br />
langlebigen Schutz ohne Wartungszwang<br />
sowie eine hohe Abrieb- <strong>und</strong> Schlagfestigkeit<br />
bietet – sogar bei großer<br />
mechanischer Beanspruchung, wie<br />
zum Beispiel bei der sehr schwierigen<br />
Montage eines solchen Bauwerks.<br />
www.feuerverzinken.com<br />
Qualitätsnachweis für Maurer Söhne<br />
Zertifizierung nach europäischer Norm<br />
Jahrzehntelang war im deutschen<br />
Stahlbau die DIN 18800 Teil 7 das Maß<br />
der Dinge. Die neue EN 1090 wird sie<br />
nun nach einer Koexistenzphase ersetzen<br />
– <strong>und</strong> Maurer Söhne gehört zu den ersten<br />
Unternehmen, die mit all ihren Werken<br />
nach der neuen EN zertifiziert wurden.<br />
»Für uns war es eine Selbstverständlichkeit,<br />
die Zertifizierung nach der neuen<br />
Norm schnellstmöglich anzustreben«,<br />
erklärt Dr. Christian Braun, Geschäftsführer<br />
im Bereich Bauwerkschutzsysteme<br />
der Maurer Söhne GmbH & Co. KG,<br />
München. »Als weltweit tätiges Stahlbauunternehmen<br />
belegen wir mit der<br />
raschen europäischen Zertifizierung zum<br />
wiederholten Mal die hohe Qualität, die<br />
wir beständig liefern.«<br />
Zertifiziert wurde nach den harmonisierten<br />
technischen Spezifikationen<br />
EN 1090-1 in Verbindung mit EN 1090-2<br />
»Tragende Bauteile aus Stahl«. Basis ist<br />
hier, dass die Produktion in den Herstell-<br />
Baumwipfelpfad aus (Hänge-)Brücken<br />
© Institut Feuerverzinken GmbH<br />
werken München, Lünen, Bernsdorf <strong>und</strong><br />
Torbali, Türkei, einer (werks)eigenen<br />
Kontrolle unterliegt. Und: Der TÜV Rhein-<br />
land überprüft regelmäßig, ob diese die<br />
Anforderungen der EN erfüllt.<br />
www.maurer-soehne.de<br />
Siegel mit Identifikationsnummer<br />
© TÜV Rheinland AG
Erfolgreiche Brückensprengung durch Eurovia<br />
Autobahnverbreiterung in Thüringen<br />
Die Eurovia GmbH, die bis Ende 2014<br />
federführend den Teilausbau der von<br />
Berlin nach München reichenden B<strong>und</strong>es-<br />
autobahn A 9 inklusive der (zugehörigen)<br />
Errichtung von 24 neuen Brücken<br />
übernimmt, hat im März nun einige<br />
»Altquerungen« an dieser Strecke<br />
abgerissen: zwei Bauwerke zwischen den<br />
Anschlussstellen Triptis <strong>und</strong> Dittersdorf<br />
sowie ein oberirdisches Widerlager<br />
südlich von Triptis.<br />
Zunächst wurde eine 56 m lange Bogen-<br />
konstruktion aus Stahlbeton bei Wüsten-<br />
wetzdorf gesprengt, <strong>und</strong> zwar mit 220 kg<br />
Sprengstoff, verteilt auf insgesamt 2.400<br />
Bohrlöcher. Danach folgte bei Reinsdorf<br />
eine zweite Stahlbetonstruktur von 58 m<br />
Länge, für deren »Entfernung« wiederum<br />
400 Bohrlöcher mit ca. 200 kg Sprengstoff<br />
befüllt wurden.<br />
Wo werben?<br />
Ihr Abbruch ließ sich nicht vermeiden, da<br />
die A 9 zwischen Dittersdorf <strong>und</strong> Schleiz<br />
auf sechs Spuren erweitert wird. Bislang<br />
verläuft sie hier auf 19 km Länge vier-<br />
spurig ohne Standstreifen, weshalb in<br />
Bauwerk bei Wüstenwetzdorf: vorher <strong>und</strong> nachher<br />
© Eurovia GmbH<br />
P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />
den nächsten Monaten noch weitere<br />
Über- <strong>und</strong> Unterführungsbauwerke<br />
beseitigt werden.<br />
www.eurovia.de<br />
Ganz einfach!<br />
Unsere Mediadaten<br />
können Sie als PDF unter<br />
www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />
downloaden.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
59
SOFT WARE UND IT<br />
Zusatzmodule von Ingenieur-Software Dlubal<br />
Bemessung nach internationalen Normen<br />
Das neue Zusatzmodul Stahl CS erweitert<br />
die Dlubal-Produktpalette für die Stahl-<br />
bemessung nach internationalen Nor-<br />
men um die Kanadische Stahlbaunorm<br />
CS S16-09. Es ist von der Funktionsweise<br />
ähnlich wie die schon vorhandenen<br />
Module, wie etwa<br />
– Stahl EC 3 (Eurocode),<br />
– Stahl AISC (US-Norm),<br />
– Stahl SIA (Schweizer Norm),<br />
– Stahl IS (Indische Norm),<br />
– Stahl BS (Britische Norm),<br />
– Stahl GB (Chinesische Norm).<br />
In allen von ihnen ist es möglich, neben<br />
der Tragfähigkeit <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeit<br />
auch die Stabilität nachzuweisen.<br />
Die Bemessung erfolgt dabei für Stäbe<br />
<strong>und</strong> Stabsätze mit einfachen <strong>und</strong> kombi-<br />
nierten Beanspruchungen aus Druck,<br />
Biegung <strong>und</strong> Schub, wobei sich seitliche<br />
Halterungen für die Träger definieren<br />
lassen <strong>und</strong> Knicklängenbeiwerte aus<br />
dem Zusatzmodul RSKnick übernommen<br />
werden können. Die Klassifizierung der<br />
60 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
einzelnen Querschnitte geschieht zudem<br />
automatisch, basierend auf einer großen<br />
an I-, U-, T-, Winkel-, Hohlprofilen usw.<br />
Die Bemessungsresultate werden in<br />
übersichtlichen Tabellen ausgegeben<br />
oder, wenn gewünscht, lastfall-, querschnitts-,<br />
stabweise angezeigt.<br />
Flexible <strong>und</strong> profitable Neuentwicklung von KIP<br />
Hybrid-Drucksystem für Zeichnungen<br />
Vor vier Jahren hat KIP professionelle<br />
CAD-Anwendungen im DIN-A0-Wide-<br />
Format mit dem ersten Farbdrucksystem<br />
auf Tonerbasis quasi revolutioniert. Seit<br />
Februar 2012 ist nun das neue Gerät auf<br />
dem Markt: Dank des geringen Klickpreises<br />
werden Farbausgaben von Konstruktionszeichnungen<br />
aller Art so rentabel<br />
wie herkömmliche Monochromprints.<br />
Und auch bei Schwarz-Weiß-Drucken<br />
setzt das mit nur 0,19 € inklusive Toner<br />
einen Maßstab.<br />
Attraktiv ist zudem seine Geschwindigkeit:<br />
Ob farbig oder monochrom, es<br />
benötigt für den Druck von 5 m² ledig-<br />
lich 1 min. Bei einer Auflösung von<br />
