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Megatrends der globalen Energiewende

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Die Erzeugungsschwankungen müssen gemessen, die erhobenen Daten übertragen und verarbeitet werden<br />

– und das alles möglichst zeitnah. Da aber die Erzeugung nicht mehr nur in 500 Großkraftwerken stattfindet,<br />

son<strong>der</strong>n in Millionen dezentraler PV-Anlagen und Windrä<strong>der</strong>, entstehen allein schon hier ganz neue<br />

Aufgaben und Herausfor<strong>der</strong>ungen. Systeme müssen implementiert werden und miteinan<strong>der</strong> kommunizieren.<br />

Die Datenerfassung erfolgt in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung. Die heute üblichen Viertelstundenwerte<br />

stellen noch ein vergleichsweises grobes zeitliches Raster dar. Schon bald geht es um Sekundenwerte<br />

und Echtzeitübertragung.<br />

Die neue Lage lässt sich am Beispiel <strong>der</strong> Haushalte am besten erklären: Im „alten Markt“ hatte <strong>der</strong> Stromzähler<br />

des Haushaltskunden nur eine Aufgabe, nämlich den Verbrauch des Kunden kontinuierlich zu erfassen,<br />

<strong>der</strong> ihn dann normalerweise einmal im Jahr abliest. In Zukunft wird, wenn <strong>der</strong> Haushalt über seine eigene<br />

Erzeugung, seinen eigenen Speicher und sein eigenes Elektroauto verfügt, nicht nur Strom konsumiert und<br />

aus dem Netz entnommen, son<strong>der</strong>n auch ins Netz eingespeist. Die Anlagen <strong>der</strong> Haushalte dienen zudem<br />

auch <strong>der</strong> Stabilisierung und Regelung des Netzes. Verschiedene Stromflüsse müssen erfasst und abgerechnet<br />

werden. Und das nicht einmal im Jahr, son<strong>der</strong>n jede Viertelstunde. Aus einem Wert pro Haushalt pro Jahr<br />

werden vier pro Stunde, 96 pro Tag, 2.880 pro Monat und 35.040 Werte pro Jahr. Dass diese Datenmenge<br />

nicht mehr wie bisher <strong>der</strong> Kunde durch Abschreiben <strong>der</strong> Zählerstände und anschließende Übermittlung per<br />

Postkarte an seinen Stromversorger bewältigen kann, bedarf keiner weiteren Erläuterung.<br />

Die Digitalisierung ermöglicht die Fernauslesung von tausenden Werten pro Haushalt. Wenn dann nicht nur<br />

Verbrauchs-, son<strong>der</strong>n auch Erzeugungswerte für die Prozesse erfasst werden müssen, wird je<strong>der</strong> Haushalt in<br />

Zukunft mehr als 70.000 Messwerte pro Jahr liefern. Bei rund 100 Millionen Zählpunkten eine fundamental<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ung. Milliarden von Daten sicher zu verarbeiten, eindeutig zuzuordnen, zu archivieren<br />

und vor allem, ihnen einen energiewirtschaftlichen Sinn zu geben – das ist die Aufgabe <strong>der</strong> digitalisierten<br />

Energiewirtschaft und <strong>der</strong> Serviceunternehmen, die künftig im Maschinenraum <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong> ihre<br />

Dienste anbieten und das System funktionsfähig halten.<br />

Der erreichte Reifegrad <strong>der</strong> neuen regenerativen Energietechnologien und ihre rasante Kostendegression<br />

stehen für Erfolge bei <strong>der</strong> Hardwareentwicklung <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong>. Sie sind die notwendige Voraussetzung<br />

für ihr Gelingen. Doch hinreichend wäre das allein noch nicht. Zu einer energiewirtschaftlichen Zeitenwende<br />

verdichtet sich <strong>der</strong> Siegeszug <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien und – nicht zu vergessen – <strong>der</strong> Fortschritt auf dem<br />

Feld <strong>der</strong> Energieeffizienz erst durch die digitale Revolution, die auch an<strong>der</strong>swo die Geschäftsmodelle ganzer<br />

Branchen in Frage stellt. Es sind nicht nur Quantensprünge auf allen möglichen Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Technologieentwicklung,<br />

die die <strong>Energiewende</strong> vorantreiben, es sind auch die faszinierenden Möglichkeiten ihrer<br />

Vernetzung und Steuerung mit Hilfe <strong>der</strong> neuen Informationstechnologien (neudeutsch: Big Data).<br />

In <strong>der</strong> Energiebranche stehen wir am Anfang einer Entwicklung, die die Transformation in <strong>der</strong> Telekommunikationstechnologie<br />

– vom Festnetztelefon zur allumfassenden individuellen Vernetzung, überall mit allem<br />

und mit allen – noch in den Schatten stellen wird. Wir erleben das Zusammenwachsen von Informationstechnologie<br />

und Energiesektor. Neue Unternehmen <strong>der</strong> Energiebranche definieren sich nicht mehr als<br />

Energieversorger, son<strong>der</strong>n in einem viel umfassen<strong>der</strong>en Sinn als Dienstleister auf dem Feld <strong>der</strong> Energie.<br />

Ihre Geschäftsmodelle basieren auf einer ständig wachsenden Datenmenge und <strong>der</strong> Fähigkeit, die dezentrale<br />

<strong>Megatrends</strong> <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong> · 61

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