SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Februar 2016
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| genuss | 23<br />
ständige Kost liebte, griff zu und war hellauf<br />
begeistert. So verdiente sich das Gericht<br />
den Namen „Kaiserschmarrn“.<br />
Eine gebürtige „Wienerin“ ist die Sachertorte,<br />
die berühmteste aller Schokoladentorten.<br />
Fürst Metternich beauftragte im<br />
Jahr 1832 seine Hofküche damit, für hochrangige<br />
Gäste ein besonderes Dessert zu<br />
kreieren. Ausgerechnet an diesem Tag erkrankte<br />
der Chefkoch und der Lehrling war<br />
gefordert – der damals 16-jährige Franz<br />
Sacher. Auch wenn dies glückte und die<br />
Torte den Gästen mundete, erhielt sie in<br />
Folge vorerst keine weitere Beachtung.<br />
Franz Sachers Sohn Eduard verfeinerte<br />
die Sachertorte und vermarktete sie erfolgreich.<br />
Ab 1876 wurde die Sachertorte<br />
im neu gegründeten Hotel Sacher angeboten<br />
und sie trat ihren beispiellosen Siegeszug<br />
an. An den hervorragenden Ruf<br />
der Sachertorte reicht die Linzer Torte<br />
heran. Außergewöhnlich ist daran, dass<br />
ihr Rezept als erstes schriftliches Tortenrezept<br />
gilt. Die Gräfin Anna Margarita Sagramosa<br />
hatte im Jahr 1653 ein Kochbuch<br />
geschrieben, in dem vier Kuchen-Rezepte<br />
enthalten waren, die bereits den Namen<br />
„Linz“ im Titel hatten. Der gebürtige Franke<br />
Johann Konrad Vogel, der die Linzer Zuckerbäckerswitwe<br />
Katherina Kreß heiratete,<br />
machte die Linzer Torte schließlich<br />
in Österreich populär. Ein weiterer gebürtiger<br />
Linzer – Franz Hölzlhuber – wanderte<br />
im 19. Jahrhundert nach Amerika<br />
aus und führte den traditionellen Kuchen<br />
in Milwaukee (Wisconsin) ein.<br />
Wiener<br />
Schmankerl<br />
Buch-Tipp<br />
Bernie Rieder<br />
Österreichische Küche Reloaded<br />
Zu Hause schmeckt’s am besten! Das findet<br />
auch Spitzenkoch Bernie Rieder und begibt<br />
sich auf eine kulinarische und historische Spurensuche<br />
quer durch Österreichs Küchen –<br />
nicht ohne innovative Zugänge aufzuzeigen.<br />
Dass der Kreativität beim Kochen keine<br />
Grenzen gesetzt sind, zeigt Bernie Rieder<br />
mit seinen frischen Varianten der traditionellen<br />
österreichischen Küche. Denn aus<br />
dem Tafelspitz oder dem überall beliebten<br />
Wiener Schnitzel ergeben sich modern interpretierte<br />
Variationsmöglichkeiten. So<br />
lädt das neue Standardwerk der österreichischen<br />
Küche einerseits mit klassischen<br />
Rezepten wie dem burgenländischen Bohnensterz<br />
oder dem Grünen Apfel mit Blunzen<br />
und Kraut, andererseits mit Kreationen<br />
im unverwechselbaren Rieder-Style wie Karamellisierter<br />
Kürbis mit gerösteten Pinienkernen<br />
und Salbei oder einem Dim-Sum<br />
von der Regenbogenforelle zum Nachkochen<br />
ein. Ein umfassendes Kochbuch mit<br />
Rezepten für jeden Anlass, für Anfänger,<br />
Profis und besonders für jene, die immer<br />
schon gewusst haben, dass die österreichische<br />
Küche neben dem Schnitzel noch<br />
viel mehr zu bieten hat.<br />
Preis 29,90 €<br />
Braumüller · ISBN 978-3-99100-127-0<br />
www.braumueller.at<br />
