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FFP-2016-end-dr_FFP_2012_3
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ForschungsForum Paderborn<br />
Quelle: Keller<br />
Abb. 1: a) Schematische Darstellung der DNA-Doppelhelix und ein entsprechendes atomares Modell, b) Schematische Darstellung einer Vier-Arm-Kreuzung<br />
aufgebaut aus vier teilkomplementären DNA-Einzelsträngen.<br />
Windung aufweist. Dieser Vorgang, dass sich zwei<br />
komplementäre DNA-Einzelstränge zu einer<br />
Doppelhelix zusammenschließen, wird „Hybridisierung“<br />
genannt.<br />
Die hohe Spezifizität der Watson-Crick-Basenpaarung<br />
kann dazu genutzt werden, auch komplexere<br />
DNA-Strukturen zu generieren. Hierzu werden<br />
DNA-Einzelstränge miteinander hybridisiert, die<br />
nur teilweise komplementär zueinander sind. Auf<br />
diese Weise können etwa Kreuzungen aus Doppelhelices<br />
erzeugt werden, welche aus vier teilkomplementären<br />
Einzelsträngen aufgebaut sind<br />
(Abbildung 1 b). Derartige Vier-Arm-Kreuzungen<br />
stellen das fundamentalste Strukturmotiv der<br />
DNA-Nanotechnologie dar. Eine Vielzahl von zweiund<br />
dreidimensionalen Nanostrukturen mit unterschiedlichen<br />
Komplexitätsgraden wurde in den<br />
letzten 30 Jahren basierend auf diesem Motiv<br />
erzeugt.<br />
DNA-Origami<br />
Eine besondere Variation dieses Ansatzes stellt<br />
eine „DNA-Origami“ genannte Methode dar,<br />
welche erstmals im Jahr 2006 von Paul Rothemund<br />
vorgestellt wurde [2]. Im Unterschied zur<br />
„klassischen DNA-Nanotechnologie“, welche<br />
Strukturen aus kurzen, synthetischen DNA-Einzelsträngen<br />
aufbaut, findet beim DNA-Origami ein<br />
langer, vollständig sequenzierter Gerüststrang,<br />
welcher in der Regel ein virales Genom darstellt,<br />
Verwendung (Abbildung 2). Dieser wird nun mit<br />
einigen hundert kurzen synthetischen Helfersträngen<br />
hybridisiert, welche aufgrund ihrer gewählten<br />
Sequenzen an mehrere entfernte Stellen auf dem<br />
Gerüst binden und dieses so in eine vordefinierte<br />
zwei- oder dreidimensionale Struktur falten. Die<br />
Form der dabei entstehenden Struktur wird hierbei<br />
vollständig von den Sequenzen der einzelnen<br />
Helferstränge vorgegeben und kann fast beliebig<br />
gewählt werden.<br />
Die Assemblierung der DNA-Origami-Nanostrukturen<br />
findet typischerweise unter einem großen<br />
Überschuss an Helfersträngen statt, wodurch<br />
Assemblierungsfehler nur in geringem Umfang<br />
auftreten bzw. dynamisch „ausheilen“. Hierzu<br />
werden die einzelnen Stränge in einer Mg 2+ -haltigen<br />
Pufferlösung gemischt, welche die elektrostatische<br />
Abstoßung zwischen den negativ geladenen<br />
DNA-Strängen abschirmt. Die resultierende<br />
Lösung wird dann schnell auf eine Temperatur<br />
zwischen 60 und 90 °C, welche oberhalb der<br />
Schmelztemperatur der DNA liegt, aufgeheizt und<br />
anschließend über einen Zeitraum von ca. 90<br />
Minuten auf Raumtemperatur abgekühlt. Während<br />
dieser Abkühlung haben die einzelnen Helferstränge<br />
ausreichend Zeit, ihre komplementären<br />
Sequenzen auf dem Gerüststrang zu finden und<br />
diesen in die gewünschte Form zu falten. Überschüssige<br />
Helferstränge werden anschließend<br />
mittels Zentrifugation abgetrennt. Auf diese Weise<br />
können innerhalb von zwei Stunden mehrere<br />
Billionen annähernd beliebig geformte Nanostrukturen<br />
hergestellt werden, wobei sich Ausbeuten<br />
an perfekt gefalteten Strukturen von über 90<br />
Universität Paderborn<br />
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