600 dpi × 2.400 dpi generiert das toner-<br />
basierte LED-System überdies eine<br />
brillante <strong>und</strong> originalgetreue Wiedergabe<br />
feinster Linien, Bögen <strong>und</strong> kleinster<br />
Bilder, wobei es mit Hilfe der drei voll-<br />
automatischen Einzugsrollen für extrem<br />
schnellen (Rollen-)Zugriff mehrere<br />
Medien in verschiedenen Breiten ohne<br />
Produktionsunterbrechung nutzen kann.<br />
Visualisierte (Bemessungs-)Ergebnisse<br />
© Ingenieur-Software Dlubal GmbH<br />
Die maximale Drucklänge beträgt 40 m,<br />
bedrucken lassen sich Standard- <strong>und</strong><br />
Spezialpapiere sowie Folien.<br />
Bei den Ausstattungsmerkmalen wurde<br />
auf einfache Bedienung <strong>und</strong> höchste<br />
Produktivität Wert gelegt. So gibt es eine<br />
vollautomatische Medienkalibrierung<br />
unabhängig von Papiersorte <strong>und</strong> -format,<br />
ein neues Transportband sowie vorinstallierte<br />
Programme, RIPs <strong>und</strong> Treiber für<br />
anspruchsvolle CAD-Anwendungen<br />
<strong>und</strong> A0-Drucke allgemein. Der in jedes<br />
bestehende Netzwerk integrierbare<br />
Hybriddrucker vermag webbasierte<br />
Aufträge zu verarbeiten <strong>und</strong> Druck-<br />
ausgaben mobiler Geräte per E-Mail<br />
zu generieren. Darüber hinaus verfügt<br />
er über zwei USB-2.0-Anschlüsse <strong>und</strong><br />
gewährleistet ein exaktes Druckkostenmanagement,<br />
indem er die Möglichkeit<br />
bietet, Farb- <strong>und</strong> Schwarz-Weiß-Drucke<br />
getrennt zu bearbeiten <strong>und</strong> zuberechnen.<br />
www.kip-deutschland.de<br />
Sämtliche Moduldaten sind Teil des<br />
Hauptausdruckprotokolls: Hier wird<br />
gezielt selektiert, welche Inhalte in<br />
welcher Form ausgedruckt werden<br />
sollen.<br />
www.dlubal.de<br />
Medienpaket mit Netzwerkfähigkeit<br />
© KIP Deutschland GmbH
Auszeichnung für verantwortliche Ingenieure<br />
Deutscher Brückenbaupreis 2012<br />
Die Scherkondetalbrücke im Weimarer<br />
Land in der Kategorie »Straßen- <strong>und</strong><br />
Eisenbahnbrücken« <strong>und</strong> die sogenannte<br />
Blaue Welle, Flöha, in der Kategorie<br />
»Fuß- <strong>und</strong> <strong>Radwegbrücken</strong>« sind die<br />
Gewinner des am 12. März vergebenen<br />
Deutschen Brückenbaupreises 2012. Als<br />
maßgeblich verantwortliche Ingenieure<br />
wurden Dipl.-Ing. Ludolf Krontal, DB<br />
ProjektBau GmbH, <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Stephan<br />
Sonnabend, Büchting + Streit AG, sowie<br />
Dipl.-Ing. Frank Ehrlicher, Schüßler-Plan<br />
Ingenieurgesellschaft mbH, ausge-<br />
zeichnet.<br />
Ludolf Krontal <strong>und</strong> Stephan Sonnabend<br />
ist mit der 576,50 m langen Scherkonde-<br />
talbrücke, so die Jury, ein Meilenstein<br />
des modernen Eisenbahnbrückenbaus<br />
gelungen: eine nahezu fugen- <strong>und</strong><br />
lagerlose Konstruktion <strong>und</strong> damit ein<br />
besonders wartungsarmes <strong>und</strong> nachhaltiges<br />
Bauwerk. Frank Ehrlicher hat<br />
die S-förmige Krümmung der 110,60 m<br />
langen <strong>und</strong> »Blaue Welle« getauften<br />
Brücke den örtlichen Gegebenheiten<br />
angepasst: in Gestalt einer wirtschaft-<br />
lich optimierten Lösung, die dank ihrer<br />
Farbgebung den neuen Bahnhofsbereich<br />
von Flöha entscheidend mitprägt.<br />
Scherkondetalbrücke im Weimarer Land<br />
© DB ProjektBau GmbH/Büchting + Streit AG<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Blaue Welle in Flöha<br />
© Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH<br />
Insgesamt lagen 37 Bewerbungen vor,<br />
von denen die Jury je Kategorie drei<br />
Bauwerke nominiert <strong>und</strong> je ein Siegerbauwerk<br />
gekürt hat. Neben den Preisträgern<br />
kamen folgende Einreichungen<br />
in die engere Wahl: in der Kategorie<br />
»Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnbrücken«<br />
die Niederrheinbrücke Wesel <strong>und</strong> die<br />
Sandauer Brücke in Havelberg, Sachsen-<br />
Anhalt; in der Kategorie »Fuß- <strong>und</strong><br />
<strong>Radwegbrücken</strong>« die Brücke über den<br />
Rhein-Herne-Kanal, Gelsenkirchen, <strong>und</strong><br />
die Victor-Neels-Brücke über den Urftsee<br />
im Nationalpark Eifel.<br />
Die feierliche Verleihung des Deutschen<br />
Brückenbaupreises erfolgte wiederum<br />
im Audimax der Technischen Universität<br />
Dresden. Ausgelobt von der B<strong>und</strong>esingenieurkammer<br />
<strong>und</strong> dem Verband<br />
Beratender Ingenieure, geht er seit seiner<br />
Premiere 2006 stets an jene Ingenieure,<br />
deren schöpferische Leistung maßgeblich<br />
zum Entstehen des (prämierten) Bau-<br />
werks beigetragen hat. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadt-<br />
entwicklung unterstützt <strong>und</strong> fördert<br />
diesen Preis als Schirmherr im Rahmen<br />
der Initiative Baukultur, Hauptsponsor<br />
ist die Deutsche Bahn AG.<br />
www.<strong>brueckenbau</strong>preis.de<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
61
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Ausführliche Darstellung aller Brücken(entwürfe)<br />
Ideenwettbewerb mit ganzheitlichen Wertungskriterien<br />
Der Ideenwettbewerb »Entwurf einer<br />
Straßenbrücke nach ganzheitlichen<br />
Wertungskriterien« war der jüngste<br />
Schritt im Bestreben der Bayerischen<br />
Ingenieurekammer-Bau, die ganzheitliche<br />
Planung der Verkehrsinfrastruktur<br />
einschließlich der zugehörigen Ingenieurbauwerke<br />
aktiv zu fördern. Seine Reali-<br />
sierung erfolgte gemeinsam mit der<br />
Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />
Staatsministerium des Innern, aufgr<strong>und</strong><br />
des herausragenden, zukunftsweisenden<br />
Ansatzes der Ausschreibung wurde er<br />
