KulturFenster Nr. 06|2014 - Dezember 2014
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 6 | DEZEMBER | <strong>2014</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Heimatpflege bürgernah<br />
Freude kommt vor Können<br />
Verändertes Management in den Musikkapellen
• Geleitwort •<br />
Glück – was ist das?<br />
• Inhalt •<br />
Bald ist Weihnachten und wenige Tage danach<br />
Neujahr. Da wünschen sich die Menschen<br />
guten Willens Glück und Segen.<br />
Aber was ist Glück? Dazu gehört vor allem<br />
Gesundheit. Die ist zwar nicht alles, aber<br />
ohne Gesundheit ist alles nichts, hat der<br />
Philosoph Arthur Schopenhauer einmal<br />
gesagt. Glücklich können sich jene preisen,<br />
die gesund durchs Leben gehen, und<br />
die, wenn sie einmal erkrankt sind, kompetente<br />
ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen<br />
können. Glück ist aber auch, in einem<br />
Land leben zu können, in dem die Dinge<br />
noch vielfach im Lot sind. Natürlich gibt es<br />
manches, das verbessert werden könnte<br />
und sollte – in der öffentlichen Verwaltung<br />
und in privaten Belangen – aber auf einen<br />
gemeinsamen Nenner gebracht, besteht<br />
nicht viel Anlass zu großem Jammern und<br />
Klagen. Wie erging es dem Schutz unserer<br />
Landschaft im zu Ende gehenden Jahr? Der<br />
fast allenthalben spürbare Druck des Sparens<br />
hat sich auch in diesem Bereich bemerkbar<br />
gemacht. So musste der Heimatpfl<br />
egeverband im Frühjahr mit Bedauern<br />
zur Kenntnis nehmen, dass in der Landschaftspfl<br />
ege die Mittel vorderhand eingefroren<br />
werden. Da bleibt nur zu hoffen,<br />
dass der Frost nicht zu lange andauert und<br />
dass die Vielfalt unserer Naturlandschaft,<br />
die sich u. a. in bäuerlichen Kleindenkmälern<br />
äußert, nicht zu sehr unter die Räder<br />
kommt. Denn – es ist oft schon in diesen<br />
Zeilen dargelegt worden – Heimatpflege hat<br />
auch eine eminent wirtschaftliche Funktion.<br />
Viele Urlauber besuchen unser Land<br />
nicht wegen der breiten Straßen, schnellen<br />
Autobahnen oder wegen des Flugplatzes,<br />
sondern wegen unserer in Jahrhunderten<br />
gewachsenen Kulturlandschaft. Sie ist ein<br />
eminent wichtiges Kapital auch für unsere<br />
Zukunft. Das zu befürworten genügen<br />
nicht wohlfeile Sonntagsreden, sondern –<br />
wie es in der Bibel heißt – an ihren Früchten,<br />
sprich Taten, werdet ihr sie erkennen.<br />
Alfons Gruber<br />
• Heimatpflege<br />
Wald ist nicht gleich Wald 3<br />
Bacchus’ Garten 4<br />
Auf den Spuren von<br />
Geschichte und Kultur 5<br />
Land und Leute kennenlernen 6<br />
An der Euregio mitbauen 9<br />
14 Kreuzwegstationen Niederlana-Tisens 10<br />
Alpenländischer Volksmusikwettbewerb<br />
in Innsbruck 11<br />
Büchertisch 12<br />
Wollhaube statt Pelzmütze 13<br />
Alle Jahre zu Kathrein! 14<br />
Eine musikalisch-literarische<br />
Adventgeschichte 15<br />
• Chorwesen<br />
Rückblick auf erfolgreiches Jahr 16<br />
Funktionärstag des Chorverbandes 17<br />
Seminar für Kinderchorleitung 19<br />
Erfolg ist nicht von Methode abhängig 20<br />
Chorprobenmethodik 21<br />
Herbsttagung der AGACH in Kärnten 22<br />
Seminar von „cantare et sonare“<br />
in Stams 23<br />
Marien-Motetten bei<br />
Herbstseminar „cantare et sonare“ 24<br />
Herbert Paulmichl,<br />
ein unermüdlicher Komponist 25<br />
Stimmgabel 26<br />
• Blasmusik<br />
Verändertes Management<br />
in den Musikkapellen 31<br />
Anregungen (nicht nur)<br />
für Vereins-Führungskräfte 32<br />
Was ist gute Literatur für Blasorchester? 34<br />
Sigisbert Mutschlechner –<br />
Maestro „summa cum laude“ 35<br />
Eine atemberaubende Klangwolke 36<br />
Erfolgreiche Südtiroler<br />
Blasmusiktage <strong>2014</strong> 38<br />
Treffen von VSM-Bezirk<br />
Sterzing und Musikbezirk Wipptal/Stubai 40<br />
Zillertaler Gastlichkeit<br />
für Funktionärstreffen 42<br />
Südtiroler Musikkapellen auf Erfolgskurs 43<br />
Bläsermusik im englischen Stil 44<br />
Zweimal Hans – herzliche Gratulation 45<br />
Anton Othmar Sollfelner 80 48<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
(Polen – Deutschland) 51<br />
Musikpanorama 53<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Heimatpflege<br />
Heimatpflege bürgernah<br />
Im Wechselspiel von Alt und Neu, von Tradition und Innovation<br />
Barbara Stocker<br />
Heimatpflegeverband, der Arge Mundart,<br />
der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />
der Musikkapelle Dietenheim/Aufhofen,<br />
dem KFS-Dietenheim und dem Volkskundemuseum<br />
alle zwei Jahre organisiert<br />
wird, hat auch heuer wieder eine<br />
große Schar von Besucherinnen und<br />
Besucher angezogen. Neben der Mu-<br />
sik, dem Gesang und der Mundart wurden<br />
auch das von den Heimatpflegern<br />
aufgelegte Informationsmaterial zu den<br />
Naturschutzwochen und dem Ausverkauf<br />
der Heimat sowie die Diaschau mit<br />
großem Interesse angenommen.<br />
Barbara Stocker,<br />
Fachberaterin für Volkskunde<br />
Eines der großen Anliegen des Heimatpflegeverbandes<br />
ist es, für die Besonderheiten<br />
unseres Landes zu sensibilisieren<br />
und auf aktuelle Probleme, die Kultur und<br />
Landschaft betreffen, hinzuweisen.<br />
Dabei geht es um das Bewahren, aber<br />
auch um das Gestalten. Kultur lebt vom<br />
Wechselspiel zwischen Alt und Neu, zwischen<br />
Tradition und Innovation. Heimatpfleger<br />
sind daher nicht die Ewiggestrigen,<br />
die keine Veränderungen zulassen, sondern<br />
jene, die darauf achten, dass neue<br />
Entwicklungen mit Rücksicht auf Erhaltenswertes<br />
und auf Natur und Landschaft<br />
angegangen werden.<br />
Besucher im Volkskundemuseum Dietenheim interessieren sich für die Initiativen des<br />
Heimatpflegeverbandes.<br />
Vielerlei Kanäle<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, zu sensibilisieren<br />
und die Anliegen des Verbandes<br />
sichtbar zu machen, nicht nur<br />
durch Veröffentlichungen und die mediale<br />
Präsenz. Albert Willeit und Michl<br />
Burger vom Bezirk Pustertal haben das<br />
diesjährige Volksmusikfest im Landesmuseum<br />
für Volkskunde in Dietenheim<br />
genutzt, um auf aktuelle Themen aufmerksam<br />
zu machen. Das Fest, das<br />
in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler<br />
Volksmusikkreis Bezirk Pustertal, dem<br />
Das Volksmusikfest war nicht nur ein Anlass, sich musikalische Leckerbissen<br />
zu Gemüte zu führen, sondern bot auch die Möglichkeit zu regem fachlichen<br />
Austausch.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 3
Das Thema<br />
Wald ist nicht gleich Wald<br />
Zunehmende Umwandlung von Wald in landwirtschaftliches Grün<br />
ten. Ein Baum ist mehr als ein paar Festmeter<br />
Holz. Der Wald ist unter anderem<br />
Klimaregler, Wasserspeicher, Lebensraum,<br />
Holzproduzent, Erholungsort und Erosionsschutz.<br />
Vielfalt von Waldtypen<br />
Peter Ortner<br />
Wir gehen mit unserer Natur und Landschaft<br />
ziemlich sorglos um. Unter anderem<br />
wird immer mehr Wald in landwirtschaftliches<br />
Grün umgewandelt. Zwischen 2008<br />
und 2012 hat man weit über 500 Hektar geopfert.<br />
Nach wie vor werden Bergwälder für<br />
Skipisten gerodet beispielsweise für die Verbindung<br />
der Skigebiete Rotwand und Helm.<br />
Die zunehmende Waldrodung für Skipisten<br />
und die Umwidmung von Wald in<br />
landwirtschaftliches Grün wird von den<br />
Entscheidungsträgern damit gerechtfertigt,<br />
dass die Waldfläche infolge der Auflassung<br />
von Grenzertragsböden und des<br />
Klimawandels landesweit an Terrain gewinnt.<br />
Doch Wald ist nicht gleich Wald.<br />
Ökologisch besonders wertvoll sind unter<br />
anderem Auen, Kastanien-Lärchenhaine,<br />
submediterrane Eichenbuschwälder, Buchen-Tannen-Wälder<br />
und Schluchtwälder.<br />
Etwa ein Drittel der Gesamtfläche nehmen<br />
die Schutzwälder ein. Rodungen bzw.<br />
Schlägerungen sollten, wenn überhaupt,<br />
mit einem strengen Bewilligungsverfahren<br />
und angemessenen Ausgleichsmaßnahmen<br />
verbunden sein.<br />
Peter Ortner<br />
Der bedeutendste Lebensraum<br />
Südtirols<br />
Der Wald prägt mit über 300.000 Hektar<br />
einen Großteil der Natur- und Kulturlandschaft.<br />
Wenn man bedenkt, dass Südtirol<br />
ein ausgesprochenes Gebirgsland darstellt,<br />
so ist die Bedeutung des Waldes für<br />
die Absicherung der Siedlungen und des<br />
Verkehrsnetzes vor Lawinen, Steinschlag<br />
und Murgängen verständlich. Die Folgen<br />
wären nicht auszudenken, wenn der Wald<br />
infolge verschiedener Umweltbelastungen<br />
oder Rodungen seine Schutzfunktion nicht<br />
mehr erfüllen könnte. Ein Großteil unserer<br />
Täler würde unbewohnbar werden.<br />
Von einem Verständnis der Gesamtvernetzung<br />
des Waldes sind wir jedoch noch<br />
weit entfernt. Der Wald ist ein System von<br />
Lebensräumen und Lebensgemeinschaf-<br />
Herbstlicher Fichten-Lärchenwald im Hochpustertal (Ortner: Lebensraum Wald in<br />
Südtirol, 1991, S. 80)<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Informiert & Reflektiert<br />
Heimatpflege<br />
Bacchus‘ Garten<br />
Wo Romantik der Rationalität weichen muss<br />
Traditionelles in Südtirol verbreitetes<br />
Erziehungssystem mit Pergola<br />
Untadelig und ordentlich stellt sich auf<br />
jeden Fall das Spaliersystem dar; die<br />
Ursprünglichkeit bleibt dabei allerdings<br />
auf der Strecke.<br />
Wein ist seit jeher ein edles Getränk und<br />
die Gewinnung preisgekrönter Tropfen eine<br />
Wissenschaft für sich. Nicht verwunderlich<br />
also, wenn Wein in religiösen Riten, in mythologischen<br />
Überlieferungen und metaphorischen<br />
Ausschmückungen eine bedeutungsgeladene<br />
Rolle einnimmt. Ähnlich verhält<br />
es sich mit den Weinbergen, der einzelnen<br />
Rebe; sie umgibt – nicht nur vom christlichen<br />
Glauben motiviert – eine geheimnisvolle<br />
Aura, sie stehen sinnbildlich für malerische<br />
und verwunschene Orte.<br />
Durch einen zum Bogen geformten Weinstock<br />
zu schreiten hat etwas Magisches,<br />
unter einer Laube zu verweilen lässt romantische<br />
Gefühle erwachen. Vielleicht hängt<br />
dies mit dem vor strotzender Energie wuchernden<br />
Wuchs der Pflanze zusammen,<br />
dem nur ein konsequenter Schnitt beikommen<br />
kann, oder aber mit der Vorstellung<br />
von zerzausten knorrigen Stämmen alter<br />
Reben, die scheinbar den Gang der Geschichte<br />
in sich aufgesogen haben. Vielleicht<br />
sind auch die Erinnerung an manche<br />
genossene Gaumenfreude oder der<br />
Nachhall gehörter Erzählungen Ursache<br />
für derlei Sentimentalitäten.<br />
Seltene Stimmungsbilder<br />
Anlass zu romantischer Verzückung<br />
findet sich in Südtirols Weinanbaugebieten<br />
jedoch nur mehr vereinzelt. Allenfalls<br />
ziert ein alter Rebstock noch den Innenhof<br />
eines alten Gemäuers oder weist dem Besucher<br />
entlang unserer Weinstraßen den<br />
Weg. Alte Pergolen oder Pataune mit Säulen<br />
und Schaltern in rohem Kastanien- und<br />
Lärchenholz sind schwer zu finden, und<br />
wenn, dann wachen in vielen Fällen Vereinigungen<br />
wie die der Heimatpflege mit<br />
schützender Hand über deren Erhaltung.<br />
Neue Erziehungssysteme –<br />
neue Materialien<br />
Beginnend mit den 1980er Jahren<br />
hielt das Spaliersystem verstärkt Einzug<br />
in die Südtiroler Weinlandschaft. Diese<br />
Umstrukturierung der Weinberge birgt<br />
mehrere Vorteile; sie begünstigt die maschinelle<br />
Bearbeitung und sorgt durch<br />
die luftige Erziehungsform für qualita-<br />
tiv hochwertigen Ertrag. Auf der anderen<br />
Seite brachte diese Orientierung an<br />
internationalen Anbauweisen auch die<br />
Verwendung alternativer Materialien mit<br />
sich wie die vielerorts sichtbaren Betonsäulen.<br />
Die manierlich gespannten Vogelnetze<br />
verstärken zudem den Eindruck industrialisierter<br />
Landwirtschaft.<br />
Holz versus Beton und Stahl<br />
Dabei überwiegen zumindest in puncto<br />
Nachhaltigkeit, Optik und Umweltschonung<br />
die Vorteile des Rohstoffes Holz.<br />
Bedenkt man allerdings die finanzielle<br />
Seite, die Langlebigkeit des Materials und<br />
die problemlose Beschaffung, so wird die<br />
Wahl der Materialien wieder nachvollziehbar.<br />
Es fällt jedoch schwer, Verständnis<br />
aufzubringen, wenn man – wie ich – die<br />
nostalgische Wirkung der Weinkultur sucht<br />
und nur eintönige Monokulturen vorfindet.<br />
Umso mehr lachen Herz und Auge,<br />
wenn die süßen Früchte von traditionell<br />
gezügelten Reben baumeln.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 5
Ins Bild gerückt<br />
Auf den Spuren von<br />
Geschichte und Kultur<br />
Verein für Kultur und Heimatpflege Etschtal als<br />
Bindeglied zwischen den Städten Bozen und Meran<br />
Dorf- und Landschaftsbild zu pflegen<br />
und zu erhalten. Um eine möglichst umfassende<br />
Tragweite der Zielsetzungen zu<br />
erreichen, pflegt der Verein mit örtlichen<br />
und übergemeindlichen Verbänden und<br />
Körperschaften eine regelmäßige Zusammenarbeit.<br />
Auf diese Weise können nicht<br />
nur finanzielle Engpässe vermieden werden,<br />
zeitgleich findet auch eine Sensibilisierung<br />
für kulturelle Anliegen über mehrere<br />
Kanäle statt.<br />
Blick über das eiszeitlich geprägte Etschtal<br />
Albert<br />
Erschbamer,<br />
Gründer des<br />
Vereins<br />
Der Verein für Kultur und Heimatpflege<br />
Etschtal wurde im Jahre 1998 unter der Prämisse<br />
gegründet, die Lücke zwischen der<br />
Landeshauptstadt Bozen und der Kurstadt<br />
Meran hinsichtlich der Heimatpflege mit einer<br />
entsprechenden Institution schließen zu<br />
wollen. Das Einzugsgebiet des Vereins umfasst<br />
folglich mehrere Gemeinden, namentlich<br />
Andrian, Gargazon, Nals und Terlan.<br />
Gründungsvater des Vereins war Albert<br />
Erschbamer, welchem es ein dringendes<br />
Anliegen war, der Kultur und der Landschaftspflege<br />
des Etschtales die gleiche<br />
Hingabe zukommen zu lassen wie vergleichsweise<br />
die Vereine der angrenzenden<br />
Bezirke. Als erster und langjähriger Vorsitzender<br />
des Vereins, aber auch als Privatperson<br />
hat Albert Erschbamer bis zu seinem<br />
plötzlichen und unerwarteten Tod im<br />
Jahre 2010 die Wertschätzung von Kultur<br />
und Umwelt mit leuchtendem Beispiel vorgelebt.<br />
Unermüdlich beteiligte er sich an<br />
Demonstrationen und Kundgebungen im<br />
ganzen Land, um Anregungen für den eigenen<br />
Verein zu erhalten, aber auch um seiner<br />
Stimme für den Erhalt der Heimat aktiv<br />
Gewicht zu verleihen. An seine Seite bestellte<br />
er sich eine bunte Vielfalt an Gleichgesinnten,<br />
die bald als harter Kern der Vereinigung<br />
die Geschicke lenkten. Namentlich<br />
erwähnt seien vor allem Agnes Höller und<br />
Barbara Stocker, deren Verdienste innerhalb<br />
des Vereins zahlreich und vor allem<br />
von Nachhaltigkeit geprägt waren.<br />
Nach dem erschütternden Tod von Albert<br />
Erschbamer wurde Helene Huber als<br />
Vorsitzende berufen.<br />
Hehre Ziele<br />
In Artikel 2 der Vereinssatzung steht<br />
geschrieben, dass es sich der Verein zur<br />
Aufgabe stelle, die Heimatpflege und das<br />
Studium der örtlichen Geschichte zu fördern<br />
sowie das heimische Kulturgut, das<br />
Lernen in Gemeinschaft<br />
Im Gespräch hebt Helene Huber besonders<br />
die Organisation von kulturellen<br />
Veranstaltungen hervor. Ziele sind neben<br />
der Schärfung des Blickes für landschaftliche,<br />
kulturelle und historische Prägungen<br />
vornehmlich die Sensibilisierung<br />
der Bevölkerung, die gedankliche Loslösung<br />
von der Annahme, unser Lebensraum<br />
und unsere Lebenssituation seien<br />
selbstverständlich. Insofern soll mittels<br />
Vorträgen, organisierten Führungen, Wanderungen<br />
und Fahrten gezeigt werden,<br />
dass Dorf- und Landschaftsbild, das heimische<br />
Kulturgut nur unter Aufbringung<br />
von Mühen und Anstrengungen und dem<br />
idealistischen Einsatz einiger Weniger zu<br />
dem unverwechselbaren Charakter gefunden<br />
haben, den wir heute antreffen. In<br />
diesem Zusammenhang werden jährlich<br />
mehrere Ausstellungen im In- und Ausland<br />
besucht, um einen kontinuierlichen<br />
Wissenstransfer unter den Mitgliedern<br />
zu allgemein historischen und landesgeschichtlichen<br />
Themen zu gewährleisten.<br />
Treue Begleiter auf diesen Erkundungen<br />
und bei unterschiedlichen Führungen<br />
sind beispielsweise Barbara Knoflach,<br />
langjährige Geschäftsführerin der Tiroler<br />
Heimatpflege, sowie Manfred Föger, Biologe<br />
mit engen Kontakten zu den Tiroler<br />
Nachbarn.<br />
Fit in Kunstgeschichte<br />
Jüngst ermöglichte der Verein für Kultur<br />
und Heimatpflege Etschtal allen Interessierten<br />
die Teilnahme an einem Kurs<br />
für Kunstgeschichte. Die Referentin Cornelia<br />
Renzler führte die Kunstbegeisterten<br />
anhand von Beispielen aus Architektur,<br />
Malerei und Plastik gekonnt durch<br />
die Epochen von der Antike bis zur Moderne.<br />
Den Abschluss der mehrteiligen<br />
Veranstaltung bildete eine Studienfahrt in<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Mit dem Ehrenmitglied des Vereins, Peter Ortner, im Valle dei laghi<br />
Fuchsmöser Biotop<br />
die Lagunenstadt Venedig, anhand welcher<br />
nicht nur die architektonische Einzigartigkeit<br />
der Pfahlstadt erläutert wurde,<br />
sondern auch die aufgrund der weitreichenden<br />
Handelsbeziehungen entstandene<br />
bunte Verschmelzung von verschiedenen<br />
kulturellen Einflüssen. Aufgrund<br />
des großen Interesses an dieser Initiative<br />
sind weitere Schritte in diese Richtung<br />
bereits angedacht.<br />
Wandern zu musikalischen<br />
Leckerbissen<br />
Eine spezielle Hervorhebung verdienen<br />
die sogenannten Orgelwanderungen, welche<br />
der Verein in regelmäßigen Abständen<br />
organisiert. Zu Fuß oder mit dem Rad begeben<br />
sich die Teilnehmer nicht nur auf<br />
landschaftliche, sondern vornehmlich auf<br />
eine musikgeschichtliche Wanderung.<br />
Zwei bis drei Dörfer stehen jeweils im Fokus:<br />
Vom Organisten des Ortes werden zunächst<br />
die Geschichte der jeweiligen Orgel<br />
und deren Funktion erklärt, auch an<br />
die Kirchengeschichte wird angeknüpft.<br />
Die Aufmerksamkeit der Orgelwanderer<br />
wird schließlich mit einem musikalischen<br />
Streifzug durch die Orgelliteratur belohnt.<br />
Wanderungen zu<br />
naturgeschichtlichen Orten<br />
richten, plant der Verein in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Umweltschutzgruppe<br />
Terlan regelmäßige Radwanderungen zu<br />
den Ursprüngen des Etschtales. Ziel waren<br />
unter anderem die Fuchsmöser, Anlass<br />
beispielsweise die Etscherweiterung.<br />
Um eine Attraktion reicher<br />
Im Zentrum von Vilpian ist ein ganz besonderes<br />
Wandererlebnis ausgeschildert.<br />
Mit dem Naturdenkmal Wasserfall und<br />
dem Kulturdenkmal Vilpianer Waal an sich<br />
schon einen Abstecher wert, ist die Route<br />
seit September dieses Jahres um eine Attraktion<br />
reicher. Wie bereits in der Oktoberausgabe<br />
berichtet, kann entlang des Weges<br />
die restaurierte Turbine des an die ehemalige<br />
Brauerei angeschlossenen Elektrizitätswerkes<br />
besichtigt werden. Wer seine Wanderung<br />
ausdehnen möchte, ist gut beraten,<br />
den alten Fußweg nach Mölten/Schlaneid<br />
über die Scholer Höfe zu wählen. Der Blick<br />
über das gesamte Etschtal entschädigt allemal<br />
die Mühen des Anstieges.<br />
Ein weiterer lohnender Besuch ist sicherlich<br />
der vom Verein mit historischen<br />
Daten versehene Maultaschweg.<br />
Der Verein in Fakten<br />
Der Verein zählt derzeit an die 200 Mitglieder,<br />
darunter auch junge Interessierte.<br />
Besonders diese Entwicklung begrüßt der<br />
Verein und setzt verstärkt bei der Jugend<br />
auf die Sensibilisierung für die Belange<br />
der Heimatpflege. Vielleicht gewinnt er<br />
das eine oder andere Mitglied mit dem<br />
Programm für 2015, welches ganz unter<br />
einem historischen Stern steht, nämlich<br />
dem schicksalhaften Kriegseintritt<br />
Italiens vor 100 Jahren, welcher Südtirols<br />
Geschicke nachhaltig verändert hat.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
Das Etschtal wartet aufgrund seines<br />
eiszeitlichen Ursprungs mit einer Reihe<br />
von geologischen und landschaftlichen<br />
Besonderheiten auf, wenngleich durch<br />
die Trockenlegung und die landwirtschaftliche<br />
Nutzung des Gebietes ein Großteil<br />
der erdgeschichtlichen Zeugnisse auch<br />
verloren gegangen ist. Die wenigen Relikte<br />
verdienen deshalb einen besonderen<br />
Schutz. Um die Bevölkerung über deren<br />
Vorkommen und Wichtigkeit zu unter-<br />
Gruppenfoto vor der Villa Arvedi in der Provinz Verona<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 7
Aus Verband und Bezirken<br />
„Land und Leute kennenlernen“<br />
Wieso in die Ferne schweifen, wenn Interessantes und Wissenswertes so nah liegt?<br />
Unter dem Motto „Land und Leute kennenlernen“<br />
hatte der Heimatpflegeverein<br />
Naturns-Plaus zu einer Fahrt ins Sarntal<br />
mit Besichtigung des Rohrerhauses und<br />
anschließender Einkehr im Gasthof „Höllriegl“<br />
eingeladen.<br />
Allerlei Wissenswertes<br />
Auf der Fahrt ins Sarntal genossen die<br />
Teilnehmer den Blick auf die herbstlich<br />
gefärbte Landschaft und erfuhren von<br />
Josef Pircher, dem Vorsitzenden des Vereines,<br />
vieles über Geschichte und Kultur<br />
des Sarntales. Er wusste zu erzählen vom<br />
alten Kuntnersweg, der angelegt wurde,<br />
um die vordere Talenge zu umgehen, von<br />
der Anlegung der Straße und vom späteren<br />
Ausbau durch die wilde Porphyrschlucht.<br />
Er wies auf die Burgen hin, die<br />
immer noch beredte Zeugnisse der mittelalterlichen<br />
Vergangenheit bilden. Auch die<br />
Bindergasse in Bozen mit den historischen<br />
Gaststätten blieb als beliebter Treffpunkt<br />
der Sarner nicht unerwähnt.<br />
Eigenart des Tales<br />
Die lange Abgeschlossenheit des Tales<br />
war wohl die Ursache für die Entwicklung<br />
und Eigenart der Bevölkerung in Sitte und<br />
Brauchtum. Sie ist sich des Wertes der Natur<br />
und seiner eigenständigen Kultur bewusst,<br />
ist ihrer Wesensart treu geblieben<br />
und mit einer Dosis biederer Schlauheit<br />
ausgestattet, die in den vielen Sarner Witzen<br />
den Niederschlag findet.<br />
Einblicke in den Rohrerhof<br />
Bei der Ankunft im Rohrerhaus schweiften<br />
bewundernde Blicke vorerst über grüne<br />
Matten mit weidenden Rindern, Schafen<br />
und Haflingerpferden und über Schloss<br />
„Reinegg“, ein wuchtiger Bau, wo die Grafen<br />
von Sarnthein die Gerichtsbarkeit über<br />
das Tal ausübten hatten und wo auch die<br />
„Bachler Zottl“, eine Sarntaler Hexe, ihre<br />
Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen abzuwarten<br />
hatte.<br />
Der Heimatpflegeverein lauscht gespannt den interessanten Ausführungen.<br />
Die Heimatpfleger wurden vom Bürgermeister<br />
Franz Locher herzlich begrüßt<br />
und konnten Näheres über die<br />
Geschichte und heutige Nutzung des<br />
Rohrerhofes erfahren. Dieser, erstmals<br />
um 1288 erwähnt, galt früher als einer<br />
der größten Höfe des Tales und befand<br />
sich früher am Ortsrand von Sarnthein.<br />
Heute steht er mitten in den Wohnsiedlungen.<br />
Nach dem Ableben der letzten<br />
Besitzer kaufte die Gemeinde das Bauernhaus,<br />
das nach den Vorschriften des<br />
Denkmalamtes saniert und kulturellen<br />
Zwecken zugeführt wurde.<br />
Kunstsinn und Geschmack<br />
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen<br />
durch das Haus geführt, das sich als Ort<br />
der Begegnung sieht und nicht so sehr<br />
als statisch museale Einrichtung. Stuben<br />
und Kammern blieben so eingerichtet wie<br />
sie früher waren. Die Räume zeugen von<br />
natürlichem Kunstsinn und Geschmack.<br />
Besondere Aufmerksamkeit wurde den<br />
alten Vertäfelungen in den Stuben, der<br />
urigen Küche und der Sarner Bauerntracht<br />
gewidmet. So erfuhren die Besucher,<br />
dass der Sarner bei der Herstellung<br />
verschiedenster Gebrauchsgegenstände<br />
aus Holz immer schon außerordentlich<br />
geschickt war. Bewundernswert bleiben<br />
die Trachten, die in mühevoller Handarbeit<br />
hergestellt wurden. Die Federkielstickerei<br />
im Tal hat sich behauptet und ist<br />
stets mit Aufträgen eingedeckt.<br />
Heute öffentlicher Raum<br />
Räume, die umgestaltet worden sind,<br />
stehen nun offen für Veranstaltungen,<br />
Seminare und Ausstellungen jeglicher<br />
Art und können auch gemietet werden.<br />
Dem Verein Rohrerhaus obliegt die Organisation<br />
und die kulturelle Tätigkeit.<br />
Kürzlich lief die Ausstellung „Verliebt, verlobt,<br />
verheiratet“ und gab Einblicke in fast<br />
vergessene Bräuche für die Zeit vor und<br />
während der Hochzeit, in der besonders<br />
strenge Sitten und Regeln galten.<br />
Im Außenbereich konnten Bauerngarten,<br />
verschiedene Zäune, Backofen und<br />
Mühle besichtigt werden.<br />
Reicher an Erkenntnissen und Erinnerungen<br />
begaben sich die Teilnehmer in<br />
den kürzlich sanierten Gasthof Höllriegl<br />
zur „Sarnermarend“ und brachen dann<br />
wohlgelaunt zur Heimfahrt auf.<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
An der Euregio mitbauen<br />
Begegnung der Nord- und Südtiroler Heimatpfleger<br />
im Sommer <strong>2014</strong> auf dem Tschögglberg<br />
Beim Europäischen Forum Alpbach stand<br />
im heurigen Sommer die Verwirklichung der<br />
Europaregion Tirol durch grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit der drei starken Länder<br />
Tirol, Südtirol und Trentino im Herzen<br />
Europas auf dem Programm. Zur Weiterentwicklung<br />
und Füllung der Euregio mit Inhalten<br />
wurden gemeinsame Projekte auf dem<br />
Gebiet der Wirtschaft, des Verkehrs, der Verwaltung,<br />
der Kultur, der Bildung u.a. geplant<br />
und erarbeitet.<br />
Euregio-Gedanken vermitteln<br />
Im Bild beim angeregten Gespräch die Urgestein-Heimatpfleger Martha Innerhofer<br />
(Bozen), Franz Hauser (Kurtatsch) und Alt-Bürgermeister Albert Ender (Brandenberg/<br />
Tirol) in der Stube des Steger-Hofes (Foto: Sieghard Gamper, Trient)<br />
Die Realisierung solcher Projekte, die das<br />
Zusammenwachsen fördern, ist jedoch nur<br />
sinnvoll, wenn die Idee der Euregio auch<br />
bei den Menschen dieser Gebiete ankommt,<br />
so der Landeshauptmann von Tirol, Günther<br />
