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Endokrinologie Informationen - Deutsche Gesellschaft für ...

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und Exons sind betroffen, bei denen Mutationen zur<br />

fehlerhaften Synthese der mRNA führen.<br />

Der Nachweis der Mutationen im Menin-Gen erfolgt<br />

aus genomischer DNA, die aus Leukozyten gewonnen<br />

werden kann. Die Exons, sowie die flankierenden<br />

Sequenzen der Introns werden durch die Polymerase-<br />

Kettenreaktion selektiv amplifiziert, durch direkte<br />

Sequenzierung die Basensequenz ermittelt und mit der<br />

publizierten Sequenz verglichen. Da die Mutationen in<br />

allen Bereichen der kodierenden Region des Gens auf-<br />

ABSTRACTS<br />

treten können, ist die komplette Sequenzierung notwendig.<br />

In der Regel wird in jeder MEN-1-Familie eine<br />

unterschiedliche Mutation nachgewiesen. Sogenannte<br />

Hot-Spots <strong>für</strong> Mutationen, wie sie z.B. im RET-<br />

Protoonkogen bei MEN-2-Patienten vorliegen, gibt es<br />

nicht. Der Nachweis einer Mutation bei einem Index-<br />

Patienten einer MEN-1-Familie ermöglicht eine effiziente<br />

Untersuchung der übrigen Familienmitglieder,<br />

da diese nur noch auf das Vorliegen dieser Mutation<br />

überprüft werden müssen.<br />

Multiple endokrine Neoplasie Typ2 – Diagnostik, Therapie, Nachsorge<br />

Definition der multiplen endokrinen<br />

Neoplasie Typ 2<br />

Die multiple endokrine Neoplasie Typ 2 (MEN 2A) ist ein<br />

autosomal dominant vererbbares Krebs-Leiden, das<br />

eine hohen Penetranz <strong>für</strong> das medulläre Schilddrüsenkarzinom<br />

(medullary thyroid carcinoma=MTC) zeigt. Es<br />

kommt in drei verschiedenen phänotypischen Ausprägungsformen<br />

vor:<br />

1. MEN 2A (Sipple-Syndrom) charakterisiert durch<br />

MTC, uni- oder bilaterale Phäochromocytome, primärer<br />

Hyperparathyreoidismus auf dem Boden<br />

einer Vierdrüsen-Hyperplasie<br />

2. MEN 2B – assoziert mit: MTC, uni- oder bilateralen<br />

Phäochromocytomen und phänotypisch richtungsweisender<br />

zentrofazialer und intestinaler Ganglioneuromatose<br />

sowie marfanoiden Habitus<br />

3. FMTC – familiäres medulläres Schilddrüsenkarzinom:<br />

alleiniges Auftreten eines MTC bei mindestens<br />

zwei Familienangehörigen.<br />

Pathogenese der multiplen endokrinen Neoplasie<br />

Typ 2<br />

Ursache der Tumorentwicklung sind Mutationen im<br />

RET-protoonkogen, das <strong>für</strong> einen membranständigen<br />

Tyrosinkinase-Rezeptor kodiert. Die Mutation führt zur<br />

spontanen und dauernden Aktivierung des RET-<br />

Rezeptors ohne Ligandenbindung und damit Aktivierung<br />

der Postrezeptor-Signalkaskade, die u.a. <strong>für</strong><br />

die Proliferation der neuroendokrinen Zellen verantwortlich<br />

ist. Es finden sich fünf Mutationen im Exon 10<br />

und 11, die <strong>für</strong> die extrazelluläre Domäne des RET–<br />

Rezeptors kodieren und zum Austausch von Cystein<br />

durch andere Aminosäuren führen und eine Reihe weiterer<br />

Mutationen in den Exons 13–16, die <strong>für</strong> die intra-<br />

Friedhelm Raue, Heidelberg<br />

zellulläre Domäne kodieren. Zwischen der spezifischen<br />

Mutation und dem Phänotyp findet sich eine Korrelation,<br />

die am deutlichsten bei der Codon 918 Mutation<br />

ausgepägt ist, die <strong>für</strong> 95% alle MEN 2B kodiert.<br />

Mutationen <strong>für</strong> MEN 2A findet man in den Exon 10 und<br />

11, am häufigsten assoziert mit Codon 634, während<br />

Mutationen, die mit einer FMTC einhergehen zunehmend<br />

in den Exons 13–16 gefunden wird.<br />

Leittumor bei allen drei Erkrankungen mit einer Penetranz<br />

von 90% ist das MTC, eine maligne Erkrankung<br />

der C-Zellen der Schilddrüse, das sich über das prämaligne<br />

Zwischenstadium der C-Zell-Hyperplasie<br />

(CCH) manifestiert. 25–30 % aller MTC sind hereditär<br />

und entwickelt sich mit unterschiedlicher Penetranz bei<br />

den einzelnen Formen des hereditären Tumor-Syndroms,<br />

bei der MEN 2B schon im ersten Lebensjahr,<br />

bei der MEN 2A meist im zweiten und bei der FMTC im<br />

vierten Lebensjahrzehnt. Das MEN-2A-Syndrom ist die<br />

häufigste Variante mit ca. 50%, das MEN-B-Syndrom<br />

die seltenste Variante mit ca. 5%, das FMTC-Syndrom<br />

wird zunehmend häufiger diagnostiziert (ca. 45%).<br />

Ursache <strong>für</strong> die Zunahme des FMTC ist das systematische<br />

Calcitonin-Screening bei Struma nodosa mit<br />

Entdeckung von Frühformen wie der CCH und die<br />

sytematische molekulargenetische Diagnostik bei<br />

„anscheinend sporadischem“ MTC.<br />

Tumormarker <strong>für</strong> das MTC ist das Calcitonin, das sowohl<br />

basal als auch nach Stimmulation durch<br />

Pentagastrin bestimmt werden kann. Ein überschießender,<br />

pathologischer Anstieg des Calcitonins nach<br />

Pentagastrin ist nahezu beweisend <strong>für</strong> ein MTC bzw.<br />

dessen Präkanzerose, die multifokale CCH.<br />

27 (2003) 2 <strong>Endokrinologie</strong> <strong>Informationen</strong> 93

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