De:Bug 166
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»Die kollektive Idee des Aufbruchs,<br />
sich Dinge zu trauen,<br />
die andere nicht machen -<br />
einfach behaupten, dass wir<br />
bestimmte Dinge toll finden:<br />
Diese Momente fand ich<br />
immer am spannendsten<br />
bei Kompakt.«<br />
Drei Pfeiler waren den Kompakt-Gründern Mayer, Paape<br />
und Voigt immer wichtig: Techno, Ambient und Pop. Über<br />
die Jahre hinweg in ganz unterschiedlichen Ausprägungen,<br />
aber das war der Sound von dem alle drei getrieben wurden.<br />
Und zu einer Zeit, in der zum Großteil DJ-Tools über<br />
die Ladentheke gehen und vor allem auch produziert werden,<br />
ziehen die Kölner 1999 das Sub-Label Speicher aus<br />
dem Ärmel. Sie hatten genug von stumpfem Gekloppe<br />
und Tracks, die keine Geschichte oder eine gewisse<br />
Dramaturgie hatten. Man bediente sich schon immer lieber<br />
bei Pop-Strukturen, die sich auch in einer Techno-Welt<br />
behaupten konnten. Trotz einer weltweiten Distribution hat<br />
sich Kompakt immer einen persönlichen Dreh im eigenen<br />
Sound bewahrt.<br />
Mittlerweile haben sich Paape und Voigt relativ weit aus<br />
dem täglichen Geschäft zurückgezogen. Mayer ist der letzte<br />
Kapitän an Board, und gerade was die A&R-Geschäfte angeht<br />
der Chef vor Ort. Wie er aber die Musik aussucht und<br />
was veröffentlicht wird, das entscheidet der Bauch, bzw. das<br />
Gen: "Es gibt nach wie vor so etwas wie ein Kompakt-Gen<br />
in der Musik - etwas worauf ich reagiere. Die Sensibilität<br />
in der Musik, die ich suche, wurde sehr stark durch unsere<br />
Anfangsjahre geprägt, durch das Arbeiten mit Wolfgang,<br />
Jörg und Jürgen. Diese kollektive Idee des Aufbruchs, sich<br />
Dinge zu trauen, die andere nicht machen - einfach mal<br />
Behauptungen aufstellen, dass wir das und das super finden.<br />
Diese Momente fand ich immer am spannendsten bei<br />
Kompakt." Das ist auch das, was Mayer bei seiner täglichen<br />
Arbeit antreibt und was ihn wirklich glücklich macht<br />
- die Vielfalt an Sounds und die Vielfalt der vorhandenen<br />
Menschen. Er erzählt euphorisch: "Wir haben mittlerweile<br />
auch ein ganz tolles Sammelsurium an Charakteren:<br />
Präsident Bongo von GusGus, Justus Köhncke, Thomas<br />
Fehlmann oder Fetish von Terranova. Das sind alles völlig<br />
unterschiedliche Menschen, die ganz andere Hintergründe<br />
haben. Aber irgendwo trifft man sich und es fügt sich ein,<br />
ohne dass man viel daran rumschrauben muss."<br />
Mayers Fantasy<br />
Und einer dieser Charaktere ist er eben auch selbst. Nach<br />
langer Zeit erscheint nun das zweite Soloalbum des passionierten<br />
Labelmachers und erfahrenen DJs: "Mantasy" -<br />
was soll das eigentlich bedeuten? Michael Mayers Fantasy?<br />
Richtig darauf antworten kann er mir nicht, der Mayer. Es<br />
habe viele Interpretationen gegeben, vor allem von seinen<br />
schwulen Freunden, die fanden das nämlich ganz toll,<br />
weil sie wohl an so etwas wie "Male Fantasy" dachten.<br />
Scheinbar gab es da in den 70er-Jahren auch mal einen<br />
sehr bekannten Porno, der so hieß. Danach hat er dann<br />
mal gesucht und das Ganze recherchiert. Es gibt überhaupt<br />
tausende von Auslegungsmöglichkeiten, tausend<br />
Themen, mit denen man den Titel verknüpfen kann, aber<br />
natürlich fasst keiner genau das zusammen, was Mayer<br />
sich dabei dachte, als er im Urlaub am Strand stand und<br />
ihm dieser Name einfach in den Sinn schoss. "Mantasy"<br />
ist nicht seine Fantasie und auch kein Schwulenporno -<br />
am genausten beschreibt der Titel noch eine Reise. Die<br />
Reise zur Produktion eines Albums, bei der das Ziel von<br />
Anfang an überhaupt nicht fest stand und die Produktion<br />
eher bauch- und gefühlsgesteuert sein sollte.<br />
Seit seiner letzten Platte von 2004, "Touch", hat sich<br />
zwar vieles getan, das Handwerk ist allerdings immer schon<br />
dasselbe: "Bei mir steht zu Anfang immer ein Sample, das<br />
dann durch den Fleischwolf gedreht wird und oft direkt wieder<br />
raus fliegt. Aber die Aura des Samples bleibt immer<br />
da. Alles andere ergibt sich erst durch das Sample." Das<br />
Ergebnis dieser Sample-basierten Arbeit hört man sehr<br />
schön in der Nummer "Rudi was a punk", die von einem<br />
ganz prägnanten Sample-Loop vorangetrieben wird.<br />
Das Album kann auch nicht als die typische "Houseund-Techno-DJ-macht-ein-Album"-Platte<br />
bezeichnet werden.<br />
Einige der Tracks, wie z.B. "Roses", "Lamusetwa" und<br />
besagtes "Rudi was a Punk" stehen ganz außerhalb des<br />
Club-Kontexts - hier herrscht ein ganz anderes Tempo<br />
und eine ganz andere Stimmung. Natürlich fehlen nicht<br />
die Smasher, die man ruhigen Gewissens zur Peak-Time<br />
reinmischen kann. "Mantasy", der Titeltrack, wäre da ein<br />
Spitzenkandidat.<br />
Voten und<br />
Scan & Load<br />
feiern.<br />
Jetzt online abstimmen und<br />
den DJ des Abends wählen.<br />
Golden Cut | Hamburg<br />
02.10.2012 | 23 h<br />
HANNA HANSEN (PACHA RECORDINGS)<br />
VS.<br />
MARKUS GARDEWEG (KONTOR RECORDS)<br />
The Attic | Düsseldorf<br />
26.10.2012 | 23 h<br />
OLIVER KOLETZKI (STIL VOR TALENT)<br />
VS.<br />
KAISERDISCO (KD MUSIC)<br />
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