07.12.2012 Aufrufe

Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn

Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn

Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Um dieser Praxis entgegenzuwirken, hat die Gewerkschaft zusammen<br />

mit der »RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung«, in der etwa<br />

60 Unternehmen zusammengeschlossen sind, die Broschüre »Sauberkeit<br />

braucht ihre Zeit« erarbeitet. Dort ist zu lesen, welche Leistungen<br />

in welcher Zeit überhaupt realistisch sind. Mit Hilfe dieser Angaben<br />

können Auftraggeber Dumpingfirmen von seriösen Anbietern unterscheiden,<br />

heißt es bei der IG BAU.<br />

Grauzone Hotelreinigung<br />

Im Sommer 2010 berichtete die Financial Times Deutschland (FTD)<br />

über den Fall eines Zimmermädchens, das für etwa 3 Euro die Stunde<br />

arbeitete. Obwohl die Frau ausschließlich für die Zimmerreinigung zuständig<br />

war und über einen externen Dienstleister beschäftigt wurde,<br />

erhielt sie nicht den Mindestlohn für das Gebäudereinigerhandwerk.<br />

Stattdessen war in ihrem Arbeitsvertrag die Vergütung nach Anzahl<br />

der gereinigten Zimmer festgelegt: Etwa 50 Cent für ein Zimmer, in<br />

dem der Gast noch bleibt, 75 Cent für das Bad. »Ich arbeite oft 40,<br />

manchmal 50 Stunden die Woche«, wurde die Frau in der Zeitung<br />

zitiert. Am Monatsende erhielt sie aber immer nur um die 600 Euro,<br />

so dass sie ergänzende Hartz IV-Leistungen benötigte.<br />

»Man kann nach Zimmern bezahlen. Aber es darf nicht weniger herauskommen<br />

als 8,40 Euro pro Stunde«, zitierte die FTD René Matschke,<br />

den Leiter der Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Hauptzollamt<br />

München. Die Hotels müssten 14,40 Euro Stundenlohn an Fremdfirmen<br />

zahlen, um alle Kosten zu decken. Aber selbst die Hotels, die<br />

diese Sätze zahlen, wissen oft nicht, welchen Lohn die Dienstleister<br />

tatsächlich an die Zimmermädchen weitergeben.<br />

Inzwischen haben einige Hotelketten sich vertraglich zusichern<br />

lassen, dass der Mindestlohn gezahlt wird. Aber es gibt noch genügend<br />

Beispiele für Dumpinglöhne in diesem Bereich. Solange die<br />

Beschäftigten nicht selbst aktiv werden und Verstöße gegen die<br />

Mindestlohn-Vereinbarung öffentlich machen, bleiben viele Missstände<br />

im Dunkeln.<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!