s'Positive Magazin 08.2016
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Wie liefen dann die Tage für Sie konkret<br />
ab? Die Sendung dauerte ja sechs Wochen.<br />
Sechs Wochen mit 20 schönen Frauen –<br />
wie hält man das aus?<br />
Es wurden im Verlaufe der Sendungen immer<br />
weniger. Ich hatte eine Villa zur Verfügung<br />
und ich konnte mich zurückziehen.<br />
Alleine?<br />
Am Schluss nicht mehr. Ich traf die Kandidatinnen<br />
so um neun Uhr beim Frühstück.<br />
Dann folgten die verschiedenen Drehs.<br />
Kam es zu Auseinandersetzungen zwischen<br />
den Kandidatinnen?<br />
Ja, schon. Es gab Gruppenbildungen. Es gibt<br />
eben starke und weniger starke Persönlichkeiten.<br />
Ich versuchte, die Schwächeren aufzumuntern.<br />
Sie haben am Schluss eine starke Frau<br />
auserkoren?<br />
Ja, eine Bernerin, die in Berlin lebt.<br />
Sie mögen starke, selbstbewusste Frauen?<br />
Ja.<br />
Hatten Sie mit der starken, schönen Bernerin<br />
nach der Sendung eine Beziehung?<br />
«Die Kunst im Showbusiness<br />
ist, zu wissen,<br />
wer ein Schnorri ist und<br />
wer nicht. Jeder hat nur<br />
eine Handvoll Freunde,<br />
auf die Verlass ist.»<br />
Nein, es hat nie richtig gefunkt. Wir konnten<br />
wohl zu wenig Zeit miteinander verbringen.<br />
Haben Sie noch Kontakt mit den anderen<br />
Frauen aus der Sendung?<br />
Nein, höchstens ab und zu per Facebook.<br />
Eine Gratulation zum Geburtstag oder so.<br />
Ich bin jetzt verlobt und es wäre ja, wenn<br />
man wieder in einer Beziehung lebt, irgendwie<br />
schräg, diese Kontakte weiter zu pflegen.<br />
Aber ich hatte ein gutes Verhältnis zu den<br />
Ladies. Ich behandelte alle mit Respekt und<br />
ich denke, das wurde geschätzt.Wenn ich<br />
eine nach Hause schicken musste, versuchte<br />
ich immer, dies respektvoll und mit tröstenden<br />
Worten zu tun.<br />
Sie sind bodenständig und sensibel.<br />
Kommt Ihnen Ihre Arbeit manchmal oberflächlich<br />
vor?<br />
Oberflächlichkeit trifft eher aufs Modeln zu.<br />
Auch wenn die Sendung oberflächlich wirken<br />
mag, – beim Bachelor brachte ich meine Persönlichkeit<br />
ins Spiel. Ich öffnete dabei mein<br />
Herz, und die Frauen ebenso. Aber es ist<br />
schon so: Im Showbusiness bewegen sich<br />
alle an der Oberfläche. Immer die gleiche<br />
oder ähnliche Konversation. Viel wird versprochen,<br />
wenig gehalten. Doch dies merkst<br />
du am Anfang noch nicht. Die Kunst ist es,<br />
die Rosinen herauszupicken. Zu wissen, wer<br />
nur ein Schnorri ist, oder wer einen wirklich<br />
weiterbringen kann. Jeder hat eben nur eine<br />
Handvoll richtige Freunde, auf die Verlass ist.<br />
Sind Sie beim Modeln «nur» ein Kleiderständer,<br />
oder können Sie Ihre Persönlichkeit<br />
auch hier einbringen?<br />
In gewisser Weise bin ich schon nur ein Kleiderständer.<br />
Ich muss funktionieren und das<br />
bringen, was mein Auftraggeber will. Aber<br />
ich bringe in meine Arbeit ein, was mir wichtig<br />
ist. Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Anstand.<br />
Ich erwidere einen Gruss, ich interessiere<br />
mich für das Produkt, für das ich Modell<br />
stehe. Das sind Werte, die für mich im Leben<br />
wichtig sind und die mir bei meiner Arbeit<br />
helfen.<br />
So wie im richtigen Leben.<br />
Ja, das war auch bei meiner Arbeit als Zimmermann<br />
so. Ich hatte einen Auftrag, ich<br />
interessierte mich dafür und ich setzte alles<br />
daran, ihn gut und termingerecht zu erledigen.<br />
Was steckt mehr in Ihnen: Zimmermann<br />
oder Model?<br />
Ich bin sehr dankbar, für alles, was ich erleben<br />
durfte und noch darf. Es bringt mich<br />
weiter, und das ist kostbar. Ich darf als «grünschnabeliger»<br />
Emmentaler eine Welt kennenlernen,<br />
die ich sonst nie gesehen hätte. Ich<br />
lerne interessante Menschen kennen, darf<br />
Länder bereisen und schöne Momente erleben.<br />
Das hat mich verändert, weil ich dabei<br />
viel lerne. Wer weiss, vielleicht werde ich ja<br />
im Laufe meines Lebens ein bisschen weise.<br />
Denken Sie, dass Sie durch Ihre Tätigkeit<br />
im Showbusiness ein anderer geworden<br />
sind, als Sie es als Zimmermann waren?<br />
Ich glaube, dass ich derselbe geblieben bin.<br />
Auch wenn Welten zwischen meiner Arbeit<br />
als Zimmermann und dem Showbusiness<br />
liegen – ich bin, wie ich schon sagte, immer<br />
noch ein Holzwurm und bleibe es.<br />
Haben Sie Ihr Talent eigentlich früh erkannt?<br />
Ich war bereits als Bub ein Selbstdarsteller.<br />
Ich wollte immer singen und auf der Büh-<br />
s’Positive 8 / 2016 7