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Bobinger Geschichten Juni2016

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B obinger<br />

Geschichte(n)<br />

6<br />

Juni<br />

2016<br />

¤ 3.–<br />

HISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS BOBINGEN UND UMGEBUNG<br />

SCHULE<br />

HOBBY<br />

Rupert Reichinger<br />

und seine Greifvögel<br />

Seite 37<br />

ORTSGESCHICHTE<br />

Die Anfänge<br />

der Realschule Bobingen Seite 31<br />

Über die Badekultur<br />

(Teil 2) Seite 7<br />

LEBENSLINIEN<br />

KIRCHE<br />

SOZIALES<br />

Betty Heider und<br />

die Salamander-Schuhe Seite 46<br />

Die Anfänge des Laurentiushauses<br />

Seite 22<br />

Das Familienbüro –<br />

Hilfe in allen Familienlagen<br />

Seite 42


www.gewerbeverein-bobingen.de<br />

vielfältig<br />

zentral<br />

attraktiv<br />

Bobinge<br />

Charme u<br />

Stadt Bobingen<br />

Rathausplatz 1<br />

86399 Bobingen<br />

Telefon: 08234/8002-0<br />

Telefax: 08234/8002-25<br />

www.bobingen.de<br />

Lebensqualität, die Sie sich leisten können!<br />

Schon die Römer und die Fugger wussten die verkehrsgünstige Lage, an der ehemaligen Via Claudia Augusta, zu schätzen und zu<br />

nutzen. An dieser Verbindungsachse über die Alpen nach Südeuropa gelegen, war und ist Bobingen optimal in das Verkehrsnetz der<br />

Region eingebunden. Die Bundesstraße 17 ist Teil der romantischen Straße – eine der bekanntesten und beliebtesten Ferienstraßen<br />

Deutschlands. Von Bobingen aus sind Sie innerhalb kürzester Zeit sowohl in den Alpen, als auch in Italien – ein Vorteil, den Sie<br />

schnell schätzen und lieben lernen.<br />

Bobingen bietet Raum zum Leben und Arbeiten, und das zu bezahlbaren Preisen. Neben einem außerordentlich hohen Freizeitwert,<br />

finden Sie in Bobingen wa Alles, was<br />

Sie Tag für Tag benötigen, aber auch viele Dinge, die das Leben lebenswert machen. Von der<br />

Lage direkt an den westlichen Wäldern, über vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten – in Bobingen finden Sie zum Beispiel den<br />

Heimatgolfclub von Bernhard Langer – bis hin zu einem bunten und abwechslungsreichen Kulturprogramm, bietet Bobingen ideale<br />

Voraussetzungen neue Kräfte zu tanken und das Leben zu genießen.


INHALT<br />

HISTORIE<br />

Der Übersetzer von Dr. Herbert Schäfer.............................................. 4<br />

ORTSGESCHICHTE<br />

Über die Badekultur –Teil 2 ................................................................ 7<br />

ORTSTEILE<br />

Waldberg ............................................................................................ 13<br />

HISTORIE<br />

Polizeigeschichte Teil 2 ...................................................................... 18<br />

KIRCHE<br />

Das Laurentiushaus............................................................................ 22<br />

Interview mit Pfarrer Rauch............................................................... 26<br />

STRASSENNAMEN<br />

Wolfsgässchen, Hochstiftweg und Zehentweg................................... 28<br />

SCHULE<br />

Realschule Bobingen –Teil 1 ............................................................. 31<br />

WIRTSCHAFT<br />

Schreinerei <strong>Bobinger</strong> .......................................................................... 36<br />

HOBBY<br />

Vom Turmfalken bis zum Uhu ........................................................... 37<br />

SOZIALES<br />

Das Familienbüro Bobingen............................................................... 42<br />

SO GEHT’S IN BOBINGEN ZUA<br />

Seltene Gäste im Palast-Hotel ........................................................... 44<br />

LEBENSLINIEN<br />

Die Betty aus dem Schuhgeschäft –Barbara Heider im Porträt ........ 46<br />

Die nächsten<br />

obinger<br />

BGeschichte(n)<br />

erscheinen voraussichtlich im Juni 2017<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Hilmar Scherer<br />

Telefon: 0821/5071-311<br />

Fax: 0821/5071-9311<br />

hscherer@stadtzeitung.de<br />

obinger<br />

BGeschichte(n)<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion <strong>Bobinger</strong> & Verkauf: Geschichte(n):<br />

Anja Fischer<br />

Telefon: 0821/5071-451<br />

Fax: 0821/5071-9451<br />

anja-home@freenet.de<br />

Editorial<br />

Liebe Leser,<br />

es ist wieder so weit: Sie halten<br />

die neueste, sechste Ausgabe der<br />

„<strong>Bobinger</strong> Geschichte(n)“ in der<br />

Hand. Viele fragen mich schon<br />

seit Wochen, wann es denn wieder<br />

so weit ist und ob es in diesem<br />

Jahr auch sicher wieder eine<br />

Ausgabe gibt. Nun kann ich sagen:<br />

Ja! Denn vor Ihnen liegen<br />

wieder 50 Seiten voller Informationen<br />

über unsere schöne Heimatstadt.<br />

Einiges wussten Sie sicherlich<br />

schon, aber ich hoffe, ich<br />

kann Sie auch mit einigen neuen<br />

Details beispielsweise über das<br />

<strong>Bobinger</strong> Freibad überraschen.<br />

Meine Reise durch die <strong>Bobinger</strong><br />

Ortsteile führte mich heuer nach<br />

Waldberg. Das jährliche Radegundisfest<br />

dort kenne ich schon<br />

länger, aber die Entstehungsgeschichte<br />

der Gemeinde war für<br />

mich doch zu großen Teilen Neuland.<br />

Im Stadtarchiv hat mir Archivar<br />

Wolfgang <strong>Bobinger</strong> wieder<br />

sehr geholfen, viele Unterlagen<br />

durchzusehen und mich bei meiner<br />

Recherchearbeit zu unterstützen.<br />

Auch anKarl Wahl, der einst<br />

die Ortsgeschichte Waldbergs zusammengetragen<br />

hat, geht hier<br />

mein Dank! Wussten Sie schon,<br />

liebe Leser, dass das <strong>Bobinger</strong><br />

Stellvertretende Verlagsleitung:<br />

Simona Weiß<br />

Telefon: 0821/5071-456<br />

Fax: 0821/5071-9456<br />

sweiss@herba-verlag.de<br />

ist DAS Magazin für Bobingen.<br />

Jede Ausgabe enthält einen abwechslungsreichen Themenmix aus historischen und<br />

aktuellen Beiträgen.<br />

Herba Werbeverlag Baur GmbH • Konrad-Adenauer-Allee 11 • 86150 Augsburg • eMail: stadtgeschichten@herbaverlag.de<br />

• Internet: www.herba-verlag.de • Geschäftsführung: Thomas Sixta<br />

Layout/Satz/Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH, Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach<br />

Verbreitung: Als Anzeigenkunde erhalten Sie einige Magazine zur Auslage gratis. Ansonsten kann der Sammelband an<br />

ausgewählten Verkaufsstellen für nur 3,- gekauft werden.<br />

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme des Verlages dar.<br />

ÜBERSICHT<br />

WERBEVERLAG<br />

www.herba-verlag.de<br />

Laurentiushaus einst von einem<br />

Verein errichtet wurde und als<br />

Wohnheim für Mädchen seinen<br />

Anfang nahm? Auch das ist ein<br />

geschichtliches Detail, das mich<br />

sehr überraschte. Lassen auch Sie<br />

sich überraschen von dieser neuen<br />

„<strong>Bobinger</strong> Geschichte“ und auch<br />

von meinem Interview mit Pfarrer<br />

Thomas Rauch.<br />

Die Hintergründe der Polizei finden<br />

in dieser Ausgabe nun die<br />

endgültige Aufklärung. Zusammen<br />

mit dem Text aus der fünften<br />

Ausgabe ergibt sich für Sie nun<br />

ein fertiges Bild unserer <strong>Bobinger</strong><br />

Polizeitradition.<br />

Einen Anfang nimmt dagegen die<br />

Geschichte der Realschule Bobingen,<br />

die, zumindest zu ihren<br />

Anfängen, mehrmals den Schulort<br />

wechseln musste, bevor sie ein<br />

endgültiges Domizil bekam.<br />

In Bobingen angekommen ist<br />

mittlerweile auch Stefanie Mayer<br />

vom Familienbüro. Was genau ihre<br />

Aufgabe ist und wo sie im Ort<br />

zu finden ist, verrät sie in unserem<br />

Text unter der Rubrik „Soziales“.<br />

Wer schon länger in Bobingen<br />

lebt oder hier aufgewachsen ist,<br />

der kennt Barbara Heider, die<br />

„Heider Betty“, die in diesem Jahr<br />

aus ihrem Leben erzählt.<br />

Ganz besonders freue ich mich,<br />

dass in dieser Ausgabe Rupert<br />

Reichinger über sein Hobby berichtet.<br />

Er pflegt verletzte Greifvögel<br />

und hat dabei nicht nur eine<br />

Menge Erfahrung gesammelt,<br />

sondern schon vielen der majestätischen<br />

Vögel das Leben gerettet<br />

und die Freiheit wiedergegeben.<br />

Ein herzlicher Dank geht an dieser<br />

Stelle wie immer auch an<br />

Georg und Elisabeth Fritz, ohne<br />

die, das darf ich ohne Übertreibung<br />

sagen, so mancher Text<br />

wohl gar nicht zustande gekommen<br />

wäre, zumindest aber ohne<br />

viele Bilder aus dem Archiv von<br />

Georg Fritz auskommen müsste.<br />

Und nun, liebe Leser, wünsche<br />

ich Ihnen viel Spaß beim Lesen<br />

und Durchblättern der neuen<br />

„<strong>Bobinger</strong> Geschichte(n)“!<br />

IhreAnja Fischer<br />

Redaktion<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 3


ERZÄHLUNGEN<br />

ERZÄHLUNG<br />

DerÜbersetzer<br />

Einen ganz persönlichen Blick auf die Entstehung der Polizei in<br />

Bobingen hat Dr. Herbert Schäfer. Er hat sie in seiner Erzählung „Der<br />

Übersetzer“ niedergeschrieben und lässt damit einen ganz privaten<br />

Blick in die Polizeigeschichte zu. In den <strong>Bobinger</strong> Geschichte(n)<br />

können Sie dies in leicht gekürzter Fassung lesen.<br />

Dr. Herbert Schäfer mit seiner Frau Marianne, 1948.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Von Dr. Herbert Schäfer<br />

Kapitel I:Wo liegt<br />

Schwabmünchen?<br />

„Ab 12.11.1945, sechs Monate<br />

und vier Tage nach dem offiziellen<br />

Kriegsende, wurde ich als<br />

Translater Englisch-Deutsch,<br />

Deutsch-Englisch eingestellt.Mit<br />

unerfahrenem Englisch und<br />

schlechter Aussprache konnte ich<br />

notfalls dicht am heftig klopfenden<br />

politischen Puls der Zeit<br />

auch als sprechender Dolmetscher<br />

fungieren. Ich stand auf schwachen,<br />

aber eigenen Füßen. Und<br />

war frei. Soldat ohne Entlassungsschein.<br />

Mein Stuhl stand in<br />

der Bezirksinspektion der Landpolizei<br />

im Landkreis Schwabmünchen<br />

südlich von Augsburg.<br />

Besoldet wurde ich nach BAT<br />

7.135 Reichsmark pro Monat<br />

reichten zum Leben ... Die<br />

Grundlagen meiner Existenz,<br />

meine Erziehung, die Handlungs-<br />

und Reaktionsmuster, die<br />

ich mitbrachte, passten zum Arbeitsgebiet<br />

„Verwaltung und Polizei“.Ich<br />

war ausreichend organisationserfahren<br />

und vom Elternhaus,<br />

der Schule und der Jugendorganisation<br />

her an Fleiß, Ordnung<br />

und Organisationsprinzipien<br />

gewöhnt. Klaglos arbeiteten<br />

wir …über fünfzig Stunden,eher<br />

sechzig Stunden in der Woche,<br />

die Samstage eingeschlossen.<br />

Das Büro in der aufgelassenen<br />

Landratsküche eines altehrwürdigen<br />

ehemaligen ländlich-bischöflichen<br />

Verwaltungshauses war damals<br />

für mich der einzige beheizte<br />

Raum,in dem ich mich im kalten<br />

Winter 1945/46 tagsüber<br />

wärmen konnte, wenn nicht auch<br />

hier mal wieder die alte Koksheizung<br />

im exbischöflichen Keller<br />

ausgefallen war. Mein möbliertes<br />

Zimmer blieb unbeheizt.Das mit<br />

solidem Leinen bezogene Bett<br />

war andauernd klamm und kalt.<br />

Die alten und dünnen „Woll-Decken“<br />

hielten kaum die eigene<br />

Körperwärme. Ich blies meine<br />

Atemluft darunter und wärmte<br />

mir die Hände und das Gesicht ...<br />

Als Übersetzer hatte ich weniger<br />

zu sprechen als vielmehr täglich<br />

die Polizei-Lageberichte an den<br />

PSO zu übersetzen und die englischen<br />

Texte selbst zu schreiben.<br />

Dazu kamen dann die Wochen-,<br />

Monats- und Jahresberichte sowie<br />

die Zwischenberichte über besondere<br />

Ereignisse. In der letzten<br />

Zeile aller Berichte musste über<br />

den Zustand der Polizei berichtet<br />

werden.Meist stand am Ende des<br />

Berichts nichts anderes als die lakonische<br />

Anmerkung: „Lack of<br />

training and equipment“. Im<br />

Prinzip ist es bei diesem berechtigten<br />

Klagetext der Polizei bis<br />

auf den heutigen Tag geblieben,<br />

da deren Bedarf und Bedürfnisse<br />

mit der ansteigenden Kriminalität<br />

wuchsen.<br />

Die Polizei des Jahres 1945 besaß<br />

kaum eine Ausrüstung. Für den<br />

gesamten Landkreis schnurrte ein<br />

wohlgepflegter, alter DKW beim<br />

Kreispolizeichef. Die bei den Polizeistationen<br />

laufenden Fahrräder<br />

stammten noch aus dem Inventar<br />

vor Kriegsende oder wurden privat<br />

eingebracht.Die Polizeibeamten<br />

trugen zunächst noch keine<br />

Uniformen, sondern Zivilbekleidung,<br />

umgefärbte Wehrmachtsuniformteile<br />

und abgestempelte<br />

Armbinden. Monate später wurden<br />

alte, lange Karabiner, später<br />

Taschenlampen und schließlich<br />

Uniformen ausgegeben.Die regulären<br />

grünen Uniformen gab es<br />

nach etwa einem Jahr, soweit ich<br />

mich entsinnen kann ...“<br />

Kapitel II:Die<br />

Grundstrukturen<br />

der neuenPolizei<br />

„Die Landpolizeistationen in Bobingen,<br />

Königsbrunn, Mickhausen,Mittelneufnach,Klosterlechfeld,<br />

Schwabmünchen basierten<br />

auf den alten Strukturen der<br />

Gendarmerielogistik, die nach<br />

und nach mit Personal ausgestattet<br />

wurden. Die Landpolizeistation<br />

Großaitingen wurde neu aufgestellt.<br />

Ausstattung und Bewaffnung<br />

wurde durch die Bezirksinspektion<br />

zentral verwaltet,ebenso<br />

die monatliche Zuteilung von<br />

Benzinmarken für die Dienst-<br />

Motorräder,so es sie gab,und die<br />

dienstlich benutzten privaten<br />

Krafträder.<br />

Die Polizeistationen waren in Sicherheitsfragen<br />

taktisch selbständig,<br />

operativ unverbunden und<br />

daher weitestgehend auf eigene<br />

Initiativen angewiesen. Überlappende<br />

Strategien gab es nicht.<br />

Strategien wurden durch den Erfahrungsaustausch<br />

und Telefonate<br />

auf der Kreisebene ersetzt. Ein<br />

polizeiliches Telefonnetz mit alten<br />

Kurbeltelefonen wurde nach<br />

und nach geschaltet.<br />

Die Polizei startete nach dem<br />

Einmarsch der Amerikaner und<br />

dem einstweiligen Zusammenbruch<br />

der staatlichen Administration<br />

bei Null. Ich habe diesen<br />

Zeitpunkt nicht selbst erlebt.Wegen<br />

der allgemein üblichen Mitgliedschaft<br />

in der NSDAP durfte<br />

nahezu kein Polizeibeamter (der<br />

Gendarmerie) im Dienst verblei-<br />

4 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


Werbung für die Landpolizei<br />

im Schwabmünchner Anzeiger<br />

vom 2.11.1946.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

ben. Kein polizeiliches oder kriminalistisches<br />

Wissen konnte an<br />

die neueingestellten Männer weitergegeben<br />

werden.Mit den alten<br />

Polizeibeamten verschwanden<br />

auch deren Kenntnisse über die<br />

einheimischen Täter und die kriminellen<br />

Schichtungen, Kreise<br />

und Familien, verschwanden alle<br />

Orts- und Personenkenntnisse.<br />

Aufzeichnungen und Akten waren<br />

bei Kriegsende vernichtet<br />

worden.Ich habe nie alte Ermittlungsakten<br />

gesehen, obwohl diese<br />

mich aus fachlichen Gründen<br />

sehr interessiert hätten ...<br />

Die neuen Polizeibeamten konnten<br />

nach generellen Vorgaben im<br />

Sinne der Auftragstaktik selbständig<br />

handeln und methodisch<br />

vorgehen. Sie konnten berichten<br />

und verstanden Anordnungen<br />

richtig. Sie waren keine Überflieger,<br />

aber verlässliche, solide<br />

Handwerker, die ständig dazu<br />

lernten.Sie konnten insbesondere<br />

entschieden und bestimmt und<br />

von keinen Selbstzweifeln geplagt<br />

in der Öffentlichkeit auftreten<br />

und den neuen Staat repräsentieren,<br />

der allmählich innerhalb der<br />

politischen Vorgaben und der historischen<br />

Grenzen und Erfahrungen<br />

nach dem Willen der Besatzungsmächte<br />

im Entstehen begriffen<br />

war.<br />

Sie fanden in der Regel im Umgang<br />

mit der Bevölkerung einen<br />

angemessenen Verkehrston.Überdies<br />

waren die Menschen noch an<br />

einen knappen,nun aber mit dem<br />

notwendigen zivilen Charme getönten<br />

Feldwebelton gewöhnt,so<br />

dass Beschwerden gegen einen<br />

Rest von gelegentlich raubatzigem<br />

Kasernenhofton höchst selten<br />

vorgebracht wurden. Außerdem<br />

war jeder froh, dass es allmählich<br />

eine funktionierende Polizei<br />

gab, die man zu Hilfe rufen<br />

konnte. Die unsichere Zeit der<br />

Überfälle durch ehemalige<br />

Zwangsarbeiter,Ostarbeiter,Displaced<br />

Persons etc. war noch<br />

nicht vorüber.<br />

Diese„jungen“,nur kurz ausgebildeten<br />

und eingewiesenen Polizeibeamten<br />

handelten in der Regel<br />

nicht übereilt, sondern eher zögernd,<br />

abwartend und bedachtsam.Sie<br />

fühlten sich nicht als die<br />

starken Polizeimänner.Sie hatten<br />

über zwei oder drei Indianerfilme<br />

hinaus noch keine die guten deutschen<br />

Polizeisitten verderbenden<br />

amerikanischen Gangster- und<br />

Detektivfilme gesehen. Sie verstanden<br />

sich von allem Anfang an<br />

als uniformierte Schutzkräfte für<br />

den Bürger, mit dem sie im gleichen<br />

Boot saßen. Daher wurden<br />

selten Widerstandshandlungen<br />

gegen Polizeibeamte bekannt, soweit<br />

ich mich erinnere.<br />

Zum bürgerlichen Frieden in der<br />

Bevölkerung mag beigetragen haben,<br />

dass es kaum schwarzgebrannten<br />

Schnaps oder andere legale<br />

alkoholische Getränke gab<br />

und das Bier dünn war. Alle<br />

Straftaten wurden von der amerikanischen<br />

Besatzungsmacht, d.h.<br />

von den Militärgerichten, meist<br />

hart bestraft.Damals wirkten die<br />

Strafen noch abschreckend.“<br />

Kapitel III:<br />

Diebesgut und<br />

Wanderschnepfen<br />

„Die Not der Bevölkerung ließ<br />

sich aus der Art des Diebesgutes<br />

ablesen. Gestohlen wurden – und<br />

der Verlust traf die Eigentümer<br />

härter,als man sich das heute vorstellen<br />

kann – z.B. Brennholz,<br />

Kartoffeln, Stallhasen, Getreide,<br />

Benzin, Autoreifen, Bekleidung,<br />

Fahrräder, Vieh, Hühner und<br />

Gänse.<br />

Gelegentlich versuchte ein kleiner<br />

Bauer „schwarz“, d.h. ohne Erlaubnis<br />

einen Rüben- oder Kartoffelschnaps<br />

zu brennen, ein wegen<br />

der stark riechenden, gärenden<br />

Maische denunziationsgefährdetes<br />

Unternehmen. Es wurde<br />

außerhalb der Lebensmittelbewirtschaftung<br />

geschlachtet, ein<br />

mit harten Strafen bedrohtes Delikt.Die<br />

großen Wirtschaftsfürsten<br />

mit bekannten Namen und<br />

später angesehenen Firmen<br />

schmuggelten in den Großstädten<br />

und zwischen den Besatzungszonen<br />

und dem Ausland bereits<br />

Goldbarren aus dem Ausland ein<br />

und bauten ihre Firmen auf, aber<br />

das wurde den kleinen Gendarmen<br />

nicht bekannt.<br />

ERZÄHLUNGEN<br />

Es wurde in Privatwohnungen<br />

unzerstörter Häuser, in denen<br />

Geld,Bekleidung,Vorräte vermutet<br />

wurden,und in die Depots der<br />

US Army eingebrochen. In den<br />

ersten Monaten nach Kriegsende<br />

waren die zahlreichen rücksichtslosen,<br />

mit Mord und Misshandlungen<br />

verbundenen Raubüberfälle<br />

durch ehemalige ausländische<br />

Zwangsarbeiter der Schrecken<br />

der Bürger und Bauern. Eine<br />

reiche,sexuell knapp gehaltene<br />

Männer-Armee zieht arme Mädchen<br />

an. Die herbeiströmenden<br />

Soldatenmädchen, meist „Wanderschnepfen“,<br />

junge hübsche<br />

Dinger,von denen es auf dem flachen<br />

Lande meist in der Nähe<br />

von Barracks richtige Nester gab,<br />

wurden von den Amerikanern<br />

„Veronika Dankeschön“ genannt,<br />

abgekürzt „V.D.“. Diese Abkürzung<br />

stand auch für „veneral diseas“<br />

(d.i.Geschlechtskrankheit) ...<br />

Kapitel IV:Das<br />

Beamtenprofil<br />

Die Landpolizei hat in den ersten<br />

Jahrzehnten nach 1945 durch den<br />

Kriegsausgang profitiert. Viele<br />

Polizeibeamte stammten aus Mittel-<br />

und Ostdeutschland,aus den<br />

polnisch und russisch besetzten<br />

Gebieten. Etliche besaßen das<br />

Abitur oder waren in qualifizierten<br />

Zivilberufen oder in der<br />

Wehrmacht in technischen Berufen<br />

gut ausgebildet worden. Sie<br />

brachten eine große Lebens-,<br />

Führungs- und Verwaltungserfahrung<br />

und Ausgewogenheit in<br />

die Organisation ein, vielleicht<br />

hier und da noch eine paramilitärische,<br />

korrekte Starrheit und befehlsgewohnte<br />

Korrektheit.<br />

Soweit ich übersehen konnte,lebten<br />

alle in ordentlichen Familienverhältnissen,<br />

hatten Kinder.<br />

Scheidungen gab es selten, weil<br />

sie als Makel, als Versagen in der<br />

Lebensführung angesehen wurden.<br />

Der Ehebruch war damals<br />

ein nach Strafantrag zu verfolgen-<br />

Frischemarkt<br />

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EDEKA BOBINGEN<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 5


ERZÄHLUNGEN<br />

Sterbebild von Gendarmeriehauptwachtmeister<br />

Michael Niederalt, Gendarm in Bobingen bis 1939.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

des Delikt. (Als etwa 1949 ein<br />

junger Beamter in Abwesenheit<br />

eines Kollegen mit dessen Frau<br />

schlief, wurde er nach Strafantrag<br />

durch den Gehörten strafrechtlich<br />

wegen Ehebruchs (Vergehen)<br />

zu einer Geldstrafe verurteilt,hatte<br />

dienststrafrechtlich eine Geldstrafe<br />

zu zahlen und wurde versetzt.)<br />

Die Familien hielten in<br />

den Nöten der Zeit mehr denn je<br />

zusammen,die Ehepartner hatten<br />

sich längst als Kameraden zusammengerauft<br />

...<br />

Während der beamtenrechtlichen<br />

Probezeit fielen einige wenige<br />

landsknechtsartige Übermut- und<br />

Leichtsinnstypen auf, wie wir<br />

Soldaten sie während des Krieges<br />

in der Unteroffiziersschicht gelegentlich<br />

erleben konnten.Von denen<br />

wurde der Begriff „organisieren“<br />

doppeldeutig verstanden. Sie<br />

bezogen Fleisch aus Schwarzschlachtungen,warnten<br />

gelegentlich<br />

vor Razzien,verfuhren unerlaubt<br />

mit dem einzigen Dienstkrad<br />

die Minimengen Benzin und<br />

verunfallten, beteiligten sich am<br />

Schwarzhandel. Im Laufe von<br />

zwei bis drei Jahren scheiden diese<br />

bunten Paradiesvögel, die noch<br />

nicht gemerkt hatten, dass der<br />

Krieg vorüber war aus dem<br />

Dienst aus. Etliche sanken danach<br />

auf das Hilfsarbeiterniveau<br />

ab und erholten sich daraus nicht<br />

mehr.Wer wollte schon etwas mit<br />

einem unehrenhaft ausgeschiedenen<br />

Polizeibeamten zu tun haben?<br />

Einige waren Heimatsoldaten gewesen<br />

und hatten während des<br />

Krieges in der Gegend geheiratet,<br />

in der sie stationiert waren.Daher<br />

fanden gerade sie sich in der Bevölkerung<br />

sehr gut zurecht. Im<br />

Laufe der Zeit bemühten sich die<br />

Nichtschwaben in der Polizei den<br />

einheimischen Tonfall zu lernen.<br />

Sie schwäbelten sich ein. Die<br />

Satzmelodien und die Tonfälle<br />

der Geburtsheimaten verschwanden<br />

im Laufe der Jahrzehnte allerdings<br />

nie völlig. Erst ihre Kinder<br />

wurden zu Schwaben.In den<br />

Verhandlungen vor dem Militärgericht<br />

hatten die Polizeibeamten<br />

einiges zu lernen. Die Richter<br />

gingen mit der Verhandlungszeit<br />

sparsam um ...<br />

Die Polizeibeamten mussten sich<br />

in der strafprozessualen Beweisführung<br />

daran gewöhnen, die<br />

Herkunft der genau zu bezeichnenden<br />

und zu etikettierenden<br />

materiellen Beweismittel zumindest<br />

vom Augenblick der Sicherstellung<br />

an bis zur Vorlage bei<br />

Gericht lückenlos nachweisen zu<br />

können. Der Sachbeweis, der den<br />

sichergestellten Gegenstand als<br />

Beweismittel mit dem Täter verband,<br />

konnte erst danach bewertet<br />

werden. Waren die Ermittler<br />

auf solche lückenlosen Verbindungsketten<br />

nicht eingestellt,<br />

dann endeten die Verfahren mit<br />

Freisprüchen. Eine besondere<br />

Ausbildung über das Verhalten<br />

der Polizeibeamten vor Gericht<br />

gab es nicht.<br />

Die Not war groß und der Hunger,<br />

an den wir uns gewöhnen<br />

mussten, saß uns ständig im Magen.<br />

Auch die Landpolizeibeamten<br />

hungerten,wenn sie keine bodenständigen<br />

landwirtschaftlichen<br />

Verwandtschaftskontakte<br />

besaßen und wenn sie sich nicht<br />

dienstwidrig oder dienstabträglich<br />

verstricken wollten. Und solche<br />

Verstrickungen, die unfrei machten,mieden<br />

sie.Sie waren korrekte<br />

Männer und wer von Schwarzschlachtungen<br />

profitierte, wie im<br />

Falle eines Beamten in Bobingen,<br />

wurde gefeuert.<br />

DerSchmalzraub<br />

Not bricht Gebot,Not bricht Gesetze.<br />

Im Winter 1946/47 wurde<br />

in einem Siedlungshaus im Dorf<br />

Lagerlechfeld ein Fass Schweineschmalz<br />

sichergestellt, das aus<br />

dem amerikanischen Küchenlager<br />

innerhalb des ehemaligen deutschen<br />

Fliegerhorstes entwendet<br />

worden war.Das bei einer Durchsuchung<br />

entdeckte Diebesgut<br />

wurde von den Amerikanern als<br />

Beweismittel formlos und ungewogen<br />

an deutsche Polizei abgegeben.<br />

Das Fass mit etwa 250<br />

pounds lard, weißes, duftiges,<br />

floomiges Schweineschmalz erster<br />

Qualität, wurde während der<br />

nächsten vierzehn Tage im Keller<br />

des Alten Rathauses der heimliche<br />

Wallfahrtsort der hungrigen<br />

Gendarmen. Viele gingen allein<br />

und (wie sie meinten) unbemerkt<br />

zum Fass, beugten sich in das<br />

fettriechende Halbdunkel hinunter<br />

und strichen sich eine Roggenbrotschnitte<br />

mit Fett, fingerdick,<br />

schneeweiß, wohlriechend,<br />

ein Duft für die Götter. Und erst<br />

der Geschmack des sauberen Fettes.Ich<br />

weiß,wie so ein Zentimeter<br />

Schmalz auf dem Roggenbrot<br />

des Hungrigen schmeckt.<br />

Schmalz kenne ich von daheim.<br />

Vater kaufte Schweineflomen und<br />

Mutter ließ das Schweinefett aus<br />

und füllte Dreilitergläser mit<br />

Schmalz und Grieben.Beim Auslassen<br />

des Schweineschmalzes<br />

duftete schon allein die Küchenluft<br />

so fett, dass man in Versuchung<br />

kommen konnte,trockenes<br />

Brot auszulegen.<br />

Ich nahm eine Scheibe Brot ins<br />

Büro mit und meine gute alte<br />

Butterdose aus meiner Partisanenausrüstung<br />

und wurde Sünder.<br />

Es tut mir leid,aber richtig bereuen<br />

kann ich das nicht ...<br />

Als das offene Schmalzfass im<br />

Jeep als Beweismittel zum Mittleren<br />

Militärgericht in Augsburg<br />

transportiert wurde, kauten Fahrer<br />

und begleitender Bewacher bis<br />

in den Hof des Gerichts hinein<br />

an solchen Schmalzstullen. Die<br />

Männer hatten schlichtweg Hunger<br />

und pfiffen auf den nach<br />

Gramm zu berechnenden Verwahrungsbruch,den<br />

Notdiebstahl<br />

und auf das Dienstvergehen. Sie<br />

wollten einmal satt werden und<br />

„fringsten“ deshalb 50 Gramm<br />

Schmalz und vielleicht noch einmal<br />

50 Gramm aufs deutsche<br />

Dunkelbrot. Ihre von Machorka<br />

und pfälzischem Tabak zergerbten<br />

Zungen schmeckten genüsslich<br />

und hoffnungsreich hinter alten<br />

Illusionen und eigenen Erinnerungen<br />

her.„Weißt du noch,als<br />

wir immer satt wurden?“ Sie waren<br />

für die Dauer des Kauens mit<br />

übervollen Mündern mit sich,ihrer<br />

Welt, ihrem Arbeitsplatz zufrieden.<br />

Sie konnten meinen, die<br />

Welt könne im Augenblick nicht<br />

schöner sein.Und wenn sie an ihre<br />

Frauen dachten, die ohne<br />

Schmalzwunder kochen mussten,<br />

dann wurden sie gewiss wieder<br />

kleinlaut nach innen. Trotzdem:<br />

Was „man“ durfte oder nicht<br />

durfte, war ihnen in ihren individuellen<br />

Sozialisationsprozessen<br />

im allgemeinen in Fleisch und<br />

Blut übergegangen. Für die „jungen“<br />

Beamten waren alle Beweisführungs-<br />

und Verfahrensverfahren<br />

neue Regeln, die rasch zu erlernen<br />

und zu kennen waren. In<br />

den Verhandlungen vor dem Militärgericht,musste<br />

die Polizei dazu<br />

noch die neuen Nuancen der<br />

Verfahren kennen.<br />

Die Richter gingen mit ihrer Zeit<br />

sparsam und mit der Sitzordnung<br />

militärisch straff um.Auf die umständliche<br />

Erörterung der freudlosen<br />

Jugend der Delinquenten<br />

kamen sie nie zu sprechen, psychologische<br />

Erklärungen oder<br />

Gutachten wurden nicht eingeholt.<br />

Sie begnügten sich mit der<br />

knappen Feststellung von Tatbeständen,<br />

hörten die Angeklagten<br />

kurz an und verurteilten sie kurz<br />

angebunden und knapp begründet<br />

zu oft beträchtlichen,<br />

schmerzhaften Strafen. Offenbar<br />

wollten die amerikanischen Offiziere<br />

als Richter durch Strafen<br />

abschrecken, wollten die Ordnung<br />

in Deutschland nach ihren<br />

Maßstäben rasch herstellen. Das<br />

Gerichtswesen war eine Sonderform<br />

der Reeducation, wie ich<br />

den Eindruck hatte.<br />

Quelle:Dr.HerbertSchäfer<br />

6 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


DAS BOBINGER FREIBAD<br />

ORTSGESCHICHTE<br />

ÜberdieBadekultur(Teil2)<br />

Konnten Sie in der letzten Ausgabe der <strong>Bobinger</strong> Geschichte(n) noch<br />

vom Bad in der Wertach lesen und von den Schwierigkeiten, die vor<br />

dem Bau des Freibades lagen, so geht es in dieser Ausgabe schon<br />

einen Schritt weiter: das <strong>Bobinger</strong> Freibad wird eröffnet.<br />

Einweihungsfeier am 7. August 1965.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Von Anja Fischer<br />

