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s'Positive Magazin 09.2016

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WISSEN<br />

Geübte Rethoriker<br />

versuchen mit allen<br />

Tricks, ihre<br />

Gesprächspartner zu<br />

manipulieren.<br />

Autoritätstaktik werden die Experten oft nur<br />

vage angedeutet.<br />

Beispiel: «Mit dieser Meinung stehe ich nicht<br />

allein da. Bekanntlich bestätigt eine Reihe von<br />

namhaften Wissenschaftlern diese These ...»<br />

Hier lohnt es sich nachzufragen, um welche<br />

namhaften Experten es sich handelt und<br />

ob diese tatsächlich Spezialisten auf diesem<br />

Gebiet sind. Der Bezug auf Experten ist noch<br />

keine ausreichende Begründungsbasis.<br />

7 DEN BRUNNEN VERGIFTEN<br />

Es ist eine plumpe Manipulationstaktik, den<br />

Gegner – bevor er geredet hat – aus dem<br />

Rennen zu werfen.<br />

Beispiel: «Gewiss wird niemand mit gesundem<br />

Menschenverstand gegenteiliger Meinung sein.<br />

Wenn jemand Einwände hat gegen ..., so sind<br />

dies alles Interessenvertreter, die eigennützige<br />

Ziele verfolgen.»<br />

Weitere typische Formulierungen:<br />

• «Es weiss doch jeder dass ...»<br />

• «Niemand wird bezweifeln, dass ...»<br />

• «Es ist unbestritten, dass ...»<br />

• «Jedes Kind weiss, ...»<br />

• «Alle sind sich einig, dass ...»<br />

Die eigene Behauptung wird immer als<br />

«sonnenklar» hingestellt. Wenn etwas<br />

scheinbar evident und klar ist, bedarf es<br />

keiner weiteren Diskussion, meint der<br />

Manipulator. Die Wirkung ist erstaunlich<br />

gross, denn weil die meisten Menschen harmoniebedürftig<br />

sind, wehren sich gegen<br />

diese Taktik in der Regel nur wenige. Bei<br />

Brunnenvergiftern braucht es in erster Linie<br />

Mut. Wagen Sie es, sich zu Wort zu melden.<br />

Markieren Sie die unfaire Taktik und fordern<br />

sie dazu auf, echte Gründe zu nennen<br />

anstelle von «Es ist doch klar».<br />

3 DIE ANALOGIEFALLE<br />

Beispiel: Hans erklärt die Entlassung eines<br />

langjährigen Mitarbeiters. Er argumentiert:<br />

«Es gibt eben Situationen, in denen man nicht<br />

anders kann. Das hast du sicher auch schon<br />

erlebt.»<br />

Mit dieser Aussage rechtfertigt Hans die Entlassung.<br />

Doch er liefert keine Analogie zu<br />

Situationen, die vergleichbar sind. Hier<br />

drängen sich Fragen auf: Mit welchen Situationen<br />

vergleicht Hans? Gibt es tatsächlich<br />

keine Unterschiede?<br />

4 SCHWARZFÄRBEN<br />

Beispiel: Ein Teilhaber möchte das negative<br />

Geschäftsergebnis offen und ehrlich kommunizieren,<br />

ohne es zu beschönigen. Der andere<br />

wehrt ab: «Hast du dir überlegt, welche negativen<br />

Konsequenzen wir damit heraufbeschwören.<br />

Mit diesen Zahlen verbreiten wir eine<br />

negative Stimmung und unsere Mitarbeiter<br />

werden sich nicht mehr wohl fühlen.»<br />

Die Position des Mitinhabers wird bewusst<br />

drastisch düster gemalt. Hier gilt es, die Taktik<br />

beim Namen zu nennen und zu zeigen,<br />

dass die genannten Konsequenzen viel zu<br />

dramatisch dargestellt sind. Ausserdem gilt<br />

es, die positiven Folgen aufzuzählen.<br />

5 DIE PRÄZISIONSFALLE<br />

Der Manipulator setzt Prozentzahlen und<br />

Zahlen ein, die Exaktheit, Präzision und Fundiertheit<br />

suggerieren.<br />

Beispiel: «Es ist hinlänglich bekannt, dass<br />

85 % von dem, was wir veröffentlichen, nicht<br />

beim Adressaten ankommt.»<br />

Um dieser Präzisionsfalle zu entgehen,<br />

müssen wir die Zahlenangaben kritisch hinterfragen<br />

(Quelle? Begründung?).<br />

6<br />

DIE EXPERTENTAKTIK<br />

Wer sich auf Experten, Autoritäten oder<br />

namhafte Wissenschaftler beruft, verleiht<br />

seiner Position stärkeres Gewicht. Bei der<br />

8 DIE GARANTIE-TAKTIK<br />

Hier verbürgt der Manipulator die Richtigkeit<br />

seiner Aussage:<br />

Beispiele:<br />

• «Sie können mir glauben, dass ...»<br />

• «Ich kann Ihnen versichern, dass ...»<br />

• «Für mich gibt es absolut keinen Zweifel,<br />

dass ...»<br />

Mit diesen Redewendungen gibt der Manipulator<br />

sein Ehrenwort und bürgt für die<br />

Richtigkeit seiner Behauptung. Wer diese<br />

Aussage bezweifelt oder kritisiert, stellt<br />

zwangsläufig die Glaubwürdigkeit des<br />

Sprechers in Frage. Die Taktik bewährt sich<br />

bei Personen von hohem Ansehen oder bei<br />

Vorgesetzten. Überlegen Sie, mit welcher<br />

Frage Sie auch bei dieser Taktik dem Manipulator<br />

die Beweislast zuweisen können.<br />

Beispielsweise: «Was macht Sie da so sicher,<br />

dass ...?»<br />

Quelle: www.rhetorik.ch<br />

Foto: shutterstock.com/pathdoc<br />

18 s’Positive 9 / 2016

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