26.04.2016 Aufrufe

WIAK-1-2015

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kommentar Wirtschaftssprecher Dr. Hubert Kinz zum Thema<br />

Steuerreform und Tourismus<br />

Abgesehen von massiven Verlusten der<br />

Regierungsparteien bei den Landtagswahlen<br />

in der Steiermark und Burgenland<br />

müsste Rot-Schwarz angesichts<br />

der Wirtschaftsdaten langsam ein<br />

Licht aufgehen, dass mit der geplanten<br />

Steuerreform kein großer Wurf gelandet<br />

wurde. Kanzler und Vizekanzler<br />

schaden damit dem Wirtschaftsstandort<br />

Österreich. Gut ist, dass sie damit<br />

ihre Wähler in Scharen vertreiben. So<br />

hoffen wir auf eine bessere Ausgangslage<br />

für echte Reformen. Ein Gesetzespaket<br />

mit unausgegorenen Tarifreformen,<br />

schleichenden Steuererhöhungen<br />

und Überbürokratisierung liegt vor.<br />

Die Tourismuswirtschaft wird unter<br />

gesetzlichen Generalverdacht genommen.<br />

So etwas kann nur jemandem<br />

einfallen, der selber nie einen Tourismusbetrieb<br />

geführt hat. So wird man<br />

das Arbeitsmarktproblem nicht lösen,<br />

sondern verstärken und die schwache<br />

Konjunktur nicht ankurbeln! Die Zahl<br />

der Arbeitslosen zeigt, dass es der<br />

Wirtschaft in Österreich nicht gut geht<br />

und viele Unternehmen keine Arbeitsplätze<br />

mehr erhalten, geschweige denn<br />

neue schaffen können.<br />

Die Wirtschaft kann sich noch so viel<br />

anstrengen und Steuern zahlen. Es<br />

wird alles damit pulverisiert, wenn es<br />

eine Regierung gibt, die nicht mit ihrer<br />

Verantwortung umgehen kann, die<br />

Steuereinnahmen in bodenlose Löcher<br />

versenkt und nicht die Probleme erkennt,<br />

die wir tatsächlich haben: zu<br />

hohe Lohnneben- und Zusatzkosten,<br />

keine echte Arbeitszeitflexibilisierung<br />

und nachhaltige Anreize für die Wirtschaft.<br />

Im Endeffekt helfen nur Arbeitsmarktreformen,<br />

die Senkung von<br />

Lohnnebenkosten bzw. Lohnzusatzkosten,<br />

ein nachhaltiger Bürokratieabbau<br />

und das Aufbrechen von starren<br />

Kollektivvertragsstrukturen sowie der<br />

geringen Arbeitszeitflexibilität, um<br />

die massiven Probleme in den Griff zu<br />

bekommen. Nur damit können unsere<br />

heimischen Unternehmer neue zukunftsorientierte<br />

Arbeitsplätze schaffen<br />

und die Wertschöpfung erhöhen.<br />

Hier versagen die Regierung und das<br />

Parlament in Wien.<br />

Bei der Vier- und Fünfsternehotellerie<br />

ist der Zimmerpreis laut Informationen<br />

der Österreichischen Hotel- und<br />

Tourismusbank (ÖHT) pro Person und<br />

Nächtigung im Median von 45 Euro im<br />

Jahr 1995 auf 71 Euro 2013 gestiegen.<br />

Bei den Dreisternhotels stieg der Preis<br />

im selben Zeitraum von 30 auf 47 Euro<br />

an. Laut ÖHT-Geschäftsführer<br />

Franz Hartl sind die tatsächlichen<br />

Zimmerpreise viel zu niedrig, um die<br />

von den Hotels getätigten Investitionen<br />

wieder hereinzuspielen. Ein Gast<br />

müsste theoretisch ein Tausendstel<br />

vom Zimmer-Errichtungspreis zahlen,<br />

um die getätigten Investitionen hereinzuspielen.<br />

Das wären im Schnitt 80<br />

Euro bei Dreisterne-, 200 Euro bei<br />

Dr. Hubert Kinz.<br />

