blu Oktober 2016
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Kunst<br />
Interview<br />
CHRISTOPHE LARDOT:<br />
NEO-POP-ART<br />
Zweifelsohne einer der besten Zeichner<br />
der Szene. Kaum einer bringt so viel<br />
Humor, Sex und Dynamik in seine Männer<br />
wie Christophe Lardot. Wir konnten mit<br />
dem belgischen Künstler chatten.<br />
WANN HAST DU MIT DEM ZEICHNEN<br />
BEGONNEN?<br />
Schon als Kind. Ich habe nie aufgehört, das<br />
zu tun, was mir liegt. In meinem Berufsleben<br />
war ich Stylist und habe viel für<br />
Kunden von Paris bis Lyon gezeichnet. Vor<br />
zehn Jahren habe ich dann einen Agenten<br />
in Paris kontaktiert, um mich wieder darauf<br />
zu konzentrieren, was meine erste Liebe<br />
war: das Zeichnen. Seitdem konnte ich unter<br />
anderem für Marie-Claire, die Cosmopolitan<br />
und auch L’Oreal zeichnen.<br />
VERRATE MIR MAL ETWAS ZU DEINEN<br />
„POST-IT“-PORTRÄTS …<br />
Vor zwei Jahren hat das begonnen. Ich<br />
hatte bis dahin nur Frauen gezeichnet und<br />
hatte das Verlangen, Männer zu zeichnen.<br />
Ich hatte aber kein Papier zur Hand, nur<br />
Post-its. Also machte ich ein paar Skizzen<br />
und hängte sie auf … Die stellte ich dann<br />
auf Facebook und schrieb darunter: „Eine<br />
Erinnerung, dass ich Männer zeichnen will.“<br />
Die Reaktionen ermutigten mich so, dass<br />
ich es seitdem tue. „The Post-it Portrait<br />
Art of Christophe Lardot“ war geboren. Ich<br />
denke, dass es so etwas noch nicht gibt,<br />
jeden Tag ehre ich einen meiner Facebook-<br />
Freunde damit, dass ich ihn zeichne und<br />
poste.<br />
DAHER AUCH DER GELBE<br />
HINTERGRUND?<br />
Genau, der Hintergrund<br />
erinnert an die klassische<br />
gelbe Farbe der Post-its.<br />
WIE GESTALTET SICH EIN<br />
NORMALER ARBEITSTAG?<br />
Ich arbeite auf zwei<br />
Leveln. Ich beginne damit, dass ich einen<br />
Facebook-Freund zeichne – an seinem Geburtstag,<br />
das ist mein Geschenk zum Tag.<br />
Den übrigen Tag zeichne ich für Kunden<br />
aus der Mode- und Frauenwelt, korrespondiere<br />
mit Agenturen und der Presse.<br />
WAS INSPIRIERT DICH AM MEISTEN?<br />
Meine Freunde sind eine fantastische Quelle<br />
der Inspiration. Was Facebook angeht, so<br />
habe ich mich am Anfang darauf konzentriert,<br />
die Porträts nachzuzeichnen, die meine<br />
Kontakte lächelnd zeigten. Mittlerweile<br />
bevorzuge ich die Bilder, auf denen sie Grimassen<br />
schneiden, in Aktion sind, schreien<br />
oder lachen. Ich will diesen Moment auf<br />
Papier unsterblich machen. Das Format<br />
der Bilder ist 7,2 cm mal 7,2 cm, das ist der<br />
Größe der Post-its geschuldet. Daher bin ich<br />
ein großer Freund davon, das Gesicht als<br />
Close-up zu zeichnen, also<br />
reinzuzoomen. Auf Drängen<br />
meiner Freunde, habe ich<br />
dann auch angefangen, diese<br />
Porträts zu digitalisieren<br />
und farbig zu machen. Dann<br />
kann ich es fast beliebig groß<br />
drucken, das Ergebnis ist<br />
großartig, aus einem kleinen<br />
Bild wird etwas Großes voller<br />
Schönheit und Seele.<br />
HAT SICH DEIN LEBEN DURCH DIE ISLAMIS-<br />
TISCHEN TERRORANSCHLÄGE IN BELGIEN<br />
VERÄNDERT?<br />
Ich lebe etwa 100 Kilometer von Brüssel<br />
entfernt, also war ich nicht so nah dran.<br />
Aber ich reise viel zwischen Paris und Belgien<br />
hin und her, das lässt mich natürlich<br />
über das, was passiert, nachdenken. Auch<br />
über den Wert zu leben und FREI zu leben.<br />
•Interview: Michael Rädel<br />
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