WIAK-1-2015
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Kommentar Wirtschaftssprecher Dr. Hubert Kinz zum Thema<br />
Steuerreform und Tourismus<br />
Abgesehen von massiven Verlusten der<br />
Regierungsparteien bei den Landtagswahlen<br />
in der Steiermark und Burgenland<br />
müsste Rot-Schwarz angesichts<br />
der Wirtschaftsdaten langsam ein<br />
Licht aufgehen, dass mit der geplanten<br />
Steuerreform kein großer Wurf gelandet<br />
wurde. Kanzler und Vizekanzler<br />
schaden damit dem Wirtschaftsstandort<br />
Österreich. Gut ist, dass sie damit<br />
ihre Wähler in Scharen vertreiben. So<br />
hoffen wir auf eine bessere Ausgangslage<br />
für echte Reformen. Ein Gesetzespaket<br />
mit unausgegorenen Tarifreformen,<br />
schleichenden Steuererhöhungen<br />
und Überbürokratisierung liegt vor.<br />
Die Tourismuswirtschaft wird unter<br />
gesetzlichen Generalverdacht genommen.<br />
So etwas kann nur jemandem<br />
einfallen, der selber nie einen Tourismusbetrieb<br />
geführt hat. So wird man<br />
das Arbeitsmarktproblem nicht lösen,<br />
sondern verstärken und die schwache<br />
Konjunktur nicht ankurbeln! Die Zahl<br />
der Arbeitslosen zeigt, dass es der<br />
Wirtschaft in Österreich nicht gut geht<br />
und viele Unternehmen keine Arbeitsplätze<br />
mehr erhalten, geschweige denn<br />
neue schaffen können.<br />
Die Wirtschaft kann sich noch so viel<br />
anstrengen und Steuern zahlen. Es<br />
wird alles damit pulverisiert, wenn es<br />
eine Regierung gibt, die nicht mit ihrer<br />
Verantwortung umgehen kann, die<br />
Steuereinnahmen in bodenlose Löcher<br />
versenkt und nicht die Probleme erkennt,<br />
die wir tatsächlich haben: zu<br />
hohe Lohnneben- und Zusatzkosten,<br />
keine echte Arbeitszeitflexibilisierung<br />
und nachhaltige Anreize für die Wirtschaft.<br />
Im Endeffekt helfen nur Arbeitsmarktreformen,<br />
die Senkung von<br />
Lohnnebenkosten bzw. Lohnzusatzkosten,<br />
ein nachhaltiger Bürokratieabbau<br />
und das Aufbrechen von starren<br />
Kollektivvertragsstrukturen sowie der<br />
geringen Arbeitszeitflexibilität, um<br />
die massiven Probleme in den Griff zu<br />
bekommen. Nur damit können unsere<br />
heimischen Unternehmer neue zukunftsorientierte<br />
Arbeitsplätze schaffen<br />
und die Wertschöpfung erhöhen.<br />
Hier versagen die Regierung und das<br />
Parlament in Wien.<br />
Bei der Vier- und Fünfsternehotellerie<br />
ist der Zimmerpreis laut Informationen<br />
der Österreichischen Hotel- und<br />
Tourismusbank (ÖHT) pro Person und<br />
Nächtigung im Median von 45 Euro im<br />
Jahr 1995 auf 71 Euro 2013 gestiegen.<br />
Bei den Dreisternhotels stieg der Preis<br />
im selben Zeitraum von 30 auf 47 Euro<br />
an. Laut ÖHT-Geschäftsführer<br />
Franz Hartl sind die tatsächlichen<br />
Zimmerpreise viel zu niedrig, um die<br />
von den Hotels getätigten Investitionen<br />
wieder hereinzuspielen. Ein Gast<br />
müsste theoretisch ein Tausendstel<br />
vom Zimmer-Errichtungspreis zahlen,<br />
um die getätigten Investitionen hereinzuspielen.<br />
Das wären im Schnitt 80<br />
Euro bei Dreisterne-, 200 Euro bei<br />