zudem durch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung, das<br />
Bayerische Staatsministerium für Umwelt<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Landesgewerbeanstalt<br />
Bayern unterstützt. Die wissenschaftliche<br />
Begleitung des gesamten<br />
Verfahrens oblag dem Lehrstuhl für<br />
Massivbau der Technischen Universität<br />
München.<br />
Preisverleihung durch den AIV zu Berlin<br />
Schinkel-Wettbewerb 2012<br />
Die Preisträger des 157. Schinkel-Wettbewerbs<br />
des Architekten- <strong>und</strong> Ingenieur-<br />
Vereins (AIV) zu Berlin stehen fest: Den<br />
Schinkelpreis in Landschaftsarchitektur<br />
erhalten Sebastian Pietzsch <strong>und</strong> Martin<br />
Reil, Studenten der Technischen Universität<br />
Dresden, denn ihr Beitrag »Stadtmosaiken«<br />
integriert auf, so die Jury,<br />
ȟberzeugende Art den Nuthepark in<br />
die Potsdamer Kulturlandschaft«. Der<br />
Schinkelpreis ist in diesem Jahr mit<br />
2.500 € dotiert, außerdem gewannen<br />
beide Teilnehmer für die beste aller<br />
228 Wettbewerbsarbeiten das Schinkel-<br />
Italienreise-Stipendium der Hans-<br />
Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von<br />
2.500 €. Der zweite, ebenfalls mit 2.500 €<br />
»ausgestattete« Schinkelpreis geht in der<br />
Fachsparte Städtebau an Shaghajegh<br />
Einali <strong>und</strong> Thomas Hartmann, Absolventen<br />
der Studienrichtung Architektur der<br />
Technischen Universität Dresden, für die<br />
62 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Detaillierte Beschreibung von Verfahren <strong>und</strong> Ergebnis<br />
© Bayerische Ingenieurekammer-Bau/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Die besondere Herausforderung bestand<br />
darin, den Bau einer Straßenbrücke in<br />
einem Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Schutz-<br />
gebiet zu konzipieren. Nachhaltigkeit war<br />
hier also gefragt <strong>und</strong> wurde von der Jury<br />
nach einem speziell für diesen Zweck<br />
entwickelten Bewertungsschema<br />
beurteilt – nachzulesen in Ausgabe<br />
3∙2011 des BRÜCKENBAU, in der das<br />
Ergebnis des Wettbewerbs <strong>und</strong> die<br />
prämierten Arbeiten zusammenfassend<br />
dargestellt sind.<br />
die sehr maßstäbliche Erweiterung der<br />
südlichen Innenstadt Potsdams.<br />
Rico Wittke, Ole Brügmann, Krischan<br />
Hubert <strong>und</strong> Sören Janson, Studenten der<br />
Hafencity Universität Hamburg, bekommen<br />
für ihre Kooperationsarbeit zwischen<br />
Bauingenieuren <strong>und</strong> Architekten den<br />
Sonderpreis des Fördervereins Verband<br />
Beratender Ingenieure in Höhe von<br />
2.000 €. Von ihnen wird nicht nur das<br />
gesamte Areal südlich des Bahndamms<br />
durch neue Grünflächen gestaltet, son-<br />
dern auch an der Landspitze zur Vorder-<br />
kappe auf einer spektakulären Fuß-<br />
gänger- <strong>und</strong> Radfahrerbrücke ein neues<br />
Gästehaus für die Stadt Potsdam vorge-<br />
schlagen. In den Fachsparten Straßenbau,<br />
Eisenbahnbau <strong>und</strong> Freie Kunst finden sich<br />
nicht minder überzeugende Ergebnisse,<br />
wie zum Beispiel der Entwurf von Robert<br />
Patz, Student der Universität der Künste<br />
Berlin, der die in diesem Jahr sehr offen<br />
Die 48-seitige Dokumentation mit<br />
erläuternden Beiträgen zur Nachhaltigkeit<br />
im Brückenbau, zu Anlass <strong>und</strong><br />
Durchführung des Wettbewerbs, zur<br />
angewandten Bewertungsmatrix <strong>und</strong><br />
allen eingereichten Entwürfen ist bereits<br />
zu Anfang des Jahres erschienen, in<br />
gedruckter Form lässt sie sich direkt über<br />
die Bayerische Ingenieurekammer-Bau<br />
beziehen – <strong>und</strong> steht jetzt auch kostenfrei<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
www.bayika.de<br />
Plakat zur Ausstellung<br />
© Architekten- <strong>und</strong> Ingenieur-Verein zu Berlin e.V.<br />
formulierte Aufgabenstellung in der<br />
Fachsparte Freie Kunst mit einem<br />
schreienden Poster beantwortet <strong>und</strong><br />
dafür mit einem Sonderpreis <strong>und</strong><br />
1.500 € ausgezeichnet wird.<br />
www.aiv-berlin.de
Veröffentlichung des Investitionsrahmenplans<br />
Aus- <strong>und</strong> Neubau der Verkehrsinfrastruktur<br />
B<strong>und</strong>esverkehrsminister Peter Ramsauer<br />
hat Ende März die endgültige Fassung<br />
des Investitionsrahmenplans 2011–2015<br />
für die Verkehrsinfrastruktur des B<strong>und</strong>es<br />
(IRP) bekanntgegeben. Zu dem am<br />
15. Dezember 2011 von ihm vorgelegten<br />
Entwurf konnten die Länder in den<br />
vergangenen Monaten Stellungnahmen<br />
abgeben, die unter Berücksichtigung<br />
der Erfordernisse für das Gesamtnetz<br />
<strong>und</strong> aktueller Planungsentwicklungen<br />
sorgfältig geprüft wurden. Ein Teil der<br />
eingegangenen Änderungsvorschläge<br />
floss hier nun ein. Ramsauer: »Es ist bei<br />
den Ländern auf große Zustimmung<br />
gestoßen, dass der B<strong>und</strong> in den kommenden<br />
Jahren verstärkt in den Erhalt der<br />
bestehenden Verkehrsinfrastruktur<br />
investieren wird. Zudem begrüßen die<br />
Länder, dass wir klare Prioritäten setzen<br />
Beschluss des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />
Infrastrukturbeschleunigungsprogramm …<br />
Der Haushaltsausschuss des Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estages hat die von B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
Peter Ramsauer vorgelegte Pro-<br />
jektliste für das »Infrastrukturbeschleunigungsprogramm«<br />
beschlossen. Damit<br />
steht ab 2012 eine zusätzliche Milliarde<br />
Euro für Investitionen in Straße, Schiene<br />
<strong>und</strong> Wasserstraße bereit.<br />
Schwerpunkt ist hier die Straße als Ver-<br />
kehrsträger Nummer 1: Mit 400 Millionen<br />