Es ist im Rückblick interessant,<br />

welche Maße und Größenordnungen<br />

für die Planung des Freibades<br />

zu Grunde gelegt wurden.<br />

Das Einzugsgebiet wurde mit<br />

30.000 Einwohnern gerechnet.<br />

10% davon sollten Badebesucher<br />

sein.Dementsprechend wurde das<br />

Bad für 2.500 bis 3.000 Besucher<br />

ausgestattet.Dieser Besucherzahl<br />

entsprechen sowohl die vorgesehenen<br />

Garderobenplätze als auch<br />

das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken,<br />

die sanitären<br />

Anlagen, die Grünflächen und<br />

sonstigen Einrichtungen.<br />

Zu den Fakten: Das Schwimmerbecken<br />

ist 50 Meter lang und 21<br />

Meter breit. Es wird ergänzt<br />

durch ein angesetztes Sprungbecken<br />

mit 14 x 18 Metern Größe.<br />

Das Nichtschwimmerbecken ist<br />

etwa quadratisch mit einer Seitenlänge<br />

von 13,5 Metern. Das<br />

Kinderplanschbecken hat eine<br />

Wasserfläche von 117 Quadratmetern<br />

und einen Wasserinhalt<br />

von 20 Kubikmetern. Der Wasserinhalt<br />

des Schwimmerbeckens<br />

einschließlich des Sprungbeckens<br />

962 Kubikmetern.<br />

Mit Hochdruck wurde an der<br />

Fertigstellung des Bades gearbeitet.<br />

Endlich war ein Ende in<br />

Sicht.Der Marktrat und die Bauleitung<br />

rechneten mit einer Fertigstellung<br />

Ende Juli 1965. Anfang<br />

des Monats wurden die Umgänge<br />

der Badebecken und die<br />

Verkehrswege innerhalb des Bades<br />

asphaltiert. Die Grünanlagen<br />

waren schon angesät und die Anpflanzungen<br />

rings um die Becken<br />

vorausschauenderweise schon im<br />

Herbst 1964 vorgenommen worden.<br />

Als bereits fertiggestellt konnten<br />

die kleinen Durchschreitebecken<br />

auf der Liste abgehakt werden.<br />

Noch galt es allerdings,einiges im<br />

Bereich der Eingangs- und Garderobengebäude<br />

zu tun. Es fehlte<br />

an der Fertigstellung der Holzarbeiten<br />

und Malerarbeiten.<br />

Schwierigkeiten machte der Farbanstrich<br />

der Wasserbecken. Hier<br />

heißt es:„Sie sind bekanntlich im<br />

oberen Teil mit meerblauen Fliesen<br />

gefliest. Der untere Teil und<br />

der Boden der Becken sollen einen<br />

Spezialfarbanstrich in meerblauer<br />

Farbe erhalten. Dazu war<br />

es notwendig,die Betonsohle und<br />

die Betonwände mit Sandstrahlgebläse<br />

zu reinigen und genügend<br />

austrocknen zu lassen. Das Austrocknen<br />

machte Schwierigkeiten,<br />

da nach einerWärmeperiode wie-<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 7


ORTSGESCHICHTE<br />

Eröffnung: Vorführung eines Reigen durch den Augsburger<br />

Schwimmerbund „Delphin“. Bild: Foto Hirche Liegewiese. Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

der wechselhaftes Wetter eingetreten<br />

ist. Es ist in der jetzigen<br />

Hochsommerzeit aber doch damit<br />

zu rechnen, dass einige trockene<br />

Tage aufeinander folgen,so<br />

dass dann auch diese Anstricharbeiten<br />

erledigt werden können.“<br />

Noch vor dem Abschluss der<br />

Bauarbeiten wurde im Hinblick<br />

auf die geplante Eröffnung über<br />

die Eintrittsgelder gesprochen.<br />

Der Marktrat legte in seiner Sitzung<br />

vom 25. Mai 1965 die Eintrittsgelder<br />

fest. „Es wird drei<br />

Kartenarten geben, nämlich Tageskarten,<br />

Zehnerkarten und<br />

Dauerkarten,welche für die ganze<br />

Badesaison gültig sind.“ Die Kosten<br />

für eine Tageskarte betrugen<br />

Liegewiese mit Schwimmerbecken.<br />

für Erwachsene 1,20 DM, die<br />

Zehnerkarte kostete 10 DM.<br />

Dauerkarten konnten für 30 DM<br />

erworben werden.<br />

Man freute sich im Juli 1965 auf<br />

jeden Fall schon darauf, dass „die<br />

<strong>Bobinger</strong> Schuljugend zum ersten<br />

Mal als größte Ferienfreude das<br />

neue Freibad benützen kann.“<br />

Die Marktverwaltung hatte hierfür<br />

bereits einen erfahrenen<br />

Schwimmmeister angestellt, der<br />

den Badebetrieb leiten und auch<br />

Schwimmunterricht erteilen wird.<br />

Doch noch hatte der Herrgott allerdings<br />

ein Wörtchen mitzureden.<br />

Fast konnte man meinen, er<br />

hätte etwas gegen das neue Bad<br />

gehabt,denn „anhaltender Regen<br />

behindert die Fertigstellung des<br />

Freibades“. So lautete die Überschrift<br />

in einer neuen Ausgabe<br />

der <strong>Bobinger</strong> Zeitung.Man freute<br />

sich in diesem Bericht zwar über<br />

das rege Interesse,auf welches der<br />

Bau in der Bevölkerung stieß,<br />

denn „das Bad ist an jedem Wochenende<br />

Ziel vieler Besucher aus<br />

Bobingen und den umliegenden<br />

Gemeinden,die den Fortgang der<br />

Bauarbeiten verfolgen“.Trotzdem<br />

musste vermerkt werden,dass„der<br />

Fortgang der Außenarbeiten<br />

durch das anhaltende Regenwetter<br />

sehr behindert ist“. So sei es<br />

unmöglich, mit schwereren Maschinen<br />

in das Freibadgelände zu<br />

fahren, weil der Untergrund nass<br />

Bild: Eugen Klein<br />

und schlammig sei. Aus demselben<br />

Grund könne auch eine neuzeitliche<br />

Drainage nicht in die<br />

Rasenfläche eingebaut werden.<br />

Und solange dies nicht geschehen<br />

sei, könne man auch den Rasen<br />

nicht ansäen.<br />

Die Eröffnung<br />

rückt näher<br />

Endlich konnte in der Zeitung<br />

über die geplante Eröffnung berichtet<br />

werden. Schon wenige<br />

Wochen nach dem ersten Bericht<br />

war Ende Juli 1965 zu lesen:„Auf<br />

jeden Fall sind es nur noch wenige<br />

Tage,bis das <strong>Bobinger</strong> Freibad<br />

seine Pforten öffnet.Durch Aufziehen<br />

der Fahne vor dem Haupteingangstor<br />

des Freibades wird<br />

kenntlich sein, ab wann es in Betrieb<br />

ist.Von diesemTage an sind<br />

alle Einwohner Bobingens vom<br />

3-jährigen Kind bis zum hochbetagten<br />

Greis freundlichst eingeladen,<br />

diese neueste Einrichtung<br />

des Marktes zu besuchen.“ Es<br />

folgt eine genaue Beschreibung<br />

der letzten Arbeiten und ein vorsichtiger<br />

Rat, die frisch angesäte<br />

Liegewiese betreffend, die „sich<br />

im ersten zarten Grün vorstellt:<br />

Es wäre aber sicher nicht ratsam,<br />

diesen Rasen jetzt schon zu betreten<br />

und dadurch zu beschädigen.<br />

Die Marktverwaltung hat deshalb<br />

vorgesehen,die Rasenflächen abzugrenzen<br />

und nur die befestigten<br />

Wege und Plätze für die Badegäste<br />

freizuhalten.“ Amtsschreiber<br />

Amann hat in seiner Veröffentlichung<br />

an alles gedacht.So erfolgt<br />

eine genaue Beschreibung dessen,<br />

was der Badegast zu beachten hat:<br />

„Der Badegast des <strong>Bobinger</strong> Freibades<br />

löst am Kassenschalter sei-<br />

8 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


ORTSGESCHICHTE<br />

Marmorplastik von Sepp Mastaller. Bild: Eugen Klein Freibad 1966: Kinder mit Fischplastik am Planschbecken.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

ne Eintrittskarte und geht dann<br />

in die Garderobenhallen, wo er<br />

die schönen grau-blau-gestrichenen<br />

Umkleidekabinen vorfindet.<br />

In diesen Kabinen zieht er sich<br />

um und hängt seine Kleidung an<br />

die bereitgelegten Kleiderbügel.<br />

Den Bügel gibt er dann an der<br />

Garderobentheke ab und erhält<br />

dafür seine Garderobenmarke,die<br />

er an einem roten Bändchen um<br />

Handgelenk oder Fußgelenk befestigen<br />

kann. Nach dem Baden<br />

erhält er gegen Rückgabe der<br />

Garderobenmarke seine Kleidung<br />

zurück,begibt sich dann wieder in<br />

eine der Wechselkabinen und<br />

zieht sich dann wieder an.<br />

Damit bei kleinerem Badebetrieb,<br />

beispielsweise an Vormittagen<br />

oder bei nicht ganz warmem<br />

Wetter, die Garderobe nicht personell<br />

besetzt werden muss, sind<br />

etwa 240 Garderobenschränkchen<br />

vorgesehen. Es handelt sich um<br />

Stahlschränkchen,die in der Garderobenhalle<br />

aufgestellt sind. Zu<br />

ihrer Benützung erhält der Badegast<br />

an der Kasse mit der Eintrittskarte<br />

ein Schrankschlüsselchen<br />

an farbigem Band …"<br />

Der erste Bademeister des <strong>Bobinger</strong><br />

Freibades war Erwin Kupfer.<br />

Er konnte auf eine langjährige<br />

Erfahrung als Schwimmmeister<br />

an verschiedenen städtischen<br />

Frei- und Hallenbädern blicken.<br />

Kupfer war nicht nur für die Sauberkeit<br />

des Wassers zuständig,<br />

sondern sorgte auch genau für die<br />

Einhaltung der Baderegeln. Kindern<br />

unter 6 Jahren war der Zutritt<br />

nur in Begleitung Erwachsener<br />

gestattet. Aber auch diese<br />

mussten, genau wie die Erwachsenen<br />

und Kinder über 6 Jahren,<br />

BADEKLEIDUNG tragen! Darauf<br />

legte die Marktverwaltung<br />

größtenWert.<br />

Die Eröffnung<br />

Die feierliche Eröffnung fand am<br />

7.August 1965 statt,bei strahlendem<br />

Sonnenschein und passenderweise<br />

allerschönstem Badewetter,<br />

trotz der vorhergehenden<br />

anhaltenden Regenfälle. Die<br />

Marktverwaltung hatte hierzu ein<br />

interessantes Programm vorbereitet.<br />

Um 10 Uhr begrüßte Bürgermeister<br />

Alois Häring die Gäste,<br />

unter ihnen auch den damaligen<br />

Landrat Dr.Frey.Die Blaskapelle<br />

Bobingen umrahmte die Feier<br />

musikalisch. Das Freibad wurde<br />

erst kirchlich eingeweiht, danach<br />

fanden die Ansprachen statt und<br />

schließlich konnte das neue Bad<br />

besichtigt werden.<br />

Nachmittags war ab 14 Uhr ein<br />

„sportliches Programm“ vorgesehen.<br />

Schwimmerinnen und<br />

Schwimmer des Schwimmvereins<br />

„Delphin“ aus Augsburg zeigten<br />

Riegenschwimmen, Staffelschwimmen,<br />

Kunstspringen und<br />

ein Wasserballspiel. Hierzu nahmen<br />

die Ehrengäste und Zuschauer<br />

auf den eigens dafür gedachten<br />

Bänken Platz, die entlang<br />

der Nordseite des Schwimmerbeckens<br />

in zwei durchgehenden<br />

Bankzeilen montiert sind.<br />

Waren die Besucher bei der feierlich<br />

gestalteten Eröffnungsfeier<br />

trotz der sommerlichenTemperaturen<br />

noch mit Schlips und Krawatte<br />

rund um die Schwimmbecken<br />

verteilt, so sah man bereits<br />

am nächstenTag mehr Menschen<br />

in als außerhalb des Wassers. Ein<br />

typischer Anblick waren die damals<br />

so modernen Plastikbadehauben,<br />

gerne auch mit üppigem<br />

Blumenmotiv auf den Köpfen der<br />

Damen, damit die so sorgfältig<br />

frisierte oder dauergewellte Haarpracht<br />

nicht zerstört wird.Ebenso<br />

Herren in großzügig geschnittenen<br />

aber enganliegenden Badehosen,<br />

die bis zur Mitte der Oberschenkel<br />

reichten und die Mädchen,<br />

egal welchen Alters im<br />

züchtigen Badeanzug.Ein freizügiger<br />

Bikini war damals im <strong>Bobinger</strong><br />

Freibad noch nicht in<br />

Sicht.<br />

Trotzdem stand einer zufriedenstellenden<br />

restlichen Badesaison<br />

nichts mehr imWeg.<br />

Zufrieden<br />

mit der Badesaison<br />

Über den Winter schloss das<br />

Freibad, um den 20. Mai 1966<br />

wurde es für die erste richtige Badesaison<br />

wiedereröffnet. Den erneut<br />

strahlenden Sonnenschein<br />

nahm man als gutes Omen für die<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 9


ORTSGESCHICHTE<br />

Blick ins Freibad.<br />

Freibadbetrieb 1965/66.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

Bild: Foto Hirche<br />

kommenden Monate. Damals<br />

wurde die Eröffnung noch als<br />

richtiger Festakt zelebriert, zu<br />

dem sich Markträte und Ehrengäste<br />

am Haupteingang einfanden.<br />

Doch nicht nur die Wiedereröffnung<br />

des Bades wurde diesmal<br />

gefeiert.Der Ehrenbürger des<br />

Marktes, Dr. Robert Zoller und<br />

die Farbwerke Hoechst AG hatten<br />

zur Verschönerung des Freibads<br />

eine wertvolle Marmorplastik<br />

gestiftet. Sie stellt eine Wassernymphe<br />

dar,die auf einem großen<br />

Marmorblock ruht und ist<br />

noch heute im <strong>Bobinger</strong> Freibad<br />

zu sehen.Allerdings gehört sie für<br />

viele schon so zum gewohnten<br />

Bild, dass sie kaum mehr ins Auge<br />

sticht.Ehrenbürger Dr. Zoller<br />

durfte die Plastik selbst enthüllen<br />

und betonte dabei, dass die Stiftung<br />

der Marmorplastik zur Verschönerung<br />

des Bades aus reiner<br />

Freude und ohne einen Hintergedanken<br />

geschehen sei.„In diesem<br />

Sinne möge sie von der Marktgemeinde<br />

entgegengenommen und<br />

von allen Badbesuchern aufgefasst<br />

werden.“ Die Plastik wurde von<br />

dem Augsburger Künstler Sepp<br />

Mastaller geschaffen. Von ihm<br />

stammt auch die künstlerische<br />

Gestaltung der Wand vor dem<br />

Haupteingang. Mastaller markierte<br />

mit Marmorteilen eine<br />

Wasserfläche,in die drei Springer<br />

eintauchen.Sie sind aus Edelstahl<br />

geformt und mit Abstand von der<br />

Wand montiert.<br />

Dem Badevergnügen stand nun<br />

endgültig nichts mehr im Weg:<br />

die neuen Liegewiesen waren eingewachsen<br />

und konnten genutzt<br />

werden,für die kleinen Badebesucher<br />

wurde ein Kinderspielplatz<br />

eingerichtet und ein „leistungsfähiger<br />

Verkaufskiosk“ sorgte für<br />

das leibliche Wohl der Badegäste.<br />

Das Freibad war gut besucht, wie<br />

eine Aufstellung aus den Jahren<br />

1967 und 1968 zeigt. So gab es<br />

1967 bei 103 geöffneten Tagen<br />

3 Badetage mit über 4.000 Besuchern,<br />

9 Badetage mit über<br />

2.000 Besuchern und immerhin<br />

20 Badetage mit über 1.000 Besuchern.<br />

Im Jahr 1968 war das<br />

Wetter im Sommer schlechter:<br />

nur an 68Tagen hatte das Freibad<br />

auf.Am 30.Juni 1968 wurde aber<br />

eine Höchstbesucherzahl von<br />

4.982 Menschen gezählt.<br />

Das Freibad war und ist ein Zuschussgeschäft<br />

der Stadt Bobingen.Schon<br />

1967 standen Einnahmen<br />

in Höhe von 52.622,25<br />

Mark Ausgaben von insgesamt<br />

100.733,98 Mark gegenüber.Den<br />

Verlust von gut 48.000 Mark trug<br />

die Gemeindekasse. Nur noch ab<br />

und an hatte der Marktrat einen<br />

Beschluss zu fassen. Wie am<br />

19. August 1969. Damals wurde<br />

beschlossen,dass „soweit Zehnerkarten<br />

am Ende einer Badesaison<br />

nicht voll ausgenützt sind, gelten<br />

sie in der darauffolgenden Badesaison<br />

weiter.“<br />

Wie der Badegast sich im Freibad<br />

zu verhalten hatte,zeigte ein Aushang,<br />

der in deutsch, italienisch,<br />

griechisch und türkisch verfasst<br />

war. Hier ein kleiner Auszug der<br />

wichtigsten Baderegeln:<br />

-Als Badekleidung sind Badeanzüge<br />

und Badehosen,nicht jedoch<br />

Dreiecksbadehosen zugelassen.<br />

Die Badekleidung muss den Anforderungen<br />

des Anstands entsprechen.<br />

-Frauen und Mädchen haben sich<br />

in den Badebecken einer Bademütze<br />

zu bedienen.<br />

-Das Verlassen des Badegeländes<br />

in Badekleidern ist nicht erlaubt.<br />

-Benützen Sie zur Körperreinigung<br />

die Wasch- und Brauseräume.<br />

-Der Zugang zu den Badebecken<br />

ist nur über die Durchschreitebecken<br />

gestattet.<br />

-Betreten Sie die Rasenflächen<br />

und Liegewiese nicht mit Straßenschuhen.<br />

Freibadbetrieb 1970.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

Das <strong>Bobinger</strong> Freibad war ein<br />

Freizeitparadies für Jung und Alt.<br />

Im Jahresbericht derWasserwacht<br />

10 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


ORTSGESCHICHTE<br />

Badesommer 1982.<br />

Ortsgruppe von 1970 heißt es:<br />

„Wenn man bedenkt, dass die Besucherzahlen<br />

manchmal 5.500<br />

überschritten, kann man ermessen,<br />

welche Anforderungen an<br />

uns gestellt wurden.“ Dazu gehörten<br />

wie eh und je die außergewöhnlichen<br />

Wünsche, wie „Kindersuchdienst“<br />

und „Schmucktauchen“,<br />

die auch heute der Wasserwacht<br />

viel zusätzliche Arbeit bescheren.<br />

Doch der Bericht belegt<br />

auch, wie sehr damals die körperliche<br />

Ertüchtigung im Wasser beliebt<br />

war. Im Sommer 1970 händigte<br />

man 351 Frei-, 290 Fahrten-<br />

und 65 Leistungsschwimmer-Zeugnisse<br />

aus.<br />

Der Ärger mit dem<br />

Nacktbaden bleibt<br />

Ein Ärgernis aber wurde auch mit<br />

dem Freibad nicht gänzlich abgeschafft<br />

und führt uns fast wieder<br />

in die Anfänge der <strong>Bobinger</strong> Badekultur<br />

zurück. So steht in einem<br />

Schreiben des Landratsamts<br />

Augsburg an die umliegenden<br />

Gemeinden vom 9. Januar 1979<br />

folgendes zu lesen:<br />

Bild: Foto Hirche<br />

„Das Bayerische Staatsministerium<br />

des Innern hat mit Schreiben<br />

vom 13.11. 1978 folgendes mitgeteilt:<br />

Die Zahl derer, die sich über<br />

das Verbot des Nacktbadens im<br />

Sinne des §1der Badeverordnung<br />

vom 18.09.1974 hinwegsetzen,<br />

hat sich in der abgelaufenen<br />

Badesaison weiter erhöht. Beschwerden<br />

darüber und Forderungen<br />

nach einem sicherheitsrechtlichen<br />

Einschreiten sind an<br />

das Staatsministerium des Innern<br />

ebenso herangetragen worden wie<br />

der Wunsch nachAufhebung der<br />

Badeverordnung und damit verbundener<br />

unbeschränkter Zulassung<br />

des Nacktbadens.<br />

Wie die Erfahrung zeigt, ist ein<br />

polizeiliches Einschreiten gegen<br />

Nacktbader kaum praktikabel und<br />

verspricht keinen nachhaltigen<br />

Erfolg, so dass die Verstöße gegen<br />

die Badeverordnung weitestgehend<br />

ungeahndet bleiben. Darunter<br />

leidet, worauf die Gegner des<br />

allgemeinen Nacktbadeverbots<br />

zutreffend hinweisen, auf Dauer<br />

das Ansehen des Staates. Andererseits<br />

beweist die Zahl der bekanntgewordenen<br />

Beschwerden<br />

Freizeitbecken im Jahr 2010.<br />

über das Nacktbaden, dass trotz<br />

der zweifellos veränderten Lebensauffassungen<br />

der überwiegende<br />

Teil der Bevölkerung am<br />

öffentlichen Nacktbaden Anstoß<br />

nimmt.<br />

Wie die aus Anlass einer Landtagsanfrage<br />

in jüngster Zeit<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Vom Bademeister gut bewacht können sich die Badegäste<br />

wohl fühlen.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

durchgeführte Umfrage ergeben<br />

hat, haben bisher nur sehr wenige<br />

Gemeinden und Landkreise von<br />

der Möglichkeit nach§2Abs. 2<br />

der Badeverordnung Gebrauch<br />

gemacht, Nacktbadegebiete auszuweisen.<br />

Die Regierungen werden<br />

deshalb gebeten, die Gemeinden<br />

und Landkreise anzuhalten,<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 11