Platter, in Alpbach. Und leider sei der<br />
Euregio-Gedanke bei der Mehrzahl der Tiroler<br />
noch nicht oder kaum angekommen.<br />
Daran gilt es folglich zu arbeiten. Dies geschieht<br />
mit grenzüberschreitenden Initiativen<br />
etwa von Gemeinden, Vereinen und<br />
auch kleineren Gruppen dies- und jenseits<br />
des Brenners, wobei Menschen einander<br />
in persönlicher Begegnung besser kennen<br />
und schätzen lernen.<br />
Begegnung seit über einem<br />
Jahrzehnt<br />
Vier Gemeinden<br />
Heuer führte die landeskundliche Fahrt<br />
am 26. Juli auf den Bergrücken in den<br />
Sarntaler Alpen zwischen Bozen und Meran,<br />
„Tschögglberg“ genannt. Besucht wurden<br />
die vier Gemeinden des Tschögglberges<br />
Jenesien, Mölten, Vöran und Hafling, wo<br />
die Wissbegierigen jeweils eine aufschlussreiche<br />
Führung zu den geschichtsbeladenen<br />
Winkeln der zentralen Ortschaften erwartete.<br />
Auf diese Weise konnte den Nordtiroler<br />
und den Trentiner Besuchern ein wei-<br />
teres Fenster mit Blick in unsere Heimat<br />
geöffnet werden.<br />
Reger Austausch<br />
Mit Dankesworten sowohl der Nordtiroler<br />
wie auch der Südtiroler Teilnehmer, die ebenfalls<br />
einiges Neue über dieses Stück Heimat<br />
erfahren haben und auch in angeregten Gesprächen<br />
viel Interessantes miteinander bereden<br />
konnten, wurde der wertvolle Tag dieser<br />
Begegnung in Hafling abgeschlossen.<br />
Martha Innerhofer<br />
Solche Begegnungen finden seit nunmehr<br />
elf Jahren auch innerhalb eines kleinen<br />
Kreises von Heimatpflegern und anderen<br />
Kulturträgern einmal jährlich abwechselnd<br />
in Nordtirol, Südtirol oder im Trentino statt.<br />
Die Initiative wurde unter der bewährten<br />
Führung des Tiroler Alt-Landeshauptmannes<br />
Wendelin Weingartner gemeinsam mit dem<br />
Heimatpflegebezirk Meran-Burggrafenamt<br />
mit Bezirksobmann Georg Hörwarter und<br />
dem Obermaiser Ortsobmann Hans Vetter<br />
ins Leben gerufen und hat seitdem einer<br />
erklecklichen Schar von Interessierten die<br />
verschiedensten Täler und Bergebiete des<br />
alten Tirol nähergebracht.<br />
Die zahlenmäßig starke Heimatpflegegruppe begegnete auf dem alten Friedhof<br />
von Jenesien den Gemeindeverwaltern unfd Heimatpflegern dieser Tschögglberger<br />
Gemeinde, anschließend wurde die Pfarrkirche und das historische Rathaus<br />
besichtigt. (Foto: Sieghard Gamper, Trient)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 9
Aus Verband und Bezirken<br />
Neuer Glanz<br />
14 Kreuzwegstationen wurden erfolgreich wieder instandgesetzt<br />
Die Natur erobert nach und nach ihr Terrain wieder zurück.<br />
Wichtig deshalb, dass sich Vereine und Körperschaften für die<br />
Sichtbarhaltung kultureller Güter stark machen.<br />
Einer der 14 restaurierten Bildstöcke auf dem<br />
Weg von Brandis nach Tisens<br />
Nachdem bereits im <strong>Dezember</strong> 2012<br />
dreiste Diebe an zehn Bildstöcken der<br />
alten Kreuzwegstationen von Brandis in<br />
Niederlana über Ackpfeif bis nach Tisens<br />
die Kupferdacheindeckungen abmontiert<br />
und gestohlen haben, erstrahlen diese nun<br />
seit kurzem wiederum in neuem Glanz.<br />
Die Spenglerei Günther Husnelder<br />
aus Lana hatte bereits im vergangenen<br />
Jahr alle fehlenden Dacheindeckungen<br />
mit eingefärbtem Blech erneuert. Kürzlich<br />
wurden nun vom Restaurator Karl<br />
Hofer aus Algund alle 14 Kreuzwegstationen<br />
gereinigt, von Hecken und Kletterpflanzen<br />
befreit, mit gelber und weißer<br />
Farbe zweimal gestrichen und zusätzlich<br />
wurden alle Holzrahmen der Tafeln<br />
eingelassen.<br />
Historisches Erbe<br />
Viele Jahrhunderte wurde dieser alte<br />
Weg von Brandis in Niederlana über Ackpfeif<br />
nach Tisens als wichtiger Verbindungsweg<br />
vom Etschtal hinauf ins Tisner<br />
Mittelgebirge und in den Nonsberg genutzt,<br />
was auch Funde in unmittelbarer<br />
Nähe bestätigten. Heute sind es die zahlreichen<br />
Einheimischen und Gäste, die auf<br />
diesem herrlichen Weg mit einmaligem<br />
Ausblick auf das Etschtal zu Fuß oder<br />
mit dem Fahrrad unterwegs sind. Errichtet<br />
wurde dieser Kreuzweg im 19. Jahrhundert,<br />
und als Hauptstifter ist wohl Graf<br />
Anton von Brandis (1832-1907) zu nennen.<br />
Dieser, aus dem bedeutenden Lananer<br />
Grafengeschlecht stammend, war k.<br />
und k. Kämmerer, ab 1865 Abgeordneter<br />
des Tiroler Landtages und von 1889<br />
bis 1904 Landeshauptmann von Tirol und<br />
Vorarlberg. Zuvor wurde Graf Anton von<br />
Brandis 1887 in den Gemeindeausschuss<br />
von Lana gewählt.<br />
Ein aufrichtiger Dank<br />
Abschließend bedanken sich nun Dekan<br />
Pater Peter Unterhofer O.T., Pater Andreas<br />
Hinsen O.T. der Pfarrei Lana und<br />
Albert Innerhofer, Obmann des Heimatschutzvereins<br />
Lana, ganz besonders bei<br />
allen Spendern, die gemeinsam mit dem<br />
Heimatschutzverein Lana die gesamte Finanzierung<br />
dieser umfangreichen Arbeiten<br />
übernommen haben.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Mundart<br />
Heimatpflege<br />
„…mir tian eppis Guats!“<br />
Mundartdichter spenden für Bäuerlichen Notstandsfond<br />
Sie ist bereits Tradition, die Benefiz-Lesung<br />
der Mundart-Schreibenden im Bezirk<br />
Burggrafenamt und Passeier mit ihrer Vorsitzenden<br />
Anna Lanthaler.<br />
Zum 7. Mal öffnete der „Mooserwirt“<br />
seine gemütliche Gaststube und sehr<br />
viele Zuhörer waren gekommen. Unter<br />
dem Motto „Herbischtlen tuats und miar<br />
tian wieder eppis Guats“ gaben Anna Lanthaler,<br />
Maria Sulzer, Berta Brunner, Anni<br />
Schwarz, Helga Karlegger und Burgi Kaufmann<br />
ihre heiteren und besinnlichen Ge-<br />
dichte und Geschichten zum Besten. Untermalt<br />
wurde der literarische Nachmittag<br />
mit Zitherspiel von Maria und Stefan Raffl,<br />
mit Hackbrett von Helga Hofer sowie Raffele<br />
und Gitarre mit Walter Schönweger<br />
und Luis Pixner. Maria Sulzer und Helmuth<br />
Gruber erfreuten mit Lied und Jodlergesang.<br />
Karin Höller vom Bäuerlichen Notstandsfond<br />
konnte im Anschluss der Veranstaltung<br />
die stattliche Summe von 550 Euro<br />
entgegennehmen.<br />
Die Mundartdichter und –dichterinnen<br />
beim Mooserwirt<br />
21. Alpenländischer Volksmusikwettbewerb<br />
Südtiroler Gruppen in Innsbruck sehr erfolgreich<br />
Obwohl heuer nur sehr wenige Gruppen<br />
aus Südtirol beim größten Volksmusikwettbewerb<br />
des Alpenraumes in Innsbruck dabei<br />
waren, so konnten sie dennoch begehrte Urkunden<br />
mit nach Hause nehmen.<br />
Kastelruther Sieger<br />
Die „Schildbergmusig“ aus Kastelruth,<br />
die drei Geschwister Maria, Doris und Peter<br />
Zemmer, erspielten sich mit steirischer<br />
Harmonika, Querflöte und Zugposaune<br />
das Prädikat "ausgezeichnet". Mit dem<br />
„Montiggler Boarischen“, dem „Umeser-<br />
Landler“ und dem „Castaldo Marsch“<br />
konnten die drei jungen Musikanten in<br />
der schönen Kastelruther Tracht die Jury<br />
mit ihrem hervorragenden Spiel und mit<br />
der für diese Besetzung guten Bearbeitung<br />
überzeugen.<br />
Die „Schildbergmusig“<br />
aus Kastelruth bei der<br />
Verleihung der Urkunde<br />
mit (von links) Prof. Peter<br />
Reitmeir, Volksmusikkreis-<br />
Obmann Gernot Niederfriniger,<br />
Landesrätin Beate Palfrader<br />
und dem Obmann des Tiroler<br />
Volksmusikvereins Peter<br />
Margreiter<br />
Die „Schmied-Musig“ aus<br />
Gais bei der Verleihung der<br />
Urkunde im Saal Tirol des<br />
Kongresshauses Innsbruck<br />
Singende Familie<br />
Eine weitere Auszeichnung holte sich<br />
die „Schmied Musig“, ein Familiengesang<br />
mit eigener Gitarren- und Harmonikabegleitung<br />
aus Gais im Pustertal. Robert<br />
Schwärzer und seine Frau Astrid waren<br />
mit ihren drei Kindern sogar beim Festabend<br />
mit dabei und sangen dort das<br />
geistliche Lied "Der Engel des Herrn".<br />
Die Jury vergab an die „Schmied Musig“<br />
auch den begehrten "Herma Haselsteiner<br />
Preis" als beispielgebende singende<br />
Familie.<br />
Junge Talente<br />
Mit einem sehr guten Erfolg konnte<br />
auch der junge Harmonikaspieler Josef<br />
Pöll aus Ulfas im Passeiertal aufwarten<br />
und die verdiente Urkunde mit Begleitbrief<br />
mit nach Hause nehmen. Mit seinen<br />
13 Jahren zeigte der junge talentierte<br />
Musikant, was in ihm steckt. Und<br />
auch Hannes Innerbichler aus St. Jakob<br />
im Ahrntal erreichte mit seinem Spiel auf<br />
der steirischen Harmonika einen guten Erfolg.<br />
Der Südtiroler Volksmusikkreis gratuliert<br />
allen Teilnehmern sehr herzlich zu<br />
der großartigen Leistung und wünscht<br />
ihnen weiterhin viel Freude mit Musik<br />
und Gesang.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 11
• Büchertisch •<br />
Brigitte Mazohl, Josef Riedmann und Norbert Parschalk<br />
99 Fragen an die Geschichte Tirols<br />
Neues Buch über Tirol bei Athesia-Tappeiner<br />
– Geschichte vom Ötzi bis zum Südtirol-Paket<br />
Wer ist der bekannteste „Ur-Tiroler“? Seit<br />
wann gibt es ein Land Tirol? Seit wann<br />
spricht man in Tirol Deutsch? Wer war Michael<br />
Gaismair? Woher kamen die Frauen<br />
der Tiroler Landesfürsten? Wofür und wogegen<br />
kämpften die Tiroler 1809? Welche<br />
Festungen sollten Tirol vor seinen „Feinden“<br />
schützen? Wie kam es zum Krieg in<br />
Fels und Eis? Warum und wie kam Südtirol<br />
zu Italien? Wofür steht das Siegesdenkmal<br />
in Bozen? Was war die „Operationszone<br />
Alpenvorland“? Wie kam es zum<br />
Gruber-Degasperi-Abkommen? Was geschah<br />
in der „Bozner Feuernacht“? Warum<br />
gilt Silvius Magnago als „Vater des<br />
Südtirol-Paketes“? Was änderte sich in<br />
Südtirol durch das Zweite Autonomiestatut?<br />
Welche Rolle nahmen die Ladiner<br />
im 20. Jahrhundert ein? Wie wurde<br />
Tirol von Nicht-Tirolern gesehen?<br />
Das ist eine kleine Auswahl an Fragen, die<br />
im soeben bei Athesia-Tappeiner erschienenen<br />
Buch „99 Fragen an die Geschichte<br />
Tirols“ enthalten und die von kompetenten<br />
Historikerinnen und Historikern beantwortet<br />
worden sind. Es sind dies die aus Bozen<br />
stammende Brigitte Mazohl, Ordinaria für<br />
Österreichische Geschichte an der Universität<br />
Innsbruck, Josef Riedmann, emeritierter<br />
Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte<br />
an der Universität Innsbruck, und Norbert<br />
Parschalk, Dozent im Bereich Geschichtsdidaktik<br />
an den Universitäten Mainz, Bozen<br />
und Innsbruck. Weiters haben an dem<br />
Buch mitgearbeitet: Günther Kaufmann,<br />
Archäologe am Südtiroler Archäologiemuseum,<br />
und Franz Mathis, emeritierter Professor<br />
für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
an der Universität Innsbruck.<br />
Bei der Vorstellung des Buches in der Teßmann-Bibliothek<br />
in Bozen erläuterten die<br />
drei Hauptautoren Mazohl, Riedmann und<br />
Parschalk die Vorgangsweise bei der Formulierung<br />
der Fragen<br />
und Antworten<br />
– „die Fragen<br />
präzise und treffend<br />
zu formulieren<br />
war mehr<br />
als die halbe Arbeit“,<br />
so lautete<br />
das Motto des<br />
wissenschaftlichen<br />
Trios. Entstanden<br />
ist dabei ein Buch, das die Geschichte<br />
Tirols von der Zeit des Ötzi<br />
über das Mittelalter und die Neuzeit bis<br />
in unsere Zeit klar und anschaulich in<br />
chronologischer Weise darstellt. Die Ära<br />
Durnwalder und die Zeit der Nordtiroler<br />
Landshauptleute Partl, Weingartner und<br />
Van Staa wurde bewusst ausgeklammert,<br />
„weil hier der zeitliche Abstand zu gering<br />
ist und somit die notwendige historische<br />
Distanz noch fehlt.“<br />
A.G.<br />
Brigitte Mazohl, Josef Riedmann und Norbert<br />
Parschalk: 99 Fragen an die Geschichte<br />
Tirols, gebundene Ausgabe, 320<br />
Seiten, Athesia <strong>2014</strong><br />
Heinz Degle<br />
Brixen und die<br />
Option<br />
Jahrtage sind Marksteine der Erinnerung.<br />
Das Jahr 1939 ist ein derartiger Markstein<br />
in der Geschichte Südtirols. Am<br />
Freitag, 23. Juni 1939, wurden in Berlin<br />
am Sitz der Geheimen Staatspolizei in<br />
der Prinz-Albrecht Straße die Lichter erst<br />
spät in der Nacht ausgelöscht. Heinrich<br />
Himmler, Reichsführer der SS, und der<br />
italienische Botschafter Bernardo Attolico<br />
waren mit ihren Delegationen – unter<br />
ihnen auch der faschistische Bozner<br />
Präfekt Giuseppe Mastromattei – auf<br />
der Suche nach einer radikalen, endgültigen<br />
und freundschaftlichen Lösung<br />
für das Südtirolproblem. Zu lange hatte<br />
es schon die Beziehungen zwischen<br />
dem nationalsozialistischen Deutschland<br />
und dem faschistischen Italien belastet.<br />
Der Sand sollte aus dem diplomatischen<br />
Getriebe der beiden Staaten<br />
entfernt werden.<br />
Und nun sollte<br />
ein endgültiger<br />
Schlussstrich gezogen<br />
werden.<br />
Das war vor 75<br />
Jahren. Mittlerweile<br />
sind viele<br />
Bücher und Abhandlungen<br />
über<br />
das Jahre 1939<br />
und seine Folgen geschrieben worden.<br />
Das Buch von Heinz Degle ist insofern von<br />
besonderer Bedeutung, als es den Fokus<br />
auf Brixen und die Option legt und dabei<br />
die Rolle von Fürstbischof Johannes Geisler<br />
und Generalvikar Alois Pompanin ins<br />
Blickfeld nimmt. Rund 86 Prozent haben<br />
sich damals für die Option entschieden. Der<br />
Hirte folgt der Herde, war ein Leitmotiv von<br />
Geisler. Dabei ist klar, dass die Option von<br />
Geisler eine besondere Signalwirkung für<br />
viele andere hatte, wenngleich auch viele<br />
einfache Geistliche sich für den Verbleib in<br />
der Heimat entschieden. Das wirft ein aufschlussreiches<br />
Licht auf die Situation von<br />
damals und steigerte die dramatische<br />
Unsicherheit vieler Menschen, die nicht<br />
optieren wollten.<br />
Der Autor bedient sich bei seiner Darstellung<br />
der sogenannten oral history, das<br />
heißt, er lässt Zeitzeugen – Frauen und<br />
Männer – erzählen und verbindet das Erzählte<br />
mit eigenen Texten, in denen er<br />
auch Vorgeschichte und Hintergründe<br />
beleuchtet. Dabei entsteht ein eindringliches<br />
Bild von den existentiellen Sorgen<br />
und Nöten der Menschen damals. Eine<br />
Situation, die es verdient, als Markstein<br />
unserer Geschichte stets in Erinnerung<br />
zu bleiben. Die Frage freilich, die Anselm<br />
Sparber, Professor für Kirchengeschichte<br />
in Brixen, stellte, bleibt weiter unbeantwortet:<br />
Wie es kommen konnte, dass ein<br />
so großer Teil der Südtiroler sich bereit<br />
erklärte, unter dem gewaltigen Druck Italiens<br />
und unter der menschenverachtenden<br />
Verlockung des Nationalsozialismus<br />
die Heimat zu verlassen. A.G.<br />
Heinz Degle: Brixen und die Option,<br />
Athesia <strong>2014</strong>, 168 Seiten, 19,90 Euro<br />
12<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Lebendige Tracht<br />
Heimatpflege<br />
Wollhaube statt Pelzmütze<br />
Dem Geheimnis der Turmkappe auf der Spur<br />
Schlaufe für Schlaufe zum Ziel<br />
Was tut man nicht alles, um Marketenderin<br />
zu werden! Trudi Fulterer Rabensteiner<br />
aus Seis war gerade einmal 16 Jahre alt, als<br />
ihre Mutter das Turmkappen-Stricken dafür<br />
zur Bedingung machte. Davon nicht gerade<br />
begeistert, erlernte sie dennoch bei der damals<br />
70-jährigen Theresia Tirler in Kastelruth<br />
das mühselige Herstellen von Turmkappen.<br />
Heute ist sie stolz darauf, als eine der<br />
letzten diese Kunst zu beherrschen.<br />
Fatzelhaube – Turmkappe<br />
Im Grunde genommen ist es immer das<br />
gleiche, eine zottige, schwere Wollkappe,<br />
die in ganz Tirol vor allem zur Winterszeit<br />
getragen wurde. Es gibt sie in schwarz und<br />
weiß oder auch in nachtblau, mit Schlaufen<br />
gestrickt oder mit Fäden geknüpft, in<br />
Zwiebel- oder Kegelform. Im Schlerngebiet,<br />
im Eisacktal und in Gröden wird sie wegen<br />
ihrer hohen, spitzen Form Turn(m)kappe<br />
genannt (ladinisch: cazina) und heute je<br />
nach Tracht zu jeder Jahreszeit getragen.<br />
Schwazer Hauben<br />
Es war vor allem in der Bergwerksstadt<br />
Schwaz, wo Frauen und Kinder in Heimarbeit<br />
diese Fatzelhauben herstellten und mit<br />
Wollfetzen ausstopften. Mit diesen Hauben<br />
wollte die bäuerliche Bevölkerung wohl die<br />
noblen Fellmützen der reichen Bürgersleute<br />
nachahmen. Wer konnte sich schon<br />
eine Otterfellmütze leisten?<br />
Turmkappe<br />
aus dem<br />
Schlerngebiet<br />
Model aus<br />
Massivholz<br />
Herstellung der Turmkappe<br />
Die Turmkappe wird mit zwei Farben<br />
Wolle zugleich gestrickt. Für das Gerüst<br />
wird weiße Sockenwolle verwendet, 3-fädig,<br />
mit etwas Kunstfaser gemischt, damit<br />
der Faden dem starken Zug standhält<br />
und ja nicht reißt. Für die Schlaufen wird<br />
schwarze weiche Merino-Wolle genommen,<br />
6-fädig und nicht zu stark gedreht. So 500<br />
Gramm müssen es schon sein. Man beginnt<br />
am unteren Rand. Mit einer feinen Rundstricknadel<br />
werden so viele Maschen angeschlagen,<br />
dass je nach Kopfumfang ein<br />
Ring von 18-20 Zentimetern Durchmesser<br />
entsteht. Nach ein paar Reihen weiß glatt<br />
beginnt man mit den schwarzen Schlaufen,<br />
indem man die Wolle durch den Zwischenklang<br />
hervorholt, dann zwei weiße<br />
Maschen glatt verschränkt und wieder eine<br />
schwarze Schlaufe. So wird die Runde fortgesetzt.<br />
In der nächsten Reihe werden die<br />
Schlaufen der Vorrunde einzeln fallengelassen<br />
und neue Schlaufen herausgezogen.<br />
So geht es immer leicht Maschen abnehmend<br />
weiter, bis die Kappe 30-32 Zentimeter<br />
hoch ist.<br />
Zarte Zierreihen,<br />
harte Knochenarbeit<br />
Eine Besonderheit der Turmkappe sind<br />
die drei zarten Zierreihen, die quer um die<br />
Kappe verlaufen. Dazu muss die schwarze<br />
Wolle in mühsamer Handarbeit mit weißem<br />
Handfaden umwickelt und mitgestrickt werden.<br />
Der erste Streifen ist auf einer Höhe<br />
von 11 Zentimetern angebracht, die restlichen<br />
zwei nach jeweils 8 Zentimetern.<br />
Für eine Runde braucht Trudi Fulterer<br />
eine Dreiviertelstunde. Jede Masche muss<br />
ganz fest angezogen werden. Eine Knochenarbeit!<br />
Mehr als vier Reihen am Stück<br />
schafft sie nicht, weil die Finger schmerzen.<br />
Kein Wunder, dass sie für eine Kappe<br />
ein Jahr und mehr braucht, vor allem auch,<br />
weil die Metzgersfrau nur in ihrer spärlichen<br />
Freizeit daran arbeiten kann. Sie wäre deshalb<br />
bereit, Interessierten das Stricken von<br />
Turmkappen beizubringen.<br />
Innen- und Außenkappe<br />
Ist die schwarze Kappe fertig, geht es<br />
ans Stricken der Innenkappe aus weißer<br />
Wolle mit glatten Maschen. Ist auch diese<br />
fertig, wird sie auf den Holzmodel aufgespannt<br />
und mit Schaumgummiringen umwickelt.<br />
Darüber wird die schwarze Kappe<br />
gestülpt und der untere Rand wulstig rund<br />
verarbeitet. Eine hellblaue Masche aus gewässerter<br />
Moirèseide ziert „nach Bozner<br />
Mode“ die Spitze.<br />
Agnes Andergassen<br />
Trudi Fulterer als Marketenderin<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 13
Arge Volkstanz<br />
Alle Jahre zu Kathrein!<br />
Der Auftanz, der Beginn des Tanzfestes<br />
Die Tänzer geben sich ein Stelldichein<br />
Bunte Auswahl an Tänzen<br />
Die Laaser Böhmische spielte in zwölf<br />
Tanzrunden mit vielen Zugaben zum Tanz<br />
auf. Anspruchsvolle Figurenlandler gehörten<br />
dabei ebenso zum Programm wie schwungvolle<br />
Polkas und gediegene Walzer.<br />
In der Pause zeigten Eisacktaler Volkstänzer<br />
den Reiftanz, der als „Erntedanktanz“<br />
gut in die Jahreszeit passt. Ursprünglich<br />
ist der Reiftanz als Tanz der Bozner Binder<br />
− mit nur Burschen als Ausführende<br />
− ab 1769 belegt. Damals war der Reiftanz<br />
ein ständischer Brauch zum Lobe des Berufes<br />
und zur Ehrung hochgestellter Personen.<br />
Die Übertragung des Reiftanzes auf<br />
den Erntebrauch und die Aufnahme von<br />
Mädchen in den Tanz ist hingegen viel jüngeren<br />
Datums.<br />
Die Krone beim Reiftanz<br />
Monika Rottensteiner als Sprecherin<br />
beim Reiftanz<br />
Es war dies das 49ste Landes-Kathrein-<br />
Tanzfest, das am Samstag, 15. November,<br />
im Kurhaus von Meran über die Bühne ging.<br />
Mit dem traditionellen Auftanz eröffneten<br />
die Tanzpaare das Tanzfest in dem wunderschönen<br />
Kursaal. Monika Rottensteiner,<br />
die Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz in Südtirol, begrüßte<br />
alle Tänzer und Tänzerinnen aus Nah und<br />
Fern und ganz besonders Robert Schwärzer<br />
vom Referat Volksmusik im Bereich der<br />
deutschen und ladinischen Musikschulen.<br />
Ende der diesjährigen Tanzsaison<br />
Für das leibliche Wohl der Festbesucher<br />
sorgte das Kastelruther Bauernbuffet. Die<br />
Gäste wurden mit herbstlichen Gerichten<br />
und verschiedenen Getränken verwöhnt.<br />
Die Vorbereitung des Landes-Kathrein-<br />
Tanzes übernahmen wie immer die Volkstanzgruppen<br />
des Bezirkes Burggrafenamt.<br />
Ihnen sei auf diesem Wege herzlich gedankt!<br />
„Kathrein stellt den Tanz ein!“ So war auch<br />
dieses Jahr der Landes-Kathrein-Tanzes das<br />
letzte große Tanzfest, bevor im Advent die<br />
besinnungsvolle und tanzfreie Zeit beginnt.<br />
Monika Burger - Wenter<br />
Ausbildung Kinder- und Jugendtanzleitung – Modul 1<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol<br />
organisiert in Zusammenarbeit mit der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer<br />
Volkstanz Fortbildungsveranstaltungen für<br />
aktive und angehende Kindertanzleiter und<br />
-leiterinnen. Dieser mehrteilige Lehrgang<br />
richtet sich an alle, die am Tanzen, Spielen<br />
und Singen mit Kindern und Jugendlichen<br />
interessiert sind. Erstmals ist es nun gelungen,<br />
eine gesamte Ausbildungsreihe für Kinder-<br />
und Jugendtanzleiter und Kinder- und<br />
Jugendleiterinnen zu planen.<br />
Den Auftakt bildete ein erster Teil von<br />
Modul 1, der am Samstag, 8. November<br />
<strong>2014</strong>, im Vereinshaus von Pfalzen abgehalten<br />
wurde.<br />
Karin Mutschlechner, Kursorganisatorin,<br />
begrüßte am Morgen alle 44 anwesenden<br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
herzlich, und Luisa Jaeger, Referentin, vermittelte<br />
den Kursteilnehmern in den darauffolgenden<br />
Stunden die grundlegenden<br />
Inhalte zu den Kinder- und Jugendtänzen.<br />
In der Pause konnten die angehenden Kindertanzleiter<br />
und -leiterinnen verschiedene<br />
Kursunterlagen studieren und sich in die<br />
Musikstücke einhören.<br />
Am Nachmittag begleitete Hanna Beikircher<br />
die Tänzer und Tänzerinnen auf ihrer<br />
Steirischen und sorgte damit für eine aufgelockerte<br />
Stimmung. Einige Teilnehmer<br />
schlossen an diesem Wochenende das<br />
Modul 1 ihrer Ausbildung ab. Ein weiterer<br />
Teil von Modul 1 findet am 31. Januar 2015<br />
in Kaltern statt. Informationen zur gesamten<br />
Ausbildungsreihe sind bei der Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz in Bozen erhältlich.<br />
ARGE Volkstanz<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
beim Erlernen der Grundlagen<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Neues<br />
Heimatpflege<br />
Eine musikalisch-literarische Adventsgeschichte<br />
mit „Afzaitn“, Brigitte Knapp und Familiengesang Prader<br />
Advent, das ist eine Zeit des<br />
Wartens...<br />
... auf die Ankunft, auf ein Geschenk, auf<br />
die Erfüllung von Wünschen und Sehnsüchten.<br />
Brigitte Knapps Erzählung schildert die<br />
Geschichten zweier Brüder. Der eine wartet<br />
auf die Ankunft seines Kindes, rastlos, grübelnd,<br />
verzweifelt, der andere hat das Warten<br />
eingestellt, er lebt im Hier und Jetzt, ist<br />
angekommen.<br />
Advent, das ist auch eine Zeit des<br />
Innehaltens, des Ruhens, der Einkehr.<br />
Die Erzählung stimmt nachdenklich,<br />
ohne zu belehren, hinterfragt unser rastloses<br />
Streben, ohne zu richten. Das Eintauchen<br />
in das Geschehen führt zu einer einfachen<br />
und gerade deshalb wichtigen Erkenntnis:<br />
Wer im Hier und Jetzt lebt, muss nicht mehr<br />
warten, sondern ist bereits angekommen.<br />
Musikalisch gehalten<br />
und geführt...<br />
... wird die Erzählung von der Südtiroler<br />
Volksmusikgruppe „Afzaitn“. Neu für<br />
diese Besetzung arrangierte Pastorellen<br />
unterstreichen die Wirkung des Gelesenen<br />
und versetzen den Hörer in (vor-)weihnachtliche<br />
Stimmung. Ergänzt wird das<br />
Ganze durch Südtiroler Hirtenlieder vom<br />
Familiengesang Prader. Traditionell wurden<br />
Pastorellen in der Weihnachtszeit von<br />
italienischen Hirten gespielt, womit sich<br />
der Kreis zwischen Text und Musik wieder<br />
schließt. Der Hirte in Erwartung der<br />
Ankunft des Erlösers musiziert zur Ehre<br />
Gottes, gestaltet den Moment, lässt die<br />
Umstehenden verweilen. Stillwerden, Innehalten<br />
öffnet den Blick und das Herz<br />
für das Wesentliche.<br />
... Dann ist – Advent.<br />
Kontakt und Bestellung:<br />
oder<br />
Josef Dentinger<br />
+39 333 3170949<br />
josef.dentinger@outlook.de<br />
Doris Schwarzer (Vertrieb)<br />
Vöttinger Str. 52<br />
D-85354 Freising<br />
office@schwarzer-records.de<br />
Verkaufspreis: 15 Euro<br />
Afzaitn<br />
Der Name „Afzaitn“ bedeutet: musizieren<br />
zu gewissen Zeiten, andere Seiten aufzuschlagen<br />
(persönliche, moderne, traditionsgetreue…),<br />
auf anderen Saiten zu spielen<br />
(als gewohnt), „es ist Zeit, auf geht’s“...<br />
„Afzaitn“ wurde 2003 von Sepp Dentinger<br />
gegründet, um Advents- und Weihnachtsmusik<br />
im volksmusikalischen Rahmen zu<br />
spielen. Die Spielliteratur entnahm Sepp<br />
Dentinger aus einem alten Orgelbuch von<br />
Welschnofen (Volksfromme Musik von Ernst<br />
Schusser, Volksmusikarchiv) und aus einer<br />
Violinhandschrift von Niederdorf und<br />
arrangierte sie neu für die Gruppe. Mitt-<br />
Das nächste Konzert<br />
findet am Samstag<br />
20. <strong>Dezember</strong><br />
um 19 Uhr im<br />
Kassettensaal<br />
von Maria Heim,<br />
Neustifterweg 5, in<br />
Bozen statt<br />
lerweile gestalten sich die Auftritte vielfältig:<br />
Hoangort, Umrahmungen von Feiern,<br />
Fernsehauftritte…<br />
Familiengesang Prader<br />
Der Familiengesang Prader aus dem Eisacktal<br />
besteht aus Mutter Edith und den Töchtern<br />
Fara und Vera. Es gibt kein Gründungsdatum,<br />
da im Hause Prader das Singen<br />
bereits von Kindheit an gepflegt wird. Das<br />
