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12 ist ein bewusstes und damit erlöstes Ausleben der eigenen Veranlagung heilsam. In aller Regel wird der homöopathische Ansatz vom Patienten leichter angenommen, da er sich auf bekanntem Terrain bewegt. Ein Mensch mit einer starken Betonung des phlegmatischen Tierkreiszeichens Krebs und einer damit verbunden Lymphabwehrschwäche (Krebs = lymphatische Konstitution), wird zur Heilung lieber eine passiv erlebte Lymphdrainage bevorzugen, als durch sportliche Betätigung den Lymphfluss zu aktivieren. Und doch wird es manchmal Zeiten geben, in denen die sportliche Aktivität heilsamer ist. Ob über die Ähnlichkeit oder über den Gegensatz zu heilen, ist eine individuelle Frage, die sich aus der aktuellen Situation heraus beantwortet, und nicht aus verkrampften Weltanschauungen. Gerade die Astrologie, als Lehre von der Qualität der Zeit, macht einem immer wieder deutlich, dass jeder Augenblick eine ihm eigene Qualität hat, auf die es stimmig zu reagieren gilt – unabhängig von Dogmen. In dieser Funktion als qualitatives Messinstrument der Zeit kann die Astrologie ebenfalls Zeitpunkte ermitteln, in denen therapeutische Interventionen besonders geeignet sind. Über das Wann operativer Eingriffe, das Einnehmen von Arzneien bis hin zur Ernte der Heilpflanzen können optimale Zeitpunkte ermittelt werden. Gerade die Zuordnung der Heilpflanzen zu den astrologischen Prinzipien (ein Art „Astro-Pharmakologie“), lässt nicht nur die passende Heilpflanze ermitteln, sondern legt damit auch bestimmte Zeitpunkte fest, in denen die Pflanze geerntet werden darf, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten. Besonders hilfreich ist die Astrologie, wenn es darum geht, herauszufinden, welche Körperregionen des Patienten besonders sensibel reagieren und damit leicht „anspringen“ auf die gewollten Heilungsreize. Eine Art „astrologischer Anatomie“ lässt nicht nur Rückschlüsse zu, welche Krankheitsdispositionen vorhanden sind, sondern zeigt auch welche Körperbereiche besonders positiv auf Reize reagieren. So erreicht man einen „Zwilling“-betonten Patienten hervorragend im Arm- und Schulterbereich. Therapien, die dieses „Tor“ zur Seele des Patienten benutzen, wirken viel sanfter und tiefer. Ein Hydrotherapeut wird dabei an ansteigende Armbäder denken, während ein „Skorpion“-betonter Patient eher Sitzbäder braucht, und ein „Fische“-betonter Patient besser auf Fußbäder (auch ansteigende) anspricht. Im Grunde hilft die AstroMedizin bei allen körperlichen Maßnahmen, die hinter der Körperlichkeit liegende seelische Schicht zu erreichen und heilsam zu „berühren“, da die Seele in ihrem entsprechenden körperlichen „Ausdruck- Organ“ angesprochen wird. So stellt jeder Körperbereich ein Tor dar, durch das man in die entsprechenden Länder der Seele reisen kann, um die erkrankten Seelen-Themen über den Körper zu harmonisieren. Alles in allem, kann man sagen, dass die Astrologie in den Händen eines Heilkundigen ein wunderbares Handwerkzeug ist, das die tägliche Praxis bereichert und erleichtert. Für Paracelsus war es gar so, dass er jeden Arzt, der nicht der Astrologie mächtig war, als Scharlatan und Kurpfuscher beschimpfte. So hilfreich und bereichernd die Astrologie auch ist, gilt aber auch ganz natürlicherweise: nicht jeder Astrologe sollte zum Therapieren ermuntert werden. Michael Antoni Astrologe und <strong>Heilpraktiker</strong> Langenscheidtstr. 12 a 10827 Berlin-Schöneberg Fon (030) 789 55 412