Euro werden im Bau befindliche Bedarfsplanmaßnahmen<br />
verstärkt, 127 Millionen<br />
sind für Erhaltungsprojekte <strong>und</strong> 60 Millio-<br />
nen Euro für sogenannte Neubeginne<br />
vorgesehen. 13 Millionen Euro fließen<br />
zudem in den Radwegebau an B<strong>und</strong>esstraßen.<br />
<strong>und</strong> die Planung der Aus- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />
am Bedarf sowie den zur<br />
Verfügung stehenden Haushaltsmitteln<br />
ausrichten.«<br />
Das Projektvolumen der Aus- <strong>und</strong><br />
Neubaumaßnahmen, die im Zeitraum<br />
2011–2015 begonnen, fortgeführt oder<br />
abgeschlossen werden, beträgt knapp<br />
42 Milliarden Euro, während der Vorgängerplan<br />
noch eine Gesamtsumme<br />
von r<strong>und</strong> 57 Milliarden auswies – trotz<br />
deutlich niedrigerer zur Verfügung<br />
stehender Haushaltsmittel. Ramsauer:<br />
»Unser Investitionsrahmenplan orientiert<br />
sich am Machbaren. (…) Es wird aber<br />
auch deutlich, dass wir es mit einer<br />
strukturellen Unterfinanzierung im<br />
Bereich der Verkehrsinfrastruktur zu tun<br />
haben. Das haben auch die Länder in<br />
ihren Stellungnahmen klargemacht.<br />
Auf die Schiene entfällt ein Plus von<br />
100 Millionen Euro, das vor allem für die<br />
Modernisierung von Personenbahnhöfen<br />
eingesetzt werden soll, wie etwa zur<br />
Herstellung von Barrierefreiheit, zur<br />
Sanierung von Bahnsteigen oder zur<br />
Verbesserung des Wetterschutzes.<br />
Die Investitionen in die Wasserstraßen<br />
werden um 300 Millionen Euro aufgestockt,<br />
<strong>und</strong> zwar für den Bau der fünften<br />
Schleuse in Brunsbüttel am Nord-Ostsee-<br />
Kanal. Ramsauer: »Der Nord-Ostsee-<br />
Kanal ist die meistbefahrene künstliche<br />
Wasserstraße der Welt <strong>und</strong> wichtig für<br />
die Anbindung der deutschen Häfen.<br />
Die notwendigen Ausbaumaßnahmen<br />
sind über Jahre immer wieder verschoben<br />
Gemeinsame Erklärung von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esländern<br />
(Autobahn-)Planung <strong>und</strong> Bau in Norddeutschland<br />
Im Februar haben B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
Peter Ramsauer <strong>und</strong> der Minister für<br />
Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Verkehr Jost<br />
de Jager in Vertretung des Ministerpräsidenten<br />
von Schleswig-Holstein sowie der<br />
Niedersächsische Ministerpräsidenten<br />
David McAllister eine gemeinsame<br />
Erklärung zur Realisierung der B<strong>und</strong>esautobahn<br />
(BAB) A 20 in Norddeutschland<br />
unterzeichnet.<br />
Ziel ist es, die Planung, die Finanzierung<br />
<strong>und</strong> den Bau der A 20 auf ganzer Länge<br />
in Schleswig-Holstein (ca. 80 km) <strong>und</strong><br />
Niedersachsen (ca. 120 km) zuverlässig,<br />
kontinuierlich <strong>und</strong> engagiert zu vollenden.<br />
Ramsauer: »Der Bau der A 20 als<br />
leistungsfähige Ost-West-Achse hat für<br />
den B<strong>und</strong> hohe Priorität <strong>und</strong> ist für die<br />
Menschen <strong>und</strong> die Wirtschaft in Norddeutschland<br />
von herausragender Bedeu-<br />
tung. Mit der Autobahn sollen die deut-<br />
schen Seehäfen miteinander verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> an das überregionale Straßennetz<br />
angeschlossen werden. Wir werden<br />
die Finanzierung im Rahmen der zur<br />
Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Umfangreiche Auflistung mit Projektbenennungen<br />
© B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklung<br />
Für den B<strong>und</strong> gilt: Ich werde mich weiter<br />
dafür einsetzen, dass mehr Geld für<br />
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur<br />
zur Verfügung steht.«<br />
www.bmvbs.de<br />
Verteilung der Investitionen<br />
© B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
worden. Jetzt packen wir das an <strong>und</strong><br />
machen damit den Kanal leistungs-<br />
fähiger.«<br />
www.bmvbs.de<br />
gewährleisten <strong>und</strong> weiter verlässlich <strong>und</strong><br />
eng mit den Ländern zusammenarbeiten,<br />
um das Projekt voranzutreiben.«<br />
Mit den entsprechenden Maßnahmen<br />
kann also begonnen werden, sobald (hier-<br />
für) das Baurecht vorliegt. Mit der Strecke<br />
zwischen dem Autobahnkreuz Uckermark<br />
nahe der polnischen Grenze <strong>und</strong> Weede<br />
bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein<br />
sind im Übrigen bereits mehr als 340 km<br />
dieser BAB durchgängig befahrbar.<br />
www.bmvbs.de<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
63
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Umstrukturierung im Freistaat Sachsen<br />
(Neues) Landesamt für Straßenbau <strong>und</strong> Verkehr<br />
Der Aufbau des Landesamtes für<br />
Straßenbau <strong>und</strong> Verkehr (LASuV) ist<br />
abgeschlossen: Mit Inkrafttreten des<br />
Standortegesetzes am 1. März ist das<br />
LASuV die zentrale Behörde für den<br />
gesamten Verkehrsbereich in Sachsen.<br />
»Mit der Übernahme der Aufgaben von<br />
der Landesdirektion können wir landesweit<br />
Planung, Bau <strong>und</strong> Unterhaltung der<br />
Verkehrsinfrastruktur aus einer Hand<br />
garantieren«, so Verkehrsminister Sven<br />
Morlok.<br />
Initiative des B<strong>und</strong>es Heimat <strong>und</strong> Umwelt<br />
Historische Wege als Kulturdenkmal<br />
Der B<strong>und</strong> Heimat <strong>und</strong> Umwelt in<br />
Deutschland (BHU) hat sich für »Historische<br />
Wege« als Kulturdenkmal des<br />
Jahres 2012 <strong>und</strong> damit für Anlagen bzw.<br />
Bauwerke entschieden, die inzwischen<br />
mehr oder minder stark vom Verschwinden<br />
bedroht sind.<br />
64 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Das (neue) Landesamt trägt damit die<br />