Mitgestalten von Messfeiern, Mariensingen<br />
oder Adventfeiern ist dem Familiengesang<br />
ein Herzensanliegen.<br />
Brigitte Knapp<br />
Brigitte Knapp besuchte die Schauspielschule<br />
in Innsbruck und arbeitet seit<br />
über 10 Jahren als freie Schauspielerin<br />
und Autorin.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 15
Vorweg<br />
Den Chorgesang mitgetragen<br />
Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr<br />
Erich Deltedesco<br />
Nur noch wenige Tage trennen uns vom<br />
Jahreswechsel. Anlass und Gelegenheit für<br />
uns alle im Südtiroler Chorverband Bilanz<br />
zu ziehen und mit Dankbarkeit einen Blick<br />
zurückzuwerfen.<br />
In vielen Veranstaltungen auf Landesund<br />
Bezirksebene zeigte sich wiederum,<br />
dass der Chorgesang in Südtirol einen<br />
wichtigen Stellenwert hat, die Vielfalt<br />
und die Schönheit des Chorgesangs sowie<br />
die Begeisterung für das Lied haben<br />
viele hunderte, ja tausende Sänger und<br />
Sängerinnen einem breiten Publikum nahegebracht.<br />
Stellvertretend in Erinnerung<br />
rufen möchte ich die Veranstaltungen „Jugend<br />
singt“ und „Groove im Chor“. Diese<br />
sind von den vielen teilnehmenden Kindern<br />
und Jugendlichen sehr gut aufgenommen<br />
worden. Das Ziel, die Jugend<br />
auf den Wert des Singens aufmerksam zu<br />
machen, die Begeisterung für das Singen<br />
zu wecken, ist ganz sicher erreicht worden.<br />
Kinder und Jugendliche für das Singen,<br />
für die Chormusik zu begeistern ist<br />
auch die Zielsetzung des Landesjugendchores<br />
Südtirol, der sich auch unter der<br />
neuen künstlerischen Leiterin Nataliya Lukina<br />
weiter in seiner musikalischen Qualität<br />
entwickelt und bei seinen Konzerten<br />
große Erfolge gefeiert hat.<br />
Der Südtiroler Chorverband ist dauernd<br />
bestrebt das Singen lebendig zu erhalten,<br />
sich zu öffnen für Weiterentwicklung<br />
und Weiterbildung. So konnte auch<br />
heuer wiederum ein reichhaltiges Schulungsangebot<br />
angeboten werden, das von<br />
vielen Sängerinnen und Sängern dankbar<br />
angenommen wurde. Menschen, die bereit<br />
sind, sich weiterzuentwickeln, sind für<br />
alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens<br />
ein großer Reichtum. Dies gilt auch<br />
für die Musik und insbesondere den Chorgesang.<br />
So möchte ich allen danken, die<br />
diesen Weg der Weiterbildung und des<br />
Einsatzes für eine lebendige Kultur gehen.<br />
Schlussendlich geht es auch beim<br />
Singen um Werte, die unser Leben lebenswerter<br />
machen. Der Südtiroler<br />
Chorverband kann helfen, diese Werte<br />
hochzuhalten, doch es braucht immer<br />
den Einzelnen, den Chor, die Menschen<br />
eben, die diese Angebote annehmen und<br />
die Werte leben.<br />
Mit Gesang das Leben in den<br />
Dörfern und Städten bereichern<br />
und verschönern<br />
Das Chorwesen in unserem Land wird<br />
von tausenden ehrenamtlich Tätigen getragen,<br />
die mit ihrem Gesang das Leben in<br />
den Dörfern und Städten bereichern und<br />
verschönern. Dieses uneigennützige Engagement<br />
für das Gemeinschaftsleben in<br />
unseren Gemeinden kann nicht genug gewürdigt<br />
werden und ist für unsere Gesellschaft<br />
unverzichtbar. Auch im nunmehr<br />
zu Ende gehenden Jahr durfte ich bei vielen<br />
Konzerten, Veranstaltungen und feierlichen<br />
Gottesdienstmitgestaltungen dabei<br />
sein. Es war und ist immer wieder beeindruckend<br />
zu erleben und zu spüren, mit<br />
welch großer Begeisterung der Chorgesang<br />
in den Chören und Singgemeinschaften<br />
gepflegt wird. Rückblickend kann ich sagen,<br />
<strong>2014</strong> war ein erfolgreiches Jahr für<br />
das Chorwesen in unserem Lande und wir<br />
beschließen das alte Jahr mit dem guten<br />
Gefühl, dass wir alle gemeinsam die Sache<br />
des Chorgesangs wieder ein gutes<br />
Stück vorangebracht haben.<br />
Vielen Dank für stets aktive und<br />
konstruktive Zusammenarbeit<br />
Es ist mir ein persönliches Anliegen allen<br />
zu danken, die in irgendeiner Form die<br />
Sache des Chorgesangs mitgetragen haben.<br />
So möchte ich mich bei den Obleuten,<br />
den Chorleiterinnen und Chorleitern,<br />
den Sängerinnen und Sängern, einfach bei<br />
allen, die ein Ehrenamt im Chorwesen innehaben,<br />
bedanken für die vielfältigen und<br />
wertvollen Aktivitäten, die ehrenamtliche<br />
Kulturarbeit und das großartige Engagement.<br />
Ich bedanke mich bei den Mitgliedern<br />
des Vorstandes und des Musikrates<br />
sowie den Bezirksvorständen für die stets<br />
aktive und konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Danke sage ich auch für die finanzielle<br />
und ideelle Unterstützung, in erster Linie<br />
der Südtiroler Landesregierung, Landeshauptmann<br />
Arno Kompatscher und vor<br />
allem Landesrat Philipp Achammer, der<br />
Stiftung Sparkasse mit dem Präsidenten<br />
Karl Franz Pichler, der Region Trentino Südtirol,<br />
dem deutschen Schulamt, den Raiffeisenkassen,<br />
der Südtiroler Volksbank sowie<br />
allen privaten Sponsoren und Gönnern.<br />
Nicht zuletzt danke ich den Mitarbeitern<br />
in der Geschäftsstelle, Josef Mair und<br />
Helga Huber, die mit großem persönlichem<br />
Einsatz die vielen Aufgaben bewältigen.<br />
Nur mit allen zusammen war es möglich,<br />
das Jahr <strong>2014</strong> erfolgreich für das Chorwesen<br />
in Südtirol zu gestalten und mit allen<br />
zusammen wird dies auch 2015 gelingen.<br />
Ich wünsche Ihnen ein frohes und besinnliches<br />
Weihnachtsfest<br />
sowie alles Gute, Glück und Gottes Segen<br />
für das kommende Jahr.<br />
Erich Deltedesco<br />
Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Das Thema<br />
Chorwesen<br />
Ein Verein muss Werte bieten<br />
Funktionärstag des Südtiroler Chorverbandes<br />
Was Vereine und damit auch Chorgemeinschaften in zehn Jahren erwartet und wie sie<br />
auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren müssen, war u.a. das Thema beim<br />
Funktionärstag, der am 18. Oktober in Bozen stattfand. 30 Obleute und andere ehrenamtlich<br />
im Chorwesen Tätige waren ins Kolpinghaus gekommen, wo sie Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco begrüßte. Referent des Seminars war Albert Ascherl aus Deutschland,<br />
Dozent für Marketing, Unternehmensführung, Berater von Firmen, Vereinen und Verbänden<br />
sowie Autor des Buches „Vereinsmanagement in 30 Schritten: Strategie und Führung“.<br />
Albert Ascherl<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Was erwartet die Chorvereine<br />
in zehn Jahren?<br />
Albert Ascherl: Die Welt ändert sich und<br />
Vereine ändern sich langsamer als anderes.<br />
Wenn sie auf die Veränderungen nicht reagieren,<br />
dann werden sie verschwinden,<br />
wie es schon mit vielen Vereinen in der<br />
Vergangenheit geschehen ist. Wenn wir<br />
zum Beispiel das Nachwuchsproblem betrachten:<br />
Die Vereine bzw. deren Verantwortliche<br />
müssen sich bewusst werden,<br />
dass junge Leute anders ticken.<br />
KF: Wie müssen sich Vereine also ändern?<br />
A. Ascherl: Es gibt keine allgemeinen Regeln,<br />
kein Patentrezept. Jeder Verein muss<br />
seine Situation betrachten und die Leute<br />
sensibilisieren: Was muss ich in meiner Situation<br />
konkret ändern, damit z.B. wieder<br />
mehr junge Menschen zu mir kommen?<br />
In Südtirol ist Vereinsarbeit noch einfacher<br />
als an anderen Orten, aber auch hier muss<br />
den Verantwortlichen der Vereine bewusst<br />
werden, dass Menschen z.B. nicht mehr<br />
ein Leben lang denselben Beruf, dieselbe<br />
Weltanschauung, denselben Wohnort haben.<br />
Diese Dinge werden sich auch bei<br />
den Menschen in Südtirol in Zukunft immer<br />
schneller ändern. Als Verein muss ich<br />
mich darauf einstellen. Das ist die Aufgabe<br />
des Vereinsvorstandes. Der Kirchenchor<br />
eines Dorfes, in dem kein Pfarrer mehr<br />
ist, muss z.B. diesem Umstand Rechnung<br />
tragen und andere Möglichkeiten<br />
suchen, sich zu betätigen, z.B. indem er<br />
selbst Andachten organisiert. Wichtig ist,<br />
dass sich der Vorstand mit den Veränderungen<br />
befasst und nicht die Augen davor<br />
verschließt.<br />
KF: Es geht also darum, dass der Vereinsführung<br />
klar ist, dass nicht alles gleich<br />
weitergehen kann, nur weil es die letzten<br />
Jahre gut gegangen ist...<br />
A. Ascherl: Es geht darum sich zu fragen:<br />
Was wollen die Leute, die ich ansprechen<br />
will? Zum Beispiel kann ich mich als Verein<br />
an Menschen über 60 wenden. Dabei<br />
muss aber klar sein, dass heute Frauen<br />
über 60 andere Bedürfnisse haben als vor<br />
30 Jahren. Wenn ich mich an die Jugend<br />
wende, muss ich konkret herausfinden:<br />
Was wollen die Jugendlichen? Wenn ich als<br />
Kirchenchor Gottesdienste gestalte, muss<br />
klar sein, dass die heute 40-Jährigen andere<br />
Musik hören als die 40-Jährigen vor<br />
30 Jahren. Ich muss also immer wieder fragen:<br />
Welche Musik hören die Menschen?<br />
KF: Muss sich der Verein da nicht verbiegen?<br />
A. Ascherl: Der Verein muss sich nicht verbiegen,<br />
aber er muss sich fragen, ob er bestehen<br />
bleiben will. Wenn er einfach nur<br />
konservativ ist, macht er früher oder später<br />
zu. Bestehen bleibt er nur durch Anpassung<br />
an die Zeit. Dazu gehört auch das<br />
Zulassen von Vielfalt: Als Chor muss ich<br />
nicht nur eine Art von Musik machen, ich<br />
kann neben den englischen oder deutschen<br />
zum Beispiel auch brasilianische und serbische<br />
Volkslieder in mein Repertoire aufnehmen.<br />
Die Menschheit vermischt sich,<br />
der Verein muss dem Rechnung tragen.<br />
Der Verein muss eine Plattform sein für<br />
verschiedene Meinungen und Richtungen.<br />
KF: Ist es aber nicht so, dass viele Vereine<br />
über Jahrzehnte sich kaum verändert haben<br />
in der Ausrichtung und doch erfolgreich<br />
waren?<br />
A. Ascherl: Die ersten Vereine wurden zwischen<br />
1816 und 1880 gegründet. Damals<br />
gab es nicht das Unterhaltungsangebot, das<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 17
Das Thema<br />
Die Frage,<br />
wie es mit<br />
dem eigenen<br />
Chorverein<br />
weitergeht,<br />
stellten sich die<br />
Obleute beim<br />
Funktionärstag<br />
in Bozen.<br />
es heute gibt. Der Lebenshorizont entsprach<br />
dem Umkreis von zehn Kilometern, in einer<br />
Stunde kam man zehn Kilometer weiter.<br />
Die Unterhaltung war so der Verein im<br />
Dorf. Heute ist der Lebenshorizont weiter:<br />
Das Flugzeug, das Internet, die Medien bewirken,<br />
dass wir ein viel größeres Angebot<br />
an Unterhaltung haben. Damit geht auch<br />
die lebenslange Bindung an einen Verein<br />
verloren, die wir zum Teil immer noch voraussetzen.<br />
Die Vereine von heute können<br />
nicht mehr auf diese Bindung und das entsprechende<br />
Pflichtgefühl setzen, sondern<br />
müssen auf die Freude und die Motivation<br />
der Leute setzen.<br />
KF: In diesem Zusammenhang spielt die<br />
Wertvermittlung eine große Rolle...<br />
A. Ascherl: Früher war im Marketing das<br />
Preis-Leistungsverhältnis wichtig. Heute<br />
sind die Werte, die ein Produkt vermittelt,<br />
wichtig. Dies gilt auch für den Verein: Welchen<br />
Wert kann er vermitteln? Dabei ist es<br />
aber wichtig zu beachten, dass Werte heute<br />
nicht mehr allgemein und allgemeingültig<br />
sind, sondern individuell. Menschen mischen<br />
sich Werte zu einem Wertecocktail<br />
zusammen.<br />
KF: Das erschwert natürlich die Vereinsarbeit,<br />
wenn z.B. der Kirchenchor nicht<br />
mehr allgemeine Werte – etwa religiöser<br />
Natur - voraussetzen kann.<br />
A. Ascherl: Die Menschen fragen sich<br />
heute: „Was habe ich davon, wenn ich zu<br />
diesem Verein gehe?“ Hier muss uns bewusst<br />
sein, dass viele allgemeine Werte<br />
von früher nicht mehr selbstverständlich<br />
sind und dass wir die neuen ausfindig machen<br />
müssen. Pflege der Chormusik z.B.<br />
ist nicht mehr ein allgemeiner Wert. Wohl<br />
aber kann man Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
als angestrebten Wert heute ausmachen.<br />
Die Aufgabe der Vereinsführung ist<br />
es, die Werte des eigenen Vereins ausfindig<br />
zu machen. Was bedeutet Chormusik?<br />
Über diese Frage muss im Chorverein<br />
diskutiert werden. Man muss sich auf am<br />
besten fünf Werte einigen und man muss<br />
sich dieser Werte bewusst sein, sie den<br />
Menschen mitteilen. Das ist sehr wichtig.<br />
KF: Ein zeitgemäßer Verein muss also Marketing<br />
betreiben.<br />
A. Ascherl: Marketing heißt aber nicht nur<br />
Werbung! Es heißt in erster Linie, das richtige<br />
Produkt, angepasst an die Situation,<br />
finden. „Du darfst zu uns kommen, wenn<br />
du brav bist und nie fehlst“ - das ist heute<br />
zu wenig. Das Produkt des Vereins muss<br />
klar definiert werden. Dazu braucht es vor<br />
allem Sinn für die konkrete Realität: Ich<br />
kann nicht für Messen proben, wenn es<br />
keinen Gottesdienst mehr gibt. Der Verein<br />
muss Werte bieten, das ist das Wichtigste.<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
Chor oder Chorgemeinschaft gesucht!<br />
Wir suchen für den 15. August 2015 eine Möglichkeit für einen gemeinsamen kulturellen oder kirchlichen Auftritt in Meran.<br />
Kontaktaufnahme unter:<br />
Konrad Appel<br />
Breitenbachstr. 24, 96106 Ebern OT. Unterpreppach<br />
Tel. (0049) 0 9531-6561 oder 01791332470<br />
Fax: (0049) 0 9531- 9426990<br />
Mail.: konrad.appel@freenet.de<br />
Gesangverein Eyrichshof (Stadt Ebern)<br />
Der Chor des Gesangvereins Eyrichshof<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Chorwesen<br />
Freude kommt vor Können<br />
Seminar für Kinderchorleitung<br />
„Der Chorleiter muss an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten!“, erklärte Yoshihisa Kinoshita den Teilnehmern.<br />
39 Kinderchorleiter und Lehrpersonen<br />
stehen im Josefsaal des Kolpinghauses in<br />
Bozen und summen und singen Vokale, drücken<br />
die Wangen zusammen, lassen die<br />
Arme schlenkern und bewegen den Kopf:<br />
Lockerungsübungen beim Seminar für Kinderchorleitung<br />
des Südtiroler Chorverbandes<br />
am 3. und 4. Oktober. Referent ist Yoshihisa<br />
Kinoshita, Leiter des Wolfratshauser<br />
Kinderchors, eines der führenden Kinderchöre<br />
Deutschlands.<br />
Besonderes Merkmal dieses Chores ist<br />
es, dass keine Auslese bei den Kindern<br />
stattfindet und auch scheinbar stimmlich<br />
nicht begabte Kinder durch eine intensive<br />
Stimmbildung an die hohen Ansprüche<br />
herangeführt werden. „Für die Haltung<br />
seid ihr selber verantwortlich!“, ruft<br />
Kinoshita, den viele vom Chorleiterseminar<br />
in Dietenheim kennen, den Teilnehmern<br />
zu. „Die Stimme der Kinder wird so<br />
viel lockerer und sie schaffen es so, viel<br />
höher zu singen“, erklärt er und ruft dann<br />
„mehr hinhören!“ - und schon ändert sich<br />
die Intonation. So darf man sich vielleicht<br />
auch eine Probe mit Kindern vorstellen,<br />
zum Beispiel dass der Chorleiter den jungen<br />
Sängern und Sängerinnen erklärt, worum<br />
es im Lied geht, so wie es Kinoshita<br />
jetzt mit dem afrikanischen Lied „Mungu<br />
Akipenda“ macht oder einem japanischen<br />
Lied, in dem es um die Ausbeutung der<br />
Natur durch den Menschen geht.<br />
Neben den Ausführungen und der praktischen<br />
Probenarbeit – am Nachmittag<br />
steht eine Probe mit einem Kinderchor auf<br />
dem Programm – gibt es in diesem Seminar<br />
natürlich auch Platz für Fragen, nicht<br />
nur zu den vorgegebenen Themen wie<br />
Stimmbruch bei Jungen und Mädchen, die<br />
Mehrstimmigkeit oder die Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Kinder im Kinder- und Jugendchor.<br />
So fragt jemand von den Kinderchorleitern,<br />
ob Kinoshita Noten verteilt. Bei<br />
„den Kleinen“ teile er keine Noten aus, nur<br />
bei den Größeren, antwortet der Referent.<br />
Grundsätzlich singe er aber mit allen auswendig,<br />
denn es sei sehr schwierig auf die<br />
Noten und auf den Dirigenten zu schauen.<br />
„Doch Kinder wissen, dass Konzerte unterschiedlich<br />
klingen, je nach Raum, je nach<br />
Publikum – und jedes Mal darf ich anders<br />
reagieren.“ Das gehe nur, wenn die Sänger<br />
offen für den Dirigenten seien. Einmal<br />
habe er etwa mit dem Crescendo gewartet,<br />
weil das Publikum noch nicht „angebissen“<br />
habe. „Das geht nur, wenn ich als<br />
Dirigent frei bin und die Kinder nicht ein-<br />
fach allein weitergehen. So entstehen bei<br />
Konzerten magische Momente.“ Wichtig<br />
sei auch das Experimentieren – z.B. bei<br />
der Choraufstellung - sowie die Kinder<br />
nicht stimmlich zu überfordern. Jungen<br />
im Stimmbruch dürften zum Beispiel nur<br />
in den Tönen singen, wo die Stimmbänder<br />
schließen. Man müsse ihnen klar vorgeben,<br />
welche Töne sie nicht singen dürfen.<br />
Auch Mädchen kommen in den Stimmbruch:<br />
„Wenn sie hohe Töne nicht schaffen,<br />
sollen sie diese weglassen.“ Wichtig<br />
sei es auch zu beobachten, welche Stimmen<br />
im Chor zusammenpassen: „Es gibt<br />
Stimmen, die sich fressen, und solche, die<br />
sich unterstützen.“ Durch eine gute Choraufstellung<br />
könne ein ganz anderer Klang<br />
entstehen. Das koste zwar Zeit und es ändere<br />
sich ständig, „aber es lohnt sich, denn<br />
den Kindern wird der neue Klang bewusst.“<br />
Noch viele Fragen werden in diesem<br />
Seminar gestellt und auf alle Bedürfnisse<br />
kann Kinoshita nicht eingehen, da die Zeit<br />
zu kurz ist. Doch auf eines legt er besonders<br />
Wert: Nicht die Methode, sondern die<br />
Persönlichkeit des Chorleiters ist entscheidend,<br />
Freude ist wichtiger als Können. In<br />
diesem Sinne könne jedes Kind für das<br />
Singen begeistert werden.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 19
Aus Verband und Bezirken<br />
Erfolg ist nicht<br />
von Methode abhängig<br />
Yoshihisa Kinoshita über Kinderchorleitung<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Was wollen Sie den Kinderchorleitern<br />
vermitteln?<br />
Yoshihisa Kinoshita: An diesem Seminar<br />
nahmen Lehrpersonen sowie Chorleiter und<br />
Chorleiterinnen aus den verschiedensten<br />
Bereichen teil, die Bedürfnisse waren<br />
also sehr unterschiedlich. So möchte ich<br />
grundsätzliche Sachen vermitteln, nämlich<br />
was die Haltung des Kinderchorleiters<br />
betrifft. Der Kinderchorleiter muss<br />
wissen, dass Freude vor Können kommt,<br />
dass er nicht Können voraussetzen soll,<br />
sondern Freude. In diesem Sinne ist es<br />
für den Kinderchorleiter wichtig, mit den<br />
Kindern in Beziehung zu treten. Er sollte<br />
in erster Linie versuchen, bei den Kindern<br />
Freude zu wecken.<br />
KF: Hier beginnt für einen Pflichtschullehrer<br />
die Schwierigkeit: Wie kann er Jugendlichen<br />
im Mittelschulalter Freude am Singen<br />
vermitteln?<br />
Y. Kinoshita: Ich unterrichte auch Kinder<br />
im Mittelschulalter an einer Schule in Bayern.<br />
Ich versuche ihnen zu vermitteln,<br />
was Musik sein kann, wie man zuhört.<br />
Dazu nehme ich Instrumente her, die kein<br />
großes Können voraussetzen. Mit diesen<br />
einfachen Mitteln versuche ich die Kinder<br />
in die musikalische Welt einzuführen,<br />
dass sie fühlen, was Musik ist. Ich glaube,<br />
dass ist die wichtigste Aufgabe: den Kindern<br />
diese Wahrnehmungsdimension näher<br />
zu bringen.<br />
KF: Und wenn doch jemand keine Lust hat<br />
zu singen - wie viel Disziplin braucht es?<br />
Y. Kinoshita: Eine offene Wahrnehmungshaltung<br />
ist für die Musik sehr wichtig. Viele<br />
Kinder denken dann, sie können machen,<br />
was sie wollen. Die Struktur muss so sein,<br />
dass die Wahrnehmung nicht gestört wird.<br />
So kann es zum Beispiel besser sein, dass<br />
man in kleinen Gruppen arbeitet.<br />
KF: Kann man mit einem „normalen Schulchor“<br />
auch schön singen?<br />
Yoshihisa Kinoshita<br />
Y. Kinoshita: Auf jeder Ebene, wie groß<br />
das Können auch ist, lässt sich ein ästhetischer<br />
Ausdruck erzielen. Es liegt in<br />
der Verantwortung des Pädagogen, dass<br />
er die Kinder nicht überfordert. Er kann<br />
versuchen ein schwieriges Stück zu singen,<br />
aber er kann die Kinder auch improvisieren<br />
und sich dazu bewegen lassen.<br />
Die Kinder lernen dann selbst zu improvisieren,<br />
es ist nur eine Frage der Übung.<br />
Ganz einfache Dinge machen die Atmosphäre<br />
aus.<br />
KF: Kann jedes Kind singen und will jedes<br />
Kind singen?<br />
Y. Kinoshita: Jedes Kind kann singen.<br />
Manchmal aber ist es so, dass es nicht<br />
will. Wichtig ist hier, auf die Kinder zu hören.<br />
Bei manchen spüre ich, dass sie trotz<br />
ihrer Opposition einen Bezug zum Singen<br />
haben. Bei anderen rate ich, dass es besser<br />
ist, mit dem Singen zu warten.<br />
KF: Inwieweit kann ein Chorleiter aus Schulkindern<br />
gute Sänger machen?<br />
Y. Kinoshita: Als Chorleiter bin ich dafür verantwortlich,<br />
dass die Kinder etwas können.<br />
Doch der Erfolg ist nicht von der Methode<br />
abhängig. Die Beziehung des Chorleiters<br />
ist nämlich wichtiger als die Methode. Daher<br />
muss der Chorleiter an seiner eigenen<br />
Persönlichkeit arbeiten, er muss mit seiner<br />
Persönlichkeit hinter dem stehen, was<br />
er macht und mit den Kindern in Beziehung<br />
treten. Kinder wollen gesehen werden,<br />
sie wollen, dass der Lehrer sie mit<br />
Interesse anschaut. Der Chorleiter muss<br />
also lernen, die Situation wahrzunehmen<br />
wie sie ist, und er braucht Selbstreflexion.<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Chorprobenmethodik<br />
4 Phasenmodell (nach Martin Behrmann: „Probenmethodik“)<br />
PHASE 1 – Einstieg/Vorstellung/Motivation<br />
➡ Einstiegsphase, möglichst kurz<br />
➡ Kurze, kommunikative Vorstellung des Werkes<br />
➡ Einhören in das Werk<br />
➡ ZIEL: Interesse wecken und den Chor für das Stück motivieren<br />
Mittel:<br />
➡ Kurze Hintergrundinformationen (Angaben zum Komponisten, Stilistik,<br />
Inhalt des Werkes und des Textes, Ziel der Probenarbeit)<br />
➡ Vorstellung am Klavier (typische, klangvolle Stellen, gute Einstiegsstellen)<br />
➡ Den Chor aktiv mit einbeziehen (mitsummen, mitsingen, leichte/interessante Stellen probieren)<br />
➡ Singen von realisierbaren, klangvollen Stellen aus dem Stück<br />
➡ Vorstellen von wichtigen Themen, Motiven evtl. zuerst ohne Noten<br />
PHASE 2 - Erarbeiten des Notentextes/Gesamtüberblick<br />
➡ Schnelles Erfassen des gesamten Notentextes<br />
➡ Gesamtüberblick vermitteln: Formabschnitte/Phrasen/Charaktere<br />
➡ Zurückstellen von schwierigen Details<br />
Mittel<br />
➡ Erhöhtes Probentempo<br />
➡ Sinnvolle Probenabschnitte wählen (kurze Abschnitte, schnelles Abwechseln der Stimmgruppen)<br />
➡ Den Chor dabei anleiten und fordern, sich selbst mit dem Notentext zu befassen<br />
(keine reine Papageienmethode: Vorsingen-Nachsingen)<br />
➡ „3 T“–Regel: Text – Töne – Tempo (bei Problemstellen zunächst ein T reduzieren)<br />
PHASE 3 – Genaue Detailarbeit<br />
➡ Genaue Arbeit an Details und am Ausdruck<br />
➡ auf Erfolg von Probenzielen bestehen, insistieren<br />
➡ Höchster Grad an Perfektion<br />
Mögliche Elemente der Phase 3:<br />
➡ Sprache (Konsonanten: Absprachen, Artikulation; Vokale: Vokalfarbe, Stimmsitz)<br />
➡ Phrasengestaltung<br />
➡ Intonation<br />
➡ Harmonik<br />
➡ Balance (Ausgewogenheit der Stimmen zueinander) und Homogenität (Klangeinheit)<br />
➡ Dynamik<br />
➡ Stimmtechnische Details, Klanggebung<br />
➡ Ausdruck (Rhetorik, Atmosphäre, Wort-Ton-Verhältnis etc.)<br />
Mittel:<br />
➡ Sehr hohes Probentempo<br />
➡ Klare, präzise Ansagen: „W-Fragen“ : Wer? Wo? Was? Wie?<br />
PHASE 4 – Gesamtzusammenfassung der Probeneinheit<br />
➡ Zusammenfassen der Probenelemente zu größeren Einheiten<br />
➡ im Gesamtzusammenhang musizieren<br />
➡ Abrufbarkeit der einzelnen Elemente trainieren<br />
➡ Möglichst kein Abbruch – Korrekturen während des Singens<br />
Seminar für Chorleiterinnen und Chorleiter Dietenheim/Bruneck in Südtirol <strong>2014</strong> – Studio 2 (Alexander RÜTH)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 21
Aus Verband und Bezirken<br />
Herbsttagung der<br />
AGACH in Kärnten<br />
Chöre des Alpenraums kommen nach Meran<br />
Jugendchorfestival war<br />
großer Erfolg<br />
Die Vertreter<br />
der AGACH-<br />
Chorverbände<br />
bei der<br />
Herbsttagung<br />
in Klagenfurt.<br />
Die Vertreter von 12 der 16 Chorverbände der AGACH, der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />
Chorverbände, waren am Samstag, 25. Oktober <strong>2014</strong>, ins Haus der Volkskultur in Klagenfurt<br />
gekommen, um sich auszutauschen und Initiativen und Vorhaben dieser Länder und<br />
Sprachen übergreifenden Gemeinschaft zu besprechen, die zum Ziel hat, die Chorkultur im Alpenraum<br />
zu fördern – und mit dem Chorverband Steiermark ein neues Mitglied aufnehmen konnte.<br />
Der Präsident der AGACH, Erich Deltedesco,<br />
konnte zusammen mit dem künstlerischen<br />
Leiter und den anwesenden Vertretern<br />
der Chorverbände auf zahlreiche<br />
Aktivitäten der AGACH zurückblicken, die<br />
dem Ziel dienen, die Chorkultur zu fördern<br />
und in der kulturellen Vielfalt den Austausch<br />
anzuregen.<br />
In diesem Sinne war vom Tiroler Sängerbund<br />
das Jugendchorfestival vom 29. Mai<br />
bis 1. Juni in Innsbruck und Umgebung<br />
vorbereitet und durchgeführt worden, mit<br />
zahlreichen Konzerten in Schwaz, Pfons<br />
und Telfs, gemeinsamen Proben, Messgestaltungen<br />
in Mühlau und Neu Rum und<br />
einem Festkonzert im Innenhof der Hofburg.<br />
„Überall, wo die Jugendlichen auftraten,<br />
kam zahlreiches Publikum, was<br />
zeigt, dass dieses Jugendchorfestival und<br />
die Botschaft der Freude am Singen auch<br />
bei der Bevölkerung angekommen sind“,<br />
berichtete AGACH-Präsident Erich Deltedesco.<br />
Richtig sei die Entscheidung von P.<br />
Urban gewesen, nicht zu viel Programm<br />
vorzusehen, denn dadurch hatten die Jugendlichen<br />
mehr Zeit fürs gegenseitige Kennenlernen.<br />
Deltedesco dankte dem Tiroler<br />
Sängerbund mit Landesobmann Manfred<br />
Duringer und seinem Team für die hervorragende<br />
Organisation sowie dem künstlerischen<br />
Leiter P. Urban. „Es wäre schön,<br />
wenn das Jugendfestival regelmäßig stattfinden<br />
könnte, etwa alle drei Jahre!“, betonte<br />
der AGACH-Präsident. Er erinnerte<br />
auch an das Gedächtniskonzert für Franz<br />
