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Industrielle Automation 4/2016

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NACHGEFRAGT<br />

Was bedeutet der<br />

für die deutsche<br />

Automatisierungstechnik?<br />

Der Brexit bedeutet zunächst einmal Unsicherheit, und Unsicherheit<br />

ist nie gut für unser Geschäft, denn in einem unsicheren Umfeld<br />

halten sich unsere Kunden mit Investitionen zurück. Kurzfristig<br />

werden uns vermutlich die Währungsturbulenzen am meisten zu<br />

schaffen machen – insbesondere auch, wenn der Franken wieder<br />

unter Aufwertungsdruck kommt. Die langfristigen Folgen hängen<br />

davon ab, wie Europa und wie Großbritannien mit der Situation umgehen, welche<br />

Auswirkungen der Austritt Großbritanniens auf den Rest der EU haben wird.<br />

Der freie Waren- und Personenverkehr ist eine Grundlage des wirtschaftlichen<br />

Wohlstands hier in Europa – jeder Rückschritt gefährdet diesen Wohlstand.<br />

Dr. Luc Schultheiss, Chief Financial Officer der Endress+Hauser Gruppe, Schweiz<br />

Wir sehen die Entwicklung in Europa,<br />

speziell in Großbritannien, schon<br />

auch kritisch und werden die<br />

weiteren Entwicklungen sorgfältig<br />

beobachten. Mit Blick auf die Zukunft<br />

der Automatisierung sind wir zuversichtlich:<br />

Der Brexit wird keine Auswirkungen<br />

auf das Zukunfts thema<br />

Industrie 4.0 haben. Für uns ist und<br />

bleibt Großbritannien ein wichtiger<br />

Markt. Wir sind überzeugt, die Veränderungen<br />

gemeinsam<br />

gestalten zu können.<br />

Zudem beschäftigt uns,<br />

dass das Trennende,<br />

nicht das Verbindende,<br />

den Ausschlag für den<br />

Ausstieg gegeben hat.<br />

Renate Pilz, Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

Pilz GmbH & Co. KG (Ostfildern)<br />

8 INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/<strong>2016</strong><br />

Diese Wahl ist sehr enttäuschend für<br />

das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

und ich hoffe nicht, dass<br />

dies beispielgebend für andere<br />

Länder in der EU sein wird. Wenn<br />

hiermit der schleichende Untergang<br />

des gesell schaftlichen<br />

und wirtschaftlichen<br />

Basisgedankens der EU<br />

eingeleitet ist, dann<br />

kann man nur ‚gute<br />

Nacht, Europa‘ sagen.<br />

Deshalb gilt es die<br />

Modalitäten für die weitere Zusammenarbeit<br />

zu vereinbaren. Längerfristige<br />

Unsicherheit wäre für Europa und<br />

uns Unternehmen äußerst schädlich.<br />

Detlef Sieverdingbeck, Zentralbereichsleiter<br />

Publizistik und Kommunikation, Harting<br />

Technologiegruppe (Espelkamp)<br />

Für die deutsche Elektroindustrie ist<br />

Großbritannien einer der wichtigsten<br />

Handelspartner. Die Branchenausfuhren<br />

dorthin kamen 2015 auf<br />

9,9 Mrd. EUR. Damit ist Großbritannien<br />

weltweit der<br />

viertgrößte Abnehmer<br />

und der zweitgrößte in<br />

Europa. Als ausländischer<br />

Investitionsstandort<br />

spielt die Insel<br />

ebenfalls eine bedeutende<br />

Rolle. Der Bestand an Direktinvestitionen<br />

heimischer Elektrounternehmen<br />

in Großbritannien kam<br />

zuletzt auf 3,3 Mrd. EUR – Platz drei<br />

hinter China und den USA. Auch für<br />

die <strong>Automation</strong> – den mit Abstand<br />

größten Fachbereich der deutschen<br />

Elektroindustrie – zählt Großbritannien<br />

zu den größten Märkten. Das<br />

Königreich nahm im vergangenen<br />

Jahr Exporte von 1,5 Mrd. EUR auf.<br />

Dies waren fünf Prozent aller<br />

<strong>Automation</strong>sausfuhren. Die schlussendlichen<br />

Auswirkungen des<br />

Brexit-Votums lassen sich bislang<br />

noch nicht wirklich greifen. So lange<br />

die künftigen (Handels-)Beziehungen<br />

zwischen Großbritannien und der<br />

EU nicht geklärt sind, dürfte viel<br />

Unsicherheit herrschen. Diese<br />

wiederum lastet auf Einstellungs-,<br />

Standort-, Investitions- oder<br />

Konsumentscheidungen.<br />

Dr. Andreas Gontermann, Chef-Volkswirt,<br />

ZVEI e.V., Frankfurt a.M.

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