In Art We Trust — Money In Art In Money
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ART AND MONEY<br />
stellen mit der Größe kapitalistischer Totalität zu<br />
ringen, die vermehrt mit Geld gleichgestellt ist. Geld<br />
ist neben all seinen Makeln und seiner innewohnenden<br />
Unfähigkeit echten zugrundeliegenden <strong>We</strong>rt zu<br />
repräsentieren, eine fast hypnotisierende Chiffre für<br />
den Kapitalismus, den es zu koordinieren und zu erleichtern<br />
vermag. Meine Hypothese ist, dass die Faszination<br />
der Künstler für Geld aus der eigenartigen<br />
<strong>We</strong>ise entspringt, in der es die zentralen, zu Beginn<br />
des <strong>Art</strong>ikels umrissenen, Widersprüche ausdrückt.<br />
Der Kapitalismus verlangt gleichzeitig nach einer<br />
Repräsentation und entzieht sich ihrer im gleichen<br />
Zug. Jenseits der selbstevidenteren Bedeutungen<br />
und Gesten der einzelnen Künstler dieses Feldes,<br />
glaube ich, dass es dieser Widerspruch ist, der die<br />
<strong>In</strong>spiration, die Herangehensweise und die Rezeption<br />
von Geldkunst in Anspruch nimmt.<br />
Ich will drei Strategien kennzeichnen, die ich in<br />
<strong>We</strong>rken der Geldkunst verfolgt sehe. Nun im Grunde<br />
sind es dreieinhalb, bei der erste kann von einer<br />
richtigen Strategie nicht wirklich die Rede sein: es<br />
ist der bloße Opportunismus. Angesichts der Tatsache,<br />
dass die heute herrschende Finanzklasse<br />
sich weitestgehend durch ihren Zugang zu Geld definiert,<br />
widmen sich viele sogenannte Künstler, dem<br />
garnieren der Reichen mit Bildern oder gefälligen<br />
Materialisierungen dieser magischen Substanz.<br />
Von Gemälden, über Mode, hin zu Juwelierarbeiten.<br />
Es gibt zahllose Künstler, die sich der einfachen<br />
Ästhetik des Geldes bedienen um unkritische, häufig<br />
protzig-kitschige, Konsumwaren zu erschaffen,<br />
die, zur persönlichen Bereicherung des Künstlers,<br />
auf die Eitelkeiten der Wohlhabenden ausgerichtet<br />
sind. Nichtsdestotrotz ist diese Halbstrategie, in<br />
sich und über sich selbst äußerst aufschlussreich.<br />
Wie Marc Taylor (2011) bemerkt, ist über die<br />
letzten zwanzig Jahre eine neue Brut Künstler und<br />
Kunstsammler von völlig neuer Qualität aufgetaucht.<br />
Für Taylor, stellen Kunst-Superstars wie Takashi<br />
Murakami, Jeff Koons und Damien Hirst einen paradigmatischen<br />
Bruch dar, selbst zu einer vorangegangen<br />
Generation marktbewusster Künstler,<br />
deren Galionsfigur Andy Warhol gewesen sein mag.<br />
Unter diesem neuen Paradigma fordern solche<br />
₹.: v. o. n. u. William M. Harnett, 5 Dollar Bill, 1877<br />
Öl auf Leinwand, 20,3 × 30,8 cm<br />
© Philadelphia Museum of <strong>Art</strong><br />
John Haberle, The Changes Of Time, 1888<br />
Öl auf Leinwand, 61 × 51 cm<br />
© chnm.gmu.edu<br />
John F. Peto, Trompe L‘Oeil with Ten Dollar Bill, 1889<br />
Öl auf Leinwand, 54,6 × 45,7 cm<br />
© Pennsylvania Academy of the Fine <strong>Art</strong>s<br />
Victor Dubreuil, Cross of Gold, 1896<br />
Öl auf Leinwand, 25,4 × 55,5 cm<br />
© chnm.gmu.edu<br />
Künstler den Markt nicht länger pietätvoll heraus,<br />
um die modernistische Abgrenzung zwischen Kunst<br />
und Leben weitergehend zu hinterfragen und zu<br />
destabilisieren, oder um eine postmodernistische<br />
Skepsis mit Respekt gegenüber den Ansprüchen der<br />
Avantgarde (Bürger, 1084) auszudrücken. Vielmehr<br />
begrüßen diese finanzialisierten Künstler aktiv ihre<br />
neue Identität als „Marken“, ohne Ironie, <strong>In</strong>trospektion,<br />
oder Widerwillen und ebenso ihre Rolle als Produzenten<br />
spekulativer Warengüter innerhalb eines<br />
ebenso spekulativen Kunst-(Super)Marktes.<br />
<strong>In</strong> seiner sorgsamen Antwort auf Taylors pessimistische<br />
und womöglich krypto-romantischen<br />
Geißelung dieser Künstler, bestätigt Noah Horowitz<br />
(2011), Autor des faszinierenden Buch „The <strong>Art</strong> of<br />
the Deal (2011)“ und zu jenem Zeitpunkt Direktor<br />
der Kunst Messe The Armory Show, dass die Kunst<br />
in der Tat tiefgehend unter finanziellen Einflüssen<br />
auftauchender Klassen, sogenannter High Networth<br />
<strong>In</strong>dividuals (HNWIs), steht, deren niederes, ungerührtes<br />
<strong>In</strong>teresse an der Kunst als Luxusanlage-<br />
<strong>In</strong>strumente selbst den Zorn des Kunstwelt-Buhmanns/<br />
Superstar-Sammler Charles Saatchi auf<br />
sich zog. Horowitz hinterfragte jedoch auch Taylors<br />
Wünsche nach einer scharfen Trennung zwischen<br />
einem wirtschaftlich motivierten Jetzt und einem<br />
scheinbar unschuldigerem Damals. Horowitz zählt<br />
wohl selbst zu den überzeugendsten und aufschlussreichsten<br />
Forschern in der Aufdeckung<br />
ESSAY 321