Zeit für Familie - Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden ...
Zeit für Familie - Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden ...
Zeit für Familie - Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Problemorientierte Einführung<br />
welchen grundsätzlichen Handlungsfeldern die einzelnen Akteure schwerpunktmäßig ansetzen und welche<br />
Instrumente dabei in einen konsistenten Gesamtzusammenhang gebracht werden können.<br />
Auf der Akteursebene geht es vor allem um eine Verschränkung der vier Ebenen Zivilgesellschaft,<br />
Unternehmen und Sozialpartner, Politik und Institutionen sowie der Individuen entlang der Wirkungskette von<br />
familienzeitpolitischen Inputs zur Ermöglichung und Schaffung von „<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>― (Abbildung 1.1).<br />
Diesen vier Akteursebenen entsprechend können als größere Ansatzpunkte die Förderung des<br />
bürgerschaftlichen Engagements, die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong>, die finanziellen und rechtlichen<br />
Rahmenregeln sowie die indirekten Einwirkungsversuche auf die individuellen Präferenzen zugeordnet<br />
werden. Auf der Instrumentenebene kann dies weiter ausdifferenziert werden. Hier gibt es eine Fülle<br />
zeitpolitischer Inputs, um zu mehr „<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>― beitragen zu können. <strong>Familie</strong>nzeitpolitik als einem<br />
eigenständigen Politikfeld kommt dabei die Aufgabe zu, die einzelnen Instrumente in einen systematischen<br />
Gesamtzusammenhang zu bringen und so zu koordinieren, dass sie einen größtmöglichen Beitrag zu mehr<br />
„<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>― zu leisten imstande sind.<br />
<strong>Zeit</strong>politische Impulse – eröffnet insbesondere durch die gewonnenen Lebensjahre – können zunächst vom<br />
zivilgesellschaftlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger ausgehen. Wer sich in welchem Umfang<br />
bürgerschaftlich engagiert und damit auch <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> andere einbringt, leistet einen Beitrag zu den zeitlichen<br />
Grundstrukturen einer Gesellschaft. Instrumente könnten etwa weiche Anreize zur Übernahme von<br />
<strong>Zeit</strong>verantwortung auf der Ebene von Vereinen, Verbänden und Parteien geben. Es kann aber auch eine<br />
gesellschaftlich bindende Vorkehrung geben, die direkt auf die Verwendung von <strong>Zeit</strong>budgets von Individuen<br />
einwirkt, wie es etwa durch die bisherige Wehrpflicht geschehen ist. Ein Freiwilligendienst, der an die Stelle<br />
der Wehrpflicht tritt, kann per saldo zusätzliche <strong>Zeit</strong>budgets <strong>für</strong> familienunterstützende Dienstleistungen<br />
mobilisieren, ist aber als freiwillige Leistung bei weitem weniger bindend als der bisherige Wehrdienst<br />
respektive der Zivildienst. <strong>Zeit</strong>budgets ehrenamtlich Tätiger, auch <strong>für</strong> familienunterstützende Dienste, stellen<br />
mithin eine strategische Ressource dar, deren Erschließung öffentlich unterstützt werden könnte.<br />
Der zweite zeitpolitisch hochrelevante Akteur sind die Unternehmen und Sozialpartner, die über die<br />
Gestaltung von Arbeitszeiten und andere Maßnahmen maßgeblichen Einfluss auf die „<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>―<br />
nehmen können. Für die Unternehmen gibt es auf der Instrumentenebene eine Vielzahl von<br />
vereinbarkeitsorientierten Maßnahmen, die von Arbeitszeitregeln bis zu einer lebensphasenorientierten<br />
Personalpolitik reichen. Unternehmen verfügen durch die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen hinsichtlich<br />
Lage und Dauer der Arbeitszeit, der Ausgestaltung der Arbeitsverträge im Rahmen der gesetzlichen<br />
Möglichkeiten sowie der Maßnahmen im Rahmen einer lebensphasenorientierten Personalpolitik über eine<br />
ganze Palette von Instrumenten, um die Arbeitszeit- und Beschäftigungsorganisation familienzeitbewusster zu<br />
gestalten. Mit Blick auf die Unternehmen wird es familienzeitpolitisch vor allem darum gehen müssen, das<br />
Ziel der Vereinbarkeit von <strong>Beruf</strong> und <strong>Familie</strong> noch mehr als einen „business case― zu verankern, welches sich<br />
in <strong>Zeit</strong>en eines schrumpfenden Arbeitsangebots als ein harter Wettbewerbsfaktor erweist.<br />
Auf der Ebene der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erstreckt sich die Palette der Maßnahmen von<br />
rechtlichen Regelungen, den Angeboten der Betreuungs- und Unterstützungsinfrastruktur über die<br />
Öffnungszeitenpolitik von öffentlichen Einrichtungen sowie die <strong>Familie</strong>nbewusstheit von<br />
Ausbildungsinstitutionen bis zur Infrastrukturpolitik <strong>für</strong> erwerbstätige <strong>Familie</strong>n, die auch die Frage der<br />
Mobilität im Dreieck <strong>Familie</strong>-Arbeit-Betreuung einschließt. Bei der Ausgestaltung von <strong>Familie</strong>nzeitpolitik<br />
gibt es teilweise funktionale Äquivalente zwischen einem finanziellen Mitteleinsatz und einer rechtlichen<br />
Vorkehrung. Beim Ausbau familienunterstützender Dienstleistungen etwa kann einerseits an steuerliche<br />
Hilfestellungen <strong>für</strong> den privaten Haushalt als Betrieb gedacht werden. Andererseits üben arbeitszeitrechtliche<br />
Maßnahmen wie etwa die Bestimmungen zur Elternzeit einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong><br />
21