R. Miller in Füssen und dankte dem Chorverband<br />
Bayerisch Schwaben und seinem<br />
Präsidenten Paul Wengert für die Organisation<br />
des Konzerts.<br />
Alpenländische Chöre treffen<br />
sich in Trauttmansdorff<br />
Ein wichtiges Thema war die bevorstehende<br />
Chorweihnacht am 6. <strong>Dezember</strong><br />
in Trient. „Es ist ein interessantes, dieses<br />
Jahr etwas breiteres Programm, mit Komponisten<br />
und Liedern, die über den Alpenbogen<br />
hinausgehen“, fasste P. Urban das<br />
Programm zusammen, das er zusammengestellt<br />
hatte. Auch für das Jahr 2015 ist einiges<br />
geplant, so ein Singen in den Gärten<br />
von Schloss Trauttmansdorff am 27. September,<br />
zu dem alle AGACH-Verbände eingeladen<br />
sind, einen Chor zu senden, und<br />
die Chorweihnacht am 5. <strong>Dezember</strong> in Rosenheim,<br />
ebenfalls mit Chören aus den<br />
verschiedenen Ländern des Alpenraums.<br />
Da die Tagungen der AGACH auch dem<br />
Austausch untereinander dienen, berichten<br />
die Mitgliedsverbände regelmäßig aus ihrem<br />
Leben. Diesmal stellte Vizepräsident Roland<br />
Repnik den Chorverband Vorarlberg vor.<br />
Der Chorverband Vorarlberg<br />
stellt sich vor<br />
Der Chorverband Vorarlberg zählt 3.200<br />
Sängerinnen und Sänger in 115 Mitgliedschören.<br />
In letzter Zeit ist ein starker Zuwachs an<br />
Chören zu verzeichnen, was einerseits sehr<br />
erfreulich ist, andererseits den Verband vor<br />
erhebliche organisatorische Schwierigkeiten<br />
stellt. Der Verband verfügt über ein Büro und<br />
eine fest angestellte Sekretärin. Geleitet wird<br />
er von einem Vorstand, diesem zur Seite<br />
steht ein Musikausschuss. Erfreulicherweise<br />
konnten in letzter Zeit viele junge Menschen<br />
für eine Mitarbeit in den Führungsgremien,<br />
begeistert werden, sodass neue Ideen und<br />
ein frischer Wind in den Verband gekommen<br />
sind. Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind<br />
Fortbildungsangebote für alle Altersgruppen,<br />
Gastkonzerte mit Spitzenchören, die Internationale<br />
Vokalwoche in St. Gerold mit renommierten<br />
Referenten, Wertungssingen,<br />
finanzielle Förderung bei entsprechenden<br />
Projekten, alle zwei Jahre die Vergabe eines<br />
Förderpreises für junge Chorleiter und Komponisten.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt ist die<br />
Jugendarbeit. So gehören dem Verband 25<br />
außerschulische Kinder- und Jugendchöre<br />
an. Stolz ist man auf den Landesjugendchor<br />
Voices mit 100 Mitgliedern, der u.a. beim<br />
Internationalen Chorwettbewerb in Malaga<br />
zwei goldene Auszeichnungen erreicht hat,<br />
und den Landeskinderchor mit 50 Mitgliedern.<br />
Neu ins Schulungsprogramm aufgenommen<br />
wurde eine Ausbildung im Singen<br />
mit Kleinkindern.<br />
2012 wurde das 150-jährige Bestandsjubiläum<br />
mit verschiedenen Feierlichkeiten<br />
begangen. Neben einem umfassenden<br />
Rückblick wurden auch die Ziele für die<br />
kommenden fünf bis sechs Jahre formuliert:<br />
Familiensingwoche, Projekt junge<br />
Chöre und singende Männer. 2015 steht<br />
der große Wettbewerb Austria cantat an.<br />
Einladung nach Salzburg<br />
Aktiv sind auch viele andere Chorverbände<br />
in der AGACH, wie die Tagung zeigte: So lud<br />
Präsident Dieter Schaffer vom Chorverband<br />
Salzburg Chöre der AGACH zum 10. Internationalen<br />
Chorfestival „Feuer und Stimme“<br />
vom 12. bis 14. Juni 2015 in St. Michael/<br />
Lungau. Die Sitzung der AGACH schloss mit<br />
dem Dank des Präsidenten Erich Deltedesco,<br />
der sich an alle Delegierten richtete und –<br />
für die Gastfreundschaft - an den Kärntner<br />
Sängerbund mit Präsident Horst Moser.<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
„Dulcis Jesu, dulce nomen – Namen Jesu“<br />
Jänner-Seminar <strong>2014</strong> „cantare et sonare“ in Stams<br />
Stift Stams<br />
Nach dem großen Anklang der letzten<br />
beiden Jänner-Seminare deutet vieles darauf<br />
hin, dass diese in Stift Stams Tradition<br />
werden. Die Unterrichtsräume in der Kath.<br />
Pädag. Hochschule und das Ambiente des<br />
Stiftes bieten jedenfalls ideale Voraussetzungen.<br />
Das nächste Seminar wird vom 23.<br />
bis 25. Jänner 2015 durchgeführt.<br />
Zum Fest „Namen Jesu“ existierte früher<br />
eine reichhaltige und vielfältige Literatur.<br />
Das Kirchenlied „Dulcis Jesu, dulce<br />
nomen“ im Satz von Jacob Gippenbusch<br />
war Grundlage für viele Nachfolge-Kompositionen.<br />
Die Parodiemesse von Johann<br />
Stadlmayr für zwei Chöre, sechs Instrumente<br />
und Continuo über diese Motette<br />
aus einem Druck von 1642 wird im Zentrum<br />
des Seminar-Geschehens stehen. Daneben<br />
gibt es Lieder und Motetten zu den<br />
weiteren Namen der Heiligen Familie. Abgerundet<br />
wird das Programm mit mehrchörigen<br />
Werken von O. Bartolini und O. Vecchi<br />
sowie mehrchörigen Canzonen und<br />
Sonaten von Johann Stadlmayr.<br />
Ca. 60 Sänger und Sängerinnen - dazu<br />
die Instrumental-Referate Zink, Trompete<br />
(Ventiltrompete auf C), Posaune (auf engmensurierten<br />
Instrumenten), Ensemble-<br />
Spiel, Continuo (Positiv, Cembalo, Regal)<br />
– finden Platz im Seminar mit international<br />
anerkannten Instrumental-Referenten<br />
und Gesamtleiter Frater Martin Anderl.<br />
Seminarbeginn ist Freitag, 23. Jänner,<br />
um 18 Uhr. Das in den drei Tagen erarbeitete<br />
Programm wird am Sonntag um 16<br />
Uhr im Bernardi-Saal des Stiftes präsentiert.<br />
Ein breit gefächertes Programm und ein<br />
erstklassiges Dozenten-Team werden die<br />
Teilnehmer des Jänner-Seminars erwarten.<br />
Die Modalitäten der Anmeldung, Kurskosten<br />
und alles Wissenswerte rund um<br />
das Seminar sind zu finden auf der Homepage<br />
des Vereines unter www.cantareetsonare.at.<br />
Entgegen den Ankündigungen im Internet<br />
werden Meldungen aus Südtirol<br />
bis zwei Wochen vor Seminarbeginn berücksichtigt.<br />
Entropy Symphony: Prelude auf der Franzensfeste<br />
Auftakt für die singende Menschenkette 2015<br />
Den Auftakt zu einem sängerischen Weltrekord<br />
machten rund 400 Sängerinnen und<br />
Sänger am 14. September in der Franzensfeste,<br />
indem sie ein Fest im Zeichen des<br />
Gesangs feierten und die unterirdischen<br />
Gänge, Hallen und Höfe mit ihrem Gesang<br />
erfüllten.<br />
Die Teilnehmer, von jung bis alt, kamen<br />
als Chöre aus Nord- und Südtirol und dem<br />
Trentino, aber auch als Einzelpersonen.<br />
„Entropy Symphony: Prelude“ des amerikanischen<br />
Künstlers Zefrey Throwell wurde<br />
musikalisch umgesetzt vom Komponisten<br />
Wolfgang Mitterer und war der Auftakt für<br />
die 325 km lange festgelegte Route zwischen<br />
Kufstein und Ala, auf der sich 6.800<br />
Sänger und Sängerinnen im Abstand von<br />
50 Metern eine vorgegebene Melodie weiterreichen.<br />
Die Franzensfeste ist der geografische<br />
Mittelpunkt der Europaregion.<br />
Deshalb treffen hier die aus Nord und Süd<br />
weitergereichten Klänge aufeinander und<br />
der Gesang aller Beteiligten verbindet sich<br />
hier. Wer an der singenden Kette mitmachen<br />
will, kann sich beim Südtiroler Chorverband<br />
melden.<br />
Die Franzensfeste ist der geografische<br />
Mittelpunkt der Europaregion<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 23
Aus Verband und Bezirken<br />
Lasst uns die<br />
Hl. Jungfrau Maria grüßen<br />
Marien-Motetten und mehrchörige Werke beim Herbstseminar „cantare et sonare“<br />
115 Sänger und Musiker aus allen Tiroler<br />
Landesteilen, Bayern, österreichischen<br />
Bundesländern und der Schweiz waren der<br />
Einladung gefolgt, in Virgen geistliche Musik<br />
des genialen und hochberühmten Innsbrucker<br />
Hofkapellmeistes Johann Stadlmayr<br />
(1575 – 1648) in ihrem damaligen Klangbild<br />
zu erarbeiten.<br />
Virgen bot von den Räumlichkeiten in<br />
der Schule, vom Entgegenkommen der<br />
einheimischen Bevölkerung sowie in landschaftlicher<br />
Hinsicht hervorragende Bedingungen.<br />
Das prachtvolle Herbstwetter<br />
trug dazu bei, den Teilnehmern nachhaltig<br />
schöne Bilder mit nach Hause zu geben.<br />
Das Ergebnis dreitägig-intensiver Seminararbeit<br />
im Schulzentrum Virgen wurde<br />
als Abschlusskonzert in der Pfarrkirche<br />
Matrei vorgestellt. Der Sakralraum erwies<br />
sich in klanglicher und architektonischer<br />
Hinsicht für diese Art großer, mehrchöriger<br />
Musik als nahezu ideal.<br />
Aus Zeitgründen konnten leider die Seitenemporen<br />
nicht mit einbezogen werden,<br />
was eigentlich dem Wesen dieser Musik<br />
entsprochen hätte. Allein die Einbindung<br />
des gesamten vorderen Kirchenschiffes<br />
entwickelte einen Klang, versetzte den<br />
großen Kirchenraum in Schwingungen,<br />
welche eine Ahnung vermittelten von den<br />
Sphärenklängen in oberitalienischen Kathedralen<br />
und Domen. Ein Zuhörer brachte<br />
dies so zum Ausdruck: „Heute habe ich<br />
eine Ahnung davon erhalten, wie es im<br />
Himmel klingen wird.“<br />
Aber nicht nur klangprächtige, bis zu<br />
16-stimmige Werke kamen zur Aufführung,<br />
sondern auch schlichte Sätze zu<br />
vier, fünf und sechs Stimmen, wie sie von<br />
engagierten Chören in unseren Landkirchen<br />
mit Instrumenten musiziert werden<br />
können und sollen.<br />
Denn das ist die eigentliche Botschaft<br />
des Seminars: Wertvolle geistliche Chor-<br />
Musik soll hinaus getragen werden in unsere<br />
Dörfer und Städte, dargeboten durch<br />
couragierte und engagierte Chöre und ver-<br />
Die Sänger und Instrumentalisten gestalteten ein erhebendes Konzert in der<br />
Pfarrkirche von Matrei.<br />
antwortungsvolle Instrumentalisten. Ein<br />
Programm dieser Dimension in kurzer<br />
Zeit zu erarbeiten war nur möglich durch<br />
die Kompetenz der musikalischen Referenten,<br />
allen voran Gesamtleiter Oliver Felipe-Armas.<br />
Durch erstaunliche Übersicht<br />
und Kompetenz, nicht verlegen um humorvolle<br />
Einwürfe, sicherte er sich in den<br />
drei Tagen die uneingeschränkte Zustimmung<br />
aller Teilnehmer.<br />
Die weiteren Referenten glänzten durch<br />
hohes Engagement und Bereitschaft, das<br />
bestmögliche für die Seminarteilnehmer<br />
zu geben: Arno Paduch – Zink, Henning<br />
Wiegräbe – Posaune, Johanna Pschorr –<br />
Posaune, Ensemble, Ursula Sandbichler<br />
– Streicher, Dominik Bernhard – Continuo.<br />
Von einer wahrlich fürstlichen Instrumentalbesetzung<br />
wie in Virgen kann man<br />
normalerweise nur träumen: acht hervor-<br />
ragende Posaunisten, junge Streicher auf<br />
Darmsaiten und historischen Bögen, Zinkenisten<br />
dieses Könnens und drei versierte<br />
Continuospieler an Positiv, Regal<br />
und Cembalo.<br />
Beim Abschlusskonzert, bei dem Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco und Geschäftsführer<br />
Josef Mair anwesend waren,<br />
verband der Matreier Pfarrer Ludwig Kleissner<br />
die musikalischen Blöcke mit wohlgesetzten<br />
Worten zu einer Einheit von Wort<br />
und Musik.<br />
Der heuer eher seltene Sonnenschein-<br />
Nachmittag mag manche abgehalten haben,<br />
das Konzert zu besuchen. Die dabei<br />
waren, vor allem die 115 Teilnehmer<br />
des Seminars werden die Botschaft von<br />
dieser herrlichen Musik und vom wunderschönen<br />
Iseltal hinaus tragen in ihre<br />
Städte und Dörfer.<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
„Die Musik hilft uns in den Tagen der Advents-<br />
und Weihnachtszeit vieles in einem<br />
anderen Licht zu sehen“, schreiben Erich<br />
Deltedesco, Präsident der AGACH, und P.<br />
Urban Stillhard, künstlerischer Leiter, im<br />
Vorwort zu einer Sammlung von 13 „Liedern<br />
der Stille“, die im Oktober von der<br />
AGACH, der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />
Chorverbände, herausgegeben<br />
wurde.<br />
Es handelt sich durchwegs um Werke,<br />
die im Rahmen der Alpenländischen Chorweihnacht<br />
der AGACH am 3. <strong>Dezember</strong><br />
2011 in Mondsee/Oberösterreich sowie<br />
am 8. <strong>Dezember</strong> 2012 in Balzers/Liechtenstein<br />
uraufgeführt wurden. P. Urban<br />
Stillhard betonte im Rahmen der Herbsttagung<br />
der AGACH, dass die Publikation<br />
gut gelungen sei, und er hoffe, dass sie<br />
bei den Chören gut ankommt: „Ich kann<br />
mir vorstellen, dass diese Broschüre nicht<br />
die letzte sein wird!“ Präsident Deltedesco<br />
dankte P. Urban für seine hervorragende<br />
Arbeit, denn dass das Heft nun vorliege,<br />
„ist schlussendlich ihm zu verdanken“.<br />
„Lieder der Stille“ stellt für die Chöre<br />
eine interessante Alternative dar, die Advents-<br />
und Weihnachtszeit musikalisch<br />
zu gestalten: Die Lieder mit Titeln wie<br />
„Die Hirten“, „Uns ist ein Kind geboren“,<br />
„Spuren im Schnee“, „Unterwegs“ u.a.<br />
sind für dreistimmigen Frauenchor, für<br />
fünfstimmig gemischten Chor und Klavier,<br />
für vierstimmig gemischten Chor a<br />
cappella und auch für gemischten Chor<br />
und Sopran-Solo geschrieben. Die Lieder<br />
- auch ladinische und italienische Lieder<br />
kommen vor - sind alle in den Jahren<br />
2011/12 entstanden und gehen sowohl<br />
im Text als auch in der Tonsprache z.T.<br />
ungewohnte Wege. So gibt es neben dem<br />
alpenländisch geprägten Volkslied auch<br />
das durchkomponierte Werk mit aktuellem<br />
und kritischem Zeitbezug.<br />
„Das Chorheft möchte eine Anregung<br />
sein, in der Weihnachtszeit, wo unsere<br />
Lieder der Stille<br />
13 Weihnachtslieder aus unserer Zeit<br />
Hörgemeinde besonders aufmerksam ist,<br />
mit neuer und unbekannter Literatur die<br />
zahlreich stattfindenden Konzerte zu gestalten“,<br />
erklären Präsident Deltedesco<br />
und P. Urban Stillhard zur Zielsetzung<br />
der Liedsammlung. Die Liedsammlung,<br />
die im Anhang auch die Kurzbiografi en<br />
der Autoren enthält, kann man über den<br />
Südtiroler Chorverband beziehen.<br />
Mit dem Oratorium "Betulia liberata" von<br />
Wolfgang Amadeus Mozart wagte sich der<br />
Landesjugendchor Südtirol nach eigenen<br />
Worten „musikalisch in neue Gefilde“. Unter<br />
der Regie von Lutz Hochstraate spielte<br />
und sang der Chor in der biblischen Geschichte<br />
von Judith und Holofernes das<br />
Volk von Bethulien, arbeitete mit sechs<br />
Solisten und der Streicherakademie Bozen.<br />
Die musikalische Leitung hatte Dirigent<br />
Daniel Beyer inne. Zur Aufführung am<br />
9.10. in der Pfarrkirche Meran – im Bild<br />
eine Szene - kam ein zahlreiches und interessiertes<br />
Publikum, das der dramatischen<br />
Geschichte folgte und die Musik<br />
des jungen Mozart genoss. Auch im Dom<br />
zu Brixen wurde das Oratorium aufgeführt.<br />
Neue Erfahrung als Schauspieler<br />
Landesjugendchor Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 25
Zur Person<br />
„Suche das zeitlos Gültige“<br />
Herbert Paulmichl, ein unermüdlicher Komponist<br />
Der Komponist Herbert Paulmichl<br />
„Ich komponiere fast jeden Tag, jetzt habe<br />
ich mehr Zeit dazu“, sagt der ehemalige<br />
Domkapellmeister von Bozen Herbert Paulmichl<br />
von sich. Und so ist es nicht verwunderlich,<br />
dass er, seit er in den Ruhestand<br />
getreten ist, zahlreiche Werke für Männer-<br />
Frauen- und Gemischten Chor geschaffen<br />
hat, die auch für die Chöre im Lande interessant<br />
sind.<br />
Der 79-jährige aus Stilfs gebürtige Komponist<br />
war viele Jahrzehnte lang Dozent am<br />
Konservatorium und Organist und Chorleiter<br />
am Dom in Bozen. Paulmichl, der wohl<br />
zu den bedeutendsten Komponisten von<br />
Kirchenmusik im deutschen Sprachraum<br />
gehört, betont, dass seine neuen Chorlieder<br />
„für die Praxis geschrieben“ sind.<br />
Der Schwierigkeitsgrad der Lieder – sie<br />
sind im tss-Musikverlag erschienen - sei<br />
leicht bis höchstens mittelschwer, „und<br />
so sind sie für jeden durchschnittlichen<br />
Chor aufführbar“.<br />
Einfachheit und Zeitlosigkeit<br />
Die Lieder seien auch nicht avantgardistisch<br />
und in einem zeitlos gültigen Stil<br />
geschrieben. „Ich habe bewusst eine traditionelle<br />
Klangharmonik gesucht“, betont<br />
der Komponist. Einfachheit und Zeitlosigkeit<br />
prägen aber nicht nur die Klangsprache,<br />
sondern auch die Sprache der Texte:<br />
zeitlos gültige Texte dienten als Grundlage<br />
für die Kompositionen. „Unterhaltung ist<br />
schon gut, aber sinnvolle Texte ergreifen<br />
uns, sie bleiben im Gedächtnis des Einzelnen<br />
und des Volkes!“, erklärt Paulmichl<br />
und erinnert an den Sterzinger Andachtsjodler,<br />
der gerade wegen seiner schönen<br />
Einfachheit und Tiefe heute auf der ganzen<br />
Welt gesungen werde.<br />
Paulmichls Liedsätze sind orchestriert,<br />
wobei das Orchester ad libitum ist und z.B.<br />
auch nur Streicher genommen werden<br />
können. Er hat viele weltliche und geistliche<br />
Lieder komponiert, die zum Teil Personen<br />
aus dem Familien- und Freundeskreis<br />
gewidmet sind, und zum Großteil noch<br />
nie aufgeführt wurden. In diesem Jahr hat<br />
Paulmichl z.B. 20 Weihnachtslieder herausgegeben,<br />
darunter sind viele alpenländische<br />
Texte neu vertont, „die nicht mehr oft gesungen<br />
werden“, sagt der Komponist und<br />
fügt hinzu: „Englisch zu singen ist schon<br />
wieder abgebraucht, heute entdecken die<br />
Menschen wieder die deutschen Liedtexte.“<br />
Die Reihe der neuen Kompositionen ist<br />
lang: „Neun geistliche Gesänge für gemischten<br />
Chor“, „Fünf kleine Motetten für Alt-<br />
Solo und gemischten Chor“, 15 Hallelujalieder,<br />
acht geistliche Gesänge unter dem<br />
Titel „Der Herr ist mein Hirt“ und viele mehr.<br />
Aber auch weltliche Lieder hat Paulmichl<br />
komponiert: So etwa 20 weltliche Volkslieder<br />
aus aller Welt für drei gleiche Stimmen,<br />
Frauen – oder Männerchor: „Musik<br />
liegt in den Lüften“. Dieser Titel scheint<br />
auch das Motto von Paulmichls Zukunft<br />
zu sein: Weitere Kompositionsprojekte sind<br />
schon geplant .<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Richtigstellung: Sängerwanderung des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau<br />
In der Oktober-Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong> ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen. Das Bild zum Bericht „Sängerwanderung<br />
des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau“ auf S. 55 stellt nicht, wie angegeben, das Dorf Reschen dar, sondern das Dorf<br />
Graun im Vinschgau. Wir bitten die Leser und Leserinnen um Nachsehen.<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Die geehrten Mitglieder des Kirchenchors Kollmann mit Bürgermeister Alfons Klammsteiner<br />
(1. von rechts) und Bezirksobmannstellvertreter Otto Schenk (2. von rechts).<br />
•Stimmgabel<br />
40-Jahr-Jubiläum für Chor und Chorleiter<br />
Kirchenchor Kollmann<br />
Am heurigen Kirchweihsonntag in Kollmann,<br />
am 5. Oktober, feierte der dortige<br />
Kirchenchor sein vierzigjähriges Jubiläum<br />
und führte dazu beim Festgottesdienst gemeinsam<br />
mit drei Streicherinnen und der<br />
Solosängerin Fara Prader die Missa Brevis<br />
von Josef Haydn auf. Bei der anschließenden<br />
Feier auf dem Kirchplatz sprach<br />
der Bürgermeister Alfons Klammsteiner lobende<br />
und dankende Worte dem Kirchenchor<br />
und seinem Chorleiter Walter Baur<br />
aus. Er betonte dabei die Wichtigkeit des<br />
Ehrenamtes für eine lebendige Dorfgemeinschaft<br />
und wünschte allen weitere 40<br />
Jahre aktive Beteiligung beim Kirchenchor.<br />
Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
Erich Deltedesco und der Bezirksobmann-<br />
stellvertreter Otto Schenk gratulierten Walter<br />
Baur für seine 40-jährige Tätigkeit als<br />
Chorleiter. Er war es auch, der 1974 mit<br />
einigen Interessierten aus Kollmann den<br />
Chor gegründet hatte und ihn seither leitete,<br />
was in Südtirols Chorleben eine Seltenheit<br />
ist.Ein besonderes Dankeschön<br />
wurde auch den Ehrenmitgliedern Trude<br />
Kasslatter, Anna Hofer, Martha Krapf und<br />
Martha Sparer ausgesprochen, die sich vor<br />
allem in den Gründungsjahren für den Aufbau<br />
des Kirchenchores eingesetzt hatten.<br />
Zum Abschluss der Feierlichkeiten wurden<br />
langjährige Mitglieder des Chores geehrt.<br />
So gehören ebenfalls seit 40 Jahren Josef<br />
Augscheller, Astrid Baur, Franz Baur, Walter<br />
Baur, Artur Berti und Herbert Lang zum<br />
Chor. Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft<br />
wurden Oskar Baur und Karin Dorfmann<br />
geehrt, für ihre 20-jährige Mitgliedschaft<br />
Michael Golser, Kathrin Lang und Marta<br />
Untertrifaller. Seit zehn Jahren singen Johanna<br />
Baur, Helga Dorfmann und Edith<br />
Klammsteiner beim Chor.<br />
Zur Jubiläumsfeier wurden alle ehemaligen<br />
Mitglieder des Kollmanner Kirchenchores<br />
eingeladen. Dies waren bis zum heurigen<br />
Jahr 70 Personen, die in all den Jahren in<br />
den verschiedensten Landesteilen sesshaft<br />
geworden sind. Viele von ihnen kamen der<br />
Einladung nach und freuten sich beim anschließenden<br />
Umtrunk über das Wiedersehen<br />
und den regen Austausch von Erinnerungen.<br />
Der Ausschuss dankt allen,<br />
die am guten Gelingen dieses Festes mitgewirkt<br />
haben.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 27
Stimmgabel<br />
Feierliche Cäcilienfeier des MGV Gries<br />
Peter Seebacher, Hermann Terzer, Ulrike Malsiner, Christoph Ladurner, Katharina<br />
Froner, Toni Prader, Enzo Pedrotti und Georg Patauner (v. l.)<br />
Am Samstag, den 22. November, gab<br />
sich auch dieses Jahr der MGV Gries<br />
wieder die Ehre zu seiner Cäcilienfeier<br />
in Gries/Bozen zu laden. Wie es schon<br />
seit der Gründung dieses Männergesangsvereines<br />
im Jahre 1921 Tradition<br />
ist, wird das Patrozinium der Heiligen<br />
der Kirchenmusik, der Sänger und Musikanten<br />
mit einem Abendgottesdienst<br />
in der Stiftskirche Muri- Gries eingeleitet.<br />
Seit jeher beteiligt sich der Männerchor<br />
an der Gestaltung dieser Abendmesse,<br />
so auch dieses Jahr. Unter der Leitung<br />
von Katharina Froner und begleitet von<br />
Frater Arno an der Orgel, wurden Lieder<br />
aus der Kirchberger- und der Kleinen<br />
deutschen Messe zum Besten gegeben.<br />
Der hochwürdige Herr Pfarrer, Robert<br />
Gamper, dankte dem MGV für den<br />
musikalischen Beitrag an der Pfarrgemeinschaft<br />
und an der Allgemeinheit.<br />
Im Anschluss an das abendliche Hochamt<br />
begab man sich in das Hotel Post in Gries,<br />
wo der gemütliche Teil der Cäcilienfeier stattfand.<br />
Nicht nur die Gattinnen der Sänger<br />
des MGV waren der Einladung in den Traditionsgasthof<br />
gefolgt, sondern auch Vertreter<br />
der lokalen Politik und des Kulturlebens.<br />
So konnte der erst vor kurzem wiederbestätigte<br />
Obmann des MGV, Georg Patauner,<br />
Vertretungen des Pfarrchores, der Grieser<br />
Schützen, der Freiwilligen Feuerwehr, der<br />
Musikkapelle, des KVW und natürlich des<br />
Südtiroler Chorverbandes begrüßen. Obmann<br />
Patauner brachte in seiner Ansprache<br />
die Freude zum Ausdruck, wie in den<br />
vergangenen Jahren auch heuer wieder<br />
Vertreter der verschiedenen Grieser Vereine<br />
begrüßen zu dürfen, da dieser Zusammenhalt<br />
für die Identität einer Ortschaft wie Gries<br />
wesentlich sei. Auch freute er sich den Anwesenden<br />
vom erneuerten Ausschuss des<br />
MGV berichten zu dürfen, insbesondere,<br />
dass sich ein junger Sänger, Aribo Ladurner,<br />
bereit erklärte, in den MGV-Vorstand<br />
nachzurücken.<br />
In bester Sängermanier eröffnete der MGV<br />
den Abend mit fröhlichen Liedern bevor zum<br />
Abendessen geladen wurde. Anschließend<br />
durfte Obmann Patauner, assistiert von der<br />
Chorleiterin Katharina Froner und den Chorverbandsvorständen<br />
Ulrike Malsiner und Andreas<br />
Senoner, sechs Chormitgliedern die<br />
Ehrenurkunde des Sängerbundes für langjährige<br />
Mitgliedschaft überreichen. Für beeindruckende<br />
50 Jahre Mitgliedschaft wurden<br />
geehrt: Peter Seebacher und Toni Prader.<br />
Schon 40 Jahre hielten Georg Patauner und<br />
Enzo Pedrotti dem Verein und der Tiroler Gesangskultur<br />
die Treue. Schließlich konnten<br />
für 10-jährige Mitgliedschaft Hermann<br />
Terzer und Christoph Ladurner geehrt<br />
werden. Ein ganz besonderer Dank erging<br />
auch an den Obmann Georg Patauner, der<br />
nicht nur schon 40 Jahre dem Verein angehört,<br />
sondern auch schon seit über 20 Jahren<br />
den MGV-Gries führt. Sein Einsatz und<br />
Elan wurde vom Bezirkspräsidenten Albin<br />
Kofler als beispielhaft gelobt. Folgend überbrachte<br />
Gemeinderatspräsident Luis Walcher<br />
im Namen der Politik und der Grieser<br />
Vereine seine Grußworte und brachte darin<br />
die Bedeutung des MGV für die Grieser<br />
Traditionen und den Erhalt des deutsch-tiroler<br />
Liedgutes zum Ausdruck. Frater Arno<br />
überbrachte Grußworte und erinnerte an das<br />
Martyrium der Heiligen Cäcilia. Der Abend<br />
fand mit einem gemütlichen Beisammensein<br />
bei dem viel besungenen Glase Wein<br />
seinen würdigen Abschluss.<br />
Pfarrchor Lana gratuliert Julia und Martin Knoll<br />
Am 13. September reichten sich Julia und<br />
Martin Knoll in der festlich geschmückten<br />
Das Brautpaar im Kreise der Sängerschar<br />
Klosterkirche zu Lanegg die Hand zum<br />
Lebensbund. Viele waren gekommen, um<br />
dem jungen Brautpaar zu gratulieren, vor<br />
allem die Bürgerkapelle Lana, deren Kapellmeister<br />
Martin Knoll ist. Der Pfarrchor<br />
mit Chorleiterin Ingrid Rieder und das Vocal-Ensemble<br />
„Stimmt`s“ , dessen Mitglied<br />
Julia Knoll ist, beglückwünschten die Neuvermählten<br />
mit einem heiter-musikalischen<br />
Ständchen.<br />
Wir wünschen Julia und Martin alles Liebe<br />
und Schöne für ihre gemeinsame Zukunft;<br />
möge sie Musik ein Leben lang begleiten.<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
„In memoriam Pater Eugen“<br />
Kirchenchor Untermais<br />
Ganz im Zeichen der Erinnerung an Pater<br />
Eugen sollte der Allerheiligentag in Untermais<br />
stehen. Das war die Idee von Chorleiterin<br />
Julia Perkmann, die mit ihren Sängerinnen<br />
und Sängern zum Konzert „In<br />
memoriam Pater Eugen“ eingeladen hatte.<br />
Pater Cyrill begrüßte mit einfühlsamen Worten<br />
die zahlreichen Besucher, unter ihnen<br />
auch die Angehörigen von Pater Eugen,<br />
die eigens aus Lienz angereist waren. Für<br />
das Programm hatten die Chorleiter Julia<br />
