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KulturFenster Nr. 06|2014 - Dezember 2014

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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 6 | DEZEMBER | <strong>2014</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Heimatpflege bürgernah<br />

Freude kommt vor Können<br />

Verändertes Management in den Musikkapellen


• Geleitwort •<br />

Glück – was ist das?<br />

• Inhalt •<br />

Bald ist Weihnachten und wenige Tage danach<br />

Neujahr. Da wünschen sich die Menschen<br />

guten Willens Glück und Segen.<br />

Aber was ist Glück? Dazu gehört vor allem<br />

Gesundheit. Die ist zwar nicht alles, aber<br />

ohne Gesundheit ist alles nichts, hat der<br />

Philosoph Arthur Schopenhauer einmal<br />

gesagt. Glücklich können sich jene preisen,<br />

die gesund durchs Leben gehen, und<br />

die, wenn sie einmal erkrankt sind, kompetente<br />

ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen<br />

können. Glück ist aber auch, in einem<br />

Land leben zu können, in dem die Dinge<br />

noch vielfach im Lot sind. Natürlich gibt es<br />

manches, das verbessert werden könnte<br />

und sollte – in der öffentlichen Verwaltung<br />

und in privaten Belangen – aber auf einen<br />

gemeinsamen Nenner gebracht, besteht<br />

nicht viel Anlass zu großem Jammern und<br />

Klagen. Wie erging es dem Schutz unserer<br />

Landschaft im zu Ende gehenden Jahr? Der<br />

fast allenthalben spürbare Druck des Sparens<br />

hat sich auch in diesem Bereich bemerkbar<br />

gemacht. So musste der Heimatpfl<br />

egeverband im Frühjahr mit Bedauern<br />

zur Kenntnis nehmen, dass in der Landschaftspfl<br />

ege die Mittel vorderhand eingefroren<br />

werden. Da bleibt nur zu hoffen,<br />

dass der Frost nicht zu lange andauert und<br />

dass die Vielfalt unserer Naturlandschaft,<br />

die sich u. a. in bäuerlichen Kleindenkmälern<br />

äußert, nicht zu sehr unter die Räder<br />

kommt. Denn – es ist oft schon in diesen<br />

Zeilen dargelegt worden – Heimatpflege hat<br />

auch eine eminent wirtschaftliche Funktion.<br />

Viele Urlauber besuchen unser Land<br />

nicht wegen der breiten Straßen, schnellen<br />

Autobahnen oder wegen des Flugplatzes,<br />

sondern wegen unserer in Jahrhunderten<br />

gewachsenen Kulturlandschaft. Sie ist ein<br />

eminent wichtiges Kapital auch für unsere<br />

Zukunft. Das zu befürworten genügen<br />

nicht wohlfeile Sonntagsreden, sondern –<br />

wie es in der Bibel heißt – an ihren Früchten,<br />

sprich Taten, werdet ihr sie erkennen.<br />

Alfons Gruber<br />

• Heimatpflege<br />

Wald ist nicht gleich Wald 3<br />

Bacchus’ Garten 4<br />

Auf den Spuren von<br />

Geschichte und Kultur 5<br />

Land und Leute kennenlernen 6<br />

An der Euregio mitbauen 9<br />

14 Kreuzwegstationen Niederlana-Tisens 10<br />

Alpenländischer Volksmusikwettbewerb<br />

in Innsbruck 11<br />

Büchertisch 12<br />

Wollhaube statt Pelzmütze 13<br />

Alle Jahre zu Kathrein! 14<br />

Eine musikalisch-literarische<br />

Adventgeschichte 15<br />

• Chorwesen<br />

Rückblick auf erfolgreiches Jahr 16<br />

Funktionärstag des Chorverbandes 17<br />

Seminar für Kinderchorleitung 19<br />

Erfolg ist nicht von Methode abhängig 20<br />

Chorprobenmethodik 21<br />

Herbsttagung der AGACH in Kärnten 22<br />

Seminar von „cantare et sonare“<br />

in Stams 23<br />

Marien-Motetten bei<br />

Herbstseminar „cantare et sonare“ 24<br />

Herbert Paulmichl,<br />

ein unermüdlicher Komponist 25<br />

Stimmgabel 26<br />

• Blasmusik<br />

Verändertes Management<br />

in den Musikkapellen 31<br />

Anregungen (nicht nur)<br />

für Vereins-Führungskräfte 32<br />

Was ist gute Literatur für Blasorchester? 34<br />

Sigisbert Mutschlechner –<br />

Maestro „summa cum laude“ 35<br />

Eine atemberaubende Klangwolke 36<br />

Erfolgreiche Südtiroler<br />

Blasmusiktage <strong>2014</strong> 38<br />

Treffen von VSM-Bezirk<br />

Sterzing und Musikbezirk Wipptal/Stubai 40<br />

Zillertaler Gastlichkeit<br />

für Funktionärstreffen 42<br />

Südtiroler Musikkapellen auf Erfolgskurs 43<br />

Bläsermusik im englischen Stil 44<br />

Zweimal Hans – herzliche Gratulation 45<br />

Anton Othmar Sollfelner 80 48<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

(Polen – Deutschland) 51<br />

Musikpanorama 53<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Heimatpflege<br />

Heimatpflege bürgernah<br />

Im Wechselspiel von Alt und Neu, von Tradition und Innovation<br />

Barbara Stocker<br />

Heimatpflegeverband, der Arge Mundart,<br />

der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />

der Musikkapelle Dietenheim/Aufhofen,<br />

dem KFS-Dietenheim und dem Volkskundemuseum<br />

alle zwei Jahre organisiert<br />

wird, hat auch heuer wieder eine<br />

große Schar von Besucherinnen und<br />

Besucher angezogen. Neben der Mu-<br />

sik, dem Gesang und der Mundart wurden<br />

auch das von den Heimatpflegern<br />

aufgelegte Informationsmaterial zu den<br />

Naturschutzwochen und dem Ausverkauf<br />

der Heimat sowie die Diaschau mit<br />

großem Interesse angenommen.<br />

Barbara Stocker,<br />

Fachberaterin für Volkskunde<br />

Eines der großen Anliegen des Heimatpflegeverbandes<br />

ist es, für die Besonderheiten<br />

unseres Landes zu sensibilisieren<br />

und auf aktuelle Probleme, die Kultur und<br />

Landschaft betreffen, hinzuweisen.<br />

Dabei geht es um das Bewahren, aber<br />

auch um das Gestalten. Kultur lebt vom<br />

Wechselspiel zwischen Alt und Neu, zwischen<br />

Tradition und Innovation. Heimatpfleger<br />

sind daher nicht die Ewiggestrigen,<br />

die keine Veränderungen zulassen, sondern<br />

jene, die darauf achten, dass neue<br />

Entwicklungen mit Rücksicht auf Erhaltenswertes<br />

und auf Natur und Landschaft<br />

angegangen werden.<br />

Besucher im Volkskundemuseum Dietenheim interessieren sich für die Initiativen des<br />

Heimatpflegeverbandes.<br />

Vielerlei Kanäle<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, zu sensibilisieren<br />

und die Anliegen des Verbandes<br />

sichtbar zu machen, nicht nur<br />

durch Veröffentlichungen und die mediale<br />

Präsenz. Albert Willeit und Michl<br />

Burger vom Bezirk Pustertal haben das<br />

diesjährige Volksmusikfest im Landesmuseum<br />

für Volkskunde in Dietenheim<br />

genutzt, um auf aktuelle Themen aufmerksam<br />

zu machen. Das Fest, das<br />

in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler<br />

Volksmusikkreis Bezirk Pustertal, dem<br />

Das Volksmusikfest war nicht nur ein Anlass, sich musikalische Leckerbissen<br />

zu Gemüte zu führen, sondern bot auch die Möglichkeit zu regem fachlichen<br />

Austausch.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 3


Das Thema<br />

Wald ist nicht gleich Wald<br />

Zunehmende Umwandlung von Wald in landwirtschaftliches Grün<br />

ten. Ein Baum ist mehr als ein paar Festmeter<br />

Holz. Der Wald ist unter anderem<br />

Klimaregler, Wasserspeicher, Lebensraum,<br />

Holzproduzent, Erholungsort und Erosionsschutz.<br />

Vielfalt von Waldtypen<br />

Peter Ortner<br />

Wir gehen mit unserer Natur und Landschaft<br />

ziemlich sorglos um. Unter anderem<br />

wird immer mehr Wald in landwirtschaftliches<br />

Grün umgewandelt. Zwischen 2008<br />

und 2012 hat man weit über 500 Hektar geopfert.<br />

Nach wie vor werden Bergwälder für<br />

Skipisten gerodet beispielsweise für die Verbindung<br />

der Skigebiete Rotwand und Helm.<br />

Die zunehmende Waldrodung für Skipisten<br />

und die Umwidmung von Wald in<br />

landwirtschaftliches Grün wird von den<br />

Entscheidungsträgern damit gerechtfertigt,<br />

dass die Waldfläche infolge der Auflassung<br />

von Grenzertragsböden und des<br />

Klimawandels landesweit an Terrain gewinnt.<br />

Doch Wald ist nicht gleich Wald.<br />

Ökologisch besonders wertvoll sind unter<br />

anderem Auen, Kastanien-Lärchenhaine,<br />

submediterrane Eichenbuschwälder, Buchen-Tannen-Wälder<br />

und Schluchtwälder.<br />

Etwa ein Drittel der Gesamtfläche nehmen<br />

die Schutzwälder ein. Rodungen bzw.<br />

Schlägerungen sollten, wenn überhaupt,<br />

mit einem strengen Bewilligungsverfahren<br />

und angemessenen Ausgleichsmaßnahmen<br />

verbunden sein.<br />

Peter Ortner<br />

Der bedeutendste Lebensraum<br />

Südtirols<br />

Der Wald prägt mit über 300.000 Hektar<br />

einen Großteil der Natur- und Kulturlandschaft.<br />

Wenn man bedenkt, dass Südtirol<br />

ein ausgesprochenes Gebirgsland darstellt,<br />

so ist die Bedeutung des Waldes für<br />

die Absicherung der Siedlungen und des<br />

Verkehrsnetzes vor Lawinen, Steinschlag<br />

und Murgängen verständlich. Die Folgen<br />

wären nicht auszudenken, wenn der Wald<br />

infolge verschiedener Umweltbelastungen<br />

oder Rodungen seine Schutzfunktion nicht<br />

mehr erfüllen könnte. Ein Großteil unserer<br />

Täler würde unbewohnbar werden.<br />

Von einem Verständnis der Gesamtvernetzung<br />

des Waldes sind wir jedoch noch<br />

weit entfernt. Der Wald ist ein System von<br />

Lebensräumen und Lebensgemeinschaf-<br />

Herbstlicher Fichten-Lärchenwald im Hochpustertal (Ortner: Lebensraum Wald in<br />

Südtirol, 1991, S. 80)<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Informiert & Reflektiert<br />

Heimatpflege<br />

Bacchus‘ Garten<br />

Wo Romantik der Rationalität weichen muss<br />

Traditionelles in Südtirol verbreitetes<br />

Erziehungssystem mit Pergola<br />

Untadelig und ordentlich stellt sich auf<br />

jeden Fall das Spaliersystem dar; die<br />

Ursprünglichkeit bleibt dabei allerdings<br />

auf der Strecke.<br />

Wein ist seit jeher ein edles Getränk und<br />

die Gewinnung preisgekrönter Tropfen eine<br />

Wissenschaft für sich. Nicht verwunderlich<br />

also, wenn Wein in religiösen Riten, in mythologischen<br />

Überlieferungen und metaphorischen<br />

Ausschmückungen eine bedeutungsgeladene<br />

Rolle einnimmt. Ähnlich verhält<br />

es sich mit den Weinbergen, der einzelnen<br />

Rebe; sie umgibt – nicht nur vom christlichen<br />

Glauben motiviert – eine geheimnisvolle<br />

Aura, sie stehen sinnbildlich für malerische<br />

und verwunschene Orte.<br />

Durch einen zum Bogen geformten Weinstock<br />

zu schreiten hat etwas Magisches,<br />

unter einer Laube zu verweilen lässt romantische<br />

Gefühle erwachen. Vielleicht hängt<br />

dies mit dem vor strotzender Energie wuchernden<br />

Wuchs der Pflanze zusammen,<br />

dem nur ein konsequenter Schnitt beikommen<br />

kann, oder aber mit der Vorstellung<br />

von zerzausten knorrigen Stämmen alter<br />

Reben, die scheinbar den Gang der Geschichte<br />

in sich aufgesogen haben. Vielleicht<br />

sind auch die Erinnerung an manche<br />

genossene Gaumenfreude oder der<br />

Nachhall gehörter Erzählungen Ursache<br />

für derlei Sentimentalitäten.<br />

Seltene Stimmungsbilder<br />

Anlass zu romantischer Verzückung<br />

findet sich in Südtirols Weinanbaugebieten<br />

jedoch nur mehr vereinzelt. Allenfalls<br />

ziert ein alter Rebstock noch den Innenhof<br />

eines alten Gemäuers oder weist dem Besucher<br />

entlang unserer Weinstraßen den<br />

Weg. Alte Pergolen oder Pataune mit Säulen<br />

und Schaltern in rohem Kastanien- und<br />

Lärchenholz sind schwer zu finden, und<br />

wenn, dann wachen in vielen Fällen Vereinigungen<br />

wie die der Heimatpflege mit<br />

schützender Hand über deren Erhaltung.<br />

Neue Erziehungssysteme –<br />

neue Materialien<br />

Beginnend mit den 1980er Jahren<br />

hielt das Spaliersystem verstärkt Einzug<br />

in die Südtiroler Weinlandschaft. Diese<br />

Umstrukturierung der Weinberge birgt<br />

mehrere Vorteile; sie begünstigt die maschinelle<br />

Bearbeitung und sorgt durch<br />

die luftige Erziehungsform für qualita-<br />

tiv hochwertigen Ertrag. Auf der anderen<br />

Seite brachte diese Orientierung an<br />

internationalen Anbauweisen auch die<br />

Verwendung alternativer Materialien mit<br />

sich wie die vielerorts sichtbaren Betonsäulen.<br />

Die manierlich gespannten Vogelnetze<br />

verstärken zudem den Eindruck industrialisierter<br />

Landwirtschaft.<br />

Holz versus Beton und Stahl<br />

Dabei überwiegen zumindest in puncto<br />

Nachhaltigkeit, Optik und Umweltschonung<br />

die Vorteile des Rohstoffes Holz.<br />

Bedenkt man allerdings die finanzielle<br />

Seite, die Langlebigkeit des Materials und<br />

die problemlose Beschaffung, so wird die<br />

Wahl der Materialien wieder nachvollziehbar.<br />

Es fällt jedoch schwer, Verständnis<br />

aufzubringen, wenn man – wie ich – die<br />

nostalgische Wirkung der Weinkultur sucht<br />

und nur eintönige Monokulturen vorfindet.<br />

Umso mehr lachen Herz und Auge,<br />

wenn die süßen Früchte von traditionell<br />

gezügelten Reben baumeln.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 5


Ins Bild gerückt<br />

Auf den Spuren von<br />

Geschichte und Kultur<br />

Verein für Kultur und Heimatpflege Etschtal als<br />

Bindeglied zwischen den Städten Bozen und Meran<br />

Dorf- und Landschaftsbild zu pflegen<br />

und zu erhalten. Um eine möglichst umfassende<br />

Tragweite der Zielsetzungen zu<br />

erreichen, pflegt der Verein mit örtlichen<br />

und übergemeindlichen Verbänden und<br />

Körperschaften eine regelmäßige Zusammenarbeit.<br />

Auf diese Weise können nicht<br />

nur finanzielle Engpässe vermieden werden,<br />

zeitgleich findet auch eine Sensibilisierung<br />

für kulturelle Anliegen über mehrere<br />

Kanäle statt.<br />

Blick über das eiszeitlich geprägte Etschtal<br />

Albert<br />

Erschbamer,<br />

Gründer des<br />

Vereins<br />

Der Verein für Kultur und Heimatpflege<br />

Etschtal wurde im Jahre 1998 unter der Prämisse<br />

gegründet, die Lücke zwischen der<br />

Landeshauptstadt Bozen und der Kurstadt<br />

Meran hinsichtlich der Heimatpflege mit einer<br />

entsprechenden Institution schließen zu<br />

wollen. Das Einzugsgebiet des Vereins umfasst<br />

folglich mehrere Gemeinden, namentlich<br />

Andrian, Gargazon, Nals und Terlan.<br />

Gründungsvater des Vereins war Albert<br />

Erschbamer, welchem es ein dringendes<br />

Anliegen war, der Kultur und der Landschaftspflege<br />

des Etschtales die gleiche<br />

Hingabe zukommen zu lassen wie vergleichsweise<br />

die Vereine der angrenzenden<br />

Bezirke. Als erster und langjähriger Vorsitzender<br />

des Vereins, aber auch als Privatperson<br />

hat Albert Erschbamer bis zu seinem<br />

plötzlichen und unerwarteten Tod im<br />

Jahre 2010 die Wertschätzung von Kultur<br />

und Umwelt mit leuchtendem Beispiel vorgelebt.<br />

Unermüdlich beteiligte er sich an<br />

Demonstrationen und Kundgebungen im<br />

ganzen Land, um Anregungen für den eigenen<br />

Verein zu erhalten, aber auch um seiner<br />

Stimme für den Erhalt der Heimat aktiv<br />

Gewicht zu verleihen. An seine Seite bestellte<br />

er sich eine bunte Vielfalt an Gleichgesinnten,<br />

die bald als harter Kern der Vereinigung<br />

die Geschicke lenkten. Namentlich<br />

erwähnt seien vor allem Agnes Höller und<br />

Barbara Stocker, deren Verdienste innerhalb<br />

des Vereins zahlreich und vor allem<br />

von Nachhaltigkeit geprägt waren.<br />

Nach dem erschütternden Tod von Albert<br />

Erschbamer wurde Helene Huber als<br />

Vorsitzende berufen.<br />

Hehre Ziele<br />

In Artikel 2 der Vereinssatzung steht<br />

geschrieben, dass es sich der Verein zur<br />

Aufgabe stelle, die Heimatpflege und das<br />

Studium der örtlichen Geschichte zu fördern<br />

sowie das heimische Kulturgut, das<br />

Lernen in Gemeinschaft<br />

Im Gespräch hebt Helene Huber besonders<br />

die Organisation von kulturellen<br />

Veranstaltungen hervor. Ziele sind neben<br />

der Schärfung des Blickes für landschaftliche,<br />

kulturelle und historische Prägungen<br />

vornehmlich die Sensibilisierung<br />

der Bevölkerung, die gedankliche Loslösung<br />

von der Annahme, unser Lebensraum<br />

und unsere Lebenssituation seien<br />

selbstverständlich. Insofern soll mittels<br />

Vorträgen, organisierten Führungen, Wanderungen<br />

und Fahrten gezeigt werden,<br />

dass Dorf- und Landschaftsbild, das heimische<br />

Kulturgut nur unter Aufbringung<br />

von Mühen und Anstrengungen und dem<br />

idealistischen Einsatz einiger Weniger zu<br />

dem unverwechselbaren Charakter gefunden<br />

haben, den wir heute antreffen. In<br />

diesem Zusammenhang werden jährlich<br />

mehrere Ausstellungen im In- und Ausland<br />

besucht, um einen kontinuierlichen<br />

Wissenstransfer unter den Mitgliedern<br />

zu allgemein historischen und landesgeschichtlichen<br />

Themen zu gewährleisten.<br />

Treue Begleiter auf diesen Erkundungen<br />

und bei unterschiedlichen Führungen<br />

sind beispielsweise Barbara Knoflach,<br />

langjährige Geschäftsführerin der Tiroler<br />

Heimatpflege, sowie Manfred Föger, Biologe<br />

mit engen Kontakten zu den Tiroler<br />

Nachbarn.<br />

Fit in Kunstgeschichte<br />

Jüngst ermöglichte der Verein für Kultur<br />

und Heimatpflege Etschtal allen Interessierten<br />

die Teilnahme an einem Kurs<br />

für Kunstgeschichte. Die Referentin Cornelia<br />

Renzler führte die Kunstbegeisterten<br />

anhand von Beispielen aus Architektur,<br />

Malerei und Plastik gekonnt durch<br />

die Epochen von der Antike bis zur Moderne.<br />

Den Abschluss der mehrteiligen<br />

Veranstaltung bildete eine Studienfahrt in<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Mit dem Ehrenmitglied des Vereins, Peter Ortner, im Valle dei laghi<br />

Fuchsmöser Biotop<br />

die Lagunenstadt Venedig, anhand welcher<br />

nicht nur die architektonische Einzigartigkeit<br />

der Pfahlstadt erläutert wurde,<br />

sondern auch die aufgrund der weitreichenden<br />

Handelsbeziehungen entstandene<br />

bunte Verschmelzung von verschiedenen<br />

kulturellen Einflüssen. Aufgrund<br />

des großen Interesses an dieser Initiative<br />

sind weitere Schritte in diese Richtung<br />

bereits angedacht.<br />

Wandern zu musikalischen<br />

Leckerbissen<br />

Eine spezielle Hervorhebung verdienen<br />

die sogenannten Orgelwanderungen, welche<br />

der Verein in regelmäßigen Abständen<br />

organisiert. Zu Fuß oder mit dem Rad begeben<br />

sich die Teilnehmer nicht nur auf<br />

landschaftliche, sondern vornehmlich auf<br />

eine musikgeschichtliche Wanderung.<br />

Zwei bis drei Dörfer stehen jeweils im Fokus:<br />

Vom Organisten des Ortes werden zunächst<br />

die Geschichte der jeweiligen Orgel<br />

und deren Funktion erklärt, auch an<br />

die Kirchengeschichte wird angeknüpft.<br />

Die Aufmerksamkeit der Orgelwanderer<br />

wird schließlich mit einem musikalischen<br />

Streifzug durch die Orgelliteratur belohnt.<br />

Wanderungen zu<br />

naturgeschichtlichen Orten<br />

richten, plant der Verein in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Umweltschutzgruppe<br />

Terlan regelmäßige Radwanderungen zu<br />

den Ursprüngen des Etschtales. Ziel waren<br />

unter anderem die Fuchsmöser, Anlass<br />

beispielsweise die Etscherweiterung.<br />

Um eine Attraktion reicher<br />

Im Zentrum von Vilpian ist ein ganz besonderes<br />

Wandererlebnis ausgeschildert.<br />

Mit dem Naturdenkmal Wasserfall und<br />

dem Kulturdenkmal Vilpianer Waal an sich<br />

schon einen Abstecher wert, ist die Route<br />

seit September dieses Jahres um eine Attraktion<br />

reicher. Wie bereits in der Oktoberausgabe<br />

berichtet, kann entlang des Weges<br />

die restaurierte Turbine des an die ehemalige<br />

Brauerei angeschlossenen Elektrizitätswerkes<br />

besichtigt werden. Wer seine Wanderung<br />

ausdehnen möchte, ist gut beraten,<br />

den alten Fußweg nach Mölten/Schlaneid<br />

über die Scholer Höfe zu wählen. Der Blick<br />

über das gesamte Etschtal entschädigt allemal<br />

die Mühen des Anstieges.<br />

Ein weiterer lohnender Besuch ist sicherlich<br />

der vom Verein mit historischen<br />

Daten versehene Maultaschweg.<br />

Der Verein in Fakten<br />

Der Verein zählt derzeit an die 200 Mitglieder,<br />

darunter auch junge Interessierte.<br />

Besonders diese Entwicklung begrüßt der<br />

Verein und setzt verstärkt bei der Jugend<br />

auf die Sensibilisierung für die Belange<br />

der Heimatpflege. Vielleicht gewinnt er<br />

das eine oder andere Mitglied mit dem<br />

Programm für 2015, welches ganz unter<br />

einem historischen Stern steht, nämlich<br />

dem schicksalhaften Kriegseintritt<br />

Italiens vor 100 Jahren, welcher Südtirols<br />

Geschicke nachhaltig verändert hat.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Das Etschtal wartet aufgrund seines<br />

eiszeitlichen Ursprungs mit einer Reihe<br />

von geologischen und landschaftlichen<br />

Besonderheiten auf, wenngleich durch<br />

die Trockenlegung und die landwirtschaftliche<br />

Nutzung des Gebietes ein Großteil<br />

der erdgeschichtlichen Zeugnisse auch<br />

verloren gegangen ist. Die wenigen Relikte<br />

verdienen deshalb einen besonderen<br />

Schutz. Um die Bevölkerung über deren<br />

Vorkommen und Wichtigkeit zu unter-<br />

Gruppenfoto vor der Villa Arvedi in der Provinz Verona<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

„Land und Leute kennenlernen“<br />

Wieso in die Ferne schweifen, wenn Interessantes und Wissenswertes so nah liegt?<br />

Unter dem Motto „Land und Leute kennenlernen“<br />

hatte der Heimatpflegeverein<br />

Naturns-Plaus zu einer Fahrt ins Sarntal<br />

mit Besichtigung des Rohrerhauses und<br />

anschließender Einkehr im Gasthof „Höllriegl“<br />

eingeladen.<br />

Allerlei Wissenswertes<br />

Auf der Fahrt ins Sarntal genossen die<br />

Teilnehmer den Blick auf die herbstlich<br />

gefärbte Landschaft und erfuhren von<br />

Josef Pircher, dem Vorsitzenden des Vereines,<br />

vieles über Geschichte und Kultur<br />

des Sarntales. Er wusste zu erzählen vom<br />

alten Kuntnersweg, der angelegt wurde,<br />

um die vordere Talenge zu umgehen, von<br />

der Anlegung der Straße und vom späteren<br />

Ausbau durch die wilde Porphyrschlucht.<br />

Er wies auf die Burgen hin, die<br />

immer noch beredte Zeugnisse der mittelalterlichen<br />

Vergangenheit bilden. Auch die<br />

Bindergasse in Bozen mit den historischen<br />

Gaststätten blieb als beliebter Treffpunkt<br />

der Sarner nicht unerwähnt.<br />

Eigenart des Tales<br />

Die lange Abgeschlossenheit des Tales<br />

war wohl die Ursache für die Entwicklung<br />

und Eigenart der Bevölkerung in Sitte und<br />

Brauchtum. Sie ist sich des Wertes der Natur<br />

und seiner eigenständigen Kultur bewusst,<br />

ist ihrer Wesensart treu geblieben<br />

und mit einer Dosis biederer Schlauheit<br />

ausgestattet, die in den vielen Sarner Witzen<br />

den Niederschlag findet.<br />

Einblicke in den Rohrerhof<br />

Bei der Ankunft im Rohrerhaus schweiften<br />

bewundernde Blicke vorerst über grüne<br />

Matten mit weidenden Rindern, Schafen<br />

und Haflingerpferden und über Schloss<br />

„Reinegg“, ein wuchtiger Bau, wo die Grafen<br />

von Sarnthein die Gerichtsbarkeit über<br />

das Tal ausübten hatten und wo auch die<br />

„Bachler Zottl“, eine Sarntaler Hexe, ihre<br />

Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen abzuwarten<br />

hatte.<br />

Der Heimatpflegeverein lauscht gespannt den interessanten Ausführungen.<br />

Die Heimatpfleger wurden vom Bürgermeister<br />

Franz Locher herzlich begrüßt<br />

und konnten Näheres über die<br />

Geschichte und heutige Nutzung des<br />

Rohrerhofes erfahren. Dieser, erstmals<br />

um 1288 erwähnt, galt früher als einer<br />

der größten Höfe des Tales und befand<br />

sich früher am Ortsrand von Sarnthein.<br />

Heute steht er mitten in den Wohnsiedlungen.<br />

Nach dem Ableben der letzten<br />

Besitzer kaufte die Gemeinde das Bauernhaus,<br />

das nach den Vorschriften des<br />

Denkmalamtes saniert und kulturellen<br />

Zwecken zugeführt wurde.<br />

Kunstsinn und Geschmack<br />

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen<br />

durch das Haus geführt, das sich als Ort<br />

der Begegnung sieht und nicht so sehr<br />

als statisch museale Einrichtung. Stuben<br />

und Kammern blieben so eingerichtet wie<br />

sie früher waren. Die Räume zeugen von<br />

natürlichem Kunstsinn und Geschmack.<br />

Besondere Aufmerksamkeit wurde den<br />

alten Vertäfelungen in den Stuben, der<br />

urigen Küche und der Sarner Bauerntracht<br />

gewidmet. So erfuhren die Besucher,<br />

dass der Sarner bei der Herstellung<br />

verschiedenster Gebrauchsgegenstände<br />

aus Holz immer schon außerordentlich<br />

geschickt war. Bewundernswert bleiben<br />

die Trachten, die in mühevoller Handarbeit<br />

hergestellt wurden. Die Federkielstickerei<br />

im Tal hat sich behauptet und ist<br />

stets mit Aufträgen eingedeckt.<br />

Heute öffentlicher Raum<br />

Räume, die umgestaltet worden sind,<br />

stehen nun offen für Veranstaltungen,<br />

Seminare und Ausstellungen jeglicher<br />

Art und können auch gemietet werden.<br />

Dem Verein Rohrerhaus obliegt die Organisation<br />

und die kulturelle Tätigkeit.<br />

Kürzlich lief die Ausstellung „Verliebt, verlobt,<br />

verheiratet“ und gab Einblicke in fast<br />

vergessene Bräuche für die Zeit vor und<br />

während der Hochzeit, in der besonders<br />

strenge Sitten und Regeln galten.<br />

Im Außenbereich konnten Bauerngarten,<br />

verschiedene Zäune, Backofen und<br />

Mühle besichtigt werden.<br />

Reicher an Erkenntnissen und Erinnerungen<br />

begaben sich die Teilnehmer in<br />

den kürzlich sanierten Gasthof Höllriegl<br />

zur „Sarnermarend“ und brachen dann<br />

wohlgelaunt zur Heimfahrt auf.<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

An der Euregio mitbauen<br />

Begegnung der Nord- und Südtiroler Heimatpfleger<br />

im Sommer <strong>2014</strong> auf dem Tschögglberg<br />

Beim Europäischen Forum Alpbach stand<br />

im heurigen Sommer die Verwirklichung der<br />

Europaregion Tirol durch grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit der drei starken Länder<br />

Tirol, Südtirol und Trentino im Herzen<br />

Europas auf dem Programm. Zur Weiterentwicklung<br />

und Füllung der Euregio mit Inhalten<br />

wurden gemeinsame Projekte auf dem<br />

Gebiet der Wirtschaft, des Verkehrs, der Verwaltung,<br />

der Kultur, der Bildung u.a. geplant<br />

und erarbeitet.<br />

Euregio-Gedanken vermitteln<br />

Im Bild beim angeregten Gespräch die Urgestein-Heimatpfleger Martha Innerhofer<br />

(Bozen), Franz Hauser (Kurtatsch) und Alt-Bürgermeister Albert Ender (Brandenberg/<br />

