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In Art We Trust — Money In Art In Money

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<strong>We</strong>nige Einflussreiche bestimmen den Markt<br />

<strong>In</strong> den 1970 er Jahren sah die <strong>We</strong>lt noch etwas übersichtlicher aus. Damals schrieb der Schriftsteller Tom<br />

Wolfe seinen Kunsthasser-Essay »The painted word« (Das gemalte Wort, 1975). Die Struktur innerhalb des<br />

Kunstbetriebs ist jedoch die gleiche geblieben: Einige wenige bestimmen, was die Öffentlichkeit als wertvolle<br />

Kunst wahrnimmt. Tom Wolfe zeterte: »Die Entscheidungsträger in der Modernen Kunst – das sind Fachjournalisten<br />

in den Zeitschriften und Medien, Museumsleute, Galeristen, Kunsthistoriker und schließlich die<br />

Künstler selbst – setzen sich international gesehen nämlich folgendermaßen zusammen: 750 in Rom, 500<br />

in Mailand, 1750 in Paris, 1250 in London, 2000 in Berlin, München und Köln/ Düsseldorf, 3000 in New York<br />

City und 1000 verteilt über den Rest der <strong>We</strong>lt. Das sind ca. 10.000 Seelen verteilt auf 8 Städte. Mehr nicht!<br />

Diese oberen 10.000 machen die ganze Moderne Kunst. Die restlichen hundert Millionen werden lediglich<br />

informiert. Das heißt für die amerikanische Kunst, dass sich fast alles in New York City abspielt und zwar auf<br />

einem sehr überschaubaren Areal in Manhattan. Die Öffentlichkeit, die in der Literatur, in der Musik und im<br />

Theaterleben mitbestimmt, hat in der Kunst, in der Malerei und der Plastik, nichts zu sagen. Hier wird sie mit<br />

bereits feststehenden Tatsachen konfrontiert, die die Kulturwelt eines ganz engen Kreises ausgewählt hat.«<br />

Partizipation hinter dem roten Seil in einem Museum, und trotz der Globalisierung, einige wenige Obere,<br />

die über den Markt Kulturgüter bewerten – Distanz ist auch heute noch ein wesentliches Merkmal in der<br />

Betrachtung und Beobachtung der Kunst. Ironischerweise, da Kunst heute jedem zugänglich erscheint.<br />

Wahrgenommen werden vor allem die sogenannten Stars. Diejenigen, die sich über eine Galerie, die<br />

Medien und hohe Preise so gut wie möglich vermarktet haben. Der <strong>We</strong>ttbewerb begründet einen Starkult,<br />

den jeder Kunstliebhaber für verdächtig halten muss. Denn es gehört zum <strong>We</strong>sen des <strong>We</strong>ttbewerbs,<br />

dass schon der Zweitplatzierte als Verlierer gilt. Ein Markt strebt nach Übersichtlichkeit. Es profitieren<br />

nur wenige, die allerdings überproportional. Während Künstler wie Damien Hirst, Urs Fischer oder<br />

Jeff Koons große <strong>We</strong>rtsteigerungen erfahren, bleibt ein immer größer werdender Teil ausgeschlossen.<br />

Während sich mehr als 380.000 Menschen innerhalb von drei Monaten die Gerhard-Richter- Ausstellung<br />

»Retrospektive Gerhard Richter: Panorama« in der Neuen Nationalgalerie in Berlin ansehen, finden andere<br />

ihre Öffentlichkeit in einem Kunstverein – oder während einer Restauranteröffnung in Berlin Mitte.<br />

Bekannte Namen verkaufen, denn der Bauer frisst nur, was er kennt.<br />

Die Folge ist eine Gesamtgesellschaft, wie wir sie aus dem Popbusiness genauso kennen wie aus<br />

der Autoindustrie: Immer weniger verdienen immer mehr auf Kosten der Vielfalt und Gerechtigkeit.<br />

IN ART WE TRUST<br />

Nicole Zepter<br />

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