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Herdern Magazin

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BRAUEREI SCHÄNZLE<br />

heute noch an dem Backsteingebäude,<br />

in dem bis 1921 Bier gebraut wurde. Anschließend<br />

– ein neu eingeführter gesetzlich<br />

festgeschriebener Mindestausstoß<br />

führte zum Massensterben kleiner Brauereien<br />

– wurde das Brauerei-Equipment<br />

abgebaut und nach Argentinien verkauft.<br />

Alles, was mit dem Gebäude fest verbunden<br />

war – Kühlanlage, Fasskeller, Flaschenkeller<br />

– existierte weiter. Was sich,<br />

meint Klaus, „Rothaus zunutze gemacht<br />

hat: Die haben das Ganze gemietet.“<br />

Und so wurde aus dem Ort, an dem<br />

einst das gute „Schänzle Bräu“ gebraut<br />

wurde, die Breisgauer Niederlassung der<br />

Badischen Staatsbrauerei Rothaus. Aus<br />

der Brauereigaststätte wurde, wie die<br />

Badische Zeitung formulierte, ein „gutes,<br />

bürgerliches Restaurant mit bemerkenswerter<br />

Küche“. Mit ebenfalls bemerkenswertem<br />

Bierausstoß. Was vielleicht etwas<br />

Agathe Hoch,<br />

Die Schänzle-Wirtin,<br />

kannte ihre Gäste,<br />

wusste von jedem wo<br />

ihn der Schuh drückt.<br />

Und sie hat auch gewusst,<br />

wer mit wem ins<br />

Bett ging.<br />

damit zu tun hatte, dass Willi inzwischen<br />

als Angestellter der Brauerei dafür zu<br />

sorgen hatte, dass im Breisgau immer genügend<br />

Rothaus-Bier getrunken wurde.<br />

Kein unstressiger Job: „Der hat wirklich<br />

verruckt viel geschafft: Er saß immer ewig<br />

im Büro und ist dann abends noch zur<br />

Kundschaft und hat die ganzen Beizen<br />

im Umkreis abgeklappert. Und daneben<br />

hat er auch noch die Mutter unterstützt:<br />

Er hat die Einkäufe fürs Restaurant gemacht<br />

und mittags auch noch geholfen<br />

zu servieren“, erinnert sich Klaus an<br />

seinen Vater.<br />

Die Mutter war nicht weniger rührig:<br />

Sie führte das bemerkenswerte Restaurant,<br />

domptierte Schwiegermutter und<br />

Personal und hielt bei allem beruflichen<br />

Wirken an der heiligen Stunde für ihre<br />

drei Buben fest: „Am Abend ist die Mutter<br />

immer zu uns gekommen und hat sich<br />

uns gewidmet. Jeden Tag von acht bis<br />

neun. Das war ein Riesenaufwand für sie!<br />

Aber wir haben gewusst: Jeden Abend ist<br />

die Mutter von acht bis neun für uns da.“<br />

Irgendwann in den Sechzigern, als seine<br />

Gesundheit keine Lust mehr auf „verruckt<br />

viel“ Arbeit hatte, verabschiedete<br />

sich Willi (der einst nach Kriegsende via<br />

Nachtmarsch von Prag aus in die Heimat<br />

gelaufen war, um sein „Schänzle“ fast<br />

unzerstört vorzufinden) per Schlaganfall<br />

von der Doppelbelastung. Die Gattin<br />

führte das Restaurant fortan alleine.<br />

„Frau Agathe Hoch, die Schänzle-Wirtin,<br />

kannte ihre Gäste, wusste von jedem<br />

Stammgast, wo ihn der Schuh drückte“,<br />

notiert die Badische Zeitung. Und Friedrich<br />

ergänzt trocken: „Stimmt. Die hat<br />

auch gewusst, wer mit wem ins Bett ging.<br />

Meine Mutter wusste alles.“<br />

Daneben war die Beamtentochter großzügig<br />

(das dreizehnte Bier ging immer<br />

aufs Haus) und clever (dank der Gratisaktion<br />

liefen pro Jahr etwa 800 Hektoliter<br />

Gerstensaft durch die Zapfhähne).<br />

Irgendwann aber fand auch diese Ära<br />

ein Ende – die goldenen Zeiten der<br />

Nachkriegsära, in denen die Schweine<br />

vom Hof jeden Dienstag mit Knöchle,<br />

Ripple und Metzelsuppe für glänzende<br />

Augen bei der Kundschaft sorgten, war<br />

längst vorbei: Im April 1971 rückte in der<br />

Habsburgerstraße ein Bagger an, der das<br />

alte Restaurant plattmachte. An seiner<br />

Stelle wurde ein „modernes Geschäftshaus“<br />

hochgezogen. Agathe setzte sich<br />

als erfolgreiche und von der Männerwelt<br />

umschwärmte Privatière zur Ruhe, sie<br />

reiste und lebte. Nach ihrem Tod ging<br />

das „Schänzle“ auf ihre drei Jungs – meine<br />

Onkel Friedrich und Klaus sowie meinen<br />

Papa Hansjörg – über, die die Gebäude<br />

nach und nach verkauften.<br />

Rennweg<br />

Komturstraße<br />

Waldkircher Straße<br />

Eichstetter Straße<br />

Freiburg-<strong>Herdern</strong><br />

Heute – nach erfolgreicher Renovierung<br />

der Habsburgerstraße und Verjüngung<br />

des ganzen Umfelds – entsteht im Hof des<br />

alten Schänzle-Bräu neues, junges Leben:<br />

ein Studentenwohnheim. Und ein kleiner<br />

Teil vom „Schänzle“ hat sich in meinen<br />

Keller gerettet... in Form von Tafelsilber<br />

und dem historischen Wirtshausschild.<br />

Danke, Oma!<br />

Annette Christine Hoch<br />

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Sa: 09.00 -14.00 Uhr<br />

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Hauptstraße

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