De:Bug 157
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für Byron die Birne<br />
gibt es einen<br />
Hoffnungsschimmer.<br />
Smart Grid ist es<br />
nicht.<br />
Stromnetz wirklich eignet, muss sich allerdings<br />
erst noch erweisen. Und zwar im munteren Feldversuch,<br />
der schon voll im Gange ist und im Verbund<br />
mit der Idee von der Heimautomatisierung<br />
kommt: Wenn im Smart Grid alle Stromerzeuger<br />
und -Verbraucher ohnehin munter miteinander<br />
kommunizieren und sich dabei gegenseitig steuern,<br />
heißt das natürlich auch, dass der Nutzer seinen<br />
Gerätepark übers Internet kontrollieren und<br />
steuern kann - denn dort, im Internet, ist natürlich<br />
die Kommunikationsebene des Smart Grids<br />
angelegt. Als unser Entrée ins schlaue Netz wird<br />
unterdessen von den Stromanbietern der schlaue<br />
Stromzähler angepriesen, gerne auch "Smart<br />
Meter" genannt. Mit diesem sollen wir uns dann<br />
im Smart Metering versuchen, um durch schlaue<br />
Kontrolle unseren Stromverbrauch zu optimieren,<br />
sprich: Strom zu sparen. Was ja aber bisher,<br />
wie gesagt, noch nie funktioniert hat. Hoffnung<br />
macht immerhin, dass die Stromlage heute tatsächlich<br />
anders ist, als in den letzten <strong>De</strong>kaden.<br />
Strom wird wieder spannend, wenigstens auf<br />
dem Schreibtisch: Hier hat sich der USB-Kabelsalat,<br />
ursprünglich nur für die Datenübertragung<br />
gedacht, bereits still und heimlich zum individuell<br />
betriebenen Zweitstromnetz gemausert und<br />
das war erst der Anfang. <strong>De</strong>nn nach der neuesten<br />
Spezifikation für USB 3.0, das dieser Tage unser<br />
gewohntes USB 2.0 ablöst, gibt es bald bis zu<br />
100 Watt aus der USB-Buchse. Dass USB 3.0 den<br />
Datentransfer auf fünf Gigabytes pro Sekunde<br />
beschleunigt: geschenkt. Aber 100 Watt am USB-<br />
Port: Killer! Damit kann man einen Monitor, den<br />
Schreibtisch-Zimmerbrunnen und den Drucker<br />
betreiben! Und Begeisterung über Stromversorgung<br />
- das hatten wir zuletzt vor einem halben<br />
Jahrhundert.<br />
Britzelndes Comeback<br />
Um 1900 herum galt Strom als technischer Heilsbringer,<br />
der das Leben zum Guten umkrempelt,<br />
ähnlich wie zuletzt das Internet. Und viele der<br />
hochfliegenden Verheißungen sind auch tatsächlich<br />
wahr geworden. Strom treibt ohne den Lärm<br />
und den Dreck der Dampfkraft Maschinen an,<br />
Strom hat Licht in den letzten Winkel gebracht,<br />
mit Strom wurde das Leben unvorstellbar bequem.<br />
Aber nicht alle Versprechungen wurden<br />
eingelöst, so blieb die elektrische Mobilität auf<br />
Trams, U-Bahnen und Eisenbahnen beschränkt,<br />
während Autos sich trotz vielversprechender E-<br />
Anfänge dem Öl verschrieben, und Strom in der<br />
Schifffahrt nur eine Nischenrolle hatte (um von<br />
E-Flugzeugen gar nicht erst anzufangen). Und<br />
natürlich gab es auch herbe Enttäuschungen, wie<br />
die Idee durch gezielte Stromschläge alle möglichen<br />
Leiden zu heilen, insbesondere psychische<br />
Krankheiten. Ein grandioser Griff ins Klo auch<br />
Lenins Formel "Kommunismus ist Sowjetmacht<br />
plus Elektrifizierung". Trotz aller Reinfälle ist<br />
Strom die Religion unserer Zivilisation, allgegenwärtig,<br />
allmächtig und dauerhaft missver-<br />
standen. <strong>De</strong>nn unsere elektrische Obsession basiert<br />
ganz offensichtlich auf reiner Ignoranz für<br />
die Herkunft der göttlichen Kraft, wahrscheinlich<br />
weil Strom so herrlich abstrakt ist. Weshalb<br />
die erste Verbraucherpflicht beim Aufbruch ins<br />
Smart Age darin besteht, die ignorante Abstraktion<br />
zu überwinden, indem wir endlich lernen,<br />
was die Geräte im Alltag an Strom konsumieren,<br />
um unseren Verbrauch bewusst zu managen.<br />
Energie sparen!<br />
Das schlaue Managen des eigenen Energieverbrauchs<br />
soll, so die gängige Erklärungen von<br />
Politik und Stromkonzernen, in zwei Stufen ablaufen:<br />
Zunächst geht es darum Stromfresser zu<br />
finden und zu eliminieren. Das bringt bares Geld<br />
und ist gut für die Umwelt und damit für unser<br />
Gewissen. Auf den zweiten Blick fällt allerdings<br />
auf, dass aktuelle Smart Meter eigentlich auch<br />
nicht mehr können, als der analoge Zähler, der<br />
immer schon im schwarzen Kasten hängt und<br />
am Rad dreht. Mit Stift, Papier und ein bisschen<br />
Fleiß kann mit diesem die gleichen Daten gewinnen,<br />
wie sie auch Smart Meter liefern - nur dass<br />
diese automatisch erfasst, gesammelt und aufbereitet<br />
in unserem Kundenprofil auf der Website<br />
des Stromanbieters bereitgestellt werden. Was<br />
dann natürlich bequem ist und unseren Klickgewohnheiten<br />
entspricht. Dafür konsumieren<br />
Smart Meter deutlich mehr Energie als das klassische<br />
Modell mit dem Schwungrad, Ferraris-<br />
10 –<strong>157</strong><br />
Steckerleistenschwein<br />
Das <strong>De</strong>sign-Konzept namens "Svintus" packt satte 17 Steckdosen in einen kompakten<br />
Formfaktor mit Symbolwert. <strong>De</strong>r integrierte Überspannungsschutz meldet mittels fröhlichem<br />
Grunzen, wenn Überlastung am Steckerleistenschwein droht.<br />
www.artlebedev.com