GESCHICHTE DER FALL KLOCKENBRING Samuel Hahnemann als Psychiater IV. Teil von Hp Marion Rausch Samuel Hahnemann ist 1791 36 Jahre alt, ein gescheiterter Arzt in Leipzig –Stötteritz, haust nebst Frau und fünf hungrigen Kindern in Enge und der großen Sorge um seinen guten Ruf als Übersetzer und Wissenschaftler, von dessen kargen Einkünften er die Familie über Wasser hält. Aber die Armut ist das eine, den Ruf zu verlieren durch den unvermeidlichen sozialen Abstieg ist das andere. Die wenigen Besucher seines Elendsquartiers schildern zum Beispiel: „Dort war er (Hahnemann) gekleidet wie die ärmsten Einwohner; er trug Holzschuhe, half seiner Frau in den schweren Hausarbeiten und knetete sein Brot selbst.“ Solchen Ruf in der Welt zu haben, kann rasch zum Ruin auch als Wissenschaftler führen. Er muss also handeln! Bei Hahnemann heißt das immer: WANDERN. Wo anders hin, neu anfangen! Aber wo hin? Es scheint, als hat der Umtriebige Glück, mehr zumindest als in Leipzig- Stötteritz, als er es wagt, seinen Freund und Gönner, den Herausgeber eines Tageblattes namens „Anzeiger“, „zum Behufe der Justiz, der Polizei und aller bürgerlichen Gewerbe, wie auch zur freien gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art“, den Rat R. Z. BECKER, für ein Experiment zu gewinnen. Hahnemann veröffentlichte im Gothaer „Anzeiger“ des Rates R. Z. Becker nicht zum ersten Mal. Es gibt Briefe, die belegen, dass Hahnemann Becker Dank schuldet, so zum Beispiel bei seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Mainzer Akademie: „Ihnen (Becker)und dem unvergleichlichen Herrn Koadjutor (unleserlich) bin ich die unverdiente Distinktion schuldig, womit ich durch das Diplom der churfürstlichen Mainzischen Akademie beehrt worden bin.“ Und umgekehrt beehrt Hahnemann den „Wohlgeborenen Herrn Bergrat, Hochzuverehrenden Gönner“ mit einer Mitarbeit an einem „medizinischen Wörterbuch“. Es gibt genügend Hinweise, so R. Haehl, die bezeugen, dass Hahnemann den Rat Becker aus Gotha gut und schon länger kannte, als er ihn bat, eine ANZEIGE, von ihm gestaltet, aber durch Beckers Hand unterzeichnet, im „ANZEIGER“ zu platzieren. Es ist eine in deutlicher Hahnemannscher Manier verfasste Brandrede gegen die Verwahranstalten „Verstandesverwirrter“, unter dem Titel: „Vorschlag einer noch mangelnden Hilfs- Anstalt für wahnsinnige Standespersonen“. Das Bild der psychiatrischen Verhältnisse, denen Wahnsinnige, Geistesgestörte, Irre, kurz seelisch und geistig Kranke, zur Zeit Hahnemanns ausgesetzt waren, zu malen, würde den Rahmen dieses Kapitels sprengen. Dennoch ist es wichtig, von diesen Verhältnissen wenigstens einen kleinen Einblick zu geben. Eine Schrift, betitelt „Hundert Jahre Psychiatrie“, von einem Professor EMIL KRÄPELIN, kann dabei helfen, zumindest einen kleinen Eindruck über die Psychiatrie am Ende des 18. Jahrhunderts zu bekommen. Darin heißt es: „Die eigentliche Fürsorge der Kranken lag nahezu überall in den Händen der „Oberaufseher“, Hausväter, Irrenhausverwalter, während Ärzte lediglich bei körperlichen Leiden zugezogen wurden…Außerdem gab es wohl hier und da an Spitälern und Siechenhäusern Ärzte, die sich durch langjährige Beobachtung von Geisteskranken eine gewisse Kenntnis ihrer Leiden angeeignet hatten. Allein ihnen fehlte meist jede fachärztliche Ausbildung, und sie betrieben die Seelenheilkunde in der Regel nur im Nebenamte, so dass von einer gründlichen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Gegenstande kaum die Rede sein konnte. Zudem war ihre BHN 2/03 Stellung vielfach unwürdig, und sie hatten nur sehr geringen Einfluss auf das Los der Kranken … Gab doch noch Professor AUTENRIETH in Tübingen (um 1800) in seinen Vorlesungen über Geistesstörungen seinen Zuhörern ausdrücklich den Rat, sich nicht längere Zeit mit der Behandlung von Irren zu befassen, weil man zu befürchten habe, selbst geisteskrank oder ein Narr zu werden.