ORTSGESCHICHTE<br />

Der Spielplatz 2010.<br />

Badespaß 2012.<br />

DasFreibad wird<br />

zum„Aquamarin“<br />

Liegewiese 2012.<br />

Badespaß 2012.<br />

Bilder: Anja Fischer<br />

den Nacktbadern weitere Flächen<br />

im Rahmen der gegebenen örtlichen<br />

Möglichkeiten und unter<br />

Berücksichtigung der Belange des<br />

Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

zur Verfügung zu<br />

stellen. Dies gilt insbesondere für<br />

Ballungsgebiete, in denen erfahrungsgemäß<br />

am häufigsten gegen<br />

die Badeverordnung verstoßen<br />

wird.“<br />

In Bobingen wurde kein solches<br />

Nacktbadegebiet ausgewiesen.<br />

Der Ort ist bis heute der Sittlichkeit<br />

verpflichtet und hat niemals<br />

von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />

gemacht.<br />

1998 war es so weit:Nach der Badesaison<br />

war das Freibad reif für<br />

eine gründliche Sanierung und<br />

blieb für eine Saison geschlossen.<br />

Am 20.Mai 2000 wurde das neue<br />

„Juwel“ in Bobingen wiedereröffnet.<br />

Das Baden war an diesem<br />

Tag für alle Besucher kostenlos.<br />

Die Stadt war indes voller Lob<br />

für die gelungene Neugestaltung:<br />

„Mit einer Gesamtinvestition von<br />

9,2 Millionen Mark hat die Stadt<br />

nicht nur die modernste Bädertechnik<br />

eingekauft, sondern vor<br />

allem auf die Attraktivität der<br />

Anlage gebaut.Das neugestaltete<br />

Erlebnisbecken mit Strömungskanal,<br />

Sprudelliegen, Wasserpilz,<br />

Sprudelregner und einer 50-Meter-Großrutsche<br />

bildet das Herzstück<br />

im„Aquamarin“,einem insgesamt<br />

gelungenen Wasserpark,<br />

der Freizeit- und Badevergnügen<br />

für Jung und Alt verspricht.“<br />

Zum Programm am Premierentag<br />

gehörten: die feierliche Schlüsselübergabe,<br />

die kirchliche Segnung<br />

und Namensverleihung und die<br />

Preisvergabe für die Gewinner<br />

des Namenswettbewerbes.<br />

In Bobingen blieb es nicht beim<br />

Freibad: Lesen Sie in unserer<br />

nächsten Ausgabe vom Weitergang<br />

der <strong>Bobinger</strong> Badekultur<br />

mit dem Hallenbad.<br />

Quelle:StadtarchivBobingen<br />

12 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


ORTSTEILE<br />

ORTSTEILE<br />

WaldbergunddieRadegundis<br />

Bis Ende 1805 lag Waldberg auf vorderösterreichischem Staatsgebiet.<br />

Die Landeshoheit übte die Markgrafschaft Burgau aus, die durch<br />

politische Geflechte zu unserem Nachbarland zählte. Seit 1806 gehört<br />

Waldberg eigentlich erst zu Bayern und seit 1975 zu Bobingen.<br />

So gesehen ist der kleine Ort in den Wäldern schon ganz schön in<br />

der Weltgeschichte herumgekommen.<br />

Dieses Schild begrüßt Besucher in Waldberg. Bild: Anja Fischer<br />

Von Anja Fischer<br />

Der Name des <strong>Bobinger</strong> Ortsteils<br />

Waldberg entstand aus dem Wort<br />

„Wartberg“ und ist abzuleiten von<br />

dem althochdeutschen warta<br />

= Warte. Ein wenig deutlicher<br />

macht das der erste Hinweis auf<br />

den Ort, der um 1170 als „Wartperch“<br />

erstmals urkundlich nachgewiesen<br />

ist.Die Silbe„wart“ lässt<br />

hier eine Beobachtungsstelle vermuten,<br />

die wahrscheinlich auf einem<br />

„perch = Berg“ lag.Tatsächlich<br />

ist in Waldberg eine Burg archäologisch<br />

belegt.So hat Waldberg,<br />

auch wenn es inmitten grüner<br />

Wälder liegt, zumindest von<br />

der Namensgebung her mit diesen<br />

keinerlei Verbindung. Waldberg<br />

entstand in der Urmark von<br />

Wehringen als Siedlung am<br />

Wartberg.Die Stelle mit der ehemaligen<br />

Warte liegt etwa 500<br />

Meter nördlich der Waldberger<br />

Kirche. 1249 waren es wohl zwischen<br />

sechs und zehn Anwesen,<br />

die zuWaldberg gehörten.<br />

Ein wenig rebellisch waren die<br />

Waldberger wohl in früheren Jahren<br />

schon. Zumindest, wenn es<br />

um die Verbesserung ihrer Lebensumstände<br />

ging. Denn es<br />

muss hart gewesen sein, dem Boden<br />

inmitten der dunklen Wälder<br />

genug Essbares für seine Familie<br />

abzuringen. So wird berichtet,<br />

dass sich an den Bauernaufständen<br />

1525 alle vierzehn Feuerstätten<br />

beteiligten.<br />

1595 kaufte Jakob Fugger der Ältere<br />

die Herrschaft Wellenburg<br />

mit allen Zugehörungen, also<br />

auch Waldberg.Durch die Mordbrennereien<br />

des 30jährigen Krieges<br />

(1618–1648) wurde Waldberg<br />

ruiniert und fast menschenleer.<br />

1632 meldete die Herrschaft nach<br />

Burgau,dass Waldberg mit seinen<br />

29 armen Häusern zum zweiten<br />

Mal ganz ausgeplündert wurde.<br />

Das erste Mal wurden den Untertanen<br />

120 Stück Vieh und sechs<br />

Rosse, das zweite Mal 80 Stück<br />

Vieh und 21 Rosse abgenommen.<br />

Das arme Dorf wurde fast täglich<br />

überfallen.Die Leute konnten aus<br />

Armut keine Bürgerwehr unterhalten<br />

und waren daher schutzlos.<br />

Ein Verzeichnis zählt auf, dass<br />

von 1631 bis 1639 in Waldberg<br />

23 Familien umgebracht worden<br />

waren und deren Anwesen abgebrannt<br />

und ruiniert wurden.Vermutlich<br />

haben die Fugger darauf<br />

reagiert,in dem sie aus ihrer tirolerischen<br />

Herrschaft Untertanen<br />

nach Waldberg umsiedeln ließen.<br />

Das lässt sich aus den Bewohnern<br />

schließen,die etwa 100 Jahre später<br />

mit dem Zusatz „Tyroller“ in<br />

den Verzeichnissen aufgeführt<br />

sind.<br />

Abgaben müssen<br />

trotzdem<br />

gezahltwerden<br />

So arm Waldberg auch immer<br />

war – abgabenfrei war es deshalb<br />

noch lange nicht. Der Ackerbau<br />

wurde in der Dreifelderwirtschaft<br />

betrieben.An Stelle des Zehnten<br />

waren dem Hochstift Augsburg<br />

1711 jährlich vier Schaff Roggen<br />

und vier Schaff Hafer abzuliefern.<br />

Jeder Dorfbewohner hatte zusätzlich<br />

zum Frondienst einen Gulden<br />

Beisitzgeld zu zahlen.Ausgenommen<br />

waren alte Witwer und<br />

Witwen, die die gnädige Herrschaft<br />

gratis duldete und als „Almosen“<br />

abgabenfrei ließ. Der<br />

Frondienst wurde übrigens nicht<br />

in der Wellenburger Herrschaft<br />

abgeleistet, weil der Weg zu weit<br />

gewesen wäre.Vor allem zur Erntezeit<br />

mussten die Waldberger in<br />

das Hofgut Burgwalden gehen<br />

und dort bei der Ernte und der<br />

anschließenden Feldbestellung<br />

helfen. Weil in Waldberg selbst<br />

die Feldfrüchte schlecht wuchsen,<br />

– „Ist an diesem ohrt gar ein<br />

schlechter veltpau“ suchten die<br />

Bewohner bei der Herrschaft oft<br />

um Nachlass bei der Getreideabgabe<br />

nach. 1680 wurde deshalb<br />

von Franz Joachim Fugger die<br />

Abgabe von vier auf zwei Scheffel<br />

Roggen und Hafer herabgesetzt.<br />

Dabei blieb es. Die Waldberger<br />

durften seither auch ihr Vieh in<br />

die herrschaftlichen Hölzer treiben<br />

und dort weiden lassen. Der<br />

Großzehnt wurde weiterhin in<br />

Getreide an die Pfarrei Reinhartshausen<br />

bezahlt. Der Kleinzehnt<br />

von Kartoffeln und Flachs<br />

sowie der Blutzehnt an Hühnern<br />

und Enten ging an den Pfarrer<br />

vonWaldberg.<br />

Der alte Name Wahlberg.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 13


ORTSTEILE<br />

Diese alte Postkarte entstand zwischen 1953 und 1958.<br />

Im Jahr 1907 wurde in Waldberg<br />

das erste Telefon installiert. Der<br />

damalige Bürgermeister Josef<br />

Geirhos kam in den Genuss der<br />

technischen Neuerung. In den<br />

Ersten Weltkrieg entsandte<br />

Waldberg gemeinsam mit Kreuzanger<br />

54 Männer. 13 von ihnen<br />

fielen auf den Schlachtfeldern. In<br />

den Zweiten Weltkrieg wurden<br />

55 Männer einberufen.Von ihnen<br />

kamen 23 nicht mehr nach Hause<br />

zurück. Am 16. März 1944 forderte<br />

ein Bombenabwurf östlich<br />

von Waldberg zusätzlich zweiTodesopfer.<br />

Waldberger<br />

Wappen<br />

Das Waldberger Wappen wurde<br />

am 10. März 1965 vom Bayerischen<br />

Staatsministerium des Inneren<br />

genehmigt. Die Beschreibung<br />

lautete: „In Silber ein gezackter,<br />

mit zwei grünen Nadelbäumen<br />

bestandener grüner Berg,<br />

der mit einem rot gezungten,silbernen<br />

Wolfskopf belegt ist.„Die<br />

Begründung des neuen Wappens<br />

ist laut einem Schreiben der Generaldirektion<br />

der staatlichen Archive<br />

Bayerns wie folgt: „Das<br />

Wappen symbolisiert den Gemeindenamen<br />

durch den Berg<br />

mit den beiden Nadelbäumen (für<br />

Wald).Als örtliches Charakteristikum<br />

kommt dazu der Wolfskopft<br />

als Attribut der hl. Radegundis,deren<br />

Gebeine in der dortigen<br />

Kirche ruhen …“<br />

Seit der Eingemeindung 1975 gehört<br />

Waldberg zu Bobingen.<br />

Rund 450 Einwohner leben heute<br />

dort. Die grünen Wälder, in die<br />

der Ort eingebettet ist, machten<br />

schon bei Johann Lambert Koleffel<br />

in seinem Buch „Schwäbische<br />

Städte und Dörfer um 1750“ von<br />

sich reden. Dort heißt es: „Der<br />

Forst zu Waldberg ist einer der<br />

größten unter denen Kayserlichen<br />

Königlichen Burgauischen,dessen<br />

Waldungen und Köpf meistens<br />

aus Laub- und Nadelholtz bestehen.<br />

Solcher ist der Lage nach in<br />

einer schönen und guten Willdbahn,<br />

insonderheit vor das<br />

schwarze Wildpret, wie wohl<br />

auch rothes darinnen anzutreffen<br />

ist,der Jäger,welcher diesen Forst<br />

zu versehen hat, wohnt in dem<br />

DorffWaldberg.“<br />

Schulwesen<br />

Das Schulwesen begann 1791/92<br />

auf eigene Initiative der Dörfler<br />

in Waldberg. Im Jahr 1793 hatte<br />

auf Veranlassung des Wellenburger<br />

Pflegers ein auswärtiger Lehrer<br />

kurze Zeit als Anwärter auf<br />

den Lehr- und Mesnerdienst in<br />

Waldberg gewohnt.Er hielt es allerdings<br />

nicht allzulange dort aus.<br />

Zwar hatte der Gemeindeführer<br />

von Waldberg vorgeschlagen,den<br />

Lehrer ordentlich zu bezahlen,<br />

damit er „dabei bestehen kann,<br />

dann lernen die Kinder recht<br />

gut.“ Aber der junge Lehrer wollte<br />

selbst nicht bleiben. Neid und<br />

Missgunst der Waldberger vergällten<br />

ihm das Leben und er verließ<br />

bereits im Herbst 1793 wieder<br />

das Dorf. Probehalber wurde<br />

der Waldberger eingesetzt, der<br />

mit dem Schulunterricht zwei<br />

Jahre zuvor begonnen hatte. Es<br />

funktionierte gut und so erhielt<br />

der den Posten und blieb Mesner<br />

und Lehrer bis zu seinem Tod.<br />

Der Schulunterricht beschränkte<br />

sich damals auf einfache Schreibübungen<br />

und das Einpauken von<br />

Katechismusversen.<br />

Das Waldberger Wappen.<br />

Mit der Fertigstellung des alten<br />

Pfarrhauses 1816 wurde die<br />

Schule aus den bisherigen Privathäusern<br />

der Lehrer und Mesner<br />

in das eingeplante Schulzimmer<br />

des Pfarrhauses verlegt. Dieses<br />

war jedoch von Anfang an zu<br />

klein,wie 1828 auch offiziell festgestellt<br />

wurde. Der Pfarrer weigerte<br />

sich jedoch, das Pfarrhaus<br />

vergrößern zu lassen, weil dadurch<br />

sein Garten „sehr verkleinert<br />

würde“.Immer wieder gab es<br />

in Waldberg Streit um die Unterbringung<br />

der Schüler. Bald nach<br />

dem Bau waren die Räume meistens<br />

schon wieder zu klein. Die<br />

stetige Armut der Gemeinde<br />

Waldberg und später die beiden<br />

Weltkriege verhinderten zudem<br />

immer wieder Pläne,um das letzte<br />

Schulhaus, das 1902 neu errichtet<br />

worden war, zu erweitern.<br />

So wurden die älteren Kinder ab<br />

der fünften Klasse nur vormittags<br />

und die erste bis vierte Klasse nur<br />

nachmittags unterrichtet. Der<br />

letzte Schultag für alle war der<br />

31. Oktober 1968. Danach wurden<br />

die Waldberger Schüler in<br />

der Volksschule in Straßberg beschult.<br />

Die ärmste<br />

Gemeinde<br />

Schwabens<br />

Das kleine Dorf Waldberg hatte<br />

es, wohl aufgrund seiner Lage in<br />

Alte Postkarte.<br />

Bilder: Stadtarchiv Bobingen<br />

Luftaufnahme von 1960, aufgenommen von E. Eberhardinger.<br />

14 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


Waldberg heute.<br />

mitten der Wälder, ohne viel<br />

Platz für Wiesen und Äcker, nie<br />

geschafft, Reichtümer anzuhäufen.<br />

Ganz im Gegenteil. Als am<br />

12. April 1904 in München der<br />

königliche Notar Karl Koneberg<br />

verstarb, hatte er testamentarisch<br />

verfügt, dass nach Errichtung<br />

mehrerer Stiftungen und Aussetzungen<br />

einiger Vermächtnisse<br />

sein dann noch übriges Vermögen<br />

der ärmsten Gemeinde des Kreises<br />

Schwaben und Neuburg als<br />

Unterstützungsfond für ihre<br />

Ortsarmen zugewiesen werden<br />

sollte.<br />

Die Regierung von Schwaben<br />

und Neuburg benannte dem zuständigen<br />

Nachlassgericht die<br />

Landgemeinde Waldberg. Daraufhin<br />

wurden dem Ort Wertpapiere<br />

in Höhe von 12.700 Mark<br />

und 1.800 Gulden zugewiesen<br />

und bei der königlichen Filialbank<br />

in München zur Verwaltung<br />

undVerwahrung hinterlegt.<br />

Die Gemeinde verbuchte das Kapital<br />

beim örtlichen Armenfond,<br />

der bis dahin nur ein Stammvermögen<br />

von 560 Mark gehabt hatte<br />

und gab dem nunmehr stattlichen<br />

Fond zu Ehren des Stifters<br />

den Namen: „Koneberg’scher<br />

Lokalarmenfond“. Das Vermögen<br />

wurde von der königlichen Filialbank<br />

durch den Ankauf von<br />

Wertpapieren stetig vermehrt, so<br />

dass das Reinvermögen von<br />

16.541,03 Mark im Jahr 1905 bis<br />

Ende 1920 auf 22.496,94 Mark<br />

angewachsen war.<br />

Von den Zinsen wurden die Kosten<br />

der Unterbringung von stark<br />

behinderten Dorfkindern oder<br />

von solchen mit gerichtlich verfügter<br />

Zwangserziehung bezahlt.<br />

Die letzte Zinsgutschrift wurde<br />

am 30. Januar 1923 notiert. Im<br />

gleichen Jahr kam es zur Inflation.Damit<br />

war der„Koneberg’sche<br />

Lokalarmenfond“ vernichtet und<br />

dasWaldbergerVermögen auch.<br />

Bluttat inWaldberg<br />

Ganz friedlich verlief das Leben<br />

in Waldberg nicht immer. Allerdings<br />

sei den Waldbergern zu<br />

Gute gehalten, dass eine dort<br />

stattgefundene Bluttat schon vor<br />

langer Zeit von den damaligen<br />

Herren inWaldberg ausging.<br />

Am ehemaligen Weg von Waldberg<br />

nach Mickhausen ist rund<br />

tausend Meter südwestlich von<br />

Waldberg noch heute ein Gedenkstein<br />

an das dort geschehene<br />

Verbrechen zu finden. Der<br />

schlichte Nagelfluhstein trägt die<br />

Inschrift: „IN MEMORIAM<br />

PAUL v. FREYBERG ER-<br />

SCHLAGEN AD 1487“. Der<br />

Buchstabe A von der Abkürzung<br />

AD ist allerdings verschwunden.<br />

Vermutlich gestohlen, denn immer<br />

wieder fehlten dort schon<br />

Bild: Anja Fischer<br />

ORTSTEILE<br />

Buchstaben aus der Schrift.Dabei<br />

ist das Denkmal gar nicht so<br />

leicht zu finden. Wer es sehen<br />

will,muss sich suchend umschauen,<br />

denn der Steinblock ist nur<br />

gut kniehoch und steht unauffällig,<br />

halb unter den Bäumen versteckt,<br />

an der Grenze zwischen<br />

den Waldabteilungen „Jammerberg“<br />

und„Steinsaul“.<br />

Da die Bluttat schon etliche Jahrhunderte<br />

zurück liegt, gibt es dafür<br />

mehrere überlieferte Darstellungen.Eine<br />

der wahrscheinlichsten<br />

ist,dass Paul von Freyberg einen<br />

hohen Bediensteten des<br />

bayerischen Herzogs Wolfgang<br />

bei Döpshofen in Gegenwart des<br />

Herzogs und etlicher hochrangiger<br />

Bediensteter beleidigte. In alten<br />

Gerichtsunterlagen heißt es<br />

dazu von Herzog Wolfgang persönlich:<br />

„… dass wir zween Diener<br />

bei uns, nämlich weyland Ulrichen<br />

und jetzt Conraden Härschel,<br />

Gebrüder, gehabt haben.<br />

Nun hatte weyland Paulus von<br />

Freyberg … einen Unwillen zu<br />

genannten Ulrichen Härschel gewonnen<br />

und ihn erstlich vor uns<br />

und etlichen edlen und unedlen<br />

Personen, nachmals vor der Bauernschaft<br />

und Dorfmennig zu<br />

Depshofen auf den Wäldern eine<br />

offene Abklage durch sein selbst<br />

Mund zugefügt.“ Eine solche öffentliche<br />

Beleidigung konnte sich<br />

Ulrich Härschel nicht gefallen<br />

lassen.Er sann auf Rache.Als die<br />

beiden Brüder und Paul von Frey-<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 15


ORTSTEILE<br />

Die Radegundismädchen bei der jährlichen Prozession.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Alte Postkarte der Heiligen Radegundis.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

berg dann einige Zeit später auf<br />

der Jagd zusammentrafen, geschah<br />

das unvermeidliche:<br />

„… Nachmalen über etliche Zeit<br />

sind genannter Paul von Freyberg<br />

und beide angezeigte Härschel<br />

auf den Wäldern, auf dem Weidwerk<br />

auf einander gestoßen und<br />

so viel gehandelt, dass Ulrich<br />

Härschel Paulusen von Freyberg<br />

Die Radegundiskirche in Waldberg.<br />

leider erschossen und entleibt<br />

hat …“<br />

Diese Tat sollte der Beginn einer<br />

langen und blutigen Fehde sein,<br />

denn Martha,dieWitwe von Paul<br />

von Freyberg, wollte den Tod ihres<br />

Mannes nicht ungesühnt lassen<br />

und warb zwei Söldner an,die<br />

die Gebrüder Härschel ihrerseits<br />

Bild: Anja Fischer<br />

töten sollten. Über dreißig Jahre<br />

dauerte die Fehde, die den Freybergern<br />

am Ende sogar die<br />

Reichsacht einbrachte. Erst 1511<br />

wurde der Streit beigelegt und zur<br />

Erinnerung und Sühne der Bluttat<br />

eine Steinsäule aufgestellt. Es<br />

trug die Inschrift: „Anno Domini<br />

1481 am Samstage nach Bartholomaei<br />

ward an dieser Stelle erschoßen<br />

der Edel und fest Paulus<br />

von Freyberg zu Mickhausen,<br />

dem Gott genad“. Diese Steinsäule<br />

ist mehrere hundert Jahre<br />

nachgewiesen, bevor sie, vermutlich<br />

wegen des Alters,zerfiel.<br />

Auf Veranlassung des Heimatforschers<br />

Richard Euringer suchte<br />

der Mickhauser Förster Nille in<br />

den Jahren 1910/11 den genauen<br />

Standort des Steins. Er fand die<br />

Stelle tatsächlich auch und<br />

schrieb: „Die Stätte, wo die Freyberg-Säule<br />

gestanden, habe ich<br />

durch Aufgraben genau untersuchen<br />

lassen.Von der Säule selbst<br />

wurde keine Spur mehr gefunden,<br />

dagegen kam der Sockel zum<br />

Vorschein, welcher in einer Tiefe<br />

von 70 Centimetern aufgefunden<br />

wurde, bestehend aus vielen großen<br />

und gut erhaltenen Ziegelsteinen.“<br />

Der heutige Besitzer des Forstgebiets,Graf<br />

von Rechberg,ließ um<br />

1950 zur Erinnerung an die Bluttat<br />

das heutige Denkmal setzen.<br />

Dabei passierten allerdings zwei<br />

Fehler: Paul von Freyberg wurde<br />

nun nicht mehr erschossen, sondern<br />

erschlagen und die Tat geschah<br />

auch ganze sechs Jahre später,erst<br />

1487,statt 1481.<br />

Die Heilige<br />

Radegundis<br />

Waldberg ist aber in erster Linie<br />

durch die Verehrung der Heiligen<br />

Radegundis bekannt. Diese war<br />

eine Dienstmagd, die um 1290<br />

bei einem Gang im Dienst der<br />

Nächstenliebe starb. Sie wurde<br />

von Wölfen angefallen auf Höhe<br />

des Weilers Radegundis bei Wellenburg.Dort,im<br />

SchlossWellenburg,<br />

war die Herrschaft der Onsorg,<br />

bei denen die jungfräuliche<br />

Dienstmagd Radegundis,die Radiana<br />

gerufen wurde, in Stellung<br />

war.<br />

Nach Feierabend kümmerte sich<br />

Radiana aus Nächstenliebe um<br />

die Aussätzigen, die im Spital in<br />

Die Heilige Radegundis,<br />

Andachtskarte.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

der Nähe untergebracht waren.<br />

Aussatz war zu jener Zeit eine<br />

schwere, gefürchtete Krankheit.<br />

Die Leprakranken der Stadt<br />

Augsburg wurden deshalb aus der<br />

Stadt gebracht und in so einem<br />

Siechenspital zusammengepfercht.<br />

Die Aussätzigen wurden<br />

in der Regel von allen gemieden<br />

und gefürchtet.Auch Radiana erhielt<br />

mehrmals von ihrer Herrschaft<br />

den Verweis, sie habe dort<br />

nichts zu suchen. Radiana kümmerte<br />

sich trotzdem heimlich um<br />

die Menschen dort und brachte<br />

ihnen,in der einen Hand den Rosenkranz,<br />

den sie auf ihrem Weg<br />

betete, Milch und Brot. Als Radiana<br />

wieder einmal ins Lepraspital<br />

unterwegs war, schwärzte sie<br />

ein Knecht, den sie zuvor abgewiesen<br />

hatte, bei der Herrschaft<br />

als Diebin an und unterstellte ihr,<br />

sie würde Lebensmittel aus dem<br />

Schloss zum Siechenhaus bringen.<br />

Der Schlossherr Onsorg<br />

selbst wollte diesem Vorwurf<br />

nachgehen und gegebenenfalls eine<br />

harte Strafe aussprechen. Er<br />

hielt Radiana auf dem Weg zum<br />

Siechenhaus an und fragte sie,<br />

was sie denn in ihrem Korb habe.<br />

In ihrer Not erklärte Radiana, es<br />

sei nur ein Kampfl (Kamm) und<br />

ein wenig Lauge für die Wunden<br />

der Kranken darin.Als Herr Onsorg<br />

in den Korb sah,fand er ihre<br />

Worte bestätigt und bestrafte den<br />

Knecht, der Radiana angeschwärzt<br />

hatte.<br />

Tod durch<br />

dieWölfe<br />

Radiana wusste, dass ein Wunder<br />

geschehen war und sie betete zu<br />

16 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


ORTSTEILE<br />

Die alte Schule in Waldberg.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Alte Postkarte.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

Gott. Doch die Lüge lag ihr<br />

schwer auf dem Herzen. Eines<br />

Tages, als sie wieder im Siechenhaus<br />

gewesen war, wurde Radiana<br />

auf dem Rückweg zum Schloss<br />

von Wölfen überfallen und tödlich<br />

verwundet. Sie hatte ihr junges<br />

Leben für die Nächstenliebe<br />

zu Menschen, die ihre Hilfe<br />

brauchten, geopfert. Weil sie ihr<br />

so viel bedeutete, wurde Radiana<br />

in der Kapelle am Leprakrankenhaus<br />

beigesetzt.<br />

Schon bald nach ihrem Tod wurde<br />

sie durch ihre Aufopferung<br />

vom Volk verehrt wie eine Heilige.<br />

Danach wird es ruhig um die<br />

Heilige Radegundis. Erst 1422<br />

wird sie wieder erwähnt. Die Verehrung<br />

für die Heilige Radegundis<br />

ist bis dahin ungebrochen.<br />

Mehrmals wurde die Heilige Radegundis<br />

umgebettet. Durch einen<br />

orkanartigen Sturm wurde<br />

die Radegundiskirche am 18. Juli<br />

1810 derart beschädigt, dass sie<br />

gesperrt werden musste. Der Leib<br />

der Heiligen wurde noch aus dem<br />

Kirchlein geholt und in das<br />

nächste Haus gebracht. Dort verwahrte<br />

man ihn in einer Kammer.<br />

Das Landgericht Göggingen verfügte<br />

dann, den Leib in den<br />

Pfarrhof nach Bergheim zu überführen,<br />

damit dort das Radegundisfest<br />

gefeiert werden könne.<br />

Zeugen bestätigten später, dass<br />

man die Gebeine der Heiligen ins<br />

örtliche Wirtshaus getragen habe,<br />

weil in der Kirche kein passender<br />

Platz gefunden worden sei. Das<br />

Landgericht Göggingen ordnete<br />

darauf hin an, Radegundis am 5.<br />

August 1810 nach Waldberg zu<br />

schaffen. Seither liegen die Gebeine<br />

der Heiligen dort. Aber erst<br />

am 25. Dezember 1819 wurde die<br />

Kuratie Waldberg dazu errichtet.<br />

Der Stiftungsbrief mit diesem<br />

Datum wurde ausgestellt von Anselm<br />

Maria Fürst Fugger-Babenhausen.<br />

Jahrhundertelang wurde die Heilige<br />

Radegundis als Patronin der<br />

Jungfrauen und besonders als Beschützerin<br />

für Vieh und Felder<br />

gesehen, da sie als Magd im Stall<br />

und Feld gearbeitet hat. Jedes Jahr<br />

am 4. Sonntag nach Pfingsten<br />

wird ihrer mit einem Fest gedacht.<br />

Dieser Brauch wird heute noch in<br />

Waldberg vom Musikverein „Die<br />

Schwarzachtaler“ am Leben gehalten.<br />

Sagen rund<br />

um Waldberg<br />

Wie um fast alle Dörfer und<br />

Städte ranken sich auch um<br />

Waldberg einige Sagen und <strong>Geschichten</strong>.<br />

So soll einem Fuhrmann aus<br />

Waldberg, der um Mitternacht<br />

aus Augsburg heimkam, folgendes<br />

passiert sein: als er von Hardt auf<br />

dem letzten Weg war, bleiben seine<br />

Pferde um 12 Uhr nachts stehen<br />

und waren in Schweiß gebadet.<br />

Unter seinem Wagen war ein<br />

feuriger Hund und heulte. Aus<br />

den Nüstern des Hundes drang<br />

Feuer, der Bauer konnte kein<br />

Glied bewegen und aus der Finsternis<br />

war ein Leuchten um den<br />

Wagen. In seiner Not rief der<br />

Fuhrmann aus: „Helf Gott!“. Da<br />

gingen die Pferde wieder ihren<br />

Weg und von dem ganzen Spuk<br />

war nichts mehr zu sehen.<br />

Eine andere Geschichte bezieht<br />

sich auf einen Streit zwischen<br />

zwei Bauern aus Waldberg und<br />

Kreuzanger. Einer soll den Markstein<br />

auf seiner Flur versetzt haben.<br />

Nach dessen Tod soll der<br />

Geist seiner Seele auf dem Wege<br />

nach Siegerthofen immer wieder<br />

gerufen haben: „Wo muss ich den<br />

Stein hinsetzen?“ Einer der Toten<br />

gab schließlich die Antwort:<br />

„Dort, wo er hingehört.“ Von dieser<br />

Zeit an fand der Geist seinen<br />

Frieden und der Spuk endete.<br />

Quellen: Buch: Bobingen und<br />

seine Geschichte<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 17


HISTORIE<br />

POLIZEIGESCHICHTE<br />

VonderGendarmeriezur<br />

Polizeistation(2)<br />

In der letzten Ausgabe der <strong>Bobinger</strong> Geschichte(n) machte die Polizei<br />

im Ort gerade ihre ersten Schritte. Es ging noch um die „Instruction<br />

für Polizeidiener“, die auch als Nachtwächter ihre Runden drehen<br />

mussten und um die Kosten für die Reinigung eines Arrestlokales.<br />

Bis zu einer modernen Polizeidienststelle fehlen jedoch noch einige<br />

Jahre.<br />

Von Anja Fischer<br />

Mit welchen Vorfällen sich die<br />

Polizei in früheren Zeiten beschäftigen<br />

musste, zeigt ein Blick<br />

in alte Prozessakten.So wurde am<br />

5. und 6. September 1923 vor<br />

dem Wuchergericht Augsburg<br />

gegen einen <strong>Bobinger</strong> Käsereibesitzer<br />

verhandelt. Dieser war wegen<br />

Preistreiberei angeklagt worden.<br />

In der amtlichen Bekanntmachung<br />

heißt es:<br />

1. E. Anton, geboren am 30. Oktober<br />

1883 zu Bobingen, verh.<br />

Käsereibesitzer und Landwirt in<br />

Bobingen ist schuldig eines Vergehens<br />

des Preiswuchers und wird<br />

hiewegen zu einem Jahr Gefängnis<br />

und zur Geldstrafe von hundert<br />

Millionen Mark und in die<br />

Kosten verurteilt.<br />

2.Auf die Gefängnisstrafe werden<br />

45Tage Untersuchungshaft angerechnet.<br />

3. Im Fall der Uneinbringlichkeit<br />

der Geldstrafe tritt an Stelle von<br />

je einer Million Mark ein Tag<br />

Gefängnis.<br />

4. Eingezogen wird ein Betrag,<br />

der dem erzielten übermäßigen<br />

Gewinn entspricht.Die Entscheidung<br />

über die Höhe des einzuziehenden<br />

Betrages wird im besonderen<br />

Verfahren nach §19,20 der<br />

Preistr. V.O. vom 13. Juli 1923<br />

vorbehalten.<br />

5. Dem Verurteilten wird der<br />

Handel mit Molkereierzeugnissen<br />

untersagt.<br />

6.Die Verurteilung ist auf Kosten<br />

des Verurteilten binnen einem<br />

Polizei Bayern.<br />

Monat je einmal in den für amtliche<br />

Bekanntmachungen des Gerichts<br />

bestimmten Augsburger<br />

Tageszeitungen, in den für amtliche<br />

Bekanntmachungen der Gerichte<br />

in Kempten bestimmten<br />

Tageszeitungen,in dem Schwabmünchner<br />

Amtsblatt und in der<br />

süddeutschen Molkereizeitung,<br />

ferner durch Anschlag an den<br />

Gemeindetafeln in Bobingen und<br />

Königsbrunn und in den Geschäftsräumen<br />

des Verurteilten in<br />

Bobingen und Königsbrunn öffentlich<br />

bekannt zu machen.<br />

7. Der Haftbefehl wird aufrecht<br />

erhalten.<br />

Auf dem Schreiben ist ein handschriftlicher<br />

Vermerk. So wurde<br />

das Urteil am 10.September 1923<br />

Bild: Anja Fischer<br />

an der Gemeindetafel in Bobingen<br />

angeschlagen und am<br />

21. September 1923 wieder abgenommen.<br />

Wer sich damals etwas<br />

zu Schulden kommen ließ,musste<br />

also nicht nur die Strafen des Gerichts,<br />

sondern auch die Öffentlichkeit<br />

fürchten, das Gerede der<br />

Leute und vielleicht sogar die<br />

Ächtung von Freunden und Bekannten.<br />

Polizei ist<br />

unterbesetzt<br />

Was die Polizei in früheren Jahren<br />

sonst noch alles tun musste<br />

und worauf besonderes Augenmerk<br />

gelegt wurde, ist gut einem<br />

Bericht von Gendarmerie-Kommissär<br />

Lang an das Bezirksamt<br />

Schwabmünchen vom 2. Juni<br />

1924 zu entnehmen: „Die Beamten<br />

der Station Bobingen sind in<br />

dienstlicher Hinsicht ziemlich<br />

stark belastet. Am Stationsorte<br />

selbst befinden sich zwei größere<br />

Fabriken, deren Betrieb von Jahr<br />

zu Jahr vergrößert, was eine Vermehrung<br />

des Fremdenzuzuges<br />

zur Folge hat.<br />

In der Kunstseidefabrik sind gegenwärtig<br />

etwa 800 und in der<br />

Wurstfabrik etwa 100 Personen<br />

beschäftigt. Dieselben stammen<br />

aus verschiedenen Gegenden,besitzen<br />

keine guten Eigenschaften<br />

und bedürfen stets der Überwachung.<br />

Ebenso erfordert die zu<br />

diesem Dienstbezirk gehörige,etwas<br />

entlegene große Gemeinde<br />

Großaitingen (1.260 Einwohner)<br />

durch vermehrte Dienstgänge<br />

dorthin größere Anforderungen<br />

an die Beamten als dies bei kleineren<br />

Gemeinden notwendig ist.<br />

Der ganze Dienstbezirk Bobingen<br />

umfasst außer dem Stationsbereich<br />

die Gemeinden Straßberg,<br />

Wehringen und Großaitingen.<br />

Von einem ausgedehnten<br />

Dienstgang-Bezirk dürfte kaum<br />

die Rede sein. …. Vom 1.1. bis<br />

30.05.1924 weist das Geschäftstagebuch<br />

536 Nummern auf. In<br />

dieser Zeit sind 119 erstattete<br />

Anzeigen vorgetragen und zwar:<br />

„40 Übertretungen, 24 Bettel,<br />

31 Vergehen gegen das Viehseuchengesetz,<br />

13 Diebstähle, 5 Betrügereien,<br />

3 Preistreibereien,<br />

1 Münzfälschung, 1 Körperverletzung<br />

und 1 Sachbeschädigung.“<br />

Dazu kommen noch die Erledigungen<br />

einer nicht geringen Anzahl<br />

anderweitiger Erhebungen.<br />

18 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


Die Polizei bekommt direkten Onlinezugang zum Standesamt<br />

Bobingen.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

Moderne Zeiten: Polizeihauptkommissar Clemens Müller<br />

trägt als einziger Polizist in Bobingen schon die neue,<br />

blaue Uniform.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Dieser Dienstbetrieb erscheint für<br />

