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FFP-2016-end-dr_FFP_2012_3
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ForschungsForum Paderborn<br />
Quelle: Fotolia.com (Julien Eichinger)<br />
Abb. 1: Ai WeiWei, Sunflower Seeds (2010), Installation View, Tate Modern London.<br />
Das Kleine – Thema und Kontexte<br />
Im Zuge der globalen informationstechnologischen<br />
Bereitstellung und Zirkulation von Wissen<br />
entstehen neue medienkulturelle Praktiken,<br />
Formate und Kompetenzen, die sich durch Knappheit,<br />
Verdichtung, Fragmentierung und Kürze<br />
auszeichnen. Solche Phänomene des Kleinen<br />
begegnen uns im Zusammenhang der medial<br />
geprägten Populärkultur, aber auch dort, wo<br />
Randständiges, Marginales, Rudimentäres als Teil<br />
der modernen Konsum- und Massenkultur politisch<br />
und ästhetisch aufgewertet wird: Man denke<br />
etwa an literarische Mikroformate, an künstlerische<br />
Miniaturen und raumfüllende Materialinstallationen<br />
(Abbildung 1), an Web-Serien in Kurzund<br />
Kürzestformaten, an Handy-Videos, „Selfies“,<br />
Tweets, Micro-Blogs, Musikvideos, Werbespots,<br />
virale Clips oder animierte Gifs. Das überregionale<br />
Forscherteam, bestehend aus Vertretern der Literaturwissenschaft,<br />
Kunstgeschichte und Medienwissenschaften,<br />
nimmt die materielle, mediale<br />
und ästhetische Beschaffenheit und Funktion<br />
dieser sich rasant entwickelnden „Medienkulturen<br />
des Kleinen“ genauer in den Blick. Aus der jeweiligen<br />
disziplinären Perspektive werden Phänomene<br />
der Kleinheit kategorial bestimmt und in den<br />
jeweiligen Kontexten der Wissensbildung und<br />
Sinnstiftung analysiert. Erkenntnisleitend ist die<br />
Frage nach dem Spannungsverhältnis von Anpassung<br />
und Störung: Inwiefern passt sich das Kleine<br />
in die moderne Medienkultur ein, inwieweit wirkt<br />
es aber auch subversiv, indem es konventionelle<br />
Muster der Wissensanordnung und Sinnstiftung<br />
durchkreuzt? Kleine Formen markieren das, was<br />
man gegenwärtig in den Kulturwissenschaften mit<br />
dem Begriff „ästhetische Eigenzeiten“<br />
umschreibt: Sie generieren durch das ihnen eigene<br />
Paradox, Zeit gleichermaßen zu beschleunigen<br />
wie still zu stellen, neue Formen der Darstellbarund<br />
Erzählbarkeit. Sie überschreiten damit immer<br />
wieder aufs Neue herkömmliche Erzählmuster und<br />
bringen Beschleunigung und Entschleunigung in<br />
ein produktives Spannungsverhältnis.<br />
Seit der Frühromantik schon bildet sich eine<br />
Ästhetik des Kleinen heraus, die sich der<br />
Geschlossenheit großer Formen widersetzt und<br />
stattdessen auf Offenheit und Fragmentarität<br />
setzt. In der Moderne lässt sich die Emphase für<br />
kleine Formate als Symptom einer Kulturkritik<br />
lesen, die sich insbesondere in der philosophischen<br />
und feuilletonistischen Essayistik des 20.<br />
Jahrhunderts sowie in der Literatur und in den<br />
Künsten der ästhetischen Avantgarde z. B. als<br />
Readymade, Collage oder Montage abbildet. Die<br />
gegenwärtige Alltags- und Medienkultur ist immer<br />
stärker durch einen pragmatischen Verwendungszusammenhang<br />
von Bild- und Text-Konstellationen<br />
gekennzeichnet: Die Welt scheint unendlich<br />
reproduzierbar und kleine Formen unterliegen als<br />
Indikatoren des Momenthaften, Ereignishaften<br />
und des Plötzlichen einem ständigen Wandel. Sie<br />
reagieren nicht nur schnell auf kulturelle Transformationsprozesse,<br />
sondern bringen diese auch<br />
hervor und visualisieren sie. Zugleich öffnen sie<br />
Universität Paderborn<br />
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