Endokrinologie Informationen - Deutsche Gesellschaft für ...
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ABSTRACTS<br />
werden (31). Unter Verwendung eines Retrovirusvektors<br />
konnten Mandell u. Mitarb. nach Transfektion mit<br />
dem Ratten-NIS-Gen in verschiedenen Karzinomzelllinien<br />
(Melanomzellen, Leber-, Kolon- und Ovarialkarzinomzellen)<br />
eine Iodakkumulation in vitro und in vivo<br />
nachweisen, die in vitro einen zytotoxischen Effekt von<br />
131-I erlaubte (32). Ähnliche Ergebnisse berichteten<br />
Boland et al. in verschiedenen Tumorzellinien nach<br />
Adenovirus-vermittelter Expression des Ratten-NIS-<br />
Gens in vitro und in vivo (33). Nakamato et al. induzierten<br />
eine Radioiodakkumulation in vitro und in vivo in<br />
humanen Mammakarzinomzellen durch Transfektion<br />
mit Ratten-NIS-DNA mittels Elektroporation (34). Nach<br />
Transfektion mit humaner NIS-DNA zeigten Carlin et al.<br />
Radioiodaufnahme in humanen Gliom-, Neuroblastomund<br />
ovariellen Adenokarzinomzellen in vitro. Der selektive<br />
zytotoxische Effekt von 131-I war darüber hinaus<br />
signifikant erhöht in dreidimensionalen Kulturen NIStransfizierter<br />
Gliomzellen im Vergleich zu zweidimensionalen<br />
Monolayer-Kulturen, was auf einen beträchtlichen<br />
Bystander-Effekt hinweist (35). Unter Verwendung<br />
eines bicistronischen retroviralen Vektors erzielten<br />
Haberkorn et al. eine Radioiodakkumulation mit<br />
raschem Iod-Efflux in Ratten-Hepatomzellen in vitro<br />
und in vivo (36). Insgesamt zeigen diese Ergebnisse,<br />
dass mittels NIS-Gentransfer unter Verwendung viraler<br />
sowie nicht-viraler Vektoren in einer Reihe extrathyreoidaler<br />
Tumorzellen eine Radioiodakkumulation induziert<br />
werden kann.<br />
Derzeit existiert kein kurativer Therapieansatz zur<br />
Behandlung des metastasierenden Prostatakarzinoms,<br />
der zweithäufigsten tumorbedingten Todesursache bei<br />
Männern. Durch gezielten NIS-Gentransfer könnten<br />
auch Prostatakarzinomzellen Iod aus dem Plasma konzentrieren,<br />
was die Möglichkeit der Radioiodtherapie<br />
beim Prostatakarzinom eröffnen würde. Gentransfer<br />
unter Steuerung gewebespezifischer Promotoren ermöglicht,<br />
therapeutische Gene selektiv in tumorerkranktem<br />
Gewebe zu exprimieren und damit die Zytotoxizität<br />
in anderen Geweben zu minimieren. Im Falle<br />
von Prostatagewebe ist der PSA-Promoter verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Prostata-spezifische, androgenabhängige<br />
Expression von PSA (Prostata-spezifisches Antigen),<br />
eines Prostata-spezifischen Glykoproteins, das auch in<br />
der überwiegenden Mehrzahl der Prostatakarzinome<br />
und ihrer Metastasen androgenabhängig exprimiert<br />
wird (37). Aufgrund seiner umfassenden Charakterisierung<br />
in den letzten Jahren kann der PSA-Promoter daher<br />
eingesetzt werden, um eine gewebespezifische,<br />
androgenabhängige Expression therapeutischer Gene<br />
in Prostatakarzinomzellen zu erreichen (38). Unter<br />
Steuerung eines 6kb-PSA-Promoter Fragments, das<br />
alle <strong>Informationen</strong> <strong>für</strong> die Prostata-spezifische, androgenabhängige<br />
Expression von PSA enthält (38), ist es<br />
kürzlich gelungen, in Prostatakarzinomzellen durch gewebespezifische<br />
NIS-Expression eine Iodaufnahmeaktivität<br />
zu induzieren, die trotz fehlender Organifizierung<br />
des aufgenommenen Radioiods sowohl in vitro<br />
als auch in vivo hoch genug war, um einen deutlichen<br />
therapeutischen Effekt mit 131-I zu erreichen (39–41).<br />
Die Untersuchungen in Prostatakarzinomzellen zeigen<br />
erstmals eindrücklich, dass NIS-Gentransfer in Tumorzellen<br />
die Akkumulation einer therapeutisch wirksamen<br />
131-I-Dosis auch ohne Organifizierung des akkumulierten<br />
Radioiods ermöglicht, und damit eine innovative<br />
und potenziell kurative Therapiemöglichkeit bei extrathyreoidalen<br />
Tumoren, insbesondere beim Prostatakarzinom<br />
bieten kann.<br />
Dr. med. Christine Spitzweg<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum<br />
Großhadern,<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München,<br />
Marchioninistr. 15, D-81377 München<br />
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