Perkmann und Stefan Pur (Männerchor)<br />
Stücke einstudiert, die dem so unerwartet<br />
verstorbenen Pater Eugen gewiss gefallen<br />
hätten: „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig<br />
ist der Menschen Leben!“ und weitere<br />
besinnliche Sätze von Johann Sebastian<br />
Bach und Jakob Gallus sowie die trostreiche<br />
Deutsche Trauermesse von Franz<br />
Schubert. Die Bach-Klänge, die der virtuose<br />
Organist von Untermais, Leonardo<br />
Der Kirchenchor Untermais beim Gedenkkonzert<br />
Carrieri aus Rovereto, der prächtigen Orgel<br />
entlockte, erinnerten daran, dass Pater<br />
Eugen sich viele Jahre hindurch für<br />
dieses neue Orgelwerk eingesetzt hatte.<br />
Stellvertretend für viele ergriff Vizeobfrau<br />
Sonja Reinstadler das Wort: „Lieber Pa-<br />
ter Eugen, wir vermissen dich als Priester<br />
und Seelsorger in Untermais. Du hast deinen<br />
Beruf ernst genommen und bist dabei<br />
immer schlicht und einfach geblieben.<br />
Vergelt’s Gott für alles Gute, das du<br />
getan hast!“<br />
Alte Lieder<br />
Ultner Bänkelsänger<br />
Eine CD unter dem Motto W.W.W. (Wild,<br />
Wein, Weib) haben die Ultner Bänkelsänger<br />
herausgegeben. Gemeinsam mit dem<br />
Ultner 5-Gesang singen sie Jäger- Weinund<br />
Liebeslieder. Auch das „Ultner Lied“<br />
ist vertreten. Dieses wurde im Jahr 1964<br />
von Paul Pircher, welcher inzwischen<br />
verstorben ist, der Ultner Mädchensinggruppe<br />
gewidmet. Fünfundzwanzig Jahre<br />
später konnte der Chorleiter Franz Marsoner<br />
Herrn Pircher dazu überreden, das<br />
Lied für die Ultner Bänkelsänger umzuschreiben.<br />
Die Aufnahme enthält auch<br />
einige sehr alte, zum Teil unbekannte<br />
Lieder, welche sich inhaltlich mit dem Leben<br />
eines Wildschützen auseinandersetzen<br />
und gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
in vierstimmigen Sätzen für Männerchor<br />
aufgezeichnet wurden. Auch Lieder von<br />
Josef Pöll, welche kaum oder gar nicht auf<br />
Tonträger zu finden sind, sind auf der CD<br />
verewigt. Außerdem bereichern die Ultner<br />
Jagdhornbläser und die Wolburger Böhmische<br />
die CD.<br />
Kostproben der dargebotenen Stücke sind<br />
im Internet unter der Adresse www.baenkelsaenger.com<br />
zu hören. Interessierte können<br />
die CD über die E-Mail Adresse info@<br />
baenkelsaenger.com bestellen.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 29
Stimmgabel<br />
Feiern zum 300-jährigen Bestehen<br />
Kirchenchor Völs am Schlern<br />
Cäciliensonntag (von links nach rechts): Chorleiter Toni Federer, Maria Hintner (Obmannstellvertreterin im Südtiroler Chorverband<br />
Bezirk Bozen), Lorenz Marmsoler (60 Jahre), Obfrau Heidi Lutz Kritzinger, Heinrich Baumgartner (25 Jahre), Bürgermeister<br />
Othmar Stampfer, Hubert Gamper (25 Jahre), Theodor Rifesser (Vorsitzender des Verbandes der Kirchenchöre Südtirols), Paula<br />
Lantschner Kompatscher (25 Jahre)<br />
Der Völser Kirchenchor feiert heuer sein<br />
300-jähriges Bestehen, denn 1714 wird<br />
er das erste Mal erwähnt. In einem Kirchenkalender<br />
des Völser Pfarrarchivs wird<br />
zwar bereits 1518 von „feierlichen Hochämtern“<br />
berichtet, doch erst in einem Dokument<br />
von 1714 wird der Chor explizit<br />
angeführt. In diesem Dokument werden<br />
die Tarife aufgelistet, die einem Schulmeister<br />
und Organisten in Völs für seine Dienste<br />
zustanden.<br />
Das Jubiläumsjahr wurde am 23. März<br />
mit einem Friedenskonzert eröffnet, an<br />
dem neben dem Kirchenchor auch der<br />
Völser Männerchor und der Kinderchor<br />
mitwirkten. Chorleiter Toni Federer hatte<br />
ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt<br />
und Kompositionen aus<br />
verschiedenen Jahrhunderten und Ländern<br />
gewählt. Weiters organisierte der Kirchenchor<br />
im Rahmen des 300-Jahr-Jubiläums<br />
ein Passionskonzert der Kantorei<br />
Engen (Deutschland) am 13. April, und<br />
am 11. Oktober fand im Völser Kulturhaus<br />
ein Mitsingkonzert mit dem Regensburger<br />
Domkapellmeister Roland Büchner statt:<br />
Die Besonderheit daran war, dass alle drei<br />
Völser Chöre (Kinder-, Kirchen- und Männerchor)<br />
eigene Stücke sangen, daneben<br />
lernte Roland Büchner dem ganzen Publikum<br />
ein paar einfache Stücke ein. Dieses<br />
Angebot wurde begeistert angenommen,<br />
denn Roland Büchner vermochte das Publikum<br />
mit Wortwitz mitzureißen, und alle<br />
machten mit. Auch die Völser Musikanten<br />
nahmen am Mitsingkonzert teil und der gelungene<br />
Abend zeigte, welch großen Spaß<br />
gemeinsames Singen macht.<br />
Höhepunkt des Jahres war am 9. November<br />
das Jubiläumskonzert des Kirchenchores<br />
mit dem Gemischten Chor Pfalzen,<br />
dem Männerchor Völs und einem<br />
Auswahlorchester in der Pfarrkirche. Es<br />
wurden u.a. Werke von M. Haydn, Mendelssohn-Bartholdy,<br />
Bruch, Commer und<br />
Pachelbel unter der Leitung von Toni und<br />
Markus Federer aufgeführt. Die Kirche<br />
konnte die vielen Gäste kaum fassen, so<br />
groß war das Interesse. Die Begeisterung<br />
des Publikums zeigte sich nach dem Konzert<br />
durch lang anhaltenden Applaus für<br />
die Mitwirkenden.<br />
Beim traditionellen Cäcilienessen konnten<br />
mehrere Ehrungen vorgenommen<br />
werden: Paula Lantschner Kompatscher,<br />
Heinrich Baumgartner und Hubert Gamper<br />
erhielten für je 25 Jahre Mitgliedschaft<br />
die Urkunde und die Ehrennadel des Verbandes<br />
der Kirchenchöre Südtirols, Lorenz<br />
Marmsaler wurde für 60 Jahre Mitgliedschaft<br />
mit Urkunde und der Marienplakette<br />
ausgezeichnet.<br />
Beim Cäcilienessen wurde auch der Bildkalender<br />
für das Jahr 2015, der ebenfalls<br />
im Rahmen des 300-Jahr-Jubiläums herausgegeben<br />
wurde, an die Chormitglieder<br />
verteilt. Gegen eine freiwillige Spende<br />
kann er auch von allen Interessierten bezogen<br />
werden.<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Verändertes Management in<br />
den Musikkapellen<br />
Den Verein im Team mutig und kompetent in eine gute Zukunft führen<br />
Gelassenheit und Mut einerseits,<br />
aber auch Kompetenz sind<br />
wichtige Voraussetzungen für eine<br />
zukunftsorientierte Vereinsarbeit, meint<br />
VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster.<br />
Wenn wir in eine Musikkapelle hineinschauen,<br />
die vielen Mitglieder sehen, ihre<br />
Trachten, die Instrumente und unterschiedlichen<br />
Aufgaben, die verschiedensten Tätigkeiten,<br />
das Jahresprogramm vorgestellt<br />
bekommen, erfahren, wie viel Geld zu verwalten<br />
ist, dann merken wir, wie vielfältig<br />
und komplex ein solcher Verein geworden<br />
ist. Wir können inzwischen wirklich von<br />
einem kleinen oder mittleren „Unternehmen<br />
Musikkapelle“ sprechen.<br />
Jedes Unternehmen braucht Führung,<br />
braucht Personen, die die Geschicke „in<br />
die Hand nehmen“. Das ist Management<br />
(italienisch maneggiare = handhaben; lat.<br />
manus = Hand).<br />
Es gilt, sich in die Bereiche der Planung,<br />
Organisation, Koordination, Führung und<br />
Kontrolle hineinzudenken. Den Verantwortlichen<br />
stellen sich dabei eine Vielzahl von<br />
Fragen: Wo soll es eigentlich hingehen?<br />
Welches sind die musikalischen bzw. die<br />
organisatorischen Ziele? Wie kommt man<br />
dorthin, wie erreicht man sie? Welche Wege<br />
sollen beschritten werden? Wer macht mit?<br />
Wer übernimmt Verantwortung? Was tun,<br />
wenn es einmal einen Konflikt gibt oder<br />
wenn die Motivation zum Mitmachen im<br />
Keller ist? Wie wird im Verein untereinander<br />
kommuniziert, mit welchen Mitteln,<br />
auf welche Art? Wie finanziere ich die vielen<br />
Ausgaben? U.v.a.m.<br />
Neben solchen Fragen geht es um die<br />
verschiedenen Aufgabenbereiche, diese<br />
einerseits als Ganzes, aber auch im Detail<br />
zu sehen, die eigenen Tätigkeiten im<br />
Verein zu reflektieren und zu positionieren,<br />
mit Budgetierungen und Kostenkontrollen<br />
vertraut zu sein, Rechtsgrundlagen<br />
zu kennen, die Vereinsarbeit zu vermarkten,<br />
Medien richtig einzusetzen, Veranstaltungen<br />
erfolgreich zu planen und durchzuführen,<br />
usw..<br />
Wir können mit Recht behaupten, dass<br />
die Leitung einer Musikkapelle heutzutage,<br />
im Vergleich zu früher, um ein Vielfaches<br />
anspruchsvoller, schwieriger und<br />
vor allem zeitaufwendiger geworden ist.<br />
Damit hängt ein Auftrag an uns zusammen:<br />
Wie können wir das Management<br />
einer Musikkapelle so gestalten, dass wir<br />
auch in Zukunft noch Menschen finden,<br />
die sich dieser Aufgabe widmen?<br />
Dass sich niemand mehr vorne hinstellt,<br />
geht nicht. Dass einer oder eine die ganze<br />
Verantwortung allein trägt, auch nicht. Das<br />
heißt, dass viele Mitglieder der Musikkapelle<br />
sich einbringen und ihre Fähigkeiten<br />
im sozialen, technischen oder analytischen<br />
Bereich dem Verein zur Verfügung<br />
stellen sollten. Teamarbeit ist gefragt. Aufgabenbereiche<br />
sollen genau verteilt, Kompetenzen<br />
in Aus- und Weiterbildungen erworben<br />
werden.<br />
Zu guter Letzt sind sowohl die Freude<br />
am Mitgestalten als auch die Gewissheit,<br />
dass der Einsatz zur persönlichen Bereicherung<br />
eines jeden beiträgt, maßgebliche<br />
Triebfedern. Ich bin mir sicher, dass mit<br />
einer bestimmten Gelassenheit, mit Mut<br />
und Kompetenz das Management in einer<br />
Musikkapelle, sie sicher in die Zukunft zu<br />
führen, gelingt. Vorbilder zum Nachahmen<br />
gibt es in unseren Reihen schon viele.<br />
Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 31
Das Thema<br />
Vereinsmanagement heißt<br />
Zukunft gewinnen<br />
Einige Anregungen (nicht nur) für Vereins-Führungskräfte von Albert Ascherl<br />
Denken Sie mal offen über Ihr Leben vor<br />
10 Jahren nach, oder gar über das Leben<br />
Ihrer Eltern, als die so alt waren wie Sie<br />
jetzt - und über Ihr Leben, wie es jetzt ist.<br />
Da hat sich vieles verändert, hoffentlich<br />
mehr zum Besseren. Manches kam durch<br />
Zufall - aber sicher geschah vieles auch<br />
so, weil Sie daran gearbeitet haben: Haus<br />
bauen, Familie gründen, Beruf und vieles<br />
… und so können Sie in 10 Jahren wieder<br />
nachdenken: Wie war mein Leben damals,<br />
vor 10 Jahren - also jetzt. Auf denn: Was<br />
planen Sie jetzt, wo sollen Sie in 10 Jahren<br />
sein, wie wollen Sie zurückschauen<br />
auf jetzt? Und das sollten Sie nicht nur für<br />
sich tun, sondern auch sich fragen:<br />
Wo wird, wo soll mein Verein in<br />
10 Jahren stehen?<br />
Auch wenn Vereine, Verbände und andere Institutionen ehrenamtlich geführt werden,<br />
haben sie doch die Struktur eines Kleinunternehmens. Das Buch „Vereinsmanagement<br />
in 30 Schritten“ (eingehend vorgestellt in der KF-Februarausgabe 2013) bietet<br />
Vereinsvorständen und Verantwortlichen von vergleichbaren Organisationen einen<br />
verständlichen, durchaus kritischen, auch ironischen, aber unterhaltsamen Leitfaden<br />
in 30 Schritten. Es bietet anhand konkreter Beispiele einen praktischen Wegweiser in<br />
der Vereinsführung und ermutigt zu neuen Wegen vom lobenswerten Ehrenamt hin zur<br />
professionellen Arbeit.<br />
Das Buch ist im DVO Druck und Verlag Obermayer (Artikelnummer BU307) erschienen<br />
und dort oder im einschlägigen Fachhandel erhältlich: ISBN 978-3-943037-19-7<br />
Erst mal wird es ähnlich sein: Mancher<br />
Zufall hilft oder stört, aber das meiste wird<br />
genau das sein, woran die Vereinsverantwortlichen<br />
eben arbeiten - man nennt das<br />
halt VEREINSMANAGEMENT. Und das ist<br />
die Hauptaufgabe von Vereinsmanagern:<br />
sich zu überlegen, wo der eigene Verein<br />
in 10 Jahren stehen soll.<br />
Für manche mag das ein neuer Gedanke<br />
sein: Hallo, ich bin doch zuständig für<br />
Konzerte, für das Vereinsheim … aber hat<br />
nicht irgendeiner der Vorgänger sich mal<br />
auf die Fahne geschrieben: Wir brauchen<br />
ein Vereinsheim, vielleicht in 10 Jahren? -<br />
und daran gearbeitet. Der (oder die) hat<br />
es geschaffen, mit viel Hilfe - und es zu<br />
verwalten ist wichtig, aber hart gesagt:<br />
Dass es nicht zusammenfällt, ist nicht die<br />
einzige Arbeit für die nächsten 10 Jahre.<br />
Wichtiger: Kommen denn in 10 Jahren<br />
noch genügend Musiker zusammen, um<br />
das Vereinsheim zu füllen? Ja, sagen viele<br />
leichthin, das wird schon werden! Nein,<br />
so einfach "werden" wird es nicht: Der<br />
demographische Wandel (immer weniger<br />
Kinder), der soziale Wandel (immer<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
mehr Vereine, die sich um Nachwuchs<br />
kümmern werden, viele davon im Umweltschutz<br />
und vergleichbarem), der gesellschaftliche<br />
Wandel (Internet, facebook<br />
usw.), der Arbeitswandel (wo findet man<br />
Arbeit, ist das für 10 Jahre sicher hier?):<br />
Es ist halt so. Um in 10 Jahren noch genügend<br />
Menschen in einem Verein aktiv<br />
(und passiv) zu haben, muss mehr getan<br />
werden als vor 10, 20, 30 Jahren. Und<br />
das sind die Aufgaben, die man eben in<br />
einem VEREINSMANAGEMENT anpacken<br />
muss.<br />
Und genauso wichtig: Wollen denn die<br />
Leute in 10 Jahren noch das hören, was<br />
man heute so spielt? Bitte offen die Frage<br />
angehen: Alle Musik ändert sich - nicht<br />
umsonst sagt man z.B. die Musik der 50-<br />
er (Elvis!), der 60-er (Beatles etc.), der 70-<br />
er („soft rock“), der 80-er … usw. Und bei<br />
Konzerten der 60-er sieht man viele, viele<br />
Opas - und immer weniger sowieso. Wie<br />
steht es mit der Blasmusik? Wieso rennen<br />
abertausende zu "La brass banda"<br />
jetzt (und in 10 Jahren vielleicht weniger?)<br />
- und wieso spielen wir in Vereinen<br />
so zögerlich mal wirklich Neues, zumindest<br />
in sehr vielen?<br />
Und genauso wichtig: Was sind eigentlich<br />
die Aufgaben eines Vereins, jetzt, in<br />
10 Jahren? Noch immer "nur" Pflege der<br />
Blasmusik - oder auch soziale Aufgaben?<br />
Und was heißt das für die Bearbeitung<br />
von „Zielgruppen" - Gruppen um den Verein<br />
herum, im Verein, die alle dazu beitragen<br />
können, den Verein zu stärken?<br />
Und genauso wichtig: SIE als Leute mit<br />
Verantwortung im Verein müssen das als<br />
Aufgabe akzeptieren: VEREINSMANAGE-<br />
MENT! Es genügt nicht mehr, gut Musik/<br />
Fußball/Schach oder sonst was zu können:<br />
Ohne geplantes Vorgehen, vor allem<br />
ohne geplantes Verändern, wird es langsam,<br />
aber sicher vergehen - viele Vereine<br />
sehen das bereits (auch Verbände<br />
und Kirchen), sind teilweise bereits verschwunden<br />
oder unbedeutend geworden.<br />
Es zeigt sich dabei: Alle Erfolgreichen haben<br />
Veränderungen gut geplant, rational,<br />
ehrgeizig und realistisch angepackt - und<br />
dazu rate ich Ihnen dringend!<br />
Ja, so was muss man vielleicht. Sicher<br />
kann man es lernen: Vorträge, Seminare,<br />
Bücher: Ihr Verband hält viel dazu bereit<br />
oder kann es vermitteln. Eine Entschuldigung<br />
zählt nicht: Ich hab´s ja nicht gewusst!<br />
Nicht wissen heißt, sich nicht darum<br />
kümmern - und das sollte keine<br />
Eigenschaft von Führungskräften sein!<br />
Und genauso wichtig: SIE sind ja keine<br />
Funktion, sondern ein Mensch - wie<br />
passt denn all das in Ihr Leben? Vereinseinsatz,<br />
Privateinsatz, Arbeitseinsatz: Es<br />
nutzt nicht, wenn Sie dabei kaputt gehen.<br />
Und so gehört auch das dazu: EI-<br />
GENMANAGEMENT!<br />
Also: Wo stehen Sie und ihr Verein in 10<br />
Jahren?<br />
Dr. Albert Ascherl hat Kunstgeschichte,<br />
Mathematik und Physik studiert, er lebt<br />
im nordschwäbischen Kürnbach und ist<br />
als gefragter Berater in Sachen Marktund<br />
Marketingforschung sowie Produktmanagement<br />
und auch als Dozent in<br />
diesen Bereichen tätig. Seine Beratertätigkeit<br />
erstreckt sich auch auf ehrenamtlich<br />
tätige Vereine und Organisationen<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Mittwoch 15. Januar 2015. Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 33
PRAXIS<br />
Was ist gute Literatur für Blasorchester?<br />
Eine Empfehlung von Arnold Leimgruber, Bezirkskapellmeister im VSM-Bezirk<br />
Bozen und Kapellmeister der Musikkapelle Auer<br />
Die Literaturauswahl für eine Aufführung<br />
stellt für jeden Dirigenten eine große Herausforderung<br />
dar. Es gibt viele Möglichkeiten<br />
ein Programm zusammenzustellen:<br />
Komponisten als Jahresregenten, themenbezogene<br />
Programme, verschiedene Projekte...<br />
Ob ein Werk gut ist oder nicht, kann man<br />
meiner Meinung nach nicht allgemein beurteilen.<br />
Es hängt immer damit zusammen,<br />
wo ich es gebrauche und für welchen Anlass.<br />
In der Gebrauchsmusik ist es wichtig,<br />
dass das Stück nicht schwer zu spielen ist,<br />
dass es in möglichst vielen Besetzungen<br />
spielbar ist, dass es eine bestimmte Länge<br />
nicht übersteigt usw.<br />
Bei der Auswahl der Konzertliteratur<br />
spreche ich lieber von wertvollerer Literatur<br />
und weniger wertvoller Literatur. Und<br />
jetzt wird es schon schwierig das Richtige<br />
zu finden.<br />
Was sollte ein Konzertprogramm enthalten?<br />
Ich denke, der altmodische Spruch<br />
„Für jeden ist etwas dabei“ ist gar nicht so<br />
schlecht. Das Programm sollte die Musiker<br />
nicht unter- oder überfordern, es sollte<br />
eine Abwechslung dabei sein, die Werke<br />
sollten den Musikern gefallen, die Stücke<br />
sollten eine gewisse Qualität haben und<br />
pädagogisch wertvoll sein. Von der Besetzung<br />
her sollten sie den Vorstellungen des<br />
Komponisten entsprechen und dem musikalischen<br />
Leiter sollten sie idealerweise<br />
auch noch gefallen. Weiters kann man<br />
sich fragen: Gibt es einen Höhepunkt im<br />
Programm, gibt es auch ein Solostück, ist<br />
auch was für die Jungmusikanten dabei,<br />
werden auch junge Komponisten gefördert,<br />
einheimische Komponisten? U.v.m.<br />
Wichtig ist, den Zuhörer mit der Darbietung<br />
zu erreichen. Der Konzertbesucher<br />
muss was fühlen. Wenn wir imstande sind,<br />
dass der Hörer einmal während des Konzertes<br />
eine Gänsehaut bekommt, so ist uns<br />
ein gutes Konzert gelungen. Werke müssen<br />
auch nicht immer gefallen, sondern<br />
sie können und sollen auch Fragen hinterlassen<br />
oder zum Nachdenken anregen.<br />
Allen wird man sicher nie gerecht werden.<br />
In meiner Auswahl führe ich Werke an, die<br />
ich auf Grund meiner über 20-jährigen Tätigkeit<br />
als Kapellmeister aufgeführt habe.<br />
Werke für die Mittelstufe B/C<br />
Pertusia<br />
Mariano Bartolucci<br />
Into the Raging River Steven Reineke<br />
Condacum<br />
Jan Van der Roost<br />
Shalom<br />
Philip Sparke<br />
Spanischer Zigeunertanz Pasqual Marquina<br />
Rhapsody from the low<br />
Countries<br />
Henk van Lijnschoten<br />
A Percy Grainger Suite<br />
Percy Grainger/arr.<br />
Frank Erickson<br />
Panorama Festival Overture<br />
Marc Williams<br />
Lucrezia Borgia Gaetano Donizetti<br />
All Glory Told<br />
James Swearingen<br />
O Vitinho<br />
Francesco Marques Neto<br />
Alcazar<br />
Llano<br />
Little Suite for winds Rita Defoort<br />
Ashland Park<br />
Ed Huckeby<br />
Aria Fanfare &<br />
Farandole<br />
Fritz Neuböck<br />
Die Reiter<br />
von Saignelégier<br />
Hans Möckel<br />
Omaggio a Dante Mariano Bartolucci<br />
Folk Dances<br />
Dmitri Shostakovich /arr.<br />
James Curnow<br />
Caesar and Cleopatra Gerard Boedijn<br />
Hymne a la Musique Serge Lancen<br />
El Paso Montanesa Kees Vlak<br />
Bauernhochzeit Sepp Tanzer<br />
The Battle of Varlar Rob Goorhuis<br />
Vision of Light<br />
Robert Sheldon<br />
Green Hills Fantasy Thomas Doss<br />
An English<br />
sea song Suite<br />
Philip Sparke<br />
With Trumpets<br />
and Drums<br />
Alfred Reed<br />
Ferne Weite<br />
Rolf Rudin<br />
Odyssee<br />
Jan Bosveld<br />
The King Across<br />
the Water<br />
Bruce Faser<br />
Ukrainische<br />
Bauerntänze<br />
Mary Ann Gilby<br />
A New Age<br />
Armin Kofler<br />
Schmelzende Riesen Armin Koffer<br />
Versailles<br />
Serge Landen<br />
Lonely Is The Knight Steven Melillo<br />
Peace fort he World Rob Goorhuis<br />
Little Circus<br />
Andrea Carnevali<br />
The Waltzing Cat Leroy Anderson<br />
Momentum<br />
Thomas Doss<br />
Kein schöner Land Oliver Weaspi<br />
Werke für die Oberstufe: C/D<br />
A Vision of Majesty James Swearingen<br />
Brel<br />
arr. Dominique Wyckhuys<br />
Concert Prelude Philip Sparke<br />
Marcia<br />
Luigi Cherubini<br />
Il Giudizio Universale Camillo de Nardis<br />
Marcia Trionfale Amilcare Ponchielli<br />
Serenade op. 22 Derek Bourgeois<br />
Ouverture pour un matin<br />
d`automne<br />
Serge Lancen<br />
Olandese<br />
Giovanni Orsomando<br />
Spots<br />
Klaus Peter Bruchmann<br />
Schloss Tirol<br />
Gottfried Veit<br />
Epos Tirol<br />
Erich Giuliani<br />
Rushmore<br />
Alfred Reed<br />
Arnoldo<br />
Hardy Mertens<br />
St. Martin´s Suite Jan van der Roost<br />
Cobra<br />
First Suite in Es<br />
Second Suite<br />
Bellinzona<br />
Fantasie über eine Appenzeller<br />
Volksweise<br />
Romantische Ouvertüre<br />
Corsican Litany<br />
Flores de Espana<br />
Lord Tullamore<br />
Tirol Terra Fortis<br />
September<br />
Fiefoerniek<br />
Jolly Roger<br />
Arsenal<br />
Die Felsenmühle<br />
Songs from the East End<br />
Satiric Dances<br />
Third Suite<br />
Blue Hole<br />
The Cross & The Crown<br />
Symphonic Dance <strong>Nr</strong>.<br />
3 Fiesta<br />
Mother Earth<br />
Sunstroke<br />
Gammatique<br />
Kebek<br />
Estampie<br />
Ratatouille Satirique<br />
Drink to Me Only with<br />
Thine Eyes<br />
Dance from the East<br />
Jan Bosveld<br />
Gustav Holst<br />
Gustav Holst<br />
Gian Battista Mantegazzi<br />
Paul Huber<br />
Stephan Jaeggi<br />
Vaclav Nelhybel<br />
Pascual Pérés Choví<br />
Carl Wittrock<br />
Jan van der Roost<br />
Michael A. Morgensen<br />
Hardy Mertens<br />
Armin Kofler<br />
Jan van der Roost<br />
Carl Gottlob Reissiger<br />
Pavel Stanek<br />
Norman dello Jojo<br />
Robert E. Jager<br />
Thomas Asanger<br />
Bert Appermont<br />
Clifton Williams<br />
David Maslanka<br />
Jan Bosveld<br />
Gerard Boedijn<br />
Jan van der Roost<br />
Williams Francis McBeth<br />
Erik Satie /De Meij<br />
John Wall Callcott/ Sparke<br />
Thomas Doss<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Blasmusik<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
Maestro „summa cum laude“<br />
VSM-Verbandskapellmeister schließt das Bachelor-Studium für<br />
Blasorchesterleitung mit der Höchstnote ab.<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
Verbandskapellmeister des VSM,<br />
hat das Bachelor-Studium für<br />
Blasorchesterleitung am Bozner<br />
Musikkonservatorium mit der<br />
Höchstnote abgeschlossen.<br />
Sigisbert Mutschlechner dirigierte die Musikkapelle Toblach bei seinem<br />
Diplomkonzert, bei dem auch das von ihm komponierte dreisätzige Werk „Ortler<br />
DIAGONAL“ uraufgeführt wurde.<br />
Mit dem öffentlichen Diplomkonzert hat<br />
der Musiklehrer und Kapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner, seines Zeichens seit<br />
2007 VSM-Verbandskapellmeister, am<br />
vergangenen 11. Oktober das Bachelor-<br />
Studium für Blasorchesterleitung mit 110<br />
Punkten und dem Prädikat „summa cum<br />
laude“ abgeschlossen.<br />
Der 37-jährige Pusterer ist damit nach<br />
der Meranerin Stefanie Menz und dem<br />
Haflinger Patrik Gruber der letzte der drei<br />
„Pioniere“, die vor drei Jahren diesen<br />
neu eingeführten Studiengang am Bozner<br />
Konservatorium begonnen haben. Er<br />
hat das Diplomkonzert mit „seiner“ Musikkapelle<br />
gestaltet, dirigiert und selbst<br />
moderiert. Das Konzertprogramm musste<br />
dem Prüfungsprogramm angepasst sein<br />
und daher sowohl Solowerke beinhalten<br />
wie auch die Uraufführung einer Eigenkomposition.<br />
„Das stimmige Programm<br />
aus anspruchsvoller Blasmusik und der<br />
herrliche Klang des Orchesters“ haben<br />
schließlich den Ausschlag zur Höchstbenotung<br />
gegeben, hob Felix Resch hervor.<br />
Der scheidende Direktor des Bozner<br />
Konservatoriums unterstrich, dass dieser<br />
bislang in Italien einzigartige Studiengang<br />
den Studenten ermögliche, mit Blasorchestern<br />
auf hohem Niveau zu arbeiten.<br />
Vergleichbare universitäre Ausbildungen<br />
gibt es in Augsburg und der Schweiz,<br />
wie dies Sigisbert Mutschlechner in seiner<br />
Diplomarbeit über die Dirigentenausbildung<br />
im europäischen Vergleich auch<br />
analysierte. Die Dirigentenausbildung am<br />
Bozner Konservatorium wurde 2011 in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) ins Leben gerufen.<br />
Gemeinsam mit Felix Resch bildeten<br />
die Professoren Thomas Doss (Dirigieren),<br />
Eduard Demetz (Komposition), Hannes<br />
Kerschbaumer (Harmonielehre), Roberto<br />
Gander (Konzertsolist) und Marina Giovannini<br />
(Klavier) die Prüfungskommission<br />
beim Diplomkonzert im Gustav-Mahler-<br />
Saal in Toblach. Noch vor wenigen Jahren<br />
wäre es wohl undenkbar gewesen, dass<br />
die Prüfungskommission hinausfährt, um<br />
vor Ort ein Diplomkonzert abzunehmen,<br />
erklärte Felix Resch am Rande des Konzertes<br />
in Toblach und freute sich über<br />
diese Entwicklung. Als nächster Schritt<br />
müsste die Einrichtung eines weiterführenden<br />
Bienniums hin zum Masterstudium<br />
folgen, ergänzte er.<br />
Das Professorenteam sowie das Publikum<br />
zeigten sich begeistert von den<br />
Leistungen des Dirigenten und der Musikkapelle<br />
Toblach und gratulierten mit<br />
anhaltendem Applaus zum großartigen<br />
Erfolg.<br />
Stephan Niederegger<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 35
Aus Verband und Bezirken<br />
Eine atemberaubende Klangwolke<br />
Finale des Österreichischen Bundeswettbewerbs<br />
„Musik in kleinen Gruppen“ zu Gast in Toblach<br />
Das Flötenquartett „Lady Birds“ (Tirol):<br />
2. Rang<br />
Das Blechbläserquintett „Brass Boys“ aus Kärnten sicherte sich mit 98,7 Punkten den<br />
Gruppensieg der Vorrunde in der Altersstufe D und gewann am Sonntag das Finale.<br />
Das gemischte Ensemble „Esprit“<br />
(Oberösterreich): 3. Rang<br />
Einmal mehr war das geschichtsträchtige<br />
Grand Hotel Toblach musikalisches Zentrum<br />
– nicht nur für Südtirol, sondern für ganz<br />
Österreich. 52 Ensembles aus Österreich,<br />
Liechtenstein und Südtirol haben dort am<br />
25. und 26. Oktober am Bundeswettbewerb<br />