zwei Beamte … ziemlich belastend.<br />

Ob aber dessen Durchführung<br />

von den gegenwärtigen Beamten<br />

für die Dauer nicht möglich<br />

ist, möchte ich höherer Beurteilung<br />

überlassen. Die Verstärkung<br />

dieser Station um einen Beamten<br />

dürfte, wie dies schon in<br />

einem meiner früheren Berichte<br />

an die Gendarmerie-Abteilung<br />

angedeutet ist, zu berücksichtigen<br />

sein, sobald irgendein Beamter<br />

zur Verfügung stünde. Möglicherweise<br />

könnte dies bei einer seinerzeitigen<br />

Änderung der Station<br />

Lagerlechfeld erreicht werden.“<br />

Noch 1927, also drei Jahre später,<br />

umfasste der Ist-Stand in Bobingen<br />

immer noch zwei Personen.<br />

Auch damals war der künftige<br />

wünschenswerte Sollstand mit<br />

drei Personen ausgewiesen.<br />

Die Zeit des Nationalsozialismus<br />

liegt in der Polizeigeschichte weitestgehend<br />

im Dunkeln. Beim<br />

Einmarsch der amerikanischen<br />

Truppen in Königsbrunn und Bobingen<br />

werden sämtliche polizeiliche<br />

Unterlagen, die mit einem<br />

Hakenkreuz versehen sind, vernichtet.<br />

Gemeinderat fühlt<br />

sich beleidigt<br />

In den Archiven ist jedoch in den<br />

städtischen Beschlussbüchern eine<br />

Beleidigungsklage des Gemeinderates<br />

gegen den <strong>Bobinger</strong><br />

Landwirt Matthias K. zu finden.<br />

Dieser hat laut Zeugenaussagen<br />

am 6. August 1933 folgende Worte<br />

geäußert: „Wenn überhaupt<br />

noch ein Bauer in den Gemeinderat<br />

geht, dann muss er keinen<br />

Charakter haben und ich halte<br />

nächstes Jahr keinen Eber mehr,<br />

der Gemeinderat soll seine Säue<br />

selber machen.“ Selbstverständlich<br />

waren die Gemeinderäte über<br />

eine derart direkte Ansprache erbost.<br />

Schon zwei Tage später wurde<br />

in einer Sitzung beschlossen,<br />

wegen dieser Beleidigung gegen<br />

HISTORIE<br />

Das „blaue“ Ärmelabzeichen.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

den K. Strafantrag zu stellen. Am<br />

29. August ist zu lesen: „In der<br />

Zwischenzeit hat Vermittlung mit<br />

Landwirt K. wegen Beleidigung<br />

des Gemeinderates stattgefunden.<br />

K. erklärt sich bereit 10 Reichsmark<br />

in die Armenkasse zu bezahlen.<br />

Mit dieser Regelung ist<br />

der Gemeinderat jedoch nicht<br />

einverstanden. Es wird K. die<br />

Zahlung von 40 Reichsmark verlangt<br />

und von der Veröffentlichung<br />

in der Zeitung abgesehen.<br />

Die Buße ist innerhalb 8Tagen<br />

bei der Gemeinde einzuzahlen.“<br />

Zum Vergleich: eine Pflegekraft<br />

im Gemeindekrankenhaus erhielt<br />

zu dieser Zeit eine Entlohnung<br />

von 20 Reichsmark im Monat. So<br />

war dem K. die geforderte Summe<br />

anscheinend zu hoch. Jedenfalls<br />

heißt es am 19. September<br />

1933 weiter: „In der Beleidigungssache<br />

K. teilt 1. Bürgermeister<br />

Renz mit, dass K. die Zahlung<br />

von 40 Reichsmark nicht geleistet<br />

habe und sich nur zur Zahlung<br />

einer Buße von 10 Reichsmark<br />

bereit erklärt. Der Gemeinderat<br />

nimmt dieses Angebot nicht an;<br />

K. ist zu eröffnen, dass weitere<br />

Schritte gegen ihn unternommen<br />

werden, wenn der Betrag von<br />

40 Reichsmark nicht binnen drei<br />

Tagen einbezahlt ist.“ In den weiteren<br />

Sitzungen kommt dieser<br />

Beleidigungsvorfall nicht mehr<br />

zur Sprache, weswegen anzunehmen<br />

ist, dass Landwirt K. doch in<br />

den für ihn so sauren Apfel biss<br />

und die geforderte Summe bezahlte.<br />

Ob er dann im nächsten<br />

Jahr tatsächlich keinen Eber mehr<br />

hielt, ist leider nicht bekannt.<br />

In der NS-Zeit<br />

Die Zeit des Nationalsozialismus<br />

war auch für die Polizei eine Zeit<br />

der Gebote und Verbote. Bei den<br />

wenigen erhaltenen Unterlagen<br />

sind beispielsweise Dienstanweisungen,<br />

in denen die „Grußpflicht<br />

zwischen den Angehörigen der<br />

uniformierten Staatspolizei und<br />

der nationalen Verbände“ geregelt<br />

ist.<br />

Eine Dienstanweisung aus dem<br />

Staatsministerium des Innern<br />

vom 3. März 1937 befasst sich<br />

mit der „Anrede im dienstlichen<br />

und außerdienstlichen Verkehr<br />

bei der Ordnungspolizei“ und<br />

lautet wie folgt:<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 19


HISTORIE<br />

Heute ist die Polizei nicht mehr mit dem Dienstfahrrad<br />

sondern mit modernen Einsatzwagen auf Streife.<br />

Die alte Arrestzelle in der<br />

<strong>Bobinger</strong> Dienststelle wird<br />

schon seit Jahren nicht mehr<br />

benutzt.<br />

„Der Reichsführer SS und Chef<br />

der Deutschen Polizei im RMdJ.<br />

hat mit Erlass vom 11.II.37-P-<br />

Kdo.P.(1a) Nr. 1/37 betr. Anrede<br />

im dienstlichen u. außerdienstlichen<br />

Verkehr bei der Ordnungspolizei<br />

verfügt: Die unpersönliche<br />

Anrede in der dritten Person ist<br />

innerhalb der Ordnungspolizei<br />

nicht mehr anzuwenden. Die<br />

Vorgesetzten, auch die nicht zur<br />

uniformierten Ordnungspolizei<br />

gehörenden, sind in und außer<br />

Dienst mündlich und im Schriftverkehr<br />

mit „Herr“ unter Hinzufügung<br />

des Dienstgrades oder der<br />

Amtsbezeichnung und mit „Sie“<br />

anzureden, z.B: „Herr Oberleutnant,Sie<br />

werden am Fernsprecher<br />

verlangt!“ oder „Haben Sie noch<br />

Befehle für mich, Herr Leutnant?“<br />

oder „Herr Polizeipräsident,<br />

– auf dem Revier nichts<br />

Neues!“ oder „Darf ich um eine<br />

Unterschrift bitten, Herr Hauptmann?“<br />

Die Vorgesetzten sind<br />

grundsätzlich nur mit dem<br />

Dienstgrad und nicht mit einem<br />

zum Namen gehörenden Titel<br />

bzw.Prädikat anzureden.Anreden<br />

wie „Herr Baron,Herr Graf“ usw.<br />

sind Vorgesetzten gegenüber<br />

nicht zulässig.Bei Anrede Untergebener<br />

sind Titel, die einen Bestandteil<br />

des Namens bilden (z.B.<br />

Freiherr,Graf usw.) und akademische<br />

Grade in Verbindung mit<br />

dem Dienstgrad anzuführen. Es<br />

muss demnach heißen: „Leutnant<br />

Freiherr von X“, „Hauptmann<br />

Graf Y“, usw. Zum Namen gehörige<br />

Prädikate (z.B. Durchlaucht<br />

usw.) sind bei der Anrede Untergebener<br />

nicht zulässig …"<br />

Verurteilung<br />

zumTod<br />

Dafür schlug das Regime mit<br />

drastischen Strafen gegen das<br />

Verbrechertum zu. Auch ein <strong>Bobinger</strong><br />

geriet in die Mühlen der<br />

Justiz und wurde sogar zum Tode<br />

verurteilt. In einem Auszug aus<br />

der Augsburger Nationalen-Zeitung<br />

vom 3. November 1941<br />

heißt es: „Bahnhofsdieb zum Tode<br />

verurteilt – Er stahl unter Ausnützung<br />

der Verdunkelung Koffer<br />

am Augsburger Hauptbahnhof:<br />

Vor dem Sondergericht München<br />

wurde der 32 Jahre alte Alfons M.<br />

aus Bobingen bei Augsburg als<br />

Gewohnheitsverbrecher und<br />

Volksschädling zum Tode verurteilt.<br />

M. hatte unter Ausnützung<br />

der Verdunkelung auf dem Augsburger<br />

und dem Münchner<br />

Hauptbahnhof Gepäckstücke gestohlen.M.ist<br />

ein erblich belasteter<br />

Mensch.Wiederholt wurde er<br />

wegen Eigentumsdelikten bestraft.<br />

Sein Tätigkeitsfeld war zunächst<br />

der Augsburger Hauptbahnhof,wo<br />

er unter Ausnutzung<br />

der Verdunkelung Koffer entwendete,<br />

die für kurze Zeit unbeaufsichtigt<br />

stehen gelassen worden<br />

waren.Ob es sich um Gepäckstücke<br />

von Zivilpersonen oder von<br />

Wehrmachtsangehörigen handelte,<br />

war ihm völlig gleichgültig.<br />

Um seine verbrecherische Tätigkeit<br />

ergiebiger zu gestalten,unternahm<br />

er Reisen nach München<br />

und stahl dort ebenfalls im<br />

Hauptbahnhof Koffer und Pakete<br />

von Verladekarren herunter. Nebenbei<br />

verübte er Betrügereien,<br />

indem er Geschäftsleuten vormachte,<br />

er könne für sie Waren<br />

besorgen, wenn er entsprechende<br />

Anzahlung erhalte. Auf die Anzeige<br />

eines Augsburger Gastwirts<br />

hin,konnte M.verhaftet werden.<br />

Die umfangreichen Ermittlungen<br />

der Polizei hatten großen Erfolg.<br />

Es konnten dem Angeklagten<br />

nicht weniger als 28 Bahnhofsdiebstähle<br />

nachgewiesen werden,<br />

die M.sämtlich zugab.Einen Teil<br />

der Beute hatte er verkauft. Das<br />

Sondergericht verurteilte den Angeklagten<br />

als Gewohnheitsverbrecher<br />

und Volksschädling zum Tode,<br />

zum dauernden Ehrverlust<br />

und zu vier Jahren Zuchthaus.“<br />

Wobei man sich heute fragen<br />

darf, in welcher Reihenfolge die<br />

Strafen ausgeführt wurden.<br />

Suche nach<br />

Schwarzhändlern<br />

1947 fallen die Bezeichnungen<br />

Gendarm, Gendarmerie-Posten<br />

und dergleichen weg.Man spricht<br />

von Landpolizei, Landpolizeiposten<br />

und Landpolizeistationen und<br />

-inspektionen.Die Polizei suchte<br />

in der Nachkriegszeit oftmals<br />

nach Schwarzhändlern. Doch<br />

auch andere Fälle beschäftigten<br />

1949/50 die <strong>Bobinger</strong> Dienststelle,<br />

in der zu diesem Zeitpunkt<br />

13 Polizeibeamte beschäftigt waren.<br />

Hier ein kleiner Auszug:<br />

81 Diebstähle und Unterschlagungen,<br />

19 Betrugsfälle, 6 Fälle<br />

von Sachhehlerei,2 Urkundenfälschungen,<br />

1 Notzuchtverbrechen<br />

(Vergewaltigung), 1 Beamtennötigung,<br />

1 fahrlässige Brandstiftung,<br />

1 Weizenfeldbrand und<br />

1 fahrlässige Tötung, sowie<br />

11 Steuervergehen und 26 Forstfrevel.<br />

Die Zeiten dürften also,<br />

wenn wir nach dem Strafregister<br />

gehen, ein wenig rauher als heute<br />

gewesen sein.Steuerbetrug wurde<br />

allerdings schon damals nicht als<br />

„Kavaliersdelikt“ angesehen und<br />

streng geahndet. Die Polizisten<br />

waren ständig im Einsatz,um die<br />

vielen Vorfälle zu klären. Leider<br />

erwies sich das zugeteilte Dienstgebäude<br />

im Jahr 1954 als nicht<br />

mehr ausreichend.Deshalb wurde<br />

ein dringendes Gesuch um Freigabe<br />

des für die Besatzungsmacht<br />

beschlagnahmten Wohngebäudes<br />

in der Greifstraße 16 in Bobingen<br />

eingereicht. In der Begründung<br />

heißt es: „Die Landpolizeistation<br />

Bobingen ist jedoch in einem Gebäude<br />

untergebracht,das zur Aufrechterhaltung<br />

eines geordneten<br />

Dienstbetriebes nicht mehr aus-<br />

Polizeimeister Marcel Wydra und Polizeihauptkommissar<br />

Clemens Müller bei der Arbeit im Funkraum.<br />

Bilder: Anja Fischer<br />

20 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


HISTORIE<br />

Warten auf den Einsatz.<br />

reicht. Außerdem war bisher die<br />

wohnungsmäßige Unterbringung<br />

der Polizeibeamten in nächster<br />

Nähe der Station, wie sie zur sofortigen<br />

Einsatzfähigkeit der Beamten<br />

im Bedarfsfalle notwendig<br />

wäre, nicht möglich. Desweiteren<br />

liegt die jetzige Station ungünstig.<br />

Die Verlegung der Landpolizeistation<br />

würde all diese Mängel<br />

weitestgehend beseitigen. Es<br />

könnten damit vor allem auch die<br />

Kosten für die Errichtung eines<br />

Stationsgebäudes erspart werden,<br />

die im Falle der Ablehnung des<br />

Antrages auf Freigabe des beschlagnahmten<br />

Gebäudes wohl<br />

schon in nächster Zeit aufgebracht<br />

werden müssten.“ Nur<br />

knapp zwei Jahre später war es<br />

dann auch schon so weit: Die Polizeidienststelle<br />

konnte am 26. Januar<br />

1956 in ihr Wunschgebäude<br />

umziehen. Im gleichen Haus fanden<br />

auch vier Beamte (Endraß,<br />

Haltmair, Ebert und Grosser) mit<br />

ihren Familien eine Wohnung.<br />

Die unmittelbare Nähe zur<br />

Dienststelle war somit gegeben.<br />

Im Laufe des Jahres erhielt die<br />

Landpolizeistation Bobingen ihr<br />

erstes motorisiertes Fahrzeug, ein<br />

Motorrad der Marke DKW, Typ<br />

200.<br />

Bayerische Landpolizei.<br />

Inspektion bleibt<br />

in Bobingen<br />

Noch einmal zwei Jahre später<br />

soll eine Großstation Schwabmünchen<br />

und eine Außenstelle<br />

der Polizei in Bobingen errichtet<br />

werden. Diese Pläne werden 1960<br />

in die Tat umgesetzt. Die Dienststelle<br />

in Königsbrunn wird aufgelöst,<br />

Bobingen wird zur Nebenstelle<br />

der Polizeistation Schwabmünchen.<br />

Da dürfte es die Beamten<br />

auch kaum getröstest haben,<br />

dass die Dienststelle ihren ersten<br />

Dienst-PKW, einen VW-Käfer<br />

bekam. Die Selbständigkeit war<br />

erst einmal weg. Immerhin zog<br />

die Polizei-Nebenstelle Bobingen<br />

am 1. Dezember 1962 in die<br />

Räumlichkeiten des alten Rathauses<br />

(heute Sozialstation am<br />

Kirchplatz 1) um. Die Monatsmiete<br />

an die Stadt Bobingen betrug<br />

110,70 Deutsche Mark. Nur<br />

ein paar Jahre später war es 1966<br />

schon wieder im Gespräch, aus<br />

der Nebenstelle Bobingen eine<br />

Landpolizeistation zu machen.<br />

Und tatsächlich war es zum<br />

1. April 1966 so weit. Künftig<br />

sollten in Bobingen 24 Polizeibeamte<br />

Tag und Nacht, sonntags<br />

wie werktags, ihren Dienst leisten.<br />

Es ging, so hieß es, nicht nur<br />

darum, die vorerst noch mit zwölf<br />

Beamten besetzte Nebenstelle<br />

Bobingen in eine Station mit<br />

24 Beamten umzuwandeln, sondern<br />

die Station Schwabmünchen<br />

zu entlasten, so dass sie, ohnehin<br />

unterbesetzt, nicht zusätzlich im<br />

nördlichen Raum aushelfend eingreifen<br />

müsse. Sei es wie es sei –<br />

in Bobingen freute man sich über<br />

diese Entscheidung. Und dass<br />

sich Königsbrunn schon seit dieser<br />

Zeit um eine eigene Polizeidienststelle<br />

bemüht – nun ja. Jedenfalls<br />

wurde bei den letzten Erhebungen<br />

erneut für eine Dienststelle<br />

in Bobingen entschieden,<br />

denn diese liegt damit zentral im<br />

Einsatzgebiet zwischen Königsbrunn<br />

und den <strong>Bobinger</strong> Ortsteilen<br />

und wird durch diese Entscheidung<br />

auch in den nächsten<br />

Jahren erhalten bleiben. Immer<br />

aber versuchte die Polizei in Bobingen<br />

für ihre Bürger da zu sein<br />

und Nähe zu zeigen.<br />

Polizeimeister Marcel Wydra im Dienstwagen.<br />

Zudem bewiesen die Beamten<br />

sportlichen Ehrgeiz: beim Faustball,<br />

beim Volleyball oder Hallenfußball<br />

zeigten sich die Mannschaften<br />

siegreich. 1986 kam es<br />

zum bisher letzten Umzug der<br />

Polizeidienststelle: das ehemalige<br />

Domizil der Raiffeisenbank war<br />

extra für die Polizeiinspektion<br />

umgebaut worden. Hier stehen<br />

nun 17 Diensträume auf rund<br />

610 m² zur Verfügung.<br />

Für Menschen da sein – in Bobingen<br />

wurde das über die Landesgrenzen<br />

hinaus durch die Initiative<br />

„Schwäbische Polizei hilft<br />

Tschernobyl-Kindern“ gelebt. Die<br />

beiden Polizeibeamten Horst Terschanski<br />

und Georg Burkhard<br />

und der Journalist Eugen Klein<br />

gründeten diese 1992. Derzeit tun<br />

in Bobingen wesentlich mehr Polizeibeamte<br />

als früher ihren<br />

Dienst. Aufgrund der Arbeitsbelastung<br />

erfuhr die Dienststelle in<br />

den letzten Jahren sogar eine<br />

Aufstockung. Die derzeitige Aufklärungsquote<br />

beträgt 71,6% und<br />

liegt damit weit über dem bayerischen<br />

Durchschnitt von 64,4%.<br />

Die Einwohner können sich also<br />

wohl behütet fühlen.<br />

Quellen:<br />

Chronik der Polizei<br />

Bobingen,Stadtarchiv Bobingen<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 21


KIRCHE<br />

KIRCHE<br />

DasLaurentiushaus<br />

Das Laurentiushaus Bobingen hat ursprünglich überhaupt keinen<br />

kirchlichen Beginn. Es wurde als Flüchtlingsheim erbaut, war später<br />

Jugendwohnheim und dann Kindergarten. Heute beherbergt es die<br />

vielen Gruppen der katholischen Pfarrei St. Felizitas und ist mit<br />

seinem großen Saal ein gern genutzter Veranstaltungsort.<br />

hort und eines Jugendwohnheims<br />

zum Ziel gesetzt hat.Der Kindergarten<br />

ist für 150 Kinder vorgesehen,<br />

was wohl der örtlichen Anforderung<br />

entsprechen dürfte.<br />

Über die Dringlichkeit brauchen<br />

wir wohl keine Worte verlieren.<br />

Wenn wir nun beides,Kindergarten<br />

und Jugendwohnheim miteinander<br />

verbinden, so einmal wegen<br />

der dadurch günstigeren Finanzierung<br />

und auch der günstigeren<br />

Rentabilität wegen. Die<br />

Einbeziehung eines Grundausbildungslehrgangs<br />

für Haushalt ist<br />

vorgesehen. Der Bau soll an der<br />

Pestalozzistraße (gegenüber<br />

Wohnblock Eisenschmid) zur<br />

Entstehung kommen.<br />

Das Laurentiushaus heute.<br />

Von Anja Fischer<br />

Die Nachkriegsjahre waren auch<br />

für Bobingen eine Zeit des Neuaufbaus<br />

und der Neuordnung.<br />

Das galt auch für die Kinder und<br />

Jugendlichen. Beginnend beim<br />

Kindergarten war das größte Problem<br />

Anfang der 1950er Jahre,<br />

dass es eben keinen Kindergarten<br />

gab.<br />

Bobingen bestand zu dieser Zeit<br />

aus etwa 6.000 Einwohnern, von<br />

denen rund 2.200 Heimatvertriebene<br />

(36 Prozent) waren. Diese<br />

waren zum größten Teil in vier<br />

Flüchtlingslagern untergebracht.<br />

Wohnungsnot und ein Mangel an<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

waren die Folge, denn die Frauen<br />

mussten, um der Familie ein wenig<br />

Erleichterung und Wohlstand<br />

zu verschaffen, in diesen Zeiten<br />

oft selbst arbeiten. Viele fanden<br />

eine Beschäftigung in der örtlichen<br />

Kunstseidefabrik, mussten<br />

aber die Kinder während ihrer<br />

Arbeitszeit sich selbst überlassen.<br />

Der einzige, behelfsmäßig eingerichtete<br />

Kindergarten hatte leider<br />

am 31.3.1951 aus Einsparungsgründen<br />

geschlossen werden<br />

müssen.Die Gemeinde Bobingen<br />

bemühte sich deshalb über mehrere<br />

Monate lang,Zuschüsse vom<br />

Schwedischen Hilfswerk „Rettet<br />

das Kind“ zu bekommen. Dieses<br />

Hilfswerk hatte in Aussicht gestellt,im<br />

Landkreis Schwabmünchen<br />

ein Heim für Kinder zu errichten.<br />

Leider verblieb das Gesuch<br />

Bobingens ergebnislos. Am<br />

22. Februar 1951 bedauerte das<br />

Landratsamt Schwabmünchen es<br />

in einem Schreiben an das Hilfswerk,„dass<br />

sie ihre wohlgemeinte<br />

Absicht,in der Gemeinde Bobingen<br />

einen Kindergarten zu errichten,nicht<br />

verwirklichen konnten.<br />

Die Gemeinde Bobingen hat zur<br />

Zeit Schwierigkeiten, bei der Beschaffung<br />

eines geeigneten Ersatzobjektes<br />

…"<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Verein Jugendzentrume.V.<br />

Einige Zeit zeichnete sich keine<br />

Lösung in der Kindergartenfrage<br />

ab,bis Anfang 1952 Bewegung in<br />

die Sache kam. Ein gemeinnütziger<br />

Verein gründete sich, um das<br />

Kindergartenprojekt voranzutreiben.<br />

Privatleute und Unternehmer,die<br />

in lobenswerter Weise eine<br />

Aufgabe der Kommune zu ihrer<br />

eigenen Sache machten.In einem<br />

Schreiben vom 5. Januar<br />

1952 an die Gemeindeverwaltung<br />

Bobingen mit dem Gesuch um<br />

einen Zuschuss zur Errichtung<br />

eines Kindergartens mit Kinderhort<br />

und Jugendwohnheim steht:<br />

„Wie bereits bekannt, haben wir<br />

uns zu einer Gemeinschaft, die<br />

den Namen „Jugendzentrum Bobingen<br />

e.V.“ trägt, zusammengeschlossen,<br />

die sich die Errichtung<br />

eines Kindergartens mit Kinder-<br />

Die ersten Voraussetzungen wie<br />

Erwerb des Bauplatzes, Vorverhandlungen<br />

über die Finanzierung<br />

sind soweit gediehen, dass<br />

wir berechtigte Hoffnung haben,<br />

unser Vorhaben bereits in diesem<br />

Jahr in Angriff nehmen zu können.<br />

Nun gilt es die noch offene<br />

Finanzierungslücke zu schließen.<br />

Wir kommen deshalb mit der<br />

Bitte an die Gemeindeverwaltung,<br />

unsere Sache, die gleichzeitig<br />

auch Sache der Gemeinde ist,<br />

tatkräftig zu unterstützen. Die<br />

angespannte finanzielle Lage der<br />

Gemeinde ist uns bekannt.Wenn<br />

wir trotzdem unsere dringende<br />

Bitte vortragen, so nicht zuletzt<br />

aus einer Verpflichtung heraus,<br />

die darin begründet ist, dass wir<br />

nennenswerte Mittel und Unterstützung<br />

bei den unserer Sache<br />

nahestehenden Stellen gefunden<br />

haben, sodass das Projekt an den<br />

verhältnismäßig gering aufzubringenden<br />

Eigenmitteln, zu denen<br />

auch der gemeindliche Anteil<br />

zählt,nicht scheitern darf.<br />

Unsere Bitte besteht vor allem<br />

darin, die Gemeinde möge uns<br />

das erforderliche Bauholz, das<br />

sind 100 lfm Rundholz, spenden<br />

22 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


KIRCHE<br />

Grundsteinlegung für das Laurentiushaus.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

Die Einweihung des Laurentiushauses am 30. Januar 1954.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

und eine finanzielle Unterstützung<br />

nach Möglichkeit zuteil<br />

werden lassen. Sie alle wissen,<br />

dass die Errichtung eines Kindergartens<br />

eine kommunale Aufgabe<br />

ist. Wenn sich nun eine private<br />

Gruppe findet, welche der Gemeinde<br />

die eine ihrer vielen Aufgaben<br />

abnimmt, so dürfen wir<br />

doch mit dem entsprechenden<br />

Verständnis und Opferbereitschaft<br />

rechnen.<br />

Wird von unserer Seite das Vorhaben<br />

nicht verwirklicht, dann<br />

kann die Gemeinde die Sache<br />

wohl zunächst aufschieben. Früher<br />

oder später wird dann die<br />

Aufgabe – ähnlich wie der Krankenhausneubau<br />

–gelöst werden<br />

müssen und wir gehen sicher<br />

nicht fehl in unserer Annahme,<br />

dass dann die Beteiligung der Gemeinde<br />

eine wesentlich höhere<br />

sein muss.<br />

Als gemeinnützige Unternehmer<br />

haben wir das Problem in Angriff<br />

genommen. Lassen Sie uns bitte<br />

die erforderliche Unterstützung<br />

angedeihen, zum Wohle und<br />

Nutzen der Jugend und damit<br />

zum Wohle und Nutzen der Gemeinde.“<br />

Dem Schreiben liegt ein Finanzierungsplan<br />

bei. Insgesamt wurde<br />

mit Kosten in Höhe von<br />

385.000 DM gerechnet. Diese<br />

wurden mit Fremdmitteln in Höhe<br />

von 80.000 DM, Zuschüssen<br />

für einen Grundausbildungslehrgang<br />

(21.000 DM), Bundesjugendplan<br />

(45.000 DM) und<br />

des Bayerischen Jugendrings<br />

(20.000 DM) sowie einem<br />

Staatsdarlehen von 91.000 DM<br />

finanziert. Als Eigenmittel wurden<br />

der Bauplatz mit 6.500 DM,<br />

ein Bankguthaben von 1.500 DM<br />

und zinslose Mitgliederdarlehen<br />

mit 12.000 DM sowie Amerikanische<br />

Hilfen in Höhe von<br />

30.000 DM eingebracht. Somit<br />

ergab sich für den Verein<br />

eine Finanzierungslücke von<br />

76.000 DM.<br />

Freude über<br />

Initiative<br />

Die Gemeinde Bobingen freute<br />

sich über die private Initiative.<br />

Bürgermeister Josef Hartmann<br />

bat seinerseits in mehreren<br />

Schreiben an verschiedene Ämter<br />

und Träger, das Bauvorhaben zu<br />

unterstützen. Selbst verpflichtete<br />

sich die Gemeinde, das benötigte<br />

Bauholz im Wert von etwa<br />

9.000 Euro kostenlos zu liefern.<br />

Mit dem Projekt sah sich die Gemeindeverwaltung<br />

mehrerer Probleme<br />

entledigt: zum einen sollten<br />

dringend benötigte Kindergartenplätze<br />

für die Arbeiter- und<br />

Bauernkinder, deren Mütter auf<br />

dem Feld oder in der Fabrik<br />

schufteten, entstehen. Zum anderen<br />

gab das Wohnheim gerade<br />

den Lehrlingen in der Industrie<br />

die Möglichkeit, nahe an den Arbeitsplatz<br />

zu ziehen, den Betrieben<br />

damit den benötigten Nachschub<br />

aus Auszubildenden und<br />

den Eltern die Gewissheit, dass<br />

ihre Kinder auch fern von zu<br />

Hause gut aufgehoben waren.<br />

Die Koch- und Nähschule, die<br />

zudem in den neuen Räumen untergebracht<br />

werden sollte, löste<br />

ebenfalls einige Probleme der Gemeinde.<br />

Die Nähstube war derzeit<br />

nämlich im Saal der Gastwirtschaft<br />

„Zur Krone“ untergebracht,<br />

den die Gemeinde gemietet<br />

hatte. Der Saal musste aber<br />

immer wieder ausgeräumt werden,<br />

sobald die Gastwirte ihn für<br />

ihren Betrieb benötigten. Der<br />

Kochunterricht fand in der<br />

Schulküche der Volksschule Bobingen<br />

statt, die zudem von der<br />

Volksschule und der Landwirtschaftlichen<br />

Berufsschule benutzt<br />

wurde. Auch keine dauerhafte<br />

Lösung für die Gemeinde, die<br />

deshalb das Vorhaben des Vereins<br />

aus diesen Gründen sehr begrüßte.<br />

Der Verein musste den Gemeinderat<br />

aber dann trotzdem noch<br />

bitten, die Gebühren für die Straßenanliegerkosten<br />

nicht zu verrechnen,<br />

sondern ebenfalls als<br />

Zuschuss zu genehmigen. Die<br />

Gebühren von 1.188 DM wurden<br />

schließlich unter folgenden Bedingungen<br />

übernommen: Die Finanzierung<br />

des Bauvorhabens<br />

musste sichergestellt sein. Die<br />

baupolizeiliche Genehmigung der<br />

Pläne musste vorliegen und das<br />

Jugendwohnheim und der Kin-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 23


