Cruiser im Sommer 2016
Die Super-Sonder-Nummer mit mehr Seiten - für den ganzen Sommer. Mit Gewinnspiel, News und einem extrem ausgeklügelten Persönlichkeitstest.
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sommer <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />
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cruiser<br />
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<strong>Sommer</strong>-<br />
Special<br />
Pride, CSD & Co.<br />
Rückblick und Ausblick<br />
<strong>Sommer</strong>-Quiz<br />
Welche Persönlichkeit bist du?<br />
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Die Super-Sonder-<br />
<strong>Sommer</strong>-Nummer
3<br />
Editorial<br />
#undetectable<br />
HIV-positiv. HIV-positiv. Nicht Nicht ansteckend. drgay.ch<br />
Liebe Leser<br />
Ursprünglich wollten wir «nur» eine Geschichte über die Pride <strong>2016</strong> machen. Während der Recherchen<br />
stellten wir dann aber fest, dass es viel spannender wäre, mal zu schauen, was denn die Pride oder<br />
der CSD effektiv bewirkt haben. Andreas Faessler geht in seiner Titelgeschichte unter anderem genau<br />
dieser Frage nach. Ausserdem haben wir tief <strong>im</strong> Archiv gewühlt und einige spannende Facts zu den<br />
Anfängen des «CSD» in der Schweiz zusammengetragen. Der <strong>Sommer</strong> ist da und <strong>Cruiser</strong> hilft dir bei der Persönlichkeitsfindung:<br />
Unser Test auf Seite 20 unterstützt dich bei deiner Identifikationsbildung und -hinterfragung. Oder so. Und wenn wir schon be<strong>im</strong><br />
«<strong>Sommer</strong>» sind: Auch in diesem Jahr haben wir einen tollen Wettbewerb. Mehr dazu auf Seite 34.<br />
Wir wünschen dir einen fantastischen <strong>Sommer</strong> und kommen Ende August wieder zurück!<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
inhalt<br />
4 Thema Pride, CSD & Co.<br />
9 Kultur Update<br />
11 agenda Pride-Saison<br />
13 <strong>Cruiser</strong> bei Ministry Of Kink<br />
14 Interview mit Peter Thommen<br />
16 Kolumne Bötschi klatscht<br />
22 Kolumne Michi Rüegg<br />
24 Serie Sexualität in Geschichte &<br />
Literatur<br />
27 Kolumne Thommen meint<br />
28 Kolumne Pia Spatz<br />
29 Ratgeber Dr. Gay<br />
30 Serie Ikonen von Damals<br />
17 Kultur Update<br />
18 News National & International<br />
20 Special <strong>Cruiser</strong>-Wettbewerb<br />
34 Special Der grosse Psycho-Test<br />
36 <strong>Cruiser</strong> bei der Erotik-Factory<br />
38 Juhuu! von der Redaktion<br />
Besuche uns an der Pride in Zürich am 10. / 11. Juni auf dem Kasernenareal oder in Fribourg<br />
am 25. / 26. Juni <strong>im</strong> Dorf in unserem Zelt! Wir freuen uns auf dich!<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Nicole Senn<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />
Daniel Diriwächter, Andreas Faessler, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel,<br />
Pia Spatz, Peter Thommen.<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Online-Redaktion online@cruisermagazin.ch<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 31. August<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
4 xxx<br />
Thema 5<br />
xxx<br />
Pride, CSD & Co.<br />
Ist die Pride heutzutage<br />
noch notwendig?<br />
LGBT*-Menschen leben in der Schweiz mehrheitlich in einem sicheren und<br />
offenen Umfeld. Man mag sich fragen, ob es angesichts dieser Fortschritte<br />
überhaupt noch Pride-Festivals und Demo-Paraden braucht<br />
VON Andreas Faessler<br />
Z<br />
war ist die Geschichte wohl allen einigermassen<br />
bekannt, aber weil‘s so<br />
schön ist, sei sie gleich zu Beginn<br />
noch einmal kurz erzählt: Wir schreiben den<br />
28. Juni 1969. Im Greenwich Village, einem<br />
New Yorker Stadtteil in Manhattan, trifft<br />
sich wie <strong>im</strong>mer ein bunt gemischtes Publikum<br />
von Schwulen, Transen und Dragqueens<br />
in der «Stonewall Inn-Bar» an der<br />
Christopher Street. Es war eine Zeit, in der<br />
die Staatsgewalt fast regelmässig willkürliche<br />
Razzien in solch einschlägigen Lokalen<br />
durchführte und dabei alles andere als z<strong>im</strong>perlich<br />
mit den Leuten umging – ein deutliches<br />
Zeichen schwelender Unterdrückung<br />
und Diskr<strong>im</strong>inierung auch von behördlicher<br />
Seite her. Als an besagtem Tag einmal mehr<br />
rüde Polizisten die Bar stürmten und das<br />
Publikum kontrollierte, verhöhnte und beleidigte,<br />
war das Fass voll: Die Gästeschar<br />
lehnte sich gemeinsam gegen die Beamten<br />
auf. Es begann ein heftiger Aufstand teils mit<br />
Strassenschlachten, die über Wochen <strong>im</strong>mer<br />
wieder neu entbrannten.<br />
Dieser heftige Widerstand gegen die<br />
Staatsgewalt war die Initialzündung für eine<br />
riesige Bewegung um die Rechte von<br />
LGBT*-Menschen, welche von der Christopher<br />
Street <strong>im</strong> Greenwich Village aus um die<br />
Welt gehen sollte. Bereits ab dem Jahr nach<br />
den Aufständen fand in New York jährlich ein<br />
«Christopher Street Liberation Day» statt, an<br />
dem Menschen <strong>im</strong> Rahmen einer friedlichen<br />
Demo für ihre Rechte einstanden. Ab 1972<br />
wurden auch in verschiedenen Städten Europas<br />
solche Veranstaltungen organisiert, später<br />
landläufig bekannt unter der Bezeichnung<br />
«Christopher Street Day» (CSD). Die erste<br />
Schweizer Manifestation dieser Art fand 1975<br />
in Basel statt (siehe Interview mit Peter<br />
Thommen).Im Juni 1978 erlebte schliesslich<br />
Zürich seinen ersten «Christopher Street Liberation<br />
Memorial Day». Dieser war freilich<br />
noch klein gehalten und bestand lediglich aus<br />
einer Kundgebung auf dem Platzspitz. Man<br />
forderte neben der rechtlichen Gleichstellung<br />
in allen Lebensbereichen auch die Abschaffung<br />
des diskr<strong>im</strong>inierenden Homo-Registers.<br />
Die Resonanz war gemäss Medienberichterstattungen<br />
erfreulich positiv. Nach und nach<br />
zogen andere Städte nach, und es entwickelte<br />
sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre eine CSD-Kultur, und<br />
in <strong>im</strong>mer mehr Städten – auch in kleineren –<br />
fand jährlich eine Demo statt.<br />
Schwuler Stolz?<br />
Während das Spektakel einigerorts nach wie<br />
vor unter dem Label «CSD» abgehalten wird,<br />
hat sich mittlerweile in zahlreichen Städten<br />
der Begriff «Pride» durchgesetzt. Pride heisst<br />
Stolz. Ist man also stolz auf seine sexuelle<br />
Ausrichtung? Man kann sich streiten, ob die<br />
Bezeichnung «Pride» unter diesem Aspekt<br />
nicht etwa missverstanden wird, denn wer<br />
stolz auf seine Sexualität ist, könnte in manchen<br />
Köpfen eine Wertigkeit <strong>im</strong>plizieren,<br />
sprich den Eindruck erwecken, dass man als<br />
Homosexueller denkt, die «bessere» Neigung<br />
zu haben als andere. Doch das ist mit<br />
«Pride» selbstverständlich nicht gemeint.<br />
Vielmehr schaut man mit Stolz auf die Errungenschaften<br />
der letzten Jahrzehnte in Sachen<br />
Recht und Anerkennung zurück. Und<br />
man ist natürlich gleichsam stolz darauf und<br />
auch so selbstbewusst geworden, dass man<br />
zu seiner Sexualität stehen kann und dies<br />
durch die Teilnahme an der Parade ausdrückt.<br />
Und dadurch soll auch denjenigen<br />
LGBT*-Menschen Mut gemacht werden,<br />
welche ihre sexuelle Neigung aus welchen<br />
Gründen auch <strong>im</strong>mer nach wie vor verstecken<br />
zu müssen glauben. ➔<br />
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Bis heute war’s ein langer und schwieriger Weg: Und <strong>im</strong>mer noch sind wir nicht am Ziel angelangt.<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
6<br />
Thema<br />
Pride, CSD & Co.<br />
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7<br />
S C H W E<br />
I Z E R N A C H T<br />
Im und vor dem «Stonewall Inn» begann in der Nacht vom Freitag, den 27. Juni, zum Samstag,<br />
den 28. Juni 1969 gegen 1:20 Uhr der Stonewall-Aufstand, der mit Unterbrechungen bis zum<br />
3. Juli dauerte.<br />
Früher galt vor allem das Motto: je schriller<br />
desto besser. Oder: Je weniger desto mehr.<br />
Oder so.<br />
SONNTAG,<br />
31. JULI <strong>2016</strong><br />
GEÖFFNET.<br />
Pride: Nicht (mehr) nur auf die Sexualität<br />
reduziert.<br />
Noch <strong>im</strong>mer ist in vielen Ländern und Kulturen gleichgeschlechtliche Liebe illegal. Auch dafür<br />
steht die «Pride».<br />
Ab 18.30 Uhr für Dich da,<br />
tip top und oh là là!<br />
Eine Multi-Veranstaltungsreihe<br />
Jetzt steht die Saison der CSDs und Prides<br />
wieder unmittelbar vor der Tür. Über den<br />
<strong>Sommer</strong> hinweg marschieren in vielen Städten<br />
rund um die Welt Wochenende für Wochenende<br />
LGBT*-Menschen friedlich und<br />
fröhlich durch die Strassen und stehen für<br />
die Rechte ein, die ihnen zustehen. Aber die<br />
Parade in den Strassen ist an vielen Austragungsorten<br />
längst nicht mehr der einzige<br />
Anlass der CSDs und Prides, sondern sie bildet<br />
lediglich den Höhepunkt einer Reihe<br />
mehrerer Veranstaltungen, welche oft über<br />
Tage stattfinden. Auch das «Zurich Pride<br />
Festival», wie die hiesige Ausgabe der jährlichen<br />
Demo mittlerweile offiziell heisst,<br />
gipfelt <strong>im</strong> Umzug, nachdem zuvor Fachtagungen,<br />
Konzerte und Kulturevents stattgefunden<br />
haben. Hinter der aufwendigen<br />
Organisation der Veranstaltungsreihen stehen<br />
üblicherweise Vereine und ähnliche Organisationen<br />
sowie Einzelpersonen, welche<br />
in Zusammenarbeit mit der öffentlichen<br />
Hand das Festival und die Parade – gemeldet<br />
als Demonstration – auf die Beine stellen.<br />
Das «Zurich Pride Festival» wird vom<br />
gleichnamigen Verein getragen. David<br />
Reichlin (36) engagiert sich seit sechs Jahren<br />
für das jährliche Festival in Zürich, ist<br />
seit 2014 Vereinspräsident und zudem<br />
Vorstandsmitglied bei mehreren anderen<br />
Organisationen, die sich für LGBT*-Rechte<br />
stark machen. Der gebürtige Schwyzer hat<br />
also – so kann man sagen – den Durchblick,<br />
was die Situation von Homosexuellen und<br />
Transgender in der Schweiz betrifft und wie<br />
sich die Pride und deren Wirkung über die<br />
Jahre entwickelt und gewandelt hat.<br />
Es gibt noch viel zu tun<br />
Obschon das Leben für Homosexuelle in der<br />
Schweiz heute weitgehend «bequem» geworden<br />
sei, habe die Pride nach wie vor eine<br />
wichtige Funktion. Reichlin: «Die Parade<br />
zeigt der Bevölkerung Jahr für Jahr, dass wir<br />
da sind, dass wir kämpfen und wollen, dass<br />
man sich der Diskr<strong>im</strong>inierungen Homosexueller<br />
bewusst ist.» Die Pride rufe dies wenigstens<br />
für einen Moment in die kollektive<br />
Erinnerung zurück. Reichlin macht keinen<br />
Hehl draus, dass es trotz aller Errungenschaften<br />
noch viel zu tun gebe auf diesem<br />
Feld, denn das Umdenken habe noch lange<br />
nicht überall stattgefunden. «Damit sich das<br />
ändert, braucht es noch viele Outings in allen<br />
sozialen Umfeldern wie Arbeit und<br />
Sport, viel politisches Lobbying und Abst<strong>im</strong>mungskampf,<br />
viel Arbeit in den<br />
LGBT*-Organisationen, viele Schulbesuche<br />
und viele selbstbewusste Gespräche mit den<br />
Heteros – und zwar das ganze Jahr durch<br />
und von uns allen!»<br />
David Reichlin sieht Zürich – der Ort<br />
mit der grössten Pride der Schweiz – als offene<br />
Stadt, in der Homosexuelle in vielen<br />
Schichten und Umfeldern akzeptiert sind.<br />
«Ich wünschte mir», so Reichlin, «dass das<br />
<strong>im</strong> ganzen Land der Fall wäre und überall<br />
ein junger Mensch sich problemlos outen ➔<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong><br />
P E T R A<br />
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8 Thema<br />
KULTUR 9<br />
Pride, CSD & Co.<br />
Update<br />
könnte.» Leider seien wir auch <strong>2016</strong> noch<br />
