Facetten November 2013
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Einrichtung mit Zukunft<br />
Uta Kaiser, Altenpflegeschülerin<br />
Sie kommt gern zur Arbeit, freut sich<br />
an der gemütlichen Atmosphäre und<br />
nutzt den Freiraum, den man ihr von Beginn<br />
an gelassen hat, um Ideen für die<br />
Tagesaktivitäten zu entwickeln. Uta Kaiser<br />
ist 43 Jahre alt und Altenpflegeschülerin<br />
im 3. Ausbildungsjahr in der Tagespflege<br />
am Holzmarkt. „Besonders reizt es<br />
mich herauszufinden, wie jeder Einzelne<br />
zu erreichen ist, hier sind ja doch die meisten<br />
Besucher an Demenz erkrankt“, sagt<br />
sie. Und dass hier nicht im Akkordtempo<br />
gearbeitet werden müsse wie in vielen<br />
Pflegeeinrichtungen. „Hier können wir<br />
in Kontakt sein, Biografiearbeit machen,<br />
hier ist Zeit für das Eigentliche, was doch<br />
im Mittelpunkt der Pflege stehen sollte:<br />
der persönliche Kontakt.“<br />
Die gelernte Verwaltungsfachangestellte<br />
und alleinerziehende Mutter zweier<br />
Söhne hat sich zu dieser zweiten Berufsausbildung<br />
entschlossen, weil sie einerseits<br />
mit Menschen arbeiten möchte, andererseits<br />
Altenpflege in Anbetracht des<br />
demografischen Wandels ein Beruf mit<br />
Zukunft ist.<br />
Uta Kaiser hat gelernt, wie man den<br />
Einzelnen erreichen kann, mal ist es ihre<br />
Hand, die sie jemandem reicht, oder ein<br />
erinnertes und gemeinsam gesungenes<br />
Lied, ein andermal ist es das mimische<br />
Bestätigen als Zeichen „ich verstehe dich“.<br />
Sogar Applaus bekommt sie dann und<br />
wann für eine gelungene Tagesgestaltung<br />
– ob für eine Vorführung mit ihren Handpuppen<br />
oder für eine schöne Bewegungsstunde.<br />
Uta Kaiser genießt auch die gemeinsamen<br />
Mahlzeiten mit den BesucherInnen,<br />
die Zeit, die da ist, um auf die individuelle<br />
Bedürfnisse einzugehen – auch<br />
wenn die deutliche Zunahme der Dokumentationspflichten<br />
in der Altenpflege<br />
täglich einen Spagat von den Pflegekräften<br />
abverlangt. Neben den pflegerischen,<br />
medizinischen und hauswirtschaftlichen<br />
Tätigkeiten ist in der Tagespflege Zeit für<br />
die Gestaltung des gemeinsamen Lebens,<br />
für Bewegung, Singen und Spiel, für Gedächtnistraining<br />
und Biografiearbeit.<br />
In ihrer Ausbildungsgruppe ist Uta Kaiser<br />
die Einzige, die in einer Tagespflege<br />
lernt – und sie ist eine glühende Verfechterin<br />
dieser teilstationären Bertreuungsform<br />
der Altenpflege, die sie sich neben<br />
stationärer und ambulanter als gleichwertig<br />
gesehen wünscht. Und was ein<br />
weiterer Pluspunkt ist: Diese Arbeit ohne<br />
Schichtdienst lässt sich mit ihrem Leben<br />
als mit ihren Kindern alleinlebende Frau<br />
vereinbaren.<br />
Kirsten Alers<br />
20 FACETTEN Tagespflege