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FFP-2016-end-dr_FFP_2012_3
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ForschungsForum Paderborn<br />
Quelle: Karsten Bott<br />
Abb. 5: Karsten Bott, Von Jedem Eins (1993), Installation View, Offenes Kulturhaus Linz.<br />
tierung und Kontextualisierung. Gerade hier zeichnet<br />
sich ab, dass Formen der massenmedialen<br />
Informationstechnologie Modelle literarischen<br />
Schreibens nachhaltig verändern und prägen,<br />
dass aber auch umgekehrt das System Literatur<br />
kleine Formen der Darstellbarkeit und Erzählbarkeit<br />
von Leben ausbildet. Kleine literarische<br />
Formate – sie reichen vom Aphorismus über den<br />
Witz, von der Anekdote bis zur Erzählung in einem<br />
Satz (Microrrelatos) – bilden ein gewisses Potenzial<br />
an Widerständigkeit aus, indem sie Sinn stiftende,<br />
kausale Erzählzusammenhänge zugunsten von<br />
Augenblickskonstellationen und ereignishaften<br />
Segmenten durchkreuzen. Verfahren der Serialisierung<br />
und Konstellierung lassen sich wiederum<br />
als Ergebnisse eines medienkulturellen Transformationsprozesses<br />
der Moderne lesen, der<br />
vorführt, dass in der kleinsten Veränderung und<br />
Abweichung der Keim zu einer Neuordnung und<br />
Umdeutung der Verhältnisse liegen kann.<br />
Das Kleine denken, archivieren, schreiben,<br />
zeigen – Erscheinungsweisen des Kleinen, des<br />
Randständigen, Marginalen und Rudimentären,<br />
Mikroskopischen und begegnen uns abhängig von<br />
den Kulturen, die wir historisch betrachten, schon<br />
seit vielen Jahrhunderten. Programmatische Äußerungen<br />
allerdings, theoretische Reflexionen und<br />
Standortbestimmungen, die kleine Phänomene,<br />
Formate und Formen aufwerten und ihnen eine<br />
besondere Signifikanz zusprechen, treten erst im<br />
Zuge von Modernisierungsprozessen seit der<br />
Frühen Neuzeit auf. Für diese Entwicklung sind<br />
zum einen naturwissenschaftliche Paradigmen der<br />
Weltbetrachtung verantwortlich: Hier kommt dem<br />
mikroskopischen Blick eine besondere Bedeutung<br />
zu. Zum anderen etabliert sich im späten 19. Jahrhundert<br />
in den Humanwissenschaften das, was<br />
Carlo Ginzburg „Indizienparadigma“ genannt hat:<br />
Eine sich, wie Ginzburg am Beispiel der Kunstgeschichte,<br />
der Kriminalistik und der Psychoanalyse<br />
zeigt, herausbildende Epistemologie der Spurensuche,<br />
für die das kleinste Faktum, das Detail<br />
wichtig werden. Im 20. und 21. Jahrhundert<br />
schließlich befördern mehrere Faktoren den<br />
Bedeutungszuwachs des Kleinen, so dass es legitim<br />
ist, von sich entwickelnden „Kulturen des Kleinen“<br />
zu sprechen: Eine sich im Zuge alltags-(pop-)<br />
kultureller Entwicklungen etablierende Trivialästhetik<br />
wertet subjektive Handlungsfelder und<br />
private Objektbereiche auf, die für Literatur, Kunst<br />
Universität Paderborn<br />
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