nicht soweit, bedauert er. Zwar stünde die<br />
Schweiz international gesehen auf einem guten<br />
Level bezüglich LGBT*-Akzeptanz, aber<br />
dass es vor allem an gesetzlichen Fronten<br />
noch viel zu kämpfen gebe, zeige das schlechte<br />
Ranking der Schweiz auf der europäischen<br />
Rainbow-Map der ILGA («International<br />
Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex<br />
Association») mit aller Deutlichkeit. In der<br />
Tat ist die helvetische Republik bezüglich<br />
LGBT*-Rechte auf etwa demselben Stand<br />
wie Polen, Rumänien und Bulgarien. Länder,<br />
die bekannt dafür sind, dass es Homosexuelle<br />
dort schwer haben. Eine beschämende<br />
Tatsache für unser diesbezüglich eindeutig<br />
rückständiges Land.<br />
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David Reichlin, Präsident der «Pride» Zürich.<br />
Zurück zum eigentlichen Zweck<br />
Was den Charakter der CSDs und der Prides<br />
heute rund um den Globus betrifft, so kann<br />
der aufmerksame Beobachter durchaus einen<br />
Wandel feststellen. Vor Jahren noch schienen<br />
die Paraden vorwiegend eine Plattform für die<br />
pure Selbstinszenierung zu sein. Schrille Transen,<br />
allerlei andere kunterbunte Vögel, viel<br />
nackte Haut und zelebrierte Sexualität dominierten<br />
die Parade, welche ja doch sinngemäss<br />
weniger eine Partyveranstaltung als vielmehr<br />
eine Demonstration sein sollte. Und am Rande<br />
des Geschehens konnte man zahlreiche<br />
verdutzte Passanten ausmachen, welche nicht<br />
so richtig einzuordnen wussten, was da vor<br />
sich geht und sich schl<strong>im</strong>mstenfalls in ihren<br />
bislang gehegten Klischees bestätigt fühlten.<br />
Das hat sich in der Zwischenzeit offenbar<br />
geändert. Die Umzüge sind scheinbar<br />
«gesitteter» geworden und haben eindeutig<br />
den Charakter ihres eigentlichen Wesens<br />
angenommen: den einer friedlichen Demonstration<br />
von Menschen, die nichts anderes<br />
wollen als Akzeptanz und gleiches Recht.<br />
Diesen Wandel freut auch Vereinspräsident<br />
David Reichlin. «Zwar waren die bunten Paradiesvögel<br />
und Menschen, die ihre Sexualität<br />
zeigen, schon <strong>im</strong>mer Teil der Parade.<br />
Aber diese und die gesamte Pride als solche<br />
werden von Jahr zu Jahr grösser und zwar<br />
hauptsächlich deshalb, weil <strong>im</strong>mer mehr<br />
«Normalos» teilnehmen.» Und in der Tat,<br />
fährt Reichlin fort, sei es ihr Bestreben, dass<br />
die Bevölkerung realisiert, dass LGBT*-Menschen<br />
nicht per se so schrill und «anders»<br />
sind, sondern ebenfalls ganz natürlich daherkommen.<br />
Und da ist man auf dem richtigen<br />
Weg, wies scheint. «Durch die steigende<br />
Akzeptanz getrauen sich wohl <strong>im</strong>mer mehr<br />
LGBT*-Menschen, an diesem vielseitigen<br />
Festival teilzunehmen. Abgesehen davon<br />
laufen auch unsere mitkämpfenden heterosexuellen<br />
Freunde mit.»<br />
Daraus lässt sich schliessen, dass die<br />
CSDs und die Prides keineswegs zum Auslaufmodell<br />
avanciert sind. Erst recht nicht in<br />
Ländern, wo Homophobie noch so verbreitet<br />
und ausgeprägt ist, dass solche Umzüge<br />
entweder nur mit hohem Polizeiaufgebot<br />
möglich sind oder von den Behörden gar gewaltsam<br />
verhindert werden. Insbesondere<br />
dort haben die Demonstrationen und Festivals<br />
eine umso wichtigere Funktion: als von<br />
Grund auf friedliches, aber umso deutlicheres<br />
Zeichen gegen Diskr<strong>im</strong>inierung und Unterdrückung<br />
– die kein Mensch auf dieser Welt<br />
verdient, nur weil er liebt.<br />
Alle Pride & CSD Festivals,<br />
die es gibt, auf Seite: 11<br />
KULTUR<br />
Pride in Fribourg<br />
Juhui! Diesen <strong>Sommer</strong> kommt die Pride wieder<br />
nach Freiburg. Vom 24. bis zum 26. Juni<br />
bieten die Organisatoren beste Unterhaltung;<br />
sie wollen mit dem Anlass aber auch<br />
den Dialog rund um die sexuelle Orientierung<br />
fördern. Die «Freiburger Nachrichten»<br />
(ja, liebe Zürcher, die gibt’s tatsächlich. Auf<br />
Deutsch!) fragten unlängst in einem Artikel:<br />
«Hat die Pride heutzutage noch ihre Daseinsberechtigung?»<br />
Ja! Hat sie. Und das attestierten<br />
die Pride-Organisatoren auch an<br />
der zugehörigen Pressekonferenz. Statt auf<br />
langwierige Erklärungen griff der Präsident<br />
Alexandre Robatel vom Vereins «Fribourg<br />
Pride Freiburg» auf ein Beispiel zurück, das<br />
er bei der Organisation des Anlasses gegen<br />
die Homophobie selbst erlebt hatte: Als er in<br />
einem Hotel Z<strong>im</strong>mer für die Pride reservieren<br />
wollte, habe er eine Absage erhalten.<br />
Dies mit der Begründung, der Anlass entspreche<br />
nicht den Werten der Hotelbetreiber.<br />
«Deshalb meine Antwort: Ja, die Pride<br />
ist nötig.»<br />
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Bereits 2013 hat die Pride Romandie<br />
in Freiburg stattgefunden und 12 000 Besucherinnen<br />
und Besucher angelockt. Vom<br />
24. bis zum 26. Juni kommt sie erneut in<br />
die Saanestadt und wartet mit einem<br />
abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm,<br />
einem farbenfrohen Umzug und<br />
einem gemütlichen Ausklang auf. Unter<br />
dem Motto «Anders zu sein ist keine Wahl,<br />
die Gleichstellung aber schon» soll die Pride<br />
Diskr<strong>im</strong>inierungen aufzeigen und die<br />
Akzeptanz für verschiedene Formen der<br />
sexuellen Orientierung fördern.<br />
Vom 24. bis zum 26. Juni findet die<br />
Pride zum zweiten Mal in Freiburg statt.<br />
Und die Fribourger haben als Show-Act<br />
sogar die Sängerin Desireless am Start!<br />
www.fribourgpride.ch<br />
SEI BEREIT!<br />
Pride-Party<br />
FREITAG, 10. JUNI <strong>2016</strong><br />
SAMSTAG, 11. JUNI <strong>2016</strong><br />
JEWEILS AB 22 UHR<br />
MAENNERZONE.COM
10<br />
KULTUR<br />
Update<br />
Agenda<br />
Pride-Saison<br />
11<br />
JUNGLE GAY PARTY : CIRCUIT PRE-PARTY am Samstag 2. Juli - GENF<br />
Alle CSD & Pride,<br />
die es gibt!<br />
Diesen <strong>Sommer</strong> wird wieder gross gefeiert:<br />
Am Samstag, 2. Juli kommt die Schweizer<br />
Erfolgsparty für eine heisse CIRCUIT<br />
-Pre-Party in den renovierten MOA Club.<br />
Die Westschweizer erobern bekanntlicherweise<br />
seit gut 25 Jahren mit ihren Parties jeweils<br />
<strong>im</strong> <strong>Sommer</strong> die Schweizer Gay-Szene.<br />
Auf nach Genf also! Denn dort feiern die<br />
ganze Nacht die heissesten Jungs & Männer<br />
Europas. Der komplett renovierte und umgebaute<br />
Night-Club ist mit zwei Areas die<br />
wohl grösste und eindrücklichste Disco der<br />
Marilyn Monroe-Komödie am Thunersee<br />
Mit dem Film «Sugar – Manche mögen’s<br />
heiss» verzauberten Marilyn Monroe, Jack<br />
Lemmon und Tony Curtis Menschen auf der<br />
ganzen Welt. Der charmante Film von Billy<br />
Wilder aus dem Jahr 1959 ist ein herrlicher<br />
Spass mitten in der prickelnden Atmosphäre<br />
der amerikanischen Gangster-Welt mit dem<br />
unverwechselbaren Sound der Roaring Twenties.<br />
Und nun – tataaa – wird das Ganze in<br />
he<strong>im</strong>ische Gefilde – oder besser: Gewässer –<br />
verfrachtet. Und zwar mit «unserem» WAM.<br />
Seit vielen Jahren bewegt sich Walter Andreas<br />
Müller alias WAM auf den Brettern, die die<br />
Welt bedeuten. Nun tritt er erstmals in Thun<br />
auf der Seebühne auf, wo er in die Rolle eines<br />
liebestollen Millionärs schlüpfen wird. «Ich<br />
freue mich sehr auf die Rolle des Sir Osgood<br />
Fielding III. Auf dieser riesigen Bühne über<br />
dem Thunersee eine so lustige und vielseitige<br />
Rolle spielen zu dürfen, ist toll. Seit ich das<br />
erste Mal von den Thunerseespielen gehört<br />
habe, bin ich Fan der grossartigen Inszenierungen<br />
und der traumhaften Kulisse», so<br />
Walter Andreas Müller über sein Engagement<br />
<strong>im</strong> Berner Oberland. Ob er die Ehre haben<br />
wird, das Musical mit dem legendären<br />
Schlusssatz «Nobody’s perfect» aus dem Film<br />
zu schliessen, bleibt vorerst ein Gehe<strong>im</strong>nis.<br />
Manche mögen’s heiss:<br />
13. Juli bis 27. August <strong>2016</strong>,<br />
Seebühne Thun. Tickets ab CHF 55.– an<br />
den üblichen Vorverkaufsstellen und unter<br />
www.thunerseespiele.ch<br />
Region und bietet Platz für über 2000 Gäste<br />
aus der ganzen Schweiz, aus Italien und<br />
Frankreich! Auflegen wird unter anderem<br />
DJ Steven Redant – schon alleine er (siehe<br />
Bild) ist einen Ausflug nach Genf wert.<br />
JUNGLE Circuit-Pre-Party am Samstag<br />
2. Juli, Türöffnung um 23.00 Uhr<br />
MOA Club, Chemin des Batailles 22,<br />
1214 GENF (Vernier)<br />
www.moaclub.com<br />
Jetzt wisssen wir auch, warum der <strong>Sommer</strong> in Neu-Gay-Deutsch schlicht die<br />
«Pride-Saison» heisst. Wir wünschen schöne, internationale Festtage!<br />
Juni<br />
Mittwoch, 1. Juni – Sonntag, 3. Juli <strong>2016</strong><br />
Toronto, Kanada | Pride Toronto<br />
Parade am 3. Juli<br />
Donnerstag, 2. Juni – Sonntag, 5. Juni <strong>2016</strong><br />
Söderhamn, Schweden | Söderhamn Pride<br />
Donnerstag, 2. Juni – Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Zagreb, Kroatien | Zagreb Pride<br />
Freitag, 3. Juni <strong>2016</strong><br />
Tel Aviv, Israel | Gay Pride Tel Aviv<br />
Freitag, 3. Juni – Sonntag, 12. Juni <strong>2016</strong><br />
Zürich, Schweiz | Zürich Pride Woche<br />
Parade am 11. Juni<br />
Gay–Szene in Zürich<br />
Freitag, 3. Juni – Sonntag, 12. Juni <strong>2016</strong><br />
Boston, Massachusetts, USA | Boston<br />
Pride Week<br />
Freitag, 3. Juni <strong>2016</strong><br />
Dallas, Texas, USA | Dallas MetroBall<br />
Samstag, 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Innsbruck, Österreich | CSD Innsbruck<br />
Gay–Szene in Innsbruck<br />
Samstag, 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Aarhus, Dänemark | Aarhus Pride<br />
Samstag, 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Lille, Frankreich | Lille Pride<br />
Samstag, 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Rennes, Frankreich | Rennes Pride<br />
Samstag, 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Toulouse, Frankreich | Toulouse Pride<br />
Samstag, 4. Juni – Sonntag, 12. Juni <strong>2016</strong><br />
Valletta, Malta | Malta Gay Pride Week<br />
Montag, 6. Juni – Montag, 13. Juni <strong>2016</strong><br />
Kiew, Ukraine – KyivPride <strong>2016</strong><br />
Mittwoch, 8. Juni <strong>2016</strong><br />
Key West, Florida, USA | Key West Pride<br />
Mittwoch, 8. Juni – Sonntag, 12. Juni <strong>2016</strong><br />
Göteborg, Schweden | West Pride<br />
Freitag, 10. Juni – Samstag, 25. Juni <strong>2016</strong><br />
Palermo, Italien | Palermo Gay Pride<br />
Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Athen, Griechenland | Athens Pride<br />
Samstag, 11. Juni – Sonntag, 12. Juni <strong>2016</strong><br />
Detroit, Michigan, USA | Motor City Pride<br />
Weekend & Parade, Hart Plaza, Detroit<br />
Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Nantes, Frankreich | Nantes Pride<br />
Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Strassburg, Frankreich | Strassburg Pride<br />
Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Graz, Österreich | CSD Graz<br />
Gay–Szene in Graz<br />
Samstag, 11. Juni <strong>2016</strong><br />
Warschau, Polen | Parada Równosci |<br />
Gleichheitsparade<br />
Dienstag, 14. Juni – Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Wien, Österreich | Vienna pride<br />
Gay–Szene in Wien<br />
Mittwoch, 15. Juni – Mittwoch, 22. Juni <strong>2016</strong><br />
Vilnius, Litauen | Vilnius Pride<br />
Donnerstag, 16. Juni – Montag, 20. Juni <strong>2016</strong><br />
Sitges, Spanien | Sitges Gay Pride<br />
Donnerstag, 16. Juni – Sonntag, 19. Juni <strong>2016</strong><br />
Playa del Carmen, Mexiko | Playa Pride<br />
Freitag, 17. Juni – Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
