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In Art We Trust — Money In Art In Money

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fangsbereitschaft zu schalten und dann würde ich<br />

vielleicht mal hingehen und gucken was die sonst so<br />

fabrizieren um mir daraus ein Bild zu machen. Das<br />

ist aber alles immer nur für den Moment gegeben.<br />

Alle Dinge, die ich für mein berufliches Leben<br />

geplant habe, wenn ich meinte das geht weiter mit<br />

diesem oder jenen Künstlern, das hat sich zu 99<br />

Prozent als Illusion herausgestellt.<br />

Das klingt sehr resigniert,<br />

Hat Sie das Business abgehärtet?<br />

Das Geschäft hat mich nicht hart gemacht, ich hab<br />

sogar noch gute Laune, wir bauen gerade erst eine<br />

neue Galerie. Aber deswegen muss ich ja nicht wie<br />

Tante Erika aus der Märchenstunde hierüber erzählen.<br />

Dieses Business ist ein hartes und von einer<br />

Langlebigkeit hierbei zu sprechen fällt auch<br />

mir schwer. Und ich mache das nächste Woche seit<br />

24 Jahren professionell <strong>—</strong> das ist doch schon mal<br />

was (lacht). Alle Aussagen über Künstler, über die<br />

Zukunft und Versprechen ob das nun so oder so<br />

ist, das ist alles für mich im Bereich der Märchenerzählung.<br />

Bei dem Versprechen ob ein Künstler<br />

bei uns zu Erfolg kommt, wird die Rechnung auch<br />

ohne den Gegenüber gemacht: ich habe so viele aufstrebende<br />

Talente hier kommen und gehen sehen…<br />

<strong>In</strong> dem Business ist Talent gut, aber nicht ausreichend.<br />

Da kommen viele Faktoren zusammen, die zusammen<br />

funktionieren müssen um eine langfristige<br />

Karriere zu haben. Also um ein Beispiel zu geben:<br />

Georg Baselitz hat eine Karriere, die mittlerweile<br />

53 Jahre umfasst. Der ist 53 Jahre im Betrieb geblieben,<br />

das ist eine lange Zeit. Davon gibt es in unserem<br />

Land ich glaube fünf, oder vier die das vorweisen<br />

können. Kiefer, Richter, man kann wahrscheinlich<br />

noch Markus Lüpertz dazu zählen, der ist auch<br />

schon lange dabei und dann wird es auch schon dünn.<br />

Und da rechne ich Österreich und die Schweiz<br />

schon dazu. Also aus Millionen kommen wir da auf<br />

vier bis fünf Künstler, die das über vier oder fünf<br />

Jahrzehnte geschafft haben gegen wahrscheinlich<br />

ein- bis zweieinhalbtausend Künstler zur Zeit.<br />

Wie kalkulieren Sie Preise für neue<br />

Künstler auf dem Markt?<br />

Aufgrund von Erfahrung und aufgrund vom Kontext.<br />

<strong>We</strong>nn man irgendwen Neues hat und man sieht wie<br />

es um seine Arbeit gestellt ist, die Kriterien erfüllt<br />

sind, die man sich einmal aufgestellt hat – ich rede<br />

da von mir selbst und meinen eigenen Mindestanforderungen<br />

an Kunstwerke – wenn die erfüllt sind,<br />

dann schaut man sich an wie die Marktsituation für<br />

ähnliche Künstler ist und dann entscheide ich meist<br />

aus dem Bauch heraus. Was wäre es mir persönlich<br />

wert? Was würde ich dafür auf den Tisch legen?<br />

So entsteht ein Preis.<br />

Der Künstler handelt seine<br />

Preise also nie mit aus?<br />

<strong>We</strong>nn der Künstler über soviel Erfahrung verfügt,<br />

dass er neben seinem Atelier auch noch<br />

genau weiß was auf dem Markt zuständig ist…<br />

Ich gehe ja auch nicht ins Atelier und fange an<br />

zu malen. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

äußert sich ja darin, dass man eine gute Arbeitsteilung<br />

hat. Wir sind ja im günstigsten Fall<br />

Manager und Berater des Künstlers und eine<br />

gute Arbeit des Galeristen zeichnet sich dadurch<br />

ab, ähnlich wie die eines Verlegers oder<br />

Filmproduzenten, dass er seine Leute schützt. Also<br />

wieso sollte ich für eine Künstlerin oder einen Künstler,<br />

der gerade erst anfängt, einen riesengroßen Preis<br />

ausrufen? Normalerweise ist eine Künstlerkarriere<br />

aufgebaut wie ein solides Haus, das benötigt ebenfalls<br />

ein Fundament, dann macht man den Keller, das<br />

Erdgeschoss und so weiter. Irgendwann setzt man<br />

ein Dach darauf. Und wenn man sich daran hält und<br />

alle intelligent und fleißig bleiben, dann kommt das<br />

alles meistens auch zu einem ganz guten Ergebnis.<br />

Bruno Brunnet<br />

Wie beobachten Sie den Trend,<br />

dass Künstler heute auch direkt die<br />

Auktionshäuser beliefern?<br />

Ob das für die Kunst gut ist,<br />

das sei mal dahingestellt.<br />

Dann wirst du eben <strong>In</strong>nendekorateur<br />

– ist doch auch okay.<br />

Da ist nichts schädliches daran,<br />

nur Künstler bist du dann<br />

eventuell nicht mehr.<br />

Ich finde, dass sollen die ruhig alle machen. Meines<br />

Wissens nach ist der einzige, der ein Auktionshaus<br />

direkt beliefert hat Damien Hirst – was immer ihn<br />

auch dazu angetrieben hat. Ich weiß nur nicht, ob der<br />

dabei auch so glücklich ist. Er ist vielleicht reich, aber<br />

es ist ein ziemlicher Irrgarten, in den man sich damit<br />

begibt. <strong>We</strong>nn man irgendwann nur noch mit Geldleuten<br />

zu tun hat, dann gewinnt das eine Eigendynamik.<br />

»Sag mir mit wem du verkehrst und ich sag dir wer<br />

du bist«. Ob das dann noch für die Kunst gut ist sei<br />

mal dahingestellt. Dann wirst du eben <strong>In</strong>nendekorateur<br />

– ist doch auch okay. Da ist ja nichts schädliches<br />

daran – nur Künstler bist du dann eventuell nicht<br />

mehr. <strong>We</strong>nn ich allein sehe, dass, wie letzte Woche,<br />

ein Gemälde von Peter Doig wieder für 11 Millionen<br />

Pfund verkauft worden ist, dann hat damit Peter<br />

Doig ja nichts zu tun. Er hat es damals verkauft für<br />

1500 Pfund oder so etwas und jetzt kriegt der Verkäufer<br />

nach 20-25 Jahren, wie er das Bild hatte,<br />

11 Millionen auf das Konto. Schön! – Hat der Peter Doig<br />

aber gar nichts von. Während der Damien Hirst eine<br />

vorsätzliche Entscheidung getroffen hat und gesagt<br />

hat »Ich schalte den Kunsthandel aus, übergehe die<br />

Galerien und bringe das Zeug direkt zum Auktionshaus<br />

hin.« Das ist ein himmelweiter Unterschied, den<br />

kann man nicht miteinander vergleichen.<br />

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