KIRCHE<br />

Das Laurentiushaus nach seiner Fertigstellung als<br />

Kindergarten und Wohnheim. Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

dergarten mussten nach ihrer Fertigstellung<br />

der Allgemeinheit ohne<br />

Einschränkung zugute kommen.<br />

Wohnheim nur<br />

für Mädchen<br />

Als der Verein „Jugendzentrum<br />

Bobingen e.V.“ im Februar 1952<br />

beschloss, statt eines gemischten<br />

Wohnheims, ein Wohnheim nur<br />

für Mädchen einzurichten, verfolgte<br />

die Gemeinde diese Entscheidung<br />

mit großem Interesse<br />

und Wohlwollen. In einem<br />

Schreiben heißt es: „… Wir halten<br />

es für richtig, dass man sich<br />

entschloss, an Stelle eines gemischten<br />

Jugendwohnheimes ein<br />

Jugendwohnheim für Mädchen<br />

zu errichten, da die Gewerbeund<br />

Industriebetriebe der Gemeinde<br />

gerade für weibliche<br />

Lehrlinge und Jugendliche laufend<br />

Unterkunft und Wohnung<br />

suchen ... Viele Dieser jungen<br />

Menschen haben einen weiteren<br />

Anmarschweg zur Arbeitsstelle<br />

und würden es zusammen mit<br />

den Eltern sehr begrüßen, wenn<br />

sie in einem gut geführten Heim<br />

wohnen könnten, das ihnen das<br />

Elternhaus in den kritischen Entwicklungsjahren<br />

ersetzen könnte<br />

... Wir sind überzeugt, dass in<br />

den kommenden Jahren das Bedürfnis<br />

nach Wohnplätzen für<br />

weibliche Jugendliche noch bedeutend<br />

ansteigen wird, so dass<br />

mit einer guten Wirtschaftlichkeit<br />

des Heimes zu rechnen ist.“<br />

Das Projekt schritt gut voran und<br />

stand schon im Dezember 1953<br />

kurz vor seiner Eröffnung. Im<br />

Erdgeschoss befand sich ein vollständiger<br />

Kindergarten mit zwei<br />

großen Tagesräumen und einem<br />

Schlafsaal, getrennten Garderoben<br />

für Buben und Mädchen und<br />

den erforderlichen Nebenräumen.<br />

In den beiden Obergeschossen<br />

des Neubaus war ein Jugendwohnheim<br />

für Mädchen untergebracht,<br />

das 54 Lehrlingen, Jungarbeiterinnen<br />

oder Angestellten<br />

eine schöne Wohnung und ein<br />

gemütliches Heim bot. Das<br />

Wohnheim wurde auch zur Entlastung<br />

der drückenden Wohnungsnot<br />

betrachtet, die in Bobingen<br />

nach dem Krieg herrschte.<br />

Knapp 400.000 DM hatte das<br />

Bauprojekt insgesamt verschlungen.<br />

Im Dezember 1953 war bis<br />

auf 23.000 DM der gesamte Betrag<br />

finanziert. Der Verein trat<br />

deshalb nochmals an die Gemeinde<br />

Bobingen um Unterstützung<br />

heran.<br />

Nach der feierlichen Eröffnung<br />

am 30. Januar 1954 beschloss der<br />

Marktrat zudem, einen Betrag<br />

von 500 DM zur Gewährung von<br />

Freiplätzen an den Verein zu geben.Die<br />

Plätze sollten minderbemittelten<br />

Kindern der Marktgemeinde<br />

zustehen. Die Zuteilung<br />

der Freiplätze erfolgte durch das<br />

Fürsorgereferat der Marktgemeinde<br />

nach Prüfung der wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse des Antragstellers.<br />

An den Verein erging<br />

die Bitte der Gemeinde, dass<br />

„sollten ihnen Familien bekannt<br />

sein, die ihre Kinder gerne zum<br />

Kindergarten schicken würden,<br />

die finanzielle Belastung aber jedoch<br />

nicht tragen können,so bitten<br />

wir,diese Familie an das Fürsorgereferat<br />

der Marktgemeinde<br />

zu verweisen.“ Die Marktgemeinde<br />

werde dann nach Entscheidung<br />

der eingehenden Anträge<br />

im Einzelfalle mitteilen, ob und<br />

für welche Zeit die Kosten im<br />

Kindergarten durch die Marktgemeinde<br />

übernommen werden.Die<br />

kirchliche Weihe des Jugendwohnheims<br />

mit Kindergarten<br />

fand am 9. Februar 1954 durch<br />

Bischof Dr. Josef Freundorfer<br />

statt.<br />

Die monatliche Miete für ein<br />

Zimmer im Wohnheim betrug<br />

42 Mark, darin waren das Frühstück,<br />

sowie die Kosten für Zentralheizung,Wasser,Licht<br />

und die<br />

Benutzung der Gemeinschaftsräume<br />

inbegriffen.<br />

Anna Maria Mader<br />

Eine Frau, die das Projekt Kindergarten<br />

und Wohnheim sehr<br />

vorantrieb und als Mitbegründerin<br />

die Idee ins Rollen brachte,ist<br />

die Caritas Bezirksschwester Anna<br />

Maria Mader. Sie übernahm<br />

auch ab dem Jahr 1954 die Leitung<br />

des Hauses und war damit<br />

für rund 100 Kinder,die von zwei<br />

ausgebildeten Kinderschwestern<br />

betreut wurden und 54 Betten im<br />

Wohnheim zuständig. Daneben<br />

sorgte Anna Maria Mader dafür,<br />

dass immer wieder Kinder in Bobingen<br />

untergebracht werden<br />

konnten. Schon am 6. Juli 1954<br />

schrieb sie an Bürgermeister Josef<br />

Hartmann: „Durch Rundfunk<br />

und Presse wird um Unterbringung<br />

von Kindern aus Ost- und<br />

Westberlin gebeten. Da die Unterbringung<br />

in den großen Ferien<br />

sein soll, dies aber für unsere<br />

Landwirte die dringendste Arbeitszeit<br />

ist, ist es diesem Kreis<br />

nicht möglich, den Kindern die<br />

nötige Aufsicht zu gewähren.<br />

Nach Rücksprache mit verschiedenen<br />

maßgebenden Personen,<br />

sind wir übereingekommen,ungefähr<br />

25 Kinder im Jugendheim<br />

unterzubringen. Meine Dienststelle<br />

in Augsburg würde sich mit<br />

50% der Kosten beteiligen. Die<br />

anderen 50% sollen durch freiwillige<br />

Spenden aufgebracht werden.<br />

Um die Kinder richtig zu versorgen,<br />

ist ein Tagessatz von 4 DM<br />

notwendig. Für 25 Kinder in<br />

35 Tagen zusammen 3.500 DM.“<br />

Anna Maria Mader bat damit die<br />

Marktgemeinde und auch die Direktion<br />

der Fabrik um Hilfe. Da<br />

die freiwilligen Zuschüsse (die<br />

Ein Zimmer im Wohnheim.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Der Aufenthaltsraum im Wohnheim.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Raum für den Kindergarten nach der<br />

Eröffnung. Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

24 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


KIRCHE<br />

KIRCHE<br />

GelebtesWir-Gefühl<br />

Geschichte(n) werden von Menschen gemacht. Und sie entstehen<br />

meistens bei gemeinsamen Projekten und Begegnungen. Welche dies<br />

in der Katholischen Pfarrei St. Felizitas in Bobingen sind, haben wir<br />

Stadtpfarrer und Dekan Thomas Rauch gefragt.<br />

Von Anja Fischer<br />

BG: In unserer Kirchengeschichte<br />

geht es um das Laurentiushaus.Wie<br />

wichtig ist das Laurentiushaus für<br />

diePfarreiSt.Felizitas?<br />

Pfarrer Rauch: Für das gemeindliche<br />

Leben ist es sehr wichtig!<br />

Viele Gruppen der Pfarrei sind<br />

dort beheimatet und so steht das<br />

Laurentiushaus in gewisser Weise<br />

für die Lebendigkeit,Vielfalt und<br />

Vitalität unserer Pfarrgemeinde.<br />

Vor allem aber ist es ein Ort der<br />

gelebten christlichen Gemeinschaft.<br />

BG: Lebendige Pfarrgemeinde –<br />

wie sieht das in Zeiten von KirchenaustritteninBobingenaus?<br />

Pfarrer Rauch: Leider haben wir<br />

tatsächlich auch viele Kirchenaustritte.Gleichzeitig<br />

ist die Lebendigkeit<br />

in der Pfarrei aber wirklich<br />

sehr, sehr hoch. Hunderte von Ehrenamtlichen<br />

sind in unserer Pfarrei<br />

in den verschiedensten Bereichen<br />

tätig. Im Vorfeld der Pastoralvisitation,<br />

zu der Weihbischof Anton<br />

Losinger im letzten Jahr in unsere<br />

Pfarrei gekommen ist, haben wir ja<br />

einen intensiven Blick auf unsere<br />

Pfarrgemeinde geworfen.Eines der<br />

schönen Ergebnisse war, dass das<br />

ehrenamtliche Engagement bei uns<br />

von ca.400 Personen getragen wird.<br />

Eine wirklich beachtliche Zahl! Ich<br />

kann in keinster Weise einen Rückgang<br />

des ehrenamtlichen Engagements<br />

feststellen – eher sogar eine<br />

Zunahme! Interessant in diesem<br />

Zusammenhang ist vielleicht auch,<br />

dass von den Menschen,die aus der<br />

Kirche austreten mir als Pfarrer die<br />

allerwenigsten bekannt sind: das<br />

war so in meinen Landsberger Jahren<br />

und ist jetzt so in Bobingen.<br />

Anders gesagt: Wer die Gemeinschaft<br />

in der Pfarrgemeinde wirklich<br />

verspürt,eine Bindung hat (die<br />

natürlich abgestuft ist!), tritt nur<br />

ganz selten aus der Kirche aus.<br />

Sind wir also froh über die hohe Pfarrer Thomas Rauch.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

26 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


KIRCHE<br />

Lebendigkeit des kirchlichen Lebens<br />

in unserer Pfarrei. Das Wir-<br />

Gefühl und die Identifikation<br />

sind in der Tat sehr hoch.<br />

BG: Eine Zunahme beim Ehrenamt?<br />

Wie zeigt sich das?<br />

Pfarrer Rauch: Einige Beispiele:<br />

Die Zahl unserer Ensembles,<br />

Musikgruppen und allgemein derer,<br />

die im kirchenmusikalischen<br />

Bereich tätig sind, hat in den letzten<br />

Jahren eher zugenommen.<br />

Gleiches gilt für die Zahl der Ministranten,<br />

sowie für unsere Kolpingjugend.<br />

Jahr für Jahr finden<br />

sich viele Frauen (und zum Teil<br />

auch Männer), die bei der Kommunionvorbereitung<br />

mitarbeiten.<br />

Viele sind einfach auch bereit,<br />

punktuell mitzuarbeiten und sich<br />

entsprechend zu engagieren. So<br />

ist mir um die Zukunft unserer<br />

Pfarrgemeinde hier in Bobingen<br />

in keinster Weise bange. Erfreulich<br />

ist, dass wir gerade im Familiengottesdienst<br />

sehr viele Familien<br />

mit Kindern haben.<br />

BG: Was muss eine Pfarrei tun, um<br />

zukunftsfähig zu bleiben?<br />

Pfarrer Rauch: Entscheidend ist<br />

zunächst, dass wir als Christen<br />

von der Wahrheit und Schönheit<br />

unseres Glaubens durchdrungen<br />

und überzeugt sind – und dass<br />

wir dies auch leben! Die drei<br />

Grunddienste des kirchlichen Lebens<br />

sind Diakonie, Verkündigung<br />

und Liturgie. Diese gilt es<br />

jeden Tag neu mit Leidenschaft,<br />

Freude, Ausdauer und Schwung,<br />

mit Leben zu erfüllen. Wichtig ist<br />

auch, dass man sich von Enttäuschungen,<br />

die es selbstverständlich<br />

auch gibt, nicht irre machen<br />

lässt. In Beharrlichkeit und Beständigkeit<br />

den Glauben leben –<br />

und vor allem mit einem großen<br />

Gottvertrauen! So sind wir ohne<br />

Frage zukunftsfähig.<br />

BG: Ein Pfarrer muss heutzutage<br />

nicht mehr nur Seelsorger sein, sondern<br />

gut wirtschaften können. Wie<br />

erschwert das den Pfarrerberuf?<br />

Pfarrer Rauch: Zunächst einmal<br />

ist dieses Phänomen nicht neu:<br />

schon zur Zeit von Papst Gregor<br />

dem Großen (590–604) gab es<br />

diesbezüglich Klagen … Spaß<br />

beiseite, zum Pfarrerdienst gehört<br />

von Anfang an dreierlei: das Hirtenamt<br />

(Seelsorger sein), das<br />

Lehramt (den Glauben verkünden)<br />

und eben auch das Leitungsamt.<br />

Und mit dem Leitungsamt<br />

sind natürlich auch Verwaltungsaufgaben<br />

verbunden. Dieser Aufgabe<br />

muss man sich als Pfarrer<br />

stellen: manchmal ist es schon<br />

mühsam und kostet Zeit und<br />

Nerven; gleichzeitig kann man<br />

sich sehr oft ja auch über schöne<br />

Ergebnisse freuen. Außerdem<br />

möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich<br />

betonen: als Pfarrer ist<br />

man kein Einzelkämpfer – das<br />

würde keinesfalls gehen und wäre<br />

auch nicht im Sinne Jesu! – sondern<br />

hat viele haupt- und ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter. Wir haben<br />

hier in unserer Pfarrei eine sehr<br />

engagierte Kirchenverwaltung sowie<br />

ein ausgezeichnet arbeitendes<br />

Pfarrbüro, weshalb ich persönlich<br />

die angesprochene Verwaltungsarbeit<br />

nicht über die Maßen belastend<br />

empfinde. Gleichzeitig<br />

bleibt natürlich das ständige Dilemma<br />

für uns Pfarrer, dass die<br />

Seelsorge letztlich „ein Fass ohne<br />

Boden“ ist. Anders gesagt: jeden<br />

Tag hätte ich gerne mehr Zeit für<br />

die ganz konkrete Einzelseelsorge<br />

(Kranke besuchen, mich bei<br />

Menschen melden, die große Sorgen<br />

haben ...). Hier komme ich<br />

oft zeitlich an meine Grenzen<br />

und versuche mir aber gleichzeitig<br />

immer zu sagen, der erste und<br />

eigentliche Seelsorger in der Gemeinde<br />

ist Jesus selber und ihm<br />

vertraue ich jeden Tag im Gebet<br />

die Menschen in unserer Pfarrgemeinde<br />

an. Denn eine der Hauptaufgaben<br />

von uns Pfarrern ist ja<br />

auch der Gebetsdienst und die<br />

Feier der Heiligen Messe, die<br />

Quelle und Höhepunkt des<br />

kirchlichen Lebens ist!<br />

BG: In der Heiligen Messe „wetterte“<br />

der Pfarrer früher oft von der<br />

Kanzel. Hätten Sie dazu manchmal<br />

auch Lust?<br />

Pfarrer Rauch (schmunzelt): Nein<br />

– wirklich nicht, nicht zuletzt<br />

schon aus dem praktischen<br />

Grund, dass ich auf den meisten<br />

Kanzeln aufgrund meiner Größe<br />

nicht aufrecht stehen könnte …!<br />

Wobei ich aber nicht ausschließen<br />

möchte, dass ich auch als Pfarrer<br />

manchmal „narrisch“ bin … Man<br />

ist ja auch nur ein Mensch! Aber<br />

„wettern“ – das ist wirklich nicht<br />

meine Art!<br />

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Armbruster<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 27


STRASSENNAMEN<br />

STRASSEN, DIE SCHON IMMER ZUM ORT GEHÖRTEN<br />

Wolfsgäßchen,Hochstiftweg,<br />

Zehentweg<br />

Wolfsgäßchen, Hochstiftweg und Zehentweg sind die Namen von<br />

drei kurzen Wegen, die alle eine Verbindung zwischen Hochstraße<br />

und Römerstraße, zwei der wichtigsten Straßen Bobingens, darstellen.<br />

Wie sie zu ihren Namen gekommen sind ist unterschiedlich und<br />

manchmal hatten die Wege auch schon etliche andere Bezeichnungen<br />

vor ihrer heutigen Benennung. Gemeinsam aber ist ihnen, dass alle<br />

Wege schon sehr alt sind und damit praktisch schon immer zum Ort<br />

gehörten.<br />

wurde,stand ein <strong>Bobinger</strong> Brandbrunnen.<br />

Die Legende erzählt, in<br />

strengen Wintern seien die Wölfe<br />

hier auf diesem Weg von den nahegelegenen<br />

Wertachauen bis an<br />

den Dorfrand gekommen, hätten<br />

geheult und sich dort nach leichter<br />

Beute umgesehen.Wann allerdings<br />

der letzte (oder überhaupt<br />

ein) Wolf hier gesichtet worden<br />

sein soll,ist nicht bekannt.<br />

Das Wolfsgässchen heute von der Hochstraße an.<br />

Bilder: Anja Fischer<br />

Auf einer alten Panorama-Karte<br />

jedenfalls ist ersichtlich, dass sich<br />

in längst vergangenen Zeiten tatsächlich<br />

Stauden von derWertach<br />

bis zur Singold erstreckten. Das<br />

macht die Erklärung nachvollziehbar,<br />

dass sich in besonders<br />

rauhen Wintern, wenn es in den<br />

Wäldern nichts zu jagen gab, tatsächlich<br />

hungrige Tiere hier bis<br />

an den Dorfrand wagten.<br />

Von Anja Fischer<br />

Zwischen Römerstraße und<br />

Hochstraße war es schon immer<br />

wichtig, kurze Verbindungen zu<br />

haben.Eine der wichtigsten Verbindungen<br />

ist heute noch das<br />

Wolfsgäßchen,das seinen Anfang<br />

beim Kreisverkehr vor der Metzgerei<br />

Naumann hat und bis in die<br />

Point führt.<br />

Bei der Einführung der Straßennamen<br />

1938 ist das Wolfsgäßchen<br />

bereits als solches erwähnt.<br />

Es führte damals aus den Schwettinger<br />

Wiesen (heute Point) über<br />

die Singold ins Dorf.<br />

Am Krautgartengraben,der durch<br />

die äußere Brücke überschritten<br />

Das Wolfsgässchen mit Blick in Richtung Point.<br />

28 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


STRASSENNAMEN<br />

Wolfsgässchen Nr. 11 (alte Aufnahme). Im Hintergrund<br />

ist noch keine Point-Bebauung. Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Die Singoldbrücke im Wolfsgässchen 1981.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Das Wolfsgässchen mit Blick über die Singoldbrücke<br />

Richtung Mittleres Schlösschen. Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Helmut Gröbl<br />

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Die Singoldbrücke im Wolfsgässchen heute. Bild: Anja Fischer<br />

Hochstiftweg<br />

Der Hochstiftweg wurde seit jeher<br />

in Bobingen als „Schlossberg“<br />

bezeichnet.Er führte zum Mittleren<br />

Schlösschen, das angeblich<br />

dem Fürstbischof von Augsburg<br />

zeitweise als Sommerresidenz<br />

diente und deshalb 1630 zu diesem<br />

Zweck errichtet wurde.<br />

Diese Überlieferung kann aber<br />

nicht zweifelsfrei bewiesen werden.<br />

Durch die Eingemeindung<br />

von Straßberg am 1.7.1972 gab es<br />

aber plötzlich zwei Straßen mit<br />

der Bezeichnung„Schlossberg“.<br />

Da das Straßberger Schloss aus<br />

historischen Gründen eine besondere<br />

Bedeutung für die Gemeinde<br />

Straßberg darstellte, wurde be-<br />

40 Jahre<br />

Versicherungsmakler<br />

Gröbl<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 29


STRASSENNAMEN<br />

Das Gebäude Zehentweg 3,<br />

alte Aufnahme.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

schlossen, den Straßennamen in<br />

Straßberg beizubehalten.<br />

Ein neuer Name für den <strong>Bobinger</strong><br />

Schlossberg wurde gesucht<br />

und im „Hochstiftweg“ gefunden.<br />

Die Begründung: Bobingen gehörte<br />

zum Hochstift Augsburg<br />

und wurde von einem hochstiftischen<br />

Oberpfleger regiert. Wenigstens<br />

einer dieser Pfleger<br />

nahm Quartier im Mittleren<br />

Schlösschen und führte seine Geschäfte<br />

von dort aus. Deshalb hat<br />

die Bezeichnung „Hochstiftweg“<br />

durchaus ihre Berechtigung.<br />

Zehentweg<br />

Eine weitere Verbindungsstraße<br />

ist der Zehentweg, der neben der<br />

Raiffeisenbank hinunter zur Römerstraße<br />

führt. Der Zehentweg<br />

hieß früher „Lerchenweg“.Als es<br />

ab 1972 wegen der Eingemeindungen<br />

von Straßberg,Reinhartshausen,<br />

Waldberg und Kreuzanger<br />

notwendig wurde,einige Straßennamen<br />

aufgrund von Doppelbenennungen<br />

umzuwidmen, wurden<br />

auch einige kleinere „Schönheitsfehler“<br />

korrigiert.<br />

Weiter geht’s zum Hochstiftweg.<br />

Ein neuer Name für den kleinen<br />

Weg zwischen Hoch- und Römerstraße<br />

musste nun gefunden<br />

werden. Die Geschichte bot hier<br />

einen passenden Vorschlag, denn<br />

der Weg führte früher zum ehemaligen<br />

domkapitelschen Zehentstadel,<br />

der in der Römerstraße<br />

27 angesiedelt war.<br />

Der Zehent oder Zehnt ist der<br />

ursprünglich zehnteTeil eines Ertrages<br />

aus dem vergebenen Lehen,<br />

der an den Lehengeber (das<br />

Domkapitel) abzugeben war und<br />

im Zehentstadel vorübergehend<br />

deponiert wurde.<br />

Gässele“,weil dort besonders viele<br />

Kuh- und Ochsengespanne<br />

durchfuhren. Und da blieben<br />

eben Spuren auf dem Weg zurück.<br />

Quellen:<br />

StadtarchivBobingen<br />

Dr.Schäfer–Beiträge<br />

zurHeimatgeschichte<br />

GeorgFritz<br />

Bilder: Anja Fischer<br />

So wurde der Lerchenweg wie alle<br />

anderen Straßen mit Vogelnamen<br />

künftig der Vogelsiedlung<br />

zugeordnet.<br />

Noch ein wenig früher, vor<br />

Einführung der Straßennamen,<br />

hatte der Weg übrigens den unrühmlichen<br />

Namen „Kuhdreck-<br />

Wer diesen Weg entlang geht, kommt zum Mittleren<br />

Schlösschen (gelbes Gebäude).<br />

So verläuft der Zehentweg weiter Richtung Römerstraße.<br />

Der Zehentweg entspringt bei der Raiffeisenbank.<br />

30 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


SCHULE<br />

SCHULGESCHICHTE<br />

RealschuleBobingen(Teil1)<br />

1955 wurde in Bobingen eine Staatliche Mittelschule für Knaben und<br />

Mädchen gegründet, die 1965 nach mehrmaligen Umzügen in<br />

verschiedene Gebäude innerhalb des Ortes in die Staatliche Realschule<br />

umbenannt wurde. Im 1973/74 neu gebauten Gebäude am<br />

Willi-Ohlendorf-Weg hat die Realschule schließlich ihr endgültiges<br />

Domizil gefunden. Heuer feiert die Realschule ihr 60jähriges<br />

Gründungsjubiläum.<br />

Von Anja Fischer<br />

Vor der Gründung der Staatlichen<br />

Mittelschule Bobingen, wie<br />

die damalige Bezeichnung der<br />

Realschule lautete, gab es einige<br />

Turbulenzen und eine große Auseinandersetzung<br />

mit der Nachbarstadt<br />

Schwabmünchen. Dabei<br />

begann alles ganz harmlos:<br />

Am 10. Juni 1952 stellte der Gemeinderat<br />

und spätere Ehrenbürger<br />

Dr.Josef Jaufmann einen Antrag<br />

auf Errichtung einer Mittelschule<br />

im Gemeinderat. Knapp<br />

einen Monat später, am 8. Juli<br />

1952 beschloss dieser, dem Antrag<br />

zu folgen und beim Bayerischen<br />

Kultusministerium eine<br />

Mittelschule für Bobingen zu beantragen.<br />

Schon vier Tage später<br />

ging der Antrag für eine Knaben-<br />

Mittelschule einmal direkt an das<br />

Bayerische Kultusministerium<br />

und einmal auf dem Dienstweg<br />

über das Landratsamt Schwabmünchen<br />

ebenfalls an das Ministerium.<br />

Eine Weile tat sich dann<br />

nichts mehr.Schon damals mahlten<br />

die Mühlen der Verwaltung<br />

meist eher gemächlich. Im März<br />

1953,also fast ein Dreivierteljahr<br />

später, fragte die Regierung von<br />

Schwaben beim Landratsamt<br />

Schwabmünchen nach,ob Bobingen<br />

auch über das Amt einen Antrag<br />

gestellt hat und wie dieser<br />

dort beurteilt wird. Im Rahmen<br />

der Beurteilung gab es eine Anfrage<br />

in Bobingen, ob der direkt<br />

eingereichte Antrag weiter aufrechterhalten<br />

wird.<br />

Ein erneuter Antrag mit allen<br />

Unterlagen und Nachweisen wurde<br />

am 17. April 1953 an das<br />

Landratsamt Schwabmünchen<br />

gestellt. Drei Wochen später erfolgte<br />

diesmal eine persönliche<br />

Aussprache mit Regierungsrat<br />

Die Staatliche Realschule Bobingen heute.<br />

Schub in Augsburg, um die Stellungnahme<br />

der Regierung von<br />

Schwaben zum Antrag festzulegen.<br />

Doch im laufenden Jahr<br />

fehlten dem Landtag die Mittel,<br />

um eine weitere Mittelschule zu<br />

errichten. Das wurde der Marktgemeinde<br />

Bobingen am 6.August<br />

1953 mitgeteilt. Die Genehmigung<br />

des Antrages war damit in<br />

diesem Haushaltsjahr nicht mehr<br />

möglich.<br />

Kommt die<br />

Mittelschule?<br />

Als das Bayerische Kultusministerium<br />

am 31. Mai 1954 in Aussicht<br />

stellte, eine Mittelschule ab<br />

September 1954 für das Schuljahr<br />

1954/55 zu genehmigen und die<br />

Marktgemeinde gleichzeitig aufforderte,<br />

zum einen Anmeldungen<br />

für eine Schulaufnahme entgegenzunehmen<br />

und zum anderen<br />

Aufnahmeprüfungen vorzubereiten,<br />

schien alles in bester<br />

Ordnung zu sein. In Bobingen<br />

freute man sich und bedankte sich<br />

mit einem Schreiben an das Kultusministerium<br />

für die Zuteilung<br />

der Mittelschule. Gleichzeitig erklärte<br />

die Marktgemeinde sich<br />

bereit, die notwendigen Räume<br />

bereitzustellen und die Sachkosten<br />

zu übernehmen.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Es schien alles wunderbar zu sein<br />

und bestens zu laufen. Allein die<br />

Schwabmünchner Nachbarn hätten<br />

nun ihrerseits gerne eine eigene<br />

Mittelschule gehabt. Deshalb<br />

besuchte am 4. Juni 1954 eine<br />

Delegation der Stadt Schwabmünchen<br />

mit dem dortigen<br />

Landrat Erzberger den Kultusminister<br />

Dr.Schwalber in München,<br />

um für die Errichtung der geplanten<br />

Mittelschule in Schwabmünchen<br />

zu intervenieren. Von<br />

da ab überschlugen sich die Ereignisse<br />

und so manches harsche<br />

Wort fiel in dem Streit um die<br />

Mittelschule zwischen den beiden<br />

Städten Bobingen und Schwabmünchen.<br />

In Bobingen fand am<br />

15. Juni 1954 eine Bürgerversammlung<br />

statt, um das Volk<br />

noch einmal für den Schulplan zu<br />

mobilisieren.Die Gründe für eine<br />

Mittelschule in Bobingen wurden<br />

wie folgt zusammengefasst:<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 31


