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Vorarlberg-3-2014

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unter der Lupe<br />

Schweinwerfer<br />

Am 11.11. hat allerorts in unseren Breiten der Fasching begonnen, oft verbunden<br />

mit der Übergabe von Rathaus-Schlüsseln an die Narren. Böse Zungen behaupten,<br />

daß es sich bei letzterem in vielen Fällen um eine reine Fleißaufgabe handle.<br />

Auch beim österreichischen Parlament kann man sich angesichts manches dort<br />

stattfindenden Treibens – wie z. B. dem Aufstellen pinkfarbener Luftmatratzen im<br />

Plenarsaal – des Eindrucks nicht erwehren, daß Narreteien bereits ganzjährig die<br />

Überhand gewinnen.<br />

Dies sei anhand des köstlichen und lehrreichen Beispiels der „Schweinwerferdebatte“<br />

illustriert. Im parlamentarischen Antrag mit der Ziffer 697/A vom<br />

22.10.<strong>2014</strong> des Abg. C. H., Kolleginnen und Kollegen heißt es:<br />

Der Nationalrat wolle beschließen: Das Kraftfahrgesetz 1976 wird wie folgt geändert:<br />

„In § 20 Abs. 4 wird das Wort ‚Schweinwerfer‘ gegen Scheinwerfer ersetzt“.<br />

Nach einer immerhin 116 Worte langen Begründung wird noch angefügt:<br />

„In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Verkehrsausschuß vorgeschlagen“.<br />

„Zitiert“<br />

Angesichts mancher Wirtschaftsprognosen<br />

liegt die Vermutung nahe,<br />

Kaffeesatzlesen den exakten Wissenschaften<br />

zuzuordnen.<br />

Unbekannt<br />

Wirtschaftskrisen erkennt man daran,<br />

daß die Bevölkerung aufgefordert<br />

wird, Vertrauen zu haben.<br />

M. Neef, chilenischer Ökonom<br />

Wenn wir hohe Preise fordern, beuten<br />

wir den Konsumenten aus, wenn<br />

wir niedrige Preise fordern, betreiben<br />

wir Vernichtungskriege gegenüber<br />

den kleineren Wettbewerbern, wenn<br />

wir die gleichen Preise wie die Konkurrenz<br />

fordern, stehen wir unter<br />

Kartellverdacht.<br />

Chef eines Mineralölkonzerns<br />

Hintergrund der ganzen juristisch-bürokratischen Angelegenheit ist ein simpler<br />

Druckfehler im Gesetzestext.<br />

Nicht ohne inneres Amüsement kann man dort die im besten Bürokratendeutsch<br />

formulierte Vorschrift nachlesen: „andere als die in § 14 Abs. 1 – 7, in den §§ 15<br />

und 17 bis 19 und in den Abs. 1 bis 3 angeführten Schweinwerfer … dürfen nur<br />

mit Bewilligung des Landeshauptmannes an Kraftfahrzeugen angebracht werden<br />

und nur, wenn der Antragsteller hiefür einen dringenden beruflichen oder wirtschaftlichen<br />

Bedarf glaubhaft macht“.<br />

Nun ist der berufliche Bedarf für einen Schweinwerfer ja selbst in ländlichen Gebieten<br />

nahezu auszuschließen. Das heißt, der parlamentarische Antrag wird wohl<br />

durchgehen, möglicherweise sogar ohne größere Diskussionen im Verkehrsausschuß.<br />

Man hätte natürlich auch ohne diesen enormen geistigen Aufwand und ohne Zeit<br />

und Kosten zu verschwenden das inkriminierende „w“ einfach löschen oder einen<br />

Fliegenschiß draufsetzen können oder was immer.<br />

Also: Etwas unbürokratisch lösen.<br />

Wenn sich nicht bald Entscheidendes ändert, werden wir darauf aber noch<br />

lange warten, meint<br />

Ihr<br />

Agilus<br />

Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem,<br />

das heißt auf der irrtümlichen<br />

Annahme, der andere werde<br />

gepumptes Geld zurückzahlen.<br />

Kurt Tucholsky<br />

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein<br />

der Scheinheiligen.<br />

Helmut Qualtinger<br />

Wenn ich Geld sage, meine ich damit<br />

jene Materie, die auf dem Weg zum<br />

Finanzamt flüchtig unsere Finger<br />

streift.<br />

Karl Farkas<br />

Wirtschaft Aktiv Nov. / 14 15

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