Verantwortung für die Verwendung von<br />
r<strong>und</strong> 700 Millionen Euro für die Förderung<br />
des kommunalen Straßenbaus, für<br />
den Staats- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esfernstraßenbau<br />
sowie die Förderung von Investitionen in<br />
den öffentlichen Personennahverkehr.<br />
Neben dem »Kerngebiet« der Verkehrsinfrastruktur<br />
übernimmt es von den<br />
Landesdirektionen zudem umfangreiche<br />
Aufgaben im Bereich des Straßenrechts,<br />
der technischen Aufsicht über Straßenbahnen<br />
<strong>und</strong> des Straßenverkehrswesens.<br />
Manche von ihnen können durchaus<br />
unauffällig sein, wie Weide- <strong>und</strong> Trift-<br />
wege, während andere, zum Beispiel<br />
Kanäle oder Eisenbahntrassen, meist<br />
unmittelbar ins Auge stechen. Mit der<br />
Wahl zum Kulturdenkmal des Jahres 2012<br />
will der BHU nun auf den früheren wie<br />
den aktuellen Stellenwert dieser Zeug-<br />
nisse der Kulturhistorie hinweisen, da<br />
für sie alle gilt: Mit dem Fortfall von<br />
politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen<br />
Organisations- <strong>und</strong> Nutzungsformen im<br />
Laufe der Zeit verlieren Wege zunächst<br />
ihre direkte funktionale Bedeutung <strong>und</strong><br />
gehen dann später dank mangelnder<br />
Instandhaltung auch oft im Landschaftsbild<br />
verloren – zusammen mit den<br />
»Wegbegleitern«, wie etwa Stegen <strong>und</strong><br />
(kleineren) Brücken, Herbergen <strong>und</strong><br />
Gasthäusern, Rast- <strong>und</strong> Umspannplätzen,<br />
Kapellen <strong>und</strong> Wegkreuzen, Grenz- <strong>und</strong><br />
Meilensteinen. Gerade solchen Elementen<br />
gebührt jedoch große Aufmerk-<br />
samkeit, denn mit ihnen lassen sich die<br />
Entwicklung, Zweck <strong>und</strong> Eigenart von<br />
Wegen belegen. Umso wichtiger ist es,<br />
sie als Quellen der Kultur-, Agrar-, Sozial-<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsgeschichte bewusst zu<br />
machen <strong>und</strong> zu schützen.<br />
www.bhu.de<br />
Das Landesamt für Straßenbau <strong>und</strong><br />
Verkehr verfügt neben der Zentrale in<br />
Dresden unter Leitung von Rainer Förster<br />
über fünf Niederlassungen, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
für zwei Landkreise zuständig<br />
sind, um eine sachsenweit ausgewo-<br />
gene <strong>und</strong> standortnahe Betreuung zu<br />
gewährleisten. Insgesamt sind (dazu)<br />
im LASuV mehr als 1.000 Bedienstete<br />
tätig.<br />
www.smwa.sachsen.de<br />
Elisabethenstraße mit Kreuz bei (Wiesbaden-)Kastel<br />
© www.commons.wikimedia.org
Bemerkenswertes Jubiläum von Büchting + Streit<br />
50 Jahre Verantwortung <strong>und</strong> Qualität<br />
2012 feiert die Büchting + Streit AG 50-jähriges Bestehen. Das 1962<br />
von Dipl.-Ing. Frank Büchting gegründete Ingenieurbüro bietet<br />
Beratung, Planung, Prüfung, Begutachtung <strong>und</strong> Überwachung im<br />
Brücken- <strong>und</strong> sonstigen konstruktiven Ingenieurbau. Die Leistungen<br />
des heutigen Unternehmens sind deutschlandweit <strong>und</strong> international<br />
gefragt – dank hoher fachlicher Kompetenz <strong>und</strong> jahrzehntelanger<br />
Erfahrung.<br />
Das Büro zeichnet zum Beispiel für die Ausführungsplanung der<br />
Eisenbahnbrücke Scherkondetal, seit kurzem Trägerin des Deutschen<br />
Brückenbaupreises 2012, sowie für die Ausführungsplanung<br />
der unterirdischen Schienenanbindung <strong>und</strong> des Bahnhofs des dem-<br />
nächst eröffnenden Flughafens Berlin Brandenburg verantwortlich.<br />
Außerdem werden von Büchting + Streit derzeit unter anderem die<br />
Planungsunterlagen der Saale-Elster-Talbrücke, nach ihrer Fertigstellung<br />
Deutschlands längste Eisenbahnbrücke, <strong>und</strong> des neuen<br />
Tunnels im Zuge des Mittleren Rings am Luise-Kiesselbach-Platz in<br />
München geprüft. Nach dem im Jahr 2008 erfolgten Eintritt von<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Mensinger <strong>und</strong> damit der fachlichen<br />
Erweiterung im Bereich Stahl- <strong>und</strong> Metallbau wurden im vergangenen<br />
Jahr durch die Beteiligung an der Prof. Fischer Ingenieure<br />
GmbH unter Führung des neuen Vorstandsmitglieds Univ.-Prof.<br />
Dr.-Ing. Oliver Fischer auch Kompetenz <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit im<br />
Bereich Ingenieurtief- <strong>und</strong> Tunnelbau wirkungsvoll ergänzt.<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit der Konstruktion, zugleich aber<br />
Ressourcenoptimierung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit definieren den Rahmen,<br />
in dem sich das Unternehmen bewegt <strong>und</strong> seine Stärken zeigt: Auf<br />
der Gr<strong>und</strong>lage langjähriger Erfahrungen <strong>und</strong> unter Einbeziehung<br />
neuester Erkenntnisse aus Theorie <strong>und</strong> Praxis entwickeln die 40<br />
hochqualifizierten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter des Büros<br />
sichere <strong>und</strong> innovative Lösungen für anspruchsvollste Aufgaben des<br />
konstruktiven Ingenieurbaus. Die Kombination von Bauverfahren<br />
<strong>und</strong> die Wiederverwendung von Bauteilen spielen dabei eine<br />
ebenso wichtige Rolle wie der Einsatz neuer Materialien, deren<br />
Effizienz in Anordnung wie Berücksichtigung <strong>und</strong> die Erneuerbarkeit<br />
von Bauelementen.<br />
Ihrer Verantwortung stellen sich alle Gesellschafter, Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter der Büchting + Streit AG darüber hinaus<br />
durch ihr Engagement für die Umwelt. Das heißt, der schonende<br />
Umgang mit Ressourcen ist einer ihrer definierten Qualitätsstandards.<br />
So war das Unternehmen als erstes deutsches Mitglied<br />