SCHULE<br />

- gleichlautende Vorschläge von<br />

Mitgliedern der Schulpflegschaft<br />

und vielen Eltern der Gemeinde<br />

- die Überfüllung der Mittel- und<br />

Oberschulen in Augsburg, die es<br />

unmöglich machen,dort ein Kind<br />

unterzubringen<br />

- das generelle Fehlen einer Knabenmittelschule<br />

in Augsburg<br />

- und das besonders starke Interesse<br />

für eine Mittelschule in Bobingen<br />

als Industriestandort.<br />

Das Einzugsgebiet erstreckte sich<br />

dabei bis nach Schwabmünchen,<br />

in die Stauden und nach Oberottmarshausen<br />

bis Klosterlechfeld.<br />

Bobingen sah sich als Verkehrsknotenpunkt<br />

der Eisenbahnlinien<br />

Augsburg-Buchloe und Augsburg-Kaufering-Landsberg<br />

in<br />

günstiger Lage.Auch die Sonderbuslinien<br />

in die umliegenden<br />

Ortschaften für die Arbeiter der<br />

Farbwerke Hoechst setzte der Ort<br />

auf seine Plusseite.<br />

Bobingen<br />

imVorteil?<br />

In einer Zusammenstellung für<br />

die Bürgerversammlung befand<br />

die Gemeinde: „… Die örtlichen<br />

Voraussetzungen für eine Mittelschule<br />

sind in Bobingen durch die<br />

Struktur des Ortes gegeben.<br />

Nicht die rein landwirtschaftlichen<br />

Gemeinden sind die Hauptinteressenten<br />

einer Mittelschule,<br />

sondern die gewerblich und industriell<br />

orientierten Orte. Das<br />

sind im Landkreis Schwabmünchen<br />

die Orte an der Hochstraße<br />

und an der Bundesstraße 17.<br />

Wenn für diese Gemeinden der<br />

Mittelschulsitz verkehrsmäßig<br />

günstig liegt, so ist die Schule an<br />

den rechten Ort gelegt. Für die<br />

Landwirtschaftsschule war<br />

Schwabmünchen zweifellos der<br />

rechte Sitz und man hat auch von<br />

Seiten Bobingens dem damaligen<br />

Projekt zugestimmt,obwohl es eine<br />

finanzielle Last für den Landkreis<br />

und damit für Bobingen bedeutete.<br />

Die <strong>Bobinger</strong> Landwirtschaftsschüler<br />

waren früher in<br />

Augsburg an der Schule und hätten<br />

das auch weiterhin gekonnt.<br />

Bobingen hat dem Projekt<br />

Schwabmünchen aber keinen<br />

Widerstand entgegengesetzt,weil<br />

es nachbarliches Verständnis für<br />

diese Belange hatte. Leider lässt<br />

Die Zeitung konnte über die endgültige Entscheidung<br />

berichten.<br />

Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

sich jetzt das gleiche Verständnis<br />

Schwabmünchens vermissen …“<br />

In diesem Ton geht die Auflistung<br />

noch mehrere Seiten weiter.<br />

Als es dabei zur Antwort auf die<br />

Gegenargumente Schwabmünchens<br />

kommt,werden die Formulierungen<br />

sogar noch ein wenig<br />

schärfer. So heißt es auf das Argument,<br />

Schwabmünchner Eltern<br />

würden ihre Kinder nicht auf einer<br />

<strong>Bobinger</strong> Mittelschule anmelden:„…Es<br />

wurde behauptet,dass<br />

es unwahrscheinlich sei, dass die<br />

Schwabmünchner Eltern ihre<br />

Kinder nach Bobingen zur Mittelschule<br />

schicken.Wir finden das<br />

gar nicht unwahrscheinlich,denn<br />

wir haben bereits die ersten Anmeldungen<br />

Schwabmünchner Eltern<br />

vorliegen.Wir finden es auch<br />

nicht unwahrscheinlich, dass die<br />

<strong>Bobinger</strong> Landwirtssöhne die<br />

Landwirtschaftsschule in<br />

Schwabmünchen besuchen.Wenn<br />

die Schwabmünchner Kinder bisher<br />

nach Augsburg fahren konnten,so<br />

können sie zweifellos auch<br />

nach Bobingen kommen. Es wird<br />

damit Schwabmünchen keine<br />

Perle aus der Krone fallen. Wir<br />

müssen auch zu jeder Gelegenheit<br />

nach Schwabmünchen, obwohl<br />

wir einwohnermäßig genau so<br />

groß sind …“ Aufs Schärfste verwahrte<br />

sich Bobingen gegen den<br />

Vorwurf, die Genehmigung zur<br />

Mittelschule nur aufgrund von<br />

persönlichen Beziehungen bekommen<br />

zu haben. „… Das sind<br />

Tatsachen, über die auch das Ministerium<br />

nicht hinwegsehen<br />

konnte. Sie haben mit persönlichen<br />

Beziehungen nichts zu tun.<br />

Wir freuen uns aber, dass wir einen<br />

rührigen Schulreferenten im<br />

Marktrat haben, der mit großem<br />

Eifer die Gründung der Mittelschule<br />

besorgt. Dieser Eifer<br />

konnte auch anderen Orts entwickelt<br />

werden. Wenn er nicht entwickelt<br />

wurde, so ist es unserer<br />

Meinung nach nicht Nachlässigkeit<br />

der Nachbarstadt gewesen,<br />

sondern die klare Überzeugung,<br />

dass man zur Zeit dieselben Voraussetzungen<br />

für die Mittelschule<br />

aus finanziellen Gründen nicht<br />

bieten kann. Man soll dann aber<br />

nicht missgünstig und neidisch<br />

sein, sondern sich darüber freuen,<br />

dass der Landkreis zum Zuge<br />

kam. Der heraufbeschworene<br />

Streit könnte nämlich die unangenehme<br />

Auswirkung haben,dass<br />

das Kultusministerium die genehmigte<br />

Schule in einen anderen<br />

Landkreis legt, wo man in diesen<br />

Fragen verträglicher ist …"<br />

Schwabmünchen<br />

interveniert<br />

Schwabmünchen intervenierte<br />

mit allen verfügbaren Mitteln gegen<br />

die Entscheidung aus München<br />

und schreckte auch vor<br />

halblegalen Methoden nicht zurück.<br />

Um den eigenen Antrag zu<br />

untermauern und Bobingens<br />

Zwischenlösung eines Schulstarts<br />

im „Haus der Bäuerin“ (Unteres<br />

Schlösschen) möglichst schlecht<br />

dastehen zu lassen,schreckte man<br />

auch nicht zurück, heimlich dort<br />

zu fotografieren. Der <strong>Bobinger</strong><br />

Marktrat verwahrte sich dagegen<br />

mit folgendem Schreiben: „Wie<br />

wir durch polizeiliche Ergebung<br />

festgestellt haben,machten sie am<br />

2.7.1955 im „Haus der Bäuerin“<br />

in Bobingen Aufnahmen.Die anwesende<br />

Hausverwalterin Frau<br />

Seelos hat ihr Vorgehen nicht<br />

verhindert,weil Sie von einer Erlaubnis<br />

der Markverwaltung für<br />

Bei einer Bürgerversammlung wurde die Mittelschulproblematik<br />

auf der Bühne so dargestellt. Foto: Foto Hirche<br />

32 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


SCHULE<br />

die Schwäbische Landeszeitung<br />

sprachen. Eine Erlaubnis der<br />

Marktverwaltung lag nicht vor.<br />

Ein Auftrag von Seiten der<br />

Schwäbischen Landeszeitung ist<br />

ebenfalls nicht an sie ergangen.<br />

Damit ist einwandfrei der Tatbestand<br />

eines Hausfriedensbruches<br />

und einer widerrechtlichen<br />

Handlung in unseren Räumen<br />

gegeben …“ Leider ist nicht bekannt,<br />

wer damals unerlaubt fotografiert<br />

hat.<br />

Um die Sache doch noch klar für<br />

Bobingen zu entscheiden, besuchte<br />

eine Delegation am 9. Juli 1955<br />

den Bayerischen Ministerpräsidenten<br />

Hoegner. Mit dabei waren<br />

der 2. Bürgermeister Alois Häring,<br />

Marktrat Schäffer und<br />

Oberinspektor Albert Amann.<br />

Das Protokoll des Besuchs lautete<br />

wie folgt: „Der Ministerpräsident<br />

empfing die Abordnung pünktlich<br />

und ließ sich zunächst den<br />

Sachverhalt berichten. Dabei<br />

wurde ihm erklärt, dass Bobingen<br />

nun schon zum zweiten Male die<br />

Schule zugesprochen bekam und<br />

durch die Einwendungen<br />

Schwabmünchens erneut Gefahr<br />

läuft, sie nicht zu bekommen.<br />

Ferner, dass von Bobingen eine<br />

Volksschule und die Bereitstellung<br />

von Lehrerwohnungen als<br />

Voraussetzung für die Genehmigung<br />

der Mittelschule verlangt<br />

wurden, was bei Schwabmünchen<br />

nicht der Fall war. Hingewiesen<br />

wurde weiter auf die Industrie<br />

und die vielen Heimatvertriebenen,<br />

die bei der Mittelschulfrage<br />

stark interessiert sind. Auch die<br />

unberechtigte Verwendung von<br />

Fotos aus dem „Haus der Bäuerin“<br />

durch die Stadt Schwabmünchen<br />

bei ihrer Vorsprache beim<br />

Kultusminister wurde erwähnt. Es<br />

wurde weiter betont, dass zunächst<br />

wohl nur eine Klasse zustande<br />

kommt, dass es doch paradox<br />

wäre, diese Klasse als Zweigstelle<br />

in Bobingen zu eröffnen,<br />

wenn es noch gar keine Hauptstelle<br />

in Schwabmünchen gibt.<br />

Auch die Tatsache, dass am<br />

11.7.1955 die Prüfungen stattfinden<br />

und dass die Eltern und die<br />

ganze Bevölkerung empört sind<br />

über die unklare Haltung des<br />

Kultusministeriums wurde ihm<br />

berichtet.<br />

Der Ministerpräsident sagte dazu,<br />

dass er die Gründe verstehe und<br />

die Lage der Mittelschule für Bobingen<br />

für richtig halte. Er ist für<br />

Dezentralisierung. Wenn schon<br />

alle Ämter und die Landwirtschaftsschule<br />

in Schwabmünchen<br />

liegen, dann sei es durchaus zu<br />

vertreten, dass die Mittelschule<br />

nach Bobingen kommt. Er will in<br />

diesem Sinne mit dem Kultusminister<br />

Rücksprache halten.“<br />

Endgültiger<br />

Entschluss für<br />

Bobingen<br />

Die Schwäbische Landeszeitung<br />

vom 6.8.1955 konnte dann endlich<br />

berichten, dass die Mittelschulfrage<br />

endgültig entschieden<br />

worden war. Bobingen erhielt den<br />

Hauptsitz der Mittelschule – und<br />

Schwabmünchen eine Nebenstelle.<br />

„Diese Entscheidung ist nunmehr<br />

endgültig, nicht mehr anfechtbar<br />

und setzt den Schlußstrich<br />

unter das jahrelange Tauziehen<br />

in dieser Sache.“<br />

Am Donnerstag, 1. September<br />

1955 wurde die Staatliche Mittelschule<br />

Bobingen eröffnet und als<br />

„ein bedeutendes Ereignis in der<br />

Schulgeschichte des Marktes“ gefeiert.<br />

Schon in der Predigt von<br />

Hochwürden Herr Benefiziat<br />

Bauer hieß es, dass dies ein Tag<br />

der Freude für alle Männer des<br />

Marktes sein werde, die um die<br />

Mittelschule Bobingen gerungen<br />

und gekämpft haben. Es sei aber<br />

auch ein Tag der Freude für die<br />

Erzieher, welche an dieser neuen<br />

Schuleinrichtung wirken und vor<br />

allem für die Schüler, die als erste<br />

Klasse die neue Schule besuchen<br />

dürfen. Es sei ein langer Talweg<br />

gewesen, so der Benefiziat, nun<br />

aber beginne der steile Weg zum<br />

Gipfel, welcher für die Schüler<br />

das Erreichen des Schulzieles sei.<br />

Nicht nur zum größeren Wissen<br />

solle die Arbeit der Mittelschule<br />

aber führen, sondern auch der Tugend<br />

den Weg bereiten.<br />

Die ersten Unterrichtsstunden<br />

fanden im „Haus der Bäuerin“<br />

(heute Unteres Schlösschen) statt,<br />

wo die Feier fortgeführt wurde.<br />

Besondere Gäste waren der<br />

Landrat Erzberger, der Leiter der<br />

Mittelschule, Direktor Baur, Mittelschullehrer<br />

Thomä, der amtierende<br />

Schulrat Rektor Mayr und<br />

Herr Dipl.-Ing. Clamroth von<br />

den Farbwerken Hoechst. Alle<br />

überbrachten ihre Glückwünsche<br />

zur Schuleröffnung, die „für<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 33


SCHULE<br />

Das erste Domizil der damaligen Mittelschule: das Haus<br />

der Bäuerin. Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

Bobingens Entwicklung von<br />

nicht geringer Bedeutung sei.“<br />

Mit dem Besuch der Mittelschule<br />

wäre eine örtliche Gelegenheit<br />

geschaffen, sich über das Volksschulziel<br />

hinaus zu bilden und<br />

neue Berufsmöglichkeiten zu erschließen.Die<br />

Aufgabe der Schule<br />

sei es nun, gediegenes fachliches<br />

Wissen zu vermitteln und<br />

die Ausbildung ihrer Schüler zu<br />

lebenstüchtigen Bürgern anzustreben.Aber<br />

auch die Erziehung<br />

zum edlen Menschen, der fähig<br />

sei,das Wahre und Schöne zu suchen<br />

und zu finden und in seiner<br />

Seele zu bewahren, sei eine ihrer<br />

Aufgaben. „So wollen wir das<br />

Werk beginnen, mit froher Bereitschaft,<br />

mit der ganzen Kraft<br />

unseres Herzens und wollen Gott<br />

bitten, dass er unsere Arbeit segne.“<br />

Feierliche<br />

Schuleröffnung<br />

Hauptschule (neu wieder Mittelschule)<br />

untergebracht.<br />

Interessant ist ein Blick in den<br />

ersten Jahresbericht der Staatlichen<br />

Mittelschule Bobingen.<br />

Dort steht geschrieben: „Im Laufe<br />

der Sommermonate des Jahres<br />

1955 ordnete das Bayerische<br />

Staatministerium für Unterricht<br />

und Kultus in zwei Entschließungen<br />

die Errichtung einer Mittelschule<br />

in Bobingen und einer dazugehörigen<br />

Zweigstelle in<br />

Schwabmünchen an. Damit begann<br />

an beiden Orten eine fieberhafte<br />

Tätigkeit: Anmeldungen<br />

waren entgegenzunehmen, Aufnahmeprüfungen<br />

vorzubereiten,<br />

behelfsmäßige Räume bereitzustellen,Schulmöbel<br />

und die ersten<br />

dringendsten Lehr- und Lernmittel<br />

zu beschaffen.“<br />

Es war sicher einiges vorzubereiten<br />

und zu organisieren, um die<br />

neue Schulform in Bobingen heimisch<br />

werden zu lassen. Mittelschullehrer<br />

Lothar Baur von der<br />

Mittelschule Kaufbeuren wurde<br />

schließlich am 27.August mit der<br />

Aufgabe betraut, Bobingen bei<br />

der Schuleinrichtung zu helfen.<br />

Der zweite Lehrer, der als hauptamtliche<br />

Lehrkraft nach Bobingen<br />

berufen wurde, war Mittelschullehrer<br />

Erich Thomä aus<br />

München-Pasing.<br />

Die beiden Fachlehrer hatten viel<br />

zu tun: sie mussten zunächst den<br />

Unterricht in vierzehn verschiedenen<br />

Fächern an beiden Schulorten<br />

meistern. Der Unterricht<br />

wurde in täglichemWechsel stundenplanmäßig<br />

erteilt. Erst am<br />

27. September kam eine dritte<br />

Lehrkraft, Ingeborg Ullmann, an<br />

die neue Schule.<br />

Deren Direktorat war in einem<br />

Zimmerchen im damaligen Rathaus<br />

untergebracht. Bereits im<br />

ersten Jahr nahm die neue Mittelschule<br />

Buben und Mädchen auf –<br />

allerdings in getrennten Klassen.<br />

Die 51 Jungen waren im „Haus<br />

der Bäuerin“ untergebracht und<br />

mussten in den kleinen Zimmern<br />

eng zusammenrücken. Die Mädchenklasse<br />

war in Schwabmünchen<br />

angesiedelt und hatte ebenfalls<br />

nur provisorische Räume zur<br />

Verfügung.<br />

Die Lehrer stöhnten schwer unter<br />

der Aufgabe, neben der ohnehin<br />

oft schon komplizierten Stundenplaneinteilung<br />

auch noch die<br />

räumliche Trennung zu bewältigen.<br />

Man darf nicht vergessen:<br />

1955 konnte sich ein Lehrer keineswegs<br />

ein eigenes Auto leisten.<br />

Die Strecke Bobingen – Schwabmünchen<br />

musste mit Bus und<br />

Bahn oder bei schönem Wetter<br />

im Sommer und Lust auf sportliche<br />

Betätigung mit dem Fahrrad<br />

bewältigt werden!<br />

Da gingen jeden Tag kostbare<br />

Stunden verloren. Auch die Lehrer<br />

aus der Volksschule, die im<br />

Laufe der Zeit für nebenamtlichen<br />

Unterricht eingesetzt wurden,nahmen<br />

die Strecke auf sich.<br />

Umzug in<br />

neue Räume<br />

Lehrer und Schüler atmeten auf,<br />

als sie am 3. Dezember 1955<br />

Ein paar Monate später, im Dezember<br />

1955, konnte die neugegründete<br />

Schule in die Räume der<br />

landwirtschaftlichen Berufsschule<br />

in der Pestalozzistraße umziehen<br />

(heute Laurentiusgrundschule).<br />

Doch die Stadt Bobingen baute<br />

bereits an neuen Räumen, einem<br />

eigenen Gebäude für die Mittelschule.<br />

Heute ist darin die<br />

Das erste Klassenzimmer im Haus der Bäuerin. Es wurde schon Englisch unterrichtet.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

34 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


SCHULE<br />

Der Neubau der Mittelschule. Links im Hintergrund ist<br />

das Übergangsgebäude an der Pestalozzistraße (heute<br />

Laurentiusgrundschule) zu sehen. Bild: Stadtarchiv Bobingen<br />

Pausen gab es auch an der Mittelschule, hier im Hof des<br />

Unteren Schlösschens.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

in die hellen, großen Räume der<br />

Landwirtschaftlichen Berufsschule<br />

einen eigenen Flügel der neuerbauten<br />

Knabenschule Bobingen,<br />

umziehen konnten.<br />

Die Verwaltung der damaligen<br />

Marktgemeinde Bobingen mit<br />

Bürgermeister Alois Häring und<br />

Amtsschreiber Amann tat alles in<br />

ihrer Macht Stehende, um der<br />

neuen Schulform zu helfen.<br />

Schließlich war man froh, so ein<br />

Schulangebot im Ort zu haben.<br />

In friedlicher Nachbarschaft mit<br />

der Volksschule gab es das erste<br />

ruhige Arbeiten und die Aussicht<br />

auf ein neues Schulhaus in nächster<br />

Nähe. Noch waren die Bauarbeiten<br />

auf dem „schönen großen<br />

Platz an der Pestalozzistraße, den<br />

die Marktgemeinde für die Mittelschule<br />

erworben hat“, nicht abgeschlossen.<br />

Der Schule fehlte der<br />

Physiksaal und ein Raum für den<br />

Schreibmaschinenunterricht.<br />

Erst im Herbst 1957 konnte die<br />

bis dahin dreistufig ausgebaute<br />

Mittelschule in ihr endgültiges<br />

Heim ziehen.<br />

Die Unterrichtsfächer an der<br />

Mittelschule waren:<br />

- Religionslehre<br />

- Deutsche Sprache<br />

- Geschichte und Sozialkunde<br />

- Erdkunde<br />

- Englisch<br />

- Musik und Leibesübungen.<br />

Diese Fächer wurden sowohl in<br />

den Knaben- als auch in den<br />

Mädchenklassen unterrichtet.<br />

Während die Knaben zusätzlich<br />

Stunden in Mathematik und<br />

Physik bekamen, wurde bei den<br />

Mädchen Rechnen und Buchführung<br />

sowie Erziehungs- und Familienkunde<br />

unterrichtet.<br />

Höhere Bildung<br />

angestrebt<br />

Die Mittelschule war aber schon<br />

damals als eigenständige Bildungseinrichtung<br />

für die Vermittlung<br />

allgemeiner Bildung und die<br />

„praktische Vorbereitung des jungen<br />

Menschen auf den sich anbahnenden<br />

Beruf in mittlerer und<br />

gehobener Stellung der Wirtschaft,<br />

Industrie,Verwaltung und<br />

sozialen Gebietes“ ausgelegt. Sie<br />

sah und sieht sich also als vorbereitende<br />

Schule für ein Berufsleben.<br />

„Im Gegensatz zur höheren<br />

Schule, die den theoretisch überdurchschnittlich<br />

Begabten zur<br />

Hochschulreife führt und im Gegensatz<br />

zur Volksschule, die den<br />

Grundstock der Bildung vermittelt<br />

und aus ihren Abschlussklassen<br />

den mehr praktisch Begabten<br />

ins Leben entlässt … ist die Mittelschule<br />

eine allgemeinbildende<br />

Schule, die bei aller reichen Fächerung<br />

der berufsvorbereitenden<br />

Unterrichtsgegenstände deren inneren<br />

Zusammenhang im Interesse<br />

der Bildung der Gesamtpersönlichkeit<br />

ganz bewusst erstrebt.“<br />

Deshalb gibt es an der Mittelschule<br />

Wahlpflichtfächergruppen,<br />

um dem Schüler die Möglichkeit<br />

zu geben, sein Berufsziel besser zu<br />

finden. Es gab für Jungen und<br />

Mädchen jeweils einen wirtschaftlichen<br />

und einen gewerblichen<br />

Zweig. Der wirtschaftskundliche<br />

Zweig beinhaltete als<br />

Pflichtfächer wie Buchführung,<br />

Wirtschaftslehre und Schriftverkehr,<br />

Kurzschrift, Maschinenschreiben,<br />

Handarbeit, Kochen<br />

und Hausarbeit. Und als Wahlfach<br />

Französisch, Zeichnen,<br />

Werkunterricht, Instrumentalunterricht,<br />

Kunstschrift und Plakatschreiben<br />

oder Mathematik. Wer<br />

eher die gewerbliche Richtung<br />

einschlagen wollte, hatte gleich<br />

Zeichnen, Werkunterricht sowie<br />

Wirtschaftskunde und Schriftverkehr.<br />

Diese Schüler konnten sich<br />

ebenfalls für die genannten Wahlfächer<br />

entscheiden. Vor Beginn<br />

des ersten Schuljahres war für den<br />

ersten Jahrgang der Knaben die<br />

wirtschaftskundliche, für Mädchen<br />

die gewerblich-technische<br />

Richtung festgelegt worden. Weil<br />

aber alle Mädchen als Wahlfach<br />

Kurzschrift belegten, entschied<br />

sich die Schulleitung, diese Klasse<br />

mit dem nächsten Schuljahr in<br />

die wirtschaftskundliche Richtung<br />

umzuwandeln. Die Mittelschule<br />

dauerte drei Jahre und endete<br />

mit den Abschlussprüfungen.<br />

Das Zeugnis beinhaltete den Vermerk:<br />

„Dieses Zeugnis schließt<br />

das Zeugnis der Mittleren Reife<br />

mit ein.“<br />

Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe<br />

mehr zur Geschichte der Realschule<br />

von der Zeit in der heutigen<br />

Hauptschule über den Neubau am<br />

Willi-Ohlendorf-Weg bis heute.<br />

Quellen:<br />

Stadtarchiv Bobingen<br />

Georg Fritz<br />

Manfred<br />

<strong>Bobinger</strong><br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 35


WIRTSCHAFT<br />

AUS DER WIRTSCHAFT<br />

AllesausHolz!<br />

Die Schreinerei <strong>Bobinger</strong> ist seit vielen Jahren ein Traditionsbetrieb<br />

in Bobingen. Schreinermeister Manfred <strong>Bobinger</strong> und seine<br />

Frau Carola sorgen dafür, dass aus einem einfachen Stück Holz ein<br />

wunderbares Möbelstück wird. Dabei stehen Kreativität und<br />

Kundenwunsch an erster Stelle.<br />

In seiner Werkstatt legt Manfred<br />

<strong>Bobinger</strong> viel Wert darauf, alle<br />

Kundenwünsche zu deren optimaler<br />

Zufriedenheit umzusetzen.<br />

„Mir ist es das Wichtigste, dass<br />

der Kunde hinterher zufrieden<br />

ist“, betont er. Um direkt am<br />

Kunden sein zu können, arbeitet<br />

<strong>Bobinger</strong> deshalb allein in seiner<br />

gut ausgerüsteten Schreinerei.<br />

„Ich lege sehr viel Wert darauf,<br />

aufzuspüren, was der Kunde eigentlich<br />

will und versuche dann,<br />

diese Vorstellung hinterher bestmöglich<br />

umzusetzen“, beschreibt<br />

er seine Arbeit. Der Schreinermeister<br />

nimmt sich Zeit, unterschiedlichen<br />

Vorstellungen und<br />

Ideen nachzuspüren und so das<br />

optimale Möbelstück für seine<br />

Kunden zu finden.Das ist sicherlich<br />

auch ein Grund,warum viele<br />

Kunden immer wieder kommen.<br />

Seine Kunden sind Schreinermeister Manfred <strong>Bobinger</strong> wichtig.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Sein Markenzeichen:<br />

Vielseitigkeit<br />

Von Anja Fischer<br />

„Alles aus Holz!“ hat sich Manfred<br />

<strong>Bobinger</strong> als Slogan gewählt<br />

und das nicht ohne Grund:„Holz<br />

ist einfach ein toller Werkstoff“,<br />

begeistert sich der Schreinermeister.„Holz<br />

ist vielseitig einsetzbar,<br />

man kann tolle Dinge damit gestalten<br />

und weil kein Baum gleich<br />

ist, sieht jedes Werkstück ein wenig<br />

anders aus.“<br />

Die Begeisterung für die Arbeit<br />

mit Holz hat Manfred <strong>Bobinger</strong><br />

von seinem Vater mitbekommen.<br />

„Mein Vater war auch Schreinermeister<br />

und arbeitete mit Holz,<br />

zudem hatte er die Schnitzerei als<br />

großes Hobby“,erzählt er.„Schon<br />

als Kinder haben meine Geschwister<br />

und ich da immer zugesehen<br />

und auch ausprobiert.“<br />

Manfred <strong>Bobinger</strong> blieb die Leidenschaft<br />

für die Arbeit mit den<br />

Händen und den formbaren natürlichenWerkstoff.Am<br />

Holz begeistert<br />

ihn,„dass jedes Stück sowohl<br />

beim Verarbeiten als auch<br />

später als fertiges Produkt einfach<br />

warm ist. Und durch die unterschiedliche<br />

Maserung wird jedes<br />

Stück ein Unikat.“<br />

Kreativität<br />

ist gefragt<br />

Möbel fertigt Manfred <strong>Bobinger</strong><br />

selbstverständlich nach Maß und<br />

nach dem individuellen Wunsch<br />

seiner Kunden.Auf dem Computer<br />

werden die Möbelstücke vorab<br />

gezeichnet, so kann jeder sehen,<br />

wie beispielsweise die fertige Küche<br />

am Ende aussehen wird. Für<br />

die Beratung und das ausführliche<br />

Kundengespräch nimmt sich der<br />

Schreinermeister viel Zeit. So<br />

wird jedes Möbelstück zu etwas<br />

ganz Besonderem. Gerne setzt<br />

Manfred <strong>Bobinger</strong> auch eigene<br />

kreative Ideen um, wie beispielsweise<br />

die Rundholz-Sitzbank vor<br />

dem katholischen Pfarrhaus in<br />

Bobingen.<br />

Oder er wagt sich an ungewöhnliche<br />

Projekte.Eines davon ist der<br />

Ausbau eines Anhängers zum<br />

modernen Streetfood-Stand, an<br />

dem frische Burger mit Zutaten<br />

aus der Region verkauft werden<br />

können. Doch ganz egal ob<br />

Wohnzimmerschrank,Küchenregal<br />

oder Büroeinrichtung – die<br />

Schreinerei <strong>Bobinger</strong> ist für alle<br />

Einrichtungsgegenstände rund<br />

ums Haus der richtige Ansprechpartner.<br />

Bewusst bietet Manfred <strong>Bobinger</strong><br />

in seiner Schreinerei alles an,das<br />

aus Holz gefertigt werden kann.<br />

„Ich habe mich nicht auf ein Produkt<br />

spezialisiert,weil ich meinen<br />

Kunden gerne in allen Fragen<br />

rund um Möbel aus Holz ein passender<br />

Ansprechpartner sein<br />

will“, sagt <strong>Bobinger</strong>. „Bis auf<br />

Fenster und Haustüren kann ich<br />

deshalb alles anbieten, was die<br />

Kunden sich wünschen.“ Er finde<br />

es schön,so der Schreinermeister,<br />

bei allen Problemen helfen zu<br />

können.Wer so viel mit Holz arbeitet,<br />

hat selbstverständlich auch<br />

eine Lieblingsholzart:„Sehr gerne<br />

verarbeite ich Esche“, lacht Manfred<br />

<strong>Bobinger</strong>.„Aber auch darauf<br />

will ich mich nicht festlegen.Was<br />

der Kunde sich wünscht und was<br />

zu ihm passt, wird in meiner<br />

Werkstatt verarbeitet.“<br />

36 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


HOBBY<br />

AUS DER NATUR<br />

VomTurmfalkenbiszumUhu<br />

Greifvögeln gehört die Leidenschaft von Rupert Reichinger. Er betreibt<br />

seit Jahren eine kleine Auffang- und Pflegestation für Greifvögel im<br />

Garten seines Wohnhauses in der Greifstraße. Rund 80 Tieren hat<br />

er dort schon geholfen und konnte sie wieder in die Freiheit entlassen.<br />

Von Anja Fischer<br />

Als Rupert Reichinger zum ersten<br />

Mal einen jungen Greifvogel<br />

in den Händen hielt,war er gerade<br />

einmal zwölf oder dreizehn<br />

Jahre alt.„Mein damaliger Freund<br />

Alois Hartmann brachte einen<br />

jungen Mäusebussard mit“, erinnert<br />

er sich.„Der hatte noch gar<br />

keine Federn.“ Die beiden Jungen<br />

wollten das Tier aufziehen – aber<br />

wie? „Wir wussten nicht viel, außer<br />

dass ein Mäusebussard Mäuse<br />

frisst“, lacht Rupert Reichinger.<br />

„Also sind wir auf Mäusejagd gegangen:<br />

mit der Gießkanne<br />

machten wir uns auf den Weg<br />

zum Schwettinger Graben,da gab<br />

es jede Menge davon.Wir gossen<br />

Wasser in die Löcher und als die<br />

Mäuse rauskamen, haben wir sie<br />

geschnappt.“ Diese wurden dann<br />

an den jungen Bussard verfüttert.<br />

Erst in kleinen Stückchen,später<br />

als ganze Maus. Der Plan ging<br />

auf.„Wir haben den Vogel großgezogen,<br />

bis er fliegen konnte“,<br />

berichtet Reichinger.„Als wir ihn<br />

fliegen ließen,stieg er hoch in die<br />

Lüfte, bis er nur noch ein ganz<br />

Ein Wanderfalke.<br />

Bild: Rupert Reichinger<br />

Rupert Reichinger mit einem Turmfalken, den er vor einigen Monaten in die Freiheit entließ.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

kleiner Punkt am Himmel war.“<br />

Der Mäusebussard verabschiedete<br />

sich noch nicht ganz von seinen<br />

Pflegern. Etwa sechs Wochen<br />

lang kam er jeden Morgen und<br />

jeden Abend wieder und holte<br />

sich seine Ration Futter ab.„Vor<br />

Hier eine Kreuzung:<br />

Ein Luger-Lanner-Falke.<br />

Bild: Rupert Reichinger<br />

der Schule ging es nach draußen,<br />

dann haben wir gepfiffen und der<br />

Vogel kam zur Fütterung“, erinnert<br />

sich Reichinger. „Und am<br />

Abend dann dasselbe Spiel.“ Irgendwann<br />

blieb dasTier trotz der<br />

anfänglichen Anhänglichkeit aber<br />

ganz weg. Doch Rupert Reichingers<br />

Leidenschaft für Vögel überhaupt<br />

und Greifvögel im Besonderen<br />

war geboren. Es ist eine<br />

Liebe,die ihn bis heute nicht loslässt.<br />

Auffang- und<br />

Pflegestation<br />

„Wir haben als Jugendliche auch<br />

junge Elstern und Raben großgezogen“,<br />

erzählt er. Dann kamen<br />

die erstenTurmfalken.Richtig los<br />

ging es aber erst,als die Familie in<br />

das Haus in der Greifstraße zog,<br />

in dem sich auch der Friseursalon<br />

Reichinger befindet, den heute<br />

Sohn Andreas betreibt. Hier gab<br />

es Platz genug, um dem Hobby<br />

nachzugehen und eine „Auffangund<br />

Pflegestation für Greife und<br />

Falken“ einzurichten. Denn Rupert<br />

Reichinger hat seine Leidenschaft<br />

für Greifvögel auf sichere<br />

Füße gestellt und seine Arbeit<br />

vom Landratsamt genehmigen<br />

und überprüfen lassen.„Es wurde<br />

geschaut,ob die Volieren groß genug<br />

sind und ob eine artgerechte<br />

Haltung für die Tiere möglich<br />

ist“,berichtet der Vogelfachmann,<br />

der damit einen ganzen Ordner<br />

voller Verordnungen und Vorschriften<br />

befolgen muss. Immer<br />

wieder hat er in den letzten Jahrzehnten<br />

die verschiedensten<br />

Greifvögel gepflegt und wieder<br />

aufgepäppelt.<br />

Die Tiere bekommt er zum Teil<br />

von Polizei,Tierärzten und Feuerwehr,<br />

die wissen, dass es seine<br />

Auffangstation gibt, zum Teil<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 37


