Industrielle Automation 4/2016
Industrielle Automation 4/2016
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SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
die Überprüfung von Fertigungstoleranzen<br />
im Mikrometerbereich an Durchmessern<br />
von Dreh-, Schleif- und Gussteilen sowie die<br />
Dicken- und Längenmessung. Dabei ist der<br />
Einsatz nicht auf die metallverarbeitende<br />
Industrie begrenzt. Auch Plastikbauteile oder<br />
Papier werden mit Passametern überprüft.<br />
Ziel: Produktqualität verbessern<br />
Wiederentdeckt<br />
Vorteile eines Passameters bei der Überprüfung<br />
von Fertigungstoleranzen<br />
Passameter, die Vergleichsmessinstrumente<br />
für die Überprüfung<br />
der Fertigungstoleranzen hoch <br />
präziser rotationssymmetrischer<br />
und prismatischer Bauteile, erleben<br />
derzeit eine Renaissance. Diese<br />
vielseitig einsetzbaren Handmessmittel<br />
sind kompakt, langlebig<br />
und bei der Qualitätskontrolle<br />
kleiner Serien kostengünstiger als<br />
automatisierte Messmethoden.<br />
Handmessmittel sind auch in Zeiten zunehmender<br />
<strong>Automation</strong> zur Überprüfung<br />
von Fertigungstoleranzen nicht wegzudenken.<br />
Die Gründe für den Einsatz sind<br />
zahlreich. „Bei kleineren Stückzahlen oder<br />
der Einzelteilfertigung rechnet sich eine<br />
automatische Messeinrichtung in der Regel<br />
nicht. Vor allem dann nicht, wenn nur ein<br />
Maß zu überprüfen ist und dieses nicht<br />
dokumentiert wird“, erklärt Nils Blondin,<br />
Geschäftsführer von Feinmess Suhl. Auch<br />
beim Einrichten eines Prozesses oder wenn<br />
wenig Raum für die Messung vorhanden ist,<br />
sind Handmessmittel sinnvoll. Sie reduzieren<br />
den Messaufwand und können für Aufgaben<br />
spezialisiert werden. Zudem sind ihre<br />
Standzeiten sowie ihre Lebensdauer hoch.<br />
Lediglich bei sehr hohen Messfrequenzen<br />
und großen Stückzahlen stoßen Handmessmittel<br />
an ihre Grenzen. Typischerweise<br />
manuell gemessen werden die Fertigungstoleranzen<br />
von Dreh-, Fräs- und Schleifteilen,<br />
Schrauben oder Bolzen. Nur so kann<br />
das perfekte Zusammenspiel der einzelnen<br />
Komponenten in komplexen Produkten<br />
gewährleistet werden.<br />
Schnelle Vergleichsmessungen<br />
realisieren<br />
Ein Handmessmittel, das zurzeit ein Revival<br />
erlebt, ist das Passameter. Das Vergleichsmessgerät<br />
ist die moderne Form der Rachenlehre.<br />
Doch im Gegensatz zur Lehre,<br />
die jeweils ein festes Gut- und Schlechtmaß<br />
besitzt und damit auf nur eine konkrete<br />
Messaufgabe beschränkt ist, ist das Passameter<br />
vielseitig einsetzbar. Ausgestattet mit<br />
einem Messwerk, das schnelle Vergleichsmessungen<br />
erlaubt, ersetzt ein einziges<br />
Passameter eine Reihe von festen Lehren.<br />
Gleichzeitig gibt es dem Anwender eine<br />
Längeninformation.<br />
Passameter werden vor allem bei der<br />
Qualitätsprüfung hochgenauer rotationssymmetrischer<br />
und prismatischer Bauteilen<br />
genutzt. Typische Anwendungen sind<br />
Ein Beispiel für die Vermessung von rotationssymmetrischen<br />
Gussteilen ist der Einsatz<br />
des Passameters im Qualitätswesen<br />
von Mitec Automotive in Eisenach. Das<br />
Unternehmen ist u. a. spezialisiert auf die<br />
Entwicklung von Komponenten zur Reduzierung<br />
von Geräuschemissionen und<br />
Schwingungen. Die messende Lehre kommt<br />
in der Qualitätssicherung von Turbocompound-Gehäusen<br />
aus einer Aluminiumdruckgusslegierung<br />
zum Einsatz. Turbocompound-Aggregate<br />
dienen der Optimierung<br />
des Abgasstroms von Nutzfahrzeugen<br />
durch Energierückgewinnung aus der Abgaswärme.<br />
Dazu transferiert eine integrierte<br />
Nutzturbine mithilfe eines Übertragungsgetriebes<br />
Energie auf die Kurbelwelle. Die Folge<br />
sind eine Leistungssteigerung um bis zu<br />
10 % und eine Kraftstoffeinsparung von 7 %.<br />
Um diese Ergebnisse zu erzielen, ist bei der<br />
Fertigung des Aluminiumdruckgussgehäuses<br />
Präzision gefordert.<br />
Speziell der 84 mm messende Durchmesser<br />
des Aggregats ist engen Fertigungstoleranzen<br />
unterworfen. Zur Überprüfung dieser<br />
Toleranzen wurde ursprünglich eine Koordinatenmessmaschine<br />
verwendet. „Es war<br />
nicht nur mühsam, das fußballgroße und<br />
ca. 15 kg schwere Aggregat in den Messraum<br />
zu tragen. Diese Messart bedeutete<br />
auch einen großen zeitlichen und personellen<br />
Aufwand“, sagt Daniel Pechstädt, Leiter<br />
Qualitätswesen bei Mitec. Der Messraum<br />
und ein Mitarbeiter waren gebunden und<br />
jede Messung benötigte rund 30 min. Zudem<br />
kam es vor, dass Unrundheiten nicht<br />
festgestellt wurden. Pechstädt suchte daher<br />
nach einer Möglichkeit, die Qualität der<br />
Messung und damit auch die der Turbocompound-Gehäuse<br />
zu verbessern.<br />
Benutzerbedingte Messfehler<br />
ausschließen<br />
Die Lösung war der Passameter von Feinmess<br />
Suhl. Das Handmessmittel trägt nicht<br />
nur zur Verbesserung der Produktqualität<br />
bei, sondern spart auch Zeit und Manpower<br />
und entlastet den Messraum. Denn mit ihm<br />
kann der Maschinenbediener das Aggregat<br />
direkt vor Ort überprüfen. Zudem können<br />
mit dem Passameter nicht nur die Durchmesser<br />
überprüft, sondern durch Überkreuzmessungen<br />
auch Unrundheiten und<br />
damit Qualitätsprobleme schneller entdeckt<br />
werden. „Mit dem Passameter hat<br />
sich unsere Qualitätskontrolle verbessert.<br />
14 INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/<strong>2016</strong>