maßgeblich an der Etablierung der Idee von »1 % for the Planet«<br />
beteiligt. Im Rahmen dieser Initiative spendet das Büro mindestens<br />
1 % des Jahresumsatzes gemeinnützigen Organisationen, die sich<br />
für den Erhalt <strong>und</strong> die Wiederherstellung der Umwelt einsetzen.<br />
www.buechting-streit.de<br />
Mitglieder von Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat<br />
© Büchting + Streit AG<br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Symposien<br />
MixedMedia<br />
Konzepts<br />
Veranstaltungen<br />
Mediaplanung<br />
MixedMedia<br />
Veranstaltungen der<br />
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />
mit ihrem Event-Offi ce MixedMedia Konzepts<br />
13.<br />
12. Symposium Brückenbau<br />
2. Symposium Flughafenbau<br />
4. Symposium Sportstättenbau<br />
(Bauen für Olympia <strong>und</strong> die WM)<br />
Parkhausbau als Fachveranstaltung:<br />
Hier werden Tiefgaragen, Parkhäuser sowie<br />
deren Erhaltung <strong>und</strong> Renovierung thematisiert.<br />
Weiterhin werden erörtert:<br />
Bau von Tank- <strong>und</strong> Rastanlagen einschließlich<br />
neuer Lkw-Rastplätze mit den erforderlichen<br />
Telematik-Einrichtungen.<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
Events<br />
Informieren Sie sich doch einfach auf<br />
unserer Website www.mixedmedia-konzepts.de<br />
oder, noch besser, rufen Sie uns an.<br />
Wir stehen unter 06 11/98 12 92-0 gerne Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />
MixedMedia Konzepts<br />
65
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
»Standardwerk« vom Verlag Friedrich Pustet<br />
Sammelband zur Brückenarchäologie<br />
Wer wollte bestreiten, dass Brücken<br />
höchst faszinierende Bauwerke sind, <strong>und</strong><br />
zwar schon von jeher? Spätestens seit der<br />
Jungsteinzeit überquerte der Mensch<br />
ja auf Bohlenwegen <strong>und</strong> Holzbrücken<br />
schwieriges Gelände, seit dem zweiten<br />
Jahrtausend vor Christus auch auf<br />
Steinbrücken.<br />
Doch was ist von den alten Konstruktionen<br />
<strong>und</strong> Strukturen geblieben? Was<br />
verraten archäologische Reste über<br />
exaktes Errichtungsdatum, über Bauweise<br />
<strong>und</strong> ehemaliges Aussehen einer Brücke?<br />
Und: Mit welchen Methoden <strong>und</strong> Werk-<br />
zeugen kann man sie über <strong>und</strong> unter<br />
Wasser erforschen? Um genau solche<br />
Fragen europaweit erstmalig zu diskutieren,<br />
trafen sich im November 2009<br />
nationale <strong>und</strong> internationale Experten<br />
in Regensburg zum Fachkongress<br />
»Archäologie der Brücken«.<br />
Neues Buch von DOM publishers<br />
Infrastruktur als Gestaltungselement<br />
Architektur <strong>und</strong> öffentlicher Raum<br />
werden als die prägenden Gestaltungselemente<br />
unserer gebauten Umwelt<br />
wahrgenommen – doch welche Bedeutung<br />
hat die technische Infrastruktur?<br />
In baukultureller Hinsicht bislang eine<br />
vergleichsweise untergeordnete Rolle<br />
spielend, wird sie eher als notwendiges<br />
»Übel« betrachtet, das offenbar kaum bis<br />
keine gehobenen ästhetischen Ansprüche<br />
erfüllen muss oder eben auch kann.<br />
Dass es sich bei dieser weitverbreiteten<br />
Meinung um eine nachgerade gewaltige<br />
Fehleinschätzung handelt, zeigt nun die<br />
englische Ausgabe eines Buches, das<br />
vor kurzem bei DOM publishers in der<br />
Reihe »Gr<strong>und</strong>lagen« zum Preis von 28 €<br />
erschienen ist.<br />
Und so thematisiert es unter dem ebenso<br />
wohlklingenden wie zutreffenden Titel<br />
»Infrastructural Urbanism. Adressing<br />
the In-between« die Auswirkungen von<br />
Infrastrukturen auf Stadträume <strong>und</strong><br />
deren Rezeption durch Anwohner <strong>und</strong><br />
(Be-)Nutzer, durch Planer <strong>und</strong> in der<br />
Wissenschaft. Vorgestellt werden hier<br />
zudem Projekte unterschiedlicher<br />
Größenordnungen in Mexico City,<br />
66 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Bei dem jetzt erschienenen, gleichnamigen<br />
Buch handelt es sich aber nicht nur<br />
um den Tagungsband zu eben jener<br />
Veranstaltung, sondern zugleich um<br />
ein Standardwerk, dessen Lektüre hier<br />
nachgerade wärmstens empfohlen wird,<br />
da sie einen reichen, tiefgründigen <strong>und</strong><br />
zudem mannigfaltige Aspekte berücksichtigenden<br />
Erkenntnisgewinn ermöglicht:<br />
Ingesamt 54 Beiträge umfassend,<br />
die allesamt bebildert sind, bietet diese<br />
Aufsatzsammlung einen aktuellen, sehr<br />
detaillierten <strong>und</strong> dabei ausgesprochen<br />
lesbaren Einblick in ein Thema, das sonst<br />
nur wenig bis gar keine Beachtung fin-<br />
det – obwohl es im Prinzip einen jeden<br />
(Brückenbau-)Planer <strong>und</strong> Historiker<br />
interessieren sollte. Eine bessere Chance<br />
zur »geschichtlichen« Wissensversorgung<br />
auf hohem Niveau dürfte es vorerst nicht<br />
geben, weder zum Preis von 49,90 € noch<br />
in anderer Form.<br />
www.verlag-pustet.de<br />
New York, London, Paris, Zürich, Seattle,<br />
Barcelona oder Antwerpen, deren<br />
Spektrum unter anderem Stadtautobahnen<br />
<strong>und</strong> vor allem auch Hochstraßen<br />
bzw. -brücken umfasst.<br />
Der Inhalt der insgesamt 336 Seiten<br />
basiert auf den Vorträgen eines gleichnamigen<br />
Symposiums, das im Februar<br />
2010 an der Technischen Universität<br />
München durchgeführt <strong>und</strong> überwiegend<br />
Lektüre (auch) für Ingenieure<br />
© Verlag Friedrich Pustet<br />
von »architekturaffinen« Referenten<br />
bestritten wurde. Die meisten Texte<br />
stammen also von Landschafts- <strong>und</strong><br />
Stadtplanern – <strong>und</strong> eröffnen dennoch<br />
oder genau deshalb lohnende Perspektiven<br />
für jene Ingenieure, die ihr Fach-<br />