Tirol) in der Stube des Steger-Hofes (Foto: Sieghard Gamper, Trient)<br />

Die Realisierung solcher Projekte, die das<br />

Zusammenwachsen fördern, ist jedoch nur<br />

sinnvoll, wenn die Idee der Euregio auch<br />

bei den Menschen dieser Gebiete ankommt,<br />

so der Landeshauptmann von Tirol, Günther<br />

Platter, in Alpbach. Und leider sei der<br />

Euregio-Gedanke bei der Mehrzahl der Tiroler<br />

noch nicht oder kaum angekommen.<br />

Daran gilt es folglich zu arbeiten. Dies geschieht<br />

mit grenzüberschreitenden Initiativen<br />

etwa von Gemeinden, Vereinen und<br />

auch kleineren Gruppen dies- und jenseits<br />

des Brenners, wobei Menschen einander<br />

in persönlicher Begegnung besser kennen<br />

und schätzen lernen.<br />

Begegnung seit über einem<br />

Jahrzehnt<br />

Vier Gemeinden<br />

Heuer führte die landeskundliche Fahrt<br />

am 26. Juli auf den Bergrücken in den<br />

Sarntaler Alpen zwischen Bozen und Meran,<br />

„Tschögglberg“ genannt. Besucht wurden<br />

die vier Gemeinden des Tschögglberges<br />

Jenesien, Mölten, Vöran und Hafling, wo<br />

die Wissbegierigen jeweils eine aufschlussreiche<br />

Führung zu den geschichtsbeladenen<br />

Winkeln der zentralen Ortschaften erwartete.<br />

Auf diese Weise konnte den Nordtiroler<br />

und den Trentiner Besuchern ein wei-<br />

teres Fenster mit Blick in unsere Heimat<br />

geöffnet werden.<br />

Reger Austausch<br />

Mit Dankesworten sowohl der Nordtiroler<br />

wie auch der Südtiroler Teilnehmer, die ebenfalls<br />

einiges Neue über dieses Stück Heimat<br />

erfahren haben und auch in angeregten Gesprächen<br />

viel Interessantes miteinander bereden<br />

konnten, wurde der wertvolle Tag dieser<br />

Begegnung in Hafling abgeschlossen.<br />

Martha Innerhofer<br />

Solche Begegnungen finden seit nunmehr<br />

elf Jahren auch innerhalb eines kleinen<br />

Kreises von Heimatpflegern und anderen<br />

Kulturträgern einmal jährlich abwechselnd<br />

in Nordtirol, Südtirol oder im Trentino statt.<br />

Die Initiative wurde unter der bewährten<br />

Führung des Tiroler Alt-Landeshauptmannes<br />

Wendelin Weingartner gemeinsam mit dem<br />

Heimatpflegebezirk Meran-Burggrafenamt<br />

mit Bezirksobmann Georg Hörwarter und<br />

dem Obermaiser Ortsobmann Hans Vetter<br />

ins Leben gerufen und hat seitdem einer<br />

erklecklichen Schar von Interessierten die<br />

verschiedensten Täler und Bergebiete des<br />

alten Tirol nähergebracht.<br />

Die zahlenmäßig starke Heimatpflegegruppe begegnete auf dem alten Friedhof<br />

von Jenesien den Gemeindeverwaltern unfd Heimatpflegern dieser Tschögglberger<br />

Gemeinde, anschließend wurde die Pfarrkirche und das historische Rathaus<br />

besichtigt. (Foto: Sieghard Gamper, Trient)<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

Neuer Glanz<br />

14 Kreuzwegstationen wurden erfolgreich wieder instandgesetzt<br />

Die Natur erobert nach und nach ihr Terrain wieder zurück.<br />

Wichtig deshalb, dass sich Vereine und Körperschaften für die<br />

Sichtbarhaltung kultureller Güter stark machen.<br />

Einer der 14 restaurierten Bildstöcke auf dem<br />

Weg von Brandis nach Tisens<br />

Nachdem bereits im <strong>Dezember</strong> 2012<br />

dreiste Diebe an zehn Bildstöcken der<br />

alten Kreuzwegstationen von Brandis in<br />

Niederlana über Ackpfeif bis nach Tisens<br />

die Kupferdacheindeckungen abmontiert<br />

und gestohlen haben, erstrahlen diese nun<br />

seit kurzem wiederum in neuem Glanz.<br />

Die Spenglerei Günther Husnelder<br />

aus Lana hatte bereits im vergangenen<br />

Jahr alle fehlenden Dacheindeckungen<br />

mit eingefärbtem Blech erneuert. Kürzlich<br />

wurden nun vom Restaurator Karl<br />

Hofer aus Algund alle 14 Kreuzwegstationen<br />

gereinigt, von Hecken und Kletterpflanzen<br />

befreit, mit gelber und weißer<br />

Farbe zweimal gestrichen und zusätzlich<br />

wurden alle Holzrahmen der Tafeln<br />

eingelassen.<br />

Historisches Erbe<br />

Viele Jahrhunderte wurde dieser alte<br />

Weg von Brandis in Niederlana über Ackpfeif<br />

nach Tisens als wichtiger Verbindungsweg<br />

vom Etschtal hinauf ins Tisner<br />

Mittelgebirge und in den Nonsberg genutzt,<br />

was auch Funde in unmittelbarer<br />

Nähe bestätigten. Heute sind es die zahlreichen<br />

Einheimischen und Gäste, die auf<br />

diesem herrlichen Weg mit einmaligem<br />

Ausblick auf das Etschtal zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad unterwegs sind. Errichtet<br />

wurde dieser Kreuzweg im 19. Jahrhundert,<br />

und als Hauptstifter ist wohl Graf<br />

Anton von Brandis (1832-1907) zu nennen.<br />

Dieser, aus dem bedeutenden Lananer<br />

Grafengeschlecht stammend, war k.<br />

und k. Kämmerer, ab 1865 Abgeordneter<br />

des Tiroler Landtages und von 1889<br />

bis 1904 Landeshauptmann von Tirol und<br />

Vorarlberg. Zuvor wurde Graf Anton von<br />

Brandis 1887 in den Gemeindeausschuss<br />

von Lana gewählt.<br />

Ein aufrichtiger Dank<br />

Abschließend bedanken sich nun Dekan<br />

Pater Peter Unterhofer O.T., Pater Andreas<br />

Hinsen O.T. der Pfarrei Lana und<br />

Albert Innerhofer, Obmann des Heimatschutzvereins<br />

Lana, ganz besonders bei<br />

allen Spendern, die gemeinsam mit dem<br />

Heimatschutzverein Lana die gesamte Finanzierung<br />

dieser umfangreichen Arbeiten<br />

übernommen haben.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Mundart<br />

Heimatpflege<br />

„…mir tian eppis Guats!“<br />

Mundartdichter spenden für Bäuerlichen Notstandsfond<br />

Sie ist bereits Tradition, die Benefiz-Lesung<br />

der Mundart-Schreibenden im Bezirk<br />

Burggrafenamt und Passeier mit ihrer Vorsitzenden<br />

Anna Lanthaler.<br />

Zum 7. Mal öffnete der „Mooserwirt“<br />

seine gemütliche Gaststube und sehr<br />

viele Zuhörer waren gekommen. Unter<br />

dem Motto „Herbischtlen tuats und miar<br />

tian wieder eppis Guats“ gaben Anna Lanthaler,<br />

Maria Sulzer, Berta Brunner, Anni<br />

Schwarz, Helga Karlegger und Burgi Kaufmann<br />

ihre heiteren und besinnlichen Ge-<br />

dichte und Geschichten zum Besten. Untermalt<br />

wurde der literarische Nachmittag<br />

mit Zitherspiel von Maria und Stefan Raffl,<br />

mit Hackbrett von Helga Hofer sowie Raffele<br />

und Gitarre mit Walter Schönweger<br />

und Luis Pixner. Maria Sulzer und Helmuth<br />

Gruber erfreuten mit Lied und Jodlergesang.<br />

Karin Höller vom Bäuerlichen Notstandsfond<br />

konnte im Anschluss der Veranstaltung<br />

die stattliche Summe von 550 Euro<br />

entgegennehmen.<br />

Die Mundartdichter und –dichterinnen<br />

beim Mooserwirt<br />

21. Alpenländischer Volksmusikwettbewerb<br />

Südtiroler Gruppen in Innsbruck sehr erfolgreich<br />

Obwohl heuer nur sehr wenige Gruppen<br />

aus Südtirol beim größten Volksmusikwettbewerb<br />

des Alpenraumes in Innsbruck dabei<br />

waren, so konnten sie dennoch begehrte Urkunden<br />

mit nach Hause nehmen.<br />

Kastelruther Sieger<br />

Die „Schildbergmusig“ aus Kastelruth,<br />

die drei Geschwister Maria, Doris und Peter<br />

Zemmer, erspielten sich mit steirischer<br />

Harmonika, Querflöte und Zugposaune<br />

das Prädikat "ausgezeichnet". Mit dem<br />

„Montiggler Boarischen“, dem „Umeser-<br />

Landler“ und dem „Castaldo Marsch“<br />

konnten die drei jungen Musikanten in<br />

der schönen Kastelruther Tracht die Jury<br />

mit ihrem hervorragenden Spiel und mit<br />

der für diese Besetzung guten Bearbeitung<br />

überzeugen.<br />

Die „Schildbergmusig“<br />

aus Kastelruth bei der<br />

Verleihung der Urkunde<br />

mit (von links) Prof. Peter<br />

Reitmeir, Volksmusikkreis-<br />

Obmann Gernot Niederfriniger,<br />

Landesrätin Beate Palfrader<br />

und dem Obmann des Tiroler<br />

Volksmusikvereins Peter<br />

Margreiter<br />

Die „Schmied-Musig“ aus<br />

Gais bei der Verleihung der<br />

Urkunde im Saal Tirol des<br />

Kongresshauses Innsbruck<br />

Singende Familie<br />

Eine weitere Auszeichnung holte sich<br />

die „Schmied Musig“, ein Familiengesang<br />

mit eigener Gitarren- und Harmonikabegleitung<br />

aus Gais im Pustertal. Robert<br />

Schwärzer und seine Frau Astrid waren<br />

mit ihren drei Kindern sogar beim Festabend<br />

mit dabei und sangen dort das<br />

geistliche Lied "Der Engel des Herrn".<br />

Die Jury vergab an die „Schmied Musig“<br />

auch den begehrten "Herma Haselsteiner<br />

Preis" als beispielgebende singende<br />

Familie.<br />

Junge Talente<br />

Mit einem sehr guten Erfolg konnte<br />

auch der junge Harmonikaspieler Josef<br />

Pöll aus Ulfas im Passeiertal aufwarten<br />

und die verdiente Urkunde mit Begleitbrief<br />

mit nach Hause nehmen. Mit seinen<br />

13 Jahren zeigte der junge talentierte<br />

Musikant, was in ihm steckt. Und<br />

auch Hannes Innerbichler aus St. Jakob<br />

im Ahrntal erreichte mit seinem Spiel auf<br />

der steirischen Harmonika einen guten Erfolg.<br />

Der Südtiroler Volksmusikkreis gratuliert<br />

allen Teilnehmern sehr herzlich zu<br />

der großartigen Leistung und wünscht<br />

ihnen weiterhin viel Freude mit Musik<br />

und Gesang.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 11


• Büchertisch •<br />

Brigitte Mazohl, Josef Riedmann und Norbert Parschalk<br />

99 Fragen an die Geschichte Tirols<br />

Neues Buch über Tirol bei Athesia-Tappeiner<br />

– Geschichte vom Ötzi bis zum Südtirol-Paket<br />

Wer ist der bekannteste „Ur-Tiroler“? Seit<br />

wann gibt es ein Land Tirol? Seit wann<br />

spricht man in Tirol Deutsch? Wer war Michael<br />

Gaismair? Woher kamen die Frauen<br />

der Tiroler Landesfürsten? Wofür und wogegen<br />

kämpften die Tiroler 1809? Welche<br />

Festungen sollten Tirol vor seinen „Feinden“<br />

schützen? Wie kam es zum Krieg in<br />

Fels und Eis? Warum und wie kam Südtirol<br />

zu Italien? Wofür steht das Siegesdenkmal<br />

in Bozen? Was war die „Operationszone<br />

Alpenvorland“? Wie kam es zum<br />

Gruber-Degasperi-Abkommen? Was geschah<br />

in der „Bozner Feuernacht“? Warum<br />

gilt Silvius Magnago als „Vater des<br />

Südtirol-Paketes“? Was änderte sich in<br />

Südtirol durch das Zweite Autonomiestatut?<br />

Welche Rolle nahmen die Ladiner<br />

im 20. Jahrhundert ein? Wie wurde<br />

Tirol von Nicht-Tirolern gesehen?<br />

Das ist eine kleine Auswahl an Fragen, die<br />

im soeben bei Athesia-Tappeiner erschienenen<br />

Buch „99 Fragen an die Geschichte<br />

Tirols“ enthalten und die von kompetenten<br />

Historikerinnen und Historikern beantwortet<br />

worden sind. Es sind dies die aus Bozen<br />

stammende Brigitte Mazohl, Ordinaria für<br />

Österreichische Geschichte an der Universität<br />

Innsbruck, Josef Riedmann, emeritierter<br />

Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte<br />

an der Universität Innsbruck, und Norbert<br />

Parschalk, Dozent im Bereich Geschichtsdidaktik<br />

an den Universitäten Mainz, Bozen<br />

und Innsbruck. Weiters haben an dem<br />

Buch mitgearbeitet: Günther Kaufmann,<br />

Archäologe am Südtiroler Archäologiemuseum,<br />

und Franz Mathis, emeritierter Professor<br />

für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

an der Universität Innsbruck.<br />

Bei der Vorstellung des Buches in der Teßmann-Bibliothek<br />

in Bozen erläuterten die<br />

drei Hauptautoren Mazohl, Riedmann und<br />

Parschalk die Vorgangsweise bei der Formulierung<br />

der Fragen<br />

und Antworten<br />

– „die Fragen<br />

präzise und treffend<br />

zu formulieren<br />

war mehr<br />

als die halbe Arbeit“,<br />

so lautete<br />

das Motto des<br />

wissenschaftlichen<br />

Trios. Entstanden<br />

ist dabei ein Buch, das die Geschichte<br />

Tirols von der Zeit des Ötzi<br />

über das Mittelalter und die Neuzeit bis<br />

in unsere Zeit klar und anschaulich in<br />

chronologischer Weise darstellt. Die Ära<br />

Durnwalder und die Zeit der Nordtiroler<br />

Landshauptleute Partl, Weingartner und<br />

Van Staa wurde bewusst ausgeklammert,<br />

„weil hier der zeitliche Abstand zu gering<br />

ist und somit die notwendige historische<br />

Distanz noch fehlt.“<br />

A.G.<br />

Brigitte Mazohl, Josef Riedmann und Norbert<br />

Parschalk: 99 Fragen an die Geschichte<br />

Tirols, gebundene Ausgabe, 320<br />

Seiten, Athesia <strong>2014</strong><br />

Heinz Degle<br />

Brixen und die<br />

Option<br />

Jahrtage sind Marksteine der Erinnerung.<br />

Das Jahr 1939 ist ein derartiger Markstein<br />

in der Geschichte Südtirols. Am<br />

Freitag, 23. Juni 1939, wurden in Berlin<br />

am Sitz der Geheimen Staatspolizei in<br />

der Prinz-Albrecht Straße die Lichter erst<br />

spät in der Nacht ausgelöscht. Heinrich<br />

Himmler, Reichsführer der SS, und der<br />

italienische Botschafter Bernardo Attolico<br />

waren mit ihren Delegationen – unter<br />

ihnen auch der faschistische Bozner<br />

Präfekt Giuseppe Mastromattei – auf<br />

der Suche nach einer radikalen, endgültigen<br />

und freundschaftlichen Lösung<br />

für das Südtirolproblem. Zu lange hatte<br />

es schon die Beziehungen zwischen<br />

dem nationalsozialistischen Deutschland<br />

und dem faschistischen Italien belastet.<br />

Der Sand sollte aus dem diplomatischen<br />

Getriebe der beiden Staaten<br />

entfernt werden.<br />

Und nun sollte<br />

ein endgültiger<br />

Schlussstrich gezogen<br />

werden.<br />

Das war vor 75<br />

Jahren. Mittlerweile<br />

sind viele<br />

Bücher und Abhandlungen<br />

über<br />

das Jahre 1939<br />

und seine Folgen geschrieben worden.<br />

Das Buch von Heinz Degle ist insofern von<br />

besonderer Bedeutung, als es den Fokus<br />

auf Brixen und die Option legt und dabei<br />

die Rolle von Fürstbischof Johannes Geisler<br />

und Generalvikar Alois Pompanin ins<br />

Blickfeld nimmt. Rund 86 Prozent haben<br />

sich damals für die Option entschieden. Der<br />

Hirte folgt der Herde, war ein Leitmotiv von<br />

Geisler. Dabei ist klar, dass die Option von<br />

Geisler eine besondere Signalwirkung für<br />

viele andere hatte, wenngleich auch viele<br />

einfache Geistliche sich für den Verbleib in<br />

der Heimat entschieden. Das wirft ein aufschlussreiches<br />

Licht auf die Situation von<br />

damals und steigerte die dramatische<br />

Unsicherheit vieler Menschen, die nicht<br />

optieren wollten.<br />

Der Autor bedient sich bei seiner Darstellung<br />

der sogenannten oral history, das<br />

heißt, er lässt Zeitzeugen – Frauen und<br />

Männer – erzählen und verbindet das Erzählte<br />

mit eigenen Texten, in denen er<br />

auch Vorgeschichte und Hintergründe<br />

beleuchtet. Dabei entsteht ein eindringliches<br />

Bild von den existentiellen Sorgen<br />

und Nöten der Menschen damals. Eine<br />

Situation, die es verdient, als Markstein<br />

unserer Geschichte stets in Erinnerung<br />

zu bleiben. Die Frage freilich, die Anselm<br />

Sparber, Professor für Kirchengeschichte<br />

in Brixen, stellte, bleibt weiter unbeantwortet:<br />

Wie es kommen konnte, dass ein<br />

so großer Teil der Südtiroler sich bereit<br />

erklärte, unter dem gewaltigen Druck Italiens<br />

und unter der menschenverachtenden<br />

Verlockung des Nationalsozialismus<br />

die Heimat zu verlassen. A.G.<br />

Heinz Degle: Brixen und die Option,<br />

Athesia <strong>2014</strong>, 168 Seiten, 19,90 Euro<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Lebendige Tracht<br />

Heimatpflege<br />

Wollhaube statt Pelzmütze<br />

Dem Geheimnis der Turmkappe auf der Spur<br />

Schlaufe für Schlaufe zum Ziel<br />

Was tut man nicht alles, um Marketenderin<br />

zu werden! Trudi Fulterer Rabensteiner<br />

aus Seis war gerade einmal 16 Jahre alt, als<br />

ihre Mutter das Turmkappen-Stricken dafür<br />

zur Bedingung machte. Davon nicht gerade<br />

begeistert, erlernte sie dennoch bei der damals<br />

70-jährigen Theresia Tirler in Kastelruth<br />

das mühselige Herstellen von Turmkappen.<br />

Heute ist sie stolz darauf, als eine der<br />

letzten diese Kunst zu beherrschen.<br />

Fatzelhaube – Turmkappe<br />

Im Grunde genommen ist es immer das<br />

gleiche, eine zottige, schwere Wollkappe,<br />

die in ganz Tirol vor allem zur Winterszeit<br />

getragen wurde. Es gibt sie in schwarz und<br />

weiß oder auch in nachtblau, mit Schlaufen<br />

gestrickt oder mit Fäden geknüpft, in<br />

Zwiebel- oder Kegelform. Im Schlerngebiet,<br />

im Eisacktal und in Gröden wird sie wegen<br />

ihrer hohen, spitzen Form Turn(m)kappe<br />

genannt (ladinisch: cazina) und heute je<br />

nach Tracht zu jeder Jahreszeit getragen.<br />

Schwazer Hauben<br />

Es war vor allem in der Bergwerksstadt<br />

Schwaz, wo Frauen und Kinder in Heimarbeit<br />

diese Fatzelhauben herstellten und mit<br />

Wollfetzen ausstopften. Mit diesen Hauben<br />

wollte die bäuerliche Bevölkerung wohl die<br />

noblen Fellmützen der reichen Bürgersleute<br />

nachahmen. Wer konnte sich schon<br />

eine Otterfellmütze leisten?<br />

Turmkappe<br />

aus dem<br />

Schlerngebiet<br />

Model aus<br />

Massivholz<br />

Herstellung der Turmkappe<br />

Die Turmkappe wird mit zwei Farben<br />

Wolle zugleich gestrickt. Für das Gerüst<br />

wird weiße Sockenwolle verwendet, 3-fädig,<br />

mit etwas Kunstfaser gemischt, damit<br />

der Faden dem starken Zug standhält<br />

und ja nicht reißt. Für die Schlaufen wird<br />

schwarze weiche Merino-Wolle genommen,<br />

6-fädig und nicht zu stark gedreht. So 500<br />

Gramm müssen es schon sein. Man beginnt<br />

am unteren Rand. Mit einer feinen Rundstricknadel<br />

werden so viele Maschen angeschlagen,<br />

dass je nach Kopfumfang ein<br />

Ring von 18-20 Zentimetern Durchmesser<br />

entsteht. Nach ein paar Reihen weiß glatt<br />

beginnt man mit den schwarzen Schlaufen,<br />

indem man die Wolle durch den Zwischenklang<br />

hervorholt, dann zwei weiße<br />

Maschen glatt verschränkt und wieder eine<br />

schwarze Schlaufe. So wird die Runde fortgesetzt.<br />

In der nächsten Reihe werden die<br />

Schlaufen der Vorrunde einzeln fallengelassen<br />

und neue Schlaufen herausgezogen.<br />

So geht es immer leicht Maschen abnehmend<br />

weiter, bis die Kappe 30-32 Zentimeter<br />

hoch ist.<br />

Zarte Zierreihen,<br />

harte Knochenarbeit<br />

Eine Besonderheit der Turmkappe sind<br />

die drei zarten Zierreihen, die quer um die<br />

Kappe verlaufen. Dazu muss die schwarze<br />

Wolle in mühsamer Handarbeit mit weißem<br />

Handfaden umwickelt und mitgestrickt werden.<br />

Der erste Streifen ist auf einer Höhe<br />

von 11 Zentimetern angebracht, die restlichen<br />

zwei nach jeweils 8 Zentimetern.<br />

Für eine Runde braucht Trudi Fulterer<br />

eine Dreiviertelstunde. Jede Masche muss<br />

ganz fest angezogen werden. Eine Knochenarbeit!<br />

Mehr als vier Reihen am Stück<br />

schafft sie nicht, weil die Finger schmerzen.<br />

Kein Wunder, dass sie für eine Kappe<br />

ein Jahr und mehr braucht, vor allem auch,<br />

weil die Metzgersfrau nur in ihrer spärlichen<br />

Freizeit daran arbeiten kann. Sie wäre deshalb<br />

bereit, Interessierten das Stricken von<br />

Turmkappen beizubringen.<br />

Innen- und Außenkappe<br />

Ist die schwarze Kappe fertig, geht es<br />

ans Stricken der Innenkappe aus weißer<br />

Wolle mit glatten Maschen. Ist auch diese<br />

fertig, wird sie auf den Holzmodel aufgespannt<br />

und mit Schaumgummiringen umwickelt.<br />

Darüber wird die schwarze Kappe<br />

gestülpt und der untere Rand wulstig rund<br />

verarbeitet. Eine hellblaue Masche aus gewässerter<br />

Moirèseide ziert „nach Bozner<br />

Mode“ die Spitze.<br />

Agnes Andergassen<br />

Trudi Fulterer als Marketenderin<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 13


Arge Volkstanz<br />

Alle Jahre zu Kathrein!<br />

Der Auftanz, der Beginn des Tanzfestes<br />

Die Tänzer geben sich ein Stelldichein<br />

Bunte Auswahl an Tänzen<br />

Die Laaser Böhmische spielte in zwölf<br />

Tanzrunden mit vielen Zugaben zum Tanz<br />

auf. Anspruchsvolle Figurenlandler gehörten<br />

dabei ebenso zum Programm wie schwungvolle<br />

Polkas und gediegene Walzer.<br />

In der Pause zeigten Eisacktaler Volkstänzer<br />

den Reiftanz, der als „Erntedanktanz“<br />

gut in die Jahreszeit passt. Ursprünglich<br />

ist der Reiftanz als Tanz der Bozner Binder<br />

− mit nur Burschen als Ausführende<br />

− ab 1769 belegt. Damals war der Reiftanz<br />

ein ständischer Brauch zum Lobe des Berufes<br />

und zur Ehrung hochgestellter Personen.<br />

Die Übertragung des Reiftanzes auf<br />

den Erntebrauch und die Aufnahme von<br />

Mädchen in den Tanz ist hingegen viel jüngeren<br />

Datums.<br />

Die Krone beim Reiftanz<br />

Monika Rottensteiner als Sprecherin<br />

beim Reiftanz<br />

Es war dies das 49ste Landes-Kathrein-<br />

Tanzfest, das am Samstag, 15. November,<br />

im Kurhaus von Meran über die Bühne ging.<br />

Mit dem traditionellen Auftanz eröffneten<br />

die Tanzpaare das Tanzfest in dem wunderschönen<br />

Kursaal. Monika Rottensteiner,<br />

die Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz in Südtirol, begrüßte<br />

alle Tänzer und Tänzerinnen aus Nah und<br />

Fern und ganz besonders Robert Schwärzer<br />

vom Referat Volksmusik im Bereich der<br />

deutschen und ladinischen Musikschulen.<br />

Ende der diesjährigen Tanzsaison<br />

Für das leibliche Wohl der Festbesucher<br />

sorgte das Kastelruther Bauernbuffet. Die<br />

Gäste wurden mit herbstlichen Gerichten<br />

und verschiedenen Getränken verwöhnt.<br />

Die Vorbereitung des Landes-Kathrein-<br />

Tanzes übernahmen wie immer die Volkstanzgruppen<br />

des Bezirkes Burggrafenamt.<br />

Ihnen sei auf diesem Wege herzlich gedankt!<br />

„Kathrein stellt den Tanz ein!“ So war auch<br />

dieses Jahr der Landes-Kathrein-Tanzes das<br />

letzte große Tanzfest, bevor im Advent die<br />

besinnungsvolle und tanzfreie Zeit beginnt.<br />

Monika Burger - Wenter<br />

Ausbildung Kinder- und Jugendtanzleitung – Modul 1<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol<br />

organisiert in Zusammenarbeit mit der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer<br />

Volkstanz Fortbildungsveranstaltungen für<br />

aktive und angehende Kindertanzleiter und<br />

-leiterinnen. Dieser mehrteilige Lehrgang<br />

richtet sich an alle, die am Tanzen, Spielen<br />

und Singen mit Kindern und Jugendlichen<br />

interessiert sind. Erstmals ist es nun gelungen,<br />

eine gesamte Ausbildungsreihe für Kinder-<br />

und Jugendtanzleiter und Kinder- und<br />

Jugendleiterinnen zu planen.<br />

Den Auftakt bildete ein erster Teil von<br />

Modul 1, der am Samstag, 8. November<br />

<strong>2014</strong>, im Vereinshaus von Pfalzen abgehalten<br />

wurde.<br />

Karin Mutschlechner, Kursorganisatorin,<br />

begrüßte am Morgen alle 44 anwesenden<br />

Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

herzlich, und Luisa Jaeger, Referentin, vermittelte<br />

den Kursteilnehmern in den darauffolgenden<br />

Stunden die grundlegenden<br />

Inhalte zu den Kinder- und Jugendtänzen.<br />

In der Pause konnten die angehenden Kindertanzleiter<br />

und -leiterinnen verschiedene<br />

Kursunterlagen studieren und sich in die<br />

Musikstücke einhören.<br />

Am Nachmittag begleitete Hanna Beikircher<br />

die Tänzer und Tänzerinnen auf ihrer<br />

Steirischen und sorgte damit für eine aufgelockerte<br />

Stimmung. Einige Teilnehmer<br />

schlossen an diesem Wochenende das<br />

Modul 1 ihrer Ausbildung ab. Ein weiterer<br />

Teil von Modul 1 findet am 31. Januar 2015<br />

in Kaltern statt. Informationen zur gesamten<br />

Ausbildungsreihe sind bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz in Bozen erhältlich.<br />

ARGE Volkstanz<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

beim Erlernen der Grundlagen<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Neues<br />

