Lobbyisten hinter- treiben Mindestlöhne - Carsten Zinn
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summierten sich diese Hartz IV-Zuzahlungen auf 16 Millionen Euro.<br />
»Das ist ein unglaublicher Skandal«, kommentiert Sabine Zimmermann<br />
diese Art der geplanten Lohnsubventionierung.<br />
Förderpolitik »Wenn Unternehmen öffentliche Fördergelder er halten,<br />
müssen sie den Mindestlohn zahlen und Tarifverträge einhalten.<br />
Geschieht das nicht, werden mit Steuergeldern Niedriglöhne subventioniert.«<br />
(Sabine Zimmermann, Bundestagsabgeordnete, DIE LINKE)<br />
Starker Betriebsrat sorgt für bessere Konditionen<br />
Martin Hillen arbeitet seit zehn Jahren am Wilhemshavener Standort<br />
des Call-Center-Betreibers avarto, einer Bertelsmann-Tochter.<br />
Hillen ist ver.di-Mitglied und gehört dem Betriebsrat an. Die Entlohnung<br />
im Betrieb sei noch erträglich, meint Hillen. »Wer einen alten<br />
Vertrag hat, bekommt 9,60 Euro, nach dem neuen 8,40 Euro. Wir<br />
achten sehr darauf, uns nicht von der Geschäftsleitung mit dem<br />
Verweis auf Lohnsenkungen an anderen Standorten ködern zu<br />
lassen.«<br />
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch avarto in seinen<br />
ostdeutschen Niederlassungen auf Niedriglöhne setzt.<br />
Jörg Kiekhäfer, der bei ver.di Berlin-Brandenburg für den Call-Center-<br />
Bereich zuständig ist, kennt das Unternehmen: »Die zahlen genau so<br />
viel wie nötig ist, um noch irgendjemanden zu finden,<br />
der die Arbeit macht.« Das sind an den Standorten in Cottbus<br />
und Brandenburg/Havel derzeit etwa 7 Euro.<br />
Stärkung Gewerkschaften Um <strong>Mindestlöhne</strong> durchsetzen zu können,<br />
bedarf es starker Betriebsräte und Gewerkschaften. Die Politik<br />
muss deren Position mit gesetzgeberischen Maßnahmen stärken<br />
statt schwächen. Im Rahmen der Call-Center-Initiative treffen sich<br />
Betriebsräte und ehrenamtliche Kollegen/-innen von ver.di: http://<br />
www.rundertisch-call-center.de/.<br />
Voraussetzungen für Branchenmindestlohn fehlen<br />
Dass viele Call-Center-Beschäftige gern einen Branchenmindestlohn<br />
hätten, verwundert nicht. Doch für eine solche Regelung sind die<br />
Voraussetzungen nicht erfüllt. »Es gibt nicht annähernd 50 Prozent<br />
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