Bobinger Geschichten Juni2016
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KIRCHE<br />
KIRCHE<br />
DasLaurentiushaus<br />
Das Laurentiushaus Bobingen hat ursprünglich überhaupt keinen<br />
kirchlichen Beginn. Es wurde als Flüchtlingsheim erbaut, war später<br />
Jugendwohnheim und dann Kindergarten. Heute beherbergt es die<br />
vielen Gruppen der katholischen Pfarrei St. Felizitas und ist mit<br />
seinem großen Saal ein gern genutzter Veranstaltungsort.<br />
hort und eines Jugendwohnheims<br />
zum Ziel gesetzt hat.Der Kindergarten<br />
ist für 150 Kinder vorgesehen,<br />
was wohl der örtlichen Anforderung<br />
entsprechen dürfte.<br />
Über die Dringlichkeit brauchen<br />
wir wohl keine Worte verlieren.<br />
Wenn wir nun beides,Kindergarten<br />
und Jugendwohnheim miteinander<br />
verbinden, so einmal wegen<br />
der dadurch günstigeren Finanzierung<br />
und auch der günstigeren<br />
Rentabilität wegen. Die<br />
Einbeziehung eines Grundausbildungslehrgangs<br />
für Haushalt ist<br />
vorgesehen. Der Bau soll an der<br />
Pestalozzistraße (gegenüber<br />
Wohnblock Eisenschmid) zur<br />
Entstehung kommen.<br />
Das Laurentiushaus heute.<br />
Von Anja Fischer<br />
Die Nachkriegsjahre waren auch<br />
für Bobingen eine Zeit des Neuaufbaus<br />
und der Neuordnung.<br />
Das galt auch für die Kinder und<br />
Jugendlichen. Beginnend beim<br />
Kindergarten war das größte Problem<br />
Anfang der 1950er Jahre,<br />
dass es eben keinen Kindergarten<br />
gab.<br />
Bobingen bestand zu dieser Zeit<br />
aus etwa 6.000 Einwohnern, von<br />
denen rund 2.200 Heimatvertriebene<br />
(36 Prozent) waren. Diese<br />
waren zum größten Teil in vier<br />
Flüchtlingslagern untergebracht.<br />
Wohnungsnot und ein Mangel an<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />
waren die Folge, denn die Frauen<br />
mussten, um der Familie ein wenig<br />
Erleichterung und Wohlstand<br />
zu verschaffen, in diesen Zeiten<br />
oft selbst arbeiten. Viele fanden<br />
eine Beschäftigung in der örtlichen<br />
Kunstseidefabrik, mussten<br />
aber die Kinder während ihrer<br />
Arbeitszeit sich selbst überlassen.<br />
Der einzige, behelfsmäßig eingerichtete<br />
Kindergarten hatte leider<br />
am 31.3.1951 aus Einsparungsgründen<br />
geschlossen werden<br />
müssen.Die Gemeinde Bobingen<br />
bemühte sich deshalb über mehrere<br />
Monate lang,Zuschüsse vom<br />
Schwedischen Hilfswerk „Rettet<br />
das Kind“ zu bekommen. Dieses<br />
Hilfswerk hatte in Aussicht gestellt,im<br />
Landkreis Schwabmünchen<br />
ein Heim für Kinder zu errichten.<br />
Leider verblieb das Gesuch<br />
Bobingens ergebnislos. Am<br />
22. Februar 1951 bedauerte das<br />
Landratsamt Schwabmünchen es<br />
in einem Schreiben an das Hilfswerk,„dass<br />
sie ihre wohlgemeinte<br />
Absicht,in der Gemeinde Bobingen<br />
einen Kindergarten zu errichten,nicht<br />
verwirklichen konnten.<br />
Die Gemeinde Bobingen hat zur<br />
Zeit Schwierigkeiten, bei der Beschaffung<br />
eines geeigneten Ersatzobjektes<br />
…"<br />
Bild: Anja Fischer<br />
Verein Jugendzentrume.V.<br />
Einige Zeit zeichnete sich keine<br />
Lösung in der Kindergartenfrage<br />
ab,bis Anfang 1952 Bewegung in<br />
die Sache kam. Ein gemeinnütziger<br />
Verein gründete sich, um das<br />
Kindergartenprojekt voranzutreiben.<br />
Privatleute und Unternehmer,die<br />
in lobenswerter Weise eine<br />
Aufgabe der Kommune zu ihrer<br />
eigenen Sache machten.In einem<br />
Schreiben vom 5. Januar<br />
1952 an die Gemeindeverwaltung<br />
Bobingen mit dem Gesuch um<br />
einen Zuschuss zur Errichtung<br />
eines Kindergartens mit Kinderhort<br />
und Jugendwohnheim steht:<br />
„Wie bereits bekannt, haben wir<br />
uns zu einer Gemeinschaft, die<br />
den Namen „Jugendzentrum Bobingen<br />
e.V.“ trägt, zusammengeschlossen,<br />
die sich die Errichtung<br />
eines Kindergartens mit Kinder-<br />
Die ersten Voraussetzungen wie<br />
Erwerb des Bauplatzes, Vorverhandlungen<br />
über die Finanzierung<br />
sind soweit gediehen, dass<br />
wir berechtigte Hoffnung haben,<br />
unser Vorhaben bereits in diesem<br />
Jahr in Angriff nehmen zu können.<br />
Nun gilt es die noch offene<br />
Finanzierungslücke zu schließen.<br />
Wir kommen deshalb mit der<br />
Bitte an die Gemeindeverwaltung,<br />
unsere Sache, die gleichzeitig<br />
auch Sache der Gemeinde ist,<br />
tatkräftig zu unterstützen. Die<br />
angespannte finanzielle Lage der<br />
Gemeinde ist uns bekannt.Wenn<br />
wir trotzdem unsere dringende<br />
Bitte vortragen, so nicht zuletzt<br />
aus einer Verpflichtung heraus,<br />
die darin begründet ist, dass wir<br />
nennenswerte Mittel und Unterstützung<br />
bei den unserer Sache<br />
nahestehenden Stellen gefunden<br />
haben, sodass das Projekt an den<br />
verhältnismäßig gering aufzubringenden<br />
Eigenmitteln, zu denen<br />
auch der gemeindliche Anteil<br />
zählt,nicht scheitern darf.<br />
Unsere Bitte besteht vor allem<br />
darin, die Gemeinde möge uns<br />
das erforderliche Bauholz, das<br />
sind 100 lfm Rundholz, spenden<br />
22 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016