Bobinger Geschichten Juni2016

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ORTSGESCHICHTE Der Spielplatz 2010. Badespaß 2012. DasFreibad wird zum„Aquamarin“ Liegewiese 2012. Badespaß 2012. Bilder: Anja Fischer den Nacktbadern weitere Flächen im Rahmen der gegebenen örtlichen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zur Verfügung zu stellen. Dies gilt insbesondere für Ballungsgebiete, in denen erfahrungsgemäß am häufigsten gegen die Badeverordnung verstoßen wird.“ In Bobingen wurde kein solches Nacktbadegebiet ausgewiesen. Der Ort ist bis heute der Sittlichkeit verpflichtet und hat niemals von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. 1998 war es so weit:Nach der Badesaison war das Freibad reif für eine gründliche Sanierung und blieb für eine Saison geschlossen. Am 20.Mai 2000 wurde das neue „Juwel“ in Bobingen wiedereröffnet. Das Baden war an diesem Tag für alle Besucher kostenlos. Die Stadt war indes voller Lob für die gelungene Neugestaltung: „Mit einer Gesamtinvestition von 9,2 Millionen Mark hat die Stadt nicht nur die modernste Bädertechnik eingekauft, sondern vor allem auf die Attraktivität der Anlage gebaut.Das neugestaltete Erlebnisbecken mit Strömungskanal, Sprudelliegen, Wasserpilz, Sprudelregner und einer 50-Meter-Großrutsche bildet das Herzstück im„Aquamarin“,einem insgesamt gelungenen Wasserpark, der Freizeit- und Badevergnügen für Jung und Alt verspricht.“ Zum Programm am Premierentag gehörten: die feierliche Schlüsselübergabe, die kirchliche Segnung und Namensverleihung und die Preisvergabe für die Gewinner des Namenswettbewerbes. In Bobingen blieb es nicht beim Freibad: Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe vom Weitergang der <strong>Bobinger</strong> Badekultur mit dem Hallenbad. Quelle:StadtarchivBobingen 12 BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016
ORTSTEILE ORTSTEILE WaldbergunddieRadegundis Bis Ende 1805 lag Waldberg auf vorderösterreichischem Staatsgebiet. Die Landeshoheit übte die Markgrafschaft Burgau aus, die durch politische Geflechte zu unserem Nachbarland zählte. Seit 1806 gehört Waldberg eigentlich erst zu Bayern und seit 1975 zu Bobingen. So gesehen ist der kleine Ort in den Wäldern schon ganz schön in der Weltgeschichte herumgekommen. Dieses Schild begrüßt Besucher in Waldberg. Bild: Anja Fischer Von Anja Fischer Der Name des <strong>Bobinger</strong> Ortsteils Waldberg entstand aus dem Wort „Wartberg“ und ist abzuleiten von dem althochdeutschen warta = Warte. Ein wenig deutlicher macht das der erste Hinweis auf den Ort, der um 1170 als „Wartperch“ erstmals urkundlich nachgewiesen ist.Die Silbe„wart“ lässt hier eine Beobachtungsstelle vermuten, die wahrscheinlich auf einem „perch = Berg“ lag.Tatsächlich ist in Waldberg eine Burg archäologisch belegt.So hat Waldberg, auch wenn es inmitten grüner Wälder liegt, zumindest von der Namensgebung her mit diesen keinerlei Verbindung. Waldberg entstand in der Urmark von Wehringen als Siedlung am Wartberg.Die Stelle mit der ehemaligen Warte liegt etwa 500 Meter nördlich der Waldberger Kirche. 1249 waren es wohl zwischen sechs und zehn Anwesen, die zuWaldberg gehörten. Ein wenig rebellisch waren die Waldberger wohl in früheren Jahren schon. Zumindest, wenn es um die Verbesserung ihrer Lebensumstände ging. Denn es muss hart gewesen sein, dem Boden inmitten der dunklen Wälder genug Essbares für seine Familie abzuringen. So wird berichtet, dass sich an den Bauernaufständen 1525 alle vierzehn Feuerstätten beteiligten. 1595 kaufte Jakob Fugger der Ältere die Herrschaft Wellenburg mit allen Zugehörungen, also auch Waldberg.Durch die Mordbrennereien des 30jährigen Krieges (1618–1648) wurde Waldberg ruiniert und fast menschenleer. 1632 meldete die Herrschaft nach Burgau,dass Waldberg mit seinen 29 armen Häusern zum zweiten Mal ganz ausgeplündert wurde. Das erste Mal wurden den Untertanen 120 Stück Vieh und sechs Rosse, das zweite Mal 80 Stück Vieh und 21 Rosse abgenommen. Das arme Dorf wurde fast täglich überfallen.Die Leute konnten aus Armut keine Bürgerwehr unterhalten und waren daher schutzlos. Ein Verzeichnis zählt auf, dass von 1631 bis 1639 in Waldberg 23 Familien umgebracht worden waren und deren Anwesen abgebrannt und ruiniert wurden.Vermutlich haben die Fugger darauf reagiert,in dem sie aus ihrer tirolerischen Herrschaft Untertanen nach Waldberg umsiedeln ließen. Das lässt sich aus den Bewohnern schließen,die etwa 100 Jahre später mit dem Zusatz „Tyroller“ in den Verzeichnissen aufgeführt sind. Abgaben müssen trotzdem gezahltwerden So arm Waldberg auch immer war – abgabenfrei war es deshalb noch lange nicht. Der Ackerbau wurde in der Dreifelderwirtschaft betrieben.An Stelle des Zehnten waren dem Hochstift Augsburg 1711 jährlich vier Schaff Roggen und vier Schaff Hafer abzuliefern. Jeder Dorfbewohner hatte zusätzlich zum Frondienst einen Gulden Beisitzgeld zu zahlen.Ausgenommen waren alte Witwer und Witwen, die die gnädige Herrschaft gratis duldete und als „Almosen“ abgabenfrei ließ. Der Frondienst wurde übrigens nicht in der Wellenburger Herrschaft abgeleistet, weil der Weg zu weit gewesen wäre.Vor allem zur Erntezeit mussten die Waldberger in das Hofgut Burgwalden gehen und dort bei der Ernte und der anschließenden Feldbestellung helfen. Weil in Waldberg selbst die Feldfrüchte schlecht wuchsen, – „Ist an diesem ohrt gar ein schlechter veltpau“ suchten die Bewohner bei der Herrschaft oft um Nachlass bei der Getreideabgabe nach. 1680 wurde deshalb von Franz Joachim Fugger die Abgabe von vier auf zwei Scheffel Roggen und Hafer herabgesetzt. Dabei blieb es. Die Waldberger durften seither auch ihr Vieh in die herrschaftlichen Hölzer treiben und dort weiden lassen. Der Großzehnt wurde weiterhin in Getreide an die Pfarrei Reinhartshausen bezahlt. Der Kleinzehnt von Kartoffeln und Flachs sowie der Blutzehnt an Hühnern und Enten ging an den Pfarrer vonWaldberg. Der alte Name Wahlberg. Bild: Stadtarchiv Bobingen BOBINGER GESCHICHTE(N), Band 6,Juni 2016 13
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