Heimatpflege<br />

Eine musikalisch-literarische Adventsgeschichte<br />

mit „Afzaitn“, Brigitte Knapp und Familiengesang Prader<br />

Advent, das ist eine Zeit des<br />

Wartens...<br />

... auf die Ankunft, auf ein Geschenk, auf<br />

die Erfüllung von Wünschen und Sehnsüchten.<br />

Brigitte Knapps Erzählung schildert die<br />

Geschichten zweier Brüder. Der eine wartet<br />

auf die Ankunft seines Kindes, rastlos, grübelnd,<br />

verzweifelt, der andere hat das Warten<br />

eingestellt, er lebt im Hier und Jetzt, ist<br />

angekommen.<br />

Advent, das ist auch eine Zeit des<br />

Innehaltens, des Ruhens, der Einkehr.<br />

Die Erzählung stimmt nachdenklich,<br />

ohne zu belehren, hinterfragt unser rastloses<br />

Streben, ohne zu richten. Das Eintauchen<br />

in das Geschehen führt zu einer einfachen<br />

und gerade deshalb wichtigen Erkenntnis:<br />

Wer im Hier und Jetzt lebt, muss nicht mehr<br />

warten, sondern ist bereits angekommen.<br />

Musikalisch gehalten<br />

und geführt...<br />

... wird die Erzählung von der Südtiroler<br />

Volksmusikgruppe „Afzaitn“. Neu für<br />

diese Besetzung arrangierte Pastorellen<br />

unterstreichen die Wirkung des Gelesenen<br />

und versetzen den Hörer in (vor-)weihnachtliche<br />

Stimmung. Ergänzt wird das<br />

Ganze durch Südtiroler Hirtenlieder vom<br />

Familiengesang Prader. Traditionell wurden<br />

Pastorellen in der Weihnachtszeit von<br />

italienischen Hirten gespielt, womit sich<br />

der Kreis zwischen Text und Musik wieder<br />

schließt. Der Hirte in Erwartung der<br />

Ankunft des Erlösers musiziert zur Ehre<br />

Gottes, gestaltet den Moment, lässt die<br />

Umstehenden verweilen. Stillwerden, Innehalten<br />

öffnet den Blick und das Herz<br />

für das Wesentliche.<br />

... Dann ist – Advent.<br />

Kontakt und Bestellung:<br />

oder<br />

Josef Dentinger<br />

+39 333 3170949<br />

josef.dentinger@outlook.de<br />

Doris Schwarzer (Vertrieb)<br />

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D-85354 Freising<br />

office@schwarzer-records.de<br />

Verkaufspreis: 15 Euro<br />

Afzaitn<br />

Der Name „Afzaitn“ bedeutet: musizieren<br />

zu gewissen Zeiten, andere Seiten aufzuschlagen<br />

(persönliche, moderne, traditionsgetreue…),<br />

auf anderen Saiten zu spielen<br />

(als gewohnt), „es ist Zeit, auf geht’s“...<br />

„Afzaitn“ wurde 2003 von Sepp Dentinger<br />

gegründet, um Advents- und Weihnachtsmusik<br />

im volksmusikalischen Rahmen zu<br />

spielen. Die Spielliteratur entnahm Sepp<br />

Dentinger aus einem alten Orgelbuch von<br />

Welschnofen (Volksfromme Musik von Ernst<br />

Schusser, Volksmusikarchiv) und aus einer<br />

Violinhandschrift von Niederdorf und<br />

arrangierte sie neu für die Gruppe. Mitt-<br />

Das nächste Konzert<br />

findet am Samstag<br />

20. <strong>Dezember</strong><br />

um 19 Uhr im<br />

Kassettensaal<br />

von Maria Heim,<br />

Neustifterweg 5, in<br />

Bozen statt<br />

lerweile gestalten sich die Auftritte vielfältig:<br />

Hoangort, Umrahmungen von Feiern,<br />

Fernsehauftritte…<br />

Familiengesang Prader<br />

Der Familiengesang Prader aus dem Eisacktal<br />

besteht aus Mutter Edith und den Töchtern<br />

Fara und Vera. Es gibt kein Gründungsdatum,<br />

da im Hause Prader das Singen<br />

bereits von Kindheit an gepflegt wird. Das<br />

Mitgestalten von Messfeiern, Mariensingen<br />

oder Adventfeiern ist dem Familiengesang<br />

ein Herzensanliegen.<br />

Brigitte Knapp<br />

Brigitte Knapp besuchte die Schauspielschule<br />

in Innsbruck und arbeitet seit<br />

über 10 Jahren als freie Schauspielerin<br />

und Autorin.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 15


Vorweg<br />

Den Chorgesang mitgetragen<br />

Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr<br />

Erich Deltedesco<br />

Nur noch wenige Tage trennen uns vom<br />

Jahreswechsel. Anlass und Gelegenheit für<br />

uns alle im Südtiroler Chorverband Bilanz<br />

zu ziehen und mit Dankbarkeit einen Blick<br />

zurückzuwerfen.<br />

In vielen Veranstaltungen auf Landesund<br />

Bezirksebene zeigte sich wiederum,<br />

dass der Chorgesang in Südtirol einen<br />

wichtigen Stellenwert hat, die Vielfalt<br />

und die Schönheit des Chorgesangs sowie<br />

die Begeisterung für das Lied haben<br />

viele hunderte, ja tausende Sänger und<br />

Sängerinnen einem breiten Publikum nahegebracht.<br />

Stellvertretend in Erinnerung<br />

rufen möchte ich die Veranstaltungen „Jugend<br />

singt“ und „Groove im Chor“. Diese<br />

sind von den vielen teilnehmenden Kindern<br />

und Jugendlichen sehr gut aufgenommen<br />

worden. Das Ziel, die Jugend<br />

auf den Wert des Singens aufmerksam zu<br />

machen, die Begeisterung für das Singen<br />

zu wecken, ist ganz sicher erreicht worden.<br />

Kinder und Jugendliche für das Singen,<br />

für die Chormusik zu begeistern ist<br />

auch die Zielsetzung des Landesjugendchores<br />

Südtirol, der sich auch unter der<br />

neuen künstlerischen Leiterin Nataliya Lukina<br />

weiter in seiner musikalischen Qualität<br />

entwickelt und bei seinen Konzerten<br />

große Erfolge gefeiert hat.<br />

Der Südtiroler Chorverband ist dauernd<br />

bestrebt das Singen lebendig zu erhalten,<br />

sich zu öffnen für Weiterentwicklung<br />

und Weiterbildung. So konnte auch<br />

heuer wiederum ein reichhaltiges Schulungsangebot<br />

angeboten werden, das von<br />

vielen Sängerinnen und Sängern dankbar<br />

angenommen wurde. Menschen, die bereit<br />

sind, sich weiterzuentwickeln, sind für<br />

alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens<br />

ein großer Reichtum. Dies gilt auch<br />

für die Musik und insbesondere den Chorgesang.<br />

So möchte ich allen danken, die<br />

diesen Weg der Weiterbildung und des<br />

Einsatzes für eine lebendige Kultur gehen.<br />

Schlussendlich geht es auch beim<br />

Singen um Werte, die unser Leben lebenswerter<br />

machen. Der Südtiroler<br />

Chorverband kann helfen, diese Werte<br />

hochzuhalten, doch es braucht immer<br />

den Einzelnen, den Chor, die Menschen<br />

eben, die diese Angebote annehmen und<br />

die Werte leben.<br />

Mit Gesang das Leben in den<br />

Dörfern und Städten bereichern<br />

und verschönern<br />

Das Chorwesen in unserem Land wird<br />

von tausenden ehrenamtlich Tätigen getragen,<br />

die mit ihrem Gesang das Leben in<br />

den Dörfern und Städten bereichern und<br />

verschönern. Dieses uneigennützige Engagement<br />

für das Gemeinschaftsleben in<br />

unseren Gemeinden kann nicht genug gewürdigt<br />

werden und ist für unsere Gesellschaft<br />

unverzichtbar. Auch im nunmehr<br />

zu Ende gehenden Jahr durfte ich bei vielen<br />

Konzerten, Veranstaltungen und feierlichen<br />

Gottesdienstmitgestaltungen dabei<br />

sein. Es war und ist immer wieder beeindruckend<br />

zu erleben und zu spüren, mit<br />

welch großer Begeisterung der Chorgesang<br />

in den Chören und Singgemeinschaften<br />

gepflegt wird. Rückblickend kann ich sagen,<br />

<strong>2014</strong> war ein erfolgreiches Jahr für<br />

das Chorwesen in unserem Lande und wir<br />

beschließen das alte Jahr mit dem guten<br />

Gefühl, dass wir alle gemeinsam die Sache<br />

des Chorgesangs wieder ein gutes<br />

Stück vorangebracht haben.<br />

Vielen Dank für stets aktive und<br />

konstruktive Zusammenarbeit<br />

Es ist mir ein persönliches Anliegen allen<br />

zu danken, die in irgendeiner Form die<br />

Sache des Chorgesangs mitgetragen haben.<br />

So möchte ich mich bei den Obleuten,<br />

den Chorleiterinnen und Chorleitern,<br />

den Sängerinnen und Sängern, einfach bei<br />

allen, die ein Ehrenamt im Chorwesen innehaben,<br />

bedanken für die vielfältigen und<br />

wertvollen Aktivitäten, die ehrenamtliche<br />

Kulturarbeit und das großartige Engagement.<br />

Ich bedanke mich bei den Mitgliedern<br />

des Vorstandes und des Musikrates<br />

sowie den Bezirksvorständen für die stets<br />

aktive und konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Danke sage ich auch für die finanzielle<br />

und ideelle Unterstützung, in erster Linie<br />

der Südtiroler Landesregierung, Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher und vor<br />

allem Landesrat Philipp Achammer, der<br />

Stiftung Sparkasse mit dem Präsidenten<br />

Karl Franz Pichler, der Region Trentino Südtirol,<br />

dem deutschen Schulamt, den Raiffeisenkassen,<br />

der Südtiroler Volksbank sowie<br />

allen privaten Sponsoren und Gönnern.<br />

Nicht zuletzt danke ich den Mitarbeitern<br />

in der Geschäftsstelle, Josef Mair und<br />

Helga Huber, die mit großem persönlichem<br />

Einsatz die vielen Aufgaben bewältigen.<br />

Nur mit allen zusammen war es möglich,<br />

das Jahr <strong>2014</strong> erfolgreich für das Chorwesen<br />

in Südtirol zu gestalten und mit allen<br />

zusammen wird dies auch 2015 gelingen.<br />

Ich wünsche Ihnen ein frohes und besinnliches<br />

Weihnachtsfest<br />

sowie alles Gute, Glück und Gottes Segen<br />

für das kommende Jahr.<br />

Erich Deltedesco<br />

Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Das Thema<br />

Chorwesen<br />

Ein Verein muss Werte bieten<br />

Funktionärstag des Südtiroler Chorverbandes<br />

Was Vereine und damit auch Chorgemeinschaften in zehn Jahren erwartet und wie sie<br />

auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren müssen, war u.a. das Thema beim<br />

Funktionärstag, der am 18. Oktober in Bozen stattfand. 30 Obleute und andere ehrenamtlich<br />

im Chorwesen Tätige waren ins Kolpinghaus gekommen, wo sie Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco begrüßte. Referent des Seminars war Albert Ascherl aus Deutschland,<br />

Dozent für Marketing, Unternehmensführung, Berater von Firmen, Vereinen und Verbänden<br />

sowie Autor des Buches „Vereinsmanagement in 30 Schritten: Strategie und Führung“.<br />

Albert Ascherl<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Was erwartet die Chorvereine<br />

in zehn Jahren?<br />

Albert Ascherl: Die Welt ändert sich und<br />

Vereine ändern sich langsamer als anderes.<br />

Wenn sie auf die Veränderungen nicht reagieren,<br />

dann werden sie verschwinden,<br />

wie es schon mit vielen Vereinen in der<br />

Vergangenheit geschehen ist. Wenn wir<br />

zum Beispiel das Nachwuchsproblem betrachten:<br />

Die Vereine bzw. deren Verantwortliche<br />

müssen sich bewusst werden,<br />

dass junge Leute anders ticken.<br />

KF: Wie müssen sich Vereine also ändern?<br />

A. Ascherl: Es gibt keine allgemeinen Regeln,<br />

kein Patentrezept. Jeder Verein muss<br />

seine Situation betrachten und die Leute<br />

sensibilisieren: Was muss ich in meiner Situation<br />

konkret ändern, damit z.B. wieder<br />

mehr junge Menschen zu mir kommen?<br />

In Südtirol ist Vereinsarbeit noch einfacher<br />

als an anderen Orten, aber auch hier muss<br />

den Verantwortlichen der Vereine bewusst<br />

werden, dass Menschen z.B. nicht mehr<br />

ein Leben lang denselben Beruf, dieselbe<br />

Weltanschauung, denselben Wohnort haben.<br />

Diese Dinge werden sich auch bei<br />

den Menschen in Südtirol in Zukunft immer<br />

schneller ändern. Als Verein muss ich<br />

mich darauf einstellen. Das ist die Aufgabe<br />

des Vereinsvorstandes. Der Kirchenchor<br />

eines Dorfes, in dem kein Pfarrer mehr<br />

ist, muss z.B. diesem Umstand Rechnung<br />

tragen und andere Möglichkeiten<br />

suchen, sich zu betätigen, z.B. indem er<br />

selbst Andachten organisiert. Wichtig ist,<br />

dass sich der Vorstand mit den Veränderungen<br />

befasst und nicht die Augen davor<br />

verschließt.<br />

KF: Es geht also darum, dass der Vereinsführung<br />

klar ist, dass nicht alles gleich<br />

weitergehen kann, nur weil es die letzten<br />

Jahre gut gegangen ist...<br />

A. Ascherl: Es geht darum sich zu fragen:<br />

Was wollen die Leute, die ich ansprechen<br />

will? Zum Beispiel kann ich mich als Verein<br />

an Menschen über 60 wenden. Dabei<br />

muss aber klar sein, dass heute Frauen<br />

über 60 andere Bedürfnisse haben als vor<br />

30 Jahren. Wenn ich mich an die Jugend<br />

wende, muss ich konkret herausfinden:<br />

Was wollen die Jugendlichen? Wenn ich als<br />

Kirchenchor Gottesdienste gestalte, muss<br />

klar sein, dass die heute 40-Jährigen andere<br />

Musik hören als die 40-Jährigen vor<br />

30 Jahren. Ich muss also immer wieder fragen:<br />

Welche Musik hören die Menschen?<br />

KF: Muss sich der Verein da nicht verbiegen?<br />

A. Ascherl: Der Verein muss sich nicht verbiegen,<br />

aber er muss sich fragen, ob er bestehen<br />

bleiben will. Wenn er einfach nur<br />

konservativ ist, macht er früher oder später<br />

zu. Bestehen bleibt er nur durch Anpassung<br />

an die Zeit. Dazu gehört auch das<br />

Zulassen von Vielfalt: Als Chor muss ich<br />

nicht nur eine Art von Musik machen, ich<br />

kann neben den englischen oder deutschen<br />

zum Beispiel auch brasilianische und serbische<br />

Volkslieder in mein Repertoire aufnehmen.<br />

Die Menschheit vermischt sich,<br />

der Verein muss dem Rechnung tragen.<br />

Der Verein muss eine Plattform sein für<br />

verschiedene Meinungen und Richtungen.<br />

KF: Ist es aber nicht so, dass viele Vereine<br />

über Jahrzehnte sich kaum verändert haben<br />

in der Ausrichtung und doch erfolgreich<br />

waren?<br />

A. Ascherl: Die ersten Vereine wurden zwischen<br />

1816 und 1880 gegründet. Damals<br />

gab es nicht das Unterhaltungsangebot, das<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 17


Das Thema<br />

Die Frage,<br />

wie es mit<br />

dem eigenen<br />

Chorverein<br />

weitergeht,<br />

stellten sich die<br />

Obleute beim<br />

Funktionärstag<br />

in Bozen.<br />

es heute gibt. Der Lebenshorizont entsprach<br />

dem Umkreis von zehn Kilometern, in einer<br />

Stunde kam man zehn Kilometer weiter.<br />

Die Unterhaltung war so der Verein im<br />

Dorf. Heute ist der Lebenshorizont weiter:<br />

Das Flugzeug, das Internet, die Medien bewirken,<br />

dass wir ein viel größeres Angebot<br />

an Unterhaltung haben. Damit geht auch<br />

die lebenslange Bindung an einen Verein<br />

verloren, die wir zum Teil immer noch voraussetzen.<br />

Die Vereine von heute können<br />

nicht mehr auf diese Bindung und das entsprechende<br />

Pflichtgefühl setzen, sondern<br />

müssen auf die Freude und die Motivation<br />

der Leute setzen.<br />

KF: In diesem Zusammenhang spielt die<br />

Wertvermittlung eine große Rolle...<br />

A. Ascherl: Früher war im Marketing das<br />

Preis-Leistungsverhältnis wichtig. Heute<br />

sind die Werte, die ein Produkt vermittelt,<br />

wichtig. Dies gilt auch für den Verein: Welchen<br />

Wert kann er vermitteln? Dabei ist es<br />

aber wichtig zu beachten, dass Werte heute<br />

nicht mehr allgemein und allgemeingültig<br />

sind, sondern individuell. Menschen mischen<br />

sich Werte zu einem Wertecocktail<br />

zusammen.<br />

KF: Das erschwert natürlich die Vereinsarbeit,<br />

wenn z.B. der Kirchenchor nicht<br />

mehr allgemeine Werte – etwa religiöser<br />

Natur - voraussetzen kann.<br />

A. Ascherl: Die Menschen fragen sich<br />

heute: „Was habe ich davon, wenn ich zu<br />

diesem Verein gehe?“ Hier muss uns bewusst<br />

sein, dass viele allgemeine Werte<br />

von früher nicht mehr selbstverständlich<br />

sind und dass wir die neuen ausfindig machen<br />

müssen. Pflege der Chormusik z.B.<br />

ist nicht mehr ein allgemeiner Wert. Wohl<br />

aber kann man Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

als angestrebten Wert heute ausmachen.<br />

Die Aufgabe der Vereinsführung ist<br />

es, die Werte des eigenen Vereins ausfindig<br />

zu machen. Was bedeutet Chormusik?<br />

Über diese Frage muss im Chorverein<br />

diskutiert werden. Man muss sich auf am<br />

besten fünf Werte einigen und man muss<br />

sich dieser Werte bewusst sein, sie den<br />

Menschen mitteilen. Das ist sehr wichtig.<br />

KF: Ein zeitgemäßer Verein muss also Marketing<br />

betreiben.<br />

A. Ascherl: Marketing heißt aber nicht nur<br />

Werbung! Es heißt in erster Linie, das richtige<br />

Produkt, angepasst an die Situation,<br />

finden. „Du darfst zu uns kommen, wenn<br />

du brav bist und nie fehlst“ - das ist heute<br />

zu wenig. Das Produkt des Vereins muss<br />

klar definiert werden. Dazu braucht es vor<br />

allem Sinn für die konkrete Realität: Ich<br />

kann nicht für Messen proben, wenn es<br />

keinen Gottesdienst mehr gibt. Der Verein<br />

muss Werte bieten, das ist das Wichtigste.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

Chor oder Chorgemeinschaft gesucht!<br />

Wir suchen für den 15. August 2015 eine Möglichkeit für einen gemeinsamen kulturellen oder kirchlichen Auftritt in Meran.<br />

Kontaktaufnahme unter:<br />

Konrad Appel<br />

Breitenbachstr. 24, 96106 Ebern OT. Unterpreppach<br />

Tel. (0049) 0 9531-6561 oder 01791332470<br />

Fax: (0049) 0 9531- 9426990<br />

Mail.: konrad.appel@freenet.de<br />

Gesangverein Eyrichshof (Stadt Ebern)<br />

Der Chor des Gesangvereins Eyrichshof<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Chorwesen<br />

Freude kommt vor Können<br />

Seminar für Kinderchorleitung<br />

„Der Chorleiter muss an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten!“, erklärte Yoshihisa Kinoshita den Teilnehmern.<br />

39 Kinderchorleiter und Lehrpersonen<br />

stehen im Josefsaal des Kolpinghauses in<br />

Bozen und summen und singen Vokale, drücken<br />

die Wangen zusammen, lassen die<br />

Arme schlenkern und bewegen den Kopf:<br />

Lockerungsübungen beim Seminar für Kinderchorleitung<br />

des Südtiroler Chorverbandes<br />

am 3. und 4. Oktober. Referent ist Yoshihisa<br />

Kinoshita, Leiter des Wolfratshauser<br />

Kinderchors, eines der führenden Kinderchöre<br />

Deutschlands.<br />

Besonderes Merkmal dieses Chores ist<br />

es, dass keine Auslese bei den Kindern<br />

stattfindet und auch scheinbar stimmlich<br />

nicht begabte Kinder durch eine intensive<br />

Stimmbildung an die hohen Ansprüche<br />

herangeführt werden. „Für die Haltung<br />

seid ihr selber verantwortlich!“, ruft<br />

Kinoshita, den viele vom Chorleiterseminar<br />

in Dietenheim kennen, den Teilnehmern<br />

zu. „Die Stimme der Kinder wird so<br />

viel lockerer und sie schaffen es so, viel<br />

höher zu singen“, erklärt er und ruft dann<br />

„mehr hinhören!“ - und schon ändert sich<br />

die Intonation. So darf man sich vielleicht<br />

auch eine Probe mit Kindern vorstellen,<br />

zum Beispiel dass der Chorleiter den jungen<br />

Sängern und Sängerinnen erklärt, worum<br />

es im Lied geht, so wie es Kinoshita<br />

jetzt mit dem afrikanischen Lied „Mungu<br />

Akipenda“ macht oder einem japanischen<br />

Lied, in dem es um die Ausbeutung der<br />

Natur durch den Menschen geht.<br />

Neben den Ausführungen und der praktischen<br />

Probenarbeit – am Nachmittag<br />

steht eine Probe mit einem Kinderchor auf<br />

dem Programm – gibt es in diesem Seminar<br />

natürlich auch Platz für Fragen, nicht<br />

nur zu den vorgegebenen Themen wie<br />

Stimmbruch bei Jungen und Mädchen, die<br />

Mehrstimmigkeit oder die Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Kinder im Kinder- und Jugendchor.<br />

So fragt jemand von den Kinderchorleitern,<br />

ob Kinoshita Noten verteilt. Bei<br />

„den Kleinen“ teile er keine Noten aus, nur<br />

bei den Größeren, antwortet der Referent.<br />

Grundsätzlich singe er aber mit allen auswendig,<br />

denn es sei sehr schwierig auf die<br />

Noten und auf den Dirigenten zu schauen.<br />

„Doch Kinder wissen, dass Konzerte unterschiedlich<br />

klingen, je nach Raum, je nach<br />

Publikum – und jedes Mal darf ich anders<br />

reagieren.“ Das gehe nur, wenn die Sänger<br />

offen für den Dirigenten seien. Einmal<br />

habe er etwa mit dem Crescendo gewartet,<br />

weil das Publikum noch nicht „angebissen“<br />

habe. „Das geht nur, wenn ich als<br />

Dirigent frei bin und die Kinder nicht ein-<br />

fach allein weitergehen. So entstehen bei<br />

Konzerten magische Momente.“ Wichtig<br />

sei auch das Experimentieren – z.B. bei<br />

der Choraufstellung - sowie die Kinder<br />

nicht stimmlich zu überfordern. Jungen<br />

im Stimmbruch dürften zum Beispiel nur<br />

in den Tönen singen, wo die Stimmbänder<br />

schließen. Man müsse ihnen klar vorgeben,<br />

welche Töne sie nicht singen dürfen.<br />

Auch Mädchen kommen in den Stimmbruch:<br />

„Wenn sie hohe Töne nicht schaffen,<br />

sollen sie diese weglassen.“ Wichtig<br />

sei es auch zu beobachten, welche Stimmen<br />

im Chor zusammenpassen: „Es gibt<br />

Stimmen, die sich fressen, und solche, die<br />

sich unterstützen.“ Durch eine gute Choraufstellung<br />

könne ein ganz anderer Klang<br />

entstehen. Das koste zwar Zeit und es ändere<br />

sich ständig, „aber es lohnt sich, denn<br />

den Kindern wird der neue Klang bewusst.“<br />

Noch viele Fragen werden in diesem<br />

Seminar gestellt und auf alle Bedürfnisse<br />

kann Kinoshita nicht eingehen, da die Zeit<br />

zu kurz ist. Doch auf eines legt er besonders<br />

Wert: Nicht die Methode, sondern die<br />

Persönlichkeit des Chorleiters ist entscheidend,<br />

Freude ist wichtiger als Können. In<br />

diesem Sinne könne jedes Kind für das<br />

Singen begeistert werden.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 19


Aus Verband und Bezirken<br />

Erfolg ist nicht<br />

von Methode abhängig<br />

Yoshihisa Kinoshita über Kinderchorleitung<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Was wollen Sie den Kinderchorleitern<br />

vermitteln?<br />

Yoshihisa Kinoshita: An diesem Seminar<br />

nahmen Lehrpersonen sowie Chorleiter und<br />

Chorleiterinnen aus den verschiedensten<br />

Bereichen teil, die Bedürfnisse waren<br />

also sehr unterschiedlich. So möchte ich<br />

grundsätzliche Sachen vermitteln, nämlich<br />

was die Haltung des Kinderchorleiters<br />

betrifft. Der Kinderchorleiter muss<br />

wissen, dass Freude vor Können kommt,<br />

dass er nicht Können voraussetzen soll,<br />

sondern Freude. In diesem Sinne ist es<br />

für den Kinderchorleiter wichtig, mit den<br />

Kindern in Beziehung zu treten. Er sollte<br />

in erster Linie versuchen, bei den Kindern<br />

Freude zu wecken.<br />

KF: Hier beginnt für einen Pflichtschullehrer<br />

die Schwierigkeit: Wie kann er Jugendlichen<br />

im Mittelschulalter Freude am Singen<br />

vermitteln?<br />

Y. Kinoshita: Ich unterrichte auch Kinder<br />

im Mittelschulalter an einer Schule in Bayern.<br />

Ich versuche ihnen zu vermitteln,<br />

was Musik sein kann, wie man zuhört.<br />

Dazu nehme ich Instrumente her, die kein<br />

großes Können voraussetzen. Mit diesen<br />

einfachen Mitteln versuche ich die Kinder<br />

in die musikalische Welt einzuführen,<br />

dass sie fühlen, was Musik ist. Ich glaube,<br />

dass ist die wichtigste Aufgabe: den Kindern<br />

diese Wahrnehmungsdimension näher<br />

zu bringen.<br />

KF: Und wenn doch jemand keine Lust hat<br />

zu singen - wie viel Disziplin braucht es?<br />

Y. Kinoshita: Eine offene Wahrnehmungshaltung<br />

ist für die Musik sehr wichtig. Viele<br />

Kinder denken dann, sie können machen,<br />

was sie wollen. Die Struktur muss so sein,<br />

dass die Wahrnehmung nicht gestört wird.<br />

So kann es zum Beispiel besser sein, dass<br />

man in kleinen Gruppen arbeitet.<br />

KF: Kann man mit einem „normalen Schulchor“<br />

auch schön singen?<br />

Yoshihisa Kinoshita<br />

Y. Kinoshita: Auf jeder Ebene, wie groß<br />

das Können auch ist, lässt sich ein ästhetischer<br />

Ausdruck erzielen. Es liegt in<br />

der Verantwortung des Pädagogen, dass<br />

er die Kinder nicht überfordert. Er kann<br />

versuchen ein schwieriges Stück zu singen,<br />

aber er kann die Kinder auch improvisieren<br />

und sich dazu bewegen lassen.<br />

Die Kinder lernen dann selbst zu improvisieren,<br />

es ist nur eine Frage der Übung.<br />

Ganz einfache Dinge machen die Atmosphäre<br />

aus.<br />

KF: Kann jedes Kind singen und will jedes<br />

Kind singen?<br />

Y. Kinoshita: Jedes Kind kann singen.<br />

Manchmal aber ist es so, dass es nicht<br />

will. Wichtig ist hier, auf die Kinder zu hören.<br />

Bei manchen spüre ich, dass sie trotz<br />

ihrer Opposition einen Bezug zum Singen<br />

haben. Bei anderen rate ich, dass es besser<br />

ist, mit dem Singen zu warten.<br />

KF: Inwieweit kann ein Chorleiter aus Schulkindern<br />

gute Sänger machen?<br />

Y. Kinoshita: Als Chorleiter bin ich dafür verantwortlich,<br />

dass die Kinder etwas können.<br />

Doch der Erfolg ist nicht von der Methode<br />

abhängig. Die Beziehung des Chorleiters<br />

ist nämlich wichtiger als die Methode. Daher<br />

muss der Chorleiter an seiner eigenen<br />

Persönlichkeit arbeiten, er muss mit seiner<br />

Persönlichkeit hinter dem stehen, was<br />

er macht und mit den Kindern in Beziehung<br />

treten. Kinder wollen gesehen werden,<br />

sie wollen, dass der Lehrer sie mit<br />

Interesse anschaut. Der Chorleiter muss<br />

also lernen, die Situation wahrzunehmen<br />

wie sie ist, und er braucht Selbstreflexion.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Chorprobenmethodik<br />

4 Phasenmodell (nach Martin Behrmann: „Probenmethodik“)<br />

PHASE 1 – Einstieg/Vorstellung/Motivation<br />

➡ Einstiegsphase, möglichst kurz<br />

➡ Kurze, kommunikative Vorstellung des Werkes<br />

➡ Einhören in das Werk<br />

➡ ZIEL: Interesse wecken und den Chor für das Stück motivieren<br />

Mittel:<br />

➡ Kurze Hintergrundinformationen (Angaben zum Komponisten, Stilistik,<br />

Inhalt des Werkes und des Textes, Ziel der Probenarbeit)<br />

➡ Vorstellung am Klavier (typische, klangvolle Stellen, gute Einstiegsstellen)<br />

➡ Den Chor aktiv mit einbeziehen (mitsummen, mitsingen, leichte/interessante Stellen probieren)<br />

➡ Singen von realisierbaren, klangvollen Stellen aus dem Stück<br />

➡ Vorstellen von wichtigen Themen, Motiven evtl. zuerst ohne Noten<br />

PHASE 2 - Erarbeiten des Notentextes/Gesamtüberblick<br />

➡ Schnelles Erfassen des gesamten Notentextes<br />

➡ Gesamtüberblick vermitteln: Formabschnitte/Phrasen/Charaktere<br />

➡ Zurückstellen von schwierigen Details<br />

Mittel<br />

➡ Erhöhtes Probentempo<br />

➡ Sinnvolle Probenabschnitte wählen (kurze Abschnitte, schnelles Abwechseln der Stimmgruppen)<br />

➡ Den Chor dabei anleiten und fordern, sich selbst mit dem Notentext zu befassen<br />

(keine reine Papageienmethode: Vorsingen-Nachsingen)<br />

➡ „3 T“–Regel: Text – Töne – Tempo (bei Problemstellen zunächst ein T reduzieren)<br />

PHASE 3 – Genaue Detailarbeit<br />

➡ Genaue Arbeit an Details und am Ausdruck<br />

➡ auf Erfolg von Probenzielen bestehen, insistieren<br />

➡ Höchster Grad an Perfektion<br />

Mögliche Elemente der Phase 3:<br />

➡ Sprache (Konsonanten: Absprachen, Artikulation; Vokale: Vokalfarbe, Stimmsitz)<br />

➡ Phrasengestaltung<br />

➡ Intonation<br />

➡ Harmonik<br />

➡ Balance (Ausgewogenheit der Stimmen zueinander) und Homogenität (Klangeinheit)<br />

➡ Dynamik<br />

➡ Stimmtechnische Details, Klanggebung<br />

➡ Ausdruck (Rhetorik, Atmosphäre, Wort-Ton-Verhältnis etc.)<br />

Mittel:<br />

➡ Sehr hohes Probentempo<br />

➡ Klare, präzise Ansagen: „W-Fragen“ : Wer? Wo? Was? Wie?<br />

PHASE 4 – Gesamtzusammenfassung der Probeneinheit<br />

➡ Zusammenfassen der Probenelemente zu größeren Einheiten<br />

➡ im Gesamtzusammenhang musizieren<br />

➡ Abrufbarkeit der einzelnen Elemente trainieren<br />

➡ Möglichst kein Abbruch – Korrekturen während des Singens<br />

Seminar für Chorleiterinnen und Chorleiter Dietenheim/Bruneck in Südtirol <strong>2014</strong> – Studio 2 (Alexander RÜTH)<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 21


Aus Verband und Bezirken<br />

Herbsttagung der<br />

AGACH in Kärnten<br />

Chöre des Alpenraums kommen nach Meran<br />

Jugendchorfestival war<br />

großer Erfolg<br />

Die Vertreter<br />

der AGACH-<br />

Chorverbände<br />

bei der<br />

Herbsttagung<br />

in Klagenfurt.<br />

Die Vertreter von 12 der 16 Chorverbände der AGACH, der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />

Chorverbände, waren am Samstag, 25. Oktober <strong>2014</strong>, ins Haus der Volkskultur in Klagenfurt<br />

gekommen, um sich auszutauschen und Initiativen und Vorhaben dieser Länder und<br />

Sprachen übergreifenden Gemeinschaft zu besprechen, die zum Ziel hat, die Chorkultur im Alpenraum<br />

zu fördern – und mit dem Chorverband Steiermark ein neues Mitglied aufnehmen konnte.<br />

