2015-04: TOP Magazin Dortmund | WINTER
MUSICAL | Liebe stirbt nie – Zwei Dortmunder Jungs in Hamburg SPORT | DFB-Museum – Rundgang durch erfolgreiche Vergangenheit GENUSS | David Kikillus – Michelin-Stern und Kochbuch
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Rezension<br />
Lektüre zwischen den Jahren<br />
Unsere Buchtipps für gemütliche Winterabende<br />
Es ist ein wunderbarer September im südfranzösischen Mazan, da wird Mordermittlerin<br />
Zadira Matéo um Amtshilfe gebeten: Im fernen Paris werden Menschen ermordet,<br />
scheinbar nach dem Vorbild bizarrer Bilder des Malers Étienne Idka. Damit nicht genug,<br />
treibt eine Gruppe von „Gourmets“ ihr Unwesen: Diese Leute, die offenbar mit ihrem Geld<br />
nichts Besseres anzufangen wissen, gelüstet es nach verbotenen Köstlichkeiten – Tieren oder<br />
Produkten von Tieren, die vom Aussterben bedroht sind. Unterstützt wird Zadira von ihrem<br />
samtpfotigen Begleiter Commissaire Mazan, weil er an Orte gelangen kann, die ihr selbst<br />
verschlossen sind. Doch der schwarze Kater hat auch in einer eigenen Sache zu ermitteln:<br />
Seine Freundin Manon und ihre Jungen sind verschwunden. Logisch, dass das gesamte<br />
Katzen-Netzwerk und auch Atos, der Hund von Zadiras Freund, sich auf die Suche machen …<br />
Spannender Krimi um die halbalgerische Ermittlerin und ihren vierbeinigen „Kollegen“<br />
des unter dem Pseudonym Jean Bagnol schreibenden Autorenehepaares Nina George und<br />
Jo Kramer. Jean Bagnol, Commissaire Mazan und der blinde Engel, Knaur, 427 S., 14,99 €.<br />
Das 19. Jahrhundert wird oft als das „lange Jahrhundert“ bezeichnet, weil es epochengeschichtlich<br />
gesehen mit der Französischen Revolution beginnt und erst mit dem Ersten<br />
Wertkrieg endet: In dieser Zeit lässt Richard Dübell, Spezialist für historische Romane, seinen<br />
„Jahrhundertsturm“ stattfinden. Deutschland ist 1840 im Umbruch, nicht nur politisch gesehen,<br />
sondern auch technisch: Eisenbahnfreak Paul Baermann hat keinen anderen Wunsch,<br />
als für die Eisenbahn zu arbeiten, während sein Freund Alvin von Briest, ein Landjunker, nach<br />
dem Verlust seines Erbes beim Militär sein Glück versucht, wobei ihm eine Freundschaft sehr<br />
zugute kommt: die eines gewissen Otto von Bismarck, der in dem Roman immer wieder als<br />
eine Art Deus ex machina fungiert. Alvin und Paul sind in dieselbe Frau verliebt, die junge<br />
Pariserin Louise Ferrand, die ihrerseits an ihrem „Erbe“ zu tragen hat...<br />
Ein wunderbarer, spannender Roman, der exzellente Einblicke in das Deutschland<br />
des 19. Jahrhunderts gibt. Richard Dübell, Der Jahrhundertsturm, Ullstein, 1<strong>04</strong>7 S., 9,99 €.<br />
In Stephen Kings neuem Roman „Finderlohn“ begegnen wir wieder Detective Bill Hodges<br />
aus „Mr. Mercedes“: Der Sohn eines Opfers des damaligen Massakers vor der Arbeitsvermittlung<br />
in einer wirtschaftlich geplagten Großstadt im Mittleren Westen der USA findet<br />
per Zufall einen vergrabenen Koffer mit Geld und geheimnisvollen Notizbüchern. Das Geld<br />
kommt Peter Saubers gerade recht, denn die Ehe seiner Eltern droht ob wirtschaftlicher<br />
Schwierigkeiten, die nicht zuletzt dank „Mr. Mercedes“ entstanden sind, zu scheitern. Und so<br />
unterstützt er mit dem gefundenen Geld seine Familie. Was er nicht weiß, ist, dass das Geld<br />
und die Notizbücher von einem Raubmord an einem seinerzeit sehr bekannten Schriftsteller<br />
stammen. Als der damalige Täter, der wegen einer anderen Straftat eingesessen hat, sich auf<br />
die Suche nach seiner damaligen Beute macht, wird es eng für Peter und seine Familie ...<br />
Sehr viel besser als der letzte Krimi um den pensionierten Detective Hodges<br />
Stephen King, Finderlohn, Heyne, 542 S., 22,99 €<br />
Britannien, nicht lange nach dem Tod des legendären König Artus: Das Land ist verwüstet<br />
nach den Kriegen zwischen Briten und Sachsen. In einem kleinen Dorf lebt das alte Ehepaar<br />
Axl und Beatrice, doch die Dorfgemeinschaft macht den beiden klar, dass sie nur noch<br />
eine Belastung für die Gemeinschaft sind. Deshalb machen sich die beiden alten Leutchen,<br />
die immer noch in zärtlicher Liebe zu- und Fürsorge füreinander verbunden sind, auf dem<br />
Weg zu ihrem Sohn, der nicht viele Tagesreisen entfernt in einem anderen Dorf lebt. Auf<br />
ihrem Weg begegnen sie neben vielen Gefahren dem Ritter Gawein, der eine spezielle Aufgabe<br />
zu erfüllen hat. Was es mit dem im Titel erwähnten begrabenen Riesen auf sich hat, erfährt<br />
der Leser, auch wenn er es vorher ahnen mag, erst am Ende des Buches.<br />
Der Roman des japanisch-britischen Erfolgsautors Kazuo Ishiguro zeugt von innerer<br />
Ruhe und einer gewissen Abgeklärtheit. Trotz der geschilderten, teilweise brutalen Ereignisse<br />
wird der Leser „Action“ vergeblich suchen. Aber auch nicht vermissen. Ein spezielles Buch,<br />
das nicht unbedingt den Geschmack von jedermann treffen dürfte. Muss es aber auch nicht!<br />
Kazuo Ishiguro, Der begrabene Riese, Blessing, 414 S., 22,99 €.<br />
Text: Martina Lode-Gerke, Cover: Das Copyright der Cover liegt bei den Verlagen.<br />
132 Winter <strong>2015</strong> · top magazin DORTMUND