„Musik in kleinen Gruppen“ des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes teilgenommen.<br />
Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />
ist seit 1974 fixer Bestandteil der österreichischen<br />
Blasmusikszene und findet<br />
alle zwei Jahre rund um den österreichischen<br />
Nationalfeiertag statt. 1992 fand die<br />
Finalrunde des Wettbewerbes im Michael-<br />
Pacher-Haus in Bruneck statt. Heuer - nach<br />
22 Jahren - wird diese wiederum vom Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) ausgerichtet.<br />
„Wir sind stolz, dass wir Südtirol<br />
als Partnerverband im Österreichischen<br />
Blasmusikverband (ÖBV) haben“, erklärte<br />
ÖBV-Präsident Matthäus „Hois“ Rieger<br />
zum Auftakt des Wettbewerbs. Er freue<br />
sich, dass nach 22 Jahren die Finalrunde<br />
dieses Ensemblewettbewerbs wiederum in<br />
Südtirol ausgetragen wird: „Der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) setzt immer<br />
wieder starke Impulse und gestaltet<br />
aktiv die Blasmusik im Alpenraum mit.“ Gemeinsam<br />
mit dem ÖBV-Bundesjugendreferenten<br />
Helmut Schmid bedankte er sich<br />
für die „tolle Gastfreundschaft“. Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer gab den Dank<br />
postwendend an die österreichischen Gäste<br />
zurück und hob hervor, wie wichtig die<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit im<br />
Allgemeinen und die Jugendarbeit im Besonderen<br />
sei, die die Blasmusikverbände<br />
leisten: „Jeder in die musikalische Ausbildung<br />
investierte Euro ist gut investiertes<br />
Geld.“ Die österreichische Blasmusiklandschaft<br />
floriere unter anderem durch<br />
die musikalische und persönliche Weiterentwicklung<br />
der Blasmusikjugend, analysierte<br />
Helmut Schmid.<br />
Rund 5000 junge Musikerinnen und<br />
Musiker haben sich in den elf Ländern<br />
der Herausforderung des Ensemblewettbewerbs<br />
„Musik in kleinen Gruppen“ auf<br />
Bezirks- und Landesebene gestellt. Die<br />
besten 52 davon haben die „Fahrkarte“<br />
nach Toblach gelöst. Der zehnjährige<br />
Schlagzeuger Christian David Edlinger<br />
aus Kärnten vom „Trio Schlagabtausch“<br />
war der jüngste, der 51-jährige Saxofonist<br />
Manfred Hangler aus Oberösterreich der<br />
älteste der insgesamt 199 Finalteilnehmer.<br />
Ganz besonders freue es ihn, dass mittlerweile<br />
der Schwerpunkt zur Förderung von<br />
vereinsinternen Ensembles Früchte getragen<br />
habe, hob Schmid weiters hervor und<br />
verweis auf 14 Ensembles, deren Mitglieder<br />
aus einer Musikkapelle kommen. Dies<br />
unterstreiche eine der Zielsetzungen dieses<br />
Wettbewerbes.<br />
Mit musikalischen Gustostückerln und<br />
außergewöhnlicher Bühnenpräsenz wurde<br />
das Grand Hotel Toblach mit seinem faszinierenden<br />
Ambiente zwei Tage lang in<br />
eine atemberaubende Klangwolke eingehüllt.<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
gemeinsam mit der Gemeinde Toblach<br />
und der örtlichen Musikkapelle habe für<br />
die Wettbewerbsteilnehmer, ihre Begleiter,<br />
die Juroren und das Publikum optimale<br />
Rahmenbedingungen geschaffen,<br />
bestätigten die Verantwortlichen unisono<br />
und bedankten sich für die gute Zusammenarbeit<br />
und hervorragende Organisa-<br />
36<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Euph 4 Fun<br />
Musik verbindet – eine grenzüberschreitende Freundschaft (v.l.): VSM-Obmann Pepi<br />
Fauster, ÖBV-Präsident Matthäus „Hois“ Rieger, Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />
ÖBV-Bundjugendreferent Helmut Schmid und sein Stellvertreter Gerhard Forman,<br />
Bürgermeister Guido Bocher und Bernhard Mair (Vizebürgermeister und Präsident<br />
des Kulturzentrums Grand Hotel Toblach)<br />
Posaunenquartett der Musikschule Lana<br />
tion. Die Zuhörer im Gustav-Mahler-Saal,<br />
im Spiegelsaal und im Gemeinschaftssaal<br />
waren begeistert vom hohen Niveau der<br />
auftretenden Gruppen. Neben den gezeigten<br />
Leistungen seien aber vor allem<br />
die Spielfreude und die Lust am Musizieren<br />
aufgefallen, erklärte der renommierte<br />
Posaunist Lito Fontana, einer der Juroren.<br />
Am Samstagabend präsentierte sich das<br />
Südtiroler Jugendblasorchester (SJBO) im<br />
Gustav-Mahler-Saal erstmals unter der Leitung<br />
von Josef Feichter. Schwungvoll und mit<br />
jugendlichem Elan begeisterte es das Publikum<br />
im vollbesetzten Saal. Im Rahmen des<br />
Konzertes wurden die zehn für das große<br />
Finale nominierten Ensembles bekanntgegeben.<br />
Für diese galt es am Sonntagvormittag<br />
vor der großen Jury mit einem Stück aus<br />
dem Pflichtprogramm des Vortages gegeneinander<br />
anzutreten. Am Sonntagmittag –<br />
nach einem wahren Mammutprogramm für<br />
Teilnehmer und Juroren - standen die Sieger<br />
fest: die „BRASS BOYS“ aus Kärnten. Sie<br />
sicherten sich damit auch die Wandertrophäe<br />
der Musikhaus-Gemeinschaft VDHM<br />
und einen 1000-Euro-Gutschein der Instrumentenfirma<br />
Yamaha. Das Euphoniumquartett<br />
„Euph 4 Fun“ schaffte es als einziges<br />
der fünf Südtiroler Ensembles ins Finale.<br />
Stephan Niederegger<br />
Die Ergebnisse im Einzelnen:<br />
1. Brass Boys, Kärnten – Blechbläser (Stufe D)<br />
2. Ladybirds, Tirol – Holzbläser (Stufe A)<br />
3. Esprit, Oberösterreich – Gemischtes Ensemble (Stufe C)<br />
4. MasemisamA, Oberösterreich – Gemischtes Ensemble (Stufe B)<br />
5. Rang: Social ClariNetwork, Salzburg – Holzbläser (Stufe S)<br />
Die weiteren Finalisten (in alphabetischer Reihenfolge):<br />
- Catch Basin Brass Quintett, Tirol – Blechbläser (Stufe C)<br />
- Euph 4 Fun, Südtirol – Blechbläser (Stufe B)<br />
- Lucky Break, Oberösterreich – Schlagzeug (Stufe B)<br />
- Slapping Saxes, Tirol – Holzbläser (Stufe S)<br />
- Zu Zwoat, Salzburg – Schlagzeug (Stufe C)<br />
Die Ergebnisse der<br />
Südtiroler Ensembles:<br />
- Schlagzeugtrio „To-Ki-Jo“<br />
(Leitung Wolfgang Schrötter) - 88,3 Punkte, Stufe A<br />
- gemischtes Ensemble „Trio Giocoso“<br />
(Leitung Martina Gasser & Riccarda Janissen)<br />
92,0 Punkte, Stufe B<br />
- Querflötentrio „Trifolium“<br />
(Leitung Martina Gasser) - 92,3 Punkte, Stufe A<br />
- Posaunenquartett der Musikschule Lana<br />
(Leitung Hans Finatzer) – 95,7 Punkte - Stufe C)<br />
- Bläserquartett „Euph 4 Fun“<br />
(Leitung Hans Finatzer)<br />
96,0 Punkte, Gruppensieger der Stufe B und Finalteilnahme<br />
Trio Giocoso<br />
Trifolium<br />
To-Ki-Jo<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 37
Aus Verband und Bezirken<br />
Fenster in die<br />
bunte Welt der Blasmusik<br />
Erfolgreiche Südtiroler Blasmusiktage <strong>2014</strong><br />
Mit der neuen VSM-Festmusik von Sigisbert Mutschlechner und einem beeindruckenden Festkonzert hat die Musikkapelle Villnöß<br />
unter der Leitung von Kpm. Hans Pircher die Südtiroler Blasmusiktage eröffnet.<br />
Drei Tage lang hat der Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) viele Fenster in die<br />
bunte Welt der Blasmusik geöffnet. Vom 6.<br />
bis 8. November gab es ein dicht gedrängtes<br />
Programm von Tagungen, Workshops<br />
und Konzerten: die Südtiroler Blasmusiktage<br />
<strong>2014</strong> – ein Forum für Kapellmeister,<br />
Dirigenten, Musiker und Musikkapellen.<br />
Nach den Sepp-Thaler-Musiktagen 2007<br />
und 2011 in Auer präsentierte sich die dritte<br />
Auflage dieser im Dreijahresrhythmus stattfindenden<br />
Musiktage mit einem neuen Na-<br />
men. Die Musikkapelle Villnöß unter der<br />
Leitung von Kapellmeister Hans Pircher<br />
hat mit einem beeindruckenden Festkonzert<br />
im Konzerthaus „Joseph Haydn“ den<br />
Veranstaltungsreigen eröffnet.<br />
Blasmusikpreis des<br />
Landes Südtirol <strong>2014</strong><br />
Im Rahmen des Konzertes hat Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer die Musikkapellen<br />
von Afing, Wengen, Vintl, Toblach<br />
und die Bürgerkapelle Lana mit dem zu je<br />
3000 Euro dotierten Preis prämiert. 21 Musikkapellen<br />
- von der Mittelstufe (B) bis zur<br />
Höchststufe (D) - haben sich um den von<br />
der Kulturabteilung des Landes gestifteten<br />
Preis beworben. Thomas Pardatscher (Kulturabteilung<br />
des Landes), Alexandra Pedrotti<br />
(Bereich Deutsche Musikschulen)<br />
sowie Markus Silbernagl (VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter),<br />
Klaus Bragagna<br />
(VSM-Verbandskassier) und VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster bildeten die<br />
Jury. Der Preis sei „eine besondere Anerkennung<br />
an Mitgliedskapellen des VSM,<br />
die sich in ihrer Arbeit sowohl als Träger<br />
von Kultur im Allgemeinen und Blasmusikkultur<br />
im Speziellen als auch im sozialen<br />
und gesellschaftlichen Engagement besonders<br />
verdient gemacht haben“, unterstrichen<br />
Kulturlandesrat Philipp Achammer<br />
und Pepi Fauster in ihrer Laudatio.<br />
10 Jahre Südtiroler<br />
Jugendblasorchester (SJBO)<br />
Eine Sternstunde der Blasmusik: Das Galakonzert des Südtiroler<br />
Jugendblasorchesters SJBO unter der Leitung von Josef Feichter mit der Kinderchor-<br />
Gemeinschaft „Junge Stimmen“ und der Solistin Anna Lucia Nardi.<br />
Mit dem Galakonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />
SJBO unter der Leitung<br />
von Josef Feichter und unter Mitwirkung<br />
der 80-köpfigen Kinderchor-Gemeinschaft<br />
38<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
„Junge Stimmen“ und der Alt-Solistin Anna<br />
Lucia Nardi sind die Blasmusiktage tags<br />
darauf mit einer wahren „Sternstunde der<br />
Blasmusik“ zu Ende gegangen. Dieses Konzert<br />
stand ganz im Zeichen des 10-jährigen<br />
Bestehens des Orchesters. Die zu diesem<br />
Anlass eingespielte CD „Leben“ lässt Meilensteine<br />
der Orchestergeschichte hören.<br />
Auszüge aus diesem Tonträger bildeten<br />
auch das Konzertprogramm. Die im Vorjahr<br />
uraufgeführte „Sinfonie der Lieder“<br />
(Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4) von Johan de Meij war dabei<br />
ebenso vertreten wie die Siegerwerke<br />
des heurigen Kompositionswettbewerbes<br />
des VSM: die „Passacaglia“ von Karl Horst<br />
Wichmann wurde mit dem dritten Platz<br />
prämiert. Peter Engl („Perfect World“)<br />
und Hans van der Heide („Recuerdos de<br />
Buenos Aires“) teilten sich ex equo den<br />
zweiten Platz.<br />
v.l. VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter Markus Silbernagl, VSM-<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner und (rechts) VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster gratulierten den Preisträgern des VSM-Kompositionswettbewerbs (Mitte<br />
v.l.) Karl Horst Wichmann, Hans van der Heide und Peter Engl.<br />
Komponistenwerkstatt<br />
Wie schon vor drei Jahren wurde im<br />
Rahmen der Musiktage auch eine Komponistenwerkstatt<br />
mit dem renommierten<br />
Schweizer Komponisten Oliver Waespi angeboten.<br />
Bereits seit dem Frühjahr war er<br />
mit Simon Öggl aus Schlanders und Lukas<br />
Gasser aus Villanders in Kontakt. Die Ergebnisse<br />
der „Zwei von Drei“ sehr zeitgenössisch<br />
ausgelegten „Movements“ (Öggl)<br />
und die musikalischen Impressionen „Kanada“<br />
(Gasser) wurden von Donnerstag bis<br />
Samstag verfeinert und mit dem Jugendblasorchester<br />
Bozen (JuBoB) unter der<br />
Leitung von Markus Silbernagl im Werkstattkonzert<br />
vorgestellt. Silbernagl, seines<br />
Zeichens VSM-Verbandskapellmeister-<br />
Stellvertreter, ist es gelungen, die Noten<br />
auf dem Papier in so kurzer Zeit auf der<br />
Bühne zum Klingen zu bringen.<br />
Jugendleiter- und<br />
Kapellmeistertagung<br />
Rund 30 Jugendleiterinnen und Jugendleiter<br />
ließen sich das Referat des deutschen<br />
Musikpädagogen Michael Stecher nicht entgehen.<br />
In seiner mitreißenden Art zog er<br />
die Teilnehmer in seinen Bann und zeigte<br />
biologische, psychische und gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge auf, die in der Jugendarbeit<br />
eine Rolle spielten. Parallel dazu<br />
beschäftigten sich über 50 aktive und angehende<br />
Kapellmeisterinnen und Kapellmeister<br />
mit dem Thema der Probendidaktik.<br />
Die Musikkapelle St. Michael/Eppan stellte<br />
Gruppenbild mit den Siegerkapellen des Blasmusikpreises (hinten von links): VSM-<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster, Martin Knoll (Kpm. BK Lana), Christian Schwarz<br />
(Obmann BK Lana), Stephan Ploner (Kpm. MK Wengen), Markus Complojer<br />
(Obmann MK Wengen), Hermann Rienzner (Obmann MK Toblach), Sigisbert<br />
Mutschlechner (Kpm. MK Toblach) und Kulturlandesrat Philipp Achammer. Vorne<br />
von links: Günther Reichhalter (Obmann MK Afing), Christof Reiterer (Kpm. MK<br />
Afing), Christian Kofler (Obmann MK Vintl) und Erwin Fischnaller (Kpm. MK Vintl)<br />
sich als Übungskapelle zur Verfügung.<br />
Die Dirigenten Thomas Doss und Philipp<br />
Kufner analysierten in der praktischen Probenarbeit<br />
mit vier aktiven Teilnehmern und<br />
den Tagungsteilnehmern verschiedene Methoden<br />
zur Probengestaltung und gaben<br />
Tipps zu geeigneter Literatur.<br />
VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster<br />
konnte zu den beiden Konzerten zahlreiche<br />
Ehrengäste begrüßen, allen voran Bischof<br />
Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher,<br />
Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />
den Direktor des Bozner Konservatoriums<br />
Heinrich Unterhofer, Alexandra<br />
Pedrotti als Vertreterin des Bereichs für<br />
Deutsche Musikschulen des Landes sowie<br />
Vertreter von befreundeten Verbänden<br />
und Vereinen. Durch ihre Anwesenheit<br />
haben sie ihre Wertschätzung gegenüber<br />
dem VSM im Allgemeinen und der wertvollen<br />
Arbeit jeder einzelnen Musikkapelle<br />
im Besonderen unterstrichen: „Es lebe die<br />
Blasmusik in Südtirol!“<br />
Stephan Niederegger<br />
CD-Cover „Leben“<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 39
Aus Verband und Bezirken<br />
Das Musizieren auf der Straße war Schwerpunkt<br />
des Stammtisches, zu dem sich die<br />
Stabführer der Pustertaler Musikkapellen<br />
Ende Oktober getroffen haben. Dabei erläuterte<br />
Florian Lahner, seines Zeichens Beamter<br />
der Stadtpolizei Bruneck und Mitglied der<br />
Musikkapelle Reischach, die Verantwortung<br />
bei öffentlichen Veranstaltungen im Allgemeinen<br />
und bei Aufmärschen im Besonderen.<br />
Erster Ansprechpartner für öffentliche Veranstaltungen<br />
sei grundsätzlich die jeweilige<br />
Gemeinde, sagte Lahner und zeigte die bürokratischen<br />
Schritte auf, die bei der Organisation<br />
einer öffentlichen Veranstaltung – ob im<br />
Freien und in geschlossenen Gebäuden – zu<br />
berücksichtigen sind. Auch der Ordnungsdienst<br />
durch die Feuerwehren müsse mit den<br />
örtlichen Polizeibehörden abgesprochen werden,<br />
hob Lahner hervor. Großes Unbehagen<br />
äußerten die anwesenden Stabführer über<br />
etwaige Haftungsansprüche bei Unfällen.<br />
Hans Hilber, Obmann des Bezirks Bruneck<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />
bestätigte in diesem Zusammenhang, dass<br />
die Musikkapellen durch die Haftpflichtversicherung<br />
des VSM gegenüber Dritten abgesichert<br />
seien, allerdings diese die eigenen<br />
Schäden nicht abdecke. Daher sei es gerade<br />
für größere Veranstaltungen und Umzüge<br />
ratsam, eine eigene Haftpflichtversicherung<br />
Pusterer Stabführer-Stammtisch<br />
Verantwortung bei öffentlichen Veranstaltungen und<br />
Wichtigkeit der Marschauftritte zum Thema gemacht<br />
abzuschließen. Grundsätzlich werde es ehrenamtlichen<br />
Vereinen durch zunehmende<br />
bürokratische Hürden immer schwerer gemacht,<br />
Veranstaltungen zu organisieren, war<br />
der einstimmige Tenor der Stammtischrunde.<br />
Wichtig sei eine gute und frühzeitige Vorbereitung,<br />
wobei für Fragen die VSM-Funktionäre<br />
auf Bezirks- und Landesebene kontaktiert<br />
werden können, hob Bezirksstabführer<br />
Hansjörg Algrang hervor. Er verwies auch auf<br />
das Landesmusikfest im Oktober 2015 und<br />
lud schon jetzt die Kapellen ein, sich zahlreich<br />
daran zu beteiligen. In der weiteren Diskussion<br />
wurde die Wichtigkeit des Stabführers<br />
und der Marschauftritte hervorgehoben. Leider<br />
gäbe es in einigen Musikkapellen immer<br />
noch Probleme, Marschierproben abzuhalten.<br />
Zudem würden einige Kapellmeister die<br />
musikalische Vorbereitung der Marschauftritte<br />
vernachlässigen, obwohl viele dieser<br />
Auftritte vor einem viel größeren Publikum<br />
stattfinden als etwa die Konzertauftritte. Daher<br />
sei es wichtig und notwendig, dass der<br />
Stabführer im Vereinsvorstand sitze. Somit<br />
sei er direkt an der Vereinsführung beteiligt<br />
und genieße dadurch auch einen höheren<br />
Stellenwert in der Vereinshierarchie, zeigten<br />
sich die Teilnehmer überzeugt.<br />
Stephan Niederegger<br />
Pressereferent des VSM-Bezirks Bruneck<br />
Die Wichtigkeit der Marschauftritte im<br />
Allgemeinen und die Rolle des Stabführers<br />
im Besonderen waren Schwerpunkte des<br />
Pusterer Stabführer-Stammtisches mit dem<br />
Stadtpolizisten Florian Lahner (im Bild<br />
rechts) als Gastreferenten.<br />
Zukünftige gemeinsame Projekte auf der Tagesordnung<br />
Treffen der Vorstände des VSM-Bezirkes Sterzing und des Musikbezirks Wipptal/Stubai<br />
Den Sterzinger Bezirksvorstand des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) und<br />
den Vorstand des Musikbezirks Wipptal/Stubai<br />
verbindet eine jahrelange Freundschaft<br />
und Partnerschaft. Sie haben sich unlängst<br />
zu einer gemeinsamen Sitzung am Brenner<br />
getroffen.<br />
Die beiden Bezirke haben in der Vergangenheit<br />
schon des Öfteren gemeinsame Projekte<br />
organisiert, etwa den gemeinsamen<br />
Auftritt bei der Ankunft der ersten Milchlieferung<br />
aus dem nördlichen Wipptal beim<br />
Milchhof Sterzing.<br />
Beim Treffen haben die Vorstände unter<br />
anderem über den Sinn und Zweck der<br />
Partnerschaft und über zukünftige gemeinsame<br />
Projekte diskutiert. Auf beiden Seiten<br />
besteht ein großes Interesse, eine gemeinsame,<br />
bezirksübergreifende Jugendkapelle<br />
ins Leben zu rufen. Diese soll das Kennenlernen<br />
der jungen Musikanten nördlich und<br />
südlich des Brenners fördern und gleichzeitig<br />
den Jugendlichen ermöglichen, in einer<br />
größeren Formation zu musizieren.<br />
Ein solches Projekt gab es bereits im Jahr<br />
1999 zwischen den beiden Bezirken und<br />
soll voraussichtlich im nächsten Jahr erneut<br />
gestartet werden. Einen möglichen Auftritt<br />
könnte es etwa im nächsten Jahr beim Landesmusikfest<br />
in Meran geben. Bei dem Treffen<br />
haben die Bezirksvertreter weiters über<br />
verschiedene Ideen für zukünftige Projekte<br />
diskutiert, etwa über ein gemeinsames Bezirksorchester<br />
für Musikanten in der Altersgruppe<br />
von über 40 Jahren. „Ein Bezirk<br />
dieser Größe ist leider zu klein, um ein solches<br />
Projekt allein zu organisieren, aber als<br />
grenzüberschreitendes Gemeinschaftsprojekt<br />
wäre es sicher durchführbar“, ist der<br />
Obmann des Musikbezirks Wipptal/Stubai,<br />
Ernst Tanzer, überzeugt. Deshalb sei eine solche<br />
Partnerschaft sehr wichtig und müsse<br />
auch in Zukunft gepflegt und erhalten werden.<br />
Meinhard Oberhauser, der Obmann<br />
des VSM-Bezirks Sterzing, wünscht sich jedes<br />
Jahr ein solches Treffen zwischen den<br />
beiden Bezirksvorständen. Man könne sich<br />
dabei über aktuelle Themen und Probleme<br />
unterhalten sowie Tipps und Vorschläge austauschen,<br />
betonte Oberhauser.<br />
Margit Fuchs<br />
Die Bezirksvertreter aus Sterzing und<br />
Wipptal/Stubai bei ihrer gemeinsamen<br />
Sitzung<br />
40<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
verband<br />
südtiroler<br />
musikkapellen<br />
Programmvorschau<br />
Zweimonatskalender<br />
Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />
Fr-Sa, 02.-03. Jänner 2015 VSM Führungskräfte-Seminar, 3. Modul Sarns/Brixen Haus St.Georg 15.00<br />
Sa, 03. Jänner 2015 Bezirk Bruneck 2. Konzert Süd/Osttiroler Blasorchester 40+ Matrei in Osttirol Tauerncenter Matrei 20.00<br />
Sa, 03. Jänner 2015 Bezirk Brixen Stammtisch für Kapellmeister Klausen Hotel Rierhof 19.00<br />
Mi, 07. Jänner 2015 Bezirk Brixen Stammtisch für Obmänner Klausen Hotel Rierhof 20.00<br />
Sa ,10. Jänner 2015 Bezirk Bruneck 8. Bezirkseisstockturnier Gais Natureisplatz 09.00<br />
So, 11. Jänner 2015 Bezirk Sterzing Jahreshauptversammlung Mauls Vereinshaus 10.00<br />
Mo, 12. Jänner 2015 Bezirk Schlanders Grundkurs Stabführer 1. Einheit Tschengls Kulturhaus 19.30<br />
Mo, 12. Jänner 2015<br />
Bezirk<br />
Brixen/Sterzing<br />
Stammtisch für Stabführer Klausen Gasthof Rier 20.00<br />
JÄNNER<br />
Mi, 14. Jänner 2015<br />
Bezirk<br />
Brixen/Sterzing<br />
Grundkurs Stabführer 1. Einheit Brixen Berufsschule Tschuggmall 19.30<br />
Sa, 17. Jänner 2015 Bezirk Brixen Wintersporttag Feldthurns Skilift 09.00<br />
Sa, 17. Jänner 2015 Bezirk Bozen Kapellmeisterschnupperkurs Girlan Probelokal 09.00<br />
Mo, 19. Jänner 2015<br />
Bezirk Bruneck<br />
Kapellmeister-Fortbildung mit Thomas<br />
Ludescher (A), 1.Teil<br />
Raum Bruneck 19.00<br />
Sa-So, 21.-22. Jänner 2015<br />
Bezirk Brixen<br />
Beginn Kapellmeister Coaching<br />
mit Stefan Köhle (A)<br />
Barbian, Lüsen Probelokal 09.00<br />
Fr, 23. Jänner 2015 Bezirk Bozen Stammtisch für Stabführer Girlan Probelokal 20.00<br />
Sa-So, 24.-25. Jänner 2015 VSM Kapellmeister-Seminar 5. Einheit Nals Lichtenburg 09.00<br />
Sa, 24. Jänner 2015 Bezirk Meran Jahreshauptversammlung Marling Kellerei Meran Burggräfler 17.00<br />
So, 25. Jänner 2015 Bezirk Schlanders Jahreshauptversammlung Schluderns Kulturhaus 09.00<br />
Do, 29. Jänner 2015 Bezirk Meran Grundkurs Stabführer 1. Einheit Obermais Altes Rathaus 19.30<br />
Sa, 31. Jänner 2015 Bezirk Schlanders<br />
Schlagzeugworkshop mit<br />
Philipp Lamprecht (Naturns)<br />
Latsch Probelokal Vormittag<br />
Mo, 02. Februar 2015<br />
Bezirk Bruneck<br />
Kapellmeister-Fortbildung mit<br />
Thomas Ludescher (A), 2.Teil<br />
Raum Bruneck 19.00<br />
Sa, 07. Februar 2015 Bezirk Bruneck Jahreshauptversammlung Kiens Vereinshaus 14.00<br />
Sa-So, 07.-08. Februar<br />
2015<br />
Bezirk Meran Kapellmeister-Fortbildung mit José Vilaplana (E) Lana Musikschule 09.00<br />
FEBRUAR<br />
Sa, 14. Februar 2015<br />
Do-So, 19.–22. Februar<br />
2015<br />
Bezirk Bruneck<br />
Kapellmeister-Fortbildung<br />
mit Thomas Ludescher (A), 3.Teil<br />
Raum Bruneck 09.00<br />
VSM Bläsertage Auer Musikschule & Aula Magna 09.00<br />
Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Bozen Jahreshauptversammlung Welschnofen Kulturhaus 15.00<br />
Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Brixen Jahreshauptversammlung Kollmann Vereinshaus 20.00<br />
Sa, 21. Februar 2015 Bezirk Schlanders Kommunikationstechnik<br />
mit Susanne Steidl (Pfalzen)<br />
Kortsch Probelokal 09.00<br />
Sa, 28. Februar 2015 VSM Führungskräfte-Seminar, 4. Modul Nals Lichtenburg 09.00<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 41
Blasmusik International<br />
Zillertaler Gastlichkeit beim<br />
Funktionärstreffen<br />
Die Blasmusik als gemeinsames Anliegen in Süd-, Nord- und Osttirol<br />
Die Funktionäre der Blasmusikverbände von Nord- und Südtirol auf der Staumauer<br />
zum Speicher Zillergrund<br />
Der gesellige Austausch zwischen Funktionären<br />
des Verbandes der Blasmusikkapellen<br />
von Süd- und Nord/Osttirol hat Tradition<br />
und wird in zweijährigem Rhythmus<br />
von einem der zwei Verbände ausgerichtet.<br />
Am 20. September <strong>2014</strong> war es wieder<br />
soweit, rund 60 Blasmusikfunktionäre<br />
aus beiden Verbänden machten sich auf<br />
den Weg zu einem Tag des Austauschs,<br />
aber auch des gemütlichen Beisammenseins.<br />
Das ebenfalls an diesem Wochenende<br />
stattfindende Drei-Täler-Treffen gab<br />
dem Treffen einen stimmigen Hintergrund.<br />
Da wird ein Fest gefeiert, das an<br />
die alte Verbindung von Zillertal, Tauferer<br />
- und Ahrntal über die „Jöcher“ hinweg<br />
anknüpft. Hirten und Weidevieh, Händler,<br />
Boten und Schmuggler haben diese<br />
Wege früher benutzt. Geblieben ist die<br />
freundschaftliche Verbindung der Regionen<br />
über die Staatsgrenze hinweg.<br />
Der Bezirksverband des Musikbundes<br />
Zillertal hat dankenswerterweise die Organisation<br />
des Funktionärstreffens übernommen.<br />
Die Zillertaler zeigten sich, wie<br />
gewohnt, von ihrer gastlichsten Seite und<br />
boten ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm,<br />
das viele Eindrücke hinterließ,<br />
angefangen beim Sennereibetrieb<br />
über den Besuch in den Verbundkraftwerken<br />
bis zu einem Besuch in<br />
der Welt der Schnapsbrennerei.<br />
Ein besonderer<br />
Blick<br />
über die Alpenwelt bot sich beim Mittagessen<br />
im Restaurant Adlerblick auf 1900<br />
Meter Seehöhe.<br />
Selbstverständlich wurden alle Sehenswürdigkeiten<br />
auch entsprechend musikalisch<br />
stimmig umrahmt, Tanzlmusig,<br />
Weisenbläser und die Bundesmusikkapelle<br />
Hippach sorgten für Harmonie im<br />
besten Sinne.<br />
Gelegenheit zu Gesprächen zwischen<br />
den Funktionären der zwei Verbände<br />
gab es während des ganzen Tages genug,<br />
trotz des dichten Programmes. Am<br />
Abend wurde das etwas erschwert, denn<br />
im Hochbetrieb des Drei-Täler-Treffens<br />
war es gar nicht mehr so einfach, Gespräche<br />
zu führen.<br />
Kontakte wurden neu geschlossen oder<br />
erneuert und ein freundschaftliches Miteinander<br />
prägte den Tag, gefördert eben<br />
durch Zillertaler Gastlichkeit. Den Veranstaltern<br />
gebührt herzlicher<br />
Dank!<br />
JoWe<br />
Einkehr zum "Alpenblick"-Restaurant, hoch über dem Speicher Zillergrund (v.r.) - der<br />
Zillertaler Bezirksobmann und Schwendauer Bürgermeister Franz Hauser mit BVT-<br />
Obmann Siegfried Knapp, VSM-Obmann Pepi Fauster, VSM- Geschäftsführer Florian<br />
Müller und VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />
42<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Südtiroler Musikkapellen<br />
auf Erfolgskurs<br />
Topplatzierungen für die BK Brixen und die MK Karneid bei den<br />
Konzertwertungsspielen des ÖBV<br />
Bei den Konzertwertungsspielen des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes (ÖBV)<br />
hatte der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) gleich doppelten Grund zur Freude.<br />
Bürgerkapelle Brixen ist<br />
Bundessieger in der Stufe D<br />