Der Präsident der AGACH, Erich Deltedesco,<br />

konnte zusammen mit dem künstlerischen<br />

Leiter und den anwesenden Vertretern<br />

der Chorverbände auf zahlreiche<br />

Aktivitäten der AGACH zurückblicken, die<br />

dem Ziel dienen, die Chorkultur zu fördern<br />

und in der kulturellen Vielfalt den Austausch<br />

anzuregen.<br />

In diesem Sinne war vom Tiroler Sängerbund<br />

das Jugendchorfestival vom 29. Mai<br />

bis 1. Juni in Innsbruck und Umgebung<br />

vorbereitet und durchgeführt worden, mit<br />

zahlreichen Konzerten in Schwaz, Pfons<br />

und Telfs, gemeinsamen Proben, Messgestaltungen<br />

in Mühlau und Neu Rum und<br />

einem Festkonzert im Innenhof der Hofburg.<br />

„Überall, wo die Jugendlichen auftraten,<br />

kam zahlreiches Publikum, was<br />

zeigt, dass dieses Jugendchorfestival und<br />

die Botschaft der Freude am Singen auch<br />

bei der Bevölkerung angekommen sind“,<br />

berichtete AGACH-Präsident Erich Deltedesco.<br />

Richtig sei die Entscheidung von P.<br />

Urban gewesen, nicht zu viel Programm<br />

vorzusehen, denn dadurch hatten die Jugendlichen<br />

mehr Zeit fürs gegenseitige Kennenlernen.<br />

Deltedesco dankte dem Tiroler<br />

Sängerbund mit Landesobmann Manfred<br />

Duringer und seinem Team für die hervorragende<br />

Organisation sowie dem künstlerischen<br />

Leiter P. Urban. „Es wäre schön,<br />

wenn das Jugendfestival regelmäßig stattfinden<br />

könnte, etwa alle drei Jahre!“, betonte<br />

der AGACH-Präsident. Er erinnerte<br />

auch an das Gedächtniskonzert für Franz<br />

R. Miller in Füssen und dankte dem Chorverband<br />

Bayerisch Schwaben und seinem<br />

Präsidenten Paul Wengert für die Organisation<br />

des Konzerts.<br />

Alpenländische Chöre treffen<br />

sich in Trauttmansdorff<br />

Ein wichtiges Thema war die bevorstehende<br />

Chorweihnacht am 6. <strong>Dezember</strong><br />

in Trient. „Es ist ein interessantes, dieses<br />

Jahr etwas breiteres Programm, mit Komponisten<br />

und Liedern, die über den Alpenbogen<br />

hinausgehen“, fasste P. Urban das<br />

Programm zusammen, das er zusammengestellt<br />

hatte. Auch für das Jahr 2015 ist einiges<br />

geplant, so ein Singen in den Gärten<br />

von Schloss Trauttmansdorff am 27. September,<br />

zu dem alle AGACH-Verbände eingeladen<br />

sind, einen Chor zu senden, und<br />

die Chorweihnacht am 5. <strong>Dezember</strong> in Rosenheim,<br />

ebenfalls mit Chören aus den<br />

verschiedenen Ländern des Alpenraums.<br />

Da die Tagungen der AGACH auch dem<br />

Austausch untereinander dienen, berichten<br />

die Mitgliedsverbände regelmäßig aus ihrem<br />

Leben. Diesmal stellte Vizepräsident Roland<br />

Repnik den Chorverband Vorarlberg vor.<br />

Der Chorverband Vorarlberg<br />

stellt sich vor<br />

Der Chorverband Vorarlberg zählt 3.200<br />

Sängerinnen und Sänger in 115 Mitgliedschören.<br />

In letzter Zeit ist ein starker Zuwachs an<br />

Chören zu verzeichnen, was einerseits sehr<br />

erfreulich ist, andererseits den Verband vor<br />

erhebliche organisatorische Schwierigkeiten<br />

stellt. Der Verband verfügt über ein Büro und<br />

eine fest angestellte Sekretärin. Geleitet wird<br />

er von einem Vorstand, diesem zur Seite<br />

steht ein Musikausschuss. Erfreulicherweise<br />

konnten in letzter Zeit viele junge Menschen<br />

für eine Mitarbeit in den Führungsgremien,<br />

begeistert werden, sodass neue Ideen und<br />

ein frischer Wind in den Verband gekommen<br />

sind. Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind<br />

Fortbildungsangebote für alle Altersgruppen,<br />

Gastkonzerte mit Spitzenchören, die Internationale<br />

Vokalwoche in St. Gerold mit renommierten<br />

Referenten, Wertungssingen,<br />

finanzielle Förderung bei entsprechenden<br />

Projekten, alle zwei Jahre die Vergabe eines<br />

Förderpreises für junge Chorleiter und Komponisten.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt ist die<br />

Jugendarbeit. So gehören dem Verband 25<br />

außerschulische Kinder- und Jugendchöre<br />

an. Stolz ist man auf den Landesjugendchor<br />

Voices mit 100 Mitgliedern, der u.a. beim<br />

Internationalen Chorwettbewerb in Malaga<br />

zwei goldene Auszeichnungen erreicht hat,<br />

und den Landeskinderchor mit 50 Mitgliedern.<br />

Neu ins Schulungsprogramm aufgenommen<br />

wurde eine Ausbildung im Singen<br />

mit Kleinkindern.<br />

2012 wurde das 150-jährige Bestandsjubiläum<br />

mit verschiedenen Feierlichkeiten<br />

begangen. Neben einem umfassenden<br />

Rückblick wurden auch die Ziele für die<br />

kommenden fünf bis sechs Jahre formuliert:<br />

Familiensingwoche, Projekt junge<br />

Chöre und singende Männer. 2015 steht<br />

der große Wettbewerb Austria cantat an.<br />

Einladung nach Salzburg<br />

Aktiv sind auch viele andere Chorverbände<br />

in der AGACH, wie die Tagung zeigte: So lud<br />

Präsident Dieter Schaffer vom Chorverband<br />

Salzburg Chöre der AGACH zum 10. Internationalen<br />

Chorfestival „Feuer und Stimme“<br />

vom 12. bis 14. Juni 2015 in St. Michael/<br />

Lungau. Die Sitzung der AGACH schloss mit<br />

dem Dank des Präsidenten Erich Deltedesco,<br />

der sich an alle Delegierten richtete und –<br />

für die Gastfreundschaft - an den Kärntner<br />

Sängerbund mit Präsident Horst Moser.<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

„Dulcis Jesu, dulce nomen – Namen Jesu“<br />

Jänner-Seminar <strong>2014</strong> „cantare et sonare“ in Stams<br />

Stift Stams<br />

Nach dem großen Anklang der letzten<br />

beiden Jänner-Seminare deutet vieles darauf<br />

hin, dass diese in Stift Stams Tradition<br />

werden. Die Unterrichtsräume in der Kath.<br />

Pädag. Hochschule und das Ambiente des<br />

Stiftes bieten jedenfalls ideale Voraussetzungen.<br />

Das nächste Seminar wird vom 23.<br />

bis 25. Jänner 2015 durchgeführt.<br />

Zum Fest „Namen Jesu“ existierte früher<br />

eine reichhaltige und vielfältige Literatur.<br />

Das Kirchenlied „Dulcis Jesu, dulce<br />

nomen“ im Satz von Jacob Gippenbusch<br />

war Grundlage für viele Nachfolge-Kompositionen.<br />

Die Parodiemesse von Johann<br />

Stadlmayr für zwei Chöre, sechs Instrumente<br />

und Continuo über diese Motette<br />

aus einem Druck von 1642 wird im Zentrum<br />

des Seminar-Geschehens stehen. Daneben<br />

gibt es Lieder und Motetten zu den<br />

weiteren Namen der Heiligen Familie. Abgerundet<br />

wird das Programm mit mehrchörigen<br />

Werken von O. Bartolini und O. Vecchi<br />

sowie mehrchörigen Canzonen und<br />

Sonaten von Johann Stadlmayr.<br />

Ca. 60 Sänger und Sängerinnen - dazu<br />

die Instrumental-Referate Zink, Trompete<br />

(Ventiltrompete auf C), Posaune (auf engmensurierten<br />

Instrumenten), Ensemble-<br />

Spiel, Continuo (Positiv, Cembalo, Regal)<br />

– finden Platz im Seminar mit international<br />

anerkannten Instrumental-Referenten<br />

und Gesamtleiter Frater Martin Anderl.<br />

Seminarbeginn ist Freitag, 23. Jänner,<br />

um 18 Uhr. Das in den drei Tagen erarbeitete<br />

Programm wird am Sonntag um 16<br />

Uhr im Bernardi-Saal des Stiftes präsentiert.<br />

Ein breit gefächertes Programm und ein<br />

erstklassiges Dozenten-Team werden die<br />

Teilnehmer des Jänner-Seminars erwarten.<br />

Die Modalitäten der Anmeldung, Kurskosten<br />

und alles Wissenswerte rund um<br />

das Seminar sind zu finden auf der Homepage<br />

des Vereines unter www.cantareetsonare.at.<br />

Entgegen den Ankündigungen im Internet<br />

werden Meldungen aus Südtirol<br />

bis zwei Wochen vor Seminarbeginn berücksichtigt.<br />

Entropy Symphony: Prelude auf der Franzensfeste<br />

Auftakt für die singende Menschenkette 2015<br />

Den Auftakt zu einem sängerischen Weltrekord<br />

machten rund 400 Sängerinnen und<br />

Sänger am 14. September in der Franzensfeste,<br />

indem sie ein Fest im Zeichen des<br />

Gesangs feierten und die unterirdischen<br />

Gänge, Hallen und Höfe mit ihrem Gesang<br />

erfüllten.<br />

Die Teilnehmer, von jung bis alt, kamen<br />

als Chöre aus Nord- und Südtirol und dem<br />

Trentino, aber auch als Einzelpersonen.<br />

„Entropy Symphony: Prelude“ des amerikanischen<br />

Künstlers Zefrey Throwell wurde<br />

musikalisch umgesetzt vom Komponisten<br />

Wolfgang Mitterer und war der Auftakt für<br />

die 325 km lange festgelegte Route zwischen<br />

Kufstein und Ala, auf der sich 6.800<br />

Sänger und Sängerinnen im Abstand von<br />

50 Metern eine vorgegebene Melodie weiterreichen.<br />

Die Franzensfeste ist der geografische<br />

Mittelpunkt der Europaregion.<br />

Deshalb treffen hier die aus Nord und Süd<br />

weitergereichten Klänge aufeinander und<br />

der Gesang aller Beteiligten verbindet sich<br />

hier. Wer an der singenden Kette mitmachen<br />

will, kann sich beim Südtiroler Chorverband<br />

melden.<br />

Die Franzensfeste ist der geografische<br />

Mittelpunkt der Europaregion<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 23


Aus Verband und Bezirken<br />

Lasst uns die<br />

Hl. Jungfrau Maria grüßen<br />

Marien-Motetten und mehrchörige Werke beim Herbstseminar „cantare et sonare“<br />

115 Sänger und Musiker aus allen Tiroler<br />

Landesteilen, Bayern, österreichischen<br />

Bundesländern und der Schweiz waren der<br />

Einladung gefolgt, in Virgen geistliche Musik<br />

des genialen und hochberühmten Innsbrucker<br />

Hofkapellmeistes Johann Stadlmayr<br />

(1575 – 1648) in ihrem damaligen Klangbild<br />

zu erarbeiten.<br />

Virgen bot von den Räumlichkeiten in<br />

der Schule, vom Entgegenkommen der<br />

einheimischen Bevölkerung sowie in landschaftlicher<br />

Hinsicht hervorragende Bedingungen.<br />

Das prachtvolle Herbstwetter<br />

trug dazu bei, den Teilnehmern nachhaltig<br />

schöne Bilder mit nach Hause zu geben.<br />

Das Ergebnis dreitägig-intensiver Seminararbeit<br />

im Schulzentrum Virgen wurde<br />

als Abschlusskonzert in der Pfarrkirche<br />

Matrei vorgestellt. Der Sakralraum erwies<br />

sich in klanglicher und architektonischer<br />

Hinsicht für diese Art großer, mehrchöriger<br />

Musik als nahezu ideal.<br />

Aus Zeitgründen konnten leider die Seitenemporen<br />

nicht mit einbezogen werden,<br />

was eigentlich dem Wesen dieser Musik<br />

entsprochen hätte. Allein die Einbindung<br />

des gesamten vorderen Kirchenschiffes<br />

entwickelte einen Klang, versetzte den<br />

großen Kirchenraum in Schwingungen,<br />

welche eine Ahnung vermittelten von den<br />

Sphärenklängen in oberitalienischen Kathedralen<br />

und Domen. Ein Zuhörer brachte<br />

dies so zum Ausdruck: „Heute habe ich<br />

eine Ahnung davon erhalten, wie es im<br />

Himmel klingen wird.“<br />

Aber nicht nur klangprächtige, bis zu<br />

16-stimmige Werke kamen zur Aufführung,<br />

sondern auch schlichte Sätze zu<br />

vier, fünf und sechs Stimmen, wie sie von<br />

engagierten Chören in unseren Landkirchen<br />

mit Instrumenten musiziert werden<br />

können und sollen.<br />

Denn das ist die eigentliche Botschaft<br />

des Seminars: Wertvolle geistliche Chor-<br />

Musik soll hinaus getragen werden in unsere<br />

Dörfer und Städte, dargeboten durch<br />

couragierte und engagierte Chöre und ver-<br />

Die Sänger und Instrumentalisten gestalteten ein erhebendes Konzert in der<br />

Pfarrkirche von Matrei.<br />

antwortungsvolle Instrumentalisten. Ein<br />

Programm dieser Dimension in kurzer<br />

Zeit zu erarbeiten war nur möglich durch<br />

die Kompetenz der musikalischen Referenten,<br />

allen voran Gesamtleiter Oliver Felipe-Armas.<br />

Durch erstaunliche Übersicht<br />

und Kompetenz, nicht verlegen um humorvolle<br />

Einwürfe, sicherte er sich in den<br />

drei Tagen die uneingeschränkte Zustimmung<br />

aller Teilnehmer.<br />

Die weiteren Referenten glänzten durch<br />

hohes Engagement und Bereitschaft, das<br />

bestmögliche für die Seminarteilnehmer<br />

zu geben: Arno Paduch – Zink, Henning<br />

Wiegräbe – Posaune, Johanna Pschorr –<br />

Posaune, Ensemble, Ursula Sandbichler<br />

– Streicher, Dominik Bernhard – Continuo.<br />

Von einer wahrlich fürstlichen Instrumentalbesetzung<br />

wie in Virgen kann man<br />

normalerweise nur träumen: acht hervor-<br />

ragende Posaunisten, junge Streicher auf<br />

Darmsaiten und historischen Bögen, Zinkenisten<br />

dieses Könnens und drei versierte<br />

Continuospieler an Positiv, Regal<br />

und Cembalo.<br />

Beim Abschlusskonzert, bei dem Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco und Geschäftsführer<br />

Josef Mair anwesend waren,<br />

verband der Matreier Pfarrer Ludwig Kleissner<br />

die musikalischen Blöcke mit wohlgesetzten<br />

Worten zu einer Einheit von Wort<br />

und Musik.<br />

Der heuer eher seltene Sonnenschein-<br />

Nachmittag mag manche abgehalten haben,<br />

das Konzert zu besuchen. Die dabei<br />

waren, vor allem die 115 Teilnehmer<br />

des Seminars werden die Botschaft von<br />

dieser herrlichen Musik und vom wunderschönen<br />

Iseltal hinaus tragen in ihre<br />

Städte und Dörfer.<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

„Die Musik hilft uns in den Tagen der Advents-<br />

und Weihnachtszeit vieles in einem<br />

anderen Licht zu sehen“, schreiben Erich<br />

Deltedesco, Präsident der AGACH, und P.<br />

Urban Stillhard, künstlerischer Leiter, im<br />

Vorwort zu einer Sammlung von 13 „Liedern<br />

der Stille“, die im Oktober von der<br />

AGACH, der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />

Chorverbände, herausgegeben<br />

wurde.<br />

Es handelt sich durchwegs um Werke,<br />

die im Rahmen der Alpenländischen Chorweihnacht<br />

der AGACH am 3. <strong>Dezember</strong><br />

2011 in Mondsee/Oberösterreich sowie<br />

am 8. <strong>Dezember</strong> 2012 in Balzers/Liechtenstein<br />

uraufgeführt wurden. P. Urban<br />

Stillhard betonte im Rahmen der Herbsttagung<br />

der AGACH, dass die Publikation<br />

gut gelungen sei, und er hoffe, dass sie<br />

bei den Chören gut ankommt: „Ich kann<br />

mir vorstellen, dass diese Broschüre nicht<br />

die letzte sein wird!“ Präsident Deltedesco<br />

dankte P. Urban für seine hervorragende<br />

Arbeit, denn dass das Heft nun vorliege,<br />

„ist schlussendlich ihm zu verdanken“.<br />

„Lieder der Stille“ stellt für die Chöre<br />

eine interessante Alternative dar, die Advents-<br />

und Weihnachtszeit musikalisch<br />

zu gestalten: Die Lieder mit Titeln wie<br />

„Die Hirten“, „Uns ist ein Kind geboren“,<br />

„Spuren im Schnee“, „Unterwegs“ u.a.<br />

sind für dreistimmigen Frauenchor, für<br />

fünfstimmig gemischten Chor und Klavier,<br />

für vierstimmig gemischten Chor a<br />

cappella und auch für gemischten Chor<br />

und Sopran-Solo geschrieben. Die Lieder<br />

- auch ladinische und italienische Lieder<br />

kommen vor - sind alle in den Jahren<br />

2011/12 entstanden und gehen sowohl<br />

im Text als auch in der Tonsprache z.T.<br />

ungewohnte Wege. So gibt es neben dem<br />

alpenländisch geprägten Volkslied auch<br />

das durchkomponierte Werk mit aktuellem<br />

und kritischem Zeitbezug.<br />

„Das Chorheft möchte eine Anregung<br />

sein, in der Weihnachtszeit, wo unsere<br />

Lieder der Stille<br />

13 Weihnachtslieder aus unserer Zeit<br />

Hörgemeinde besonders aufmerksam ist,<br />

mit neuer und unbekannter Literatur die<br />

zahlreich stattfindenden Konzerte zu gestalten“,<br />

erklären Präsident Deltedesco<br />

und P. Urban Stillhard zur Zielsetzung<br />

der Liedsammlung. Die Liedsammlung,<br />

die im Anhang auch die Kurzbiografi en<br />

der Autoren enthält, kann man über den<br />

Südtiroler Chorverband beziehen.<br />

Mit dem Oratorium "Betulia liberata" von<br />

Wolfgang Amadeus Mozart wagte sich der<br />

Landesjugendchor Südtirol nach eigenen<br />

Worten „musikalisch in neue Gefilde“. Unter<br />

der Regie von Lutz Hochstraate spielte<br />

und sang der Chor in der biblischen Geschichte<br />

von Judith und Holofernes das<br />

Volk von Bethulien, arbeitete mit sechs<br />

Solisten und der Streicherakademie Bozen.<br />

Die musikalische Leitung hatte Dirigent<br />

Daniel Beyer inne. Zur Aufführung am<br />

9.10. in der Pfarrkirche Meran – im Bild<br />

eine Szene - kam ein zahlreiches und interessiertes<br />

Publikum, das der dramatischen<br />

Geschichte folgte und die Musik<br />

des jungen Mozart genoss. Auch im Dom<br />

zu Brixen wurde das Oratorium aufgeführt.<br />

Neue Erfahrung als Schauspieler<br />

Landesjugendchor Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 25


Zur Person<br />

„Suche das zeitlos Gültige“<br />

Herbert Paulmichl, ein unermüdlicher Komponist<br />

Der Komponist Herbert Paulmichl<br />

„Ich komponiere fast jeden Tag, jetzt habe<br />

ich mehr Zeit dazu“, sagt der ehemalige<br />

Domkapellmeister von Bozen Herbert Paulmichl<br />

von sich. Und so ist es nicht verwunderlich,<br />

dass er, seit er in den Ruhestand<br />

getreten ist, zahlreiche Werke für Männer-<br />

Frauen- und Gemischten Chor geschaffen<br />

hat, die auch für die Chöre im Lande interessant<br />

sind.<br />

Der 79-jährige aus Stilfs gebürtige Komponist<br />

war viele Jahrzehnte lang Dozent am<br />

Konservatorium und Organist und Chorleiter<br />

am Dom in Bozen. Paulmichl, der wohl<br />

zu den bedeutendsten Komponisten von<br />

Kirchenmusik im deutschen Sprachraum<br />

gehört, betont, dass seine neuen Chorlieder<br />

„für die Praxis geschrieben“ sind.<br />

Der Schwierigkeitsgrad der Lieder – sie<br />

sind im tss-Musikverlag erschienen - sei<br />

leicht bis höchstens mittelschwer, „und<br />

so sind sie für jeden durchschnittlichen<br />

Chor aufführbar“.<br />

Einfachheit und Zeitlosigkeit<br />

Die Lieder seien auch nicht avantgardistisch<br />

und in einem zeitlos gültigen Stil<br />

geschrieben. „Ich habe bewusst eine traditionelle<br />

Klangharmonik gesucht“, betont<br />

der Komponist. Einfachheit und Zeitlosigkeit<br />

prägen aber nicht nur die Klangsprache,<br />

sondern auch die Sprache der Texte:<br />

zeitlos gültige Texte dienten als Grundlage<br />

für die Kompositionen. „Unterhaltung ist<br />

schon gut, aber sinnvolle Texte ergreifen<br />

uns, sie bleiben im Gedächtnis des Einzelnen<br />

und des Volkes!“, erklärt Paulmichl<br />

und erinnert an den Sterzinger Andachtsjodler,<br />

der gerade wegen seiner schönen<br />

Einfachheit und Tiefe heute auf der ganzen<br />

Welt gesungen werde.<br />

Paulmichls Liedsätze sind orchestriert,<br />

wobei das Orchester ad libitum ist und z.B.<br />

auch nur Streicher genommen werden<br />

können. Er hat viele weltliche und geistliche<br />

Lieder komponiert, die zum Teil Personen<br />

aus dem Familien- und Freundeskreis<br />

gewidmet sind, und zum Großteil noch<br />

nie aufgeführt wurden. In diesem Jahr hat<br />

Paulmichl z.B. 20 Weihnachtslieder herausgegeben,<br />

darunter sind viele alpenländische<br />

Texte neu vertont, „die nicht mehr oft gesungen<br />

werden“, sagt der Komponist und<br />

fügt hinzu: „Englisch zu singen ist schon<br />

wieder abgebraucht, heute entdecken die<br />

Menschen wieder die deutschen Liedtexte.“<br />

Die Reihe der neuen Kompositionen ist<br />

lang: „Neun geistliche Gesänge für gemischten<br />

Chor“, „Fünf kleine Motetten für Alt-<br />

Solo und gemischten Chor“, 15 Hallelujalieder,<br />

acht geistliche Gesänge unter dem<br />

Titel „Der Herr ist mein Hirt“ und viele mehr.<br />

Aber auch weltliche Lieder hat Paulmichl<br />

komponiert: So etwa 20 weltliche Volkslieder<br />

aus aller Welt für drei gleiche Stimmen,<br />

Frauen – oder Männerchor: „Musik<br />

liegt in den Lüften“. Dieser Titel scheint<br />

auch das Motto von Paulmichls Zukunft<br />

zu sein: Weitere Kompositionsprojekte sind<br />

schon geplant .<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Richtigstellung: Sängerwanderung des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau<br />

In der Oktober-Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong> ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen. Das Bild zum Bericht „Sängerwanderung<br />

des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau“ auf S. 55 stellt nicht, wie angegeben, das Dorf Reschen dar, sondern das Dorf<br />

Graun im Vinschgau. Wir bitten die Leser und Leserinnen um Nachsehen.<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Die geehrten Mitglieder des Kirchenchors Kollmann mit Bürgermeister Alfons Klammsteiner<br />

(1. von rechts) und Bezirksobmannstellvertreter Otto Schenk (2. von rechts).<br />

•Stimmgabel<br />

40-Jahr-Jubiläum für Chor und Chorleiter<br />

Kirchenchor Kollmann<br />

Am heurigen Kirchweihsonntag in Kollmann,<br />

am 5. Oktober, feierte der dortige<br />

Kirchenchor sein vierzigjähriges Jubiläum<br />

und führte dazu beim Festgottesdienst gemeinsam<br />

mit drei Streicherinnen und der<br />

Solosängerin Fara Prader die Missa Brevis<br />

von Josef Haydn auf. Bei der anschließenden<br />

Feier auf dem Kirchplatz sprach<br />

der Bürgermeister Alfons Klammsteiner lobende<br />

und dankende Worte dem Kirchenchor<br />

und seinem Chorleiter Walter Baur<br />

aus. Er betonte dabei die Wichtigkeit des<br />

Ehrenamtes für eine lebendige Dorfgemeinschaft<br />

und wünschte allen weitere 40<br />

Jahre aktive Beteiligung beim Kirchenchor.<br />

Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

Erich Deltedesco und der Bezirksobmann-<br />

stellvertreter Otto Schenk gratulierten Walter<br />

Baur für seine 40-jährige Tätigkeit als<br />

Chorleiter. Er war es auch, der 1974 mit<br />

einigen Interessierten aus Kollmann den<br />

Chor gegründet hatte und ihn seither leitete,<br />

was in Südtirols Chorleben eine Seltenheit<br />

ist.Ein besonderes Dankeschön<br />

wurde auch den Ehrenmitgliedern Trude<br />

Kasslatter, Anna Hofer, Martha Krapf und<br />

Martha Sparer ausgesprochen, die sich vor<br />

allem in den Gründungsjahren für den Aufbau<br />

des Kirchenchores eingesetzt hatten.<br />

Zum Abschluss der Feierlichkeiten wurden<br />

langjährige Mitglieder des Chores geehrt.<br />

So gehören ebenfalls seit 40 Jahren Josef<br />

Augscheller, Astrid Baur, Franz Baur, Walter<br />

Baur, Artur Berti und Herbert Lang zum<br />

Chor. Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft<br />

wurden Oskar Baur und Karin Dorfmann<br />

geehrt, für ihre 20-jährige Mitgliedschaft<br />

Michael Golser, Kathrin Lang und Marta<br />

Untertrifaller. Seit zehn Jahren singen Johanna<br />

Baur, Helga Dorfmann und Edith<br />

Klammsteiner beim Chor.<br />

Zur Jubiläumsfeier wurden alle ehemaligen<br />

Mitglieder des Kollmanner Kirchenchores<br />

eingeladen. Dies waren bis zum heurigen<br />

Jahr 70 Personen, die in all den Jahren in<br />

den verschiedensten Landesteilen sesshaft<br />

geworden sind. Viele von ihnen kamen der<br />

Einladung nach und freuten sich beim anschließenden<br />

Umtrunk über das Wiedersehen<br />

und den regen Austausch von Erinnerungen.<br />

Der Ausschuss dankt allen,<br />

die am guten Gelingen dieses Festes mitgewirkt<br />

haben.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 27


Stimmgabel<br />

Feierliche Cäcilienfeier des MGV Gries<br />

Peter Seebacher, Hermann Terzer, Ulrike Malsiner, Christoph Ladurner, Katharina<br />

Froner, Toni Prader, Enzo Pedrotti und Georg Patauner (v. l.)<br />

Am Samstag, den 22. November, gab<br />

sich auch dieses Jahr der MGV Gries<br />

wieder die Ehre zu seiner Cäcilienfeier<br />

in Gries/Bozen zu laden. Wie es schon<br />

seit der Gründung dieses Männergesangsvereines<br />

im Jahre 1921 Tradition<br />

ist, wird das Patrozinium der Heiligen<br />

der Kirchenmusik, der Sänger und Musikanten<br />

mit einem Abendgottesdienst<br />

in der Stiftskirche Muri- Gries eingeleitet.<br />

Seit jeher beteiligt sich der Männerchor<br />

an der Gestaltung dieser Abendmesse,<br />

so auch dieses Jahr. Unter der Leitung<br />

von Katharina Froner und begleitet von<br />

Frater Arno an der Orgel, wurden Lieder<br />

aus der Kirchberger- und der Kleinen<br />

deutschen Messe zum Besten gegeben.<br />

Der hochwürdige Herr Pfarrer, Robert<br />

Gamper, dankte dem MGV für den<br />

musikalischen Beitrag an der Pfarrgemeinschaft<br />

und an der Allgemeinheit.<br />

Im Anschluss an das abendliche Hochamt<br />

begab man sich in das Hotel Post in Gries,<br />

wo der gemütliche Teil der Cäcilienfeier stattfand.<br />

Nicht nur die Gattinnen der Sänger<br />

des MGV waren der Einladung in den Traditionsgasthof<br />

gefolgt, sondern auch Vertreter<br />

der lokalen Politik und des Kulturlebens.<br />

So konnte der erst vor kurzem wiederbestätigte<br />

Obmann des MGV, Georg Patauner,<br />

Vertretungen des Pfarrchores, der Grieser<br />

Schützen, der Freiwilligen Feuerwehr, der<br />

Musikkapelle, des KVW und natürlich des<br />

Südtiroler Chorverbandes begrüßen. Obmann<br />

Patauner brachte in seiner Ansprache<br />

die Freude zum Ausdruck, wie in den<br />

vergangenen Jahren auch heuer wieder<br />

Vertreter der verschiedenen Grieser Vereine<br />

begrüßen zu dürfen, da dieser Zusammenhalt<br />

für die Identität einer Ortschaft wie Gries<br />

wesentlich sei. Auch freute er sich den Anwesenden<br />

vom erneuerten Ausschuss des<br />

MGV berichten zu dürfen, insbesondere,<br />

dass sich ein junger Sänger, Aribo Ladurner,<br />

bereit erklärte, in den MGV-Vorstand<br />

nachzurücken.<br />

In bester Sängermanier eröffnete der MGV<br />

den Abend mit fröhlichen Liedern bevor zum<br />

Abendessen geladen wurde. Anschließend<br />

durfte Obmann Patauner, assistiert von der<br />

Chorleiterin Katharina Froner und den Chorverbandsvorständen<br />

Ulrike Malsiner und Andreas<br />

Senoner, sechs Chormitgliedern die<br />

Ehrenurkunde des Sängerbundes für langjährige<br />

Mitgliedschaft überreichen. Für beeindruckende<br />

50 Jahre Mitgliedschaft wurden<br />

geehrt: Peter Seebacher und Toni Prader.<br />

Schon 40 Jahre hielten Georg Patauner und<br />

Enzo Pedrotti dem Verein und der Tiroler Gesangskultur<br />

die Treue. Schließlich konnten<br />

für 10-jährige Mitgliedschaft Hermann<br />

Terzer und Christoph Ladurner geehrt<br />

werden. Ein ganz besonderer Dank erging<br />

auch an den Obmann Georg Patauner, der<br />

nicht nur schon 40 Jahre dem Verein angehört,<br />

sondern auch schon seit über 20 Jahren<br />

den MGV-Gries führt. Sein Einsatz und<br />

Elan wurde vom Bezirkspräsidenten Albin<br />

Kofler als beispielhaft gelobt. Folgend überbrachte<br />

Gemeinderatspräsident Luis Walcher<br />

im Namen der Politik und der Grieser<br />

Vereine seine Grußworte und brachte darin<br />

die Bedeutung des MGV für die Grieser<br />

Traditionen und den Erhalt des deutsch-tiroler<br />

Liedgutes zum Ausdruck. Frater Arno<br />

überbrachte Grußworte und erinnerte an das<br />

Martyrium der Heiligen Cäcilia. Der Abend<br />

fand mit einem gemütlichen Beisammensein<br />

bei dem viel besungenen Glase Wein<br />

seinen würdigen Abschluss.<br />

Pfarrchor Lana gratuliert Julia und Martin Knoll<br />

Am 13. September reichten sich Julia und<br />

Martin Knoll in der festlich geschmückten<br />

Das Brautpaar im Kreise der Sängerschar<br />

Klosterkirche zu Lanegg die Hand zum<br />

Lebensbund. Viele waren gekommen, um<br />

dem jungen Brautpaar zu gratulieren, vor<br />

allem die Bürgerkapelle Lana, deren Kapellmeister<br />

Martin Knoll ist. Der Pfarrchor<br />

mit Chorleiterin Ingrid Rieder und das Vocal-Ensemble<br />

„Stimmt`s“ , dessen Mitglied<br />

Julia Knoll ist, beglückwünschten die Neuvermählten<br />

mit einem heiter-musikalischen<br />

Ständchen.<br />

Wir wünschen Julia und Martin alles Liebe<br />

und Schöne für ihre gemeinsame Zukunft;<br />

möge sie Musik ein Leben lang begleiten.<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

