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In Art We Trust — Money In Art In Money

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Was geschah während des Turner Prize?<br />

ABANDON ALL ART NOW<br />

Nachdem sie mit der Musik gebrochen hatten, gründeten Drummond und Cauty 1993 die K Foundation um<br />

sich einem neuen Betätigungsfeld zuzuwenden – der Kunst. Allein dieser Umstand ist bereits beispiellos:<br />

Musiker, die abseits der Musik, in gemeinsamer Sache weiterarbeiten, nachdem die gemeinsame Band<br />

aufgelöst wurde – sieht man von Bandmitgliedern ab, die nach dem Ende der gemeinsamen Band geheiratet<br />

haben. Nicht nur Cautys und Drummonds anhaltende funktionierende Partnerschaft weist daraufhin, dass<br />

es ihnen ohnehin nie um die Musik gegangen ist, sondern dass diese ihnen immer ein Mittel zu einem Zweck<br />

gewesen ist. Einer der sich bald offenbaren sollte. Die beiden blieben für ihre neuen medienwirksamen Aktionen<br />

ihren Illuminatus!-Personas treu, als sie mit der Platzierung einer Serie von <strong>We</strong>rbeanzeigen, mitsamt<br />

Pyramiden-Symbolen im Illuminatus!-Stil und kryptischen Parolen wie »Time is running in« oder »Divide and<br />

Kreate«, ihre Aktivitäten wieder aufnahmen. Sie entstellten öffentliche Reklameflächen und schalteten ihre<br />

delphischen Ankündigungen in der gesamten britischen Tagespresse. Anfänglich drehten sich diese noch<br />

um die immanente Natur der Zeit und versprachen einen <strong>We</strong>g heraus, aus unserer heutigen Auffassung für<br />

diese, hin zu einem Verständnis für einen »ewigen« Zustand. Diese Annoncen wurden beschrieben als situationistisch<br />

inspiriert, doch die K Foundation bezog sich nicht auf bereits existierende Anzeigen, sondern<br />

ließen sich tausende Pfund kosten, eigene <strong>In</strong>serate zu schalten. Dabei bewarben sie nichts anderes als sich<br />

selbst und schlugen somit einen anderen <strong>We</strong>g ein als einen, den die Situationisten bereiteten.<br />

Die Anzeige »Abandon All <strong>Art</strong> Now« im August 1993 war die erste, die sich explizit auf die Gegebenheit<br />

Kunst und nicht auf das Motiv der Zeit bezog. Dieser folgte zwei Wochen später eine weitere die fortfuhr:<br />

»It has come to our attention that you did not abandon all art now. Further direct action is thus necessary«.<br />

Desweiteren nominierte die K Foundation eine Auswahl von vier bekannte Gegenwartskünstlern für ihren somit<br />

ausgerufenen Award »K-Prize for the Worst <strong>Art</strong>ist of the Year«. Der zweifelhafte Gewinner würde in Folge<br />

im Tate Museum in London ausgestellt werden. Da die von der K Foundation getroffene Auswahl<br />

identisch der nominierten Künstler für den, vom Tate organisierten und an junge, aufstrebende Künstler<br />

vergebene Turner Prize des selben Jahres war, der somit den ursprünglichen Anlass für die Ausstellung im<br />

Tate gab, hielt man das Ganze weitestgehend für nichts weiter als einen zynischen Kommentar auf die<br />

Begleitumstände der Preisvergabe, die nie ohne Kontroversen geblieben ist. Schon bald sollte sich aber<br />

zeigen, dass das noch nicht das Ende des Ganzen beschrieben hatte.<br />

Eine letzte Anzeige informierte darüber, dass der Gewinner ihres K-Prizes in einem TV-Spot während der<br />

Übertragung der Turner Prize-Veranstaltung auf Channel 4 bekanntgemacht werden würde. Im Vorfeld der<br />

Turner Prize-Veranstaltung wurde Rachel Whiteread von der K Foundation kontaktiert um sie darüber zu<br />

informieren, dass man sie als Gewinnerin des K-Prizes in Form von £40.000 ausgewählt habe.<br />

Die Künstlerin verbot ihnen daraufhin, ihren Namen in der geplanten TV-Übertragung zu nennen.<br />

25 Zeugen (Kunstkritiker, Journalisten, Funktionäre aus der Musikbranche, Künstler und zusätzlich weitere<br />

15 Photografen und Filmtechniker) wurden dazu eingeladen am 23. November, dem Tag der Verleihung des<br />

Turner Prizes, an der Preisübergabe der eigenen Auszeichnung teilzunehmen. Sie wurden, in einem Konvoi<br />

aus weißen Limousinen, angeführt von einer goldenen, auf ein offenes Feld in der Nähe der Heston Service<br />

Station gefahren, auf dem zwei orange-lackierte K Foundation-Saracen-Panzerwagen im Kreis um eine<br />

improvisierte Ausstellung herumfuhren, die über ihre Soundanlagen ABBAs »<strong>Money</strong>, <strong>Money</strong>, <strong>Money</strong>« und<br />

KLFs »K Sera Sera« abspielten. Ihnen wurde eine Presseklärung sowie 1650 Britische Pfund ausgehändigt.<br />

Die Erklärung besagte, dass die 25 x 1600 Pfund kollektiv den £40.000-Preis ausmachten und die zusätzlichen<br />

50 Pfund für die Zeugen wären, die das Geld dadurch verifizieren sollten, indem sie es ausgaben.<br />

PROLOG 5

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