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Unterwegs mit Leidenschaft<br />
Als Studentin mit schmalem Geldbeutel verbrachte Ada Overberg-de Vrij<br />
vor fast 50 Jahren ihre Ferien zum ersten Mal in der Tiroler Zugspitz Arena.<br />
Die Holländerin, die in der Schweiz lebt, erzählt von ihren Urlauben<br />
mit einer Leidenschaft, die ansteckt.<br />
Die kleinen „Beizli“ haben es<br />
Ada Overberg-de Vrij angetan.<br />
Für Nichtschweizer: Damit<br />
sind die Wirtschaften und<br />
Jausen stationen am Wegesrand gemeint,<br />
willkommene Einkehrstationen für jemanden,<br />
der sein Urlaubsgebiet am liebsten<br />
zu Fuß erkundet.<br />
Genau das genießt die Holländerin, die<br />
in der Eidgenossenschaft lebt und in der<br />
Tiroler Zugspitz Arena seit fast 50 Jahren<br />
Ferien macht, am meisten: „Die Fußwanderwege<br />
sind das Schönste für mich. Abseits der<br />
Straßen in aller Ruhe dahinwandern, das ist<br />
für mich der vollkommene Genuss.“<br />
Noch einmal zum Mitschreiben: Holländerin,<br />
zu Hause in der Schweiz, zu Gast in Tirol.<br />
Wer mit ihr einen ausgiebigen Plausch führt,<br />
merkt bald, mit welcher Leidenschaft und<br />
Intensität sie alle drei Eigenschaften unter<br />
einen Hut bringt. Die Sprache ist dabei nur<br />
das eine. Die Begeisterung, mit der sie von<br />
Berwang und der umliegenden Bergwelt<br />
spricht, ist genauso groß wie die Lockerheit,<br />
mit der sie ihr Schwyzerdütsch verwendet.<br />
„Meine Tiroler Fründe verstahed mi“,<br />
meint sie. Und Reporter mit alemannischen<br />
Wurzeln zum Glück auch.<br />
Man kann sich Ada Overberg gut als eine<br />
vorstellen, die einen am ersten Tag eines<br />
Besuchs in der Tiroler Zugspitz Arena gleich<br />
einmal mit auf Wanderschaft nimmt. Nicht<br />
lange herumsitzen, etwas unternehmen! Mit<br />
dem Wetter wird man auf jeden Fall fertig.<br />
Seit fast 30 Jahren wohnt Ada Overberg-de Vrij<br />
in der Alpenperle in Berwang.<br />
Die ganze Region sei so schön, da dürfe man<br />
nichts versäumen, meint sie. Wenn man<br />
schon da sei, „dann kömmer des au gah<br />
aluege“. Wir können. Gehen und anschauen.<br />
Es war Liebe auf den ersten Blick<br />
Im Januar 1967 hat Ada Overberg zum ersten<br />
Mal Schritte durch ihr bevorzugtes Reiseziel<br />
gemacht. Als Studentin mit<br />
schmalem Geldbeutel war schon<br />
die Anreise ein Erlebnis: Mit<br />
dem Nachtzug von Utrecht nach<br />
Garmisch, dort mit dem Bus<br />
abgeholt und in einer einfachen<br />
Pension den Wintersporturlaub<br />
verbracht, bei einem ersten<br />
Meine Tiroler Fründe<br />
verstahed mi.<br />
Ada Overberg-de Vrij<br />
Claudia Singer, Ada Overberg-de Vrij<br />
und Reinhard Singer.<br />
Skikurs Alpinbegeisterung inhaliert. „Seitdem<br />
habe ich kein Jahr mehr ausgelassen“,<br />
berichtet sie, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.<br />
Mit dem Umzug in die Schweiz<br />
1997 habe sich zudem der Weg so verkürzt,<br />
dass es ja quasi ein Ausflug in die Nachbarschaft<br />
geworden sei – „in nur drei Stunden<br />
sind wir da. Da wär’s doch ein Blödsinn,<br />
wenn man nicht herfährt“. (Sie sagt natürlich<br />
„wann mer nüht goht“). Nicht nur mit der<br />
Familie hat sich Ada Overberg auf den Weg<br />