„In memoriam Pater Eugen“<br />

Kirchenchor Untermais<br />

Ganz im Zeichen der Erinnerung an Pater<br />

Eugen sollte der Allerheiligentag in Untermais<br />

stehen. Das war die Idee von Chorleiterin<br />

Julia Perkmann, die mit ihren Sängerinnen<br />

und Sängern zum Konzert „In<br />

memoriam Pater Eugen“ eingeladen hatte.<br />

Pater Cyrill begrüßte mit einfühlsamen Worten<br />

die zahlreichen Besucher, unter ihnen<br />

auch die Angehörigen von Pater Eugen,<br />

die eigens aus Lienz angereist waren. Für<br />

das Programm hatten die Chorleiter Julia<br />

Perkmann und Stefan Pur (Männerchor)<br />

Stücke einstudiert, die dem so unerwartet<br />

verstorbenen Pater Eugen gewiss gefallen<br />

hätten: „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig<br />

ist der Menschen Leben!“ und weitere<br />

besinnliche Sätze von Johann Sebastian<br />

Bach und Jakob Gallus sowie die trostreiche<br />

Deutsche Trauermesse von Franz<br />

Schubert. Die Bach-Klänge, die der virtuose<br />

Organist von Untermais, Leonardo<br />

Der Kirchenchor Untermais beim Gedenkkonzert<br />

Carrieri aus Rovereto, der prächtigen Orgel<br />

entlockte, erinnerten daran, dass Pater<br />

Eugen sich viele Jahre hindurch für<br />

dieses neue Orgelwerk eingesetzt hatte.<br />

Stellvertretend für viele ergriff Vizeobfrau<br />

Sonja Reinstadler das Wort: „Lieber Pa-<br />

ter Eugen, wir vermissen dich als Priester<br />

und Seelsorger in Untermais. Du hast deinen<br />

Beruf ernst genommen und bist dabei<br />

immer schlicht und einfach geblieben.<br />

Vergelt’s Gott für alles Gute, das du<br />

getan hast!“<br />

Alte Lieder<br />

Ultner Bänkelsänger<br />

Eine CD unter dem Motto W.W.W. (Wild,<br />

Wein, Weib) haben die Ultner Bänkelsänger<br />

herausgegeben. Gemeinsam mit dem<br />

Ultner 5-Gesang singen sie Jäger- Weinund<br />

Liebeslieder. Auch das „Ultner Lied“<br />

ist vertreten. Dieses wurde im Jahr 1964<br />

von Paul Pircher, welcher inzwischen<br />

verstorben ist, der Ultner Mädchensinggruppe<br />

gewidmet. Fünfundzwanzig Jahre<br />

später konnte der Chorleiter Franz Marsoner<br />

Herrn Pircher dazu überreden, das<br />

Lied für die Ultner Bänkelsänger umzuschreiben.<br />

Die Aufnahme enthält auch<br />

einige sehr alte, zum Teil unbekannte<br />

Lieder, welche sich inhaltlich mit dem Leben<br />

eines Wildschützen auseinandersetzen<br />

und gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

in vierstimmigen Sätzen für Männerchor<br />

aufgezeichnet wurden. Auch Lieder von<br />

Josef Pöll, welche kaum oder gar nicht auf<br />

Tonträger zu finden sind, sind auf der CD<br />

verewigt. Außerdem bereichern die Ultner<br />

Jagdhornbläser und die Wolburger Böhmische<br />

die CD.<br />

Kostproben der dargebotenen Stücke sind<br />

im Internet unter der Adresse www.baenkelsaenger.com<br />

zu hören. Interessierte können<br />

die CD über die E-Mail Adresse info@<br />

baenkelsaenger.com bestellen.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 29


Stimmgabel<br />

Feiern zum 300-jährigen Bestehen<br />

Kirchenchor Völs am Schlern<br />

Cäciliensonntag (von links nach rechts): Chorleiter Toni Federer, Maria Hintner (Obmannstellvertreterin im Südtiroler Chorverband<br />

Bezirk Bozen), Lorenz Marmsoler (60 Jahre), Obfrau Heidi Lutz Kritzinger, Heinrich Baumgartner (25 Jahre), Bürgermeister<br />

Othmar Stampfer, Hubert Gamper (25 Jahre), Theodor Rifesser (Vorsitzender des Verbandes der Kirchenchöre Südtirols), Paula<br />

Lantschner Kompatscher (25 Jahre)<br />

Der Völser Kirchenchor feiert heuer sein<br />

300-jähriges Bestehen, denn 1714 wird<br />

er das erste Mal erwähnt. In einem Kirchenkalender<br />

des Völser Pfarrarchivs wird<br />

zwar bereits 1518 von „feierlichen Hochämtern“<br />

berichtet, doch erst in einem Dokument<br />

von 1714 wird der Chor explizit<br />

angeführt. In diesem Dokument werden<br />

die Tarife aufgelistet, die einem Schulmeister<br />

und Organisten in Völs für seine Dienste<br />

zustanden.<br />

Das Jubiläumsjahr wurde am 23. März<br />

mit einem Friedenskonzert eröffnet, an<br />

dem neben dem Kirchenchor auch der<br />

Völser Männerchor und der Kinderchor<br />

mitwirkten. Chorleiter Toni Federer hatte<br />

ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt<br />

und Kompositionen aus<br />

verschiedenen Jahrhunderten und Ländern<br />

gewählt. Weiters organisierte der Kirchenchor<br />

im Rahmen des 300-Jahr-Jubiläums<br />

ein Passionskonzert der Kantorei<br />

Engen (Deutschland) am 13. April, und<br />

am 11. Oktober fand im Völser Kulturhaus<br />

ein Mitsingkonzert mit dem Regensburger<br />

Domkapellmeister Roland Büchner statt:<br />

Die Besonderheit daran war, dass alle drei<br />

Völser Chöre (Kinder-, Kirchen- und Männerchor)<br />

eigene Stücke sangen, daneben<br />

lernte Roland Büchner dem ganzen Publikum<br />

ein paar einfache Stücke ein. Dieses<br />

Angebot wurde begeistert angenommen,<br />

denn Roland Büchner vermochte das Publikum<br />

mit Wortwitz mitzureißen, und alle<br />

machten mit. Auch die Völser Musikanten<br />

nahmen am Mitsingkonzert teil und der gelungene<br />

Abend zeigte, welch großen Spaß<br />

gemeinsames Singen macht.<br />

Höhepunkt des Jahres war am 9. November<br />

das Jubiläumskonzert des Kirchenchores<br />

mit dem Gemischten Chor Pfalzen,<br />

dem Männerchor Völs und einem<br />

Auswahlorchester in der Pfarrkirche. Es<br />

wurden u.a. Werke von M. Haydn, Mendelssohn-Bartholdy,<br />

Bruch, Commer und<br />

Pachelbel unter der Leitung von Toni und<br />

Markus Federer aufgeführt. Die Kirche<br />

konnte die vielen Gäste kaum fassen, so<br />

groß war das Interesse. Die Begeisterung<br />

des Publikums zeigte sich nach dem Konzert<br />

durch lang anhaltenden Applaus für<br />

die Mitwirkenden.<br />

Beim traditionellen Cäcilienessen konnten<br />

mehrere Ehrungen vorgenommen<br />

werden: Paula Lantschner Kompatscher,<br />

Heinrich Baumgartner und Hubert Gamper<br />

erhielten für je 25 Jahre Mitgliedschaft<br />

die Urkunde und die Ehrennadel des Verbandes<br />

der Kirchenchöre Südtirols, Lorenz<br />

Marmsaler wurde für 60 Jahre Mitgliedschaft<br />

mit Urkunde und der Marienplakette<br />

ausgezeichnet.<br />

Beim Cäcilienessen wurde auch der Bildkalender<br />

für das Jahr 2015, der ebenfalls<br />

im Rahmen des 300-Jahr-Jubiläums herausgegeben<br />

wurde, an die Chormitglieder<br />

verteilt. Gegen eine freiwillige Spende<br />

kann er auch von allen Interessierten bezogen<br />

werden.<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Verändertes Management in<br />

den Musikkapellen<br />

Den Verein im Team mutig und kompetent in eine gute Zukunft führen<br />

Gelassenheit und Mut einerseits,<br />

aber auch Kompetenz sind<br />

wichtige Voraussetzungen für eine<br />

zukunftsorientierte Vereinsarbeit, meint<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster.<br />

Wenn wir in eine Musikkapelle hineinschauen,<br />

die vielen Mitglieder sehen, ihre<br />

Trachten, die Instrumente und unterschiedlichen<br />

Aufgaben, die verschiedensten Tätigkeiten,<br />

das Jahresprogramm vorgestellt<br />

bekommen, erfahren, wie viel Geld zu verwalten<br />

ist, dann merken wir, wie vielfältig<br />

und komplex ein solcher Verein geworden<br />

ist. Wir können inzwischen wirklich von<br />

einem kleinen oder mittleren „Unternehmen<br />

Musikkapelle“ sprechen.<br />

Jedes Unternehmen braucht Führung,<br />

braucht Personen, die die Geschicke „in<br />

die Hand nehmen“. Das ist Management<br />

(italienisch maneggiare = handhaben; lat.<br />

manus = Hand).<br />

Es gilt, sich in die Bereiche der Planung,<br />

Organisation, Koordination, Führung und<br />

Kontrolle hineinzudenken. Den Verantwortlichen<br />

stellen sich dabei eine Vielzahl von<br />

Fragen: Wo soll es eigentlich hingehen?<br />

Welches sind die musikalischen bzw. die<br />

organisatorischen Ziele? Wie kommt man<br />

dorthin, wie erreicht man sie? Welche Wege<br />

sollen beschritten werden? Wer macht mit?<br />

Wer übernimmt Verantwortung? Was tun,<br />

wenn es einmal einen Konflikt gibt oder<br />

wenn die Motivation zum Mitmachen im<br />

Keller ist? Wie wird im Verein untereinander<br />

kommuniziert, mit welchen Mitteln,<br />

auf welche Art? Wie finanziere ich die vielen<br />

Ausgaben? U.v.a.m.<br />

Neben solchen Fragen geht es um die<br />

verschiedenen Aufgabenbereiche, diese<br />

einerseits als Ganzes, aber auch im Detail<br />

zu sehen, die eigenen Tätigkeiten im<br />

Verein zu reflektieren und zu positionieren,<br />

mit Budgetierungen und Kostenkontrollen<br />

vertraut zu sein, Rechtsgrundlagen<br />

zu kennen, die Vereinsarbeit zu vermarkten,<br />

Medien richtig einzusetzen, Veranstaltungen<br />

erfolgreich zu planen und durchzuführen,<br />

usw..<br />

Wir können mit Recht behaupten, dass<br />

die Leitung einer Musikkapelle heutzutage,<br />

im Vergleich zu früher, um ein Vielfaches<br />

anspruchsvoller, schwieriger und<br />

vor allem zeitaufwendiger geworden ist.<br />

Damit hängt ein Auftrag an uns zusammen:<br />

Wie können wir das Management<br />

einer Musikkapelle so gestalten, dass wir<br />

auch in Zukunft noch Menschen finden,<br />

die sich dieser Aufgabe widmen?<br />

Dass sich niemand mehr vorne hinstellt,<br />

geht nicht. Dass einer oder eine die ganze<br />

Verantwortung allein trägt, auch nicht. Das<br />

heißt, dass viele Mitglieder der Musikkapelle<br />

sich einbringen und ihre Fähigkeiten<br />

im sozialen, technischen oder analytischen<br />

Bereich dem Verein zur Verfügung<br />

stellen sollten. Teamarbeit ist gefragt. Aufgabenbereiche<br />

sollen genau verteilt, Kompetenzen<br />

in Aus- und Weiterbildungen erworben<br />

werden.<br />

Zu guter Letzt sind sowohl die Freude<br />

am Mitgestalten als auch die Gewissheit,<br />

dass der Einsatz zur persönlichen Bereicherung<br />

eines jeden beiträgt, maßgebliche<br />

Triebfedern. Ich bin mir sicher, dass mit<br />

einer bestimmten Gelassenheit, mit Mut<br />

und Kompetenz das Management in einer<br />

Musikkapelle, sie sicher in die Zukunft zu<br />

führen, gelingt. Vorbilder zum Nachahmen<br />

gibt es in unseren Reihen schon viele.<br />

Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 31


Das Thema<br />

Vereinsmanagement heißt<br />

Zukunft gewinnen<br />

Einige Anregungen (nicht nur) für Vereins-Führungskräfte von Albert Ascherl<br />

Denken Sie mal offen über Ihr Leben vor<br />

10 Jahren nach, oder gar über das Leben<br />

Ihrer Eltern, als die so alt waren wie Sie<br />

jetzt - und über Ihr Leben, wie es jetzt ist.<br />

Da hat sich vieles verändert, hoffentlich<br />

mehr zum Besseren. Manches kam durch<br />

Zufall - aber sicher geschah vieles auch<br />

so, weil Sie daran gearbeitet haben: Haus<br />

bauen, Familie gründen, Beruf und vieles<br />

… und so können Sie in 10 Jahren wieder<br />

nachdenken: Wie war mein Leben damals,<br />

vor 10 Jahren - also jetzt. Auf denn: Was<br />

planen Sie jetzt, wo sollen Sie in 10 Jahren<br />

sein, wie wollen Sie zurückschauen<br />

auf jetzt? Und das sollten Sie nicht nur für<br />

sich tun, sondern auch sich fragen:<br />

Wo wird, wo soll mein Verein in<br />

10 Jahren stehen?<br />

Auch wenn Vereine, Verbände und andere Institutionen ehrenamtlich geführt werden,<br />

haben sie doch die Struktur eines Kleinunternehmens. Das Buch „Vereinsmanagement<br />

in 30 Schritten“ (eingehend vorgestellt in der KF-Februarausgabe 2013) bietet<br />

Vereinsvorständen und Verantwortlichen von vergleichbaren Organisationen einen<br />

verständlichen, durchaus kritischen, auch ironischen, aber unterhaltsamen Leitfaden<br />

in 30 Schritten. Es bietet anhand konkreter Beispiele einen praktischen Wegweiser in<br />

der Vereinsführung und ermutigt zu neuen Wegen vom lobenswerten Ehrenamt hin zur<br />

professionellen Arbeit.<br />

Das Buch ist im DVO Druck und Verlag Obermayer (Artikelnummer BU307) erschienen<br />

und dort oder im einschlägigen Fachhandel erhältlich: ISBN 978-3-943037-19-7<br />

Erst mal wird es ähnlich sein: Mancher<br />

Zufall hilft oder stört, aber das meiste wird<br />

genau das sein, woran die Vereinsverantwortlichen<br />

eben arbeiten - man nennt das<br />

halt VEREINSMANAGEMENT. Und das ist<br />

die Hauptaufgabe von Vereinsmanagern:<br />

sich zu überlegen, wo der eigene Verein<br />

in 10 Jahren stehen soll.<br />

Für manche mag das ein neuer Gedanke<br />

sein: Hallo, ich bin doch zuständig für<br />

Konzerte, für das Vereinsheim … aber hat<br />

nicht irgendeiner der Vorgänger sich mal<br />

auf die Fahne geschrieben: Wir brauchen<br />

ein Vereinsheim, vielleicht in 10 Jahren? -<br />

und daran gearbeitet. Der (oder die) hat<br />

es geschaffen, mit viel Hilfe - und es zu<br />

verwalten ist wichtig, aber hart gesagt:<br />

Dass es nicht zusammenfällt, ist nicht die<br />

einzige Arbeit für die nächsten 10 Jahre.<br />

Wichtiger: Kommen denn in 10 Jahren<br />

noch genügend Musiker zusammen, um<br />

das Vereinsheim zu füllen? Ja, sagen viele<br />

leichthin, das wird schon werden! Nein,<br />

so einfach "werden" wird es nicht: Der<br />

demographische Wandel (immer weniger<br />

Kinder), der soziale Wandel (immer<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

mehr Vereine, die sich um Nachwuchs<br />

kümmern werden, viele davon im Umweltschutz<br />

und vergleichbarem), der gesellschaftliche<br />

Wandel (Internet, facebook<br />

usw.), der Arbeitswandel (wo findet man<br />

Arbeit, ist das für 10 Jahre sicher hier?):<br />

Es ist halt so. Um in 10 Jahren noch genügend<br />

Menschen in einem Verein aktiv<br />

(und passiv) zu haben, muss mehr getan<br />

werden als vor 10, 20, 30 Jahren. Und<br />

das sind die Aufgaben, die man eben in<br />

einem VEREINSMANAGEMENT anpacken<br />

muss.<br />

Und genauso wichtig: Wollen denn die<br />

Leute in 10 Jahren noch das hören, was<br />

man heute so spielt? Bitte offen die Frage<br />

angehen: Alle Musik ändert sich - nicht<br />

umsonst sagt man z.B. die Musik der 50-<br />

er (Elvis!), der 60-er (Beatles etc.), der 70-<br />

er („soft rock“), der 80-er … usw. Und bei<br />

Konzerten der 60-er sieht man viele, viele<br />

Opas - und immer weniger sowieso. Wie<br />

steht es mit der Blasmusik? Wieso rennen<br />

abertausende zu "La brass banda"<br />

jetzt (und in 10 Jahren vielleicht weniger?)<br />

- und wieso spielen wir in Vereinen<br />

so zögerlich mal wirklich Neues, zumindest<br />

in sehr vielen?<br />

Und genauso wichtig: Was sind eigentlich<br />

die Aufgaben eines Vereins, jetzt, in<br />

10 Jahren? Noch immer "nur" Pflege der<br />

Blasmusik - oder auch soziale Aufgaben?<br />

Und was heißt das für die Bearbeitung<br />

von „Zielgruppen" - Gruppen um den Verein<br />

herum, im Verein, die alle dazu beitragen<br />

können, den Verein zu stärken?<br />

Und genauso wichtig: SIE als Leute mit<br />

Verantwortung im Verein müssen das als<br />

Aufgabe akzeptieren: VEREINSMANAGE-<br />

MENT! Es genügt nicht mehr, gut Musik/<br />

Fußball/Schach oder sonst was zu können:<br />

Ohne geplantes Vorgehen, vor allem<br />

ohne geplantes Verändern, wird es langsam,<br />

aber sicher vergehen - viele Vereine<br />

sehen das bereits (auch Verbände<br />

und Kirchen), sind teilweise bereits verschwunden<br />

oder unbedeutend geworden.<br />

Es zeigt sich dabei: Alle Erfolgreichen haben<br />

Veränderungen gut geplant, rational,<br />

ehrgeizig und realistisch angepackt - und<br />

dazu rate ich Ihnen dringend!<br />

Ja, so was muss man vielleicht. Sicher<br />

kann man es lernen: Vorträge, Seminare,<br />

Bücher: Ihr Verband hält viel dazu bereit<br />

oder kann es vermitteln. Eine Entschuldigung<br />

zählt nicht: Ich hab´s ja nicht gewusst!<br />

Nicht wissen heißt, sich nicht darum<br />

kümmern - und das sollte keine<br />

Eigenschaft von Führungskräften sein!<br />

Und genauso wichtig: SIE sind ja keine<br />

Funktion, sondern ein Mensch - wie<br />

passt denn all das in Ihr Leben? Vereinseinsatz,<br />

Privateinsatz, Arbeitseinsatz: Es<br />

nutzt nicht, wenn Sie dabei kaputt gehen.<br />

Und so gehört auch das dazu: EI-<br />

GENMANAGEMENT!<br />

Also: Wo stehen Sie und ihr Verein in 10<br />

Jahren?<br />

Dr. Albert Ascherl hat Kunstgeschichte,<br />

Mathematik und Physik studiert, er lebt<br />

im nordschwäbischen Kürnbach und ist<br />

als gefragter Berater in Sachen Marktund<br />

Marketingforschung sowie Produktmanagement<br />

und auch als Dozent in<br />

diesen Bereichen tätig. Seine Beratertätigkeit<br />

erstreckt sich auch auf ehrenamtlich<br />

tätige Vereine und Organisationen<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Mittwoch 15. Januar 2015. Bitte Termin genau beachten!<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 33


PRAXIS<br />

Was ist gute Literatur für Blasorchester?<br />

Eine Empfehlung von Arnold Leimgruber, Bezirkskapellmeister im VSM-Bezirk<br />

Bozen und Kapellmeister der Musikkapelle Auer<br />

Die Literaturauswahl für eine Aufführung<br />

stellt für jeden Dirigenten eine große Herausforderung<br />

dar. Es gibt viele Möglichkeiten<br />

ein Programm zusammenzustellen:<br />

Komponisten als Jahresregenten, themenbezogene<br />

Programme, verschiedene Projekte...<br />

Ob ein Werk gut ist oder nicht, kann man<br />

meiner Meinung nach nicht allgemein beurteilen.<br />

Es hängt immer damit zusammen,<br />

wo ich es gebrauche und für welchen Anlass.<br />

In der Gebrauchsmusik ist es wichtig,<br />

dass das Stück nicht schwer zu spielen ist,<br />

dass es in möglichst vielen Besetzungen<br />

spielbar ist, dass es eine bestimmte Länge<br />

nicht übersteigt usw.<br />

Bei der Auswahl der Konzertliteratur<br />

spreche ich lieber von wertvollerer Literatur<br />

und weniger wertvoller Literatur. Und<br />

jetzt wird es schon schwierig das Richtige<br />

zu finden.<br />

Was sollte ein Konzertprogramm enthalten?<br />

Ich denke, der altmodische Spruch<br />

„Für jeden ist etwas dabei“ ist gar nicht so<br />

schlecht. Das Programm sollte die Musiker<br />

nicht unter- oder überfordern, es sollte<br />

eine Abwechslung dabei sein, die Werke<br />

sollten den Musikern gefallen, die Stücke<br />

sollten eine gewisse Qualität haben und<br />

pädagogisch wertvoll sein. Von der Besetzung<br />

her sollten sie den Vorstellungen des<br />

Komponisten entsprechen und dem musikalischen<br />

Leiter sollten sie idealerweise<br />

auch noch gefallen. Weiters kann man<br />

sich fragen: Gibt es einen Höhepunkt im<br />

Programm, gibt es auch ein Solostück, ist<br />

auch was für die Jungmusikanten dabei,<br />

werden auch junge Komponisten gefördert,<br />

einheimische Komponisten? U.v.m.<br />

Wichtig ist, den Zuhörer mit der Darbietung<br />

zu erreichen. Der Konzertbesucher<br />

muss was fühlen. Wenn wir imstande sind,<br />

dass der Hörer einmal während des Konzertes<br />

eine Gänsehaut bekommt, so ist uns<br />

ein gutes Konzert gelungen. Werke müssen<br />

auch nicht immer gefallen, sondern<br />

sie können und sollen auch Fragen hinterlassen<br />

oder zum Nachdenken anregen.<br />

Allen wird man sicher nie gerecht werden.<br />

In meiner Auswahl führe ich Werke an, die<br />

ich auf Grund meiner über 20-jährigen Tätigkeit<br />

als Kapellmeister aufgeführt habe.<br />

Werke für die Mittelstufe B/C<br />

Pertusia<br />

Mariano Bartolucci<br />

Into the Raging River Steven Reineke<br />

Condacum<br />

Jan Van der Roost<br />

Shalom<br />

Philip Sparke<br />

Spanischer Zigeunertanz Pasqual Marquina<br />

Rhapsody from the low<br />

Countries<br />

Henk van Lijnschoten<br />

A Percy Grainger Suite<br />

Percy Grainger/arr.<br />

Frank Erickson<br />

Panorama Festival Overture<br />

Marc Williams<br />

Lucrezia Borgia Gaetano Donizetti<br />

All Glory Told<br />

James Swearingen<br />

O Vitinho<br />

Francesco Marques Neto<br />

Alcazar<br />

Llano<br />

Little Suite for winds Rita Defoort<br />

Ashland Park<br />

Ed Huckeby<br />

Aria Fanfare &<br />

Farandole<br />

Fritz Neuböck<br />

Die Reiter<br />

von Saignelégier<br />

Hans Möckel<br />

Omaggio a Dante Mariano Bartolucci<br />

Folk Dances<br />

Dmitri Shostakovich /arr.<br />

James Curnow<br />

Caesar and Cleopatra Gerard Boedijn<br />

Hymne a la Musique Serge Lancen<br />

El Paso Montanesa Kees Vlak<br />

Bauernhochzeit Sepp Tanzer<br />

The Battle of Varlar Rob Goorhuis<br />

Vision of Light<br />

Robert Sheldon<br />

Green Hills Fantasy Thomas Doss<br />

An English<br />

sea song Suite<br />

Philip Sparke<br />

With Trumpets<br />

and Drums<br />

Alfred Reed<br />

Ferne Weite<br />

Rolf Rudin<br />

Odyssee<br />

Jan Bosveld<br />

The King Across<br />

the Water<br />

Bruce Faser<br />

Ukrainische<br />

Bauerntänze<br />

Mary Ann Gilby<br />

A New Age<br />

Armin Kofler<br />

Schmelzende Riesen Armin Koffer<br />

Versailles<br />

Serge Landen<br />

Lonely Is The Knight Steven Melillo<br />

Peace fort he World Rob Goorhuis<br />

Little Circus<br />

Andrea Carnevali<br />

The Waltzing Cat Leroy Anderson<br />

Momentum<br />

Thomas Doss<br />

Kein schöner Land Oliver Weaspi<br />

Werke für die Oberstufe: C/D<br />

A Vision of Majesty James Swearingen<br />

Brel<br />

arr. Dominique Wyckhuys<br />

Concert Prelude Philip Sparke<br />

Marcia<br />

Luigi Cherubini<br />

Il Giudizio Universale Camillo de Nardis<br />

Marcia Trionfale Amilcare Ponchielli<br />

Serenade op. 22 Derek Bourgeois<br />

Ouverture pour un matin<br />

d`automne<br />

Serge Lancen<br />

Olandese<br />

Giovanni Orsomando<br />

Spots<br />

Klaus Peter Bruchmann<br />

Schloss Tirol<br />

Gottfried Veit<br />

Epos Tirol<br />

Erich Giuliani<br />

Rushmore<br />

Alfred Reed<br />

Arnoldo<br />

Hardy Mertens<br />

St. Martin´s Suite Jan van der Roost<br />

Cobra<br />

First Suite in Es<br />

Second Suite<br />

Bellinzona<br />

Fantasie über eine Appenzeller<br />

Volksweise<br />

Romantische Ouvertüre<br />

Corsican Litany<br />

Flores de Espana<br />

Lord Tullamore<br />

Tirol Terra Fortis<br />

September<br />

Fiefoerniek<br />

Jolly Roger<br />

Arsenal<br />

Die Felsenmühle<br />

Songs from the East End<br />

Satiric Dances<br />

Third Suite<br />

Blue Hole<br />

The Cross & The Crown<br />

Symphonic Dance <strong>Nr</strong>.<br />

3 Fiesta<br />

Mother Earth<br />

Sunstroke<br />

Gammatique<br />

Kebek<br />

Estampie<br />

Ratatouille Satirique<br />

Drink to Me Only with<br />

Thine Eyes<br />

Dance from the East<br />

Jan Bosveld<br />

Gustav Holst<br />

Gustav Holst<br />

Gian Battista Mantegazzi<br />

Paul Huber<br />

Stephan Jaeggi<br />

Vaclav Nelhybel<br />

Pascual Pérés Choví<br />

Carl Wittrock<br />

Jan van der Roost<br />

Michael A. Morgensen<br />

Hardy Mertens<br />

Armin Kofler<br />

Jan van der Roost<br />

Carl Gottlob Reissiger<br />

Pavel Stanek<br />

Norman dello Jojo<br />

Robert E. Jager<br />

Thomas Asanger<br />

Bert Appermont<br />

Clifton Williams<br />

David Maslanka<br />

Jan Bosveld<br />

Gerard Boedijn<br />

Jan van der Roost<br />

Williams Francis McBeth<br />

Erik Satie /De Meij<br />

John Wall Callcott/ Sparke<br />

Thomas Doss<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Blasmusik<br />

Sigisbert Mutschlechner,<br />

Maestro „summa cum laude“<br />

VSM-Verbandskapellmeister schließt das Bachelor-Studium für<br />

Blasorchesterleitung mit der Höchstnote ab.<br />

Sigisbert Mutschlechner,<br />

Verbandskapellmeister des VSM,<br />

hat das Bachelor-Studium für<br />

Blasorchesterleitung am Bozner<br />

Musikkonservatorium mit der<br />

Höchstnote abgeschlossen.<br />

Sigisbert Mutschlechner dirigierte die Musikkapelle Toblach bei seinem<br />

Diplomkonzert, bei dem auch das von ihm komponierte dreisätzige Werk „Ortler<br />

DIAGONAL“ uraufgeführt wurde.<br />

Mit dem öffentlichen Diplomkonzert hat<br />

der Musiklehrer und Kapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner, seines Zeichens seit<br />

2007 VSM-Verbandskapellmeister, am<br />

vergangenen 11. Oktober das Bachelor-<br />

Studium für Blasorchesterleitung mit 110<br />

Punkten und dem Prädikat „summa cum<br />

laude“ abgeschlossen.<br />

Der 37-jährige Pusterer ist damit nach<br />

der Meranerin Stefanie Menz und dem<br />

Haflinger Patrik Gruber der letzte der drei<br />

„Pioniere“, die vor drei Jahren diesen<br />

neu eingeführten Studiengang am Bozner<br />

Konservatorium begonnen haben. Er<br />

hat das Diplomkonzert mit „seiner“ Musikkapelle<br />

gestaltet, dirigiert und selbst<br />

moderiert. Das Konzertprogramm musste<br />

dem Prüfungsprogramm angepasst sein<br />

und daher sowohl Solowerke beinhalten<br />

wie auch die Uraufführung einer Eigenkomposition.<br />

„Das stimmige Programm<br />

aus anspruchsvoller Blasmusik und der<br />

herrliche Klang des Orchesters“ haben<br />

schließlich den Ausschlag zur Höchstbenotung<br />

gegeben, hob Felix Resch hervor.<br />

Der scheidende Direktor des Bozner<br />

Konservatoriums unterstrich, dass dieser<br />

bislang in Italien einzigartige Studiengang<br />

den Studenten ermögliche, mit Blasorchestern<br />

auf hohem Niveau zu arbeiten.<br />

Vergleichbare universitäre Ausbildungen<br />

gibt es in Augsburg und der Schweiz,<br />

wie dies Sigisbert Mutschlechner in seiner<br />

Diplomarbeit über die Dirigentenausbildung<br />

im europäischen Vergleich auch<br />

analysierte. Die Dirigentenausbildung am<br />

Bozner Konservatorium wurde 2011 in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) ins Leben gerufen.<br />

Gemeinsam mit Felix Resch bildeten<br />

die Professoren Thomas Doss (Dirigieren),<br />

Eduard Demetz (Komposition), Hannes<br />

Kerschbaumer (Harmonielehre), Roberto<br />

Gander (Konzertsolist) und Marina Giovannini<br />

(Klavier) die Prüfungskommission<br />

beim Diplomkonzert im Gustav-Mahler-<br />

Saal in Toblach. Noch vor wenigen Jahren<br />

wäre es wohl undenkbar gewesen, dass<br />

die Prüfungskommission hinausfährt, um<br />

vor Ort ein Diplomkonzert abzunehmen,<br />

erklärte Felix Resch am Rande des Konzertes<br />

in Toblach und freute sich über<br />

diese Entwicklung. Als nächster Schritt<br />

müsste die Einrichtung eines weiterführenden<br />

Bienniums hin zum Masterstudium<br />

folgen, ergänzte er.<br />

Das Professorenteam sowie das Publikum<br />

zeigten sich begeistert von den<br />

Leistungen des Dirigenten und der Musikkapelle<br />

Toblach und gratulierten mit<br />

anhaltendem Applaus zum großartigen<br />

Erfolg.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 35


Aus Verband und Bezirken<br />

Eine atemberaubende Klangwolke<br />

Finale des Österreichischen Bundeswettbewerbs<br />

„Musik in kleinen Gruppen“ zu Gast in Toblach<br />

Das Flötenquartett „Lady Birds“ (Tirol):<br />

2. Rang<br />

Das Blechbläserquintett „Brass Boys“ aus Kärnten sicherte sich mit 98,7 Punkten den<br />