Shanghai, China | Shanghai Pride<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Wien, Österreich | Regenbogenparade<br />
Gay–Szene in Wien<br />
Samstag, 18. Juni – Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
London, England | Pride in London<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Tours, Frankreich | Tours Pride<br />
Samstag, 18. Juni – Sonntag, 19. Juni <strong>2016</strong><br />
Chicago, Illinois, USA | Chicago Pride<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Metz, Frankreich | Metz Pride<br />
Samstag, 18. Juni –<br />
Sonntag, 19. Juni <strong>2016</strong><br />
Denver, Colorado, USA | PrideFest Denver<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Ljubljana, Slowenien | Ljubljana Pride<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2016</strong><br />
Sofia, Bulgarien | Sofia Pride <strong>2016</strong><br />
Sonntag, 19. Juni –<br />
Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
Houston, Texas, USA | Houston Pride<br />
Mittwoch, 22. Juni –<br />
Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
➔<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
12<br />
Agenda<br />
Pride-Saison<br />
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch bei …<br />
Ministry of kink<br />
13<br />
Dublin, Irland | Dublin Pride<br />
Freitag, 24. Juni – Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
Parade am 25. Juni<br />
Fribourg | Freiburg Schweiz<br />
Freitag, 24. Juni – Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
Parade am 25. Juni<br />
Perugia, Italien | Perugia Pride<br />
Samstag, 25. Juni <strong>2016</strong><br />
Paris, Frankreich | CSD Paris<br />
Samstag, 25. Juni <strong>2016</strong><br />
Mexiko City, Mexiko | Mexiko City Pride<br />
Samstag, 25. Juni <strong>2016</strong><br />
Bukarest, Rumänien | Bukarest Pride<br />
Samstag, 25. Juni – Sonntag, 26. Juni <strong>2016</strong><br />
Minneapolis, Minnesota, USA | Twin Cities<br />
Pride Festival<br />
Montag, 27. Juni – Sonntag, 3. Juli <strong>2016</strong><br />
Helsinki, Finnland | Helsinki Pride<br />
Dienstag, 28. Juni – Sonntag, 10. Juli <strong>2016</strong><br />
Barcelona, Spanien | Gay Pride Barcelona<br />
Mittwoch, 29. Juni – Samstag, 2. Juli <strong>2016</strong><br />
juli<br />
Bristol, England | Bristol Pride<br />
Freitag, 1. Juli – Sonntag, 10. Juli <strong>2016</strong><br />
Victoria, Kanada | Victoria Pride <strong>2016</strong><br />
Montag, 4. Juli – Samstag, 9. Juli <strong>2016</strong><br />
Esch an der Alzette, Luxemburg | Gaymat<br />
Samstag, 9. Juli <strong>2016</strong><br />
Lyon, Frankreich | Lyon Pride<br />
Sonntag, 10. Juli – Sonntag, 17. Juli <strong>2016</strong><br />
London, England | London Fetish Week<br />
Samstag, 16. Juli <strong>2016</strong><br />
Marseille, Frankreich | Marseille Pride<br />
Samstag, 23. Juli – Sonntag, 7. August <strong>2016</strong><br />
Amsterdam, Holland | EuroPride<br />
Samstag, 23. Juli – Sonntag, 7. August <strong>2016</strong><br />
Amsterdam, Holland | Amsterdam Gay<br />
Pride / EuroPride <strong>2016</strong><br />
Montag, 25. Juli – Sonntag, 31. Juli <strong>2016</strong><br />
Stockholm, Schweden | Stockholm Pride<br />
Freitag, 29. Juli – Sonntag, 7. August <strong>2016</strong><br />
Belfast, Nord Irland | Belfast Pride <strong>2016</strong><br />
Samstag, 30. Juli – Sonntag, 31. Juli <strong>2016</strong><br />
Amsterdam, Holland | Milkshake <strong>2016</strong><br />
Sonntag, 31. Juli <strong>2016</strong><br />
aUgust<br />
Vancouver, Kanada | Vancouver Pride<br />
August <strong>2016</strong><br />
Donnerstag, 4. August –<br />
Freitag, 5. August <strong>2016</strong><br />
Amsterdam, Holland | Freedom at Work<br />
Freitag, 5. August – Sonntag, 7. August <strong>2016</strong><br />
Brighton, England | Brighton Pride<br />
Samstag, 6. August <strong>2016</strong><br />
Tilburg, Holland | Rosa Montag<br />
Sonntag, 7. August – Sonntag, 21. August <strong>2016</strong><br />
Mykonos, Griechenland | XLSIOR Festival<br />
Montag, 8. August – Sonntag, 14. August <strong>2016</strong><br />
Prag, Tschechien | Prague Pride<br />
Montag, 8. August – Sonntag, 14. August <strong>2016</strong><br />
Montreal, Kanada | Montreal Pride<br />
Mittwoch, 10. August –<br />
Montag, 15. August <strong>2016</strong><br />
Antwerpen, Belgien | Antwerp Pride<br />
Mittwoch, 10. August –<br />
Montag, 15. August <strong>2016</strong><br />
Torremolinos, Spanien | Mad Bear Beach<br />
Donnerstag, 11. August –<br />
Sonntag, 14. August <strong>2016</strong><br />
Key West, Florida, USA | Tropical Heat<br />
Donnerstag, 11. August –<br />
Dienstag, 16. August <strong>2016</strong><br />
Gran Canaria, Spanien | Dunas Festival<br />
Samstag, 13. August <strong>2016</strong><br />
Cardiff, England | Pride Cymru (previously<br />
Cardiff Mardi Gras)<br />
Samstag, 13. August –<br />
Sonntag, 14. August <strong>2016</strong><br />
Chicago, Illinois, USA |<br />
Northalsted Market Days<br />
Dienstag, 16. August –<br />
Sonntag, 21. August <strong>2016</strong><br />
Kopenhagen, Dänemark | Copenhagen Pride<br />
Samstag, 20. August – Sonntag, 21. August <strong>2016</strong><br />
Glasgow, England | Glasgow Pride<br />
Samstag, 20. August – Sonntag, 28. August <strong>2016</strong><br />
Derry, England | Foyle Pride Festival<br />
Donnerstag, 25. August –<br />
Sonntag, 28. August <strong>2016</strong><br />
Velden am Wörthersee, Österreich –<br />
9. Pink Lake International LGBT Festival<br />
Freitag, 26. August – Sonntag, 28. August <strong>2016</strong><br />
Manchester, England – Manchester Pride<br />
Freitag, 26. August – Montag, 5. September <strong>2016</strong><br />
Calgary, Kanada | Pride Calgary<br />
Samstag, 27. August –<br />
Samstag, 3. September <strong>2016</strong><br />
Queenstown, Neuseeland | Gay Ski Week<br />
Sonntag, 28. August –<br />
Montag, 5. September <strong>2016</strong><br />
september<br />
Black Rock Desert, Nevada, USA |<br />
Burning Man<br />
September <strong>2016</strong><br />
Donnerstag, 1. September –<br />
Sonntag, 4. September <strong>2016</strong><br />
Reykjavik, Island | Bears on Ice<br />
Donnerstag, 1. September –<br />
Sonntag, 4. September <strong>2016</strong><br />
Quebec, Kanada |<br />
Quebec City Pride Festival<br />
Freitag, 2. September –<br />
Montag, 5. September <strong>2016</strong><br />
Austin, Texas, USA | Splash Days<br />
Montag, 5. September –<br />
Sonntag, 11. September <strong>2016</strong><br />
Benidorm, Spanien |<br />
Benidorm Gay Pride<br />
Sonntag, 18. September <strong>2016</strong><br />
Dallas, Texas, USA |<br />
Dallas Pride <strong>2016</strong><br />
Freitag, 23. September –<br />
Sonntag, 25. September <strong>2016</strong><br />
Bolton, England |<br />
Bolton Pride <strong>2016</strong><br />
Freitag, 30. September –<br />
Sonntag, 2. Oktober <strong>2016</strong><br />
Anahe<strong>im</strong>, Kalifornien, USA |<br />
Gay Days Anahe<strong>im</strong> at Disneyland<br />
Alle neu bei<br />
Ministry Of Kink<br />
Der Shop an der Engelstrasse <strong>im</strong> Zürcher Kreis 4 hat eine lange und<br />
bewegte Geschichte. Ein neues Team sorgt nun für frischen Schwung.<br />
René und Ueli stehen zusammen mit Ralph<br />
(nicht auf dem Bild) hinter dem neuen<br />
Konzept von «Ministry Of Kink».<br />
Im Sort<strong>im</strong>ent sind<br />
auch angesagte<br />
Labels zu finden –<br />
beispielsweise<br />
«Nasty Pig» oder<br />
Ajaxx63. Das<br />
Sort<strong>im</strong>ent wird<br />
laufend ausgebaut.<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong> in Zusammenarbeit mit ministry of kink<br />
R<br />
ené, Ralph und Ueli haben vor gut einem<br />
Jahr den Shop übernommen.<br />
Ohne das übliche Getöse, wie sonst bei<br />
solchen Besitzerwechseln üblich. «Ich bin mit<br />
dem Vorgänger befreundet und wusste daher,<br />
dass der Laden frei wird», erklärt Ueli. «Wir<br />
wollten zuerst mal alles be<strong>im</strong> Alten lassen, da<br />
wir erst eine Sort<strong>im</strong>entsbereinigung vornehmen<br />
wollten. Schrittweise kommen nun neue<br />
Artikel dazu. Dies kündigen wir jeweils auf<br />
Facebook an und natürlich auch auf unserer<br />
Webseite, die derzeit gerade überarbeitet<br />
wird.» Ueli und Ralph agieren eher <strong>im</strong> Hintergrund,<br />
René steht an der «Front». Er tut<br />
dies leidenschaftlich, kompetent und mit viel<br />
Power. Zuvor arbeitete er unter anderem <strong>im</strong><br />
Gastgewerbe; dies kommt ihm auch bei<br />
«Kink» zu Gute. «Ich verkaufe nicht einfach;<br />
ich berate, organisiere und sorge letztendlich<br />
dafür, dass sich der Kunde bei uns wohlfühlt.»<br />
Dieser charmante Mix ist wohl auch<br />
dafür verantwortlich, dass nicht einfach alles<br />
irgendwo online bestellt wird. «Wir denken,<br />
für Produkte des Alltags kann eine Bestellung<br />
in einem Onlineshop sicherlich einfacher<br />
sein. Oder auch, wenn man das bestellte Produkt<br />
nicht gleich jetzt oder von heute auf<br />
morgen benötigt. Aber ich selber habe es lieber,<br />
wenn ich best<strong>im</strong>mte Dinge in einem Shop<br />
einkaufe», erklärt Ueli. Und René ergänzt:<br />
«Es gibt doch eine beträchtliche Anzahl von<br />
Leuten, die sich auch in einem Geschäft umschauen<br />
wollen, sich inspirieren lassen möchten<br />
und sich auf Neuentdeckungen einlassen.<br />
Gerade <strong>im</strong> Fetischbereich sind oft weitere<br />
Ausführungen notwendig. Und natürlich das<br />
Einkaufserlebnis als solches darf nicht unterschätzt<br />
werden.» Dazu gehört auch, dass die<br />
Männer von Kink wissen, was jeweils gerade<br />
angesagt ist. «Wir beobachten natürlich den<br />
Markt genau und versuchen, stets die aktuellen<br />
Trends anbieten zu können», so René.<br />
Und das ist gar nicht <strong>im</strong>mer so einfach, denn:<br />
«Was <strong>im</strong> Ausland funktioniert, muss hier<br />
nicht zwangsläufig auch ein Renner werden.<br />
Und Zürich ist nun mal einfach nicht Berlin.»<br />
Will heissen: Manche Kollektionen sind für<br />
den hiesigen Markt schlicht ungeeignet. Und<br />
das erschwert dann mitunter auch den Einkauf.<br />
«Oft muss eine ganze Kollektion – auch<br />
in den unmöglichsten Farben – bei den<br />
Händlern eingekauft werden.» Von «unmöglichen<br />
Farben» ist <strong>im</strong> Shop allerdings nichts<br />
zu sehen; ganz <strong>im</strong> Gegenteil. «Wir führen eine<br />
grosse Auswahl des Sort<strong>im</strong>ents von «Boxer<br />
Barcelona», neu auch «Nasty Pig» aus den<br />
USA und natürlich fast alles, was das Fetisch-Herz<br />
begehrt. Beispielsweise ein toller<br />
Sling, den man nur an einem Punkt aufhängen<br />
muss, und nicht wie gehabt an allen vier<br />
Enden», schmunzelt Ueli.<br />
Bunt gemischte Kundschaft<br />
Auch «Ministry Of Kink» spürt, dass sich<br />
Frauen heute für gewisses Spielzeug mehr<br />
interessieren als früher. «Es ist schon so, dass<br />
manchmal auch Paare vorbeikommen und<br />
sich für ihr Liebesleben inspirieren lassen<br />
möchten.» Shops für Heteros gäbe es auf<br />
dem Platz Zürich eigentlich genügend. «Wir<br />
sehen uns als Ergänzung zum bestehenden<br />
Angebot», erklärt René. «Aber wir punkten<br />
natürlich auch in Sachen Qualität – <strong>im</strong><br />
Gummi-Bereich setzen wir beispielsweise<br />
oft auf massgeschneiderte Teile, das können<br />
die grossen Shop-Ketten nicht bieten.»<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
14 Interview mit<br />
Interview mit 15<br />
Peter Thommen<br />
Peter Thommen<br />
Was hat ein Schwuler mit einem<br />
Rothaarigen<br />
zu tun?<br />
Peter Thommen hat den CSD seit seinen Anfangszeiten verfolgt.<br />
<strong>Cruiser</strong> wollte wissen, was heute anders ist als früher.<br />
Peter Thommen fotografierte am CSD in Zürich – bereits jetzt ein spannendes Zeitdokument.<br />
Gay-Bücherstand am Zytglogge, damals eine Provokation par excellence. Die Demo gab der<br />
konservativen Bevölkerung dann den Rest.<br />
die sind heute zugelassen. Dafür sind andere<br />
