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BRÜCKENBAUWERKE - zeitschrift-brueckenbau Construction und ...

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»Hinweis« vom Stahl-Informations-Zentrum<br />

Stahlbrücken im Autobahnbau<br />

Fast 50 % der Staus werden durch Bau-<br />

stellen verursacht, wie ein Gutachten<br />

zur Stausituation auf den nordrheinwestfälischen<br />

Autobahnen unlängst<br />

festgestellt hat. Unnötig viel CO 2 gelangt<br />

so in die Atmosphäre. »Deshalb sollten<br />

alle Maßnahmen zur Stauvermeidung<br />

genutzt werden, <strong>und</strong> hierzu zählt ein-<br />

deutig auch ein moderner Brückenbau«,<br />

sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf.<br />

Den Blick allein auf die Baukosten<br />

zu richten, wie dies die öffentliche Hand<br />

bei vielen Bauvorhaben macht, ignoriere<br />

die Umweltkosten. »Es ist höchste Zeit,<br />

auch aus Gründen der Ressourceneffi-<br />

zienz, die Weichen für einen umweltverträglichen<br />

Brückenbau zu stellen«,<br />

so der Verbandspräsident.<br />

Stahl- <strong>und</strong> Stahlverb<strong>und</strong>brücken über<br />

Autobahnen zeichnen sich dadurch aus,<br />

dass der Verkehr während der Bauzeit<br />

ungehindert fließen kann, mit nur kurzen<br />

Sperrzeiten nachts oder am Wochenende.<br />

Forschungsergebnis der Universität Kassel<br />

Baukasten für Tensegrity-Strukturen<br />

Es muss nicht immer ein massiver Bau<br />

aus Beton <strong>und</strong> Stahl sein: Auch mit Stä-<br />

ben <strong>und</strong> Seilen vermag man durch die<br />

intelligente Verknüpfung von Zug- <strong>und</strong><br />

Druckelementen filigrane <strong>und</strong> dennoch<br />

belastbare, sich selbst tragende Gebilde<br />

zu realisieren. Auf dem Weg dorthin<br />

haben Wissenschaftler der Universität<br />

Kassel jetzt einen gewaltigen Schritt<br />

nach vorn getan – mit der Konzeption<br />

einer Art von Baukasten für Tensegrity-<br />

Strukturen, der Errichtung eines 4 m<br />

hohen Prototyps als Messestand <strong>und</strong> der<br />

Patentanmeldung der von ihnen ent-<br />

wickelten Anschluss- <strong>und</strong> Vorspann-<br />

technik.<br />

Obwohl solche Konstruktionen wenig<br />

Material benötigen <strong>und</strong> zudem (theoretisch)<br />

schnell wieder demontiert,<br />

»zusammengefaltet« <strong>und</strong> dann an<br />

anderen Orten neu aufgebaut werden<br />

können, haben sie sich bisher kaum<br />

durchgesetzt, so Prof. Dr.-Ing. Detlef Kuhl,<br />

Leiter des Fachgebiets Baumechanik <strong>und</strong><br />

Baudynamik. Zwar seien sie beispielsweise<br />

in der Kuppel der olympischen<br />

Gymnastikarena in Seoul oder im<br />

Die einzelnen Bauteile werden in der<br />

Werkstatt oder auf mobilen Fertigungsplätzen<br />

direkt neben den Verkehrswegen<br />

vormontiert <strong>und</strong> als Ganzes oder in weni-<br />

gen Segmenten eingehoben. Dank der<br />

großen Spannweiten, die sich mit dem<br />

Baustoff Stahl erreichen lassen, kann<br />

bei diesen Brücken außerdem die Mittel-<br />

stütze entfallen. Damit werden nicht nur<br />

die Kosten des Mittelpfeilers eingespart,<br />

sondern auch Aufwendungen für be-<br />

engende Verkehrsführungen. Der ge-<br />

samte Bauablauf ohne Baustelle im<br />

Mittelstreifen von mehrspurigen Auto-<br />

bahnen ist deutlich einfacher. Verbreiterungen<br />

lassen sich gleichfalls bei lau-<br />

fendem Verkehr durchführen.<br />

Durch den Einsatz von Verb<strong>und</strong>fertigteilen<br />

kann der Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />

weiter optimiert werden, wie in<br />

einem Forschungsvorhaben der Düsseldorfer<br />

Forschungsvereinigung Stahlanwendung<br />

e. V. (FOSTA) festgestellt<br />

wurde. Die schlanken Stahlverb<strong>und</strong>-<br />

Georgia-Dom von Atlanta zu finden,<br />

doch stets unter Verwendung eines<br />

umlaufenden Druckrings als stabilisierendes<br />

Hilfsmittel.<br />

Kuhl <strong>und</strong> sein Doktorand Sönke Carstens<br />

haben diesen Schwachpunkt nun be-<br />

seitigt: Da Stabilität <strong>und</strong> Eignung der<br />

Tensegrity-Strukturen entscheidend von<br />

der richtigen Vorspannung der Stahlseile<br />

<strong>und</strong> deren perfekten Anschluss an die<br />

druckfesten Metallstäbe abhängen, inte-<br />

grierten sie Aufnahme, Kupplung <strong>und</strong><br />

Spanneinrichtung als Zylinder in die<br />

N AC H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

brücken erfüllen darüber hinaus die<br />

Anforderungen an ressourceneffizientes<br />

Bauen, da sie Material <strong>und</strong> Gewicht ein-<br />

sparen <strong>und</strong> einen effizienten Bauablauf<br />

ermöglichen. Bereits 2007 bestätigte ein<br />

Gutachten der Universität Stuttgart für<br />

die Hessische Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverwaltung,<br />

dass sich die Umweltkosten<br />

durch den Bau von Stahlverb<strong>und</strong>brücken<br />

deutlich senken lassen.<br />

Allein in Nordrhein-Westfalen sind nach<br />

Einschätzungen des Landesverkehrsministeriums<br />

mehr als 300 Bauwerke an<br />

Autobahnen <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esstraßen kurz-<br />

fristig sanierungsbedürftig oder müssen<br />

neu gebaut werden, mittelfristig kommen<br />

weitere 700 Brücken aus den 1960er <strong>und</strong><br />

70er Jahren hinzu.<br />

www.stahl-zentrum.de<br />

Modell der Konstruktion<br />

© Universität Kassel<br />

Stäbe. Das heißt, die Spannung der<br />

einzelnen Seile lässt sich individuell<br />

einstellen, jederzeit verändern <strong>und</strong> da-<br />

mit stets auf die »auszuhaltenden«<br />

Belastungen abstimmen.<br />

Die Forscher arbeiten inzwischen am<br />

nächsten Projekt – einer Brücke zwischen<br />

zwei Bürogebäuden, wobei ihre Vision<br />

wesentlich weiter reicht: Es sei sein<br />

Traum, so Kuhl, einmal eine tensegre<br />

Brücke über die Fulda zu bauen …<br />

www.uni-kassel.de<br />

2 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

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