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Herdern Magazin

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BRAUEREI SCHÄNZLE<br />

Der Turm der Schänzle-Brauerei<br />

in der<br />

Habsburgerstraße<br />

steht bis heute.<br />

Foto: Friedrich Hoch<br />

sie einst in das Metier<br />

hineingeboren worden<br />

und als alleinstehende Braumeisterswitwe<br />

hatte sie dafür zu sorgen,<br />

dass die Geschäfte auch nach dem Tod<br />

des Mannes liefen.<br />

Vielleicht war es ja einfach Bier statt Blut,<br />

was da durch Annas Adern floss? Meine<br />

medizinisch tendenziell fragwürdige Erklärung<br />

überzeugt meine Onkel nicht.<br />

„Die war ein bisschen bösartig. Die hat<br />

nur gearbeitet“, erzählt Friedrich stattdessen<br />

von seiner Großmutter. Noch heute,<br />

über ein halbes Jahrhundert nach ihrem<br />

Tod, mischt sich ein Hauch von Schmerz<br />

und Wut in die Worte des Endsiebzigers,<br />

der den Namen seines so früh verstorbenen<br />

Großvaters trägt.<br />

Aber egal, wie die Umstände<br />

waren, und egal,<br />

dass die eine lieber „eine<br />

Wirtsfrau als eine Studierte“<br />

hätte haben wollen<br />

und die anderen lieber<br />

„einen Professor statt eines<br />

Beizers“ gehabt hätte,<br />

wie es Friedrichs Bruder<br />

Klaus formuliert – die<br />

mutige Agathe und der<br />

schmucke Willi ließen<br />

sich von der mangelnden<br />

Begeisterung ihrer<br />

Eltern angesichts der Auswahl<br />

ihrer Zukünftigen<br />

nicht beeinflussen. Und<br />

so verkündeten an Weihnachten<br />

1934 Fräulein Agathe<br />

Reuter („Recklinghausen, Westf.“)<br />

und Herr Willi Hoch („Freiburg im<br />

Breisgau, Zähringerstraße 88“) ihre Verlobung.<br />

Und am 14. Mai 1936 stand auf<br />

der Karte aus dem Breisgau zu lesen:<br />

„Ihre Vermählung geben bekannt: Willi<br />

Hoch und Agathe Hoch, geb. Reuter.<br />

Freiburg i. Br., Adolf-Hitler-Str. 62 (frühere<br />

Zähringerstraße 88)“.<br />

Gefeiert wurde standesgemäß bei Ochsenschwanzsuppe<br />

mit Madeira und<br />

Seezunge in Weißweintunke nebst<br />

Sahne-Eisbombe „Agathe“, die Siebenundzwanzigjährige<br />

zog von ihrer Studentinnenbude<br />

ins „Schänzle“ mit der<br />

– zeitweilig – bösen Adresse und lebte<br />

fortan mit dem Mann ihrer Wahl unter<br />

einem Dach. Und auch mit ihrer Schwiegermutter.<br />

Was nicht einfach gewesen<br />

sein dürfte: „Ihr ganzes Leben lang haben<br />

Mutti und Oma Hoch ein angespanntes<br />

Verhältnis gehabt“, beschreibt Klaus<br />

Hoch das Miteinander von Mutter und<br />

Oma.<br />

Wie mag wohl das Verhältnis von Anna<br />

und ihrer Schwiegermutter gewesen<br />

sein? Darüber ist nichts bekannt. Auch<br />

nicht darüber, wie Anna und ihr Mann<br />

Friedrich ursprünglich eigentlich ins<br />

Schänzle-Bräu, das zunächst eine Brauerei<br />

mit angeschlossener Gaststätte war,<br />

gekommen waren.<br />

Noch heute erinnert der denkmalgeschützte<br />

Brauereiturm im Hinterhof des<br />

Edeka-Markts in der Habsburgerstraße<br />

62 an die Zeiten, in denen im Sudhaus<br />

Bier hergestellt wurde.<br />

Friedrich, der traditionsbewusste<br />

Erstgeborene,<br />

ist als ehemaliger Zeitungsmann<br />

ein Freund<br />

der schnellen Recherche:<br />

„Da“, sagt er, „guck bei<br />

Google: da steht’s.“ Richtig,<br />

1856 – oder auch 1870,<br />

je nach Quelle – gründete<br />

Carl Dold die Schänzle<br />

Bräu Carl Dold, die ihren<br />

Namen von der Lage des<br />

Brauereigebäudes nahe<br />

einem der Vauban’schen<br />

Befestigungswälle bekommen<br />

haben dürfte.<br />

„Dold 1900“ steht auch<br />

38 | Freiburg <strong>Herdern</strong> Stadtteilmagazin

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