Freiheiten mit sexuellen Abbildungen wieder<br />
verloren gegangen.<br />
Der CSD ist aus einer Subkultur entstanden,<br />
man kämpfte unter anderem für Freiraum und<br />
Akzeptanz. Be<strong>im</strong> aktuellen «Pride»-Festival<br />
in Zürich ist die «Credit Suisse» Hauptsponsor<br />
… Einfach gefragt: Sind deiner Meinung<br />
nach solche «Events» noch wichtig?<br />
Im Hinblick auf die Streetparade ist nicht<br />
einzusehen, warum es eine schwule Variante<br />
davon geben muss! Auf die Strasse gehören<br />
unsere Kritik und gesellschaftspolitischen<br />
Anliegen. Weil Basel bereits eine jährliche<br />
Fasnacht hat, gibt es da auch keine Pride.<br />
Klar, jetzt kommt der Vorwurf des Ghettos.<br />
Die Heten wissen inzwischen, dass wir uns<br />
amüsieren und Spass haben können, nicht<br />
nur anlässlich des ESC oder eben CSD. Wir<br />
Schwulen können überall hingehen. Aber<br />
wie können das auch Heteros, ohne Angst<br />
zu haben, sie würden der Homosexualität<br />
verdächtigt? Eben: Sie sind <strong>im</strong> Ghetto,<br />
nicht wir! Ein Pride-Fest ist auch dazu da,<br />
den eigenen Leuten Mumm zu machen, sich<br />
nicht zu verstecken und klar zu machen,<br />
dass Männerliebende nicht einfach ab<br />
16 plötzlich vom H<strong>im</strong>mel fallen. Sie können<br />
in jedem Alter mitten in einer Familie ihr<br />
Coming-out haben, ob das passt oder nicht.<br />
Wird durch die «Pride» bzw. durch den «CSD»<br />
nicht ein falsches Öffentlichkeitsbild der<br />
LGBT-Community vermittelt?<br />
Was wäre denn «ein richtiges» Bild?<br />
Wenn wir schon den Begriff LGBT brauchen:<br />
An der Pride feiern all diese Gruppierung<br />
zusammen. Oft haben die Schwulen, die<br />
Lesben, die Bisexuellen und die Transgender-Personen<br />
eigentlich keine wirklichen<br />
Berührungspunkte. Warum müssen / dürfen<br />
alle an diesem Tag zusammen feiern?<br />
Der CSD erinnert an ein politisches Ereignis<br />
in den USA 1969. Pride bedeutet Stolz und<br />
ausschliesslich wir allein können in einer<br />
Bewegung stolz darauf sein, für uns selber<br />
etwas geleistet zu haben, was eigentlich die<br />
Erziehungsarbeit von Hetero/as wäre. Die<br />
Schwulenbewegung ist tot. Lesben waren<br />
und sind in den USA und andern Ländern<br />
lebenswichtig für Schwule. Bisexuelle Männer<br />
zeigen sich in der Regel nicht öffentlich,<br />
weil sie die Diskr<strong>im</strong>inierung nicht mittragen<br />
wollen. Die Interessen von Transmenschen<br />
sind total andere als unsere. Wir können sie<br />
höchstens unterstützen und Erfahrungen<br />
weitergeben. Aber eine «Gemeinschaft» ist<br />
da nicht auszumachen. Auch mit den Heteras/Frauen<br />
nicht, obwohl wir die gleiche<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung erfahren.<br />
VON Haymo Empl<br />
D<br />
ie allererste Schweizer homosexuelle<br />
Manifestation fand 1975 in Basel<br />
statt, als Schwule mit einem Transparent<br />
am 1. Mai-Umzug mitmarschierten. Erinnerst<br />
du dich an diesen Anlass <strong>im</strong> Jahr 1975?<br />
Die ersten Teilnahmen am 1. Mai-Umzug<br />
hatten noch nichts mit «CSD» zu tun. Es<br />
wurde 1974 ein Flugblatt verteilt mit dem Titel:<br />
«Was hat ein Rothaariger mit einem<br />
Schwulen zu tun?»<br />
Ich war dann am 1. Mai 1979 sichtbar dabei<br />
und trug unsere Winkelzeichen mit anderen<br />
mit. Der erste CSD in der Schweiz fand<br />
1978 in Zürich statt und endete <strong>im</strong> Platzspitz.<br />
Da war ich auch dabei und habe Fotos gemacht.<br />
Unterschriften wurden damals gesammelt<br />
zur Abschaffung des «Homo-Registers».<br />
Am 23.6.1979 fand der erste nationale<br />
«Schwulenbefreiungstag» in Bern statt. Da<br />
reiste ich hin und hatte auch einen Bücherstand<br />
am Zytglogge!<br />
Warum kam dieser Impuls deiner Meinung<br />
nach aus Basel und nicht aus Zürich?<br />
Das kann ich nicht mehr erinnern. Die Basler<br />
waren einfach schneller!<br />
Hatte deiner Meinung nach ein CSD jemals<br />
wirklich eine politische Motivation oder war<br />
es einfach ein guter Grund, um mal wieder<br />
richtig Party feiern zu können?<br />
(Lacht) Die Schwulengruppen hatten <strong>im</strong>mer<br />
das höhere Schutzalter <strong>im</strong> Visier – bis zu dessen<br />
Abschaffung 1992. Ebenso die «Homo-<br />
Karteien», die etwas früher beendet worden<br />
sind. Pink Cross monierte später nur noch<br />
gegen das Verbot von Spielen mit «Körperflüssigkeiten»<br />
(Natursekt und Kaviar), aber<br />
Flugblatt von 1974: «Was hat ein Rothaariger<br />
mit einem Schwulen zu tun?»<br />
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CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
16 KOLUMNE<br />
KULTUR 17<br />
Bötschi klatscht<br />
Update<br />
Wieviel Farbe verträgt<br />
ein Mann?<br />
KULTUR<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
A<br />
Alkohol. Drogen. Politik. Outing. –<br />
Ach, du meine Güte, die drei letzten<br />
Kolumnen hatten es in sich. Ein<br />
Herr namens Eiss kommentierte deswegen<br />
auf Facebook: «Tja, zu viel Schnee zerstört<br />
das Hirn wohl doch …» Dabei hat es vergangenen<br />
Winter doch fast nie geschneit. Eiss<br />
hofft nun, «das <strong>Cruiser</strong>-Magazin ziehe die<br />
Reissleine und schmeisse dieses Individuum<br />
[also mich, Anm. der Red.] raus».<br />
Eiss betitelte mich <strong>im</strong> Weiteren als<br />
«Schmutzfink». Dabei trage ich keine Flügel.<br />
Und ich dusche auch jeden Morgen, bevor<br />
ich ins Büro radle. Wenn ich abends Badminton<br />
spiele, fliesst sogar zwe<strong>im</strong>al am Tag<br />
Wasser über meinen Luxuskörper. Momoll.<br />
Seit neuestem verwende ich zur Pflege<br />
meiner Haare übrigens das «Ei-Öl<br />
Nähr-Shampoo». «Tagi»-Journalist Thomas<br />
Wyss lobte das gelbe Wässerchen von der<br />
Firma Rausch in Kreuzlingen in einer Kolumne<br />
in derart blumigen Worten, dass ich<br />
nicht anders konnte und ein Fläschchen<br />
kaufen musste.<br />
Wahrscheinlich wäre es an der Zeit,<br />
wieder einmal eine nette, saubere Kolumne<br />
zu schreiben. Ohne Drogen, ohne Politik.<br />
Nun gut: Ich trage gerne farbige Schuhe. Rote.<br />
Grüne. Blaue. Goldige. Ob ich deswegen exzentrisch<br />
bin? Das sollen andere beurteilen.<br />
Früher setzte be<strong>im</strong> Mann ja höchstens<br />
die Krawatte Akzente. Mittlerweile dürfen<br />
wir auch farbige Brogues, Sneakers oder<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong><br />
Stilettokönig Christian Louboutin wurde <strong>im</strong><br />
«Stern» gefragt: «Wie viel Farbe verträgt ein<br />
Mann, ohne wie ein Clown auszusehen?» Antwort:<br />
«Je exzentrischer die Person, desto bunter<br />
die Schuhe.» Genau, diesmal geht es um Mode.<br />
Slip-ons tragen. «Christian Louboutin, welche<br />
Schuhe gehen be<strong>im</strong> Mann gar nicht?»<br />
«Wissen Sie, was ich viel schl<strong>im</strong>mer finde als<br />
das falsche Paar Schuhe? Diese kurzen Socken,<br />
die Männer in ihren Sportschuhen<br />
verstecken. Gibt es etwas Unmännlicheres?»<br />
Nein, Herr Louboutin, ich bin da ganz bei<br />
Ihnen.<br />
«Früher setzte be<strong>im</strong> Mann<br />
ja höchstens die Krawatte<br />
Akzente.»<br />
In den nächsten Monaten werden wir<br />
diese Söcklis wieder zu Tausenden auf den<br />
Strassen sehen. Leider. Schl<strong>im</strong>mer sind nur<br />
noch die Trekking-Hosen, die knapp bis zur<br />
Wade reichen. «Die machen kleine Männer<br />
winzig.» Ich würde sogar sagen, Herr Louboutin,<br />
diese 7⁄8-Hosen sind die Burka des<br />
Mannes. Sie machen augenblicklich und absolut<br />
unsexy.<br />
Vielleicht tragen die Männer diese<br />
7/8-Hosen ja nur, weil sie, verdammt noch<br />
mal, ihre Jugend zurück wollen. Aber stattdessen<br />
erinnern sie nur an eines: Das nächste<br />
grosse Ereignis <strong>im</strong> Leben dieses Mannes<br />
wird der Tod sein.<br />
Den letzten Satz habe ich geklaut. Bei<br />
Benjamin von Stuckrad-Barre, aus seinem<br />
autobiografischen Roman «Panikherz». Es<br />
hat mich kürzlich durch den Tag begleitet.<br />
Sogwirkung total. Dann schob ich die 564<br />
bedruckten Seiten von einer Minute auf die<br />
andere ins Gestell zurück.<br />
«Ich wäre jetzt lieber knalledicht.» – Auf<br />
Seite 335 hatte ich genug von diesem versoffenen,<br />
zerdrogten Menschen, der wahnsinnig<br />
gut schreiben kann und sich dreht und dreht<br />
und dreht: «Also nahm ich die Stehlampe mit<br />
von Z<strong>im</strong>mer zu Z<strong>im</strong>mer … <strong>im</strong> nächsten Z<strong>im</strong>mer<br />
die Stehlampe wieder einstöpseln.»<br />
Ich hätte mit Stuckrad-Barre gerne ein<br />
Interview gemacht. Tun, was gute Journalisten<br />
tun sollten: zuhören und Fragen stellen.<br />
Ich mailte ihm, mehrmals. Wollte ihn fragen,<br />
ob das Konzert von Noel Gallagher in<br />
Los Angeles wirklich das letzte grosse Ereignis<br />
vor seinem Tod war? Wollte mit ihm über<br />
die Schweiz(er) reden. Denn er schreibt <strong>im</strong><br />
Buch seitenweise über uns(er Land).<br />
Stuckrad-Barre antwortete nicht. Die<br />
deutschen Medien schreiben, er sei einer der<br />
besten Schreiber. Manche schreiben aber auch,<br />
er sei ein Arschloch. Nüchtern ist «Panikherz»<br />
irgendwann nur schwer auszuhalten.<br />
Meine Lesetipp für diesen <strong>Sommer</strong> ist<br />
deshalb: «Weit über das Land». Der neue Roman<br />
von Peter Stamm. Ein toller Stoff. Ganz<br />
ohne Drogen. Also fast.<br />
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Mach dich bereit für die zweite Ausgabe der Voulez-Vous-Party!<br />
Auch diesmal dürfen die verwöhnten Partygäste<br />
einiges erwarten. Die DJs Pierre-Alain<br />
und Vasco Nostalgique sorgen mit ihren<br />
spektakulären Mixen aus Disco, Pop, Dance<br />
Music, Happy-Trance und Gay-Party-Music<br />
für den passenden Sound. Von ABBA bis Pet<br />
Shop Boys, von Madonna bis Kylie, von Lady<br />
Gaga bis Rihanna, alles ist dabei.<br />
Unterstützt werden die DJs von heissen<br />
Go-go-Boys sowie der Drag Queen Laura.<br />
Und wir wissen ja: Das Adagio mit seinem<br />
mittelalterlichen Charme ist ein gediegener<br />
und gemütlicher Club <strong>im</strong> Herzen von Zürich.<br />
In Kombination mit viel Glitzer, Federboas<br />
und verrückten Outfits wird’s best<strong>im</strong>mt<br />
eine schrill-schräge Party-Nacht.<br />
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18 NEWS<br />
NEWS 19<br />
National & International<br />
National & International<br />
NEWS<br />
Schweiz ist nicht so tolerant, wie man(n) denkt<br />
Gemäss einem Ranking des Vereins «Rainbow<br />
Europe», der die Rechte von Homo-,<br />
Bi- und Transsexuellen in allen Ländern<br />
Europas bewertet, liegt die Schweiz lediglich<br />
auf Platz 23 von 49. Angeführt wird<br />
die Liste von Malta, Belgien und Grossbritannien.<br />
Und sogar Länder wie Kroatien<br />
und Ungarn liegen diesbezüglich vor der<br />
Schweiz.<br />
Der Schweiz fehlt es gemäss Studie an<br />
«Schutz für die Regenbogenfamilien; weder<br />
Ehe noch Adoption sei bei gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren erlaubt». Mit «Ehe» ist denn<br />
auch nicht die registrierte Partnerschaft gemeint,<br />
sondern das heterosexuelle Modell.<br />
Auch würden intersexuelle Babys nach der<br />
Geburt nach wie vor oft operiert, um ihnen<br />
ein Geschlecht zuzuweisen. Schwulen sei es<br />
verboten, Blut zu spenden, und um ihr Geschlecht<br />
zu wechseln, müssten Transgender<br />
eine irreversible Geschlechtsumwandlung<br />
vornehmen. Und schliesslich fehle der<br />
Schweiz ein Aktionsplan zur Bekämpfung<br />
der Diskr<strong>im</strong>inierung, die Lesben, Schwule,<br />
Bisexuelle, Transmenschen und Intersexuelle<br />
oft erführen. Am besten schneidet in der<br />
Studie Belgien, gefolgt von Grossbritannien<br />
ab. Azerbajan und Russland bilden das<br />
Schlusslicht. Die umfassende, sehr umfangreiche<br />
Studie gibt es auf<br />
