Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn
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VI. Mindestlohn in weiter Ferne?<br />
Das beste Mittel gegen miserable Bezahlung ist ein gesetzlicher<br />
Mindestlohn, flächendeckend und verbindlich für alle. Solange es<br />
diese Lohnuntergrenze nicht gibt, sollte wenigstens die Einführung<br />
von Branchenmindestlöhnen nicht an der Blockadehaltung der<br />
Bundesregierung scheitern. Denn die Reihe der Wirtschaftsbereiche,<br />
in denen unwürdige Zustände herrschen, ist immer noch lang.<br />
Weiterbildung:<br />
Miese Honorare für anspruchsvolle Arbeit<br />
Ohne gute Bezahlung keine gute Lehre<br />
»Lohndrückerei und prekäre Beschäftigungsverhältnisse treffen vor<br />
allem schlecht qualifizierte und schwer vermittelbare Arbeitnehmer/innen.«<br />
Dieser oft zu hörende Satz ist falsch. Im Weiterbildungssektor<br />
etwa arbeiten hochqualifizierte Menschen, die in aller Regel einen<br />
Hochschulabschluss haben. Doch was nützt er ihnen? Gute Bezahlung?<br />
Festanstellung? Geregelte Arbeitszeiten? Fehlanzeige. Die<br />
Wirklichkeit sieht anders aus.<br />
Mehr Arbeit – weniger Geld<br />
Beispiel Maria B. Die Sozialpädagogin arbeitet seit vielen Jahren<br />
mit Jugendlichen, die erhebliche Lernprobleme haben. Anfangs<br />
wird sie in Anlehnung an den Bundesangestelltentarif (BAT) bezahlt.<br />
Doch seit Ende der neunziger Jahre ist in der Weiterbildungsbranche<br />
nichts mehr wie es vorher war. Es wird gekürzt und gestrichen.<br />
Gnadenlos unterbieten sich die Unternehmen im Kampf um öffentliche<br />
Aufträge.<br />
Auch Maria B. spürt den Druck. Eine Kollegin scheidet vorzeitig aus<br />
dem Dienst, so dass nun die verbliebenen Mitarbeiter/-innen mehr<br />
Arbeit leisten müssen. Eine Lohnsenkung folgt. Kurze Zeit später<br />
beginnt die nächste Kürzungsrunde. Schließlich verliert Maria B.<br />
ihre Arbeit nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit.<br />
Zwar findet sie bald einen neuen Job als Pädagogin für »Berufsvorbereitung<br />
und Bildung«. Doch die Konditionen haben sich noch<br />
weiter verschlechtert. Maria B. erhält nun für 40 Stunden wöchentlichen<br />
Unterricht 1.800 Euro brutto monatlich. Für die Vor- und<br />
Nachbereitung der Unterrichtsstunden bekommt sie nichts, keinen<br />
Cent.<br />
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