Endokrinologie Informationen - Deutsche Gesellschaft für ...
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mit hohem Wachstumspotential ist eine wesentliche<br />
Ursache <strong>für</strong> regionale Wachstumsunterschiede, die<br />
schliesslich zur Knotenbildung führen.<br />
3. Auch Mutationen können zu einer erhöhten Proliferationsgeschwindigkeit<br />
der Thyreozyten und damit<br />
schließlich zur Bildung klonaler Knoten führen. Es<br />
handelt sich dabei vor allem Mutationen, die proliferationsrelevante<br />
Signaltransduktionswege betreffen<br />
und aktivieren, z.B. die Achse TSH-Rezeptor/G-<br />
Proteine/cAMP-Kaskade. Parma et al. (18) und später<br />
viele andere (16–19) haben in toxischen Adenomen<br />
somatische Mutationen des TSH-Rezeptor-<br />
Gens gefunden, die zur konstitutiven Aktivierung<br />
der Adenylcyclase führen mit Dauerstimulation von<br />
Wachstum und Funktion. In diesen Fällen ist verständlicherweise<br />
eine sich früher oder später klinisch<br />
manifestierende funktionelle Autonomie zu<br />
beobachten. Neue Arbeiten haben auch TSH-<br />
Rezeptor-Mutationen außerhalb von umschriebenen<br />
Knoten in autoradiographisch heißen Arealen<br />
von Knotenstrumen gezeigt (15).<br />
Die drei genannten Mechanismen der Knotenbildung<br />
kommen in jeder Struma vor und können durchaus<br />
zusammenwirken, etwa indem schneller proliferierende<br />
Thyreozyten-Subpopulationen mit höherer Wahrscheinlichkeit<br />
Mutationen erwerben als langsam proliferierende.<br />
Sie sind damit <strong>für</strong> das bunte Miteinander<br />
monoklonaler und polyklonaler Knoten und Areale in<br />
jedem Kropf (3, 6, 9–11, 13, 23) verantwortlich, aber<br />
auch vereinbar mit einer in neuster Zeit erfolgten<br />
gewissen Relativierung der vormals scharfen Grenze<br />
zwischen monoklonalen und polyklonalene Läsionen in<br />
Schilddrüse und andern Organen (3).<br />
Autonomie<br />
Autonomie des Wachstums und der Funktion gehen<br />
nicht immer parallel. Follikel oder ganze Schilddrüsenabschnitte<br />
bzw. -knoten können autonom sein bezüglich<br />
Proliferation allein, Funktion allein oder Proliferation<br />
und Funktion (3, 4, 8–11, 15, 16, 20–23). Gleichzeitig<br />
kommen beide Formen von Autonomie immer dann<br />
vor, wenn Signaltransduktionswege, die Proliferation<br />
und Funktion stimulieren, konstitutiv aktiviert sind (3,<br />
8–11, 14–19, 22–23).<br />
Die proliferative Autonomie äußert sich klinisch durch<br />
anhaltendes Wachstum von Schilddrüsenknoten oder<br />
der ganzen Struma in Abwesenheiten von TSH, d.h.<br />
unter endogener (bei Hyperthyreose) und exogener<br />
(durch Behandlung mit Schilddrüsenhormon erzielter)<br />
Suppression des TSH.<br />
Die funktionelle Autonomie der Schilddrüse tritt als diffuse<br />
Autonomie, als sog. multifokale Autonomie oder<br />
INFORMATIONEN<br />
als fokale Autonomie in Erscheinung, wobei es sich bei<br />
letzterer entweder um Pseudoadenome bei regionaler<br />
Ansammlung autonomer Thyreozyten oder aber um<br />
echte Adenome handelt. Es ist aus dem bisher Gesagten<br />
leicht verständlich, dass im Zuge der vor allem<br />
auf einer Follikelvermehrung basierenden Strumabildung<br />
auch die Gesamtzahl der funktionell autonomen<br />
Thyreozyten und Follikel zunimmt. Diese Follikel<br />
sind disseminiert, in der ganzen Schilddrüse verstreut<br />
oder auch in kleineren und grösseren Gruppen assoziiert.<br />
Letztere können sich szintigraphisch als heisse<br />
Knoten manifestieren oder auch nur autoradiographisch<br />
erfassbar sein. Die wiederholt gezeigte inverse<br />
Korrelation zwischen Strumagröße und Serum TSH (1,<br />
5, 12) ist kompatibel mit dem Konzept einer mit zunehmender<br />
Strumagewebsmasse zunehmenden funktionellen<br />
Autonomie (8–11, 15, 16, 20–23). Selten kann<br />
die funktionelle Autonomie alle Thyreozyten bzw.<br />
Follikel betreffen und auf einer angeborenen somatischen<br />
Mutation des TSH-Rezeptors beruhen (14, 16,<br />
19). Klinisch führt dies zu sporadischer oder familiärer<br />
nicht immunogener Hyperthyreose.<br />
Zusammenfassung<br />
Im Laufe der Strumabildung, die vor allem auf einer Follikelvermehrung<br />
beruht, nimmt auch die Gesamtzahl der<br />
funktionell autonomen Thyreozyten und Follikel stetig zu.<br />
Diese Follikel sind disseminiert, in der ganzen<br />
Schilddrüse verstreut oder in kleineren und größeren<br />
Gruppen assoziiert. Die funktionelle Autonomie der<br />
Struma manifestiert sich szintigraphisch entweder als diffuse,<br />
als sogenannte multifokale oder als fokale<br />
Autonomie, wobei es sich bei letzterer entweder um<br />
Pseudoadenome bei regionaler Ansammlung autonomer<br />
Thyreozyten oder aber um echte Adenome handelt.<br />
Molekulargenetische Untersuchungen haben gezeigt,<br />
dass heiße Knoten entweder polyklonal oder aber echte<br />
monoklonale Adenome sind, haben aber in neuster Zeit<br />
auch die ehemals scharfe Grenze zwischen polyklonalen<br />
und monoklonalen Läsionen der Schilddrüsen etwas verwischt.<br />
Die molekularen Grundlagen der thyroidalen<br />
Autonomie von Wachstum und/oder Funktion haben sich<br />
in den letzten Jahren teilweise geklärt, bleiben aber zu<br />
wesentlichen Teilen nach wie vor im Dunkeln.<br />
Literatur<br />
1. Berghout A, Wiersinga WM, Smits NJ, Touber<br />
JL: Interrelationships between age, thyroid volume,<br />
thyroid nodularity, and thyroid function in<br />
patients with sporadic nontoxic goiter. Amer J<br />
Med 89: 602, 1990<br />
2. Derwahl M, Broecker M, Kraiem Z. Thyrotropin<br />
may not be the dominant growth factor in benign<br />
and malignant thyroid tumors. Clinical review<br />
101. J Clin Endocrinol Metab 84: 829, 1999<br />
27 (2003) 2 <strong>Endokrinologie</strong> <strong>Informationen</strong> 53