Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn

darstellen. »Wenn erfahrene Pflegekräfte keine Chance auf Einkommenssteigerungen
haben, ist die Idee des Mindestlohns falsch verstanden.
Und zudem müssten wir auf jeden Fall volle Stellen erhalten,
damit das Monatsentgelt halbwegs reicht.« In der Praxis werden in
ihrem Betrieb fast ausschließlich Teilzeit- oder Minijobverträge abgeschlossen.
Unterm Strich kommt für Doris K. heraus, dass sie zwar ihren Beruf
gerne ausübt, sich freut, den kranken, alten, hilfsbedürftigen Menschen
zur Seite zu stehen. Die Rahmenbedingungen und die fehlende
Wertschätzung dieser wichtigen Arbeit machen ihr jedoch zu schaffen.
»Die Pflegebranche boomt und wird noch weiter wachsen. Doch für
jene, die Pflegearbeit leisten, bleibt am wenigsten übrig. Das regt mich
auf und hat mich auch motiviert, Gewerkschaftsmitglied zu werden und
eine Betriebsratswahl vorzubereiten.«
� 0170 5748554
Hotline in der Pflegebranche
Erste Anlaufstelle, wenn etwas schief läuft
Michael Musall kennt inzwischen wohl alle Tricks der Arbeit geber,
den Mindestlohn in der Pflegebranche zu umgehen.
Da werden Zulagen und Zuschläge gekürzt. Oder es heißt,
der bisherige Stundenlohn von 9 Euro müsse jetzt auf 8,50 Euro
Mindestlohn gesenkt werden.
Michael Musall ist Gewerkschaftssekretär für Altenhilfe bei ver.di
Berlin-Brandenburg und betreut eine Telefon-Hotline zum Mindestlohn
in der Pflegebranche. Fast jeden Tag hört er unglaubliche
Geschichten. »In einer Einrichtung der Marseille-Gruppe in
Erkner, am Rande Berlins, wurde etwa das Kleidergeld in Höhe
von 50 Euro auf den Mindestlohn angerechnet. Der Fall wird nun
gerichtlich geklärt.«
»Der Bedarf ist vorhanden, deshalb werden wir die Hotline auch
weiter anbieten«, erklärt der Gewerkschaftssekretär. Erreichbar
ist die ver.di-Hotline zum Mindestlohn in der Pflegebranche
montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr unter der Nummer
0170 5748554.
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