www.rainbow-europe.org<br />
Huonder v.s Pink Cross (oder umgekehrt)<br />
Die Klage von PINK CROSS wurde abgewiesen<br />
und nun muss PINK CROSS auch noch<br />
1500 Franken Entschädigung an Bischof<br />
Huonder bezahlen.<br />
Gemäss Medienmitteilung von Pink<br />
Cross liesse der Entscheid nicht zu, dass PINK<br />
CROSS wie angestrebt den «Fall Huonder» in<br />
einem Gerichtsverfahren vor den Richter bringen<br />
kann. Rückblick: Der Bischof machte unlängst<br />
Schlagzeilen, weil er mit homophoben<br />
Äusserungen nicht gerade zurückhaltend war.<br />
An einem Referat hatte er sich auf ein Bibelzitat<br />
aus den Gesetzesvorgaben <strong>im</strong> Alten Testament<br />
bezogen («es ist ein Gräuel, beide Männer sind<br />
mit dem Tod zu bestrafen; ihr Blut soll auf sie<br />
kommen, 3. Moses (Lv.) 18/23 und 20/13»).«Die<br />
aktuelle Rechtslage verunmöglicht es Schwulen<br />
und Lesben, eine Sachlage wie die Aussagen<br />
von Bischof Huonder in einem ordentlichen<br />
Gerichtsverfahren bewerten und<br />
überprüfen zu lassen», sagt Bastian Baumann,<br />
Geschäftsleiter von PINK CROSS. «Die Situation<br />
ist unbefriedigend und zeigt die absolute<br />
Notwendigkeit auf, dass öffentliche Aufrufe zu<br />
Hass gegen Schwule, Lesben und Transmenschen<br />
in der Schweiz endlich unter Strafe gestellt<br />
werden müssen.» In seiner ablehnenden<br />
Antwort begründet das Kantonsgericht Graubünden<br />
seinen Entscheid damit, dass die Aussagen<br />
von Bischof Huonder von PINK CROSS<br />
und den Privatklägern nicht ernsthaft geglaubt<br />
werden konnten, Bischof Huonder habe seine<br />
Aussage unmöglich ernst gemeint haben können.<br />
(sic!) Das Gericht geht also davon aus,<br />
dass die Aussagen zu abstrus seien, als dass sie<br />
für wahr gehalten werden könnten.<br />
«Wir gehen weiterhin davon aus, dass ein<br />
Mann, dessen Lebensaufgabe darin besteht,<br />
Worte zu wählen und zu gewichten, sich sehr<br />
wohl der Macht seiner Worte bewusst war», so<br />
Baumann. Aufgrund der fehlenden Gesetzeslage<br />
verzichtet PINK CROSS jedoch darauf,<br />
den Fall an das Bundesgericht weiterzuziehen.<br />
PINK CROSS und die weiteren Privatkläger<br />
wurden verurteilt, eine Entschädigung<br />
von CHF 1200.– an Vitus Huonder zu<br />
bezahlen und die Verfahrungskosten von<br />
CHF 1500.– zu übernehmen. Um die anderen<br />
Privatkläger zu entlasten, übern<strong>im</strong>mt<br />
PINK CROSS die Gesamtkosten des Verfahrens<br />
und der Entschädigung.<br />
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22<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
Über sympathische neue Gesichter auf<br />
bewegten Bildern<br />
Auf der Suche nach Abwechslung von den Köpfen,<br />
die den Alltag bevölkern, begibt sich Michi Rüegg<br />
ins Internet. Und findet nicht nur Gesichter.<br />
VON Michi Rüegg<br />
S<br />
elbst in einer Stadt wie Zürich gibt es<br />
Tage, an denen man das Gefühl hat,<br />
<strong>im</strong>mer in dieselben Gesichter zu blicken.<br />
Das ist auf Dauer langweilig. Jeder, der<br />
schon eine Beziehung geführt hat, kennt das<br />
Gefühl. Doch wenn das stets Wiederkehrende<br />
<strong>im</strong> Leben nicht nur jeden Morgen neben<br />
einem liegt, sondern auch noch jedes Tram,<br />
alle Cafés und die Kasse in der Migros-Filiale<br />
bevölkert, dann sehnt man sich nach etwas<br />
Neuem.<br />
Abhilfe auf der Flucht vor Tristesse<br />
verschaffen Besuche auf Porno-Websites.<br />
Schier endlos scheint dort das Angebot an<br />
meist ganz ordentlich aussehenden jungen<br />
Männern. Ich weiss nicht, wie viele Pornofilmchen<br />
ich mir <strong>im</strong> Verlaufe der vergangenen<br />
nicht ganz 20 Jahre reingezogen habe.<br />
Aber es waren vermutlich mehr als romantische<br />
Komödien, Polit-Thriller und Sitcoms<br />
zusammen. Das liegt auch daran, dass man<br />
nicht <strong>im</strong>mer vom Anfang bis zum Schluss<br />
schauen muss. Man kann getrost vorspulen,<br />
ohne Gefahr zu laufen, einen wichtigen<br />
Handlungsstrang zu verpassen. Früher war<br />
das noch etwas anders, da gab es noch Storylines.<br />
In den Streifen des französischen<br />
Meisterpornografen Jean-Daniel Cadinot<br />
erlebten die Helden echte Abenteuer. In einem<br />
davon irrte ein kleiner blonder Franzose<br />
beispielsweise durch eine marokkanische<br />
Medina und wurde dabei von diversen Herren<br />
mit unterschiedlich dunklen Hauttönen<br />
und markanten Geschlechtsteilen von hinten<br />
genommen. Bis er seine Liebe traf und<br />
dann von dieser von hinten genommen<br />
wurde. Da kommt nicht nur Romantik,<br />
nein, es kommt auch so richtig Urlaubsst<strong>im</strong>mung<br />
auf.<br />
Be<strong>im</strong> Herumklicken auf den entsprechenden<br />
Seiten frage ich mich manchmal, ob<br />
es in Osteuropa heute 25-jährige Männer<br />
gibt, die noch nie vor einer Kamera Sex hatten.<br />
Rein mathematisch gesehen ist das unwahrscheinlich.<br />
Es sei denn, sie sind recht<br />
hässlich. Dann will niemand sie sehen. Ich<br />
vermute, dass die Mehrheit der Nichthässlichen<br />
schon mal Pornos gedreht hat. Das ist<br />
eine ganze Generation. Man muss sich das<br />
so in 20 Jahren <strong>im</strong> tschechischen Parlament<br />
vorstellen. Da wird vermutlich jeder schon<br />
mal mit jedem vor der Linse gevögelt haben.<br />
Bei den Frauen weiss ich nicht so recht. Da<br />
kenne ich mich nicht aus. Aber die werden<br />
wohl auch Filme drehen, nehme ich an.<br />
Selten kommt es vor, dass man in einem<br />
Film jemandem begegnet, den man aus<br />
einem anderen Clip kennt. Das ist, je nachdem,<br />
sehr erfreulich. Es entsteht ein Gefühl<br />
angenehmer Vertrautheit. Hey, dich kenne<br />
ich doch aus dem Doppelanal be<strong>im</strong> Pool<br />
letztes Jahr! Wie geht’s denn so?<br />
Leider traf ich noch nie einen der Herren<br />
aus den Filmen in echt, also zufällig irgendwo<br />
<strong>im</strong> Apple Store oder am Flughafen.<br />
Das wäre recht lustig, glaube ich. Einem<br />
Freund von mir ist das mal passiert. Er war<br />
in Frankreich in einem Theater. Dort betrat<br />
er einen Fahrstuhl. Neben ihm stand dort<br />
noch ein hübscher Typ, offenbar ein Angestellter<br />
des Hauses. Mein Freund schaute<br />
ihm in die Augen und erkannte einen seiner<br />
Lieblingsdarsteller aus einem Cadinot-Film.<br />
Es folgte ein gelächeltes «Bonsoir» auf beiden<br />
Seiten. Dann trat der junge Mann aus<br />
dem Lift und zeitgleich wieder aus dem Leben<br />
meines Bekannten.<br />
«Pornos sind keine schmuddelige<br />
Angelegenheit.<br />
Die Popos sind <strong>im</strong>mer viel<br />
besser gespült als <strong>im</strong><br />
richtigen Leben!»<br />
Der junge Mann sei sehr gepflegt gewesen<br />
und habe eine sehr liebenswürdige Ausstrahlung<br />
gehabt, gab mein Freund später zu<br />
Protokoll. Ob die Vorstellung an jenem<br />
Abend auf der Bühne qualitativ an diejenige<br />
des Liftfahrers während seiner Zeit als Darstellers<br />
herankam, weiss ich nicht.<br />
Übrigens soll mir niemand behaupten,<br />
Pornos seien eine schmuddelige Angelegenheit.<br />
Die Popos dieser Kerle sind <strong>im</strong>mer viel<br />
besser gespült als <strong>im</strong> richtigen Leben. Es sei<br />
denn, ein bisschen Dreck ist gewollt. Der<br />
kostet meist extra.<br />
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24<br />
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
25<br />
Lynchmord für das<br />
schwule Idol<br />
Ein schwuler Wagenlenker, ein attraktiver Sklave, ein mächtiger römischer<br />
Heerführer und der Kaiser von Rom höchstpersönlich waren die handelnden<br />
Personen eines Dramas, das <strong>im</strong> Jahre 390 n. Chr. die Stadt Thessaloniki<br />
erschütterte. Eine Vergewaltigung führte zu einem Massaker.<br />
Auf jeden Fall tauchte Butherichs Gefolgsmann<br />
erst nach vielen Stunden wieder<br />
auf. Verwirrt, in aufgelöstem Zustand. Es<br />
hiess, er habe gesagt, von D<strong>im</strong>itrios mehrfach<br />
vergewaltigt worden zu sein. Der Spitzenmilitär,<br />
bebend vor Zorn – war er eifersüchtig?<br />
–, fackelte nicht lange: Er schickte<br />
seine Häscher und liess den Wagenlenker<br />
festsetzen. Der erlebte nun nicht einen neuen<br />
Rausch der Geschwindigkeit, sondern<br />
zermürbenden Stillstand in einer Zelle, unterbrochen<br />
bloss durch Folter.<br />
Inferno mit Tausenden von Toten<br />
Doch nun entluden sich die ohnehin vorhandenen<br />
Spannungen in der Stadt in einer Orgie<br />
der Gewalt. Ein gnadenloses Morden begann.<br />
Dem Volk gingen sportliche Wettkämpfe<br />
über alles, die hatten stattzufinden, gleichgültig,<br />
ob sich jene, die sie bestritten, etwas hatten<br />
zuschulden kommen lassen oder nicht.<br />
Die Fans wollten ihren Spass haben und ➔<br />
Wagenlenken war eine Kunst <strong>im</strong> Römischen Imperium. Wie wir spätestens seit «Ben Hur» wissen.<br />
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VON ALAIN SOREL<br />
D<br />
ie meisten haben den Filmklassiker<br />
Ben-Hur mit Charlton Heston in<br />
der Titelrolle einmal gesehen. Höhepunkt<br />
ist das legendäre Wagenrennen<br />
zwischen dem jüdischen Fürsten Judah<br />
Ben-Hur und dem hartherzigen römischen<br />
Tribun Messala. Als sie den Wettkampf in<br />
Jerusalem austrugen, waren die einstigen<br />
Busenfreunde längst Todfeinde geworden.<br />
Die unterschwellig vorhandene homoerotische<br />
Neigung zwischen Ben-Hur und<br />
Messala hatte die Feindseligkeit zwischen<br />
römischem Besatzungsreg<strong>im</strong>e und der von<br />
ihm unterdrückten jüdischen Bevölkerung<br />
in Jerusalem nicht überwinden können. Es<br />
gab <strong>im</strong> Circus nur den Sieg für den einen<br />
und den Tod für den anderen …<br />
«Der Wagenlenker<br />
machte dem Offizier<br />
eindeutige Avancen.»<br />
Fangemeinde eines Wettkämpfers<br />
Wagenlenken war eine Kunst <strong>im</strong> Römischen<br />
Imperium. Auch in der Stadt Thessaloniki<br />
beherrschte sie einer in dieser Zeit<br />
besonders gut. Er hatte die Pferde <strong>im</strong>mer<br />
<strong>im</strong> Griff. Hielt die Zügel fest in der Hand.<br />
Nichts konnte ihn auf dem Streitwagen aus<br />
dem Gleichgewicht werfen. Er gewann<br />
Rennen um Rennen. Deswegen war er der<br />
Liebling des Volkes. Denn Wagenrennen<br />
waren nicht nur eine Zerstreuung für die<br />
Herrschenden, sondern Ablenkung auch<br />
für die Regierten. Brot und Spiele.<br />
D<strong>im</strong>itrios war jedes Mal stolz, wenn er<br />
gewann. Er wusste, er war der Beste seines<br />
Fachs. Und jeder Sieg stärkte auch seine soziale<br />
Stellung, was nur von Vorteil sein<br />
konnte unter den Römern und den Griechen<br />
Thessalonikis. Er war sich sicher, auch heute<br />
wieder, an diesem heissen <strong>Sommer</strong>tag des<br />
Jahres 390 n. Chr., zu triumphieren. Aber<br />
dann klopfte es, draussen standen Bewaffnete<br />
des römischen Heermeisters Butherich.<br />
Die aufgeladene Menschenmenge wartete<br />
vergeblich <strong>im</strong> Hippodrom auf ihr Idol. Dann<br />
verbreitete sich das Gerücht wie ein Lauffeuer<br />
unter seinen Fans: D<strong>im</strong>itrios sei festgenommen<br />
worden.<br />
Butherich kannte den Wagenlenker. Jedes<br />
Mal nach einem Sieg hatte er ihn zu sich<br />
auf die Bühne rufen lassen, um ihn zu bekränzen,<br />
mit einem Beutel Geld zu belohnen<br />
und mit ihm zu plaudern. Eine Chronik<br />
überliefert, dass D<strong>im</strong>itrios dem Offizier<br />
Avancen eindeutiger Art gemacht habe. In<br />
der Stadt wusste man, dass der Wagenlenker<br />
schwul war.<br />
Erkannte der Truppenchef <strong>im</strong> anderen<br />
einen Gleichgesinnten? Spürte er Gefühle,<br />
wie er sie nie für möglich gehalten hätte, geriet<br />
er gar aus der Fassung deswegen? Klopfte<br />
sein Herz für D<strong>im</strong>itrios? Butherich, ein Meister<br />
des Waffenhandwerks, war stämmig und<br />
