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In Art We Trust — Money In Art In Money

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Wandteppiche flechtet. <strong>We</strong>rke, die den Einfluss<br />

des Geldes und das Vertrauen auf die Kett- und<br />

Schussfäden menschlicher Aktivität beleuchten.<br />

<strong>In</strong> neueren Arbeiten, experimentiert González mit<br />

Banknoten, die er bis zur totalen Dematerialisierung<br />

durchlöchert und aneinander näht. Als visuelles<br />

Echo faulenden und sich zersetzenden Abfalls<br />

auf Mülldeponien auf der ganzen <strong>We</strong>lt, verlangt<br />

Gonzáles Arbeit eine Antwort auf die Frage was dem<br />

Geld seinen <strong>We</strong>rt gibt, indem es im Akt der Zerstörung<br />

gerade soviel der ursprünglichen Form erhalten<br />

lässt, dass es noch als Geld wiederzuerkennen<br />

ist. Es hat etwas postapokalyptisches und melancholisches<br />

an sich, als wäre man ein außerirdischer<br />

Besucher, der auf die Trümmer des Kapitalismus<br />

und seiner destruktiven Zivilisation herabblickt,<br />

Als wäre dieses zerstörte, schmutzige, zersetzte<br />

Geld ein entstelltes Sakrament, eine Gebetsschärpe<br />

oder Robe eines von Heiligkeit enthobenen Klerikers,<br />

in Vergessenheit zurückgelassen in Abwesenheit<br />

frommer Glaubensanhänger. Und doch bleibt ein<br />

Hauch zärtlicher Zerbrechlichkeit. Im Gegensatz zu<br />

weniger subtiler Arbeiten, die unbeholfen illustrieren<br />

wie „wertlos“ Geld ist, scheinen diese <strong>We</strong>rke<br />

unserem Irrglauben zu erlauben fortzubestehen,<br />

wenn auch am seidenen Faden.<br />

IN ART WE TRUST<br />

Auch hier mag es uns möglich sein, hinter den<br />

Zynismus und den Pessimismus zu blicken um festzustellen,<br />

dass bei aller Misere, die es verursacht,<br />

bei aller zu verantwortenden Perversion von <strong>We</strong>rtvorstellungen,<br />

Geld vor allem eines ist: in hohem<br />

Maß kreativ. Ich meine damit nicht auf eine <strong>We</strong>ise<br />

in der Förderer des freien Marktes die kreative<br />

Energie im Kapitalismus zelebrieren, lobsingend der<br />

„schöpferische Zerstörung“ des Systems.<br />

Vielmehr denke ich dabei an den konstanten, alltäglichen<br />

kreativen Aufwand, den wir allezeit betreiben,<br />

dem Geld seinen <strong>We</strong>rt beizumessen. Sind wir<br />

letztendlich nicht alle, in einem gewissen Ausmaß,<br />

Mitschuld an einer öffentlichen Verschwörung einen<br />

nutzlosen Gegenstand mit <strong>We</strong>rt zu versehen, einem<br />

immerwährenden Schauspiel und eines täglichen<br />

Glaubenmachens und Bedeutungsschaffens?<br />

Max Haiven 330

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