HOBBY<br />

Rupert Reichinger mit einem Roten Milan auf der Hand.<br />

Dieser kam vom Tierheim Augsburg. Bild: Rupert Reichinger<br />

Bei der Fütterung.<br />

Bild: Rupert Reichinger<br />

aber auch vom Augsburger Tierheim.„Wenn<br />

sich dort niemand<br />

vom Personal findet,der sich mit<br />

Greifvögeln auskennt, dann geben<br />

sie Tiere an mich weiter“,<br />

sagt Reichinger. So bekam er vor<br />

zwei Jahren im gleichen Jahr<br />

zwei junge Waldkäuze und einen<br />

Turmfalken. „Früher bekam ich<br />

auch regelmäßig Tiere von der<br />

Brauerei Deuringer“, erinnert<br />

sich Reichinger. „Dort brüteten<br />

immer Turmfalken und ab und<br />

zu fiel eben einer aus dem Nest.“<br />

Einmal kamen Jungtiere von dort<br />

nach einem Hagelsturm zu ihm.<br />

Sie seien patschnass gewesen,<br />

sagt der gelernte Friseurmeister.<br />

„Sie konnten nicht mehr fliegen.<br />

Ich habe sie dann über Nacht in<br />

der Voliere untergebracht und<br />

am nächsten Tag, als sie wieder<br />

trocken waren,wieder zurück zur<br />

Brauerei getragen.“ Dort warf er<br />

die Jungtiere hoch,damit sie auf<br />

das nächste Dach flattern konnten.<br />

Die jungen Turmfalken waren<br />

zwar schon flügge, aber die<br />

Eltern waren noch da und fütterten<br />

sie wieder weiter.„Die betteln<br />

dann schon so lange,bis sie etwas<br />

kriegen.“ Eine schnelle Rettungsaktion.<br />

Nicht immer aber<br />

geht es so schnell und so glimpflich<br />

aus.<br />

Hilfe<br />

beiVerletzungen<br />

Wenn Rupert Reichinger einen<br />

verletzten Vogel bekommt,schaut<br />

er erst einmal nach, ob das Tier<br />

offensichtliche Verletzungen,<br />

Brüche oder Ähnliches hat.<br />

„Dann gehe ich mit ihm zum<br />

Tierarzt und lasse ihn dort untersuchen“,<br />

erzählt er. „Wenn wir<br />

beide zu dem Schluss kommen,<br />

dass er wieder für die Freiheit<br />

tauglich werden kann,päppele ich<br />

das Tier auf. Sonst wird es vom<br />

Tierarzt eingeschläfert.“ Meist ist<br />

das bei inneren Verletzungen nötig.<br />

Knochenbrüche heilen bei<br />

Vögeln eigentlich recht gut, erzählt<br />

der 80jährige. „Ist ein Knochen<br />

gebrochen, wird er geschient.Das<br />

kann auch schon mal<br />

mit zwei Wattestäbchen als<br />

Schiene geschehen.So ein Vogelknochen<br />

ist ja recht dünn. Dann<br />

ist das Wichtigste den Vogel ruhig<br />

zu halten. „Am besten hält<br />

man sie dann im Halbdunkel in<br />

einem Schuppen“, weiß Reichinger.<br />

„Es dauert aber schon etwa<br />

vier Wochen, bis der Knochen<br />

wieder zusammengewachsen ist.“<br />

Nach verletzten Tieren sieht er<br />

mehrmals am Tag,zum Teil sogar<br />

stündlich.<br />

„Gerade bei Tieren, die nach einem<br />

Autounfall kommen oder die<br />

gegen eine Scheibe geflogen sind,<br />

kann man sich in den ersten Tagen<br />

nie sicher sein, dass sie auch<br />

wirklich durchkommen“,weiß der<br />

Experte.„Äußerlich sieht man ihnen<br />

vielleicht gar nichts an. Aber<br />

durch den Aufprall können sie innere<br />

Verletzungen erlitten haben<br />

und liegen dann ein, zwei Tage<br />

später tot in der Voliere.“ Da<br />

kann dann auch der benachbarte<br />

Tierarzt nicht viel ausrichten.<br />

Volieren für alle<br />

(Not-)fälle<br />

Nimmt Reichinger einen Greif<br />

auf, wird das notiert. Zwischendurch<br />

fordert dann das Landratsamt<br />

immer wieder Berichte über<br />

seine Arbeit an.<br />

Ein verletzter Greifvogel wird mit Wundspray behandelt.<br />

Bild: Rupert Reichinger<br />

So hat auch Rupert Reichinger<br />

einen guten Überblick über seine<br />

aufgenommenen Tiere. Etwa 80<br />

Greifvögel hat er in den letzten<br />

Jahrzehnten wieder aufgepäppelt<br />

und freigelassen. Darunter waren<br />

neben Mäusebussarden und<br />

Turmfalken auch Waldkäuze,rote<br />

und schwarze Milane,Sperber,eine<br />

Schleiereule und eine Wacholderdrossel.<br />

Und eine Dreizehen-<br />

Möwe, die ihm erst im letzten<br />

Sommer gebracht wurde. Ein<br />

schwarzer Milan ist Dauergast bei<br />

Rupert Reichinger geworden.<br />

„Der ist auf einem Auge blind<br />

und kann nicht mehr gut sehen“,<br />

erzählt er.„Wenn ich ihn auswildern<br />

würde, hätte er keine Chance!“<br />

So darf dasTier bei ihm bleiben<br />

und wird gut versorgt. Bei<br />

schönem Wetter darf der schwarze<br />

Milan sogar auf einen Ansitz<br />

in den Garten und sich denWind<br />

durch die Schwingen wehen lassen.„Wir<br />

hatten auch schon mal<br />

38 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


HOBBY<br />

Den Falkenkasten hat Rupert Reichinger selbst gebaut.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Er muss hoch oben aufgehängt werden. Das geht nur mit<br />

Hilfe der Feuerwehr.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

einen Fuchs als Notfall“, lacht<br />

Reichinger. „Aber auf Füchse sind<br />

wir nun mal nicht eingerichtet.<br />

Sobald es ihm nur ein bisschen<br />

besser ging, hat er sich unter dem<br />

Gehege in die Freiheit durchgegraben<br />

und ist verschwunden.“<br />

Auf Greifvögel ist der Experte<br />

aber sehr gut eingerichtet. Er hat<br />

Volieren in verschiedenen Größen<br />

für sie, da verletzte Tiere sich<br />

nicht viel bewegen dürfen. In dieser<br />

Zeit werden sie in engeren<br />

Käfigen gehalten. Für Eulen und<br />

Uhus gibt es im angrenzenden<br />

Anbau einen Käfig, denn die<br />

nachtaktiven Tiere möchten es<br />

am Tag gerne etwas dunkel haben.<br />

Sperber, Bussarde und andere<br />

Greife finden in einer großen Voliere<br />

im Garten Unterschlupf,<br />

meist in abgetrennten Abteilen,<br />

denn nicht jeder Greifvogel harmoniert<br />

mit einem anderen Besucher.<br />

„Wichtig ist, dass die Vögel<br />

verschiedene Sitzmöglichkeiten<br />

angeboten bekommen“, weiß Reichinger.<br />

Selbstverständlich müssen<br />

die Volieren regelmäßig sauber<br />

gemacht werden.<br />

Eintagsküken<br />

als Futter<br />

Und dann ist ja da noch die Frage,<br />

nach dem Futter. Schließlich<br />

kann Rupert Reichinger heute<br />

nicht mehr täglich mit der Gießkanne<br />

auf Mäusejagd gehen. „Ich<br />

bekomme das meiste Futter von<br />

einer Fabrik, die auch für Tiergärten<br />

und Zoos Futter anbietet“,<br />

berichtet Reichinger. „Im Normalfall<br />

sind das gefrorene Eintagsküken.“<br />

Doch nicht jeder Vogel<br />

frisst sie gleich: Sperber sind<br />

sehr empfindlich, wenn das<br />

Fleisch schon ein wenig liegt. Sie<br />

fressen nur ganz frische Sachen.<br />

Milane sind da einfacher zu halten.<br />

„Die nehmen in der Natur ja<br />

auch Aas auf. Theoretisch könnte<br />

für sie das Fleisch schon älter sein<br />

und stinken. So etwas würde ein<br />

Sperber niemals fressen.“<br />

Schwierig ist es auch, verletzte<br />

Tiere zu füttern: Greifvögel sind<br />

es gewohnt, auf der Maus zu ste-<br />

In Büchern liegt die Seele<br />

aller gewesenen Zeit.<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 39


HOBBY<br />

hen, diese mit den Krallen festzuhalten<br />

und dann kleine Stücke<br />

davon abzureißen. Sie sind es<br />

nicht gewöhnt, gefüttert zu werden.<br />

„Verletzte Vögel nehmen am<br />

Anfang meist nichts an“, berichtet<br />

Reichinger. „Erst wenn sie richtig<br />

Hunger haben, nehmen sie das<br />

Futter.“ Normalerweise mache es<br />

den Tieren nichts aus, ein oder<br />

zwei Tage nichts zu fressen zu bekommen.<br />

In der Natur finden sie<br />

aufgrund der Witterung oder des<br />

Futterangebots auch nicht jeden<br />

Tag etwas. Nehmen die Tiere allerdings<br />

nach zwei Tagen noch<br />

nichts, kann es kritisch werden.<br />

WERBEVERLAG<br />

Wenn Rupert Reichinger Jungvögel<br />

großzieht, schneidet er die<br />

Eintagsküken in ganz kleine<br />

Stückchen, wie es die Altvögel<br />

eben auch tun würden. Dann<br />

reicht er den Kleinen die Stückchen<br />

mit der Pinzette, zumindest<br />

so lange sie noch Flaum tragen.<br />

Später,wenn die Vögel gut auf ihren<br />

Beinen stehen können, bekommen<br />

sie das Futter hingelegt<br />

und fressen es selbst. „Natürlich<br />

könnte ich die Tiere auch dazu<br />

bringen, mir aus der Hand zu<br />

fressen“, weiß der Friseurmeister.<br />

„Sie würden dann ganz handzahm<br />

werden. Aber ich möchte<br />

die Tiere ja wieder aussetzen, deshalb<br />

werden sie zwar gefüttert,<br />

aber nicht gewöhnt.“ Schließlich<br />

sollen die Vögel für ihr weiteres<br />

Leben ihre natürliche Scheu gegenüber<br />

dem Menschen nicht<br />

verlieren und wie bisher alleine<br />

zurechtkommen können.<br />

Zurück in die<br />

Freiheit<br />

Wirschreiben nichtnur Geschichte(n) ...!<br />

Diese Falkendame hat Rupert<br />

Reichinger über den letzten<br />

Winter gepflegt.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Wenn die Tiere dann wieder gesund<br />

sind, lässt Rupert Reichinger<br />

sie frei. „Wenn ich die Vögel in<br />

der Voliere fliegen lasse, merke<br />

ich am kraftvollen Absprung, ob<br />

sie wieder so weit sind“, erzählt<br />

der erfahrene Experte. Manchmal<br />

lassen es ihn die Vögel auch direkt<br />

wissen. „Nach einem Autounfall<br />

bekam ich eine Schleiereule.<br />

Als ich die wieder auswildern<br />

wollte, brachte ich sie wieder in<br />

die Nähe der Unfallstelle zurück.<br />

Sie ist aber nur ein paar Meter<br />

gehüpft und nicht weggeflogen –<br />

sie war einfach noch nicht so<br />

weit.“ Reichinger nahm das Tier<br />

dann noch einmal mit nach Hause<br />

und päppelte es weitere vier<br />

Wochen auf. Beim nächsten Versuch<br />

flog die Schleiereule dann<br />

auch in die Freiheit.<br />

„Es ist schon ein tolles Gefühl,<br />

wenn man so ein Tier, welches<br />

man verletzt bekommen hat, wieder<br />

fliegen lassen kann“, sagt Rupert<br />

Reichinger mit Ehrfurcht.<br />

Ein wenig wehmütig sei man da<br />

zwar schon, immerhin habe man<br />

manche Tiere ja mehrere Monate<br />

gepflegt, aber „ein Greifvogel gehört<br />

nun einmal in die Luft!“ Seine<br />

Lieblingsvögel sind dabei die<br />

Sperber, „weil die so rasant fliegen<br />

bei der Jagd!“ Das aber koste sie<br />

auch oft das Leben: „Wenn sie<br />

beispielsweise im vollen Flug in<br />

Fensterscheiben fliegen.“<br />

Auch außerhalb seiner Auffangund<br />

Pflegestation setzt sich Rupert<br />

Reichinger für die Vögel ein.<br />

Schon öfter hat er Nistkästen für<br />

Turmfalken gebaut und hoch<br />

oben an Gebäuden und Maschinenhallen<br />

montiert. Auch am <strong>Bobinger</strong><br />

Wasserturm hängt ein solcher<br />

Nistkasten. Regelmäßig brüten<br />

dort Turmfalken. Das freut<br />

Rupert Reichinger am allermeisten<br />

und wird von ihm und seiner<br />

Frau Erna stets gerne beobachtet.<br />

„Von unserer Wohnung aus haben<br />

wir einen direkten Blick auf den<br />

Kasten“, schmunzelt Reichinger<br />

und deutet auf ein großes Fernglas,<br />

das schon auf dem Fensterbrett<br />

für die Falkenbeobachtung<br />

bereitsteht. „Von meinem Stammplatz<br />

am Esstisch aus habe ich<br />

freie Sicht auf den Nistkasten. Ich<br />

könnte den Vögeln stundenlang<br />

zusehen.“ Zumindest wenn ihm<br />

seine anderen Hobbys wie der<br />

Garten und das wöchentliche Singen<br />

im Friseurchor Zeit dazu lassen.<br />

Seine fünf Hühner, fünf<br />

Wachteln und zwei Tauben wollen<br />

ebenfalls versorgt werden. Und<br />

wenn wieder ein verletzter Greifvogel<br />

gebracht wird, steht natürlich<br />

dessen Pflege an erster Stelle!<br />

Schade ist es nur, dass man nicht<br />

weiß, was aus den gesund gepflegten<br />

Tieren wird. Paaren sie sich<br />

und ziehen ein Nest voller Küken<br />

groß? Fliegen sie weiter weg oder<br />

bleiben sie in der Nähe? „Es wäre<br />

schon schön, wenn man das nachvollziehen<br />

könnte“, sagt Rupert<br />

Reichinger. Zwar werden die<br />

Waldkäuze, Bussarde und Turmfalken,<br />

die er wieder freilässt von<br />

ihm vorher beringt, doch nur einmal<br />

kam es bisher dadurch zu einer<br />

Rückmeldung. „Von einem<br />

Turmfalken, den ich beringt und<br />

wieder freigelassen habe, wissen<br />

wir, dass er bei Oberottmarshausen<br />

in einen Zug flog“, erzählt<br />

Reichinger. Er seinerseits habe die<br />

Ringnummer einer zu ihm gebrachten<br />

toten Schleiereule weitergeben<br />

können. „Die Eule wurde<br />

im Tiefen Tal gefunden und durch<br />

die Ringnummer erfuhr ich von<br />

der Vogelwarte Radolfzell, dass sie<br />

L Geschichte(n)<br />

echhauser<br />

LHISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS LECHHAUSEN<br />

KULTUR<br />

RÜCKBLICKE<br />

23<br />

Juli<br />

2014<br />

€ 3.–<br />

Joe Ittner erinnert<br />

sich an die US<br />

Army Seite 10<br />

NACHGEFRAGT<br />

Kirchenchor und Orchester der Pfarrei<br />

St. Pankratius: Anspruchsvolle Musik Seite 39<br />

Fliegenfischen made<br />

in Lechhausen<br />

Seite 43<br />

LEBENSLINIEN<br />

HOBBY KIRCHE<br />

Kinder atmen Zauberluft<br />

Seite 25<br />

Jetzt löst er die Fesseln und lässt sie fliegen. Bild: Anja Fischer<br />

40 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016


HOBBY<br />

Bobo beim Landeanflug auf den Tisch. Bild: Rupert Reichinger<br />

Uhu Bobo als Küken.<br />

im Juni bei Baden-Baden beringt<br />

worden war.“ Theoretisch bestünde<br />

die Möglichkeit, die Tiere mit<br />

Sendern zu beringen und mit einem<br />

Peilgerät herauszufinden,<br />

wohin es sie treibt. Aber das sei<br />

sehr teuer und ihm zudem zu viel<br />

Aufwand. „Das fange ich nicht<br />

mehr an!“ Wenn aber wieder ein<br />

verletzter Vogel seine Hilfe<br />

braucht, ist Reichinger gerne zur<br />

Stelle. „So lange ich das noch machen<br />

kann, mache ich es auch!“ ist<br />

er sich sicher. „Ich brauche halt<br />

auch einfach immer etwas, um das<br />

ich mich kümmern kann!“ Ein<br />

Glück für die Greifvögel!<br />

Bild: Rupert Reichinger<br />

Streicheleinheiten<br />

für Uhu Bobo<br />

Ein besonderes Erlebnis hatte<br />

Rupert Reichinger als ihm von einem<br />

Freund ein junger Uhu zur<br />

Aufzucht überlassen wurde. „Der<br />

Freund hatte ein Uhupaar“, erzählt<br />

er. „Das legte fleißig Eier,<br />

diese waren aber nie befruchtet.“<br />

Erst als das Uhupaar verkauft<br />

worden war, waren die letzten Eier<br />

befruchtet. Im Brutkasten entwickelten<br />

sie sich sehr gut, aber<br />

der Bekannte hatte keine Zeit, das<br />

eine geschlüpfte Jungtier großzuziehen.<br />

Rupert Reichinger sprang<br />

gerne ein. „Er rief mich an und<br />

ich war natürlich sofort Feuer und<br />

Flamme“, gibt er zu. Den jungen<br />

Uhu bekam er ein paar Stunden<br />

nach dem Schlupf und hielt ihn<br />

zunächst im Heizungskeller, denn<br />

das Küken brauchte es warm und<br />

trocken. „Alle drei Stunden bekam<br />

er kleine Häppchen von einem<br />

Küken –Tag und Nacht“, berichtet<br />

Reichinger. „Ich bin dafür zwischendurch<br />

vom Haareschneiden<br />

weg, um ihn zu versorgen!“<br />

Als der junge Uhu, der liebevoll<br />

Bobo genannt wurde, größer war,<br />

bekam er halbe Eintagsküken serviert<br />

und durfte nach sechs Wochen<br />

in die Voliere umziehen.<br />

„Die wachsen schnell!“ Knapp ein<br />

Dreivierteljahr machte Bobo den<br />

Garten der Familie Reichinger<br />

unsicher – dann starb er. Eine<br />

Obduktion ergab die Diagnose<br />

Eulenherpes. „Das bekommen sie<br />

in Gefangenschaft gerne“, weiß<br />

Rupert Reichinger. Sein Trost ist,<br />

dass das Tier wenigstens nicht<br />

leiden musste. Und es war kein<br />

Abschied für immer: Bobo wurde<br />

präpariert und hängt nun im<br />

Treppenhaus zur Wohnung von<br />

Erna und Rupert Reichinger.<br />

Dort bekommt er heute noch jeden<br />

Tag ein paar Streicheleinheiten<br />

über den Schnabel.<br />

Frühstücksbuffet<br />

jeden 1. u. 3. Sonntag im Monat<br />

• Frühstück<br />

• kleiner Mittagstisch<br />

• Imbiss<br />

• Bier vomFass<br />

• Kuchentheke<br />

• Weine<br />

• Cocktails<br />

Pestalozzistr.1·86399 Bobingen ·Tel.: 08234-903498 ·www.cafe-kanape.de<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 41


SOZIALES<br />

FAMILIENBÜRO BOBINGEN<br />

HilfeinallenFamilienlagen<br />

Im Familienbüro Bobingen empfängt ein freundliches Lächeln alle<br />

Hilfesuchenden. Doch auch wer nur zum gemeinsamen Frühstück<br />

kommen möchte, ist Sozialpädagogin Stefanie Mayer herzlich<br />

willkommen.<br />

Im Gebäude der Sozialstation ist auch das Familienbüro<br />

untergebracht.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Von Anja Fischer<br />

Hell und freundlich sind die Räume<br />

in der Sozialstation am Kirchplatz<br />

Bobingen gestaltet. Sozialpädagogin<br />

Stefanie Mayer, Leiterin<br />

des Familienbüros Bobingen,<br />

hat dort ihren Arbeitsplatz und<br />

bietet zum Gesprächsbeginn auch<br />

gerne mal einen Tee an.Vielfältig<br />

sind die Aufgaben der jungen<br />

Frau, denn das Familienbüro Bobingen<br />

ist ein Beratungsangebot<br />

für Eltern und Familien,Jugendliche<br />

und junge Volljährige sowie<br />

Fachkräfte und Pädagogen.<br />

Doch warum braucht man heute<br />

überhaupt ein Familienbüro? Familie<br />

ist doch eigentlich Privatsache,<br />

oder? „Schon“, sagt Stefanie<br />

Mayer.„aber die Eltern sind heute<br />

vielen Belastungen ausgesetzt, es<br />

gibt neue Familienformen von<br />

Patchwork- bis Regenbogenfamilien<br />

und zudem viele Alleinerziehende.“<br />

Nicht alle seien in einem<br />

sicheren sozialen Netzwerk gut<br />

aufgehoben. „Früher war die familiäre<br />

Unterstützung durch<br />

mehrere Generationen greifbar.<br />

Das ist heute oft nicht mehr so“,<br />

weiß Stefanie Mayer. Das Leben<br />

sei insgesamt viel komplexer geworden.<br />

Bei Familien mit Migrationshintergrund<br />

machen zudem<br />

oft sprachliche Barrieren Hilfe<br />

nötig.„Und das Familienbüro ist<br />

ja nicht nur Berater für die<br />

schweren Dinge des Lebens,sondern<br />

oft als Wegweiser zur nächsten<br />

Kindergruppe, Hilfe bei der<br />

Suche nach einer Leihoma oder<br />

beim Ausfüllen von Anträgen tätig“,so<br />

Mayer.Genau diese Möglichkeit<br />

der schnellen Hilfe war<br />

der Grund, das Familienbüro in<br />

Bobingen einzurichten, wie Hannes<br />

Neumeier vom Landratsamt<br />

Augsburg erzählt.„Wir haben im<br />

ganzen Landkreis in jeder größeren<br />

Gemeinde diese Stellen eingerichtet,<br />

damit wir schnell und<br />

unbürokratisch Hilfe leisten können.“<br />

„Lebensweltorientierte Jugendhilfe“<br />

nenne sich das Konzept,<br />

welches sich in der Praxis<br />

sehr bewährt habe.<br />

Hilfe für Eltern<br />

undFamilien<br />

Eltern und Familien haben in ihr<br />

eine kompetente Ansprechpartnerin,<br />

wenn sie in der Erziehung<br />

ihres Kindes nicht mehr weiter<br />

wissen und Unterstützung suchen<br />

oder es zu Hause immer wieder<br />

Ärger wegen der Schule oder anderen<br />

Dingen gibt. „Auch wenn<br />

sich innerhalb der Familie Konflikte<br />

nicht mehr alleine klären<br />

und lösen lassen,helfe ich gerne“,<br />

erzählt die Sozialpädagogin.„Daneben<br />

sind es aber auch die Probleme<br />

im Familienumfeld, wie<br />

Sorgen wegen Einkommen, Miete<br />

oder Schulden, Unterstützung<br />

im Kontakt mit Behörden oder<br />

Unterstützung bei der Betreuung<br />

oder Erziehung des Kindes, bei<br />

denen wir tätig werden.“ Das Familienbüro<br />

ist zudem Ansprechpartner,<br />

wenn sich die Familie<br />

aufgrund von Umzug,Trennung,<br />

Scheidung oder Krankheit in einer<br />

besonders schwierigen Situation<br />

befindet.<br />

Zweimal in derWoche bietet Stefanie<br />

Mayer in ihren Räumen eine<br />

offene Sprechstunde an:<br />

Dienstags von 9 bis 10 Uhr und<br />

donnerstags von 18 bis 19 Uhr.<br />

Weitere Termine sind nach Vereinbarung<br />

jederzeit möglich und<br />

wenn es für die Familie praktischer<br />

ist, besucht Stefanie Mayer<br />

sie auch gerne zu Hause.„Ich bin<br />

ja für die Familien da, um ihnen<br />

zu helfen, nicht um es ihnen<br />

schon schwerzumachen,zu mir zu<br />

kommen“,lacht sie.„Deshalb sind<br />

auch alle Gespräche und Beratungen<br />

kostenlos.“<br />

Bei der Erfüllung ihrer Aufgabe<br />

kann Stefanie Mayer auf ein großes<br />

Netzwerk zurückgreifen.<br />

Auch in Bobingen,wo sie vor drei<br />

Jahren,bei der Eröffnung des Familienbüros<br />

von Anfang an mit<br />

offenen Türen empfangen wurde.<br />

Doch nicht nur hier gibt es ein<br />

Familienbüro – im ganzen Landkreis<br />

wird das Angebot immer<br />

mehr ausgebaut.Die Vorteile liegen<br />

auf der Hand: es ist für die<br />

Familien einfacher und mit einer<br />

geringeren Hemmschwelle versehen,<br />

auf einen Ansprechpartner<br />

vor Ort zuzugehen, der möglicherweise<br />

auch schon durch andere<br />

Veranstaltungen bekannt ist,<br />

die Kräfte und Ressourcen werden<br />

bei den Hilfeleistungen durch<br />

die Koordination durch das Familienbüro<br />

besser gebündelt und die<br />

Hilfe kommt schneller bei den<br />

Familien an.<br />

Angebot wird<br />

immer mehr<br />

angenommen<br />

Wenn Stefanie Mayer an das erste<br />

Jahr in Bobingen zurückdenkt,<br />

muss sie heute schmunzeln. „Da<br />

musste noch viel Entwicklungsarbeit<br />

geleistet werden“, berichtet<br />

sie.„Ich musste mich oft vorstellen<br />

und bekannt machen,die Projekte<br />

entwickeln und vorantreiben.“<br />

Jetzt merkt sie deutlich:„Es<br />

wird mehr, dass die Familien auf<br />

mich zukommen, auch durch<br />

Mund-Propaganda.“<br />

Auch der Kontakt zu Fachkräften<br />

und Pädagogen wird immer enger.<br />

Hier hilft das Familienbüro,<br />

wenn ein Kind mehr Unterstützung<br />

braucht, als in der Einrich-<br />

Hier geht es zum Familienbüro.<br />

Bild: Stefanie Mayer<br />

42 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


SOZIALES<br />

In der Kinderspielecke haben<br />

die Kleinen Spaß.<br />

Bilder: Stefanie Mayer<br />

tung geboten werden kann, die<br />

Zusammenarbeit mit Eltern nicht<br />

gelingt oder beobachtet wird, dass<br />

ein Kind in seiner Entwicklung<br />

gefährdet ist. Gemeinsam mit allen<br />

Beteiligten, auch den Eltern,<br />

wird dann nach möglichen Lösungswegen<br />

und den passenden<br />

Schritten dazu gesucht. „Wir sind<br />

da allgemein sehr flexibel und gehen<br />

vor allem auf die Bedürfnisse<br />

der Hilfesuchenden ein“, fasst<br />

Stefanie Mayer zusammen. „An<br />

erster Stelle steht das Verständnis<br />

für die besondere Situation. Im<br />

Familienbüro wird niemand verurteilt,<br />

wenn es mal in der Familie<br />

nicht zu gut läuft.“ Deshalb hört<br />

sie erst einmal zu und versucht<br />

den Familien begreiflich zu machen,<br />

dass sich niemand für seine<br />

Lebenssituation schämen muss.<br />

„Ich merke in Bobingen schon,<br />

dass vor allem in alteingesessenen<br />

Familien eine Hemmschwelle da<br />

ist“, berichtet Stefanie Mayer.<br />

Man mache sich Sorgen, was<br />

wohl Nachbarn und Freunde denken,<br />

wenn man sich an das Familienbüro<br />

wendet und damit Probleme<br />

nach außen zugibt.<br />

Dabei sind es oft nicht nur die<br />

Eltern, die merken, dass etwas<br />

nicht so gut läuft. Für Jugendliche<br />

und Volljährige sieht sich das Familienbüro<br />

ebenfalls als Ansprechpartner,<br />

beispielsweise,<br />

wenn diese Stress mit den Eltern<br />

haben und bei schweren Problemen<br />

oder in einer Krise keinen<br />

Ansprechpartner finden. „Oft<br />

geht es hier auch um Probleme in<br />

der Schule oder Ausbildung“,<br />

weiß Stefanie Mayer. „Und<br />

manchmal haben gerade Jugendliche<br />

einfach das Gefühl, dass ihnen<br />

alles über den Kopf wächst.“<br />

Mütter-Frühstück<br />

Stefanie Mayer und Michaela<br />

Weil bieten das „Mütter-<br />

Frühstück“ an.<br />

Ein weiteres Angebot des Familienbüros<br />

ist ein Mütter-Frühstück,<br />

das jeden Mittwoch von 9 bis<br />

11 Uhr in den Büroräumen in der<br />

Sozialstation Bobingen stattfindet.<br />

„Herzlich willkommen sind<br />

alle Mütter, die gerne andere<br />

Mütter treffen möchten“, sagt<br />

Stefanie Mayer. „Im gemeinsamen<br />

Gespräch tauschen wir uns bei einem<br />

kleinen Frühstück über die<br />

Erziehung der Kinder, aber auch<br />

andere Themen aus.“ Selbstverständlich<br />

dürfen die Kinder gerne<br />

mitgebracht werden und auch<br />

Mütter, die auf der Suche nach<br />

Unterstützung sind, werden beim<br />

Mütter-Frühstück sicher fündig<br />

werden. „Es ist eine schöne Gelegenheit,<br />

neue Kontakte zu knüpfen“,<br />

sagt die Sozialpädagogin, die<br />

das Mütter-Frühstück zusammen<br />

mit Michaela Weil von der Diakonie<br />

Augsburg leitet. Der Unkostenbeitrag<br />

für das Frühstück<br />

beträgt 1 Euro pro Familie. Generell<br />

ist das Familienbüro Bobingen<br />

ein freundlicher und kompetenter<br />

Ansprechpartner in allen<br />

Lebenslagen und bei allen Problemen<br />

rund um die Familie.<br />

Kontakt zum Familienbüro:<br />

Stefanie Mayer<br />

Sozialpädagogin B.A.<br />

Tel. 08234/967732<br />

mobil 0174/3813293<br />

Fax 08234/967731<br />

familienbuero@stadt-bobingen.de<br />

Quelle: Familienbüro Bobingen<br />

Transport-Beton, Transport-Mörtel<br />

Sand und Kies, Erdbewegungen<br />

Beton-Elementdecken-Doppelwände<br />

Natursteine, Baustoff-Recycling<br />

Lauter, Haunstetter Str. 5, 86399 Bobingen, Tel. 0 82 34 / 96 00-0, Fax / 96 00-11, www.lauter-beton.de<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 43