muskulös. Der Wagenlenker schlank und von<br />
eleganter Wendigkeit. Schickte der Kommandant<br />
am Abend vor dem geplanten Rennen<br />
einen Diener zum Wagenlenker? Wollte er es<br />
jetzt einfach wissen und liess eine Einladung<br />
für ein Essen nach dem morgigen Spektakel<br />
<strong>im</strong> Hippodrom überbringen? Sollte es so gewesen<br />
sein, hätte er aber nicht ausgerechnet<br />
einen hochgewachsenen braungebrannten<br />
Burschen als Überbringer aussuchen sollen.<br />
Denn der Wagenlenker war heiss und ganz<br />
offensichtlich nicht auf Butherich fixiert.<br />
«Es hiess, er habe gesagt,<br />
von D<strong>im</strong>itrios mehrfach<br />
vergewaltigt worden<br />
zu sein. »<br />
Quälende Enge statt Rausch der<br />
Geschwindigkeit<br />
Die Quellen sind dürftig, aber verbürgt ist auf<br />
jeden Fall, dass ein junger Mann aus dem Gefolge<br />
des Oberbefehlshabers in eine Situation<br />
geriet, in der er mit D<strong>im</strong>itrios allein war. Der<br />
musste den Sklaven von früher gekannt haben.<br />
Wahrscheinlich hatte ihn der Wagenlenker<br />
stets in der Umgebung des Generals gesehen.<br />
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26 SERIE<br />
KOLUMNE 27<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
Thommen meint<br />
deshalb ihren Wagenlenker wieder in Aktion<br />
sehen – sofort. Andernfalls waren sie bereit,<br />
zu randalieren. Butherich gab nicht nach –<br />
und war einen Moment lang unvorsichtig.<br />
Ein ausser Rand und Band geratener Mob<br />
wurde seiner und eines anderen Offiziers<br />
habhaft, bespuckte beide, schleifte sie durch<br />
die Stadt und lynchte sie schliesslich. Das rief<br />
nun den römischen Kaiser Theodosius den<br />
Grossen auf den Plan, der das von ihm erreichte<br />
Gefüge des Ausgleichs für sein Herrschaftsgebiet<br />
gefährdet sah: Butherich war<br />
ein Gote gewesen, denen Theodosius Autonomie<br />
gewährt hatte <strong>im</strong> Austausch gegen die<br />
Bereitschaft, den Römern Soldaten und Landarbeiter<br />
zu stellen. Der Kaiser wollte diese Tat<br />
nicht ungestraft lassen.<br />
Missverständnisse um<br />
den CSD!<br />
Es ist bei allen Ereignissen gleich: Je länger sie zurückliegen,<br />
desto schwammiger werden die Erinnerungen und umso<br />
abenteuerlicher die Interpretationen.<br />
Bischof n<strong>im</strong>mt Partei für schwulen<br />
Wagenlenker<br />
Also holte die Staatsmacht zum Gegenschlag<br />
aus. Theodosius ordnete unverzüglich eine<br />
Strafaktion an. Es hiess, der dem Christentum<br />
verpflichtete Kaiser habe sie alsogleich<br />
bereut und den Befehl auch auf Intervention<br />
der Kirche hin rückgängig gemacht, aber es<br />
sei zu spät gewesen. Die gotischen Truppen<br />
wurden zur Soldateska, lockten die vergnügungssüchtigen<br />
Leute unter Vorspiegelung<br />
falscher Tatsachen in das Hippodrom von<br />
Thessaloniki und richteten ein fürchterliches<br />
Massaker an. Getrieben von Blutdurst, setzten<br />
sie das Gemetzel danach in der Stadt fort.<br />
Doch jetzt geschah etwas Unerhörtes für<br />
die damalige Zeit. Der Bischof von Mailand,<br />
Ambrosius, war empört über das Massaker<br />
und liess den Kaiser nicht mehr zur Messe<br />
zu – so lange, bis er Busse getan habe. Theodosius<br />
kam dieser Aufforderung nach.<br />
Ein Bischof hatte ein Massaker an Menschen<br />
verwerflich gefunden, die für einen homosexuellen<br />
Wagenlenker auf die Strasse gegangen<br />
waren. Keine Selbstverständlichkeit<br />
damals. Die Spuren des Wagenlenkers und<br />
des Dieners von Butherich aber haben sich <strong>im</strong><br />
Laufe der Zeit verflüchtigt.<br />
Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Mehr oder weniger versteckt findet sich das<br />
Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der<br />
Politik, in antiken Sagen und traditionellen Märchen<br />
– aber auch in Wissenschaft, Technik,<br />
Computerwelt. <strong>Cruiser</strong> greift einzelne Beispiele<br />
heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie<br />
in zeitgenössische Zusammenhänge und<br />
wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie<br />
und da auch neue oder zumindest aufgefrischte<br />
Erkenntnisse. In dieser Folge: der Dichter August<br />
Graf von Platen, der schwer an sich litt.<br />
Es gab <strong>im</strong> Circus nur den Sieg für den einen und den Tod für den anderen …<br />
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VON PETER THOMMEN<br />
D<br />
er Christopher Street Day war ein<br />
einmaliges Ereignis, das politisch in<br />
Erinnerung behalten werden sollte.<br />
Auch eine Erweiterung auf einen «abwechselnden<br />
Christina Day» (München 2011)<br />
wäre so unsinnig, wie ein «Helvetio» oder<br />
eine «Wilhemina Tell».<br />
Auch die Behauptung, «schon damals»<br />
hätten alle die Buchstabenmenschen dabei<br />
mitgemacht, ist so weltfremd wie ein «Jesus-Evangelium».<br />
Wir können sagen, dass<br />
Menschen in weiblicher und männlicher<br />
Kleidung oder als Androgyne da mitgemacht<br />
haben. Wir können sie nicht mehr<br />
fragen, «als was» sie sich damals gefühlt hatten,<br />
oder wer von ihnen Hormone konsumiert<br />
oder tatsächlich «geschlechtsangleichend»<br />
operiert worden ist.<br />
Ich habe kürzlich ein Buch von Edmund<br />
White (1) gelesen, der schon in den<br />
70er Jahren darüber geschrieben hat. Es ist<br />
interessant zu erfahren, dass es damals völlig<br />
irrwitzig war, Schwule mit «Power» in Verbindung<br />
zu bringen. Auch war die Szene gemischt<br />
mit Randständigen jeglicher Art<br />
(queers). Das Wort gay, das eigentlich «fröhlich»<br />
bedeutet, wurde gewählt, weil es weder<br />
einen kirchlichen noch einen kr<strong>im</strong>inellen<br />
noch einen medizinischen Geruch mit sich<br />
trägt. Worüber sich die queeren Buchstabenmenschen<br />
aber noch nicht ganz klar geworden<br />
sind: Die «Mehrheit» schlägt zurück. Sei<br />
es mit Bischof Huonder in Fulda, oder durch<br />
eine konvertierte Katholikin mit einem<br />
Buch über die «globale sexuelle Revolution»,<br />
das sie noch Papst Benedikt XVI. persönlich<br />
überreicht hat, und anderen mehr.<br />
«Der Frust wird auf<br />
dem offen schwul<br />
Lebenden abgeladen.»<br />
Auch die Mehrheit der mehr oder auch<br />
weniger homosexuellen Männer schlägt zurück<br />
– schon von Anfang an. Diejenigen, die,<br />
gefangen in ihrer heterosexuellen Kultur,<br />
nur ab und zu heiss auf Männer sind oder<br />
sich nur ganz best<strong>im</strong>mte Praktiken zugestehen<br />
(«ich brauche es heute», «bin nur aktiv»)<br />
haben dadurch auch ihre Schwierigkeiten<br />
mit einem CSD. So ganz astrein hetero sind<br />
sie nicht und so ganz schwul würden sie sich<br />
auch nie einschätzen. Der Frust wird auf<br />
dem offen schwul Lebenden abgeladen. Dies<br />
sollten wir verstehen. Wir sollten uns aber<br />
nicht zum Schweigen verurteilen lassen,<br />
denn die offen Heteros/as feiern ja ihre Sexualität<br />
auch in kirchlichen Trauungszeremonien,<br />
in «Flitterwochen» und Kindstaufen.<br />
Schwierig wird es, wenn Homos den Heteros<br />
solches streitig machen.<br />
Ich komme zum Hauptmissverständnis<br />
der ganzen «schwulen Revolution»:<br />
Keiner muss mit der Regenbogenfahne<br />
durch eine Stadt laufen und <strong>im</strong> Fummel<br />
oder in Militärkleidung oder als Master<br />
hinter seinem Dog Rechte einfordern! Und<br />
alle anderen «Betroffenen», wie betroffen<br />
sie auch letztlich sind, sollten vor allem<br />
aufhören, Schwule zu kritisieren. Jedem<br />
sollten wir in seiner «Diversity» seine Art<br />
des Auftretens ermöglichen. Über den Sinn<br />
der Erscheinungen kann aber durchaus gestritten<br />
werden.<br />
Weil die Homosexualität (Kinsey) bis<br />
tief in «offen heterosexuelle» Kreise hineinreicht,<br />
weil sie ein Teil davon ist, sollten wir<br />
uns weder von den Schrankschwulen, noch<br />
den Demo-Heteros (grosse Kinderzahl, oder<br />
Promi-Serie-Ehen) einschüchtern lassen, es<br />
gäbe dort auch einiges zu kritisieren.<br />
Wir müssen damit leben, dass es Männer<br />
gibt (nur für die kann ich sprechen), die<br />
ganz konventionell leben und eine Familie<br />
bilden wollen, mit ein paar Mauselöchern<br />
natürlich. Andere wollen nur in best<strong>im</strong>mten<br />
Augenblicken an andere Männer ran, den<br />
Rest bleiben sie bei ihrer Frau («das soll auch<br />
so bleiben!»). Andere wiederum leben in einer<br />
Männerbeziehung und wiederum andere<br />
in keiner Beziehung. Die grösste Gefahr<br />
aber geht für die Gesellschaft und die Heterosexualität<br />
wie auch für Ehefrauen von<br />
den «ungebundenen» Männern aus. Denn<br />
Gebundenheit erzeugt die Illusion von Sicherheit.<br />
Bei allen Menschen.<br />
1)White, Edmund: Die brennende Bibliothek.<br />
(Essays, Erinnerungen, Gedanken und Buchbesprechungen)<br />
1994, Kindler 1996, 475 Seiten.<br />
(vergriffen > Schwubliotheken / antiquarisch)<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
28 RATGEBER<br />
KOLUMNE 29<br />
Dr. Gay<br />
PIA SPATZ<br />
Dr. Gay<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />
Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />
www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten<br />
Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />
welche in Auszügen und anonymisiert <strong>im</strong><br />
«cruiser» abgedruckt werden.<br />
VON Vinicio Albani<br />
Ist Küssen gefährlich?<br />
Ich bin in einer Beziehung mit einer<br />
Frau, möchte aber sexuell mit<br />
Männern exper<strong>im</strong>entieren. Deshalb<br />
meine Frage, ob be<strong>im</strong> Küssen<br />
irgendwelche Ansteckungsrisiken<br />
bestehen. Mir ist klar, dass sich<br />
durch Küssen kein HIV überträgt,<br />
aber wie sieht es mit anderen<br />
sexuell übertragbaren Krankheiten<br />
aus? Oliver (32)<br />
Hallo Oliver<br />
Wie du selber schreibst, kann HIV be<strong>im</strong><br />
Küssen nicht übertragen werden. Bezüglich<br />
anderer sexuell übertragbaren Infektionen<br />
(STI) kann be<strong>im</strong> Küssen aber ein gewisses<br />
Risiko bestehen. So kann zum Beispiel Syphilis<br />
be<strong>im</strong> Küssen übertragen werden,<br />
wenn sich ein Syphilis-Geschwür <strong>im</strong> Mund<br />
befindet. Die Wahrscheinlichkeit eines Risikos<br />
ist aber eher klein. In der Regel werden<br />
STI, wie der Name schon sagt, sexuell<br />
übertragen. Safer Sex kann das Risiko reduzieren,<br />
bietet aber leider keinen zuverlässiger<br />
Schutz (ausser bei HIV). Weitere Informationen<br />
über STI findest du unter der<br />
Rubrik «Deine Gesundheit» auf meiner<br />
Webseite drgay.ch.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Was muss ich be<strong>im</strong><br />
Analspülen beachten?<br />
Ich habe eine Frage bezüglich<br />
Analspülung. In den letzten<br />
Jahren habe ich <strong>im</strong>mer mehr<br />
Gefallen an passivem Analsex<br />
gefunden. Unangenehm ist es nur<br />
dann, wenn ich das Gefühl habe,<br />
nicht ganz sauber zu sein. Ich<br />
spüle meinen Arsch <strong>im</strong>mer mit<br />
dem Duschschlauch. Kann<br />
das schädlich sein? Spielt die<br />
Wassermenge eine Rolle?<br />
Xavier (23)<br />
Hallo Xavier<br />
Eine Analspülung ist nicht schädlich, wenn<br />
sie nicht mehr als 1 – 2 Mal pro Woche durchgeführt<br />
wird. Ansonsten könnte die Darmflora<br />
darunter leiden. Wichtig ist, dass das Wasser<br />
nicht zu heiss oder zu kalt ist. Lauwarmes<br />
Wasser ist ideal. Auch solltest du bei der Menge<br />
an Wasser vorsichtig sein. Grundsätzlich<br />
gilt, besser weniger als zu viel, aber nicht<br />
mehr als zwei Liter. Wenn du dich mit dem<br />
Duschschlauch spülst, achte darauf, dass keine<br />
Verletzungen entstehen. Alternativ dazu<br />
gibt es hierfür spezielle Aufsätze, welche in<br />
Sexshops oder <strong>im</strong> Shop der Aids-Hilfe<br />
Schweiz auf aids.ch erhältlich sind. Ob<br />