Dr. Hubert Kinz.<br />
Der Tourismus ist der große Verlierer der<br />
Steuerreform<br />
Viersternehotels. Schon jetzt ist die<br />
Ertragssituation der Hotels keine gute.<br />
Laut ÖHT liegt das Ergebnis der gewöhnlichen<br />
Geschäftstätigkeit (EGT)<br />
der Vier- und Fünfsternebetriebe im<br />
Median bei zwei Prozent, bei Dreisternebetrieben<br />
bei fünf Prozent. Im Jahr<br />
2013 hatten nur 55 Prozent der österreichischen<br />
Hotels ein positives EGT.<br />
Hartl schätzt, dass durch die Erhöhung<br />
der Mehrwertsteuer bereits 2016<br />
nur mehr zehn bis 20 Prozent schwarze<br />
Zahlen schreiben werden.<br />
In 22 von 28 EU-Staaten ist der Mehrwertsteuersatz<br />
auf Logis laut Wirtschaftskammer<br />
niedriger als in Österreich.<br />
In Deutschland wurde der<br />
Mehrwertsteuersatz 2010 von 19 auf<br />
sieben Prozent reduziert. In der<br />
Schweiz beträgt er nur 3,8 Prozent, in<br />
Italien und in Frankreich zehn Prozent.<br />
Es gibt eine Empfehlung der EU<br />
bezüglich des Mehrwertsteuersatzes<br />
auf Logis: Er soll fünf Prozent nicht<br />
übersteigen. Hier werden Fakten ignoriert,<br />
die volkswirtschaftlichen Schaden<br />
zur Folge haben!<br />
Rekordarbeitslosigkeit mit Arbeitszeitflexibilisierung bekämpfen!<br />
Lohnnebenkostensenkung dringend notwendig.<br />
Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit<br />
auch im Ländle sind neue Wege<br />
gefragt. Statt Milliarden von Steuergeldern<br />
in Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zu stecken, sollt man die Wirtschaft<br />
entlasten. Nur die Unternehmer<br />
schaffen die Arbeitsplätze, die<br />
das Land dringend braucht. Da<br />
kann man noch so qualifiziert sein,<br />
ohne Bedarf gibt es keinen Job.<br />
Ein Exportland wie Vorarlberg benötigt<br />
wettbewerbsfähige Kostenstrukturen.<br />
Die Wirtschaft wartet<br />
schon seit Jahren auf eine Modernisierung<br />
des geltenden Arbeitszeitgesetzes<br />
und einer entsprechenden<br />
Umsetzung in den Kollektivverträgen.<br />
Weiter braucht es eine Senkung<br />
der Lohnnebenkosten, um international<br />
wettbewerbsfähig zu sein.<br />
Nicht Arbeitsverteilung, sondern<br />
Arbeitszeitflexibilisierung ist das<br />
Rezept aus einer Krise. Das enge<br />
Zeitkorsett gefährdet den Wirtschaftsstandort<br />
und daher braucht<br />
es endlich die Bereitschaft auch seitens<br />
des ÖGB zu flexibleren Arbeitszeiten<br />
statt Arbeitszeitverkürzung.<br />
Die Arbeitsmarktkrise verlangt<br />
nach einer raschen Lösung. Festhalten<br />
an alten Zöpfen bringt nichts.<br />
Man muss die Zeichen der Zeit nutzen,<br />
um neue Rahmenbedingungen<br />
für die Wirtschaft zu schaffen. Jetzt<br />
kann die Sozialpartnerschaft zeigen,<br />
ob sie über eine Lösungskompetenz<br />
in Sachen Wirtschaftsstandortsicherung<br />
verfügt.<br />
Daher müssen sich neben der Gewerkschaft<br />
und der Industrie auch<br />
die Vertreter der KMU´s an einen<br />
Tisch setzen und das neue Arbeitszeitgesetz<br />
endlich umsetzen.<br />
Schließlich ist der Mittelstand die<br />
tragende Säule der Wirtschaft.<br />
Wirtschaft Aktiv Sept. / 15 5