nach Berwang gemacht, sondern auch mit<br />
dem Turnverein und dem<br />
Freundeskreis. Auch der<br />
eine oder andere Wochenendausflug<br />
war dabei, oft<br />
für eine Feier mit der Familie<br />
oder bei den Gastgebern,<br />
die irgendwann auch Familie<br />
geworden sind.<br />
Ich ha‘ so viel<br />
Fotöli gemacht.<br />
Ada Overberg-de Vrij<br />
Der Vier-Jahreszeiten-Gast<br />
Seit 30 Jahren mittlerweile wohnt Ada<br />
Overberg-de Vrij bei Familie Singer in der<br />
Alpenperle, wenn sie nach Berwang kommt.<br />
Nicht nur im Winter ist sie regelmäßig da,<br />
auch im <strong>Sommer</strong> und im Frühjahr und im<br />
Herbst, ach, eigentlich immer. „Besonders<br />
gern aber im Herbst, wegen der Farben“,<br />
sagt sie. Um gleich darauf anzufügen: „Aber<br />
natürlich auch im Winter, weil’s schneesicher<br />
ist. Das ist natürlich groß für aktive<br />
Skifahrer.“ Sie selbst steigt nicht mehr so<br />
häufig in die Ski wie einst, aber der Nachwuchs,<br />
zwei Generationen, hat sich auch<br />
schon mit den Ferien in der Tiroler Zugspitz<br />
Arena angefreundet. Nur kulinarisch geht<br />
der Geschmack etwas auseinander. Söhne<br />
English Summary<br />
A Dutch woman who lives in Switzerland<br />
and regularly holidays in Tyrol? It<br />
may sound unusual, but this has been<br />
a tradition for Ada Overberg-de Vrij<br />
for almost 50 years. She’s come every<br />
single year since 1967 and still loves it,<br />
and as Switzerland is just three hours<br />
away, she visits several times a year<br />
to savour the beauty of the region in<br />
all the seasons. Today, Ada particularly<br />
enjoys hiking off the beaten track, but<br />
she originally came as a student on a<br />
limited budget for a skiing holiday.<br />
For 30 years, Ada has been a guest<br />
of the Alpenperle apartments run by<br />
the Singer family, and over time has<br />
brought along friends, family and<br />
her gymnastics club. And the younger<br />
people in her family have also grown<br />
very fond of the region. Ultimately,<br />
Ada’s love of the region is an<br />
inspirational story about getting to<br />
know and understand the people<br />
here – and in that respect, her journey<br />
is far from at its end.<br />
und Enkel bevorzugen Kaiserschmarrn, sie<br />
selbst schwärmt von Paulas Krautkrapfen.<br />
„In der Rimmlstube, nur auf Vorbestellung,<br />
nur für mich …“<br />
Es ist eine Geschichte über Menschen,<br />
die einander kennenlernen, einander dann<br />
verstehen lernen und die sich irgendwann<br />
richtig gern mögen, die Ada Overberg da<br />
erzählt. In einer Landschaft, die 365 Tage<br />
im Jahr schön ist – „ich ha‘ so viel Fotöli gemacht“<br />
– sind es für sie diese Begegnungen,<br />
die einzelne Tage und Stunden in der Erinnerung<br />
verankert haben. Und die sie dazu<br />
inspirieren, ihre Erlebnisse mit Land und<br />
Leuten auch mit anderen zu teilen. Oder<br />
gleich wieder aufzubrechen, jetzt wo wir zu<br />
Ende gefrühstückt haben, um in all dem Vertrauten<br />
wieder etwas Neues zu sehen und<br />
zu spüren. Sie hat, so gesehen, noch viele<br />
Wege vor sich.<br />
<br />
Ulrich Pfaffenberger<br />
Für diese Aussicht lohnt es sich,<br />
immer wieder zu kommen.<br />
Auch Wellness ist angesagt.