SO GEHT’S BOBINGEN ZUA<br />

ERINNERUNGEN<br />

SelteneGästeimPalast-Hotel<br />

Die Autorin Lotte Prechter-Kahle wuchs als Enkeltochter des seinerzeit<br />

in Bobingen Dienst tuenden fürstlich-fuggerischen Revierjägers<br />

Maximilian Kahle auf. Die Familie des Revierjägers mit neun Kindern<br />

hatte Quartier im Unteren Schlösschen und es mit dem schmalen<br />

Verdienst des Vaters nicht immer leicht. Die Erlebnisse und Erinnerungen<br />

ihrer Familie verarbeitete Lotte Prechter-Kahle in einigen Erzählungen,<br />

die die damalige Zeit widerspiegeln und in den nächsten Ausgaben<br />

der „<strong>Bobinger</strong> Geschichte(n)“ zu lesen sein werden. Die Erzählungen<br />

bekamen die „<strong>Bobinger</strong> Geschichte(n)“ von Cilly Kahle, deren Vater<br />

der „Gustl“ war und die Miez war ihre Tante Maria.<br />

Inningen,durch das damals noch<br />

ländliche Göggingen.Schließlich<br />

kamen sie müde und voller Durst<br />

im Fuggerhaus in der Maximilianstraße<br />

an, schlichen schüchtern<br />

durch das vornehme Portal des<br />

Hauses und gaben bei der Jungfer<br />

Köchin ihren Rehschlegel ab.<br />

EinTrinkgeld<br />

zumLohn<br />

Das Untere Schlösschen in Bobingen war Heimat von Gustl und Miez.<br />

Von Lotte Prechter-Kahle<br />

Ich glaube,ich habe es schon einmal<br />

erzählt,dass mein Großvater<br />

als Förster des Fürsten Fugger im<br />

alten Schlössl zu Bobingen wohnte.Bei<br />

siebzig Goldmark Monatseinkommen<br />

und neun Kindern<br />

bedurfte es damals schon drakonischer<br />

Sparmaßnahmen, damit<br />

die Kasse im alten Schlössl einigermaßen<br />

stimmte. Eine dieser<br />

„Notverordnungen“ war, dass<br />

sämtliche Kinderschuhe am ersten<br />

Mai spurlos verschwanden<br />

und erst wieder am 15.September<br />

zumVorschein kamen.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

Es passierte aber nicht selten,dass<br />

man in der fürstlichen Küche, sei<br />

es auf dem nahen Schloss Wellenburg<br />

oder im altehrwürdigen<br />

Fuggerhaus zu Augsburg Wildbret<br />

brauchte. Dafür war der<br />

Förster von Bobingen zuständig.<br />

Für den Transport waren genug<br />

Kinder da und es wurde immer<br />

schön ordentlich abgewechselt,<br />

denn eine Fußreise in die Stadt<br />

kam gleich hinter der Weihnachtsfreude.<br />

Das Geld für die<br />

Fahrt mit der Eisenbahn wurde<br />

selbstverständlich eingespart und<br />

so traten an einem schönen Sommermorgen<br />

der Gustl und die<br />

Miez barfuß den zwölf Kilometer<br />

langen Weg nach Augsburg an,<br />

denn auf dem fürstlichen Speisezettel<br />

sollte demnächst Rehschlegel<br />

stehen. Also machten sich die<br />

zwei – nein,nicht auf die Socken,<br />

sondern nach oft geübter Sitte,<br />

barfuß auf die große Reise. Dem<br />

flinken Lauf derWertach entlang,<br />

führte der Weg vorbei am Dorf<br />

„Ihr seid aber brav … recht heiß<br />

gewesen, gell, da habt ihr ein<br />

Trinkgeld, kauft euch irgendwo<br />

eine Limonade!“ So sprach die<br />

fürstliche Küchenfee und überreichte<br />

ihnen eine Mark. Eine<br />

ganze Mark! Das war für die zwei<br />

aus dem alten Schlössl zu damaliger<br />

Zeit ein Vermögen. Die beiden<br />

Barfüßler überlegten sich<br />

draußen auf der Straße nicht lange,wo<br />

sie einkehren wollten,sondern<br />

lenkten ihre unbekleideten<br />

Füße pfeilgrad auf das Palasthotel<br />

„Drei Mohren“,das seit eh und je<br />

als Augsburgs exklusivstes Hotel<br />

galt.Ha,warum auch nicht – hatten<br />

sie nicht das Vermögen von<br />

einer Mark im Sack?<br />

Entschlossen tippelten der Gustl<br />

und das Miezerl durch das gewaltige<br />

Portal, betraten unverzagt einen<br />

gold- und silberblitzenden<br />

Saal und versanken in traumhaften<br />

Sesseln. Doch kaum hatten<br />

sie die staubbedeckten Beine unter<br />

dem feinenTisch ausgestreckt,<br />

da kam auch schon ein schwarzbefrackter<br />

Ober angesaust,wedelte<br />

unheilvoll mit seiner schneeweißen<br />

Serviette und fragte geharnischt:<br />

„Was wollt denn ihr<br />

zwei da?“ „Eine Limonad!“ kam<br />

44 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


SO GEHT’S BOBINGEN ZUA<br />

es gleichzeitig aus zwei durstigen<br />

Kehlen.<br />

Dem Schwarzbefrackten kamen<br />

die zwei durstigen Wanderer gerade<br />

recht: „Und sonst fällt euch<br />

nichts ein?“ fragte er gefährlich<br />

ruhig und schielte dabei nervös<br />

nach den anderen Gästen, deren<br />

Aufmerksamkeit samt und sonders<br />

den beiden Barfüßern galt.<br />

Er schaute die Kinder von oben<br />

bis unten an und flüsterte verzweifelt:<br />

„Raus!“ Die gebieterisch<br />

ausgestreckte Hand wies samt<br />

Serviette dorthin, wo der Zimmermann<br />

das Loch hinaus gemacht<br />

hatte. Die Serviette flog<br />

durch die Luft, als wollte sie lästiges<br />

Ungeziefer verscheuchen. Zögernd<br />

erhoben sich die zwei kleinen<br />

Holzfüchse und wollten verschüchtert<br />

das Weite suchen. Der<br />

dienstbeflissene Ober hatte aber<br />

die Rechnung ohne ein sehr vornehmes<br />

Ehepaar gemacht, das am<br />

Nebentisch amüsiert den „Kriegsverlauf“<br />

verfolgt hatte. Der Herr<br />

hob lässig die gepflegte Hand:<br />

„Die Kinder bleiben da!“, sagte er<br />

mit einem Ton in der Stimme, der<br />

keinen Widerstand zu kennen<br />

schien.<br />

So ein Festessen!<br />

Unschlüssig und hilflos musste<br />

der Herr Ober zusehen, wie die<br />

noblen Gäste den Kindern winkten,<br />

sie an ihren Tisch holten und<br />

gerade so taten, als wäre überhaupt<br />

nichts dabei, barfuß an einem<br />

Tisch im Palasthotel „Drei<br />

Mohren“ zu sitzen. Wieder hob<br />

der feine Herr die Hand: „Herr<br />

Ober, Kakao und Kuchen zuerst<br />

einmal! Die Kinder sind unsere<br />

Gäste ...“ Ja, und dann begann ein<br />

Schlemmerleben, wie es der Gustl<br />

Der Park war damals wohl noch nicht so schön angelegt, aber ein großzügiger Spielplatz<br />

für die Kinder.<br />

Bild: Anja Fischer<br />

und die Miez nicht einmal aus ihren<br />

kühnsten Träumen kannten.<br />

Alles, was ihr Herz begehrte,<br />

musste der Schwarzbefrackte auftragen,<br />

dass sich der Tisch beinahe<br />

bog und seine süßsaure<br />

Miene galt ihm gar nichts.<br />

Zum Abschied bekamen die beiden<br />

Kinder von ihren Gönnern<br />

noch eine Mark, damit sie den<br />

weiten Weg nicht noch einmal<br />

machen mussten. So sagte jedenfalls<br />

die schöne Dame, denn sie<br />

hatte sich alles ganz genau erzählen<br />

lassen, vom alten Schlössl angefangen<br />

bis zum Rehschlegel in<br />

der Fugger’schen Küche. Bis vor<br />

die Hoteltür gingen die vornehmen<br />

Leute mit ihren kleinen<br />

Gästen und als der Gustl und das<br />

Miezerl am Moritzplatz um die<br />

Ecke bogen, standen beide noch<br />

immer vor dem Hotel und sie genierten<br />

sich nicht, ihren Barfüßern<br />

nachzuwinken. Vielleicht<br />

sind sie an diesem Tag genauso<br />

glücklich gewesen, wie die beiden<br />

<strong>Bobinger</strong>. Eines aber haben sie<br />

nie erfahren, nämlich, dass der<br />

Gustl und die Miez profitlich ihre<br />

Mark eingeschoben haben und<br />

ganz schön staad wieder heimgetrippelt<br />

sind ... durch Göggingen<br />

und Inningen, so beiläufig zwölf<br />

Kilometer weit.<br />

„Wär ja schad um das schöne<br />

Geld“, sagte der Gustl und ließ<br />

anfeuernd die zwei Markstücke in<br />

der Tasche klingeln, wenn die<br />

Schwester müde werden wollte.<br />

„Ja“, nickte dann die Miez und<br />

zog schnell wieder besser aus, „das<br />

sparen wir für die Michaeli-Dult,<br />

da können wir alle zwei zehnmal<br />

Karussell fahren ...“ „Fünfmal<br />

langt auch, denn reicht’s sogar<br />

noch auf den „Plärrer“, entschied<br />

der Gustl, der immer fürs Sparen<br />

war.<br />

Malerfachbetrieb<br />

Fachgeschäft für Farben,<br />

Tapeten, Bodenbeläge.<br />

Hochstraße 16<br />

86399 Bobingen<br />

Tel: 082343601<br />

Fax 082347943<br />

e-mail: farben.eder@t-online.de<br />

www.farben-eder.de<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 45


LEBENSLINIEN<br />

IM PORTRAIT<br />

DieBettyausdemSchuhgeschäft<br />

Barbara Heider ist für viele <strong>Bobinger</strong> vor allem ein Begriff unter<br />

ihrem Rufnamen Betty. Sie gehörte ihr Leben lang zu Bobingen wie<br />

die Salamander-Schuhe, die sie in ihrem Geschäft verkaufte.<br />

Heute lebt sie ein wenig zurückgezogen, macht aber immer noch<br />

gerne Ausflüge in die nähere Umgebung.<br />

Barbara Heider.<br />

Von Anja Fischer<br />

Das Schuhgeschäft der Familie<br />

Heider am Kirchplatz in Bobingen<br />

war jahrzehntelang vor allem<br />

mit zwei Namen verbunden: dem<br />

Salamander-Schuh und der Inhaberin<br />

Barbara Heider,der„Heider<br />

Betty“.So wurde Barbara Heider<br />

genannt, um sie von der Mutter<br />

zu unterscheiden,nach der sie bei<br />

ihrer Geburt am 22. November<br />

Bild: Anja Fischer<br />

1927 genannt wurde. Die Kinder<br />

wurden damals zu Hause geboren.<br />

Barbara war die Mittlere von<br />

drei Geschwistern: Bruder Johann,<br />

der nach seinem Vater benannt<br />

wurde, war ein Jahr älter,<br />

Schwester Genoveva wurde 1929<br />

geboren.<br />

Die Kinder waren nicht im Kindergarten,<br />

sondern wurden bis<br />

zum Schulanfang von der Mutter<br />

daheim betreut.Zum Spielen gab<br />

es alte Stoffpuppen und das, was<br />

man in Haus und Hof so fand.<br />

Fertige Spielsachen hatten die<br />

Kinder wenige. „Aber wir waren<br />

damit auch zufrieden“, erklärt<br />

Betty Heider.„Für unsere Puppen<br />

haben wir uns selbst wie es halt<br />

ging, Anziehsachen zurechtgenäht<br />

und damit sind wir dann<br />

ausgekommen.“ Gerne spielten<br />

die Kinder draußen, denn „im<br />

Haus fand die Mutter dann<br />

schnell etwas, was man tun und<br />

helfen konnte.“ Mit sechs Jahren<br />

kam Barbara in die Schule.Mädchen<br />

und Buben waren damals in<br />

einer Klasse beieinander. „Wir<br />

waren eine große Klasse, 56 Kinder<br />

insgesamt“, weiß Barbara<br />

Heider noch heute.„In den ersten<br />

vier Klassen hatten wir das Fräulein<br />

Sperer. Und da haben wir<br />

schon folgen müssen.“ Wer ungehorsam<br />

war oder die Hausaufgaben<br />

nicht gemacht hatte, für den<br />

gab es als Mädchen Tatzen mit<br />

dem Stock. Die Buben bekamen<br />

Hosenspanner. „Ich habe selten<br />

Tatzen bekommen“,erinnert sich<br />

Barbara Heider. „Ich war in der<br />

Schule eine Brave.“ Sie schmunzelt:<br />

„Vielleicht habe ich mich<br />

aber auch nur nicht erwischen<br />

lassen!“ Das erste Klassenzimmer<br />

hatte Barbara Heider in der heutigen<br />

Sozialstation.Später wurden<br />

die Schüler in der Alten Mädchenschule<br />

unterrichtet.„Ich bin<br />

gerne zur Schule gegangen, aber<br />

wir sind da auch nicht groß gefragt<br />

worden“, erinnert sich Barbara<br />

Heider. „Man hat halt hinmüssen,<br />

ob wir wollten oder<br />

nicht. Es hat einfach geheißen:<br />

das wird jetzt gelernt und dann<br />

hat man das eben gemacht.“ Sie<br />

lernte aber trotzdem ganz gerne.<br />

Damals wurde in der Schule gerade<br />

für die Mädchen noch viel<br />

Handarbeiten gelehrt und in den<br />

letzten Jahren gab es auch Kochunterricht.<br />

Feste undFeiern<br />

Den Geburtstag hat man in der<br />

Kindheit von Betty Heider kaum<br />

gefeiert. „Eher den Namenstag“,<br />

erzählt sie.„Da gab es dann aber<br />

auch keine großen Geschenke.<br />

Die Mutter hat vielleicht einen<br />

Kuchen gebacken, darüber hat<br />

man sich auch gefreut.“ Auch<br />

Weihnachten und Ostern wurde<br />

zwar gefeiert, aber das sei mit<br />

heute nicht zu vergleichen. „An<br />

Weihnachten ging man gemeinsam<br />

in die Christmette“,erinnert<br />

sich Barbara Heider. „Da gab es<br />

dann vorher eher etwas Schnelles<br />

zum Essen.“ Besonderes sei eher<br />

am ersten Weihnachtsfeiertag gekocht<br />

worden.Ostern war es ähnlich.Die<br />

Familie besucht gemeinsam<br />

die Osternacht, aber ein<br />

Osternestchen kannte Barbara<br />

Heider in ihrer Kindheit noch<br />

nicht. „Diese ganzen Schokoladenhasen<br />

und Eier – das gab es<br />

einfach noch nicht. Diese Sachen<br />

kamen erst später, nach dem<br />

Krieg auf“, sagt sie. „Wir haben<br />

uns über ein paar hartgekochte<br />

Eier gefreut, die man für sich allein<br />

geschenkt bekam. Das war<br />

schon etwas Besonderes.“ Ob die<br />

Eier damals schon bunt gefärbt<br />

waren,weiß Barbara Heider heute<br />

nicht mehr.„Ich glaube aber eher<br />

nicht.“<br />

Ein besonderes Fest war allerdings<br />

damals schon die Erstkommunion.<br />

„Wir Mädchen trugen<br />

ein weißes Kleid,das ein bisschen<br />

übers Knie ging“,erinnert sich die<br />

Seniorin. „Es war schon etwas<br />

ganz Besonderes, als wir Buben<br />

und Mädchen gemeinsam mit<br />

unseren Kerzen in die Kirche einzogen.“<br />

Nach dem Gottesdienst<br />

habe man dann zu Hause mit der<br />

Familie gefeiert. „Da ging man<br />

noch nicht in die Wirtschaft.Das<br />

konnte sich kaum einer leisten“,<br />

46 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


Bahnhofstraße 2 um 1934: Franziska Zwerger mit Rosa Schäfer, in der mitte stehend,<br />

Barbara Heider als Mädchen.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

so Barbara Heider. „Die Mutter<br />

hat halt etwas Besonderes gekocht,<br />

ein gutes Stück Fleisch<br />

und etwas dazu und damit ist<br />

man gerne zufrieden gewesen.“<br />

Als Geschenke habe es damals<br />

die beliebten Sammeltassen gegeben.<br />

„Das war so ziemlich das<br />

Einzige, das Mädchen zur Kommunion<br />

bekamen.“<br />

Im Schuhgeschäft<br />

Nach der Schule ging es für Barbara<br />

Heider rasch nach Hause.<br />

„Die Hausaufgaben hat man entweder<br />

gleich noch schnell gemacht<br />

oder erst am Abend“, berichtet<br />

sie, denn das Mädchen<br />

musste am Nachmittag in das elterliche<br />

Geschäft und dort mithelfen.<br />

„Da habe ich gleich richtig<br />

zupacken müssen und alles tun,<br />

was gebraucht wurde.“ Barbaras<br />

Schwester Genoveva half der<br />

Mutter im Haushalt. „Ich habe<br />

halt lernen müssen, mit den Leuten<br />

umzugehen und Schuhe zu<br />

verkaufen“, erzählt Barbara Heider.<br />

„Da bin ich nicht lange gefragt<br />

worden. Die Arbeit war da<br />

und musste getan werden und ich<br />

habe die Arbeit gemacht.“ Das<br />

seien halt die Zeiten gewesen.<br />

In der Schusterwerkstatt arbeiteten<br />

der Vater und später der Bruder.<br />

Damals wurden viele Schuhe<br />

noch geflickt, wie Barbara Heider<br />

erzählt: „In der Werkstatt hat<br />

mein Vater auf ein gutes Paar<br />

Schuhe oft wieder neue Sohlen<br />

oder einen neuen Absatz gemacht.“<br />

Auch unschöne oder abgewetzte<br />

Stellen im Leder seien<br />

mit Flicken wieder hergestellt<br />

worden. Neue Schuhe stellten Vater<br />

und Bruder aber immer weniger<br />

her. Die Zeiten, in denen ein<br />

Schuster die Schuhe nach Maß<br />

anfertigte, waren vorbei. Im Laden<br />

wurden bereits industriell gefertigte<br />

Schuhe verkauft. „Insgesamt<br />

haben die Leute schon anders<br />

eingekauft“, sagt die Heider<br />

Betty. „Da hat man vor allem<br />

nach einem guten Schuh gefragt.“<br />

Der habe dann auch etwas kosten<br />

dürfen – aber dafür eben lange<br />

halten müssen. Alle paar Wochen<br />

ein neues Paar Schuhe? Das gab<br />

es früher nicht. „Früher war die<br />

Kundschaft ganz anders. Die<br />

Leute hatten meist viele Kinder<br />

und haben schauen müssen, wie<br />

sie mit dem Geld zurechtkamen.“<br />

Da habe man Wert auf einen „guten“<br />

Schuh gelegt, der viel aushalten<br />

und wenn möglich, an das<br />

nächste Kind vererbt werden<br />

konnte.<br />

Salamander-<br />

Schuhe<br />

Wer an den ehemaligen Laden in<br />

der Bahnhofstraße denkt, erinnert<br />

sich an meterhohe Stapel mit<br />

Schuhkartons, die ordentlich an<br />

den Wänden aufgereiht waren.<br />

Für die Schuhkäufer ein schier<br />

undurchdringlicher Wall, aber für<br />

Barbara Heider kein Problem.<br />

„Ich habe schon fast immer gewusst,<br />

wo was drin ist“, schmunzelt<br />

sie. „Die Leute haben mir<br />

dann gesagt, was sie wollen und<br />

ich habe ihnen die passenden<br />

© DSV<br />

LEBENSLINIEN<br />

Schuhe zur Auswahl gebracht.“<br />

Bedienung sei bei ihr eben noch<br />

selbstverständlich gewesen und<br />

habe zum Laden dazugehört.<br />

Für Kinder gab es die heißbegehrten<br />

Lurchi-Hefte, die die<br />

Marke Salamander damals herausgab.<br />

„Bei Salamander gab es<br />

gute Schuhe und viel Auswahl“,<br />

weiß Barbara Heider noch und<br />

bedauert, dass die Firma heute<br />

nur noch wenig vertreten ist.<br />

„Aber wir hatten auch andere<br />

Marken.“<br />

Auch während der Kriegszeit<br />

1939–1945 war der Schuhladen<br />

der Familie Heider nur selten geschlossen.<br />

„Aber zur der Zeit haben<br />

wir kaum Schuhe bekommen.<br />

Da musste man wirklich<br />

nehmen, was man kriegen kann“,<br />

sagt die Schuhfachfrau. Zu der<br />

Zeit hätten die Kunden dann ohnehin<br />

verstärkt in der Werkstatt<br />

die Schuhe richten lassen und nur<br />

selten neue Schuhe gekauft. „Danach<br />

gab es dann nichts anderes,<br />

als wieder von vorne anzufangen<br />

und weiterzumachen“, sagt Barbara<br />

Heider, die im Geschäft von<br />

Anfang an viel Freiraum hatte.<br />

„Ich musste halt alles machen:<br />

Lächeln<br />

ist einfach.<br />

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BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 47


LEBENSLINIEN<br />

Bahnhofstraße 2, erster Laden von Schuster Johann Heider.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Schuhbestellung, Abrechnung –<br />

da hat man schon viele Spielräume<br />

gehabt.“ Aber man habe auch<br />

wissen müssen, wo man hinlangen<br />

darf und kann. „Wenn man<br />

wie ich in so ein Fach hineinwächst,<br />

hatte man das aber ziemlich<br />

bald heraus“, schmunzelt<br />

Barbara Heider. Sie habe einfach<br />

schnell lernen müssen, mit den<br />

Leuten umzugehen.<br />

Viel Freizeit hatte das junge<br />

Mädchen damals nicht.„Nach der<br />

Arbeit im Laden habe ich<br />

manchmal abends noch die<br />

Hausaufgaben machen müssen,<br />

als ich noch zur Schule ging“, erzählt<br />

sie. Später galt es dann<br />

abends den Haushalt in ihrer<br />

Wohnung in der Poststraße zu<br />

besorgen. Wo es Arbeit zu tun<br />

gab, musste Barbara Heider mit<br />

anpacken. Egal ob es beim Verkauf<br />

im Laden, bei der Arbeit in<br />

der Werkstatt oder im Haushalt<br />

beim Kochen und Putzen war.<br />

„Landwirtschaft hatten wir aber<br />

keine mehr. Mein Vater hat den<br />

vorderenTeil des Hauses mit dem<br />

Laden und der Werkstatt bekommen,<br />

mein Onkel Luis in der<br />

Mitte den Bauernhof.“ Ein paar<br />

Hühner hielt die Mutter, um frische<br />

Eier und ab und zu etwas für<br />

den Suppentopf zu haben. Auch<br />

ein Gemüsegarten wurde von der<br />

Mutter versorgt. Gekocht wurde<br />

so gut wie immer selbst zu Hause.<br />

Mal zum Essen in die Wirtschaft<br />

gehen? Machte man damals<br />

nicht. Die Mutter kochte aus<br />

dem,was man selbst hatte:Es gab<br />

viele Hefezöpfe,Mehlspeisen und<br />

das, was im Garten wuchs. Gegessen<br />

wurde, was auf den Tisch<br />

kam. „Ein Lieblingsessen zu haben<br />

oder gar etwas gar nicht zu<br />

mögen – das gab es damals nicht.<br />

Wir hätten uns das gar nicht getraut“,<br />

erzählt Barbara Heider.<br />

„Das ist schon ein Unterschied zu<br />

heute.“<br />

Wenig Freizeit<br />

für Mädchen<br />

Man habe eben gearbeitet,so lange<br />

es etwas zu tun gegeben habe.<br />

Und gefunden habe man fast immer<br />

etwas. „Von unserer Freizeit<br />

hatten wir deshalb so gut wie<br />

nix.“ Mal zum Baden an die<br />

Wertach fahren? „Das haben eher<br />

die jungen Burschen gemacht.<br />

Die sind am frühen Abend nach<br />

Schuhmachermeister Johann Heider, 1954.<br />

Bild: Bildarchiv Georg Fritz<br />

Inserat Schuhladen Familie Heider.<br />

Bild: Elisabeth Fritz<br />

Betty Heider (Mitte) im Laden mit ihren Mitarbeiterinnen Gerda Vogl (links) und<br />

Rosa-Maria Bartz (rechts).<br />

Bild: Gerda Vogl<br />

48 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


LEBENSLINIEN<br />

Barbara Heider (ganz rechts), 2011.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

der Arbeit hinaus gefahren oder<br />

am Samstagnachmittag“, erinnert<br />

sich Barbara Heider. „Für uns<br />

Mädchen war das nichts. Wir<br />

sind da nur ganz selten mal hinaus<br />

gekommen.“<br />

Zu Veranstaltungen wie dem<br />

Maitanz habe man gehen dürfen.<br />

Die Mädchen machten sich dazu<br />

schick und zogen meist ein<br />

Dirndl an. „Die waren damals<br />

aber noch viel länger als heute“,<br />

lacht Barbara Heider. „Da gingen<br />

die Röcke noch bis weit übers<br />

Knie.“ Zur Blasmusik sei dann<br />

auch ein wenig getanzt worden.<br />

Die Vereine und Organisationen<br />

wie die Blasmusik oder Kolping<br />

seien eher ein Treffpunkt für die<br />

jungen Burschen gewesen. „Für<br />

uns Mädchen gab es da wenig<br />

Möglichkeiten.“<br />

Urlaub gab es früher kaum. „Es<br />

gab ja eigentlich immer was zu<br />

tun“, schmunzelt Barbara Heider.<br />

„Und man musste da sein, wenn<br />

der Laden offen hat.“ Für große<br />

Reisen habe man sich keine Zeit<br />

genommen. Ausflüge machte<br />

Barbara Heider aber immer gerne<br />

– auch heute noch. „Wir sind<br />

dann mal in die Berge gefahren<br />

oder haben eine Busfahrt mitgemacht“,<br />

erinnert sie sich gerne.<br />

„Aber dann hieß es gleich wieder:<br />

Wenn der Laden offen hat, brauchen<br />

wir dich.“ Das blieb auch so,<br />

als der Bruder geheiratet hatte.<br />

„Meine Schwägerin hatte kein<br />

großes Interesse am Geschäft und<br />

so habe ich weiter für alles da sein<br />

müssen. Das war halt einfach so.“<br />

Barbara Heider blieb ledig. „Es<br />

gab schon Burschen, die mich gefragt<br />

haben, warum heiratest Du<br />

mich nicht?“, lacht sie. „Die haben<br />

schon gedacht, ich wäre das rechte<br />

Mädchen für sie.“ Aber ihr Elternhaus<br />

sei recht streng gewesen.<br />

„Wenn ich da mal einen Freund<br />

mitgebracht habe, dann hat die<br />

Mutter gleich gesagt: „Du, mit<br />

dem hat das fei keinen Wert, der<br />

ist nix!“, erinnert sich Barbara<br />

Heider. Damals habe man den<br />

Eltern noch gefolgt. Und dann<br />

eben den jungen Burschen wieder<br />

sausen lassen.<br />

„Mir war aber irgendwann auch<br />

meine Selbstständigkeit sehr<br />

wichtig“, sagt Barbara Heider<br />

nachdenklich. „Damals gab es nur<br />

die Möglichkeit, entweder verheiratet<br />

und Hausfrau zu sein oder<br />

ledig im Geschäft. Und bei mir<br />

hat’s eben immer geheißen, Du<br />

gehörst ins Geschäft.“ Die Selbstständigkeit<br />

dort habe sie irgendwann<br />

nicht mehr missen wollen.<br />

„Ich hatte mich daran gewöhnt.<br />

Es war halt einfach so.“<br />

Heute<br />

1991 gab Barbara Heider das Geschäft<br />

auf. „Das ist mir schon<br />

schwergefallen“, gibt sie zu. Die<br />

Arbeit im Laden habe ihr immer<br />

Spaß gemacht. Was sie am Ruhestand<br />

genoss: es blieb Zeit für<br />

Reisen ohne dass das Geschäft im<br />

Hintergrund wartete. 1992 fuhr<br />

Barbara Heider nach Madeira,<br />

1997 nach Rhodos und ein Jahr<br />

später nach Mallorca. „Das war<br />

immer wunderschön“, erzählt sie.<br />

„Die tollen Landschaften und die<br />

vielen Blumen und Pflanzen!“<br />

Doch auch im näheren Raum<br />

fand Barbara Heider schöne Stellen:<br />

weitere Reiseziele waren deshalb<br />

Südtirol oder die Mecklenburgische<br />

Seenplatte. Heute ist<br />

Barbara Heider (2te v. links) mit Mutter und Schwester<br />

Genoveva.<br />

Bild: Foto Hirche<br />

Barbara Heider nicht mehr ganz<br />

so mobil. „Als ich 70 wurde, habe<br />

ich mein Auto hergegeben“, erzählt<br />

sie. „Danach bin ich zwar<br />

noch viel geradelt, aber das geht<br />

heute auch nicht mehr.“ An Ausflügen<br />

nimmt sie aber immer<br />

noch gerne teil. „Alles, was nicht<br />

länger wie einen halben Tag geht,<br />

mache ich gerne mit“, sagt sie.<br />

Versorgen tut sie sich meist noch<br />

selbst. „Alles, was man noch selber<br />

machen kann, ist viel Wert“,<br />

so lautet Barbara Heiders Credo.<br />

„Und es ist auch Gewohnheit: Bei<br />

meiner Mutter habe ich gesehen,<br />

dass man viel selbst machen kann<br />

und den Rest muss man halt so<br />

nehmen, wie es kommt“, sagt sie.<br />

BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6, Juni 2016 49


KLASSENFOTO<br />

Dieses Bild stellte uns Josef Oberdorfer zur Verfügung. Es zeigt die 9. Klasse der Realschule Bobingen im Schuljahr 1974/75,<br />

zusammen mit dem Klassenleiter Foigele. Das Bild wurde im Juli 1975 aufgenommen. Die Schüler sind Jahrgang 1959/60.<br />

Das Bild von Karl Schenk zeigt seine Schulklasse der7./8. Jahrgangsstufe mit Lehrer Josef Kropp.<br />

Wenn auch Sie noch alteFotos besitzen, liebe Leser,können Sie uns eine E-Mail unter<br />

stadtgeschichten@herba-verlag.de schicken oder unstelefonisch unter0821/5071-451Bescheid geben.<br />

50 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016


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