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Rot - Wirtschaftsnachrichten

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COVERSTORY<br />

Die Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften muss bereits im Kindergarten und in<br />

der Schule geweckt werden. Dort werden Schülerinnen aber weder gefordert noch gefördert.<br />

Foto: Jupiterimages<br />

trums Klagenfurt. 16.600 Euro vom Wirtschaftsministerium<br />

stehen für das Projekt zur<br />

Verfügung.<br />

Einblick in den Arbeitsalltag<br />

Mit Initiativen wie diesen wird das schlechte<br />

Image von technischen Berufen gezielt<br />

richtiggestellt. Denn dreckige Werkshallen<br />

sind Schnee von gestern. In der heutigen<br />

Hightech-Welt gelten oftmals Sauberkeit<br />

und Ordnung als oberste Maximen. Viele Jugendliche<br />

wollen zudem zuerst einen praktischen<br />

Einblick in die Arbeitswelt bekommen,<br />

bevor sie sich für einen Beruf entscheiden.<br />

Bisher war dies bei den traditionellen<br />

weiblichen Lehrberufen einfacher. Durch die<br />

zahlreichen Info-Veranstaltungen und praktischen<br />

Workshops für den Technikerinnen-<br />

Nachwuchs entdecken junge Frauen, dass<br />

auch sie Talent für technische Berufe besitzen.<br />

„Die Resonanz und Rückmeldung aus den<br />

Betrieben war gewaltig“, resümiert Beate<br />

Staudacher. Durch das sensible pädagogische<br />

Konzept, mit dem man die Mädchen in<br />

den Schulen anspricht, habe man ein viel<br />

größeres Interesse und mehr Anmeldungen<br />

zu Workshops und Schnuppertagen erzielt,<br />

als erwartet.<br />

Nachhaltige Prägung<br />

für die Berufsentscheidung<br />

Auch für den steirischen Autocluster ACstyria<br />

ist die immer schwieriger werdende Re-<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 4/2011<br />

krutierung neuer Mitarbeiter eine der zentralen<br />

Herausforderungen der Zukunft. „Heuer<br />

werden wir das Konzept ,Automotive Rising<br />

Girls‘ erstmalig umsetzen“, erklärt Peter<br />

Gößler, Projektmanager des ACstyria. In diesem<br />

Konzept zur Förderung des weiblichen<br />

Techniknachwuchses heißt es, eine innovative<br />

Branche wie die Automobilindustrie<br />

könne es „sicher nicht leisten, auf das Potenzial<br />

zu verzichten, welches die weibliche Bevölkerungsgruppe<br />

darstellt“.<br />

Der ACstyria versucht daher, Mädchen möglichst<br />

früh mit technischen und naturwissenschaftlichen<br />

Themen zu begeistern, um eine<br />

entsprechend nachhaltige Prägung für die<br />

spätere Berufsentscheidung zu bewirken. Einen<br />

ersten Eindruck vom Berufsleben können<br />

bereits Volksschülerinnen im Rahmen<br />

des Projekts „Girls – Car“ bekommen. Regionale<br />

Partnerbetriebe veranstalten mit Unterstützung<br />

von Volksschullehrern Workshops<br />

und Exkursionen.<br />

Exkursionen und Modellautos bauen<br />

Im Fokus des ACstyria sind jedoch speziell<br />

Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren,<br />

da in diesem Alter die Orientierung an herrschenden<br />

Geschlechterrollen noch nicht so<br />

stark wie nach Beginn der Pubertät sei. Eines<br />

der Vorzeigeprojekte des ACstyria sind die<br />

„Automotive Summercamps“. Das sind einwöchige<br />

Motivations- und Informations-<br />

Camps für Zehn- bis 14-jährige Mädchen, in<br />

denen die Jugendlichen aus regionalen<br />

Haupt- und Neuen Mittelschulen über das<br />

Zukunftspotenzial automotiver Geschäftsfelder<br />

informiert und zum Einstieg in diese<br />

Branche bewegt werden sollen. Jede Schülerin<br />

baut mit fachkundiger Unterstützung<br />

ein ferngesteuertes Modellauto. Exkursionen<br />

zu Partnerbetrieben geben einen Einblick in<br />

die Automobilbranche. 15 Mädchen nahmen<br />

im Vorjahr am Summercamp „Wir wollen<br />

Technikerinnen werden!“ teil. Im Sommer<br />

finden bereits die nächsten Summercamps in<br />

Eibiswald und Stainz statt.<br />

Ein Paradebeispiel für die Vermittlung technischen<br />

Wissens auf spielerische Art ist der<br />

Wettbewerb „Crazy Cars“ des Studiengangs<br />

„Elektronik & Technologiemanagement“ der<br />

FH Joanneum Kapfenberg. Beim Grand Prix<br />

der selbstfahrenden Modellfahrzeuge können<br />

AHS- und BHS-Schülerinnen ihre eigenen<br />

Boliden bauen. Modellautos und Komponenten<br />

für die Vorbereitungen und das Abschlussrennen<br />

werden kostenlos von der Automotive<br />

Academy Styria zur Verfügung gestellt.<br />

Bei diesem Wettbewerb geht es darum,<br />

Modell-Fahrzeuge so weit umzubauen, dass<br />

sie selbstständig einen Rennkurs sicher und<br />

schnell fahren können.<br />

Jugendliche wissen<br />

zu wenig über technische Berufe<br />

An mangelndem Bemühen der Unternehmen<br />

kann es also nicht liegen, dass es zu wenig<br />

Mädchen gibt, die sich für einen technischen<br />

Beruf interessieren. Doch die Jugendlichen<br />

scheinen viel zu schlecht über die Angebote<br />

der Wirtschaft informiert zu sein. Eine zentrale<br />

Rolle spielt dabei die Berufsorientierung<br />

in den Schulen. Vor allem in den Hauptschulen<br />

gibt es jedoch kaum Wissen über<br />

technische Berufe, kritisierte Erich Hubert<br />

Ostermann, Lehrlingsbeauftragter bei SSI<br />

Schäfer Peem: „Aus meiner Sicht passiert<br />

noch zu wenig in den Hauptschulen. Was<br />

hinter einem Lehrberuf des Mechatronikers<br />

steckt, wissen die meisten nicht.“ Unternehmen<br />

müssten daher von sich aus tätig werden.<br />

Ein gutes Mittel, um die Schülerinnen direkt<br />

zu erreichen, sind spezielle Veranstaltungen<br />

und die Zusammenarbeit mit den Schulen.<br />

Beate Staudacher bestätigt aus eigener Erfahrung<br />

die Wirksamkeit der Initiativen:<br />

„Wenn man dieses Konzept der gendermäßigen<br />

Aufbereitung von Berufsorientierung,<br />

gekoppelt mit den sehr konkreten Angeboten<br />

von werbenden Unternehmen, über einige<br />

Schuljahre hinweg konsequent verfolgt,<br />

kann über mittlere Frist ganz sicher ein Bewusstsein<br />

bei den Schülerinnen für die vielen<br />

Alternativen im Bereich der Berufsauswahl<br />

geweckt werden – und man erreicht bezirksweise<br />

durch solche Veranstaltungen ja sehr<br />

viele Jugendliche.“<br />

Frauen stürmen technische Studiengänge<br />

Dass berufliche Emanzipation stark mit Wissen<br />

und Bildung verknüpft ist, belegt der

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