Duschschlauch oder Aufsatz, beides sollte vor<br />
dem Teilen gründlich desinfiziert werden, um<br />
die Übertragung von Krankheiten (z.B. Hepatitis<br />
C) zu vermeiden. Noch besser ist es,<br />
wenn jeder seinen eigenen Aufsatz hat.<br />
Manchmal kann es trotz Spülung vorkommen,<br />
dass be<strong>im</strong> Analverkehr etwas Kot ins<br />
Spiel kommt. Das kann passieren und ist absolut<br />
normal. Eine Analspülung kann dem in<br />
der Regel gut entgegenwirken, trotzdem können<br />
«Unfälle» passieren. Das liegt in der Natur<br />
der Sache, ist menschlich und gehört nun<br />
mal dazu. In so einem Fall einfach das Sexspiel<br />
kurz für eine (gemeinsame) Dusche unterbrechen.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Stolz und<br />
Vorurteile<br />
VON PIA SPATZ<br />
I<br />
hr Lieben, ich bin bereit für den <strong>Sommer</strong>.<br />
Doch bevor ich meinen Luxuskörper an<br />
den Gestaden dieser Welt ausführe, ist<br />
das Programm zum Bersten voll. Allgegenwärtig<br />
ist gerade das Zurich Pride-Festival –<br />
eine Zeit, um Stolz zu sein und Vorurteilen<br />
den Garaus zu machen. Die Parole: #Team-<br />
ForLove! Wie in einem Jane Austen-Roman<br />
eben; ich und meine Jungs vom Checkpoint<br />
beweisen zudem Verstand und Gefühl: In<br />
unserem Zelt auf dem Kasernenareal könnt<br />
ihr euch gratis auf HIV und Syphilis testen<br />
lassen. Selbstverständlich anonym, wir garantieren<br />
das auch bei buntesten Kostümen<br />
und nackten Tatsachen.<br />
Der Checkpoint Zürich hat ebenfalls<br />
Grund zum Feiern: Vor zehn Jahren eröffnete<br />
er seine Tore an der Konradstrasse. Während<br />
rechte Miesepeter den Verfall der Zivilisation<br />
befürchteten, war die hiesige<br />
Gay-Community ob dem vertrauensvollen<br />
sowie unkomplizierten ärztlichen Angebot<br />
begeistert. Zürich wurde Vorbild für viele<br />
ähnliche Anlaufstellen über die Landesgrenze<br />
hinaus. Heute ist der Checkpoint Zürich<br />
an sechs Tagen die Woche geöffnet und bietet<br />
nicht nur medizinische Hilfe, seien es<br />
Tests oder Behandlungen, er ist auch Anlaufstelle<br />
bei psychischen Problemen oder<br />
Pia wandelt <strong>im</strong> Pride-Monat auf den<br />
Spuren von Jane Austen und feiert zehn<br />
Jahre Checkpoint Zürich.<br />
bietet Unterstützung be<strong>im</strong> Coming-out und<br />
bei Trans*-Fragen. Deswegen Prosit Checkpoint<br />
Zürich! Auf viele weitere Jahre!<br />
In unserem Zelt auf dem<br />
Kasernenareal könnt ihr<br />
euch gratis auf HIV und<br />
Syphilis testen lassen.<br />
Gerade be<strong>im</strong> Coming-out hilft auch<br />
die Beratungsplattform «du-bist-du» ungemein,<br />
deren neue Kampagne «Wir zeigen<br />
uns» die vielfältige Community ins beste<br />
Licht rückt: An verschiedenen Anlässen,<br />
auch an der Pride, kann ein professioneller<br />
Fotograf ein hübsches Portrait von Dir<br />
schiessen, das mit der Berufsbezeichnung<br />
sowie der sexuellen Orientierung und/oder<br />
der Geschlechtsidentität beschriftet und veröffentlicht<br />
wird. Also Schwestern und Brüder,<br />
zeigt eure Schokoladenseite, damit Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />
ein bitteres Ende finden!<br />
Kein Monat natürlich ohne «Checkpoint<br />
<strong>im</strong> Gespräch»: Im Juni mit einem für<br />
viele brisanten Thema: Sich mit einer Pille vor<br />
HIV schützen? Die sogenannte PrEP (Präexpositionsprophylaxe)<br />
wird schon heute eingesetzt<br />
– selbstverständlich auch <strong>im</strong> Checkpoint<br />
mit angemessener Beratung. Am 16. Juni informieren<br />
unsere Spezialisten über die Akzeptanz<br />
der «Pille vorher» anhand einer Studie.<br />
Spannend wird es auf jeden Fall.<br />
Ein volles Programm, nicht? Und<br />
wenn sich die harten Jungs ab Mitte Juni<br />
um ihre Bälle kümmern, tu ich das auch um<br />
meine – ich spreche natürlich von der Euro<br />
<strong>2016</strong> und meiner Minigolf-Anlage. Weswegen<br />
ich nun meine Köfferchen packe, diesen<br />
Platz hier räume und mich in die <strong>Sommer</strong>pause<br />
verabschiede. Wir sehen uns nach<br />
Hitzewellen und Liebesabenteuer wieder.<br />
Und erinnert euch an folgende Worte: Alles<br />
neu macht der <strong>Sommer</strong>.<br />
Gut zu wissen<br />
Zurich Pride Festival mit dem Checkpoint Zürich<br />
und du-bist-du, Kasernenareal, 10. und 11. Juni,<br />
Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch, Restaurant Bubbles,<br />
16. Juni, 18.00 Uhr<br />
Weitere Informationen unter mycheckpoint.ch<br />
und du-bist-du.ch<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
30 IKONEN<br />
IKONEN 31<br />
VON DAMALS<br />
VON DAMALS<br />
Ikonen von<br />
damals<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen aus vergangenen Dekaden vor,<br />
berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle Skandalsternchen<br />
aus längst vergangenen (Gay-)Tagen. Dieses Mal: Pete Burns.<br />
VON Haymo Empl<br />
I<br />
n den frühen 1980ern war viel los: Gefälschte<br />
Hitler-Tagebücher, AIDS wird<br />
als epidemische Krankheit erkannt,<br />
Raumfähren explodieren, bei Sandoz in Basel<br />
brennt es und schliesslich fallen Mauern.<br />
In England erscheint 1984 eine Langspielplatte,<br />
die die Musikwelt vor ein Rätsel<br />
stellte. «Sophisticated Boom Boom» von<br />
Dead Or Alive. Der Sänger der Band – Kopf<br />
und Mastermind von Dead Or Alive Pete<br />
Burns arbeitete zu dieser Zeit noch in einem<br />
Plattenladen. Fragte jemand nach<br />
einer Boy-George-Single, wurde er<br />
besch<strong>im</strong>pft und fortgejagt. Die Arbeit <strong>im</strong><br />
Plattenladen inspirierte Burns zum Song<br />
«You Spin Me Round (Like A Record)», den<br />
er mit seiner Band Dead Or Alive schrieb<br />
und vom Trio Stock, Aitken und Waterman<br />
produzieren liess. Waterman gestand später,<br />
dass er sich dabei schamlos bei Wagners<br />
«Ritt der Walküren» bedient habe. Der<br />
Klau hat sich gelohnt; die Kooperation bescherte<br />
Dead Or Alive den ersten (und letzten)<br />
Nummer-1-Hit und Stock, Aitken und<br />
Waterman lancierten damit eine grosse<br />
Karriere: Die Hitproduzenten führten danach<br />
noch Dutzende No Names wie Rick<br />
Astley, Bananarama oder Kylie Minogue<br />
zum Erfolg und verdienten damit Millionen.<br />
Bei Pete Burns hat es <strong>im</strong>merhin zu<br />
Lippen<strong>im</strong>plantaten gereicht. Er, der sein<br />
zugewiesenes Geschlecht als nicht bindend<br />
empfindet und heute wie ein Klon von<br />
Amanda Lear aussieht, ist noch <strong>im</strong>mer ein<br />
Star – in der britischen Trans-Szene. Damit<br />
man musikalisch nachvollziehen kann, was<br />
damals gerade musikmässig angesagt war:<br />
Auf Platz 1 der Hitparade: Dead Or Alive –<br />
You Spin Me Round. Auf Platz 2: USA For<br />
Africa – We Are The World, dann kam auf<br />
Platz 3: Modern Talking mit You’re My<br />
Heart, You’re my Soul und schliesslich Opus<br />
mit Live is Life. Nun ja. Damals aber nahm<br />
man Dead Or Alive durchaus ernst, wie ein<br />
Blick ins Musikarchiv beweist. Die Zeitschrift<br />
«Musikmarkt» attestierte am 1. Juli<br />
1984 Pete Burns «ein Gespür für eine gekonnte<br />
Mischung aus New-Wave-Attitüde<br />
und populären Stilmitteln». Räumte aber<br />
auch ein, dass Pete Burns und seine Band einen<br />
«hohen Provokationsfaktor» besässen. ➔<br />
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CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
32 IKONEN<br />
33<br />
VON DAMALS<br />
Pete Burns: In den 1980er Jahren ein Star<br />
mit seiner Band «Dead or Alive».<br />
From Hero to Zero? Der seltsame Wandel von Pete Burns.<br />
Pete Burns <strong>2016</strong>: Zeit, sich aus dem Rampenlicht zurückzuziehen.<br />
Burns bei «Big Brother»<br />
Dekadenwechsel: 2005, Grossbritannien. Reality-Shows<br />
erleben einen weiteren Höhepunkt,<br />
«Big Brother» wurde gerade auf Channel<br />
Four wiederbelebt. Seit knapp einer<br />
Woche lebt George Galloway, seines Zeichens<br />
Unterhausabgeordneter des Ostlondoner<br />
Bethnal-Green-Quartiers, <strong>im</strong> Celebrity-Dorf<br />
eben jener Fernsehshow. Zusammen mit weiteren<br />
(fragwürdigen) Promis. Als da wären:<br />
das Sex-Model Jodie Marsh, das gealterte Seite-3-Girl<br />
Rula Lenska, der Ex-Baywatch-Star<br />
Tracy Bingham, der Ex-Basketballer Dennis<br />
Rodman und eben: Pete Burns. Dieser hat<br />
sich in der Show übrigens selbst als «Transvestit»<br />
bezeichnet. So trashig wie Burns sich<br />
2005 gibt, so auch sein Aussehen: Man erkannte<br />
den Leadsänger kaum mehr, zahlreiche<br />
Schönheitsoperationen haben ihn zu einem<br />
«es» gemacht. Dies ist ihm auch in der<br />
Sendung wichtig; er sei weder Trans*, noch<br />
eine Frau noch ein Mann. Sondern eben ein<br />
«es». Solche Aussagen und überhaupt das<br />
ganze damalige Setting sorgten für gute<br />
Einschaltquoten und gaben zu reden. So<br />
sehr, dass sich ein renommierter «Guardian»-Kolumnist<br />
eingeschaltet hat; er empfiehlt<br />
seinerzeit, das Big-Brother-Dorf mit seinem<br />
Stacheldrahtzaun, den grellen Scheinwerfern<br />
und den überwachten Insassen von Amnesty<br />
International inspizieren zu lassen. Menschengerecht,<br />
so der Glossenschreiber, werde<br />
es dort wohl kaum zugehen. Immerhin: Der<br />
Auftritt von Pete Burns in «Big Brother» katapultierte<br />
die Single «You Spin Me Round<br />
(Like a Record)» Anfang 2006 ein weiteres<br />
Mal unter die Top Ten. Das sorgte kurzfristig<br />
für neuen Glamour, der genau drei Monate<br />
dauerte: Ende April 2006 wurde Burns auf<br />
Grund von Verstössen gegen die Bewährungsauflagen<br />
aus einer Verurteilung wegen<br />
eines «Kampfes mit einem ehemaligen<br />
Geliebten» für ein paar Tage in einem Londoner<br />
Gefängnis inhaftiert, das passte medial<br />
sehr gut, denn gleichzeitig erschien seine Autobiographie<br />
«Freak Unique». Ende 2011 erklärte<br />
Pete Burns schliesslich, dass es niemals<br />
wieder eine Neuformierung der Band geben<br />
würde. Und seither ist es um Burns still.<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
34 Special<br />
Special 35<br />
Welcher Typ bist du?<br />
Welcher Typ bist du?<br />
Der grosse <strong>Cruiser</strong>-Psychotest:<br />
Das ist deine<br />
<strong>Sommer</strong>-<br />
Persönlichkeit!<br />
<strong>Cruiser</strong> hat keine Kosten und Mühen gescheut und einen psychologisch<br />
ausgeklügelten Test entwickeln lassen. Beantworte die folgenden<br />
Fragen und du wirst erfahren, was du schon <strong>im</strong>mer wissen wolltest.<br />
Nämlich: Wer bist du eigentlich?<br />
VON Team <strong>Cruiser</strong><br />
1. Welchen Typ Mann bevorzugst du?<br />
A) Den Hipster. Oder wer <strong>im</strong>mer sich dafür<br />
hält.<br />
B) Den Muskelmann. Egal ob blond, jung, alt,<br />
klug oder nicht … Hauptsache trainiert.<br />
C) Den Jungen von nebenan. Er muss einigermassen<br />
intelligent sein und passabel aussehen.<br />
2. Wo machst du am liebsten Ferien?<br />
A) Am Strand. Gerne auf Ibiza oder so. Vielleicht<br />
verliebe ich mich dabei auch noch.<br />
B) Spielt nicht so eine Rolle, Hauptsache<br />
«Gay-Friendly».<br />
C) Das variiert. Städte können interessant<br />
sein, aber auch Strand oder die Berge.<br />
3. Ich selbst bezeichne mich als:<br />
A) Unkompliziert.<br />
B) Mann mit Ecken und Kanten.<br />
C) Spannend, mit Tiefgang und Herz.<br />
4. Es kommt – aus was für Gründen<br />
auch <strong>im</strong>mer – zu einem Date. Was<br />
machst du?<br />
A) Ich streue Rosenblätter auf den Teppich,<br />
entzünde Kerzen und lege Celine Dion oder<br />
eine andere Schmonzette auf.<br />
B) Ich leihe mir ein Porsche-Cabrio und cruise<br />
mit ihm erst einmal durch die City und zeige<br />
ihm, dass ich ziemlich Geld habe.<br />
C) Ich bitte meine Mutti, ein paar Brötli für<br />
uns zu machen. Ausserdem habe ich extra<br />
gelernt, Gitarre zu spielen. Das kommt an.<br />
5. Und nun: eine ausgeklügelte Frage:<br />