Der Tourismus ist der große Verlierer der<br />

Steuerreform<br />

Viersternehotels. Schon jetzt ist die<br />

Ertragssituation der Hotels keine gute.<br />

Laut ÖHT liegt das Ergebnis der gewöhnlichen<br />

Geschäftstätigkeit (EGT)<br />

der Vier- und Fünfsternebetriebe im<br />

Median bei zwei Prozent, bei Dreisternebetrieben<br />

bei fünf Prozent. Im Jahr<br />

2013 hatten nur 55 Prozent der österreichischen<br />

Hotels ein positives EGT.<br />

Hartl schätzt, dass durch die Erhöhung<br />

der Mehrwertsteuer bereits 2016<br />

nur mehr zehn bis 20 Prozent schwarze<br />

Zahlen schreiben werden.<br />

In 22 von 28 EU-Staaten ist der Mehrwertsteuersatz<br />

auf Logis laut Wirtschaftskammer<br />

niedriger als in Österreich.<br />

In Deutschland wurde der<br />

Mehrwertsteuersatz 2010 von 19 auf<br />

sieben Prozent reduziert. In der<br />

Schweiz beträgt er nur 3,8 Prozent, in<br />

Italien und in Frankreich zehn Prozent.<br />

Es gibt eine Empfehlung der EU<br />

bezüglich des Mehrwertsteuersatzes<br />

auf Logis: Er soll fünf Prozent nicht<br />

übersteigen. Hier werden Fakten ignoriert,<br />

die volkswirtschaftlichen Schaden<br />

zur Folge haben!<br />

Rekordarbeitslosigkeit mit Arbeitszeitflexibilisierung bekämpfen!<br />

Lohnnebenkostensenkung dringend notwendig.<br />

Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit<br />

auch im Ländle sind neue Wege<br />

gefragt. Statt Milliarden von Steuergeldern<br />

in Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zu stecken, sollt man die Wirtschaft<br />

entlasten. Nur die Unternehmer<br />

schaffen die Arbeitsplätze, die<br />

das Land dringend braucht. Da<br />

kann man noch so qualifiziert sein,<br />

ohne Bedarf gibt es keinen Job.<br />

Ein Exportland wie Vorarlberg benötigt<br />

wettbewerbsfähige Kostenstrukturen.<br />

Die Wirtschaft wartet<br />

schon seit Jahren auf eine Modernisierung<br />

des geltenden Arbeitszeitgesetzes<br />

und einer entsprechenden<br />

Umsetzung in den Kollektivverträgen.<br />

Weiter braucht es eine Senkung<br />

der Lohnnebenkosten, um international<br />

wettbewerbsfähig zu sein.<br />

Nicht Arbeitsverteilung, sondern<br />

Arbeitszeitflexibilisierung ist das<br />

Rezept aus einer Krise. Das enge<br />

Zeitkorsett gefährdet den Wirtschaftsstandort<br />

und daher braucht<br />

es endlich die Bereitschaft auch seitens<br />

des ÖGB zu flexibleren Arbeitszeiten<br />

statt Arbeitszeitverkürzung.<br />

Die Arbeitsmarktkrise verlangt<br />

nach einer raschen Lösung. Festhalten<br />

an alten Zöpfen bringt nichts.<br />

Man muss die Zeichen der Zeit nutzen,<br />

um neue Rahmenbedingungen<br />

für die Wirtschaft zu schaffen. Jetzt<br />

kann die Sozialpartnerschaft zeigen,<br />

ob sie über eine Lösungskompetenz<br />

in Sachen Wirtschaftsstandortsicherung<br />

verfügt.<br />

Daher müssen sich neben der Gewerkschaft<br />

und der Industrie auch<br />

die Vertreter der KMU´s an einen<br />

Tisch setzen und das neue Arbeitszeitgesetz<br />

endlich umsetzen.<br />

Schließlich ist der Mittelstand die<br />

tragende Säule der Wirtschaft.<br />

Wirtschaft Aktiv Sept. / 15 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!