DEHOGA Magazin Nr. 4 Juli/August 2011 - DEHOGA Niedersachsen
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<strong>DEHOGA</strong> aktuell 04/<strong>2011</strong> 19 lüneburg<br />
Wehe, der Handtuchwärmer bleibt kalt<br />
Der harte Kampf um Sterne / Heide-Kröpke bleibt ein „4-S-Produkt“<br />
Wenn Rudi Meyer die Schublade inspiziert,<br />
Heinz Beier an der Badbeleuchtung<br />
ruckelt und Gerhard Rötzer kopfschüttelnd<br />
auf seine Liste blickt, dann können Hoteliers<br />
schon mal nervös werden. „Deutsche<br />
Hotelklassifizierung“: Bei dem Besuch der<br />
drei <strong>DEHOGA</strong>-Mitarbeiter geht es um Sterne<br />
– und damit um die Gunst der Gäste.<br />
Und so ist auch für Inga Zimolong-Wilmes<br />
und Bernd Wilmes, Besitzer und Betreiber<br />
des Hotels Heide-Kröpke in Essel dieser<br />
Tag ein wichtiger Tag.<br />
Vier Sterne Superior, oder in der Fachsprache<br />
ein „4-S-Produkt“: Hinter dieser<br />
Bezeichnung steht ein Hotel zwischen<br />
First Class (vier Sterne) und Luxus (fünf<br />
Sterne). Im Gebiet der Lüneburger Heide<br />
dürfen nur drei Häuser dieses Prädikat<br />
führen, im Heidekreis ausschließlich das<br />
Heide-Kröpke. Und heute steht wie alle<br />
drei Jahre üblich die Überprüfung durch<br />
die <strong>DEHOGA</strong>-Kommission auf dem Programm.<br />
Das Trio kontrolliert, ob alle Voraussetzungen<br />
erfüllt sind.<br />
„Wir sind ja hier nicht in Griechenland,<br />
wo die Vergabe von Sternen bis zum Abriss<br />
des Gebäudes gilt“, verweist Rudi<br />
Meyer, <strong>DEHOGA</strong>-Bezirksvorsitzender, auf<br />
strenge deutsche Normen. „Der Gast soll<br />
sich darauf verlassen können, dass hinter<br />
der Zahl der Sterne auch tatsächlich eine<br />
bestimmte Leistung steckt.“<br />
Der <strong>DEHOGA</strong> versteht im Dienste der<br />
Sache wenig Spaß. Im hart umkämpften<br />
Markt kann nur Qualität gewinnen. „Was<br />
ist denn nun mit Balkonen und Terrassen?“,<br />
setzt Heinz Beier, <strong>DEHOGA</strong>-Kreisvorsitzender,<br />
beim Vorgespräch mit Besit-<br />
Heinz Beier, Gerhardt Rötzer und Rudi Meyer<br />
werten die Ergebnisse aus.<br />
zern und Betreibern des Heide-Kröpke<br />
nach. „Französische Balkone zählen<br />
nicht“, erteilt er bodentiefen Fenstern<br />
mit Geländer die rote Karte.<br />
Bange machen gilt nicht, mogeln<br />
aber auch nicht. Punkt für Punkt gehen<br />
Prüfer und Geprüfte den ellenlangen<br />
„Erhebungsbogen zur Deutschen Hotelklassifizierung“<br />
mit 270 Einzelpositionen<br />
durch. Vier Sterne Superior: Das<br />
bedeutet nicht nur Sauberkeit und frische<br />
Bettwäsche. Da wird jeder Winkel durchleuchtet,<br />
jede Steckdose bewertet, die Barrierefreiheit<br />
beurteilt, Doppelwaschbecken<br />
in Suiten, Heizmöglichkeiten im Bad,<br />
Schallschutz an Fenstern, die „angemessene<br />
Anzahl einheitlicher Kleiderbügel“, der<br />
Regenschirm für den Gast und der „abendliche<br />
Turndownservice als zusätzlicher<br />
Zimmercheck“. Alles vom Feinsten, nur so<br />
klappt‘s mit „4-S“.<br />
Die Matratzentiefenreinigung bereitet<br />
etwas Sorgen. Die gibt es zwar, allein der<br />
schriftliche Nachweis lässt sich gerade<br />
nicht auftreiben. „Wir suchen“, beteuert<br />
Bernd Wilmes. Streng schweift der Blick<br />
der Prüfer weiter über die Listen. „Allergiefreie<br />
Kissen?“, fragt Rudi Meyer nach.<br />
„Ja.“ Babysitter auf Wunsch? Internet<br />
im Zimmer? Animation? Doorman- und<br />
Wagenmeisterservice? Das reiche nicht,<br />
wenn gelegentlich der Chef den Maserati<br />
des vermögenden Gastes in die Garage<br />
steuert, klären die Prüfer auf. Punktabzug.<br />
Beim Rundgang durchs Gebäude verursacht<br />
eine Bohrmaschine zwar Geräusche,<br />
signalisiert aber auch: Hier wird<br />
saniert. „Ein gutes Zeichen“, findet die<br />
Kommission. Heinz Beier<br />
kniet sich hin, hebt eine<br />
Matratze an. Gerhard Rötzer,<br />
Gastroberater beim<br />
<strong>DEHOGA</strong>-Bezirksverband<br />
Lüneburg, beäugt intensiv<br />
eine Kommode. „Gibt‘s<br />
auch Radio?“, fragt Rudi<br />
Meyer und nickt Richtung<br />
Flachbildfernseher. Klar<br />
gibt‘s Radio. Meyer lobt die<br />
Speisekarte: „Ganz hervorragend!“<br />
Schublade auf, Matratze hoch! Bezirksvorsitzender<br />
Rudi Meyer, Gastroberater Gerhard<br />
Rötzer und Hotel-Chefin Inga Zimolong-Wilmes<br />
während der Überprüfung.<br />
Bei der internen Besprechung auf der<br />
Hotelterrasse wird gerechnet. Hier ein<br />
Punkt Abzug, da einer dazu. Die Kriterien<br />
sind im vergangenen Jahr noch einmal<br />
verschärft worden, da kann eine Kleinigkeit<br />
entscheiden. „Wir wollen ehrliche<br />
Sterne“, macht Meyer unmissverständlich<br />
klar, dass zugedrückte Augen niemandem<br />
helfen. „Zwischen vier Sternen und vier<br />
Sternen Superior liegen Welten“, klärt er<br />
weiter auf. Zahlen werden ausgetauscht<br />
und verglichen, unklare Positionen auf<br />
der Liste besprochen.<br />
Die Kommission ist zufrieden. „Hier<br />
stehen alle Türen offen“, lobt Meyer Kooperation<br />
und Transparenz. Das Trio ist<br />
sich schnell einig: „Das ist ohne Zweifel<br />
ein 4-S-Produkt.“ Dann dürfen die Chefs<br />
kommen und erfahren das Ergebnis. Dieser<br />
Tag ist ein guter Tag. �<br />
Klassifizierte Betriebe<br />
im Mai im Bezirk Lüneburg<br />
� 4 Sterne Superior<br />
Hotel Heide-Kröpke, Essel<br />
� 4 Sterne<br />
Hotel Caroline Mathilde, Celle<br />
� 3 Sterne<br />
Hotel Kaiserhof, Munster<br />
� 2 Sterne<br />
Hotel Atlantik, Celle