Welchen Keidungsstil bevorzugst du<br />
in deiner Freizeit?<br />
A) Schwarze Lederhose, Muscle-Shirt und<br />
Sonnenbrille<br />
B) Rübeli-Jeans & T-Shirt. Das Shirt darf<br />
ruhig Bling-Bling-Applikationen haben oder<br />
mindestens irgendein angesagtes Label<br />
sein.<br />
C) Jeans und T-Shirt, das T-Shirt sollte irgendwie<br />
männlich aussehen und einigermassen<br />
bequem sein.<br />
6. Du sitzt alleine in einer Bar und<br />
wirst von einem netten, aber älteren<br />
Herrn angesprochen. Wie reagierst<br />
du?<br />
A) Nett, aber abweisend. Denn ich mag es nicht,<br />
wenn man mich anspricht. Egal ob jung oder alt.<br />
B) Wenn der «ältere Herr» nicht zu alt ist und<br />
mindestens ein Promi ist und/oder Geld hat,<br />
ist mir das egal, ich lasse mich zum Prosecco<br />
einladen.<br />
C) Ich freue mich, denn vielleicht verbirgt sich<br />
hinter dem «älteren Herrn» ja eine spannende<br />
Persönlichkeit.<br />
7. Manche machen für die <strong>Sommer</strong>figur<br />
eine Diät. Das findest du?<br />
A) Blöd. Warum müssen wir uns irgendeinem<br />
Schönheitsdiktat unterwerfen?<br />
B) Ok, schliesslich muss man in der Badi oder<br />
am Strand auch was zeigen können.<br />
C)Ist mir egal, was andere machen, ich bin<br />
zufrieden mit meinem Körper.<br />
8. Welchen weiblichen Star bewunderst<br />
du?<br />
A) Früher Lady Gaga, jetzt finde ich Adele<br />
noch ganz gut.<br />
B) «Bewundern» tu ich eigentlich gar niemanden.<br />
C) Meine Mutti.<br />
9. Wenn du TV schaust: Was sagt dir<br />
zu?<br />
A) Ich gucke die gerade angesagten TV-Serien.<br />
B) Ich schaue eigentlich nie TV, wenn ich was<br />
gucke, dann Clips auf YouTube oder irgendwas<br />
von Netflix.<br />
C) Ich schaue die Re-Runs von «Will & Grace»<br />
oder «Will & Grace» auf DVD.<br />
Auflösung<br />
Mehrheitlich C<br />
Wir denken mal, dass du schon etwas älter<br />
bist. Das ist gut so, denn dich haut nichts<br />
mehr um. Du hast schon ziemlich viel Lebenserfahrung<br />
und dadurch strahlst du eine<br />
Selbstsicherheit aus, die niemals arrogant,<br />
dafür aber <strong>im</strong>mer authentisch wirkt. Das<br />
hilft dir auch <strong>im</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>; dir ist es egal,<br />
wenn du Schweissflecken auf deinem Shirt<br />
hast, denn du weisst, dass du nicht müffelst.<br />
Du weisst auch, dass man, wenn‘s heiss ist,<br />
ruhig mal schwitzen darf, dass man in der<br />
Freizeit Shorts tragen kann, wann <strong>im</strong>mer<br />
man will und einem danach ist … und dass<br />
es absolut Wurst ist, wohin man in die Ferien<br />
fährt, denn letztendlich spielt nicht der<br />
Ort eine Rolle, sondern die Leute, die man<br />
dort trifft. Du kannst also ganz entspannt<br />
die kommenden Monate geniessen.<br />
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Danya Care<br />
Mehrheitlich B<br />
Du bist ähnlich wie Typ A, allerdings mit<br />
etwas weniger Tiefgang. Das ist nichts<br />
Schl<strong>im</strong>mes, denn dieser kommt mit den<br />
Jahren. Wenn du dich diesen <strong>Sommer</strong> allerdings<br />
ausschliesslich in der Gay-Szene herumtreibst,<br />
dann kann das kontraproduktiv<br />
sein. Nutze die kommenden Monate mal<br />
für ein Gespräch mit deinem besten Freund,<br />
deiner besten Freundin oder: mit deinem<br />
Partner. Denn dir fehlt es noch etwas an<br />
Substanz und diese braucht es für eine<br />
entsprechende Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Sollte dir das dieses Jahr noch nicht zusagen,<br />
dann investiere in dein Kapital: Das<br />
wird dann wohl (noch) dein Aussehen sein.<br />
Aber achte darauf, dass du nicht zu tantig<br />
daherkommst, denn das mögen die Typen<br />
aus «A» und «C» nicht so sehr.<br />
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Mehrheitlich A<br />
Also so hip durch den <strong>Sommer</strong> kommst du<br />
nicht, wie du denkst oder hoffst. Dafür bist du<br />
zu verkrampft, zu sehr «Fähnchen <strong>im</strong> Wind»<br />
und du verfügst über weniger Selbstbewusstsein,<br />
als du meinst. Dies verunsichert dich<br />
dann und wann; genau das macht dich aber<br />
auch liebenswert und liebenswürdig, vielleicht<br />
sogar mehr, als es dir recht ist. Denn<br />
deine Mitmenschen durchschauen dich in<br />
vielerlei Hinsicht mehr, als du ahnst. Das<br />
scheint auch deine grösste Angst zu sein: Du<br />
hast so sehr versucht, ein Image aufzubauen,<br />
dass du mittlerweile selbst auf dieses von dir<br />
geschaffene Bild reinfällst. Dabei mag dich<br />
dein Umfeld so, wie du eigentlich wirklich<br />
bist. Lass deine wahre Persönlichkeit wieder<br />
mehr zu, dann wird es ein bombastischer<br />
<strong>Sommer</strong>. Für dich und dein Umfeld.<br />
Frage 3 zählt nicht. Denn: Kein Mensch ist so, wie er sich selbst einschätzt. Wie also hast du abgeschnitten, ohne Frage 3?<br />
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CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
36<br />
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch bei …<br />
Erotik-Factory<br />
Das Internet ist für uns<br />
keine Konkurrenz<br />
Ich suche nicht irgendwen,<br />
daher suche ich auch nicht irgendwo.<br />
Seit gut 25 Jahren existiert die Erotik-Factory an der Badenerstrasse in Zürich.<br />
<strong>Cruiser</strong> guckte sich um und wollte wissen, was das Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis des<br />
Shops ist.<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong> in Zusammenarbeit mit Erotik-Factory<br />
D<br />
ie Räumlichkeiten in der Erotik-<br />
Factory wirken hell, sauber und vor<br />
allem: gross! Ein enorm breites und<br />
tiefes Sort<strong>im</strong>ent von Toys, DVDs, Wäsche<br />
und halt allem, was es so <strong>im</strong> Schlafz<strong>im</strong>mer<br />
oder sonst wo braucht. Dabei fällt auf: Die<br />
Kundschaft <strong>im</strong> Laden ist zahlreich und altersmässig<br />
absolut durchmischt. Mehrheitlich<br />
männlich. Das ist aber nicht <strong>im</strong>mer so,<br />
erklärt Beat. Er ist einer der Mitbegründer<br />
der Erotik-Factory und kennt das Business<br />
wie kaum sonst jemand. «Gerade an den<br />
Wochenenden haben wir auch Frauen, oft<br />
mit ihrem Partner, die versuchen, neuen<br />
Schwung ins Liebesleben zu bringen», erklärt<br />
er. Und da sind natürlich auch noch<br />
die Gays. Dazu dann aber später mehr.<br />
Die Erfolgsgeschichte der Erotik-Factory<br />
hätte <strong>im</strong> Zuge des Online-Shopping-Booms<br />
zu Ende sein können. Das Gegenteil aber<br />
scheint der Fall zu sein; es werden beispielsweise<br />
noch <strong>im</strong>mer DVDs ausgeliehen. «Wir<br />
stellen fest, dass sich viele Kunden vorab <strong>im</strong><br />
Internet auf www.erotikfactory.ch über gewisse<br />
Artikel informieren, dann aber doch<br />
bei uns physisch kaufen», erklärt Beat. Und<br />
schnell wird auch klar, weshalb. Bei int<strong>im</strong>en<br />
Gadgets will man(n) einfach wissen, womit<br />
man es zu tun hat. Dabei spielt beispielsweise<br />
die Haptik eine wichtige Rolle – und das kann<br />
ein Bild via Internet schlicht und einfach<br />
noch nicht vermitteln. Dazu kommt, dass<br />
manche auch ganz konkret eine Beratung<br />
wünschen. Dies zeigte sich auch bei unserem<br />
Besuch in der Erotik-Factory; Beat ist kommunikativ<br />
und gibt gerne Auskunft. Er tut<br />
das kompetent, niemals herablassend und<br />
sehr verständnisvoll. Das scheinen die Kunden<br />
zu schätzen. Beat weiss aber, dass sich<br />
Trends schnell ändern können: «Wir verfolgen<br />
das Geschehen <strong>im</strong> Online-Bereich natürlich<br />
intensiv und interessiert. Und haben für<br />
fast jeden Fall bereits einen Plan B.» Dieser<br />
wird aus nachvollziehbaren Gründen natürlich<br />
nicht verraten.<br />
«Die Gays und die Heteros stören<br />
sich nicht»<br />
Zur Beratung gehört für Beat auch, dass er<br />
bei speziellen Wünschen die Kunden zu anderen<br />
Shops schickt. «Ich sehe uns nicht als<br />
Konkurrenz zu den Gay-Shops – sondern als<br />
Ergänzung. Wir haben es eigentlich alle gut<br />
untereinander und jeder hat irgendwie sein<br />
eigenes Segment in diesem Bereich gefunden<br />
und sich entsprechend eine Stammkundschaft<br />
aufgebaut», so Beat.<br />
Wie funktioniert denn das Nebeneinander<br />
(und vielleicht manchmal Miteinander)<br />
der heterosexuellen und homosexuellen<br />
Kundschaft? Beat lacht: «Das war in all<br />
den Jahren nie ein Problem – es ist ein<br />
ungeschriebenes Gesetz, dass sich diese<br />
beiden Gruppen respektieren und das<br />
funktioniert bestens.» Das ist auch gut so;<br />
denn die Gays haben ganz andere Interessen<br />
als die Heteros. Schliesslich ist es bekannt,<br />
dass man in der Erotik-Factory <strong>im</strong><br />
unteren Bereich bei den Video-Kabinen<br />
schnell Kontakt findet. Ein System, welches<br />
bestens funktioniert und seit Jahren auf<br />
Begeisterung stösst. Was macht den Reiz<br />
dieser Kabinen aus? «Ich denke, es ist die<br />
Unverbindlichkeit, aber auch der Kick, sich<br />
auf ein Abenteuer einzulassen mit einem<br />
Ausgang, der vieles offenlässt. Und natürlich<br />
auch die anonyme Verwirklichung von<br />
Fantasien», weiss Beat.<br />
Beat punktet mit Charme und Kompetenz.<br />
Gross, hell, geräumig und umfassend:<br />
Das Sort<strong>im</strong>ent der Erotik-Factory lässt<br />
kaum Wünsche offen.<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong>
38 Juhuu!<br />
XXX 39<br />
von der Redaktion<br />
XXX<br />
Geniesst den <strong>Sommer</strong>!<br />
Wir tun es auch<br />
Die <strong>Cruiser</strong>-Redaktion wünscht einen schönen <strong>Sommer</strong> und meldet<br />
sich am 31. August wieder zurück.<br />
Vinicio Albani vom<br />
Dr. Gay-Team<br />
Geniesst diesen <strong>Sommer</strong><br />
elektronische Musik unter<br />
freiem H<strong>im</strong>mel.<br />
Anne Andresen<br />
Zieht ihre rosa Badeschlappen<br />
an und baut am Strand<br />
von Korsika eine riesige<br />
Sandburg, in der sie den<br />
<strong>Sommer</strong> über residieren wird.<br />
Bruno Bötschi<br />
Versucht alles von Peter<br />
Stamm zu lesen und fährt<br />
nach Denia in Spanien, um<br />
bei einem der besten Köche<br />
der Welt zu essen.<br />
Daniel Diriwächter<br />
Wird <strong>im</strong> <strong>Sommer</strong> Südfrankreich<br />
seine Aufwartung<br />
machen und zwischen<br />
Monaco und Nizza hinund<br />
herpendeln.<br />
Haymo Empl<br />
Begibt sich auf Kreuzfahrt<br />
und wird versuchen, nichts<br />
zu tun.<br />
Andreas Faessler<br />
Macht Urlaub auf Hainan<br />
und wird sich anschliessend<br />
zu Hause davon erholen.<br />
Birgit Kawohl<br />
Hat sich bereits 1998<br />
Goethes «Urfaust» gekauft<br />
und versucht auch dieses<br />
Jahr, diesen ganz zu lesen.<br />
Moel Maphy<br />
Radelt durchs Tösstal und<br />
versucht, weiter als nur bis<br />
Winterthur zu kommen.<br />
Michi Rüegg<br />
Versucht’s mit Inseln. Erst<br />
taucht er auf den Malediven<br />
unter und schw<strong>im</strong>mt dann<br />
bis nach Kroatien, wo er<br />
irisch Hochzeit feiert.<br />
Nicole Senn<br />
Jettet in die USA, wird<br />
ausgiebig shoppen und<br />
versuchen, auch ein<br />
bisschen Kulturkr<strong>im</strong>skrams<br />
zu machen.<br />
Sex wie’s well<br />
#teamforlove<br />
Alain Sorel<br />
Anhänger von General<br />
Winter mit seinem Schnee,<br />
wird versuchen, mit dem<br />
brütenden Admiral <strong>Sommer</strong><br />
einen Ausgleich zu finden.<br />
Pia Spatz<br />
Geht diesen <strong>Sommer</strong> in<br />
sich. Und sinniert über dies<br />
und das.<br />
Thommen<br />
Peter Thommen wird<br />
«Ferien <strong>im</strong> Archiv» machen,<br />
aufräumen und ordnen und<br />
am Rhein spazieren gehen.<br />
CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> CRUISER <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong><br />
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