Am 27. September holte sich die Bürgerkapelle<br />
Brixen unter der Leitung von Kapellmeister<br />
Hans Pircher den ersten Platz<br />
beim 9. Österreichischen Blasmusikwettbewerb<br />
in der Stufe D in Kärnten. Von sieben<br />
teilnehmenden Spitzenorchestern aus Österreich<br />
und Südtirol erreichte die Bürgerkapelle<br />
Brixen mit 91,67 von 100 Punkten<br />
die Höchstpunktezahl des Tages. Sie stellte<br />
sich damit klar vor die Stadtkapelle Leonding<br />
aus Oberösterreich (88,17 Punkte) und<br />
die Musikkapelle Hatting aus Tirol (87,11<br />
Punkte). Dabei überzeugten die Südtiroler<br />
VSM-Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster (links) und VSM-<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner (rechts)<br />
freuten sich mit Obmann<br />
Martin Rastner (2. v. l.) und<br />
Kapellmeister Hans Pircher<br />
(3. v. l.) über den großartigen<br />
Erfolg der Bürgerkapelle Brixen<br />
beim 9. Österreichischen<br />
Blasmusikwettbewerb in Kärnten.<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster, Othmar Falser<br />
(Obmann der MK Karneid),<br />
Markus Silbernag<br />
(Kapellmeister der MK Karneid),<br />
Walter Rescheneder<br />
(ÖBV-Bundeskapellmeister)<br />
Gäste sowohl die fünfköpfige Jury als auch<br />
das Publikum im Alban Berg Saal der Carinthischen<br />
Musikakademie in Ossiach mit<br />
dem Pflichtstück „Fragments“ von Alfred<br />
R. Stevenson, dem Pflichtkonzertmarsch<br />
„Lapis Albus“ von Christoph Glantschnig<br />
und dem Selbstwahlstück „Symphonic Metamorphosis“<br />
von Philip Sparke. Seit 1990<br />
wird dieser musikalische Wettbewerb alle<br />
drei Jahre in Kärnten ausgetragen. Mit Ausnahme<br />
von 1993 und 1996 hat der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) immer<br />
einen Teilnehmer zum Wettbewerb<br />
entsandt. Für die Bürgerkapelle Brixen<br />
war es nach 2006 bereits die zweite Teilnahme.<br />
Auch damals erzielte sie den ersten<br />
Platz. Heuer erreichte sie mit ihrem<br />
Ergebnis zudem die höchste Punktezahl<br />
des Tages, so wie es bereits der Musikkapelle<br />
Villnöß (1999) und der Stadtkapelle<br />
Bozen (2008) gelungen war.<br />
Zweiter Platz für die<br />
Musikkapelle Karneid<br />
Die Musikkapelle Karneid unter der<br />
Leitung von Kapellmeister Markus Silbernagl<br />
trat beim Österreichischen Blasorchesterwettbewerb<br />
in der Stufe B (Mittelstufe)<br />
an und platzierte sich auf dem<br />
zweiten Platz. Mit Kapellmeister Markus<br />
Silbernagl am Dirigentenpult präsentierte<br />
die Musikkapelle Karneid das Pflichtstück<br />
„Miracle of Nature“ von Fritz Neuböck<br />
und den Konzertmarsch „Meraner<br />
Herbstzauber“ von Emil Hornof sowie das<br />
Selbstwahlstück „Little English Suite“ von<br />
Clare Grundman.<br />
Rund eine Woche nach dem Erfolg der<br />
Bürgerkapelle Brixen stellten sich Kapellen<br />
der Mittelstufe (Stufe B) im oberösterreichischen<br />
Ried im Innkreis der Jury.<br />
Der Wettbewerb in dieser Leistungsstufe<br />
wurde heuer zum ersten Mal ausgeschrieben<br />
und im Rahmen der 14. Internationalen<br />
Musikmesse „MUSIC AUSTRIA“<br />
ausgetragen. Es ist dies die bisher größte<br />
Musikmesse in Österreich. Vier Tage lang<br />
haben 140 Direktaussteller von mehr als<br />
300 Firmen aus 18 Nationen die neusten<br />
Instrumente, Noten, Zubehör und Geschenkartikel<br />
ausgestellt. Teilnahmeberechtigt<br />
am Konzertwertungsspiel waren<br />
je eine Musikkapelle aus allen österreichischen<br />
Bundesländern sowie den Partnerverbänden<br />
aus Südtirol und Liechtenstein.<br />
Mit 91,33 von 100 Punkten teilte<br />
sich die Musikkapelle Karneid punktegleich<br />
mit der Musikkapelle Paudorf aus<br />
Niederösterreich den zweiten Platz. Bundessieger<br />
der Stufe B wurde mit 92,83<br />
Punkten der Musikverein Altenstadt aus<br />
Vorarlberg. Dritte wurde die Bürgerkapelle<br />
Vils aus Tirol (90,83 Punkte).<br />
Florian Müller,<br />
VSM-Geschäftsführer<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 43
Kritisch Hingehört<br />
Bläsermusik im Englischen Stil<br />
13. Internationales Brassfestival in Meran<br />
LONDON BRASS beim Auftakt zum 13. Internationalen Brassfestival im Meraner Kursaal<br />
Das heurige Internationale Meraner Brassfestival<br />
wurde mit einem musikalischen Paukenschlag<br />
eröffnet: Zwei Stunden lang präsentierte<br />
das renommierte Brassensemble<br />
LONDON BRASS Bläsermusik vom Feinsten.<br />
1986 aus dem legendären Philip-Jones-<br />
Brass-Ensemble entstanden, zählt die englische<br />
Formation rund um den Trompeter<br />
Andrew Crowley zu den Top-Adressen der<br />
Szene. Der dem Ensemble vorauseilende<br />
Ruf scheint allerdings in Südtirol nicht<br />
überall angekommen zu sein, denn gar<br />
einige Stühle im Kursaal sind leer geblieben.<br />
Schade für all jene, die diese Gelegenheit<br />
verpasst haben. Wenn auch einige<br />
der Musiker bereits mehrmals in Südtirol<br />
aufgetreten sind und auch LONDON<br />
BRASS selbst bereits vor elf Jahren beim<br />
Meraner Brassfestival zu Gast war, so ist es<br />
dennoch nicht alltäglich, dass solche Ensembles<br />
„vor unserer Haustüre“ auftreten.<br />
Mit transparentem Klang, beeindruckender<br />
Virtuosität und eigens auf das<br />
Ensemble zugeschnittenen Arrangements<br />
lassen die zehn Musiker fast kommentarlos<br />
und mit nur wenigen Moderationen die<br />
Musik für sich sprechen. Die Liebe zu alter<br />
englischer Musiktradition von vor 500<br />
Jahren ist dabei unüberhörbar. Das Programm<br />
wird mit Holbornes „The Fairie<br />
Round Suite“ eröffnet und mit einer einzigen<br />
Zugabe im gleichen Stil abgeschlossen.<br />
In feiner englischer Art, mit britischem<br />
Understatement und ohne viel Wortwitz,<br />
präsentiert sich das Ensemble ohne große<br />
Showeffekte – kammermusikalisch, zurückhaltend,<br />
aber auch immer wieder fordernd<br />
und imposant. Sie verneigen sich<br />
vor den großen Meistern wie Bach, Dvořák<br />
und Paganini, zeigen aber auch ihre feurige<br />
Seite im „Fire Dance“ von Manuel De<br />
Falla: Zum Puls der Tuba werfen sie sich<br />
die musikalischen Feuerbälle einander zu,<br />
lassen die lodernden Flammen erahnen,<br />
um sie in Variationen und verschiedenen<br />
Klangfarben weiterzureichen. Der zweite<br />
Konzertteil ist der zeitgenössischen Bläsermusik<br />
gewidmet, wobei LONDON BRASS<br />
das vorgedruckte Konzertprogramm verlässt,<br />
um zwei „druckfrische“ Arrangements<br />
zu präsentieren. In zwanzigminütigen<br />
Überraschungsvariationen („Surprise<br />
Variations“) präsentieren sich die Musiker<br />
einzeln, im Register und im Chor und zeigen<br />
– auch mit musikalischem Witz und<br />
etwas Selbstironie – eine unglaubliche<br />
Vielfalt im Bläserklang, in rhythmischen<br />
Spielereien und technischer Virtuosität.<br />
Dieser Auftakt bewies einmal mehr den<br />
hohen musikalischen Anspruch des Festivals<br />
und machte Freude auf die nächsten<br />
Termine: Die traditionelle Konzerttrilogie<br />
wurde am 11. Oktober von den derzeit<br />
besten Bläsern aus Ungarn mit dem SIR<br />
GEORG SOLTI BRASS ENSEMBLE fortgesetzt<br />
und am 18. Oktober mit dem oberösterreichischen<br />
Charme von PRO BRASS<br />
abgerundet.<br />
Stephan Niederegger<br />
44<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Zur Person<br />
Blasmusik<br />
Zweimal Hans –<br />
Herzliche Gratulation!<br />
Verdienstmedaille des Landes Tirol an Hans Hilber<br />
und Hans Lanzinger<br />
Beim Festakt in der Innsbrucker Hofburg<br />
am 15. August <strong>2014</strong> erhielten die zwei Blasmusikfunktionäre<br />
Hans Hilber und Hans Lanzinger<br />
von den Landeshauptleuten Südtirols<br />
und Tirols, Arno Kompatscher und Günther<br />
Platter, die Verdienstmedaille des Landes<br />
Tirol für ihren großen Einsatz in verschiedenen<br />
Organisationen überreicht.<br />
Hans Hilber, Jahrgang 1960, ist Grundschullehrer<br />
in Stegen. Neben seinem Beruf<br />
war er in den letzten 40 Jahren in vielen<br />
Bereichen tätig und erwarb sich besondere<br />
Verdienste um die Jugendarbeit, die Kirche,<br />
das Bibliothekswesen, das Chorwesen,<br />
das Musikwesen sowie die Politik in<br />
seiner Heimatfraktion Stegen, seiner Heimatgemeinde<br />
Bruneck, seinem Heimatbezirk<br />
Bruneck als auch auf Landesebene.<br />
Hilber arbeitete als Jugendleiter der Jugendgruppe<br />
Stegen, Dekanatsjugendleiter<br />
und Vorsitzender des Jugenddienstes Bruneck<br />
mit. In der Pfarrgemeinde brachte er<br />
sich viele Jahre im Pfarrgemeinderat ein,<br />
ist derzeit dessen Präsident und seit 1975<br />
– also 40 Jahre - als Mesner tätig. Viele<br />
Jahre lang nahm er sich als Bibliotheksleiter<br />
bzw. im Bibliotheksrat der Aufga-<br />
ben in den Bibliotheken von Stegen und<br />
Dietenheim sowie der Stadtbibliothek von<br />
Bruneck an. Seit 1980 ist er in der Fraktionsverwaltung<br />
von Stegen aktiv und seit<br />
2007 Fraktionsvorsteher. Die Fraktion Stegen<br />
vertrat er als Gemeinderatsmitglied in<br />
der Gemeinde Bruneck von 1985 bis 2005.<br />
Auch beim Singen zeigte er als langjähriges<br />
Mitglied des Kapuzinerchores Bruneck,<br />
des Kirchenchores, des Männerchores<br />
und Leiter des Kinderchores Stegen viel<br />
Freude und Begeisterung.<br />
Sehr viel Zeit und persönlichen Einsatz<br />
schenkte er dem Blasmusikwesen. Seit<br />
der Gründung der Musikkapelle Stegen<br />
im Jahre 1983 spielt er Tenorhorn und<br />
ist, mit einer kleinen Unterbrechung, deren<br />
Obmann. Seit 1987 ist er Mitglied des<br />
Bezirksvorstandes der Musikkapellen des<br />
Pustertales, zuerst als Bezirkskassier und<br />
als Bezirksschriftführer. Seit 2007 hat er das<br />
Amt des Obmannes des Bezirkes Bruneck<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen inne<br />
und ist somit Vorstandsmitglied im VSM.<br />
Hans Lanzinger, Jahrgang 1935, wohnt<br />
in Sexten. Beruflich war er als Buschauffeur<br />
tätig. Seine Freizeit widmete er über viele<br />
Jahre verschiedenen musikalischen Vereinigungen.<br />
Er erwarb sich besondere Verdienste<br />
um das Musik- und Chorwesen<br />
als langjähriger Obmann der Musikkapelle<br />
Sexten, des Kirchenchores Sexten und Ausschussmitglied<br />
im VSM-Bezirk Bruneck.<br />
Nach seiner musikalischen Ausbildung<br />
trat Lanzinger 1947 in die Musikkapelle<br />
Sexten ein und war der Hauptinitiator der<br />
im selben Jahr gegründeten „Böhmischen“.<br />
28 Jahre lang, von 1971 bis 1999, stand<br />
er der Kapelle als Obmann vor und blieb<br />
bis zum Vorjahr aktives Mitglied (64 Jahre<br />
lang). Unter seiner Führung wurde das<br />
18. Bezirksmusikfest in Sexten ausgetragen.<br />
Weiters war Hans Lanzinger von<br />
1983 bis 2001 Gebietsvertreter im VSM-<br />
Bezirk Bruneck sowie von 2001 bis 2007<br />
Obmann-Stellvertreter.<br />
1951 trat Lanzinger auch dem Kirchenchor<br />
Sexten bei und war über 20 Jahre<br />
hindurch dessen Obmann. Darüber hinaus<br />
engagierte er sich sehr viele Jahre<br />
ehrenamtlich in der Pfarrei und im dörflichen<br />
Leben.<br />
Der Vorstand des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen freut sich mit den beiden<br />
Geehrten über die erhaltene Auszeichnung<br />
und Anerkennung, die sie sich besonders<br />
auf Grund ihres großen Einsatzes<br />
um die Blasmusik wirklich redlich verdient<br />
haben. Er bedankt sich für die vielen ehrenamtlich<br />
geleisteten Stunden, die beide<br />
im Auftrag und zur Weiterentwicklung der<br />
Blasmusik auf Orts-, Bezirks- und Landesebene<br />
der Gemeinschaft zur Verfügung<br />
gestellt haben.<br />
Herzliche Gratulation!<br />
Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />
Zweimal Hans: Hans Hilber aus Stegen und Hans Lanzinger aus Sexten erhielten aus den Händen der Landeshauptleute von<br />
Nord- und Südtirol, Günther Platter und Arno Kompatscher, die Verdienstmedaille des Landes Tirol. (Fotos „Frischauf-Bild“)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 45
Zur Person<br />
Das Saxophon und die Posaune<br />
mit sechs unabhängigen Ventilen<br />
Nachhaltige und erfolglose Erfindungen von Adolphe Sax<br />
Der Belgier Adolphe Sax, vor 200 Jahren<br />
geboren, stellte die Musiker mit seinen<br />
Erfindungen oftmals vor unlösbare<br />
Herausforderungen; sein Saxophon hat<br />
sich jedoch durchgesetzt.<br />
Adolphe Sax, am 6. November vor 200<br />
Jahren im belgischen Dinant geboren, ist der<br />
Nachwelt nicht nur durch das Saxophon und<br />
die Saxhörner in Erinnerung geblieben. Trotz<br />
persönlicher Anfeindungen seiner Gegner und<br />
größerer gesundheitlicher Beschwerden war<br />
er als Erfinder und Konstrukteur unermüdlich<br />
aktiv. Der Brite Wally Horwood, langjähriger<br />
Redakteur des Magazins WINDS und Autor<br />
der Biographie „Adolphe Sax – his life and<br />
legacy“ schreibt dort im Kapitel „Abortive<br />
Inventions“ (Erfolglose Erfindungen) u.a.<br />
Im April 1852 wurde die Oper „Der ewige<br />
Jude“ von Halévy an der Pariser Oper inszeniert.<br />
Für die Bühnenmusik benötigte man<br />
Instrumente in Helikon-Form, die an die römische<br />
Buccina erinnern sollten. Sax entwarf<br />
einige Ventilinstrumente dieser Größe,<br />
die er Saxtuba nannte. Ihre Erscheinung<br />
auf der Opernbühne sorgte für eine Sensation.<br />
Das vergrößerte Klangvolumen des<br />
Instruments führte man auf die Verringerung<br />
der engen Windungen in den Stimmzügen<br />
zurück.<br />
Man setzte die Saxtuba auch mit Erfolg<br />
in Militärkapellen ein. Als sich noch<br />
im gleichen Jahr mehr als 1500 Musiker<br />
auf dem Marsfeld versammelten, erzählte<br />
man, dass zwölf Saxtuben das gesamte Orchester<br />
dominiert hätten. „Die Posaune ist<br />
im Vergleich zur Saxtuba nicht mehr als ein<br />
Kazoo“, hieß es in einem zeitgenössischen<br />
Pressebericht. Über den Effekt, den diese<br />
Instrumente ausgeübt haben müssen, kann<br />
man nur spekulieren. Eines ist gewiss: Ihr<br />
Ruhm war nur sehr kurz. Die Posaune war<br />
nie in Gefahr und ihr Rivale war 1867 bereits<br />
verschwunden.<br />
Eine anderes Problem des Blechblasinstrumentenbaus<br />
beschäftigte Sax damals:<br />
Intonationsprobleme bei gleichzeitiger Verwendung<br />
von zwei oder mehr Ventilen. Es<br />
leuchtet ein, dass sich beim Drücken des<br />
ersten Ventils, wenn sich die Tonhöhe um<br />
zwei Halbtöne erniedrigt, keine Intonationsprobleme<br />
ergeben. Gleiches gilt beim jeweils<br />
unabhängigen Drücken des zweiten oder<br />
dritten Ventils, wodurch die Tonhöhe um<br />
einen bzw. drei Halbtöne erniedrigt wird.<br />
Probleme tauchen beim gleichzeitigen Betätigen<br />
mehrerer Ventile auf. Will man z.B.<br />
ein klingendes B um fünf Halbtöne nach<br />
f erniedrigen, so hat man auf einem dreiventiligen<br />
Instrument nur die Möglichkeit,<br />
das erste und das dritte Ventil zu drücken.<br />
Mit dem ersten Ventil klingt der Ton, wie<br />
gesagt, zwei Halbtöne tiefer. Betätigt man<br />
das dritte Ventil, dann hat man zwar die<br />
drei weiteren Halbtöne, jedoch in Bezug<br />
zur originalen Rohrlänge des Instruments.<br />
Da diese aber durch das Drücken des ersten<br />
Ventils bereits verlängert wurde, reicht<br />
die weitere Verlängerung des Luftweges nur<br />
durch den dritten Ventilzug nicht aus und<br />
der erzeugte Ton ist zu hoch.<br />
Bei kleineren Instrumenten ist dieses Problem<br />
in der Regel lösbar, wenn der Bläser<br />
sich auf sein Gehör verlässt und die Lippenspannung<br />
entsprechend anpasst. Bei Instrumenten<br />
in Tenor-, Bass- und Kontrabasslage<br />
stößt man jedoch auf wirkliche Stimmprobleme,<br />
die nur auf mechanischem Weg behoben<br />
werden können. Seit etwa 1850 hat<br />
man mehrere Verbesserungen entwickelt<br />
und patentiert. Keine war jedoch wirklich<br />
Das Saxophon ist mittlerweile in jedem<br />
Blasorchester vertreten.<br />
erfolgreich, bis D. J. Blaikley 1874 sein<br />
„kompensierendes Ventil“ auf den Markt<br />
gebracht hat. Dies sorgte beim Gebrauch<br />
von zwei oder mehreren Ventilen automatisch<br />
für eine entsprechende Verlängerung<br />
des Rohres.<br />
Sax packte das Problem auf seine eigene<br />
Art an und ging dabei von einer einfachen<br />
Idee aus. Das Bauprinzip der Zugposaune<br />
hatte sich seit mehr als 300 Jahren nicht<br />
verändert. Besonders im 19. Jahrhundert<br />
sahen viele Instrumentenbauer jedoch den<br />
Zug als etwas Altmodisches an, das durch<br />
das Ventil verdrängt werden sollte. Die stärksten<br />
Reaktionen gegen die Ventilposaune<br />
kamen – und kommen – von den Posaunisten<br />
selbst. Dies war nicht die übliche Opposition<br />
gegenüber allem Neuen und die<br />
Musiker dürften für ihre Argumente (offener<br />
Ton des Instruments, freie Position<br />
des Zuges etc.) auch viel Zustimmung erhalten<br />
haben. Sax bildete hier keine Ausnahme.<br />
Er baute sowohl Zug- als auch<br />
Ventilposaunen, manchmal Zugposaunen<br />
mit einem einzigen Ventil, das den Tonumfang<br />
nach unten erweiterte und somit eine<br />
Grundlage für die heutige Tenor-Bass-Posaune<br />
bildete.<br />
Auf seiner Suche nach guter Ventilintonation<br />
beschäftigte sich Sax mit den sieben<br />
Zugpositionen der Posaune, die in Kombi-<br />
46<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Saxtuba – ein „gewichtiges“ Instrument,<br />
das in Vergessenheit geraten ist …<br />
… ebenso wie die Posaune mit sechs<br />
Ventilen.<br />
Fast schon gespenstisch mutet diese<br />
„Posaune“ mit ihren 13 unabhängigen<br />
Trichtern an.<br />
nation mit den jeweiligen Obertönen das Instrument<br />
voll chromatisch nutzbar machten.<br />
Jeder Ton kann perfekt intoniert werden,<br />
da man den Zug genau platzieren kann.<br />
Der Erfinder baute daraufhin eine Posaune<br />
mit einer Rohrlänge, die auf dem<br />
siebten Zug basierte, also auf der weitesten<br />
Position. Ergänzt um sechs Ventile, die stets<br />
einzeln und nie in Kombination zu benutzen<br />
waren, entwickelte er ein System, bei<br />
dem mit jeder Ventilbenutzung das Rohr in<br />
Anlehnung an die entsprechenden Zugpositionen<br />
verkürzt wurde. Da es nun nicht<br />
mehr nötig war, mehr als ein Ventil zugleich<br />
zu betätigen, konnte jeder Ton genau intoniert<br />
werden.<br />
Das Rohr des Instruments war so geführt,<br />
dass man drei horizontal angeordnete Ventile<br />
mit der rechten Hand bedienen konnte<br />
und die anderen drei vertikal angeordneten<br />
Ventile mit der linken Hand. Das ganze Instrument<br />
erregte großes Interesse, wurde<br />
aber nie vollständig akzeptiert. Zum einen<br />
war da das Gewicht, mit dem sich das Instrument<br />
nicht gerade als marschiertauglich<br />
erwies. Darüber hinaus – wie bereits<br />
erwähnt – bevorzugten die Musiker die Flexibilität<br />
des Zuges gegenüber diesem komplizierten<br />
Mechanismus. Andererseits gab<br />
es keine Zweifel, dass die „trombone avec<br />
six pistons a tubes individuelles“ leichter zu<br />
intonieren war als auf einem Instrument mit<br />
einem oft schwerfälligen Zug.<br />
Es wurden Etüden geschrieben, von denen<br />
man behauptete, sie seien ausschließlich<br />
auf diesem 6-ventiligen Instrument<br />
spielbar. Die Spieltechnik unterschied sich<br />
allerdings sehr von derjenigen der 3- oder<br />
4-ventiligen Instrumente, deren Ventile üblicherweise<br />
das Rohr verlängerten. Außerordentliche<br />
mentale Fähigkeiten wurden vom<br />
Spieler verlangt. Schon das kleinste Zögern<br />
beim Überlegen, welches Ventil zu drücken<br />
sei, hatte – günstigenfalls – eine falsche Intonation<br />
zur Folge, die man ja eigentlich verbessern<br />
wollte. Schlimmstenfalls geriet die<br />
Aufführung zum Desaster. Musiker, speziell<br />
solche, die einen Ruf zu verlieren hatten,<br />
setzten sich ungern solchen Auftrittssituationen<br />
aus. Dies mag der Hauptgrund<br />
für die mangelnde Popularität des Instruments<br />
gewesen sein.<br />
Der Erfinder nutzte seinen Einfluss, um<br />
die 6-ventilige Posaune und die Saxhörner<br />
bei der Garde Républicaine und den Gidsen<br />
zum Einsatz zu bringen. Auch als Direktor<br />
der Bühnenmusik der Pariser Oper<br />
war er auf ähnliche Weise aktiv. So sah er<br />
das Posaunensolo im 1. Akt der Oper „Hamlet“<br />
von Ambroise Thomas als gute Gelegenheit<br />
zur Einführung des 6-ventiligen Instruments<br />
im Opernorchester. Von Ambroise<br />
Thomas wird berichtet, er habe das Instrument<br />
gerühmt mit den Worten „die letzte<br />
und bewundernswerteste Erfindung des<br />
Herrn Sax, dazu bestimmt, die Blechblasinstrumente<br />
zu revolutionieren.“<br />
Das endgültige Scheitern dieses Instruments<br />
kann aber auf keinen Fall Sax‘<br />
Feinden angelastet werden. Die Musiker<br />
mochten einfach nicht darauf spielen.<br />
Sax‘ Landsmann Victor Mahillon, der sich<br />
eifrig mit den Problemen des Blasinstrumentenbaus<br />
beschäftigt hat, sagte dazu:<br />
„Das System ist perfekt, wenn man nur<br />
die theoretische Seite betrachtet. Es gibt<br />
keinen Musiker, der nicht im ersten Moment<br />
einen Freudensprung vollführt. Auf<br />
praktischer Seite bringt es jedoch einige<br />
Schwierigkeiten mit sich.“ Sax konnte das<br />
Instrument noch einige Jahre in der Oper<br />
einsetzen, auch wenn der Solist in „Hamlet“<br />
bei erstbester Gelegenheit wieder auf<br />
die Zugposaune wechselte. Auch aus den<br />
Militärkapellen verschwand das Instrument<br />
bald. Am längsten hielt es noch Sax‘ Sohn<br />
Pierre aus, der es noch einige Jahre in der<br />
Garde Républicaine spielte.<br />
Es war überraschend, dass man bei<br />
einem Instrumentenbauer mit hervorragenden<br />
Fähigkeiten und schöpferischem<br />
Geist eine solch unpraktische Ader hatte.<br />
Aufgrund seiner Erfindungskraft war er oft<br />
so weltvergessen, dass er praktische Aspekte<br />
wie Gewicht, Transport und Kosten<br />
nicht bedachte. Das System der sechs rohrverkürzenden<br />
Ventile – eine Erfindung, die<br />
auch seine strengsten Kritiker anerkannten<br />
– war ein Paradebeispiel.<br />
Sax war nicht zufrieden mit unabhängigen<br />
Rohrverläufen, die alle in den gleichen<br />
Trichter mündeten: Er schuf sogar eine bizarre<br />
Konstruktion mit mehreren unabhängigen<br />
Schalltrichtern! Diese erhoben sich<br />
gespensterartig über den Kopf des Spielers<br />
und konnten in jede Richtung gedreht<br />
werden. Sieben Posaunen in einem Instrument<br />
vereinigt! Nicht nur das Gewicht war<br />
intolerabel, auch der Transport in einem<br />
passenden Koffer war eigentlich nicht zu<br />
bewerkstelligen. All dies sorgte bei möglichen<br />
Musikern nicht gerade für besondere<br />
Beliebtheit. Ein Patent für das Instrument<br />
wurde 1859 angemeldet, aber niemand<br />
schien dagegen zu verstoßen.<br />
Übersetzung: Joachim Buch<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 47
Zur Person<br />
Anton Othmar Sollfelner<br />
Dem verdienten Militärmusiker, Kapellmeister und Komponisten zum 80er<br />
Treffen mit einem „Großen“ der österreichischen Blasmusik in Salzburg: (v.l.)<br />
Sigismund Seidl, Anton Othmar Sollfelner und VSM-Obmann Pepi Fauster.<br />
Darf man in völliger geistiger und körperlicher<br />
Frische seinen Achtziger feiern: am 5.<br />
Januar 2015, - so erscheint die Zusammenschau<br />
des Lebenswerkes legitim. Es beginnt<br />
damit, dass man fragt, wie kommt jemand aus<br />
einem abgelegenen Seitental des steirischen<br />
Murtales, nämlich aus der unweit von Knittelfeld<br />
und dem altehrwürdigen Stift Seckau<br />
gelegenen Gaal, an die Spitze der österreichischen<br />
Militärmusik nach Wien? Voraussetzung<br />
für eine solche Karriere sind Begabung<br />
und Fleiß, Durchsetzungskraft und fachliche<br />
Kompetenz, Eigenschaften, die Sollfelner von<br />
früher Jugend an geprägt und geleitet haben.<br />
Um ein Musikstudium am Steiermärkischen<br />
Landeskonservatorium in Graz absolvieren<br />
zu können, trat er 1956 als Klarinettist<br />
in die Militärmusik ein. Doch der Weg<br />
zum Militärkapellmeister konnte damals nur<br />
über das Studium an der Akademie für Musik<br />
und darstellende Kunst in Wien erfolgen.<br />
Dafür pendelte er jahrelang zwischen Graz<br />
und Wien, wo sein Dirigierlehrer Hans Swarowksy<br />
und sein Kompositionlehrer Alfred<br />
Uhl waren. Nach der musikalischen Reifeprüfung<br />
1963 bestand Sollfelner 1964 die<br />
Militärkapellmeisterprüfung und wirkte 1965<br />
bis 1968 als 2. Kapellmeister der Gardemusik<br />
in Wien. Im letztgenannten Jahr wurde ihm<br />
die Kapellmeisterstelle bei der Militärmusik<br />
Kärnten übertragen, 1980 wechselte er als<br />
Armeekapellmeister in das Verteidigungsministerium<br />
nach Wien; 1995 in Pension.<br />
Das sind die trockenen Zahlen. Doch mit<br />
wie viel Leben und mit wie vielen neuen<br />
Ideen konnte Sollfelner diese Zahlen und<br />
Ämter ausfüllen!<br />
In Kärnten suchte er sogleich den Kontakt<br />
zum Blasmusik-Landesverband, wurde<br />
1969 zum Landeskapellmeister bestellt und<br />
gründete das erste sinfonische Landesblasorchester<br />
eines österreichischen Bundeslandes,<br />
mit dem er in Kerkrade in den Niederlanden<br />
in der Höchststufe den ersten<br />
Preis erspielte. Früher als Kollegen anderswo<br />
erkannte er den Mangel an Kapellmeistern<br />
im Amateurbereich und sah auch<br />
voraus, dass nur professionell geschulte Kapellmeister<br />
leistungsfähige und leistungswillige<br />
Amateurorchester dirigieren sollten:<br />
1971 regte er daher die Einrichtung eines<br />
Kapellmeister-Seminars am Kärntner Landeskonservatorium<br />
an. Nicht zuletzt führte<br />
er „seine“ Militärmusik Kärnten in das Spitzenfeld<br />
mitteleuropäischer Militärkapellen.<br />
Beachtlich und von beträchtlicher Auswirkung<br />
auf das österreichische Militärmusikwesen<br />
erschien schließlich seine Bestellung<br />
zum Armeekapellmeister in Wien. Es<br />
gelang ihm, durch die jährlichen „Zusammenziehungen“<br />
der österreichischen Militärkapellen,<br />
durch Vereinheitlichung des<br />
„Großen Zapfenstreiches“ und der Exerziervorschriften,<br />
durch die Einführung von<br />
„Musik in Bewegung“ („Tattoos“), durch<br />
die zahlenmäßige Aufstockung der Militärkapellen<br />
(Garde: 100 Mann, d. h. 40 Kadersoldaten/60<br />
Grundwehrdiener; Bundesländer:<br />
60 Mann, 30/30), durch die in<br />
fünfjährigem Rhythmus abgehaltenen Internationalen<br />
Musikertreffen (Wien 1985<br />
wurde als größtes Militärmusiktreffen in das<br />
