blu August 2016
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Thema<br />
S P I T Z E N J U N G E<br />
G E R M A N P R E M I U M Q U A L I T Y<br />
©<br />
K L A S S I S C H<br />
Leihmutterschaft für Schwule ist in<br />
Deutschland ein heikles und kompliziertes<br />
Thema. Das Gesetz verbietet<br />
Ärzten jede Teilnahme an einer solchen<br />
Schwangerschaft. Die Auftraggeber,<br />
also potenzielle Eltern, bestraft<br />
es nicht. Für viele Schwule, die sich<br />
nicht einem Adoptionsverfahren<br />
aussetzen wollen, ist eine im Ausland<br />
durchgeführte Leihmutterschaft die<br />
einzige Alternative. Wir sprachen mit<br />
einem aus Israel stammenden Paar,<br />
das in Deutschland lebt, darüber, wie<br />
sie ihre Tochter mittels einer Leihmutter<br />
zur Welt brachten.<br />
SEIT WANN HABT IHR EUCH KINDER<br />
GEWÜNSCHT?<br />
Itay: Seit unserem ersten Date. Wir<br />
sind jetzt 13 Jahre zusammen und hatten<br />
diesen Wunsch von Anfang an.<br />
Roi: Die Frage war nur, wie viele Kinder,<br />
nicht ob.<br />
FÜHRT IHR DIESEN WUNSCH DARAUF<br />
ZURÜCK, DASS ISRAEL KINDERFREUND-<br />
LICHER IST?<br />
Itay: Vielleicht, aber wenn man als<br />
Schwuler in Deutschland glaubt, dass<br />
Kinder nicht möglich sind, entsteht<br />
dieser Wunsch erst gar nicht.<br />
Roi: Die beiden Punkte, die Eltern<br />
zuerst durch den Kopf gehen, wenn<br />
ihr Sohn sagt, dass er schwul ist, sind<br />
doch: Oh mein Gott, er stirbt vermutlich<br />
an Aids. Und: Wir werden keine Enkel<br />
haben. – Wir fanden es sehr schwer zu<br />
akzeptieren, dass an so vielen Orten auf<br />
der Welt die Möglichkeit zu Kindern besteht,<br />
aber in Deutschland nicht. Unsere<br />
Eltern haben uns ständig gefragt, wann<br />
sie Enkel aus unserer Partnerschaft<br />
erwarten können.<br />
HABT IHR EUCH RECHTLICH BERATEN<br />
LASSEN?<br />
Roi: Bevor wir uns haben beraten<br />
lassen, dachten wir auch an Adoption,<br />
aber dieser Weg ist einem schwulen<br />
Paar in Deutschland verwehrt. Die Beratungsstelle<br />
war dahingehend nicht<br />
sehr hilfreich, weil sie sehr resolut<br />
jeden Weg ausgeschlossen hat.<br />
Itay: Auch unabhängige Anwälte<br />
konnten uns in dieser Frage nicht<br />
weiterhelfen. Sie haben uns das<br />
deutsche Gesetz erklärt, aber wollten<br />
keine neuen Wege gehen. Wir haben<br />
uns dann für die Leihmutterschaft<br />
entschieden, auch auf die Gefahr hin,<br />
dass das viele Folgen haben wird, die<br />
wir noch nicht erahnen konnten. Von<br />
daher haben wir uns dazu entschlossen,<br />
unseren Weg auch nicht zu<br />
verheimlichen.<br />
WANN WAR DER ZEITPUNKT GEKOM-<br />
MEN, DASS IHR DAMIT BEGONNEN<br />
HABT, DEN PLAN UMZUSETZEN?<br />
Roi: Die offene Frage war, auf welche<br />
Weise es passieren sollte. Es stand<br />
nicht von Anfang an fest, dass es eine<br />
Leihmutterschaft wird. Allerdings<br />
passte diese Lösung zu unseren<br />
Bedürfnissen am besten. Wir wollten<br />
unsere Elternschaft als Paar nicht mit<br />
einer dritten Person teilen. Insofern<br />
kam eine Mutter, die an der Erziehung<br />
beteiligt ist, für uns nicht infrage.<br />
Mehr als das: Als wir uns für die<br />
Leihmutterschaft entschieden hatten,<br />
wollten wir dazu eine zweite Frau<br />
als Eispenderin. Wenn heute jemand<br />
fragt, wer ist die Mutter von Daniel<br />
können wir sagen: Daniel hat keine<br />
Mutter, Daniel hat zwei Väter.<br />
O D E R G E I L<br />
FÜR JEDEN<br />
WAS DABEI<br />
W W W . S P I T Z E N J U N G E . D E