Gruppensieg der Vorrunde in der Altersstufe D und gewann am Sonntag das Finale.<br />

Das gemischte Ensemble „Esprit“<br />

(Oberösterreich): 3. Rang<br />

Einmal mehr war das geschichtsträchtige<br />

Grand Hotel Toblach musikalisches Zentrum<br />

– nicht nur für Südtirol, sondern für ganz<br />

Österreich. 52 Ensembles aus Österreich,<br />

Liechtenstein und Südtirol haben dort am<br />

25. und 26. Oktober am Bundeswettbewerb<br />

„Musik in kleinen Gruppen“ des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes teilgenommen.<br />

Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />

ist seit 1974 fixer Bestandteil der österreichischen<br />

Blasmusikszene und findet<br />

alle zwei Jahre rund um den österreichischen<br />

Nationalfeiertag statt. 1992 fand die<br />

Finalrunde des Wettbewerbes im Michael-<br />

Pacher-Haus in Bruneck statt. Heuer - nach<br />

22 Jahren - wird diese wiederum vom Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) ausgerichtet.<br />

„Wir sind stolz, dass wir Südtirol<br />

als Partnerverband im Österreichischen<br />

Blasmusikverband (ÖBV) haben“, erklärte<br />

ÖBV-Präsident Matthäus „Hois“ Rieger<br />

zum Auftakt des Wettbewerbs. Er freue<br />

sich, dass nach 22 Jahren die Finalrunde<br />

dieses Ensemblewettbewerbs wiederum in<br />

Südtirol ausgetragen wird: „Der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) setzt immer<br />

wieder starke Impulse und gestaltet<br />

aktiv die Blasmusik im Alpenraum mit.“ Gemeinsam<br />

mit dem ÖBV-Bundesjugendreferenten<br />

Helmut Schmid bedankte er sich<br />

für die „tolle Gastfreundschaft“. Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer gab den Dank<br />

postwendend an die österreichischen Gäste<br />

zurück und hob hervor, wie wichtig die<br />

grenzüberschreitende Zusammenarbeit im<br />

Allgemeinen und die Jugendarbeit im Besonderen<br />

sei, die die Blasmusikverbände<br />

leisten: „Jeder in die musikalische Ausbildung<br />

investierte Euro ist gut investiertes<br />

Geld.“ Die österreichische Blasmusiklandschaft<br />

floriere unter anderem durch<br />

die musikalische und persönliche Weiterentwicklung<br />

der Blasmusikjugend, analysierte<br />

Helmut Schmid.<br />

Rund 5000 junge Musikerinnen und<br />

Musiker haben sich in den elf Ländern<br />

der Herausforderung des Ensemblewettbewerbs<br />

„Musik in kleinen Gruppen“ auf<br />

Bezirks- und Landesebene gestellt. Die<br />

besten 52 davon haben die „Fahrkarte“<br />

nach Toblach gelöst. Der zehnjährige<br />

Schlagzeuger Christian David Edlinger<br />

aus Kärnten vom „Trio Schlagabtausch“<br />

war der jüngste, der 51-jährige Saxofonist<br />

Manfred Hangler aus Oberösterreich der<br />

älteste der insgesamt 199 Finalteilnehmer.<br />

Ganz besonders freue es ihn, dass mittlerweile<br />

der Schwerpunkt zur Förderung von<br />

vereinsinternen Ensembles Früchte getragen<br />

habe, hob Schmid weiters hervor und<br />

verweis auf 14 Ensembles, deren Mitglieder<br />

aus einer Musikkapelle kommen. Dies<br />

unterstreiche eine der Zielsetzungen dieses<br />

Wettbewerbes.<br />

Mit musikalischen Gustostückerln und<br />

außergewöhnlicher Bühnenpräsenz wurde<br />

das Grand Hotel Toblach mit seinem faszinierenden<br />

Ambiente zwei Tage lang in<br />

eine atemberaubende Klangwolke eingehüllt.<br />

Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

gemeinsam mit der Gemeinde Toblach<br />

und der örtlichen Musikkapelle habe für<br />

die Wettbewerbsteilnehmer, ihre Begleiter,<br />

die Juroren und das Publikum optimale<br />

Rahmenbedingungen geschaffen,<br />

bestätigten die Verantwortlichen unisono<br />

und bedankten sich für die gute Zusammenarbeit<br />

und hervorragende Organisa-<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Euph 4 Fun<br />

Musik verbindet – eine grenzüberschreitende Freundschaft (v.l.): VSM-Obmann Pepi<br />

Fauster, ÖBV-Präsident Matthäus „Hois“ Rieger, Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />

ÖBV-Bundjugendreferent Helmut Schmid und sein Stellvertreter Gerhard Forman,<br />

Bürgermeister Guido Bocher und Bernhard Mair (Vizebürgermeister und Präsident<br />

des Kulturzentrums Grand Hotel Toblach)<br />

Posaunenquartett der Musikschule Lana<br />

tion. Die Zuhörer im Gustav-Mahler-Saal,<br />

im Spiegelsaal und im Gemeinschaftssaal<br />

waren begeistert vom hohen Niveau der<br />

auftretenden Gruppen. Neben den gezeigten<br />

Leistungen seien aber vor allem<br />

die Spielfreude und die Lust am Musizieren<br />

aufgefallen, erklärte der renommierte<br />

Posaunist Lito Fontana, einer der Juroren.<br />

Am Samstagabend präsentierte sich das<br />

Südtiroler Jugendblasorchester (SJBO) im<br />

Gustav-Mahler-Saal erstmals unter der Leitung<br />

von Josef Feichter. Schwungvoll und mit<br />

jugendlichem Elan begeisterte es das Publikum<br />

im vollbesetzten Saal. Im Rahmen des<br />

Konzertes wurden die zehn für das große<br />

Finale nominierten Ensembles bekanntgegeben.<br />

Für diese galt es am Sonntagvormittag<br />

vor der großen Jury mit einem Stück aus<br />

dem Pflichtprogramm des Vortages gegeneinander<br />

anzutreten. Am Sonntagmittag –<br />

nach einem wahren Mammutprogramm für<br />

Teilnehmer und Juroren - standen die Sieger<br />

fest: die „BRASS BOYS“ aus Kärnten. Sie<br />

sicherten sich damit auch die Wandertrophäe<br />

der Musikhaus-Gemeinschaft VDHM<br />

und einen 1000-Euro-Gutschein der Instrumentenfirma<br />

Yamaha. Das Euphoniumquartett<br />

„Euph 4 Fun“ schaffte es als einziges<br />

der fünf Südtiroler Ensembles ins Finale.<br />

Stephan Niederegger<br />

Die Ergebnisse im Einzelnen:<br />

1. Brass Boys, Kärnten – Blechbläser (Stufe D)<br />

2. Ladybirds, Tirol – Holzbläser (Stufe A)<br />

3. Esprit, Oberösterreich – Gemischtes Ensemble (Stufe C)<br />

4. MasemisamA, Oberösterreich – Gemischtes Ensemble (Stufe B)<br />

5. Rang: Social ClariNetwork, Salzburg – Holzbläser (Stufe S)<br />

Die weiteren Finalisten (in alphabetischer Reihenfolge):<br />

- Catch Basin Brass Quintett, Tirol – Blechbläser (Stufe C)<br />

- Euph 4 Fun, Südtirol – Blechbläser (Stufe B)<br />

- Lucky Break, Oberösterreich – Schlagzeug (Stufe B)<br />

- Slapping Saxes, Tirol – Holzbläser (Stufe S)<br />

- Zu Zwoat, Salzburg – Schlagzeug (Stufe C)<br />

Die Ergebnisse der<br />

Südtiroler Ensembles:<br />

- Schlagzeugtrio „To-Ki-Jo“<br />

(Leitung Wolfgang Schrötter) - 88,3 Punkte, Stufe A<br />

- gemischtes Ensemble „Trio Giocoso“<br />

(Leitung Martina Gasser & Riccarda Janissen)<br />

92,0 Punkte, Stufe B<br />

- Querflötentrio „Trifolium“<br />

(Leitung Martina Gasser) - 92,3 Punkte, Stufe A<br />

- Posaunenquartett der Musikschule Lana<br />

(Leitung Hans Finatzer) – 95,7 Punkte - Stufe C)<br />

- Bläserquartett „Euph 4 Fun“<br />

(Leitung Hans Finatzer)<br />

96,0 Punkte, Gruppensieger der Stufe B und Finalteilnahme<br />

Trio Giocoso<br />

Trifolium<br />

To-Ki-Jo<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 37


Aus Verband und Bezirken<br />

Fenster in die<br />

bunte Welt der Blasmusik<br />

Erfolgreiche Südtiroler Blasmusiktage <strong>2014</strong><br />

Mit der neuen VSM-Festmusik von Sigisbert Mutschlechner und einem beeindruckenden Festkonzert hat die Musikkapelle Villnöß<br />

unter der Leitung von Kpm. Hans Pircher die Südtiroler Blasmusiktage eröffnet.<br />

Drei Tage lang hat der Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) viele Fenster in die<br />

bunte Welt der Blasmusik geöffnet. Vom 6.<br />

bis 8. November gab es ein dicht gedrängtes<br />

Programm von Tagungen, Workshops<br />

und Konzerten: die Südtiroler Blasmusiktage<br />

<strong>2014</strong> – ein Forum für Kapellmeister,<br />

Dirigenten, Musiker und Musikkapellen.<br />

Nach den Sepp-Thaler-Musiktagen 2007<br />

und 2011 in Auer präsentierte sich die dritte<br />

Auflage dieser im Dreijahresrhythmus stattfindenden<br />

Musiktage mit einem neuen Na-<br />

men. Die Musikkapelle Villnöß unter der<br />

Leitung von Kapellmeister Hans Pircher<br />

hat mit einem beeindruckenden Festkonzert<br />

im Konzerthaus „Joseph Haydn“ den<br />

Veranstaltungsreigen eröffnet.<br />

Blasmusikpreis des<br />

Landes Südtirol <strong>2014</strong><br />

Im Rahmen des Konzertes hat Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer die Musikkapellen<br />

von Afing, Wengen, Vintl, Toblach<br />

und die Bürgerkapelle Lana mit dem zu je<br />

3000 Euro dotierten Preis prämiert. 21 Musikkapellen<br />

- von der Mittelstufe (B) bis zur<br />

Höchststufe (D) - haben sich um den von<br />

der Kulturabteilung des Landes gestifteten<br />

Preis beworben. Thomas Pardatscher (Kulturabteilung<br />

des Landes), Alexandra Pedrotti<br />

(Bereich Deutsche Musikschulen)<br />

sowie Markus Silbernagl (VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter),<br />

Klaus Bragagna<br />

(VSM-Verbandskassier) und VSM-Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster bildeten die<br />

Jury. Der Preis sei „eine besondere Anerkennung<br />

an Mitgliedskapellen des VSM,<br />

die sich in ihrer Arbeit sowohl als Träger<br />

von Kultur im Allgemeinen und Blasmusikkultur<br />

im Speziellen als auch im sozialen<br />

und gesellschaftlichen Engagement besonders<br />

verdient gemacht haben“, unterstrichen<br />

Kulturlandesrat Philipp Achammer<br />

und Pepi Fauster in ihrer Laudatio.<br />

10 Jahre Südtiroler<br />

Jugendblasorchester (SJBO)<br />

Eine Sternstunde der Blasmusik: Das Galakonzert des Südtiroler<br />

Jugendblasorchesters SJBO unter der Leitung von Josef Feichter mit der Kinderchor-<br />

Gemeinschaft „Junge Stimmen“ und der Solistin Anna Lucia Nardi.<br />

Mit dem Galakonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />

SJBO unter der Leitung<br />

von Josef Feichter und unter Mitwirkung<br />

der 80-köpfigen Kinderchor-Gemeinschaft<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

„Junge Stimmen“ und der Alt-Solistin Anna<br />

Lucia Nardi sind die Blasmusiktage tags<br />

darauf mit einer wahren „Sternstunde der<br />

Blasmusik“ zu Ende gegangen. Dieses Konzert<br />

stand ganz im Zeichen des 10-jährigen<br />

Bestehens des Orchesters. Die zu diesem<br />

Anlass eingespielte CD „Leben“ lässt Meilensteine<br />

der Orchestergeschichte hören.<br />

Auszüge aus diesem Tonträger bildeten<br />

auch das Konzertprogramm. Die im Vorjahr<br />

uraufgeführte „Sinfonie der Lieder“<br />

(Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4) von Johan de Meij war dabei<br />

ebenso vertreten wie die Siegerwerke<br />

des heurigen Kompositionswettbewerbes<br />

des VSM: die „Passacaglia“ von Karl Horst<br />

Wichmann wurde mit dem dritten Platz<br />

prämiert. Peter Engl („Perfect World“)<br />

und Hans van der Heide („Recuerdos de<br />

Buenos Aires“) teilten sich ex equo den<br />

zweiten Platz.<br />

v.l. VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter Markus Silbernagl, VSM-<br />

Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner und (rechts) VSM-Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster gratulierten den Preisträgern des VSM-Kompositionswettbewerbs (Mitte<br />

v.l.) Karl Horst Wichmann, Hans van der Heide und Peter Engl.<br />

Komponistenwerkstatt<br />

Wie schon vor drei Jahren wurde im<br />

Rahmen der Musiktage auch eine Komponistenwerkstatt<br />

mit dem renommierten<br />

Schweizer Komponisten Oliver Waespi angeboten.<br />

Bereits seit dem Frühjahr war er<br />

mit Simon Öggl aus Schlanders und Lukas<br />

Gasser aus Villanders in Kontakt. Die Ergebnisse<br />

der „Zwei von Drei“ sehr zeitgenössisch<br />

ausgelegten „Movements“ (Öggl)<br />

und die musikalischen Impressionen „Kanada“<br />

(Gasser) wurden von Donnerstag bis<br />

Samstag verfeinert und mit dem Jugendblasorchester<br />

Bozen (JuBoB) unter der<br />

Leitung von Markus Silbernagl im Werkstattkonzert<br />

vorgestellt. Silbernagl, seines<br />

Zeichens VSM-Verbandskapellmeister-<br />

Stellvertreter, ist es gelungen, die Noten<br />

auf dem Papier in so kurzer Zeit auf der<br />

Bühne zum Klingen zu bringen.<br />

Jugendleiter- und<br />

Kapellmeistertagung<br />

Rund 30 Jugendleiterinnen und Jugendleiter<br />

ließen sich das Referat des deutschen<br />

Musikpädagogen Michael Stecher nicht entgehen.<br />

In seiner mitreißenden Art zog er<br />

die Teilnehmer in seinen Bann und zeigte<br />

biologische, psychische und gesellschaftliche<br />

Zusammenhänge auf, die in der Jugendarbeit<br />

eine Rolle spielten. Parallel dazu<br />

beschäftigten sich über 50 aktive und angehende<br />

Kapellmeisterinnen und Kapellmeister<br />

mit dem Thema der Probendidaktik.<br />

Die Musikkapelle St. Michael/Eppan stellte<br />

Gruppenbild mit den Siegerkapellen des Blasmusikpreises (hinten von links): VSM-<br />

Verbandsobmann Pepi Fauster, Martin Knoll (Kpm. BK Lana), Christian Schwarz<br />

(Obmann BK Lana), Stephan Ploner (Kpm. MK Wengen), Markus Complojer<br />

(Obmann MK Wengen), Hermann Rienzner (Obmann MK Toblach), Sigisbert<br />

Mutschlechner (Kpm. MK Toblach) und Kulturlandesrat Philipp Achammer. Vorne<br />

von links: Günther Reichhalter (Obmann MK Afing), Christof Reiterer (Kpm. MK<br />

Afing), Christian Kofler (Obmann MK Vintl) und Erwin Fischnaller (Kpm. MK Vintl)<br />

sich als Übungskapelle zur Verfügung.<br />

Die Dirigenten Thomas Doss und Philipp<br />

Kufner analysierten in der praktischen Probenarbeit<br />

mit vier aktiven Teilnehmern und<br />

den Tagungsteilnehmern verschiedene Methoden<br />

zur Probengestaltung und gaben<br />

Tipps zu geeigneter Literatur.<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster<br />

konnte zu den beiden Konzerten zahlreiche<br />

Ehrengäste begrüßen, allen voran Bischof<br />

Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher,<br />

Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />

den Direktor des Bozner Konservatoriums<br />

Heinrich Unterhofer, Alexandra<br />

Pedrotti als Vertreterin des Bereichs für<br />

Deutsche Musikschulen des Landes sowie<br />

Vertreter von befreundeten Verbänden<br />

und Vereinen. Durch ihre Anwesenheit<br />

haben sie ihre Wertschätzung gegenüber<br />

dem VSM im Allgemeinen und der wertvollen<br />

Arbeit jeder einzelnen Musikkapelle<br />

im Besonderen unterstrichen: „Es lebe die<br />

Blasmusik in Südtirol!“<br />

Stephan Niederegger<br />

CD-Cover „Leben“<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 39


Aus Verband und Bezirken<br />

Das Musizieren auf der Straße war Schwerpunkt<br />

des Stammtisches, zu dem sich die<br />

Stabführer der Pustertaler Musikkapellen<br />

Ende Oktober getroffen haben. Dabei erläuterte<br />

Florian Lahner, seines Zeichens Beamter<br />

der Stadtpolizei Bruneck und Mitglied der<br />

Musikkapelle Reischach, die Verantwortung<br />

bei öffentlichen Veranstaltungen im Allgemeinen<br />

und bei Aufmärschen im Besonderen.<br />

Erster Ansprechpartner für öffentliche Veranstaltungen<br />

sei grundsätzlich die jeweilige<br />

Gemeinde, sagte Lahner und zeigte die bürokratischen<br />

Schritte auf, die bei der Organisation<br />

einer öffentlichen Veranstaltung – ob im<br />

Freien und in geschlossenen Gebäuden – zu<br />

berücksichtigen sind. Auch der Ordnungsdienst<br />

durch die Feuerwehren müsse mit den<br />

örtlichen Polizeibehörden abgesprochen werden,<br />

hob Lahner hervor. Großes Unbehagen<br />

äußerten die anwesenden Stabführer über<br />

etwaige Haftungsansprüche bei Unfällen.<br />

Hans Hilber, Obmann des Bezirks Bruneck<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />

bestätigte in diesem Zusammenhang, dass<br />

die Musikkapellen durch die Haftpflichtversicherung<br />

des VSM gegenüber Dritten abgesichert<br />

seien, allerdings diese die eigenen<br />

Schäden nicht abdecke. Daher sei es gerade<br />

für größere Veranstaltungen und Umzüge<br />

ratsam, eine eigene Haftpflichtversicherung<br />

Pusterer Stabführer-Stammtisch<br />

Verantwortung bei öffentlichen Veranstaltungen und<br />

Wichtigkeit der Marschauftritte zum Thema gemacht<br />

abzuschließen. Grundsätzlich werde es ehrenamtlichen<br />

Vereinen durch zunehmende<br />

bürokratische Hürden immer schwerer gemacht,<br />

Veranstaltungen zu organisieren, war<br />

der einstimmige Tenor der Stammtischrunde.<br />

Wichtig sei eine gute und frühzeitige Vorbereitung,<br />

wobei für Fragen die VSM-Funktionäre<br />

auf Bezirks- und Landesebene kontaktiert<br />

werden können, hob Bezirksstabführer<br />

Hansjörg Algrang hervor. Er verwies auch auf<br />

das Landesmusikfest im Oktober 2015 und<br />

lud schon jetzt die Kapellen ein, sich zahlreich<br />

daran zu beteiligen. In der weiteren Diskussion<br />

wurde die Wichtigkeit des Stabführers<br />

und der Marschauftritte hervorgehoben. Leider<br />

gäbe es in einigen Musikkapellen immer<br />

noch Probleme, Marschierproben abzuhalten.<br />

Zudem würden einige Kapellmeister die<br />

musikalische Vorbereitung der Marschauftritte<br />

vernachlässigen, obwohl viele dieser<br />

Auftritte vor einem viel größeren Publikum<br />

stattfinden als etwa die Konzertauftritte. Daher<br />

sei es wichtig und notwendig, dass der<br />

Stabführer im Vereinsvorstand sitze. Somit<br />

sei er direkt an der Vereinsführung beteiligt<br />

und genieße dadurch auch einen höheren<br />

Stellenwert in der Vereinshierarchie, zeigten<br />

sich die Teilnehmer überzeugt.<br />

Stephan Niederegger<br />

Pressereferent des VSM-Bezirks Bruneck<br />

Die Wichtigkeit der Marschauftritte im<br />

Allgemeinen und die Rolle des Stabführers<br />

im Besonderen waren Schwerpunkte des<br />

Pusterer Stabführer-Stammtisches mit dem<br />

Stadtpolizisten Florian Lahner (im Bild<br />

rechts) als Gastreferenten.<br />

Zukünftige gemeinsame Projekte auf der Tagesordnung<br />

Treffen der Vorstände des VSM-Bezirkes Sterzing und des Musikbezirks Wipptal/Stubai<br />

Den Sterzinger Bezirksvorstand des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) und<br />

den Vorstand des Musikbezirks Wipptal/Stubai<br />

verbindet eine jahrelange Freundschaft<br />

und Partnerschaft. Sie haben sich unlängst<br />

zu einer gemeinsamen Sitzung am Brenner<br />

getroffen.<br />

Die beiden Bezirke haben in der Vergangenheit<br />

schon des Öfteren gemeinsame Projekte<br />

organisiert, etwa den gemeinsamen<br />

Auftritt bei der Ankunft der ersten Milchlieferung<br />

aus dem nördlichen Wipptal beim<br />

Milchhof Sterzing.<br />

Beim Treffen haben die Vorstände unter<br />

anderem über den Sinn und Zweck der<br />

Partnerschaft und über zukünftige gemeinsame<br />

Projekte diskutiert. Auf beiden Seiten<br />

besteht ein großes Interesse, eine gemeinsame,<br />

bezirksübergreifende Jugendkapelle<br />

ins Leben zu rufen. Diese soll das Kennenlernen<br />

der jungen Musikanten nördlich und<br />

südlich des Brenners fördern und gleichzeitig<br />

den Jugendlichen ermöglichen, in einer<br />

größeren Formation zu musizieren.<br />

Ein solches Projekt gab es bereits im Jahr<br />

1999 zwischen den beiden Bezirken und<br />

soll voraussichtlich im nächsten Jahr erneut<br />

gestartet werden. Einen möglichen Auftritt<br />

könnte es etwa im nächsten Jahr beim Landesmusikfest<br />

in Meran geben. Bei dem Treffen<br />

haben die Bezirksvertreter weiters über<br />

verschiedene Ideen für zukünftige Projekte<br />

diskutiert, etwa über ein gemeinsames Bezirksorchester<br />

für Musikanten in der Altersgruppe<br />

von über 40 Jahren. „Ein Bezirk<br />

dieser Größe ist leider zu klein, um ein solches<br />

Projekt allein zu organisieren, aber als<br />

grenzüberschreitendes Gemeinschaftsprojekt<br />

wäre es sicher durchführbar“, ist der<br />

Obmann des Musikbezirks Wipptal/Stubai,<br />

Ernst Tanzer, überzeugt. Deshalb sei eine solche<br />

Partnerschaft sehr wichtig und müsse<br />

auch in Zukunft gepflegt und erhalten werden.<br />

Meinhard Oberhauser, der Obmann<br />

des VSM-Bezirks Sterzing, wünscht sich jedes<br />

Jahr ein solches Treffen zwischen den<br />

beiden Bezirksvorständen. Man könne sich<br />

dabei über aktuelle Themen und Probleme<br />

unterhalten sowie Tipps und Vorschläge austauschen,<br />

betonte Oberhauser.<br />

Margit Fuchs<br />

Die Bezirksvertreter aus Sterzing und<br />

Wipptal/Stubai bei ihrer gemeinsamen<br />

Sitzung<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

verband<br />

südtiroler<br />

musikkapellen<br />

Programmvorschau<br />

Zweimonatskalender<br />

Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />

Fr-Sa, 02.-03. Jänner 2015 VSM Führungskräfte-Seminar, 3. Modul Sarns/Brixen Haus St.Georg 15.00<br />

Sa, 03. Jänner 2015 Bezirk Bruneck 2. Konzert Süd/Osttiroler Blasorchester 40+ Matrei in Osttirol Tauerncenter Matrei 20.00<br />

Sa, 03. Jänner 2015 Bezirk Brixen Stammtisch für Kapellmeister Klausen Hotel Rierhof 19.00<br />

Mi, 07. Jänner 2015 Bezirk Brixen Stammtisch für Obmänner Klausen Hotel Rierhof 20.00<br />

Sa ,10. Jänner 2015 Bezirk Bruneck 8. Bezirkseisstockturnier Gais Natureisplatz 09.00<br />

So, 11. Jänner 2015 Bezirk Sterzing Jahreshauptversammlung Mauls Vereinshaus 10.00<br />

Mo, 12. Jänner 2015 Bezirk Schlanders Grundkurs Stabführer 1. Einheit Tschengls Kulturhaus 19.30<br />

Mo, 12. Jänner 2015<br />

Bezirk<br />

Brixen/Sterzing<br />

Stammtisch für Stabführer Klausen Gasthof Rier 20.00<br />

JÄNNER<br />

Mi, 14. Jänner 2015<br />

Bezirk<br />

Brixen/Sterzing<br />

Grundkurs Stabführer 1. Einheit Brixen Berufsschule Tschuggmall 19.30<br />

Sa, 17. Jänner 2015 Bezirk Brixen Wintersporttag Feldthurns Skilift 09.00<br />

Sa, 17. Jänner 2015 Bezirk Bozen Kapellmeisterschnupperkurs Girlan Probelokal 09.00<br />

Mo, 19. Jänner 2015<br />

Bezirk Bruneck<br />

Kapellmeister-Fortbildung mit Thomas<br />

Ludescher (A), 1.Teil<br />

Raum Bruneck 19.00<br />

Sa-So, 21.-22. Jänner 2015<br />

Bezirk Brixen<br />

Beginn Kapellmeister Coaching<br />

mit Stefan Köhle (A)<br />

Barbian, Lüsen Probelokal 09.00<br />

Fr, 23. Jänner 2015 Bezirk Bozen Stammtisch für Stabführer Girlan Probelokal 20.00<br />

Sa-So, 24.-25. Jänner 2015 VSM Kapellmeister-Seminar 5. Einheit Nals Lichtenburg 09.00<br />

Sa, 24. Jänner 2015 Bezirk Meran Jahreshauptversammlung Marling Kellerei Meran Burggräfler 17.00<br />

So, 25. Jänner 2015 Bezirk Schlanders Jahreshauptversammlung Schluderns Kulturhaus 09.00<br />

Do, 29. Jänner 2015 Bezirk Meran Grundkurs Stabführer 1. Einheit Obermais Altes Rathaus 19.30<br />

Sa, 31. Jänner 2015 Bezirk Schlanders<br />

Schlagzeugworkshop mit<br />

Philipp Lamprecht (Naturns)<br />

Latsch Probelokal Vormittag<br />

Mo, 02. Februar 2015<br />

Bezirk Bruneck<br />

Kapellmeister-Fortbildung mit<br />

Thomas Ludescher (A), 2.Teil<br />

Raum Bruneck 19.00<br />

Sa, 07. Februar 2015 Bezirk Bruneck Jahreshauptversammlung Kiens Vereinshaus 14.00<br />

Sa-So, 07.-08. Februar<br />

2015<br />

Bezirk Meran Kapellmeister-Fortbildung mit José Vilaplana (E) Lana Musikschule 09.00<br />

FEBRUAR<br />

Sa, 14. Februar 2015<br />

Do-So, 19.–22. Februar<br />

2015<br />

Bezirk Bruneck<br />

Kapellmeister-Fortbildung<br />

mit Thomas Ludescher (A), 3.Teil<br />

Raum Bruneck 09.00<br />

VSM Bläsertage Auer Musikschule & Aula Magna 09.00<br />

Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Bozen Jahreshauptversammlung Welschnofen Kulturhaus 15.00<br />

Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Brixen Jahreshauptversammlung Kollmann Vereinshaus 20.00<br />

Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Schlanders Kommunikationstechnik<br />

mit Susanne Steidl (Pfalzen)<br />

Kortsch Probelokal 09.00<br />

Sa, 28. Februar 2015 VSM Führungskräfte-Seminar, 4. Modul Nals Lichtenburg 09.00<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 41


Blasmusik International<br />

Zillertaler Gastlichkeit beim<br />

Funktionärstreffen<br />

Die Blasmusik als gemeinsames Anliegen in Süd-, Nord- und Osttirol<br />

Die Funktionäre der Blasmusikverbände von Nord- und Südtirol auf der Staumauer<br />

zum Speicher Zillergrund<br />

Der gesellige Austausch zwischen Funktionären<br />

des Verbandes der Blasmusikkapellen<br />

von Süd- und Nord/Osttirol hat Tradition<br />

und wird in zweijährigem Rhythmus<br />

von einem der zwei Verbände ausgerichtet.<br />

Am 20. September <strong>2014</strong> war es wieder<br />

soweit, rund 60 Blasmusikfunktionäre<br />

aus beiden Verbänden machten sich auf<br />

den Weg zu einem Tag des Austauschs,<br />

aber auch des gemütlichen Beisammenseins.<br />

Das ebenfalls an diesem Wochenende<br />

stattfindende Drei-Täler-Treffen gab<br />

dem Treffen einen stimmigen Hintergrund.<br />

Da wird ein Fest gefeiert, das an<br />

die alte Verbindung von Zillertal, Tauferer<br />

- und Ahrntal über die „Jöcher“ hinweg<br />

anknüpft. Hirten und Weidevieh, Händler,<br />

Boten und Schmuggler haben diese<br />

Wege früher benutzt. Geblieben ist die<br />

freundschaftliche Verbindung der Regionen<br />

über die Staatsgrenze hinweg.<br />

Der Bezirksverband des Musikbundes<br />

Zillertal hat dankenswerterweise die Organisation<br />

des Funktionärstreffens übernommen.<br />

Die Zillertaler zeigten sich, wie<br />

gewohnt, von ihrer gastlichsten Seite und<br />

boten ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm,<br />

das viele Eindrücke hinterließ,<br />

angefangen beim Sennereibetrieb<br />

über den Besuch in den Verbundkraftwerken<br />

bis zu einem Besuch in<br />

der Welt der Schnapsbrennerei.<br />

Ein besonderer<br />

Blick<br />

über die Alpenwelt bot sich beim Mittagessen<br />

im Restaurant Adlerblick auf 1900<br />

Meter Seehöhe.<br />

Selbstverständlich wurden alle Sehenswürdigkeiten<br />

auch entsprechend musikalisch<br />

stimmig umrahmt, Tanzlmusig,<br />

Weisenbläser und die Bundesmusikkapelle<br />

Hippach sorgten für Harmonie im<br />

besten Sinne.<br />

Gelegenheit zu Gesprächen zwischen<br />

den Funktionären der zwei Verbände<br />

gab es während des ganzen Tages genug,<br />

trotz des dichten Programmes. Am<br />

Abend wurde das etwas erschwert, denn<br />

im Hochbetrieb des Drei-Täler-Treffens<br />

war es gar nicht mehr so einfach, Gespräche<br />

zu führen.<br />

Kontakte wurden neu geschlossen oder<br />

erneuert und ein freundschaftliches Miteinander<br />

prägte den Tag, gefördert eben<br />

durch Zillertaler Gastlichkeit. Den Veranstaltern<br />

gebührt herzlicher<br />

Dank!<br />

JoWe<br />

Einkehr zum "Alpenblick"-Restaurant, hoch über dem Speicher Zillergrund (v.r.) - der<br />