Buch der Rekorde eingetragen!), durch die<br />
Fernseh-Life-Übertragung des „Großen Zap-<br />
fenstreiches“ 1980, durch den Fernsehfilm<br />
„Zauber der Montur“ ein neues Selbstwertgefühl<br />
innerhalb der Truppe aufzubauen -<br />
und damit auch nach außen, der österreichischen<br />
Bevölkerung gegenüber, den Stolz<br />
auf „ihre“ Militärmusik neu zu defi nieren.<br />
Dies alles konnte Sollfelner durch geschickte<br />
und sachkundige Verhandlungsführung in<br />
seinem Ministerium und der Generalität gegenüber<br />
durchsetzen.<br />
Schließlich wurde Sollfelner in viele<br />
Länder als Gastdirigent eingeladen und<br />
beim Aufbau des Jordanischen Militärmusikwesens<br />
zu Rate gezogen.<br />
Unerwähnt blieb bisher Sollfelners kompositorische<br />
und Instrumentationstätigkeit.<br />
Es liegen etwa 200 Kompositionen und<br />
250 Instrumentationen von ihm vor. Seine<br />
„Rhapsodischen Impressionen“ wurden mit<br />
einem 1. Preis des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
bedacht, seine Komposition<br />
„Karast“ erklang 1974 als offizieller Beitrag<br />
Österreichs bei den Festlichen Musiktagen<br />
im schweizerischen Uster. Seit seiner Pensionierung<br />
instrumentiert Sollfelner u. a. für<br />
verschiedene Ensembles der Wiener Philharmoniker.<br />
In Buchform liegen von Sollfelner<br />
seine Magister-Arbeit über „Die österreichische<br />
Militärmusik in der 1. Republik“,<br />
Wien 1985, sowie (zusammen mit Christian<br />
Glanz) „Die österreichische Militärmusik in<br />
der 2. Republik“, Wien 2000, vor.<br />
Ein gewaltiges Lebenswerk, dem nun sein<br />
Nachfolger in der musikalischen Leitung<br />
der Militärmusik Kärnten, Sigismund Seidl,<br />
mit dieser CD ein würdiges Denkmal setzt.<br />
Anmerkung: In der 5. Auflage des „Blasmusik-Lexikons“<br />
von Wolfgang und Armin<br />
Suppan (Kraichtal 2009, HeBu-Verlag, S.<br />
703f.) wird das Leben und Schaffen von<br />
Sollfelner lexikalisch knapp dargestellt,<br />
dazu wird in den Literaturangaben u. a.<br />
auf die in meinem Dissertanten- und Magister-Seminar<br />
im Jahr 2007 an der Kunst-<br />
Universität Graz entstandene umfangreiche<br />
Magister-Arbeit über Sollfelner von Klaus<br />
Mühlthaler verwiesen.<br />
Wolfgang Suppan,<br />
Emeritus der Universität für Musik und<br />
darstellende Kunst in Graz<br />
48<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Neues<br />
Blasmusik<br />
„Bethlehem“ – die neue RUNDEL Weihnachts-CD<br />
Eine musikalische Anthologie von weihnachtlicher Musik<br />
aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen<br />
Passend zur Jahreszeit veröffentlicht der<br />
Musikverlag RUNDEL die Weihnachts-CD<br />
„Bethlehem“ mit vielseitiger und besinnlicher<br />
Bläsermusik zur Weihnachtszeit.<br />
In seiner festlichen Weihnachtsmusik<br />
„O Sanctissima“ verarbeitet Markus Götz<br />
die Melodie von „O du Fröhliche“ im barocken<br />
Stil und verknüpft sie geschickt<br />
mit Zitaten anderer bekannter Melodien.<br />
Verschiedene optionale Zusatzstimmen –<br />
Piccolo-Trompete, zweistimmiger Chorgesang<br />
und eine einfache Melodiestimme für<br />
ganz junge Musiker – ermöglichen eine<br />
Vielzahl von Aufführungsvarianten. Auf<br />
sehr berührende Weise verbindet Thiemo<br />
Kraas in seiner Adventsfantasie „Mentis“<br />
(Besinnung) das festliche „Macht hoch<br />
die Tür“ und das innige „Maria durch ein’<br />
Dornwald ging“. Albert Loritz wählte „Vier<br />
Sätze aus dem Weihnachtsoratorium“<br />
von Camille Saint-Saëns und bearbeitete<br />
diese romantische Musik stilvoll für Blasorchester.<br />
Für den amerikanischen Komponisten<br />
James L. Hosay war es ein persönliches<br />
Anliegen, das Adventslied „Veni<br />
Emmanuel“ (O komm, Immanuel) für Blasorchester<br />
zu gestalten. Dabei wurde er<br />
dem lateinischen Lied in seinem mittelalterlichen<br />
Ursprung gerecht und verlieh ihm<br />
zugleich seine eigene musikalische Handschrift.<br />
Die liebliche Fantasie „La Nuit des<br />
Cloches“ (Die Nacht der Glocken) von Michel<br />
Carros verbindet drei bekannte französische<br />
Weihnachtsmelodien und zaubert<br />
ein festliches Glitzern in die Weihnachtszeit.<br />
„Tochter Zion“ mit der berühmten Melodie<br />
von Georg Friedrich Händel ist eines<br />
der bekanntesten deutschen Weihnachts-<br />
lieder. Félix Alexandre Guilmant schuf daraus<br />
ein feierliches Orgelstück, das Albert<br />
Loritz wiederum kunstvoll für Blasorchester<br />
bearbeitet hat. Alfred Bösendorfers<br />
Fantasie „Weihnachten in den Bergen“<br />
ist von alpenländischen Klängen geprägt<br />
und verbindet die fünf Lieder „Es wird scho<br />
glei dumpa“, „Heiligste Nacht“, „Auf dem<br />
Berge, da wehet der Wind“, „Leise rieselt<br />
der Schnee“ und „Still, still, still“. Unter<br />
dem Titel „Bethlehem“ hat Kurt Gäble eine<br />
musikalische Weihnachtsgeschichte zusammengestellt,<br />
die die populären Lieder<br />
„Stern über Bethlehem“ „Kleine Stadt<br />
Bethlehem“ und „In der Nacht von Bethlehem“<br />
enthält. Ebenfalls aus Kurt Gäbles<br />
Feder stammt „Cinderella’s Dance“, die<br />
zauberhafte Musik aus dem Märchenfilm<br />
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Aus<br />
der seit vielen Jahren bekannten Sammlung<br />
„27 Lieder zur Weihnachtszeit“ von<br />
Siegfried Rundel wurden die Titel „Herbei,<br />
o ihr Gläubigen“, „Süßer die Glocken<br />
nie klingen“, „Andachtsjodler“, „Schneeflöckchen,<br />
Weißröckchen“ und „Stille<br />
Nacht“ ausgewählt. Um die Vielseitigkeit<br />
der Sammlung aufzuzeigen, wurden die<br />
Strophen der Lieder in unterschiedlichen<br />
Besetzungen gespielt – einmal nur Holzbläser,<br />
nur Blechbläser oder mit großer<br />
Blasorchester-Besetzung.<br />
Die CD „Bethlehem“ wurde vom Musikkorps<br />
der Bundeswehr unter der Leitung<br />
von Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />
eingespielt. Bei den Werken „Weihnachten<br />
in den Bergen“ und „Bethlehem“ singt<br />
der Tritonus Kammerchor unter der Leitung<br />
von Klaus Brecht. Die CD und die dazugehörigen<br />
Notenausgaben sind beim Musikverlag<br />
RUNDEL erschienen.<br />
Claudia Braun<br />
Weitere Informationen:<br />
Ein breites Spektrum verschiedenartiger Musik zur Weihnachtszeit bietet die neue CD<br />
vom RUNDEL-Verlag.<br />
www.rundel.de / www.rundel.at /<br />
www.rundel.ch / www.rundel.it /<br />
www.rundel.nl<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 49
Neues / Sonstiges<br />
...weil's wurscht is'<br />
Neue CD von PRO BRASS<br />
Pünktlich zur aktuellen Konzerttournee<br />
hat das oberösterreichische Blechbläserensemble<br />
PRO BRASS seine neue CD Weil's<br />
wurscht is' veröffentlicht.<br />
Die Ironie der zwölf Blechbläser rund um<br />
den „Kreativkopf“ und Bandleader Alfred<br />
Lauss-Linhart - erweitert um Schlagzeug,<br />
Percussion und Keyboards - kennt keine<br />
Grenzen. Und davon kann man sich auch<br />
beim neuen Tonträger überzeugen: Der<br />
Erfolg beruht einerseits auf seinem hohen<br />
musikalischen Niveau, andererseits auf seinen<br />
ungewöhnlichen Programmen. Die CD<br />
wurde vom 21. bis 23. April <strong>2014</strong> im Musikzentrum<br />
Knappenberg in Kärnten aufgenommen.<br />
Die Live-Mitschnitte stammen von<br />
Konzerten im Brucknerhaus und Musiktheater<br />
Linz (2013). PRO BRASS wurde vom<br />
Musiker, Arrangeur und Komponisten Alfred<br />
Lauss-Linhart gegründet: „Diese Gründung<br />
erfolgte ohne Absicht“, bei einem Blechbläserseminar<br />
anno 1981 und 1983 in Neuhofen/Krems<br />
(Kärnten). Irgendwann habe<br />
man sich auf das Gründungsjahr 1983 geeinigt,<br />
wird auf der Homepage erklärt. Neben<br />
den Bühnenprogrammen „Wer ist der<br />
Täter“ und „Gemischte Marmelade“ ist das<br />
Ensemble derzeit mit seiner aktuellen formatfreien<br />
Musikrevue Weil's wurscht is' zum<br />
30-Jahr-Jubiäum unterwegs. Dass PRO<br />
BRASS kein typisches Brassensemble ist<br />
und nicht immer nur Brass drinnen ist, wo<br />
PRO BRASS draufsteht, davon konnte sich<br />
das Publikum auch beim heurigen Brassfestival<br />
Meran überzeugen. Nach dem Eröffnungskonzert<br />
von LONDON BRASS am<br />
4. Oktober und dem Auftritt des SIR GE-<br />
ORG SOLTI BRASS ENSEMBLES am 11.<br />
PRO BRASS versteht es immer wieder<br />
zu überraschen, so auch mit der neuen<br />
CD Weil’s wurscht is‘<br />
Oktober hat PRO BRASS am 18. Oktober<br />
das Festival abgeschlossen. Es war bereits<br />
der dritte Gastauftritt der Oberösterreicher<br />
im Meraner Kursaal – und trotzdem war<br />
dieser Auftritt anders als die anderen und<br />
die Zuhörer wiederum überrascht und begeistert:<br />
„...weil's wurscht is'“<br />
Stephan Niederegger<br />
Sonstiges<br />
Instrument mit Seltenheitswert in St. Christina<br />
Kontrafagott aus dem frühen 19. Jahrhundert wird noch gespielt<br />
Die Pfarrei von St. Christina Gröden besitzt<br />
unter mehreren alten Instrumenten<br />
ein Kontrafagott.<br />
Es wurde von „Augustin Rorarius“ zwischen<br />
1810 und 1820 in Wien gebaut. Der<br />
Niederländer Graham Nicholson in Den<br />
Haag hat es 1999 mit viel Fleiß und Liebe<br />
zum Detail restauriert. Dabei hat er einen<br />
aufschlussreichen Bericht mit genauen<br />
Angaben zu den durchgeführten Reparaturen<br />
mitgeliefert. Dieses Instrument klingt<br />
in der alten Wienerstimmung und ist ausschließlich<br />
in Barock-Ensembles spielbar.<br />
Es ist meines Wissens das einzige noch<br />
spielbare alte Kontrafagott in ganz Südtirol.<br />
Das Kloster Neustift besitzt ebenfalls<br />
ein solches Instrument, dieses ist jedoch<br />
nicht mehr spielbar und kann auch nicht<br />
mehr restauriert werden. Die Pfarrei St.<br />
Christina hat dieses Instrument dem Fagottisten<br />
Maurizio Barrigione leihweise zur<br />
Verfügung gestellt und es ist sehr erfreulich,<br />
dass es auch gespielt wird, ansonsten<br />
würde es dem Verfall preisgegeben. Am<br />
12. September 2012 spielte Herr Barrigione<br />
mit diesem Instrument „Die Schöpfung“<br />
von J. Haydn im Dom zu Brixen.<br />
Das „Ensemble Zefiro“ hat 2006 in Arco<br />
eine Ausstellung von alten Instrumenten<br />
zur Zeit Mozarts organisiert und dazu auch<br />
eine Publikation herausgegeben: „Gli strumenti<br />
a fiato nell’epoca di Mozart“. Auf den<br />
Seiten 90/91 ist auch unser Kontrafagott<br />
abgebildet und beschrieben.<br />
Hansi Malsiner<br />
Dieses Kontrafagott aus dem frühen<br />
19. Jahrhundert ist im Besitz der<br />
Grödner Pfarrei St. Christina und von<br />
historischem Wert.<br />
50<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Komponisten im Porträt<br />
Blasmusik<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
Komponisten aus den EU-Ländern – 12. Teil<br />
Polen und dessen Nachbar Deutschland sind diesmal die Stationen auf der 12. Etappe der blasmusikalischen Europareise,<br />
bei der uns Joachim Buch jeweils einen bekannten bzw. repräsentativen Komponisten aus den betreffenden EU-Ländern vorstellt.<br />
(23) Polen – Wojciech Kilar<br />
Land<br />
Fläche<br />
Polen<br />
312.679 km²<br />
Einwohner ca. 38.500.000<br />
Hauptstadt<br />
Warschau<br />
Seine größten Erfolge hat Wojchiech Kilar<br />
mit der Musik zu bekannten Filmen erzielt,<br />
aber auch seine Kompositionen für<br />
Blasmusik verdienen Aufmerksamkeit.<br />
Der Geburtsort von Wojciech Artur Kilar<br />
liegt heute außerhalb der Europäischen<br />
Union: Es ist das ukrainische Lwiw. Als der<br />
am 17. Juli 1932 geborene Junge noch als<br />
Kind seinen ersten Musikunterricht erhielt,<br />
konnte man noch nicht ahnen, dass er später<br />
zu den prominentesten Komponisten nicht<br />
nur Polens, sondern Europas zählen würde.<br />
Sein internationaler Ruhm gründet vor<br />
allem in seinen mehr als 160 Filmmusiken,<br />
von denen der Soundtrack zu Roman<br />
Polanskis „Der Pianist“ aus dem<br />
Jahre 2002, ausgezeichnet mit dem französischen<br />
Filmpreis César, wohl der berühmteste<br />
sein dürfte. Am 29. <strong>Dezember</strong><br />
2013 starb Kilar in Kattowitz nach dem<br />
verlorenen Kampf gegen einen Hirntumor.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte<br />
er Klavier und Komposition in Kattowitz<br />
und nahm an den internationalen Darmstädter<br />
Ferienkursen für Neue Musik teil.<br />
Auch ansonsten unternahm Kilar zahlreiche<br />
Reisen ins westliche Ausland, u.a.<br />
auch nach Paris, wo er wie viele andere<br />
berühmte Komponistenkollegen, u.a. bei<br />
Nadia Boulanger studierte. Reisefreiheit<br />
war auch in Zeiten des „Kalten Krieges“<br />
in Polen nie ein so großes Problem wie im<br />
westlichen Nachbarstaat DDR.<br />
Kilars musikalisches Schaffen wird üblicherweise<br />
in drei Etappen eingeteilt. In<br />
der ersten erkennt man seine Faszination<br />
für neoklassizistische Musik. Dazu gehört<br />
auch die 1955 entstandene „Mala Uwertura“<br />
(Kleine Ouvertüre) für Sinfonieorchester,<br />
von der es auch eine Version für<br />
Blasorchester gibt. Sie ist geprägt von motorischen<br />
Rhythmen, großen dynamischen<br />
Kontrasten und starken Höhepunkten. Das<br />
unten abgebildete Notenbeispiel zeigt den<br />
Anfang des Werkes als Particell.<br />
Die zweite Etappe umfasst Musik von<br />
sehr experimentellem Charakter und wurde<br />
mit dem Begriff Sonorismus charakterisiert.<br />
Ab Mitte der sechziger Jahre hatte<br />
sich Kilar der Zwölftonmusik zugewandt.<br />
Er schrieb für immer größere Besetzungen,<br />
sah zum Teil unkonventionelle Artikulationen<br />
vor und nahm stilistische Anleihen<br />
bei Folklore und Elementen des Jazz.<br />
Das 1974 für das Festival „Warschauer<br />
Herbst“ komponierte Orchesterwerk „Krzesany“<br />
(Bergsteigen) läutete die dritte Etappe<br />
ein. Die Werke ähneln mit ihren vorwärts<br />
drängenden Wiederholungsmustern ein<br />
wenig der Minimal Music und läuteten<br />
eine Abkehr von der experimentellen Vielfalt<br />
ein. In den siebziger Jahren kristalli-<br />
sierte sich auch das Schaffen für den Film<br />
als neuen Schwerpunkt seiner Arbeit heraus.<br />
Bis in die frühen neunziger Jahre war<br />
er außerhalb Polens kaum bekannt. Der<br />
Durchbruch gelang ihm mit der Musik zu<br />
Krzysztof Zanussis „Der Klang der Stille“,<br />
was ihm ein Engagement des Amerikaners<br />
Francis Ford Coppola für die Musik<br />
zu dessen Film „Bram Stoker’s Dracula“<br />
einbrachte. Um die Jahrtausendwende<br />
wollte er sich in seinem Schaffen wieder<br />
mehr der Konzertmusik zuwenden, weshalb<br />
er es sich leistete, Peter Jacksons<br />
Angebot zur Vertonung seines „Herr der<br />
Ringe“-Filmepos abzulehnen. Unmittelbar<br />
danach entstand 2003 seine September-<br />
Symphonie, die er dem Andenken an die<br />
Terroranschläge vom 11. September 2001<br />
in New York widmete. Kilars Lebenswerk<br />
wurde im Mai 2012 gekrönt mit der höchsten<br />
staatlichen Auszeichnung der Republik<br />
Polen: dem Orden des Weißen Adlers.<br />
Der Anfang der „Mala Uwertura“ (Kleine<br />
Ouvertüre) von Wojcjiech Kilar, von der es<br />
auch eine Blasmusikversion gibt<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 51
Komponisten im Porträt<br />
(24) Deutschland - Uwe Kohls<br />
Land<br />
Fläche<br />
Deutschland<br />
357.340 km²<br />
Einwohner ca. 81.000.000<br />
Hauptstadt<br />
Berlin<br />
Von der deutsch-deutschen<br />
Geschichte wurde der Komponist und<br />
Musikpädagoge Uwe Kohls aus der<br />
ehemaligen bayerisch-thüringischen<br />
Grenzregion auch musikalisch geprägt.<br />
Uwe Kohls stammt aus der bayerisch-thüringischen<br />
Grenzregion, die bis zur deutschen<br />
Einheit als eines von vielen „Zonenrandgebieten“<br />
galt. Befragt nach seinen<br />
Kindheitseindrücken vom sogenannten „Todesstreifen“<br />
erzählt er: „Als Grundschulkinder<br />
wurden wir regelmäßig in Bussen<br />
an die ehemalige Zonengrenze gebracht,<br />
um zu betonen, dass ‚da drüben auch Deutsche<br />
leben’. Wir hörten von den stark befestigten<br />
Grenzanlagen und sahen die dunklen<br />
Silhouetten in den Wachtürmen. Das<br />
war uns allen nicht geheuer.“<br />
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die deutsch-deutsche<br />
Thematik sich auch in einem seiner größeren<br />
Werke für Blasorchester niedergeschlagen<br />
hat. In „Mit dem Wind nach Westen“<br />
(Musikverlag Carpe Diem) schildert<br />
er musikalisch die Flucht zweier DDR-Familien,<br />
die im Heißluftballon in die Bundesrepublik<br />
flohen.<br />
Kohls wurde schon früh musikalisch sozialisiert,<br />
beispielsweise durch regelmäßige<br />
Besuche mit den Eltern im Landestheater<br />
der nahe gelegenen Stadt Coburg. Dass<br />
seine damalige Idee, später dort Operetten<br />
dirigieren zu wollen, einmal wahr werden<br />
sollte, wenn auch nur für kurze Zeit,<br />
glaubte er damals wohl selbst nicht so recht.<br />
Ein wichtiger Schritt zum Berufsmusiker<br />
war die auf Empfehlung seines Musiklehrers<br />
erfolgte Aufnahme als Jungstudent<br />
am Würzburger Konservatorium<br />
– bereits im 6. Schuljahr. Die musiktheoretische<br />
Ausbildung dort erachtet er als sehr<br />
wichtig für seine spätere kompositorische<br />
Laufbahn. Insgesamt dreimal gewann er<br />
bei „Jugend komponiert“ mit Werken, die<br />
er aus heutiger Sicht als „ganz unbedeutend“<br />
bezeichnet. „Diese kleinen Arbeiten<br />
waren geprägt von meiner stilistischen Suche.<br />
Ich dachte damals, gute Musik wäre,<br />
wenn sie so klänge wie die sogenannte<br />
‚Avantgarde’. Heute weiß ich, dass genau<br />
das Gegenteil der Fall ist.“<br />
Erste Kontakte mit der Blasmusik ergaben<br />
sich im Rahmen des Wehrdienstes<br />
beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr<br />
in Siegburg, damals unter der Leitung<br />
des heutigen Militärmusik-Inspizienten Michael<br />
Schramm. Kohls hat ihn noch heute<br />
als Dirigenten mit klaren Vorstellungen und<br />
beeindruckendem Zugriff auf das Orchester<br />
in Erinnerung.<br />
Als Student in Leipzig belegte Kohls zunächst<br />
Schulmusik und Geschichte, aber<br />
er entschloss sich bald, die Pädagogik zugunsten<br />
einer rein künstlerischen Ausbildung<br />
aufzugeben. Nach einem Kapellmeisterstudium<br />
in Würzburg arbeitete er als<br />
Repetitor an den Opernhäusern in Gießen<br />
und Bonn, bevor es ihn zurück an sein<br />
„Haustheater“ Coburg zog.<br />
Kohls wollte jedoch nicht nur reproduzierender<br />
Künstler sein, weshalb er<br />
nach sechs Jahren beschloss, doch in<br />
den Schuldienst zu gehen.<br />
Dies habe er mit einer verstärkten<br />
kompositorischen Tätigkeit besser verbinden<br />
können. Komponiert hatte er natürlich<br />
auch schon am Theater, darunter<br />
zahlreiche Schauspielmusiken z.B.<br />
für „Jedermann“ oder „Der eingebildet<br />
Kranke.“ Diese werden in der Regel jedoch<br />
nur beiläufig aufgenommen und<br />
sind bald nach dem Theaterbesuch wieder<br />
vergessen. Im Gegensatz dazu empfand<br />
sich Kohls in seinen ersten Werken<br />
für Blasmusik von Beginn an akzeptiert<br />
und geschätzt. Seine daraus resultierende<br />
Positionsbeschreibung dürfte man im sogenannten<br />
„Bildungsbürgertum“ nicht<br />
sehr gerne hören.<br />
Das Theaterpublikum sei am Aussterben<br />
und die musisch interessierten Menschen<br />
zu einem großen Teil als Musik Ausübende<br />
in die Blasmusik abgewandert.<br />
„Kein anderer Sektor im künstlerischen<br />
Bereich hat je eine solche Demokratisierung<br />
und Breitenwirkung entfalten können<br />
wie die Blasmusik.“ Kohls integriert<br />
jedoch bis heute gerne theatralische oder<br />
- wie er sagt - „performative“ Elemente<br />
in seine Musik. Angeregt dazu wurde er<br />
u.a. durch die eingespielten Hubschrauber-Geräusche<br />
im „Miss Saigon“-Medley<br />
von Johan de Meij, das er in seiner Zeit<br />
beim Stabsmusikkorps oft spielte.<br />
Um seine pädagogischen Kompetenzen<br />
auszubauen, absolvierte er das pädagogischen<br />
Fachseminar des Landes Baden-<br />
Württemberg in Kirchheim unter Teck und<br />
er war bis <strong>2014</strong> Fachbereichsleiter für Musik<br />
an einer Schule in Ilsfeld. Seither unterrichtet<br />
er an der Eduard-Mörike Realschule<br />
in Heilbronn und leitet seit 2012<br />
alle Orchester der Musikschule Freiberg<br />
/Pleidelsheim.<br />
52<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Musikkapelle Schabs nahm gemeinsam mit der Schützenkompanie am<br />
traditionellen Trachtenumzug des Münchner Oktoberfestes teil.<br />
•Musikpanorama<br />
MK Schabs am Münchner Oktoberfestumzug beteiligt<br />
7-Kilometer-Marsch beim größten Volksfest der Welt<br />
Die Musikkapelle Schabs und die Schützenkompanie<br />
„Peter Kemenater“ Schabs<br />
hatten in diesem Jahr die Ehre, beim Oktoberfestumzug<br />
am Sonntag, 21. September,<br />
teilzunehmen. Etwa 9.000 Personen,<br />
u.a. aus Deutschland, Österreich,<br />
Italien, Spanien und weiteren Ländern,<br />
wirkten am traditionsreichen Trachtenumzug<br />
mit. Die Musikkapelle und die<br />
Schützenkompanie aus Schabs-Aicha<br />
marschierten mit der Nummer 49 beim<br />
7 Kilometer langen Umzug mit. „Es war<br />
auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis<br />
für uns, beim größten Volksfest der Welt<br />
dabei sein zu können und unsere Tracht<br />
vor tausenden Menschen zu präsentieren“,<br />
meint Stefan Gasser, Obmann der<br />
Musikkapelle Schabs. Ein Hingucker für<br />
die Zuschauer waren vor allem die gelben<br />
Hüte und die pinkfarbenen Schuhbänder<br />
der Musikanten.<br />
MK Schabs<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 53
Musikpamorama<br />
Viel Beifall für die „Barbianer“<br />
Musikkapelle Barbian bei Europäischem Blasmusikfestival in Sachsen<br />
Die Musikkapelle Barbian beim Europäischen Blasmusikfestival in Sachsen<br />
Blasorchester aus 18 europäischen Ländern<br />
spielen auf zwei Bühnen im Festzelt<br />
zur Unterhaltung von rund 20.000 musikbegeisterten<br />
Besuchern: Das ist das Europäische<br />
Blasmusikfestival, das vom 19.<br />
bis 21. September zum 17. Mal in Bad<br />
Schlema (Sachsen) über die Bühne ging.<br />
Die Musikkapelle Barbian war als Vertreter<br />
Südtirols mit dabei.<br />
Dieses Musikfest hat keinen Wettbewerbscharakter,<br />
sondern es dient allein der Begegnung<br />
zwischen hochrangigen europä-<br />
nik“ der Kapelle, hieß es in der Laudatio.<br />
Die Kapelle bedankte sich auch bei Kapellmeister<br />
Günther Walder, der nach sieischen<br />
Blasorchestern und einem großen<br />
Publikum von Blasmusikliebhabern, wobei<br />
die Festbesucher ein musikalisches Feuerwerk<br />
erwartet. Vier Konzerte und zwei<br />
große Festumzüge standen auf dem Programm<br />
der Gäste aus Südtirol. Kapellmeister<br />
Matthias Prader und seiner 40-köpfigen<br />
Kapelle ist es gelungen, in ihrer Südtiroler<br />
Tracht und mit den traditionellen Tiroler<br />
Märschen das Publikum in euphorische<br />
Begeisterung zu versetzen. Die freie Zeit<br />
wurde dazu genutzt, „den anderen Kapel-<br />
len zuzuhören und Kontakte zu Freunden<br />
aus ganz Europa zu knüpfen“, erzählt Obmann<br />
Hermann Fulterer.<br />
Ein besonderes Erlebnis für die Musikanten<br />
war ein Gemeinschaftskonzert mit der Musikkapelle<br />
Natters/Nordtirol beim Fußballspiel<br />
der Zweitligisten Erzgebirge Aue gegen<br />
FC St. Pauli (3:0). „Beim Erzgebirgsstadion<br />
vor 9.400 Zuschauern zu spielen, das werden<br />
wir so schnell nicht vergessen“, hieß<br />
es nach der Reise unisono.<br />
MK Barbian<br />
180 Jahre für die MK Niederdorf<br />
Anton Fauster erhält das große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />
Das heurige Fest der Hl. Cäcilia war für<br />
die MK Niederdorf ein Meilenstein in der<br />
Vereinsgeschichte. Zum Auftakt gestaltete<br />
die Musikkapelle den Festgottesdienst mit<br />
der Herz-Jesu-Messe von Florian Pedarnig.<br />
Am Dirigentenpult stand der Komponist<br />
selbst. Anschließend wurden vier<br />
verdiente Musikanten geehrt: Jugendleiter<br />
Alois Fauster (Oboe), Kassier Raimund<br />
Hittler (Posaune) und Karl Kuenzer (Flügelhorn)<br />
erhielten des VSM-Verbandsehrenzeichen<br />
in Gold für ihre 40-jährige Mitgliedschaft.<br />
Anton „Tone“ Fauster erhielt<br />
das große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />
für sein 60-jähriges Musikantenleben. 26<br />
Jahre lang war er im Vereinsvorstand, vom<br />
einfachen Ausschussmitglied bis zum Obmann,<br />
und hat deutliche Spuren hinterlassen.<br />
Heute sei er die „lebende Chro-<br />
ben Jahren den Taktstock an den aus St.<br />
Lorenzen stammenden Kapellmeister Stephan<br />
Niederegger übergab.<br />
Anton „Tone“ Fauster (Bildmitte) mit VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner, Musikobmann Hanspeter Lercher und Robert Burger (v.r.)<br />
54<br />
<strong>KulturFenster</strong>
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Richtigstellung: Bericht der MK Pens „Alois Brugger 60 Jahre Musikant“<br />
Im MUSIKPANORAMA der Augustausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s wurde beim Bericht der MK Pens „Alois Brugger 60 Jahre<br />
Musikant“ irrtümlicherweise Kathrin Tschurtschenthaler Brugger als Autorin angegeben. Diese legt Wert auf die Feststellung,<br />
dass der betreffende Bericht nicht von ihr, sondern von Rosa Innerebner-Reider geschrieben wurde.<br />
Wir bedauern das Versehen und weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine genaue Autorenangabe am Ende<br />
des jeweiligen Berichts Verwechslungen von vornherein ausschließen helfen.<br />
Frohe Weihnachten und ein<br />
gutes neues Jahr<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />
der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),<br />
der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />
sowie die Schriftleitung<br />
mit den Redaktionen der<br />
Zeitschrift KULTURFENSTER wünschen allen<br />
frohe, gesegnete Weihnachten<br />
und viel Glück und Segen<br />
im neuen Jahr 2015.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2014</strong> 55
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />
E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />
E-Mail: info@vsm.bz.it<br />
Einzahlungen sind zu richten an:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />
Waltherhaus<br />
Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />
SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />
Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
August, Oktober und <strong>Dezember</strong>.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.