Als besonders genussfreudig<br />
gelten<br />
die Bewohner der österreichischen<br />
Hauptstadt. Serviert werden üppige Portionen, die der Einheimische<br />
kaum zurückgehen lässt. Oftmals wird die Wiener Küche<br />
der österreichischen Küche gleichgesetzt, denn Eiernockerl, Tafelspitz,<br />
Schweinsbraten & Co. haben längst die gesamte Alpenrepublik<br />
erobert. Als Schnittstelle zwischen Ost und West treffen<br />
in Wien seit jeher unterschiedliche kulinarische Einflüsse<br />
aufeinander. Idealer Treffpunkt für Gourmets, Kulturinteressierte<br />
und Shopping-Wütige gleichermaßen ist der berühmte<br />
Wiener Naschmarkt im Stadtteil Mariahilf. Auf dem größten<br />
Wiener Markt gibt es allerlei zu entdecken –<br />
und zu kosten. Besucher verlassen den<br />
Naschmarkt keinesfalls hungrig, denn viele<br />
Standbesitzer bieten Probierhäppchen ihrer<br />
Köstlichkeiten an. Das kunterbunte Treiben<br />
sowie die vielfältigen Gerüche und Farben<br />
sprechen alle Sinne an. Man kann in der Metropole<br />
nicht nur nach Herzenslust schlemmen,<br />
sondern begegnet hier auch außergewöhnlichen<br />
Essgewohnheiten. Da wäre<br />
beispielsweise das Gabelfrühstück, das meist<br />
aus einer kleinen Schale Gulasch am späten<br />
Vormittag besteht. Wussten Sie außerdem,<br />
dass sich innerhalb der Stadtgrenze rund<br />
2.000 Bauernhöfe befinden? Die städtischen<br />
Landwirte versorgen die Bewohner und Gastronomen<br />
mit frischen Lebensmitteln.<br />
Aushängeschild Wiens ist das beliebte Wiener<br />
Schnitzel, das seinen Ursprung gar nicht<br />
in Wien hat, sondern in Venezien. Dort sollen<br />
die Köche bereits im 16. Jahrhundert Fleisch<br />
in zermahlenem Weißbrot gebacken haben.<br />
Feldmarschall Radetzky soll das heutige Nationalgericht<br />
1857 nach Österreich gebracht<br />
haben, wo es während der Kaiserzeit weiter<br />
perfektioniert wurde. Ein gut gemachtes<br />
Wiener Schnitzel wird in reichlich Butterschmalz<br />
herausgebacken, so dass sich die<br />
Kruste goldbraun wellt und schön buttrig<br />
schmeckt. Verwendet wird ausschließlich feines<br />
Kalbfleisch. Schnitzel aus Schweinefleisch<br />
dürfen lediglich den Titel „Wiener Art“<br />
tragen und sind nur halb so lecker. Die Österreicher<br />
haben außerdem das Glück, in einem<br />
ausgesprochenen Weinland zu leben. Dank<br />
idealer klimatischer und geologischer Bedingungen<br />
wird auf dem Gebiet Österreichs seit<br />
Jahrtausenden Wein kultiviert. Die Steiermark,<br />
das Burgenland und Niederösterreich<br />
sind als eigene Weinanbaugebiete ausgewiesen, daneben gibt es<br />
16 weitere. Die österreichische Weinkultur zeichnet sich durch<br />
ihre Vielfalt aus und bringt edle Tropfen hervor, die den Appetit<br />
anregen und als ideale Speisenbegleiter gelten. Das Angebot<br />
reicht von spritzigen bis zu kraftvollen Weißweinen und von<br />
fruchtigen bis zu gehaltvollen Rotweinen. Die passende Weinbegleitung<br />
adelt das Gericht und unterstreicht die Aromen der<br />
Speisen. Zu einem echten Wiener Schnitzel passen zum Beispiel<br />
ein grüner Veltliner oder ein kräftiger Riesling – selbstverständlich<br />
aus der Alpenrepublik! #