gebiet sonst nur unter rein statischen<br />
Gesichtspunkten betrachten.<br />
www.dom-publishers.com<br />
Angebot zum Perspektivenwechsel<br />
© DOM publishers
Ausstellung im Dortm<strong>und</strong>er U<br />
Tragwerke von Stefan Polónyi<br />
»Es ist nicht Aufgabe des Ingenieurs, dem<br />
Architekten klarzumachen, dass es nicht<br />
geht, sondern zu zeigen, wie es geht«,<br />
hat Stefan Polónyi einmal gesagt <strong>und</strong><br />
damit einen Gutteil seines Selbstverständnisses<br />
umrissen: Form <strong>und</strong> Material<br />
in Übereinstimmung zu bringen, Gestalt<br />
<strong>und</strong> Tragwerk zu einer eigenen Ästhetik<br />
zu verbinden war <strong>und</strong> ist für ihn bei jeder<br />
Aufgabe eine Herausforderung. Er hat<br />
den Dialog mit den Architekten gesucht,<br />
oft im Diskurs bauliche Lösungen ent-<br />
wickelt <strong>und</strong> diesen Anspruch auch <strong>und</strong><br />
gerade in der Lehre vertreten, wie das<br />
»Brückenskulptur« in Castrop-Rauxel<br />
© Claudia Dreysee<br />
von ihm (mit)initiierte, inzwischen<br />
aber leider als historisch geltende<br />
»Dortm<strong>und</strong>er Modell« mit Nachdruck<br />
zu beweisen mag.<br />
Mittlerweile befindet sich Polónyis<br />
»Vorlass« im Archiv für Architektur <strong>und</strong><br />
Ingenieurbaukunst der Technischen<br />
Universität Dortm<strong>und</strong> – <strong>und</strong> bildet<br />
nun die Gr<strong>und</strong>lage für die Ausstellung<br />
»Tragende Linien <strong>und</strong> tragende Flächen«,<br />
die noch bis 24. Juni im Dortm<strong>und</strong>er U<br />
(Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dort-<br />
m<strong>und</strong>) zu sehen ist. Präsentiert vom<br />
M:AI Museum für Architektur <strong>und</strong><br />
N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />
Rohrbrücke in Oberhausen<br />
© Claudia Dreysee<br />
Vortragsveranstaltung mit Fachausstellung in Leipzig<br />
Deutscher Straßen- <strong>und</strong> Verkehrskongress 2012<br />
Am 16. <strong>und</strong> 17. Oktober 2012 lädt die<br />
Forschungsgesellschaft für Straßen- <strong>und</strong><br />
Verkehrswesen e. V. (FGSV) die Fachwelt<br />
zum Deutschen Straßen- <strong>und</strong> Verkehrskongress<br />
2012 mit begleitender Fachausstellung<br />
»Straßen <strong>und</strong> Verkehr 2012« in<br />
das Congress Center Leipzig ein.<br />
Zu den (diesjährigen) Themenschwerpunkten<br />
gehören<br />
– Verkehrsplanung,<br />
– Straßenentwurf,<br />
– Verkehrsmanagement,<br />
– Infrastrukturmanagement, Erhaltung,<br />
– ungeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> Pflasterbauweisen,<br />
– Asphaltbauweisen sowie<br />
– Betonbauweisen,<br />
die jeweils in Vorträgen <strong>und</strong> Diskussionen<br />
unter Berücksichtigung aktuellster<br />
Fragestellungen behandelt werden. Das<br />
komplette Programm steht demnächst<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
www.fgsv-kongress-2012.de<br />
www.fgsv.de<br />
Ingenieurkunst NRW in Kooperation<br />
mit ebenjener Alma Mater, zeigt sie<br />
die vielfältigen Projekte, an deren Reali-<br />
sierung der engagierte Bauingenieur<br />
Univ.-Prof. em. Dr.-Ing. E. h. mult. Stefan<br />
Polónyi (mit)gearbeitet hat, die also<br />
von ihm nicht selten federführend ver-<br />
wirklicht wurden. Ein Besuch dieser,<br />
im allerbesten Sinne, Leistungsschau<br />
sollte daher nicht nur Tragwerksplanern<br />
eindringlich empfohlen werden.<br />
www.dortm<strong>und</strong>er-u.de<br />
www.mai-nrw.de<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
67
NACHRICHTEN UND TERMINE<br />
Erste internationale 5-D-Konferenz in Konstanz<br />
Anwendung prozessorientierter Simulationen<br />
Die Technologie der prozessorientierten<br />
5-D-Simulationen schafft neue Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />
das Bauwesen, ergänzt sie doch gängige<br />
Verfahren des Building Information<br />
Modeling (BIM) um zentrale Informationen<br />
zum Bauablauf: Ziel ist die Schaffung<br />
einer durchgehenden digitalen Kette von<br />
der Planung über den Bau bis hin zum<br />
Betrieb von Bauwerken. So lassen sich<br />
bereits in frühen Projektphasen schnell<br />
unterschiedliche Handlungsalternativen<br />
hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />
Kosten, Termine <strong>und</strong> Qualität bewerten.<br />
Um die Potentiale der 5-D-Technologie<br />
zu verdeutlichen, veranstaltet die Hoch-<br />
schule Konstanz Technik, Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Gestaltung (HTWG) am 21. <strong>und</strong> 22. Mai<br />
in der größten Stadt am Bodensee die<br />
erste internationale 5-D-Konferenz.<br />
Beginn der Auslobung<br />
Ingenieurbau-Preis 2013<br />
Der Einsendeschluss für den inzwischen<br />
13. Ingenieurbau-Preis ist der 14. September<br />
2012. Ausgeschrieben vom Verlag<br />
Ernst & Sohn, wird diese Würdigung alle<br />
zwei Jahre verliehen, <strong>und</strong> zwar für, wie es<br />
in der Auslobung steht, »herausragende<br />
Leistungen im Konstruktiven Ingenieurbau«.<br />
Das heißt, er geht an das Projektteam<br />
des (ausgezeichneten) Bauwerks<br />
<strong>und</strong> beinhaltet eine repräsentative<br />
Plakette.<br />
68 BRÜCKENBAU | 3 . 2012<br />
Unterstützt wird sie dabei von der<br />
5-D-Initiative, einem Konsortium von<br />
fünf führenden europäischen Bauunternehmen,<br />
die verstärkt mit digitalen<br />
5-D-Bauwerksmodellen arbeiten.<br />
Keynote Speaker Prof. Martin Fischer von<br />
der kalifornischen Stanford University<br />
eröffnet die Konferenz mit einem Referat<br />
Die Teilnahmebedingungen haben sich<br />
seit seiner Premiere 1988 kaum verändert<br />
<strong>und</strong> umfassen folgende Punkte:<br />
– Die Ingenieurleistung muss innerhalb<br />
Deutschlands, Österreichs oder der<br />