Zillertaler Bezirksobmann und Schwendauer Bürgermeister Franz Hauser mit BVT-<br />

Obmann Siegfried Knapp, VSM-Obmann Pepi Fauster, VSM- Geschäftsführer Florian<br />

Müller und VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Südtiroler Musikkapellen<br />

auf Erfolgskurs<br />

Topplatzierungen für die BK Brixen und die MK Karneid bei den<br />

Konzertwertungsspielen des ÖBV<br />

Bei den Konzertwertungsspielen des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes (ÖBV)<br />

hatte der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) gleich doppelten Grund zur Freude.<br />

Bürgerkapelle Brixen ist<br />

Bundessieger in der Stufe D<br />

Am 27. September holte sich die Bürgerkapelle<br />

Brixen unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Hans Pircher den ersten Platz<br />

beim 9. Österreichischen Blasmusikwettbewerb<br />

in der Stufe D in Kärnten. Von sieben<br />

teilnehmenden Spitzenorchestern aus Österreich<br />

und Südtirol erreichte die Bürgerkapelle<br />

Brixen mit 91,67 von 100 Punkten<br />

die Höchstpunktezahl des Tages. Sie stellte<br />

sich damit klar vor die Stadtkapelle Leonding<br />

aus Oberösterreich (88,17 Punkte) und<br />

die Musikkapelle Hatting aus Tirol (87,11<br />

Punkte). Dabei überzeugten die Südtiroler<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster (links) und VSM-<br />

Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner (rechts)<br />

freuten sich mit Obmann<br />

Martin Rastner (2. v. l.) und<br />

Kapellmeister Hans Pircher<br />

(3. v. l.) über den großartigen<br />

Erfolg der Bürgerkapelle Brixen<br />

beim 9. Österreichischen<br />

Blasmusikwettbewerb in Kärnten.<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster, Othmar Falser<br />

(Obmann der MK Karneid),<br />

Markus Silbernag<br />

(Kapellmeister der MK Karneid),<br />

Walter Rescheneder<br />

(ÖBV-Bundeskapellmeister)<br />

Gäste sowohl die fünfköpfige Jury als auch<br />

das Publikum im Alban Berg Saal der Carinthischen<br />

Musikakademie in Ossiach mit<br />

dem Pflichtstück „Fragments“ von Alfred<br />

R. Stevenson, dem Pflichtkonzertmarsch<br />

„Lapis Albus“ von Christoph Glantschnig<br />

und dem Selbstwahlstück „Symphonic Metamorphosis“<br />

von Philip Sparke. Seit 1990<br />

wird dieser musikalische Wettbewerb alle<br />

drei Jahre in Kärnten ausgetragen. Mit Ausnahme<br />

von 1993 und 1996 hat der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) immer<br />

einen Teilnehmer zum Wettbewerb<br />

entsandt. Für die Bürgerkapelle Brixen<br />

war es nach 2006 bereits die zweite Teilnahme.<br />

Auch damals erzielte sie den ersten<br />

Platz. Heuer erreichte sie mit ihrem<br />

Ergebnis zudem die höchste Punktezahl<br />

des Tages, so wie es bereits der Musikkapelle<br />

Villnöß (1999) und der Stadtkapelle<br />

Bozen (2008) gelungen war.<br />

Zweiter Platz für die<br />

Musikkapelle Karneid<br />

Die Musikkapelle Karneid unter der<br />

Leitung von Kapellmeister Markus Silbernagl<br />

trat beim Österreichischen Blasorchesterwettbewerb<br />

in der Stufe B (Mittelstufe)<br />

an und platzierte sich auf dem<br />

zweiten Platz. Mit Kapellmeister Markus<br />

Silbernagl am Dirigentenpult präsentierte<br />

die Musikkapelle Karneid das Pflichtstück<br />

„Miracle of Nature“ von Fritz Neuböck<br />

und den Konzertmarsch „Meraner<br />

Herbstzauber“ von Emil Hornof sowie das<br />

Selbstwahlstück „Little English Suite“ von<br />

Clare Grundman.<br />

Rund eine Woche nach dem Erfolg der<br />

Bürgerkapelle Brixen stellten sich Kapellen<br />

der Mittelstufe (Stufe B) im oberösterreichischen<br />

Ried im Innkreis der Jury.<br />

Der Wettbewerb in dieser Leistungsstufe<br />

wurde heuer zum ersten Mal ausgeschrieben<br />

und im Rahmen der 14. Internationalen<br />

Musikmesse „MUSIC AUSTRIA“<br />

ausgetragen. Es ist dies die bisher größte<br />

Musikmesse in Österreich. Vier Tage lang<br />

haben 140 Direktaussteller von mehr als<br />

300 Firmen aus 18 Nationen die neusten<br />

Instrumente, Noten, Zubehör und Geschenkartikel<br />

ausgestellt. Teilnahmeberechtigt<br />

am Konzertwertungsspiel waren<br />

je eine Musikkapelle aus allen österreichischen<br />

Bundesländern sowie den Partnerverbänden<br />

aus Südtirol und Liechtenstein.<br />

Mit 91,33 von 100 Punkten teilte<br />

sich die Musikkapelle Karneid punktegleich<br />

mit der Musikkapelle Paudorf aus<br />

Niederösterreich den zweiten Platz. Bundessieger<br />

der Stufe B wurde mit 92,83<br />

Punkten der Musikverein Altenstadt aus<br />

Vorarlberg. Dritte wurde die Bürgerkapelle<br />

Vils aus Tirol (90,83 Punkte).<br />

Florian Müller,<br />

VSM-Geschäftsführer<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 43


Kritisch Hingehört<br />

Bläsermusik im Englischen Stil<br />

13. Internationales Brassfestival in Meran<br />

LONDON BRASS beim Auftakt zum 13. Internationalen Brassfestival im Meraner Kursaal<br />

Das heurige Internationale Meraner Brassfestival<br />

wurde mit einem musikalischen Paukenschlag<br />

eröffnet: Zwei Stunden lang präsentierte<br />

das renommierte Brassensemble<br />

LONDON BRASS Bläsermusik vom Feinsten.<br />

1986 aus dem legendären Philip-Jones-<br />

Brass-Ensemble entstanden, zählt die englische<br />

Formation rund um den Trompeter<br />

Andrew Crowley zu den Top-Adressen der<br />

Szene. Der dem Ensemble vorauseilende<br />

Ruf scheint allerdings in Südtirol nicht<br />

überall angekommen zu sein, denn gar<br />

einige Stühle im Kursaal sind leer geblieben.<br />

Schade für all jene, die diese Gelegenheit<br />

verpasst haben. Wenn auch einige<br />

der Musiker bereits mehrmals in Südtirol<br />

aufgetreten sind und auch LONDON<br />

BRASS selbst bereits vor elf Jahren beim<br />

Meraner Brassfestival zu Gast war, so ist es<br />

dennoch nicht alltäglich, dass solche Ensembles<br />

„vor unserer Haustüre“ auftreten.<br />

Mit transparentem Klang, beeindruckender<br />

Virtuosität und eigens auf das<br />

Ensemble zugeschnittenen Arrangements<br />

lassen die zehn Musiker fast kommentarlos<br />

und mit nur wenigen Moderationen die<br />

Musik für sich sprechen. Die Liebe zu alter<br />

englischer Musiktradition von vor 500<br />

Jahren ist dabei unüberhörbar. Das Programm<br />

wird mit Holbornes „The Fairie<br />

Round Suite“ eröffnet und mit einer einzigen<br />

Zugabe im gleichen Stil abgeschlossen.<br />

In feiner englischer Art, mit britischem<br />

Understatement und ohne viel Wortwitz,<br />

präsentiert sich das Ensemble ohne große<br />

Showeffekte – kammermusikalisch, zurückhaltend,<br />

aber auch immer wieder fordernd<br />

und imposant. Sie verneigen sich<br />

vor den großen Meistern wie Bach, Dvořák<br />

und Paganini, zeigen aber auch ihre feurige<br />

Seite im „Fire Dance“ von Manuel De<br />

Falla: Zum Puls der Tuba werfen sie sich<br />

die musikalischen Feuerbälle einander zu,<br />

lassen die lodernden Flammen erahnen,<br />

um sie in Variationen und verschiedenen<br />

Klangfarben weiterzureichen. Der zweite<br />

Konzertteil ist der zeitgenössischen Bläsermusik<br />

gewidmet, wobei LONDON BRASS<br />

das vorgedruckte Konzertprogramm verlässt,<br />

um zwei „druckfrische“ Arrangements<br />

zu präsentieren. In zwanzigminütigen<br />

Überraschungsvariationen („Surprise<br />

Variations“) präsentieren sich die Musiker<br />

einzeln, im Register und im Chor und zeigen<br />

– auch mit musikalischem Witz und<br />

etwas Selbstironie – eine unglaubliche<br />

Vielfalt im Bläserklang, in rhythmischen<br />

Spielereien und technischer Virtuosität.<br />

Dieser Auftakt bewies einmal mehr den<br />

hohen musikalischen Anspruch des Festivals<br />

und machte Freude auf die nächsten<br />

Termine: Die traditionelle Konzerttrilogie<br />

wurde am 11. Oktober von den derzeit<br />

besten Bläsern aus Ungarn mit dem SIR<br />

GEORG SOLTI BRASS ENSEMBLE fortgesetzt<br />

und am 18. Oktober mit dem oberösterreichischen<br />

Charme von PRO BRASS<br />

abgerundet.<br />

Stephan Niederegger<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

Zweimal Hans –<br />

Herzliche Gratulation!<br />

Verdienstmedaille des Landes Tirol an Hans Hilber<br />

und Hans Lanzinger<br />

Beim Festakt in der Innsbrucker Hofburg<br />

am 15. August <strong>2014</strong> erhielten die zwei Blasmusikfunktionäre<br />

Hans Hilber und Hans Lanzinger<br />

von den Landeshauptleuten Südtirols<br />

und Tirols, Arno Kompatscher und Günther<br />

Platter, die Verdienstmedaille des Landes<br />

Tirol für ihren großen Einsatz in verschiedenen<br />

Organisationen überreicht.<br />

Hans Hilber, Jahrgang 1960, ist Grundschullehrer<br />

in Stegen. Neben seinem Beruf<br />

war er in den letzten 40 Jahren in vielen<br />

Bereichen tätig und erwarb sich besondere<br />

Verdienste um die Jugendarbeit, die Kirche,<br />

das Bibliothekswesen, das Chorwesen,<br />

das Musikwesen sowie die Politik in<br />

seiner Heimatfraktion Stegen, seiner Heimatgemeinde<br />

Bruneck, seinem Heimatbezirk<br />

Bruneck als auch auf Landesebene.<br />

Hilber arbeitete als Jugendleiter der Jugendgruppe<br />

Stegen, Dekanatsjugendleiter<br />

und Vorsitzender des Jugenddienstes Bruneck<br />

mit. In der Pfarrgemeinde brachte er<br />

sich viele Jahre im Pfarrgemeinderat ein,<br />

ist derzeit dessen Präsident und seit 1975<br />

– also 40 Jahre - als Mesner tätig. Viele<br />

Jahre lang nahm er sich als Bibliotheksleiter<br />

bzw. im Bibliotheksrat der Aufga-<br />

ben in den Bibliotheken von Stegen und<br />

Dietenheim sowie der Stadtbibliothek von<br />

Bruneck an. Seit 1980 ist er in der Fraktionsverwaltung<br />

von Stegen aktiv und seit<br />

2007 Fraktionsvorsteher. Die Fraktion Stegen<br />

vertrat er als Gemeinderatsmitglied in<br />

der Gemeinde Bruneck von 1985 bis 2005.<br />

Auch beim Singen zeigte er als langjähriges<br />

Mitglied des Kapuzinerchores Bruneck,<br />

des Kirchenchores, des Männerchores<br />

und Leiter des Kinderchores Stegen viel<br />

Freude und Begeisterung.<br />

Sehr viel Zeit und persönlichen Einsatz<br />

schenkte er dem Blasmusikwesen. Seit<br />

der Gründung der Musikkapelle Stegen<br />

im Jahre 1983 spielt er Tenorhorn und<br />

ist, mit einer kleinen Unterbrechung, deren<br />

Obmann. Seit 1987 ist er Mitglied des<br />

Bezirksvorstandes der Musikkapellen des<br />

Pustertales, zuerst als Bezirkskassier und<br />

als Bezirksschriftführer. Seit 2007 hat er das<br />

Amt des Obmannes des Bezirkes Bruneck<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen inne<br />

und ist somit Vorstandsmitglied im VSM.<br />

Hans Lanzinger, Jahrgang 1935, wohnt<br />

in Sexten. Beruflich war er als Buschauffeur<br />

tätig. Seine Freizeit widmete er über viele<br />

Jahre verschiedenen musikalischen Vereinigungen.<br />

Er erwarb sich besondere Verdienste<br />

um das Musik- und Chorwesen<br />

als langjähriger Obmann der Musikkapelle<br />

Sexten, des Kirchenchores Sexten und Ausschussmitglied<br />

im VSM-Bezirk Bruneck.<br />

Nach seiner musikalischen Ausbildung<br />

trat Lanzinger 1947 in die Musikkapelle<br />

Sexten ein und war der Hauptinitiator der<br />

im selben Jahr gegründeten „Böhmischen“.<br />

28 Jahre lang, von 1971 bis 1999, stand<br />

er der Kapelle als Obmann vor und blieb<br />

bis zum Vorjahr aktives Mitglied (64 Jahre<br />

lang). Unter seiner Führung wurde das<br />

18. Bezirksmusikfest in Sexten ausgetragen.<br />

Weiters war Hans Lanzinger von<br />

1983 bis 2001 Gebietsvertreter im VSM-<br />

Bezirk Bruneck sowie von 2001 bis 2007<br />

Obmann-Stellvertreter.<br />

1951 trat Lanzinger auch dem Kirchenchor<br />

Sexten bei und war über 20 Jahre<br />

hindurch dessen Obmann. Darüber hinaus<br />

engagierte er sich sehr viele Jahre<br />

ehrenamtlich in der Pfarrei und im dörflichen<br />

Leben.<br />

Der Vorstand des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen freut sich mit den beiden<br />

Geehrten über die erhaltene Auszeichnung<br />

und Anerkennung, die sie sich besonders<br />

auf Grund ihres großen Einsatzes<br />

um die Blasmusik wirklich redlich verdient<br />

haben. Er bedankt sich für die vielen ehrenamtlich<br />

geleisteten Stunden, die beide<br />

im Auftrag und zur Weiterentwicklung der<br />

Blasmusik auf Orts-, Bezirks- und Landesebene<br />

der Gemeinschaft zur Verfügung<br />

gestellt haben.<br />

Herzliche Gratulation!<br />

Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />

Zweimal Hans: Hans Hilber aus Stegen und Hans Lanzinger aus Sexten erhielten aus den Händen der Landeshauptleute von<br />

Nord- und Südtirol, Günther Platter und Arno Kompatscher, die Verdienstmedaille des Landes Tirol. (Fotos „Frischauf-Bild“)<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 45


Zur Person<br />

Das Saxophon und die Posaune<br />

mit sechs unabhängigen Ventilen<br />

Nachhaltige und erfolglose Erfindungen von Adolphe Sax<br />

Der Belgier Adolphe Sax, vor 200 Jahren<br />

geboren, stellte die Musiker mit seinen<br />

Erfindungen oftmals vor unlösbare<br />

Herausforderungen; sein Saxophon hat<br />

sich jedoch durchgesetzt.<br />

Adolphe Sax, am 6. November vor 200<br />

Jahren im belgischen Dinant geboren, ist der<br />

Nachwelt nicht nur durch das Saxophon und<br />

die Saxhörner in Erinnerung geblieben. Trotz<br />

persönlicher Anfeindungen seiner Gegner und<br />

größerer gesundheitlicher Beschwerden war<br />

er als Erfinder und Konstrukteur unermüdlich<br />

aktiv. Der Brite Wally Horwood, langjähriger<br />

Redakteur des Magazins WINDS und Autor<br />

der Biographie „Adolphe Sax – his life and<br />

legacy“ schreibt dort im Kapitel „Abortive<br />

Inventions“ (Erfolglose Erfindungen) u.a.<br />

Im April 1852 wurde die Oper „Der ewige<br />

Jude“ von Halévy an der Pariser Oper inszeniert.<br />

Für die Bühnenmusik benötigte man<br />

Instrumente in Helikon-Form, die an die römische<br />

Buccina erinnern sollten. Sax entwarf<br />

einige Ventilinstrumente dieser Größe,<br />

die er Saxtuba nannte. Ihre Erscheinung<br />

auf der Opernbühne sorgte für eine Sensation.<br />

Das vergrößerte Klangvolumen des<br />

Instruments führte man auf die Verringerung<br />

der engen Windungen in den Stimmzügen<br />

zurück.<br />

Man setzte die Saxtuba auch mit Erfolg<br />

in Militärkapellen ein. Als sich noch<br />

im gleichen Jahr mehr als 1500 Musiker<br />

auf dem Marsfeld versammelten, erzählte<br />

man, dass zwölf Saxtuben das gesamte Orchester<br />

dominiert hätten. „Die Posaune ist<br />

im Vergleich zur Saxtuba nicht mehr als ein<br />

Kazoo“, hieß es in einem zeitgenössischen<br />

Pressebericht. Über den Effekt, den diese<br />

Instrumente ausgeübt haben müssen, kann<br />

man nur spekulieren. Eines ist gewiss: Ihr<br />

Ruhm war nur sehr kurz. Die Posaune war<br />

nie in Gefahr und ihr Rivale war 1867 bereits<br />

verschwunden.<br />

Eine anderes Problem des Blechblasinstrumentenbaus<br />

beschäftigte Sax damals:<br />

Intonationsprobleme bei gleichzeitiger Verwendung<br />

von zwei oder mehr Ventilen. Es<br />

leuchtet ein, dass sich beim Drücken des<br />

ersten Ventils, wenn sich die Tonhöhe um<br />

zwei Halbtöne erniedrigt, keine Intonationsprobleme<br />

ergeben. Gleiches gilt beim jeweils<br />

unabhängigen Drücken des zweiten oder<br />

dritten Ventils, wodurch die Tonhöhe um<br />

einen bzw. drei Halbtöne erniedrigt wird.<br />

Probleme tauchen beim gleichzeitigen Betätigen<br />

mehrerer Ventile auf. Will man z.B.<br />

ein klingendes B um fünf Halbtöne nach<br />

f erniedrigen, so hat man auf einem dreiventiligen<br />

Instrument nur die Möglichkeit,<br />

das erste und das dritte Ventil zu drücken.<br />

Mit dem ersten Ventil klingt der Ton, wie<br />

gesagt, zwei Halbtöne tiefer. Betätigt man<br />

das dritte Ventil, dann hat man zwar die<br />

drei weiteren Halbtöne, jedoch in Bezug<br />

zur originalen Rohrlänge des Instruments.<br />

Da diese aber durch das Drücken des ersten<br />

Ventils bereits verlängert wurde, reicht<br />

die weitere Verlängerung des Luftweges nur<br />

durch den dritten Ventilzug nicht aus und<br />

der erzeugte Ton ist zu hoch.<br />

Bei kleineren Instrumenten ist dieses Problem<br />

in der Regel lösbar, wenn der Bläser<br />

sich auf sein Gehör verlässt und die Lippenspannung<br />

entsprechend anpasst. Bei Instrumenten<br />

in Tenor-, Bass- und Kontrabasslage<br />

stößt man jedoch auf wirkliche Stimmprobleme,<br />

die nur auf mechanischem Weg behoben<br />

werden können. Seit etwa 1850 hat<br />

man mehrere Verbesserungen entwickelt<br />

und patentiert. Keine war jedoch wirklich<br />

Das Saxophon ist mittlerweile in jedem<br />

Blasorchester vertreten.<br />

erfolgreich, bis D. J. Blaikley 1874 sein<br />

„kompensierendes Ventil“ auf den Markt<br />

gebracht hat. Dies sorgte beim Gebrauch<br />

von zwei oder mehreren Ventilen automatisch<br />

für eine entsprechende Verlängerung<br />

des Rohres.<br />

Sax packte das Problem auf seine eigene<br />

Art an und ging dabei von einer einfachen<br />

Idee aus. Das Bauprinzip der Zugposaune<br />

hatte sich seit mehr als 300 Jahren nicht<br />

verändert. Besonders im 19. Jahrhundert<br />

sahen viele Instrumentenbauer jedoch den<br />

Zug als etwas Altmodisches an, das durch<br />

das Ventil verdrängt werden sollte. Die stärksten<br />

Reaktionen gegen die Ventilposaune<br />

kamen – und kommen – von den Posaunisten<br />

selbst. Dies war nicht die übliche Opposition<br />

gegenüber allem Neuen und die<br />

Musiker dürften für ihre Argumente (offener<br />

Ton des Instruments, freie Position<br />

des Zuges etc.) auch viel Zustimmung erhalten<br />

haben. Sax bildete hier keine Ausnahme.<br />

Er baute sowohl Zug- als auch<br />

Ventilposaunen, manchmal Zugposaunen<br />

mit einem einzigen Ventil, das den Tonumfang<br />

nach unten erweiterte und somit eine<br />

Grundlage für die heutige Tenor-Bass-Posaune<br />

bildete.<br />

Auf seiner Suche nach guter Ventilintonation<br />

beschäftigte sich Sax mit den sieben<br />

Zugpositionen der Posaune, die in Kombi-<br />

46<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Saxtuba – ein „gewichtiges“ Instrument,<br />

das in Vergessenheit geraten ist …<br />

… ebenso wie die Posaune mit sechs<br />

Ventilen.<br />

Fast schon gespenstisch mutet diese<br />

„Posaune“ mit ihren 13 unabhängigen<br />

Trichtern an.<br />

nation mit den jeweiligen Obertönen das Instrument<br />

voll chromatisch nutzbar machten.<br />

Jeder Ton kann perfekt intoniert werden,<br />

da man den Zug genau platzieren kann.<br />

Der Erfinder baute daraufhin eine Posaune<br />

mit einer Rohrlänge, die auf dem<br />

siebten Zug basierte, also auf der weitesten<br />

Position. Ergänzt um sechs Ventile, die stets<br />

einzeln und nie in Kombination zu benutzen<br />

waren, entwickelte er ein System, bei<br />

dem mit jeder Ventilbenutzung das Rohr in<br />

Anlehnung an die entsprechenden Zugpositionen<br />

verkürzt wurde. Da es nun nicht<br />

mehr nötig war, mehr als ein Ventil zugleich<br />

zu betätigen, konnte jeder Ton genau intoniert<br />

werden.<br />

Das Rohr des Instruments war so geführt,<br />

dass man drei horizontal angeordnete Ventile<br />

mit der rechten Hand bedienen konnte<br />

und die anderen drei vertikal angeordneten<br />

Ventile mit der linken Hand. Das ganze Instrument<br />

erregte großes Interesse, wurde<br />

aber nie vollständig akzeptiert. Zum einen<br />

war da das Gewicht, mit dem sich das Instrument<br />

nicht gerade als marschiertauglich<br />

erwies. Darüber hinaus – wie bereits<br />

erwähnt – bevorzugten die Musiker die Flexibilität<br />

des Zuges gegenüber diesem komplizierten<br />

Mechanismus. Andererseits gab<br />

es keine Zweifel, dass die „trombone avec<br />

six pistons a tubes individuelles“ leichter zu<br />

intonieren war als auf einem Instrument mit<br />

einem oft schwerfälligen Zug.<br />

Es wurden Etüden geschrieben, von denen<br />

man behauptete, sie seien ausschließlich<br />

auf diesem 6-ventiligen Instrument<br />

spielbar. Die Spieltechnik unterschied sich<br />

allerdings sehr von derjenigen der 3- oder<br />

4-ventiligen Instrumente, deren Ventile üblicherweise<br />

das Rohr verlängerten. Außerordentliche<br />

mentale Fähigkeiten wurden vom<br />

Spieler verlangt. Schon das kleinste Zögern<br />

beim Überlegen, welches Ventil zu drücken<br />

sei, hatte – günstigenfalls – eine falsche Intonation<br />

zur Folge, die man ja eigentlich verbessern<br />

wollte. Schlimmstenfalls geriet die<br />

Aufführung zum Desaster. Musiker, speziell<br />

solche, die einen Ruf zu verlieren hatten,<br />

setzten sich ungern solchen Auftrittssituationen<br />

aus. Dies mag der Hauptgrund<br />

für die mangelnde Popularität des Instruments<br />

gewesen sein.<br />

Der Erfinder nutzte seinen Einfluss, um<br />

die 6-ventilige Posaune und die Saxhörner<br />

bei der Garde Républicaine und den Gidsen<br />

zum Einsatz zu bringen. Auch als Direktor<br />

der Bühnenmusik der Pariser Oper<br />

war er auf ähnliche Weise aktiv. So sah er<br />

das Posaunensolo im 1. Akt der Oper „Hamlet“<br />

von Ambroise Thomas als gute Gelegenheit<br />

zur Einführung des 6-ventiligen Instruments<br />

im Opernorchester. Von Ambroise<br />

Thomas wird berichtet, er habe das Instrument<br />

gerühmt mit den Worten „die letzte<br />

und bewundernswerteste Erfindung des<br />

Herrn Sax, dazu bestimmt, die Blechblasinstrumente<br />

zu revolutionieren.“<br />

Das endgültige Scheitern dieses Instruments<br />

kann aber auf keinen Fall Sax‘<br />

Feinden angelastet werden. Die Musiker<br />

mochten einfach nicht darauf spielen.<br />

Sax‘ Landsmann Victor Mahillon, der sich<br />

eifrig mit den Problemen des Blasinstrumentenbaus<br />

beschäftigt hat, sagte dazu:<br />

„Das System ist perfekt, wenn man nur<br />

die theoretische Seite betrachtet. Es gibt<br />

keinen Musiker, der nicht im ersten Moment<br />

einen Freudensprung vollführt. Auf<br />

praktischer Seite bringt es jedoch einige<br />

Schwierigkeiten mit sich.“ Sax konnte das<br />

Instrument noch einige Jahre in der Oper<br />

einsetzen, auch wenn der Solist in „Hamlet“<br />

bei erstbester Gelegenheit wieder auf<br />

die Zugposaune wechselte. Auch aus den<br />

Militärkapellen verschwand das Instrument<br />

bald. Am längsten hielt es noch Sax‘ Sohn<br />

Pierre aus, der es noch einige Jahre in der<br />

Garde Républicaine spielte.<br />

Es war überraschend, dass man bei<br />

einem Instrumentenbauer mit hervorragenden<br />

Fähigkeiten und schöpferischem<br />

Geist eine solch unpraktische Ader hatte.<br />

Aufgrund seiner Erfindungskraft war er oft<br />

so weltvergessen, dass er praktische Aspekte<br />

wie Gewicht, Transport und Kosten<br />

nicht bedachte. Das System der sechs rohrverkürzenden<br />

Ventile – eine Erfindung, die<br />

auch seine strengsten Kritiker anerkannten<br />

– war ein Paradebeispiel.<br />

Sax war nicht zufrieden mit unabhängigen<br />

Rohrverläufen, die alle in den gleichen<br />

Trichter mündeten: Er schuf sogar eine bizarre<br />

Konstruktion mit mehreren unabhängigen<br />

Schalltrichtern! Diese erhoben sich<br />

gespensterartig über den Kopf des Spielers<br />

und konnten in jede Richtung gedreht<br />

werden. Sieben Posaunen in einem Instrument<br />

vereinigt! Nicht nur das Gewicht war<br />

intolerabel, auch der Transport in einem<br />

passenden Koffer war eigentlich nicht zu<br />

bewerkstelligen. All dies sorgte bei möglichen<br />

Musikern nicht gerade für besondere<br />

Beliebtheit. Ein Patent für das Instrument<br />

wurde 1859 angemeldet, aber niemand<br />

schien dagegen zu verstoßen.<br />

Übersetzung: Joachim Buch<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 47


Zur Person<br />

Anton Othmar Sollfelner<br />

Dem verdienten Militärmusiker, Kapellmeister und Komponisten zum 80er<br />

Treffen mit einem „Großen“ der österreichischen Blasmusik in Salzburg: (v.l.)<br />

