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Zeit für Familie - Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden ...

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Problemorientierte Einführung<br />

der <strong>Familie</strong> führen kann. Falls damit das gesellschaftliche und ökonomische <strong>Zeit</strong>optimum nicht realisiert wird,<br />

stellt sich die Frage nach einer besseren Synchronisation von konkurrierenden <strong>Zeit</strong>budgets oder nach der<br />

volkswirtschaftlichen Umverteilung von <strong>Zeit</strong>budgets.<br />

Zusätzlich zu diesen gesamtwirtschaftlichen Befunden muss auch die individuelle Ebene verstärkt in den<br />

Blick genommen werden. In einer Multioptionsgesellschaft kann es zu einer Zunahme der subjektiv gefühlten<br />

<strong>Zeit</strong>knappheit kommen, die als zusätzlicher Stressor gewertet werden kann. Eine gestiegene Anzahl der<br />

Möglichkeiten der <strong>Zeit</strong>verwendung lässt auch die Notwendigkeit zunehmen, entweder immer mehr Optionen<br />

abzuwählen, <strong>für</strong> die einzelne Option weniger <strong>Zeit</strong> zur Verfügung zu haben oder bestimmte Dinge, wenn<br />

möglich, parallel zu tun. Dadurch kann subjektiv <strong>Zeit</strong>stress entstehen, der sich mit den vorhandenen Daten<br />

nicht abbilden lässt. Zudem findet eine Verdichtung von <strong>Zeit</strong> in dem Sinne statt, dass – gefühlt oder<br />

tatsächlich – in einer gegebenen <strong>Zeit</strong>spanne immer mehr geleistet werden muss, nicht nur im Erwerbsleben,<br />

sondern zunehmend auch in der Freizeit. Es steigen also auch die individuellen Ansprüche an die eigene,<br />

möglichst nutzenmaximierte <strong>Zeit</strong>verwendung und -gestaltung. Treffen diese Ansprüche nun auf starre oder<br />

nicht vorhersehbare externe Rahmenbedingungen, dann entsteht ein Gefühl des Kontrollverlustes über die<br />

eigene <strong>Zeit</strong>gestaltung, das zu einer spürbaren individuellen Belastung werden kann. Insofern muss zwischen<br />

subjektiven und objektiven Ursachen von <strong>Zeit</strong>knappheit unterschieden werden, denen mit unterschiedlichen<br />

Maßnahmen zu begegnen ist.<br />

Diese Überlegungen lassen sich ohne weiteres auf <strong>Familie</strong> übertragen. Infolge eines erhöhten Koordinations-<br />

und Synchronisationsaufwands zwischen den <strong>Familie</strong>nmitgliedern und ihren unterschiedlichen zeitlichen<br />

Verpflichtungen sind Quantität und Qualität sowie die soziale Passung der <strong>für</strong> die <strong>Familie</strong> zur Verfügung<br />

stehenden <strong>Zeit</strong> deshalb entscheidende Größen <strong>für</strong> Lebensqualität. Unter Qualitätszeit <strong>für</strong> <strong>Familie</strong> ist<br />

selbstbestimmt verbrachte <strong>Zeit</strong> mit der <strong>Familie</strong> gemeint, deren Umfang groß genug ist, dass dadurch nicht<br />

zwangsläufig <strong>Zeit</strong>knappheit und <strong>Zeit</strong>stress entstehen. Zusätzliche <strong>Zeit</strong>anforderungen, etwa aus dem<br />

Erwerbsleben, müssen dann nicht unbedingt als Einschränkung von Qualitätszeit wahrgenommen werden,<br />

wenn durch Lage und Flexibilität eben diese Qualitätszeit <strong>für</strong> <strong>Familie</strong> gesichert werden kann. Im Hinblick auf<br />

die bloße Quantität kann sogar davon ausgegangen werden, dass es auch ein „Zuviel― an <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong><br />

geben kann, etwa wenn mehr <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> Erwerbstätigkeit gewünscht wird und dies nicht umsetzbar ist oder wenn<br />

<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> die eigene Rekreation fehlt. 27<br />

1.2.3 Ursachen struktureller <strong>Zeit</strong>knappheit<br />

<strong>Familie</strong>nmitglieder sind in vielfältige, teilweise in Widerspruch zueinander stehende gesellschaftliche<br />

<strong>Zeit</strong>systeme eingebunden, die das <strong>Familie</strong>nleben mehr oder weniger direkt beeinflussen. Strukturell<br />

verursachte <strong>Zeit</strong>knappheit entsteht, wenn die <strong>Zeit</strong>strukturen unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilsysteme<br />

nicht miteinander abgestimmt sind und Akteure, die sich in zwei oder mehr dieser Systeme bewegen,<br />

systematisch <strong>Zeit</strong>konflikte zu bewältigen haben. Eines der klassischen Beispiele <strong>für</strong> unkoordinierte und damit<br />

nicht kompatible Taktgebungen von <strong>Zeit</strong>strukturen sind Arbeitszeiten und Öffnungszeiten von<br />

Kindertageseinrichtungen oder Behörden. Aufgrund der Wegezeiten zwischen diesen Einrichtungen sind<br />

berufstätige Eltern vielfach nicht oder nur unter besonderen Belastungen in der Lage, sich in den <strong>Zeit</strong>regimen<br />

der verschiedenen Institutionen adäquat zu bewegen. <strong>Zeit</strong>konflikte dieser Art können bereits das Individuum<br />

belasten, der Koordinationsaufwand wird jedoch ungleich höher, wenn <strong>Zeit</strong>en mehrerer <strong>Familie</strong>nmitglieder,<br />

die sich in Institutionen mit unterschiedlichen <strong>Zeit</strong>taktungen bewegen, miteinander koordiniert werden<br />

müssen. <strong>Zeit</strong>konflikte werden weiter forciert, wenn Unerwartetes zeitliche Abläufe stört, etwa<br />

unvorhergesehene Überstunden wegen kurzfristig anberaumten Besprechungen oder krankheitsbedingte<br />

Ausfälle bei der Kinderbetreuung.<br />

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