Schweiz erbracht worden sein.<br />
– Der Standort des zu prämierenden<br />
Bauwerks – <strong>und</strong> das ist neu – ist<br />
regional nicht eingeschränkt, sondern<br />
kann sich weltweit befinden.<br />
– Das Bauwerk muss zwischen August<br />
2010 <strong>und</strong> August 2012 fertiggestellt<br />
worden sein.<br />
– Teilnahmeberechtigt sind Personen,<br />
die für den Entwurf <strong>und</strong>/oder die<br />
Ausführung verantwortlich waren.<br />
Die Bewertungskriterien lauten wiederum<br />
folgendermaßen: Die gesamte<br />
Baumaßnahme wird nach funktionalen,<br />
technischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
gestalterischen Gesichtspunkten bewer-<br />
tet, wobei eine besondere Ingenieurleistung<br />
erkennbar sein muss. Zur<br />
Bewertung der eingereichten Objekte<br />
werden folgende Kriterien herangezogen:<br />
Konstruktion, Innovation, Ästhetik,<br />
Ökologie, Bautechnik.<br />
zum aktuellen Forschungsstand, für<br />
Praxisvorträge konnten zudem mit Al<br />
Jaber, Ballast Nedam, Boldt, Bouygues,<br />
CCC, Max Bögl, Royal BAM, Saudi Oger,<br />
Strabag <strong>und</strong> Sunway zehn weltweit tätige<br />
Baukonzerne gewonnen werden.<br />
www.htwg-konstanz.de<br />
Die Preisgerichtssitzung ist für Ende<br />
November 2012, die Preisverleihung für<br />
Ende Februar 2013 vorgesehen. Anmeldeunterlagen<br />
<strong>und</strong> eine Dokumentation zum<br />
bisherigen Ingenieurbau-Preis sind im<br />
Internet verfügbar.<br />
www.ingenieurbaupreis.de<br />
Aufschlussreiches Programmheft<br />
© HTWG Konstanz
AUTOMATISCHE SYSTEME<br />
Alpin Technik <strong>und</strong> Ingenieurservice GmbH<br />
Plautstraße 80<br />
04179 Leipzig<br />
Tel.: +49/341/22 573 10<br />
www.seilroboter.de<br />
www.alpintechnik.de<br />
BOLZENSCHWEISSGERÄTE<br />
Köster & Co. GmbH<br />
Spreeler Weg 32<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: +49/23 33/83 06-0<br />
Fax: +49/23 33/83 06-38<br />
Mail: info@koeco.net<br />
www.koeco.net<br />
B R A N C H E N KO M PA S S<br />
KOPFBOLZEN<br />
Köster & Co. GmbH<br />
Spreeler Weg 32<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: +49/23 33/83 06-0<br />
Fax: +49/23 33/83 06-38<br />
Mail: info@koeco.net<br />
www.koeco.net<br />
3 . 2012 | BRÜCKENBAU<br />
69
BRANCHENKOMPASS<br />
wir sind Ihre zuverlässigen <strong>und</strong> erfahrenen Partner,<br />
wenn es um die Ausrichtung von<br />
Pressekonferenzen,<br />
Vortragsveranstaltungen<br />
Fachexkursionen<br />
Firmenbesichtigungen<br />
oder die<br />
Vorstellung neuer Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />
geht.<br />
Ob auf einer Messe, in Ihrem Unternehmen oder in einer<br />
ausgewählten Location, wir sind mit Freude, Erfahrung <strong>und</strong><br />
Engagement für Sie im Einsatz.<br />
Ihre Wünsche <strong>und</strong> Ansprüche werden umgesetzt <strong>und</strong> Geschäftspartner,<br />
Mitarbeiter, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Besucher überzeugt <strong>und</strong> begeistert.<br />
Unser Bestreben gilt Ihrem Erfolg.<br />
Lassen Sie sich überraschen <strong>und</strong> fordern Sie uns heraus.<br />
Konzepts . Biebricher Allee 11b . 65187 Wiesbaden<br />
www.mixedmedia-konzepts.de . email: info@mixedmedia-konzepts.de<br />
70 BRÜCKENBAU | 3 . 2012
BRÜCKENBAU<br />
ISSN 1867-643X<br />
4. Jahrgang<br />
Ausgabe 3 . 2012<br />
www.<strong>zeitschrift</strong>-<strong>brueckenbau</strong>.de<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Chefredaktion<br />
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Verlag<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
Biebricher Allee 11 b<br />
D-65187 Wiesbaden<br />
Tel.: +49 (0)6 11/84 65 15<br />
Fax: +49 (0)6 11/80 12 52<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Anzeigen<br />
Ulla Leitner<br />
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2012.<br />
Satz <strong>und</strong> Layout<br />
Christina Neuner<br />
Druck<br />
Schmidt & more Drucktechnik GmbH<br />
Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />
Erscheinungsweise <strong>und</strong> Bezugspreise<br />
Einzelheft: 14 Euro<br />
Doppelheft: 28 Euro<br />
Abonnement: Inland (5 Ausgaben) 56 Euro<br />
Ausland (5 Ausgaben) 58 Euro<br />
Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens<br />
ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr,<br />
wenn nicht sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugs-<br />
zeitraums schriftlich gekündigt wird.<br />
Copyright<br />
Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong><br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />
Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form<br />
reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />
Sprache übertragen werden.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />
I M P R E S S U M
Die fl exible Brücke<br />
Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />
Telefon (089)32394–0<br />
Telefax (089)32394–306<br />
ba@maurer-soehne.de<br />
www.maurer-soehne.de<br />
MMBS – Neu für<br />
Behelfsbrücken!<br />
MMBS – MAURER<br />
Modular Bridging System<br />
Neues temporäres Überbrückungssystem<br />
für Bauwerkspalte <strong>und</strong> Gräben<br />
bis zu 3,5 m Breite.<br />
Schneller Wechsel zwischen<br />
Bauarbeiten <strong>und</strong> Verkehrsfluss<br />
Modular: Einfacher Transport,<br />
schnelle Montage, flexibel <strong>und</strong><br />
mehrfach einsetzbar<br />
Wirtschaftlich: reduziert Baustellenkosten,<br />
verbessert Verkehrsfluss,<br />
spart Zeit<br />
Mit bis zu 70 km/h überfahrbar<br />
Gleicht an Bauwerkspalten<br />
thermische <strong>und</strong> dynamische<br />
Verformungen aus<br />
Unsere Produktpalette<br />
MAURER Dehnfugen<br />
MAURER Bauwerkslager<br />
MAURER Erdbebenvorrichtungen<br />
MAURER Schwingungsdämpfer<br />
MAURER Bauwerksmonitoring