Sigismund Seidl, Anton Othmar Sollfelner und VSM-Obmann Pepi Fauster.<br />

Darf man in völliger geistiger und körperlicher<br />

Frische seinen Achtziger feiern: am 5.<br />

Januar 2015, - so erscheint die Zusammenschau<br />

des Lebenswerkes legitim. Es beginnt<br />

damit, dass man fragt, wie kommt jemand aus<br />

einem abgelegenen Seitental des steirischen<br />

Murtales, nämlich aus der unweit von Knittelfeld<br />

und dem altehrwürdigen Stift Seckau<br />

gelegenen Gaal, an die Spitze der österreichischen<br />

Militärmusik nach Wien? Voraussetzung<br />

für eine solche Karriere sind Begabung<br />

und Fleiß, Durchsetzungskraft und fachliche<br />

Kompetenz, Eigenschaften, die Sollfelner von<br />

früher Jugend an geprägt und geleitet haben.<br />

Um ein Musikstudium am Steiermärkischen<br />

Landeskonservatorium in Graz absolvieren<br />

zu können, trat er 1956 als Klarinettist<br />

in die Militärmusik ein. Doch der Weg<br />

zum Militärkapellmeister konnte damals nur<br />

über das Studium an der Akademie für Musik<br />

und darstellende Kunst in Wien erfolgen.<br />

Dafür pendelte er jahrelang zwischen Graz<br />

und Wien, wo sein Dirigierlehrer Hans Swarowksy<br />

und sein Kompositionlehrer Alfred<br />

Uhl waren. Nach der musikalischen Reifeprüfung<br />

1963 bestand Sollfelner 1964 die<br />

Militärkapellmeisterprüfung und wirkte 1965<br />

bis 1968 als 2. Kapellmeister der Gardemusik<br />

in Wien. Im letztgenannten Jahr wurde ihm<br />

die Kapellmeisterstelle bei der Militärmusik<br />

Kärnten übertragen, 1980 wechselte er als<br />

Armeekapellmeister in das Verteidigungsministerium<br />

nach Wien; 1995 in Pension.<br />

Das sind die trockenen Zahlen. Doch mit<br />

wie viel Leben und mit wie vielen neuen<br />

Ideen konnte Sollfelner diese Zahlen und<br />

Ämter ausfüllen!<br />

In Kärnten suchte er sogleich den Kontakt<br />

zum Blasmusik-Landesverband, wurde<br />

1969 zum Landeskapellmeister bestellt und<br />

gründete das erste sinfonische Landesblasorchester<br />

eines österreichischen Bundeslandes,<br />

mit dem er in Kerkrade in den Niederlanden<br />

in der Höchststufe den ersten<br />

Preis erspielte. Früher als Kollegen anderswo<br />

erkannte er den Mangel an Kapellmeistern<br />

im Amateurbereich und sah auch<br />

voraus, dass nur professionell geschulte Kapellmeister<br />

leistungsfähige und leistungswillige<br />

Amateurorchester dirigieren sollten:<br />

1971 regte er daher die Einrichtung eines<br />

Kapellmeister-Seminars am Kärntner Landeskonservatorium<br />

an. Nicht zuletzt führte<br />

er „seine“ Militärmusik Kärnten in das Spitzenfeld<br />

mitteleuropäischer Militärkapellen.<br />

Beachtlich und von beträchtlicher Auswirkung<br />

auf das österreichische Militärmusikwesen<br />

erschien schließlich seine Bestellung<br />

zum Armeekapellmeister in Wien. Es<br />

gelang ihm, durch die jährlichen „Zusammenziehungen“<br />

der österreichischen Militärkapellen,<br />

durch Vereinheitlichung des<br />

„Großen Zapfenstreiches“ und der Exerziervorschriften,<br />

durch die Einführung von<br />

„Musik in Bewegung“ („Tattoos“), durch<br />

die zahlenmäßige Aufstockung der Militärkapellen<br />

(Garde: 100 Mann, d. h. 40 Kadersoldaten/60<br />

Grundwehrdiener; Bundesländer:<br />

60 Mann, 30/30), durch die in<br />

fünfjährigem Rhythmus abgehaltenen Internationalen<br />

Musikertreffen (Wien 1985<br />

wurde als größtes Militärmusiktreffen in das<br />

Buch der Rekorde eingetragen!), durch die<br />

Fernseh-Life-Übertragung des „Großen Zap-<br />

fenstreiches“ 1980, durch den Fernsehfilm<br />

„Zauber der Montur“ ein neues Selbstwertgefühl<br />

innerhalb der Truppe aufzubauen -<br />

und damit auch nach außen, der österreichischen<br />

Bevölkerung gegenüber, den Stolz<br />

auf „ihre“ Militärmusik neu zu defi nieren.<br />

Dies alles konnte Sollfelner durch geschickte<br />

und sachkundige Verhandlungsführung in<br />

seinem Ministerium und der Generalität gegenüber<br />

durchsetzen.<br />

Schließlich wurde Sollfelner in viele<br />

Länder als Gastdirigent eingeladen und<br />

beim Aufbau des Jordanischen Militärmusikwesens<br />

zu Rate gezogen.<br />

Unerwähnt blieb bisher Sollfelners kompositorische<br />

und Instrumentationstätigkeit.<br />

Es liegen etwa 200 Kompositionen und<br />

250 Instrumentationen von ihm vor. Seine<br />

„Rhapsodischen Impressionen“ wurden mit<br />

einem 1. Preis des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

bedacht, seine Komposition<br />

„Karast“ erklang 1974 als offizieller Beitrag<br />

Österreichs bei den Festlichen Musiktagen<br />

im schweizerischen Uster. Seit seiner Pensionierung<br />

instrumentiert Sollfelner u. a. für<br />

verschiedene Ensembles der Wiener Philharmoniker.<br />

In Buchform liegen von Sollfelner<br />

seine Magister-Arbeit über „Die österreichische<br />

Militärmusik in der 1. Republik“,<br />

Wien 1985, sowie (zusammen mit Christian<br />

Glanz) „Die österreichische Militärmusik in<br />

der 2. Republik“, Wien 2000, vor.<br />

Ein gewaltiges Lebenswerk, dem nun sein<br />

Nachfolger in der musikalischen Leitung<br />

der Militärmusik Kärnten, Sigismund Seidl,<br />

mit dieser CD ein würdiges Denkmal setzt.<br />

Anmerkung: In der 5. Auflage des „Blasmusik-Lexikons“<br />

von Wolfgang und Armin<br />

Suppan (Kraichtal 2009, HeBu-Verlag, S.<br />

703f.) wird das Leben und Schaffen von<br />

Sollfelner lexikalisch knapp dargestellt,<br />

dazu wird in den Literaturangaben u. a.<br />

auf die in meinem Dissertanten- und Magister-Seminar<br />

im Jahr 2007 an der Kunst-<br />

Universität Graz entstandene umfangreiche<br />

Magister-Arbeit über Sollfelner von Klaus<br />

Mühlthaler verwiesen.<br />

Wolfgang Suppan,<br />

Emeritus der Universität für Musik und<br />

darstellende Kunst in Graz<br />

48<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Neues<br />

Blasmusik<br />

„Bethlehem“ – die neue RUNDEL Weihnachts-CD<br />

Eine musikalische Anthologie von weihnachtlicher Musik<br />

aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen<br />

Passend zur Jahreszeit veröffentlicht der<br />

Musikverlag RUNDEL die Weihnachts-CD<br />

„Bethlehem“ mit vielseitiger und besinnlicher<br />

Bläsermusik zur Weihnachtszeit.<br />

In seiner festlichen Weihnachtsmusik<br />

„O Sanctissima“ verarbeitet Markus Götz<br />

die Melodie von „O du Fröhliche“ im barocken<br />

Stil und verknüpft sie geschickt<br />

mit Zitaten anderer bekannter Melodien.<br />

Verschiedene optionale Zusatzstimmen –<br />

Piccolo-Trompete, zweistimmiger Chorgesang<br />

und eine einfache Melodiestimme für<br />

ganz junge Musiker – ermöglichen eine<br />

Vielzahl von Aufführungsvarianten. Auf<br />

sehr berührende Weise verbindet Thiemo<br />

Kraas in seiner Adventsfantasie „Mentis“<br />

(Besinnung) das festliche „Macht hoch<br />

die Tür“ und das innige „Maria durch ein’<br />

Dornwald ging“. Albert Loritz wählte „Vier<br />

Sätze aus dem Weihnachtsoratorium“<br />

von Camille Saint-Saëns und bearbeitete<br />

diese romantische Musik stilvoll für Blasorchester.<br />

Für den amerikanischen Komponisten<br />

James L. Hosay war es ein persönliches<br />

Anliegen, das Adventslied „Veni<br />

Emmanuel“ (O komm, Immanuel) für Blasorchester<br />

zu gestalten. Dabei wurde er<br />

dem lateinischen Lied in seinem mittelalterlichen<br />

Ursprung gerecht und verlieh ihm<br />

zugleich seine eigene musikalische Handschrift.<br />

Die liebliche Fantasie „La Nuit des<br />

Cloches“ (Die Nacht der Glocken) von Michel<br />

Carros verbindet drei bekannte französische<br />

Weihnachtsmelodien und zaubert<br />

ein festliches Glitzern in die Weihnachtszeit.<br />

„Tochter Zion“ mit der berühmten Melodie<br />

von Georg Friedrich Händel ist eines<br />

der bekanntesten deutschen Weihnachts-<br />

lieder. Félix Alexandre Guilmant schuf daraus<br />

ein feierliches Orgelstück, das Albert<br />

Loritz wiederum kunstvoll für Blasorchester<br />

bearbeitet hat. Alfred Bösendorfers<br />

Fantasie „Weihnachten in den Bergen“<br />

ist von alpenländischen Klängen geprägt<br />

und verbindet die fünf Lieder „Es wird scho<br />

glei dumpa“, „Heiligste Nacht“, „Auf dem<br />

Berge, da wehet der Wind“, „Leise rieselt<br />

der Schnee“ und „Still, still, still“. Unter<br />

dem Titel „Bethlehem“ hat Kurt Gäble eine<br />

musikalische Weihnachtsgeschichte zusammengestellt,<br />

die die populären Lieder<br />

„Stern über Bethlehem“ „Kleine Stadt<br />

Bethlehem“ und „In der Nacht von Bethlehem“<br />

enthält. Ebenfalls aus Kurt Gäbles<br />

Feder stammt „Cinderella’s Dance“, die<br />

zauberhafte Musik aus dem Märchenfilm<br />

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Aus<br />

der seit vielen Jahren bekannten Sammlung<br />

„27 Lieder zur Weihnachtszeit“ von<br />

Siegfried Rundel wurden die Titel „Herbei,<br />

o ihr Gläubigen“, „Süßer die Glocken<br />

nie klingen“, „Andachtsjodler“, „Schneeflöckchen,<br />

Weißröckchen“ und „Stille<br />

Nacht“ ausgewählt. Um die Vielseitigkeit<br />

der Sammlung aufzuzeigen, wurden die<br />

Strophen der Lieder in unterschiedlichen<br />

Besetzungen gespielt – einmal nur Holzbläser,<br />

nur Blechbläser oder mit großer<br />

Blasorchester-Besetzung.<br />

Die CD „Bethlehem“ wurde vom Musikkorps<br />

der Bundeswehr unter der Leitung<br />

von Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />

eingespielt. Bei den Werken „Weihnachten<br />

in den Bergen“ und „Bethlehem“ singt<br />

der Tritonus Kammerchor unter der Leitung<br />

von Klaus Brecht. Die CD und die dazugehörigen<br />

Notenausgaben sind beim Musikverlag<br />

RUNDEL erschienen.<br />

Claudia Braun<br />

Weitere Informationen:<br />

Ein breites Spektrum verschiedenartiger Musik zur Weihnachtszeit bietet die neue CD<br />

vom RUNDEL-Verlag.<br />

www.rundel.de / www.rundel.at /<br />

www.rundel.ch / www.rundel.it /<br />

www.rundel.nl<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 49


Neues / Sonstiges<br />

...weil's wurscht is'<br />

Neue CD von PRO BRASS<br />

Pünktlich zur aktuellen Konzerttournee<br />

hat das oberösterreichische Blechbläserensemble<br />

PRO BRASS seine neue CD Weil's<br />

wurscht is' veröffentlicht.<br />

Die Ironie der zwölf Blechbläser rund um<br />

den „Kreativkopf“ und Bandleader Alfred<br />

Lauss-Linhart - erweitert um Schlagzeug,<br />

Percussion und Keyboards - kennt keine<br />

Grenzen. Und davon kann man sich auch<br />

beim neuen Tonträger überzeugen: Der<br />

Erfolg beruht einerseits auf seinem hohen<br />

musikalischen Niveau, andererseits auf seinen<br />

ungewöhnlichen Programmen. Die CD<br />

wurde vom 21. bis 23. April <strong>2014</strong> im Musikzentrum<br />

Knappenberg in Kärnten aufgenommen.<br />

Die Live-Mitschnitte stammen von<br />

Konzerten im Brucknerhaus und Musiktheater<br />

Linz (2013). PRO BRASS wurde vom<br />

Musiker, Arrangeur und Komponisten Alfred<br />

Lauss-Linhart gegründet: „Diese Gründung<br />

erfolgte ohne Absicht“, bei einem Blechbläserseminar<br />

anno 1981 und 1983 in Neuhofen/Krems<br />

(Kärnten). Irgendwann habe<br />

man sich auf das Gründungsjahr 1983 geeinigt,<br />

wird auf der Homepage erklärt. Neben<br />

den Bühnenprogrammen „Wer ist der<br />

Täter“ und „Gemischte Marmelade“ ist das<br />

Ensemble derzeit mit seiner aktuellen formatfreien<br />

Musikrevue Weil's wurscht is' zum<br />

30-Jahr-Jubiäum unterwegs. Dass PRO<br />

BRASS kein typisches Brassensemble ist<br />

und nicht immer nur Brass drinnen ist, wo<br />

PRO BRASS draufsteht, davon konnte sich<br />

das Publikum auch beim heurigen Brassfestival<br />

Meran überzeugen. Nach dem Eröffnungskonzert<br />

von LONDON BRASS am<br />

4. Oktober und dem Auftritt des SIR GE-<br />

ORG SOLTI BRASS ENSEMBLES am 11.<br />

PRO BRASS versteht es immer wieder<br />

zu überraschen, so auch mit der neuen<br />

CD Weil’s wurscht is‘<br />

Oktober hat PRO BRASS am 18. Oktober<br />

das Festival abgeschlossen. Es war bereits<br />

der dritte Gastauftritt der Oberösterreicher<br />

im Meraner Kursaal – und trotzdem war<br />

dieser Auftritt anders als die anderen und<br />

die Zuhörer wiederum überrascht und begeistert:<br />

„...weil's wurscht is'“<br />

Stephan Niederegger<br />

Sonstiges<br />

Instrument mit Seltenheitswert in St. Christina<br />

Kontrafagott aus dem frühen 19. Jahrhundert wird noch gespielt<br />

Die Pfarrei von St. Christina Gröden besitzt<br />

unter mehreren alten Instrumenten<br />

ein Kontrafagott.<br />

Es wurde von „Augustin Rorarius“ zwischen<br />

1810 und 1820 in Wien gebaut. Der<br />

Niederländer Graham Nicholson in Den<br />

Haag hat es 1999 mit viel Fleiß und Liebe<br />

zum Detail restauriert. Dabei hat er einen<br />

aufschlussreichen Bericht mit genauen<br />

Angaben zu den durchgeführten Reparaturen<br />

mitgeliefert. Dieses Instrument klingt<br />

in der alten Wienerstimmung und ist ausschließlich<br />

in Barock-Ensembles spielbar.<br />

Es ist meines Wissens das einzige noch<br />

spielbare alte Kontrafagott in ganz Südtirol.<br />

Das Kloster Neustift besitzt ebenfalls<br />

ein solches Instrument, dieses ist jedoch<br />

nicht mehr spielbar und kann auch nicht<br />

mehr restauriert werden. Die Pfarrei St.<br />

Christina hat dieses Instrument dem Fagottisten<br />

Maurizio Barrigione leihweise zur<br />

Verfügung gestellt und es ist sehr erfreulich,<br />

dass es auch gespielt wird, ansonsten<br />

würde es dem Verfall preisgegeben. Am<br />

12. September 2012 spielte Herr Barrigione<br />

mit diesem Instrument „Die Schöpfung“<br />

von J. Haydn im Dom zu Brixen.<br />

Das „Ensemble Zefiro“ hat 2006 in Arco<br />

eine Ausstellung von alten Instrumenten<br />

zur Zeit Mozarts organisiert und dazu auch<br />

eine Publikation herausgegeben: „Gli strumenti<br />

a fiato nell’epoca di Mozart“. Auf den<br />

Seiten 90/91 ist auch unser Kontrafagott<br />

abgebildet und beschrieben.<br />

Hansi Malsiner<br />

Dieses Kontrafagott aus dem frühen<br />

19. Jahrhundert ist im Besitz der<br />

Grödner Pfarrei St. Christina und von<br />

historischem Wert.<br />

50<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Komponisten im Porträt<br />

Blasmusik<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 12. Teil<br />

Polen und dessen Nachbar Deutschland sind diesmal die Stationen auf der 12. Etappe der blasmusikalischen Europareise,<br />

bei der uns Joachim Buch jeweils einen bekannten bzw. repräsentativen Komponisten aus den betreffenden EU-Ländern vorstellt.<br />

(23) Polen – Wojciech Kilar<br />

Land<br />

Fläche<br />

Polen<br />

312.679 km²<br />

Einwohner ca. 38.500.000<br />

Hauptstadt<br />

Warschau<br />

Seine größten Erfolge hat Wojchiech Kilar<br />

mit der Musik zu bekannten Filmen erzielt,<br />

aber auch seine Kompositionen für<br />

Blasmusik verdienen Aufmerksamkeit.<br />

Der Geburtsort von Wojciech Artur Kilar<br />

liegt heute außerhalb der Europäischen<br />

Union: Es ist das ukrainische Lwiw. Als der<br />

am 17. Juli 1932 geborene Junge noch als<br />

Kind seinen ersten Musikunterricht erhielt,<br />

konnte man noch nicht ahnen, dass er später<br />

zu den prominentesten Komponisten nicht<br />

nur Polens, sondern Europas zählen würde.<br />

Sein internationaler Ruhm gründet vor<br />

allem in seinen mehr als 160 Filmmusiken,<br />

von denen der Soundtrack zu Roman<br />

Polanskis „Der Pianist“ aus dem<br />

Jahre 2002, ausgezeichnet mit dem französischen<br />

Filmpreis César, wohl der berühmteste<br />

sein dürfte. Am 29. <strong>Dezember</strong><br />

2013 starb Kilar in Kattowitz nach dem<br />

verlorenen Kampf gegen einen Hirntumor.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte<br />

er Klavier und Komposition in Kattowitz<br />

und nahm an den internationalen Darmstädter<br />

Ferienkursen für Neue Musik teil.<br />

Auch ansonsten unternahm Kilar zahlreiche<br />

Reisen ins westliche Ausland, u.a.<br />

auch nach Paris, wo er wie viele andere<br />

berühmte Komponistenkollegen, u.a. bei<br />

Nadia Boulanger studierte. Reisefreiheit<br />

war auch in Zeiten des „Kalten Krieges“<br />

in Polen nie ein so großes Problem wie im<br />

westlichen Nachbarstaat DDR.<br />

Kilars musikalisches Schaffen wird üblicherweise<br />

in drei Etappen eingeteilt. In<br />

der ersten erkennt man seine Faszination<br />

für neoklassizistische Musik. Dazu gehört<br />

auch die 1955 entstandene „Mala Uwertura“<br />

(Kleine Ouvertüre) für Sinfonieorchester,<br />

von der es auch eine Version für<br />

Blasorchester gibt. Sie ist geprägt von motorischen<br />

Rhythmen, großen dynamischen<br />

Kontrasten und starken Höhepunkten. Das<br />

unten abgebildete Notenbeispiel zeigt den<br />

Anfang des Werkes als Particell.<br />

Die zweite Etappe umfasst Musik von<br />

sehr experimentellem Charakter und wurde<br />

mit dem Begriff Sonorismus charakterisiert.<br />

Ab Mitte der sechziger Jahre hatte<br />

sich Kilar der Zwölftonmusik zugewandt.<br />

Er schrieb für immer größere Besetzungen,<br />

sah zum Teil unkonventionelle Artikulationen<br />

vor und nahm stilistische Anleihen<br />

bei Folklore und Elementen des Jazz.<br />

Das 1974 für das Festival „Warschauer<br />

Herbst“ komponierte Orchesterwerk „Krzesany“<br />

(Bergsteigen) läutete die dritte Etappe<br />

ein. Die Werke ähneln mit ihren vorwärts<br />

drängenden Wiederholungsmustern ein<br />

wenig der Minimal Music und läuteten<br />

eine Abkehr von der experimentellen Vielfalt<br />

ein. In den siebziger Jahren kristalli-<br />

sierte sich auch das Schaffen für den Film<br />

als neuen Schwerpunkt seiner Arbeit heraus.<br />

Bis in die frühen neunziger Jahre war<br />

er außerhalb Polens kaum bekannt. Der<br />

Durchbruch gelang ihm mit der Musik zu<br />

Krzysztof Zanussis „Der Klang der Stille“,<br />

was ihm ein Engagement des Amerikaners<br />

Francis Ford Coppola für die Musik<br />

zu dessen Film „Bram Stoker’s Dracula“<br />

einbrachte. Um die Jahrtausendwende<br />

wollte er sich in seinem Schaffen wieder<br />

mehr der Konzertmusik zuwenden, weshalb<br />

er es sich leistete, Peter Jacksons<br />

Angebot zur Vertonung seines „Herr der<br />

Ringe“-Filmepos abzulehnen. Unmittelbar<br />

danach entstand 2003 seine September-<br />

Symphonie, die er dem Andenken an die<br />

Terroranschläge vom 11. September 2001<br />

in New York widmete. Kilars Lebenswerk<br />

wurde im Mai 2012 gekrönt mit der höchsten<br />

staatlichen Auszeichnung der Republik<br />

Polen: dem Orden des Weißen Adlers.<br />

Der Anfang der „Mala Uwertura“ (Kleine<br />

Ouvertüre) von Wojcjiech Kilar, von der es<br />

auch eine Blasmusikversion gibt<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 51


Komponisten im Porträt<br />

(24) Deutschland - Uwe Kohls<br />

Land<br />

Fläche<br />

Deutschland<br />

357.340 km²<br />

Einwohner ca. 81.000.000<br />

Hauptstadt<br />

Berlin<br />

Von der deutsch-deutschen<br />

Geschichte wurde der Komponist und<br />

Musikpädagoge Uwe Kohls aus der<br />

ehemaligen bayerisch-thüringischen<br />

Grenzregion auch musikalisch geprägt.<br />

Uwe Kohls stammt aus der bayerisch-thüringischen<br />

Grenzregion, die bis zur deutschen<br />

Einheit als eines von vielen „Zonenrandgebieten“<br />

galt. Befragt nach seinen<br />

Kindheitseindrücken vom sogenannten „Todesstreifen“<br />

erzählt er: „Als Grundschulkinder<br />

wurden wir regelmäßig in Bussen<br />

an die ehemalige Zonengrenze gebracht,<br />

um zu betonen, dass ‚da drüben auch Deutsche<br />

leben’. Wir hörten von den stark befestigten<br />

Grenzanlagen und sahen die dunklen<br />

Silhouetten in den Wachtürmen. Das<br />

war uns allen nicht geheuer.“<br />

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,<br />

dass die deutsch-deutsche<br />

Thematik sich auch in einem seiner größeren<br />

Werke für Blasorchester niedergeschlagen<br />

hat. In „Mit dem Wind nach Westen“<br />

(Musikverlag Carpe Diem) schildert<br />

er musikalisch die Flucht zweier DDR-Familien,<br />

die im Heißluftballon in die Bundesrepublik<br />

flohen.<br />

Kohls wurde schon früh musikalisch sozialisiert,<br />

beispielsweise durch regelmäßige<br />

Besuche mit den Eltern im Landestheater<br />

der nahe gelegenen Stadt Coburg. Dass<br />

seine damalige Idee, später dort Operetten<br />

dirigieren zu wollen, einmal wahr werden<br />

sollte, wenn auch nur für kurze Zeit,<br />

glaubte er damals wohl selbst nicht so recht.<br />

Ein wichtiger Schritt zum Berufsmusiker<br />

war die auf Empfehlung seines Musiklehrers<br />

erfolgte Aufnahme als Jungstudent<br />

am Würzburger Konservatorium<br />

– bereits im 6. Schuljahr. Die musiktheoretische<br />

Ausbildung dort erachtet er als sehr<br />

wichtig für seine spätere kompositorische<br />

Laufbahn. Insgesamt dreimal gewann er<br />

bei „Jugend komponiert“ mit Werken, die<br />

er aus heutiger Sicht als „ganz unbedeutend“<br />

bezeichnet. „Diese kleinen Arbeiten<br />

waren geprägt von meiner stilistischen Suche.<br />

Ich dachte damals, gute Musik wäre,<br />

wenn sie so klänge wie die sogenannte<br />

‚Avantgarde’. Heute weiß ich, dass genau<br />

das Gegenteil der Fall ist.“<br />

Erste Kontakte mit der Blasmusik ergaben<br />

sich im Rahmen des Wehrdienstes<br />

beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr<br />

in Siegburg, damals unter der Leitung<br />

des heutigen Militärmusik-Inspizienten Michael<br />

Schramm. Kohls hat ihn noch heute<br />

als Dirigenten mit klaren Vorstellungen und<br />

beeindruckendem Zugriff auf das Orchester<br />

in Erinnerung.<br />

Als Student in Leipzig belegte Kohls zunächst<br />

Schulmusik und Geschichte, aber<br />

er entschloss sich bald, die Pädagogik zugunsten<br />

einer rein künstlerischen Ausbildung<br />

aufzugeben. Nach einem Kapellmeisterstudium<br />

in Würzburg arbeitete er als<br />

Repetitor an den Opernhäusern in Gießen<br />

und Bonn, bevor es ihn zurück an sein<br />

„Haustheater“ Coburg zog.<br />

Kohls wollte jedoch nicht nur reproduzierender<br />

Künstler sein, weshalb er<br />

nach sechs Jahren beschloss, doch in<br />

den Schuldienst zu gehen.<br />

Dies habe er mit einer verstärkten<br />

kompositorischen Tätigkeit besser verbinden<br />

können. Komponiert hatte er natürlich<br />

auch schon am Theater, darunter<br />

zahlreiche Schauspielmusiken z.B.<br />

für „Jedermann“ oder „Der eingebildet<br />

Kranke.“ Diese werden in der Regel jedoch<br />

nur beiläufig aufgenommen und<br />

sind bald nach dem Theaterbesuch wieder<br />

vergessen. Im Gegensatz dazu empfand<br />

sich Kohls in seinen ersten Werken<br />

für Blasmusik von Beginn an akzeptiert<br />

und geschätzt. Seine daraus resultierende<br />

Positionsbeschreibung dürfte man im sogenannten<br />

„Bildungsbürgertum“ nicht<br />

sehr gerne hören.<br />

Das Theaterpublikum sei am Aussterben<br />

und die musisch interessierten Menschen<br />

zu einem großen Teil als Musik Ausübende<br />

in die Blasmusik abgewandert.<br />

„Kein anderer Sektor im künstlerischen<br />

Bereich hat je eine solche Demokratisierung<br />

und Breitenwirkung entfalten können<br />

wie die Blasmusik.“ Kohls integriert<br />

jedoch bis heute gerne theatralische oder<br />

- wie er sagt - „performative“ Elemente<br />

in seine Musik. Angeregt dazu wurde er<br />

u.a. durch die eingespielten Hubschrauber-Geräusche<br />

im „Miss Saigon“-Medley<br />

von Johan de Meij, das er in seiner Zeit<br />

beim Stabsmusikkorps oft spielte.<br />

Um seine pädagogischen Kompetenzen<br />

auszubauen, absolvierte er das pädagogischen<br />

Fachseminar des Landes Baden-<br />

Württemberg in Kirchheim unter Teck und<br />

er war bis <strong>2014</strong> Fachbereichsleiter für Musik<br />

an einer Schule in Ilsfeld. Seither unterrichtet<br />

er an der Eduard-Mörike Realschule<br />

in Heilbronn und leitet seit 2012<br />

alle Orchester der Musikschule Freiberg<br />

/Pleidelsheim.<br />

52<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Musikkapelle Schabs nahm gemeinsam mit der Schützenkompanie am<br />

traditionellen Trachtenumzug des Münchner Oktoberfestes teil.<br />

•Musikpanorama<br />

MK Schabs am Münchner Oktoberfestumzug beteiligt<br />

7-Kilometer-Marsch beim größten Volksfest der Welt<br />

Die Musikkapelle Schabs und die Schützenkompanie<br />

„Peter Kemenater“ Schabs<br />

hatten in diesem Jahr die Ehre, beim Oktoberfestumzug<br />

am Sonntag, 21. September,<br />

teilzunehmen. Etwa 9.000 Personen,<br />

u.a. aus Deutschland, Österreich,<br />

Italien, Spanien und weiteren Ländern,<br />

wirkten am traditionsreichen Trachtenumzug<br />

mit. Die Musikkapelle und die<br />

Schützenkompanie aus Schabs-Aicha<br />

marschierten mit der Nummer 49 beim<br />

7 Kilometer langen Umzug mit. „Es war<br />

auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis<br />

für uns, beim größten Volksfest der Welt<br />

dabei sein zu können und unsere Tracht<br />

vor tausenden Menschen zu präsentieren“,<br />

meint Stefan Gasser, Obmann der<br />

Musikkapelle Schabs. Ein Hingucker für<br />

die Zuschauer waren vor allem die gelben<br />

Hüte und die pinkfarbenen Schuhbänder<br />

der Musikanten.<br />

MK Schabs<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 53


Musikpamorama<br />

Viel Beifall für die „Barbianer“<br />

Musikkapelle Barbian bei Europäischem Blasmusikfestival in Sachsen<br />

Die Musikkapelle Barbian beim Europäischen Blasmusikfestival in Sachsen<br />

Blasorchester aus 18 europäischen Ländern<br />

spielen auf zwei Bühnen im Festzelt<br />

zur Unterhaltung von rund 20.000 musikbegeisterten<br />

Besuchern: Das ist das Europäische<br />

Blasmusikfestival, das vom 19.<br />

bis 21. September zum 17. Mal in Bad<br />

Schlema (Sachsen) über die Bühne ging.<br />

Die Musikkapelle Barbian war als Vertreter<br />

Südtirols mit dabei.<br />

Dieses Musikfest hat keinen Wettbewerbscharakter,<br />

sondern es dient allein der Begegnung<br />

zwischen hochrangigen europä-<br />

nik“ der Kapelle, hieß es in der Laudatio.<br />

Die Kapelle bedankte sich auch bei Kapellmeister<br />

Günther Walder, der nach sieischen<br />

Blasorchestern und einem großen<br />

Publikum von Blasmusikliebhabern, wobei<br />

die Festbesucher ein musikalisches Feuerwerk<br />

erwartet. Vier Konzerte und zwei<br />

große Festumzüge standen auf dem Programm<br />

der Gäste aus Südtirol. Kapellmeister<br />

Matthias Prader und seiner 40-köpfigen<br />

Kapelle ist es gelungen, in ihrer Südtiroler<br />

Tracht und mit den traditionellen Tiroler<br />

Märschen das Publikum in euphorische<br />

Begeisterung zu versetzen. Die freie Zeit<br />

wurde dazu genutzt, „den anderen Kapel-<br />

len zuzuhören und Kontakte zu Freunden<br />

aus ganz Europa zu knüpfen“, erzählt Obmann<br />

Hermann Fulterer.<br />

Ein besonderes Erlebnis für die Musikanten<br />

war ein Gemeinschaftskonzert mit der Musikkapelle<br />

Natters/Nordtirol beim Fußballspiel<br />

der Zweitligisten Erzgebirge Aue gegen<br />

FC St. Pauli (3:0). „Beim Erzgebirgsstadion<br />

vor 9.400 Zuschauern zu spielen, das werden<br />

wir so schnell nicht vergessen“, hieß<br />

es nach der Reise unisono.<br />

MK Barbian<br />

180 Jahre für die MK Niederdorf<br />

Anton Fauster erhält das große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />

Das heurige Fest der Hl. Cäcilia war für<br />

die MK Niederdorf ein Meilenstein in der<br />

Vereinsgeschichte. Zum Auftakt gestaltete<br />

die Musikkapelle den Festgottesdienst mit<br />

der Herz-Jesu-Messe von Florian Pedarnig.<br />

Am Dirigentenpult stand der Komponist<br />

selbst. Anschließend wurden vier<br />

verdiente Musikanten geehrt: Jugendleiter<br />

Alois Fauster (Oboe), Kassier Raimund<br />

Hittler (Posaune) und Karl Kuenzer (Flügelhorn)<br />

erhielten des VSM-Verbandsehrenzeichen<br />

in Gold für ihre 40-jährige Mitgliedschaft.<br />

Anton „Tone“ Fauster erhielt<br />

das große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />

für sein 60-jähriges Musikantenleben. 26<br />

Jahre lang war er im Vereinsvorstand, vom<br />

einfachen Ausschussmitglied bis zum Obmann,<br />

und hat deutliche Spuren hinterlassen.<br />

Heute sei er die „lebende Chro-<br />

ben Jahren den Taktstock an den aus St.<br />

Lorenzen stammenden Kapellmeister Stephan<br />

Niederegger übergab.<br />

Anton „Tone“ Fauster (Bildmitte) mit VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner, Musikobmann Hanspeter Lercher und Robert Burger (v.r.)<br />

54<br />

<strong>KulturFenster</strong>


<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Richtigstellung: Bericht der MK Pens „Alois Brugger 60 Jahre Musikant“<br />

Im MUSIKPANORAMA der Augustausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s wurde beim Bericht der MK Pens „Alois Brugger 60 Jahre<br />

Musikant“ irrtümlicherweise Kathrin Tschurtschenthaler Brugger als Autorin angegeben. Diese legt Wert auf die Feststellung,<br />

dass der betreffende Bericht nicht von ihr, sondern von Rosa Innerebner-Reider geschrieben wurde.<br />

Wir bedauern das Versehen und weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine genaue Autorenangabe am Ende<br />

des jeweiligen Berichts Verwechslungen von vornherein ausschließen helfen.<br />

Frohe Weihnachten und ein<br />

gutes neues Jahr<br />

Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />

der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),<br />

der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />

sowie die Schriftleitung<br />

mit den Redaktionen der<br />

Zeitschrift KULTURFENSTER wünschen allen<br />

frohe, gesegnete Weihnachten<br />

und viel Glück und Segen<br />

im neuen Jahr 2015.<br />

<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 55


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />

E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

August, Oktober und <strong>Dezember</strong>.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.

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