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PT-Magazin_5_2016

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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Gesellschaft <strong>PT</strong>-MAGAZIN 5/<strong>2016</strong><br />

© Jrgen Flchle / Fotolia<br />

16<br />

In der sozialistischen DDR gab es weder<br />

Bananen noch Westreisen. Das toppte<br />

die Zuckerinsel Kuba: Als dort Che Guevara<br />

Wirtschaftsminister war, wurde sogar<br />

der Zucker knapp.<br />

1<br />

“Noch vor fünfzig Jahren hatte praktisch<br />

kaum jemand den Mut, für die<br />

freie Marktwirtschaft einzutreten“,<br />

formulierte vor über fünfzig Jahren<br />

Ludwig von Mises vor argentinischen<br />

Studenten nach der Ära Peron. Heute<br />

nach Wirtschaftswunderzeiten und der<br />

Implosion realer sozialistischer Systeme<br />

bedarf es wieder dieses Mutes. Denn<br />

es ist wieder en vogue in der öffentlichen<br />

Debatte, marktwirtschaftliche<br />

Systeme zu diskreditieren. Mehr noch:<br />

In der Wirtschaftspolitik nehmen Interventionismus<br />

und Regulierung bereits<br />

sozialistische Züge an. Mietpreisbremse<br />

und andere Preiseingriffe nehmen überhand.<br />

Lehrbeispiel für das Versagen von<br />

politischer Intervention in wirtschaftliche<br />

Prozesse ist doch die Energiepolitik.<br />

2<br />

Angesichts des zunehmenden<br />

Drucks auf das marktwirtschaftliche<br />

System, auch bedingt durch<br />

den ständigen Interventionismus, ist es<br />

geboten, von neuem die grundsätzlichen<br />

Unterschiede zwischen Marktwirtschaft<br />

und Sozialismus herauszustellen.<br />

Wesentliche Merkmale für ein Wirtschaftssystem<br />

sind die Antworten auf<br />

die beiden Fragen: 1) Wer verfügt über<br />

das Eigentum an den Produktionsmitteln?<br />

2) Wer koordiniert Angebot und<br />

Nachfrage. Marktwirtschaft ist gekennzeichnet<br />

durch Privateigentum an den<br />

Produktionsmitteln und Koordination<br />

von Angebot und Nachfrage durch<br />

Markt und Wettbewerb. Im Sozialismus<br />

Warum Sozialismus<br />

nicht funktionieren kann<br />

dagegen liegt das Eigentum in Kollektiven<br />

(verstaatlicht oder vergesellschaftet)<br />

und die Koordination von Angebot und<br />

Nachfrage erfolgt über einen zentralen<br />

Plan bzw. eine Zentrale.<br />

3<br />

Die empirischen Erfahrungen mit<br />

sozialistischen Systemen haben<br />

stets die theoretischen Argumente<br />

derjenigen Wissenschaftler bestätigt,<br />

die wie Mises, Popper oder Hayek die<br />

Funktionsuntüchtigkeit solcher Modelle<br />

behauptet haben. Zu solchen Erfahrungen<br />

gehören beispielsweise:<br />

a) Sozialismus ist stets mit Totalitarismus<br />

politisch wie wirtschaftlich verbunden.<br />

Beides ist interdependent.<br />

Beides hebt die Freiheit politisch wie<br />

wirtschaftlich auf. Die Zentrale ist<br />

davon überzeugt, zu wissen, was gut<br />

für das Volk ist („Volksdemokratie“).<br />

b) Sozialistische Systeme führen zu<br />

Armut der Massen und zu Wohlstand<br />

nur der politischen Elite. Gegenwärtig<br />

bietet der Kubatourismus hierfür den<br />

besten Anschauungsunterricht. Noch<br />

drastischer freilich ist Nordkorea.<br />

c) Sozialismus heißt: Anmaßung von<br />

Wissen (Hayek). Es ist aber – trotz<br />

aller Fortschritte in der Datenverarbeitung<br />

– unmöglich, dass die Zentrale<br />

oder das Kollektiv über mehr<br />

Wissen verfügt als die Millionen von<br />

Bürgern, Verbrauchern und Produzenten.<br />

d) Auch sozialistische Systeme brauchen<br />

Kalkulationsgrundlagen. Eine Anekdote<br />

aus dem wissenschaftlichen<br />

Ideenstreit möge das Versagen solcher<br />

Systeme belegen: Oskar Lange,<br />

Ideengeber des sog. Dritten Wegs<br />

zwischen Kapitalismus und Sozialismus<br />

(sein Konzept nannte er Konkurrenzsozialismus<br />

und diente später<br />

als Blaupause für Ota Sik) wurde<br />

nach den Kalkulationsgrundlagen in<br />

seinem Konzept gefragt. Seine Antwort:<br />

„Ganz einfach, man nehme den<br />

Warenhauskatalog eines amerikanischen<br />

Unternehmens, dann kenne<br />

man das Preisgefüge!“<br />

4<br />

Marktwirtschaftliche Systeme sind<br />

offene Systeme, sind lernfähig,<br />

sind sensibel für Fehlerkorrekturen,<br />

sind anpassungsfähig und innovativ.<br />

Diese Eigenschaften gehören nicht<br />

zum Charakter sozialistischer Muster.<br />

Anschauungsunterricht hierfür bietet<br />

allein schon der Vergleich öffentlicher<br />

Verwaltungen und der Wirtschaft in<br />

unserem Land. Öffentliche Verwaltungen<br />

sind Bürokratien. Sie beruhen auf<br />

dem Prinzip von Befehl und Gehorsam.<br />

Kultur der Innovation, der Reformbereitschaft<br />

und Reformfähigkeit sowie des<br />

Verbesserungsmanagements: Fehlanzeige.<br />

Zwei Erlebnisse hierzu: Am Rande<br />

eines Treffens mit dem damaligen NRW-<br />

Ministerpräsidenten Clement sagte dieser<br />

im Kontext dieser Thematik: „Der<br />

öffentliche Sektor ist viel zu groß, das<br />

müsste alles kleiner werden!“ Warum ist<br />

ihm das als Chef der Verwaltung nicht<br />

gelungen? Zweites Erlebnis: Ein für das<br />

Kultusministerium eines Bundeslands<br />

zuständige Ressortchef sagte anlässlich<br />

eines Strategietreffens: „In meinem<br />

Hause könne man ein Drittel der Planstellen<br />

einsparen, ohne dass die Arbeit<br />

darunter leiden würde.“ Geschehen ist<br />

aber nichts.<br />

5<br />

Der Unterschied zwischen privatem<br />

und öffentlichem Sektor lässt sich<br />

auch und besonders an der Nutzungsintensität<br />

technischen Fortschritts<br />

verdeutlichen. Mitte der 90er-Jahre gab<br />

es eine Veranstaltung bei einem saarländischen<br />

Softwareunternehmen. Gast<br />

war auch der damalige Ministerpräsident.<br />

Der Festredner, Mitglied des Vor-

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