“ Die Folge hiervon war eine furchtbare Behandlung der Kranken: „Wir sperren diese unglücklichen Geschöpfe gleich Verbrechern in Tollkoben“, ruft REIL 1803 aus, „ in ausgestorbene Gefängnisse, neben den Schlupflöchern der Eulen, in öde Klüfte über den Stadttoren oder in die feuchten Kellergeschosse der Zuchthäuser ein, wohin nie ein mitleidiger Blick des Menschenfreundes dringt, und lassen sie daselbst, angeschmiedet an Ketten, in ihrem eigenen Unrat verfaulen. Neben den Ketten regiert die Peitsche. Müller erzählt, dass die Wärter und Wärterinnen im Juliusspital in Würzburg mit mancherlei Zwangs- und Strafinstrumenten, mit Ketten, Armbändern, Fußschellen, besonders aber mit tüchtigen, lederüberzogenen Ochsenriemen, reichlich versehen waren, und dass sie davon kräftigen Gebrauch machten, wenn sich ein Kranker verunreinigte, sich beklagte, schimpfte oder gar gewalttätig wurde; die Prügelei war bereits an der Tagesordnung.“ Samuel Hahnemann, der streitbare Sachse, hatte seit Hettstedt und Gommern, seinen beiden ersten Arztpraxen, immer wieder Brandschriften wider die Unordnung, Unvernunft der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, den Dreck und die üble Luft in den Häusern der Bauern und Handwerker als die eigentlichen Verursacher von Krankheit bezeichnet. Sein Ruf als Hygieniker war bekannt und gefürchtet. Und in Dresden dann hat er unter Stadtpysikus Wagner freie Hand, die Spitäler und Gefängnisse anzuschauen und dabei die Verhältnisse der Verwahrung zu studieren. Das ist belegt. Woher Hahnemann seine Eindrücke von Wahnsinnigen hatte- außer den sichtbar Geistesgestörten, die in den Dörfern frei herumliefen, wenn sie nur „harmlos“ waren, wissen wir nicht genau. Haehl schreibt nichts darüber. Dafür liefert uns der Arzt MARTIN GUMPERT in seinem Buch „ Hahnemann - Die abenteuerlichen Schicksale eines ärztlichen Rebellen und seiner Lehre der Homöopathie“, eine ganz besondere Szene, die Hahnemann erlebt haben soll, was nicht unwahrscheinlich ist. Gumpert schildert, wie Hahnemann in Gommern als junger Arzt Zeuge eines „AUSGERASTETEN“ wird. „In Gommern gab es einen Schreiner von so ausgezeichnetem Ruf, dass selbst aus dem benachbarten Herzogtum Magdeburg Aufträge für Stühle und Schränke in Menge bei ihm einliefen. Er hatte einen stattlichen Hof, sechs Kinder, eine tüchtige Frau und drei Gehilfen. An einem Julimorgen des Jahres 1782 ging er in die Werkstatt, nahm einen Hammer und schlug säuberlich und fachmännisch alles zusammen, was ihm unter die Hände kam. Dabei fluchte er schrecklich, weinte und jammerte wie ein hilfloses Kind, er schien keinen der Seinen zu erkennen, der helle Wahnsinn war über ihn gekommen. In völliger Ratlosigkeit rief man Hahnemann. Halb Gommern war schon versammelt, als er eilig die Straße hinablief. Von weitem bereits hörte man das Toben des Mannes, das splitternde Holz und das aufgeregte Durcheinander der Leute vor dem Haus… Der dürre Hahnemann und der vierschrötige Schmied des Ortes, der ein guter Freund des Tischlers war, drangen in das Haus ein, als sei es ein gefährlicher Urwald mit Tigern und Schlangen. Der Tischler stand an der Hobelbank und sang mit dröhnender Stimme ein unverständliches Lied. Als er den Schmied sah, ging er auf ihn zu, umarmte und küsste ihn, und seine verwirrten, trostlosen Augen suchten vergebens einen Sinn in all dieses Unheil zu bringen. Der Schmied packte den Tischler bei den Händen, und so zogen und schoben sie ihn nicht all zu unsanft zum Hause hinaus auf die Straße. Die Leute wichen scheu und neugierig zur Seite, die Kinder begannen zu plärren, die Frau wandte den Kopf ab, und der seltsame, ungleiche Zug bewegte sich zum Narrenhaus. Es lag eine Wegstunde abseits und war ein trauriges einstöckiges 13
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